NATIONALSOZIALISMUS MACHTERGREIFUNG UND FESTIGUNG · Regieren durch „Notverordnungen“...

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NATIONALSOZIALISMUS MACHTERGREIFUNG UND FESTIGUNG Deutsche Geschichte Martin Schäfer – DKU – Kurs „Deutsche Geschichte“ – 14. Oktober 2015

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N AT I O N A LS OZI A L I S M US

M AC HT ERG R EI F UN G UN D F EST I G UN G

Deutsche Geschichte

Martin Schäfer – DKU – Kurs „Deutsche Geschichte“ – 14. Oktober 2015

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Hitlers Machtergreifung

0. Voraussetzung: Nationalismus und Antisemitismus in Teilen der Bevölkerung; Wut über Versailles

1. Etappe: Wirtschaftskrise

2. Etappe: Politische Krise (Präsidialkabinette)

3. Etappe: Hitler wird Reichskanzler (30. Januar 1933)

4. Etappe: Radikalisierung bis Reichtagswahl 5. März

5. Etappe: Ergebnisse werden revidiert, Ermächtigungsgesetz

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window of opportunity 1933

Strukturelle Faktoren

konstante Rahmenbedingungen

Personelle Faktoren

Aktivitäten einzelner Personen

Situative Faktoren

besondere Kombination von strukturellen und personellen Faktoren

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Strukturelle Faktoren

Wirtschaftliche Krise (Winter 1929/30)

bis 1932: Industrieproduktion sinkt um 40%, Exporte um 60%

(vor allem aufgrund der Reparationen sind Kredite lebenswichtig)

1930

USA, Deutschland: Investitionen fehlen

Wahlergebnisse (NSDAP, KPD) als Risiko für Investoren

1931

Bankenprobleme & Reparationsfrage – weiterer Geldabzug aus Deutschland

Deflationspolitik (keine Abwertung, Löhne und Preise senken)

Arbeitslosigkeit wird deutlich: 9,6% (1929) bis 33,8% (1932)

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Strukturelle Faktoren

Reparationen verschärfen die Krise

weniger Spareinlagen der Regierung

Abwertung problematisch

Exportdruck – um die Devisen zu erhalten

Aktuell: z.T. Vergleiche mit Griechenland, früher auch mit der Politik von

Gerhard Schröder

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Strukturelle Faktoren

Politische Krise

Streit um Arbeitslosenversicherung

Kommunisten und NSDAP verstärken ihre Aktivitäten

Wirtschaft: will politische Situation stabilisieren

National-konservative Kreise: autoritäres System als einzige Lösung

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Bis 1933

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Bis 1933

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Regieren durch „Notverordnungen“

„Notverordnung nach Art. 48 der Verfassung“ … was ist das?

Öffentliche Sicherheit gefährdet? Präsident kann Gesetze direkt erlassen,

das Militär im Inneren einsetzen und Grundrechte beschränken

Reichstag kann diese Gesetze später mit einfacher Mehrheit ablehnen:

In diesem Fall löste Hindenburg den Reichstag auf – Neuwahlen!

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Regieren durch „Notverordnungen“

Präsidialkabinette 1930-32

27. März 1930: die Regierung verliert die Mehrheit im Parlament

30. März: Hindenburg ernennt Brüning (Zentrum) zum neuen Kanzler

und stützt ihn durch Notverordnungen

September: das Parlament ist gegen die Notverordnungen, Neuwahl –

aber nur KPD und NSDAP profitieren

Folge: die anderen Parteien unterstützen Brüning, um eine Neuwahl zu

verhindern

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Regieren durch „Notverordnungen“

Präsidialkabinette 1932

Juni: Franz von Papen (Zentrum) wird Kanzler

Juli: Hindenburg beschließt Neuwahlen, die NSDAP profitiert stark

November: der Reichstag blockiert, wieder Neuwahlen

Folge: die NSDAP verliert, jetzt 33,1%, KPD und DNVP gewinnen

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Regieren durch „Notverordnungen“

Präsidialkabinette 1932-33

November bis Januar 1933: General Kurt von Schleicher, bisher

Reichswehrminister (Militär), wird Kanzler – aber auch er findet keine

stabile Unterstützung im Parlament

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Regieren durch „Notverordnungen“

Januar 1933

Dilemma: Hindenburg und seine Berater wollen eine national-konservative

Regierung mit Mehrheit im Parlament, aber keinen Putsch – sie fürchten

den bewaffneten Widerstand von KPD und NSDAP

„Lösung“: Hitler und Konservative sollen zusammen regieren – Mehrheit im

Parlament, Hitler wird durch von Papen / Hugenberg etc. kontrolliert,

stabiles Regieren gegen SPD und KPD scheint möglich

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Präsidialkabinette

Heinrich Brüning („Zentrum“, 1930-32)

Ziel: wirtschaftliche Stabilisierung durch Deflation

Franz von Papen („Zentrum“, 1932)

will national-konservativen Putsch, Hindenburg nicht – und lehnt auch Hitler als Kanzler ab (November) – aus Furcht vor Diktatur

Kurt von Schleicher (Dezember 1932 – Januar 1933)

gegen einen Putsch, für Stärkung des Militärs & Kooperation Arbeiter - Nationalisten

1932/33: Rivalität von Papen – von Schleicher

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Oskar von Hindenburg

unterstützt Hitler, Einfluss vermutlich nicht entscheidend

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Kurt von Schleicher

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Elard von Oldenburg-Januschau

gegen Demokratie,

für autoritären Nationalismus

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Otto Meissner

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Franz von Papen

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Januar 1933: window of opportunity

Hitler und von Papen: Intrigen (Gespräch 4. Januar 1933)

Ziel: von Schleicher abzulösen

Hitler als Kanzler, von Papen und Hugenberg (DNVP) als Entscheider

Hitler als „nützlicher Idiot“ – oder umgekehrt?

1932 wird klar: national-konservative wollen Hitler benutzen, um ein

autoritäre Regierung zu etablieren, das Militär zu stärken, aber NSDAP

(Konkurrenz!) und KPD, SPD zu schwächen

Hitlers Vorteile: Intrigen innerhalb des konservativen Lagers; die Stärke

seiner Parteiorganisationen: NSDAP, SA, SS; die Wahlergebnisse 1932

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window of opportunity Januar 1933

Strukturelle Faktoren

politische und wirtschaftliche Krise

seit 1930: Präsidialkabinette, Präsident hat Schlüsselstellung

Personelle Faktoren

Januar 1933: von Papen überzeugt Hindenburg von seinen Plänen

viele Medien und Industrielle wollen nationalistisch-autoritäre Regierung

von Papen, Hugenberg etc. wollen Macht und sehen Hitler als Instrument

Situative Faktoren

Parlament: Hitlers NSDAP (33,1%) ist stärkste Kraft

Januar 1933: von Schleicher scheitert, Hindenburg sieht keine Alternative zu von

Papen und Hitler

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