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PSYCHE - Z PSYCHOANAL 54 (2000), 142–171 1 ERSCHIENEN IN: PSYCHE. ZSCHR. F. PSYCHOANALYSE UND IHRE ANWENDUNGEN, 54/2000 (HEFT 2) MARTIN ALTMEYER, FRANKFURT AM MAIN Narzißmus, Intersubjektivität und Anerkennung * Übersicht: Traditionell wird unter Narzißmus Selbstliebe und Ich- Bezogenheit verstanden, triebtheoretisch formuliert: die libidinöse Besetzung des Selbst. Diese Lesart eines zentralen psychoanalytischen - und inzwischen auch umgangssprachlichen - Begriffs wird vom Autor in Zweifel gezogen; er schlägt statt dessen eine intersubjektive Definition vor. Der Narzißmus entsteht in einem »intermediären Raum« (Winnicott) und vermittelt zwischen Subjekt und Objekt. Die narzißtische Störung ist ein »Kampf um Anerkennung« (Hegel). Ein an Winnicott orientiertes Modell der intersubjektiven Genese des Selbst, von Bollas und Ogden weiterentwickelt, bildet die Grundlage dieses interdisziplinär orientierten Ansatzes, der Freuds Definition vom Narzißmus als Geliebtwerden, die Entwicklungstheorie der Säuglingsforschung (Stern), das Konzept der Perspektivenübernahme (Mead) und die sozialphilosophische Anerkennungstheorie (Honneth, Benjamin) miteinander verbindet. Erst unter dem Paradigma der Intersubjektivität, so lautet die These, lassen sich die notorischen Widersprüche des psychoanalytischen Narzißmus-Begriffs auflösen. Es gibt den Narzißmus nicht ohne ein Objekt, so wie es den Säugling nicht gibt ohne die Mutter, könnte man mit einer Paraphrase von Winnicotts bekannter Bemerkung sagen. Ob in der gekränkten Abwendung von der Welt, ob in der Wut auf den Anderen, der die Selbstbestätigung verweigert, ob im Rausch des offen gefeierten Sieges oder in der insgeheim auf Beachtung spekulierenden Selbstinszenierung, ob in der omnipotenten * Es handelt sich hier um eine Auswahl, Verdichtung und Ergänzung von Überlegungen, die ich im Rahmen eines theoretischen Projekts unter dem Titel »Narzißmus zwischen Selbst und Objekt. Ansätze einer intersubjektiven Narzißmus- Theorie« angestellt habe (Altmeyer 1998, Diss.; veröffentlicht unter dem Titel: Narzissmus und Objekt. Ein intersubjektives Verständnis der Selbstbezogenheit, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000). Ich danke Stavros Mentzos und Reimut Reiche für Ermutigung und Einwände – beides hat geholfen. Bei der Redaktion eingegangen am 3. 3. 1999.

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ERSCHIENEN IN: PSYCHE. ZSCHR. F. PSYCHOANALYSE UND IHRE ANWENDUNGEN, 54/2000 (HEFT 2)

MARTIN ALTMEYER, FRANKFURT AM MAIN

Narzißmus, Intersubjektivität und Anerkennung*

Übersicht: Traditionell wird unter Narzißmus Selbstliebe und Ich-Bezogenheit verstanden, triebtheoretisch formuliert: die libidinöse Besetzung des Selbst. Diese Lesart eines zentralen psychoanalytischen - und inzwischen auch umgangssprachlichen - Begriffs wird vom Autor in Zweifel gezogen; er schlägt statt dessen eine intersubjektive Definition vor. Der Narzißmus entsteht in einem »intermediären Raum« (Winnicott) und vermittelt zwischen Subjekt und Objekt. Die narzißtische Störung ist ein »Kampf um Anerkennung« (Hegel). Ein an Winnicott orientiertes Modell der intersubjektiven Genese des Selbst, von Bollas und Ogden weiterentwickelt, bildet die Grundlage dieses interdisziplinär orientierten Ansatzes, der Freuds Definition vom Narzißmus als Geliebtwerden, die Entwicklungstheorie der Säuglingsforschung (Stern), das Konzept der Perspektivenübernahme (Mead) und die sozialphilosophische Anerkennungstheorie (Honneth, Benjamin) miteinander verbindet. Erst unter dem Paradigma der Intersubjektivität, so lautet die These, lassen sich die notorischen Widersprüche des psychoanalytischen Narzißmus-Begriffs auflösen.

Es gibt den Narzißmus nicht ohne ein Objekt, so wie es den Säugling nicht gibt ohne die Mutter, könnte man mit einer Paraphrase von Winnicotts bekannter Bemerkung sagen. Ob in der gekränkten Abwendung von der Welt, ob in der Wut auf den Anderen, der die Selbstbestätigung verweigert, ob im Rausch des offen gefeierten Sieges oder in der insgeheim auf Beachtung spekulierenden Selbstinszenierung, ob in der omnipotenten

* Es handelt sich hier um eine Auswahl, Verdichtung und Ergänzung von Überlegungen, die ich im Rahmen eines theoretischen Projekts unter dem Titel »Narzißmus zwischen Selbst und Objekt. Ansätze einer intersubjektiven Narzißmus-Theorie« angestellt habe (Altmeyer 1998, Diss.; veröffentlicht unter dem Titel: Narzissmus und Objekt. Ein intersubjektives Verständnis der Selbstbezogenheit, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000). Ich danke Stavros Mentzos und Reimut Reiche für Ermutigung und Einwände – beides hat geholfen. Bei der Redaktion eingegangen am 3. 3. 1999.

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Verfügung über oder in der symbiotischen Unterwerfung unter das Objekt, ob in der entgrenzenden Drogenerfahrung oder im kreativen Prozeß der künstlerischen Produktion, ob im gesunden Narzißmus oder in der narzißtischen Störung - das Objekt ist im Spiel, wenn auch nicht immer sichtbar. Es ist geradezu die Abhängigkeit vom Anderen, die im Narzißmus verborgen wird und sich gleichzeitig auf eigentümliche Weise enthüllt. In den vielfältigen Ausdrucksformen dessen, was wir Narzißmus nennen, sind unbewußte Botschaften an die Welt enthalten. Übersetzt lautet die suggestive Mitteilung etwa: schau mich an, höre mir zu, beachte mich, bewundere mich! oder: halte mich, liebe mich, erkenne mich an! – sie kann auch heißen: weil/wenn Du das verweigerst, ziehe ich mich von Dir zurück oder greife Dich an! oder aber: ich fühle mich großartig und eins mit der Welt – vielleicht auch: mit einer Welt, die mich so behandelt (hat), will ich nichts zu tun haben! Im Übertragungsgeschehen, und das nicht nur bei der Behandlung narzißtischer Störungen, sind wir Adressaten solcher Botschaften, wie wir bei der Analyse unserer Gefühle der Gegenübertragung erkennen. All diese unterschiedlichen Aufforderungen haben eines gemeinsam: sie zeigen ein Verhältnis zu sich selbst, das mit dem Verhältnis zur Umwelt in einer besonderen Weise verkoppelt ist. Das Selbstverhältnis, das im Narzißmus aufscheint, ist intersubjektiv »kontaminiert«. Die Objekte wirken dabei als Spiegel des Selbst, das sich darin seiner selbst zu vergewissern versucht. Der Narzißmus ist also keineswegs objektlos – so meine hier vertretene Auffassung –, sondern vermittelt zwischen Selbst und Objekt unter dem unbewußten Thema der Anerkennung. Er gehört zu einem Bereich, der weder der Innen- noch der Außenwelt angehört, sondern als dritter Bereich intermediärer Erfahrung sensu Winnicott dazwischen liegt: the space between. Das Vorhaben einer intersubjektiven Reformulierung des Narzißmus-Begriffs will ich in diesem Beitrag umreißen. Dieses Projekt stellt einen gewohnten Sprachgebrauch in Frage, der den Narzißmus-Begriff aus dem Gegensatz zur Objektbeziehung ableitet. Den Begriff des Narzißmus aus den Konnotationen des Objektlosigkeit herauslösen zu wollen scheint zunächst ein hoffnungsloses Unterfangen. Er wird in seiner klinischen Verwendung – aber inzwischen auch im alltäglichen Sprachgebrauch – geradezu als Synonym für Ich- oder Selbstbezogenheit benutzt. Der Narzißmus hat ein solipsistisches

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Bedeutungsumfeld und wird als Sammelkategorie für zumindest objektabgewandte, wenn nicht objektlose Erscheinungsformen des Seelenlebens gebraucht. Zu sehr ist er in der Dichotomie von Subjekt und Objekt an den Subjektpol gerückt, zu stark ist er mit dem Selbst als dessen libidinöse Besetzung oder Selbstliebe identifiziert, zu eingängig ist das Bild des Protoplasmatiers, als daß ein Versuch aussichtsreich scheint, den Narzißmus als intersubjektives Konzept in die Metapsychologie einzuführen. Was Narziß im Spiegel der Wasseroberfläche sieht, ist aber nicht ein inneres Bild von sich, sondern das Bild, wie die Welt ihn sieht. Das Selbstbild entsteht nicht introspektiv, sondern im Spiegel des Anderen. »Ich ist ein Anderer«, Rimbauds rätselhafte Sprachfigur, hätte zum Programm für eine intersubjektive Reformulierung auch des Narzißmus-Konzepts werden können. Lacan aber, der es in seinem legendären Aufsatz »Das Spiegelstadium als Bildner des Ich« übernommen hat (Lacan, 1936), fängt die Intersubjektivität dieses Bildes solipsistisch wieder ein. Der Andere ist gar kein Anderer, sondern ein ideales Spiegel-Ich, in dem sich das empirische Ich imaginär erkennt und zugleich verkennt; es ist die Selbstbegegnung des Ich (je) im Ich (moi). Dagegen hat Winnicott (1965) eingewandt - und so den medialen Gehalt der Spiegel-Metapher enthüllt -, daß »das Gesicht der Mutter der Vorläufer des Spiegels« ist (S. 128). Mein Vorschlag einer intersubjektiven Definition des Narzißmus bedeutet für den einschlägigen psychoanalytischen Diskurs einen Nachvollzug jener »kopernikanischen Wende«, die mit Laplanches Konzeption einer intersubjektiven Emergenz des Triebs bereits die traditionell monadologische Triebtheorie selbst erreicht hat. Bei Laplanche (1992) bezeichnet die »Existenz des Anderen« als des Fremden die dezentrierende Neuerung der Psychoanalyse gegenüber der Subjektphilosophie in doppeltem Sinn: das Andere ist das Unbewußte und der Andere der Verführer, dessen rätselhafte Botschaften das Unbewußte und den Trieb erst erzeugen; der Narzißmus bleibt aber auch bei ihm Ausdruck der »Rezentrierung« in der Instanz des Ich. Ich behaupte, daß die hartnäckig sich haltende »ptolemäische« Version des Narzißmus-Begriffs für dessen notorische kategoriale Unklarheit und zweifelhafte klinische und sozialwissenschaftliche Anwendbarkeit verantwortlich ist und daß erst in einer intersubjektiven Konzeption diese theoretische und praktische Schwäche des Begriffs sich aufheben läßt.

