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Kapitel 13 Nationalparks und Schutzgebiete Dunja Gaedecke 13.1 Brasilien und Argentinien 13.1.1 Nationalpark Foz de Iguaz´ u Die ber¨ uhmten Wasserf¨ alle des R´ ıo Iguaz´ u, die die gr¨ oßten F¨ alle S¨ udamerikas bilden und zugleich zu den bedeutendsten der Erde gerechnet werden, bestehen aus ¨ uber 265 Einzelf¨ allen entlang der brasilianisch-argentinischen Grenze (vgl. Abb. 13.1). Die imposanten Wasserf¨ alle bilden den Mittelpunkt und die Hauptattraktion der beiden Nationalparks, die zugleich Reste eines von Brasilien her¨ uberreichenden subtropischen, atlantischen Regenwaldes sch¨ utzen, der in Argentinien wegen der ausgiebigen Abholzungen heute nahezu nur noch auf diesen Standort beschr¨ ankt ist. Abbildung 13.1: Foz de Iguaz´ u (Blick von der argentinischen Seite) (Foto: D. Gaedecke). 164 A-PDF Split DEMO

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Kapitel 13

Nationalparks und SchutzgebieteDunja Gaedecke

13.1 Brasilien und Argentinien

13.1.1 Nationalpark Foz de Iguazu

Die beruhmten Wasserfalle des Rıo Iguazu, die die großten Falle Sudamerikas bilden undzugleich zu den bedeutendsten der Erde gerechnet werden, bestehen aus uber 265 Einzelfallenentlang der brasilianisch-argentinischen Grenze (vgl. Abb. 13.1). Die imposanten Wasserfallebilden den Mittelpunkt und die Hauptattraktion der beiden Nationalparks, die zugleich Resteeines von Brasilien heruberreichenden subtropischen, atlantischen Regenwaldes schutzen, derin Argentinien wegen der ausgiebigen Abholzungen heute nahezu nur noch auf diesen Standortbeschrankt ist.

Abbildung 13.1: Foz de Iguazu (Blick von der argentinischen Seite) (Foto: D. Gaedecke).

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Abbildung 13.2: Karte des Nationalparks (IBAMA 2001).

Ein ganzjahrig humides Klima der tropischen bzw. subtropischen Klimazone (vgl. Kapitel 4)mit 1.700 mm Jahresniederschlag und eine hohe Luftfeuchtigkeit, nicht zuletzt wegen des hierherrschenden Mikroklimas, gestatten eine tropische Vegetation.Der Nationalpark im argentinischen Staatsgebiet (Standort 2), mit einer Große von 550 km2,wurde im Jahr 1934 errichtet [3]; Brasilien grundete den großeren Teil des Parks (Standort 1)1939 mit einer Große von 1.700 km2 [47] (vgl. Abb. 13.2). 1984 wurde der argentinische Teilund 1986 der brasilianische Teil des Nationalparks von der UNESCO zum Weltnaturerbeerklart.Der argentinische Teil des Nationalparks wird verwaltet von der APN (Administracıon deParques Nacionales) und der brasilianische Teil von dem IBAMA (Institute of Environmentand Renewable Natural Resources).Mit uber 2.000 Pflanzenarten (Stockwerkregenwald, Palmen, Orchideen, Farne, Moose, Bro-meliacaen), 400 Vogelarten (Aras u. andere Papageien, Tukane und Trogons, Kletterfußler,Tunamus und Hokkos), zahlreichen Saugetieren (Tigerkatze, Ozelot, Puma, Jaguar, Pampa-shirsch, Flachlandtapir, Pekaris, Wasserschwein, La-Plata-Otter, Riesenotter, Großer Amei-senbar, Schwarzer Brullaffe), Reptilienarten (Breitschnauzenkaiman, Urutu-Viper und andereLanzenottern) und unzahligen Insektenarten ist die Diversitat, auch an seltenen und bedroh-ten Tieren, im Nationalpark beachtlich groß.

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Abbildung 13.3: Die Nationalparks und Schutzgebiete Paraguays (unvollstandig) [172].

Fur die Hunderttausende von Besuchern jahrlich wurde im Nationalpark eine gute Infra-struktur mit kleinem Museum, Informationscenter, Restaurant, ausgeschilderten Wegen undRangern geschaffen.

