NET-BUSINESS INSIDE:FENGSHUI - FENG SHUI KUNTH - FengShui ... · NET-BUSINESS, Montag 21. August...

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I NSIDE :F ENGSHUI NET-BUSINESS, Montag 21. August Seite 71 Fernöstliche Tipps für gutes Büroklima www.feng-shui.de Natürlich braucht eine Unternehmensgrün- derin Glück. Zum Beispiel mit dem Vermieter. Wenn der längere Zeit in Fernost gelebt hat, kann man ihm leichter erklären, dass die Eingangstür auf keinen Fall dem Fahrstuhl gegenüber bleiben darf. Sie muss verlegt werden. Weil das Chi dann viel natürlicher ins Büro hineinströmen, sich in der Nord- Süd-Achse ausbreiten und den Geschäftserfolg fördern kann. Das Chi ist die Leben spen- dende Energie nach der chinesi- schen Lehre Fengshui. Die Unter- nehmensgründerin heißt Hejung Im, 40, von der Agentur Web- pool.de. Das Startup begann im August 98 mit 4 Mitarbeitern. In- zwischen sind es 30. Dieser Auf- wärtstrend soll nicht zuletzt durch Fengshui beeinflusst worden sein. Davon ist Frau Im überzeugt. Denn erst nach dem Umbau des Ein- gangs trat ein finanzkräftiger Part- ner in die Firma ein. Seither gehts Webpool.de immer besser. Wirk- lich wegen des neuen Eingangs? „Aber natürlich!“ Frau Im stammt aus Korea und ist Expertin. Dass Fengshui ein proba- tes Mittel sei, um Be- triebsklima und Bilanz positiv zu beeinflussen, ist in der Old Economy längst kein Geheimtipp mehr. Immer mehr Geschäftsleute zahlen Fengshui-Beratern Ta- geshonorare von bis zu 2000 Mark plus Spesen, da- mit sie Büros, Bankfilia- len, Hotels oder Geschäf- te nach den Regeln der 4000 Jahre alten chinesi- schen Lehre umgestalten. Fengshui bedeutet wörtlich übersetzt Wind und Wasser. Es ist ein Synonym für den natürlichen Energiestrom, der den Menschen umgeben soll. Dieser Energiestrom angeblich sogar von der Quan- tenphysik nachgewiesen – wird der chinesischen Lehre zufolge von der Umgebung geformt, also in Räu- men von der Architektur und der Einrichtung. Und so wie die Aku- punktur bestimmte Punkte der Haut den Organen zuordnet, be- stehen nach Fengshui Korrelatio- nen zwischen Raum- und Lebens- bereichen des Menschen. Die Lehre teilt jeden Grundriss in neun gleich große Teile, in de- nen jeder Lebensbereich seinen festen Platz hat: Die Zone Reich- tum etwa liegt vom Eingang gese- hen immer hinten links, Partner- schaft hinten rechts. Wenn der Energiestrom im Feld Partner- schaft von Gerümpel blockiert wird, schließt ein Fengshui-Berater auf ungeordnete Verhältnisse zu Ge- schäftspartnern oder in der Ehe. „Falls Sie vorhaben, neue ge- schäftliche Beziehungen mit ande- ren Menschen oder Unternehmen einzugehen, sollten Sie in der rechten hinteren Ecke aller Räume belastende Elemente entfernen“, rät Fengshui-Berater Günther Sator, 40, in seinem Buch „Die verborgene Kraft des Arbeits- platzes“. Anschließend solle man „diese Zone mit gesunden, vor- zugsweise rot blühenden Zimmer- pflanzen oder mit frischen Schnitt- blumen“ dekorieren. Der Verdacht, dies sei asiati- scher Hokuspokus und Autosug- gestion für ratlose Unternehmer, drängt sich geradezu auf. Die Fengshui-Consultants Margrit Lipczinsky, 48, und Helmut Boerner, 48, widersprechen natürlich energisch. „Feng- shui hat eine enge Beziehung zur westlichen Tiefenpsycho- logie, wie C. G. Jung sie for- muliert hat. Die Psyche des Menschen ist wie ein Eisberg: 15 Prozent werden vom Bewusstsein gesteu- ert, 85 Prozent vom Unbewussten. Dank Fengshui haben wir die Möglichkeit, die- ses Unbewusste positiv zu beeinflussen.