NATURNAH Zurück zur Natur am Beberbach€¦ · 2 Rot-Klee Trifolium pratense 3 Weiß-Klee...

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Zurück zur Natur am Beberbach Beberbachbericht Nr. 7 für den Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz der Stadt Braunschweig, für die Untere Wasser- und Naturschutzbehörde des LK Gifhorn und den Unterhaltungsverband Schunter von Heidrun & Hans-Jürgen Sauer und Helga & Heide Faasch Braunschweig, den 15. Oktober 2006 NATURNAH

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  • Zurück zur Natur am BeberbachBeberbachbericht Nr. 7

    für den Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz der Stadt Braunschweig,

    für dieUntere Wasser- und Naturschutzbehörde des LK Gifhorn

    und den Unterhaltungsverband Schunter

    vonHeidrun & Hans-Jürgen Sauerund Helga & Heide FaaschBraunschweig, den 15. Oktober 2006

    NATURNAH

  • Inhalt:Vorwort Seite 1

    2. Pflanzen Seite 7 - 11

    6. Libellen Seite 15 - 16

    5. Amphibien

    7. Schmetterlinge Seite 17 - 18

    11. Fische Seite 23 - 25

    15. Zusammenfassung

    1. Bach- und Auen- Entwicklung Seite 2 - 6

    4. Vögel und Wild Seite 13

    8. Heuschrecken, Fliegen, Spinnen und Schnecken Seite 19

    16. Die küssenden Gründlinge - Literaturnachweis Seite 30

    Seite 29

    10. Muscheln Seite 22

    3. Bäume Seite 12

    14. Vergleichsstrecke Seite 28

    13. Verbesserung der Wassergüte Seite 27

    12. Verbesserung der Bachstrukturen Seite 26

    9. Käfer

    Seite 14

    Seite 20 - 21

  • VorwortDieser 7. Beberbachbericht befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung des neuen, naturnahen Beberbachabschnittes, welcher als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in den Naturhaushalt beim Bau der Autobahn 391 geschaffen wurde. Im Oktober 2004 wurden die Bauarbeiten am neuen Beberbachabschnitt abgeschlossen. Seit dieser Zeit haben wir den Bachabschnitt fast wöchentlich aufgesucht und in Bildern und Notizen die Entwicklung festgehalten. Dieser Bericht gibt umfassend Auskunft, wie sich der Beberbachbereich in einem Zeitraum von 24 Monaten (Oktober 2004 bis Oktober 2006) entfaltet und verändert hat.

    Oktober 2004Der alte Beberbachverlauf (rechts) Der neu angelegte Bachlauf (links)

    März 2006Der neue Bachlauf 18 Monate später

    Die Entwicklung der Natur in diesem neuen Beberbachabschnitt war für uns ein Stück erlebter Schöpfung. Auf den weiteren folgenden Seiten kann man die erfreuliche Entwicklung von Flora und Fauna erkennen. Obwohlumfangreiche Daten und Bilder zusammen getragen wurden, erhebt der Bericht nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

    Für die Unterstützung bei der Erstellung dieses 7. Berichtes danken wir dem Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz der Stadt Braunschweig, Herrn Diplom - Ingenieur Ulrich Kahrmann, dem Unterhaltungsverband Schunter, Herrn Verbandsvorsteher Werner Denneberg und den Biologinnen Frau Dr. Helga Faasch und Frau Dr. Heide Faasch recht herzlich.

    Braunschweig im Oktober 2006

    Heidrun Sauer Hans-Jürgen Sauer

    1

    Alter Lauf

    Neuer Lauf

  • Blick auf den renaturierten Beberbachabschnitt von der A 391 aus

    Juli 2006

    Oktober 2004

    2

  • 1. Bach- und Auen- Entwicklung:3

    Nachdem der neue Autobahnabschnitt der A391 zwischen Wenden und Bienrode fertig gestellt war, ließ das Straßenbauamt Wolfenbüttel, als Träger der Maßnahme, auf der bereitgestellten Ausgleichsfläche einen Teil des Beberbaches naturnah umgestalten. Der Bach ist in diesem Bereich Grenzbach zwischen der Stadt Braunschweig und dem Landkreis Gifhorn, ehemals Herzogtum Braunschweig und Königreich Hannover.Der Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz der Stadt Braunschweig, die Untere Wasser- und Naturschutzbehörde des Landkreises Gifhorn und der Unterhaltungsverband Schunter begleiteten das Renaturierungsprojekt.

