Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

4
293 Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (10), 2009 1 Naturparke und Geoparke in Deutschland In Deutschland haben Naturparke eine über 50-jährige Tradition. Die auf gesetzlicher Grundlage ausgewiesenen 101 Naturparke (Stand: Juni 2009) decken ca. 25 % der Lan- desfläche ab. Seit der Ausweisung des ersten Naturparks im Jahre 1957 haben sich die Auf- gaben der Naturparke über den Natur- und Landschaftsschutz und der Erholungsvorsor- ge hinaus stark erweitert. Heute stehen des- halb neben dem Natur- und Landschaftsschutz auch Umweltbildung, nachhaltiger Touris- mus und nachhaltige Regionalentwicklung im Fokus (LIESEN et al. 2008, TOEPFER 1956, Verein Naturschutzpark 1957). Naturparke sind ein modernes Instrument, das die Ko- operation in den Regionen in den Mittel- punkt stellt und die Menschen dafür gewinnt, sich gemeinsam für den Schutz der Natur als Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalent- wicklung einzusetzen. Naturparke gehören in Deutschland zu den Großschutzgebieten und sind nach § 27 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) definiert. Den einzelnen Bun- desländern obliegt es, in den Landesnatur- schutzgesetzen die Aufgaben der Naturparke detailliert zu regeln. Die Trägerstruktur für Naturparke in den einzelnen Bundesländern ist dabei sehr unterschiedlich. In den Bun- desländern Brandenburg,Mecklenburg-Vor- pommern und Thüringen überwiegt die staatliche Trägerschaft der Naturparke. In den übrigen Bundesländern sind in der Regel Zweckverbände, eingetragene Vereine oder einzelne Landkreise Träger der Naturparke (LIESEN & KÖSTER 2005). Um den gesetzlichen Anforderungen an Naturparke auch qualitativ zu entsprechen, wurde 2006 vom Verband Deutscher Natur- parke (VDN) die „Qualitätsoffensive Natur- parke“ gestartet. Die Entwicklung von Qua- litätskriterien bedeutete eine entscheidende Weichenstellung für die Arbeit in den Natur- parken. Mit der Entwicklung der Qualitäts- kriterien wird den Naturparkträgern ein In- strument zur Selbsteinschätzung, zur Lenkung von Ressourcen und zur kontinuierliche Ver- besserung ihrer Arbeit zur Verfügung ge- stellt. Die Naturparke werden dabei in ihren Aufgabenbereichen Naturschutz, nachhalti- ger Tourismus, Umweltbildung sowie nach- haltige Regionalentwicklung unterstützt. Bundesweit wurde so ein zielgerichteter Ent- wicklungsprozess in den Naturparken in Gang gesetzt, an dem sich bereits 63 Natur- parke beteiligen (Stand Juni 2009). Eine ständig weiter steigende Qualität der Arbeit und Angebote der Naturparke ist ebenso das Ziel wie eine bessere Unterstützung ihrer Ar- beit in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik (KÖSTER & WILKEN 2008, LIESEN et al. 2008). In den letzten Jahren sind nun auch zahl- reiche Geoparke in Deutschland entstanden. Anders als die Naturparke sind Geoparke je- doch keine gesetzlich verankerte Schutzge- bietskategorie, sondern ein Prädikat für Ge- biete, die über ein besonders reichhaltiges geologisches Erbe verfügen, dieses schützen und einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Auch ist die Bezeichnung „Geopark“ nicht geschützt. Es gibt inhaltlich differierende, aber ähnlich klingende Prädikate auf deut- scher, europäischer und weltweiter Ebene. In Deutschland wird das Prädikat „Natio- naler GeoPark“ durch die „GeoUnion – Al- fred-Wegener-Stiftung“ verliehen, unter- stützt vom Bundesministerium für Bildung Naturparke und Geoparke Gemeinsame Ziele, getrennte Wege? Von Jörg Liesen, Ulrich Köster, Reinhard Diehl und Klaus George Zusammenfassung Im Unterschied zu Naturparken werden Geo- parke in Deutschland nicht auf Grundlage ge- setzlicher Regelungen eingerichtet. Während Naturparke dauerhafte Strukturen und oft ein gesichertes Qualitätsmanagement aufweisen, ist eine fortgesetzte Finanzierung und Träger- struktur bei Geoparken häufig nicht gesichert. Naturparke und Geoparke besitzen aber viel- fach sich überlagernde Aufgaben und Ziele, die sich gemeinsam effektiver umsetzen lassen. An Beispielen des Geo-Naturparks Bergstraße- Odenwald und des Natur- und Geoparks Harz wird aufgezeigt, wie Natur- und Geoparks ge- meinsame Strukturen nutzen und wie gemein- sam Aufgaben und Ziele definiert und umge- setzt werden können, um die ländlichen Regio- nen zu stärken. Summary Nature Parks and Geoparks – Common Aims, Separate Ways? Unlike nature parks geoparks in Germany can- not draw on statutory regulations. Nature parks show durable structures, and frequently they are supported by a quality management. Geoparks do not always have a persisting funding struc- ture or responsible organisations and adminis- trative bodies. On the other hand nature and geoparks have common tasks and goals they can accomplish more effectively in coopera- tion. On the basis of the geo- and nature parks “Bergstraße-Odenwald” and “Harz” the study shows how they can use common structures and how they can define common tasks and goals and implement them for the good and strength of rural regions. und Forschung. Für die Anerkennung sind Richtlinien erlassen worden, die betonen, dass ein Nationaler GeoPark u.a. auch der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung vor Ort dienen soll und von einer klar definierten Struktur verwaltet wird. Ebenso wird ver- langt, ein fachliches und touristisches Kon- zept vorzulegen sowie eine Qualitätssiche- rung zu garantieren. Ein Nationaler Geopark soll über sein Programm der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in der Region dienen und die Umweltbildung fördern (Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung 2003, MATTIG 2003). Im Jahr 2000 wurde das Netzwerk der Eu- ropäischen Geoparke gegründet. Das Netz- werk definiert einen europäischen Geopark u.a. als eine Region, die über ein besonde- res geologisches Erbe und eine Strategie zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung ins- besondere durch Förderung des Tourismus verfügt sowie darüber hinaus aktiv ist im Be- reich der Umweltbildung. Beachtenswerter- weise erfolgt keine ausschließliche Fixie- rung auf geologische Potenziale, sondern u.a. auch ökologische und kulturell bedeut- same Stätten können integriert und in einem Netzwerk verbunden werden (FREY 2002, MEGERLE 2006, VOGT & MEGERLE 2006). Die Europäischen Geoparke streben die Er- füllung folgender Zielsetzungen an: Ü Umweltbildung mit einem inhaltlichen Schwerpunkt auf gebietsspezifische Geothe- men, Ü Förderung der nachhaltigen Regionalent- wicklung, Ü Schutz des geologischen Erbes, Ü regionale Wertschöpfung durch nachhalti- ge geotouristische Angebote und Ü Unterstützung und Förderung der wissen- schaftlichen Forschung innerhalb des Parks. Das Netzwerk der Europäischen Geopar- ke gewährleistet auch die Entwicklung von Qualitätsstandards und Kontrollen zu deren Einhaltung, um die Nachhaltigkeit der geo- touristischen Angebote und den Schutz des geologischen Erbes sicher zu stellen (ME- GERLE 2006, P ATZAK 2002). Das Netzwerk der Europäischen Geoparke umfasst aktuell 34 Gebiete in 15 Staaten. Aus Deutschland arbeiten aktuell sechs Geoparke im Europe- an Geoparks Network mit. Seit 2004 unterstützt die UNESCO die Gründung eines weltweiten Netzwerkes ver- schiedener Geoparke, dem „Weltnetz der Geoparke“. Interessierte Gebiete aus Europa müssen sich für eine Anerkennung gemäß den Leitlinien der UNESCO an die Selbstor- ganisation der europäischen Geoparks (Netzwerk der Europäischen Geoparke –

