Newsletter · Eigeninitiative kamen in der Befragung 2015 neu hinzu und sind daher nicht im...

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Gesundheitsinformationen im Internet Der Arzt ist längst nicht mehr der alleinige Ratgeber in Sachen Gesundheitsinformationen; die Deutschen nutzen durchschnitt- lich mehr als drei unterschiedliche Quellen, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren (Baumann und Czerwinski 2015). Dabei lässt bei Weitem nicht jeder Patient seinen Arzt wissen, dass er sich bereits selbst informiert hat (Streich 2004; Bittner 2016). Diejenigen aber, die gesammelte Informationen mit ihrem Arzt besprechen, möchten das Beste aus diesem Gespräch machen, die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens betonen und die Meinung des Arztes zu den Informationen erfragen (Bowes et al. 2012). Eine große US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2003 zeigte allerdings, dass Ärzte, die mit vorinfor- mierten Patienten konfrontiert werden, häufig das Gefühl haben, die Patienten würden ihre Autorität infrage stellen (Murray et al. 2003). Dies stand in der Studie in engem Zusammenhang mit einer erlebten Verschlechterung des Arzt-Patienten-Ver- hältnisses. Auf zahlreichen Internetseiten stellen Anbieter – wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits- wesen (IQWiG), das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) oder der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) – hochwertige und laien- verständliche Gesundheitsinformationen zur Verfügung, die Patienten dabei unterstützen, sich mündig mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen. Aber ist es inzwischen gelungen, auch die Ärzte als Experten und Begleiter der Patienten einzube- ziehen und mitzunehmen? In Deutschland waren Ärzte 2003 noch geteilter Meinung über eigeninitiativ informierte Patienten (Streich 2004). Eine Befra- gung der Medizinischen Hochschule Hannover im Jahr 2010 hat gezeigt, dass Ärzte einer Selbstinformation weiterhin ambivalent gegenüberüberstehen (Baumgart 2010). Dagegen weisen medizinische Lehrbücher auf ein Umdenken hin. So heißt es in einem 2012 erschienenen Lehrbuch für Editorial „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Sieben Worte, ein kurzer Satz, große Ratlosigkeit – und schnell kommt eine Empörungs- gemeinschaft zusammen und kritisiert die Sprecherin: Kanzlerin Angela Merkel. „Wie man so etwas noch nach 30 Jahren mit diesem Medium sagen kann“, heißt es da. Das Internet sei schließlich nicht mehr wegzudenken – jeder benutze es und es sei allgegenwärtig. Mag sein, dass das für viele Menschen stimmt, mag sein, dass es für viele Berufsgruppen ganz selbstverständlich dazugehört, mag sein, dass es aus weiten Teilen unseres Alltags nicht mehr wegzudenken ist. Trotzdem gibt es noch immer Bereiche und vor allem Kommunikationssituationen, in denen diesbezüglich längst noch nicht alle Fragen gestellt oder gar beantwortet sind. Dazu gehören zum Beispiel die Fragen danach, welche Bedeutung das Internet für die Arzt-Patienten-Kommunikation hat und wie die niedergelassenen Ärzte auf den „informierten Patienten“ reagieren. Halten sie einen vorinformierten Patienten für hilfreich? Vertrauen sie den im Web gesammelten Informationen? Wie hat sich die Einstellung von Ärzten gegenüber Patienten entwickelt, die sich zusätzlich zum Gespräch mit dem Arzt auf anderen Wegen informieren, und wie gut wissen Ärzte über Informations- angebote für Patienten Bescheid? Wir haben über 800 Ärzte um Antworten auf diese Fragen gebeten. Die Analysen dieses Newsletters geben Aufschluss darüber, ob das Internet und seine Auswirkungen auch nach 30 Jahren noch Neuland für viele Ärzte darstellt und ob die Medizin inzwischen offen für eine gemeinsame Entscheidungs- findung mit mündigen Patienten ist. Informierte Patienten und unzureichend vorbereitete Ärzte? Anja Bittner NEWSLETTER 02 | 2016 RRR

Transcript of Newsletter · Eigeninitiative kamen in der Befragung 2015 neu hinzu und sind daher nicht im...

Gesundheitsinformationen im InternetDer Arzt ist laumlngst nicht mehr der alleinige Ratgeber in Sachen Gesundheitsinformationen die Deutschen nutzen durchschnitt-lich mehr als drei unterschiedliche Quellen um sich uumlber Gesundheitsthemen zu informieren (Baumann und Czerwinski 2015) Dabei laumlsst bei Weitem nicht jeder Patient seinen Arzt wissen dass er sich bereits selbst informiert hat (Streich 2004 Bittner 2016) Diejenigen aber die gesammelte Informationen mit ihrem Arzt besprechen moumlchten das Beste aus diesem Gespraumlch machen die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens betonen und die Meinung des Arztes zu den Informationen erfragen (Bowes et al 2012) Eine groszlige US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2003 zeigte allerdings dass Aumlrzte die mit vorinfor-mierten Patienten konfrontiert werden haumlufig das Gefuumlhl haben die Patienten wuumlrden ihre Autoritaumlt infrage stellen (Murray et al 2003) Dies stand in der Studie in engem Zusammenhang mit einer erlebten Verschlechterung des Arzt-Patienten- Ver-haumlltnisses