    In dem großflächig angelegten Bachbett (Seite 4 Bild 1) wurde mit Stein-und Kiesschüttungen, mäandrierend für den Niedrig- bis Mittelwasser -abfluss, das Profil modelliert. Ferner wurde noch Totholz in das Bachbett eingebracht (Seite 4 Bild 2 u. 3) .

    Im März 2005 floss das erste Hochwasser durch den neuen Beberbachabschnitt (Seite 5 Bild 4).

    Die natürliche Entwicklung des Bach- und Auengebiets ging sehr rasant vor sich. Während im März 2005 der Bach- und Auenbereich noch „nackt“ war (Seite 5 Bild 4), zeigte sich im Mai bereits das erste Grün (Seite 5 Bild 5). Bereits zwei Monate später besiedelten schon verstärkt Pflanzen, die aus dem „Nichts“ kamen, den neuen Beberbachabschnitt (Seite 5 Bild 6).

    Das Bild 7 (Seite 6) vom September 2005 zeigt die grünen Pflanzen im feuchten Bereich des Bachbettes, während sich der höher liegendeAuenbereich trocken zeigt.

    Es ist schon ein kleines Wunder, wenn auf so einer großen Fläche, von der der Mutterboden abgetragen wurde, in so kurzer Zeit eine solche Vielzahl von Pflanzen zum Vorschein kommen.

    Mit dieser Ausgleichsmaßnahme wurde am Beberbach aus einer Ackerfläche ein weiterer naturnaher Bereich geschaffen. Vielfalt statt Einfalt!

  • 15. Oktober 2005

    14. Oktober 2004

    15. Oktober 2004

    8. Oktober 2004

    4

    1

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  • 2. März 2005

    4. Mai 2005

    28. Juli 2005

    5

    4

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    28. Juli 2005

    6

  • 8. September 2005

    10. Juli 2006

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    8. September 2006

  • 72. Pflanzen:Es ist immer wieder faszinierend mit zu erleben, wie schnell sich eine vom Ackerboden befreite Fläche mit einer solchen Pflanzenvielfalt präsentiert. Dabei kamen am Bach und in der Aue neben den noch nicht gefährdeten auch selten gewordene Pflanzen wie Kappen Helmkraut, Gift Hahnenfuß und Rot-Klee zum Vorschein.

    Kappen Helmkraut Gift Hahnenfuß Rot-Klee

    Erfahrungsgemäß verändert sich die Pflanzenwelt (Seite 8 bis 11) aber auch bald wieder. Sei es durch Beschattung der aufkommenden Bäume oder durch Verdrängung untereinander. Oftmals tragen zur Verdrängung solche Pflanzen bei, die in Gärten angepflanzt werden und dann von dort in die Naturlandschaft gelangen. Eine dieser Pflanzen ist die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), die sich im renaturierten Beberbach-Auenbereich bei Waggum großflächig ausgebreitet hat.

    Für die im Bachlauf lebenden Insektenlarven, Bachflohkrebse und Fische ist das Aufkommen des Wassersterns (Callitriche spec.) als Versteck-und Futterplatz von besonderem Nutzen. Diese Wasserpflanze wächst auch oberhalb des renaturierten Bachlaufs. Vom Bechtsbütteler Weg aus bis zum Quellbereich des Beberbaches kommt der Wasserstern nicht vor.