Transcript of Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

Page 1: Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

293Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (10), 2009

1 Naturparke und Geoparke inDeutschland

In Deutschland haben Naturparke eine über50-jährige Tradition. Die auf gesetzlicherGrundlage ausgewiesenen 101 Naturparke(Stand: Juni 2009) decken ca. 25 % der Lan-desfläche ab. Seit der Ausweisung des erstenNaturparks im Jahre 1957 haben sich die Auf-gaben der Naturparke über den Natur- undLandschaftsschutz und der Erholungsvorsor-ge hinaus stark erweitert. Heute stehen des-halb neben dem Natur- und Landschaftsschutzauch Umweltbildung, nachhaltiger Touris-mus und nachhaltige Regionalentwicklungim Fokus (LIESEN et al. 2008, TOEPFER 1956,Verein Naturschutzpark 1957). Naturparkesind ein modernes Instrument, das die Ko-operation in den Regionen in den Mittel-punkt stellt und die Menschen dafür gewinnt,sich gemeinsam für den Schutz der Natur alsBeitrag zu einer nachhaltigen Regionalent-wicklung einzusetzen. Naturparke gehörenin Deutschland zu den Großschutzgebietenund sind nach § 27 Bundesnaturschutzgesetz(BNatSchG) definiert. Den einzelnen Bun-desländern obliegt es, in den Landesnatur-schutzgesetzen die Aufgaben der Naturparkedetailliert zu regeln. Die Trägerstruktur fürNaturparke in den einzelnen Bundesländernist dabei sehr unterschiedlich. In den Bun-desländern Brandenburg, Mecklenburg-Vor-pommern und Thüringen überwiegt diestaatliche Trägerschaft der Naturparke. Inden übrigen Bundesländern sind in der RegelZweckverbände, eingetragene Vereine odereinzelne Landkreise Träger der Naturparke(LIESEN & KÖSTER 2005).