“ Ihr wichtigstes Ziel: den gestressten Manager und seine geplagten Mit- arbeiter energetisch zu stärken. In der Internetbranche bietet sich ihnen ein großes Arbeitsfeld. Computer und Kabelgewirr, Zei- tungsstapel und Berge vergilbter Ausdrucke türmen sich nach Fengshui wie Staudämme vor ei- nem harmonischen Energiefluss auf. Kein Wunder, dass die Mitar- beiter so lange an ihren Compu- tern sitzen müssten, meint Jürgen Kunth, 45, Informatiker und Fengshui-Berater. „Unter dem Chaos leidet die Produktivität.“ Computerarbeitsplätze seien aus energetischer Sicht ohnehin problematisch. „ Jeder Monitor ist wie ein Berg auf dem Schreibtisch: Er verdeckt den Blick auf die Chancen der Zukunft.“ Kunth rät daher zu Notebooks oder Flach- bildschirmen: Die behinderten den Energiefluss deutlich weniger. Auch die übliche Überbelegung von Büros in Expansionsphasen sei mehr als nur eine lässliche Sünde, findet Berater Günther Sator. „Das ist Käfighaltung von Arbeitneh- mern“, schimpft er. Die Dynamik in der Internetbranche werde schnell kippen, wenn ein Übermaß an Yang – Licht, Energie,Tempo, Lautstär- ke – nicht seinen Ausgleich finde im Yin: Dunkelheit, Ruhe, Erholung. Dass dem energetischen Burn- out vieler Mitarbeiter der Branche derzeit nicht selten der finanzielle folgt, erklärt Sator nicht direkt mit dem schlechten Fengshui der Bü- ros. Aber ihn ver- blüfft diese Ent- wicklung nicht. „Die Elite der Zukunft werden Unterneh- men sein, die jetzt erkennen, dass man den Mitarbeitern nicht nur Substanz abverlangen kann, sondern ihnen auch die Möglichkeit ge- ben muss, sich zu regenerieren: in Bü- ros, die ihnen ent- sprechen. Und in- dem man sie nach intensiven Phasen heimschickt.“ Das ist erfahrungsgemäß nicht so einfach, weiß Kira Lemke, 26, Mitarbeiterin der Agentur Craft.de und Chefredakteurin der Site Feng- Shui.de. Man überlässt den Leuten dort immerhin die Entscheidung, zu welcher Tages- oder Nachtzeit sie arbeiten, ob daheim oder im Büro. Die Räume der Agentur sind nach einer Beratung durch den Fengshui-Consultant Jürgen Schnitzler, 36, immer noch über- wiegend weiß gestrichen, aller- dings findet sich hier mal eine blaue Wand, dort mal ein gelber Teppich. Zudem schaffen Pflanzen eine angenehme Atmosphäre. Kanten oder Ecken, die unbewusst als Drohung empfunden werden können, sind entschärft, Ruhe- zonen laden zur Pause ein. Dass hier nach dem Zyklus der fünf Ele- mente Erde, Feuer, Wasser, Holz und Metall gestaltet wurde, mer- ken allerdings nur Eingeweihte. „Wenn neue Kun- den zu uns kom- men“, erzählt je- doch Lemke, „entspannen sie sich schnell. Nicht nur wir empfinden das Klima unseres Büros offenbar als angenehm.“ Allerdings ist die chinesische Ener- gielehre bei Craft. de keine Zwangs- beglückung. „ Jeder kann selbst entscheiden, wie er sein Büro einrichtet, ob Chaos ihn an- regt oder blockiert und ob er den Schreibtisch in der für ihn günsti- gen Richtung aufstellt“, sagt Lem- ke. „Alles andere ist mit jungen, kreativen Mitarbeitern nicht zu machen.“ Obwohl gerade die Position des Schreibtischs Fengshui zufolge die Leistungsfähigkeit entschei- dend beeinflusst. „Wer mit dem Rücken zur Tür sitzt, ist wehrlos gegen Intrigen“, schreibt der inter- nationale Fengshui-Star Lillian Too.