    WassersternKanadische Goldrute

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    1 Vergissmeinnicht Myosotis palustris2 Rot-Klee Trifolium pratense 3 Weiß-Klee Trifolium repens4 Wald-Sternmiere Stellaria nemorum5 Rosarotes Weidenröschen Epilobium roseum6 Jacobs Kreuzkraut Senecio jacobaea7 Ampfer-Knöterich Polygonum lapathifolium 8 Rauhhaariges Weidenröschen Epilobium hirsutum9 Gemeiner Froschlöffel Alisma-plantago aquatica

    10 Geruchlose Strandkamille Trileurospermum inodorum

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    11 Ufer-Wolfstrapp Lycopus europaeus12 Wasserstern Callitriche spec.13 Gemeines Kreuzkraut Senecio vulgaris14 Brennender Hahnenfuß Ranunculus flammula15 Gemeiner Rainfarn Tanacetum vulgare16 Sumpf-Ziest Stachys palustris 17 Sumpf-Kratzdistel Cirsium palustre18 Breitblättriger Rohrkolben Typha latifolia19 Dreiteiliger Zweizahn Bidens tripartitus20 Kappen-Helmkraut Scutellaria galericulata

    9

  • 21 Bittersüßer Nachtschatten Solanum dulcamara22 Ästiger Igelkolben Sparganium ramosum23 Gemeiner Hornklee Lotus corniculatus24 Schilfrohr Phragmites communis25 Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi26 Kanadische Goldrute Solidago canadensis27 Blut-Weiderich Lythrum salicaria 28 Binse Juncus effusus29 Johanniskraut Hypericum perforatum30 Efeu-Gundermann Glechoma hederacea

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    31 Gift-Hahnenfuß Ranunculus sceleratus32 Erdnuß-Platterbse Lathyrus tuberosus33 Gemeines Hirtentäschelkraut Capsella bursa-pastoris34 Ufer-Zaunwinde Calystegia sepium35 Feld-Klee Trifolium campestre36 Acker-Stiefmütterchen Viola tricolor37 Ruprechts-Storchenschnabel Geranium robertianum38 Kriechender Hahnenfuß Ranunculus repens39 Vogel-Wicke Vicia cracca40 Bachbunge Veronica beccabunga

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    11

  • 3. Bäume:

    BruchweideSalix fragilis

    SchwarzerleAlnus glutinosa

    GrauerleAlnus incana

    12

    Nach der Fertigstellung des neuen Beberbachlaufes wurden an verschiedenen Stellen der gesamten Renaturierungsfläche Bäume angepflanzt und durch Einzäunung vor Wildverbiss geschützt. Auf solche Maßnahmen kann man durchaus verzichten, da durch das Abtragen des Mutterbodens die Natur selbst mit vielen Baumsämlingen für die Bepflanzung des Baches und der Aue sorgt. Diese Entwicklung hier am Beberbach konnte man auch vorher schon an der Lauinger Mühlenriede (bei Ochsendorf, Landkreis Helmstedt) beobachten, wo ebenfalls eine Renaturierung stattfand. Das Bild oben zeigt einen Teil der jungen Schwarz- und Grauerlen, die sich schon nach einem Jahr amBeberbachlauf angesiedelt haben. Im September 2006 hatten die größten der Bäume schon eine Höhe von 220 cm erreicht ( siehe Seite 6 Bild 9). Neben den beiden Erlensorten wurzeln auch Weiden am Bach. Hier entsteht ohne unser zutun ein den natürlichen Bach begleitender Auwald. Ein kostenloses Geschenk von der Natur für die Natur!

  • 4. Vögel und Wild:

    Graugans Anser anser und Hase Lepus europaeus in der neuen Beberbachaue

    13

    Stieglitz ( Distelfink) Carduelis carduelis

    Zaunkönig Troglodytes troglodytes

    Der sich selbst überlassene Auenbereich bietet dem Wild und denVögeln natürlichen Lebensraum. Reh, Hase, Graugans und Fasan sind ständig hier anzutreffen. Mit ein wenig Glück kann man auch das Rebhuhn (Perdix perdix), selten geworden in unserer Region, auf dem Brachland sehen. Dem Stieglitz bietet der großen Distelbestand auch im Winter noch Nahrung. Der Zaunkönig hat in den Uferbereichen des Beberbaches reichlich Brut- und Lebensraum zur Verfügung.

