naher osten – naher westen 2010

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naher osten - naher westen Interkultureller Dialog Schloss Hainfeld 2010 Rückblick

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Rückblick auf den interkulturellen Dialog 2010 auf Schloss Hainfeld, Steiermark

Transcript of naher osten – naher westen 2010

naher osten - naher westen

Interkultureller DialogSchloss Hainfeld

2010Rückblick

Schloss Hainfeld in der Oststeiermark war im Sommer 2010 Schauplatz eines neuen künstle rischen Projektes: Unter dem Titel naher osten – naher westen haben sich ausländische und einheimische KünstlerInnen mit Themenstellungen rund um die Begriffe des Fremden und des Eigenen befaßt. Dabei ging es nicht nur um künstlerische Positionen und theoreti schen Diskurs; vielmehr haben sich KünstlerInnen und BesucherIn-nen mit den persönlich erlebbaren Aspekten fremder Kulturen und Vorstellungen auseinandergesetzt.

Der Kern des vom bildenden Künstler Gerhard Flekatsch entwickelten Projektes war ein zwei-monatiges Artists-in-Residence Programm, welches 3 KünstlerInnen aus „dem Osten“ ermöglichte, sich in den Räumlichkeiten des Schlosses intensiv mit kul-turübergreifenden bzw. trennenden Themenbereichen zu beschäftigen; ungewöhnlich ist dabei, dass die Teil-nehmenden in der näheren Umgebung des Schlosses bei Gastfamilien untergebracht waren und hier das Fremde und das Gemeinsame sozusagen am eigenen Leib täglich erfahren konnten. Die Gastfamilien aus der Region waren in den Prozess mit eingebunden und eingeladen, den Aufenthalt ihrer Gäste zu doku-mentieren und zu kommentieren. Die Resultate liegen in Form von Video-Interviews vor.

Die GastkünstlerInnen konnten intensive Einblicke in Leben, Brauchtum und Kultur der heimischen Be-völkerung machen. Daraus ergaben sich in Folge weit-erführende persönliche Gespräche und gemeinsame Unternehmungen.

Auch im Rahmen einer Reihe von „Küchen gespräch en“, also Abenden, an denen die KünstlerInnen gemein-sam und mit den Gastgebern kochten, wurde die praktische und alltagsbezogene Ebene dieses Themas spürbar gemacht. Theoretische Aspekte des Themas wurden auch durch Gespräche mit gela denen Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Kunst eingebracht.

Weitere Aktivitäten waren eine Ausstellung mit Zeich-nungen, welche Schulkinder aus Feldbach zum Thema „Du bist fremd! Bin ich fremd?“ geschaffen hatten. Eine andere Ausstellung hat Positionen von 23 einheimi-schen Kunstschaffenden präsentiert, die sich dialo-gisch mit dem Thema aus „heimischer“ Perspektive beschäftigten.

Während die Formel „naher osten – naher westen“ traditionell Bilder von Balkan und orientalischem Flair vor dem österreichischen inneren Auge entstehen lässt, hat bereits das Ausschreibungsecho gezeigt, dass diese Begrifflichkeiten Teil einer historischen Perspektive sind, welche inzwischen längst überholt ist. Die ausgewählten KünstlerInnen stammen aus sehr unterschiedlichen geographischen und kulturellen Sphären: Lisa Vanovitch ist Deutsche und Britin und wuchs in der ehemaligen DDR auf; Raed Ibrahim ist in Saudi Arabien geboren, seine Familie stammt aus dem Libanon, heute lebt er in Jordanien; Tetsushi Higashino ist japanischer Künstler. Alle drei verbindet außer der vagen Zuschreibung zu einer „östlichen“ Kultur auch die Zugehörigkeit zu einem neuen Typ von KünstlerIn: sie beziehen Erfahrungen und Objekte ihres alltägli-chen Lebens in ihre künstlerische Arbeit ein und be–dienen sich dabei einer breiten Palette von Materialien und Techniken.