Auf zahlreichen Internetseiten stellen Anbieter ndash wie das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheits-wesen (IQWiG) das Aumlrztliche Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) oder der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ndash hochwertige und laien-verstaumlndliche Gesundheitsinformationen zur Verfuumlgung die Patienten dabei unterstuumltzen sich muumlndig mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen Aber ist es inzwischen gelungen auch die Aumlrzte als Experten und Begleiter der Patienten einzube-ziehen und mitzunehmen

In Deutschland waren Aumlrzte 2003 noch geteilter Meinung uumlber eigeninitiativ informierte Patienten (Streich 2004) Eine Befra-gung der Medizinischen Hochschule Hannover im Jahr 2010 hat gezeigt dass Aumlrzte einer Selbstinformation weiterhin ambivalent gegenuumlberuumlberstehen (Baumgart 2010)

Dagegen weisen medizinische Lehrbuumlcher auf ein Umdenken hin So heiszligt es in einem 2012 erschienenen Lehrbuch fuumlr

EditorialbdquoDas Internet ist fuumlr uns alle Neulandldquo Sieben Worte ein kurzer Satz groszlige Ratlosigkeit ndash und schnell kommt eine Empoumlrungs-gemeinschaft zusammen und kritisiert die Sprecherin Kanzlerin Angela Merkel bdquoWie man so etwas noch nach 30 Jahren mit diesem Medium sagen kannldquo heiszligt es da Das Internet sei schlieszliglich nicht mehr wegzudenken ndash jeder benutze es und es sei allgegenwaumlrtig

Mag sein dass das fuumlr viele Menschen stimmt mag sein dass es fuumlr viele Berufsgruppen ganz selbstverstaumlndlich dazugehoumlrt mag sein dass es aus weiten Teilen unseres Alltags nicht mehr weg zudenken ist Trotzdem gibt es noch immer Bereiche und vor allem Kommunikationssituationen in denen diesbezuumlglich laumlngst noch nicht alle Fragen gestellt oder gar beantwortet sind Dazu gehoumlren zum Beispiel die Fragen danach welche Bedeutung das Internet fuumlr die Arzt-Patienten-Kommunikation hat und wie die nieder gelassenen Aumlrzte auf den bdquoinformierten Patientenldquo reagieren Halten sie einen vorinformierten Patienten fuumlr hilfreich Vertrauen sie den im Web gesammelten Informationen Wie hat sich die Einstellung von Aumlrzten gegenuumlber Patienten ent wickelt die sich zusaumltzlich zum Gespraumlch mit dem Arzt auf anderen Wegen informieren und wie gut wissen Aumlrzte uumlber Informations-angebote fuumlr Patienten Bescheid

Wir haben uumlber 800 Aumlrzte um Antworten auf diese Fragen gebeten Die Analysen dieses Newsletters geben Aufschluss daruumlber ob das Internet und seine Auswirkungen auch nach 30 Jahren noch Neuland fuumlr viele Aumlrzte darstellt und ob die Medizin inzwischen offen fuumlr eine gemeinsame Entscheidungs-findung mit muumlndigen Patienten ist

Informierte Patienten und unzureichend vorbereitete AumlrzteAnja Bittner

N e w s l e t t e r

02|2016

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Aumlrzte von ihrer Taumltigkeit als Haus- oder Facharzt und dem eingeschaumltzten Bil-dungsniveau der behandelten Patienten ndash einen Zuwachs des Informations-verhaltens wahr (Abbildung 1) Einzig das Alter der Aumlrzte erwies sich als statistisch bedeutsam Je juumlnger sie waren desto weniger Veraumlnderung registrierten sie im Informationsverhalten

Der Kontakt mit vorinformierten Patien-ten scheint im Arztgespraumlch also keine Seltenheit zu sein ndash nur gut jeder zehnte Arzt (12 ) gab an von weniger als zehn Prozent seiner Patienten taumlglich auf selbst recherchierte oder zufaumlllig erfah-rene medizinische Informationen ange-sprochen zu werden Hingegen spricht fast ein Viertel der ambulant taumltigen Aumlrzte (24 ) an einem normalen Arbeits-tag mit mehr als 30 Prozent der Patien-ten uumlber solche Informationen Aumlrztinnen werden statistisch haumlufiger von ihren Patienten darauf angesprochen als ihre maumlnnlichen Kollegen Keinen Unter-schied gibt es hingegen zwischen Haus- und Fachaumlrzten Thematisch im Vorder-grund stehen Gespraumlche uumlber Therapien Krankheitssymptome Erkrankungen im Allgemeinen und Krankenkassenleistun-gen (Abbildung 2)

Geteilte Meinungen uumlber die Auswirkungen der SelbstinformationDas wachsende Informationsangebot fuumlr Patienten und deren steigendes Inter-esse an Gesundheitsthemen beeinflus-sen das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis nach Meinung der Aumlrzte in unterschiedlichen Richtungen So gab etwas mehr als die Haumllfte der Befragten an (54 ) dass diese Entwicklung teils positive und teils nega-tive Aspekte fuumlr das Verhaumlltnis mit sich bringe (Abbildung 3)

Vor allem Aumlrzte die angaben nur wenige Patienten mit hohem Bildungsgrad zu behandeln bewerteten die Auswirkun-gen negativ Die Chance einer negativen Bewertung lag in dieser Gruppe mehr