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Zunächst zeichne ich die Widersprüche nach, in die ein monadologisch verstandener Narzißmus-Begriff geraten und bis heute verfangen geblieben ist, der auf den Annahmen der Triebtheorie und der Trennung von Subjekt und Objekt basiert (I). Neben diesem cartesianischen Erbe des Libido-Modells ist bei Freud bereits ein – wenn auch vernachlässigter – intersubjektiver Ansatz zu finden, der eher an Hegel angelehnt ist und Narzißmus als Geliebt-werden definiert (II). Als Bezugsrahmen einer Reformulierung des Narzißmus-Begriffs wird dann das Intersubjektivitätsparadigma in den Humanwissenschaften geprüft, das über die Philosophie und die Sozialwissenschaften inzwischen auch die Neurobiologie und die Psychoanalyse erreicht hat (III). In der Auseinandersetzung mit den Befunden der Säuglingsforschung läßt sich zeigen, daß primäre Intersubjektivität und primärer Narzißmus keineswegs, wie behauptet, miteinander unvereinbare Konzepte sein müssen, wenn wir den Narzißmus selbst intersubjektiv definieren (IV). Diese Sichtweise erlaubt den Anschluß an eine objektbeziehungstheoretische Traditionslinie des psychoanalytischen Diskurses, in der das Narzißmus-Konzept als monadologischer Ursprungsmythos und »Amöbensage« (Balint) immer schon abgelehnt worden ist: Anerkennung ist das Thema des Narzißmus, das sich auch in der narzißtischen Störung als unbewußter »Kampf um Anerkennung« ausdrückt (V). Am Ende formuliere ich meinen Vorschlag einer intersubjektiven Definition des Narzißmus und stelle einige Thesen auf, die zur Diskussion auffordern sollen (VI).

I. Die Monade als Hauptmetapher des Narzißmus

Seit seiner »Einführung« (1914c) hat der Narzißmus-Begriff die verschiedenen Revisionen der Freudschen Metapsychologie überlebt. Bei der Ablösung der ersten durch die zweite Triebtheorie (1920g), der Weiterentwicklung der Topik von unbewußt und bewußt zur Strukturtheorie (1923b) und der Reformulierung der Angsttheorie (1926d) hat die Narzißmus-Theorie zwar Pate gestanden, ist aber durch diese weitreichenden Veränderungen selbst kaum berührt worden (vgl. Teicholz, 1978). Die monadologische Definition des Narzißmus als libidinöse Besetzung des Selbst oder präziser: der Selbstrepräsentanz durch Hartmann (1964) wurde

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durch die inzwischen klassische Entwicklungstrias Autismus-Symbiose-Individuation von Mahler (1972) ergänzt und ontogenetisch eingebunden. Damit schien metatheoretisch ein Konsens gefunden, der dem Narzißmus-Begriff den Gegensatz zum Objektbezogenen sicherte. Der zweite Gegensatz, nämlich der zum Triebbezogenen1, tauchte in den Veröffentlichungen von Kohut (1971) auf. Mit der Kohut-Kernberg-Kontroverse in den 70er Jahren (Kernberg, 1975) war zwar neue Bewegung in einen Diskurs gekommen, der den Narzißmus-Begriff aus einem rein pathognomischen Bedeutungsfeld weitgehend befreit, in seiner Bedeutung als Selbstliebe aber scheinbar endgültig etabliert hatte. Indem der Narzißmus theoretisch als eigene Entwicklungslinie und unabhängig von den Objektbeziehungen konzipiert wird, bestätigt sich auch seine monadologische Lesart. Kernberg hat in seiner Kritik an Kohut diese Trennung zwar kritisiert und versucht, den Narzißmus an eine Vorgeschichte pathologischer Objektbeziehungen zu binden; weil er ihn aber – kleinianisch – als Abwehrformation gegen eigene Aggression und die befürchtete Vergeltung des Objekts deutet, beruht auch sein Einspruch gegen den Narzißmus-Begriff der Selbstpsychologie auf einem solipsistischen Begriffsverständnis und verfestigt den kategorialen Gegensatz zwischen Narzißmus und Objektbeziehung. In psychoanalytisch inspirierten Zeitdiagnosen, die in der narzißtischen Persönlichkeit einen neuen Sozialisationstyp gefunden (Ziehe, 1975) oder gar eine »culture of narcissism«, ein »Zeitalter des Narzißmus« (Lasch 1979; vgl. auch Sennett, 1974) erkannt haben wollen und von einer säkularen Abnahme klassisch-ödipaler Konfliktmuster und einer komplementären Zunahme früher narzißtischer Störungen ausgehen2, zeigt sich inzwischen eine gesellschaftliche Verbreitung des Narzißmus-Begriffs, der als selbstsüchtige Eigenliebe oder eitle Selbstverliebtheit längst auch Eingang in den öffentlichen Sprachgebrauch gefunden hat. Der Gebrauch des Narzißmus-Begriffs ist ubiquitär geworden und hat wie kaum ein anderer psychoanalytischer Terminus Karriere

1 Mentzos (1984) hat diese beiden Polaritäten des Narzißmus, gegenüber dem Trieb- und dem Objektbezogenen, im Sinne eines Selbst-Systems herausgestellt (ebd., S. 52 f.). 2 Eine fundierte Kritik dieses Theorems findet sich bei Reiche (1991).

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gemacht. Warum also ein offenbar erfolgreiches Sprachspiel in Frage stellen? Nun: Ungeachtet dieser Erfolgsgeschichte eines psychoanalytischen Begriffs sind seine Definitionsprobleme bis heute nicht gelöst worden. Die bedauernde Feststellung, daß der Narzißmus-Begriff widersprüchlich und in seiner Bedeutung nicht hinreichend geklärt sei und deshalb weder metapsychologisch noch klinisch präzise verwendet werde, ist in gewissen Zeitabständen wiederholt und Vorschläge sind gemacht worden (vgl. etwa Hart, 1947; Pulver, 1970; Teicholz, 1978; Mertens, 1981; Mentzos, 1984). Eindeutige begriffliche Klärung, stärkere theoretische Konsistenz und bessere praktisch-klinische Anwendbarkeit des Konzepts hat das nicht gebracht. Die Widersprüchlichkeit dessen, was als Narzißmus bezeichnet wird, scheint bis heute das Kennzeichnende einer psychoanalytischen Kategorie zu sein, die trotz aller definitorischen Bemühungen – im Begriffsumfeld der Selbstliebe verharrend – semantisch auszufransen scheint. Die Monographien von Wahl (1985), Roth (1990) oder Volkan und Ast (1994) konstatieren noch einmal diesen unbefriedigenden Zustand. Versuche, den Narzißmus-Begriff durch eine Rückbindung an die Libido-Theorie im Bezugsrahmen einer »kritischen Theorie des Subjekts« zu klären (Gast, 1992, 1997; Zepf, 1985, 1997) oder in Anlehnung an Ferenczi aus der pränatalen Koenästhesie zu einem Metatrieb-Konzept weiterzuentwickeln (Grunberger, 1971, 1982; Chasseguet-Smirgel, 1975, 1988), halte ich für gescheitert: sie haben sich meines Erachtens in einer abstrakten Begriffsdialektik bzw. im Dunkel triebmythologischer Spekulation verloren.3 3 Diese Kritik habe ich an anderer Stelle (Altmeyer, 1998) ausgeführt. Hier nur wenige Bemerkungen: Gast (1992) erklärt Freuds »Einführung des Narzißmus« gewissermaßen zum Einfallstor für eine Entsexualisierung der Psychoanalyse und betrachtet die Rezeptionsgeschichte dieser Initiationsschrift der Narzißmus-Theorie als Abfall vom Libidoparadigma mit unterschiedlichen Graden der Dissidenz; dagegen formuliert sie »den Anspruch auf eine Rückgewinnung des libidotheoretisch fundierten Narzißmusmodells« (S. 14). Wie aber wird dieser Anspruch eingelöst? Libido und Narzißmus werden in ein schier unaussprechliches Verhältnis zueinander gesetzt. Dafür nur eins von vielen Beispielen aus einem späteren Aufsatz, in dem Gast ihre Thesen zusammenfaßt (1997): Da gibt es den Narzißmus, der sich im Spannungsfeld des Triebantagonismus »verdichtet, ja mehr noch: der es gestaltet«, und es ist die Rede von einer »Kreisfigur [...], in welcher die Interdependenz libidinöser und subjektkonstituierender Entwicklungsprozesse die narzißtische Dimension hervorbringt, um sogleich von dieser geformt zu werden« (ebd., S. 54). Sic! Ähnliche zirkuläre Formulierungen finden sich bei Zepf, der die begriffliche Abstraktion bis zur

