Natur und Kultur zwischen Amselfeld und Albanischen...

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Martin Bock KOSOVO Natur und Kultur zwischen Amselfeld und Albanischen Alpen

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Martin Bock

KOSOVONatur und Kultur zwischen Amselfeld

und Albanischen Alpen

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1. Auflage 2017

Trescher VerlagReinhardtstr. 910117 Berlinwww.trescher-verlag.de

ISBN 978-3-89794-738-2

Herausgegeben von Bernd Schwenkros und Detlev von Oppeln

Reihenentwurf und Gesamtgestaltung: Bernd ChillGestaltung, Satz und Bildbearbeitung: Martina Gerber, Ulla NicklLektorat: Corinna Grulich, Sabine FachRedaktionelle Mitarbeit: Anja SchmitterStadtpläne und Karten: Johann Maria Just, Martin Kapp, Bernd Chill

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für den Aushang, Vervielfältigun-gen, Übersetzungen, Nachahmungen, Mikrover-filmung und die Einspeicherung und Verarbei-tung in elektronischen Systemen.

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Titelbild: Steinbrücke und Sinan- Pascha-Moschee in Prizren (→ S. 203)

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LAND UND LEUTE

PRISHTINЁ UND DER NORDOSTEN

AMSELFELD UND DRENICA

DER OSTEN UND DER SÜDOSTEN

PRIZREN UND DER SÜDEN

DER WESTEN

DER NORDEN

REISETIPPS VON A BIS Z

SPRACHFÜHRER

ANHANG

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4 Inhalt4

Vorwort 11Sehenswürdigkeiten im Überblick 12Das Wichtigste in Kürze 14Entfernungstabelle 17

LAND UND LEUTE 18

Kosovo: Zahlen und Fakten 20

Geografie 21Hochgebirge 22Mittelgebirge 24Ebenen 25Gewässer 25Geologie 26

Flora und Fauna 27Vegetation 27Tierwelt 28Klima und Reisezeit 28Ökologie und Naturschutz 29

Geschichte 31Prähistorische Zeit 31Illyrer und Dardaner 32Die römische Zeit 32Die slawische Zeit 33Einbindung Kosovos in die

serbische Herrschaft 34Die Amselfeldschlacht 35Beginn der osmanischen Zeit 36Die Dominanz der Osmanen

auf dem gesamten Balkan 37Der Islam setzt sich durch 40Serben und Albaner 40Das Ende der osmanischen

Vorherrschaft 42Die Liga von Prizren 43Albanische Staatsgründung 44Kosovo im Ersten Weltkrieg 44Zwischen den Weltkriegen 46Kosovo im Zweiten Weltkrieg 47Nach dem Zweiten Weltkrieg 48Kosovo als Teil Jugoslawiens 48Jugoslawien nach Tito 50

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Kom 5Inhalt 5

Aufhebung der Autonomie und Ausnahmezustand 51

Der Zerfall Jugoslawiens 52Die Re-Serbisierung Kosovos 52Unabhängigkeitserklärung 52Der Parallelstaat der

Kosovo-Albaner 53Die UÇK 54Vermittlungsversuche 56Der Kosovokrieg 56Die UNO-Resolution 1244 58Der Ahtisaari-Plan 59Vom Kriegsende bis heute 62Die heutige Situation 63Zeittafel der Geschichte Kosovos 64

Kosovo als selbständiger Staat

seit 2008 65Flagge und Hymne 67Politik und Parteien 67Kosovo und die EU 69Verhältnis der Bevölkerungs -

gruppen 69Die kosovo-albanische Mafia 71Kosovo heute 71

Wirtschaft 75Landwirtschaft 76Bauwirtschaft 77Bergbau und Energiewirtschaft 77Dienstleistungssektor 79Produzierendes Gewerbe 79Außenhandel 80Deutsche Technik in Kosovo 80

Religionen 81Islam 81Serbisch-orthodoxe Kirche 84Römisch-katholische Kirche 85Protestantisch-evangelische Kirche 86Judentum 86

Die Volksgruppen Kosovos 89Albaner 89

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6 Inhalt6

Serben 92Roma, Ashkali und Balkan-

Ägypter 92Bosniaken 94Türken 94Goranen 95Kroaten, Tscherkessen und

andere 95Die albanische Sprache 95Die serbokroatische Sprache 96Bildungssystem 97

Kunst und Kultur 98Brauchtum 98Bildende Kunst, Literatur 99Musik 100Film und Kino 101Theater und Ballett 102Medien 103Architektur 104Sport 112Kosovarische Küche 113

PRISHTINЁ UND DER NORDOSTEN 118

Prishtinё 120Geschichte 120Orientierung 121Altstadt 122Zentrum 128

Prishtinё-Informationen 131

Die Umgebung von Prishtinё 138Gёrmia-Tal, Hajvali 138Gračanica 138Ulpiana 141Badofc-See 143

Der Nordosten 144Batllava-See 144Podujevo 144

AMSELFELD UND DRENICA 148

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77Inhalt

Das Amselfeld 150Fushë Kosovë 150Mazgit 152Obiliq 153Vushtrri 154Mitrovicё-Süd 157Lipjan 163Janjevë 166Tropfsteinhöhle von Gadime 166Nationalpark Blinaje 167Shtime 167

Die Drenica 169Skënderaj 169Drenas 171Malishevë 173

DER OSTEN UND SÜDOSTEN 174

Zwischen Zhegovc und Gjilan 177

Gjilan 177Sehenswürdigkeiten 178Die Umgebung von Gjilan 180Novo Brdo 182Kamenica 186Ranillug 187Viti 188Kllokott 191Partesh 192Kaçanik 193Han i Elezit 196Ferizaj 197

PRIZREN UND DER SÜDEN 200

Prizren 203Geschichte 204Shatervani-Viertel 205Innenstadt nördlich des

Lumbardhi 209Sonstige Sehenswürdigkeiten 211Sehenswertes in der

Gemeinde Prizren 212

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8 Inhalt8

Südlich von Prizren 214Gemeinde Dragash 214Restelicë 215Brod 216Wanderwege von Brod 216

Nationalpark Malet e Sharrit 217Shtërpcë 217

Nördlich von Prizren 220Suha Reka 220Mamusha 222Rahovec 223Die Weinstraße Kosovos 225

DER WESTEN 226

Gjakova 228Die Altstadt 230Außerhalb der Altstadt 234Gemeinden im Umland 236Ausflug nach Albanien 238

Junik 239Albanische Alpen 241Shtegu Regjonal Malor 242Via Dinarica 243

Deçan 245Kernort Deçan 246Kloster Visoki Dečani 246Einsiedeleien und

Grottenkirchen 248Wanderwege ins Gebirge 248Isniq 248

Peja 250Kernstadt Peja 252Umlandgemeinden

in der Dukagjin-Ebene 255Rugova-Schlucht 257Bogë 258Wanderungen in der

Rugova-Schlucht 258

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Kom 9Inhalt 9

262263264265266267

270

273273274276278

281

299

311312313

Istog Sehenswürdigkeiten Sehenswertes im Umland Klina Umland von Klina Wasserfälle von Mirusha