Um den gesetzlichen Anforderungen anNaturparke auch qualitativ zu entsprechen,

wurde 2006 vom Verband Deutscher Natur-parke (VDN) die „Qualitätsoffensive Natur-parke“ gestartet. Die Entwicklung von Qua-litätskriterien bedeutete eine entscheidendeWeichenstellung für die Arbeit in den Natur-parken. Mit der Entwicklung der Qualitäts-kriterien wird den Naturparkträgern ein In-strument zur Selbsteinschätzung, zur Lenkungvon Ressourcen und zur kontinuierliche Ver-besserung ihrer Arbeit zur Verfügung ge-stellt. Die Naturparke werden dabei in ihrenAufgabenbereichen Naturschutz, nachhalti-ger Tourismus, Umweltbildung sowie nach-haltige Regionalentwicklung unterstützt.Bundesweit wurde so ein zielgerichteter Ent-wicklungsprozess in den Naturparken inGang gesetzt, an dem sich bereits 63 Natur-parke beteiligen (Stand Juni 2009). Eineständig weiter steigende Qualität der Arbeitund Angebote der Naturparke ist ebenso dasZiel wie eine bessere Unterstützung ihrer Ar-beit in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik(KÖSTER & WILKEN 2008, LIESEN et al.2008).

In den letzten Jahren sind nun auch zahl-reiche Geoparke in Deutschland entstanden.Anders als die Naturparke sind Geoparke je-doch keine gesetzlich verankerte Schutzge-bietskategorie, sondern ein Prädikat für Ge-biete, die über ein besonders reichhaltigesgeologisches Erbe verfügen, dieses schützenund einer breiten Öffentlichkeit vermitteln.Auch ist die Bezeichnung „Geopark“ nichtgeschützt. Es gibt inhaltlich differierende,aber ähnlich klingende Prädikate auf deut-scher, europäischer und weltweiter Ebene.

In Deutschland wird das Prädikat „Natio-naler GeoPark“ durch die „GeoUnion – Al-fred-Wegener-Stiftung“ verliehen, unter-stützt vom Bundesministerium für Bildung

Naturparke und GeoparkeGemeinsame Ziele, getrennte Wege?

Von Jörg Liesen, Ulrich Köster, Reinhard Diehl und Klaus George

Zusammenfassung

Im Unterschied zu Naturparken werden Geo-parke in Deutschland nicht auf Grundlage ge-setzlicher Regelungen eingerichtet. WährendNaturparke dauerhafte Strukturen und oft eingesichertes Qualitätsmanagement aufweisen,ist eine fortgesetzte Finanzierung und Träger-struktur bei Geoparken häufig nicht gesichert.Naturparke und Geoparke besitzen aber viel-fach sich überlagernde Aufgaben und Ziele, diesich gemeinsam effektiver umsetzen lassen. An Beispielen des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald und des Natur- und Geoparks Harzwird aufgezeigt, wie Natur- und Geoparks ge-meinsame Strukturen nutzen und wie gemein-sam Aufgaben und Ziele definiert und umge-setzt werden können, um die ländlichen Regio-nen zu stärken.

Summary

Nature Parks and Geoparks – Common Aims,Separate Ways?Unlike nature parks geoparks in Germany can-not draw on statutory regulations. Nature parksshow durable structures, and frequently they aresupported by a quality management. Geoparksdo not always have a persisting funding struc-ture or responsible organisations and adminis-trative bodies. On the other hand nature andgeoparks have common tasks and goals theycan accomplish more effectively in coopera-tion. On the basis of the geo- and nature parks“Bergstraße-Odenwald” and “Harz” the studyshows how they can use common structures andhow they can define common tasks and goalsand implement them for the good and strengthof rural regions.

und Forschung. Für die Anerkennung sindRichtlinien erlassen worden, die betonen,dass ein Nationaler GeoPark u.a. auch dernachhaltigen Wirtschaftsentwicklung vorOrt dienen soll und von einer klar definiertenStruktur verwaltet wird. Ebenso wird ver-langt, ein fachliches und touristisches Kon-zept vorzulegen sowie eine Qualitätssiche-rung zu garantieren. Ein Nationaler Geoparksoll über sein Programm der nachhaltigenwirtschaftlichen Entwicklung in der Regiondienen und die Umweltbildung fördern(Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung2003, MATTIG 2003).

Im Jahr 2000 wurde das Netzwerk der Eu-ropäischen Geoparke gegründet. Das Netz-werk definiert einen europäischen Geoparku.a. als eine Region, die über ein besonde-res geologisches Erbe und eine Strategie zueiner nachhaltigen Regionalentwicklung ins-besondere durch Förderung des Tourismusverfügt sowie darüber hinaus aktiv ist im Be-reich der Umweltbildung. Beachtenswerter-weise erfolgt keine ausschließliche Fixie-rung auf geologische Potenziale, sondernu.a. auch ökologische und kulturell bedeut-same Stätten können integriert und in einemNetzwerk verbunden werden (FREY 2002,MEGERLE 2006, VOGT & MEGERLE 2006).Die Europäischen Geoparke streben die Er-füllung folgender Zielsetzungen an:Ü Umweltbildung mit einem inhaltlichenSchwerpunkt auf gebietsspezifische Geothe-men,Ü Förderung der nachhaltigen Regionalent-wicklung,Ü Schutz des geologischen Erbes,Ü regionale Wertschöpfung durch nachhalti-ge geotouristische Angebote undÜ Unterstützung und Förderung der wissen-schaftlichen Forschung innerhalb des Parks.