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Die »narzißtische Störung« hat zwar inzwischen Aufnahme in die deskriptiven Symptomlisten des DSM III: Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen, und, in erweiterter und variierter Form, in die Nachfolgeversionen DSM III-R und DSM IV gefunden, ohne daß damit aber eine präzise differentialdiagnostische Abgrenzung gegenüber anderen Störungen wenigstens anhand ihrer klinischen Merkmale möglich wäre. So muß in der deutschen Ausgabe eines von Kernberg herausgegebenen Sammelbandes Narzißtische Persönlichkeitsstörungen (1988) wiederum festgestellt werden, daß die psychoanalytische Narzißmus-Konzeption »eine recht verwirrende Vielfalt aufweist oder – kritisch formuliert – unvereinbar unterschiedliche Phänomene bzw. Genesen schildert«.4 Für diese kritische These liefert der Band selbst eine Fülle von Belegen. Statt einer Definition wird eine breite Palette unterschiedlichster Erlebens- und Verhaltensweisen aufgeführt, die eine »narzißtische Störung« ausmachen sollen. Auch der Versuch einer weiteren Profilierung der DSM-Merkmale der narzißtischen Persönlichkeit von Akhtar (im gleichen Band) wirkt in seiner mitunter skurrilen Konsequenz nicht sonderlich überzeugend.5 Nach dem Muster der klassischen Eigenschafts-Psychologie wird der Narzißmus in den DSM-Profilen so behandelt, als ob er sich einer Person als Merkmal zuordnen ließe. Die zugrundeliegende Vorstellung eines abgegrenzten Organismus, dessen psychische Oberfläche sich empirisch beschreiben und mit Fragebögen erfassen lassen könne, verfehlt aber nicht nur die dynamischen und

Tautologie von Narzißmus und Trieb steigert. – Bei der zweiten Variante eines triebtheoretisch fundierten Narzißmus liegt die Sache anders. Grunberger hat mit seiner psychobiologisch nachvollziehbaren Ableitung des Narzißmus aus der intrauterinen Situation an Ferenczi angeknüpft. Er stattet aber den zunächst umweltverbunden konzipierten Narzißmus – auch hier leider Ferenczi folgend – mit einer eigenen triebhaften Tendenz aus. Die Umwandlung einer potentiell intersubjektiven Perspektive in ein hochspekulatives energetisches Modell, an dem auch Chasseguet-Smirgel mit ihrer regressiven Deutung der psychosexuellen Phasen als Rückkehr zur »Ur-Verschmelzung« mitgearbeitet hat, trägt beiden zu Recht den Vorwurf der Triebmythologie ein (vgl. auch Benjamin, 1988, oder auch das Psychoanalytische Seminar Zürich 1981). 4 Es handelt sich dabei um ein Geleitwort von A.-E. Meyer. 5 So finden wir zur Kennzeichnung einer narzißtischen Persönlichkeit solch schillernde Merkmale wie: »Tendenz, Briefe nicht zu beantworten«, »offensichtlichen Enthusiasmus für sozialpolitische Belange«, »Unehrerbietigkeit gegenüber Autoritäten« »Benutzung von Sprache und Sprechen zur Regulation des Selbstwertgefühls« (ebd., S. 18 f.)

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strukturellen Tiefendimensionen, wie von der psychoanalytischen Kritik zu Recht vorgebracht. Das Organismusmodell an sich ist Teil der »Amöbensage«6, die die Psychoanalyse selbst in die Welt gesetzt hat, und verfehlt damit eine intersubjektive Konstitution des Narzißmus, die bereits bei Freud vorgedacht war.

II. Descartes oder Hegel? Freuds anderes Modell: Narzißmus als Geliebt-werden

Freud hat neben seinem triebtheoretisch formulierten Narzißmus-Modell, das er mit dem Bild vom Protoplasmatier und seinen Pseudopodien in eine passende Metapher gekleidet hat, auch ein ganz anderes Modell des Narzißmus entwickelt, das seine pränatale Herkunft und seine Umweltverbundenheit betont.7 Im Rahmen dieser objektbezogenen Konzeption bindet Freud den Narzißmus (in seinen Schriften durchgängig) an ein Gefühl des Geliebt-werdens. Er hat das bereits bei der ersten Erwähnung des Begriffs im Jahre 1910 getan, wo er ihn zur Erläuterung der Psychodynamik der Homosexualität benutzt. Kennzeichnend für die Objektwahl der Homosexuellen sei, daß sie »vom Narzißmus ausgehend jugendliche und der eigenen Person ähnliche Männer aufsuchen, die sie so lieben wollen, wie die Mutter sie geliebt hat« (1905d, S. 44). In der im

6 Das Organismusmodell steckt gerade auch in der kritischen Gegenüberstellung von Individuum und Gesellschaft, wie sie von Freud etwa in »Triebe und Triebschicksale« (1915c) oder im Unbehagen in der Kultur (1930a) entwickelt worden ist : auf der einen Seite das Subjekt, dessen »fester Kern« in seiner leibgebundenen Triebhaftigkeit besteht, auf der anderen Seite eine triebfeindliche Realität. Nicht sein Körper ist der Kern des Individuums, sondern die Einbindung in seine Umwelt, die von der Schale zum Kern geworden ist (vgl. Winnicott, 1965, S. 127). Diese These wäre eine erste Antwort auf die Beiträge von Bohleber (1999) und Dornes (1999), die in ihrer Verteidigung eines autonomen Selbst gegen seine angebliche Auflösung in postmodernen Intersubjektivitätstheorien diesen »festen Kern« der Körperlichkeit beschworen haben – und dabei unter der Hand das Organismusmodell wieder aufleben lassen. Das ist aber eine eigene Diskussion, die ich hier nicht weiterführen kann. 7 Ich kann dieses zweite Narzißmus-Modell Freuds hier nur knapp skizzieren. An anderer Stelle (Altmeyer, 1998) habe ich seine umweltbezogene Version ausführlich dargestellt und eine Reihe von Widersprüchen in der Metapsychologie auf die unaufgelöste Ambivalenz in seiner Narzißmus-Konzeption zurückgeführt. Freud hat seine umweltbezogene Narzißmus-Version von Ferenczi übernommen, auf den sich auch Grunberger stützt. Ilona Kaminer (1999) hat kürzlich in ihrer »Hommage an Grunberger« (1999) diese aus der intrauterinen Situation abgeleitete Seite des Freudschen Narzißmus-Begriffs gewürdigt.

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selben Jahr veröffentlichten Leonardo-Studie findet sich die gleiche Konnotation: Narzißmus heißt, (von der Mutter) geliebt zu werden.8 Die Bedeutung dieser Liebeserwartung hat für Freud ein solches Gewicht, daß er ihre Erfüllung in Das Ich und das Es (1923b) mit dem (Seelen-)Leben selbst identifiziert und in der psychischen Struktur als elementares Identitätsgefühl verankert sieht. Wenn das Ich sich vom Über-Ich, also der innerpsychischen Repräsentanz der frühen Elternfiguren nicht geliebt fühlt, so erklärt Freud die Psychodynamik der Melancholie, entsteht Todesangst: »Leben ist also für das Ich gleichbedeutend mit Geliebtwerden, vom Über-Ich geliebt werden [...]«9 Einen deutlichen Hinweis auf den basalen Charakter und die infantile Herkunft dieser mit dem Narzißmus verbundenen Erwartung des Geliebt-werdens gibt Freud in »Hemmung, Symptom und Angst« (1926d): »Die Intrauterinexistenz des Menschen erscheint gegen die der meisten Tiere relativ verkürzt; es wird unfertiger als diese in die Welt geschickt. Dadurch wird der Einfluß der realen Außenwelt verstärkt, die Differenzierung des Ichs vom Es frühzeitig gefördert, die Gefahren der Außenwelt in ihrer Bedeutung erhöht und der Wert des Objekts, das allein gegen diese Gefahren schützen und das verlorene Intrauterinleben ersetzen kann, enorm gesteigert. Dies biologische Moment stellt also die ersten Gefahrsituationen her und schafft das Bedürfnis, geliebt zu werden, das den Menschen nicht mehr verlassen wird« (S. 186 f.; Hervorh. von mir, M. A).

Diese Definitionslinie des Narzißmus, die auch Balint zur Grundlage seiner Theorie der primären Liebe gemacht hat, folgt einer immanenten entwicklungspsychologischen Idee: die intrauterine Existenz als Ausgangssituation des primären Narzißmus, die Hilflosigkeit und Abhängigkeit des Säuglings, die Bedeutung des Objekts, das vor Gefahren schützt und in seiner kompensatorischen Funktion die Fortsetzung der narzißtischen »Fiktion« erlaubt, und schließlich das Geliebt-werden, das als Erbe dieser frühen lebenswichtigen Objektbeziehung erhalten bleibt. Freud identifiziert auch in der »Einführung« (1914c) das Geliebt-werden mit dem Narzißmus: 8 »[...] da die Knaben, die der Heranwachsende jetzt liebt, doch nur Ersatzpersonen und Erneuerungen seiner eigenen kindlichen Person sind, die er so liebt, wie die Mutter ihn als Kind geliebt hat. Wir sagen, er findet seine Liebesobjekte auf dem Wege des Narzißmus« (Freud 1910c, S. 170). 9 Die Fortsetzung des Zitats zeigt die Quelle des Über-Ich, das aus den frühen Sicherheit vermittelnden Objektbeziehungen besteht: »Das Über-Ich vertritt dieselbe schützende und rettende Funktion wie früher der Vater« (1923b, S. 288).

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»Wer liebt, hat sozusagen ein Stück seines Narzißmus eingebüßt und kann es erst durch das Geliebtwerden ersetzt erhalten« (S. 66; Hervorh. von mir, M. A.).

Einige Abschnitte später heißt es: »Das Lieben an sich, als Sehnen, Entbehren, setzt das Selbstgefühl herab, das Geliebtwerden, Gegenliebe finden, Besitzen des geliebten Objekts hebt es wieder« (ebd.; Hervorh. von mir, M. A.).