„Vermeiden Sie es, zu nah am Fenster zu sitzen oder es direkt im Rücken zu haben“, rät der Autor Bernd Nossack. Denn: „Mitarbei- tern, die man loswerden will, gibt man in Asien einen Fensterplatz.“ Sven Rohde ¸ www.webpool.de ¸ www.craft.de Auf Fengshui, die Lehre von der fließenden Energie in Räumen, haben bisher hauptsächlich Unternehmen der Old Economy gesetzt. Jetzt lassen auch Startups ihre Arbeitsplätze nach den altchinesischen Wohnregeln gestalten und hoffen auf gesteigerte Produktivität Fengshui in Unternehmen Das ideale Büro nach Fengshui FOTO: © DUMONT, SARAH SHURETY 4000 Jahre alt ist das chinesische Fengshui. Firmen wollen mit die- ser Energiestromlehre Einrichtung und Archi- tektur ihrer Büros opti- mieren, um so Bilanz und Betriebsklima zu verbessern. Fengshui- Berater erhalten bis zu 2000 Mark pro Tag KOMPAKT Fengshui-Berater testen Websites: Vertraute Symbole im virtuellen Raum www.schnitzler.feng-shui.de Fengshui und Webdesign: Passt das zusammen? Wir haben Oliver Viets, 28, Creativedirector bei der Agentur Elephant Seven, gebeten, seine Lieblingswebsites vorzustel- len, um sie von den Fengshui-Be- ratern Jürgen Kunth, 45, und Jür- gen Schnitzler, 36, bewerten zu lassen. Schließlich ist der Monitor ebenso eine Fläche wie der Grund- riss einer Wohnung und kann auf- geteilt werden. Aber fließt das Chi, die Leben spendende Energie, auch im Web? Zwischen den Ansichten der drei Experten liegen Welten. sr ¸ www.i-a-s-gmbh.de ¸ www.e-7.com Expertenurteile INTERVIEW „Himmelschreiende Dummheit“ NET-BUSINESS: In der Trend- branche Internet ist Fengshui noch nicht angekommen. Woran liegt das? Günther Sator: In dieser Bran- che arbeiten viele sehr junge Leute, die sich mit all ihrer Lei- denschaft und Energie auf die Arbeit stürzen. Den Substanz- verlust, der damit einhergeht, spüren sie zunächst nicht. Ich halte es für eine himmel- schreiende Dummheit, wenn Unternehmensgründer diese Leidensbereitschaft instrumen- talisieren und sich nicht um ei- nen Ausgleich kümmern. In der Old Economy machen immer mehr Unternehmen die Erfah- rung, dass Fengshui ein vorzüg- liches Mittel ist, die Zufrieden- heit und Produktivität ihrer Mitarbeiter zu steigern. NET-BUSINESS: Sind die Fengshui-Berater neue Wunderheiler für gestresste Mitarbeiter? Sator: Nein, gewiss nicht! Fengshui ist keine Wunderhei- lung, sondern eine ganzheitliche Form moderner Unternehmens- beratung. Es entspricht der Er- fahrung, dass der Erfolg einer Firma nicht nur von der Produkt- palette, dem Computersystem oder der Organisationsstruktur abhängt. Eine Vielzahl von Din- gen, die man nicht sehen, aber spüren kann, ist ebenso wichtig, das Betriebsklima etwa. Feng- shui ist ein System, mit dem Unternehmen Energieströme er- fassen und steuern können – zum Wohl der Mitarbeiter und zur Förderung des Betriebs- ergebnisses. NET-BUSINESS: Spiegelt sich im Trend zu Fengshui die Rat- losigkeit mancher Firma vor ei- ner ungewissen Zukunft? Sator: Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich werde in aller Regel von Unternehmern engagiert, deren Geschäfte sehr gut lau- fen. Sie sind offen für neue Ideen, sie sind neugierig, ob sich mit Fengshui neue Möglich- keiten erschließen lassen, die ihnen einen Vorteil im Wettbe- werb bieten. Von Angst oder Rat- losigkeit ist da keine Spur. Die- sen Firmen wird die Zukunft gehören, weil sie ihren Mitarbei- tern das Recht zugestehen, sich mit ihrer Persönlichkeit in die Gestaltung der Firma einzubrin- gen. Die Qualität des Mensch- lichen ist in