13.2 Paraguay

Die Naturschutzgebiete in Paraguay bilden ein breites Netz, das von einer großen landschaft-lichen und biologischen Vielfalt gekennzeichnet wird, in der Fauna und Flora des Landesweitgehend unversehrt blieben (Abb. 13.3).Es gibt insgesamt 14 Nationalparks und 12 Naturschutzgebiete: Die drei großten befindensich im Chaco, wahrend die kleineren, aber biologisch vielfaltigeren Parks im ostl. Paraguaygegrundet wurden.Der großte Nationalpark, mit einer Flache von 780.000 ha, heißt ,,Defensores del Chaco”und schutzt ein außerst ursprunglich gebliebenes Gebiet im schwer zuganglichen, außerstenNordwesten Paraguays, der kleinste heißt ,,Cerro Chorori” und hat eine Flache von nur 5 ha.Die Nationalparks sind alle staatlich, teils aber privat unterstutzt. Das gemeinsame Se-kretariat des SEAM (Secretarıa del Ambiente, sozusagen die Nationalpark- bzw. Umwelt-schutzbehorde) besteht aus folgenden Ministerien: ,,Agricultura y Ganaderıa (MAG), Rela-ciones Exteriores, Industria y Comercio, Salud Publica y Bienestar Social, Obras Publicas yComunicacio-nes, Defensa Nacional, Interior, Hacienda, Educacion y Cultura” [23].Die Schutzgebiete sind alle privat (meist von Stiftungen, Firmen oder Großgrundbesitzern)gegrundet worden. Eine sich sehr engagierende, nicht staatliche Stiftung ist beispielsweise die

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Moises Bertoni Foundation (FMB), die u.a. das große Reservat (65.000 ha) ,,Bosque Mbara-cayu” gegrundet hat. Oder Privatpersonen richten aus ideologischen Grunden Schutzgebieteauf Privatgrund ein, wie z.B. ein Schweizer Ehepaar das Schutzgebiet ,,San Rafael” im Jahre1992 aus Sorge um weitere, massive Abholzungen eingerichtet hat. Die Große betragt mitt-lerweile 78.000 ha [8].Fast alle Nationalparks und Schutzgebiete sind mittlerweile fur Touristengruppen offen undweisen eine touristische Infrastruktur auf. Denn in paraguayischen Schutzgebieten stehennicht nur die Beweggrunde des Landschaftsschutzes und der wissenschaftlichen Forschung imVordergrund, vielmehr spielt die Naherholung der Offentlichkeit eine große Rolle.Etwa 3,5 % (1997) der Landesflache Paraguays steht unter Naturschutz, allerdings sind weiterePlanungen im Gange, neue Schutzgebiete auszuweisen, evtl. auch landerubergreifende. WegenKorruption, wirtschaftlichen Drucks und schon traditionell schwach ausgepragtem politischenVerantwortungsbewusstseins leiden aber einige von den Schutzgebieten unter deutlichen Ver-fallserscheinungen. Beispielsweise sind ernst zu nehmende Probleme illegale Jagd und Rodungund selbst die Anlegung kleiner Weideflachen fur Nutzvieh in Nationalparks.

13.2.1 Die Schutzgebiete des Itaipu-Stausees

Als Ausgleichsmaßnahme fur die seit dem Bau des Itaipu-Stausees zerstorte Natur der Uber-schwemmungsflache wurden, zusatzlich zu einem 200 m breitem Schutzstreifen entlang desUfers, funf private Schutzgebiete am Westufer (also auf paraguayischer Seite) und zwei sehrkleine, private Schutzgebiete am Ostufer (also auf brasilianischer Seite) geschaffen. Die pa-raguayischen Schutzgebiete lauten: Refugio Biologico Tati Yupi (Standort 6) und ReservaBiologica Itabo (Standort 7), die auf der Exkursion besucht wurden (Reserva sind großer alsRefugios); Reserva Biologica Limoy, Refugio Biologico Carapa und Refugio Biologico Mbara-cayu.Die brasilianischen Schutzgebiete heißen: Refugio de Santa Helena und Refugio Bela Vista(vgl. Abb. 13.4).Die Gesamtflache der Schutzgebiete betragt 50.000 ha, wovon Tati Yupi mit 2.245 ha einenkleineren Anteil und Itabo mit 15.800 ha einen großen Anteil besitzt. Es sollen 400 Vogelartenund 62 Saugetierarten vorkommen [136].Itabo wird auch zum Zwecke der Umweltbildung genutzt: es gibt u.a. einen Pflanzenlehrpfaddurch den Regenwald (Primarwald) und Unterkunftsmoglichkeiten fur Wissenschaftler undSchulklassen. Dabei ist das Schutzgebiet in drei Zonen eingeteilt, um ein Großteil des Gebietesso gut wie moglich vor jeglicher Beeinflussung zu schutzen: In der Zone 1 befindet sich derLehrpfad (der aber nicht verlassen werden darf), in der Zone 2 durfen nur eingeschrankt For-schungen stattfinden und die Zone 3 darf nur betreten werden, um Tatigkeiten von Wilderernzu uberwachen. Auch der Großteil von Tati Yupi ist zum Schutze der Natur gesperrt.Es hat aber den Anschein, dass die biologischen Refugien und Reservate hauptsachlich nureingerichtet wurden, um uberhaupt Ausgleichsmaßnahmen vorweisen zu konnen, man hat hiereinige Tiere neu angesiedelt, die vor dem Ertrinken in dem ansteigenden See gerettet wurdenund kleiner Teil der empfindlichen Feuchtgebietsvegetation (und Stockwerkregenwald) wirdso geschutzt. Verglichen mit der rucksichtslosen Uberflutung dieses, noch sehr ursprunglichgebliebenen, Regenwaldes und der erst nachtraglichen Einrichtung der Schutzgebiete (3 Jahrenach dem Bau des Stausees) hat es aber sozusagen nur eine ,,Alibifunktion”.