Befragung unterrepraumlsentierte Gruppen dazu gehoumlren Aumlrztinnen (Unterschied von 1 -Punkt) Aumlrzte uumlber 60 (Unterschied von 8 -Punkten) Aumlrzte aus Norddeutsch-land (Unterschied von 2 -Punkten) und Aumlrzte mit den Fachgebieten Anaumlsthesie und Allgemeinchirurgie (Unterschied bis knapp uumlber 1 -Punkt) Auswirkungen auf die Repraumlsentativitaumlt der Befragung insbesondere aufgrund der veraumlnderten Altersverteilung der Teilnehmenden sind nicht auszuschlieszligen Die erhobenen Daten wurden mit einer Arztstichprobe aus dem Jahr 2003 verglichen Die Aumlrzte wurden unter anderem zu zehn Internet-seiten befragt bei denen es sich aus Sicht der Autoren um relevante und bekannte Anbieter von Gesundheitsinformationen handelt

Ziel der Datenanalyse war es Einstellun-gen der Aumlrzte zu selbstinformierten Pati-enten und ihre Erfahrungen mit diesen zu erfassen sowie Zusammenhaumlnge zu erkennen Dabei wurden eine Gruppe der ablehnenden und eine Gruppe der befuumlr-wortenden Aumlrzte im Hinblick auf Selbstin-formation unterschieden Die Ergebnisse dieser Analysen werden an den entspre-chenden Stellen mit einem Chancenver-haumlltnis (dem sogenannten Odds-Ratio) und mit der statistischen Bedeutsamkeit des Zusammenhangs ausgewiesen (Signi-fikanzniveau)

Studienergebnisse

Immer mehr Patienten informieren sich selbstFast alle Aumlrzte in der ambulanten Ver-sorgung machen die Erfahrung dass Patienten sich immer haumlufiger selbst zu medizinischen oder krankheitsbezogenen Fragen informieren So gaben nur zwei Prozent der Befragten an in den vergan-genen fuumlnf Jahren keine Veraumlnderung im Informationsverhalten ihrer Patienten bemerkt zu haben Die uumlbrigen 98 Pro-zent nahmen in unterschiedlichem Maszlig ndash unabhaumlngig vom Geschlecht der

Allgemeinmedizin bdquoMedizinische Selbst-hilfe kann im Regelfall als ungefaumlhr-lich und zumeist als sinnvoll bewertet werdenldquo (Kochen 2012 581) Ein onko-logisches Lehrbuch aus dem Jahr 2006 listet fuumlr seine Fachleserschaft diverse telefo nische und Online-Beratungsstellen auf und bezeichnet das Internet als bdquonicht unproblematisches aber zukunftsweisen-des Informationsmediumldquo (Irmey und Weis 2006)

Wie hat sich die Einstellung von Aumlrzten gegenuumlber Patienten entwickelt die sich zusaumltzlich zum Arztgespraumlch auf anderen Wegen informieren Und wie gut wissen Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr Patienten Bescheid Hat sich die Medizin fuumlr den muumlndigen Patienten geoumlffnet Antworten findet dieser Newsletter und zeichnet so ein genaueres Bild davon welche Erfahrungen Aumlrzte in Deutschland mit selbstinformierten Patienten machen und wie sie mit ihnen umgehen

Methodik und Datengrundlage der StudieIm November und Dezember 2015 nah-men 804 ambulant taumltige Aumlrzte an einer Online-Befragung zu Erfahrungen Ein-stellungen und dem Umgang mit selb-stinformierten Patienten teil Die Aumlrzte waren ausschlieszliglich ambulant taumltig und gehoumlrten den folgenden Fachgebieten an Allgemeinmedizin Innere Medizin Anaumlsthesie Allgemeinchirurgie Frauen-heilkunde und Geburtshilfe Kinder- und Jugendmedizin Psychiatrie und Psychotherapie Neurologie Orthopauml-die Haut- und Geschlechtskrankheiten Urologie Augenheilkunde sowie HNO

In Bezug auf das Fachgebiet das Alter das Geschlecht und den Taumltigkeitsort wurden die ausgewaumlhlten Befragten ent-sprechend der prozentualen Verteilung der Grundgesamtheit in die Befragung eingeschlossen Aufgrund geringerer Ruumlcklaufquoten ergaben sich in der

3 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

als dreimal houmlher als in der Gruppe der Aumlrzte mit vielen hochgebildeten Patien-ten Aumlhnlich verhielt es sich in Bezug auf den Kenntnisstand der Aumlrzte zu Informa-tionsangeboten fuumlr Patienten Die Chance die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots und des steigenden Eigeninteresses von Patienten negativ zu bewerten war in der Gruppe derjenigen die angaben sich nicht besonders gut mit Patientenangeboten auszukennen 28-mal so hoch wie in der Gruppe der vergleichsweise gut informierten Fach-kollegen Hatte ein Arzt nicht an einer Fortbildung zum Thema bdquoPatientenin-formationldquo teilgenommen bewertete er die Auswirkungen der Selbstinformation 18-mal negativer als seine Kollegen mit einer entsprechenden Vorbildung Auch eine kuumlrzere Berufserfahrung als Arzt ging mit einer negativeren Bewertung einher