den vergangenen zehn Jahren in vielen Firmen ver- nachlässigt worden. Der Trend zu Fengshui kündigt einen Wer- tewandel an. NET-BUSINESS: Ist es nicht ziemlich hoch gegriffen, neue Farbkonzepte für Büros als Boten einer neuen Menschlich- keit zu interpretieren? Sator: Das Farbkonzept ist nur der sichtbare Ausdruck eines Systems, das tief in die Psyche des Menschen hineinwirkt. Fengshui stellt den Einzelnen in den Mittelpunkt, fragt, wie sein optimaler Arbeitsplatz ausse- hen könnte. Das geht natürlich nur, wenn es eine entsprechen- de Gesprächskultur und die Be- reitschaft gibt, die Individualität jedes Kollegen als Wert an sich anzuerkennen. Wenn ich die Propagandisten der New Econo- my richtig verstanden habe, ver- folgen sie ähnliche Ziele. sro Günther Sator, 40, Fengshui-Berater www.volumeone.com Viets: „Hier gehen Technik, Design und Literatur ständig neue Verbindungen ein. Es ist nicht so wichtig, dass man versteht, worum es geht.“ Kunth: „Man wird von einem Blumensymbol begrüßt, das von einem Kreis geschützt ist. In diesem Unterneh- men wird schnell und freundlich ge- arbeitet.“ Schnitzler: „Ich finde die Site ab- schreckend, ein einziges Rate- spiel. Das ist Kunst, allerdings nicht verkaufsfördernd. Angewandtes Fengshui ist Gebrauchskunst, die nicht in sich ihren Sinn hat, sondern einem bestimmten Zweck dient.“ www.gmunk.com Viets: „Die Flashanimationen passen gut zum Sound – wie im Kino.“ Kunth: „Diese Site hinterlässt einen düsteren Eindruck. Hier fehlen Freude, Glück, Erfolg.“ Schnitzler: „Gute Farbkombination: Weiß für Ordnung und Dominanz, Schwarz als Ausdruck von Kommunika- tion. Die Site eines gewinnorientierten Unternehmens.“ Wellenförmige Umrisse suggerieren Wendigkeit und Flexibilität Empfangsbereich: Offen, elegant und Schutz für die Empfangsdame Eine Vase mit frischen Blu- men regt die geistigen Kräfte an. Auf Holztischen ist dabei Rot die günstigste Farbe – es fördert die Klarheit des Denkens. Zim- merpflanzen absorbieren Elektro- smog – als Faustregel gilt: eine große Pflanze pro Elektrogerät Günstig ist ein Briefbeschwe- rer aus Kristall – allerdings sollte dieser wegen möglicher Störungen mindestens einen Meter von elektrischen Geräten entfernt aufgestellt sein. Ebenso vorteilhaft: ein Schreibtisch aus Holz mit geschwungenen Kanten Der Schreibtisch sollte so aufge- stellt sein, dass der Benutzer mit dem Rücken zur Wand sitzt und Tür und Fenster gut im Blick hat – das stärkt die Machtposition. Wer Mitarbeiter im Rücken hat, ist leicht irritiert – die Folge ist negative Energie Ein Aquarium oder kleiner Zim- merspringbrunnen erfrischt und deionisiert die Luft. Günstig kann sich auch ein kleines metallenes Windspiel in der Nähe der Büro- tür auswirken: Das fördert klares Denken und frische Chancen Papiere in Stapelboxen aufbewah- ren, Regale nicht bis zum Bersten voll packen, sondern stets Platz lassen für neues Material. Auch sollten Regale und Schränke nicht zu hoch sein – sonst bekommt man das Gefühl, alles stürze auf einen nieder DNS-Spirale: Inspiriert zu neuen Gedanken www.vir2l.com Viets: „Hier wird Grafik mit viel Ästhetik zum Leben erweckt.“ Kunth: „Die Elemente der Grafik sind zu spitz und aggressiv. Das symbolisiert die Verteidigung der Firma gegenüber den Kunden.“ Schnitzler: „Ein Software-Entwickler sollte eine metallisch wirkende Oberfläche nutzen, die für Geradlinigkeit, Ordnung, Dominanz steht.“ FOTO: PETRA SPIOLA