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Abbildung 13.4: Die Schutzgebiete des Itaipu-Stausees (Mapa de Turismo de Naturaleza).

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Dafur fungieren sie als ein gutes Monitoring-Gebiet, wobei u.a. besonders die Wasserqualitat,Fischpopulation oder Erosion beobachtet und untersucht wird und Biodiversitatsstudien be-trieben werden.Desweiteren wurde ein ,,okologisches” Museum Ecomuseo (mit Dioramen und Tiergehegenmit einheimischen Tieren und einer Volkerkundeausstellung) und ein Zentrum der Umwelter-ziehung in Iguacu eingerichtet.Das Klima (vgl. Kapitel 4) ist ganzjahrig humid und weist ganzjahrig hohe Temperaturen auf(Jahresdurchschnittstemperatur: 21,4 ◦C, Jahresniederschlag: 1.700 mm). Nicht zu verleugnenist jedoch der Einfluss von einem Stausee solchen Ausmaßes auf das Mikroklima (u.a. vielhohere Verdunstung).

13.3 Chile

In Chile gibt es 31 Nationalparks, 48 Naturschutzgebiete, 15 Naturmonumente und 3 Natur-erforschungsgebiete. Sie umfassen zusammen eine Flache von 14 Mill. ha (das sind 18 % derLandesflache, 1999), die Nationalparks besitzen davon eine Flache von 8,7 Mill. ha [58], undschutzen Gebiete mit bemerkenswert hoher Biodiversitat, stark bedrohter Tier- und Pflan-zenwelt oder sonstigen Natur- und Kulturschatzen. Sie sind uber das ganze Land verteilt. Eingroßer Teil der Flache liegt allerdings auch in nicht nutzbaren Flachen.Die SNASPE (Sistema Nacional de Areas Silvestres Protegidas del Estado), sozusagen diechilen. Nationalparkverwaltung, untersteht der chilen. Forstverwaltung CONAF (CorporacionNacional Forestal) und die wiederum dem Landwirtschaftsministerium. Beide Organisationenarbeiten aber eng zusammen [70].Schon 1926 wurde der erste Nationalpark Chiles (Parque Nacional Vicente Perez Rosales)von SNASPE gegrundet.Alle Nationalparks und Schutzgebiete Chiles sind staatlich, allerdings, ahnlich wie in Para-guay, auch stark auf Naherholung der Offentlichkeit ausgelegt und weisen daher eine gutetouristische Infrastruktur auf. Von der Beliebtheit der Parks zeugt auch eine Besucherstatis-tik: von 1990–1999 haben knapp 9 Millionen Menschen die Parks besucht, etwa 14 % davonwaren Auslander (Touristen). Und die Tendenz ist steigend [58].

13.3.1 Nationalpark La Campana (Chile)

Der Nationalpark ,,La Campana” in Chile (Standort 33) ist etwa 160 km nordlich von Santiagoin der Kustenkordillere gelegen. Er wurde im Oktober 1967 gegrundet und umfasst eine Flachevon 8.000 ha, die die chilenische Nationalparkverwaltung SNASPE (s.o.) betreut.Im Jahre 1984 wurde der Nationalpark ,,La Campana” (zusammen mit dem ,,Reserva LagoPenuelas”) von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklart, da er ein letztes Stuck unberuhr-ter Natur in der artenreichen Zentralzone von Chile, in der Klimazone der winterfeuchtenSubtropen, darstellt [71].Eine Besonderheit dieses Parkes ist, dass er die letzten (befinden sich kurz vor der Ausrot-tung) und sudlichsten Bestande der Chilepalme (regelrechter Wald aus bis zu 30 m hohenPalmen, jetzt ungefahr noch 16.000) schutzt. Gleichzeitig birgt er ein ausgedehntes Stuckgrunen Naturwaldes mit den nordlichsten Roblebestanden (Chilenischen Eiche, Nothofagusoblicua) in Amerika und außerdem eine Vielfalt an sklerophyllen Pflanzen (Matorral bzw.Jaral). Es ist der einzige Bereich Mittelchiles mit ursprunglicher Vegetation, da weite Teile

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Abbildung 13.5: Karte des Nationalparks ,,La Campana” nach: Michea [58]).

