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Natura 2000 in der kontinentalen Region

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Natura 2000 in der

kontinentalen Region

2 Natura 2000 in der kontinentalen Region

Europäische Kommission

Generaldirektion Umwelt

Autorin: Kerstin Sundseth, Ecosystems Ltd, Brüssel

Verantwortliche Herausgeberin: Susanne Wegefelt,

Europäische Kommission, Referat B2, Natur und

biologische Vielfalt, 1049 Brüssel, Belgien

Unter Mitwirkung von: John Houston, Mats Eriksson,

Marco Fritz

Danksagungen: Wir danken dem Europäischen

Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“

und der Spatial Applications Division der Katholischen

Universität Löwen (SADL) für die Bereitstellung der in den

Tabellen und Karten verwendeten Daten.

Grafi k: NatureBureau International

Fotos: Umschlag vorn: GROSSES FOTO: natürlicher

Buchenwald, Mitteldeutschland, Thomas Stephan,

Nationalpark Hainich; KLEINE FOTOS, VON OBEN NACH UNTEN:

unbekannt, Geert Raeymaekers, H. Baumgartner,

Nationalpark Donau-Auen, C. Aschenmeier; Umschlag

Rückseite: Mittlere Elbe, Deutschland, Guido Puhlmann,

Biosphärenreservat Flusslandschaft Mittlere Elbe

Weitere Informationen zu Natura 2000 fi nden Sie unter

http://ec.europa.eu/environment/nature.

Inhalt

Die kontinentale Region —

das europäische Kernland .................................................... S. 3

Natura-2000-Arten in der kontinentalen Region ......... S. 5

Natura-2000-Gebiete in der kontinentalen Region .... S. 6

Natura-2000-Lebensraumtypen

in der kontinentalen Region................................................ S. 8

Bewirtschaftung der kontinentalen Region .................. S. 10

Der Dienst Europe Direct hilft Ihnen, Antworten auf Ihre Fragen zur Europäischen Union zu fi nden.

Sie erreichen Europe Direct unter der kostenlosen Rufnummer (*)

00 800 6 7 8 9 10 11.

(*) Manche Betreiber von Mobilfunknetzen lassen Verbindungen zu 00-800-Nummern nicht zu bzw.

stellen auch diese Verbindungen in Rechnung.

Informationen zur Europäischen Union fi nden Sie unter http://ec.europa.eu.

Luxemburg: Amt für Veröff entlichungen der Europäischen Union, 2010

© Europäische Gemeinschaften, 2010

2010 – 12 S. – 21 x 29,7 cmISBN 978-92-79-13168-4doi:10.2779/63227

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Die Fotos sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne die vorherige schriftliche Zustimmung der jeweiligen Fotografen nicht verwendet werden.

Printed in Belgium.

Gedruckt auf mit dem EU-Umweltzeichen für grafi sche Papiere ausgezeichneten Recycling-Papier (siehe http://ec.europa.eu/environment/ecolabel).

3Natura 2000 in der kontinentalen Region

Die kontinentale Region erstreckt sich von Westen nach Osten ausgehend von Zentralfrankreich in einem breiten Band über ein Viertel der Europäischen Union. Im Norden reicht die kontinentale Region bis in den Osten Polens und im Süden bis nach Rumänien. Außerhalb der Europäischen Union setzt sich die kontinentale Region nach Asien hin bis zum Ural-Gebirge fort. Im Süden wird sie durch die hohen Gebirgszüge der alpinen Region und die fl achen Steppen der pannonischen Region beinahe in zwei geteilt. Außerdem umfasst die kontinentale Region Teile der Adriaküste und des Baltikums.

Insgesamt 13 Länder der Europäischen Union liegen teilweise oder vollständig in der kontinentalen Region. Die kontinentale Region umfasst weite Teile Frankreichs, Deutschlands, Italiens, Polens, Bulgariens und der Tschechischen Republik sowie erhebliche Teile Dänemarks, Belgiens, Österreichs, Sloweniens und Rumäniens. Nur Luxemburg liegt vollständig innerhalb der kontinentalen Region. Schweden dagegen ist nur zu 3 % der kontinentalen Region zuzurechnen.

Das Klima ist allgemein durch starke Kontraste zwischen kalten Wintern und heißen Sommern bestimmt. Das Kontinentalklima wird von Westen nach Osten zunehmend ausgeprägter. Große Temperaturschwankungen und starke Gegensätze zwischen feuchter und trockener Witterung sind im Osten häufi ger als im Westen, und im Osten machen sich diese Gegensätze stärker in der Vegetation bemerkbar.

Nach Westen hin sind die Merkmale weniger deutlich. Dort werden die klimatischen Bedingungen durch die

Einwirkungen der atlantischen Region abgemildert. Die Januartemperaturen in Warschau beispielsweise liegen gewöhnlich deutlich unter dem Nullpunkt, während im Elsass 0 °C eher selten unterschritten werden.

Im Allgemeinen ist die kontinentale Region im Norden eher fl ach und im Süden eher hügeliger. Eine Ausnahme bilden nur die ausgedehnten Auen des Po und des Donaubeckens. Die nordeuropäische Tiefebene umfasst weite Teile Norddeutschlands, Dänemarks, Polens und Russlands.