DER NORDEN

Der Norden Kosovos Mitrovica-Nord Zubin Potok Zvečan Leposavić

REISETIPPS VON A BIS Z

SPRACHFÜHRER ALBANISCH

Glossar, Literaturtipps Kosovo im Internet Der Autor/Danksagung Register

314Serbisch-albanisches Ortsregister 323

327328

39

608791

106

111117125

244

Bildnachweis, Kartenregister Karten- und Zeichenlegende

EXTRA

Skanderbeg – Nationalheld der Albaner

Die internationalen Institutionen in Kosovo

Mutter Teresa Die albanische Hochzeit Der Kanun Serbisch-orthodoxe Kirchen

und Klöster Rezepte Moscheen Die Kulla, eine albanische Haus-

und Wohnform Die Kosovo-Polizei und andere

Ordnungskräfte 280

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10 Kom

Eine der spektakulärsten Natursehenswürdigkeiten Kosovos: die Wasserfälle von Mirusha

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11Vorwort

Vorwort

Kosovo ist ein sehr schönes Land in einer der sehenswertesten Gegenden Euro-pas, der Balkanhalbinsel. Man braucht heute um das Land keinen Bogen mehr zu machen, ganz im Gegenteil: Es lohnt sich sogar, eigens dorthin zu reisen. Man begegnet nicht nur spektakulär schöner Natur sowie historischen, kultur- und religionsgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten, sondern man wird auch aus-gesprochen freundlich aufgenommen. Dies gilt nicht nur für Besucher aus dem deutschen Sprachraum, aber gerade Schweizer, Österreicher und Deutsche ge-nießen, zusammen mit Amerikanern, in Kosovo eine Wertschätzung wie in nur wenigen Gebieten Europas.

Kosovo ist, obwohl es zu den kleineren Ländern in Europa gehört, land-schaftlich sehr vielfältig. Die Ebenen werden überall durchzogen und einge-rahmt von Bergen, bei denen von abwechslungsreicher Mittelgebirgslandschaft bis zur teilweise schroffen Gebirgskulisse alles vertreten ist. Die Natur hat eine Artenvielfalt auf kompaktem Raum zu bieten wie nur wenige Regionen. Man kann wandern, mit dem Fahrrad unterwegs sein oder auch klettern – in Kosovo von heute geht das alles!

Es gibt hochinteressante Bauwerke und eindrucksvolle Spuren zu besichtigen, deren Entstehungszeit von der römischen Epoche über alle Epochen des Mittelal-ters bis in die Neuzeit reicht. Im Land gibt es viele Moscheen, aber auch eine Viel-zahl von Kirchen und serbisch-orthodoxen Klöstern, gerade unter letzteren sind einige, die zum Weltkulturerbe gehören. Auch wenn die Albaner das Land heute klar dominieren, die Ethnien und ihre Religionen sind, typisch für den Balkan, enorm vielfältig. Südländisches Flair mit orientalischem Einschlag prägt das Land.

Für die Art und Weise, das Land für sich zu entdecken, gibt es viele Mög-lichkeiten: Man kann mit dem Flugzeug oder dem Fernbus anreisen oder auch mit dem eigenen Auto kommen. Alles liegt in diesem relativ kleinen Land nah beieinander, lange Wege hat man hier nicht. Last, but not least: das Essen. Nirgendwo in Europa isst man so günstig und zugleich gut und lecker wie in Kosovo. Das gilt auch für das Trinken: Das Bier aus dem Westen Kosovos und natürlich der Wein können sich durchaus dem internationalen Vergleich stellen.

Die Geschichte Kosovos war, wie in vielen Regionen Europas, nicht immer frei von Konflikten, besonders gilt dies für die Zeit zwischen 1980 und 2010. Die ausführliche Darstellung der Geschichte des Landes in diesem Buch ist notwen-dig, um wichtige Eigenheiten Kosovos angemessen einordnen und bewerten zu können. Ziel war es, wesentliche geschichtliche Abläufe ausgewogen und wahr-heitsgemäß zu beschreiben, dabei aber jede Parteinahme zugunsten einzelner Ethnien zu vermeiden, auch wenn dies gelegentlich schwierig ist. Glücklicher-weise gehört die Phase der gewaltsamen Auseinandersetzungen für die meisten Einwohner Kosovos inzwischen zur Vergangenheit. Dass dies noch hoffentlich lange so bleibt und die Zukunft in möglichst positiven Bahnen verläuft, dazu möchte dieser Reiseführer gerne beitragen!

Martin Bock

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12 Sehenswürdigkeiten im Überblick

Sehenswürdigkeiten im Überblick

Prishtinë ▸In der modernen, quirligen Hauptstadt sind besonders interessant: das Ethnologische Museum, die Sultan-Mehmet-II.-Moschee, die Jasar-Pascha-Moschee und die Llapit-Moschee, die serbisch-orthodoxe St.-Niko-laus-Kirche, die katholische Mutter-Teresa-Kathedrale, der Große Hammam (Bad) und das Kosovo-Museum. → S. 120

Gračanica ▴Das Kloster Gračanica aus dem 14. Jahrhun-dert gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, besonders sehenswert sind die gut erhalte-nen Fresken. Hochinteressant ist auch die Ausgrabungsstätte Ulpiana aus römischer Zeit. → S. 140, → S. 141

Das AmselfeldDer serbische Name dieser historischen Landschaft ist Kosovo Polje, der albani-sche Fushë Kosovë. Mehrere Monumente erinnern an die Amselfeldschlacht im Jahr 1389. → S. 150

Die Tropfsteinhöhle von GadimeIn Gadime befindet sich eine der schönsten Tropfsteinhöhlen des Balkan mit sehr viel-fältigen Gebilden; die Höhle kann in wei-ten Teilen begangen werden. → S. 166

Prizren und Umgebung ▾Den Reiz Prizrens machen die alpine Ku-lisse und viele bedeutende Bauwerke aus, besonders die Sinan-Pascha-Moschee, der Hammam (Badehaus), das Kloster Sveti Arhanđel (Erzengelkloster), die Kirche Bogo-rodica Ljeviška (UNESCO-Weltkulturerbe), beide serbisch-orthodox, die katholische Kathedrale Unsere liebe Frau der immer-währenden Hilfe, die Steinbrücke inmitten der Stadt und darüber die Festung. In den Gebäuden der Liga von Prizren wurde Ge-schichte geschrieben. → S. 203

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13Sehenswürdigkeiten im Überblick

Nationalpark Malet e Sharrit ▴Das beeindruckende, schneereiche Hoch-gebirge (Sharr-Gebirge) an der Südgrenze zu Mazedonien bietet gute Möglichkeiten zum Wandern und für Wintersport, gerade im Ort Brezovica und ganz im Süden im Ort Brod. → S. 217

GjakovaSehenswert ist das Zentrum mit mehreren Tekken, unter ihnen die größte Kosovos, die Hadum-Moschee, die sehr schöne Kathe- drale (Gjakova ist ein katholisches Zentrum in Kosovo) und der traditionsreiche Basar, aber auch die Umgebung dieser nahe an Albanien gelegenen Stadt. → S. 228

Nationalpark Bjeshkёt e Nemuna ▾Spektakuläre Hochgebirgslandschaft im Westen, an den Grenzen zu Albanien und Montenegro. Steile, teilweise felsige und schroffe Hänge bieten vielerorts spektaku-läre Aussichten und besonders gute Mög-lichkeiten zum Wandern und Bergsteigen. → S. 241

Deçan ◂Das Kloster Visoki Dečani ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und eine der spektakulärsten orthodoxen Stätten auf dem Balkan. In Deçan gibt es besonders viele ty-pisch albanische Häuser des einzigartigen Typus der Kulla (Wohnfestung). → S. 245