  • 5. Amphibien:

    WasserfroschRana esculenta

    GrasfroschRana temporaria

    14

    Die neben den Beberbachlauf angelegten Tümpel bieten dem Wasserfrosch und dem Grasfrosch Lebensraum. Schon in ersten Jahr nahmen die Amphibien die Kleingewässer am Bach als Laichplätze (Bild oben) und Lebensräume an. Aber auch am Bachlauf selbst gefällt es den beiden Froscharten gut, denn sie bewohnen recht zahlreich die Uferzonen des Baches.

  • 6. Libellen: Von Dr. Helga Faasch

    15

    Blutrote Heidelibellen bei der Paarung

    Am neu geschaffenen Beberbach wurden zahlreiche Libellen beobachtet, denen der neue Lebensraum offensichtlich zusagt und die hier zur Eiablage schreiten wollen. Larven einiger Libellen konnten schon 2005 im Bach und in den kleinen neben dem Bach angelegten Teichen nachgewiesen werden. Hierbei handelte es sich vor allem um sogenannte Kleinlibellen. Larven von Großlibellen – zu denen auch die Blutrote Heidelibelle gehört – kamen nur ganz vereinzelt im Bach selbst vor. Die am bzw. im Bach nachgewiesenen Libellen sind bis auf die gebänderte Prachtlibelle keine typischen Bewohner von Fließgewässern, sondern eher Tiere, die in Stillgewässern gedeihen.

    Die immer wieder am Bach beobachteten Gebänderten Prachtlibellen sind sogenannte „Ausbreitungswanderer“, die wohl ursprünglich aus der nicht allzu weit entfernten Schunter kommen. Im Bach selbst wurden keine Larven dieser Libelle nachgewiesen. Zahlreiche ausgewachsene Libellen wandern gerne relativ weite Strecken umher, um neue Wohngewässer zu finden. Von der gebänderten Prachtlibelle ist z.B. bekannt, dass sie innerhalb von 24 Stunden bis zu 4 km zurücklegen kann. Dabei werden auch Straßen,Bahndämme und Äcker überwunden. Einzelne Prachtlibellen werden häufiger an Gewässern beobachtet, die als Wohngewässer für diese Tiere ungeeignet sind.

  • Gebänderte PrachtlibelleCalopteryx splendens

    Frühe AdonislibellePyrrhosoma nymphula

    Hufeisen-AzurjungferCoenagrion puella

    Große PechlibelleIschnura elegans

    Vierfleck Libellula quadrimaculata

    Blutrote HeidelibelleSympetrum sanguineum

    16

    Larve von SympetrumLarve von Pyrrhosoma Foto: Dr. Heide Faasch Foto: Dr. Heide Faasch

  • 177. Schmetterlinge:

    Admiral Vanessa atalanta C-Falter Polygonia c-album

    Unter der Überschrift Schmetterlinge werden selten berichtete die Braunschweiger Zeitung am 31. Mai 2006 über den starken Rückgang der Tier- und Pflanzenwelt in Europa. 43 Prozent aller Vogelarten und eine noch höhere Prozentzahl bei den Schmetterlingsarten sind, neben 800 Pflanzenformen und mehr als die Hälfte aller Süßwasserfische, vom Aussterben bedroht.

    Den Rückgang bei den Schmetterlingen haben wir im Bereich des Beberbaches auch festgestellt. Während der Kohlweißling, der Zitronenfalter, das Ochsenauge, der Bläuling, der Rostfarbener Dickkopffalter und der Kleine Fuchs noch häufig in den großen Distel- und Brennessel- Beständen zu sehen waren, zeigten sich Landkärtchen und C-Falter nur in Einzelexemplaren. Beim Tagpfauenauge war, im Vergleich zu den Beobachtungen im Jahr 2001 (Beberbachbericht Nr. 2), ein starker Rückgang zu beobachten.