Sudamerikas fur die Betreibung der Minen abgeholzt wurden. Er stellt jetzt eine Insellage inder stark landwirtschaftlich genutzten Umgebung dar.Der Park hat drei Bereiche, jeder mit einem eigenen Eingang: Granizo (Standort 33), CajonGrande und Ocoa (vgl. Abb. 13.5) [58].Der nordlichste Eingang ist Palmas de Ocoa. Vom Sattel des Portezuelo de Granizo, zuerreichen uber einen Aufstieg durch eine mit Palmen ubersate Schlucht, kann man einigeAusblicke genießen, die schon Darwin bei seinem Aufstieg (im Jahre 1835) zum Cerro laCampana (1.840 m) so beeindruckt haben.Die Fauna im Park weist Stinktiere, Magellanfuchse, argentinischer Graufuchse, Wildkat-zen, Chinchillas, sudamerikanische Felsenratten und Viscachas auf. An Vogeln wurden Ko-libris, Finken, Kronenspatzen, Spottdrosseln, Langschwanzhaher, Weißkehlbussarde, Adlerund Eulen beobachtet. Eine solche Artenvielfalt wird unter anderem durch die Exposition(an Sudhangen halt sich besonders vormittags und bei niedrigstehender Sonne der Kustenne-bel langer) und Topographie des Parkes bedingt: Berge (wie der La Campana, 1.840 m oderEl Roble, 2.222 m) kommen ebenso in dem Park vor, wie ausgedehnte Taler auf nur 400 m

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Hohe. So ergeben sich nicht unerhebliche Klimaunterschiede und eine Vielfalt an Habitaten.Dem Besucher wird eine gute touristische Infrastruktur geboten, die mittlerweile auch aufOkotourismus ausgelegt ist: es gibt ein Wanderwegenetz, Picknick- und Campingplatze stehenzur Verfugung, archaol. Ausgrabungen konnen besichtigt werden und an Freizeitaktivitatensind Trekking, Klettern, Reiten und Birdwatching hier am beliebtesten.

13.4 Argentinien

Auch in Argentinien gibt es zahlreiche Nationalparks, die uber das gesamte Land verteilt sindund 1 % der Landesflache ausmachen. Die Zielsetzung, Naturschutz und geregelten Tourismuszu verbinden, brachte es mit sich, dass mehrere Nationalparks, wie z.B. die Wasserfalle vonIguazu oder der Nationalpark ,,Los Glaciares”, zu den am meisten besuchten Reisezielen desLandes gehoren. Die zustandige Verwaltungsbehorde ist der ,,Servicio de Parques Nacionales”(SPN). Der erste Nationalpark (P.N. del Sud) wurde im Jahre 1922 eingerichtet und bildetheute mit 7.385 km2 den großten Park Argentiniens [10].

13.4.1 Parque Provincial Aconcagua (Argentinien)

Der Provinzialpark Aconcagua (Standort 39) liegt 180 km westlich von Mendoza. Er bestehtseit 1983 und ist einer von 11 Naturschutzgebieten in der Provinz Mendoza.Mit einer Große von rund 71.000 ha schutzt er einen wichtigen Teil der Zentralanden mitseinen Gletschern, dem hochsten Berg Amerikas und archaologischen Fundorten.Jeder Besucher muss sich in der Ranger Station Horcones registrieren lassen und ein Ein-trittsgeld bezahlen. Mit der Zahlung dieser Gebuhren wird der Schutz des Parks und dieUnterhaltung finanziert, sowie kostenlose medizinische Versorgung durch die Park Ranger.Da der Park als Ausgangspunkt fur Bergsteiger, die den Aconcagua besteigen wollen, sehrbeliebt ist, sind diesen Sportlern weitere Auflagen erteilt worden, die bei Missachtung mitStrafen geahndet werden: Der Mull muss in einem registrierten Sack beim Verlassen desParkes vorgezeigt werden und es ist Pflicht, die in den Basislagern aufgestellten Toiletten zubenutzen [17].

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