Das Netzwerk der Europäischen Geopar-ke gewährleistet auch die Entwicklung vonQualitätsstandards und Kontrollen zu derenEinhaltung, um die Nachhaltigkeit der geo-touristischen Angebote und den Schutz desgeologischen Erbes sicher zu stellen (ME-GERLE 2006, PATZAK 2002). Das Netzwerkder Europäischen Geoparke umfasst aktuell34 Gebiete in 15 Staaten. Aus Deutschlandarbeiten aktuell sechs Geoparke im Europe-an Geoparks Network mit.

Seit 2004 unterstützt die UNESCO dieGründung eines weltweiten Netzwerkes ver-schiedener Geoparke, dem „Weltnetz derGeoparke“. Interessierte Gebiete aus Europamüssen sich für eine Anerkennung gemäßden Leitlinien der UNESCO an die Selbstor-ganisation der europäischen Geoparks(Netzwerk der Europäischen Geoparke –

Page 2: Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

EGN) wenden. Eine positive Prüfung durchdas europäische Geopark-Netzwerk hat auchdie Vergabe des Logos des globalen Netz-werkes zur Folge. Das europäische Netz-werk evaluiert seine Mitglieder alle vier Jah-re. Ein Ausschluss aus dem Netzwerk istmöglich.

Voraussetzung einer Bewerbung um dieAuszeichnung als Geopark im europäischenund globalen Netz ist die Zertifizierung alsNationaler Geopark. Für eine Einbindung indas UNESCO Geopark-Netzwerk gelten u.a.folgende Kriterien (FREY 2002, PATZAK

2002, PATZAK & MCKEEVER 2007, UNESCO2008):Ü eine funktionierende Trägerstruktur undein Managementplan unter Einbindung loka-ler Interessengruppen;Ü nachhaltige ökonomische Entwicklungder Region z.B. durch nachhaltigen Touris-mus und Vermarktung regionaler Produkte;Ü Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit;Ü Schutz und Bewahrung von Geotopen.

Geopark-Programmpläne der UNESCOkonnten bis auf eine ideelle Unterstützer-funktion bislang nicht umgesetzt werden.Die existierenden Zertifizierungssystemeweisen zunehmend inhaltliche Gemeinsam-keiten auf.

Geoparke verfolgen häufig Ziele, die weit-gehend mit der Naturparkidee übereinstim-men. Dabei steht oft eine Regionalisierungund Identifikation mit der Heimat und derRegion als Abgrenzung zum Trend der Glo-balisierung im Vordergrund, die eine touristi-sche Vermarktung ländlicher oder periphererRegionen zum Ziel hat (FREY 2002, HOFMANN

2006, MEGERLE 2006, VOGT & MEGERLE

2006). So verwundert es nicht, dass Geopar-ke zum Teil deckungsgleich mit Naturparkensind (z.B. Geo-Naturpark Bergstraße-Oden-wald, Natur- und Geopark TERRA.vita),Naturparke vollkommen einschließen (z.B.Naturparke Harz und Elm-Lappwald imGeopark Harz · Braunschweiger Land · Ost-falen) oder wegen ihrer GroßräumigkeitNaturparke zum Teil mit einschließen (z.B.Naturpark Feldberger Seenlandschaft undNaturpark Uckermärkische Seen im Geo-park Mecklenburger Eiszeitlandschaft) oderin Kürze auch Naturparke sein werden (Geo-park Vulkaneifel).

Da Geopark-Regionen in Deutschland,gleich welcher Anerkennungskategorie sieangehören, sich dem Naturschutz, der nach-haltigen Regionalentwicklung, der Umwelt-bildung und dem nachhaltigen Tourismusverpflichtet fühlen, gleichzeitig aber oft kei-ne langfristige strategische Finanzplanungoder keine langfristig angelegte strukturelleOrganisation besitzen, ist es vorteilhaft, Sy-nergien mit Naturparken oder anderen Groß-schutzgebietskategorien zu suchen und Kon-kurrenz zu vermeiden. Um die Entwicklungder Geoparke zu verstetigen und zu stabili-sieren, können dauerhafte Strukturen, wie siez.B. die gesetzlich verankerten Naturparkebieten, genutzt werden. Auch in Fragen derRechtsform und der Trägerschaften sowieder Evaluationen und Verfahrensformen bie-ten Naturparke eine sinnvolle Unterstützungfür Geoparke, ohne dass es dabei einer ge-setzlichen Regelung bedarf.

Naturparke und Geoparke haben gemein-same Aufgaben und Ziele, die sich gemein-sam effektiver erreichen lassen. Dazu gehörennach GEORGE (2007) u.a. folgende Punkte:Ü Geoparke und Naturparke haben Visionenfür eine gemeinsame Zukunft von Natur undMensch in einer klar abgegrenzten Region.Ü Naturparke und Geoparke haben eine her-vorragende Naturausstattung aus der sich einAlleinstellungsmerkmal der Region als Na-turpark oder/und Geopark ableitet.Ü Naturparke und viele der Geoparke habeneine klare und tragfähige Managementstruk-tur, die von den regionalen Autoritäten ge-stützt wird.Ü Naturparke und Geoparke werden von derGemeinschaft eines regionalen Netzwerkesgetragen.Ü Geoparke und Naturparke haben eine kul-turelle Identität, die in der Region gepflegtwird.Ü Naturparke und Geoparke sichern einepermanente Kommunikation (in der Region).

