NEUE Bericht: CSI: TRACE your FOOD

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VORARLBERG NEUE – FREITAG, 22. APRIL 2016, SEITE 14 Die Herkunft steckt in den Gräten „trace your food“ - Schüler der HTL-Dornbirn haben gemeinsam mit Experten der Boku Wien eine Methode zur Herkunftsanalyse von Lebensmitteln entwickelt. RUBINA BERGAUER M it dem etwas sperrigen Begriff Isotopenanalyse können wahrscheinlich nur die wenigsten etwas an- fangen. Krimifans kommt der Begriff vielleicht bekannt vor, denn mit Hilfe dieses wissen- schaftlichen Verfahrens kann unter anderem anhand von menschlichen Knochen oder Haaren festgestellt werden, wo die betreffende Person auf- wuchs und lebte. Doch nicht nur in der Gerichtsmedizin, auch in der Archäologie findet diese Methode Anwendung, um mehr über Herkunft und Wanderbewegung der Men- schen zu erfahren. Die Schüler der HTL Dornbirn stellen im Rahmen der „Langen Nacht der Forschung“ am 22. April nun eine weitere Einsatzmög- lichkeit der Isotopenanalyse vor. Unter dem Titel „CSI: tra- ce your food“ haben sich die Mädchen und Burschen der Klasse 10aCB in Zusammen- arbeit mit den Experten der Universität für Bodenkultur in Wien mit der Herkunftsbe- stimmung von Nahrungsmit- teln beschäftigt. Schwerpunkt des Projekts ist die systema- tische Erstellung von eindeu- tigen chemischen Fingerab- drücken in Lebensmitteln aus unterschiedlichen Regionen in Österreich. Diese werden dann beispielsweise zur Her- kunftsbestimmung von Ge- müse herangezogen. Denn immer mehr Konsumenten legen Wert auf die Regiona- lität. „Ein wesentliches Ziel ist die Ermittlung des Zusam- menhangs zwischen Umwelt- faktoren wie beispielsweise der Geologie, des Bodens, der Seehöhe und der chemischen Zusammensetzung der Le- bensmittel. Zwölf Schüler des Maturajahrganges haben sich rund zwei Jahre mit diesem Projekt auseinandergesetzt“, erläutert Michael Grünwald, einer der betreuenden Leh- rer. Im Zuge dessen wurden von den Jugendlichen Boden-, Wasser- und Nahrungsmittel- proben gesammelt, die später aufbereitet und untersucht wurden. Virtuelles Klassenzimmer Während des gesamten Projektes standen die Vorarl- berger Schüler in Kontakt mit dem Team der Boku Wien. „Vorlesungen wurden online via Konferenzschaltung ab- gehalten. Jeder hatte einen Kopfhörer auf und sah den Dozenten via Kamera. Auch Workshops wurden auf die- se Weise durchgeführt. Es war spannend, ein virtuelles Klassenzimmer zu erleben“, schildert Lehrerin Barbara Griehser. Während der Langen Nacht der Forschung werden die Schüler Interessierten Infor- mationen zu ihrer Arbeit ge- ben und den Prozess anhand der Aufbereitung von Wasser- und Bodenproben sowie ein- facher Analysen veranschauli- chen. Auch die Untersuchung von Bodensee-Felchen wird Interessante Einblicke in die Welt der Wissenschaft DORNBIRN/LUSTENAU. An welchen Herausforderungen Vorarl- bergs Forschende arbeiten und was daraus entsteht, kann bei der Langen Nacht der Forschung am Freitag, 22. April 2016, live erlebt werden. Bei dieser Gelegenheit geben über 220 Experten Einblicke in ihre Arbeiten und Pro- jekte. An insgesamt sechs Standorten in Dornbirn und im Lustenauer Millennium Park gibt es 67 Forschungs- stationen zu den unterschied- lichsten Themengebieten zu entdecken. Dabei werden auch komplexe Sachverhalte einfach und anschaulich dargestellt. Erstmalig wer- den heuer im Rahmen der Veranstaltung auch zwei Sparkling Science Projekte vorgestellt. Dabei geht es um reale Forschungsfragen, die von Schüler-Teams gemein- sam mit einer oder mehreren Hochschulen bearbeitet werden. Ein Beispiel hierfür ist „CSI: Trace your Food“ um die Herkunftsbestimmung von Nahrungsmitteln an- hand des Multielement- und Isotopenfingerabdrucks. An diesem Projekt arbeitet unter anderem die Universität für Bodenkultur in Wien mit der HTL Dornbirn zusammen (siehe Text links). Zudem präsentiert eine Gruppe Schüler der Neuen Mittelschule Nenzing in Ko- operation mit dem Unterneh- men MyRobot-Center wie Robotern Leben eingehaucht werden kann und anderes mehr. Auch heimische Unter- nehmen wie beispielsweise die Zumtobel Gruppe, Blum, Wolford oder Liebherr sind bei der „Langen Nacht der Forschung“ vertreten. Forschungsstationen sind in Dornbirn – sowie in vier Gebäuden des Millennium Parks in Lustenau. Kosten- freie Shuttlebusse verbinden alle Standorte. Programm un- ter: http://www.langenachtderfor- schung.at/vbg