Peja und UmgebungPittoresk am Rand der Albanischen Alpen und am Lumbardhi e Pejёs, der die groß-artige Rugova-Schlucht bildet und hier in die Dukagjin-Ebene fließt, liegt Peja. Die Bajrakli-Moschee, das Patriarchat von Peć (UNESCO-Weltkulturerbe) und die gewal-tige Quelle des Weißen Drin sind hier be-sonders sehenswert. → S. 250

Naturpark Mirusha und UmgebungDie Mirusha-Wasserfälle liegen überein-ander in einer engen, romantischen und spektakulären Schlucht, die sich oberhalb eines Talkessels fortsetzt, schwer zugäng-lich, aber sehr eindrucksvoll. In der Nähe liegt ein imposantes Durchbruchstal des Weißen Drin. → S. 267

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14 Das Wichtigste in Kürze

Das Wichtigste in Kürze

Die im Buch angegebenen Websites sind, soweit nicht anders vermerkt, auf Albanisch und Englisch verfügbar. Viele Hotels und Restaurants in Kosovo haben keine eigenen Internetseiten, sondern sind ausschließlich auf Facebook zu finden.

Informationen vor ReiseantrittFür Kosovo gibt es keine Fremdenverkehrs-büros in den deutschsprachigen Ländern. Die Botschaften der Republik Kosovo in Deutsch-land, Österreich und der Schweiz stellen auf ihren Internetseiten einige grundlegende Informationen zur Verfügung, das meiste in englischer Sprache (www.mfa-ks.net).

EinreisebestimmungenBürger der Schengen-Staaten über 12 Jahre benötigen einen Reisepass oder einen bio-metrischen Personalausweis. Alte Perso-nalausweise werden nicht anerkannt. Kinder bis zwölf Jahre brauchen einen eigenen Kin-derausweis. Alle Reisedokumente müssen mindestens noch drei Monate gültig sein.

StatusKosovo wird von Serbien nicht offiziell als Staat anerkannt, daher gilt: Die Ausreise nach Serbien von Kosovo ist nur möglich, wenn auch die Einreise nach Kosovo von

Serbien aus erfolgt ist. Bei Einreise nach Kosovo aus einem Drittland ist die Weiter-fahrt nach Serbien nicht möglich.

AutofahrenDie grüne Versicherungskarte gilt nicht, es muss eine Extra-Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden, diese kostet ca. 30 Euro für zwei Wochen.Bleifrei-Super und Diesel sind an allen der sehr vielen Tankstellen erhältlich.Autogas: Erhältlich ist nur LPG bei etwa 30 Prozent der Tankstellen, Erdgas nicht.

ImpfungenEs gibt keine Impfvorschriften. Neben den üblichen Impfungen, die man sowieso ha-ben sollte, wird vor allem eine Impfung gegen Hepatitis A empfohlen.

UnterkunftHotels sind fast alle Einzelbetriebe, sehr preiswert, in teilweise sehr schöner Lage. Eine Auswahl der Hotels ist in den Infokäs-ten bei den Städten und Orten genannt. Hotels und Motels gibt es in allen Preis-klassen, von Luxus bis sehr einfach; Privat-unterkünfte gibt es nur in wenigen abge-legenen Regionen. Sogenannte Villas mit kleinen Einzelhäuschen sind außerhalb der

Wanderer in den Albanischen Alpen

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15Das Wichtigste in Kürze

großen Städte verbreitet. Da in den einzel-nen Unterkünften teilweise preislich sehr unterschiedliche Unterkünfte angeboten werden, ist eine Kategorisierung schlecht möglich; Angaben im Buch wie ›obere‹ oder ›mittlere Kategorie‹ beziehen sich auf die Ausstattung, nicht auf die Preise.Camping spielt in Kosovo keine Rolle, es gibt auch keine empfehlenswerten Plätze.

Geld und PreisniveauOffizielle Währung ist der Euro, der prak-tisch überall, auch im Norden, akzeptiert wird. In serbischen Enklaven kann auch teil-weise mit serbischem Dinar bezahlt werden.Alle örtlich erzeugten Dienstleistungen (z. B. Hotels und Reparaturen) und Produk-te sind sehr günstig; in den Läden, Bäcke- reien und auf dem Markt sind dies vor al-lem Grundnahrungsmittel sowie Obst und Gemüse, recht günstig ist auch das Tanken.

Sprache und VerständigungAlbanisch ist Amts- und Muttersprache für über 90 Prozent der Bevölkerung und wird, von den Gemeinden mit serbischer Mehrheit abgesehen, praktisch überall ver-standen. In Gemeinden mit höherem serbischem Bevölkerungsanteil ist zusätzlich Serbisch Amtssprache.In einzelnen Sprachinseln wie in manchen Stadtteilen in Prizren und Mamusha wird Türkisch gesprochen.Besonders in größeren Orten sprechen (vor allem jüngere) Leute Englisch. Durch Arbeitsmigration ist Deutsch ähnlich ver-breitet wie Englisch. Die deutschsprachigen Länder genießen hohes Ansehen in Kosovo.

Klima und ReisezeitIn Kosovo herrscht ein gemäßigt kontinen-tales, teilweise mildes Klima. Im Westen und Süden gibt es hohe Gebirgszüge, das Klima ist daher eher kontinental als me-diterran, es gibt heiße Sommer und kalte Winter, insbesondere im östlichen Lan-desteil. In den höher gelegenen Regionen kann es kalt werden und viel Schnee fallen,

besonders in den Sharr-Bergen. Ideale Rei-sezeiten sind das Frühjahr (April/Mai) und der Herbst (September/Oktober).

TelefonÖffentliche Telefone funktionieren mit Telefonkarten, diese sind in Supermärk-ten, Kiosken, Tankstellen oder Telefonlä-den erhältlich.Örtliche Mobilfunkanbieter wie Vala-Ptk und Ipko sind Partner der in den deutsch-sprachigen Ländern verfügbaren Mobil-funkanbieter. Wegen der teilweise hohen Roaminggebühren kann sich der Kauf einer örtlichen Prepaidkarte lohnen, auch für die Internetnutzung. Die Netzabdeckung ist fast überall ausgezeichnet.Vorwahl aus dem Ausland nach Kosovo: + 383 (00383, seit 2016/17, vorher +381 für Serbien). Vorwahlen für viele kosova-rische Mobiltelefonnummern sind auch +38649 und +37744, +37745.Vorwahlen für Deutschland +49, Öster-reich +43 und die Schweiz +41.

Unterwegs im LandDer einzige internationale Flughafen Ko-sovos, Adem Jashari (PRN), liegt westlich von Prishtinë.Der Straßenzustand ist inzwischen fast überall sehr gut. Die Verkehrsregeln sind wie auch bei uns, in dem relativ dichten Verkehr sollte man umsichtig und defensiv fahren. Nachtfahrten sind möglich, aber nicht überall ratsam und erfordern überall große Vorsicht. Gefahr besteht vor allem durch freilaufende Tiere. Alkohol: Die Re-gelung ist 0,5 Promille, wie in Deutschland.Busse fahren fast überall hin, zwischen den großen Städten in kurzen Abständen. Sie sind ein günstiges und praktisches Verkehrs-mittel, meistens klimatisiert. Übersicht über die Abfahrtsstellen und -zeiten → S. 294.Die kosovarische Eisenbahn ›Trainkos‹ wird überwiegend industriell genutzt und ist nur auf wenigen Verbindungen eine echte Al-ternative zum Bus.Ein sehr gutes und günstiges Verkehrsmittel sind die überall verfügbaren Taxis.