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INSIDE: FENGSHUINET-BUSINESS, Montag 21. August Seite 71

Fernöstliche Tipps für gutes Büroklimawww.feng-shui.de Natürlich

braucht eine Unternehmensgrün-derin Glück. Zum Beispiel mitdem Vermieter. Wenn der längereZeit in Fernost gelebt hat, kann

man ihm leichter erklären, dass dieEingangstür auf keinen Fall demFahrstuhl gegenüber bleiben darf.Sie muss verlegt werden. Weil dasChi dann viel natürlicher ins Bürohineinströmen, sich in der Nord-Süd-Achse ausbreiten und denGeschäftserfolg fördern kann.

Das Chi ist die Leben spen-dende Energie nach der chinesi-schen Lehre Fengshui. Die Unter-nehmensgründerin heißt HejungIm, 40, von der Agentur Web-pool.de. Das Startup begann imAugust 98 mit 4 Mitarbeitern. In-zwischen sind es 30. Dieser Auf-wärtstrend soll nicht zuletzt durchFengshui beeinflusst worden sein.Davon ist Frau Im überzeugt. Dennerst nach dem Umbau des Ein-gangs trat ein finanzkräftiger Part-ner in die Firma ein. Seither gehtsWebpool.de immer besser. Wirk-lich wegen des neuen Eingangs?„Aber natürlich!“ Frau Im stammtaus Korea und ist Expertin.

Dass Fengshui ein proba-tes Mittel sei, um Be-triebsklima und Bilanzpositiv zu beeinflussen,ist in der Old Economylängst kein Geheimtippmehr. Immer mehrGeschäftsleute zahlenFengshui-Beratern Ta-geshonorare von bis zu2000 Mark plus Spesen, da-mit sie Büros, Bankfilia-len, Hotels oder Geschäf-te nach den Regeln der4000 Jahre alten chinesi-schen Lehre umgestalten.

Fengshui bedeutet wörtlichübersetzt Wind und Wasser. Es istein Synonym für den natürlichenEnergiestrom, der den Menschenumgeben soll. Dieser Energiestrom– angeblich sogar von der Quan-tenphysik nachgewiesen – wird derchinesischen Lehre zufolge von derUmgebung geformt, also in Räu-men von der Architektur und derEinrichtung. Und so wie die Aku-punktur bestimmte Punkte derHaut den Organen zuordnet, be-stehen nach Fengshui Korrelatio-nen zwischen Raum- und Lebens-bereichen des Menschen.

Die Lehre teilt jeden Grundrissin neun gleich große Teile, in de-nen jeder Lebensbereich seinenfesten Platz hat: Die Zone Reich-tum etwa liegt vom Eingang gese-hen immer hinten links, Partner-schaft hinten rechts. Wenn derEnergiestrom im Feld Partner-schaft von Gerümpel blockiert wird,schließt ein Fengshui-Berater aufungeordnete Verhältnisse zu Ge-schäftspartnern oder in der Ehe.

„Falls Sie vorhaben, neue ge-schäftliche Beziehungen mit ande-ren Menschen oder Unternehmeneinzugehen, sollten Sie in der rechten hinteren Ecke aller Räumebelastende Elemente entfernen“,rät Fengshui-Berater Günther Sator, 40, in seinem Buch „Die verborgene Kraft des Arbeits-

platzes“. Anschließend solle man „diese Zone mit gesunden, vor-zugsweise rot blühenden Zimmer-pflanzen oder mit frischen Schnitt-blumen“ dekorieren.

Der Verdacht, dies sei asiati-scher Hokuspokus und Autosug-gestion für ratlose Unternehmer,drängt sich geradezu auf. Die

Fengshui-Consultants MargritLipczinsky, 48, und HelmutBoerner, 48, widersprechennatürlich energisch. „Feng-shui hat eine enge Beziehungzur westlichen Tiefenpsycho-logie, wie C. G. Jung sie for-muliert hat. Die Psyche des

Menschen ist wie ein Eisberg:15 Prozent werden vom

Bewusstsein gesteu-ert, 85 Prozent vom

Unbewussten. DankFengshui haben wirdie Möglichkeit, die-ses Unbewusste positivzu beeinflussen.“ Ihr

wichtigstes Ziel: den gestresstenManager und seine geplagten Mit-arbeiter energetisch zu stärken.