Ü Geoparke und Naturparke verfügen in derRegel über einen in der Region abgestimm-ten Management- oder Entwicklungsplan.

Gute Beispiele für eine intensive Zusam-menarbeit zwischen Naturpark und Geoparksind der Geo-Naturpark Bergstraße-Oden-wald, der Natur- und Geopark TERRA.vitaund der Naturpark Harz/Geopark Harz ·Braunschweiger Land · Ostfalen, von denenhier der Geo-Naturpark Bergstraße-Oden-wald und der Naturpark und Geopark Harznäher dargestellt werden sollen. Beide wur-den auch im Rahmen der QualitätsoffensiveNaturparke als Qualitätsnaturpark ausge-zeichnet.

2 Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald

Der Naturpark Bergstraße-Odenwald wurde2002 als Europäischer und Nationaler Geo-park ausgewiesen und im Jahre 2004 in das

294 Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (10), 2009

Abb. 1: Nationale Geoparks in Deutschland und ausgewählte Naturparke. Der Geopark Harz ·Braunschweiger Land · Ostfalen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen umschließt u.a.den Naturpark Harz (in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt). Die Gebietskulisse des Geo-NaturparksBergstraße-Odenwald erstreckt sich über die Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg(Quelle: GeoUnion 2009, Karte verändert durch LIESEN).

Page 3: Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

„Global Network of Geoparks assisted byUNESCO“ aufgenommen. Der Geo-Natur-park Bergstraße-Odenwald, hauptsächlichim südlichen Teil Hessens gelegen, erstrecktsich auf einer Fläche von 3 500 km2 überneun Landkreise und insgesamt drei Bun-desländer (Hessen, Bayern, Baden-Württem-berg). Der Geo-Naturpark verfügt z.Zt. über15 fest angestellte Personen sowie über 45Geopark-Ranger, die als Natur- und Land-schaftsführer mit einer speziellen Geopark-ausbildung arbeiten (RICHTER 2005, WEBER

& ECKHARDT 2003).Die erfolgreiche Arbeit des Geo-Natur-

parks Bergstraße-Odenwald basiert auf einergemeinsamen Trägerstruktur und einer ge-meinsamen Kommunikationsstruktur.

Getragen von dem funktionierenden Na-turpark Bergstraße-Odenwald konnte dessenMitgliederversammlung im April 2001 diefinanziellen Voraussetzungen für das „Pro-jekt Geopark“ schaffen, indem damals dieStädte und Gemeinden je nach Anzahl derEinwohner eine Grundfinanzierung von ins-gesamt ca. 81 000 DM zur Verfügung stell-ten. Eine finanzielle Hilfe seitens des LandesHessen für den Geopark hat es bis 2009 nichtgegeben. Die anerkannten Naturschutzver-bände hatten die Entwicklung des Geoparksvon Beginn an intensiv unterstützt. So wardie funktionierende Trägerstruktur des Na-turparks der Garant für eine erfolgreicheOrganisationsstruktur des Geoparks. Heutesind der Naturpark und der Geopark ein unterdem Namen Geo-Naturpark e.V. operieren-der Verein mit einem gemeinsamen Budget.

Das Erscheinungsbild des Geo-Natur-parks Bergstraße-Odenwald betont die Ge-meinsamkeit mit einer einheitlichen und ge-meinsamen Corporate Identity, so dass auchdie Öffentlichkeit den Geopark und den Na-turpark als eine Institution wahrnimmt. Abernicht nur das einheitliche Erscheinungsbild,sondern auch gemeinsame Projekte und In-halte führen dazu, dass der Geo-Naturparkals Ganzes wahrgenommen wird. Denn dieinhaltlichen Themenbereiche, die Natur- undGeopark abdecken, ergänzen sich dabei aufsinnvolle Weise. So werden Maßnahmenzum Geotopschutz innerhalb der Region so-wohl von Pflegeteams der Naturpark-Ver-waltung als auch in Kooperation mit lokalenAkteuren vor Ort umgesetzt. Alle Wander-wege des Geoparks nutzen das vorhandeneWanderwegesystem des Naturparks und dieGeopark-Pfade und Geopunkte werden inden Naturpark-Wanderkarten eingezeichnetund beschrieben.

Die Sensibilisierung der Bevölkerung fürden Geotop- sowie Natur- und Landschafts-schutz erfolgt gemeinsam durch intensiveÖffentlichkeitsarbeit (durch Geopark-Rangerund durch Geopark-vor-Ort-Begleiter) sowiedurch die aktive Zusammenarbeit mit loka-len Bildungsträgern (Schulen, VHS; WEBER

2007). Die Rahmenbedingungen für ein ge-plantes Geotop-Management sollen eng mitden Aufgaben des Naturparks (Erhaltung derBiodiversität, Habitatschutz) verbunden undabgestimmt werden.