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16 Das Wichtigste in Kürze

SicherheitKosovo ist ein sicheres Reiseland, die Krimi-nalität ist sehr gering. Müllkippen und Rui-nen sollte man allerdings meiden, ebenso Demonstrationen. Von streunenden Hun-den immer Abstand halten. Die Minen sind praktisch alle geräumt, mit Schusswaffen gibt es keine Probleme. Allgemeine Vorsicht ist dennoch wichtig, gerade in abgelege-nen Regionen. Nordkosovo ist inzwischen auch zugänglich, die Straßen sind offen und frei passierbar, siehe auch aktuelle Si-cherheitshinweise des Auswärtigen Amtes und → S. 297.

Wichtige TelefonnummernNotrufe aus dem Festnetz:Polizei: 92Feuerwehr: 93Notarzt und Rettungsdienst: 94Notruf aus den Mobilfunknetzen: 112Sperrnotruf für EC-, Kreditkarten und Han-dys: +49/116 16

OrientierungGenerell werden in diesem Buch die al-banischen Ortsnamen und Bezeichnun-gen verwendet; dort, wo die serbische Schreibweise die gebräuchlichere ist, wird diese benutzt und die albanische zusätz-lich genannt. Existieren zwei albanische

Namen, werden beide angeführt. Sind die albanische und die serbische Bezeichnung identisch, wird der Name nur einmal an-gegeben. Deutsche Bezeichnungen (z. B. Amselfeld) werden nur benutzt, wenn sie sehr bekannt sind.In den letzten Jahren hat sich in Kosovo die Beschilderung von Straßen stark ver-bessert. Praktisch überall in den Ortschaf-ten stehen Schilder mit Straßennamen in albanischer und serbischer Sprache bezie-hungsweise Schrift, was auch Touristen die Orientierung erleichtert. Auf die kyrillische Transkription der serbischen Orts- und Ge-bietsnamen wurde daher in diesem Buch verzichtet.Die Bezeichnungen ›Rruga‹ für Straße und ›Sheshi‹ für Platz tauchen in den Stadt-plänen, soweit es welche gibt, nicht auf. Ortsansässige Personen sind nicht immer auch wirklich ortskundig. Gut Bescheid über Straßen, Plätze und Sehenswürdig-keiten wissen vor allem viele Taxifahrer.Ein Stadtplan mit Informationen über die Straßennamen hinaus ist nicht so ganz einfach zu bekommen, am ehesten noch in den Buchhandlungen in Prishtinё (→ S. 137).

Ausführliche Informationen in den Reise-tipps von A bis Z → S. 281.

Straße in der Lumbardhi-Schlucht bei Prizren

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17Entfernungstabelle

Drenas

Ferizaj

Gjakova

Gjilan

Kaçanik

Kukёs (Alba nien)

Lipjan

Mitrovica

Novi Pazar (Serbien)

Peja

Plav (Montenegro)

Podujevo/Besianё

Prishtinё

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Entfernungstabelle

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Kosovo – klein, aber vielfältig: Weite Ebenen, Mittel- und Hochgebirge gehen ineinander über. Vielfalt herrscht auch bei den Religionen und Ethnien: Die Mischung von Albanern, Serben, Roma/Ashkali/Ägyptern, Bosniaken, Türken und Goranen ist in Kosovo das ›Salz in der Suppe‹. Die lange Zeit der Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Ethnien ist weitgehend vorbei, inzwischen ist das Verhältnis relativ friedlich.

LAND UND LEUTE

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Die von den Osmanen im 15. Jahrhundert erbaute Schneiderbrücke überquert den Erenik bei Bistazhin

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20 Kosovo: Zahlen und Fakten

Name: Republik Kosovo, 111 der 193 Mit-gliedstaaten der Vereinten Nationen erken-nen das Land als unabhängig an.Fläche: 10 887 km², nach Angaben des statistischen Jahrbuches von Kosovo 10 908 km², d. h., ziemlich genau halb so groß wie das Bundesland Hessen.Länge der Grenzen: ca. 743 Kilometer (Albanien 116 km, Mazedonien 167 km, Montenegro 78 km, Serbien 382 km).Wichtige Flüsse: Weißer Drin, Ibar, Sitnica, Morava e Binçës, Lepenci.Bedeutendste Seen: Gazivoda-See und Batllava-See (Stauseen).Höchste Gipfel: Mali i Njerit, 2658 m (Sharr-Gebirge). Gjeravica (2656 m, Alba-nische Alpen)Tiefster Punkt: Drini i Bardhë/Beli Drim (297 m).Nationalparks: Malet e Sharrit (Šar Plani-na), Bjeshkёt e Nemuna (Albanische Alpen).Klima: gemäßigt kontinental mit heißen Sommern und kalten Wintern, viel Schnee in den Hochgebirgen.Hauptstadt: Prishtinë (serb. und auch in-ternational: Priština), 162 000 Einwohner.Weitere große Städte: Prizren (94 500), Mitrovica (geteilt in albanischen und serbi-schen Teil, zusammen 60 000), Gjilan (Gnji- lane, 54 200), Peja (Peć, 49 000), Ferizaj (Uroševac, 42 600), Gjakova (40 800). Alle Zahlen betreffen jeweis nur die Kernstädte.Einwohnerzahl: 1 820 000 (Volkszählung 2011, korrekte Erhebung in Nordkosovo fraglich), bei 38% städtischer Bevölkerung.Bevölkerungsdichte: relativ hoch mit 167,2 Einwohnern pro km².Bevölkerungsgruppen: Albaner 91,5 %, Serben 3,5%, Roma/Ashkali/Balkan-Ägyp-ter 1,8%, Bosniaken 1,5 %, Türken 1% und Goranen 0,7%.Religion: ca. 93% muslimisch (sunnitischer Islam), ca. 3%, katholisch, 3,5% serbisch-orthodox.Durchschnittsalter: 28,7 Jahre.Staats- und Regierungsform: Parlamen-tarische Demokratie. Staatsoberhaupt ist

der Staatspräsident (Wahl alle 5 Jahre), seit 2016 Hashim Thaçi (PDK). Der Minister-präsident wird alle 4 Jahre durch das Par-lament gewählt. Dieses hat 120 Sitze, eth-nischen Minderheiten sind Sitze garantiert. Bruttoinlandsprodukt: ca. 8500 Euro/Einw. (2016). Wirtschaftswachstum pro Jahr seit 1999 ca. 3,5 bis 4% im Mittel.Wichtige Wirtschaftszweige: Landwirt-schaft (12,9% des Bruttoinlandsprodukts), Bauwirtschaft einschließlich Baustoffherstel-lung, Bergbau: vor allem Blei-, Zink- und Nickelerz, auch Silber, Gold, Kohle und Lig-nit; Industriesektor (22,6% des BIP): Natur- rohstoffverarbeitung, Chemie, Baustoffe (u. a. Zement), Holz; Dienstleistungssektor (64,5% des BIP): große Bedeutung, auch Tourismus, Geldtransfers der in Mitteleu-ropa lebenden Diaspora.Zeit: MEZ, im Sommer MESZ; die Zeit ist immer identisch mit Deutschland.Arbeitslosigkeit: über 40% (geschätzt), die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 55%.Nationalfeiertag: 17. Februar (Tag der Unabhängigkeit war 17. Februar 2008)Nationalhymne: ›Europa‹, komponiert von Mendi Mengjiqi, kein Text.Flagge: Landesumriss auf blauem Grund, die sechs Sterne symbolisieren die Haupt-Ethnien im Land.Landeswährung: Euro, in den serbischen Enklaven auch serbischer Dinar.KFZ-Kennzeichen: RKS.Vorwahl: +383 (00383) seit 2017.Internetkennung: keine eigene vorhanden.