Die Bewertung einzelner Teilaspekte des Themas ergab ein aumlhnlich zwiespaumlltiges Bild wie die Vorbefragung von 2003 (Streich 2004) So sehen nur knapp die Haumllfte der Aumlrzte (47 ) in selbstinfor-mierten Patienten eine Chance fuumlr eine positive Veraumlnderung ndash im Jahr 2003 sahen das noch fast zwei Drittel der Aumlrzte so (64 ) Auch die Wirkung auf das Ver-staumlndnis der Patienten wurde negativer bewertet ndash nur knapp ein Viertel (24 ) der Befragten stimmte noch der Aussage zu dass die Selbstinformation das Ver-staumlndnis der Ausfuumlhrungen erleichtere (2003 47 ) Dass sie sich eigene Erklauml-rungen sparen konnten bemerkten sogar nur 15 Prozent der befragten Aumlrzte (2003 31 Abbildung 4)

Drei Aussagen zur positiven Wirkung der Eigeninitiative kamen in der Befragung 2015 neu hinzu und sind daher nicht im Zeitvergleich dargestellt Etwas mehr als ein Drittel der Aumlrzte (37 ) stimmten zu dass die Patienten sich durch selbst gesammelte Informationen leichter an Entscheidungen fuumlr ihre Gesundheit

Entwicklung der Selbstrecherche Informieren sich Patienten heute haumlufiger selbst zu medizinischen Fragen als fruumlher (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 1

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

ja einige

ja die meisten

ja fast alle

keine Veraumlnderung

Themenspektrum der bdquovorinformiertenldquo Arzt-Patient-Gespraumlche (Mehrfachangaben moumlglich Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Abbildung 2

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

Therapien

Krankheitssymptome

Erkrankungen (allgemein)

Krankenkassenleistungen

Diagnostik

Qualitaumlt von Krankenhaumlusern

aumlrztliche Zusatzleistungen

gesunde Lebensweise

Praumlvention

Fruumlherkennung

Prognose

Patientenrechte

Rehabilitation

Pflege

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beteiligen koumlnnen Dass diese Informa-tionen den Patienten Sicherheit gaumlben glaubten jedoch nur 16 Prozent der Befragten Jeder fuumlnfte Arzt (20 ) gab an dass die Patienten aufgrund der Eigenre-cherche rechtzeitiger in die Praxis kaumlmen

Die negativen Auswirkungen die Aumlrzte in der Informationssuche sehen zeigten im Zeitvergleich weniger klare Veraumlnderun-gen als die positiven Aspekte (Abbildung 5) Deutlich ist jedoch dass die Aumlrzte im Jahr 2015 die Informationssuche teilweise differenzierter betrachten Dies fuumlhrte in zwei Aspekten zu einer insgesamt nega-tiveren Einschaumltzung als noch 2003 So stimmten in der aktuellen Umfrage 45 Prozent der Aumlrzte der Aussage zu die Selbstinformation erzeuge vielfach unan-gemessene Erwartungen und Anspruumlche die ihre Arbeit nur belaste ndash ein Ruumlckgang von rund vier Prozent im Vergleich zu 2003 Allerdings bewerteten 33 Prozent der Befragten diese Aussage als teilweise zutreffend waumlhrend es im Jahr 2003 nur rund 27 Prozent gewesen waren sodass dieser Aspekt der Selbstinformation insgesamt statistisch bedeutsam negativer eingeschaumltzt wurde

Rund 30 Prozent der Aumlrzte bestaumltigten dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeintraumlchtige Auch hier zeigte sich im Vergleich zu 2003 ein leichter Ruumlck-gang von 32 auf 30 Prozent allerdings stieg wiederum der Anteil der Aumlrzte die dem zumindest teilweise zustimmten ndash von 26 auf 34 Prozent ndash so weit an dass diese Aussage insgesamt statistisch bedeutsam staumlrker betont wurde als 2003 Keinen Unterschied zu der fruumlheren Befragung gab es bei der Aussage es han-dele sich bei den Informationen meistens um ein Gemisch aus mehr oder weniger zutreffenden beziehungsweise nuumltzlichen Informationen das die Aumlrzte nur behin-dere 43 Prozent stimmten dieser Aussage zu Etwa jeder fuumlnfte Arzt gab Zeitmangel als erschwerende Komponente fuumlr die

Einfluss des wachsenden Informationsangebotes und Interesses an Gesundheitsthemen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 3

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

sehr positiv

eher positiv

teilsteils

eher negativ

sehr negativ

weiszlig nicht

Positive Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 4

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 0001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erspart Erklaumlrungen 2003

erspart Erklaumlrungen 2015

erleichtertes Verstaumlndnis 2003

erleichtertes Verstaumlndnis 2015

positiver Ansatzpunkt 2003

positiver Ansatzpunkt 2015

Patienten kommen bei Beschwerden rechtzeitiger

erleichtert Beteiligung an Gesundheitsentscheidungen

gibt Sicherheit

5 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

Kommunikation uumlber selbst recherchierte Themen an ndash ein statistisch bedeutsamer Ruumlckgang im Vergleich zu 2003

Drei weitere moumlgliche Auswirkungen von Selbstinformation wurden nur 2015 erfragt Fast ein Viertel der Aumlrzte gab an dass die Selbstinformation die Com-pliance der Patienten beeintraumlchtige (25 ) Etwa ebenso viele (rund 27 ) stimmten der Aussage zu dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnaumlhmen Dass Patienten Wieder-einbestellungstermine nicht einhielten wurde nur von rund acht Prozent der Aumlrzte als Folge der Selbstinformation wahrgenommen