Dieses vom Land Steiermark und vom BMUKK unter-stützte Projekt stellt eine Art Pilotprojekt dar und soll in den nächsten Jahren fortgesetzt und zu einer stän-digen Einrichtung gemacht werden. Schloss Hainfeld, dessen ehemaliger Besitzer Josef Hammer-Purgstall als Pionier der Orientalistik schon vor zwei Jahrhunderten die Grundgedanken des interkulturellen Dialogs und der Vermittlung zwischen einander fremden Kulturen vertrat und lebte, scheint dafür der ideale Ort zu sein.

premiere naher osten - naher westen 2010

Ein großer Erfolg!Eine große Aufgabe!

naher osten - naher westen entstand aus einem Bedürfnis, das ich bei mir und vielen anderen ortete: das “nicht-Vertraute”, das “Andere”, in Relation zum “Bekannten”, zum Eigenen erfahrbar zu machen.

Der Titel beschreibt keine geopolitische Situation sondern meint jede Form des Dialoges zwischen unterschiedlichen Vorstellungen. Das Fremde und das Eigene werden einander gegenüber, aber ebenso nebeneinander gestellt und in einem offenen Pro zess von Begegnungen und Verständigung verändern sich die Grenzen. Polari sierungen und Vorurteile werden relativiert und allmählich entwickelt sich ein reifer Umgang mit divergenten Wirklichkeiten.

Das ist 2010 über die Erwartungen hinaus gelungen; nicht nur, weil die drei GastkünstlerInnen eine sehr produktive Schaffensperiode in Öster reich erlebten und die Kooperation miteinander exzellent klappte - sondern auch und gerade wegen des intensiven Kontaktes mit der Be völkerung. Es gelang tatsächlich einen regen Gedankenaustausch zu initiieren und ge-meinsame Aktivitäten ergaben sich in der Folge ganz spontan (Heimatabend, Vollmondwanderung, Brauch-tumsfest, Workshops u.v.m.).

Die dabei geleistete Bewusstseinsarbeit im Sinne einer differenzierteren Betrachtung und größeren Akzep-tanz kommt auch in den Schlussinterviews (auf Video) mit den Gastgebern und den Künstlern schön zum Ausdruck. Nicht nur die Distanz KünstlerIn – Nicht-KünstlerIn konnte erfolgreich überbrückt werden, auch die VertreterInnen unterschiedlicher Kulturkreise relativierten ihre Vorbehalte und fanden eine gemein-same Sprache.

Der Kontakt mit den heimischen KünstlerInnen war of-fen, interessiert und beschränkte sich nicht nur auf die “offiziellen” Programmpunkte. Gegenseitige Besuche und Diskurse über die künst lerischen Arbeiten vertief-ten sich zu Betrach tungen über die Kultur-spezifischen

und ganz persönlichen Vorstellungen von Wirklichkeit.Dieser tiefgreifende und sehr authentische Pro zess blieb auch den Medien nicht verborgen und neben zahlreichen Berichten in den Printmedien (auch über-regional) befassten sich auch Radiointerviews und zwei Fernsehbeiträge (ORF, unter anderem österreich-weit in a.viso) sehr eingehend mit unseren Aktivitäten.

Selbstverständlich ist naher osten - naher westen auch auf social media Plattformen vertreten. So ent-wickelte sich auf facebook bereits eine community und wir konnten bis dato 2987 Besuche erfassen. Auf Flickr finden sich Fotos des Pro zesses und auf You Tube stel-len wir Videos bereit.

Die Küchengespräche wurden per livestream ins Netz übertragen. Der User-Andrang war so groß, daß es wert wäre, die Anschlusskapazitäten vor Ort für näch-stes Jahr weiter auszubauen. Die Küche als Ort der Begegnung, des “Sich–gemeinsam–an–einen–Tisch–Setzens” erfüllte diese Funktion wirklich täglich – für die KünstlerInnen ebenso wie für die BesucherInnen – und wurde zu einem wesentlichen Katalysator im Bemühen um Verständigung und Verständnis.

Daß den drei GastkünstlerInnen und mir als “kulturelle Vulkanlandbotschafter” die Vulkanlandnadel verlie-hen wurde, freut mich besonders, weil sich darin die Akzeptanz und Wirksamkeit dieses interkulturellen Prozesses sehr eindeutig zeigt. Gerade in diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Prozess ist Konti-nuität von größter Bedeutung. Erst mit der Sicherheit eines entwickelten Selbstverständnisses kann man dem anderen ohne Irritation und mit Gelassenheit gegenüber treten. Dieses Kunstprojekt leistet einen wesentlichen Beitrag dazu.