Die Flagge Kosovos

Kosovo: Zahlen und Fakten

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21Land und Leute

Geografie

Geografie

Kosovo ist ein Binnenland in Südosteuropa, vom Mittelmeer ist es mehr als 100 Kilometer entfernt. Es grenzt im Norden und Osten an Serbien, im Südosten an Mazedonien, im Südwesten an Albanien und im Westen/Nordwesten an Monte- negro. Als Kosovo noch zu Serbien gehörte, war die volle Bezeichnung Kosovo-Metohija und die Region wurde gelegentlich auch kurz als Kosmet bezeichnet.Kosovo ist eines der am stärksten von Gebirgen geprägten Länder Europas. Die meisten Landesteile liegen auf Höhen ab etwa 600 Meter. Ausnahmen bilden das Hügelland im Osten um Gjilan und die Ebenen des Amselfeldes im östli-chen Zentrum und Metochien (Dukagjin-Ebene, alb. Rrafshi Dukagjinit, serb. Metohija) im Westen mit etwa 350 bis 500 Metern über dem Meeresspiegel. Die Hochgebirge Kosovos sind denen der zweithöchsten Alpenregion Deutschlands, des Berchtesgadener Landes, in Höhe und Erscheinungsbild durchaus ebenbür-tig, allerdings sind die Sharr-Berge weniger schroff.

Von 743 Kilometern Grenze zu den Nachbarstaaten entfallen 382 auf Serbien, auf Montenegro 78, Albanien 116 und Mazedonien 167, bis auf den größten Teil der Grenze zu Serbien verlaufen die Grenzen überwiegend im Hochgebirge. Sechs Grenzübergänge gibt es zu Serbien, drei zu Albanien, zwei zu Mazedo-nien und einen zu Montenegro, letzterer, der Kula-Pass, ist übrigens die höchste öffentlich befahrbare Straße in Kosovo.

Bis auf Teile der Südostflanke, die das hügelige Grenzgebiet zum Südteil Ser-biens bildet, ist Kosovo vollständig von hohen Bergen umschlossen. Deswegen konzentriert sich in den Ebenen des Landes und im flacheren Teil der Mittel-gebirge die auf den vielen fruchtbaren Böden basierende Landwirtschaft sowie auch die Besiedlung, die übrigens wesentlich dichter als in den umliegenden und allen anderen Ländern der Balkanhalbinsel ist. Dieser Kontrast zwischen den von jahrtausendealter Zivilisation geprägten Ebenen einerseits und den ein-drucksvollen und spektakulär schönen Bergregionen andererseits bestimmt die reizvolle Landschaftsgestalt.

Blick von Shtërpcë auf die Malet e Sharrit

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22 Geografie

Von der Landesfläche werden 53 Prozent landwirtschaftlich genutzt, 41 Pro-zent sind Wald und die restlichen 6 Prozent entfallen auf bebaute Fläche für Besiedlung, Industrie und Verkehr. Im Amselfeld ist die besiedelte und von ge-werblicher Bebauung genutzte Fläche in den vergangenen Jahren massiv ange-wachsen, sicherlich zu Lasten der Landwirtschaft.

Das Land hat die Umrisse eines Vierecks, das auf einer der Spitzen steht und dessen Eckpunkte ziemlich genau in die vier Himmelsrichtungen weisen. Dies wird auf der Landesflagge, die die Umrisse des jüngsten europäischen Staates in gelb auf blauem Grund abbildet, sichtbar. Die Entfernung von der West- zur Ostspitze des Landes beträgt 144 Kilometer, zwischen der Nordspitze und dem Dragashtal im äußersten Süden des Landes, das sich noch ein Stück weit zwi-schen Albanien und Mazedonien erstreckt, liegen 157 Kilometer.

Größte Stadt des Landes sowie administratives, kulturelles und wirtschaft-liches Zentrum ist Prishtinё mit rund 162  000 Einwohnern (ohne eingemeindete Dörfer des Umlandes), zweitgrößte Stadt ist Prizren mit etwa 95 000 Einwoh-nern, alle anderen der wichtigsten sieben Städte des Landes folgen mit deutli-chem Abstand.

HochgebirgeHohe Bergmassive, die beide zu den dinarischen Ketten gehören, bilden im Sü-den und Westen Kosovos dessen natürliche Grenzen: Im Südwesten verläuft auf den Kammlagen der Albanischen Alpen (alb. Alpet Shqiptare, serb. Prokle-tije) die Grenze zum namensgebenden Nachbarland. Im Südosten erhebt sich das Sharr-Gebirge (alb. Malet e Sharrit, serb. Šar Planina) entlang der Grenze zu Mazedonien in etwa gleicher Höhe. Die höchsten Gipfel beider Gebirgszü-ge liegen wenige Kilometer entfernt außerhalb der Grenze Kosovos, sollen aber hier dennoch erwähnt werden: Korab, 2764 m, höchster Berg der Balkanhalb-insel, auf der Grenze zwischen Albanien und Mazedonien (Albanische Alpen) und Titov vrv (2748 Meter), vollständig in Mazedonien (Šar Planina) gelegen.

Blick von der Passstraße nach Montenegro auf die Kette der Mokra Gora

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23Land und Leute

Hochgebirge

Beide Gebirge sind für ihren Schnee- reichtum im Winter bekannt. Bis zur Baumgrenze in 2000 Metern Höhe tra-gen die Gebirge Wald, der jedoch be-reits in erheblich tieferen Lagen locke-rer, niedriger und durchlässiger wird.

Als Fortsetzung der Albanischen Alpen nach Norden bilden die Bergket-ten der Hajla, Suva Planina und Mokra Gora, deren Gipfel zwischen 1800 m und 2400 m liegen, im Nordwesten die natürliche Grenze nach Montenegro.

Besonders die Albanischen Alpen bilden seit Millionen von Jahren durch das völlige Fehlen von durchlässigen Korridoren, mit ihren schwer zugängli-chen Tälern und durch ihre auf der Bal-kaninsel einmalige Schroffheit einen Sperrriegel, der trotz der relativ gerin-gen Entfernung zum Mittelmeer we-sentlich zur Abtrennung des zentralen Balkan vom Mittelmeerraum beigetragen hat, auch klimatisch.

Die im Norden Kosovos liegenden Gebirge sind deutlich niedriger, haben aber dennoch teilweise Hochgebirgscharakter: der Kopaonik reicht von Serbien kommend nach Kosovo hinein, die Ausläufer ziehen sich bis etwa 30 Kilome-ter nördlich von Prishtinё, die meisten Bergspitzen liegen zwischen 1200 und 1700 Metern, die Hochlagen knapp über 2000 Meter.