    Den Admiral (Bild links oben), den wir 2001 auf den Distel- und Brennessel-Pflanzen im oberen renaturierten Beberbachabschnitt in Höhe der alten Kläranlage noch reichlich sehen konnten, haben wir 2005 und 2006 im neuen Beberbachabschnitt vergeblich gesucht.

  • Kleiner Fuchs Aglais urticae

    Rostfarbener DickkopffalterOchlodes venatus

    Großer KohlweißlingPieris brassicae

    ZitronenfalterGonepteryx rhamni

    Ochsenauge Maniola jurtina

    Tagpfauenauge Inachis io

    Landkärtchen Araschnia levana

    Hauhechel- BläulingPolyommatus icarus

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  • 8. Heuschrecken, Fliegen, Spinnen, Schnecken:

    StreckerspinneTetragnatha extensa

    Gemeiner GrashüpferChorthippus biguttulus

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    Grünes HeupferdTettígonia viridissima

    ZebraspinneArgiope bruennichii

    BernsteinschneckeSuccinea putris

    SchwebfliegeSyrphidae

    Die reich strukturierte Beberbachaue bietet auch Heuschrecken, Fliegen, Spinnen und Schnecken den passenden Lebensraum an. Die Zebraspinne, ursprünglich in Südeuropa zu Hause, hat sich am Beberbach angesiedelt.

    Foto: Dr. Heide Faasch

  • 9. Käfer:Von Dr. Helga Faasch

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    Brauner SandlaufkäferCicindela hybrida

    Kleiner Uferläufer Elaphrus riparius

    Schwarzglänzender Schnelläufer Stenolophus teutonus

    Gelbrand-Glanzkäfer Agonum marginatum

    Vielfleck-Ahlenläufer Bembidion illigeri

    Distelgallenrüssler Cleonus piger

    Foto: Dr. Heide Faasch

    Foto: Dr. Heide Faasch Foto: Dr. Heide Faasch

    Foto: Dr. Heide Faasch Foto: Dr. Heide Faasch

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    An den sandigen Ufern des frisch angelegten Beberbaches wurden zahlreiche kleine Laufkäfer beobachtet (Agonum, Bembidion, Elaphrus, Stenolophus), die charakteristische Bewohner derartiger Lebensräume sind. An unseren ausgebauten und befestigten Gewässern sind diese Tiere nicht mehr allzu oft zu finden, obwohl sie noch nicht selten sind. Am Beberbach lebten diese Käfer in auffallend großen Mengen. Der neue Lebensraum sagt ihnen offenbar zu. Zahlreiche der am Beberbach beobachteten Uferkäfer wurden auch an den bei Waggum neben dem Beberbach liegenden Teichen A, B und C nachgewiesen. Durch die extrem schwankenden Wasserstände dieser Teiche entstehen hier immer wieder pflanzenfreie Uferzonen. Derartige Ufer werden oft nicht als Lebensraum beachtet, obwohl sie eine artenreiche Lebensgemeinschaft beherbergen, die auf die hier herrschenden Bedingungen angewiesen ist und beistärkerer Verkrautung verschwindet.

    Aber auch in der Aue des Beberbaches bei Bienrode lebten u. a. auf den hier üppig gedeihenden Disteln Käfer, die die Distelblätter fressen, wie z.B. der Distelrüssler und der Distel-Erdfloh. Auf den am Ufer wachsenden Weidenröschen hielten sich kleine blaue Käferchen auf, die als Erdflöhe bekannt sind, da sie sehr gut und weit springen können.