Ich danke allen, die das Konzept von naher osten - na-her westen zu schätzen wissen und den erfolg reichen Start 2010 ermöglicht haben.

Gerhard Flekatsch(Künstlerischer Leiter)

fremd an den grenzen des ich

AUSSTELLUNGEN23.7 - 18.9.2010

23.7.2010 19:00 Uhr Eröffnung

naher osten - naher westen

Im Rahmen der Eröffnung wurden die Gastkünstler und ihre Projekte vorgestellt

23.7. - 8.8.2010Du bist fremd! Bin ich fremd?

Eröffnung am 23.7.2010 19:00 Uhr

Zeichnungen von Kindern leisteten einen wichtigen Beitrag

zur Annäherung an die Frage „was empfinden wir als fremd?“.

13.8. - 5.9.2010

f|r|e|m|dEröffnung am 13.8.2010 19:00 Uhr

Steirische KünstlerInnen haben sich mit kulturellen Unterschieden auseinandergesetzt,

was ist das Eigene — was das Fremde?23 ganz unterschiedliche Positionen aus der Region.

10.9. - 18.9.2010 naher osten - naher westenEröffnung am 10.9.2010 19:00 Uhr

Diese Ausstellung zeigt uns die Arbeiten der Gastkünstler, die während der Residenz

entstanden sind.

Küchengespräche I + IIVideo

Das Entdecken ungewohnter Geschmäcker und Speiserituale hilft auch dem Verständnis

für kulturspezifische Unterschiede.

Was ist eigentlich das Fremde? Zum einen steht dieser Begriff im Gegensatz zum Ich, zum Eigenen, steht also für das Andere, die Außenwelt. Was passiert an dieser Grenzfläche zwischen einem selbst und dem anderen - zwischen der Innenwelt und der Aussenwelt?

Zugleich beschreibt er aber auch eine eigene Emp-findung: “ich fühle mich fremd” ist eine persönliche Gefühlslage und nicht die Eigenschaft irgend einer anderen Person. Gibt es also “den Fremden” vielleicht gar nicht , sondern bloß “schwarze Flecken” in unserer Vorstellungs landkarte?

Dieses Programm setzt nicht nur auf theoretische Betrachtung. Über das persönliche Erleben wird die Eigenerfahrung ermöglicht und gefördert. Das unreflektierte “Nachplappern” von Parolen unterbleibt immer mehr.

naher osten – naher westen hat diese Begegnungen nicht nur für die Besucher der verschiedenen Veran-staltungen zugänglich gemacht. Auch in der virtuel-len Welt wurden viele Menschen angesprochen und erreicht.

So wurde die Schlussausstellung mit den Arbeiten der drei GastkünstlerInnen im 3D-Modell des Alten Muse-ums der virtuellen Stadt Berlin nachgebaut und war vom 18.09.2010 bis zum 06.10.2010 über die Internet-plattform Twinity zu besuchen.

Die Küchengespräche waren nicht nur zwei Veranstal-tungen im Programmablauf sondern darüber hinaus eine bewusst gewählte Form der täglichen Kommu-nikation. Spontan ergaben sich Gespräche zwischen Künstlern, Besuchern, Bewohnern, Menschen unter-schiedlicher Generationen, Gender und Herkunft. Und viele kamen gerne wieder.

Du bist fremd! Bin ich fremd?

Eröffnung: Mag. Annabella DietzGerhard Flekatsch

Es waren Zeichnungen, Malereien und Objekte folgender Schulkinder zu sehen:

Volksschule II Klasse: Charlotte Kleindienstund Dr. Maria Posch

Verena Bierbaum • Ewindar Bozkurt • Sewin Bozkurt • Berfin Cetintas • Dolores Dietner • Jasmin Karner • Khedi Khazueva • Christian M. Hausleitner • Hasret Kocak • Julia Leitgeb • Do-rian Macher • Michelle Müllner • Lara M. Neuhold • Christian M. Ramian • Gerhard C. Rauch • Nadja Scharfy • Niklas Scharfy • Tamara Sopa • Berfin Sözeri • Alexander Winkler • Michelle K. Zach