Albanische AlpenIn den Albanischen Alpen, deren hoher Nordteil im Dreiländereck Albanien/Kosovo/Montenegro auch ›Verwunschene Berge‹ (Bjeshkёt e Nemuna) genannt wird, liegt der offiziell zweithöchste Berg Kosovos, die Gjeravica (Đeravica), mit 2656 Metern. Weitere hohe Gipfel dieser Kette auf kosovarischem Gebiet sind Mar-jash (Marjaš, 2530 Meter), Maja e Gusanit (Gusan, 2539 Meter), Guri i Kuq (Žuti Kamen, 2522 Meter), Veternik (2461 Meter), Koritnik (2393 Meter) und Strellci (2377 Meter).

Die stark verkarsteten Albanischen Alpen sind wesentlich zerklüfteter und schroffer als die Malet e Sharrit. Mit imposanten Steilhängen, zahlreichen senk-rechten Felswänden und typischen U-förmigen Tälern, die von der eiszeitlichen Vergletscherung herrühren, haben sie in der Tat sehr alpinen Charakter, übri-gens wie nirgendwo sonst auf der Balkanhalbinsel. Allerdings ergeben sich im Verlauf der Albanischen Alpen auch mehrere Senken, die eine Überquerung mit Straßen, in beiden Fällen südlich beziehungsweise westlich von Gjakova, ermöglichen. Die tiefste Stelle dieses Gebirges ergibt sich beim Durchtritt des Weißen Drin (alb. Drini i Bardhë) zwischen Zhur unterhalb von Prizren und der albanischen Stadt Kukёs.

Canyon der Rugova-Schlucht

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24 Geografie

Das Gebiet nördlich des Dreiländerecks zwischen der westlichen Spitze von Kosovo und der Stadt Peja umfasst die Rugova-Berge (Bjeshkёt e Rugovës) und bildet seit 2013 den zweiten Nationalpark Kosovos, Bjeshkёt e Nemuna. Die Bjeshkёt e Nemuna sind für den Wintersport durch die vielen schroffen Hänge und die schwierigere Erschließung weniger gut geeignet, allerdings für Gebirgs-touren und Wanderungen gerade im Sommer umso mehr.

Der daran in nordöstliche Richtung folgende Gebirgszug der Mokra Gora, ein sehr schönes Gebirgsmassiv zwischen Peja und Istog, soll in den nächsten Jahren ebenfalls Nationalpark werden, das wäre dann der vierte in Kosovo.

Malet e SharritDie Malet e Sharrit bilden einen 80 Kilometer langen, wesentlich weniger von Steilwänden geprägten, aber nicht weniger imposanten Höhenkamm. Nur an we-nigen Stellen unterschreitet er die Marke von 2000 Metern, und er wird auch nir-gends von einer befahrbaren Straße gekreuzt. Höchste Berge auf dem Gebiet Koso- vos sind Maja e Njerit (Velika Rudoka nach einer Neuvermessung höchster Berg Kosovos, 2658 Meter), Mali i Zeze (Schwarzer Gipfel, serb. Crni vrh, maz. Crn vrv, 2585 Meter), Bistra (2640 Meter) und Luboteni (Ljuboten, 2498 Meter), letz-terer sehr markant am östlichen Ende der Bergkette.

Der gesamte Bereich des Gebirges zwischen Prizren und Kaçanik bildet den Nationalpark Sharr (alb.) beziehungsweise Šara (abgeleitet von der serbischen Bezeichnung des Gebirgszuges, Šar Planina), den ersten Kosovos, der 1993 pro-klamiert und ab 1995 eingerichtet wurde. Im Gebiet des Nationalparks finden sich zahlreiche seltene, teilweise nur hier vorkommende und auch vom Ausster-ben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Durch die Topografie und den Schnee-reichtum eignet sich das Gebiet ideal für Wintersport.

MittelgebirgeDie niedrigeren Flanken des Kopaonik um Mitrovica und die Berge um den Gazivoda-Stausee im Nordwesten erreichen Höhen bis etwa 1400 Meter.

Zwischen den Ebenen des Amselfeldes und Metochiens liegt ein Hügelland mit mehreren miteinander in Verbindung stehenden, in den Gipfeln über 1000 Me-ter hohen Bergketten, vor allem in den Großgemeinden Skёnderaj und Drenas (neuer albanischer Name, früher Gllogovc, serb. Glogovac), die Drenica. Diese nach Süden hin immer stärker bewaldete und dort mediterran anmutende Mittel-gebirgslandschaft, deren mit knapp 600 Metern niedrigste Stelle bei Skёnderaj liegt, erstreckt sich zwischen den Gebirgsmassiven der Mokra Gora im Norden und der Malet e Sharrit im Süden. Dorthin steigen die zugehörigen Hügelketten Carralevë (serb. Crnoljeva planina), Mali i Nerodimës (Nerodimka planina) und Maja e Liqenit (Jezerska planina) sukzessive an.

Das Zhegovc-Gebirge (serb. Žegovac) zwischen Ferizaj, Prishtinё und Gjilan erreicht Höhen über 1000 Meter. Im Südosten geht das Hügelland um Gjilan zur serbischen beziehungsweise mazedonischen Grenze hin in klassische, bewaldete und sehr schöne Mittelgebirge, die Gornja Morava und im Süden die Skopska Crna Gora, mit Höhen deutlich über 1000 Meter

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25Land und Leute

Ebenen

EbenenDas Amselfeld (Fushë Kosova, serb. Kosovo Polje) und Metochien (Dukagjin-Ebene) sind landwirtschaftlich genutzte Ebenen, im Amselfeld konzentrieren sich auch die stärkeren wirtschaftlichen und auch industriellen Aktivitäten in Kosovo mit entsprechend dichter Besiedlung und engmaschigem Verkehrsnetz. Das Am-selfeld ist der einzige echte überregionale Verkehrskorridor Kosovos, dessen Be-deutung allerdings durch die erschwerte Passierbarkeit der Grenzen zum nörd-lichen Landesteil beziehungsweise zu Serbien derzeit erheblich gemindert ist.

GewässerDie beiden Ebenen sind von den wichtigsten Flüssen Kosovos bestimmt: Der Ibar (Ibër), Länge etwa 92 Kilometer, entspringt in Montenegro, fließt über Serbien nach Kosovo. Er bildet hier den Gazivoda-See, bildet in Mitrovica die Trenn linie zum serbischen Nordkosovo, nimmt dort die 90 Kilometer lange Sitnica aus dem Amselfeld auf und entwässert zur serbischen Morava.

Der Weiße Drin (Drini i Bardhë, Länge 120 Kilometer) nimmt den aus den Bjeshkёt e Nemuna kommenden Lumbardhi i Pejёs (Pečka Bistrica, 56 Kilo-meter) auf, fließt durch Metochien, weiter nach Albanien und vereinigt sich auf dem Weg ins Meer dort mit dem Schwarzen Drin. Die Morava e Binçës, Länge etwa 52 Kilometer, entspringt in der Gornja Morava im Südosten des Landes und verlässt Kosovo in Richtung der serbischen Preševo-Region. Der den Hängen der Malet e Sharrit entspringende Lepenci (Lepenac), Länge etwa 50 km, fließt bei Han i Elezit nach Mazedonien und nimmt südlich von Ferizaj Wasser der Nero-dimka (Nerodimja, Nerodimë) auf, der sich an der Bifurkacioni geteilt hat (das übrige Wasser fließt in die Sitnica), und führt nach Mazedonien.

