Naturgefahren im Kanton Bern...Naturgefahren im Kanton Bern Eine Analyse der gefährdeten Gebiete...

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Naturgefahren im Kanton Bern Eine Analyse der gefährdeten Gebiete und Schadenpotenziale sowie der daraus abgeleiteten Risiken Auf Basis der integralen Gefahrenkarten Arbeitsgruppe Naturgefahren Interlaken, im Januar 2014 des Kantons Bern Ueli Ryter, Christian Pfammatter

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Naturgefahren im Kanton Bern

Eine Analyse der gefährdeten Gebiete und Schadenpotenziale

sowie der daraus abgeleiteten Risiken

Auf Basis der integralen Gefahrenkarten

Arbeitsgruppe Naturgefahren Interlaken, im Januar 2014

des Kantons Bern Ueli Ryter, Christian Pfammatter

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Inhaltsverzeichnis 1 Was sind Gefahrenkarten und wozu dienen sie? .................................................... 3

2 Ausarbeitung der Gefahrenkarten ............................................................................ 4

2.1 Vorgehen nach Prioritäten ........................................................................................... 4 2.2 Etappierung der Gefahrenkarten .................................................................................. 5 3 Untersuchungsperimeter – Bearbeitungstiefe ......................................................... 6

4 Gefahrengebiete ......................................................................................................... 7

4.1 Besiedelte Gebiete – Perimeter A ................................................................................ 7 4.2 Gesamter Kanton ......................................................................................................... 8 5 Gefährdung der ständigen Wohnbevölkerung ....................................................... 10

5.1 Datengrundlage und Tiefe der Gefahrenbeurteilung .................................................. 10 5.2 Synoptische Gefahren ................................................................................................ 11 5.3 Wassergefahren ......................................................................................................... 14 5.4 Rutschgefahren .......................................................................................................... 15 5.5 Sturzgefahren ............................................................................................................ 16 5.6 Lawinengefahren ....................................................................................................... 17 5.7 Einsturz/Dolinen ......................................................................................................... 18 5.8 Vergleich der Gefahrenprozesse ................................................................................ 19 6 Gefährdete Bauzonen .............................................................................................. 23

6.1 Datengrundlage ......................................................................................................... 23 6.2 Synoptische Gefahren ................................................................................................ 24 6.3 Bedeutung der Gefahrenprozesse ............................................................................. 27 7 Gefährdete Sachwerte: Wohnhäuser ...................................................................... 33

8 Risiken ...................................................................................................................... 36

9 Handlungsbedarf ..................................................................................................... 38

10 Zusammenfassung: Erkenntnisse und Folgerungen ............................................ 39

11 Quellenangaben ....................................................................................................... 41

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1 Was sind Gefahrenkarten und wozu dienen sie?

Gefahrenkarten zeigen auf, welche Gebiete durch Lawinen, Steinschlag, Rutschungen, Einsturz

oder Wasserprozesse gefährdet sind. In der synoptischen Gefahrenkarte werden die verschie-

denen Gefahren überlagert, die jeweils stärkste wird dargestellt.

Der Grad der Gefährdung hängt ab von der Häufigkeit und der Intensität eines Gefahrenpro-

zesses. Er wird in den Stufen rot (erhebliche Gefährdung), blau (mittlere Gefährdung) und gelb

(geringe Gefährdung) abgebildet.

starke Intensität: Gebäude kann zerstört werden, Lebensgefahr im Gebäude

mittlere Intensität: grössere Gebäudeschäden möglich, Lebensgefahr ausserhalb des Gebäudes

schwache Intensität: geringe bis erhebliche Sachschäden möglich

Gefahrenkarten helfen, die Naturgefahren in der Raumplanung zu berücksichtigen. Die

Siedlung soll sich möglichst ausserhalb von Gefahrengebieten entwickeln.

Sie zeigen den Handlungsbedarf für Schutzmassnahmen auf, wenn bestehende Gebäude in

Gefahrengebieten liegen.

Sie unterstützen die Notfallplanung und zeigen den Sicherheitsverantwortlichen, wo Perso-

nen aus gefährdeten Häusern in Sicherheit gebracht werden müssen.

Sie ermöglichen es allen, sich über die Gefährdung ihres Hauses ins Bild zu setzen und die

notwendigen Massnahmen im Rahmen der Eigenverantwortung zu treffen.