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Rubina Bergauer, Redakteurin bei der NEUEN, hat die Schüler der HTL Dornbirn besucht, die im bundesweiten Sparkling Science Projekt CSI: TRACE your FOOD beteiligt sind.

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VORARLBERGNEUE – FREITAG, 22. APRIL 2016, SEITE 14

Die Herkunft steckt in den Gräten„trace your food“ - Schüler der HTL-Dornbirn haben gemeinsam mit Experten der Boku Wien eine Methode zur Herkunftsanalyse von Lebensmitteln entwickelt.

RUBINA BERGAUER

Mit dem etwas sperrigen Begriff Isotopenanalyse können wahrscheinlich

nur die wenigsten etwas an-fangen. Krimifans kommt der Begriff vielleicht bekannt vor, denn mit Hilfe dieses wissen-schaftlichen Verfahrens kann unter anderem anhand von menschlichen Knochen oder Haaren festgestellt werden, wo die betreffende Person auf-wuchs und lebte. Doch nicht nur in der Gerichtsmedizin, auch in der Archäologie fi ndet diese Methode Anwendung, um mehr über Herkunft und Wanderbewegung der Men-schen zu erfahren. Die Schüler der HTL Dornbirn stellen im Rahmen der „Langen Nacht der Forschung“ am 22. April nun eine weitere Einsatzmög-lichkeit der Isotopenanalyse vor. Unter dem Titel „CSI: tra-ce your food“ haben sich die Mädchen und Burschen der Klasse 10aCB in Zusammen-arbeit mit den Experten der Universität für Bodenkultur in Wien mit der Herkunftsbe-stimmung von Nahrungsmit-teln beschäftigt. Schwerpunkt des Projekts ist die systema-tische Erstellung von eindeu-tigen chemischen Fingerab-

drücken in Lebensmitteln aus unterschiedlichen Regionen in Österreich. Diese werden dann beispielsweise zur Her-kunftsbestimmung von Ge-müse herangezogen. Denn immer mehr Konsumenten legen Wert auf die Regiona-lität. „Ein wesentliches Ziel ist die Ermittlung des Zusam-menhangs zwischen Umwelt-faktoren wie beispielsweise der Geologie, des Bodens, der Seehöhe und der chemischen Zusammensetzung der Le-bensmittel. Zwölf Schüler des Maturajahrganges haben sich rund zwei Jahre mit diesem Projekt auseinandergesetzt“, erläutert Michael Grünwald, einer der betreuenden Leh-rer. Im Zuge dessen wurden von den Jugendlichen Boden-, Wasser- und Nahrungsmittel-proben gesammelt, die später aufbereitet und untersucht wurden.

Virtuelles Klassenzimmer

Während des gesamten Projektes standen die Vorarl-berger Schüler in Kontakt mit dem Team der Boku Wien. „Vorlesungen wurden online via Konferenzschaltung ab-gehalten. Jeder hatte einen Kopfhörer auf und sah den Dozenten via Kamera. Auch

Workshops wurden auf die-se Weise durchgeführt. Es war spannend, ein virtuelles Klassenzimmer zu erleben“, schildert Lehrerin Barbara Griehser.

Während der Langen Nacht der Forschung werden die Schüler Interessierten Infor-mationen zu ihrer Arbeit ge-ben und den Prozess anhand der Aufbereitung von Wasser- und Bodenproben sowie ein-facher Analysen veranschauli-chen. Auch die Untersuchung von Bodensee-Felchen wird