In der Internetbranche bietetsich ihnen ein großes Arbeitsfeld.Computer und Kabelgewirr, Zei-tungsstapel und Berge vergilbterAusdrucke türmen sich nachFengshui wie Staudämme vor ei-nem harmonischen Energieflussauf. Kein Wunder, dass die Mitar-beiter so lange an ihren Compu-tern sitzen müssten, meint JürgenKunth, 45, Informatiker undFengshui-Berater. „Unter demChaos leidet die Produktivität.“

Computerarbeitsplätze seienaus energetischer Sicht ohnehinproblematisch. „Jeder Monitor istwie ein Berg auf dem Schreibtisch:Er verdeckt den Blick auf dieChancen der Zukunft.“ Kunth rätdaher zu Notebooks oder Flach-bildschirmen: Die behinderten denEnergiefluss deutlich weniger.

Auch die übliche Überbelegungvon Büros in Expansionsphasen seimehr als nur eine lässliche Sünde,findet Berater Günther Sator. „Dasist Käfighaltung von Arbeitneh-mern“, schimpft er. Die Dynamik inder Internetbranche werde schnellkippen, wenn ein Übermaß an Yang– Licht, Energie, Tempo, Lautstär-ke – nicht seinen Ausgleich finde imYin: Dunkelheit, Ruhe, Erholung.

Dass dem energetischen Burn-out vieler Mitarbeiter der Branche

derzeit nicht selten der finanziellefolgt, erklärt Sator nicht direkt mitdem schlechten Fengshui der Bü-ros. Aber ihn ver-blüfft diese Ent-wicklung nicht. „DieElite der Zukunftwerden Unterneh-men sein, die jetzterkennen, dass manden Mitarbeiternnicht nur Substanzabverlangen kann,sondern ihnen auchdie Möglichkeit ge-ben muss, sich zuregenerieren: in Bü-ros, die ihnen ent-sprechen. Und in-dem man sie nachintensiven Phasen heimschickt.“

Das ist erfahrungsgemäß nichtso einfach, weiß Kira Lemke, 26,

Mitarbeiterin der Agentur Craft.deund Chefredakteurin der Site Feng-Shui.de. Man überlässt den Leutendort immerhin die Entscheidung,zu welcher Tages- oder Nachtzeit siearbeiten, ob daheim oder im Büro.

Die Räume der Agentur sindnach einer Beratung durch den Fengshui-Consultant JürgenSchnitzler, 36, immer noch über-wiegend weiß gestrichen, aller-dings findet sich hier mal eineblaue Wand, dort mal ein gelberTeppich. Zudem schaffen Pflanzeneine angenehme Atmosphäre.Kanten oder Ecken, die unbewusstals Drohung empfunden werdenkönnen, sind entschärft, Ruhe-zonen laden zur Pause ein. Dasshier nach dem Zyklus der fünf Ele-mente Erde, Feuer, Wasser, Holzund Metall gestaltet wurde, mer-

ken allerdings nurEingeweihte.„Wenn neue Kun-den zu uns kom-men“, erzählt je-doch Lemke,„entspannen siesich schnell. Nichtnur wir empfindendas Klima unseresBüros offenbar alsangenehm.“

Allerdings ist diechinesische Ener-gielehre bei Craft.de keine Zwangs-beglückung. „Jeder

kann selbst entscheiden, wie er seinBüro einrichtet, ob Chaos ihn an-regt oder blockiert und ob er denSchreibtisch in der für ihn günsti-gen Richtung aufstellt“, sagt Lem-ke. „Alles andere ist mit jungen,kreativen Mitarbeitern nicht zumachen.“

Obwohl gerade die Position des Schreibtischs Fengshui zufolgedie Leistungsfähigkeit entschei-dend beeinflusst. „Wer mit demRücken zur Tür sitzt, ist wehrlosgegen Intrigen“, schreibt der inter-nationale Fengshui-Star LillianToo. „Vermeiden Sie es, zu nah amFenster zu sitzen oder es direkt imRücken zu haben“, rät der AutorBernd Nossack. Denn: „Mitarbei-tern, die man loswerden will, gibtman in Asien einen Fensterplatz.“