Abbildung 1: Gefährdung in Abhängigkeit der Eintretenswahrscheinlichkeit und Intensität

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2 Ausarbeitung der Gefahrenkarten Die Kantone wurden vom Bund in der Waldverordnung vom 30. November 1992 [1] und der Wasserbauverordnung vom 2. November 1994 [2] verpflichtet, Grundlagen für den Schutz vor Naturgefahren zu erarbeiten, insbesondere Gefahrenkataster und Gefahrenkarten. Zu diesem Zeitpunkt verfügten bereits sämtliche Gemeinden im Berner Oberland mit relevan-ten Lawinenproblemen über Lawinengefahrenkarten. Dies, nachdem bereits 1954 für die Ge-meinde Gadmen die erste Lawinengefahrenkarte in der Schweiz ausgearbeitet worden war und 1959/60 diejenige in Wengen folgte. Auch bezüglich systematischer Dokumentation von Ereig-nissen existierte zu Beginn der Neunzigerjahre ausschliesslich der umfangreiche, auch retro-spektiv erfasste Lawinenkataster – die Ereignisse der übrigen Gefahrenprozesse waren nir-gends zentral registriert. Die Ausarbeitung von detaillierten, grossmassstäblichen Gefahrenkarten ist sehr aufwendig und kann nur durch ausgewiesene Fachbüros in der erforderlichen Qualität garantiert werden. Es wäre deshalb weder bezüglich Kapazität noch finanziell möglich gewesen, innert absehbarer Zeit für alle fast 400 Gemeinden im Kanton Bern Gefahrenkarten auszuarbeiten. Aus diesem Grund hat der Kanton Bern in den Jahren 1994-1997 durch eine Arbeitsgemeinschaft hoch spezialisierter Büros eine Gefahrenhinweiskarte im Massstab 1:25‘000 rein computergestützt modellieren lassen. Diese „GHK25“ [3] gab einen ersten flächendeckenden Überblick über die vorhandenen Gefahrenprozesse.

2.1 Vorgehen nach Prioritäten Durch die Überlagerung der Gefahrenhinweiskarte mit den wichtigen Schadenpotenzialen (Wohnhäusern und Verkehrswegen) konnte eine Übersicht über bestehende Konflikte erstellt werden. Prof. Dr. Hans Kienholz vom Geografischen Institut der Universität Bern hat diese Kon-flikte im Auftrag des Kantons Bern analysiert und sämtliche Gemeinden in 4 Prioritäten bezüg-lich Dringlichkeit zur Ausarbeitung von Gefahrenkarten eingeteilt (Mai 1999).

. Abbildung 2: Gemeinden nach Prioritäten

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2.2 Etappierung der Gefahrenkarten Der Bund hat den Kantonen für die Erarbeitung der Gefahrenkarten eine Frist bis Ende 2011 gesetzt. Der Kanton Bern konnte diesen Fahrplan weitestgehend einhalten. Zwischen 1998 und 2012 wurden im Auftrag der Gemeinden insgesamt 393 Gefahrenkarten ausgearbeitet.

Die Gefahrenkarten wurden für die folgenden Prozessgruppen und Gefahrenprozesse erstellt:

Lawinengefahren Fliess- und Staublawinen, Eislawinen aus Gletscherabsturz, Gleitschnee.

Sturzgefahren Stein- und Blockschlag, Fels- und Bergsturz, Eisschlag.

Wassergefahren Überschwemmung, Übersarung, Ufererosion, Übermurung.

Rutschgefahren Oberflächliche Rutschung, mitteltiefe Rutschung, tiefgründige Rutschung, Hangmure.

Einsturz/Absenkung Zusammenfassend über alle Gefahrenprozesse wurden synoptische Gefahrenkarten berech-net, in denen für jeden Ort die jeweils grösste Gefährdung dargestellt wird. An der Ausarbeitung der Gefahrenkarten waren insgesamt 54 spezialisierte, private Fachbüros und die Abteilung Naturgefahren beteiligt. Von Seiten des Kantons wurden die Projekte vom Tiefbauamt und der Abteilung Naturgefahren (Amt für Wald) betreut.

Abbildung 3: Inkraftsetzung der Gefahrenkarten

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3 Untersuchungsperimeter – Bearbeitungstiefe Aufgrund der beschränkten finanziellen Mittel, der begrenzten Kapazitäten der Büros und der inhomogenen Verteilung der Schadenpotenziale wurde die Fläche des Kantons im Perimeter unterschiedlicher Bearbeitungstiefe eingeteilt:

Für die Hauptsiedlungsgebiete und Weiler („Perimeter A“) wurden detaillierte Gefahrenkar-ten ausgearbeitet (1‘170 km2).