Hauptschule I Klasse: Renate Kaufmann

Kadrije Cetintas • Ferhart Gül • Thomas Hirschmann • Larissa Scherr • Anna Telser • Mirijam Theißel

Das „Fremde“ wird dabei nicht so sehr bestimmten Perso-nen zugeschrieben, sondern bezeichnet eher eine eigene Gefühlslage. Ob etwas als fremd oder vertraut empfunden wird, hängt auch von der eigenen Fähigkeit ab, eine Bezie-hung dazu herzustellen. Wie „exotisch“ die Kinderphanta-sien in den gezeigten Bildern auch sein mögen, sie werten nicht; sie machen neugierig!

f|r|e|m|d

Eröffnung: Mag.a Sonja Steßl-MühlbacherAbgeordnete zum NationalratBgm. Leo JosefusMag. Annabella DietzGerhard Flekatsch

Ausstellende KünstlerInnen:

In einer Landesweiten Ausschreibung wurden bildendeKünstlerInnen aufgerufen, sich mit dem auseinander-zusetzen, was das Fremd-Sein einer anderen Kultur aus-macht. Dabei ging es nicht um eine vordergründige Darstel-lung des „Fremdländischen“, sondern um das Hinterfragen unseres subjektiven Fremd-Erlebens mit den Methoden der Kunst. Was ist das Andere? Was ist das Eigene?

Gibt es so etwas wie eine Grenzfläche zwischen diesen beiden Bereichen oder transformiert sich ständig eins ins andere? Wenn Polarisierung einen statischen (Ist-) Zustand beschreibt, ist dann ein dynamischer Prozess dessen Auf-lösung? Die vorliegenden Werke vermitteln überwiegend dynami sche Prozesse, Vorgänge des Bemühens und der Be-wältigung und auch - viel unangestrengter - des Entdeckens.Die Selbstverständlichkeit, das „nicht in Frage stellen“, zielthier letztlich auf dasselbe ab, wie die Ermahnungen einesgeschichtlichen Gedächtnisses in anderen Arbeiten:die Loslösung von der Kategorisierung.

Margarete ArvayRoswitha DautermannIngeborg HielGerti HopfErika HuetterChristian KammerhoferMichaela Knittelfelder-LangRenate KrammerLena KremserMartin KruscheHeide LamperterEdith Lechner

Ingrid Leitner-HallBirgit LichteneggerMichael MaierFritz MarkoMarkus MayerBeatrix PrinzBarbara RaicJohannes SchleichMonika Schönbacher- FrischenschlagerLinda Maria SchwarzEduard Wuritsch

fremd das eigene und das andere

naher osten - naher westen

Eröffnung: Bgm. Franz SchleichAbgeordneter zum LandtagGR Heribert MachtGerhard Flekatsch

Ausstellende KünstlerInnen:

Tetsushi HigashinoJapan

Raed IbrahimJordanien

Lisa VanovitchDeutschland

Alle ausgestellten Arbeiten waren während des Aufenthaltes der KünstlerInnen in der Steiermark 2010 entstanden.

Die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik über acht Wochen und die vielen Impulse und Einblicke rückten eine faszinierende Vielfalt an Denkansätzen in den Blickwin-kel. Fast möchte man es eine Menagerie der Installationen, Spiele und Objekte nennen, die einen in ihren Bann zieht. Vielleicht gelang es vielen Arbeiten gerade auch mit ihrem (abstrakten) Witz ohne „erhobenen Finger“ Position zu beziehen und die BesucherInnen nachdenklich zu machen.

Von Tetsushis „schönen Banalitäten“ seiner man-of-the-day Sammlung über seine absurden Bewegungsinstallationen und Videoarbeiten, zu Raeds smartem Bombenshop für Selbstmordattentäter jeder couleur und mit der Garantie einer heilen Seele, seinem „Medikament gegen Islamopho-bie“ und weiter zu Lisas gar nicht so spielerischen Spielen mit sozial-politischem Hintergrund bis hin zum Mega-Mensch-ärgere-Dich-nicht, einem 50 x50 Meter großen Spielfeld im Innenhof des Schlosses wird man zwischen Überraschung, Beunruhigung und befreiendem Lachen hin und her gerissen.