Sven Rohde

¸ www.webpool.de¸ www.craft.de

Auf Fengshui, die Lehre von der fließenden Energie in Räumen, haben bisher hauptsächlich Unternehmen der Old Economy gesetzt. Jetzt lassen auch Startups ihre Arbeitsplätze nach den altchinesischen Wohnregeln gestalten und hoffen auf gesteigerte Produktivität

Fengshui in Unternehmen

Das ideale Büro nach Fengshui

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4000 Jahre alt ist daschinesische Fengshui.Firmen wollen mit die-ser EnergiestromlehreEinrichtung und Archi-tektur ihrer Büros opti-mieren, um so Bilanzund Betriebsklima zuverbessern. Fengshui-Berater erhalten bis zu2000 Mark pro Tag

KOMPAKT

Fengshui-Berater testen Websites: Vertraute Symbole im virtuellen Raum www.schnitzler.feng-shui.de

Fengshui und Webdesign: Passtdas zusammen? Wir haben OliverViets, 28, Creativedirector bei derAgentur Elephant Seven, gebeten,seine Lieblingswebsites vorzustel-len, um sie von den Fengshui-Be-ratern Jürgen Kunth, 45, und Jür-gen Schnitzler, 36, bewerten zulassen. Schließlich ist der Monitorebenso eine Fläche wie der Grund-riss einer Wohnung und kann auf-geteilt werden. Aber fließt das Chi,die Leben spendende Energie, auchim Web? Zwischen den Ansichtender drei Experten liegen Welten. sr

¸ www.i-a-s-gmbh.de¸ www.e-7.com

Expertenurteile

INTERVIEW

„HimmelschreiendeDummheit“NET-BUSINESS: In der Trend-branche Internet ist Fengshuinoch nicht angekommen. Woranliegt das?Günther Sator: In dieser Bran-che arbeiten viele sehr jungeLeute, die sich mit all ihrer Lei-denschaft und Energie auf dieArbeit stürzen. Den Substanz-verlust, der damit einhergeht,spüren sie zunächst nicht. Ichhalte es für eine himmel-schreiende Dummheit, wennUnternehmensgründer dieseLeidensbereitschaft instrumen-talisieren und sich nicht um ei-nen Ausgleich kümmern. In derOld Economy machen immermehr Unternehmen die Erfah-rung, dass Fengshui ein vorzüg-liches Mittel ist, die Zufrieden-heit und Produktivität ihrerMitarbeiter zu steigern.NET-BUSINESS: Sind dieFengshui-Berater neueWunderheiler für gestresste Mitarbeiter?Sator: Nein, gewiss nicht!Fengshui ist keine Wunderhei-lung, sondern eine ganzheitlicheForm moderner Unternehmens-beratung. Es entspricht der Er-fahrung, dass der Erfolg einerFirma nicht nur von der Produkt-palette, dem Computersystemoder der Organisationsstrukturabhängt. Eine Vielzahl von Din-gen, die man nicht sehen, aberspüren kann, ist ebenso wichtig,das Betriebsklima etwa. Feng-shui ist ein System, mit demUnternehmen Energieströme er-fassen und steuern können –zum Wohl der Mitarbeiter undzur Förderung des Betriebs-ergebnisses.NET-BUSINESS: Spiegelt sichim Trend zu Fengshui die Rat-losigkeit mancher Firma vor ei-ner ungewissen Zukunft?Sator: Genau das Gegenteil istder Fall. Ich werde in aller Regelvon Unternehmern engagiert,deren Geschäfte sehr gut lau-fen. Sie sind offen für neueIdeen, sie sind neugierig, obsich mit Fengshui neue Möglich-keiten erschließen lassen, dieihnen einen Vorteil im Wettbe-werb bieten. Von Angst oder Rat-losigkeit ist da keine Spur. Die-sen Firmen wird die Zukunftgehören, weil sie ihren Mitarbei-tern das Recht zugestehen, sichmit ihrer Persönlichkeit in dieGestaltung der Firma einzubrin-gen. Die Qualität des Mensch-lichen ist in den vergangenenzehn Jahren in vielen Firmen ver-nachlässigt worden. Der Trendzu Fengshui kündigt einen Wer-tewandel an.NET-BUSINESS: Ist es nichtziemlich hoch gegriffen, neueFarbkonzepte für Büros als Boten einer neuen Menschlich-keit zu interpretieren?Sator: Das Farbkonzept ist nurder sichtbare Ausdruck einesSystems, das tief in die Psychedes Menschen hineinwirkt.Fengshui stellt den Einzelnen inden Mittelpunkt, fragt, wie seinoptimaler Arbeitsplatz ausse-hen könnte. Das geht natürlichnur, wenn es eine entsprechen-de Gesprächskultur und die Be-reitschaft gibt, die Individualitätjedes Kollegen als Wert an sichanzuerkennen. Wenn ich diePropagandisten der New Econo-my richtig verstanden habe, ver-folgen sie ähnliche Ziele. sro