Für die übrigen Gebiete wurden die vorhandenen Gefahrenhinweise (GHK97 BE [3], GHK SilvaProtect BAFU 2006 [4], Wasser-GHK BE 2011 [5], Ereigniskataster des Kantons Bern [6]) zusammengeführt.

10‘055 zeitweise bewohnte und andere wichtige Gebäude ausserhalb der Siedlungsgebiete wurden einzeln beurteilt (punktuell verifizierte Gefahrenhinweiskarte).

Gefahrenhinweiskarte

Abbildung 4: Bearbeitungstiefen

Abbildung 5: Perimeter der Gefahrenbeurteilung

Gefahrenkarte

einzeln beurteilte Gebäude

Gefahrenhinweiskarte

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Für einen Fünftel der Kantonsfläche wurden Gefahrenkarten erstellt. Der Anteil variiert zwi-schen den Gemeinden sehr stark; in dicht besiedelten Gemeinden ist der Anteil der Fläche mit Gefahrenkarten gross, in extensiv besiedelten Gemeinden klein.

4 Gefahrengebiete

4.1 Besiedelte Gebiete – Perimeter A Nur gerade 4.1% der untersuchten Fläche sind erheblich durch Naturgefahren gefährdet, weite-re 14.3% befinden sich in blauen und 16.6% in gelben Gefahrengebieten; auf 1.8% der Perime-ter A ist eine Restgefährdung vorhanden (wobei diese in der ersten Phase der Gefahrenkartie-rungen noch nicht systematisch ausgeschieden wurde). Die flächenmässig weitaus grösste Ausdehnung nehmen die Wasser- und Rutschgefahren ein. Somit liegen gut 4/5 der Siedlungsgebiete ausserhalb von roten und blauen Gefahrengebieten.

Abbildung 6: Anteil Perimeter A an der Gemeindefläche

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4.2 Gesamter Kanton

Die gesamthafte Auswertung der synoptischen Gefahrenkarten und synoptischen Gefahrenhin-weise ergibt über das ganze Kantonsgebiet (ohne Seen) folgendes Bild:

Abbildung 7: Flächenanteil der Gefahrengebiete an der gesamten untersuchten Fläche (Perimeter A)

Abbildung 8: Anteil der Gefahrengebiete an der Kantonsfläche [%]

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Die Gefahrengebiete verteilen sich unterschiedlich auf die Regionen.

In den Gebieten ausserhalb der Siedlungen sind in weiten Teilen des Berner Oberlandes Ge-fahrenhinweise vorhanden.

Abbildung 9: Gefahrengebiete im nördlichen Teil des Kantons

Abbildung 10: Gefahrengebiete im südlichen Teil des Kantons

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5 Gefährdung der ständigen Wohnbevölkerung

5.1 Datengrundlage und Tiefe der Gefahrenbeurteilung Die Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP [7]) ist Teil des seit 2010 neuen, jährlichen Volkszählungssystems. Das Bundesamt für Statistik (BFS) erfasst mit Unterstützung der Kantone und Gemeinden je-weils per 31. Dezember Personen und Haushalte der Wohnbevölkerung verknüpft mit den geo-referenzierten Gebäuden. Ende März 2013 lieferte das BFS der Abteilung Naturgefahren die Daten der Erhebung vom 31.12.2011. Gemäss dieser Erhebung konnten 977‘978 Personen der ständigen Wohnbevölkerung (99.3%) einem georeferenzierten Wohnhaus zugeordnet werden. Die entsprechende Anzahl ständig bewohnter Gebäude beträgt 204‘643.

Dank der gut geplanten Ausscheidung der Untersuchungsperimeter liegen die Wohnhäuser von 96.5% der ständigen Wohnbevölkerung in Gebieten mit detaillierten Gefahrenkarten. Der weitaus grösste Teil der Wohnhäuser für die „nur“ Gefahrenhinweise vorhanden sind, be-finden sich im Emmental. Bei den nächsten Revisionen der Gefahrenkarten werden die Gefah-renhinweise für Wohnhäuser ausserhalb der Gefahrenkarten-Perimeter auch in dieser Region verifiziert.

% der Wohnbevölkerung

Abbildung 11: Ständig bewohnte Häuser: Art der Gefahrenbeurteilung

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5.2 Synoptische Gefahren Die synoptischen Gefahrenkarten entstehen durch die Überlagerung aller Gefahrenprozesse, wobei für jeden Ort die jeweils stärkste Gefährdung abgebildet wird.

Betroffen sind 551 Wohnhäuser in roten, 10‘504 in blauen, 23‘869 in gelben Gefahrengebieten und 5‘062 in Gebieten mit Restgefährdung sowie 1‘642 mit verifizierten und 1‘431 mit generel-len Gefahrenhinweisen. Der prozentuale Anteil entspricht etwa demjenigen der Personen.