    Als Besonderheit ist der räuberische Braune Sandlaufkäfer (Cicindela) zu erwähnen, dessen Larven sich bis zu einen Meter tiefe Gänge in den feuchten Sand graben. Larven und Käfer lebten in der Beberbachaue vor allen Dingen auf den Sandaufschüttungen, die beim Ausheben des Bachbettes und der kleinen Teiche entstanden sind. Der Braune Sandlaufkäfer ist gesetzlich geschützt. Er ist nicht mehr allzu häufig, da sein Lebensraum – pflanzen-freie Sandflächen – immer seltener wird.

    Distel-Erdfloh Heike Asiorestia transversa

    Weidenröschen-Erdfloh Halticia sp.

    Foto: Dr. Heide Faasch

    Foto: Dr. Heide Faasch

  • 10. Muscheln

    Obwohl die hier beschriebene Entwicklung nicht im neu erstellten Bereich des Beberbaches stattgefunden hat, stellen wir die Teichmuschel in diesem Bericht mit vor.

    Auf dem Sandboden des angelegten Teiches am Bechtsbütteler Weg haben wir eine Teichmuschel gefunden. Zwei weitere T.- Muschelschalen zeigen an, dass die Teichmuschel auch in den Beberbachbereich gekommen ist. Die Ansiedlung der Muscheln ist mit größter Wahrscheinlichkeit durch die Fischart Döbel erfolgt. Teichmuscheln, wie Döbel (beliebter Wirtsfisch der Muschel) kommen verstärkt in der Schunter vor. Im Jahre 2002 haben wir zum ersten Mal mehrere Döbel in den Teichen am Beberbach festgestellt. Diese Fische waren mit dem Frühjahrshochwasser aus der Schunter über den Beberbach in den Teich eingewandert. Eine weitere erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass der vor 7 Jahren angefangene Belebungsprozess im natürlichentwickelnden Beberbachbereich weiter voranschreitet.

    Döbel Teichmuschel

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  • 11. Fische:

    BachschmerleBarbatula barbatula

    Neunstachliger StichlingPungitius pungitius

    Gründling Gobio gobio

    Bachschmerle, Neunstachliger Stichling und Gründling zählen zu den sogenannten Kleinfischen. Die Kleinfischarten in unseren Gewässern zählen zu den besonders bedrohten Fischarten. Der Grund dafür liegt in erster Linie daran, dass ihnen kein geeigneter Lebensraum mehr zur Verfügung steht. Im Beberbachbericht Nr. 6 wurde ausführlich dargelegt, wie wichtig naturnahe Kleingewässer zur Arterhaltung unserer Kleinfische sind. Die auf der Roten Liste stehende Bachschmerle, die vor 10 Jahren nur noch in kleinen Stückzahlen im Beberbach vorkam, hat nach der Renaturierung einzelner Beberbachabschnitte wieder einen nachhaltigen Bestand aufgebaut.

    23

  • Am 14. Juli 2005 untersuchten wir einen Tümpel am neuen fertig gestellten Beberbachabschnitt. Oberhalb und unterhalb der renaturierten Bachstrecke war der Beberbach trocken gefallen. Der im unterem Bild sichtbare Tümpel im Bachbett hatte eine Länge von 120 cm, die Breite betrug 50 cm und die Tiefe 10 cm. In diesem kleinen Restwasser haben wir 336 Fische gezählt. 239 Neunstachelige Stichlinge (Pungitius pungitius) und 97 Bachschmerlen (Barbatula barbatula).