Empfindungen und Umgang mit selbstinformierten PatientenFragt man Aumlrzte nach ihren persoumlnlichen Empfindungen gegenuumlber Patienten die mit selbst recherchierten Informationen in die Praxis kommen zeigt sich ein aumlhnliches Bild (Abbildung 6) Nur etwas mehr als 40 Prozent freuen sich uumlber das Interesse der Patienten und knapp zehn Prozent aumlrgern sich dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat Rund sieben Prozent der Aumlrzte haben das Gefuumlhl dass der Patient ihnen nicht vertraut Etwa elf Prozent fragen sich ob der Patient zuvor noch mehr Beratung gewuumlnscht haumltte Jeder vierte Arzt gibt an manchmal mit der Beratung zeitlich uumlberfordert zu sein Eine Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass der Patient sie umstandslos versteht befuumlrchten rund 13 Prozent der Aumlrzte

Empfindungen gegenuumlber selbstinfor-mierten Patienten sind das eine ndash doch wie gehen die Aumlrzte mit diesen Patien-ten um Und inwiefern beeinflussen sie deren Eigeninitiative Immerhin 70 Prozent der Aumlrzte fragen nach woher die Information stammt und noch knapp 60 Prozent interessieren sich dafuumlr welches spezielle Interesse der Patient an dem

Negative Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 5

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 005 p le 001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Zeitmangel erschwert Antwort 2003

Zeitmangel erschwert Antwort 2015

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2003

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2015

behindert nur 2003

behindert nur 2015

belastet durch Erwartungen 2003

belastet durch Erwartungen 2015

Patienten nehmen Folgetermine nicht wahr

Patienten nehmen Medikamente nicht ein

beeintraumlchtigt Compliance

Empfindungen von Aumlrzten bei einer Konfrontation mit selbst recherchierten Informationen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 6

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Freude uumlber Interesse des Patienten

zeitliche Uumlberforderung

Befuumlrchtung Frage nicht verstaumlndlich genug zu beantworten

vorangegangener Beratungsbedarf wird hinterfragt

Aumlrger uumlber Informationsverhalten

Vertrauen infrage gestellt

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

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Aumlrzte von ihrer Taumltigkeit als Haus- oder Facharzt und dem eingeschaumltzten Bil-dungsniveau der behandelten Patienten ndash einen Zuwachs des Informations-verhaltens wahr (Abbildung 1) Einzig das Alter der Aumlrzte erwies sich als statistisch bedeutsam Je juumlnger sie waren desto weniger Veraumlnderung registrierten sie im Informationsverhalten

Der Kontakt mit vorinformierten Patien-ten scheint im Arztgespraumlch also keine Seltenheit zu sein ndash nur gut jeder zehnte Arzt (12 ) gab an von weniger als zehn Prozent seiner Patienten taumlglich auf selbst recherchierte oder zufaumlllig erfah-rene medizinische Informationen ange-sprochen zu werden Hingegen spricht fast ein Viertel der ambulant taumltigen Aumlrzte (24 ) an einem normalen Arbeits-tag mit mehr als 30 Prozent der Patien-ten uumlber solche Informationen Aumlrztinnen werden statistisch haumlufiger von ihren Patienten darauf angesprochen als ihre maumlnnlichen Kollegen Keinen Unter-schied gibt es hingegen zwischen Haus- und Fachaumlrzten Thematisch im Vorder-grund stehen Gespraumlche uumlber Therapien Krankheitssymptome Erkrankungen im Allgemeinen und Krankenkassenleistun-gen (Abbildung 2)

Geteilte Meinungen uumlber die Auswirkungen der SelbstinformationDas wachsende Informationsangebot fuumlr Patienten und deren steigendes Inter-esse an Gesundheitsthemen beeinflus-sen das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis nach Meinung der Aumlrzte in unterschiedlichen Richtungen So gab etwas mehr als die Haumllfte der Befragten an (54 ) dass diese Entwicklung teils positive und teils nega-tive Aspekte fuumlr das Verhaumlltnis mit sich bringe (Abbildung 3)

Vor allem Aumlrzte die angaben nur wenige Patienten mit hohem Bildungsgrad zu behandeln bewerteten die Auswirkun-gen negativ Die Chance einer negativen Bewertung lag in dieser Gruppe mehr

Befragung unterrepraumlsentierte Gruppen dazu gehoumlren Aumlrztinnen (Unterschied von 1 -Punkt) Aumlrzte uumlber 60 (Unterschied von 8 -Punkten) Aumlrzte aus Norddeutsch-land (Unterschied von 2 -Punkten) und Aumlrzte mit den Fachgebieten Anaumlsthesie und Allgemeinchirurgie (Unterschied bis knapp uumlber 1 -Punkt) Auswirkungen auf die Repraumlsentativitaumlt der Befragung insbesondere aufgrund der veraumlnderten Altersverteilung der Teilnehmenden sind nicht auszuschlieszligen Die erhobenen Daten wurden mit einer Arztstichprobe aus dem Jahr 2003 verglichen Die Aumlrzte wurden unter anderem zu zehn Internet-seiten befragt bei denen es sich aus Sicht der Autoren um relevante und bekannte Anbieter von Gesundheitsinformationen handelt

Ziel der Datenanalyse war es Einstellun-gen der Aumlrzte zu selbstinformierten Pati-enten und ihre Erfahrungen mit diesen zu erfassen sowie Zusammenhaumlnge zu erkennen Dabei wurden eine Gruppe der ablehnenden und eine Gruppe der befuumlr-wortenden Aumlrzte im Hinblick auf Selbstin-formation unterschieden Die Ergebnisse dieser Analysen werden an den entspre-chenden Stellen mit einem Chancenver-haumlltnis (dem sogenannten Odds-Ratio) und mit der statistischen Bedeutsamkeit des Zusammenhangs ausgewiesen (Signi-fikanzniveau)