Abbildung 12: Ständig bewohnte Gebäude nach Gefährdung durch Naturgefahren (synoptisch)

Abbildung 13: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Naturgefahren (synoptisch)

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Abbildung 14: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] des Kantons Bern nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Naturgefahren (synoptisch)

Abbildung 15: Anzahl Personen mit ständigem Wohnsitz in roten Gefahrengebieten (synoptisch) nach Verwaltungskreisen

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Abbildung 16: Anzahl Personen mit ständigem Wohnsitz in blauen Gefahrengebieten (synoptisch) nach Verwaltungskreisen

Abbildung 17: Anzahl Personen mit ständigem Wohnsitz in gelben Gefahrengebieten (synoptisch) nach Verwaltungskreisen

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5.3 Wassergefahren

Betroffen sind 375 Wohnhäuser in roten, 7‘693 in blauen, 15‘683 in gelben Gefahrengebieten, 4‘359 in Gebieten mit Restgefährdung sowie 232 mit verifizierten und 266 mit generellen Gefah-renhinweisen. Der prozentuale Anteil entspricht etwa demjenigen der gefährdeten Personen.

7% der Wohnhäuser in roten und blauen Wasser-Gefahrengebieten befinden sich auch im Be-reich der Murgang-Gefahrenhinweiskarte.

Abbildung 18: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Wassergefahren

Abbildung 19: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Wassergefahren

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5.4 Rutschgefahren

Betroffen sind 4 Wohnhäuser in roten, 2‘269 in blauen, 7‘460 in gelben Gefahrengebieten und 90 in Gebieten mit Restgefährdung sowie 1‘317 mit verifizierten und 1‘200 mit generellen Ge-fahrenhinweisen. Der prozentuale Anteil entspricht etwa demjenigen der gefährdeten Personen.

Rund 2/3 der Wohnhäuser in roten und blauen Rutsch-Gefahrengebieten befinden sich auch im Bereich der Hangmuren-Gefahrenhinweiskarte nach SilvaProtect; in gelben Gefahrengebieten beträgt der Anteil gut 1/3.

Abbildung 20: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Rutschgefahren

Abbildung 21: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Rutschgefahren

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5.5 Sturzgefahren

Betroffen sind 95 Wohnhäuser in roten, 356 in blauen, 573 in gelben Gefahrengebieten und 1‘871 in Gebieten mit Restgefährdung sowie 41 mit verifizierten und 74 mit generellen Gefah-renhinweisen. Der prozentuale Anteil entspricht etwa demjenigen der gefährdeten Personen.

Abbildung 22: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Sturzgefahren

Abbildung 23: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Sturzgefahren

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5.6 Lawinengefahren

Betroffen sind 82 Wohnhäuser in roten, 341 in blauen und 808 in gelben Gefahrengebieten so-wie 19 mit verifizierten und 115 mit generellen Gefahrenhinweisen. Der prozentuale Anteil ent-spricht etwa demjenigen der gefährdeten Personen.

Abbildung 24: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Lawinengefahren

Abbildung 25: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Lawinengefahren

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5.7 Einsturz/Dolinen

Betroffen sind 129 Wohnhäuser in blauen und 1‘135 in gelben Gefahrengebieten sowie 180 mit verifizierten und 21 mit generellen Gefahrenhinweisen. Der prozentuale Anteil entspricht etwa demjenigen der gefährdeten Personen.

Abbildung 26: Anzahl Personen nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Einsturz/Dolinen

Abbildung 27: Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser durch Einsturzgefahren/Dolinen

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5.8 Vergleich der Gefahrenprozesse Die folgenden Grafiken zeigen auf, durch welche Gefahrenprozesse wie viele Personen in ihren Wohnhäusern wie stark gefährdet sind.

Betroffen sind insgesamt 551 Wohnhäuser (synoptische Gefahren), wobei 375 durch Wasser-gefahren, 4 durch Rutschungen/Hangmuren, 95 durch Sturzgefahren und 82 durch Lawinenge-fahren.

Betroffen sind insgesamt 10‘504 Wohnhäuser (synoptische Gefahren), wobei 7'693 durch Was-sergefahren, 2'269 durch Rutschungen/Hangmuren, 356 durch Sturzgefahren, 341 durch Lawi-nengefahren und 129 durch Einsturz/Dolinen.