Dieses weiträumige Gebiet ist durch sich vorschiebende und wieder abschmelzende Gletscher entstanden und war früher eine fl ache Ebene mit Buchenwäldern sowie mit ausgedehnten Auen, Schwemmland und Hochmooren. Die Wälder wurden zur Gewinnung von Brenn- und Bauholz inzwischen weitgehend abgeholzt, und an die Stelle der Wälder ist eine in hohem Maße technisierte Landwirtschaft getreten. Die Landschaft wurde derart tiefgreifend umgestaltet, dass dieses Gebiet heute häufi g als „Brotkorb“ Europas bezeichnet wird.

Unterhalb der Ebenen liegt ein Moränengürtel mit Tausenden von Seen, Niedermooren und Hochmooren in der polnisch-ostdeutschen Region Pommern. Dies ist eines der am dünnsten besiedelten Gebiete der kontinentalen Region. Die dünne Besiedelung ist nicht nur auf das schwierige Gelände, sondern auch auf die strategische Bedeutung zurückzuführen, die diese Region infolge der beiden Weltkriege als Grenzland zwischen Ost und West erlangte.

Weiter südlich wird die Vegetation zunehmend von mediterranen und subalpinen Bedingungen beeinfl usst. In den fl acheren Gebieten der Alpen, der Apenninen und der Karpaten sowie in den hügeligen Regionen der Vogesen, der Ardennen und des Schwarzwaldes beispielsweise kommen viele Arten und Lebensraumtypen der alpinen Region vor.

Einige der wichtigsten Flüsse fl ießen durch die kontinentale Region, beispielsweise die Donau, die Loire, der Rhein, der Po, die Elbe, die Oder und die Weichsel. Diese Flüsse waren von erheblicher wirtschaftlicher

Die kontinentale RegionDas europäische Kernland

Buchenplenterwald des Hainich im Frühjahr, Deutschland; Foto © Buchenwaldinstitut e.V.

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4 Natura 2000 in der kontinentalen Region

Bedeutung als Binnenwasserstraßen zwischen Norden und Süden. Daher wurden diese Wasserläufe meist kanalisiert und reguliert. Dies hat zu einem drastischen Verlust an Auenfl ächen und zu einem Rückgang der betreff enden Lebensräume und Arten geführt.

Trotz dieser Eingriff e weist die kontinentale Region immer noch eine verhältnismäßig große biologische Vielfalt auf. Im Schnittgebiet so vieler unterschiedlicher biogeografi scher Zonen kommen dort viele Arten vor, die auch in anderen Regionen heimisch sind.

Nach der letzten Eiszeit sind Pfl anzen und Tiere auf verschiedenen Wegen wieder nach Europa eingewandert. Einige kamen aus den Alpen und den Karpaten zurück, andere wanderten aus dem Mittelmeerraum oder von der Balkanhalbinsel nach Norden. Weitere Arten gelangten aus dem Osten wieder nach Europa. Die so entstandene Vielfalt der Pfl anzen, Tiere und Lebensraumtypen ist bemerkenswert, wenn in der Region auch nur wenige endemische Arten vorkommen.

Die Region ist allgemein dicht besiedelt. Besonders hohe Besiedlungsdichten sind in den nördlichen Ballungszentren in Deutschland, Dänemark und Polen gegeben. Mitteleuropa ist seit vielen Jahren das Zentrum der europäischen Industrie. Die dort ansässigen Unternehmen decken einen erheblichen Teil des Bedarfs an Kohle, Eisenerz, Kupfer und Stahl in Europa. Ganze Regionen werden von ausgedehnten Industriegebieten bestimmt. Eine dieser Industrieregionen ist das Ruhrgebiet.

Ähnliche Regionen bestehen in Ostdeutschland, in Polen und in der Tschechischen Republik. Dieses auch „Schwarzes Dreieck“ genannte Gebiet leidet unter erheblicher Umweltverschmutzung. Unter anderem die Kohlegewinnung im Tagebau, die Kupfergewinnung und die Braunkohleverbrennung haben zu derartigen Verunreinigungen mit umweltschädigenden Nebenprodukten geführt, dass das Schwarze Dreieck auch heute noch eines der am stärksten verschmutzten Gebiete Europas ist.

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Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu, Oktober 2008.

Region Betroff ene Länder

Anteil am Territorium der EU (%)

Atlantische Region

Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Niederlande, Portugal, Spanien, Vereinigtes Königreich

18,4

Boreale Region Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Schweden

18,8

Kontinentale Region

Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Tschechische Republik

29,3

Alpine Region Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien

8,6

Pannonische Region

Rumänien, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn

3,0

Steppenregion Rumänien 0,9

Schwarzmeer-region

Bulgarien, Rumänien 0,3

Mediterrane Region Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Portugal, Spanien, Zypern

20,6

Makaronesische Region

Portugal, Spanien 0,2

5Natura 2000 in der kontinentalen Region

In der kontinentalen Region leben 184 in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) genannte Tierarten und 102 in der FFH-Richtlinie erfasste seltene Pfl anzen sowie über ein Drittel der in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie genannten Vogelarten. Viele Tiere und Pfl anzen sind auf die typischen Buchen-, Eichen- und Hainbuchenwälder der Region angewiesen. Typische Vogelarten sind etwa der Schwarzspecht (Dryocopus martius), der Rote Milan (Milvus milvus), das Haselhuhn (Bonasa bonasia) und der Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis). Unter dem Blätterdach haben unzählige Insekten und Pfl anzen in den zahlreichen Mikrolebensräumen der Wälder ihre Nischen gefunden.