Es war hochinteressant zu entdecken wie oft das von den Gastkünstlern hier neu vorgefundene in die eigene Arbeit inte griert wird — sie erweitert.

Zusätzlich waren Videointerviews mit den Gastfamilien, Bewohnern der Umgebung und den Gastkünstlern zu sehen. Diese längeren Sequenzen zeigten die durchwegs aufmerksame und sehr differenzierende Betrachtungsweise aller Interviewpartner und geriet zu einem überzeugenden Plädoyer gegen Polarisierung und Intoleranz .

impulse begegnungen und dialoge

Das publizierte Programm gab eine Grundstruk-tur vor und setzte Impulse. Ganz im Sinne dieses offenen Prozesses entwickelte sich um dieses Gerüst zusätzlich eine Reihe an Begegnungen, Gesprächen, Aktivitäten oder workshops. Diese Kommunikation entstand spontan, ohne feste Planung und füllte diesen interkulturellen Dialog mit der Lebendigkeit, die zum Erfolg so wesentlich war.

Einige der Highlights waren:

30.07. Küchengespräche I31.07. Workshop Wirklichkeit und Virtualität04.08. Besuch Schaumbad in Graz 08.08. Workshop Kids - Blickwinkel09.08. Heimatabend in Breitenfeld20.08. Küchengespräche II21.08. Brauchtumsmarkt in Hof/Straaden24.08. Vollmondwanderung Oberweissenbach24.08. Verleihung der Vulkanlandnadel27.08. Fetzenmarkt in Unterweissenbach13.09. Besuch einer Probe im Wr. Konzerthaus14.09. Besuch Dr. Drechsler MUMOK Wien

Special guests zu den Küchengesprächen: Sandra Noeth(Philosophin und Chefdramaturgin des Tanzquartiers Wien)Martin Krusche (Kulturphilosoph, Künstler)Klaus Obermaier (New Media Artist, Komponist)

Die Auswahl der Gastkünstler erfolgte durch:

Mag. Andrea Jungmann(Geschäftsführerin Sotheby’s Österreich)Dr. Wolfgang Drechsler(Sammlungsleiter MUMOK Wien)Gerhard Flekatsch(Bildender Künstler, Leiter von naher osten - naher westen)

Gemeinsame Tätigkeiten als Basis

Klaus Obermaier und die GastkünstlerInnen über Wirklich-keit, virtuelle Welt und Interaktivität.

Lisa Vanovitch arbeitet mit Anna Telser, einem der Schulkin-der, die für die erste Ausstellung gezeichnet haben. Das Thema ist Perspektiven und wie eine kleine Änderung des Blickwinkels oft ein ganz anderes Bild bewirkt.

Die Küchengespräche beschränkten sich nicht nur auf die 2 geplanten Veranstraltungen, sondern zogen sich als bewusst gewählte Form des Dialoges durch den ganzen Prozess.

Künstler aus der Region besuchen die Residenz. Der Gedan-kenaustausch schafft neue Erkenntnisse.

Im täglichen Leben in den Gastfamilien wird der Umgang mit ungewohntem ganz natürlich erlebt. Die beidseitigen Einblicke in den Privatbereich ermöglichen besonders au-thentische Erfahrungen.

Was wird heute Mittag gegessen? - arabische, deutsche oder japanische Hausmannskost?

Die Bevölkerung lädt die GastkünstlerInnen zu unter-schiedlichen gemeinsamen Aktivitäten ein.

Es freut mich sehr, dass ich als Gastkünstlerin an dem interkulturellen Dialog „naher osten – naher westen“ teilhaben konnte. Der thematische Rah-men – scheinbare Konflikte zwischen Kulturen jeder Art – hat mich sehr gereizt und wertvolle Diskussionen mit den anderen Künstlern, den Organisatoren und der einheimischen sowie angereisten Bevölkerung angeregt.

Dieser Austausch von Gedanken ist bei diesem Künstleraufenthalt besonders offen und tiefgrün-dig gewesen und war grundlegend, um meinen Schaffungsprozess voranzutreiben. Unter uns drei Gastkünstlern und dem künstlerischen Leiter ent-stand eine Zusammengehörigkeit, sodass wir gut Meinungen und Einsichten austauschen konnten.