Günther Sator, 40, Fengshui-Berater

www.volumeone.comViets: „Hier gehen Technik, Design und Literatur ständigneue Verbindungen ein. Es ist nicht so wichtig, dassman versteht, worum es geht.“Kunth: „Man wird von einem Blumensymbol begrüßt,das von einem Kreis geschützt ist. In diesem Unterneh-men wird schnellund freundlich ge-arbeitet.“Schnitzler: „Ichfinde die Site ab-schreckend, eineinziges Rate-spiel. Das istKunst, allerdings nicht verkaufsfördernd. AngewandtesFengshui ist Gebrauchskunst, die nicht in sich ihrenSinn hat, sondern einem bestimmten Zweck dient.“

www.gmunk.comViets: „Die Flashanimationen passen gut zum Sound –wie im Kino.“Kunth: „Diese Site hinterlässt einen düsteren Eindruck.Hier fehlen Freude, Glück, Erfolg.“Schnitzler: „Gute Farbkombination: Weiß für Ordnungund Dominanz, Schwarz als Ausdruck von Kommunika-tion. Die Site eines gewinnorientierten Unternehmens.“

Wellenförmige Umrisse suggerierenWendigkeit und Flexibilität

Empfangsbereich: Offen, elegantund Schutz für die Empfangsdame

Eine Vase mit frischen Blu-men regt die geistigen Kräftean. Auf Holztischen ist dabei Rotdie günstigste Farbe – es fördertdie Klarheit des Denkens. Zim-merpflanzen absorbieren Elektro-smog – als Faustregel gilt: einegroße Pflanze pro Elektrogerät

Günstig ist ein Briefbeschwe-rer aus Kristall – allerdings

sollte dieser wegen möglicher Störungen mindestens einen Meter von elektrischen Gerätenentfernt aufgestellt sein. Ebensovorteilhaft: ein Schreibtisch ausHolz mit geschwungenen Kanten

Der Schreibtisch sollte so aufge-stellt sein, dass der Benutzer mitdem Rücken zur Wand sitzt undTür und Fenster gut im Blick hat – das stärkt die Machtposition.Wer Mitarbeiter im Rücken hat,ist leicht irritiert – die Folgeist negative Energie

Ein Aquarium oder kleiner Zim-merspringbrunnen erfrischt unddeionisiert die Luft. Günstig kannsich auch ein kleines metallenesWindspiel in der Nähe der Büro-tür auswirken: Das fördertklares Denken und frischeChancen

Papiere in Stapelboxen aufbewah-ren, Regale nicht bis zum Berstenvoll packen, sondern stets Platzlassen für neues Material. Auchsollten Regale und Schränke nichtzu hoch sein – sonst bekommtman das Gefühl, alles stürzeauf einen nieder

DNS-Spirale: Inspiriertzu neuen Gedanken

www.vir2l.comViets: „Hier wird Grafik mit viel Ästhetik zum Leben erweckt.“ Kunth: „Die Elemente der Grafik sind zu spitz und aggressiv.Das symbolisiert die Verteidigung der Firma gegenüber denKunden.“Schnitzler: „Ein Software-Entwickler sollte eine metallischwirkende Oberfläche nutzen, die für Geradlinigkeit, Ordnung,Dominanz steht.“

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