Wegen der großen Anzahl an Wasserläufen und der zahlreichen Sümpfe, Auenwiesen und sonstigen Feuchtgebiete der kontinentalen Region sind auch viele Arten anzutreff en, die sich in der Umgebung von Süßgewässern ansiedeln. Der Otter (Lutra lutra) beispielsweise ist zwar durch Umweltverschmutzung und durch die Zerstörung seines Lebensraums bedroht, aber immer noch verhältnismäßig weit verbreitet.

Bemerkenswert ist auch die Anzahl der Fischarten. Mehr als zwei Drittel der in der FFH-Richtlinie genannten Fischarten leben in der kontinentalen Region, darunter seltene endemische Arten wie der Zingel (Zingel zingel) oder der Donaulachs (Hucho hucho).

Außerdem leben in der kontinentalen Region viele seltene Amphibien. Acht in der FFH-Richtlinie erfasste Arten kommen allein in der italienischen Po-Ebene vor, etwa eine seltene Unterart der Italienischen Knoblauchkröte (Pelobates fuscus insubricus), zwei Höhlensalamander-Arten (Hydromantes ambrosii und H. strinatii) und der scheue Olm (Proteus anguinus).

Letzterer ist eher typisch für die Höhlensysteme Sloweniens, wo er wegen seiner blassen fl eischfarbenen Haut auch „Menschenfi sch“ genannt wird. Dieses bis zu 25 cm lange seltene Amphibium war jahrelang ein Rätsel für die Wissenschaft, weil die Tiere die Geschlechtsreife ohne die übliche Metamorphose erreichen.

Natura-2000-Arten in der kontinentalen Region

Der Donaulachs (Hucho hucho)Diese mitteleuropäische Lachsart kommt ausschließlich in Süßgewässern vor. Der Donaulachs

(oder Huchen) kann 2 m lang und bis zu 100 kg schwer werden. In Österreich und in

Süddeutschland war der Huchen ursprünglich weit verbreitet. Nach dem Bau einer Reihe

großer Wasserkraftwerke, die den Weg zu den angestammten Laichgründen versperrten, ist die

Verbreitung drastisch zurückgegangen. Heute ist der Donaulachs nur noch in vier getrennten

Zufl üssen der österreichischen Donau anzutreff en. Eine der größten Populationen befi ndet

sich in den Flüssen Pielach und Melk in Niederösterreich. Hier sind die Laichgründe noch

verhältnismäßig intakt. Allerdings sind auf dem Weg zu diesen Laichgründen auf einer Strecke

von 45 km 13 Querbauwerke wie z. B. Wehre und kleine Wasserkraftanlagen zu überwinden.

Seit 1999 wird versucht, Einrichtungen zu schaff en, die dem Lachs bei der Überwindung dieser

Hindernisse helfen, um dadurch schließlich ein Flusskontinuum von 78 km zu schaff en, in dem

isolierte Populationen wieder zusammengeführt werden können.

Die Rotbauchunke (Bombina bombina)Die nach ihrer leuchtend gefärbten Unterseite treff end

benannte Rotbauchunke schreckt mit ihrer Färbung

mögliche Fressfeinde ab. Ansonsten lebt sie eher

unauff ällig in oder an sonnigen Flachgewässern.

Bevorzugte Lebensräume sind extensiv beweidete

Wiesen auf Kalkböden in Mittel- und Osteuropa. Die

ausgewachsenen Tiere überwintern an Land, verbringen

den Frühling und den Sommer aber größtenteils in ihren

Laichgewässern. Dann ist die Luft von den klagenden

Paarungsrufen der Tiere erfüllt. Viele dieser Lebensräume

werden heute allerdings intensiv landwirtschaftlich

genutzt, und die meisten geeigneten Tümpel wurden

zugeschüttet oder sind stark verschmutzt. Daher sind die

Bestände der Rotbauchunke drastisch zurückgegangen.

Inzwischen wird in mehreren Ländern (u. a. in Dänemark

und in Deutschland) versucht, die Tümpel und die

betreff ende Umgebung wiederherzustellen. Gezüchtete

Tiere werden wieder ausgesetzt, um vorhandene

Bestände zu stärken.

In anderen Regionen Europas wurde die kontinentale Landschaft erheblich durch die Landwirtschaft geprägt. Obwohl heute eine intensive industrielle Bewirtschaftung vorherrscht, haben sich wichtige Restgebiete mit naturnahen Grasfl ächen und Wiesen unter extensiver Nutzung gehalten, besonders im Osten und im Süden der Region. Diese Gebiete ziehen Arten wie z. B. Wachtelkönig (Crex crex) oder Weißstorch (Ciconia ciconia) an, die nur auf extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen überleben können. Allein in Polen dürften etwa 40 000 Störche leben. Ein Viertel der weltweiten Population brütet auf den Grasfl ächen zwischen Oder und Bug.

