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AbbildungenaufdemTitelblattReihe1(vonlinks):JohannWolfgangvonGoethe(1749-1832),ThomasMann(1875-1950),HeinrichvonKleist(1777-1811),BertoltBrecht(1898-1956),AlexandervonHumboldt(1769-1859),AndreasGryphius(1616-1664),ElseLasker-Schüler(1869-1945)Reihe2:IngeborgBachmann(1926-1973),GottholdEphraimLessing(1729-1781),HeinrichHeine(1797-1856),MaxHorkheimer(1895-1973),HeinrichBöll(1917-1985),AnnaSeghers(1900-1983),TheodorW.Adorno(1903-1969)Reihe3:MaschaKaléko(1907-1975),AnnettevonDroste-Hülshoff(1797-1848)Reihe4:ChristophMartinWieland(1733-1813),GeorgKlein(*1953)Reihe5:AlexanderGottliebBaumgarten(1714-1762),PaulCelan(1920-1970),PeterHandke(*1942),JanWagner(*1971),HeinrichMann(1871-1950),MarieLuiseKaschnitz(1901-1974)Reihe6:FranzKafka(1883-1924),WolfgangBüscher(*1951),GeorgBüchner(1813-1837),ElfriedeJelinek(*1946),ChristaWolf(1929-2011),HermannBroch(1886-1951)Reihe7:TheodorFontane(1819-1898),MaxFrisch(1911-1991),ErnstJandl(1925-2000),GünterGrass(1927-2015),RobertMusil(1880-1942),DanielKehlmann(*1975)Reihe8:FeridunZaimoglu(*1964),DorotheeElmiger(*1985),DursGrünbein(*1962),FriedrichSchiller(1759-1805),AlfredDöblin(1878-1957),HertaMüller(*1953)(Zusammenstellung:ClaraKopfermann)

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NeueHorizontederLiteratur-undKulturwissenschaft:DeutscheundIndischePerspektiven

ErsteTagungdesDAADGIP-Netzwerks

DeutschesSeminar

Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg

CentreofGermanStudiesJawaharlalNehruUniversity,NewDelhi

Dept.ofGermanicandRomanceStudies

UniversityofDelhi

DepartmentofGermanUniversityofMumbai

vom17.-19.September2018

anderJawaharlalNehruUniversity,NewDelhi

Venue:ConventionCentre,JNU

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VorwortWenndasTempounddieLeichtigkeit,mitdereinVorhabensichentwickelt,einIndizfürseineStimmigkeit, ja für seineNotwendigkeit ist, dann scheint die germanistische Institutspartner-schaftzwischendemDeutschenSeminarderUniversitätFreiburgundeinigenderbedeutend-stengermanistischenInstituteinIndien–anderUniversityofDelhiundderJawaharlalNehruUniversityinDelhisowiederUniversityofMumbai-einförmlichunausweichlichesEreigniszusein. Denn es ging alles blitzschnell und fastwie von selbst: ImMai 2016, in einer unerhörtheißenWocheinDelhiundtropisch-schwülenTageninMumbai,habeichausalterZuneigungzuIndienundgroßemRespektvorderindischenGermanistikzuerstdieFühlerausgestrecktundaußerordentlich ermutigende Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen in Delhi undMumbaigeführt.WirwarenunsüberdieWünschbarkeiteinersolchenPartnerschaftundüberihre programmatischen Zielsetzungen rasch einig: Sie sollte nicht rein bilateral operieren,sondern als Netzwerk imDreieck Delhi-Mumbai-Freiburg angelegt sein; sie sollte dem inten-siven und umfassenden fachlichen Austausch unserer Kollegien ebenso dienen wie derFortbildung unserer Studierenden,Doktoranden und jungenNachwuchswissenschaftlerInnen;regelmäßigeBesucheundGastaufenthaltesollteninbeidenRichtungenerfolgen,undwirwoll-tenversuchen,auchkleinere,aberaufstrebendeundambitionierteGermanistik-AbteilungenanweiterenindischenUniversitätenanunserenAktivitätenteilhabenundsiedavonprofitierenzulassen. – Im Februar 2017, bei einemweiteren Sondierungstreffen gemeinsammit unseremFreiburger Administrator Harald Baßler, habenwir diese Absichten präzisiert und, nach sehraufgeschlossenen Signalen auch von Seiten desDAAD inNewDelhi, beschlossen, „NägelmitKöpfen“ zu machen: Wenig später war unser Antrag im Rahmen des GIP-Programms beimDAAD eingereicht… - und er hatte Erfolg! So konnte bereits im Sommersemester 2017 eineVorhut von drei Kolleginnen von DU und JNU einen Forschungsaufenthalt in Freiburg ver-bringen, und Freiburg konnte seinerseits einen ersten Teaching Assistant für ein DaF-Un-terrichtspraktiumandieJNUentsenden.ImlaufendenakademischenJahr2018abernahmdasUnternehmenrichtigFahrtauf,explodierteförmlichvorDynamikundEnergie:KolleginnenundKollegen aller drei indischen Partneruniversitäten kamen für weitere produktive Forschungs-aufenthalteundkollegialeGesprächenachFreiburg,undalleinimSommersemester2018ver-brachten–auchweilesunsgelungenwar, zusätzlich zudenMittelndesDAADnochweiteresog. „Baden-Württemberg-Stipendien“ einzuwerben – sage und schreibe 15 StudierendeundDoktorandInnenausDelhiundMumbaigleichzeitigeinGastsemesterinFreiburg,vollintegriertin das laufende Unterrichtsprogramm und wegen ihrer ausgezeichneten Deutschkenntnisse,ihresenormenFleißesundihresenthusiastischenEngagementsvonunserenDozentenwievonden deutschen Kommilitonen über die Maßen geschätzt. Erneut absolviert derzeit ein Frei-burgerDoktorandeinDaF-UnterrichtspraktikuminDelhi,diesmalanderDU,undwirFreiburgerDozenten freuen uns schon auf Workshops zu Goethe und Kafka mit den Studierenden inMumbaiundDelhi.KeineFrage,unserUnternehmenistaufeinemgutenWeg.

Mit der Tagung „NeueHorizonteder Literatur- undKulturwissenschaft:DeutscheundindischePerspektiven“wollenwirnundennächstenSchritttun,auchervonAnfanganeinin-tegralerBestandteilunsererPläne.MitvollerAbsichtsolltedasThemadiesererstenKonferenzunseresNetzwerksweitundoffengefasstsein:DieTagungdientdemwechselseitigenKennen-lernen,wir wollen einander vorstellen, woranwir gegenwärtig arbeiten undwelche Impulse

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undFragestellungenwir,aus indischer,ausdeutscherwieauskomparatistischerundinterkul-turellerPerspektive,fürdieZukunftunsererDisziplinfürbesondersproduktivundwichtighal-ten.Mitdiesemoffenen,gleichsamheuristischenFormat–„Wervielesbringt,wirdmanchemetwasbringen;/UndjedergehtzufriedenausdemHaus“,weißderTheaterdirektorin„FaustI“im „Vorspiel auf demTheater“ –wollenwir gemeinsame Forschungsinteressen identifizierenundineinenvielstimmigenDialogmiteinanderkommen,deresunsermöglichenwird,unsereGIP indenkommendenJahrennochpassgenaueraufunsere InstituteundderenForschungs-profileauszurichtenundmöglichstvieleIdeenundkreativeImpulsefürunserekünftigeZusam-menarbeitzuerzeugen.EsisteinebesondereFreudeundgewisseingutesOmen,dassdieEin-ladung zur Tagung eine so überwältigende Resonanz gehabt hat und dass sie nicht nur sehrstattlicheDelegationenundeinegroßeZahlvonVortragendenausallenvierPartnerinstitutenzusammenführt,sonderndarüberhinausauchKolleginnenundKollegenvonweiteren„emerg-inginstitutes“derindischenGermanistikangelockthat,sowieesunserursprünglichesKonzeptvorsah–diesenGästenund „Verbündeten“desNetzwerksgilt ein ganzbesondersherzlicherWillkommensgruß!

Ichwünscheuns allendrei produktive Tagemit lehrreichenKurzvorträgenund stimu-lierenden, freundschaftlichenDiskussionen!Und ich danke vonHerzen allen, die sich an denPartnerinstitutenimVorfeldfürdasGelingenderTagungengagiertunddieMühenderOrgani-sation auf sich genommen haben. Ein freundlicher Dank gilt natürlich dem DAAD und derDirektorinseinesBüros inNewDelhi,FrauHeikeMock,diedieTagungmit ihrerAnwesenheitbeehrtundunsvonallemAnfanganinunserenPlanungenunterstützthat.Undeinbesondersgroßes Dankeschön gebührt unseren liebenswürdigen und großzügigen Gastgebern von derJNU, die keineMühe gescheut haben, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen und ihm einattraktivesForumzubieten.WirwissendieseGastfreundschaftsehrzuschätzenundbedankenunsvonHerzen!Freiburg/Delhi,imSeptember2018 WernerFrick

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PROGRAMM

MONTAG,17.SEPTEMBER2018Begrüβung10.00 BabuThaliath,RajendraDengle,WernerFrick10.15 Grußwort:FrauHeikeMock,DirektorinDAADNewDelhiModeration:BabuThaliath10.30–11.00 WernerFrick(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg)

„Weißichnur,werichbin“:VorüberlegungenzueinerGeschichtedeslyrischenSelbstporträts

11.00–11.30:Tee-undKaffeepauseModeration:GesavonEssen11.30–12.00 RosySingh(JNU):KafkainIndien12.00–12.30 NoorieNarag(DU):IstPeterHandkesDieStundederwahrenEmpfin-

dungeinepostmodernehybride‚Bildungs-Detektivgeschichte‘?12.30–13.00 SadhanaNaithani(JNU):ErzählerischeLandschaften

13.00–14.00LUNCH(Cafeteria,ConventionCentre)Moderation:JyotiSabharwal14.00–14.30 RobertKrause(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg):100JahreWeimarer

Republik.EineProjektvorstellungausaktuellemAnlass14.30–15.30VibhaSuranaundJuhiThakkar(UniversityofMumbai):ZurTragweitedes

Ganescha-KomplexesinderWeltliteratur

15.30–15.45:Tee-undKaffeepauseModeration:MeherBhoot15.45–16.15 SalmanAbbas(AMU):DasPolitischeindergegenwärtigenHorrorliteratur:Ein

VersuchmitdemGenre16.15–16.45 SachitaKaushal(DU):ErfassungderBewegungin'Near-Future-Fiction':

ÜberlegungenzueinemSub-GenrederScienceFiction

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16.45–17.15 SaritaKumari (DU):DasParadigmader Intersektionalität indenGenderStudiesamBeispiel von FeridunZaimoglusundGünter Senkels „Schwarze Jungfrauen“undMeenaKandasamys„TheGypsyGoddess“

DIENSTAG,18.SEPTEMBER2018Moderation:WernerFrick10.00–10.30 DieterMartin(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg):Autorenbibliothekendigital

–MöglichkeitenundGrenzendervirtuellenRekonstruktionamBeispielWielandundGryphius

10.30–11.00 BabuThaliath(JNU):SinnlicheErkenntnis.DieZweideutigkeitderepistemischen

Referenz–alsattentioundabstractio–inAlexanderG.BaumgartensLehrevondercognitiosensitiva

11.00–11.30Tee-undKaffeepauseModeration:RajendraDengle11.30–12.00 GözKaufmann(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg):„SorveteunTemaisnich

Dütsch":PortugiesischeLehnwörterindreideutschenVarietätenSüdbrasiliens12.00-12.30 MilindBrahme(IITMadras):KitschalskulturkritischerSchlüsselbegriff–bei

Adorno/HorkheimerundbeiHermannBroch12.30–13.00 ChandrikaKumar(DoonUniversity):DialogischeAnthropologiederLüge:Eine

UntersuchungamBeispielvonBriefen

13.00–14.00LUNCH(Cafeteria,ConventionCentre)Moderation:DieterMartin14.00–14.30 Mercy V. Guite (JNU): Ästhetische Beschreibung der Natur in Alexander von

HumboldtsAnsichtenderNatur14.30–15.00 AnjaliPande(EFLU):SubjektivitätinderSachliteraturüberNatur─eine

ökokritischePerspektive15.00–15.30 ShrikantPathak(UniversityofMumbai):FiktionaleGeschichtsschreibungin

ausgewähltenzeitgenössischenRomanen

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15.30–15.45Tee-undKaffeepauseModeration:M.K.Natarajan15.45–16.15 AnnaKuhnt(JNU):Dhoch3–ImpulsefürdieDeutschlehrerausbildungan

Hochschulenweltweit16.15–16.45 MihirKulkarni(UniversityofMumbai):Einsatzspielerischer

VermittlungsmethodenimDaF-Unterricht16.45–17.15 SammatiBalgi(UniversityofMumbai):DerEinsatzvonhandlungsorientierten

LernstrategienimDaF-Unterricht

MITTWOCH,19.SEPTEMBER2018

Moderation:RekhaRajan10.00–10.30 GesavonEssen(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg):

„HinausinsFreie,indieAbenteuerdesErzählens“:WolfgangBüschersFußreisevonBerlinnachMoskau

10.30–11.00 ChristopherMeid(Albert-Ludwigs-UniversitätFreiburg):

ReiseberichtundnationaleIdentität.LiterarischeDeutschlandreisennach1989

11.00–11.30:Tee-undKaffeepauseModeration:VibhaSurana11.30–12.00 JyotiSabharwal(DU):FlüchtendeExistenzen:ReflexionenzumThema

GrenzüberschreitunginDorotheeElmigersRomanSchlafgänger12.00–12.30 MeherBhoot(UniversityofMumbai):RaumundBewegunginderLiteratur:

ZurFragederIdentitätaneinemNicht-Ort12.30–13.00 DiptiTambe(UniversityofMumbai):ZwischendembürgerlichenTrauerspiel

undGrips:DasDramainLehreundForschung

LUNCH(Cafeteria,ConventionCentre)

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Moderation:SadhanaNaithani14.00–14.30 AnuskaGokhale(CUG):DerimperialeKosmopolitismusunddieAnfängeder

GermanistikimWestenIndiens14.30–15.00 NamitaKhere(DU):StolpersteinebeiderÜbersetzungvondeutscherLiteratur

insHindi.15.00–15.30 SumanSingh(AMU):DergefangeneKörperinGeorgKleinsdystopischemRoman

Miakro

15.30–15.45:Tee-undKaffeepause

Moderation:BabuThaliath15.45–16.15OmPrakash(BHU):DieKrisederFiktioninpostfaktischenZeiten:Wie

leseichChristaWolfheute? 16.15–16.45 ManusmritiJoshi(DU):EinsatzdervorhandenenSprachebeimDeutscherwerb–

neuedidaktischePerspektivenimDaF-UnterrichtinIndien17.00–18.00Abschlussdiskussion Moderation:WernerFrick

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Abstracts„Weißichnur,werichbin“:VorüberlegungenzueinerGeschichtedeslyrischenSelbstporträtsWernerFrickAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgSelbstporträts gelten gemeinhin als Domäne der Bildenden Künste, vonMalerei, Zeichnung,Photographie, während die Literatur zum Repertoire kultureller Selbstdarstellungs-TechnikenvorallemdieraumgreifendennarrativenGenresderAutobiographieundderMemoirenlitera-tur mitsamt ihren (semi-)fiktionalenMischformen beigesteuert habe. In einer größerenMo-nographie,derenumfangreichesQuellenkorpusichineinerArtLiebhabereiüberJahregesam-melthabeunddieichindennächstenJahreninessayistischerFormniederschreibenmöchte,will ich demgegenüber eine ausgebreitete ‚Galerie’ lyrischer Ich-Entwürfe, Lebensbilanzen,Selbst-InszenierungenundSelbstporträtsvonPaulFlemingundAndreasGryphiusüberLessingundGoethe,Mörike,dieDroste,HeinrichHeineundTheodorFontane,Rilke,Brecht,BennunddieExpressionistenbiszuPeterHandke,VolkerBraun,ErnstJandl,PeterRühmkorf,DursGrün-beinoder JanWagneranalytischerschließenundpoetologischzuklassifizierensuchen.Dabeisollen sich exemplarische Fallstudien zu prominenten Repräsentanten des Genres ‚lyrischesSelbstporträt’mitgattungstypologischenReflexionenundkulturhistorischenKontextualisierun-gen zu einer kleinen Geschichte der poetischen Ego-Repräsentation in der deutschen (undeuropäischen)LiteraturderNeuzeitzusammenschließen.KafkainIndienRosySinghJawaharlalNehruUniversityDasIndien-BildinderdeutschsprachigenLiteraturistinderindischenGermanistikeinangesag-tesThema.EsistanderZeit,denSpießeinmalumzudrehenunddieEinflüssedeutschsprachi-gerAutorenauf indischeKünstlerzuuntersuchen. IndiesemBeitragmöchte ichmichaufdieSuchenachdenSpurenbegeben,dieFranzKafkainderzeitgenössischenKunstszeneinIndienhinterlassenhat.Zunächsteinmalstellt sichdieFrage: IstKafka in Indienüberhauptpräsent?Wenn ja – in welcher Weise und wie wird er hierzulande wahrgenommen? Diesen FragenmöchteichinmeinemVortragnachgehen.

Einigezeitgenössische indischeKünstler,dieaufunterschiedlicheWeisemitKafkaver-bunden sind, möchte ich hier erwähnen: der Filmemacher Anurag Kashyap, der Maler DilipRanade,derArchitektundMalerRohitRajMehndiratta,derGraphic-NovelistSarnathBanerjeeundderAutorundJournalistZafarAnjum.

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IstPeterHandkesDieStundederwahrenEmpfindungeinepostmodernehybride ‚Bildungs-Detektivgeschichte‘?NoorieNaragUniversityofDelhiDenLiteraturkritikernundderLeserschaftvonPeterHandke istdieTatsachekeineswegsent-gangen, dass seinem Werk mit einem einzigen literaturtheoretischen, philosophischen odermedientheoretischenAnsatznichtbeizukommenist.VielefindengeradedasanseinemSchrei-benanregend.UnerkanntgebliebenistaufdemGebietderForschungauchnichtseinInteresseanunddieBeschäftigungmitpopulärenGenres.PopuläresowiehoheKunst,Literaturtheorie,PhilosophieundkanonisierteWerkesindallefürihnimgleichenMaßewert,beachtetundun-tersuchtzuwerden.DurchausspannendindieserHinsichtistaberdieArtseinesEngagementssowohl mit den etablierten Gattungen der populären Literatur als auch mit den etabliertenSchemataderhohenLiteratur.NatürlichistdiesschonderGegenstandvonunzähligenwissen-schaftlichenStudiengewesen,aberwiederAutorselbst,derniedamitaufhört,seineLeserje-desmalmitetwasNeuemzuüberraschen,bietenauchseineTexteimmerAnlass,übersichet-wasNeuessagenzulassen.

SoversuchtdieserVortragunteranderemaufderGrundlagevonKlaudiaSeibelsEssayMixingGenres:LevelsofContaminationandtheFormationofGenericHybridszuveranschauli-chen,wieHandkesErzählungDieStundederwahrenEmpfindung,diebislangüberwiegendalseinExperimentmitderpopulärenGattungdesKrimisinterpretiertwordenist,nichtnurdievonSeibel genanntenBedingungen für den Fall einer starkenKontaminierung/Hybridisierung ein-hält,sondernsichauchalseinepostmodernehybride,Bildungs–Detektivgeschichte‘imSinnevonSeibelbestimmenlässt.ErzählerischeLandschaftenSadhanaNaithaniJawaharlalNehruUniversityMeinelaufendeForschung“ErzählerischeLandschaften”isteinekulturanthropologischeUnter-suchungderBeziehungzwischenZeit,RaumundErzählungundhatmehrereDimensionen.EineDimensionistdieTransformation,bzw.‘dasNachleben’derGrimmschenMärchen.ImProzessdieserForschunghabeichbisjetztdreiFilmegemacht.Einendavonstelleichvor,underheisst:DasNachlebendesRattenfängers(HDV/15Min./2016/SNaithani).100JahreWeimarerRepublik.EineProjektvorstellungausaktuellemAnlassRobertKrauseAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgZwischen November 2018 und Februar 2019 wird es hundert Jahre her sein, dass die erstedeutscheRepublikrevolutionärausgerufenunddurchdieEröffnungderNationalversammlungalsparlamentarischeDemokratieetabliertwurde.Dievielfachals‚Zwischenkriegszeit‘abgewer-tete Epoche scheint ein abschreckendes Beispiel zu sein, das die fatalen Auswirkungen von

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sozialer Deklassierung undMassenarbeitslosigkeit, parteipolitischen Streitigkeiten und natio-nalistischenTendenzenzeige.DochlässtsichdiesehistorischfürdieEntwicklungDeutschlandsowichtigeÄrawirklichadäquatvonihremEnde,derMachtübertragungaufdieNationalsozia-listenimJahr1933,herverstehen,wieesdieältereForschungnahegelegte?MeinederzeitigenProjekte,daruntereineRingvorlesungundeinHandbuchzuKulturundLiteraturderWeimarerRepublik, setzen andere Prämissen und fassen diese Epoche stärker vom Kriegsausgang1918/19her.DieWeimarerRepubliksollnichtnuralsIntermezzozwischendenKriegenundals„InkubationszeitdesNationalsozialismus“(KarlDietrichBracher,1978)begriffenwerden,son-dern als eine Zeit zahlreicher politischer und kultureller Impulse undMöglichkeiten, die zumTeilproduktivgenutztwurdenundumdieMitteder1920erJahrezueinemstabilisierten,pros-perierendenundpluralistischenGemeinwesenführten.Esgiltzuzeigen,warumdieEpochevonWeimarfürdiedeutscheKulturgeschichtesowichtigistundvielfachdieBasisunseresheutigenKunstverständnissesabgibt.ZurTragweitedesGanescha-KomplexesinderWeltliteraturVibhaSurana&JuhiThakkarUniversityofMumbaiImmerwennesimletztenJahrhundertumdieAuslegungdesVater-Sohn-KonfliktsinderWelt-literaturgeht, liefertderFreudscheÖdipuskomplexdenWeltmaßstabunddasdominantePa-radigmafürpsychischeDeutungen. IndiesemBeitragwirddervomindischenKulturpsycholo-genSudhirKakarpostulierteGaneschakomplexdargestelltundseinsymbolischesKapitalfürdiepsychischewiezugleichsoziokulturelleAuslegungdesVater-Sohn-KonfliktsinderWeltliteraturerläutert.

Wie Sigmund Freud den Ödipuskomplex aus der griechischen Mythologie herleitet,schöpftSudhirKakardenGaneschakomplexausder indischenMythologie. InSophokles‘grie-chischemDrama,aufdasFreudsichberuft,tötetderSohnÖdipusdenVaterLaios,inderindi-schenLegendeimMahabhagvataPuranatötetaberderVaterGottSchiwadenSohnGaneschaundbringtihnwiederverunstaltetalsTier-MenschzumLeben.NichtnurKafkasErzählung„DieVerwandlung“,sondernauchvieleandereliterarischeTexte,indenenderSohnwegenderdo-minierenden Vatergestalt zugrundegeht und sich (nicht) wiederfindet, ließen sich damit zu-gleichpsychischundsoziokulturellinterpretieren.DerGaneschakomplexlieferteinesymbolischreicheFundgrubefürdieDeutungderWeltliteratur.DasPolitischeindergegenwärtigenHorrorliteratur:EinVersuchmitdemGenreSalmanAbbasAligarhMuslimUniversityMan übertreibt nicht, wennman behauptet, dass Post-apokalyptische Literatur eine der ammeistenvorkommendenGattungendes21. Jahrhunderts ist.Bei solchen ‘dystopischen’Wer-kenhabenZombies–dieUntoten– immereinewichtigeRollegespielt.DiereanimiertenLei-chenexistierten inderPopkultur seiteiner langenZeit, aberderAufstieg ihrerPopularität inderUnterhaltungsliteraturderGegenwartistbemerkenswert.

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Oft erleben Leser in diesenWerken eine Behandlung von politischen Themenwie Biopolitik,LebensrechtundeineRückkehrdervormodernenZeiten.IndieserHinsichtbefasstsichderVor-tragmitzweiUnterhaltungsromanendieserGattung,nämlichMainakDhars“ChronicleroftheUndead”undStefanKalbers“Fleisch”.AngesichtsderkulturtheoretischenAnsätzederBiopoli-tikvonTheoretikernwieGiorgioAgambenundMichelFoucaultwirdhierversucht,dasGenreder Horrorliteratur politisch zu verstehen. Dabei wird analysiert, wie die Texte sichmit denfolgenden Fragen beschäftigen:Was heißt, lebendig zu sein, undwie reguliert der Staat dasLebenderBürgereinesmodernenStaates?Das Paradigma der Intersektionalität in den Gender Studies am Beispiel von FeridunZaimoglusundGünter Senkels „Schwarze Jungfrauen“undMeenaKandasamys „TheGypsyGoddess“SaritaAnandUniversityofDelhiImDiskursdes21.Jahrhunderts,insbesondereimDiskursnach9/11,liegtderFokusbesondersaufFragendergesellschaftlichenStrukturindendreiDomänenrace,classundgenderunddar-aus abgeleiteten Subdomänen. „Unter Intersektionalität wird dabei verstanden, dass sozialeKategorienwieGender, Ethnizität,Nation oder Klasse nicht isoliert voneinander konzeptuali-siertwerdenkönnen,sonderninihren‚Verwobenheiten’oder‚Überkreuzungen’(intersections)analysiertwerdenmüssen.AdditivePerspektivensollenüberwundenwerden,indemderFokusauf dasgleichzeitige Zusammenwirkenvon sozialenUngleichheiten gelegtwird. Es geht dem-nachnichtalleinumdieBerücksichtigungmehrerersozialerKategorien,sondernebenfallsumdieAnalyseihrerWechselwirkungen“(Walgenbach2012:81).

Das Ergebnis einer solchen Analyse wäre eine Dechiffrierung der komplexen Verhält-nissevonMachtundUnterdrückungund ihrer Interdependenzen indenuntersuchtenTexten(zunächst jeweils intratextuell und intertextuell zwischen den verglichenen Texten) und ausdiesemVergleichabgeleitetinderLebenswelt(gesellschaftspolitischeRelevanzderProsa).An-handderunterschiedlichenProvenienzbeiderPrimärtexte lässtsich indieserDimensionauchdieUnterschiedlichkeitvonGesellschaftenreflektieren(DeutschlandundIndien).Erfassung der Bewegung in ‘Near-Future-Fiction’: Überlegungen zu einem Sub-Genre derScienceFictionSachitaKaushalUniversityofDelhiZudenmarkantenMerkmalenunsererZeitgehörenrapideWandlungenundInstabilitätinallenBereichen.EineForm,diedieseEntwicklungenthematisiertunddieimmerbeliebterzuwerdenscheint, ist Science-Fiction (SF). Narratologisch gesehen beruht SF auf einemNovum – einerNeuheitimSinneeinerneuentechnologischenodersoziopolitischenEntwicklung,diedieganzeWelt betrifft und grundsätzlich verändert. Solche Gedankenexperimente führen zu einer ArtVerfremdung,diewiederumeineTotalitätschafft.DaserzeugteinenSinnderMeta-Erzählung

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fürdiegegenwärtigenGeschehnisse,wassonst immerschwierigergelingt.UntersolchenFor-mender‚cognitiveestrangements‘(DarkoSuvin)spieltdieUntergattungder‚Near-Future-Fic-tion‘(NFF)einebesondereRolle.Mit‘Near-Future-Fiction’sinddabeimeistenssolcheGeschich-tengemeint,dienichtnuraufderZeit-SkaladerjetzigenWeltzuverortensind,sondernauchaufdieserErde,undindenendieHauptakteurenochalsMenschenzuerkennensind.Perdefi-nitionem liegt der Fokus solcherNarrative also auf vonMenschen verursachtenÄnderungen,durchdiedie ganzeWeltordnungentweder sich verändert oder schon verändertworden ist.AufdieseWeisenimmtdieseErzählformdieTotalitätderganzenWeltsamtderzeitlichenDi-mensiondirektindenBlick.

Dieser Vortrag legt den Fokus auf die Untersuchung einer der NFF-Formen in zweiRomanen–BenjaminSteinsReplayundAnilMenonsTheBeastwithNineBillionFeet.Diebei-denRomaneähnelneinandernichtnurdarin,dassdietranshumanenEntwicklungeninbeidendenthematischenSchwerpunktbilden,sondernauchinderWeise,inderdiesichänderndeZeitundWelt inderErzählungerfasstwird. DurchdenVergleichwirdauchuntersucht,wiedieseFormderNFFindenausunterschiedlichensoziopolitischenKontextenentstehendenGeschich-tenjeweilsandersadaptiertwird.Autorenbibliothekendigital–MöglichkeitenundGrenzendervirtuellenRekonstruktionamBeispielWielandundGryphiusDieterMartinAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgDieBildungsweltunddasgeistigeProfil vonGelehrtenundSchriftstellern spiegeln sich–we-nigstensinEpochen,diedenuniversellenZugriffaufdigitaleWissensträgernochnichtkannten– auf besondereWeise in deren Bibliotheken wider. Aus dieser Erkenntnis heraus hat manschonseitlangemdieBuchbeständebedeutenderPersonenderKulturgeschichtebewahrt,bib-liographisch dokumentiert und erforscht. Die Erkundung historischer Bibliotheken erlebt imZugeder›DigitalHumanities‹derzeiteinevonmedialenInnovationenbeförderteBlüte.WelcheneuenErschließungsmöglichkeitendieNutzungdigitalerHilfsmitteleröffnet,sollanzweiAuto-renbibliotheken gezeigt werden: Erstens der Bibliothek Christoph Martin Wielands, die amDeutschen Seminar der Universität Freiburg in einemweitgehend abgeschlossenen, von derThyssen-StiftunggefördertenProjektvirtuellrekonstruiertwordenist(https://wvb.ub.uni-frei-burg.de); und zweitens an der Bibliothek der Barockdichter Andreas und Christian Gryphius,deren Erschließung und Projektbeantragung gerade vorbereitet wird. Zunächst werden dieQuellenvorgestellt,dannwirddie fürdieErschließunggenutztedigitale Infrastrukturpräsen-tiert,undschließlichwerdeneinigeForschungsperspektivenentwickelt,umsodieMöglichkei-tenfürdieArbeitmitvirtuellrekonstruiertenAutorenbibliothekenanzudeuten.

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SinnlicheErkenntnisDieZweideutigkeitderepistemischenReferenz–alsattentioundabstractio–inAlexanderG.BaumgartensLehrevondercognitiosensitivaBabuThaliathJawaharlalNehruUniversityAlexanderGottliebBaumgartenentwickeltseineLehrevondercognitiosensitiva inAuseinan-dersetzung mit der tradierten cartesisch-neuzeitlichen Epistemologie des Rationalismus. DieSinnlichkeit, die konventionell dem „unteren Erkenntnisvermögen“ zugerechnetwird, scheintdabei gegenüber dem verstandesmäßigen bzw. logisch-begrifflichen Erkennen bevorzugt zuwerden. Jedoch bezweckt Baumgartenmit seinenGrundvorstellungen von der sinnlichen Er-kenntnis, der ästhetischenWahrheit, demästhetischenRationalismusu. a. keineUmkehrungdervorherrschendenhierarchischenStrukturderEpistemologie;stattdessenplädierterfüreinenotwendige Gleichstellung und Korrelativierung zwischen der sinnlichen und der logisch-abstraktenErkenntnis,zwischenästhetischerundlogischerWahrheit.NachBaumgartensolldieÄsthetikeigenständignebenderLogikstehen.DieGleichstellungderÄsthetikmitderLogikver-anlasst ihndemnach zuderAnnahmeeinerbesonderenArt verbindlicher Erkenntnis, darge-stelltvoralleminseinerGrundvorstellungvonästhetikologischerWahrheit(veritasaesthetico-logica)oderästhetischerEpisteme(epistemeaisthetike). Offensichtlich basiert die ästhetische Erkenntnislehre Baumgartens auf dieser Verbin-dungvonÄsthetikundLogikimRahmeneinercognitiosensitiva,diehier–wieniezuvorinderPhilosophiegeschichte–hervorgehobenwird.AllerdingserweistsicheinederartigeGleichstel-lungundSynthese zwischenSinnlichkeitundVerstandkaumalsproblemlos.Denn zugunstenseiner Lehre der sinnlichen Erkenntnis stellt sich Baumgarten den epistemischen Zugang (zudenErfahrungsobjekten)alseinZusammenspielvonattentio(Aufmerksamkeit)undabstractio,alsoderlogisch-begrifflichenAbstraktion,vor.

InmeinemVortragversucheichaufzuzeigen,wieindieserVorstellungBaumgartens,diedie konträrenVorgängedes subjektiv-epistemischenZugangs zumObjektmiteinander gleich-stellt und in sich einschließt, unvermeidlich eine Zweideutigkeit der epistemischen Referenzzutage tritt. Da das Apodiktische an Erkenntnissen notwendig einen hinreichenden epistemi-schenZugang (zudenerkanntenObjekten)bedingt, sollte imPrinzip jede Zweideutigkeit derepistemischenReferenzdieGewissheitderErkenntnissegefährden.InWahrheit jedochberei-chertdieseZweideutigkeitdasErkenntnisvermögen,indemdiesinnlicheErkenntnistendenzielldie Finalität begrifflich-abstrakter Erkenntnisse durchbricht und dabei deren Unendlichkeiterfahrbarmacht.„SorveteunTemaisnichDütsch“:PortugiesischeLehnwörterindreideutschenVarietätenSüdbrasiliensGözKaufmannAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgDiegrößteKonzentrationDeutschsprachigeraußerhalbEuropasfindetmaninBrasilien.Insbe-sondereimsüdlichstenBundesstaat,inRioGrandedoSul,werdennochvieledeutscheDialektegesprochen,wobeiunserFokusaufdemHunsrückischen,demPommerschenunddemMenno-

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nitenplautdietschen liegt. Die divergierende Einwanderungsgeschichte dieser drei Sprachge-meinschaftenunddieunterschiedlicheIntensitätihresKontaktszurbrasilianischenMehrheits-gesellschaftverursach(t)endeutlicheUnterschiedeinderlexikalischenBeeinflussungdurchdasPortugiesische.RelevantistdabeisowohldieabsoluteEntlehnungshäufigkeitalsauchdiepho-nologischeundmorphologischeFormderEntlehnungen.DieindiesenBereichenfeststellbarenUnterschiedeermöglichenunseinenfaszinierendenEinblickindasmentaleLexikonderbilingu-alenSprecher/innen.DanebenzeigendieseUnterschiedeauch,wieunterschiedlichdasPrestigedesPortugiesischenfüreinzelneTeilgruppenist.DeutschsprachigeFrauenverhaltensichinBe-zugaufportugiesischeEntlehnungen zumBeispieldeutlichandersalsdeutschsprachigeMän-ner.AlsDatengrundlagefürunsereAnalysendienenfreieGesprächeunddieÜbersetzungvon46portugiesischenStimulussätzenindiedreideutschenVarietäten.DieseÜbersetzungenwur-denbishervon129Informant(inn)endurchgeführt.KitschalskulturkritischerSchlüsselbegriff–beiAdorno/HorkheimerundbeiHermannBrochMilindBrahmeIITMadrasDiezeitgenössischeRelevanzdesKitschbegriffs– imPolitischensowie imKünstlerischenbzw.Medialen–istkaumzuüberschätzen.Dermoderne/postmoderneKünstlerkommtals„Künstlernicht (um den Kitsch) herum“ (Scheit, 2010), sei es als Ornament, sei es als Kitsch imAlltag/HaushaltoderinderPolitik,woersogarglobalwaltet.

Inwas für einemVerhältnis zueinander stehendie unterschiedlichenManifestationen(oder vielleicht Dimensionen) von Kitsch? Und was für einen Erkenntniswert hat heute dasWissen umdenKitsch? SindDifferenzierungenwie Kitsch imHaushalt (= nicht so gefährlich)und Kitsch im Politischen (= “wirkliches Verbrechen“) sinnvoll und haltbar? Lohnt es sichüberhaupt,denBegriffzudiskutieren?

EinkontrastivesRereadingderverschiedenenPositionen–hieramBeispielderkultur-bzw. literaturkritischen Essays/Schriften/Fragmente Hermann Brochs und der KritischenTheorie–könntemöglicheAntwortenaufdieseFragenbieten.DialogischeAnthropologiederLüge:EineUntersuchungamBeispielvonBriefenChandrikaKumarDoonUniversityAm 7. Dezember 1938 schrieb Emil Abderhalden, Präsident der deutschen Akademie derNaturforscher Leopoldina, einen Brief an die damalige staatliche Autorität, dessen InhaltWielandBerg(2015) inseinemwissenschaftlichenBeitragals ‚eineehrenwerteLüge‘bezeich-net.Eslässtsichhieralsofragen,warumdennderInhaltdiesesBriefes‚eineehrenwerteLüge‘geheißenwerdensoll.Fernerkönntemannochfragen,welchemZweckdieserBriefundseineLügezudienenhatten.BeinähererUntersuchunggelangtmanzurErkenntnis,dassdieseLügeauspurerAbsichtverfasstwurde,dieandiepolitischeWahrheit ihrerZeit,alsoandiePropa-gandadesNationalsozialismus,diejüdischenMitgliederderLeopoldinazustreichen,schonge-dachthatte.

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AbderhaldensBriefzeigt,dassmanchmaldiemenschlicheFähigkeitzulügensichauchalseineStrategieerweist,einunerwünschtesGeschehniszuverhindern.LügenbedarfalsoeinerEinbil-dungskraft,die ingewissemMaßedieVorhersehbarkeitundzumTeilauchVorwissenvoraus-setzt.ObdieseEinbildungskrafteineimverbalenundnicht-verbalenKontextständigpräsenteanthropologische Konstante sei, soll im Rahmen des proponierten Vortrags anhand diesesBriefesundeinigerandererähnlicherBeispielediskutiertwerden.

DerBriefkannnichtnuralseinhistorischesDokumentundeineliterarischeKunstform,sondernauchalsAusdruckhumanerIntentionenbetrachtetwerden,dernebendenTatsachenundwichtigenMitteilungenauchnötigeLügenmitbeinhaltenkann.Eskommtnatürlichdaraufan, wie die Tatsachen und Mitteilungen dargestellt werden und ob sie überhaupt verstelltwerden.DennderBriefistseinerNaturnacheinschriftlichesGesprächunddadurcheinDialogmit seinem Rezipienten. Daher lohnt es sich, den Brief aus der Perspektive der dialogischenbzw.philosophischenAnthropologie,diemanbeiMartinBuberkennenlernt,zubetrachtenundstudieren.

In diesem Sinne soll imVortrag versuchtwerden, die dialogische bzw. philosophischeAnthropologie der Lüge am Beispiel von Abderhaldens Brief (und einiger weiterer Briefe) zuuntersuchen.ÄsthetischeBeschreibungderNaturinAlexandervonHumboldtsAnsichtenderNaturMercyVungthianmuangGuiteJawaharlalNehruUniversityDieserVortragversuchtdie literarischeTechnik zuanalysieren,dieHumboldt in seinemSam-melwerkAnsichtenderNatur(ersteAusgabe1808)verwendethatunddiestarkvondenklassi-schengriechischenSchriftenbeeinflusstwar.DentiefstenEinflussaufdasWerkhattedergrie-chische Geograph Strabo, dessen philosophischer Ansatz sich in Humboldts literarischemSchreibenwiderspiegelt.

Des Weiteren setzt sich der Beitrag mit den ästhetischen Aspekten von HumboldtsNaturerfahrungen auseinander. Der Vortrag versucht nicht nur Humboldts Landschaftsbe-schreibungen inVerbindungmitdenwissenschaftlichenBeschreibungenhervorzuheben, son-dernauchHumboldtsästhetischeNatureindrückezuanalysieren.CharakteristischfürAnsichtenderNatur istinersterLiniedasszenischePorträtmitdenmorphologischen,empirisch-analyti-schen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Sichtweisen Humboldts. Die Naturbe-obachtungwurdemit der natürlichen Physiognomik und der Kulturgeschichte desMenschenverbunden.SubjektivitätinderSachliteraturüberdieUmwelt–eineökokritischePerspektiveAnjaliPandeTheEnglishandForeignLanguagesUniversityWenneineAutorinihrWerkdenimWaldlebendenTierenwidmet,beziehtsieschonStellunggegendieÜberlegenheitdesMenschenals Spezies ineinerWelt,die ständigvomMenschenverändert und beschädigtwird. DieseAutorin istmal Journalistin,malUmweltaktivistin oder

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Biologin.AlsobjektiveChronistindesAnthropozän istdieseAutorinkeine romantische,naiveNaturliebhaberin.DerMensch ist in ihrenBeschreibungenkeinHeldmehr, sonderneherderÜbeltäter,unddieAutorinübernimmtdieRollederBetroffenenselbst.IhreSubjektivitätdientinsolchenSachtextendazu,diePerspektivedesAnderenzuvertreten,seiesdievomAusster-benbedrohteTierartTiger(Pantheratigris)oderdieaufdenidyllischenAndamanen-undNiko-baren-InselnwohnendeUrbevölkerungwiedieJarawa.DurcheineposthumanistischeLektürederSachliteraturüberdieUmweltwirddieserBeitragdarzustellenversuchen,wiesichderAnti-Anthropozentrismus im Schreiben zweier indischer Autoren von faktischen Reportagen undBeschreibungenwiderspiegelt.DieDiskussionwirdsichaufdieTextevonPrernaSinghBindra,Umweltexpertinundu.a.VerfasserindesBuches„TheVanishing– India sWildlifeCrisis“undaufdieBerichtevonPankajSekhsaria,UmweltjournalistausHyderabad,dersichmitdenUm-weltkrisenderAndamanenundNicobarenbeschäftigt,beziehen.FiktionaleGeschichtsschreibunginausgewähltenzeitgenössischenRomanenShrikantPathakUniversityofMumbaiInderArbeitwirdzunächstdieDarstellungderGeschichteinzeitgenössischenRomanendisku-tiert.ChristianKrachtsImperium(2012),DanielKehlmannsDieVermessungderWelt(2005)undTimurVermesEristwiederda(2012)fungierendabeialsPrimärquellen.PastichealsStilimita-tionspielteinewichtigeRolle indiesenRomanen.HyperrealitätundSimulacrum(Baudrillard)isteinTeilunsererGesellschaftgeworden.DieseBegriffespiegelndieerzählteWeltwider.DiemetafiktionalenStellen indenRomanen sind sehrbedeutend fürdieAnalyse.DasGenredesHistorischen Romans wird zudem an der ausgewählten Literatur näher erläutert. SchließlichwerdenalledieseBegriffeundihreRolleimpostmodernenKontextdiskutiert.Dhoch3-ImpulsefürdieDeutschlehrerausbildunganHochschulenweltweitAnnaKuhntJawahalalNehrUniversityDieserVortragsolleinenkurzenÜberblicküberdasneueFörderprogramm‚Dhoch3‘desDAADgeben. Das Projekt ist eine Lernplattform, die vom DAAD und acht deutschen Hochschulen(Universität Leipzig, Gießen, Duisburg-Essen, Bielefeld, LMU, Jena, TU Berlin, TUDarmstadt)sowieINCCAS(InterculturalConsultancyandStudies)entwickeltwordenist,umdieAusbildungvonangehendenDeutschlehrerinnen/DeutschlehrernundHochschulmitarbeitendeweltweitzuunterstützen.

InsgesamtgibtesderzeitachtStudienmodule,dievorallemfürdasMasterniveaukon-zipiert sind. ImVortragwerden die einzelnenModule näher beleuchtet, und eswird auf dieStrukturundAnwendungeingegangen.AbschließendsolleinaktuellerErfahrungsberichtüberdieArbeitmit‚Dhoch3‘anderJNUdenVortragabschließen.

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EinsatzspielerischerVermittlungsmethodenimDaF-UnterrichtMihirKulkarniUniversityofMumbaiDas Aufkommen des handlungsorientierten kommunikativen Ansatzes für den Deutschunter-richthat verschiedeneneueVermittlungsmöglichkeitenmit sich gebracht.Neueste Forschun-genhabenfestgestellt,dassSpaßbeimLernendenSpracherwerbbegünstigt.IndiesemVortraggehtesumdenEinsatzverschiedenerStrategienamDepartmentofGermananderUniversitätMumbai,diedaraufzielen,SprachespielerischzuvermittelnunddabeiSpaßzuerzeugen.DazugehörendiverseLernspiele,ProjekteundAktivitäteninnerhalbundaußerhalbdesKlassenzim-mers.DieausdieserAnwendunggewonnenenErkenntnissewerdenimVortragvorgestelltundreflektiert.DerEinsatzvonhandlungsorientiertenLernstrategienimDaF-UnterrichtSammatiBalgiUniversityofMumbaiMittels neurodidaktischer Lehr-Lern-Forschungen lässt sich herausfinden, dass die Fӧrderungaktiver Teilnahme von Lernenden und dass insbesondere Bewegung im Sprachunterricht zuSpaßundFreudeamLernenführenundeineneffektiverenLernprozessermӧglichen.DerVor-tragberichtetvondemVersuch,AnregungenundkreativeIdeeninBezugaufdas,,LernenmitHandeln“ imDaF-UnterrichtanderDeutschenAbteilungderUniversitätMumbai indiePraxisumzusetzen.AlsbesondersgewinnbringenderweisensichdabeihandlungsorientierteLernakti-vitäten,kreativeProjekte sowiedigitale Lernplattformen.GefragtwirdnachderRolle solchergehirngerechtenLernstrategienundnachihremBeitragzuLernerfolgenimSprachunterricht.„HinausinsFreie,indieAbenteuerdesErzählens“:WolfgangBüschersFußreisevonBerlinnachMoskauGesavonEssenAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgAlsWolfgangBüscherimSommer2001inBerlindieTürhintersichschlossundeinfachlosging,„sogeradeauswiemöglichnachOsten“,nachMoskaunämlich,seier,wieerrückblickendno-tiert, der „poetischste[n]“und „freieste[n]“ Idee vonallen gefolgt.Auf seinerdreimonatigen,2500 Kilometer langen Fußreise, über die Büscher in seinem preisgekrönten Buch Berlin –Moskauberichtet,durchquertderAutoreinen(Natur-,Geschichts-,Kultur-,Staats-)Raum,derdurch ganz unterschiedliche Koordinaten, Semantiken und Projektionen kartiert ist: WelchehistorischenBezügewerdendurchdaserzählende Ich freigelegt?Wieverhaltensich inseinerWahrnehmungEigenesundFremdes,WestenundOsten,ZentrumundPeripheriezueinander?WelcheRollespielenGrenzerfahrungenundKonstellationendesTransitorischen?BüschersRei-seberichtverknüpft(faktuale)Reportageund(fiktionale)LiteraturundläßtsichdabeibisindenModusdesSchreibenshineinvomspezifischenRhythmusdesGehensleiten.

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ReiseberichtundnationaleIdentität.LiterarischeDeutschlandreisennach1989ChristopherMeidAlbert-Ludwigs-UniversitätFreiburgInden JahrenseitderWiedervereinigungerlebenReiseberichteüberDeutschlandeineHoch-konjunktur: IndieserZeitsindmehrals30einschlägigeTexteerschienen.NichtwenigedieserReiseberichte von so unterschiedlichen deutschen Autoren wie Wolfgang Büscher, RogerWillemsen oder Benjamin von Stuckrad-Barre erreichen eine hohe Auflagenzahl und sind immedialen Diskurs präsent. Zahlreiche Texte tragen das durchaus verkaufsfördernde Label‚deutsch‘bzw.‚Deutschland‘explizitimTitel.AuchinderfiktionalenLiteratursindReisendurchDeutschlandeinThema,soetwainChristianKrachtsRomanFaserland.ImGenrederReiselite-raturwirdalsodieFrageverhandelt,wasunterderKategorie‚deutsch‘eigentlichzuverstehensei.DieReisenfindenimModusderSuche,derFragenachKulturundIdentitätstatt.AufganzunterschiedlicheWeisebegegnendieReisendendabeiderHerausforderung,daseigeneLandunddieeigeneKultur zuerforschen:WolfgangBüscheretwakartographiertdaswiederverei-nigteLand,indemeresentlangseinerAußengrenzeumrundet,LandolfScherzer,DieterKreuz-kamp und Fred Sellin folgen der innerdeutschen Grenze. Westdeutsche Autoren wie RalphGiordanooderRogerWillemsenbeschreibenausgiebigdieneuenBundesländer,umdieweißenFleckenaufihrermentalenLandkarte,denihnenfremdenOstenderBundesrepublikzuentde-cken.DerVortragnimmtdiesereiseliterarischenAuseinandersetzungenmitDeutschlandindenBlick.DabeistehtzumeinendieFrageimZentrum,wieeineGattung,dietraditionellderErkun-dungderFremdedient,nunzumMediumderSelbsterkundungumfunktioniertwird,zumande-rengehtesumdasprekäreVerhältnis vonGeschichts-und IdentitätskonstruktionangesichtsdeutscherErinnerungsorte.FlüchtendeExistenzen:ReflexionenzumThemaGrenzüberschreitunginSchlafgänger(2014)vonDorotheeElmigerJyotiSabharwalUniversityofDelhiDiegegenwärtigenPostulatederGrenztheoriefindeneinenpoetischenAusdruckinSchlafgän-ger, dem 2014 erschienen Roman der Schweizer Autorin Dorothee Elmiger. Das Thema derGrenzenzwischenEinheimischenundEinwanderern istnichtnureinhochaktuellesSchweizerThema, sondern findeteineResonanz inderdeutschsprachigenLiteraturderGegenwart.DerRomanbeschäftigt sichmitdenNeuankömmlingen indenGroßstädtenEuropas: FlüchtlingenausanderenLändern.

FluchtundGrenzüberschreitungsindkeineneuenTopoi inderdeutschsprachigenLite-ratur.DieExilliteraturdesvorigenJahrhundertsthematisiertedieFluchtundGrenzüberschrei-tungvomFaschismusbedrohterEuropäerübermehrereNationalgrenzenhinweg. Jedochha-ben die neuen Kriege undwirtschaftlichen Krisen die europäischen Städte zu ZufluchtsortenvonMillionenMenschengemacht.DiesesveränderteStadbildspiegeltsichindemexperimen-tellenNarrativwider. Durch Verzicht auf einen klassischenHandlungsaufbau erzeugt Elmiger

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eine Polyphonie von Perspektiven. Sie spannt professionelle Grenzüberschreiter zusammen,darunter einen Logistiker und eine Übersetzerin, und lässt sie über Grenzen sprechen: überOrtlosigkeit und Sprachlosigkeit, Herkunft und Gerechtigkeit, territoriale und metaphorischeGrenzen,HeimatundMigration.EsentstehteinDiskurs,indemeskeineLösungengibt,janichteinmalLösungsvorschläge,auchkeinenrotenFadenzurLösungssuche.

Alle Theorien der Ästhetik basieren auf dem Prinzip der Widerspiegelung vonLebensprozessen(GeorgLukács:ProblemedesRealismusIII);dementsprechendistderRomanSchlafgängerrepräsentativfürdiepoetischeVersprachlichungderProblematikvonflüchtendenExistenzenderGegenwart.RaumundBewegunginderLiteratur:ZurFragederIdentitätaneinemNicht-OrtMeherBhootUniversityofMumbaiDie Präferenz der Postmoderne für Raum und Bewegung schlägt sich dank des Spatial Turnauch inder Literatur nieder; damit geht eineAnerkennung vonBegriffenwie ‚Transiträume‘,‚Nicht-Orte‘ (de Certeau), ‚Heterotopien‘ (Foucault), ‚imagined geographies‘ (Edward Said),‚Thirdspace‘(EdwardSoja,HomiK.Bhabha)u.a.einher. DadieseRäumesowohlalsOrtederBegegnungenmitdemAnderenalsauchmitdemSelbstdienen,stellensiedieeigeneIdentitätinFrageundführenzuderFragenachdemwahrenSinnderExistenz.DerNicht-Ort,dernachMarcAugedas„GegenteilderUtopie“ist,spiegeltdenAspektderPostmodernewider,indereinIndividuumsichselbstundseineIdentitätinderMasseverlierenkann.DerBeitragversucht,dieverschiedenenRaumbegriffenebeneinanderzustellen,umimKontextderGrenzsituationenwieMigrationundFlucht sichmitderKategorievon individueller Identitätauseinanderzuset-zen.ÄltereundneuereTexteausderdeutschenLiteraturdienendazualsBeispiele.ZwischendembürgerlichenTrauerspielundGrips:DasDramainLehreundForschungDiptiTambeUniversityofMumbaiDerSchwerpunktdiesesVortragsliegtaufErkenntnissen,dieichausdemUmgangmitdramati-schenTextenimUnterrichtunddemEinsatzvondramenorientiertenÜbungenindiversenKur-senderGermanistikgewonnenhabe.Dargestelltwirdauch,wiesichausderBeschäftigungmitDramen im Kurs unterschiedliche Ideen für die Forschung ergaben und wie sich daraus dasThemadesGrips-TheatersfürdieDoktorarbeitentwickelte,dassichwiederumimKurseinset-zenließ.SomitwirdüberdieErfahrungreflektiert,wieLehreundForschungHandinHandge-henkönnen,woraufichalsLehrerinundNachwuchswissenschaftlerinbesondersachtenmüssteund welche anderen Aktivitäten am Department of German der Universität Mumbai unter-nommenwerden,umdieForschungzufördern.

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DerimperialeKosmopolitismusunddieAnfängederGermanistikimWestenIndiensAnushkaGokhaleCentralUniversityofGujaratObwohldieTraditionderGermanistik in Indienetwahundert Jahrealt ist,unterscheidet sichdas Fach inderKolonialzeit vonderpostkolonialenGermanistikdarin,dassesnicht inersterLinieandasProjektderVerbreitungderdeutschenIdentitätundKulturgebundenwar.FernerübtendiedeutschsprachigenLänderkeinedirekteKontrolleüberdiePädagogikderdeutschenSpracheundLiteraturinIndienaus.AusgehendvondieserTheseuntersuchtdasVorhaben,wiein der Kolonialzeit an derUniversitätMumbai das FachGermanistik das Konvergieren dreierunterschiedlicherKräfteermöglicht:Erstens,diebritischeimperialeHerrschaft,welchesichalsVertreterdeseuropäischenZivilisationsprojektsdurchdieAnnahmeeines„kosmopolitischen“Rahmens zu legitimieren versuchte, zweitens, dasWiederauftauchen der Chitpavan-Brahma-nen,welcheangesichtsder sozialenMobilitätderunterenKastendurchdiebritischeBildungunterdemGefühlderNiederlageundAngst litten,unddrittens,dievon ihren religiösenundkulturellen Sorgen angetriebenen schweizerdeutschen Jesuiten in der Rolle als Curriculumge-stalterundPrüfer.DerBeitragwirdversuchen,folgendeFragenzuuntersuchen:WelcheRollespielenDeutsch undWissen überDeutschland imAllgemeinen im Projekt der kolonialen Bil-dung in Indien?WasbesagtdieEinführungdesDeutschenalsZweitspracheanden indischenUniversitäten über die britische bzw. koloniale Bildungspolitik? Undwas führt die ChitpavanBrahmanen dazu, sich von Anfang an einen exklusiven Zugang zur deutschen Sprache zu si-chern?UmdreiwichtigeThesendesVorhabensvorwegzunehmen,hoffe ichdurchdieAusei-nandersetzungmitderVorgeschichtederGermanistikimWestenIndiensaufzuzeigen:Erstens,dassdiehistoriographischeÜberbetonungdesanglo-deutschenAntagonismuszusehrdieaufWettbewerbberuhendePerspektivebegünstigtunddie„vergleichendebzw.komparatistische“Bedeutung Deutschlands für das imperiale Zivilisationsprojekt der Briten in Indien verfehlt.Zweitens, dass die deutschen intellektuellen Traditionen konstitutiv für die SelbststilisierungdesviktorianischenGroßbritannienim19.Jahrhundertwaren,unddrittens,dasseherdasbe-reitsseitdem19.Jahrhundertvorhandene,durchdieBritenvermittelteWissenüberdiedeut-scheGeschichtebzw.diedeutschenintellektuellenTraditionenalsdieSubversionderKolonial-herrschaft der Beweggrund für das Erwerben der deutschen Sprache unter den Chitpavan-Brahmin-Intellektuellenwar.StolpersteinebeiderÜbersetzungvondeutscherLiteraturinsHindiNamitaKhereUniversityofDelhiDieGeschichtederdirektenÜbersetzungdeutscherLiteraturinsHindiistknapp100Jahrealt.SeitdemsindzahlreicheWerkeveröffentlichtworden,abereineAuseinandersetzungmitdemSprachenpaarDeutsch-Hindi liegtbislangnichtvor.UmeinenSchritt indieseRichtungzuma-chen,sollenSchwierigkeitenbzw.HerausforderungenbeimÜbersetzenanhandeinigerWerkenäherbetrachtetwerden.Dabeiwirdvorallemauf semantische, syntaktischeund stilistischeSchwierigkeitenBezuggenommen,diebeimÜbersetzenauftreten;anhandkonkreterBeispielesollen sodannWegeodermögliche Lösungen zurÜberwindungdieser Schwierigkeitenaufge-

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zeigtwerden.Ziel istes,eineSystematik zuentwickeln,diekünftigÜbersetzungenvondeut-scherLiteraturinsHindierleichtert.

Für dieses Vorhaben werden folgende Werke besprochen: Kaanch ke aansoo (HertaMüller: DerMensch ist ein großer Fasan auf derWelt), Bhookh ka vyakaran (HertaMüller:Atemschaukel), Ek ajnabi se mulakaat (Begegnung mit dem Fremden: Eine AnthologiedeutschsprachigerFrauenliteratur,1945–2014),Aurbadiummeed(IlseAichinger:DiegrößereHoffnung)undeinigeTexte,dieTeileinerAnti-Faschismus-Anthologiesind.DergefangeneKörperinGeorgKleinsdystopischemRomanMiakroSumanSinghAligarhMuslimUniversityDerVortragbeschäftigt sichmitdemdystopischenRomanMiakro, indemeineunterirdischeArbeitsweltdargestelltwird.IndiesemseltsamenBüroarbeitenMänneranGlasarbeitstischen.Essen und Schlaf sind integraler Bestandteil des Bürolebens, das als ein geschlossener Raumerfahrenwird. JenseitsderArbeitsweltgibteseinewildeWelt,aberFluchtversuchekommenkaumvor.

Miakro schildert eine dystopische Zukunft, wo die unbewusste Unfreiheit in der Ar-beitsweltdasLebenüberwältigthat.FrancoBifoBerardisetztsichinseinemWerk‚TheSoulatWork:FromAlienationtoAutonomy‘mitdenneuenFormenderEntfremdungdesKörpers inderGegenwartauseinander, inderdieFluchtbzw.EntfernungvonderArbeitsweltunmöglichgewordenist.AnhandvonBerardisIdeederEntfremdungdesKörperswirdderVortragversu-chen,denRomanthematischundderFormnachzuuntersuchen.DieKrisederFiktioninpostfaktischenZeiten:WieleseichChristaWolfheute?OmPrakashBanarasHinduUniversityDerVortragbefasstsichinersterLiniemitderFragedeskontinuierlichenStellenwertsderFik-tion inderpostfaktischenZeit, inderdieTrennungzwischendemFaktischenunddemFiktio-nalenimmerunschärferwird.ImVordergrundstehtdieThese,dassdieLiteratur,dietrotzihresfiktiven Charakters immer einen legitimen Anspruch aufWahrheit erhoben hat, heute nochmehr kämpfen muss, um ihren ursprünglichen Status zu verteidigen. Im Anschluss an dieseThesewirddiskutiert,wiedieWerke vonChristaWolf (insbesonderediejenigen,die sichmitder realsozialistischen Wirklichkeit der DDR beschäftigten) zum Zeitpunkt ihrer Veröffentli-chungvondemdeutschenPublikumrezipiertundwahrgenommenwurden.AmEndewirderör-tert,obdiegewöhnlicheLinsezurBetrachtungderWerkevonChristaWolfimmernochange-messenist.

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Einsatz der vorhandenen SprachebeimDeutscherwerb– neuedidaktischePerspektiven imDaF-UnterrichtinIndien.ManusmritiJoshiUniversityofDelhiIn diesem Beitrag wird die Rolle des Konzepts derMehrsprachigkeit im Fach DaF diskutiert.Mehrsprachigkeitsforscher gehen davon aus, dass Fremdsprachenlernen effektiver ist, wennmanbewusstaufbereitsvorhandeneSprach-undSprachlernerfahrungenzurückgreifenkann.Die bereits vorhandenen Sprachlernerfahrungen helfen dabei, weitere Sprachen schneller zulernen.

Nach der Mehrsprachigkeitsdidaktik sind die vorhandenen Sprachkenntnisse undSprachlernerfahrungenbeimneuenSpracherwerbfürdieLernendensehrhilfreich.WieheutederSprachunterrichtneuausgerichtetwerdenkannundwiemandasVorhandenseinvonvielenSprachenfürdasDeutschlernennutzenkann,wirdindemBeitragerlӓutert.Diese Studie, die sich auf Interviews undUnterrichtsbeobachtungen stützt, führt zumbesseren Verständnis vonDeutsch als Fremdspracherwerbprozess.Mit derHilfe desModellsderMehrsprachigkeitsdidaktik,desdynamischenModellsvonMultilingualismusunddesInter-komprehensions-ModellswerdenProzesseundPrinzipiendes Sprachenwechsels gezeigt.Wiedie indischenDaF-Lernendenmiteinerneuen lautlichenbzw.orthogaphischenFormkonfron-tiert werden und mit Hilfe der Erstsprache im Rahmen des kommunikativen UnterrichtsDeutschlernen,sollanhandderempirischenStudieerklärtwerden.

ZumSchlußwirdskizziert,welcheLernstrategienundPotenzialesichfürdenDaFUnter-richtinIndienergebenundwelcheLernziele(AutonomesLernen)dabeianGewichtgewinnen.