Studienergebnisse

Immer mehr Patienten informieren sich selbstFast alle Aumlrzte in der ambulanten Ver-sorgung machen die Erfahrung dass Patienten sich immer haumlufiger selbst zu medizinischen oder krankheitsbezogenen Fragen informieren So gaben nur zwei Prozent der Befragten an in den vergan-genen fuumlnf Jahren keine Veraumlnderung im Informationsverhalten ihrer Patienten bemerkt zu haben Die uumlbrigen 98 Pro-zent nahmen in unterschiedlichem Maszlig ndash unabhaumlngig vom Geschlecht der

Allgemeinmedizin bdquoMedizinische Selbst-hilfe kann im Regelfall als ungefaumlhr-lich und zumeist als sinnvoll bewertet werdenldquo (Kochen 2012 581) Ein onko-logisches Lehrbuch aus dem Jahr 2006 listet fuumlr seine Fachleserschaft diverse telefo nische und Online-Beratungsstellen auf und bezeichnet das Internet als bdquonicht unproblematisches aber zukunftsweisen-des Informationsmediumldquo (Irmey und Weis 2006)

Wie hat sich die Einstellung von Aumlrzten gegenuumlber Patienten entwickelt die sich zusaumltzlich zum Arztgespraumlch auf anderen Wegen informieren Und wie gut wissen Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr Patienten Bescheid Hat sich die Medizin fuumlr den muumlndigen Patienten geoumlffnet Antworten findet dieser Newsletter und zeichnet so ein genaueres Bild davon welche Erfahrungen Aumlrzte in Deutschland mit selbstinformierten Patienten machen und wie sie mit ihnen umgehen

Methodik und Datengrundlage der StudieIm November und Dezember 2015 nah-men 804 ambulant taumltige Aumlrzte an einer Online-Befragung zu Erfahrungen Ein-stellungen und dem Umgang mit selb-stinformierten Patienten teil Die Aumlrzte waren ausschlieszliglich ambulant taumltig und gehoumlrten den folgenden Fachgebieten an Allgemeinmedizin Innere Medizin Anaumlsthesie Allgemeinchirurgie Frauen-heilkunde und Geburtshilfe Kinder- und Jugendmedizin Psychiatrie und Psychotherapie Neurologie Orthopauml-die Haut- und Geschlechtskrankheiten Urologie Augenheilkunde sowie HNO

In Bezug auf das Fachgebiet das Alter das Geschlecht und den Taumltigkeitsort wurden die ausgewaumlhlten Befragten ent-sprechend der prozentualen Verteilung der Grundgesamtheit in die Befragung eingeschlossen Aufgrund geringerer Ruumlcklaufquoten ergaben sich in der

3 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

als dreimal houmlher als in der Gruppe der Aumlrzte mit vielen hochgebildeten Patien-ten Aumlhnlich verhielt es sich in Bezug auf den Kenntnisstand der Aumlrzte zu Informa-tionsangeboten fuumlr Patienten Die Chance die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots und des steigenden Eigeninteresses von Patienten negativ zu bewerten war in der Gruppe derjenigen die angaben sich nicht besonders gut mit Patientenangeboten auszukennen 28-mal so hoch wie in der Gruppe der vergleichsweise gut informierten Fach-kollegen Hatte ein Arzt nicht an einer Fortbildung zum Thema bdquoPatientenin-formationldquo teilgenommen bewertete er die Auswirkungen der Selbstinformation 18-mal negativer als seine Kollegen mit einer entsprechenden Vorbildung Auch eine kuumlrzere Berufserfahrung als Arzt ging mit einer negativeren Bewertung einher

Die Bewertung einzelner Teilaspekte des Themas ergab ein aumlhnlich zwiespaumlltiges Bild wie die Vorbefragung von 2003 (Streich 2004) So sehen nur knapp die Haumllfte der Aumlrzte (47 ) in selbstinfor-mierten Patienten eine Chance fuumlr eine positive Veraumlnderung ndash im Jahr 2003 sahen das noch fast zwei Drittel der Aumlrzte so (64 ) Auch die Wirkung auf das Ver-staumlndnis der Patienten wurde negativer bewertet ndash nur knapp ein Viertel (24 ) der Befragten stimmte noch der Aussage zu dass die Selbstinformation das Ver-staumlndnis der Ausfuumlhrungen erleichtere (2003 47 ) Dass sie sich eigene Erklauml-rungen sparen konnten bemerkten sogar nur 15 Prozent der befragten Aumlrzte (2003 31 Abbildung 4)

Drei Aussagen zur positiven Wirkung der Eigeninitiative kamen in der Befragung 2015 neu hinzu und sind daher nicht im Zeitvergleich dargestellt Etwas mehr als ein Drittel der Aumlrzte (37 ) stimmten zu dass die Patienten sich durch selbst gesammelte Informationen leichter an Entscheidungen fuumlr ihre Gesundheit

Entwicklung der Selbstrecherche Informieren sich Patienten heute haumlufiger selbst zu medizinischen Fragen als fruumlher (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 1