Interessante Einblicke in die Welt der WissenschaftDORNBIRN/LUSTENAU. An welchen Herausforderungen Vorarl-bergs Forschende arbeiten und was daraus entsteht, kann bei der Langen Nacht der Forschung am Freitag, 22. April 2016, live erlebt werden. Bei dieser Gelegenheit geben über 220 Experten Einblicke in ihre Arbeiten und Pro-jekte. An insgesamt sechs Standorten in Dornbirn und im Lustenauer Millennium Park gibt es 67 Forschungs-stationen zu den unterschied-lichsten Themengebieten zu entdecken. Dabei werden auch komplexe Sachverhalte einfach und anschaulich dargestellt. Erstmalig wer-den heuer im Rahmen der Veranstaltung auch zwei Sparkling Science Projekte vorgestellt. Dabei geht es um reale Forschungsfragen, die von Schüler-Teams gemein-sam mit einer oder mehreren Hochschulen bearbeitet werden. Ein Beispiel hierfür ist „CSI: Trace your Food“ um die Herkunftsbestimmung von Nahrungsmitteln an-hand des Multielement- und Isotopenfi ngerabdrucks. An diesem Projekt arbeitet unter anderem die Universität für Bodenkultur in Wien mit der HTL Dornbirn zusammen (siehe Text links).

Zudem präsentiert eine Gruppe Schüler der Neuen Mittelschule Nenzing in Ko-operation mit dem Unterneh-men MyRobot-Center wie Robotern Leben eingehaucht werden kann und anderes mehr. Auch heimische Unter-nehmen wie beispielsweise die Zumtobel Gruppe, Blum, Wolford oder Liebherr sind bei der „Langen Nacht der Forschung“ vertreten.

Forschungsstationen sind in Dornbirn – sowie in vier Gebäuden des Millennium Parks in Lustenau. Kosten-freie Shuttlebusse verbinden alle Standorte. Programm un-ter:http://www.langenachtderfor-schung.at/vbg

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Die Schüler der Klasse 10aCB der HTL Dornbirn haben im Rahmen von Spark ling Science mit den Experten der Boku Wien zusammengearbeitet.

Sara Knezevic (links) und Susanne Schwen-dinger haben eine Diplomarbeit über ihre Arbeit zur Herkunftsbe-stimmung von heimischen Süß-wasserfi schen verfasst.

KLAUS HARTINGER

gezeigt. Denn Süßwasser-Fische sind in Sachen Her-kunftsanalyse ein Spezialfall. Für eine dementsprechende Untersuchung wurden bisher die Gehörsteine der Tiere ver-wendet. Bei abgepackten Fi-lets, wie sie meist im Handel zu fi nden sind, ist dies jedoch nicht möglich, da der Kopf des Fisches fehlt.

Dieses Problems haben sich die beiden Schülerinnen Susanne Schwendinger und Sara Knezevic angenommen. Für ihre Diplomarbeit haben

sie nach alternativen Wegen zur Herkunftsbestimmung ge-sucht. Ihre Untersuchungen haben die jungen Frauen an Felchen, einer für den Bo-densee typischen Fischart, durchgeführt. Denn sie hat-ten festgestellt, dass offenbar viele sogenannte „Bodensee-Fische“ verkauft werden. Und das obwohl deren Bestände in den vergangenen Jahren zu-rückgegangen sind. „Unsere Aufgabe war es, eine Methode zu entwickeln, bei der man die Gehörsteine, die sogenannten

Otholiten, nicht benötigt“, fasst Sara zusammen.

Für die Untersuchungen arbeitete das Duo sogar im Labor der Boku in Tulln. Mög-lich wurde dies im Rahmen des Sparkling Science Projekts durch das Schüler in univer-sitäre Forschungsarbeiten eingebunden werden. „Uns wurden die Verfahren genau erklärt und wir durften so-gar die hochsensiblen Geräte nutzen. Die Arbeitsweise in einem Forschungslabor unter-scheidet sich sehr von jener

im Schullabor“, berichtet Susan-ne sichtlich begeistert. Und ihre Kollegin fügt hinzu: „In einem sogenannten Reinraum tätig zu sein, war schon ein ganz be-sonderes Erlebnis.“ Untersucht wurden von den beiden Vor-arlbergerinnen Fischgräten und Fischfi let der Bodenseefelchen sowie Wasserproben. Schließ-lich kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Gräten eines Fisches für eine Herkunftsbestimmung mittels Isotopenanalyse geeig-net sind. Ein voller Erfolg für die beiden Schülerinnen.

Zukunftspläne

„Mit ihrer Diplomarbeit neh-men Sara und Susanne auch am Bundeswettbewerb Jugend in-novativ teil. Unter den 500 Ein-reichungen haben sie es bereits ins Halbfi nale geschafft“, erzählt Lehrerin Barbara Griehser mit stolzem Unterton. Nun können die Maturantinnen auf ein Ti-cket ins Bundesfi nale 2016 hof-fen. Unabhängig davon steht für die beiden bereits fest, welche Laufbahn sie nach der Matura einschlagen möchten: so möch-te Sara Biologie auf Lehramt studieren, während sich Susan-ne vorstellen könnte, weiterhin in der Forschung tätig zu sein.