Die Grasfl ächen und die Feuchtwiesen weisen auch einen besonderen Reichtum an Pfl anzenarten auf, darunter seltene Arten wie etwa Böhmische Glockenblume (Campanula bohemica) oder Enzian (Gentianella germanica).

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6 Natura 2000 in der kontinentalen Region6 NatNatura 20000000 0 0 0 0 iin ii der kontinentalen Region

Eine erste Liste der Natura-2000-Gebiete in der kontinentalen Region wurde im Dezember 2004 herausgegeben. Diese Liste wurde im November 2007 und im Dezember 2008 aktualisiert. Insgesamt umfasst die kontinentale Region 7475 Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) gemäß der FFH-Richtlinie und weitere 1478 besondere Schutzgebiete (BSG) gemäß der Vogelschutzrichtlinie. Häufi g bestehen beträchtliche Überschneidungen zwischen Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung und besonderen Schutzgebieten. Daher würde die einfache Addition der Zahlen einen falschen Eindruck vom Umfang der Schutzgebiete vermitteln. Trotzdem dürften in dieser Region mehr als 10 % der gesamten Landfl äche Schutzgebiete sein.

Natura-2000-Gebiete in der kontinentalen Region

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6 Natura 2000 in der kontinentalen Region

Gebiete von gemein-schaftlicher Bedeutung (GGB)

Besondere Schutzgebiete (BSG)

BSG und GGB

Die Karte wurde im Oktober 2008

nach den von der Europäischen

Kommission übermittelten

Koordinaten der betreff enden

Schutzgebiete von der Spatial

Applications Division der

Katholischen Universität Löwen

(SADL) erstellt.

1Champagne/

Ardennen

Photo © D. Depree

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2Grasland

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Photo © G. Raeymeakers

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Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu.

Die Zahlen können nicht kumuliert werden, da viele Lebensräume und Arten gleichzeitig in –zwei oder mehr biogeografi schen Regionen vorkommen. Die in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie genannten Vögel werden hier nicht genannt, da bei –den Vögeln keine Unterscheidung nach biogeografi schen Regionen vorgenommen wurde.

Anzahl der in Anhang I der FFH-Richtlinie genannten Lebensraumtypen und der in Anhang II der FFH-Richtlinie genannten Arten und Unterarten

Quelle: Europäisches Themenzentrum „Naturschutz und Biologische Vielfalt“ (Europäische Umweltagentur), http://biodiversity.eionet.europa.eu, Oktober 2008. Wegen beträchtlicher Überschneidungen können die Flächen der GGB und der BSG nicht einfach addiert werden. –Die Gebiete liegen teilweise am Übergang zwischen zwei Regionen. Da in der Datenbank die Möglichkeit einer Aufteilung nach Regionen nicht vorgesehen ist, werden manche Gebiete u. U. doppelt gezählt. –Der Prozentanteil der Meeresgebiete ist nicht bekannt. –Die BSG wurden nicht nach biogeografi schen Regionen ausgewählt – .Die Fläche der BSG in der Steppenregion wurde aufgrund der verfügbaren GIS-Daten berechnet. –

Region Lebensraumtyp Tiere Pfl anzen

Atlantische Region 117 80 52

Boreale Region 88 70 61

Kontinentale Region

159 184 102

Alpine Region 119 161 107

Pannonische Region

56 118 46

Steppenregion 25 25 14

Schwarzmeer-region

58 79 6

Mediterrane Region 146 158 270

Makaronesische Region

38 22 159

Region Anzahl GGB

Geschützte Gesamtfl äche

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Landfl äche Anz. BSG

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Landfl äche

Atlantische Region 2 747 109 684 68 794 8,7 882 76 572 50 572 6,4

Boreale Region 6 266 111 278 96 549 12,0 1 165 70 341 54 904 6,8

Kontinentale Region 7 475 150 014 135 120 10,8 1 478 147 559 128 432 12,4

Alpine Region 1 496 145 643 145 643 39,7 365 93 397 93 397 31,1

Pannonische Region 756 15 858 15 858 12,3 100 19 965 19 965 17,5

Steppenregion 34 7 210 7 210 19,4 40 8 628* 8 628* 24,4

Schwarzmeer region 40 10 243 8 298 71,8 27 4 100 3 561 30,8

Mediterrane Region 2 928 188 580 174 930 19,8 999 147 358 142 350 16,0

Makaronesische Region

211 5 385 3 516 33,5 65 3 448 3 388 32,3

INSGESAMT 21 612 655 968 568 463 13,3 5 004 486 571 429 615 10,5

7Natura 2000 in der kontinentalen Region 7NaNNattNatuuuurauuu 2000 in der kontinentalen Region 7Natura 2000 in der kontinentalen Region

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10 Po-Delta

Photo © Parco Delta del Po

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Photo © Nationalpark

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Photo © G. Klosowscy

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Nationalpark Sumava

Photo © J. Hlasek

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Photo © Chavdar Nikolovwww.neophron.com

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8 Natura 2000 in der kontinentalen Region

Natura-2000-Lebensraumtypen in der kontinentalen Region

Vor der Erschließung für die Landwirtschaft war die kontinentale Region von Laubwäldern geprägt. Die klimatischen Bedingungen und die Böden sind für breitblättrige Laubbäume wie z. B. Buchen (Fagus sylvatica) besonders geeignet. Entsprechend befi ndet sich das wichtigste Verbreitungsgebiet dieser Art in der kontinentalen Region. Weiter nach Osten hin werden die Buchen allmählich durch Eichen und Hainbuchen abgelöst. Im Norden sowie in höheren Lagen und auf nährstoff ärmeren Böden treten zunehmend Nadelgehölze auf, insbesondere auf den kühleren Nordhängen.

Das Po-DeltaDas in der kontinentalen Region an der Adriaküste gelegene fl ache Po-Delta ist das größte Feuchtgebiet in Italien und eines der produktivsten Feuchtgebiete des gesamten Mittelmeerraums. Es erstreckt sich über etwa 1300 km². Mehr als ein Drittel dieser Fläche ist als besonderes Schutzgebiet gemäß der Vogelschutzrichtlinie ausgewiesen. Über 280 Vogelarten sind im Po-Delta zu beobachten, darunter der seltene Rallenreiher (Ardeola ralloides) sowie Zwergscharben (Phalacrocorax pygmaeus) und Moorenten (Aythya nyroca). Die ausgeprägte Artenvielfalt ist schon allein durch die Komplexität der Lebensräume im Binnenland, in alluvialen Gebieten und in Küstennähe bedingt. Flüsse, Sümpfe, Sanddünen, Küstenlagunen, Süßwasser-Feuchtgebiete, alte Kiefernwälder und Eichen-Mischwälder ergänzen einander zu einem vielgestaltigen Gefüge ineinander übergehender Lebensräume. Arten aus der kontinentalen Region leben in unmittelbarer Nachbarschaft mit Arten aus dem Mittelmeerraum. Die lange Bewirtschaftung durch den Menschen hat ebenfalls zur Vielgestaltigkeit der Lebensräume beigetragen. Allerdings sind der schiere Umfang der Bewirtschaftung und die industrielle Entwicklung in letzter Zeit nicht ohne Folgen für den natürlichen Reichtum des Po-Deltas geblieben. Inzwischen bemüht man sich um die Entwicklung eines einheitlicheren Ansatzes für die langfristige sektorübergreifende Bewirtschaftung des gesamten Deltas.

Diese außergewöhnlich reichen Lebensräume spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Arten, da sie als natürlicher ökologischer Korridor fungieren, über den sich die Arten in einer binnen kurzer Zeit immer undurchlässiger gewordenen Landschaft ausbreiten können. Die meisten dieser Lebensräume an Flüssen sind verschwunden oder wurden abgetrennt und erheblich beschnitten.

Moorwälder, Auenwälder und Auenmischwälder waren früher in den meisten Flusstälern und Auen weit verbreitet. Diese außerordentlich reichen Lebensräume spielen eine wichtige Rolle als natürliche Korridore innerhalb einer ausgedehnteren Landschaft. Zum überwiegenden Teil sind diese Korridore heute allerdings verschwunden, und die Anzahl der noch verbliebenen Korridore geht immer weiter zurück.

Die Umwandlung der Wälder in Anbaufl ächen sowie in Wiesen und Weiden wurde von den ersten Siedlern bereits vor Hunderten von Jahren vollzogen. Die entstandenen naturnahen Lebensräume entwickelten sich schließlich jedoch zu wertvollen Landschaftstypen für bestimmte einheimische Arten. Auch diese Landschaftstypen sind heute allerdings durch den Rückgang der traditionellen Bewirtschaftungsverfahren und durch die Intensivierung der Landwirtschaft gefährdet.

Feuchtwiese mit Schwertlilien, Slowakei; Foto © M. Lohmann; im Vordergrund: Weißstorch, Foto © J. Hlasek

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9Natura 2000 in der kontinentalen Region

SchwermetallrasenSchwermetallrasen entstehen auf Böden mit erhöhten Anteilen an Schwermetallen wie z. B. Blei, Zink, Chrom und Kupfer. Die größte Ausdehnung entwickelt dieser Lebensraumtyp auf renaturierten Flächen in der Umgebung stillgelegter Bergwerke. Auf diesen Zusammenhang deutet auch der englische Begriff für Schwermetallrasen („Calaminarian grassland“) hin. Dieser Begriff leitet sich von dem belgischen Ort „La Calamine“ ab. Dort befi ndet sich eine der ältesten belgischen Minen zur Gewinnung von Zinkerz („Galmei“). Teilweise kommen auch begrenztere natürlich entstandene Schwermetallrasen auf natürlichen Felserhebungen und auf Kiesfl ächen an Flüssen vor. Gewöhnlich sind Schwermetalle für Pfl anzen giftig. Einige Arten wie z. B. Galmeiveilchen (Viola calaminaria), Frühlingsmiere (Minuartia verna) oder Youngs Stendelwurz (Epipactis youngiana) haben sich in besonderer Weise an diese Schadstoff e angepasst. Die niedrigen Nährstoff gehalte und die Schwermetalle verhindern eine Verbuschung der betreff enden Flächen und verzögern die Wachstumsperioden derart, dass diese spezialisierteren Pfl anzen dort frei von der Konkurrenz der gewöhnlich robusteren Pionierpfl anzen gedeihen können.