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

ja einige

ja die meisten

ja fast alle

keine Veraumlnderung

Themenspektrum der bdquovorinformiertenldquo Arzt-Patient-Gespraumlche (Mehrfachangaben moumlglich Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Abbildung 2

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

Therapien

Krankheitssymptome

Erkrankungen (allgemein)

Krankenkassenleistungen

Diagnostik

Qualitaumlt von Krankenhaumlusern

aumlrztliche Zusatzleistungen

gesunde Lebensweise

Praumlvention

Fruumlherkennung

Prognose

Patientenrechte

Rehabilitation

Pflege

4

beteiligen koumlnnen Dass diese Informa-tionen den Patienten Sicherheit gaumlben glaubten jedoch nur 16 Prozent der Befragten Jeder fuumlnfte Arzt (20 ) gab an dass die Patienten aufgrund der Eigenre-cherche rechtzeitiger in die Praxis kaumlmen

Die negativen Auswirkungen die Aumlrzte in der Informationssuche sehen zeigten im Zeitvergleich weniger klare Veraumlnderun-gen als die positiven Aspekte (Abbildung 5) Deutlich ist jedoch dass die Aumlrzte im Jahr 2015 die Informationssuche teilweise differenzierter betrachten Dies fuumlhrte in zwei Aspekten zu einer insgesamt nega-tiveren Einschaumltzung als noch 2003 So stimmten in der aktuellen Umfrage 45 Prozent der Aumlrzte der Aussage zu die Selbstinformation erzeuge vielfach unan-gemessene Erwartungen und Anspruumlche die ihre Arbeit nur belaste ndash ein Ruumlckgang von rund vier Prozent im Vergleich zu 2003 Allerdings bewerteten 33 Prozent der Befragten diese Aussage als teilweise zutreffend waumlhrend es im Jahr 2003 nur rund 27 Prozent gewesen waren sodass dieser Aspekt der Selbstinformation insgesamt statistisch bedeutsam negativer eingeschaumltzt wurde

Rund 30 Prozent der Aumlrzte bestaumltigten dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeintraumlchtige Auch hier zeigte sich im Vergleich zu 2003 ein leichter Ruumlck-gang von 32 auf 30 Prozent allerdings stieg wiederum der Anteil der Aumlrzte die dem zumindest teilweise zustimmten ndash von 26 auf 34 Prozent ndash so weit an dass diese Aussage insgesamt statistisch bedeutsam staumlrker betont wurde als 2003 Keinen Unterschied zu der fruumlheren Befragung gab es bei der Aussage es han-dele sich bei den Informationen meistens um ein Gemisch aus mehr oder weniger zutreffenden beziehungsweise nuumltzlichen Informationen das die Aumlrzte nur behin-dere 43 Prozent stimmten dieser Aussage zu Etwa jeder fuumlnfte Arzt gab Zeitmangel als erschwerende Komponente fuumlr die

Einfluss des wachsenden Informationsangebotes und Interesses an Gesundheitsthemen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 3

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

sehr positiv

eher positiv

teilsteils

eher negativ

sehr negativ

weiszlig nicht

Positive Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 4

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 0001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erspart Erklaumlrungen 2003

erspart Erklaumlrungen 2015

erleichtertes Verstaumlndnis 2003

erleichtertes Verstaumlndnis 2015

positiver Ansatzpunkt 2003

positiver Ansatzpunkt 2015

Patienten kommen bei Beschwerden rechtzeitiger

erleichtert Beteiligung an Gesundheitsentscheidungen

gibt Sicherheit

5 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

Kommunikation uumlber selbst recherchierte Themen an ndash ein statistisch bedeutsamer Ruumlckgang im Vergleich zu 2003

Drei weitere moumlgliche Auswirkungen von Selbstinformation wurden nur 2015 erfragt Fast ein Viertel der Aumlrzte gab an dass die Selbstinformation die Com-pliance der Patienten beeintraumlchtige (25 ) Etwa ebenso viele (rund 27 ) stimmten der Aussage zu dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnaumlhmen Dass Patienten Wieder-einbestellungstermine nicht einhielten wurde nur von rund acht Prozent der Aumlrzte als Folge der Selbstinformation wahrgenommen

Empfindungen und Umgang mit selbstinformierten PatientenFragt man Aumlrzte nach ihren persoumlnlichen Empfindungen gegenuumlber Patienten die mit selbst recherchierten Informationen in die Praxis kommen zeigt sich ein aumlhnliches Bild (Abbildung 6) Nur etwas mehr als 40 Prozent freuen sich uumlber das Interesse der Patienten und knapp zehn Prozent aumlrgern sich dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat Rund sieben Prozent der Aumlrzte haben das Gefuumlhl dass der Patient ihnen nicht vertraut Etwa elf Prozent fragen sich ob der Patient zuvor noch mehr Beratung gewuumlnscht haumltte Jeder vierte Arzt gibt an manchmal mit der Beratung zeitlich uumlberfordert zu sein Eine Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass der Patient sie umstandslos versteht befuumlrchten rund 13 Prozent der Aumlrzte

Empfindungen gegenuumlber selbstinfor-mierten Patienten sind das eine ndash doch wie gehen die Aumlrzte mit diesen Patien-ten um Und inwiefern beeinflussen sie deren Eigeninitiative Immerhin 70 Prozent der Aumlrzte fragen nach woher die Information stammt und noch knapp 60 Prozent interessieren sich dafuumlr welches spezielle Interesse der Patient an dem

Negative Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 5

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 005 p le 001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Zeitmangel erschwert Antwort 2003