Erhebliche Gefährdung

Mittlere Gefährdung

Abbildung 28: Anzahl Personen in roten Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen

Abbildung 29: Anzahl Personen in blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen

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Erhebliche und mittlere Gefährdung

Betroffen sind insgesamt 23'869 Wohnhäuser (synoptische Gefahren), wobei 15'683 durch Wassergefahren, 7'460 durch Rutschungen/Hangmuren, 573 durch Sturzgefahren, 808 durch Lawinengefahren und 1'135 durch Einsturz/Dolinen.

Geringe Gefährdung

Abbildung 30: Anzahl Personen in roten und blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen

Abbildung 31: Anzahl Personen in gelben Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen

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Betroffen sind insgesamt 5'062 Wohnhäuser (synoptische Gefahren), wobei 4'359 durch Was-sergefahren, 90 durch Rutschungen/Hangmuren und 1'871 durch Sturzgefahren.

Bei allen Auswertungen zeigt sich, dass die weitaus grösste Anzahl Personen durch Wasserge-fahren gefährdet sind.

Restgefährdung

Abbildung 32: Anzahl Personen in Gebieten mit Restgefährdung nach Gefahrenprozessen

Abbildung 33: Anzahl Personen in Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen

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Anteil der ständigen Wohnbevölkerung [%] nach Gefährdung der Wohnhäuser:

Abbildung 34: Synoptische Gefahren Abbildung 35: Wassergefahren

Abbildung 36: Rutschgefahren Abbildung 37: Sturzgefahren

Abbildung 38: Lawinengefahren Abbildung 39: Einsturz/Dolinen

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6 Gefährdete Bauzonen

6.1 Datengrundlage Als Grundlage für die Auswertungen diente der digitale „Übersichtszonenplan“ (UZP [8]) des Amtes für Gemeinden und Raumordnung (AGR) aus der Geodatenbank des Amtes für Geoin-formation (AGI, Stand März 2013). Das AGR unterteilt die Bauzonen in vier Kategorien:

88 % der ständigen Bevölkerung wohnen innerhalb dieser Zonen, davon die allermeisten in Wohn- und gemischten Zonen.

Der weitaus grösste Teil der Bauzonen befindet sich innerhalb der im Detail untersuchten Ge-fahrenkarten-Perimeter. Bei den übrigen Flächen handelt es sich vorwiegend um besondere Zonen (öffentliche Nutzung, Sport- und Freizeitanlagen, kommerzieller Gartenbau, Intensiv-landwirtschaft, militärische Nutzung).

Abbildung 40: Bauzonen-Kategorien und ihr flächenmässiger Anteil [%]

Abbildung 41: Anteil der Bauzonen-Kategorien in Gefahrenkarten-Perimetern [%]

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6.2 Synoptische Gefahren

Abbildung 42: Bauzonen nach Gefahrengebieten (synoptisch), nördlicher Teil des Kantons

Abbildung 43: Bauzonen nach Gefahrengebieten (synoptisch), südlicher Teil des Kantons

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Der Anteil von Bauzonen in roten Gefahrengebieten beträgt lediglich 0.7%, derjenige in blauen Gefahrengebieten 6.8%.

Abbildung 44: Fläche der Bauzonen in synoptischen Gefahrengebieten [ha]

Abbildung 45: Flächenanteile der Bauzonen in synoptischen Gefahrengebieten [%]

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Abbildung 46: Wohn- und Mischzonen (ha) in roten Gefahrengebieten nach Verwaltungskreisen

Abbildung 47: Wohn- und Mischzonen (ha) in roten und blauen Gefahrengebieten nach Verwaltungskreisen

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6.3 Bedeutung der Gefahrenprozesse Die Auswertungen wurden einerseits für alle Kategorien der Bauzonen durchgeführt und ande-rerseits für die Wohn- und Mischzonen – jeweils nach dem Grad der Gefährdung.

Abbildung 48: Bauzonen (alle Kategorien) in roten Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 49:Wohn- und Mischzonen in roten Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

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Abbildung 50: Bauzonen (alle Kategorien) in blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 51: Wohn- und Mischzonen in blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

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Abbildung 52: Bauzonen (alle Kategorien) in roten und blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 53: Wohn- und Mischzonen in roten und blauen Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

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Abbildung 54: Bauzonen (alle Kategorien) in gelben Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 55: Wohn- und Mischzonen in gelben Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

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Abbildung 56: Bauzonen (alle Kategorien) in Gebieten mit Restgefährdung nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 57: Wohn- und Mischzonen in Gebieten mit Restgefährdung nach Gefahrenprozessen [ha]

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Die Auswertungen zeigen deutlich, dass die Wassergefahren bei allen Gefährdungsstufen den weitaus grössten Flächenanteil ausmachen.