Daher waren diese zwei Monate in der Steiermark ungewöhnlich produktiv und bereichernd für mich. Hinzu kommt, dass die Ruhe im ländlichen Schloss Hainfeld und die Fürsorge der Bluethen-lese-Organisatoren mir geholfen hat, mich zu fokussieren und intensiv zu arbeiten.

Auch die Gastfreundlichkeit der Steirer und deren Freude daran ihre Bräuche vorzuführen waren wertvoll, um uns immer wieder mit neuen Ein-drücken und Kraft zu füllen. Dadurch wurden uns vielmehr Einblicke in eine uns bis dahin noch unbekannte steirische Kultur und Geschichte gewährt. Mir war dieser Austausch mit der Bev-ölkerung auch besonders wichtig, weil meine künstlerischen Arbeiten interaktiv sind. Mit Inter-esse habe ich beobachtet, wie experimentierfreu-dig, verspielt und aufgeschlossen die Gäste beim Besuch unserer Abschlussausstellung waren.

Während dieses Aufenthaltes sind für mich viele Erfahrungen, langfristige Kontakte und neue Pro-jektideen entstanden und ich danke herzlich für Ihr Vertrauen in das Projekt und die Förderung!

Lisa Vanovitch

statements der gastkünstlerInnen

The organisational aspects of the project were excellent. Every detail was accounted for, from organising my visa with the embassy in Jordan, to my arrival, to the host family who were so very kind, the work space, organising materials, the social programme. I particularly enjoyed the interaction with the community. The kitchen talks were structured in such a way ensuring that the conversation was lively and memorable.

I feel gratitude for the support I received through-out my project. Nothing seemed to be a problem and so never for a moment did I feel frustrated in building my concept. The publicity for the project was excellent and very well managed.

The launch of the exhibition was impressive and it was truly a celebration and I felt very proud to be part of it.

The choice of artists chosen for this project was ingenious. Even though we came from different cultures, different artistic backgrounds we man-aged within a very short period of time to trust, respect and support each other.

There are a number of people I want to thank Sandra, Birgit, Tony, Annabella Claudia and a spe-cial thanks to Gerhard who was like a guardian angel throughout the project.

Raed Ibrahim

I like to go traveling to find out something new and gain experiences.

An artist-in-residency program is a journey for creative activities, self discovery and effect on ap-proaches, and it always links with new inspiration and possibility of creativity.

When the historical massive gate of Hainfeld cas-tle opened and welcomed me as one of the guest artists, I was very delighted coming to Feldbach, Styria. There are so many residencies in this world with different kinds of environment. Though I have participated in some residency programs in recent years, "naher osten - naher westen" is anew, unique and special residency program for me. In a word, this program provided me a genu-ine hospitality.

Actuary, I was a little bit nervous because it was my first visit to Europe, but soon I noticed that I worried about nothing. Not only the support for my creative activities, but also I got many inspiration from hospitality throughout 2-month residency and I really felt at home. I enjoyed fresh air, beautiful sky, green of trees and good local food (including beer and wine) with good col-leagues, supportive hosts and local people. We are like a big family, discussed on a daily basis and gradually learned about difference and common sense of each other. It was literally an intercultural dialogue and also helped me think about my own identity.

Thanks to the assistance and the good environ-ment, I could develop my project within a limited amount of time. And that is what I was looking for. I had the greatest time while in Styria. It really means a lot to me. Again, I appreciate everything what I have experienced there and I hope I will be back in the near future to my second home.

Tetsushi HigashinoHigashino | Ibrahim | Vanovitch

wegmarken eines offenen prozesses

Weitere Impressionen und Dokumentationen dieses wichtigen bewusstseinsbildenden Kultur-Prozesses finden Sie im Internet unter den folgenden Links:

http://www.facebook.com/pages/naher-osten-naher-westen/126742077347895

http://www.bluethenlese.org

http://www.flickr.com/photos/kulturdialog/sets/

Fernsehbeiträge, Video- und Bildmaterial sind auf Anfrage verfügbar.

Die virtuelle Ausstellung fand vom 18.09 bis 06.10.2010 im alten Museum der 3D-Stadt Berlin auf Twinity statt.