Federn (1936) ist nicht entgangen, daß die Verbindung von Narzißmus und Gefühl des Geliebt-werdens mit seiner triebtheoretischen Definition als Selbstliebe (im Gegensatz zur Objektliebe) nicht zu vereinbaren ist. Er hat, um die Identifizierung von Narzißmus und Selbstliebe zu retten, den Wunsch geliebt zu werden deshalb als »Objektlibido passiver Art« bezeichnet; er sei nur dann narzißtisch, wenn er »sich als Liebesphantasie zwischen Ich und Objekt schiebt« (Federn, 1936, S. 37). Die im Kern intersubjektive Definition des Narzißmus als Geliebt-werden konfligiert, wie Federn zu Recht befürchtet, mit der triebtheoretischen Version einer objektlosen Besetzung des Selbst. »Die Rückkehr der Objektlibido zum Ich, deren Verwandlung in Narzißmus«, kann Freud (1914c) sich aus diesem Grund auch nur als »Zurückziehung der Libido von den Objekten« (ebd., S. 167) vorstellen; da er hier aber nicht den sekundären Narzißmus meint, sondern die erwiderte »glückliche« Liebe, macht diese Formulierung keinen Sinn. Triebtheoretisch formuliert entspräche diese passive, befriedigte Liebeserwartung geradezu einer libidinösen Besetzung des Selbst durch das Objekt oder seine internalisierten Repräsentanzen. Diese Konstruktion ist im Energieverteilungsmodell der Triebtheorie aber nicht vorgesehen. Mit libidinöser Energie besetzt wird entweder das Selbst oder das Objekt. Der Narzißmus ist in dieser Version also nicht einfach das Selbstbezogene im Gegensatz zum Objektbezogenen, sondern etwas dazwischen, was sich in der Tat »als Liebesphantasie zwischen Ich und Objekt schiebt«: er vermittelt zwischen Selbst und Objekt. Dieser Vorgang setzt Selbstreflexivität voraus, also eine Spiegelung des Selbst, aber nicht etwa in der Einsamkeit der Selbstbegegnung, sondern in der Interaktion mit der Umwelt. Der Narzißmus – nicht als Selbstliebe, sondern als Geliebt-werden – konstituiert sich über das Objekt. Narzißmus als vermittelnde Bewegung zwischen Selbst und dem Anderen – eine solche Auffassung widerspricht dem Dualismus von

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Subjekt und Objekt und der cartesianischen Erkenntnistheorie mit ihrer Trennung von res cogitans und res extensa. Die Bewußtseinsphilosophie der Moderne in der Tradition von Descartes hat diese Selbstbeziehung als Verhältnis eines erkennenden Subjekts zu sich als Objekt und damit den selbstreflexiven Vorgang nach dem Vorbild der Welterkenntnis beschrieben. Das Subjekt bezieht sich auf sich in der gleichen Weise, wie es sich auf die Außenwelt bezieht. Damit betrachtet es die Welt der Objekte einerseits als sein Gegenüber, andererseits gehört es dieser Objektwelt selbst an. Es fällt nicht schwer, dieses cartesianische Modell in Freuds triebtheoretischer Definition des Narzißmus und ihrer späteren ich-psychologischen Präzisierung durch Hartmann wiederzufinden. Das Ich resp. Selbst besetzt die Objekte mit libidinöser Energie in der gleichen Weise, wie es sich selbst mit (narzißtischer) Libido besetzen kann. Die libidinöse Besetzung des Selbst ist ein Sonderfall der Objektbesetzung, bei dem sich das Selbst zum Objekt nimmt – so wie der erkennende Blick auf das Selbst im selbstreflexiven Akt einen Sonderfall des Blicks auf die Welt der Objekte darstellt. Das Verständnis von Narzißmus als Selbstliebe und das Verständnis der Selbsterkenntnis als einsamer Reflexion des Subjekts auf sich selbst folgen der gleichen Logik einer vorgängigen Trennung von Selbst und Objekt. Und sie stimmen auch in der eigenartigen Doppelposition des Selbst überein, das sich einmal als Subjekt der Welt gegenüberstellt, der es als Objekt gleichzeitig angehört. Eine intersubjektive Auffassung des Narzißmus als Geliebt-werden setzt eine Konzeptualisierung der Selbstentwicklung voraus, die sich in der Vermittlung durch einen Anderen vollzieht. Als Vorbild einer solchen intersubjektiven Genese der Selbstbeziehung kann das dialektische Modell der Liebesbeziehung gelten, das Hegel im System der Sittlichkeit von 1802/1803 (Hegel, 1967) als »Seinselbstsein in einem Fremden« oder in seiner Jenaer Realphilosophie von 1805/1806 (Hegel, 1969) als »sein Wesen im Andern« entwickelt hat: Das liebende Selbst setzt sich zunächst einem Verzicht aus, indem es sich »entäußert« und, weil es nicht mehr »bei sich« ist, auch entzweit. Weil aber im Begehren des Partners das Selbst auch sein eigenes Begehren und damit sich selbst erfährt und anerkannt fühlt, kehrt es wieder zu sich zurück, aber auf einer höheren Stufe: das zuvor »ungebildete« Selbst erwirbt durch die Spiegelung im Objekt Selbstbewußtsein. Erst die erwiderte Liebe entschädigt für den ursprünglichen Selbstverlust

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und macht die Selbstentzweiung bei erhöhtem Selbstgefühl rückgängig. (Hegel 1969, S. 200 ff.) Für Hegel ist das zugleich ein Vorgang der Anerkennung (ebd., S. 202).10 Dieses Spiegel-Modell erlaubt eine intersubjektive Lesart der ursprünglich triebökonomisch (miß)verstandenen These Freuds, daß die narzißtische Libido, in der aktiven Liebe ans Objekt verausgabt, erst durch die passive Gegen-Liebe, also das Geliebt-werden, wieder ins Ich zurückfließt und dort zu einem erhöhten Selbstgefühl führt. Zwischen der Rückkehr des in der Liebe zunächst entäußerten Selbst durch das Begehren des Anderen, welches das Selbst wiederum verändert (wie bei Hegel), und der Rückkehr der in der Objektliebe zunächst verausgabten Libido in Form des narzißtischen Geliebt-werdens, welches das reduzierte Selbstgefühl wieder erhöht und anreichert (wie bei Freud), besteht eine verblüffende Konkordanz.

III. Intersubjektivität – das Paradigma für einen reformulierten Narzißmus-Begriff

Der »linguistic turn« von der Bewußtseinsphilosophie zum Sprachpragmatismus hat ein Modell der interaktiv erzeugten Selbstbeziehung hervorgebracht, welches die bewußtseinsphilosophische Monadologie von Subjektivität sprengt (vgl. Taylor, 1996; Tugendhat, 1997). Subjektivität ist intersubjektiv vermittelt. Die humanwissenschaftliche Debatte über die Konstituierung und Struktur des Selbst ist von diesem Paradigmenwechsel gekennzeichnet, der – von der Philosophie und den Sozialwissenschaften ausgehend – längst auch die Psychoanalyse erreicht hat. Die Formel von primärem Trieb und sekundärem (Trieb-)Objekt hat ihre einstige Sprengkraft verloren. Das Intersubjektivitätsparadigma ist dabei, das Triebparadigma abzulösen (vgl. Eagle, 1984; Stolorow et al., 1994). Unter dem neuen Paradigma werden nicht länger ein isolierter seelischer Apparat sowie die konflikthafte Dynamik seiner inneren Strukturen

10 Genau auf diese von Hegel entwickelte intersubjektive Struktur des Selbstverhältnisses rekurriert die sozialphilosophische Anerkennungstheorie von Honneth (1994). Auch für Lacan bildet Hegels Dialektik des Selbstbewußtseins das intersubjektive Modell für das sexuelle Begehren: Begehrt wird das Begehren des Anderen, in dem das eigene Begehren (an)erkannt wird (reconnaissance im doppelten Sinne von Wiedererkennen und Anerkennen).

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und Kräfte betrachtet, sondern ein Feld, auf dem das Selbst mit seiner Umwelt interagiert und intrapsychische Prozesse mit intersubjektiven verkoppelt sind. Auch die psychoanalytische Situation selbst wird als intersubjektive Begegnung verstanden, in der zwei Personen sich austauschen, und nicht die eine (der Patient) sprechend handelnd, während die andere (der Therapeut) als »weiße Wand« fungiert und aus einer Position des neutralen Beobachters zuhört und deutet. Beide psychoanalytische Diskurslinien, die auf das Selbst und die auf den psychoanalytischen Prozeß bezogene11, konvergieren in der Frage nach der Emergenz von etwas Neuem – eines Dritten, dem Subjekt – aus einem intersubjektiven Geschehen. Winnicott gilt als Pionier einer Theorie der intersubjektiven Genese des Selbst, die innerhalb der Psychoanalyse – selbst innerhalb der Objektbeziehungstheorie – lange Zeit eine Außenseiterposition innehatte und eher von der Sozialphilosophie als von der Psychoanalyse rezipiert worden ist. Erst die Postkleinianer haben Winnicotts dialektische Entwicklungstheorie wieder aufgenommen und seinen intersubjektiven Ansatz weitergeführt (Ogden, 1995; Bollas, 1997), der auch in der amerikanischen Intersubjektivitätstheorie eine Rolle spielt (vgl. Modell, 1996). In den Sozialwissenschaften gilt Mead (1934) als Begründer einer intersubjektiven Identitätstheorie; auf dessen Konzept der Perspektivenübernahme hat Habermas (1981) seine Theorie des kommunikativen Handelns gestützt. Auf die Nähe der Konzeptionen von der Entstehung des Psychischen bei Mead und Winnicott und ihre innere Verbindung mit Hegels Dialektik des Selbstbewußtseins ist sowohl von psychoanalytischer Seite (Benjamin, 1988; Modell, 1996) als auch von der Sozialphilosophie (Habermas, 1992; Honneth, 1994) hingewiesen worden. Das Selbst wird nicht mehr in der Trennung vom Objekt gedacht und dem »autonomen« Subjekt zugeschlagen, es ist seinerseits intersubjektiv konstituiert. Diese Betrachtungsweise nähert sich ebenfalls die neuere Hirnforschung. Die Neurobiologie hat die Bedeutung von Intersubjektivität für den cerebralen Bauplan erkannt (Singer, 1997). Das Selbst, auch neurobiologisch lange als cartesianisches Zentrum

11 Dunn (1995) hat in einer schönen Übersichtsarbeit den doppelten psychoanalytischen Diskurs über Intersubjektivität dargestellt. Die anhaltende Debatte über Intersubjektivität im psychoanalytischen Prozeß wird von der PSYCHE 10/11 (1999) gut dokumentiert.