Der Weiße Drin bei Gjakova

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26 Geografie

Die wichtigen Seen Kosovos sind gestaute Trinkwasserspeicher, im Osten der Batllava-See (Liqeni i Batllavës/Batlavsko jezero), mit Wassersportmög-lichkeiten (Bootsverleih) und der Badofc-See (Liqeni i Badovcit/Badovačko Jezero), jeweils drei Quadratkilometer groß. Der Radoniq-See (Liqeni i Rado-niqit/Radonjićko jezero) liegt bei Gjakova und ist knapp sechs Quadratkilome-ter groß. Mit neun Quadratkilometern größter und mit über 100 Meter tiefster ist der Gazivoda-See (Liqeni i Gazivodës /Jezero Gazivode). Als Stauseen sind sie zum Baden aufgrund der relativ steilen Ufer nur für geübte Schwimmer und nur an wenigen Stellen geeignet, relativ kalt, allerdings alle sehr schön, beson-ders der Batllava-See.

Einziger nennenswerter natürlicher See ist der nur etwa 0,1 Quadratkilome-ter große Brezna-See (Liqeni e Breznёs/Brezničko Jezero) in Dragash. In den Malet e Sharrit gibt es einige sehr kleine Gebirgsseen.

In den Bergregionen, besonders in den Malet e Sharrit und den Bjeshkёt e Nemuna, gibt es kristallklare, wunderschöne Wildbäche.

GeologieDie Entstehung der dinarischen Ketten, zu denen die Berge Kosovos gehören, verlief ähnlich der der Alpen in Mitteleuropa. Durch die Kollision der afrika-nisch-arabischen Platte mit der eurasischen Platte wurden die Berge aufgefaltet und Gesteine verschiedener Art nach oben gedrückt. Dieser von den gewaltigen Kräften der Geotektonik hervorgerufene Prozess begann vor etwa 30 Millionen Jahren und dauert bis heute an.

Die Bjeshkёt e Nemuna bilden im Zentrum einen gewaltigen Klotz aus Kalk, der allerdings im östlichen, zu Kosovo gehörenden Teil, auch aus Schieferge-stein aufgebaut ist.

Die Malet e Sharrit bestehen auch aus Kalk, aber auch aus Gesteinen, die un-ter hohem Druck darüber liegender Massen teilweise bereits im Erdaltertum in dieser Form entstanden und durch die beschriebene Auffaltung an die Oberflä-che hochgedrückt worden sind.

Kalk ist auch das vorherrschende Gestein vieler Mittelgebirge in Kosovo und ist überwiegend im Erdmittelalter, also vor über 200 Millionen Jahren aus Ab-lagerungen entstanden, als das Land vom Meer, im Wesentlichen dem Vardar-Ozean, bedeckt war.

Die in Kosovo liegenden metallogenen Zonen, die serbisch mazedonische so-wie die dinarische, sind Teil des Thetys-eurasischen metallogenetischen Gürtels, der sich von den Gebirgen des Karpaten-Balkan-Bogens über die Türkei bis in den Iran erstreckt. In dessen Verlauf finden sich Metalle in großer Vielfalt und beträchtlicher Konzentration; diese vielen Bodenschätze liegen weit überwiegend im Zentrum und in der östlichen Hälfte Kosovos. Manche Gesteine in den Mit-telgebirgen Kosovos, insbesondere im Nordosten, gehen zurück auf die langsame Abkühlung und Umwandlung von ursprünglich magmatischen (glutflüssig ge-schmolzenen) Tiefengesteinen, die durch tektonische Prozesse an die Oberfläche gelangt sind (Metamorphite, z. B. Granit). Die Ausformung der Ebenen als tie-fer gelegene Landesteile, vollzog sich erst in der jüngeren Phase der Erdneuzeit.

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27Land und Leute

Flora und Fauna

Flora und Fauna

Viele seltene Tier- und Pflanzenarten haben in dem noch nicht vom Massentou-rismus erfassten Kosovo überlebt; seine große Artenvielfalt ist eine regelrechte natürliche Schatzkammer, man sieht dies an der Anzahl der einerseits in Kosovo und andererseits in Europa insgesamt vorkommenden Arten nach Hauptgruppen eindrucksvoll. Besonders in den Bjeshkёt e Nemuna ist der Artenreichtum spek-takulär vielfältig. Hier findet sich nicht nur eine der größten Zahl an Vogelarten in Europa, auch die Anzahl an endemischen, das heißt, nur hier vorkommenden Arten, ist enorm.

Blumen Amphibien Reptilien Vögel Säugetiere

Arten in Kosovo 1800 14 14 180 45

Arten in Europa 11 415 62 123 450 200

VegetationVon der Waldfläche Kosovos entfallen nur etwa 15 Prozent auf klassischen Hoch-wald, vor allem anzutreffen in den Bergflanken der Hochgebirge, etwa 62 Pro-zent auf Mittelwald und Niederwald, also Eichen, Eschen, Hasel, Linden und Hainbuchen bis zehn Meter Höhe, und die übrigen 23 Prozent auf Macchie und Buschwerk. In den Mittelgebirgen gerade der Drenica und der Carralevë überwie-gen Mittel- und Niederwald, was der Landschaft eine mediterrane Prägung gibt.

Eine endemische Art in den Malet e Sharrit ist unter anderem die Mazedoni-sche Pinie; eine Pfeifenblumenart ist tatsächlich innerhalb des Naturparks Mi-rusha endemisch, es gibt sie weltweit nur hier in diesem sehr kleinen Gebiet.

Es gibt auch noch eine ganze Reihe weiterer sehr seltener und gefährdeter Pflanzenarten, insbesondere die Sharrit-Tulpe, die Sharrit-Nelke, die graue alba-nische Lilie und die rostblättrige Alpenrose. Sehenswerte Pflanzen der kosovari-schen (Gebirgs-)Region sind auch Berg-Ahorn, mazedonische Eiche (Zerreiche), Ulme, Eibe, Edelweiß, Alpenveilchen, gelber Enzian und Forsythie, Panzer-kiefer und rumelische (mazedonische) Kiefer, letztere ist auch generell auf der Balkanhalbinsel weit verbreitet.

Landwirtschaftlich angebaut werden vor allem Weizen, Gerste, Mais, Tabak, Weintrauben, Kartoffeln, Kidneyboh-nen, Kornelkirschen und Pflaumen, weitere Nutzpflanzen sind aber auch Kastanien, Margeriten und Löwenzahn.

Arznei- und Heilpflanzen, die es in Kosovo gibt, sind insbesondere Zicho-rien, Schafgarbe, Herbstzeitlose, Huflat-tich, Brennnessel, Arnika und Oregano.

Typisch für Kosovo sind die vollständig bewaldeten Bergflanken

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28 Flora und Fauna

TierweltIn den Wäldern leben Braunbären, Wildkatzen, Wölfe, Luchse (unter anderem der Balkan-Luchs, ihm ist ein Reservat im Oshlakut in den nördlichen Malet e Sharrit gewidmet), Marder, Bisamratten, Dachse, Wildschweine, Rot- und Dam-wild. Im Übrigen gibt es auch Rehe und Feldhasen, in den Bergregionen Berg-ziegen und Gämsen. In den klaren Flüssen und Bächen sind Forellen, Welse, Hechte, Schollen, Barben, Karpfen und Aale heimisch.