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nHeute besteht etwa ein Sechstel der kontinentalen Region aus Grasland, von Bergwiesen und Kalkrasen in höheren Lagen bis zu Flachland-Mähwiesen und Auenwiesen in Flusstälern.

Auenwiesen waren früher ebenfalls weit verbreitet und erstreckten sich über weite Teile der Flusstäler. Diese Grasfl ächen sind zwar inzwischen wesentlich kleiner, haben aber große Bedeutung für zahlreiche seltene Arten wie z. B. Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Wachtelkönig (Crex crex) und Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola).

Weitere typische Feuchtgebiete sind Seen und Hochmoore sowie ausgedehnte Süßwassersümpfe und Niedermoore. Das Biebrza-Tal im nordöstlichen Polen beispielsweise ist eines der größten und unberührtesten Sumpfgebiete Mitteleuropas. Dank ihrer verhältnismäßig intakten Hydrologie kann die Biebrza ihre nährstoff reiche Fracht weit in die fl ache Ebene tragen.

In anderen Regionen erstrecken sich ausgedehnte Höhlensysteme in der Karstlandschaft. Diese Höhlen sind ein wichtiger Lebensraum für viele seltene Fledermausarten sowie für zahlreiche sonstige spezialisierte Tier- und Pfl anzenarten. Die Sumava-Höhlen in der Tschechischen Republik und die Postojna-Höhlen in Slowenien zählen zu den größten Höhlensystemen Mitteleuropas. Dort sind einige der seltensten Fledermausarten Europas beheimatet.

Binnendünen sind ein weiterer ungewöhnlicher, aber typischer Lebensraum der kontinentalen Region. In der letzten Eiszeit wurde in weiten Teilen Mitteleuropas Sand abgelagert oder von großen Flüssen angeschwemmt. Ebenso wie bei Sandablagerungen an der Küste haben die Menschen sich bemüht, das entstandene Ödland durch Anpfl anzung von Nadelgehölzen zu befestigen und durch Verbesserung der Böden nutzbar zu machen. Daher beschränken sich diese Landschaften mit ihrer ganz besonderen Flora und Faune heute auf einige wenige und stark zersplitterte Restgebiete.

Vielfältige Lebensräume sind auch an den Küsten im Norden und im Süden der kontinentalen Region anzutreff en. Lebensräume im off enen Meer, Sand- und Kiesstrände sowie Salzwiesen, Lagunen, Dünen, Dünenheiden und küstennahe Waldgebiete ziehen eine Fülle von Arten an. Zwei der größten Wanderdünenkomplexe in Europa (bei Raabjerg Mile in Jütland, und im Slowinski-Nationalpark in Polen) befi nden sich ebenfalls in der kontinentalen Region.

Der Wald bei BialowiezaMit einer Fläche von 120 000 ha ist der Mischwald bei Bialowieza im polnisch-weißrussischen Grenzgebiet eines der größten verbliebenen Urwaldgebiete in Europa. Früher privates Jagdgebiet der polnischen Krone und der russischen Zaren, wurde das Gebiet in den 1920er Jahren unter strengen Naturschutz gestellt. Seitdem haben neue forstwirtschaftliche Maßnahmen zur Entstehung einer ungewöhnlichen Artenvielfalt geführt. Bis zu 632 Gefäßpfl anzen wurden bislang dokumentiert. Dies ist fast ein Drittel aller überhaupt in Polen nachgewiesenen Pfl anzen. Außerdem wurden über 230 Vogelarten erfasst, darunter viele Adler-, Eulen- und Spechtarten. In den Wäldern leben zwar wichtige Wolf-, Luchs- und Otterpopulationen, am bekanntesten aber ist der Wald bei Bialowieza für seine Wisent-Bestände. Diese Art war 1919 ausgerottet, wurde zehn Jahre später unter strenger Aufsicht aber wieder ausgewildert. Seit damals ist der Bestand wieder auf über 700 Tiere angewachsen. Da aber sämtliche Tiere von einigen wenigen Exemplaren abstammen, bleibt der Bestand in Anbetracht des beschränkten Gen-Pools in hohem Maße gefährdet. Und der eigentliche Waldbestand mit seinen jahrhundertealten Baumriesen ist durch die sich ausbreitende Forstwirtschaft bedroht.

10 Natura 2000 in der kontinentalen Region

Die Landschaft der kontinentalen Region hat sich im Laufe der Jahrhunderte unter verschiedenen Nutzungsformen erheblich gewandelt. Weite Buchenwälder wurden gerodet, um Brennholz für Industrieöfen zu gewinnen und um Platz für eine industrielle landwirtschaftliche Nutzung zu schaff en. Feuchtgebiete und Auenwiesen wurden trockengelegt, um landwirtschaftliche Flächen zu vergrößern. Flüsse wurden eingedeicht, kanalisiert und begradigt, um Überschwemmungen zu verhindern und Binnenwasserstraßen zu schaff en.

Bis zum 19. Jahrhundert war die Schwerindustrie in Schlüsselgebieten wie etwa dem Ruhrgebiet oder im Schwarzen Dreieck zwischen Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik überall vertreten. Durch die Zuwanderung Arbeitssuchender in diese Regionen entstand auf lokaler Ebene ein erhebliches Bevölkerungswachstum. Dies hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt. Weite Landstriche wurden urbanisiert und in Industriegebiete umgewandelt. Die Umweltverschmutzung begann sich in gravierender Weise bemerkbar zu machen.

Nur die Lebensräume auf nährstoff ärmeren Böden wie z. B. Hochmooren, Sümpfen und Heidefl ächen blieben von größeren Umgestaltungen verschont. Diese Böden wurden allenfalls extensiv bewirtschaftet. Dies gilt z. B. für die Gegend um Pomorania in Zentralbulgarien oder für das Massif Central in Frankreich. Dort befi nden sich weiterhin wertvolle ausgedehnte Hochmoore, Sümpfe, Wälder und Grasfl ächen.

Bewirtschaftung von Flächen mit in Anhang IV genannten

Arten — Fallbeispiel HamsterDer europäische Hamster (Cricetus cricetus) war früher auf landwirtschaftlichen Flächen in der gesamten kontinentalen Region weit verbreitet. Auf Feldern mit fast allen Kulturpfl anzen von Weizen, Roggen, Hafer, Gerste und Mais bis hin zu Zuckerrüben suchte er nachts Körner und sonstiges Futter, das er in selbst gegrabenen komplexen Höhlen sammelte. Jahrelang wurde er als Schädling verfolgt und wegen seines Fells gefangen. Mit der Einführung der mechanisierten Landwirtschaft begannen die Bestände abzunehmen. Der Rückgang der Populationen war so drastisch, dass der Hamster in den meisten Ländern gemäß Anhang IV der FFH-Richtlinie nun streng geschützt ist.

Damit die zunehmend zersplitterten Hamsterpopulationen langfristig überleben können, sind jedoch außerdem aktive Schutzmaßnahmen erforderlich. Mehrere Länder haben in letzter Zeit Hamsterschutzprogramme eingeführt, gemäß denen für Hamster verträgliche Bewirtschaftungsformen in Vereinbarungen mit örtlichen Landwirten gefördert werden. In verschiedenen Ländern erhalten die Landwirte weitere Zahlungen im Rahmen der Agrarumweltpläne der Gemeinschaft, wenn sie sich verpfl ichten, eine Reihe einfacher Maßnahmen zum Schutz des Hamsters vorzunehmen. Zu diesen Maßnahmen zählen z. B. die Aussaat von Alfalfa an Feldrändern, der reduzierte Einsatz von Düngern sowie von Rodentiziden und Herbiziden oder die Verpfl ichtung, beim Pfl ügen Furchen mit einer Tiefe von höchstens 20 cm zu ziehen und erst ab Mitte Oktober zu ernten.

Bewirtschaftung der kontinentalen Region

Schonende Waldwirtschaft: Rückepferde im Nationalpark Hainich, © Nationalpark Hainich

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Schwarzspecht, Foto © J. Hlasek

11Natura 2000 in der kontinentalen Region

Internationale Zusammenarbeit zum Erhalt des DonaubeckensDie Donau strömt von ihrer Quelle hoch im Schwarzwald über Tausende von Kilometern bis zu ihrem Mündungsdelta an der Schwarzmeerküste. Auf ihrem Weg kommt sie durch viele Länder. Für diese Länder ist die Donau seit Jahrhunderten von erheblicher ökologischer, kultureller und ökonomischer Bedeutung.

In Anbetracht des unschätzbaren Wertes der Donau wird seit 1985 versucht, die schlimmsten Verschmutzungen und Fehlentwicklungen zu stoppen bzw. eingetretene Folgen sogar wieder rückgängig zu machen. 1994 wurde von allen Anrainerstaaten der Donau ein internationales Übereinkommen über die Zusammenarbeit zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Donau (Donauschutzübereinkommen) unterzeichnet, und im gleichen Jahr wurde von den Umweltministern ein Gemeinsames Aktionsprogramm verabschiedet.

Gleichzeitig wurde eine internationale Kommission zum Schutz der Donau eingerichtet, die dieses Aktionsprogramm begleiten sollte. Diese Kommission wurde inzwischen auch als zuständige Stelle für die Koordinierung der Entwicklung des Programms zur Nutzung des Donaubeckens gemäß der Wasserrahmenrichtlinie benannt.

Viele Gebiete in der Grenzregion zwischen dem früheren Ostblock und dem früheren Westen sind nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls über Jahrzehnte unberührt geblieben. Dort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Zusammenbruch der kommunistischen Regime und die Wiederöff nung nationaler Grenzen hat jedoch rasch dazu geführt, dass sich auch dort die Bewirtschaftungsformen änderten, indem Flächen entweder aufgegeben oder einer intensiveren Nutzung unterworfen wurden.

Die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und die Einführung fl ächenbezogener, von der Produktion abgekoppelter Zahlungen könnte dazu beitragen, diesen Prozess zu verlangsamen. Dass Natura 2000 nun ausdrücklich in der Gemeinschaftsverordnung über die Entwicklung des ländlichen Raums genannt wird, darf als wichtiger politischer Schritt auf dem Weg zu einer besseren Integration von Landwirtschaft einerseits und Landschafts- und Artenschutz andererseits betrachtet werden.

Im Vergleich zur atlantischen Region ist die Landschaft in der kontinentalen Region immer noch verhältnismäßig dicht bewaldet (etwa 27 % der gesamten Landfl äche), aber nur zu einem kleinen Teil bestehen die Waldgebiete aus naturnahen Wäldern mit breitblättrigen Arten. Mehr als 75 % der ursprünglichen Waldfl ächen dürften zerstört worden sein, und die verbliebenen Bestände wurden durch kommerzielle Bewirtschaftung erheblich verändert.

Die Waldkiefer (Pinus sylvestris), die normalerweise nur auf nährstoff ärmeren Böden wächst, ist in kommerziellen Pfl anzungen inzwischen die vorherrschende Art. In Deutschland liegt der Anteil der Waldkiefern bei 72 % des gesamten Waldbestands.

Auch die Luftverschmutzung durch die Industrie hat die biologische Vielfalt der Region und insbesondere die Wälder stark beeinträchtigt. Hohe Schwefeldioxid-, Stickoxid- und Ammoniak-Emissionen beispielsweise sind die Hauptursache des sauren Regens.

Dies hat nicht nur unmittelbar zu ausgeprägten Waldschäden geführt, sondern mittelbar auch dazu beigetragen, dass die Wälder anfälliger gegen natürliche Gefährdungen wie z. B. starke Winde und Stürme oder gegenüber Schädlingen

Natura 2000 in der kontinentalen Region

und Krankheiten wurden. Bei einem erheblichen Anteil der Baumbestände in Polen und in der Tschechischen Republik sind infolgedessen Laubverluste zu verzeichnen.

Die Flüsse sowie die Auen und sonstigen Feuchtgebiete der Region wurden durch die intensive Verschmutzung aus Landwirtschaft und Industrie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Viele Fließgewässer sind durch Verschmutzungen zu sterilen Wasserrinnen geworden.

Außerdem wurden an den meisten Flüssen in den letzten 200 Jahren erhebliche Korrekturen vorgenommen. Die Flüsse wurden kanalisiert, begradigt, vertieft, befestigt und eingedeicht. Einige Flüsse (wie z. B. der Rhein) wurden zu großen Wasserstraßen ausgebaut. Andere Flüsse wurden zur Erzeugung von Wasserkraft weitreichenden Eingriff en unterzogen. Die umgebenden Auen wurden trocken gelegt und umgewandelt, um neue landwirtschaftliche Flächen zu erschließen oder um Überschwemmungen zu verhindern.

Trotz dieser drastischen Veränderungen bestehen jedoch an fast allen größeren Flüssen auch heute noch Fragmente der ursprünglichen natürlichen und naturnahen Lebensräume, wenn auch in erheblich eingeschränkterem Umfang.

Wegen der wirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung dieser Flüsse wird inzwischen versucht, sanftere Bewirtschaftungsformen einzuführen und die natürliche Dynamik der Flüsse zumindest teilweise möglichst wiederherzustellen. Dank der Wasserrahmenrichtlinie ist heute bei größeren Flüssen unabhängig von politischen oder sektorbezogenen Grenzen eine integrierte Bewirtschaftung über die gesamte Länge sowie in den jeweiligen Wassereinzugsgebieten vorgeschrieben.

Wachtelkönig,

Foto © E. Barbelette,

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Weitere

Veröff entlichungen

in dieser Reihe:

Die Europäische Union umfasst neun biogeografi sche Regionen, die sich in ihrer Vegetation sowie hinsichtlich

der klimatischen und geologischen Gegebenheiten unterscheiden. Ausgehend von nationalen Listen

der jeweils zu einer Region zählenden Mitgliedstaaten werden für die einzelnen Regionen Gebiete von

gemeinschaftlicher Bedeutung ausgewählt. Unabhängig von politischen und verwaltungstechnischen Grenzen

erleichtert die Zusammenarbeit auf dieser Ebene länderübergreifende Maßnahmen zum Erhalt von Arten und

Lebensraumtypen, die auf vergleichbare natürliche Bedingungen angewiesen sind. Das aus den Gebieten von

gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und den gemäß der Vogelschutzrichtlinie ausgewiesenen besonderen

Schutzgebieten (BSG) bestehende Netz der Natura-2000-Schutzgebiete erstreckt sich inzwischen über alle

27 Mitgliedstaaten der EU.

KH

-78

-09

-63

5-D

E-C

Natura 2000 in the Alpine Region

Natura 2000 in der alpinen Region

Natura 2000 in the

Atlantic Region

Natura 2000 in der atlantischen Region

European Commission

Natura 2000 in the Black Sea Region

Natura 2000 in der Schwarzmeerregion

Natura 2000 in the Boreal Region

Natura 2000 in der borealen Region

Natura 2000 in the

Continental Region

Natura 2000 in der kontinentalen Region

Natura 2000 in the Macaronesian Region

Natura 2000 in der makaronesischen Region

Natura 2000 in der mediterranen Region

Natura 2000 in der pannonischen Region

Natura 2000 in der Steppenregion

ISBN 978-92-79-13168-4