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konzipiert und vergeblich zu lokalisieren versucht, wird im Zuge eines Paradigmenwechsels zunehmend als jeweils individuelle Verbindung von »Ensembles« aus Zellkombinationen oder »neuronalen Gruppen« (Edelman, 1993) verstanden, zu deren Genese und Struktur Interaktionen mit der Umwelt von entscheidender Bedeutung sind. Insbesondere die Fähigkeit, »sich mit den Augen des Anderen zu sehen«, gilt inzwischen auch in der Neurobiologie als intersubjektive Voraussetzung für die Entstehung eines Gefühls eigener Identität (Damasio, 1997). Damit verläßt die Hirnforschung das zentristische cartesianische Modell und nähert sich den dezentrierenden Hypothesen über die Entstehung und Funktionsweise des Selbst an. Es gibt offenbar über die Disziplinen hinweg und zwischen ihnen eine auffällige Spur der Konvergenz in Richtung einer intersubjektiven Theorie des Selbst. Ich kann das hier nicht systematisch entwickeln, will aber am Beispiel des symbolischen Interaktionismus diese Spur wenigstens aufnehmen, die auch den Weg zu einer intersubjektiven Theorie des Narzißmus bahnt. Im Modell der Perspektivenübernahme läßt sich der Narzißmus nämlich als bewertender Blick des Anderen auf das Selbst konzipieren. In der Interaktion mit dem Anderen erfahren wir etwas über uns selbst, weil wir uns mit ihm nur dann verständigen, wenn wir uns aus seiner Perspektive sehen können und der Andere unsere Perspektive auf ihn nachvollziehen kann. Erst mit dieser in die pragmatischen Sprachspiele eingebauten Perspektivenübernahme ist die Aporie der reinen Bewußtseinsphilosophie, die das Subjekt transzendental behaupten muß, überwunden – ebenso wie die Beschränkung der monadologischen Triebtheorie, für die das Objekt ein notwendiges Übel scheint. Ich-Identität (der sozialwissenschaftliche Begriff für das Selbst) entsteht, wenn ich mich aus der Perspektive des Anderen sehen kann und damit als Subjekt Anschluß an die Welt der Objekte gewinne, der der Andere ebenfalls als Subjekt angehört. Mead (1934, 1980/83) hat mit dem Begriff des »me« (Mich) diesen Blick des Anderen – zunächst der Primärobjekte, später der Interaktionspartner eines erweiterten sozialen Feldes, zum »generalisierten Anderen« verallgemeinert – auf das Selbst benannt. Das »me«, also die Selbstwahrnehmung aus der exzentrischen Perspektive des Anderen, hat strukturierende Wirkung auf die zunächst chaotische Innenwelt des »I« (Ich). Es klingt fast wie ein

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Gegenkonzept zur ontologisierenden Objektbeziehungstheorie Melanie Kleins, wenn Mead schreibt: »Solch ein ›Mich‹ ist also keine frühe Formation, die dann in die Körper anderer Menschen projiziert und ejiziert wird, um ihnen die Fülle menschlichen Lebens zu verleihen. Es ist eher eine Übertragung aus dem Gebiet sozialer Objekte auf das amorphe, unorganisierte Gebiet dessen, was wir als innere Erfahrung bezeichnen« (Mead, 1934, S. 239).

Erst das »me« konstituiert Selbstreflexivität, also den Blick auf sich »mit den Augen des Anderen«. Dieser Blick enthält in seiner emotionalen und moralischen Färbung eine Bewertung, die in das Selbstbewußtsein einfließt: der anerkennende Blick erlaubt ein Selbstgefühl, das Mead »self respect« (»Selbstachtung« 12) nennt. Diese über eine Interaktion vermittelte, durch die Übernahme einer Fremdperspektive erzeugte Selbsbeziehung entspricht weitgehend dem, was ich unter Narzißmus verstehen möchte. Sie bildet sich im Raum zwischen Innen und Außen, im »intersubjective space« an der Schnittstelle von Selbst und Objektwelt. Die Differenzierung von »I« und »me« erlaubt es, die Vorstellung des im Spiegel seiner Objektbeziehungen sich reflektierenden Selbst – das ist der Kern meiner intersubjektiven Narzißmus-Definition – begrifflich zu fassen. Über das »me« oder den »generalized other« ist der signifikante Interaktionspartner in die innere Struktur eingewandert und bildet dort den »Anderen«, auf dessen Wertschätzung mein Gefühl der Selbstachtung angewiesen ist. In den vergleichbaren postkleinianischen Begriffen der »me-ness« (»I-as-object« im Unterschied zu »I-ness«: »I-as-subject«, bei Ogden 1992) oder des »Selbst-als-Objekt« (Bollas 1997) wird in ähnlicher Weise ein intersubjektiv generiertes Selbstverhältnis angedeutet. Es ist ein Zwischenraum für Selbstreflexivität (»a reflective space between«, Ogden), in dem auch der Narzißmus entsteht.

IV. Primärer Narzißmus oder primäre Intersubjektivität – ein scheinbarer Gegensatz

Die Psychoanalyse hat eine intersubjektive Perspektive nur sehr zögerlich ein- und angenommen. Insbesondere im deutschen Sprachraum ist die Freudsche Triebtheorie lange als subversiver 12 Ich folge damit einem Vorschlag Honneths, der den in der deutschen Übersetzung von Geist, Identität und Gesellschaft (Mead, 1934) gewählten Begriff des »Selbstrespekts« durch »Selbstachtung« ersetzt (Honneth, 1994, S. 128).

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Bestandteil einer Psychoanalyse verstanden worden, die in der Tradition der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule gegen den »Revisionismus« gesellschaftskonformer Anpassungstendenzen die Autonomie des Subjekts vor dem allgegenwärtigen sozialen Zugriff zu verteidigen hatte. Das Intersubjektivitätsparadigma, das als Sozialbehaviorismus, Interaktionismus, Kulturalismus, interpersonelle Theorie oder Sozialpsychologie noch in den siebziger Jahren unter Häresieverdacht gestellt worden ist – und in einigen Ansätzen bis heute noch steht13 –, scheint aber inzwischen die Monadologie der klassischen Psychoanalyse abzulösen.14 Die neuere Säuglingsforschung stützt durch ihre (mit einem ebenso raffinierten wie komplexen Methodenrepertoire erhobenen) Befunde eine Theorie der primären Intersubjektivität, die in der Entwicklungstheorie von Stern (1985) eine weit beachtete Form gefunden hat. Auch sie – das wird im Methodenstreit mit der Psychoanalyse, der eine zweifelhafte adultomorphe oder pathomorphe Rekonstruktion des Säuglings vorgeworfen wird, häufig übersehen – »erfindet« ihren Gegenstand und verfährt damit konstruktivistisch, weil sie das Empfinden des Säuglings nicht direkt beobachten kann, sondern aus seinen Antworten auf Interaktionsangebote und Versuchsanordnungen erschließt (Stern, 1985).15 Unter ihrem Modell eines kognitiv fähigen, aktiven, umweltbezogenen und kommunikativen, kurz: des »kompetenten« Säuglings (Dornes, 1996) werden traditionelle Annahmen der psychoanalytischen Metapsychologie der frühen Kindheit in Frage gestellt: die Vorstellung eines vollkommen hilflosen und seiner Triebnatur ausgelieferten Wesens; eine primäre, auf Reizschutz und Realitätsabwendung angelegte Passivität; eine undifferenzierte

13 Gast (1992) beklagt auf ihrer Suche nach Spuren der Abweichung von der Triebtheorie im psychoanalytischen Diskurs über die frühe Kindheit, es habe metapsychologisch »aus dem libidotheoretischen ›Stammhaus‹ der ›Umzug in das triebfreie Kinderzimmer‹« stattgefunden (S. 338) – ein Seitenhieb gegen Säuglingsforschung, Objektbeziehungstheorie (ausgenommen wird M. Klein) und den gesamten »intersubjective turn«. 14 So befaßten sich die beiden Einleitungsreferate auf der Herbsttagung der DPV im November 1998 unter dem Thema »Vom Werden des Subjekts« vor allem mit der Frage der Intersubjektivität, unter dem Aspekt der Identitätsprobleme in der Adoleszenz (W. Bohleber), aus der Betrachtung des psychoanalytischen Prozesses (R. Reiche) und aus der sozialphilosophischen Sicht der Anerkennungstheorie (A. Honneth). 15 »Weil wir die subjektive Welt, in der der Säugling lebt, selbst nicht kennen, müssen wir uns diese Welt [....] ›ausdenken‹, wir müsssen sie ›erfinden‹« (Stern, 1985, S. 16).

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Selbst-Objekt-Fusion; die Existenz frühester (unbewußter) Phantasien. Insgesamt habe die Psychoanalyse den Säugling in seinen kognitiven, affektiven und interaktiven Fähigkeiten unterschätzt und in seinem Phantasieleben kompensatorisch überschätzt, lautet das kritische Resümee der Säuglingsforschung (etwa Lichtenberg, 1983; Dornes, 1997), die Theorie des primären Narzißmus und die damit verbundene Symbiose-Theorie seien widerlegt. Wenn der primäre Narzißmus als jener postnatale objektlose Zustand verstanden wird, in dem im Sinne eines »von den Reizen der Außenwelt abgeschlossenen psychischen Systems« (Freud) die Bedürfnisse autistisch und auf dem Wege halluzinatorischer Wunscherfüllung befriedigt werden, ist diese Theorie angesichts der Befunde der Säuglingsforschung nicht zu halten. Wenn der Narzißmus triebtheoretisch als Besetzung des Selbst oder eines undifferenzierten Ich-Es-Zustands gegenüber der Besetzung eines Objekts konzipiert wird, als ontogenetische Vorstufe (im Sinne einer linearen Entwicklung) und als Gegensatz (im Sinne eines alternativen Libidoschicksals) zur Objektbeziehung, muß dieses Konzept aufgegeben werden. Der Widerspruch zwischen der klassischen Konzeption des primärem Narzißmus und der entwicklungspsychologischen Theorie einer primären Intersubjektivität läßt sich aber als Artefakt einer monadologischen Konzeption der Ontogenese verstehen, sobald die intersubjektive Dimension des Narzißmus selbst erfaßt wird und er im Rahmen einer frühen Objektbeziehung zu definieren ist. Die Entwicklungstheorie von Stern (1985) liefert mit ihren Stufen der Bezogenheit für diese Option eine Brücke, insofern sie die mediatisierende Rolle des Objekts für ein Erleben plausibel macht, das die Psychoanalyse für die Phase einer mangelnden Differenzierung zwischen Selbst und Objekt reklamiert und als primärnarzißtisch bezeichnet. Das Objekt fungiert als ein »das Selbst regulierender Anderer« (ebd., S. 146 ff.), das neben den Empfindungen des Getrennt-seins auch solche des Zusammen-seins vermittelt: Auf der Stufe der Kern-Bezogenheit entsteht aus der direkten Nachahmung und Spiegelung ein Gefühl des Zusammenseins, auf der Stufe der Intersubjektivität erzeugt die affektive Einstimmung die Empfindung der Gefühlsgemeinschaft, auf der Stufe der verbalen Bezogenheit entwickelt sich über die sprachliche Verständigung ein symbolisches