Über ein europäisches Förderprogrammversucht der Geo-Naturpark zurzeit die Pfle-ge und Vermarktung traditioneller Kultur-

landschaften in der Region zu erhalten undzu forcieren.

Die Tourismuswirtschaft baut Kooperatio-nen mit der Landwirtschaft und dem Hand-werk auf, die die Vermarktung regionalerProdukte fördert. So werden gemeinsam u.a.mit Winzern, dem Regionalbauernverband,dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessenund der Verbraucherzentrale Hessen Projek-te zur Vermarktung regionaler Produkte ausdem Natur- und Geopark entwickelt und An-gebote aus dem Natur- und Geopark als„Geopark-Produkt“ vermarktet.

3 Der Natur- und Geopark Harz

Der Geopark Harz · Braunschweiger Land ·Ostfalen erstreckt sich über Teile der Bun-desländer Niedersachsen, Sachsen-Anhaltund Thüringen. Der darin eingeschlossene2003 gegründete Naturpark Harz/Sachsen-Anhalt ist ca. 166 000 ha groß und berührtzwei Landkreise. Ein Teil des NationalparksHarz, zahlreiche Natur- und Landschafts-schutzgebiete sowie das BiosphärenreservatKarstlandschaft Südharz liegen im Natur-park. Der Naturpark Harz/Niedersachsen,ebenfalls Teil des Geoparks, ist ca. 80 000 hagroß und erstreckt sich ebenfalls über zweiLandkreise. Die Trägerschaft für die Natur-parke in beiden Bundesländern liegt beimRegionalverband Harz e.V.

Im Frühjahr 2002 beschlossen die VereineRegionalverband Harz e.V. und Freilicht-und Erlebnismuseum Ostfalen e.V. (FEMO)den gemeinsamen Aufbau eines GeoparksHarz · Braunschweiger Land · Ostfalen. Nach-dem der Regionalverband wesentliche Auf-bauleistungen im Teilgebiet Harz erbrachthatte und FEMO die übrigen Teilgebiete ent-wickelte, gründeten beide Partner im Jahr2004 die Geopark Harz · Braunschweiger

Land · Ostfalen GbR. Die GbR ist Träger desgemeinsamen Geoparks und Mitglied imEuropean Geoparks Network (EGN). Eineam 11. Februar 2005 von der zuständigenDivision der UNESCO in Paris ausgestellteUrkunde bestätigt seitdem die Mitglied-schaft des Geoparks Harz · BraunschweigerLand · Ostfalen im Global Network of Geo-parks.

Der Naturpark Harz nutzt den Geopark alsAlleinstellungsmerkmal für die touristischeVermarktung, z.B. durch die Einrichtung der17 Landmarken des Geoparks Harz · Braun-schweiger Land. Ostfalen im TeilgebietHarz. Mit den 17 Landmarken des Geoparksgreift der Träger der beiden Naturparke dasThema der einmaligen Geologie des Harzesauf („Klassische Quadratmeile der Geologie“)und gibt mit den Landmarken des UNESCO-Geoparks Harz eine wichtige Orientierungs-hilfe für alle Interessierten. Er entwickeltweiterhin Angebote für das Naturerleben, seies an den Harzer Schmalspurbahnen, der„Straße der Romanik“, den „Wegen Deut-scher Kaiser und Könige des Mittelalters“oder auch an historischen Grenzen (GEORGE

2009, GEORGE & ZELLMER 2007, ZELLMER &RÖBER 2003).

Folgen soll die Verdichtung des Netzwer-kes von Informationsstellen, in welchen sichNatur- und Geopark gemeinsam präsentie-ren. Dabei ist die gemeinsame Trägerschaftvon Natur- und Geopark von Vorteil. Auchdie Beschilderung im Natur- und Geoparkvervollkommnet der Regionalverband Harzin enger Kooperation mit dem Harzklub.

4 Fazit

Aufgrund ihrer vergleichbaren Aufgabenund den vorhandenen räumlichen Überschnei-dungen können Geoparke und Naturparke

295Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (10), 2009

Abb. 2: Gemeinsame Beschilderung des Qualitätsnaturparks und Geoparks Bergstraße-Odenwald.

Abb. 3: Ausstellungsschild des Natur- und Geopark Harz.

Page 4: Naturparke und Geoparke - Geopark Schieferland

sich gegenseitig unterstützen und voneinan-der lernen (GEORGE 2007). Die Natur- undGeoparke in beiden Beispielregionen zeigenin eindrücklicher Weise, wie beide voneinan-der profitieren können. Dabei ist eine ge-meinsame Trägerstruktur von entscheiden-dem Vorteil, die entsprechend finanziell undpersonell ausgestattet sein muss.

Dort, wo zu den ähnlichen Aufgaben eineräumliche Überschneidung von Geo- undNaturparken hinzukommt, ist es sinnvoll,über gemeinsame Strukturen nachzudenken.So können Geoparke und Naturparke ge-meinsam die Weiterentwicklung ihrer Regio-nen vorantreiben. In einer Region, in der esbereits einen etablierten Naturpark oderGeopark gibt und wo zusätzlich ein Geo-oder Naturpark eingerichtet werden soll,sollten deshalb die schon vorhandenenStrukturen, Netzwerke und Mittel genutztwerden. Bei schon vorhandenen Naturpar-ken kann insbesondere auf eine tragfähigeManagementstruktur und oft auf eine quali-tativ gesicherte Naturparke-Arbeit durch dieQualitätsoffensive Naturparke zurückgegrif-fen werden.