Abbildung 58: Bauzonen (alle Kategorien) in Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

Abbildung 59: Wohn- und Mischzonen in Gefahrengebieten nach Gefahrenprozessen [ha]

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7 Gefährdete Sachwerte: Wohnhäuser Den umfassendsten und aktuellsten georeferenzierten Datensatz mit Gebäuden führt die Ge-bäudeversicherung Bern. Gemäss Geschäftsbericht 2012 beinhaltet er 402‘406 Gebäude mit einem versicherten Wert von Fr. 323.7 Mia. Leider hat die Geschäftsleitung der GVB aus ver-schiedenen Gründen beschlossen, diesen Datensatz für die Überlagerung mit den Gefahren-karten nicht zur Verfügung zu stellen. Deshalb basieren die folgenden Auswertungen auf dem STATPOP-Datensatz des BFS (vgl. Kap. 4.1) mit insgesamt 204‘643 ständig bewohnten Gebäuden. Die Zuteilung der Gebäudewer-te erfolgte nach EconoMe 2.2 ([9] Stand 12.4.2013) wie folgt: Einfamilienhäuser (1-4 Personen): Fr. 650‘000.-/Gebäude, Mehrfamilienhäuser: Fr. 550‘000.-pro Wohneinheit à 2.24 Personen (z.B. 9 Personen: [9/2.24]*550‘000.- = Fr. 2‘209‘821.-). Das ergibt einen Gesamtwert von rund Fr. 250 Mia. für die ständig bewohnten Häuser im Kanton Bern.

Abbildung 60: Gebäudewerte (in Mia. Fr.) in roten und blauen Gefahrengebieten, synoptisch und nach Prozessen

Abbildung 61: Gebäudewerte (in Mia. Fr.) in Gefahrengebieten, synoptisch und nach Prozessen

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Anteil [%] der Gebäudewerte von Wohnhäusern in Gefahrengebieten:

Abbildung 63: Wassergefahren Abbildung 62: Synoptische Gefahren

Abbildung 65: Sturzgefahren Abbildung 64: Rutschgefahren

Abbildung 66: Lawinengefahren Abbildung 67: Einsturz/Dolinen

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Abbildung 68: Werte [ Mio. Fr.] von Wohnhäusern in roten Gefahrengebieten nach Verwaltungskreisen

Abbildung 69: Werte [Mio. Fr.] von Wohnhäusern in roten und blauen Gefahrengebieten nach Verwaltungskreisen

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Die Auswertungen beziehen sich ausschliesslich auf die Gebäudewerte von ständig bewohnten Häusern. Der Auswertung eines älteren Datensatzes der Gebäudeversicherung Bern (2005) hat ergeben, dass innerhalb der Gefahrenkarten-Perimeter zusätzlich rund 50% nicht ständig be-wohnte Gebäude vorhanden sind; deren Sachwert macht etwa 40% desjenigen der ständig be-wohnten Häuser aus (Durchschnitt über den ganzen Kanton). Ausserhalb der Gefahrenkarten-Perimeter sind die Verhältnisse grundsätzlich anders. Die stän-dig bewohnten Häuser machen nur rund 10% der Gebäude aus; ihr Wert rund 16%. In den Auswertungen auch nicht enthalten sind die Mobiliarwerte.

8 Risiken Gefahrenkarten geben Auskunft über die zu erwartende Häufigkeit von Naturgefahren und de-ren Intensität; daraus ergibt sich der Grad der Gefährdung (erheblich, mittel, gering). Diese ist jedoch kein direktes Mass für die bestehenden Risiken: Im Zusammenhang mit Naturgefahren wird unter dem Risiko die Wahrscheinlichkeit verstanden, dass durch einen natürlich ausgelös-ten Prozess ein Schaden entstehen kann. Entsprechend schliesst das Risiko zwei unabhängig voneinander zu ermittelnde Faktoren ein: einerseits die Eintretenshäufigkeit eines solchen Er-eignisses in einem bestimmten Gebiet, andererseits das mögliche Ausmass der davon verur-sachten Schäden. Bestimmt wird das Ausmass der Schäden durch die Personen und die Sachwerte, die dem betreffenden Ereignis ausgesetzt sein können. Risiko = Eintretenshäufigkeit × Schadenausmass Die für die Risikoberechnung zusätzlich zu erhebenden entscheidenden Faktoren sind somit neben der Häufigkeit und der Intensität der Gefahrenprozesse noch deren räumliche Auftre-tenswahrscheinlichkeit. Für das Schadenausmass benötigt man weiter Kenntnisse über die Schadenempfindlichkeit der Gebäude, die Präsenzwahrscheinlichkeit von Personen sowie de-ren Letalität im Gebäude. Auf Basis der jetzt vorliegenden Auswertungen der Gefahrenkarten wurden mit vereinfachen-den Annahmen und national angewandten Standardwerten für diese Faktoren Berechnungen für die Personen- und Sachrisiken in ständig bewohnten Häusern im Kanton Bern durchgeführt. Die folgenden Resultate sind, wie die verwendeten Faktoren, Durchschnittswerte für den gan-

zen Kanton und somit nur bedingt repräsentativ für einzelne Gefahrengebiete.