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Zusammengehörigkeitsgefühl. Aus einer dyadischen, nicht symbiotischen Intersubjektivität erst entwickeln sich die Voraussetzungen für das Empfinden eigener Subjektivität. Separation und Individuation erwachsen also nicht aus einer Verschmelzungserfahrung (wie im Mahlerschen Entwicklungsschema), sondern sind – ebenso wie diese – an den primären Charakter von Intersubjektivität gebunden. Die intersubjektive Erfahrung ist für diesen Prozeß in der gleichen Weise Voraussetzung, wie es die Kern-Bezogenheit für die Entwicklung von körperlicher Autonomie und körperlicher Nähe ist. Der Säugling sehnt sich nicht regresssiv zurück in ein intrauterines Paradies der Ungeschiedenheit und Spannungslosigkeit, sondern sucht nach intersubjektivem Austausch im Kontakt mit der Welt. Diese Welt ist nicht primär feindlich. Das Gehalten-werden, die affektive Einstimmung und auch die beginnende sprachliche Verständigung schaffen, auf den verschiedenen Stufen der Bezogenheit, Gefühlszustände der Sicherheit und der Orientierung jenseits der Befriedigung triebhafter Bedürfnisse. Stern begreift diese Formen der Intersubjektivität als Ausdruck eines »psychischen Grundbedürfnisses« nach Zusammengehörigkeit, dessen Befriedigung sich auf die Subjektivität als eine Art Verstärker auswirkt. Die verstärkende Wirkung hänge, so vermutet Stern, »mit der Befriedigung von Sicherheitsbedürfnissen oder dem Erreichen von Bindungszielen« (ebd., S. 195) zusammen: intersubjektive Erfolgserlebnisse erhöhen das Sicherheitsgefühl, Mißerfolgserlebnisse setzen es herab. Die Situation des Zusammen-seins, in denen der Säugling seine Interaktion mit einem das Selbst regulierenden und Sicherheit vermittelndem Anderen erlebt, sieht Stern in einer inneren Repräsentation festgehalten. Diese schafft über die gemeinsame Speicherung mit vorangegangenen Episoden ein verallgemeinertes Muster für eine Situation des gleichen Interaktionstyps. Stern nennt diese vorsprachlichen Verallgemeinerungen von Episoden – wir können mit Lorenzer auch sagen: Szenen –,in denen das Selbst und der Andere mitsamt den begleitenden Affekten und Wahrnehmungen vertreten sind, »generalisierte Interaktionsrepräsentationen« oder RIG’s (»Representations of Interactions that have been Generalized«). Aus der abgerufenen RIG kann der Säugling dann eine Erinnerung aktivieren, die den regulierenden Anderen evoziert – nicht als Erinnerung an ein

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konkretes Geschehen und eine konkrete Person, sondern als verallgemeinertes Muster für eine Situation des Zusammenseins. Sie sind damit auch in Abwesenheit des Anderen abrufbar und verkörpern als innere »Gefährten« den intersubjektiven Ursprung eines Sicherheit gebenden Selbstgefühls.16 Der Begriff des »Gefährten«, den Stern (wie übrigens auch den des »das Selbst regulierenden Anderen«) aus dem symbolischen Interaktionismus von Mead übernimmt und metaphorisch verwendet, soll die »besondere Situation, in der ein Mensch einen anderen begleitet« (ebd., S. 163), veranschaulichen. Wir haben dasselbe Bild bei Winnicott (1965), der die ›Fähigkeit zum Alleinsein‹ daran gebunden sieht, daß »ein gutes Objekt in der psychischen Realität des Individuums vorhanden ist« (ebd., S. 39), das die Erfahrung »der fortwährenden Existenz einer zuverlässigen Mutter« (S. 42) repräsentiert. Auch in der »autistisch-berührenden Position« von Ogden (1989) ist die Anwesenheit der Mutter mitgedacht. Bollas (1987) hat diesen frühen »Rapport mit dem Objekt«, die im Körpergedächtnis gespeicherte präverbale Erfahrung des Gehalten-werdens, als ein Wissen bezeichnet, das noch nicht gedacht werden kann. Es ist das System der mütterlichen Fürsorge, das den primären Narzißmus erst ermöglicht und allmählich in eine Fürsorge für sich selbst umgewandelt wird. Die intersubjektiv vermittelte Erfahrung der stillen Anwesenheit des Anderen – des Sicherheit und Wertschätzung vermittelnden »guten Objekts« – haben in der psychoanalytischen Theoriegeschichte einige Autoren zum Anlaß genommen, den Narzißmus als eine Art Regulationsprinzip für das Sicherheits- und Selbstwertgefühl zu betrachten. Ich knüpfe an diese Tradition an und verweise nur exemplarisch auf die Arbeiten von Federn (1936), Joffe und Sandler (1965), Argelander (1971) und Stolorow (1975).17 Andere Autoren haben die monadologische Konzeption des primären Narzißmus generell verworfen. In Balints Theorie der »primären Liebe« (Balint 1969) oder Winnicotts Konzept des Säuglings, den es »gar nicht gibt«, war die Monadentheorie nie akzeptiert: 16 Thomä (1999) hat darauf hingewiesen, daß der Begriff der RIG den der Objektrepräsentanz zu ersetzen beginnt. 17 Bekanntlich hat Pulver (1972) in seinen Bemühungen um eine Definition des Narzißmus ausgerechnet diese Verbindung von Selbstwertgefühl und Narzißmus kritisch bewertet, da sie dessen triebtheoretische Verankerung in Frage stelle und mit dem Libido-Modell nicht gut vereinbar sei. Sic!

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»Wenn man in Dreier- und Zweierbeziehungen denkt, wie natürlich, daß man noch einen Schritt weiter zurückgeht, und von einer Einerbeziehung spricht! Zunächst scheint es, als sei der Narzißmus die Einerbeziehung, entweder eine Frühform des sekundären Narzißmus oder der primäre Narzißmus selbst. Ich meine, daß dieser Sprung von der Zweier- zur Einerbeziehung in Wirklichkeit nicht möglich ist, ohne sehr viel von dem zu verletzen, was wir durch unsere analytische Arbeit und durch direkte Beobachtung von Müttern und Säuglingen wissen« (Winnicott, 1965, S. 37).

Weil der primäre Narzißmus in der psychoanalytischen Theorietradition aber der »Einerbeziehung« zugerechnet worden ist, haben Balint und Winnicott den Narzißmus-Begriff selbst kaum noch verwandt. Wenn wir ihn aber intersubjektiv im Rahmen der Dyade definieren, entfällt der alte Gegensatz. Selbst Kohuts Narzißmus-Theorie, zumindest die frühe Variante (1971), steht bekanntlich unter dem ehrenwerten Verdacht, eine »Zwei-Personen-Psychologie« (Modell, 1984) oder »verdeckte« Objektbeziehungstheorie (Bacal, 1990, S. 274 ff.) zu sein und zentrale Konzepte von Balint und Winnicott inkorporiert zu haben. Die elementare Bedeutung der dyadischen Beziehung, im primären Narzißmus als selbstverständliche Existenzbedingung nicht »gewußt«, setzt sich im Narzißmus des sich entwickelnden Selbst fort, das sich in den Objekten seiner Umwelt reflektiert.18 Wenn wir mit Freud das Ich/Selbst als Niederschlag der aufgegebenen Objektbesetzungen begreifen, deren Geschichte darin aufgehoben ist, wäre der Narzißmus die Sonderform einer internalisierten Objektbeziehung. Nach dem Vorbild der Mutterliebe wird das eigene Selbst zum Objekt der Wertschätzung genommen: eine »Selbst-als-Objekt-Beziehung« (Bollas) unter dem Blickwinkel des Geliebt-werdens, mit innerer Fürsorgefunktion für das Subjekt.

V. Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Anerkennung als Thema des Narzißmus

Die Theorien einer intersubjektiven Genese des Selbst oder der Identität (wie die von Winnicott oder von Mead) haben es mit einem paradoxen Sachverhalt zu tun. Sie müssen nämlich zeigen, wie ein Individuum Einzigartigkeit und Unabhängigkeit erwirbt, zugleich aber in seiner Selbstdarstellung auf die Anerkennung durch Andere angewiesen, also abhängig bleibt. Aus diesem Widerspruch gibt es 18 Beim Narzißmus handelt es sich dann »um den »reflexiven Bezug des Menschen zu sich selbst im Medium seiner Objektbeziehungen« (Müller-Pozzi, 1991, S. 138).

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theoretisch keinen Ausweg, er läßt sich aber darstellen. Ich habe die Vermutung, daß der Narzißmus geradezu die Darstellungsform dieser paradoxen Situation ist und zugleich die Form der Lösung: er verbindet die besondere Behauptung des Eigenen mit dem allgemeinen Anspruch auf Anerkennung. Betrachten wir die illustren Beispiele aus der Welt der Kunst, bei denen es uns nicht schwer fällt, den Narzißmus in seiner intersubjektiven Dimension zu erkennen: den Bühnen- oder Filmstar, der die Aura seiner Einzigartigkeit pflegt, aber nichts so sehr braucht wie den Beifall seines Publikums; den Malerfürsten, der in seinem genialischen Schaffen sich selbst zu genügen scheint und gleichwohl vom Marktwert seiner Bilder und seiner Geltung im Kunstbetrieb abhängig ist; den hochsensiblen Schriftsteller, dessen weltabgewandte Selbstpräsentation ihn keineswegs daran hindert, sich im Zuspruch seiner Leser und im literarischen Ruhm zu sonnen. Zu Recht hat der Literaturwissenschaftler von Matt (1979) darauf hingewiesen, daß es weniger das Werk ist, das den Meister lobt, sondern das Publikum; mit dem Begriff der »Opus-Phantasie« hat er einen mehr oder weniger geheimen Blick auf den Adressaten der künstlerischen Tätigkeit benannt, der die intersubjektive Dimension eines kreativen Narzißmus erfaßt. Auch im klinischen Alltag finden sich genügend Beispiele, die auf den Zusammenhang von Narzißmus und Anerkennung verweisen. In langjähriger Arbeit mit schwer gestörten psychiatrischen Patienten habe ich die Erfahrung gemacht, daß der psychotische Rückzug häufig archaische Spuren eines Bedürfnisses nach Anerkennung trägt, das in einem elementaren Sinn unbeantwortet geblieben ist. Die so unterschiedlichen Symptome der narzißtischen Störung lassen sich m. E. als vielfältige Varianten eines Kampfes um Anerkennung entschlüsseln, der verdeckt und in mehr oder weniger gekonnten Inszenierungen geführt wird. Honneth (1994) hat diesen »Kampf um Anerkennung« als Konstruktionsprinzip von Identität aus den Entwicklungstheorien von Mead und Winnicott – mit Hegel als gemeinsamer Quelle – herauspräpariert. Als Resultat gelungener Anerkennungsprozesse beschreibt er ein reflexives Selbstverhältnis, das die Spuren seiner intersubjektiven Herkunft trägt.19 Diese in der

19 »Der Zusammenhang, der zwischen der Erfahrung von Anerkennung und dem Sichzusichverhalten besteht, ergibt sich aus der intersubjektiven Struktur der persönlichen Identität: die Individuen werden als Personen allein dadurch konstituiert,

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Objektbeziehung sich spiegelnde »positive Selbstbeziehung« sei – so Honneth – »als eine Art von nach innen gerichtetes Vertrauen zu verstehen, das dem Individuum Sicherheit sowohl in seiner Bedürfnisartikulation als auch in der Anwendung seiner Fähigkeiten schenkt« (ebd., S. 278). Es ist eine Umschreibung dessen, was wir heute gesunden Narzißmus nennen würden – oder eben das Grundgefühl einer sicheren intersubjektiv erworbenen Identität. Die von scheinbar rätselhaften Paradoxien bestimmte Entwicklungstheorie Winnicotts, auf die Honneth hier rekurriert, gibt Auskünfte über die Genese dieser Art von positiver Selbstbeziehung, die an die Erfahrung von Anerkennung gebunden ist. Nach Winnicott zerfällt die Mutter in eine bedürfnisbefriedigende »Objektmutter« und eine davon unterschiedene »Umwelt-Mutter« (Winnicott, 1965, S. 93 ff.). In dieser zweiten Funktion bildet sie mit dem Säugling eine Einheit, die Winnicott zu der Auffassung gelangen läßt, daß es den Säugling, für sich genommen, »gar nicht gibt«. Die Gegenwart des haltenden Objekts ist für das entstehende Selbst so selbstverständlich, daß es ohne sie nicht vorstellbar ist. Der Säugling befindet sich nämlich zunächst in einem Zustand »absoluter Abhängigkeit« (ebd., S. 106 ff.), in dem das Objekt aber der omnipotenten Kontrolle des Subjekts zu unterliegen scheint. Diese – sagen wir: primärnarzißtische – Illusion weicht erst später der Ahnung einer »relativen Abhängigkeit« vom Objekt, bevor die Anerkennung von dessen »relativer Unabhängigkeit« eingeleitet wird. Winnicotts »subjektives Objekt« bezieht sich auf dessen Qualität der Verfügbarkeit und omnipotenten Kontrollierbarkeit in der ersten Entwicklungsphase der absoluten Abhängigkeit; es symbolisiert einen Modus des Säuglings im praktischen Umgang mit seiner Welt. Er behandelt die Mutterbrust zunächst so, als gehöre sie ihm. Wäre die Unabhängigkeit der Mutter ein »primäres Datum«, wie Dornes (1997, S. 151) in seiner Kritik an Winnicott meint, würde der Säugling von Vernichtungsangst erfaßt werden. Daß er gehalten wird, gehört zu den selbstverständlichen – und deshalb unerkannten – Bedingungen seiner Existenz: er bemerkt erst, wenn er fallen daß sie sich aus der Perspektive zustimmender oder ermutigender Anderer auf sich selbst als Wesen zu beziehen lernen, denen bestimmte Eigenschaften und Fähigkeiten positiv zukommen. Der Umfang solcher Eigenschaften und damit der Grad der positiven Selbstbeziehung wächst mit jeder neuen Form von Anerkennung, die der einzelne auf sich selbst als Subjekt beziehen kann« (Honneth, 1994, S 277 f.).

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gelassen wird (Winnicott, 1965, S. 147). Das Mißverständnis von Dornes – der auf sympathische Weise einräumt, Winnicott möglicherweise nicht verstanden zu haben – liegt darin, daß er die kognitiven Befunde der empirischen Forschung über die Perzeptions- und Diskriminierungsfähigkeit des »kompetenten Säuglings« erkenntnistheoretisch überdehnt. Während Dornes zunächst von der »Wahrnehmung der Außenwelt als Außenwelt« spricht, verwandelt sich dieser gut belegte kognitive Befund unter der Hand zur Behauptung einer ursprünglichen Wahrnehmung der »Unabhängigkeit des Objekts«, die er gegen Winnicotts These eines »subjektiven Objekts« wendet. Daß der Säugling die Mutter als Objekt der Außenwelt wahrnimmt, bedeutet aber nicht, daß er ihre Unabhängigkeit annimmt, wie Dornes schließt. Die Unabhängigkeit eines Objekts zu erkennen geht weit über die Kognition hinaus, diese Fähigkeit ist in ihrer emotionalen und subjektkonstituierenden Bedeutung etwas Anderes als die Wahrnehmung seiner Existenz in der Außenwelt. Wenn nämlich die Unabhängigkeit der Außenwelt erkannt wird, ist sie zugleich anerkannt; im mühsamen Erkennen der Unabhängigkeit der Mutter vollzieht sich gerade die Anerkennung des Objekts mit eigenem Recht. Das Erkennen seiner Unabhängigkeit ist identisch mit der Anerkennung des Objekts. Daß er selbst anerkannt wird, ist aber Voraussetzung für diese »Entwicklungserrungenschaft« des Säuglings, wie auch Dornes zu Recht bemerkt (1997, S. 153). Für eine intersubjektive Theorie des Narzißmus ist das, auch wenn es kompliziert klingt, kein epistemologischer Eiertanz, sondern eine Frage der Emergenz. Erst aus der Erfahrung der Anerkennung durch das primäre Objekt taucht das Selbst als etwas Eigenes auf. Zugleich weicht die Illusion der eigenen Unabhängigkeit der Ahnung der Abhängigkeit von einem Objekt, dessen Unabhängigkeit allmählich anerkannt wird. Der Narzißmus begleitet diesen Prozeß der Differenzierung von Selbst und Objekt, die gemeinsam erschaffen werden: er stammt in seiner primären Form aus einer Zeit, wo das Objekt für das auftauchende Selbst noch »das ungedachte Bekannte« (Bollas) ist, und hält auch in seinen späteren Entwicklungsformen die Verbindung zur Welt aufrecht. Die entwicklungspsychologische Verknüpfung der Illusion der eigenen Unabhängigkeit, dem Bedürfnis, anerkannt zu werden, dem Erkennen der eigenen Abhängigkeit und der Anerkennung der Unabhängigkeit des Objekts liefert den »Stoff«, aus dem der Narzißmus gemacht ist. So könnte

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man in Abwandlung einer jener rätselhaften Bemerkungen von Winnicott sagen, der die Fähigkeit, in Gegenwart des Anderen alleine zu sein, zum »Stoff« erklärt hat, »aus dem Freundschaft gemacht ist« (Winnicott, 1965, S. 42). Die Frage der intersubjektiven Anerkennung von Abhängigkeit und Unabhängigkeit zwischen Selbst und Objekt bildet den intersubjektiven Kern und das überdauernde Thema des Narzißmus. Auf der Grundlage von Winnicotts Modell der Entwicklung von der absoluten über die relative Abhängigkeit zur relativen Unabhängigkeit versteht Jessica Benjamin (1988) den Narzißmus als Verleugnung von Abhängigkeit, die scheinbar gegensätzliche, pathologische, Formen annehmen kann. Wenn die schmerzhafte Anerkennung der eigenen Abhängigkeit nicht gelingt und statt dessen die aufrechterhaltene Grössenphantasie suggeriert, ohne die Anerkennung der Unabhängigkeit der Mutter die eigene Unabhängigkeit zu sichern, bleibt die Mutter in einer Art »reinen«, auf der Verleugnung der Abhängigkeit basierenden Selbständigkeit der Kontrolle unterworfen: als Dienerin zur Erfüllung der eigenen Wünsche. Oder aber die Abhängigkeit wird in Form der Unterwerfung unter eine mächtige Mutter scheinbar akzeptiert mit der Hoffnung, in der ebenso »reinen« Symbiose doch die Kontrolle zu behalten. In beiden Varianten der Verleugnung von Abhängigkeit ist die lebenswichtige Balance zwischen Selbstbehauptung und Anerkennung des Anderen gestört. Sowohl in der narzißtischen Allmachtsvorstellung als auch in der symbiotischen Verschmelzungsphantasie droht mit der Aufhebung der Differenz zum Objekt der »psychische Tod«, der nur durch die Anerkennung der eigenen Abhängigkeit und der Unabhängigkeit des Anderen verhindert werden kann. Erst diese Anerkennung schafft eine intersubjektive Spannung, die einerseits Getrennt-sein vom Objekt und damit Selbständigkeit und Selbstbehauptung, andererseits Miteinander-sein und damit Kontakt und Beziehung erlaubt. Die gleiche Konstruktion finden wir bei Modell (1996) in seiner intersubjektiven Theorie des Selbst. In der narzißtischen Störung sei die Dialektik von »privatem« und »öffentlichem Selbst« unterbrochen und das Selbst hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach absoluter Autonomie und dem nach vollkommener Symbiose. In der Verleugnung der Abhängigkeit vom Objekt fallen die beiden Pole des Narzißmus auseinander:

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»Als ich die Selbst- und Objekterfahrung bei der sogenannten narzißtischen Persönlichkeit untersuchte, beschrieb ich ein zentrales Dilemma derartiger Fälle, das zu einem Konflikt führt zwischen dem Wunsch, autonom, selbstgenügsam und verborgen zu bleiben, und dem Wunsch, bekannt zu sein, gefunden zu werden und das Selbst dem Objekt auszuliefern« (ebd., S. 102).