So kann eine starke Geo- und Naturpark-Struktur entstehen, die im Interesse der Re-gionen und der Länder die Integration vongeologischen Schutzgütern, Naturschutz undnachhaltiger Entwicklung im ländlichenRaum vorantreibt.

Literatur BNATSCHG (Bundesnaturschutzgesetz) vom 25.

März 2002 (BGBl. I S. 1193), zuletzt geändertdurch Artikel 3 des Gesetzes vom 22. Dezember2008 (BGBl. I S. 2986).

Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung (Hrsg.,2003): Richtlinien Nationale GeoParks inDeutschland. Schr.-R. d. Deutschen Geol. Ges. 30,5-21.

FREY, M.-L. (2002): European Geopark Network.Natur & Mensch 2, 2-5.

GEORGE, K. (2005): Die Geschichte des NaturparkHarz/Sachsen-Anhalt. Der Harz 9, 6-7.

– (2007): Geopark versus Naturpark? Der Harz 12, 7.–, ZELLMER, H. (2007): The „Landmarks Project” in

the Geopark Harz · Braunschweiger Land · Ostfa-len. European Geopark Network Magazine 4, 11.

HOFMANN, T. (2006): Geotope, Geoparks und Geo-tourismus in Österreich. In: ROSENDAHL, W., JUN-KER, B., MEGERLE, A., VOGT, J., Hrsg., Geotope –Bausteine der Regionalentwicklung, Schr.-R. d.Deutschen Ges. f. Geowiss. 44, 43-47.

KÖSTER, U., WILKEN, T. (2008): QualitätsoffensiveNaturparks – Grundlagen, Anforderungen, Erfah-rungen. Natur und Landschaft 83, (3), 105-107.

LIESEN, J., KÖSTER, U. (2005): Naturparke in Europa– Ergebnisse einer europäischen Umfrage. In:Ver-band Deutscher Naturparke, Hrsg., Naturparke –eine Perspektive für ländliche Räume in Europa,65-142.

–, KÖSTER, U., PORZELT, M. (2008): 50 Jahre Natur-parke in Deutschland – das Petersberger Pro-gramm der Naturparke setzt internationale Zielezum Erhalt der biologischen Vielfalt. Naturschutzund Landschaftsplanung 40, (1), 26-32.

MATTIG, U. (2003): Richtlinien zur Ausweisung alsNationaler Geopark. Schr.-R. d. Deutschen Geol.Ges. 25, 37-41.

MEGERLE, H. (2006): Geoparke und Geotourismus –Chancen und Risiken. Nationalpark 3, 35-39.

PATZAK, M. (2002): Tourism an Geodiversity: theCase of Geoparks. In: F. DI CASTRI AN V. BALAJI,

Tourism, biodiversity and information, Backhuys,Leiden, Netherlands, 319-327

–, MCKEEVER, P. (2007): Geoparks and UNESCO –the role of UNESCO. European Geopark NetworkMagazine 4, 9.

RICHTER, F. (2005): Der UNESCO-Geopark Berg-straße-Odenwald. Collurio 23, 107-112.

SPEIDEL, W. (2008): Der Nationale Geopark Schwä-bische Alb – neue Chancen und Perspektiven fürein Region? In: MEGERLE, H., Hrsg., Geotouris-mus, Innovative Ansätze zur touristischen Inwert-setzung und nachhaltigen Regionalentwicklung,2. Aufl., 254 S.

TOEPFER, A. (1956): Naturschutzparke – eine Forde-rung unserer Zeit. Rede des Vorsitzenden des Ver-eins Naturschutzpark anlässlich der Kundgebungam 6. Juni 1956 in der Universität Bonn. Mittei-lungen des Vereins Naturschutzparke e.V. 1956,172-174.

UNESCO (Hrsg., 2008): Global Geoparks Network– Guidelines and Criteria for National Geoparksseeking UNESCO’s assistance to join the GlobalGeoparks Network. 3rd International GeoparkConference Osnabrück, Germany, 2008.

Verein Naturschutzpark e.V. (1957): VorgeschlageneNaturparke in der Bundesrepublik Deutschland.In: Landeskundliche Kurzbeschreibungen von derBundesanstalt für Landeskunde, 85 S.

VOGT, J., MEGERLE, A. (2006): Geoparks – Ausdrucksich ändernder gesellschaftlicher Rahmenbedingun-gen und potenzieller Baustein für ein innovativesNaturschutzsystem. In: ERDMANN, K.-H., BORK,H-R., HOPF, T., Naturschutz im gesellschaftlichenKontext, Naturschutz und Biologische Vielfalt 38,231-244.

WEBER, J., ECKHARDT, C. (2003): Zwischen Granitund Sandstein – Landschaft erleben. Der Natur-park Bergstraße-Odenwald als Europäischer undNationaler Geopark. Schr.-R. d. Deutschen Geol.Ges. 25, 100-106.