Wildlebende Schildkröten wie die griechische Landschildkröte kommen ebenso vor wie Eidechsen, Ringelnattern, Sandvipern (auch Hornottern ge-nannt, ihr Biss ist giftig). Wenn man im Gebirge Glück hat, bekommt man einen Steinadler zu sehen, die Tier- und speziell die Vogelwelt ist hier so vielfältig wie kaum in einem anderen Gebiet dieser doch eher geringen Größe. In den Malet e Sharrit gibt es, als Züchtung, eine eigene Hunderasse, den Sharr-Hund oder auch illyrischen Schäferhund.

Klima und ReisezeitIn Kosovo ist das Klima gemäßigt kontinental, aber auch teilweise mild. Auf-grund der herrschenden Luftströmungen und der weitgehenden Abschottung ge-gen den Mittelmeerraum durch sehr hohe Berge sind östliche Luftmassen wet-terbestimmend, der kontinentale Einfluss dominiert über den mediterranen, mit Temperaturschwankungen im Jahresverlauf, mit heißen Sommern und kalten Wintern, besonders im östlichen Landesteil.

Die Lufttemperatur kann im Sommer oft bis zu 35 Grad Celsius und auch darüber erreichen, in kalten Wintern gibt es Temperaturen bis –15 Grad, ab und zu fällt die Temperatur auf –25 Grad Celsius. In den Hochgebirgen fällt sehr viel Schnee, der in den urbanen Zentren und den Wintersportorten regelmäßig ge-räumt wird, in den ländlichen Bereichen kann das auch mal dauern.

Mediterran wirkende Hügel der Milanovac Planina bei Rahovec

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29Land und Leute

Klima und Reisezeit

Ideale Reisezeit ist daher das Frühjahr im April oder Mai und Anfang Herbst im September und Oktober. Allerdings sind besonders Mai und Juni die nieder-schlagsreichsten Monate in Kosovo, gefolgt vom November und Dezember. Auch im Hochsommer kann es durchaus regnen. Insgesamt ist die jährliche Nieder-schlagsmenge etwas geringer als in Mitteleuropa.

Eine Reise nach Kosovo ist wegen der interessanten historischen, kultur- und religionsgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten das ganze Jahr über schön, das Angebot an guten Hotels und Restaurants macht einen Besuch zu jeder Jahres-zeit möglich.

Ökologie und NaturschutzDem Naturschutz wird mit inzwischen drei Nationalparks (Malet e Sharrit und Bjeshkёt e Nemuna und Blinaje in der Drenica) sowie zwei Naturparks (Gёrmia östlich von Prishtinё, und Mirusha) offiziell eine große Bedeutung beigemessen. Hinzu kommen noch eine Reihe von Reservaten, insbesondere im nördlichen Bereich der Malet e Sharrit sowie in deren Übergang zur Carralevë (Crnoljeva), in denen mehrere seltene Tier- und Pflanzenarten unter strikten Naturschutz ge-stellt sind. Diese Reservate liegen überwiegend zwischen Shtёrpcё/Prevalla und Suha Reka (etwa Oshlakut und Rusenicё, schon seit 1955) und werden heute von der Umweltschutzagentur Kosovos (Agjensioni per mbrojtjen e mjedisit tё Kosovёs) betreut. Beim Schutz der Umwelt und bei der Bewahrung der natürli-chen Lebensgrundlagen sind in Kosovo als funktionierendem Staatswesen bereits Fortschritte zu erkennen; trotz diesem besonders in intakten Gegenden durchaus praktizierten Naturschutz sieht die Realität des Alltags aber gerade in dicht be-siedelten Landesteilen leider anders aus.

Eine Klärung von Siedlungsabwasser steht in weiten Bereichen des Landes noch ganz am Anfang. Eine Installation entsprechender Anlagen zur Abwasser-behandlung übrigens ebenso wie von solchen zur Aufbereitung von Wasser wird durch Förderprogramme internationaler Finanzierungsstellen wie der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) intensiv unterstützt. Solche Fördergel-der leisten übrigens auch einen großen finanziellen Beitrag zur Sanierung ver-schiedener Kontaminationsschwerpunkte in heute stillgelegten Altindustrie- und Bergwerksanlagen. Auch industrielle Abwässer fließen in die Flüsse und Bäche, gerade die der Bergwerke sind vom ökologischen Aspekt her hoch problematisch.

Ein besonders gravierendes Problem bilden die Hinterlassenschaften und Hal-den der Bergwerke, insbesondere die Betriebe und Anlagen des teilweise noch aktiven Trepča-Kombinates mit Schwerpunkt bei Mitrovica und im Osten des Landes. Es war bis in die 1990er Jahre einer der größten Produzenten insbeson-dere von Zink und Blei in Europa, zusammen mit diesen Metallen wurden auch andere in der Erde eingelagerte Verbindungen, besonders andere Schwermetalle, mit abgebaut. Diese und die im Bergbau, speziell bei der Gewinnung von Gold und dem auch in Kosovo an vielen Stellen anstehenden Silber, oft eingesetzten chemischen Substanzen, etwa Trennmittel, tragen dazu bei, dass viele Montan-standorte hochkontaminierte Bereiche sind. Dies gilt auch für die Abraumhal-den von Trepça, in denen in großem Umfang aber auch sehr gesuchte Elemente

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und Mineralien stecken. Deren Aufschluss, Separation und Aufbereitung in Ko-sovo scheitert an fehlenden technischen Möglichkeiten; ein Transport nach au-ßerhalb ist wegen umwelt- und transportrechtlicher Probleme kaum möglich. Auch die Eigentumsfrage ist ungeklärt; Kosovo, dessen Wegbereiter als Staat, Ibrahim Rugova, stets potentielle Käufer aus dem Ausland vor einem Erwerb Trepças bei serbischen Stellen, also ohne Einbeziehung Kosovos, gewarnt hatte, beansprucht natürlich Trepça für sich, aber Serbien ebenso.

Rauchgase aus Feuerungsanlagen, auch die der Kraftwerke, unterliegen keiner wirksamen Filterung, kleinere private Anlagen sind durch die vielen Neubau-ten, in denen auch in Kosovo zeitgemäße Technik installiert wird, wahrschein-lich noch am fortschrittlichsten.

Gegen die Zersiedelung der Landschaft durch die ungezügelte Bebauung ge-rade im Amselfeld wäre eine stärkere Bauleitplanung nötig. Eine geregelte Müll-abfuhr gibt es inzwischen fast überall, aber keine Deponien mit Abdichtung zum Grundwasserschutz wie in Mitteleuropa, es fehlt ein Handling für Industrieabfäl-le. Auch das Verständnis für ein nachhaltiges und ökologisches Verhalten fehlt bei den Menschen und bei den Behörden. Vermüllung und auch Brandrodung sind noch allgegenwärtig. Für wirksamen Umweltschutz ist auch immer Geld nötig; dieses ist hierfür in Kosovo kaum vorhanden oder andere Verwendungen haben momentan noch Vorrang.

Aber man sollte letztlich aus dem Blickwinkel des Touristen auch das Posi-tive sehen: Gerade in den Bergregionen findet man völlig unberührte Natur vor, die Gebirgszüge, die Wälder und besonders die Wildbäche dort sind schön wie nur an wenigen anderen Stellen in Europa.

Die stillgelegten Anlagen von Trepča inmitten schöner Landschaft