    0

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    150

    200

    2 cm 3 cm 4 cm 5cm 6 cm

    "9" StichlingBachschmerle

    Stück

    24

    Neunstachlige Stichlinge2 cm 174 Stück3 cm 49 „4 cm 14 „5 cm 2 „

    Bachschmerlen2 cm 22 Stück3 cm 45 „4 cm 22 „5 cm 6 „6 cm 2 „

  • Beide Aufnahmen vom 8. September 2005

    Beberbachlauf oberhalb der renaturierten Strecke

    Renaturierter Beberbachlauf

    Alter Lauf

    Neben dem naturfernen Ausbau fast aller kleinen Bäche und Gräben gefährdet das Trockenfallen der Gewässer in niederschlagsarmen Zeiten die Kleinfischbestände. Auch der Beberbach war im größten Teil seines Laufes in den Jahren 2005 und 2006 davon betroffen. In den Beberbachstrecken, oberhalb und unterhalb der renaturierten Strecke, mit ihren gleich tiefen Trapezprofilen haben die dort lebenden Fische keine Chance zum Überleben. Im renaturierten Abschnitt mit seinen tieferen Auskolkungen verbleibt das Restwasser länger, so dass in den Tümpeln für die Fische die Möglichkeit besteht, bis zum nächsten ergiebigen Niederschlag zuüberleben.

    25

  • 12. Verbesserung der Bachstrukturen:

    Um den Fischen und anderen Wasserbewohnern beim zeitweiligen Trockenfallen des Beberbaches zu helfen, haben wir einen weiteren Überlebensraum angelegt. Nach dem Freischneiden des Standortes wurde mit unterschiedlichen Steingrößen ein Riegel gesetzt. Für den Durchfluss wurde in der Mitte eine 30 cm Breite Lücke freigelassen. Ab erhöhtem Mittelwasserabfluss übernimmt die Lücke eine Art Düsenfunktion, die dafür sorgt, dass durch die Fließdynamik der anschließende Kolk von Ablagerungen frei gehalten wird. Die Sohle des Durchlasses wurde mit groben Kies (32 X) ausgelegt, damit die Kleinfische, aber auch Bachflohkrebse und Köcherfliegen, problemlos wandern können. Der Kolk wurde bis auf 40 cm Wassertiefe ausgehoben. Die Strukturverbesserung wurde am 17. August 2006 durchgeführt.

    Bachflohkrebs & Stichling Köcherfliegenlarve

    26

  • 1

    1 2

    3 4

    13. Verbesserung der Wassergüte:

    Nach wie vor belasten viel zu viel Stickstoff und Phosphat, obwohl unsere Abwässer größtenteils durch Kläranlagen gereinigt sind, die Bäche und Flüsse. Ein großer Teil der Belastung kommt aus landwirtschaftlich genutzten Flächen in die Gewässer. Am neuen Beberbachabschnitt liefen vor der Renaturierung die Drainage-Ausläufe der Felder direkt in den Beberbach. Um diese Belastung zu verringern, wird seit 2005 das Drainage-Wasser in der vorgelagerten Fläche des Beberbachabschnittes zurückgehalten und gereinigt. Das auslaufende Drainage-Wasser wird zuerst in einem Tümpel gesammelt (Bild 1 und 2). Vom Tümpel aus wird das Wasser in einem breiten, flachen Graben neben dem Beberbachlauf entlang geführt (Bild 3) und dann erst dem Beberbach zugeführt. Bild 4 zeigt eine verstärkte Algenbildung durch das düngerhaltige Drainage-Wasser. Auch Reste von Pflanzenschutzmittel können sich in dem Reinigungsgraben abbauen. Das Aufkommen der Reinigungspflanze Schilfrohr (Phragmites australis) im Graben sorgt für eine natürliche Reinigung der Drainage-Abwässer. Neben dem Reinigungseffekt der Pflanze könnte man das immer nachwachsende Schilf zusätzlich als Rohstoff für die Energieerzeugung nutzen, wenn dieses Reinigungssystem großflächig an unseren Fließgewässern zur Anwendung käme.

    Reinigungsgraben

    Beberbachlauf

    27

    Tümpel

  • 14. Vergleichsstrecke:

    Dieser baumlose Beberbachabschnitt vom Bechtsbütteler Weg aus bis zum Wäldchen in Höhe des Kiessees Bienrode bietet sich gut als Vergleichsstrecke an. Der eintönig in seinem ausgebauten Profil dahin laufende Bach kann für Flora und Fauna naturgemäß nur sehrbegrenzten Lebensraum anbieten. Die E. - Befischungen von 2005 (Beberbachbericht Nr. 6) haben dieses deutlich an Hand der Fischbestände aufgezeigt. Die meisten Tiere und Pflanzen, die imrenaturierten Beberbachbereich nachgewiesen wurden, haben wir im oben abgebildeten Bachabschnitt vergeblich gesucht.