WEBER, J. (2007): Geoparks: popular places for geo-adventures and education. Geopark Network Mag-azine 4, 15.

ZELLMER, H., RÖBER, S. (2003): Der Geopark Braun-schweiger Land Ostfalen – die „klassischen Qua-dratmeilen“ der Geologie. Schr.-R. d. DeutschenGeol. Ges. 25, 93-99.

Anschrift der Verfasser: Jörg Liesen und Ulrich Kö-ster, Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN),Platz der Vereinten Nationen 9, D-53113 Bonn, E-Mail [email protected] bzw. [email protected]; Reinhard Diehl, Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald e.V., Nibelungenstraße 41, D-64653 Lorsch,E-Mail [email protected]; Dr. Klaus George,Naturpark Harz, Hohe Straße 6, D-06484 Quedlin-burg, E-Mail [email protected]

AKTUELLES

Pestizide nachweisbar Leipzig (UFZ). Die Langzeitfolgen vonPflanzenschutzmitteln auf die Lebewesenund die Qualität des Wassers in Flüssen kannjetzt einfacher als je zuvor ermittelt werden:Forscher des Helmholtz-Zentrums für Um-weltforschung (UFZ) haben ein Werkzeugentwickelt, mit dem innerhalb von Minutendie schädliche Wirkung von Pestiziden abge-schätzt werden kann, die zum Beispiel vonlandwirtschaftlichen Flächen in Flüsse undBäche gespült worden sind. „Bisher war essehr schwierig nachzuweisen, welche chro-nischen Wirkungen auftreten“, erläuterte Dr.Matthias Liess, Leiter des UFZ-Departments

System-Ökotoxologie. Bei ihrem neuen An-satz machen es sich die Forscher zu nutze,dass Pestizide charakteristische Änderungenin der Zusammensetzung der jeweils betrof-fenen Lebensgemeinschaft bewirken.

„Man muss lediglich ermitteln, welcheund wie viele Tiere wie etwa Insekten undKrebse an einer bestimmten Stelle des Fluss-laufs zu finden sind“, beschreibt Liess. Diemit der Wasserwirtschaft befassten Ämterhätten solche Daten in der Regel vorliegen.Nun hätten die Forscher einen Dienst im Inter-net eingerichtet, über den diese Daten einge-geben werden können und in deren Auswer-tung sofort feststellbar ist, wie hoch die Be-lastung der untersuchten Gewässer tatsäch-lich ist (www.systemecology.eu/SPEAR/Start.html). Mit den Ergebnissen der Berech-nungen können die Verantwortlichen lautLiess geeignete Maßnahmen ergreifen, umdie Belastung von Gewässern mit Pestizidenzu verringern. Neben Identifikation von Prob-lembereichen zeige das Modul aber auch an,wo unbelastete Gewässerabschnitte die Wir-kung der Belastung kompensierten. So kön-ne gezeigt werden, wenn Schutzmaßnahmengegriffen haben.

Drei-Länder-ProjektErfurt/Duderstadt (TMLNU). Nach mehr-jähriger Vorbereitung ist das länderübergrei-fende Naturschutzgroßprojekt „Grünes BandEichsfeld – Werratal“ gestartet – in der mehrals 30-jährigen Geschichte der Bundesförde-rung das erste länderübergreifende Natur-schutzgroßprojekt sowie das erste Natur-schutzgroßprojekt im „Grünen Band“. AufGut Herbigshagen bei Duderstadt (Nieder-sachsen) überreichten Bundesamt für Natur-schutz und Bundesumweltministerium denBewilligungsbescheid an die Heinz-Siel-mann-Stiftung.

Der Bescheid bezieht sich zunächst, so dasThüringer Umweltministerium, auf die drei-jährige Planungs- und Moderationsphase,nach deren erfolgreichen Abschluss eineachtjährige Umsetzungsphase folgen werde.Der Freistaat Thüringen sowie die LänderNiedersachsen und Hessen hätten im Vorfelddie Kofinanzierung des Projektes zugesi-chert. Das Projektvolumen umfasse gut1 Mio. Euro und werde zu 75 % vom Bundund zu 15 % von den beteiligten Ländern ge-fördert. 10 % steuere der Projektträger bei.Der Freistaat Thüringen besitze den weitausgrößten Anteil an der Projektgebietsfläche,die auch einen 130 km langen Abschnitt desGrünen Bandes einschließe. Aus diesemGrund übernehme er die Federführung beider Projektabwicklung, hieß es.

Das neue Naturschutzgroßprojekt dienedem Ziel, durch Flächenankauf und Pflege-und Entwicklungsmaßnahmen den Biotop-verbund zwischen Werratal und Harz inner-halb des Grünen Bandes sowie an wichtigenQuerachsen, wie dem Rhume-Eller-Fließge-wässernetz, zu verbessern oder wiederherzu-stellen. Weiterhin seien Naturschutzmaßnah-men im Wald vorgesehen. Ergebnis der ers-ten Phase ist ein einvernehmlich abgestimm-ter Pflege- und Entwicklungsplan.

296 Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (10), 2009