Sachrisiken Gebäude Der ermittelte Sachwert aller Gebäude in Gefahrenzonen beträgt rund 45 Milliarden Franken. Der jährlich zu erwartende Schadenwert beträgt jedoch „nur“ rund Fr. 85 Mio. und wird haupt-sächlich durch statische Überschwemmungen von Seen und dynamische Überschwemmungen von Talflüssen verursacht. Schadenschwerpunkte sind somit vor allem die Grossräume Interla-ken und Thun im Berner Oberland und weite Teile des Mittellandes. Hier sind bei einem Ereig-nis grosse Gebiete mit vielen Sachrisiken betroffen. Neben den roten und blauen Gefahrenge-bieten mit grossen Sachschäden entstehen hier auch in den vielen gelben Gefahrengebieten mit schwacher Intensität zwar für das einzelne Gebäude kleinere aber für die Gesamtsumme erhebliche Sachschäden.

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Personenrisiken in Wohnhäusern

Es leben rund 175‘000 Personen in Gefahrenzonen. Die vorliegenden Berechnungen ergeben

ein Risiko von durchschnittlich einem Todesopfer alle 1-2 Jahre im Kanton Bern. Die grössten

Personenrisiken sind im Berner Oberland vorhanden, d.h. in Regionen wo vor allem Lawinen,

Murgänge und dynamische Überschwemmungen („brutale“ Gefahren) zu erwarten sind.

Abbildung 71: Durchschnittlicher jährlicher Schadenwert [Mio. Fr.] an ständig bewohnten Häusern nach Verwaltungskreisen

Abbildung 70: Durchschnittlicher jährlicher Schaden [Mio. Fr.] an ständig bewohnten Häusern im Kanton Bern nach Prozessen

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Fazit

Diese kantonale Auswertung zeigt, dass das Risiko deutlich kleiner ist als die Summe des er-

mittelten Schadenpotenzials in den Gefahrengebieten. Im Einzelnen kann das Risiko je nach

Prozess, Präsenz einer Person und Schadenempfindlichkeit eines Gebäudes aber deutlich über

dem Durchschnitt sein. Deshalb müssen bedarfsweise für besonders gefährdete Gebiete oder

Gebiete mit viel Schadenpotenzial detaillierte Risikoanalysen erstellt und wenn nötig auch Mas-

snahmen ergriffen.

9 Handlungsbedarf Die Auswertung der Gefahrenkarten zeigt, dass dank den in der Vergangenheit bereits ge-troffenen Schutzmassnahmen das Sicherheitsniveau im Kanton Bern zwar hoch ist, aber trotz-dem bezüglich Personen- und Sachwertrisiko in verschiedenen Gebieten noch Handlungsbe-darf besteht. Die verantwortlichen Gemeinden und Fachstellen sind sich dieses Handlungsbedarfs bewusst. An vielen Stellen sind Schutzprojekte, die in der vorliegenden Auswertung noch nicht berück-sichtigt sind, bereits in Ausführung oder in der Evaluations- oder Projektierungsphase. Auch in den nächsten Jahren sind weitere Anstrengungen im Rahmen des bewährten integralen Risi-komanagements unbedingt erforderlich.

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10 Zusammenfassung: Erkenntnisse und Folgerungen Gefahrenkartierung

Zwischen 1998 und 2012 wurden im Kanton Bern in 393 Gemeinden integrale Gefahrenkar-ten ausgearbeitet (für Wasser-, Rutsch-, Sturz- und Lawinengefahren sowie Ein-sturz/Dolinen).

Begonnen wurde mit den Gemeinden mit den grössten Konfliktpotenzialen (auf Basis der Analyse der Gefahrenhinweiskarte von 1997), zuletzt wurden die Gemeinden mit nur weni-gen Problemen im Zusammenhang mit Naturgefahren untersucht.

Beurteilte Gebiete

Detaillierte Gefahrenkarten wurden nur für die dauernd besiedelten Gebiete erstellt; dazu wurden für jede Gemeinde Gefahrenkarten-Perimeter (Perimeter A) ausgeschieden.