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  • 15. Zusammenfassung:

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    Die 2 Jahre dauernden Beobachtungen am neuen Beberbachabschnitt haben deutlich aufgezeigt, wie wertvoll es ist, wenn Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Bereich von Fließgewässern durchgeführt werden.

    Die oftmals in neuen Baugebieten angelegten Ersatzmaßnahmen (Flächen werden mit Bäumen bepflanzt) bringen bei weitem nicht diesen Zugewinn an vielfältiger Natur, wie sie erwiesener Maßen im Bereich von kleinen Bächen geschaffen werden können.

    Im Bereich der Stadt Braunschweig gibt es neben den Flüssen Okerund Schunter eine Vielzahl von kleinen Bächen, die sich alle in einem trostlosen Zustand befinden. Stellvertretend seien hier nur der Springbach (ehemals Grenzgraben), die Schölke und der LammerGraben genannt. Diese Kleingewässer werden leider nur als Wasserabführungsgräben gesehen und dementsprechend behandelt.

    Dass es auch anders geht, wurde am Beberbach durch die Renaturierung einzelner Bereiche mehr als deutlich aufgezeigt. Das Besiedeln der neu erstellten Fläche mit zahlreichen Pflanzen und Tieren, die Besitznahme der neu geschaffenen Bachstrukturen durch die Kleinfischfauna, dies alles ist ganz im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinien (EU-WRRL) am Beberbach erreicht worden. Auch die Minderung der Belastung des Beberbachwassers mit einem natürlichen Reinigungssystem ist ein Beitrag (zugegeben ein sehr, sehr kleiner) zur Reduzierung der Stickstoff- und Phosphatbelastung.

    Im Jahr 2000 hatten sich die Staats- und Regierungschefs der EU auf ein ehrgeiziges Programm gegen das Aussterben von Tieren und Pflanzen verständigt. In Gang gekommen ist wenig. „Europas Natur stirbt vor sich hin, und wir schauen zu.“ Diese Aussage des EU-Umweltkommissars Stavros Dimas beschreibt das heutige Handeln für den Schutz unser bedrohten Umwelt treffend.

    Alle Arten in der Natur bedürfen mehr als bisher unseren Schutz.Schutz der Natur ist auch Schutz für uns selbst!

  • Nach einer naturnahen Umgestaltung eines begradigten Gewässers kann es durchaus vorkommen, dass uns dafür die Fische aus Dankbarkeit die Füße küssen.

    Literaturnachweis:

    D. Aichele / M. Golte-Bechtle 1988 Kosmos Naturführer Was blüht denn da?H.-P. Blohm / D. Gaumert / M. Kämmereit 1994 Leitfaden für die Wieder- und

    Neuansiedlung von FischartenWilhelm Eisenreich / Alfred Handel / Ute E. Zimmer 1996 BLV Tier und PflanzenführerHarald Gebhardt / Andreas Ness 1998 BLV Naturführer FischeH. Brunken / B. Hoppe Dominik 1999 Fische in BraunschweigAlfred Handel / Dorothee Eisenreich 2006 BLV Schmetterlinge Heimische Tag

    - und NachtfalterHans-Jürgen Sauer 2000 - 2003 Zurück zur Natur am Beberbach Nr. 1- 4Heidrun & Hans-Jürgen Sauer 2004 Zurück zur Natur am Beberbach Nr. 5 H. Sauer, H.-J. Sauer und J. Wagner 2005 Zurück zur Natur am Beberbach Nr. 6

    Korrektur: Peter SchackFotos: Heidrun & Hans - Jürgen Sauer

    16. Die küssenden Gründlinge

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