Es sind dieselben Pole des Narzißmus, die bei Balint (1956) in seiner typisierenden Gegenüberstellung als »Philobatie« (objektlose Weite) und »Oknophilie« (enge Objektabhängigkeit) auftauchen. Bereits Andreas-Salomés früher Aufsatz »Narzißmus als Doppelrichtung« (1921) enthält diese Polarität. In der Vermittlung der beiden Pole liegt aber die Möglichkeit der intersubjektiven Definition eines gesunden Narzißmus, bei dem die schmerzliche Erfahrung der Abhängigkeit vom Objekt durch die erfahrene Anerkennung erträglich gemacht worden ist und sich in einer »guten«, intersubjektiv bewährten Selbstbeziehung strukturell niedergeschlagen hat. Bei Zweifeln an der Anerkennung oder ihrer Verweigerung entstehen Gefühle der Mißachtung. In einem unbewußt inszenierten Kampf um Anerkennung werden dann Ansprüche ausgetragen, die in den differentialdiagnostischen Symptombeschreibungen der narzißtischen Störung als »Beachtung suchen«, »Aufmerksamkeit verlangen« oder »Bewunderung fordern«, als »narzißtische Wut« oder »narzißtischer Rückzug« imponieren. Es sind intersubjektive Leitsymptome, in denen sich das bedrohte Selbst, seine Abhängigkeit verleugnend, fordernd an oder aggressiv gegen das Objekt richtet – oder sich von ihm völlig abwendet und in den begleitenden Phantasien (um nicht zu sagen: im Unbewußten) das Objekt um so stärker festhält.

VI. Die intersubjektive Reformulierung des Narzißmus-Begriffs. Ein Definitionsvorschlag

Der Narzißmus kann – so mein Resümee – als ein über das Objekt vermittelter Blick auf das Selbst verstanden werden. Er konstituiert sich erst über die Spiegelfunktion des Objekts: ohne Zuschauer, ohne Publikum, ohne den Anderen, ohne ein reales, internalisiertes oder virtuelles Objekt kein Narzißmus – und auch keine narzißtische Störung. Dieser Spiegel ist weder glatt noch neutral, ebensowenig wie das Lächeln (oder der Zorn) im Blick der Mutter, die als »mirroring (m)Other« (Bion) dem Säugling die erste Ahnung von sich vermittelt. Die Anderen sind der Spiegel, in dem wir unser

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Selbstbild reflexiv erwerben und unser Selbstwertgefühl regulieren. Die Anderen sind es, auf deren Anerkennung wir angewiesen sind und von denen wir uns doch unterscheiden müssen, um uns als Individuen zu fühlen. In diesem Übergangsraum zwischen Selbst und Objekt, Phantasie und Wirklichkeit vermittelt der Narzißmus. Seine Definition als Selbstliebe verfehlt den Anderen und die Dimension der intersubjektiven Anerkennung, der eine Reformulierung des Begriffs gerecht werden muß. Zur Erläuterung meines Vorschlags und zur Explikation meiner erkenntnistheoretischen Position will ich am Ende einige Thesen aufstellen. Sie sollen – unter dem Paradigma der Intersubjektivität – zur Wiederbelebung des psychoanalytischen Narzißmus-Diskurses beitragen, der in den monadologischen Fängen von Triebtheorie und Selbstpsychologie ermattet ist. Auf Widerspruch bin ich gefaßt. Die empirische Bewährung eines intersubjektiven Narzißmus-Begiffs in der klinischen und sozialwissenschaftlichen Anwendung steht an.

1. Narzißmus ist nicht Selbstliebe

Der Narzißmus läßt sich nicht länger als objektlose Selbstbezogenheit konzipieren. Er hat etwas mit dem Wunsch nach und dem Gefühl von Versorgt-werden, Gesehen-werden, Geliebt-werden, Anerkannt-werden zu tun. In dieser passiven Liebesphantasie liegt auch die Verbindung des (erwachsenen) Narzißmus mit seiner ontogenetischen Quelle, die als primärer Narzißmus immer schon die intrauterine Versorgung (Ferenczi), die primäre Objektbeziehung (Balint), die »immaterielle Gebärmutter« (Grunberger) oder die »haltende« Umwelt (Winnicott) vorausgesetzt und eingeschlossen hat – und als eine Art realer Fiktion zu erkennen ist, »wenn man nur die Mutterpflege hinzunimmt« (Freud, 1911b, S. 232). In der Metamorphose des primären Narzißmus, der Umwandlung der mütterlichen Liebe und Fürsorge in eine wertschätzende Selbstbeziehung bleibt diese intersubjektive Spur erhalten.

2. Das Objekt hat eine für den Narzißmus konstitutive Funktion

Sie äußert sich ursprünglich in der umfassenden somatopsychischen Versorgung des hilflosen Säuglings, wandelt sich allmählich zu einer Spiegelfunktion für das entstehende Selbst und setzt sich in dessen Struktur als identitätsbildendes Gefühl von Einzigartigkeit

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und individueller Besonderheit fest, das aber paradoxerweise über Anerkennung entstanden und auf Anerkennung angewiesen ist. Im gelungenen Fall einer »gesunden« narzißtischen Entwicklung ist dieses affektiv-szenische Korrelat der internalisierten Fürsorgebeziehung gewissermaßen unsichtbar: es gehört zur selbstverständlichen seelischen Grundausstattung des Selbst und reguliert die innere Balance leise und unauffällig, mit einem Seitenblick auf die inneren Objekte und die äußere Welt.

3. Der Narzißmus hat eine Vermittlungsfunktion zwischen Selbst und Objekt

Der Narzißmus läßt sich als eine subjektive Konstruktion an der Nahtstelle zwischen Selbst und Objekt verstehen. Er stellt geradezu die Verbindung zur Welt her. Die äußere Welt ist keine Projektion der inneren. Die innere Welt ist aber auch keine Projektion der äußeren, die äußere Welt bildet sich in der inneren nicht einfach ab. Diese erkenntnistheoretisch naive Position, die der Säuglingsforschung gelegentlich vorgeworfen wird, übersieht, daß die subjektive Aneignung der Realität – psychoanalytisch gesprochen: die Bildung innerer Strukturen über die Verinnerlichung von Objektbeziehungen – ein schöpferischer Akt ist: Der Säugling konstruiert Realität, die er als Nicht-Ich aus sich »sondert« (Freud); er erschafft sich die Außenwelt, die er zugleich vorfindet. Der primäre Narzißmus ist eine notwendige »Fiktion«, die an die objektive Gegenwart der Mutter gebunden ist und ihre Pflege voraussetzt. Ohne diese Verkennung seiner absoluten Abhängigkeit würde der Säugling von Vernichtungsangst überwältigt (Winnicott).

4. Der Narzißmus kreist um das Verhältnis von Abhängigkeit und Unabhängigkeit, sein eigentliches Thema ist Anerkennung.

Die Theorien einer intersubjektiven Genese des Selbst oder der Identität (wie die von Winnicott oder von Mead) haben es mit einem paradoxen Sachverhalt zu tun. Sie müssen nämlich zeigen, wie ein Individuum Einzigartigkeit und Unabhängigkeit erwirbt, zugleich aber in seiner Selbstdarstellung auf die Anerkennung durch Andere angewiesen, also abhängig bleibt. Aus diesem Widerspruch gibt es theoretisch keinen Ausweg, er läßt sich aber darstellen. Ich habe die Vermutung, daß der Narzißmus geradezu die Darstellungsform dieser paradoxen Situation ist und zugleich die Form der Lösung: er

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verbindet die besondere Behauptung des Eigenen mit dem allgemeinen Anspruch auf Anerkennung.

5. Der »gestörte« Narzißmus ist durch die Irritation oder das Fehlen eines Grundgefühls gekennzeichnet, das um das Thema der Anerkennung kreist

Die narzißtische Störung läßt sich als Bewältigungsversuch verstehen, bei dem das Gefühl fehlender intersubjektiver Anerkennung im Zentrum unbewußter Phantasien steht und zu kompensatorischen Erlebnis- und Verhaltensweisen führt. Die Symptome dieser Störung haben eine reparative Funktion und dienen in vielfältigen Erscheinungsformen einem stummen oder lärmenden Kampf darum, vom Anderen wahrgenommen und anerkannt zu werden. Der gekränkte Rückzug von der Welt trägt, ebenso wie die eitle Selbstdarstellung, der symbiotische Verschmelzungswunsch, die solipsistische Selbstbehauptung oder die narzißtische Wut, die Spuren des Objekts, dessen spiegelnde Anerkennung eingefordert wird.

6. Der Narzißmus funktioniert als unbewußtes Selbstregulativ intersubjektiver Prozesse

Der über den Bezug auf ein Objekt vermittelte Charakter des Narzißmus präsentiert sich nicht unmittelbar und offenkundig. Seine reflexive Vermittlungsfunktion ist vielfältig verhüllt und eine in aller Regel unbewußte und still erbrachte Leistung vor dem Spiegel des Objekts – und deshalb von der Psychoanalyse als einer Theorie des Unbewußten zu erfassen, die bereits den »Schatten des Objekts« (Freud) in den Strukturbildungen des Ich entdeckt hat. Im Narzißmus schützen wir uns vor der schmerzlichen Erfahrung von Abhängigkeit, der wir im Bedürfnis nach Anerkennung auf paradoxe Weise unbewußt Tribut zollen. Die Enthüllung der intersubjektiven Dimension des Narzißmus bedeutet also eine Kränkung des Subjekts über die Erkenntnis hinaus, daß das Ich »nicht Herr im eigenen Haus« ist: nicht einmal in unserem Narzißmus sind wir ganz wir selbst. (Anschrift des Verf.: Dr. Martin Altmeyer, Röderichstr. 8, D-60489 Frankfurt/M.)

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Title: MARTIN ALTMEYER, FRANKFURT AM MAIN Subject: Author: Bernd Schwibs Keywords: Comments: Creation Date: 3/31/2003 2:23 PM Change Number: 2 Last Saved On: 3/31/2003 2:23 PM Last Saved By: Dr. Martin Altmeyer Total Editing Time: 7 Minutes Last Printed On: 5/9/2003 2:42 PM As of Last Complete Printing Number of Pages: 31 Number of Words: 10.231 (approx.) Number of Characters: 58.319 (approx.)