Die Gefahrenkarten-Perimeter umfassen 20% der Kantonsfläche. In diesen Gebieten woh-nen 96.5% der ständigen Wohnbevölkerung.

Ausserhalb dieser Perimeter wurden sämtliche vorhandenen Gefahrenhinweise zu einer umfassenden Gefahrenhinweiskarte zusammengefasst. In diesen Gebieten wurden 10‘055 Wohnhäuser einzeln beurteilt, indem die Gefahrenhinweise für sämtliche Gefahrenprozesse verifiziert wurden.

Gefahrengebiete

Der Anteil roter Gefahrengebiete (erhebliche Gefährdung) macht 4.1% der gesamten Fläche der Gefahrenkarten-Perimeter aus, 14.3% liegen in blauen Gefahrengebieten (mittlere Ge-fährdung) und 16.6% sind nur gering gefährdet (gelb).

Gut 4/5 der besiedelten Gebiete befinden sich somit ausserhalb roter und blauer Gefahren-gebiete.

Gefährdung der Wohnbevölkerung

Nur gerade 0.2% der ständigen Wohnbevölkerung (2‘294 Personen) leben in roten Gefah-rengebieten, weitere 5% (48‘982 Personen) in blauen. Massgebend sind zu rund 80% die Wassergefahren.

95% der ständigen Wohnbevölkerung leben ausserhalb roter und blauer Gefahrengebiete.

Der Wert der Wohnhäuser in roten Gefahrengebieten beträgt rund Fr. 613 Mio. (0.25% des Gesamtwertes aller Wohnhäuser), derjenige in blauen Gefahrengebieten Fr 12.6. Mia. (5%). Massgebend sind auch hier zu 80% die Wassergefahren.

Bauzonen in Gefahrengebieten

Der Anteil von Bauzonen in roten Gefahrengebieten liegt bei 0.7%, derjenige in blauen Ge-fahrengebieten bei 6.8%. Massgebend sind zu rund 80% die Wassergefahren.

92.5% der Bauzonen liegen ausserhalb roter und blauer Gefahrengebiete.

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Risiken im Siedlungsgebiet

Im Kanton Bern besteht im besiedelten Gebiet ein mit vereinfachenden Annahmen berech-netes Risiko von durchschnittlich einem Todesopfer durch Naturgefahren alle 1-2 Jahre.

Die grössten Personenrisiken sind im Oberland vorhanden, vor allem verursacht durch La-winen, Murgänge und dynamische Überschwemmungen.

Der jährlich zu erwartende Schadenwert an Wohnhäusern beträgt rund Fr. 85 Mio. und wird hauptsächlich durch Wassergefahren verursacht. Schadenschwerpunkte sind vor allem die Grossräume Interlaken und Thun sowie weite Teile des Mittellandes.

Folgerungen und Handlungsbedarf

Dank den in der Vergangenheit bereits getroffenen Schutzmassnahmen ist das Sicherheits-niveau im Kanton Bern hoch.

Trotzdem besteht in verschiedenen Gebieten noch Handlungsbedarf.

Auch in den nächsten Jahren sind weitere Anstrengungen im Rahmen des bewährten integ-ralen Risikomanagements unbedingt erforderlich.

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11 Quellenangaben

[1] Verordnung über den Wald (Waldverordnung, WaV) vom 30. November 1992 (SR 921.01).

[2] Verordnung über den Wasserbau (Wasserbauverordnung, WBV) vom 2. November 1994 (SR 721.100.1).

[3] Kanton Bern: Amt für Wald, Tiefbauamt, Wasser- und Energiewirtschaftsamt (1997). Gefahrenhinweiskarte des Kantons Bern.

[4] Bundesamt für Umwelt BAFU (2006). Gefahrenhinweiskarte SilvaProtect.

[5] Kanton Bern: Tiefbauamt, Geo7 (2011). Gefahrenhinweiskarte Wasser/Überflutung.

[6] Kanton Bern: Amt für Wald, Abteilung Naturgefahren. Naturgefahren-Ereigniskataster.

[7] Bundesamt für Statistik BFS (2011). Statistik der Bevölkerung und der Haushalte (STATPOP).

[8] Kanton Bern: Amt für Gemeinden und Raumordnung AGR, Amt für Geoinformation AGI (2013). Digitaler Übersichtsplan: Bauzonen.

[9] Bundesamt für Umwelt BAFU (2013). EconoMe 2.2 Online-Berechnungsprogramm zur Bestimmung der Wirtschaftlichkeit von Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren.