News aus Zahnmedizin und Praxismanagement - DENTAL … · 2019. 11. 18. · wie sich biomimetische...

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DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 201937(8) | 1 DENTAL MAGAZIN PATIENTENGERECHTE IMPLANTOLOGIE Weniger augmentieren I SEITE 30 REDUZIERTE KONZEPTE Next-Generation-Implantat I SEITE 40 THEMENSPECIAL Update DVT-Röntgen I SEITE 48 AUSGABE 8 I NOVEMBER 2019 DENTALMAGAZIN.DE MEHR I PRAXIS I WISSEN EXPERTENZIRKEL Implantate retten Seite 10

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DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2019;37(8) | 1

DENTALMAGAZIN

PATIENTENGERECHTE IMPLANTOLOGIE Weniger augmentieren I SEITE 30

REDUZIERTE KONZEPTE Next-Generation-Implantat I SEITE 40

THEMENSPECIAL Update DVT-Röntgen I SEITE 48

AUSGABE 8 I NOVEMBER 2019

DENTALMAGAZIN.DE

MEHR I PRAXIS I WISSEN

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TAL MAGAZIN

#8 2019

EXPERTENZIRKEL

Implantate rettenSeite 10

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Strategien für eine langfristige Rehabilitation des Alveolarkamms werden immer besser. Neue Ansätze reduzieren die Risiken und die Therapiebelastung. Dennoch

kann sich zum Beispiel eine Periimplantitis entwickeln und das Implantat gefährden. Wie lässt sich ein Implantat heute so lange wie möglich erhalten? Wann kommt man an einer Explantation nicht vorbei? Und: Braucht es eine komplett neue Definition der

Periimplantitis? Das diskutieren im aktuellen Expertenzirkel PD Dr. Dr. Markus Schlee, Forchheim, Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Mainz, und Dr. Thomas Braun, Geschäftsführer Geistlich Biomaterials. Ein Ergebnis: Augmentationen sind mit

partikulärem KEM vorhersagbarer als mit Blöcken (Seiten 10 ff. ).

Nicht immer, aber immer häufiger lassen sich Augmentationen komplett vermeiden. Wie das bei schräg atrophiertem Kiefer minimalinvasiv gelingen kann,

erklären sechs namhafte Experten ab Seite 30.

Eine Implantation in weniger als einer Stunde – von der Planung über die OP bis hin zur Provisoriumsherstellung – ist das realistisch? Ja, und zwar in Standardsituationen,

die 80 Prozent der Fälle ausmachen, sagt Dr. Conrad Kühnöl, der eine komplett digitalisierte Praxis in Dresden führt (Seiten 40 bis 41).

Digitaler Workflow startet in der Regel mit dem STL-Datensatz, den man mit dem DICOM-Datensatz der radiologischen Bildgebung matcht. Das ermöglicht

eine umfassende Diagnose und Behandlungsplanung. Braucht es dafür ein DVT-Gerät in jeder Praxis? Wenn ja, welches? Was gilt es zu beachten?

Unser Themenspecial „Update DVT“ mit Online-Produktübersicht bietet eine fundierte Orientierung (Seiten 48 ff.).

Wer sofort implantiert, sollte auf eine DVT-Aufnahme nicht verzichten, heißt es. Steigt die Sofortversorgung zum Standard auf, weil sich immer mehr Patienten kurze

Behandlungszeiten wünschen? Ist die gedeckte Einheilung bald passé? Einen spannenden Schlagabtausch liefern sich dazu Prof. Dr. Florian Stelzle,

München, und Dr. Anne Bauersachs, Sonneberg, in unserem neuen Format „Kontrovers“ (Seiten 34 bis 35).

Last, but not least: „Mehr Einfachheit durch Digitalisierung“ stand im Fokus des 5. World Dental Forums in Shenzhen. Wir waren für Sie vor Ort

und sprachen dort mit Prof. Dr. Jan-Frederik Güth, München (Seiten 6 und 8).

Ihr DENTAL MAGAZIN-Redaktionsteam

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08 SMART DENTISTRY

World Dental Forum 2019 in Shenzhen

10 EXPERTENZIRKEL

Implantate retten

22 DIGITALER KOMPLETTSERVICE

„Smile in a Box“ in der Implantologie

26 WASSERHYGIENE

Filtration und Elektrolyse gegen Keime

30 PATIENTENGERECHTE IMPLANTOLOGIE

Augmentationen vermeiden

34 KONTROVERS

Sofortversorgung – ist der Paradigmenwechsel da?

36 SOFORTVERSORGUNG

„SOS“ für zahnlose Unterkiefer

38 KERAMISCHE RESTAURATIONEN

So gelingt die Präparation

40 REDUZIERTES IMPLANTATKONZEPT

Next-Generation- Implantat

42 NACHGEFRAGT

Verbesserte Haftkraft mit MDP-Monomer

44 PORTRÄT

Die ganz besondere Praxis

48 THEMENSPECIAL

Update DVT-Röntgen

INHALT08_2019

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22„SMILE IN A BOX“

KOMPLETTSERVICEIMPLANTOLOGIE

26SICHERHEIT BEI DERWASSERHYGIENE

MIT FILTRATION UNDELEKTROLYSE GEGEN KEIME

44EINE BESONDERE PRAXIS

ZU BESUCH BEI DR.GUIDO ELSÄßER

34SOFORTIMPLANTIEREN

IST DER NEUE TRENDNUN STANDARD?

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DIGITALE ANNÄHERUNG AN DIE NATUR

„Das Ergebnis fällt nicht einfach aus dem Drucker“

Prof. Dr. Jan-Frederik Güth (LMU München) sprach auf dem World Dental Forum 2019 zum Thema „Digitale Biomimetik“. Was sich dahinter verbirgt und warum 3D-Druck mehr als nur „Drucker

bedienen“ bedeutet, erklärt er im Interview mit dem DENTAL MAGAZIN.

— Jenny Hoffmann —

Sie sehen zwei aktuelle „Megatrends“ in der Zahnmedizin: die digitale Revolution einerseits, biomimetische Konzepte ande-rerseits. Wie stehen die beiden Entwicklungen zueinander? GÜTH: Eigentlich widersprechen sich die Begrifflichkeiten in ihrer ursprünglichen Bedeutung. Digital heißt, mit Nullen und Einsen zu agieren – schwarz oder weiß, richtig oder falsch. Biologie ist anders. Sie ist zwar auch sehr konsequent, aber hier haben wir es mit lebenden, wachsenden und sich verän-dernden Strukturen zu tun. Biomimetik wiederum bedeutet, wir beobachten, wie die Natur komplexe Probleme löst und versuchen daraus zu lernen. Diese Probleme sind häufig so komplex, dass wir sie mit herkömmlichen Methoden gar nicht abbilden oder analysieren und schon gar nicht umset-zen können. Hier können uns digitale Technologien helfen, Ergebnisse vorhersagbarer und besser zu gestalten.

Was steckt hinter dem „key to aesthetics“?GÜTH: Hinter dem beschriebenen „key to aesthetics“ steckt eine sogenannte Zahnstrukturdatenbank – ein Patent von Zahntechniker Josef Schweiger. Unser Ziel ist es, nicht nur die äußere Geometrie des Zahns zu erfassen, sondern auch in den Zahn hineinzugucken, um ihn bestmöglich reproduzieren zu können. Denn der Schlüssel zur natürlichen Funktion des Zahns liegt in seinem Aufbau – im Dentinkern und der um-hüllenden Schmelzstruktur. Im Bereich Polymere sind wir heute schon so weit, diesen Aufbau mittels Multimaterial-3D-Druckverfahren nachzuempfinden. Das sind nun die Hausaufgaben auch für eventuelles zukünftiges Bio-Printen.

Wie schätzen Sie den aktuellen Stand der 3D-Druck- Technologie für die Zahnmedizin ein?GÜTH: Wir müssen hier indikationsabhängig unterscheiden. Die gedruckte Chirurgieschablone sowie 3D-gedruckte Model-le haben jetzt schon ihre Berechtigung. Was Zahnärzte und Zahntechniker jedoch beachten sollten, wenn sie sich einen 3D-Drucker anschaffen: Das Ergebnis fällt nicht einfach aus dem Drucker, sondern muss noch „postprocessed“ – sprich nachbearbeitet werden. Wir müssen uns anschauen, wie sich die Materialien im Labor bewähren oder wie exakt das Gedruckte überhaupt ist. Im Bereich Mundeinsatz hatten wir gefühlt ja erst einmal eher eine Bruchlandung mit 3D- gedruckten Schienen: Diese waren häufig zu spröde und je länger das Material im Mund verbleiben soll, desto sicherer müssen wir sein – auch was die Biokompatibilität betrifft.

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Prof. Dr. Jan-Frederik Güth als Sprecher beim World Dental Forum 2019.

PROF. DR. JAN-FREDERIK GÜTHStellvertretender Direktor der Poliklinik für

Zahnärztliche Prothetik am Klinikum der Universität München, Spezialist für Prothetik der DGPro,

Stellvertretender Präsident der ADT.

AKTUELLES

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SMART DENTISTRY

World Dental Forum 2019Vom 13. bis 14. Oktober 2019 drehte sich in Shenzhen beim 5. World Dental Forum alles um digitale und ästhetische Zahnmedizin. Spannende Themen rund um Implantologie, Prothetik

und KFO begeisterten mehr als 700 Teilnehmer aus aller Welt.

— Jenny Hoffmann —

D as Vortragsprogramm des World Dental Forums (WDF) startete mit dem deutschen Referenten Prof. Dr. Jan-Frederik Güth (LMU München). Er erklärte,

wie sich biomimetische Konzepte mithilfe digitaler Techno-logien realisieren lassen. Derzeit sieht er zwei große Trends: einerseits die Bestrebung zu einer minimalinvasiven „Close-to-Nature“-Zahnmedizin und andererseits die „digi -tale Revolution“. Für Güth sind die Präzision und die Repro-duzierbarkeit digitaler Hilfsmittel notwendig, um überhaupt erst biomimetisch arbeiten zu können. Seine Empfehlung: „Je komplexer ein Fall ist, desto eher digital arbeiten!“

ÄSTHETISCHE ANFORDERUNGENDr. Yvonne King (Australien) fokussierte sich auf das Thema Ästhetik. Sie veranschaulichte anhand beeindruckender Vor-her-nachher-Bilder, wie sie mithilfe minialinvasiver Aligner-Therapie ihren Patienten zu einem „schönen Lächeln“ verhilft.

Dr. Hsuan Chen (Kanada) befasste sich auf spannende Art und Weise mit den Unterschieden gängiger CAD/CAM-Mate-rialien in Farbe und Transluzenz. Er stellte eine Möglichkeit der Kategorisierung vor, die dem Behandler bei der Auswahl des richtigen Materials nach ästhetischen Gesichtspunkten helfen kann.

FUNKTIONSDIAGNOSTIK UND KIEFERORTHOPÄDIEDr. Baldwin W. Marchack (USA) näherte sich dem Thema Ok-klusion in der Implantologie. Er erläuterte, wann es zu einer Überlastung des Kieferknochens aufgrund von Implantaten kommt, wie das ideale Okklusionsschema für Implantate aus-sieht und wie sich herausnehmbarer und festsitzender Zahn-ersatz in puncto Okklusion unterscheiden. Dr. Alex Fibishen-ko (Australien) stellte seinen Ansatz der All-on-4-Versorgung vor, die dem Patienten eine sofortige Rehabilitation mit gerin-gem postoperativem Trauma ermöglicht. Zwar sei All-on-4 nicht für jeden Patienten geeignet, so Fibishenko, aber bei

passender Indikation sehr erfolgversprechend in Sachen Ästhetik, Biostabilität und Hygiene. Ausschlaggebend für ein optimales funktionales und ästhetisches Ergebnis seien die richtigen Positionen und Winkel der Implantate, ein ausrei-chendes Knochenangebot und ein gutes Weichgewebsmana-gement. Kieferorthopäde Dr. Tian-Min Xu (China) referierte zum Thema engstehende Zähne. Er erläurte, wie er mithilfe des „XBT buccal tube“ – eines klebbaren Bukkalröhrchens – Eckzähne unter Beachtung der mechanischen und physiologi-schen Kräfte an die richtige Position bewegt, ohne ungewollte Bewegungen der Nachbarzähne auszulösen.

DIGITALE IMPLANTOLOGIE UND PROTHETIKDr. Nadim Z. Baba (USA) sprach über die Vorteile digital gefertigter Totalprothesen. Er zeigte einerseits die aktuellen Probleme im Bereich der konventionellen Herstellung und an-dererseits die Chancen des digitalen Workflows für Zahnarzt und Zahntechniker. Dass beide Parteien – Praxis und Dental-labor – von der Digitalisierung profitieren, untermauerten auch Dr. Sonia S. Leziy und Dr. Brahm A. Miller (beide Kanada).

Sie sprachen über ihre Erfahrungen mit der Einführung digitaler Prozesse in Diagnostik, implantologischer Planung und Behandlung.

Auch der junge Implantologe Dr. Gary Finelle (Frankreich) ist sich sicher, dass die Digitalisierung mehr Vereinfachung bringt und das Behandlungserlebnis für die Patienten ver-bessert. Er stellte mehrere digitale Workflows zu verschiede-nen Indikationen vor und erklärte, wie sein Team mithilfe der SMART-Guide-Technologie Implantatversorgungen plant und umsetzt.

Mehr Infos und Bilder zum WDF 2019 auf dentalmagazin.de.

Der traditionelle Löwentanz ist

fester Bestandteil der Eröffnung des World

Dental Forums. Er soll Glück bringen.

AKTUELLES

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Die Strategien für eine langfristige Rehabilitation des Alveolarkamms werden immer besser. Neue Ansätze reduzieren die Risiken und die Therapiebelastung.

Dennoch kann sich zum Beispiel eine Periimplantitis entwickeln und das Implantat gefährden. Wie lässt sich ein Implantat heute so lange wie möglich

erhalten? Wann kommt man an einer Explantation nicht vorbei? –– Anne Barfuß ––

Ein Thema, drei Meinungen

IMPLANTATE RETTEN

EXPERTENZIRKEL

PD DR. DR. MARKUS SCHLEEniedergelassen in eigener

Praxis in Forchheim

[email protected]

DR. THOMAS BRAUNseit 2001 Geschäftsführer der Geistlich Biomaterials GmbH

[email protected]

PROF. DR. DR. BILAL AL-NAWAS

Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,

plastische Operationen der Universität Mainz

[email protected]

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Herr Dr. Schlee, warum scheitern Implantate? Was sind die Hauptgründe?SCHLEE: Wenn ich ehrlich bin, scheitern sie oft an uns Zahnärzten. Fehlpositio-nierungen, inadäquates Weichgewebs-management und Zementreste dürften eine häufige Ursachen sein. Deutlich seltener sind Misserfolge auf Material-mängel zurückzuführen. Selbstver-ständlich tragen auch die genetische Disposition des Patienten sowie fehlen-de Compliance zu möglichen Komplika-tionen bei. Kommen all diese Faktoren zusammen, ist der Misserfolg natürlich vorprogrammiert.

Sprich, es entsteht Periimplantitis?AL-NAWAS: Richtig – und damit es so weit nicht kommt, sollte die Periim-plantitisprophylaxe bereits bei der In-sertion beginnen. Denn das korrekt positionierte Implantat toleriert viel, das gut mit Knochen umbaute Implan-tat ebenfalls. Nicht selten scheitern Im-plantate völlig unnötig.

Warum? AL-NAWAS: Vor allem wegen mangel-hafter Planung. Das dürfte einer der Hauptgründe für Komplikationen und aufwendiges Nachbessern sein. Es ist

einfach bitter, wenn man im Nachhi-nein ein langwieriges, invasives Weichgewebsmanagement betreiben muss, obwohl man mit einfachen Maßnahmen – nämlich einem kleinen Rolllappen – bei der OP-Freilegung tolles Weichgewebe hätte schaffen können. SCHLEE: Und noch bitterer sind schlecht positionierte Implantate. Da lässt sich allenfalls mit CAD/CAM-designten Abutments noch etwas richten, aber nur bis zu einem bestimmten Limit. Kann der Patient damit leben und entwickelt sich keine Periimplantitis, kann das Im-plantat in situ bleiben. Ist das Implantat

Abb. 1a/b Klinische Ausgangssituation: deutlicher horizonaler und vertikaler Knochenverlust (regio 45, 46)

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Abb. 2 Schnittbild aus dem DVT-Bild derselben Region

„Das ,Retten‘ muss genau durchdacht werden. Lässt sich ein ästhetisches

und funktionelles Outcome realisieren?

Welche Augmentationensind dafür erforderlich?“

Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas

aber kontaminiert und ästhetisch schwer zu tolerieren, plädiere ich in solchen Fällen nicht fürs Retten ...

Weil es zu teuer wäre? SCHLEE: Chirurgische Maßnahmen kön-nen das ursächliche Problem – die Fehl-positionierung – nicht lösen und sind deshalb misserfolgsbehaftet und des-halb manchmal wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Implantatreinigung, zum Beispiel das elektrolytische Verfahren, und vor allem die anschließende Aug-mentation, schlagen mit 1000 bis maxi-mal 2000 Euro zu Buche.AL-NAWAS: Das „Retten“ muss genau durchdacht werden. Lässt sich ein äs-thetisches und funktionelles Outcome realisieren? Welche Augmentationen sind dafür erforderlich? Braucht es ein Weichgewebstransplantat, um die Fehl-position zu kaschieren? SCHLEE: Auch ich überlege mir sehr ge-nau, ob ich meinem Patienten das zu-mute oder nicht. Bei einer Arbeit auf sechs Implantaten, bei denen ein strate-gisch wichtiger Pfeiler verloren geht, rechnet sich das mit Sicherheit – egal wie hoch der Aufwand ist. Bei einer Ein-zelzahnsituation kann es allerdings durchaus sinnvoller sein, zu explantie-

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ren. Vor allem dann, wenn man die Keramikkrone für die elektrolytische Reinigung zerstören und augmentieren muss.

Herr Professor Al-Nawas, was genau meinen Sie mit „kaschieren“?AL-NAWAS: Das Weichgewebsmanage-ment ist häufig nichts anderes als ein „Feigenblatt“ für ein falsch gesetztes Implantat. Mit kräftigem Weichgewebe lässt sich eine Situation retten, die im Grunde nicht besonders stabil ist.

Und zudem nur von Spezialisten zu behandeln ist? SCHLEE: Es braucht auf jeden Fall Erfah-rung im Umgang mit Augmentations-

techniken und -materialien. Der Be-handler muss in der Lage sein, Lappen zu mobilisieren und einen sicheren Wundverschluss durchzuführen. All dies entscheidet über den Erfolg der Implantatrettung nach einer Periim-plantitistherapie.

Noch sinnvoller wäre eine wirksame Periimplantitisprophylaxe. Spielt die Implantatsondierung tatsächlich eine Schlüsselrolle bei der Diagnostik der periimplantären Erkrankung? SCHLEE: Ja, vorausgesetzt das Ergebnis wird auch korrekt interpretiert.

Sprich: Ein komplett gesundes periim-plantäres Gewebe kann leicht bluten?SCHLEE: Korrekt, denn das Weichgewebe ist nur sehr schwach über das Saumepi-thel hemidesmodontal am Implantat befestigt. Darunter liegt das Bindegewe-be am Abutment oder Implantat an. Je-des Implantat blutet auf Sondierung, wenn das Saumepithel penetriert wird. Das geschieht schon bei geringem Druck und ist schwer kontrollierbar. Den kleinen Blutpunkt nach Sondieren

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würde ich nicht als positives BoP (Blee-ding on Probing) interpretieren. Nur wenn da Blut herausschießt, ist das für mich ein positiver Befund, besonders, wenn es mit Pus kombiniert ist. Der BoP-Index muss für die Periimplantitis-diagnose anders bewertet werden. Ein „Blutpunkt“ bei der Implantatsondie-rung ist nämlich normal. Schießt aber das Blut heraus, ist das ein sicheres Symptom für eine Periimplantitis. Eine genauere Differenzierung dieses diag-nostischen Verfahrens zur Beurteilun-gen von Entzündungen am Implantat muss meines Erachtens unbedingt in die Periimplantitis-Klassifikation inte-griert werden.

Lässt sich eine Infektionsgefahr mit einem prophylaktischen subgingivalen Air-Polishing bannen?SCHLEE: Druckluft in den Sulkus zu füh-ren, halte ich für gefährlich. Es kann zu einer Emphysem-Bildung kommen; das ist mir selbst schon passiert. Eine Pa-tientin klagte nach Druckluftreinigung am 47er über Schmerzen bis ins Media-stinum. Ich habe sie sicherheitshalber

Periimplantäre Weichgewebsaugmentation

§ Es gibt Hinweise, dass zu dünnes periimplantäres Weichgewebe zu erhöhtem Knochenabbau führt. Wo exakt die Grenze liegt, ist allerdings unklar.

§ Als optimale Weichgewebsdicke ums Implantat gelten 2 bis 3 mm. Entsprechende Studien fehlen allerdings noch. Die Evidenz ist gering.

§ Es gibt derzeit nur eine Hundestudie mit fünf Hunden (Berglund et al.)

§ Doch derzeit laufen Studien an. PD Dr. Markus Schlee veröffentlicht Siebenjahres ergebnisse und rechnet in den kommenden zwei Jahren mit mehr Evidenz dazu.

§ Für noch wichtiger als die Weichgewebsdicke hält Schlee ausreichend befestigte Mukosa. Das sind allerdings Erfahrungswerte.

§ Eine neue Leitlinie „Periimplantäre Weichgewebsaugmentation“ wird voraussichtlich Ende 2020 fertiggestellt. Die Leitlinienverantwortung liegt bei Schlee, die Koordination hat Prof. Dr. Dr. Dr. Robert Sader inne.

Quelle: Schlee

EXPERTENZIRKEL

Abb. 3 Darstellung des knöchernen Defekts nach krestaler InzisionAbb. 4 Einprobe der patientenindividuellen TitangitterstrukturAbb. 5 Mobilisation der lingualen Mukosa und Perforation der Außenkortikalis

Abb. 6 Patienten-spezifisch gedruckte Gitterstruktur (YXOSS CBR) mit Backwardplanning

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in die Klinik einweisen lassen. Ob das nötig war, sei dahingestellt, aber ich hielt es für opportun. Zudem stellt sich die Frage nach der Sterilität. Schließlich arbeiten wir in einem infizierten Gebiet und weder das Pulver noch das Wasser ist steril.

Wäre denn eine prophylaktische elek-trolytische Implantatreinigung sinnvoll? Funktioniert das überhaupt, ohne die prothetische Versorgung abzunehmen? SCHLEE: Da nehmen Sie den nächsten Schritt vorweg. Wir wollen ein Tool ent-wickeln, mithilfe dessen man ein Im-plantat mit keinem oder geringem Kno-chenabbau auch ohne Aufklappen be-handeln kann. Das wäre dann ein idea-les Tool für die Prophylaxe:

Herr Dr. Braun, sind Misserfolge in der Implantologie vor allem auf Anwender-fehler und mangelnde Patientencompli-ance zurückzuführen? Was sagen Sie aus der Herstellerperspektive? BRAUN: So hart möchte ich nicht urtei-len. Die Implantologie der vergangenen 20 oder 30 Jahre ist eine Erfolgsge-schichte. In diesem Zeitraum gab es enorme Fortschritte, nicht nur bei den Implantaten und Augmentationsmate-rialien. Weiterentwickelt haben sich auch die Behandlungsprotokolle, was beispielsweise bei der Sofortimplanta -tion deutlich wird.

Ist die Periimplantitis Ihrer Ansicht nach einer der Hauptgründe für das Scheitern von Implantaten?BRAUN: Das kommt auf die Periimp.lan-titisdefinition an. SCHLEE: Und über eine korrekte Periim-plantitisdefinition wird kontrovers dis-kutiert. Mir missfällt, dass der Faktor Ätiologie in den gebräuchlichen Defini-tionen keine Rolle spielt. Ein zement -rest induzierter Knochenabbau mit an-schließender Infektion der freilegenden Implantatoberfläche sieht klinisch ge-nau so aus, wie eine Periimplantitis, die durch eine Disbalance zwischen bakte-rieller Belastung und unangemessener Wirtsantwort entstanden ist. Beides nennt man Periimplantitis, obgleich es sich um völlig verschiedene Entitäten handelt. Auch deshalb differieren Anga-ben zur Prävalenz zwischen 5 Prozent und 20 Prozent.

Wie kann das sein?SCHLEE: Gute Frage. Es dauert, bis man bereit ist, traditionelle Denkmuster zu verlassen. Beispielsweise korreliert ein gewisses Remodeling mit dem verwen-deten Implantattyp. Zudem wird das auch durch den Chirurgen und die Pro-thetik beeinflusst. Ab wie viel Knochen-abbau man das dann als pathologisch definieren soll, ist eine gute Frage.BRAUN: Deshalb gilt es den Periimplan-titisauslöser klar zu identifizieren. War aber nie ausreichend Knochen vorhan-den und die Implantatposition ungüns-tig, bleibt möglicherweise nur die Ex-plantation.

Kann man denn anschließend mehr oder weniger reibungslos erneut implantieren?AL-NAWAS: Reibungslos mit Sicherheit nicht. Nach dem Explantieren kommt es

häufig zu einem vertikalen Knochenver-lust. Das heißt, häufig müssen wir zwei-zeitig vorgehen: erst Knochen aufbauen und dann inserieren. Mit individuali-sierten Titangittern ist das heute aber zu bewältigen.

Würden Umbrella- bzw. Schirmschrauben nicht reichen?AL-NAWAS: Nur bei kleineren Defekten, bei größeren bevorzuge ich individuelle Titangitter zum Stabilisieren. Das ist aus meiner Sicht leichter. Die Technik ist aber gar nicht so entscheidend. Es geht darum, sauber Platz zu schaffen, nur dann kann man gewinnen.

Herr Dr. Schlee, welche Technik bevorzugen Sie?SCHLEE: Man muss sich einfach einmal die biologischen Prinzipien der Wund-heilung vor Augen führen: Es braucht Raum, Ruhe und eine schnelle Durch-bauung mit Blutgefäßen, sodass der ver-wendete Knochen oder das Knochener-satzmaterial ein- und umgebaut werden kann. Mit dem Knochenblock gelingt das nicht. Allerdings hält der Block mit seiner bloßen Existenz offen, beim par-tikulären Material braucht es Hilfsmit-tel, Membranen, Titangitter oder Schirmschrauben. Dafür baut sich parti-kuläres Material schneller um. Deshalb bevorzuge ich Umbrellaschrauben in Kombination mit partikulärem Knochen oder Knochenersatzmaterial.

EXPERTENZIRKEL

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„Über eine korrekte Periimplantitisdefinition

wird kontrovers diskutiert.Mir missfällt, dass der Faktor Ätiologie in den

Definitionen keine Rolle spielt.“

PD Dr. Dr. Markus Schlee

Abb. 7 Gefüllte Gitterstruktur mit biologisch individualisierter Ausgestaltung des Augmentats (autologe Knochenspänen plus BioOss, Mischungs verhältnis 1:1)

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Defektorientierte Re-Osseointegration

INTRAOSSÄRE DEFEKTE

Risikopotenzial Klasse 1 § Schüsselförmige Defekte mit

allen Knochenwänden: In 100 Prozent der Fälle komplette Osseointegration nach elektro -lytischer Implantatreinigung.

Risikopotenzial Klasse 2 § Schüsselförmige Defekte, fehlen-

de Wände. In der Hälfte der Fälle komplette Osseointegration.

EXTRAOSSÄRE DEFEKTERisikopotenzial Klasse RP 3 § Vertikale Defekte, in 20 Prozent

der Fälle komplette Reosseo -integration

§ Daten über 200 bis 300 Fälle ,folgen in einem Jahr.

Dr. Dr. Markus Schlee, Forchheim, Studie zur elektrolytischen Implantat -reingung, 50 Fälle. Klassifikation angelehnt an die Periimplantitis -klassifikation von Prof. Dr. Frank Schwarz.

Herr Professor Al-Nawas, sind die Blöcke „out“?AL-NAWAS: Knochenblöcke sind heute nicht mehr so sexy. Ganz verkehrt wa-ren sie natürlich auch nicht. Die Blöcke zeigen eine sehr langsame Resorption und sind viel stabiler als die partikulä-ren Materialien, die ja stets mit „irgend-was Resorptionsstabilem“ gemischt werden müssen. Grundsätzlich ist das Manko aller vertikalen Techniken: Nie-mand kann einschätzen, wann sie durchbaut sind.

Gilt das auch für allogene Blöcke? Im-merhin lassen sie sich individuell fräsen, eine invasive Entnahme entfällt. AL-NAWAS: Das gilt auch für allogene Blöcke. Sie sind zwar individuell anzu-passen, haben aber natürlich zwei Probleme: Das Material ist sehr hetero-gen, denn jeder Mensch ist anders, er-nährt sich anders, nimmt Medikamen-te oder nicht etc. Kurz: Der eine resor-biert schneller, der andere langsamer, und dieses Resorptionsverhalten ist kaum vorherzusagen. Zudem handelt es sich bei den CAD/CAM-Blöcken meist um spongiöses Material, das mit einem Knochenersatzmaterial zu um-hüllen ist. BRAUN: Und allogenes Material ist nicht sauber. Untersuchungen von Allografts an den Universitäten Freiburg und Frankfurt haben gezeigt, dass in diesen Materialien verschiedenste Zellbestand-teile enthalten sind, sodass kaum von einer definierten Zusammensetzung ausgegangen werden kann. Jeder Her-steller hat sein eigenes Verfahren; eine standardisierte Herstellung gibt es nicht. Das heißt nicht automatisch, dass

da eine Gefahr lauert, aber die Voraus-setzungen sind gegeben, zumindest für eine immunologische Reaktion. Denn kollagenhaltige allogene Blöcke enthalten auch Zellbestandteile. Ent-fernt man das Kollagen, erhält man zwar einen reinen, aber hochporösen Block, der sich kaum schrauben lässt. Er würde dabei in kleine Blöckchen zerbröseln. SCHLEE: Weltweit ist allerdings keine In-fektionsübertragung bekannt. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass allogene KEM eine milde Immunreaktion auslö-sen; ob diese klinisch relevant ist oder nicht – darüber kann man sich trefflich streiten.

Wann kommen superspongiöse alloge-ne Blöcke überhaupt zum Einsatz? BRAUN: Sie lassen sich zum Beispiel bei Interpositionsplastiken einsetzen, also dann, wenn ein Block in einen Defekt eingelagert werden kann. Einzelne An-wender nutzen sie auch in der Kiefer-höhle.

Bei regenerativen Maßnahmen nach Periimplantitistherapie sehe ich keine Vorteile in der Anwendung solcher Blöcke. Das Risiko des Totalverlusts – egal ob autolog, allogen oder xenogen – ist beim Block deutlich höher.

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Abb. 8 Eingebrachte und fixierte Gitterstruktur

Abb. 9 Abdeckung der Gitterstruktur mit einer

Kollagenmembran (Geistlich Bio-Gide)

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Dennoch hat man das Gefühl, allogene Blöcke werden immer beliebter. Was ist der Grund? Keine Entnahmemorbidität? AL-NAWAS: Die CAD/CAM-Blöcke sind vor allem deshalb beliebt, weil sie die 3D-Planung individuell ermöglichen. Doch sie sind extrem teuer. Zudem ver-wendet man humanes Fremdmaterial mit allem, was ethisch und biologisch dahinter steht. Warum soll man sich das antun? Wir haben doch Alternati-ven. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zu-kunft der Knochenersatzmaterialien tatsächlich im allogenen Material liegt.

Wo dann?AL-NAWAS: In innovativen neuen Bio-materialien.BRAUN: Wir halten die allogenen Mate-rialien definitiv nicht für zukunftswei-send. Mit dem Inkrafttreten der neuen Medical Device Regulation (MDR) im kommenden Jahr werden die Anforde-rungen an die Herstellung und Doku-mentation von Medizinprodukten deut-lich zunehmen. Die Anforderungen für die als Arzneimittel zugelassenen Allo-grafts werden sicherlich auch eher ver-schärft als gelockert. Dann dürften alle Hersteller von Knochenersatzmateria-lien dazu verpflichtet sein, genaue An-gaben über die Bestandteile ihrer Pro-dukte zu machen.

In den sonst so streng reglementieren-den US-Zulassungsbehörden scheint das niemanden zu tangieren. Allografts boo-men dort seit Jahren. Warum?

BRAUN: Das frage ich mich auch. Eine Erklärung, die ich auf diese Frage be-kommen habe, war, dass der patrioti-sche Stellenwert von Gewebespenden in den USA auf den Vietnamkrieg zurück-zuführen ist. Ob das tatsächlich zutrifft, kann ich nicht beurteilen. Gewebespen-den hatten in den USA damals eine enorme Bedeutung bei der Behandlung verletzter Soldaten.

Das Argument, es gebe ja keine Infekti-onsübertagung, ist übrigens so nicht richtig: Es existieren sehr wohl Meldun-gen über Infektionsübertragungen, allerdings bei Materialien, die in Deutschland aufgrund ihres Reini-gungsverfahrens nicht zugelassen sind. Da es aber kein Implantatregister für Allografts gibt, lassen sich später auftretende Komplikation auch nicht zurückverfolgen.

Wer partikuläres KEM bevorzugt, muss Volumen stabilisieren. Titanverstärkte Membranen, individuelle Titangitter oder Schirmschrauben, welche Methode favorisieren Sie? SCHLEE: Am kostengünstigsten, ein-fachsten und schnellsten funktioniert die Volumenstabilität mit Schirm-schrauben.

Die auch Geistlich inzwischen anbietet …BRAUN: … und zwar in den Durchmes-sern 4 und 6 mm. Noch sind wir in der Testphase, aber die ersten Ergebnisse sind sehr überzeugend. Wir empfehlen

bei kleineren Defekten die Schirm-schraube, bei größeren das ReOSS-Git-ter, das „ready to use“ geliefert wird. Das ist bei größeren Defekten einfacher und schneller.

Sind die Gitter nicht erheblich teurer? BRAUN: Nein, eine Schraube kostet 40 bis 50 Euro, verwendet man fünf bis sechs, sind wir schon bei dem Preis für ein ReOSS-Gitter. SCHLEE: … das man aber auch noch an-schrauben muss.

Welche Augmentationsmethode emp-fehlen Sie besonders auch Einsteigern?AL-NAWAS: Knochenaugmentation per se ist ein sehr komplexer Eingriff. An-fänger sollten mit Guided-Bone-Regene-ration starten, Erfahrungen mit Mem-branen und plastischer Deckung sam-meln und sich erst dann an kleinere dreiwandige Defekte mit vertikaler Komponente – zum Beispiel mit einer Umbrellaschraube oder mit einem Ti-tangitter – wagen. SCHLEE: Das „Schlachtentscheidende“ beim Augmentieren ist allerdings weni-ger die Wahl des Augmentats, sondern vielmehr der Umgang mit dem Weich-gewebe. Wie lässt sich das Weichgewebe bzw. der Lappen passend und span-nungsfrei über dem Augmentat mobili-sieren? Das ist die Kunst. Der gewählte „Brösel“ hat keinen Einfluss auf den Er-folg, da gibt es vergleichende Studien. Man muss sich einfach mit dem Mate -rial anfreunden, seine Routine entwi-ckeln, und dann kann man mit beiden Materialien gute Ergebnisse erzielen.

Was kann denn beim Weichgewebs -management schiefgehen?SCHLEE: Hält die Naht nicht, drohen Wunddehiszenzen, und das Augmentat geht wieder verloren. Dann ist es völlig egal, welcher Partikel darunter lag.

Abb. 11 Versorgte Wunde

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Abb. 10 Mobilisation der Weichgewebe, tiefe resorbierbare Matratzennähte für spannungsfreien, zweischichtigen Wundverschluss

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Muss es denn ein autologes Binde -gewebstransplantat sein? BRAUN: Es gibt Alternativen aus dem Blister, aber viele Kollegen sind beim Weichgewebe noch sehr stark autolog unterwegs. Sie nehmen entweder ein Bindegewebstransplantat oder ein freies Schleimhauttransplantat.

Die zu entnehmen, ist für den Patienten hoch invasiv …BRAUN: Ja, vor allem das freie Schleim-hauttransplantat. Unser Ansatz ist es natürlich, diese autologen Transplantate zu ersetzen. Für das freie Schleimhau-transplantat und das Bindegewebs -transplantat bieten wir bereits spannen-de Lösungen aus dem Blister: Geistlich Fibro-Gide als Ersatz für das Bindege-webstransplantat dient der Verdickung, Geistlich Mucograft wird für die Verbrei-terung der keratinisierten Gingiva in der offenen Einheilung eingesetzt.

Kritisiert wird ja häufig, dass mit den Bindegewebsersatzmaterialien die minimalinvasive Tunneltechnik nicht funktioniere …BRAUN: Wer auf Ersatzmaterialien wechselt, muss auch sein Protokoll än-dern. Protokolle, die hervorragend bei autologen Transplantaten funktioniert haben, können nicht einfach 1:1 über-nommen werden. Es handelt sich um ei-genständige Produkte, die auch ein indi-viduelles Protokoll benötigen. Wir ver-wenden für die Entwicklung solcher Protokolle fast ebenso viel Zeit wie für die Entwicklung des Produkts.Generell bieten diese Ersatzmaterialien neue Möglichkeiten, haben aber auch ihre eigenen Limitierungen.

Kommen wir zu Eigenblutprotokollen: Welche Rolle spielt PRF bei der Defekt-behandlung?AL-NAWAS: Die Wundheilung wird durch biologisiertes Material, ob Blut oder PRF (platelet-rich fibrin), gefördert. In dem Punkt sind sich die Experten ei-nig. Ohne Blut/PRF-Biologie geht es schlechter, da herrscht Konsens.Der Effekt, ein konzentriertes Thrombo-zytenkonzentrat in das KEM zu mi-schen, ist verglichen mit der Beigabe von Blut allerdings sehr gering. Die Da-ten zur Ridge Preservation zeigen aber: Gibt man PRF in die Alveole, ist der Vo-lumenerhalt höher. Schöne Daten dazu gibt es auch im Bereich der Weisheits-zahnosteotomie. Das heißt, die Wund-heilung wird wohl beschleunigt. SCHLEE: Ich verwende diverse Eigen-blutprotokolle bereits seit 20 Jahren. In-vitro-Daten versprechen Vorteile, kli-nisch haben wir allerdings sehr wenig Evidenz, was ich bedaure.

Wieso fehlt es da an Evidenz? Prof. Dr. Shahram Ghanaati forscht in Frankfurt doch schon seit Jahren …SCHLEE: In Frankfurt wird ganz wichtige Grundlagenforschung zu dem Thema

betrieben. Was wir als wissenschaftliche Community noch schaffen müssen, ist zu beweisen, dass die Applikation von PRF klinisch im Ergebnis Unterschiede macht. Dazu sind groß angelegte rando-misierte und kontrollierte Studien mit sehr hohen Fallzahlen nötig, und die Kosten dafür verhindern wohl diese For-schung. Derzeit haben wir schwache Evidenz, dass PRF Vorteile bei GTR bringt.

Sie meinen, ob die PRF-Gabe die Früh-verlustrate von Implantaten senkt? SCHLEE: Korrekt, sie liegt derzeit bei 0,5 bis einem Prozent. Eine solche Studie wäre aber sehr teuer, denn es müssten wohl große Zahlen von Implantaten un-tersucht werden, um signifikante Unter-schiede herauszufiltern. Wenn die Fach-gesellschaften, die DGI und DGPARO, ih-re Mitglieder aufrufen würden, dies multizentrisch zu untersuchen, wären wir einen Schritt weiter.

Das klingt spannend. Herr Dr. Braun, wie befasst sich Geistlich mit dem Thema? BRAUN: Inhaltlich, wir rücken das The-ma Biologisierung in den Fokus. Für das Weichgewebe ist die Biologisierung nachweislich vorteilhaft, für den Kno-chen gibt es wenig brauchbare Evidenz. „Evidenzgrad 5“ würde ich schätzen. Aber: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass PRF-Einsatz dort einen Sekundär-effekt hat: Das Material stabilisiert, und ein Augmentat braucht Stabilität.

Aber PRF fördert die primäre Wundhei-lung, das ist belegt. Interessant für die Weichgewebsregeneration aus unserer Sicht wäre: Geistlich liefert die Matrix,

Abb. 12 Reizlose Wundheilung, Zustand 14 Tage nach OP

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„Wer auf Ersatzmaterialien wechselt, muss auch

sein Protokoll wechseln. Es handelt sich um

eigenständige Produkte.“Dr. Thomas Braun

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§ Die Hauptursachen für das Scheitern von Implantaten sind Fehlpositionierungen, inadäquates Weichgewebsmanage-ment und Zementreste. Das korrekt positionierte Implan-tat toleriert viel, das gut mit Knochen umbaute Implantat ebenfalls. Nicht selten scheitern Implantate völlig unnötig.

§ Ein „Retten“ von Implantaten muss genau durchdacht wer-den. Lässt sich ein ästhetisches und funktionelles Outcome realisieren? Welche Augmentationen sind dafür erforder-lich? Was kann dem Patienten zugemutet werden?

§ Es gilt, den Auslöser des Scheiterns klar zu definieren. War nie ausreichend Knochen vorhanden und die Implantatposi-tion ungünstig, bleibt möglicherweise nur die Explantation.

§ Nach dem Explantieren kommt es häufig zu einem vertikalen Knochenverlust. Das heißt, ein zweizeitiges Vorgehen ist häufig indiziert: erst Knochen aufbauen und dann inserieren.

§ Partikuläres KEM ist dabei vorzuziehen. Das Risiko des Totalverlusts – egal ob autolog, allogen oder xenogen – ist beim Block deutlich höher.

§ Partikuläres KEM baut sich schneller um, braucht aber Hilfsmittel: Membranen, Titangitter oder Schirmschrauben.

§ Um den Patienten nach der Augmentation einen Zweitein-griff zu ersparen, wären auch für den Knochenaufbau Scaf-folds aus resorbierbaren Biomaterialien wünschenswert.

§ Immer wichtiger wird das Thema Biologisierung. In wel-chem Maße durch Blut oder PRF biologisiertes Material Vorteile auch bei der GTR bringt, ist derzeit unklar.

§ A und O beim Retten von Implantaten ist eine wirksame Periimplantitisprophylaxe. Dabei spielt die Implantatson-dierung eine entscheidende Rolle, vorausgesetzt, sie wird richtig interpretiert.

Zusammenfassung

ohne Zellen, sauber, und mit PRF wird die primäre Wundheilung beschleunigt.

Analog zur Biologisierung von BioOss mit autologem Knochen …BRAUN: … würde die Matrix mit PRF biologisiert. Das würde die Matrix stabilisieren. Sie wäre weniger fragil und ließe sich zum Beispiel leichter durch den Tunnel ziehen. Auch die Wundheilung wird durch die Biologi -sierung angekurbelt.

Könnten patientenindividuelle Faktoren wie bestimmte Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten eine Wirkung des PRF auch einschränken? Gibt es da Daten?BRAUN: Die Datenlage scheint mir dies-bezüglich noch sehr dünn. Viele Para-meter kennen wir noch nicht, und das macht eine generelle Aussage für jeden Patienten so schwierig.

In welchen weiteren Bereichen sehen Sie noch Forschungsbedarf? AL-NAWAS: Schön wäre ein resorbier-bares Meshmaterial.

Zum Beispiel Magnesium?SCHLEE: Das Problem bei Magnesium ist, dass bei dem Abbau von Magnesium Gas entsteht, das wieder resorbiert wer-den muss. Schließlich vollen wir nicht, dass das Gewebe um das Augmentat buchstäblich aufplatzt. Ich verwende derzeit Umbrellaschrauben aus chirur-gischem Stahl statt Titanschrauben, um eine Osseointegration zu verhindern.

Was ist die Alternative?SCHLEE: Ich nehme jetzt Schrauben aus chirurgischem Stahl statt Titan-schrauben, um eine Osseointegration zu verhindern. AL-NAWAS: Interessant könnten resor-bierbare Polymere sein. Hersteller soll-

ten auf diesem Gebiet weiter forschen. Denn die Meshes zu entfernen ist nicht immer einfach.

Warum setzt man nicht auf Stahl meshes? AL-NAWAS: Das ist old-fashioned. Au-ßerdem kann man Stahl nicht drucken. Ich setze auf innovative Biomaterialien und bin gespannt, was sich da tut.

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Abb. 13 Abschluss- Röntgenbild nach Augmentation

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VIDEOINTERVIEW Mehr zum Thema unter www.dentalmagazin.de oder über den neben- stehenden QR-Code.

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DIGITALER KOMPLETTSERVICE IN DER IMPLANTOLOGIE

„Smile in a Box“Am Tag der Implantation eine Box mit allen bestellten Komponenten (Bohrschablone, Implantat und Langzeitprovisorium) bekommen und von den Vorteilen eines souveränen digitalen Planungs- und

Fertigungsservice profitieren – das verspricht „Smile in a Box“. Und das, ohne vorab in das dafür nötige Hard- und Softwareequipment investiert zu haben.

Diese reale computergestützte Dienstleistung hat PD Dr. Sigmar F. Schnutenhaus getestet.

D ie Erkenntnis ist nicht neu, dass sich Prozessabläufe in der Praxis durch Digitalisierung optimieren lassen und navigierte Implantologie nicht etwa chirurgi-

sches Know-how ablöst, sondern ermöglicht, das perfekte implantatprothetische Ergebnis vorherzusagen. Auf einen implantologischen Fall bezogen bedeutet es, diesen mithilfe von DVT oder CT und einer Planungssoftware wie coDiag-nostiX digital zu planen, die Unter- und Oberkiefersituation mit einem Intraoralscanner digital zu erfassen, eine Bohr-schablone anzufertigen, die Implantatoperation navigiert durchzuführen, eventuell nochmals zu scannen und die CAD/CAM-gefertigte Restauration anzufertigen und schließ-lich am Patienten einzusetzen.

Das sind einige Schritte, für die der Behandler nicht nur das nötige Equipment und Know-how in der Anwendung benö-tigt, sondern auch Zeit und Routine. Will man schon ins bohr-schablonengeführte Implantieren „hineinschnuppern“ oder konkret einsteigen, aber noch keine Lizenz für die Software erwerben, empfiehlt sich ein erfahrener Partner: Da setzt die neue von Straumann ins Leben gerufene Dienstleistung „Smile in a Box“ an. Dabei handelt es sich um einen modular aufgebauten Planungs- und Fertigungsservice. Das heißt, von

der Planung bis zum Provisorium entscheidet der Behandler, wie er den Service nutzen möchte. Die Planungspartner – das sind lokale Dentallabore oder Straumann – verfügen über langjährige Erfahrung in der Implantatplanung und der Arbeit mit dem validierten digitalen Workflow (www.straumann.de/box-planungspartner). Der Komplettservice ermöglicht eine vereinfachte Behandlungsplanung und einen kalkulierbaren Zeitaufwand – zum Beispiel im Fall der Sofortversorgung.

ABLAUF DER SOFORTVERSORGUNG IN REGIO 15Viele Patienten wünschen sich die ästhetische, festsitzende Sofortversorgung nach erfolgter Zahnextraktion. Zum Erhalt des Weichgewebes gehört zur Sofortimplantation auch die sofortige Versorgung des Implantats mit einem ästhetischen Provisorium, das die Dimensionen des ursprünglichen Zahns hat. So lässt sich das Weichgewebe zirkulär erfolgreich stüt-zen, und auf diese Weise können die Papillen erhalten werden bis zur Eingliederung des finalen Zahnersatzes.

Im vorliegenden Fall kam es bei der 69-jährigen Patientin zu einer Wurzelfraktur des Zahns 15 durch den Metallstift. Der Zahn war nicht zu halten, und die Patientin wünschte ein Implantat und eine Sofortversorgung. Die Entscheidung zur

Abb. 1 Zahnfilm Zahn 15: Wurzelfraktur und Dislokalisation des metallischen Stiftaufbaus. Lockerungsgrad II, Schmerzen beim Aufbiss. Die Entscheidung fiel für die Sofortimplantation mit BLX (Straumann).

Abb. 2 Klinische Situation vor der Zahnentfernung

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Abb. 3 Im Labor (Implantec, Amstetten) erfolgten Segmentierung und Matching der Daten mithilfe des Planungsprogramms CoDiagnostiX. Die Vorplanung der Implantatposition wurde an die Praxis gesendet.

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IMPLANTOLOGIE

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Sofortimplantation ist mit Blick auf den Erhalt und das Stüt-zen des Weichgewebes (Papillenerhalt) sowie die Socket Pre-servation begründet. Es war ausreichend Knochen vorhanden, um einen stabilen Halt mit einem geeigneten Implantat zu er-reichen. Die Wahl fiel auf das für Sofortversorgungsprotokolle konzipierte BLX-Implantat (Straumann) mit hoher Primärsta-bilität. Diese hohe Primärstabilität schafft enorme Sicherheit bei der Sofortimplantation. Bis zum Erhalt der Box mit allen gewünschten Komponenten sind es für den Behandler drei bequeme Schritte:

§ Schritt 1: Es wurden ein DVT sowie intraorale Scans des Ober- und Unterkiefers mit Bissregistrat erstellt. Die Scan-Daten im stl-Format und die DVT im Dicom-Format wurden zusammen mit dem Auftragszettel an das Partnerplanungs-labor (hier: Dentallabor Implantec, Amstetten) via Daten-

transfer übertragen. Auf dem Auftragszettel konnte an -gegeben werden, welche Schritte man überhaupt fremd -ausgeführt haben will. Diese individuell auszuwählenden Bausteine gewährleisten maximal mögliche Flexibilität. Um den Service zu nutzen, sind auch konventionelle Abfor-mungen möglich, d. h., die Praxis muss noch nicht mit ei-nem Intra oralscanner ausgestattet sein.

§ Schritt 2: Im Labor erfolgten Segmentierung und Matching der Daten mithilfe des Planungsprogramms coDiagnostiX. Der Behandler hat grundsätzlich die Möglichkeit, selbst zu planen oder sich einen Planungsvorschlag erstellen zu las-sen. Implantec hat die Vorplanung der Implantatposition per E-Mail an die Praxis gesendet, und via TeamViewer erfolgten eine kurze Besprechung hinsichtlich Implantatposition und Implantatdimension sowie die Freigabe der Planung. Auch wenn man auf den Komplettservice setzt, obliegt dem Be-handler nach wie vor die Verantwortung für die Implantat-position. Also ist klar, dass er diesen Schritt nicht vollstän-dig delegieren kann. Erst nach Freigabe durch den Behandler erfolgt die Produktion der Bohrschablone und des Proviso -riums. Der Planungspartner hat die Möglichkeit, auch das speziell für den individuellen Fall gewünschte Implantat im Namen des Behandlers bei der Straumann Group zu bestellen.

§ Schritt 3: Zwei Tage später wurde die Box mit Bohrschablone und dem gewünschten Langzeitprovisorium aus PMMA mit Titanbasis geliefert. Am Tag der Zahnextraktion und Implan-tatinsertion konnte die vorbereitete Krone ohne Korrekturen eingeschraubt werden. Die Krone 15 hatte die Kontur des ex-trahierten Zahns; damit war ein erwünschter, leichter Druck auf die Papillen und die bukkale Schleimhaut gegeben. Die Patientin konnte 20 Minuten nach der Zahnentfernung mit einem festsitzenden Langzeitprovisorium entlassen werden. Vorher wurde kontrolliert, dass keine Kontakte bei der stati-schen und dynamischen Okklusion vorlagen. In diesem Fall mussten keine Änderungen vorgenommen werden.

Abb. 4 Vom Planungspartner wurden die fertige Bohrschablone und das fertige Langzeitprovisorium zugeschickt. Die Krone aus PMMA-Kunststoff war fertig mit der Titanklebebasis verklebt zugeliefert worden.

Abb. 5 Atraumatische Entfernung des Zahns nach Lockerung mit Periotomen. Nach der Entfernung erfolgte die gründliche Kürettage der Alveole.

Abb. 6 Nach der schablonengeführten Aufbereitung des Implantatbetts, dazu waren nach dem BLX-Protokoll nur zwei Bohrungen notwendig, wurde das BLX-Implantat (Durchmesser 3,75, Länge 10 mm) inseriert.

Abb. 7 Die Einbringhöhe war durch die Planung vorbestimmt. Das Einbringinstrument wurde bis zur dritten Strichmarkierung eingedreht. Das Implantat hatte eine hohe primäre Stabilität, der Eindrehwiderstand lag bei 50 Ncm.

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FAZIT FÜR DIE PRAXISAllen implantologisch tätigen Zahnärzten, die das nächste Level erreichen wollen, ist Smile in a Box zu empfehlen. Im Sinne einer Indikationserweiterung bietet sich der Komplett-service besonders zum Einstieg in die schablonengeführte (Einzelzahn-)Sofortimplantation mit Sofortversorgung an. Das schablonengeführte Vorgehen ist ein Muss, besonders im ästhetischen Bereich, denn nach der Extraktion hilft die Führung, die erste Bohrung zu setzen, und verhindert ein Abrutschen im Alveolenfach.

Der Behandler kann sich mehr Zeit für den Patienten neh-men, und gleichzeitig ermöglicht der integrierte Planungsser-vice die Kommunikation mit einem in Sachen digitaler Pla-nung und Fertigung versierten Partner. Man kann bequem auf zentrale Ressourcen und digitale Workflows zugreifen, ohne in zusätzliche Hard- oder Software zu investieren.Insgesamt schafft das Konzept Sicherheit, ein neues Behand-lungsprotokoll in das Praxisportfolio aufzunehmen und den Patienten gezielt mehr Optionen bieten zu können. Ein Gewinn für Praxis und Patient.

Abb. 8 Nach Abnahme der Schablone stand das Implantat an der geplanten, korrekten Position. Der bukkale Spaltraum wurde in diesem Fall mit dem synthetischen Knochenersatzmaterial maxresorb Granula (Botiss) aufgefüllt.

Abb. 9 Die Röntgenkontrolle zeigt eine optimale Platzierung des Implantats entsprechend der Planung.

Abb. 10 Das in der Box termingerecht angelieferte Langzeitprovisorium aus PMMA konnte ohne Korrektu-ren eingeschraubt werden. Der Schraubenkanal wurde mit einem Streifen eines Teflonbandes und Füllungs-kunststoff verschlossen.

Abb. 11 Die Patientin konnte 20 Minuten nach der Zahnentfernung mit einem festsitzenden Langzeit -provisorium entlassen werden.

Abb. 12 Klinische Situation sieben Tage nach Zahnextraktion und Sofortimplantation mit Sofort -versorgung. Die Patientin hat keine Schmerzen und ist sehr zufrieden.

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PD DR. SIGMAR SCHNUTENHAUSist seit 1998 niedergelassen in Hilzingen und als

Privatdozent am Uniklinikum Ulm tätig.

[email protected]

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D er Weg des Wassers von der Kläranlage bis in die Behandlungseinheit ist lang. Ab der Stelle des Ein-tritts in die Praxisräumlichkeiten ist der Praxisbe-

treiber für die Qualität verantwortlich. Das betrifft unter anderem die Zuleitung zur Behandlungseinheit, aber auch die wasserführenden Leitungen in ihrem Inneren.

Da sich an den Wandungen Biofilme bilden können, die po-tenziell mit pathogenen Mikroorganismen kontaminiert sind, empfehlen sich Gegenmaßnahmen. Sonst könnten Krank-heitserreger über Turbinen, Hand- und Winkelstücke etc. in den Mund des Patienten gelangen oder über Spraynebel noch in zwei bis vier Metern Abstand das zahnmedizinische Perso-nal kontaminieren.

HYGIENE

WASSERHYGIENE

Filtration und Elektrolyse gegen Keime

Keimzahlen im Betriebswasser zahnärztlicher Behandlungseinheiten sind in recht kurzer Zeit zu einem bewegenden Thema geworden. Eine höhere Sicherheit gibt

den Praxen seit diesem Jahr ein neues Kombinationsverfahren.

– Dr. Christian Ehrensberger –

WENDEPUNKT JAHRTAUSENDWECHSELZiemlich genau ab dem Jahr 2000 hat sich der Blick vieler Hygieneexperten gewandelt und geschärft. Denn moderne chemisch-biologische Analyseverfahren förderten damals harte Zahlen zutage. So veröffentlichten unter anderem James T. Walker et al. eine Untersuchung des Betriebswassers aus Dentaleinheiten in 55 Zahnarztpraxen Südwestenglands und fanden eine höhere mikrobiologische Belastung des bereitgestellten Betriebswassers als bei als unbedenklich geltendem Trinkwasser.1

Andere Untersuchungen stützten diesen Befund. Fünf Jahre später führte eine systematische Untersuchung in Südafrika zu dem Ergebnis, dass in drei Prozent der genommenen

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Abb. 1 und 2 Wer ist wo verantwortlich: Für den Weg vom Wasser-werk bis zum Haus ist es das Wasserwerk, im Haus dann der Eigentümer und in der Praxis bei Einspeisung in die Dentaleinheit der Praxisbetreiber. Ab der dortigen Übergabestelle wird das Trink-wasser per definitionem zum Betriebswasser.

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Luftproben die Endotoxinbelastung von Aerosolen höher als die DECOS-Empfehlungen lagen (Dutch Expert Committee on Occupational Standards). Dies legte eine Gefährdung des Teams nahe. Das Ausmaß der gemessenen Endotoxin -belastung hing nicht zuletzt vom Typ der jeweiligen Dental-einheit ab.2

Im selben Jahr ergaben Untersuchungen in thailändischen Militärzahnkliniken: In 77 Prozent der entnommenen Wasser-proben wurden die Vorgaben der ADA (American Dental Asso-ciation) verfehlt und mehr als 200 (heute sind es 500 kbe/ml nach ADA) koloniebildende Einheiten pro Milliliter nachge-wiesen. Die Autoren kamen unter anderem zu dem Schluss, dass es schwierig bis unmöglich sei, eine Biofilmbildung an den Wandungen der Leitungen innerhalb der Dentaleinheiten komplett zu verhindern. Bei dieser Untersuchung wurden aber zumindest, wie die Autoren betonen, keine der gefürch-teten (und lebensbedrohlichen) Legionellen detektiert.3

AMÖBENBEFALL UND TODESGEFAHRHinzu kamen aufsehenerregende Einzelfälle – wie etwa derje-nige eines kanadischen Zahnarztes von 2007: Eine Patientin bekam Sehprobleme, nachdem sie ein Wasserstrahl aus ei-nem dentalen Handstück im Auge getroffen hatte. Festgestellt wurde schließlich zwei Monate später ein Amöbenbefall, je-doch kein Kausalzusammenhang zu dem „Unfall“ während der zahnärztlichen Behandlung. Als Tipp lässt sich aus dieser

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Begebenheit ableiten: zur Sicherheit den Patienten eine Schutzbrille tragen lassen und das Wasser aus der Behand-lungseinheit nach jeder Patientensitzung ablaufen lassen.4

2017 schließlich berichtete eine Fachzeitschrift über einen niedergelassenen dänischen Zahnarzt in Viby – ein Extrem-fall: Vermutlich infizierte er sich über Aerosole aus einer Dentaleinheit mit der Legionärskrankheit. Er empfand die Zeit danach als ein Schweben zwischen Leben und Tod.5

Die Erreger waren die bekannten Legionellen. Sie fühlen sich besonders in warmen und feuchten Umgebungen wohl und können daher zum Beispiel auch aus Duschköpfen strömen. Was tun?

Eine probate Möglichkeit stellen Mikrofilter dar; durch ihre kleinen Poren können Legionellen und andere Keime nicht hindurchdringen. Eine andere Option sind desinfizierende chemische Zusätze zum Betriebswasser. Allerdings sind die von den Herstellern der Behandlungseinheiten zugelassenen Substanzen allein offenbar „nicht in der Lage, für eine sichere Keimfreiheit zu sorgen“.6

Aufgrund eigener Untersuchungen in einer Universitätszahn-klinik in Bologna plädierten italienische Wissenschaftler daher für Kombinationsverfahren: 1. deionisiertes Wasser verwenden, 2. kontinuierlich chemisch desinfizieren und 3. zusätzlich mit anderen Wirkstoffen periodisch desinfizieren.7

ERFOLGREICH GEGEN KEIME IN DER KOMBINATIONBei einem neuen Verfahren kombinieren Dentalingenieure eine fortgeschrittene Filtertechnologie mit der Elektrolyse (Hygowater, Dürr Dental, Bietigheim-Bissingen). Herzstück des Systems ist eine patentierte Technik: Nach einer ersten Filtration wird das Wasser nach dem Prinzip der Elektrolyse durch eine hocheffektive Desinfektionskammer gepumpt. In der Desinfektionskammer werden einige der natürlich

vorkommenden Salze in freies Chlor und hypochlorige Säure umgewandelt. Diese Säure desinfiziert 50- bis 100-mal effek-tiver als normales Chlor. Das ermöglicht eine hohe Desinfek-tionsrate bei sehr niedriger Konzentration von freiem Chlor.8 Die Konzentra tion kann je nach Gegebenheiten in der Praxis vor Ort flexibel eingestellt werden.

Zu diesem Verfahren liegen bereits Untersuchungsergebnisse aus der Hochschule vor (Charité – Universitätszahnmedizin Berlin). Getestet hat man das neue System an zwei Dentalein-heiten mit bekanntermaßen häufig auftretenden hohen hete-rotrophen Koloniezahlen trotz Gegenmaßnahmen. Bei den Untersuchungen ersetzten die Forscher die bestehende konti-nuierliche chemische Desinfektion unter Verwendung von Wasserstoffperoxid/Silberionen durch das neue Kombina -tionsserfahren. Aus ihren Messergebnissen leiteten die Wis-senschaftler Folgendes ab: Während des Betriebs der Einheit mit dem Filter-Elektrolyse-Kombinationssystem stellte sich insgesamt über den Untersuchungszeitraum ein stabilerer mikrobiologischer Zustand ein.9

MEHRERE VARIANTEN FÜR DIE PRAXIS„Mit dem Hygowater befindet sich das zahnärztliche Team in puncto Hygiene und Infektionskontrolle auf der sicheren Seite und kommt damit einer Kernaufgabe der Praxis nach“, erklärt Marc Diederich, der als leitender Produktmanager bei Dürr Dental für die Wasseraufbereitung verantwortlich zeich-net. „Das System wirkt zuverlässig gegen Keime – und das ohne die Zugabe von Chemikalien. Damit wird das Team auch dem Minimierungsgebot gerecht, und es ist eine ausge-sprochen grüne Technologie.“

Das Hygowater-System ist als Beistellvariante konzipiert, das heißt: Es wird in der Regel als dezentrales Versorgungssystem zur Behandlungseinheit dazugestellt. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit zur zentralen Wasseraufbereitung, zum Beispiel in den Kellerräumen. Von dort führen dann Betriebs-wasserleitungen zu den einzelnen Behandlungseinheiten. Für bis zu sechs eignet sich diese Variante, mit einem Zusatz-modul. Diese Variante empfiehlt sich unter anderem bei einer erheblichen Kapazitätserweiterung.

Literatur auf www.dentalmagazin.de

MARC DIEDERICH Produktmanager Wasseraufbereitung,

Dürr Dental

Rechtssichere Wasserhygiene für Behandlungseinheiten: Hygowater, für jede Anforderung einer Praxis steht das richtige Gerät bereit. Das Gerätemodul Hygowater Booster für Hygowater (rechts) dient der Zentralversorgung von bis zu sechs Behandlungseinheiten.

HYGIENE

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AKTUELLES

FUTUREDENT 2019

Konkrete Tipps für Karriere und Gründung

Spannende Workshops, erkenntnisreiche Vorträge: Der FutureDent Kongress am

26. Oktober 2019 überzeugte zahlreiche junge Zahnmediziner und Praxisgründer.

— Jenny Hoffmann —

B ereits zum zweiten Mal lud der Deutsche Ärzteverlag in Kooperation mit der Bayerischen Landeszahnärz-tekammer, der Kassenzahnärztlichen Vereinigung

Bayerns und dem Bundesverband der implantologisch täti-gen Zahnärzte in Europa e. V. (BDIZ EDI) zum informativen Austausch über Finanzen, Steuern, Praxisplanung, Digitali-sierung und die Zukunft der Zahnmedizin. 92 junge Zahn-ärzte und Zahnmedizinstudierende fanden den Weg in die Gaszählerwerkstatt im Münchner Norden. In einer beglei-tenden Industrieausstellung mit 20 Dentalfirmen konnten sie sich über aktuelle Dienstleistungen und Produkte erkun-digen. Das facettenreiche Vortragsprogramm wurde unter

anderem von Experten aus Standespolitik, Industrie und der Finanzbranche gestaltet und reichte thematisch von Steuer- und Finanzierungs-Tipps, über die Praxisplanung, bis hin zu digitalen Workflows und zur Persönlichkeitsanalyse. In mehreren Workshops war Raum für tiefergehende Frage-stellungen und Interaktion. Besonders die Themen Finanz- und Steuerplanung sowie Vertragsrecht stießen bei den an-gehenden Praxisgründern auf großes Interesse. Höhepunkt der Veranstaltung war der mitreißende Beitrag von Millenni-als-Expertin und „Human Capital Evangelist“ Dr. Stefanie Burkhart, die es als Keynote-Speakerin sehr gut verstand, den Anwesenden Mut für ihre nächsten Karriereschritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu machen. Beim Format „Meet the Experts“ hatten die Teilnehmer darüber hinaus die Möglichkeit, sich ganz persönlich Rat von den einzelnen Experten einzuholen.

Mehr Details zu den einzelnen Vorträgen sowie Bilder von der Veranstaltung sind unter www.dentalmagazin.de zu finden.

Bereits zum zweiten Mal lud der Kongress FutureDent junge Zahnmediziner und Studierende nach München ein, sich Tipps für die berufliche Zukunft zu holen.

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PATIENTENGERECHTE IMPLANTOLOGIE

Weniger augmentieren Vermeiden lassen sich Augmentationen zwar nicht immer, aber immer häufiger.

Reduktionen der Implantatdimensionen, perfekte Nutzung des noch vorhandenen Knochens, All-on-four- oder All-on-six-Konzepte und spezielle Implantatgeometrien

machen es möglich. Welche minimalinvasiven Lösungen sind wann indiziert? Eine Standortbestimmung liefern sechs namhafte Experten.

–– Anne Barfuß ––

I nvasive Augmenta tionsverfahren schrecken ab, der Knochenblock gilt heute nicht mehr als „sexy“,

und auch KEM bedürfen einer aufwen-digen Patientenaufklärung. Fakt ist, die Anzahl der Augmentationen geht zurück. Das registrierte Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz, bereits vor rund drei Jahren und führte diesen Rückgang auf Strategien zur Augmenta tionsvermeidung zurück. Dazu zählen:

§ die Anpassung der Implantatgeome-trie in der Länge, der Breite an den verfügbaren Knochen oder die Nut-zung einer der Atrophie entsprechen-den Abschrägung der Kopfform (anatomisches Implantatdesign), § das optimale Ausnutzen des Restkno-

chens dank DVT-Diagnostik sowie die Nutzung des vorhandenen Angebots auch durch schräge Implantatpositio-nen und digitale Planung (All-on- four- und All-on-six-Konzepte),

§ die Sofortimplantation zum Erhalt des vorhandenen Angebots an Hart- und Weichgewebe in Menge, Qualität und Position.

Eine sehr häufige Atrophieform beim zahnlosen und teilbezahnten Patien-ten ist der nur mäßig, meist schräg nach vestibulär abfallende atrophierte Kieferkamm. Liegt die vestibuläre Seite etwa 1,5 bis 2 mm niedriger als die orale Seite, kann statt einer grund-sätzlich auch möglichen oder auch gelegentlich nötigen Augmentation „ein im Kammbereich modifiziertes Implantatdesign dieser Anatomie

heute Rechnung tragen“, sagte Wagner. Und: „Ein weiterer Vorteil ist: Der Alveolarkamm muss nicht dem Implantat angepasst werden, etwa durch Glättung oder Augmentation, denn das Implantat entspricht diesem Knochenverlauf.“

Als Hauptindikationen für diese anatomi-schen Implantatformen nannte Wagner:§ die Sofortimplantation in der Ober -

kieferfront, die die physiologische Höhendifferenz der Alveole berück-sichtigt, § den mäßig atrophierten Kiefer

insbesondere im Seitenzahngebiet des Unterkiefers § und distal geneigte Implantate bei All-on-four- und All-on-six-Versorgun-

gen, denn die Implantate mit abge-schrägter Schulter, die schräg eingesetzt werden, „sind plötzlich wieder ent -sprechend dem Kammverlauf gerade“. Das bringe bei diesen Konzepten Vorteile.

Abb. 1a–d Augmentation mit xenogenem Block, BioOss und Bio-Gide

a b c d

IMPLANTOLOGIE

„Seit es kurze Implantate gibt, sagen viel mehr Patienten ,ja‘

zum Eingriff.“PD Dr. Paul Weigl

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Dass sich Implantate mit abgeschrägter Schulter im Praxisalltag bewähren, be-legt eine Feldstudie mit Beteiligung von mehr als 20 niedergelassenen Kollegen1. Wagner: „Wir haben als Gruppe mehr als 200 Profile-Implantate gesetzt; nur zwei gingen verloren. Das ist ein extrem gutes Ergebnis.“ Zudem habe das Pro -file- Implantat einen beachtlichen positi-ven Einfluss auf das Weichgewebe, was aber nicht nur auf die Implantatgeome-trie, sondern auch auf den Platform Shift zurückzuführen sei. „Rund 40 Pro-zent der Implantate von Dentsply Siro-na, die wir im Unterkiefer-Seitenbereich und der Oberkieferfront setzen, sind in-zwischen Profile-Implantate des Astra Tech Implant Systems.“

Selbstverständlich ist nicht in jedem Fall ein Profile-Implantat erforderlich, sondern nur dann, wenn sich mit ihm aufgrund der Anatomie des Kiefer-kamms Augmentate vermeiden lassen. Und das klappt nicht immer. Bei verti-kalem Defizit und insbesondere bei äs-thetischem Risiko werde es immer Aug-mentationen geben, betonen die Exper-ten. Denn ob augmentiert werde oder nicht, hänge vom Therapieziel, den kli-nischen Voraussetzungen und dem Pa-tientenwunsch ab.

Kurz: Lässt sich ein adäquates Behand-lungsergebnis nur mit Augmentationen erreichen, weil es beispielsweise unter ästhetischen und funktionellen Ge-sichtspunkten eine bestimmte Implan-tatposition und/oder eine physiologi-sche Kronenlänge braucht, ist ein Aug-mentat zwingend erforderlich. Steht dagegen die Minimalinvasivität im Fo-kus, etwa bei Patienten mit kompromit-tiertem Knochenangebot oder auch all-

gemeinmedizinischen Risiken, rücken die Strategien zur Vermeidung einer Augmentation in den Vordergrund. Dazu zählen nach Ansicht der Experten neben der Reduktion von Implantat-durchmesser und -längen auch be-stimmte Implantatdesigns und -geome-trien, aber selbstverständlich auch prothetische Alternativen bzw. Modifi-kationen des Therapiekonzepts wie

Brückenversorgungen und abnehmbare Lösungen etwa als Doppelkronen -konzepte.

Sowohl bei Wagner als auch bei Dr. Dr. Rainer S. R. Buch, Mainz/Ingelheim, re-duziert sich seit 2005/2006 der relative Anteil an zusätzlich notwendigen Aug-mentationen, das heißt, die „persön -lichen Augmentationskurven“ sinken kontinuierlich.

Buch kann in seiner Praxis Augmentatio-nen immer häufiger vermeiden, weil ein Portfolio an verschiedenen Implantat -designs zur Verfügung steht – durchmes-ser- und längenreduzierte Implantate und heute auch Implantate mit abge-schrägter Schulter. In seiner Praxis sind mittlerweile 40 Prozent der bei Dent sply Sirona bestellten Astra-Implantate abge-schrägte Profile-EV-Implantate.

Die Indikationsausweitungen seien enorm, berichtete er. Nicht nur der seit-liche Unterkiefer mit seiner durch Atro-phie bedingten typischen Geometrie diene als Einsatzbereich, sondern auch die Oberkieferfront und der zahnlose Unterkiefer. Buch: „Wir können den zahnlosen Unterkiefer mit der neuen Generation der Profile-Implantate jetzt auch im Doppelkronenkonzept versor-gen und damit vor allem Patienten in höherem Alter, die oft multimorbide sind, minimalinvasiv zu suffizientem Zahnersatz verhelfen.“ Insbesondere ältere Patienten und Fälle mit kompro-mittiertem Knochenlager, die vielfach gar nicht augmentiert werden dürften, profitierten davon.

MEHR PATIENTENAKZEPTANZDer Rückgang aufwendiger Augmenta-tionen kommt an. Seit es kurze Im-plantate gebe, sagten viel mehr Patien-ten Ja zum Eingriff. PD Dr. Paul Weigl, Frankfurt: „Wenn ich zehn Patienten in Frankfurt über die unterschiedlichen Behandlungsalternativen aufkläre, ent-scheiden sich höchstens zwei für eine Augmentation.“ Als kurz gelten heute Implantate mit weniger als 8 mm Län-ge, waren sich die Experten einig. Bei 4- und 5-mm-Implantaten ist die Da-tenlage derzeit noch zu schwach. Kur-ze Implantate – indiziert, wenn vertikal zu wenig Knochenangebot im Seiten-zahnbereich besteht – bewirken nach-weislich eine für den Knochen bessere Lastverteilung und damit einen gerin-geren krestalen Knochenabbau.

Es gibt in der Langzeitüberlebensrate keine Unterschiede zwischen kurzen und Standardimplantaten, wie Meta -analysen zeigen. Allerdings bestehen

Eine Standortbestimmung zum Thema minimalinvasive Implantation liefern Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, PD Dr. Paul Weigl, Dr. Dr. Rainer S. R. Buch, Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoffmann, Prof. Dr. Philipp Kohorst und Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz.

38PROZENT DER

IMPLANTATPATIENTENhaben einen schräg

atrophierten Kieferkamm.

www.ohneknochenaufbau.de

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Kontraindikationen für kurze Implan-tate, etwa im Frontzahnbereich. Aufgrund des großen Abstands zum Ant agonisten entstehen viel zu lange Kronen, was stets zu unästhetischen Ergebnissen führt. „Selbst wenn der Patient dies wünscht, lehnen wir das in Frankfurt ab“, sagte Weigl.

Mit kurzen Implantaten lassen sich al-lerdings nicht alle Augmentationen umgehen. Bei sehr stark ausgeprägter Alveolarkammatrophie beispielsweise ist das Augmentat ein Muss. Auch Knochenhöhen von 4 bis 5 mm im Un-terkiefer verlangen ein Hartgewebsma-nagement, andernfalls drohen Weich-gewebsprobleme, so die Experten.

Ist keine Primärstabilität zu erwarten, muss in der Regel augmentiert werden; das machte Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoff-mann, Heidelberg, klar. Mit angepassten Implantatgeometrien die Augmentatio-nen zu reduzieren, hält auch er für den richtigen Weg.

AUFKLÄRUNG IST ENTSCHEIDENDWelche Behandlungsalternativen muss das Aufklärungsgespräch enthalten? Das ist unbestritten ein ganz wichtiger Aspekt: Alle Maßnahmen und Verfah-ren – sowohl die Möglichkeiten als auch die Strategien zur Vermeidung einer Augmentation – gelte es deutlich darzu-legen, war die einstimmige Meinung in der Runde. Nur nach umfassender Auf-klärung der gesamten Bandbreite sei der Patient in der Lage, seine Entschei-dung selbstständig und sicher zu tref-fen. Der Behandler müsse das ganze Spektrum der Therapiemöglichkeiten kennen und wissen, bei welchen Indika-tionen er welches Verfahren versiert an-wenden kann.

Auf Kongressen werden inzwischen Fallberichte moniert, in denen Situatio-nen aufwendig augmentiert werden, die sich auch mit kurzen Implantaten hätten lösen lassen. „Das musste ich mir auch schon von Kollegen anhören“, berichtete Wagner. Deshalb gehören für ihn § die Vor- und Nachteile von

Augmentationen, § die Vor- und Nachteile kurzer

Implantate

§ und auch die Vor- und Nachteile des konventionellen Zahnersatzes zwin-gend ins Aufklärungsgespräch.

Der Prothetikexperte Prof. Dr. Philipp Kohorst, Bremen/Hannover, stellte die Bedeutung des Therapieziels für die Patientenaufklärung heraus. „Ich muss eine Vision haben, die ich in der Pla-

nungsphase mit dem Patienten bespre-che. Denn nur wenn ich das Ziel der Therapie vor Augen habe, kann ich effektiv auf die geeigneten Bestandteile meines Behandlungsport folios zurück-greifen.“ Patienten wollten bekanntlich primär keine Implantate, sondern einen funktionell und ästhetisch hochwerti-gen Zahnersatz, der langfristig stabil sei und eine geeignete Mundhygiene zulas-se. Sollten Implantate die beste Lösung darstellen, würden die Patienten dann verständlicherweise eine Behandlung ohne Augmentation präferieren.

PLANUNGSTOOLS NUTZENKritisch sieht er die mangelhafte Kom-munikation zwischen Implantologen und Prothetikern. Ohne ein klares Bild der späteren prothetischen Versorgung und der patientenindividuellen Begleit-umstände werde eine implantatchirur-gische Therapie in Angriff genommen oder es erfolgten Überweisungen mit la-pidaren Hinweisen wie „Aufklärung und Durchführung einer Implantation, zahnloser Kiefer“, beklagte der Protheti-ker. „Es wird ohne eingehende Kommu-nikation zwischen den Fachdisziplinen implantiert, der Patient kommt zurück zum Behandler, der die Abformung durchführt und diese zum Zahn -techniker mit der gleichen lapidaren In-struktion ‚Da muss was drauf‘ schickt.“ Und dann „geht die Bastelei los, mit enormen prothetischen Problemen in der Folge“.

Auf Überweisungen heißt es in der Tat „Komplexer Fall, Bitte um Implantatbe-ratung“ oder „Implantat rechter Ober-kiefer“, so die Erfahrung der Runde.

Abb. 2a–c Sehr starke horizontale Atrophie

a

b

c

PATIENTENGERECHT Nicht der Knochen wird an

das Implantat, sondern das Implantat an den Knochen angepasst.

IMPLANTOLOGIE

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Buch: „Und dann weiß man, dass sich noch kein Mensch Gedanken über eine Versorgung, ein Konzept und den anta-gonistischen Kiefer gemacht hat.“ Eine stärkere Nutzung computergestützter Planungstools, die unter anderem Da-ten einer dreidimensionalen Bildgebung oder auch eine Simulation der ange-strebten Rehabilitation umfassen, könnte helfen, solche Planungsmängel zu beheben, meinte Kohorst. „Wir müs-sen einfach wegkommen von planlosen implantologischen Therapien, die in un-zumutbaren prothetischen Kompromis-sen enden.“

LÖSUNGEN FÜR RISIKOPATIENTENDass die Zahnmedizin sich in Richtung individualisierter bzw. personalisierter Medizin bewegt, steht für Prof. Dr. Dr. Knut A. Grötz, Wiesbaden, außer Frage und dieses Statement erhielt Zustim-mung von den anderen Experten. De-signoptimierte Implantatlösungen, z. B. mit abgeschrägter Implantatschulter, die den Alveolarfortsatz halten, senken das chirurgische Risiko und verkürzen die Gesamtbehandlung. Davon profitie-ren auch die Patienten, die aufgrund ei-ner Erkrankung nicht augmentiert, aber implantiert werden dürfen.

§ Der Anteil an umfassenden Augmentationen ist rückläufig. Reduktion der Im-plantatdimensionen, die optimale Nutzung des noch vorhandenen Knochens durch 3D-Diagnostik, All-on-four- oder All-on-six-Konzepte sowie designoptimierte Implantate helfen, augmentative Maßnahmen und Zweit -eingriffe auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren oder ganz zu vermeiden.

§ Eine Augmenta tion darf nicht dem ausschließlichen Ziel dienen, eine Verankerung für ein 8-mm-Implantat oder länger zu schaffen.

§ Eine patientengerechte Versorgung setzt die Individualisierung voraus. Doch diese Individualisierung braucht eine hohe Expertise des Behandlers.

§ Die personalisierte Medizin hat die Implantologie erreicht. Patientenindividu-elle Behandlungen gelingen mit speziellen Implantatgeometrien (schmal, kurz, abgeschrägte Schulter). Auf Augmentation kann verzichtet werden, ein Vorteil auch für viele Patienten mit einem reduzierten Knochenlager.

Auf einen Blick

Abb. 3a, 3b OsseoSpeed TX Profile kurz (6 mm, 5 Jahre), OsseoSpeed Pofile EV (2 Jahre) von Dentsply Sirona

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+–

EIN THEMA, ZWEI MEINUNGEN

Sofortversorgung – ist der Paradigmenwechsel

eingeläutet? Die Verkürzung der Behandlungsdauer durch Sofortimplantation plus Sofortversorgung erhöht die

Patientenzufriedenheit und den Patientenkomfort. Ist die gedeckte Einheilung bald Schnee von gestern?

–– Anne Barfuß ––

PROF. DR. DR. FLORIAN STELZLE Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,

München, spezialisiert auf die Implantat- versorgung in schweren und komplexen Fällen

[email protected] DR. ANNE BAUERSACHS

Oralchirurgin, studierte Zahnmedizin in Nürnberg/Erlangen, seit 2016 niedergelas-

sen in eigener Praxis in Sonneberg

[email protected]

KONTROVERS

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Patienten wünschen sich kurze Behandlungszeiten, was spricht dafür, was dagegen?STELZLE: Wenn man das patientenzentrierte Outcome in die Behandlungsstrategie miteinbezieht, ist die Sofortimplantati-on und -versorgung fast unschlagbar. Funktion und Ästhetik sind unmittelbar nach der Behandlung wiederhergestellt. BAUERSACHS: Das stimmt, doch leider kommen nur wenige Patienten für dieses Therapiekonzept in Betracht.

Verringert eine Sofortversorgung den Knochenabbau nach Explantationen? STELZLE: Im Idealfall schont eine Sofortimplantation das Weichgewebe und erhält die vestibuläre Lamelle. Doch es gibt durchaus Situationen, die eine Augmentation vor der Implan-tation erforderlich machen, um die Knochensubstanz zu sta-bilisieren. BAUERSACHS: Das sehe ich genauso. Dazu kommt: Bei der Sofortimplantion entsteht häufig ein Gap, der mit KEM gefüllt werden muss.

Wie sieht es im Seitenzahnbereich aus? Implantieren und versorgen Sie in dieser Region sofort oder verzögert? BAUERSACHS: Verzögert – das Risiko, dort sofort zu implantie-ren, gehe ich nicht ein. Eine Sofortimplantation braucht eine primäre Stabilität, die im apikalen Knochen erreicht wird. Wichtige anatomische Strukturen – die Nerven, der Sinus – könnten verletzt werden. Eine Lücke im nicht sichtbaren Bereich ist meines Erachtens auch kein Problem für den Patienten.STELZLE: Das sehe ich definitiv anders: Ich implantiere bis zum 4er-Bereich sofort. Das ist Praxisalltag, funktioniert su-per und die Patienten schätzen es. Denn eine 4er-Lücke ist sichtbar und stört. Im Bereich des 5., 6. und 7. Zahns bin aber auch ich zurückhaltender. Denn in dieser Region liegt die Hauptkaukraft. Reicht aber das Knochenvolumen aus, ist auch in diesem Bereich – aus meiner Sicht – eine Sofortim-plantation kein Problem.

Ist das belegt?STELZLE: Ja, es gibt durchaus Studien, die positive Ergebnisse für dieses Vorgehen zeigen.

Zurück zur Primärstabilität – wie hoch sollte sie denn sein?STELZLE: 35 Ncm, weniger kann zwar funktionieren, ist aber nicht unbedingt sicher. BAUERSACHS: Einverstanden! Die Literatur berichtet von einer Primär stabilität > 25 Ncm bei der Sofortimplantation. Daran sollte man sich in der Praxis orientieren.

Inwieweit kann eine Sofortimplantation plus Sofort- versorgung das perimplantäre Weichgewebe erhalten?STELZLE: Man kann mit dem passenden Emergenzprofil das Weichgewebe erhalten und stützen. Im Idealfall muss ich es gar nicht tangieren. Das ist eine sehr gute Option, die Ästhetik ohne zusätzlichen Aufwand für den Patienten zu er-halten. BAUERSACHS: Aber es ist nur eine Option – und die setzt Idealbedingungen voraus. Natürlich kann man sehr schöne ästhetische Ergebnisse erzielen, wenn der Phänotyp und die bukkale Lamelle passen und der Behandler in der Lage ist, die bukkale Lamelle und die Platzierung des Implantats korrekt zu erhalten.

Was spricht definitiv gegen eine Sofortimplantation?STELZLE: Zu wenig Knochen, zu geringe Primärstabilität und ein starker Weichgewebsabbau.

Warum ein starker Weichgewebsabbau?STELZLE: Fehlt zu viel Weichgewebe, muss der Behandler es intraoperativ rekonstruieren. Das wird sehr komplex, der Behandler braucht sehr viel Erfahrung.

Was sind Ihre Erfolgsparameter für eine Sofortimplantation, Frau Dr. Bauersachs?BAUERSACHS: Der richtige Phänotyp, ausreichendes Knochenvolumen, eine Primärstabilität von mehr als 25 Ncm, aber auch das Können des Behandlers und des Zahntechnikers.

Ein Blick in die Zukunft: Geht der Trend zur Sofortversorgung? STELZLE: Definitiv! Der Paradigmenwechsel ist bereits einge-läutet. Die Humanmediziner machen es vor. Man denke nur an die früh-funktionelle Belastung in der Orthopädie und Un-fallchirurgie. Wer eine Hüftprothese erhält, steht am nächs-ten Tag auf und läuft. BAUERSACHS: Von einem Paradigmenwechsel möchte ich noch nicht sprechen. Da braucht es schon noch ein paar Stu-dien mit einheitlichen Kriterien. Ich vermisse definitiv rando-misierte, kontrollierte Langzeitstudien. Erst wenn diese Daten vorliegen, können wir dem Behandler sichere Erfolgparame-ter nennen und ihm eine Erweiterung seines Behandlungs-konzepts empfehlen.

„Ich implantiere bis zum 4er-Bereich sofort. Das ist Praxis-

alltag und funktioniert super.“Prof. Dr. Dr. Florian Stelzle

„Im Seitenzahnbereich implantiere ich verzögert; das Risiko

einer Sofortimplantation gehe ich dort nicht ein.“

Dr. Anne Bauersachs

VIDEOINTERVIEW Sofortversorgung im Trend? www.dentalmagazin.de oder über den nebenstehenden QR-Code.

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Abb. 1 3D-Planung der Implantatposition mit ICX-Magellan

1

IMPLANTAT-SOFORTVERSORGUNG

„SOS“ für zahnlose Unterkiefer

Eine einfache, schnelle, preiswerte und möglichst schmerzfreie Implantatversorgung – das wünschen sich viele Patienten mit zahnlosem Unterkiefer. Das Sliwowski-Overdenture-System (SOS) des

Düsseldorfer Zahnarzts Dr. Christoph T. Sliwowski macht eine solche Behandlung möglich. Es ist mit verschiedenen Implantattypen für die Sofortversorgung kompatibel und lässt sich mit digitalen

Planungstools wie ICX-Magellan schablonengeführt umsetzen.

— Bianca Freitag/Julia Iser —

D ie Idee kam Sliwowski Anfang dieses Jahrtausends. Damals hielt die digitale Volumento-

mografie Einzug in die Praxis – hinzu kam die Möglichkeit einer „guided sur-gery“. Aber warum genau wurde der zahnlose Unterkiefer für dieses Ver-fahren ausgewählt? „Zum einen be-steht das Problem, dass eine Totalpro-these im Unterkiefer ohne Implantate sehr schwierig zu stabilisieren ist. Allein in Deutschland sind mehr als 3,5 Millionen Patienten davon betrof-fen“, erklärt Sliwowski. Auf der ande-ren Seite besitze der interforaminale Bereich die besten Voraussetzungen und Prognosen für eine Implantat-So-fortversorgung, so der Düsseldorfer Zahnarzt. Das Sliwowski-Overdenture-System (SOS) ist mit diversen Implan-tattypen für die Sofortversorgung kompatibel, besonders häufig nutzt Sliwowski jedoch ICX-Implantate. Die ersten Patienten konnten 2006 mit

SOS versorgt werden. Mittlerweile sind es bereits mehrere hundert.

DER KONKRETE FALLUnter diesen Patienten war auch ein äl-terer Herr, der mit zahnlosem Unterkie-fer und dem Wunsch nach einer neuen festsitzenden Versorgung in der Düssel-dorfer Praxis des Zahnarztes vorstellig wurde. Da die finanzielle Situation für den Rentner eine große Rolle spielte,

plante Sliwowski den Einsatz einer SOS-Klick-Versorgung auf der Basis von zwei ICX-Active Master-Implantaten.

Bei dieser Systemvariante werden zwei Implantate eingesetzt und mit einer präfabrizierten, retentiven Stegkon-struktion versorgt. In die Zahnprothese wird ein Gehäuse mit Reiter integriert. Diese Reiter sind in fünf verschiedenen Stärken erhältlich. Der Patient kann die Zahnprothese leicht selbst einsetzen, nach dem „Klick“ ist sie befestigt. Das Herausnehmen ist einfach per Hand zu bewerkstelligen.

VON DER PLANUNG ZUR IMPLANTATIONDie Behandlung erfolgte in mehreren Schritten. Sliwowski startete mit einer 3D-Planung der Position der Implantate in regio 43 und 33 sowie des Stegs. Dazu nutzte er das Planungstool ICX-Magel-lan und ließ auf der Grundlage der Pla-

Abb. 2 Einsetzen der Schablone und Fixierung der Pins

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IMPLANTOLOGIE

DR. CHRISTOPH T. SLIWOWSKIleitet seit 2010 die Zahnimplantat-

Klinik Düsseldorf im St. Vinzenz-Krankenhaus.

[email protected]

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nung eine Magellan-Bohrschablone er-stellen. Diese setzte er in den Patien-tenmund ein und fixierte sie mit Befes-tigungspins. Daraufhin erfolgte die Stanzung des Weichgewebes in regio 43 und 33 (ICX-Gingivastanze gelb, Durch-messer 3,45 mm) in Vorbereitung auf die Bohrung. Die Bohrung selbst führte Sliwowski zunächst mit einem Stop-Bohrer (ICX-Magellan Stop-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm), dann mit ei-nem Bohrer für weichen Knochen (ICX-Magellan D4-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm) sowie einem Bohrer für mit-

telharten Knochen (ICX-Magellan D2-3-Bohrer rot, Durchmesser 3,75 mm) durch. Anschließend inserierte er zwei ICX-Active Master-Implantate (rot, Durchmesser 3,75 mm) und fixierte die-se mit einem Eindrehmoment von 40 Newtonzentimetern. Im Anschluss entfernte Sliwowski die Bohrschablone und setzte die beiden Implantate im Unterkiefer mit einer Ratsche manuell noch etwas tiefer.

RETENTIVE STEGVERSORGUNGNachfolgend bereitete der Zahnarzt den präfabrizierten Steg vor. Dazu platzierte er die Abutments im Steg, setzte den Steg im Patientenmund ein und fixierte Steg und Abutments mit-tels Schrauben und einem Eindrehmo-ment von 30 Newtonzentimetern. Um die Prothese an die neue Stegversor-gung anpassen zu können, war eine Abformung erforderlich. Die Stegposi -tion wurde dazu in der Prothese ausge-

fräst und der Steg durch das Einsetzen der Prothese mit Abformmasse abge-formt. Im Labor erfolgten anschließend die Positionierung des konfektionierten Stegs im Abdruck, das Ausgießen des Abdrucks, das Einsetzen im Fixator, das Opaquern des Stegs und das Freischlei-fen der Prothese für den Steg. Die pas-send zum Steg mit dem SOS-Gehäuse gefertigte Prothese war nun – bereits zwei Stunden nach der Implantatinser-tion – bereit für die Eingliederung beim Patienten.

EINGLIEDERUNG UND KONTROLLE Um den Sitz der Implantate abschlie-ßend beurteilen zu können, fertigte Sliwowski eine Kontroll-DVT-Aufnahme an. Diese bestätigte die korrekte Positio-nierung: Sowohl das Implantat in regio 43 als auch das Implantat in regio 33 waren voll in den Knochen integriert. Sliwowski zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis seiner schablonengeführ-ten Implantation: „Die Planung bei die-sem Patienten hat zu fast 100 Prozent gestimmt. Die Durchführung mit dem Magellan-System und der Magellan-Bohrschablone war also eindeutig die richtige Strategie.“

Abb. 5 Zahnprothese mit SOS-Klick

Abb. 6 Der Patient kann die Zahnprothese leicht und schnell selbst einsetzen.

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5

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Abb. 3 Insertion eines ICX-Active-Master- Implantats in regio 33

Abb. 4 Einsetzen des Stegs mit Abutments

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2STUNDEN

nach der Implantatinsertion ist die Prothese

bereit für die Eingliederung beim Patienten.

„Die Durchführung mit dem Magellan-System und der Magellan-Bohrschablone war eindeutig

die richtige Strategie.“

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Keramische Restaurationen: So gelingt die Präparation

Die Nachfrage nach keramischen Restaurationen wächst stetig: Sie gelten bereits seit Längerem als evidenzbasierte Versorgungsform, sind besonders ästhetisch und punkten mit Metallfreiheit.

K eramik-Inlays und -Teilkronen sind dann indiziert, wenn der Defekt mittelgroß bis groß und die Kavität allseits gut zugänglich ist. Die Materialstärke dieser

Einlagefüllungen muss i.d.R. mindestens 1,5 Millimeter be-tragen. Die Vorgaben des jeweiligen Materialherstellers sind zu beachten. Mittlerweile gelten sowohl herkömmlich abge-formte als auch im CAD/CAM-Verfahren hergestellte Inlays als klinisch erprobte und verlässliche Alternative zu Füllun-gen aus Komposit oder Metall.

SCHON BEI DER PRÄPARATION „KERAMISCH DENKEN“Doch egal ob Inlay oder Teilkrone – keramische Versorgungen stellen ihre ganz eigenen Ansprüche an die Präparation. Wer-den Kavitäten zu flach präpariert oder Mindestschichtstärken nicht eingehalten, droht schnell der vorzeitige Verlust der Ke-ramikrestauration. Bei Teilkronen kommt es bei einer unvor-sichtigen Präparation zudem rasch zu einer Verletzung der Pulpa. Um qualitativ hochwertige und langlebige vollkerami-sche Restaurationen zu gewährleisten, helfen diese Präpara -tionsregeln1:

§ den Übergang zwischen den Präparationswänden und dem Kavitätenboden und alle Winkel innerhalb der Kavität abrunden § spitze Übergänge im Präparationsverlauf vermeiden§ Fissurenverlauf beachten und eine okklusale Mindeststärke

von 1,5 Millimetern einhalten§ mindestens 2,5 Millimeter Breite an der engsten Stelle

des Inlays gewährleisten, um einen Bruch zu vermeiden§ eher divergierend als zu parallel arbeiten, als Öffnungs -

winkel der Kavitätenwand 6–10 Grad wählen§ als Oberflächenwinkel am Übergang Kavität/

Zahnoberfläche 90 Grad wählen

§ den Nachbarzahn mit einer Stahlmatrize schützen§ mit einer Flamme nur lateral einsetzen, nie am

Kastenboden§ approximale Flanken etwas konkav gestalten

PRÄPARIEREN WIE DIE PROFISUm die technisch anspruchsvolle Kavitätengestaltung für keramische Inlays und Teilkronen zu erleichtern, hat Komet Dental in Kooperation mit PD Dr. Oliver Ahlers, Dr. Uwe Blunck, Prof. Dr. Roland Frankenberger, Dr. Jan Hajtó, Dr. Gernot Mörig und Prof. Dr. Lothar Pröbster ein Experten-Set (4562ST) entwickelt. Das zehnteilige Set im sterilisierbaren Instrumentenständer enthält Instrumente zur Inlay- und Teil-kronenpräparation. Darunter befinden sich drei Neuentwick-lungen: Die Instrumente 6847KRD und 959KRD verfügen über eine Tiefenmarkierung bei 2 und 4 Millimetern, das kürzere konische Instrument 845KRD ist mit einer Tiefenmarkierung bei 2 Millimetern ausgestattet. Sie hilft dabei, die okklusale Mindestschichtstärke der Keramikrestauration einzuhalten. Bei der Gestaltung des approximalen Kavitätenrandes kön-nen die Schallspitzen SFM7 und SFD7 eine sinnvolle Ergän-zung des Sets darstellen. Sie helfen bei der approximalen Finitur von Inlaypräparationen – ohne benachbarte Zähne dabei zu schädigen.

1Ahlers MO, Mörig G, Blunck U, Hajtó J, Pröbster L, Frankenberger R. Guidelines for the preparation of CAD/CAM ceramic inlays and partial crowns. Int J Comput Dent. 2009;12(4):309–25.

Mehr Informationen zum Experten-Set für Keramik-Inlays und -Teilkronen erhalten Sie über nebenstehenden QR-Code.

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PROTHETIK-TIPP

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REDUZIERTES IMPLANTATKONZEPT

Next-Generation-ImplantatDie Indikationsbreite wird durch abgespeckte, straffe Implantatkonzepte zwar nicht größer, aber man

kann deutlich mehr Patienten erreichen. Wie das mit dem iSy-Konzept in weniger als einer Stunde von der Planung über die OP bis zur Provisoriumsherstellung gelingt, erklärt Dr. Conrad Kühnöl.

— Anne Barfuß —

D ass die digitale Implantologie Dr. Conrad Kühnöls Stecken-pferd ist, weiß man. Das analo-

ge Vorgehen hält er für viel zu zeitin-tensiv. Hohe Kosten und eingeschränk-ter Komfort verschreckten Patienten, wird er nicht müde zu betonen. Redu-zierte Konzepte, die auf digitale CEREC-Lösungen in der chirurgischen und prothetischen Behandlung setzen und daher mit wenigen Komponenten aus-kommen, verkürzten dagegen nicht nur die Stuhlzeiten des Behandlers,

sondern machten den implantatgetra-genen Zahnersatz für die breite Masse bezahlbar, meint Kühnöl. Bei Standard-situationen – sprich bei 80 Prozent der Fälle – seien digitale Konzepte nicht zu toppen. Patienten, denen er in seiner Praxis in der Vergangenheit eine analo-ge konventionelle Kronen-Brücken-Ver-sorgung empfohlen habe, biete er mit dem iSy-Implantatsystem heute eine deutlich preiswertere implantatgetra-gene und damit höherwertige Versor-gung an.

Ein Vergleich der Protokolle „Versorgung einer Zahnlücke mit einer analogen VMK-Brücke“ versus „Versorgung mit digitalem Implantat“ macht den Unter-schied deutlich. Wird implantiert und provisorisch versorgt, verlässt der Pa-tient nach einer Stunde die Praxis. In Kühnöls volldigitalisierter Praxis gestal-tet sich bereits das Aufklärungsge-spräch patientengerecht. Auf der Kom-bination von Intraoralscan, DVT-Auf-nahme und virtuellem Implantat sieht der Patient, wie es um sein Knochenan-gebot steht, wo das Implantat positio-niert wird und welche Limitationen sich ergeben.

Abb. 1 Ausgangssituation: 83-jähriger Patient, fehlender 36

Abb. 2 Virtuelle Kostenplanung am eingescannten Modell

Abb. 3 Fusionierte Daten von DVT, Intraoralscan und Implantatplanung

Abb. 4 Konstruierte Schiene virtuell, inklusive Implantat

Abb. 5 Positionierungsschiene in situ

Abb. 6 Röntgenkontrollaufnahme OP

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65

DR. CONRAD KÜHNÖLZahntechniker/Zahnarzt, seit 2000 niedergelassen in volldigitalisierter

eigener Praxis in Dresden.

[email protected]

IMPLANTOLOGIE

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DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2019;37(8) | 41

Besonders begrüßt Kühnöl den 2017 eingeführten iSy-Scanadapter für Dentsply Sirona, den man zusammen mit dem Scanbody vor dem Scan ein-fach auf die Implantatbasis aufklicken kann. Für die Dauer der transgingivalen Einheilung wird ein Gingivaformer auf die Implantatbasis geklickt. Den Fräs-auftrag für die Krone gibt er an die Fräs-einheit. Der Zahntechniker nutzt die Zeit bis zum Eingliedern der definitiven Versorgung für das Finishing der Rekon-

struktion. Mit nur einem Abutment-wechsel und somit maximaler Scho-nung des periimplantären Weichgewe-bes wird eine Hybridabutmentkrone im Implantat verschraubt. Kühnöl: „Gingi-

vaformer, Provisorien und der Scan-adapter sind nur auf die Implantatbasis geklickt. Das führt zu kurzen Sitzun-gen.“ Und: Die scannbare Multifunkti-onskappe harmoniert mit allen moder-nen Scannern.

NORMALE PATIENTENGRUPPENKühnöl rät Kollegen, sich dieser „ganz normalen“ Patientengruppen stärker als bisher zu widmen, also jenen Patienten, „die nicht jede Amalgamfüllung durch ein Inlay ersetzen möchten, die auch ei-ne Zahnhalsfüllung, die nicht mehr hochästhetisch aussieht, akzeptieren“. Er nutzt das iSy-Konzept seit 2016 und hält kein weiteres Implantatsystem mehr vor. „Da ich gar nicht mit Über-weisern zusammenarbeite, ist dies nicht notwendig.“ Die Implantatpatien-tenzahl in seiner Praxis hat sich seither auf 400 Patienten pro Jahr verdoppelt.

Indikationseinschränkungen existieren laut Kühnöl praktisch nicht. Stehen um-fassende Augmentationen an, lässt er

gedeckt einheilen, was kein Problem darstellt, denn die iSy-Abdeckkappe ist ebenso wie der Gingivaformer und die Multifunktionskappen Bestandteil der Komplettverpackung. „Mit nur zwei Bohrungen – Pilotbohrung und finale Formbohrung – bei inzwischen 800 iSy-Implantaten hatten wir weniger Im-plantatverluste als mit mehreren Boh-rungen je Implantat“, sagt Kühnöl.

VIDEOS &WEBINAREzum iSy-Implantatsystem

finden Sie hier:

Abb. 7 Inseriertes Implantat inklusive Gingivaformer (l.), Scanadapter für

Dentsply Sirona inklusive Scanbody (r.)

Abb. 8a Gingivaformer unmittelbar nach dem Einbringen

Abb. 8b Gingivaformer zwei Stunden nach dem Einbringen

Abb. 9 Konstruktion auf Implantat

Abb. 10 Einprobe e.max-Krone

Abb. 11 Kristallisierte Krone

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„Gingivaformer, Provisorien und der Scanadapter

sind nur auf die Implantatbasis geklickt.“

Dr. Conrad Kühnöl

Das Bohrprotokoll senkt die

Misserfolgsratesignifikant.

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ADHÄSIVTECHNIK

Das haftetMit dem MDP-Monomer gelang es Kuraray als weltweit erstem Hersteller, die Haftkraft an

Hydroxylapatit (HAp) grundlegend zu verbessern. Das Phosphat-Monomer gilt als „der Kleber“ für Dentin, Zahnschmelz und Legierungen, und das seit fast 40 Jahren. Was ist das Erfolgsrezept? Wir

fragten Dr. Adham Fawzy Elsayed, Scientific Marketing Manager DACH bei Kuraray Noritake Dental.

— Anne Barfuß —

NACHGEFRAGT

„PANAVIA ist zu einem Synonymfür zuverlässige Haftung geworden.“

Wie hat die Entdeckung des MDP-Monomers die Zahnmedizin verändert?ELSAYED: Kuraray konnte die Zahnmedizin durch die Erfin-dung des haltbarsten Phosphatmonomers (MDP) verbes-sern. Es ist in der Lage, eine starke Bindung zu verschiede-nen Substraten (Schmelz, Dentin, Metall und Oxidkeramik) zu erreichen. Diese Art der Adhäsion führte zur Einführung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der minimalinvasi-ven Zahnmedizin, in der eine Vielzahl von Restaurationen eingesetzt werden kann (beispielsweise Veneers und Adhä-sivbrücken), die wertvolle Zahnhartsubstanz schonen und hochästhetische Materialien verwenden.

Was ist das Besondere am Original-Monomer?ELSAYED: Die Reinheit und der Herstellungsprozess. Kuraray entwickelte das Original-MDP-Monomer bereits 1981 und hat es seither immer weiter verbessert. Viele andere Her-steller haben inzwischen begonnen, ein MDP-Monomer in ihren Produkten zu verwenden. Es gilt aber als eine der am schwierigsten zu produzierenden Substanzen – vor allem dann, wenn es um die Schaffung eines MDP-Monomers von

höchstem Qualitätsniveau geht. Ohne jahrzehntelanges Know-how ist das nicht möglich, weshalb nicht alle MDP-haltigen Produkte zu dauerhaften Restaurationen führen. Der Reinheitsgrad des Originals wird bis heute nicht er-reicht. Neben der Fähigkeit, sich mit Hydroxylapatit zu verbinden, zeichnet sich unser Original-MDP auch durch eine überaus starke Haftung an Metall und Zirkonoxid aus.Eine zuverlässige Verbindung zu Zirkonoxid wäre ohne MDP nicht möglich. Es ist dokumentiert, dass das MDP- Monomer das Phosphatmonomer ist, das die dauerhafteste Verbindung zu Zirkonoxid erreicht.

DR. ADHAM FAWZY ELSAYEDScientific Marketing Manager DACH Kuraray Noritake Dental

[email protected]

Ist das belegt? ELSAYED: Ja, es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Studien dazu; eine aktuelle ist die von K. Yoshihara et al. „Functional monomer impurity affects adhesive perfor-mance.“ Dental Materials. 31: 1493–1501 (2015).

Die Voraussetzungen für jede adhäsive Befestigung müssen sauber erfüllt werden. Gelingt das nicht, gilt es notfalls eine andere Restaurationsart zu wählen. Wie unterstützen Sie den Anwender bei dem nicht einfachen Handling? ELSAYED: Mit detaillierten Gebrauchanweisungen, verein-fachten Workflows sowie Unterstützung und Schulungen versuchen wir, die adhäsive Befestigung für unsere Anwen-der direkt und einfach zu machen. Arbeitet der Anwender

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korrekt, erhält er perfekte Ergebnisse. Nimmt er es nicht ganz so genau, leidet der Haftverbund.

Helfen da nicht Selbstadhäsive? ELSAYED: Die großen Vorteile von selbstätzenden Adhäsiven sind die unkomplizierte Anwendung und die Fehlertoleranz. Im Gegensatz zu Total-Etch mit Phosphorsäure ist die Ge-fahr einer Überätzung des Dentins gering. Unsere Kunden wünschen sich eine Vereinfachung des Protokolls. Darauf reagieren wir und investieren viel Zeit und Geld in die For-schung von Selbstadhäsiven.

Dabei dürfte Ihre jahrzehntelange Erfahrung helfen.ELSAYED: Richtig, seit 40 Jahren entwickeln wir Produkte, geleitet durch das Streben nach japanischer Perfektion. Be-sonders die Ästhetik, die Zuverlässigkeit und der Erhalt des natürlichen Zahns stehen dabei im Fokus. Produkte wie der Caries Detector, PANAVIA oder der Goldstandard CLEARFI SE Bond vereinen höchste Qualität mit höchster Ästhetik. Eine Weiterentwicklung unserer Produkte und die stetige Anpassung auf die Bedürfnisse der Zahnmedizin treiben uns voran.

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BESUCH BEI DR. GUIDO ELSÄßER

Die ganz besondere Praxis

Im schwäbischen Kernen steht die Praxis von Dr. Guido Elsäßer. Der Zahnarzt hat sich auf die Behandlung von Menschen mit Behinderung spezialisiert. Zwischen mobilen

Röntgengeräten und weisen Wandsprüchen erwartet die Patienten hier besonders eins: Herzlichkeit!

— Florian Teichert —

W enn Dr. Guido Elsäßer donnerstagsmorgens seine Praxis aufschließt, weiß er:

Heute wird es wieder ein bisschen lauter. Der Donnerstag ist nämlich für Patienten mit Behinderung reserviert. Mitten in der schwäbischen Provinz, zehn Kilometer östlich von Stuttgart, haben sich Elsäßer und seine beiden Praxiskollegen Dr. Daniel Schöller und ZÄ Sophia Killat über die Stadtgrenzen hinaus bereits einen Namen gemacht.

Elsäßer gibt regelmäßig Kurse und Vor-träge zum Thema Behindertenzahnheil-kunde und setzt sich als Mitglied der DGZMK und der DZOI vermehrt für die Sensibilisierung im Umgang mit diesem Bereich ein. 2017 nahm FOCUS Gesund-heit Elsäßer in die Liste der empfohle-nen Ärzte aus der Region auf.Die Praxis befindet sich mitten auf dem Gelände des Gesundheits- und Thera-

piezentrums der Diakonie Kernen-Stet-ten. Seit 2018 besucht Elsäßer seine Pa-tienten auch in den umliegenden Wohngruppen. „Manche Patienten sind natürlich nicht mehr so mobil und auch für die anderen Patienten kann es durchaus angenehmer sein, im gewohn-ten Umfeld untersucht zu werden“, er-klärt Elsäßer.

BEHANDLUNG IM STEHENHeute ist das Haus mit der Nummer 8 dran. Elsäßer und seine Assistentin, die ZFA Manuela Müller, stehen in dem gro-ßen Raum im zweiten Stock und haben ihre mobilen Gerätschaften dabei. Das Ganze sieht zwar ein bisschen spärlich aus, erfüllt aber voll und ganz seinen Zweck. Müller geht stehend die Patien-

tenlisten durch, die Wohngruppenbe-treuer bringen die Patienten in das Zim-mer, und Elsäßer greift zu Spiegel und Sonde. Manche Patienten haben keine große Lust, sich hinzusetzen – dann wird eben im Stehen geschaut.

Andere Patienten hingegen sind bettlä-gerig und müssen dementsprechend auch dort untersucht werden. „Wir schauen uns natürlich alle Patienten an. Die Mundgesundheit soll möglichst bis zum Schluss aufrechterhalten werden“, erklärt Elsäßer. Auch mit Patienten zu arbeiten, die wohl nicht mehr lange zu leben haben, gehört dazu. Aber das ge-hört auch in zahlreichen anderen Jobs dazu. Wenn es dann aber auch mal Kin-der trifft, geht das auch an Elsäßer und seinem Team nicht spurlos vorbei.

An den Wänden der Elsäßer-Praxis ste-hen zahlreiche herzerwärmende Zitate.

Abb. 1 Viele Patienten kommen mit einer betreuenden Begleitperson.

„Immer mehr Praxen rüsten mittlerweile auf“

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„Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst, gib ihm deines“, heißt es zum Beispiel an einer Stelle. In der Praxis wird in jedem Fall viel gelächelt. Gera-de donnerstags. Die Patienten kom-men gerne in die Praxis – und welcher Zahnarzt kann das schon überzeu-gend von sich behaupten? Das liegt mit Sicherheit nicht nur an den weisen Sprüchen an den Wänden, sondern auch an dem generell positiven Grund-tenor, der in der Praxis herrscht.

Während Elsäßer noch in der Wohn-gruppe zugange ist, hält sein Kollege Daniel Schöller die Stellung in der Pra-xis. Der nächste Patient hat das Down-Syndrom und klagt über Schmerzen im Prämolaren. Schöller fragt genau nach und bekommt bis ins kleinste Detail er-zählt, wo es schmerzt. Nach einigen Mi-nuten ist die Behandlung vorbei, die Schmerzen sind gelindert, und der Pa-tient steht freudestrahlend auf. Ein High Five zum Abschluss darf nicht fehlen. So einfach kann es sein …

XXL-RÄUME UND SCHREIBPROGRAMMEDie Patienten fühlen sich einfach gut aufgehoben. Auch, weil die Räumlich-keiten in den letzten Jahren behinder-tengerecht angepasst wurden. Extragro-ße Behandlungsräume bieten nicht nur Platz für Rollstühle, sondern auch noch

für eventuelle betreuende Begleitperso-nen oder Eltern. Die mobilen Röntgen-geräte können flexibel in der ganzen Praxis eingesetzt werden. Eine weitere Besonderheit sind die Computer mit Schreibprogrammen, die in den Be-handlungsräumen stehen und dann ge-nutzt werden, wenn beispielsweise ein taubstummer Patient auf dem Stuhl sitzt. Dies vereinfacht die Kommunika-tion. Elsäßer und seine Kollegen können damit die Diagnosen und mög-lichen Therapien problemlos an die Patienten vermitteln.

Der Umbau der Praxis ist natürlich auch immer eine Kostenfrage. Durch den Standort auf dem Diakoniegelände hat sich für Elsäßer diese Investition aber natürlich gelohnt. Es gibt Fahrstühle und behindertengerechte Toiletten –

Elsäßer weiß aber auch, dass das nicht in jeder Praxis rentabel ist. Dennoch ruft er seine Kollegen dazu auf, zumin-dest über kleine Schritte nachzudenken. In den vergangenen Jahren konnte er schon einen positiven Weg erkennen. „Immer mehr Praxen rüsten mittlerwei-le auf und erweitern ihren Tätigkeits-schwerpunkt“, erklärt der Zahnarzt. Für die Zukunft hofft Elsäßer, dass Men-schen mit Behinderung bundesweit nicht mehr allzu weit fahren müssen, um eine passende Praxis zu finden. Auf den Webseiten der Landeszahnärzte-kammer können Patienten schon heute Praxen nach ihren Bedürfnissen finden.

Elsäßer ist auch glücklich über die Ent-scheidung aus dem Jahr 2018, als die Kassenzahnärztliche Bundesvereini-gung (KZBV) durchsetzen konnte, dass

Abb. 2 Dr. Guido Elsäßer besucht

seit 2018 auch die verschiedenen Wohngruppen

auf dem Diakonie-Gelände

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PRAXISPORTRÄT

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Menschen mit Behinderung Anspruch auf präventive Leistungen gemäß § 22a SGB V haben. Für die Praxen bedeutet das: Zusätzliche Informationen und Pflegeanleitungen für die betroffenen Patienten sind nun abrechenbar. Dies erleichtert die Arbeit ungemein.

EIN GROSSES PRIVILEGAuch Elsäßers Team kann dadurch noch entspannter ans Werk gehen. Probleme, Mitarbeiter zu gewinnen, hat Elsäßer nicht. „Die, die sich hier bewerben, wis-sen natürlich, dass wir uns auf die Be-handlung von Menschen mit Behinde-

rung spezialisiert haben. Deswegen kommt da eigentlich nie die große Überraschung und wenn doch, dann wissen wir, dass die Stellenausschrei-bung nicht richtig gelesen wurde. Dann hat sich das Thema eh erledigt“, sagt Elsäßer lächelnd.

Teil des Elsäßer-Teams zu sein ist für die Mitarbeiterinnen ein großes Privileg. „Einige Kolleginnen aus der Berufsschu-le haben mich immer wieder gefragt, wie es ist, mit behinderten Patienten zu arbeiten. Für mich ist es aber ganz nor-mal. Und ich glaube, in anderen Praxen

würde ich mich vielleicht sogar lang-weilen“, beschreibt ZFA Britta Kraft ihre Job-Motivation.

Auch Elsäßer kann sich nicht mehr vor-stellen, in einer „normalen“ Praxis zu arbeiten. „Das ist natürlich eine Her-zensangelegenheit, und wenn man ein-mal mit diesen Patienten gearbeitet hat, möchte man diese Erfahrung nicht mehr missen“, erklärt er und weist da-bei auf einen weiteren klugen Spruch an der Praxiswand hin: „Ein Lächeln ist oft das Wesentliche“.

Abb. 3 Einige Patienten sind bettlägerig – doch auch bei ihnen wird natürlich genau hingeschaut.

Abb. 4 Das mobile Röntgengerät bietet viele flexible Möglichkeiten bei der Behandlung.

Abb. 5 Extra viel Platz in den Behandlungsräumen

Abb. 6 Wohlfühlatmosphäre in der Elsäßer-Praxis

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PRAXISPORTRÄT

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THEMENSPECIAL

UPDATE DVT

Wir wissen, was wir nicht

wissenIm IDS-Jahr 2019 dürfte die Zahl der in Zahnarztpraxen installierten

DVT-Röntgeneinrichtungen die Marke von 6000 überschritten haben, allein in Baden-Württemberg werden 1000 DVT-Geräte betrieben. Prinzipiell ist diese Entwicklung erst einmal zu begrüßen, denn aus

diagnostischer Sicht wird mit der Nutzung eines DVT-Geräts das Portfolio der bildgebenden Verfahren in diesen Praxen vervollständigt. Gleichwohl wirft dieser Zuwachs an Installationen Fragen nach der Reliabilität und Qualität

aufseiten der Gerätehersteller und aufseiten der Anwender auf. Unser Themenspecial liefert Antworten.

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DER PRODUKTVERGLEICH ONLILNEUnsere ausführliche Marktübersicht mit den wichtigsten Informationen zu den Produkten finden Sie unter www.dentalmagazin.de oder über den nebenstehenden QR-Code.

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DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2019;37(8) | 49

Abb. 1 Intraorale Auf-nahme der Region

17–15: deutlich verkürz-te Darstellung der buk-kalen Molarenwurzeln

sowie erhebliche Überla-gerung durch das Joch-

bein in Regio 17.

Der Betrieb einer DVT-Röntgeneinrichtung unterliegt in Deutschland der behördlichen Aufsicht als Voraussetzung wird lediglich der Erwerb der DVT-Fachkunde durch den Anwender gefordert. Alle weiteren einzureichen-den Dokumente entsprechen denen bei der Anzeige etablierter 2D-Röntgeneinrichtungen. Die technische Durchführung einer DVT-Untersuchung kann an Mitarbeiter delegiert werden, ohne dass diese eine Zusatzqualifikation nachweisen müssen. Dieser Problematik müssen wir uns dringend zuwenden, da die Qualität der Untersuchungen di-rekt vom Kenntnisstand der Anwender abhängt. In der Schweiz ist nach der Novellierung des Strahlenschutzrechts im Jahr 2018 ein derartiger Kurs für DH und DA mit einem Umfang von 16 Unterrichtseinheiten in der Ausbildungsver-ordnung erstmals beschrieben worden. Bei der Neufassung der Fachkunde-Richtlinie könnte man sich beispielsweise an dieser Regelung orientieren.

Eine suffiziente Ausbildung hätte für die Anwendung der DVT weitreichende Folgen: Überprüfung der rechtfertigenden Indi-kation, Auswahl eines geeigneten Akquisitionsvolumens (FoV), Auswahl geeigneter Expositionsparameter, korrekte Positionierung des Patienten, den technisch-rechtlichen Vor-gaben entsprechende Archivierung und Datentransfer, ggf. Erstellung von Sekundärrekonstruktionen entlang standardi-sierter Rekonstruktionsvorschriften.

Die genannten Aspekte ließen sich noch leicht um weitere Punkte ergänzen, etwa um die Durchführung der Qualitäts- sicherung. Derzeit lassen sich jedoch nur wenige Aufgaben vollständig an Praxismitarbeiter delegieren. Für die Praxis lie-ße sich ein hoher Qualitäts- und Effizienzgewinn ableiten, da der Fachkundeinhaber neben der Stellung der rechtfertigen-den Indikation seine Zeit auf die Auswertung des Datensatzes verwenden kann. Denn viele DVT-Aufnahmen werden weder ausgewertet noch befundet. Die Verpflichtung, das Ergebnis der Anwendung eines bildgebenden Verfahrens am Menschen in Form eines Befundes aufzuzeichnen, lässt sich direkt aus dem § 85 StrlSchG ableiten. Weiterhin kann auch auf die Ab-rechnungsziffer 5370 der GOÄ verwiesen werden, wonach die „… Befundmitteilung oder der einfache Befundbericht mit An-gaben zu Befund(en) und zur Diagnose … Bestandteil der Leis-tungen und nicht gesondert berechnungsfähig …“ ist. Letztlich

ist dem Patienten das Ergebnis der Untersuchung in einem angemessenen Zeitraum mitzuteilen (§§ 630f BGB). Auf das Fehlen eines Befundes weisen Empfänger eines DVT-Datensat-zes wiederholt hin. Aber woran scheitert es bei der Erstellung eines Befundes? In erster Linie dürfte die Zeit ein wichtiger Faktor sein, da für die Auswertung und Dokumentation eines DVT-Datensatzes selbst durch einen versierten Anwender et-wa 15 bis 20 Minuten benötigt werden. Für eine schnelle und standardisierte Befundung verwenden wir die Web-Applika -tion „edit“ (Fa. Simplymates GmbH & Co. KG); dies hat den zeitlichen Aufwand der schriftlichen Dokumentation um 50 Prozent reduziert. Neben der Befunderstellung muss natür-lich auch auf die Qualifikation der DVT-Anwender abgehoben werden. Nach der Erlangung der DVT-Fachkunde stehen Kurse zur Vertiefung der diagnostischen Kenntnisse nur in äußerst geringer Zahl zur Verfügung; unser Unternehmen veranstaltet gleich mehrere dieser „Boot Camps“, um in lockerer und kolle-gialer Atmosphäre diagnostisches Wissen zu vermitteln.

Schließlich muss ein wichtiger Aspekt des Strahlenschutzes angesprochen werden, denn nahezu alle Hersteller bieten derzeit Niedrigdosisprotokolle an. Die erfolgreiche Umset-zung dieser Protokolle kann in der Praxis nur stattfinden, wenn sowohl die technische Anwendung (Mitarbeiter) als auch die Datenauswertung (Zahnarzt) diese bei der Indikati-onsstellung, Datenakquisition und Befundung tatsächlich be-rücksichtigt. Um daher bei steigender Gerätezahl und damit steigender Zahl der Aufnahmen die steigende kollektive ef-fektive Dosis einzufangen, ist der Erwerb entsprechenden Know-hows unumgänglich. Diesem Anspruch werden wir als Zahnärzte derzeit nicht gerecht und sollten dabei auch be-rücksichtigen, dass neben steigenden technischen Anforde-rungen (Versand von Daten entlang des DICOM-Standards) die Aufsichtsbehörden ihre Aufsichtspflicht wahrnehmen werden, denn ab 2020 sind Begehungen nach StrlSchV in al-len Praxen mit DVT-Röntgeneinrichtungen im Intervall von sechs Jahren vorgesehen.

Abb. 2 Sagittale Darstellung der DVT der Region 17–15: ausgedehnte periapikale Osteolyse an 16mb. In der intraoralen Aufnahme aus dem gleichen Zeitraum ist diese Veränderung nicht nachweisbar.

PD DR. DIRK SCHULZEZahnarzt und Röntgenexperte, betreibt seit

2010 das Digitale Diagnostikzentrum Freiburg.

www.ddz-info.de

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UPDATE DVT

Schnellere Scanzeiten, mehr Sicherheit

Die Greennxt -Modelle der neuesten Gerätegeneration besitzen einen neuen DVT-Rekonstruktions algorithmus, der automatisch Metallartefakte erkennt und zuverlässig

reduziert. Und: Vatech/orangedental konnte die Scanzeiten im DVT-Modus auf bis zu 4,9 Sekunden senken. Damit sind Bewegungsartefakte fast kein Thema mehr, wie organgedental-Geschäftsführer

Stefan Kaltenbach im Interview hervorhebt.

— Anne Barfuß —

Aufgrund der hohen Strahlenbelastung schreckten in der Ver-gangenheit viele Patienten und Zahnärzte vor DVT-Aufnah-men zurück. Die Hersteller haben darauf mit der Entwicklung von Low-Dose-Modi reagiert. Wie kommt das bei den Anwen-dern an? KALTENBACH: In der Regel positiv, schwierig dabei ist für den Zahnarzt und noch schwieriger für den Patienten einzuschät-zen, welche Dosis tatsächlich bei ihm ankommt. Vatech stellt seit 2013 durchgängig bei allen „Green“-Modellen zusätzlich einen „Low-Dose“-Modus bereit, mit dem der Anwender eine ca. 90-prozentige Bildqualität im Vergleich zum „High-Resolu-tion-Modus“ erhält, dafür aber nur ca. 40 Prozent der Strah-lung desselben benötigt. So gibt es einige Anwender von Va -

tech/orangedental Geräten, die ihre DVT Aufnahmen nur im „Low-Dose“-Modi erstellen. Manche schreiben sich „Low Dose“ auf die Fahnen, werden dem Anspruch aber tatsächlich nicht gerecht.

Typische DVT-Fehlerquellen sind Patientenbewegungen, Metallartefakte, fehlerhafte Befundungen und Interpretatio-nen, Mängel in der Bildbearbeitung sowie die Wahl falscher Expositionsparameter und schlecht justierte, zu kleine Aufnahmefelder. Was hat sich da getan? KALTENBACH: Durch die Einführung der „Green“-Modelle konnte Vatech/orangedental die Scanzeiten im DVT-Modus auf bis zu 4,9 Sek. reduzieren. Durch diese einzigartig kurzen

Abb. 1 Panoramaaufnahme, aufgenommen mit dem Greennxt

Abb. 2 Fernröntgenaufnahme lateral, aufgenommen mit dem Greennxt

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THEMENSPECIAL

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Scanzeiten wird die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Bewegungsartefakten auf ein Minimum reduziert. Beim Scan-CEPH liegt die Belichtungszeit bei nur noch 1,9 Sekun-den. Die Greennxt-Modelle der neuesten Gerätegeneration besitzen auch einen neuen DVT-Rekonstruktionsalgorith-mus, der automatisch Metallartefakte erkennt und zuverläs-sig reduziert. Die Bildbearbeitung der DVT-Datensätze wird mit der neuen Ez3D-i-Software, die auf der IDS 2019 vorge-stellt wurde, grundlegend vereinfacht. In der neuen Ez3D-i-Software entstehen 3D-Rendering, Panoramaansich-ten oder MPR Ansichten mit nur einem „Klick“.

Viele Zahnärzte haben in der Vergangenheit auf DVT-Aufnah-men verzichtet, selbst bei Sofortimplantationen. Hat sich das geändert?KALTENBACH: Nein! Aber die Entscheidung über die Erstel-lung eines DVT fällt allein auf der Basis der rechtfertigenden Indikation bei den Ärzten. Mit der zunehmenden Kenntnis über die Möglichkeiten der DVT nehmen auch hierzulande die Anwendungen von DVT-Geräten prozentual immer mehr zu. Zum Vergleich vielleicht: In Südkorea werden, allerdings aus zum Teil verschiedenen Gründen, zu über 95 Prozent DVTs eingesetzt.

Wer sind derzeit Ihre Hauptkunden, Implantologen? Sprechen Sie auch den Generalisten an?KALTENBACH: Hauptsächlich Implantologen, MKG-Ärzte und Oralchirurgen, aber auch Kieferorthopäden, größere Praxisge-meinschaften und Generalisten.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden? Bieten Sie zum Beispiel Fortbildungskurse für Zahnärzte und Helferinnen an? KALTENBACH: Neben regelmäßigen Schulungen der Spezialis-ten des Fachhandels in unserem Hause in Biberach und Dortmund und der Unterstützung von DVT-Fachkundekursen stehen unseren Kunden fachkundige Berater zur Seite. Selbst-verständlich stehen unseren Kunden aber auch unser sechs-köpfiges Hersteller-Außendienstteam sowie unsere zwölfköp-fige Serviceabteilung bei allen Fragen zur Verfügung. Auf der diesjährigen IDS in Köln haben wir Zahnärzten/-innen und Helferinnen ein großes Angebot an Kursen und Schulungen rund um das Thema DVT-Anwendungen präsentiert. Dies werden wir in Zukunft noch weiter ausbauen.

STEFAN KALTENBACHist Geschäftsführer von orangedental und verfügt über langjährige Erfahrungen in

der Dentalbranche.

[email protected]

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UPDATE DVT

Gestern ALARA, heute ALADADie Digitale Volumentomografie (DVT) bietet für die Zahnheilkunde unverzichtbare

diagnostische Vorteile und ist im Vergleich zur 2D-Bildgebung nicht selten weniger strahlenbelastend, wie Prof. Dr. Axel Bumann im Interview betont.

Herr Prof. Dr. Bumann, wie häufig setzen Sie die DVT bei Ihrer Arbeit ein?BUMANN: Jeden Tag; allerdings sind wir auch in einer beson-deren Situation: Als dentalradiologisches Institut kümmern wir uns ausschließlich um die Anfertigung von Röntgenauf-nahmen für zahnmedizinische Zwecke. Allein in unseren drei Standorten in Berlin kommen daher pro Jahr zirca 4.000 DVT-Aufnahmen zusammen.

Welche Faktoren entscheiden darüber, ob Sie eine DVT-Auf-nahme oder ein zweidimensionales Bild anfertigen?BUMANN: Grundsätzlich kommt die DVT zum Einsatz, wenn sie indiziert ist. Dies ist unter anderem dann der Fall, wenn Anhaltspunkte für atypische Befunde wie überzählige Zahn-anlagen oder verlagerte bzw. impaktierte Zähne vorliegen, oder im Rahmen einer Implantatplanung, wenn ein unzurei-chendes Knochenangebot ausgeschlossen werden soll. Bei der Röntgendiagnostik von CMD-Patienten ist nach den aktuellen Leitlinien das DVT das Mittel der ersten Wahl.

Die Entscheidung für oder gegen eine DVT-Aufnahme ist so-wohl in den entsprechenden Leitlinien als auch in der öffent-lichen Diskussion eng an die damit verbundene Strahlenex-position gekoppelt. Wie ist dieser Aspekt aus heutiger Sicht zu bewerten?

BUMANN: Es ist vollkommen klar, dass die Dentalradiologie mit einer möglichst geringen Strahlenbelastung unserer Pa-tienten einhergehen sollte – insbesondere bei Kindern und Ju-gendlichen ist dieser Grundsatz zu beherzigen. In diesem Zu-sammenhang kommt die DVT gerade in der öffentlichen Dis-kussion allerdings weit schlechter weg, als es die heute rele-vanten Daten zeigen.

An dieser Stelle ist meiner Ansicht nach zunächst eine ei-gentlich offensichtliche Differenzierung notwendig: Denn DVT ist nicht gleich DVT. Zwischen den einzelnen Geräten und ihren jeweiligen Protokollen gibt es erhebliche Unter-schiede, was die effektive Strahlendosis betrifft. Sie sorgen dafür, dass wir es in der Diskussion über die Strahlenbelas-tung bei der DVT häufig mit Daten zu tun haben, die nicht an-satzweise unserem Praxisalltag entsprechen.So gehen beispielsweise in den vielzitierten Metaanalysen zu diesem Thema auch Messungen an veralteten und niemals in Deutschland verwendeten Geräten in das Ergebnis ein. Das treibt die diskutierten Mittelwerte vollkommen zu Unrecht in die Höhe. Das ist so, als nähme man eine Feinstaubanalyse auf Rügen, Usedom und in Peking vor – dann den Mittelwert bilden und behaupten: Ostseeinseln sind stark belastet! In der Realität ist es mit dem richtigen Equipment, dem entspre-chenden Know-how und spezifischen Protokollen heute häu-fig möglich, 3D-Aufnahmen mit geringerer Strahlendosis als bei 2D-Aufnahmen anzufertigen.

Wie genau ist das möglich? Und welche wissenschaftlichen Daten gibt es dazu? BUMANN: Es ist alles eine Frage der Protokolle. Sie legen fest, mit welcher Spannung und welchem Elektronenstrom über welchen Zeitraum geröntgt wird. Diese drei Stellschrauben, Kilovolt, Milliampere und Sekunden, sowie das verwendete Field of View mit der jeweiligen Auflösung entscheiden letzt-lich über die effektive Dosis. Das richtige Protokoll sorgt dem-entsprechend für eine geringere Strahlung. Dass die effektive Dosis einer 3D-Aufnahme geringer ausfallen kann als die ei-ner 2D-Aufnahme, fand 2013 erstmals Dr. John Ludlow bei der Untersuchung des i-CAT FLX aus dem Hause Imaging Sci-ences heraus – damals ging dies jedoch noch mit einer signi-fikant schlechteren Bildqualität einher.

THEMENSPECIAL

Aufnahme eines retinierten Eckzahns (Cross Section), erstellt mit einem DVT-Gerät der ProMax-3D-Klasse. Dank ULD-Proto -kollen ermöglicht sie es, 3D-Aufnah-men mit einer geringeren Strahlen-belastung als bei 2D-Aufnahmen zu erstellen.

Bum

ann

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Welche Ergebnisse liefern neuere Untersuchungen in diesem Zusammenhang?BUMANN: Schon zwei Jahre später, 2015, konnten Ludlow und Koivisto in ihrer IADR-Veröffentlichung zeigen: Mit einem DVT-Gerät der ProMax-3D-Klasse von Planmeca lassen sich noch-mals deutlich niedrigere Dosen erreichen, selbst im Vergleich zu konventionellen DVT- und 2D-Aufnahmen. Anders als vor-her konnte man die Dosis nun deutlich reduzieren, ohne dass es zu einer signifikanten Verringerung der Bildqualität kam. Möglich machten dies die sogenannten „Ultra-Low-Dose“-Pro-tokolle des finnischen Herstellers, mit deren Hilfe sich eine durchschnittliche Dosisreduktion von 77 Prozent erreichen ließ.

Da das hier getestete Modell, das Planmeca ProMax 3D Mid, auch bei uns zum Einsatz kommt, hatten wir die Gelegenheit, ebenfalls aussagekräftige Messungen vorzunehmen. So wur-den im Rahmen der Doktorarbeit von Kristin Währisch zahl-reiche „Ultra-Low-Dose“-Protokolle des Geräts untersucht. Die Resultate stützten die Erkenntnisse von Ludlow und Koivisto und erlauben uns heute zudem, „Ultra Low Dose“ (ULD) ganz differenziert einzusetzen. Das ist einer der Gründe, warum wir so gerne mit dem Planmeca ProMax 3D Mid arbeiten – wir sind damit nicht nur ALARA-, sondern auch ALADA-konform!

Das ALARA-Prinzip (As Low As Reasonably Achievable) dürfte den meisten ein Begriff sein. Was genau verbirgt sich hinter ALADA?BUMANN: Seit einigen Jahren lässt sich ein Wechsel vom ALARA- zum ALADA-Prinzip beobachten. ALADA steht dabei für „As Low As Diagnostically Acceptable“. Es geht also da-rum, die Dosis so niedrig wie diagnostisch akzeptierbar zu halten. Konkret bedeutet das: Wir reduzieren die Strahlendo-sis bestmöglich, ohne dabei die diagnostisch relevanten Infor-mationen einbüßen zu müssen. Oder anders ausgedrückt: Wir verzichten auf brillante Hochglanzbilder ohne diagnosti-schen Mehrwert. Wenn ich herausfinden will, ob bei einem Kind eine Nichtanlage vorliegt, muss nicht jede Struktur ge-stochen scharf erkennbar sein. Die Nichtanlage kann ich auch auf einem etwas „pixeligen“ Bild noch klar erkennen. Die re-duzierte Strahlendosis ist es wert. Das ist das ALADA-Prinzip. Und um diesem Prinzip entsprechend zu arbeiten, stellen die ULD-Protokolle von Planmeca die am besten untersuchte Option dar – und das sogar ohne statistisch signifikante Reduktion der Bildqualität.

PROF. DR. AXEL BUMANNist seit 2006 geschäftsführender Direktor des MESANTIS

3D-DENTAL-RADIOLOGIE, Berlin. Er studierte Zahnmedizin in Kiel und absolvierte die Facharztausbildungen

Oralchirurgie und Kieferorthopädie. Zusätzlich ist er internatio-nal renommierter CMD-Spezialist und Spezialist im Bereich

Dentalradiologie.

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MEDENTIS

HUMANPRÄPARATEKURS 2020medentis und die Charité Universitätsmedizin Berlin laden Interessierte herzlich ein, an ihren zweitägigen Humanpräparatekursen Teil I und Teil II in Berlin im März bzw. Oktober 2020 teilzu-nehmen. Die Teilnehmer er-

fahren in Vorträgen und praktischen Übungen alles Wissenswerte über die modernen und zeitgemäßen Vorgehensweisen in der dentalen Implantologie. Als Referenten führen der ärztliche Leiter der MKG-Chi-rurgie, Prof. Dr. Max Heiland, und PD Dr. Susanne Nahles, Oberärztin der MKG-Chirurgie, durch die Ver-anstaltung. Zum praktischen Teil zählen u. a. Naht -übungen, die interne und externe Sinusbodeneleva-tion und das Setzen von Implantaten im Seitenzahn-bereich nach Nervlateralisation mittels Piezosurgery. Infos und Anmeldung über den unten stehenden Link.

MEDENTIS MEDICAL GMBH Walporzheimer Str. 48–52, Tel.: 02641 9110-0, Fax: 02641 9110-120, [email protected], www.medentis.de,https://medentis.de/wp/events/kategorie/fortbildungen/humanpraeparate-kurs-anatomie

MARKT

LEGE ARTIS

ESD-SYSTEM: INNOVATIV UND AKTUELLDie Endodontie ist aufwendig. Mit dem ESD-Entnahmesystem wird das Spülen, Desinfizieren und Reinigen des Wurzelkanals deutlich erleichtert. NaOCl-Flecken in der Praxis gehören der Vergangenheit an, denn nun gibt es ESD, ein einfaches System zur rückstandslosen Entnahme der Endo-Lösungen – einfach, sicher und direkt, ohne Zusatzkosten. Die Lösung wird direkt von der Flasche in die Spritze gefüllt. HISTOLITH NaOCl gibt es nicht nur in 5%iger Konzentration, sondern auch als 3%ige und 1%ige Lösung. Über weitere Einzelheiten informiert der lege artis-Außendienst gerne, auch in der eigenen Praxis oder auf den bekannten Fachveranstaltungen.

lege artis Pharma GmbH + Co. KGBreitwasenring 1, 72135 Dettenhausen, Tel.: 07157 56 4 50, Fax: 07157 56 45 50, www.legeartis.de

HENRY SCHEIN

NEUE FINANZIERUNG „XXL-LEASING“Zu Beginn des letzten Quartals 2019 können Zahnärzte die eigene Steuerlast durch leasingfinanzierte Investitio-nen ins Anlagevermögen der eigenen Praxis senken. In Kooperation mit langjährigen, globalen Finanzierungs-partnern hat Henry Schein die Finanzierungsform XXL-Leasing entwickelt, mit der Praxisinhaber für das Jahr 2019 noch bis zu 40 Prozent der Netto-Anschaffungs- kosten steuerlich geltend machen können. Zu Beginn der Laufzeit wird eine Leasingsonderzahlung in Höhe von 20 Prozent der Anschaffungskosten geleistet. Die Lea-singraten des ersten Jahres betragen in der Summe wei-tere 20 Prozent, sodass bei Praxen mit Einnahmenüber-schussrechnung der steuermindernde Effekt im Jahr 2019 bis zu 40 Prozent der Anschaffungskosten betragen kann, bei bilanzierenden Praxen bis zu 20 Prozent. Je früher sich ein Praxisinhaber für eine Investition entscheidet, desto weniger wird die Liquidität belastet.

HENRY SCHEIN DENTAL DEUTSCHLAND GMBH Monzastr. 2a, 63225 Langen, Tel.: 0800 140 00 44, Fax: 0800 150 00 55, [email protected], www.henryschein-dental.de

DENTALTRADE

NEUES MULTILAYER-ZIRKONAufgrund der großen Nachfrage hat das Bremer Unternehmen dentaltrade das hochwertige und flexibel einsetzbare Multilayer-Zirkon DD cubeX2 ML nun dauerhaft ins Sortiment genommen.

Das Multilayer-Zirkon DD cubeX2 ML überzeugt durch nahtlos in-einander verlaufende Farbnuancen vom Zahnhals bis zur Schneide – die fließenden Farbabstufungen von zervikal zu inzisal simulieren einen natürlichen Farbverlauf und verleihen dem daraus gefertig-ten Zahnersatz das Aussehen eines echten Zahns. Das Zirkon ist in folgenden acht VITA-Zahnfarben erhältlich: A1, A2, A3, A3,5, B1, B2, C2 und D3. Es bietet ein Höchstmaß an Präzision und Passge-nauigkeit bei der Fräsung des Zahnersatzes, eine geringe Wärme-leitfähigkeit, eine starke Festigkeit und hohe Biokompatibilität – Patienten zeigen so gut wie keine allergischen Reaktionen beziehungsweise Abstoßungsreaktionen auf den Zahnersatz.

DENTALTRADE GMBH Grazer Str. 8, 28359 Bremen, Tel.: 0421 247 147 70, Fax: 0421 247 147 9, [email protected], www.dentaltrade-zahnersatz.de

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GC

MIT DER GET CONNECTED APP INFORMIERTMit der neuen Get Connected App von GC haben Dental Healthcare Professionals stets Zugriff auf aktuelle Produktinforma-tionen, Anwendervideos und Weiterbil-dungen von GC. Sie kann seit der IDS 2019 im Google Play Store und Apple Store heruntergeladen werden.

Das digitale Tool bietet Zugang zu einer umfangreichen Bibliothek mit zahlreichen Artikeln, Videos und Webinaren. Darüber hinaus können Nutzer sich direkt zu den Weiterbildungen und Workshops anmelden.

Werden Artikel geteilt oder erfolgt eine Anmeldung zu einer der Veranstaltungen, wird das in Form sogenannter „Smiles“ honoriert. Nutzer verbessern damit ihren Status in der App und erhalten Zugang zu weiteren Informationen und Funktionen.

GC GERMANY GMBH Seifgrundstr. 2, 61348 Bad Homburg, Tel.: 06172 99596 0, Fax: 06172 99596 66, [email protected], www.germany.gceurope.com

ALIGN TECHNOLOGY

INVISALIGN WORKSHOPSAlign Technology entwickelt und produziert mit dem Invisalign System das weltweit fortschritt-lichste transparente Alignersystem sowie die iTe-ro Intraoralscanner und weitere Dienstleistungen. In speziell entwickelten Kursen können sich inte-ressierte Zahnärzte als Invisalign Go Anwender zertifizieren – ihre Praxen werden zudem seit 2019 mit halbtägigen Workshops für das Personal unterstützt. Eine Zertifizierung zum Invisalign Go Anwender erfolgt in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch ein speziell entwickeltes Kursprogramm, das aus einer ganz-tägigen Präsenzveranstaltung, zwei Webinaren und einem halbtägigen Study Club besteht. Für die Präsenzveranstaltungen werden gemäß BZÄK Fortbildungspunkte vergeben.

ALIGN TECHNOLOGY GMBH Dürener Str. 405, 50858 Köln, Tel.: 0800 25 24 990, www.invisalign-go.de

PERMADENTAL

POSITIVE RESONANZ AUF NEUEN FILMDie positive Resonanz zum Video der aktuellen Kampagne „Darum liebe ich meinen Job!“ von Permadental zeigt, dass die emotionale Präsentation einer modernen Zahnarztpra-xis durch eine Vloggerin den Zeitgeist der Zielgruppe widerspiegelt. Auch die vorgestellten Lösungen aus dem Hause Permadental haben Starqualitäten und tragen zur Authentizität des Films bei. Nach nur knapp drei Wochen hatte der Film schon mehr als 22 000 Personen mit denta-lem Hintergrund erreicht und wurde etliche Male geteilt und kommentiert. Das Ziel, einen Großteil der Praxisteams in Deutschland zu erreichen, ist also schon zur Halbzeit des Gewinnspiels in greifbare Nähe gerückt. Der Film visuali-siert in drei Minuten überzeugend eine Reise durch eine Zahnarztpraxis mit sehr unterschiedlichen und smarten Therapielösungen.

PERMADENTAL GMBH Marie-Curie-Str. 1, 46446 Emmerich, Tel.: 02822 10065, [email protected], www.permadental.de

NOBEL BIOCARE

BEIHEFT LIEFERT DATEN ZU OBERFLÄCHENFür die Xeal Abutmentoberfläche und die TiUltra Implantat-oberfläche sind ab sofort vorliegende wissenschaftliche Belege sowie klinische Daten in einem speziellen Beiheft des Journals „Clinical Implant Dentistry and Related Research“ (CIDRR) erhältlich. Zusammen bieten die Studien einen einzigartigen Einblick in die Entwicklung der neuen Oberflächen. Sämtliche Studien des CIDRR-Beihefts können heruntergeladen werden von nobelbiocare.com/surface. Dort finden Behandler auch mehr Informationen über die klinischen Vorteile sowie die Verfügbarkeit von Xeal und TiUltra.

NOBEL BIOCARE DEUTSCHLAND GMBH Im Zollhafen 24, Kranhaus Süd, 50678 Köln, Tel.: 0221 500 855 90, Fax: 0221 500 853 33, [email protected], www.nobelbiocare.com

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MARKT

IVOCLAR VIVADENT

EIN NEUES LÄCHELN FÜR ANDREA Im Digital-Denture-Prozess wurde für die junge Patientin eine Interimslösung erarbeitet, die eine massive Verbesserung ihrer Lebenssituation bedeutet.

Als die 25-jährige Andrea zum ersten Mal die Praxis konsultierte, litt sie bereits seit mehreren Jahren an starken Beschwerden infol-ge einer angeborenen genetischen Veränderung, deren Symptom unter anderem eine schwache Zahnschmelzentwicklung ist. Zudem ist die Patientin an Fibromyalgie erkrankt, einer chronischen Schmerzerkrankung mit einem hohen symptombezogenen subjektiven Leidensdruck. Eine Folge der Erkrankung war, dass sich die Patientin in den vergangenen Jahren durchschnittlich drei- bis viermal pro Tag erbrochen hat. Die daraus resultierende Säureerosion hat ihr ohnehin schon gefährdetes Gebiss erheblich geschädigt. Verfolgen Sie die Geschichte in der dreiteiligen Blogserie (s. u.).

IVOCLAR VIVADENT AG Bendererstr. 2, 9494 Schaan (Liechtenstein), [email protected], https://blog.ivoclarvivadent.com/

IPI MÜNCHEN

FORTBILDUNG SEIT 25 JAHRENSeit mehr als 25 Jahren organisiert das IPI München professionelle Fortbildungen für Zahnärzte auf höchstem Niveau. Erfahrene Spezialisten auf den Gebieten Parodontologie und Implantologie geben ihr Wissen an junge Zahnärzte, aber auch erfahrene Kolle-gen weiter, die ihre zahnärztliche Tätigkeit an den aktuellen Anfor-derungen basierend auf neuester Forschung und Klinik orientieren.

Die IPI-Kurse bringen die Teilnehmer auf den neuesten Stand in der Parodontologie, Implantologie, aber auch der rekonstruktiven Zahnheilkunde. In Live-OPs bekommen die Teilnehmer einen Einblick in die aktuellen chirurgischen Techniken, die sie im Hands-on-Training selbst vertiefen können.

PRIVATINSTITUT FÜR PARO- UND IMPLANTOLOGIE IPI MÜNCHEN GMBH Richard-Strauß-Str. 69–71, 81679 München, Tel.: 089 92 87 84 22, [email protected], www.ipi-muenchen.de

BREDENT

NEUE IMPLANTATLINIE COPASKYDie neue Implantatlinie copaSKY von bredent zeichnet sich besonders durch das stabile und reversible konisch-parallelwandige Interface aus, das eine leichte Entnahme der Prothetik ermöglicht. Einzigartig sind die Halsgestaltung und die kurze Implantat-Aufbau-Verbin-dung, die auch ultrakurze Implantate ermöglicht. Dank der Auflagerung von Knochenspänen auf den Backtaper kann auch eine subkrestale Implantatposition gewählt werden. copaSKY wird mit dem gleichen OP-Tray wie alle anderen SKY Implantate gesetzt.

Das überarbeitete Prothetikangebot hat eine Verbin-dungsgeometrie für alle Durchmesser; das reduziert den Umfang und vereinfacht die Lagerhaltung. Werk-stoff der Wahl ist BioHPP, der ein natürliches Kaugefühl und einen eingebauten Stoßdämpfereffekt zum Schutz von Implantaten bietet.

BREDENT MEDICAL GMBH & CO. KG Weißenhorner Str. 2, 89250 Senden, Tel.: 07309 872-600, Fax: -635, [email protected], www.bredent-implants.com

EIN NEUES LÄCHELN FÜR ANDREAVerfolgen Sie die Geschichte von Andrea in der dreiteiligen Blog-Serie: Einfach den QR-Code scannen.

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STRAUMANN

CLEARCORRECT FÜR ZAHNKORREKTURENClearCorrect Aligner sind für die Behandlung von leichten bis mitt-leren Zahnfehlstellungen indiziert. Jede Fallplanung umfasst eine mobil-optimierte 3D-Simulation, die das geplante Ergebnis und den Fortschritt jederzeit zeigt und mit dem Patienten geteilt werden kann. Es ist keine spezielle Software nötig. Neben dem konventionellen Abdruck ist auch eine digitale Abformung mit allen gängigen Intraoralscannern möglich.

Die Aligner zeichnen sich durch eine gerade verlaufende, nicht girlandenförmige Trimline aus, die sich über den Zahnfleischsaum hinaus erstreckt. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Trimline eine deutlich höhere Retention bewirkt. Die Zahl der Befestigungselemente kann reduziert werden, was bei Patienten zu einer höheren Akzeptanz für eine Aligner-Behandlung führt.

Mit der Übernahme von ClearCorrect hat die Straumann Group ihre Aktivitäten im Feld der Kieferorthopädie ausgeweitet.

STRAUMANN GMBH Heinrich-von-Stephan-Str. 21, 79100 Freiburg, Tel.: 0761 450-10, www.straumann.de/clearcorrect, www.clearcorrect.de/behandler

DMG

INTERDENTALE 2019 EIN ERFOLGBei der 2. Interdentale in Hamburg kamen am 18. und 19. Oktober 2019 junge Zahnmediziner und Studenten aus dem gesamten Bundesgebiet zum Young Expert Dental Symposium zusammen. Initiator DMG präsen-tierte gemeinsam mit acht weiteren dentalen Industrie-partnern einen abwechslungsreichen Programm-Mix aus Vorträgen, Hands-on-Kursen und Workshops.

„Die Referentenauswahl ist wirklich sehr gelungen“, und „die Hands-on-Kurse waren super“, lauteten einige der Teilnehmerstimmen. Das galt auch für die anschlie-ßende Party im legendären StrandPauli am Hamburger Hafen, die erst weit nach Mitternacht beendet war.

Nach zwei Jahren im DMG Dental Training Center in Hamburg begibt sich die Interdentale 2020 nun nach Berlin. Interessenten können sich dafür schon den 23. bis 24. Oktober 2020 vormerken.

DMG Elbgaustr. 248, 22547 Hamburg, Tel.: 0800 364 42 62 (kostenfrei), [email protected], www.dmg-dental.com, www.interdentale.de

W&H

JETZT AKTIONSANGEBOTE SICHERNIm Herbst wieder kräftig sparen: Das neue W&H GoodieBook hält vom 1. Oktober bis 31. Dezember zahlreiche Sonderangebote bereit.

Die 3+1-Aktion der beliebten Synea Vision und Fusion hat schon fast Tradition und darf auch in diesem Herbst nicht fehlen. 20 Prozent Herstellerrabatt bietet W&H außerdem auf chirurgische Hand- und Winkelstücke. Wer gerade dabei ist, seine implantologische Praxis zu digitalisieren, den dürfte auch der Rabatt auf das Chirurgiegerät Implantmed Plus interessieren: Vernetzt über das smarte ioDent-System, können Anwender mit der Einheit Behandlungen flexibel online planen – von jedem Standort aus. Und auch das innovative Osstell Beacon zur Messung der Implantatstabilität ist im GoodieBook zum Aktionspreis erhältlich. Weitere Ver-günstigungen unter anderem auf Prophylaxeprodukte, RDG und Sterilisatoren.

W&H DEUTSCHLAND GMBH Raiffeisenstr. 3b, 83410 Laufen/Obb., Tel.: 08682 8967-0, Fax: 08682 8967-11, [email protected], www.wh.com

DÜRR DENTAL

ZUVERLÄSSIGE WASSERAUFBEREITUNGDas dentale Wasser-aufbereitungssystem Hygowater unterstützt das zahnärztliche Team bei der gewissenhaften Hygiene und Infektions-kontrolle mit der einzig-artigen Kombination von Filtration und Elek-trolyse. Bei einer Wirk-samkeitsüberprüfung an der Charité – Univer-sitätsmedizin Berlin hat sich herausgestellt: Selbst eine Behand-lungseinheit, deren hygienische Probleme sich mit einem anderen Verfahren nicht in den Griff bekommen ließen, erreichte mit der neuen Technologie einen stabilen mikrobiologischen Zustand. Das Hygowater-System bietet mehrere Varianten und Zubehör zur Wasseraufbereitung. Dazu zählen dezentrale Lösungen für bis zu zwei Behandlungseinheiten (Hygowater bzw. Hygowater Com-pact), zentrale Lösungen für bis zu sechs Behandlungseinheiten (mit Zusatzmodul Hygowater Booster) und eine Füllstation für Bottle-Systeme (Hygowater Filling Station).

DÜRR DENTAL SE Höpfigheimer Str. 17, 74321 Bietigheim-Bissingen, Tel.: 07142 705-0, [email protected], www.duerrdental.com

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58 | DEUTSCHER ÄRZTEVERLAG | DENTAL MAGAZIN | 2019;37(8)

IMPRESSUM/INSERENTENVERZEICHNIS

3Shape A/S Seite 51..........................................................................................

Align Technology B.V. Seite 27 und 53............................................................

bredent medical GmbH & Co.KG. Seite 29.....................................................

CAMLOG Vertriebs GmbH Seite 05.................................................................

Dentsply Sirona Restoratives & Endo Seite 17..............................................

Deutscher Ärzteverlag GmbH 3. Umschlagseite...........................................

DMG Dental-Material GmbH Seite 25..............................................................

Dürr Dental SE 4. Umschlagseite....................................................................

Henry Schein Dental Deutschland GmbH Seite 19.......................................

IPI GmbH Seite 43.............................................................................................

Ivoclar Vivadent GmbH Seite 13.......................................................................

Komet Gebr. Brasseler GmbH & Co.KG Seite 33............................................

Kulzer GmbH Seite 09......................................................................................

lege artis Pharma GmbH & Co. KG Seite 45..................................................

medentis medical GmbH Seite 21..................................................................

Nobel Biocare Deutschland GmbH Seite 47...................................................

Permadental B.V Seite 07.................................................................................

Planmeca Vertriebs GmbH 2. Umschlagseite................................................

Straumann GmbH Seite 39..............................................................................

Titelseite

dentaltrade GmbH

W & H Deutschland GmbH

INSERENTENVERZEICHNIS

Herausgeber: Deutscher Ärzteverlag GmbH

Anschrift der Redaktion: Redaktion Dental Magazin Deutscher Ärzteverlag GmbH Postfach 40 02 65, 50832 Köln Dieselstraße 2, 50859 Köln

Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Michael Hülsmann, Göttingen Dr. Gerhard Iglhaut, Memmingen Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Gießen Prof. Dr. Martin Lorenzoni, Graz Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Gießen

Fachmedizinische Beratung: Dr. med. dent. Jörg K. Krieger

Redaktion: Bernd Schunk (Redaktionsleitung) [email protected]

Anne Barfuß (ab) Tel. +49 2234 7011-517 Fax +49 2234 7011-6517 [email protected]

Martin A. Reinhart, Sven Skupin

Redaktionelle Mitarbeit: Barbara Walter

Korrektorat: Thomas Volmert, Köln

Internet: www.dentalmagazin.de [email protected]

Leserbriefe: [email protected]

Erscheinungsweise: Achtmal im Jahr: Februar, März, April, Mai, Juni, September, Oktober und November; Einzelpreis: 10,00 €.

Jahresbezugspreis Inland: 80,00 €. Jahresbezugspreis Ausland: 90,24 €. Ermäßigter Preis für Studenten: 40,00 €. Die Kündigungsfrist beträgt 6 Wochen zum Ende des Kalenderjahrs.

Urheber- und Verlagsrecht: Alle Zuschriften redaktioneller Art bitte nur an diese Anschrift schicken. Gezeichnete Artikel geben nicht

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Produkt-informationen werden nach bestem Wissen und Gewissen veröffentlicht, jedoch ohne Gewähr. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung (gleich welcher Art) sowie das Recht der Übersetzung in Fremdsprachen – für alle veröffentlichten Beiträge –, vorbehalten. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. Bei allen redaktionellen Einsendungen wird das Einverständnis auf volle und auszugsweise Veröffentlichung vorausge-setzt, sofern kein anders lautender Vermerk vorliegt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Bücher und Bildmaterial übernimmt die Redaktion keine Haftung.

Verlag: Deutscher Ärzteverlag GmbH Dieselstraße 2, D-50859 Köln Postfach 40 02 54, D-50832 Köln Tel. +49 2234 7011-0, Fax +49 2234 7011-6508 www.aerzteverlag.de

Geschäftsführung: Jürgen Führer

Leiter Produktbereich: Katrin Groos

Produktmanagement: Carmen Ohlendorf, Tel. +49 2234 7011-357 [email protected]

Abonnementservice: Tel. +49 2234 7011-520, Fax +49 2234 7011-6314, [email protected]

Leiter Kunden-Center: Michael Heinrich, Tel. +49 2234 7011-233 [email protected]

Leiter Anzeigenmanagement und verantwortlich für den Anzeigenteil: Michael Heinrich, Tel. +49 2234 7011-233 [email protected]

Key Account Manager/-in: KAM, Dental internationale Kunden Andrea Nikuta-Meerloo Tel. +49 2234 7011-308 [email protected]

Verlagsrepräsentanten: Nord: Götz Kneiseler Uhlandstr. 161, 10719 Berlin Tel. +49 30 8868-2873, Fax +49 30 8868-2874 [email protected]

Süd: Ratko Gavran Racine-Weg 4, 76532 Baden-Baden Tel. +49 7221 9964-12, Fax +49 7221 9964-14 [email protected]

Leiter Medienproduktion: Bernd Schunk, Tel. +49 2234 7011-280 [email protected]

Herstellung: Christian Ruhmann, Tel. +49 2234 7011-272 [email protected]

Layout/Titelillustration: Urszula Bartoszek, [email protected],

Titelbild: Dr. Marcus Seiler MSc, MSc, Filderstadt

Druckerei: L.N. Schaffrath Druck Medien Marktweg 42–50, 47608 Geldern

Konten: Deutsche Apotheker- und Ärztebank Köln Kto. 0101107410 (BLZ 300 6060 1), IBAN: DE 2830 0606 0101 0110 7410, BIC: DAAEDEDD

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Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 36, gültig ab 1.1.2019

Diese Zeitschrift ist der IVW – Informations -gemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. angeschlossen.

Auflage lt. III/2019 Druckauflage 23.200 Ex. Verbreitete Auflage 22.693 Ex.

Mitglied der Arbeitsgemeinschaft LA-MED Kommunika tionsforschung im Gesundheitswesen e. V.

37. Jahrgang

ISSN: 0176-7291 (print) / ISSN: 2190-8001 (online)

© Copyright by Deutscher Ärzteverlag GmbH, Köln

IMPRESSUM

geprüft LA-DENT 2016

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