Zeitmangel erschwert Antwort 2015

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2003

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2015

behindert nur 2003

behindert nur 2015

belastet durch Erwartungen 2003

belastet durch Erwartungen 2015

Patienten nehmen Folgetermine nicht wahr

Patienten nehmen Medikamente nicht ein

beeintraumlchtigt Compliance

Empfindungen von Aumlrzten bei einer Konfrontation mit selbst recherchierten Informationen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 6

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Freude uumlber Interesse des Patienten

zeitliche Uumlberforderung

Befuumlrchtung Frage nicht verstaumlndlich genug zu beantworten

vorangegangener Beratungsbedarf wird hinterfragt

Aumlrger uumlber Informationsverhalten

Vertrauen infrage gestellt

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

10

Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

3 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

als dreimal houmlher als in der Gruppe der Aumlrzte mit vielen hochgebildeten Patien-ten Aumlhnlich verhielt es sich in Bezug auf den Kenntnisstand der Aumlrzte zu Informa-tionsangeboten fuumlr Patienten Die Chance die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots und des steigenden Eigeninteresses von Patienten negativ zu bewerten war in der Gruppe derjenigen die angaben sich nicht besonders gut mit Patientenangeboten auszukennen 28-mal so hoch wie in der Gruppe der vergleichsweise gut informierten Fach-kollegen Hatte ein Arzt nicht an einer Fortbildung zum Thema bdquoPatientenin-formationldquo teilgenommen bewertete er die Auswirkungen der Selbstinformation 18-mal negativer als seine Kollegen mit einer entsprechenden Vorbildung Auch eine kuumlrzere Berufserfahrung als Arzt ging mit einer negativeren Bewertung einher

Die Bewertung einzelner Teilaspekte des Themas ergab ein aumlhnlich zwiespaumlltiges Bild wie die Vorbefragung von 2003 (Streich 2004) So sehen nur knapp die Haumllfte der Aumlrzte (47 ) in selbstinfor-mierten Patienten eine Chance fuumlr eine positive Veraumlnderung ndash im Jahr 2003 sahen das noch fast zwei Drittel der Aumlrzte so (64 ) Auch die Wirkung auf das Ver-staumlndnis der Patienten wurde negativer bewertet ndash nur knapp ein Viertel (24 ) der Befragten stimmte noch der Aussage zu dass die Selbstinformation das Ver-staumlndnis der Ausfuumlhrungen erleichtere (2003 47 ) Dass sie sich eigene Erklauml-rungen sparen konnten bemerkten sogar nur 15 Prozent der befragten Aumlrzte (2003 31 Abbildung 4)

Drei Aussagen zur positiven Wirkung der Eigeninitiative kamen in der Befragung 2015 neu hinzu und sind daher nicht im Zeitvergleich dargestellt Etwas mehr als ein Drittel der Aumlrzte (37 ) stimmten zu dass die Patienten sich durch selbst gesammelte Informationen leichter an Entscheidungen fuumlr ihre Gesundheit

Entwicklung der Selbstrecherche Informieren sich Patienten heute haumlufiger selbst zu medizinischen Fragen als fruumlher (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 1

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

ja einige

ja die meisten

ja fast alle

keine Veraumlnderung

Themenspektrum der bdquovorinformiertenldquo Arzt-Patient-Gespraumlche (Mehrfachangaben moumlglich Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Abbildung 2

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

Therapien

Krankheitssymptome

Erkrankungen (allgemein)

Krankenkassenleistungen

Diagnostik

Qualitaumlt von Krankenhaumlusern

aumlrztliche Zusatzleistungen

gesunde Lebensweise

Praumlvention

Fruumlherkennung

Prognose

Patientenrechte

Rehabilitation

Pflege

4

beteiligen koumlnnen Dass diese Informa-tionen den Patienten Sicherheit gaumlben glaubten jedoch nur 16 Prozent der Befragten Jeder fuumlnfte Arzt (20 ) gab an dass die Patienten aufgrund der Eigenre-cherche rechtzeitiger in die Praxis kaumlmen

Die negativen Auswirkungen die Aumlrzte in der Informationssuche sehen zeigten im Zeitvergleich weniger klare Veraumlnderun-gen als die positiven Aspekte (Abbildung 5) Deutlich ist jedoch dass die Aumlrzte im Jahr 2015 die Informationssuche teilweise differenzierter betrachten Dies fuumlhrte in zwei Aspekten zu einer insgesamt nega-tiveren Einschaumltzung als noch 2003 So stimmten in der aktuellen Umfrage 45 Prozent der Aumlrzte der Aussage zu die Selbstinformation erzeuge vielfach unan-gemessene Erwartungen und Anspruumlche die ihre Arbeit nur belaste ndash ein Ruumlckgang von rund vier Prozent im Vergleich zu 2003 Allerdings bewerteten 33 Prozent der Befragten diese Aussage als teilweise zutreffend waumlhrend es im Jahr 2003 nur rund 27 Prozent gewesen waren sodass dieser Aspekt der Selbstinformation insgesamt statistisch bedeutsam negativer eingeschaumltzt wurde

Rund 30 Prozent der Aumlrzte bestaumltigten dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeintraumlchtige Auch hier zeigte sich im Vergleich zu 2003 ein leichter Ruumlck-gang von 32 auf 30 Prozent allerdings stieg wiederum der Anteil der Aumlrzte die dem zumindest teilweise zustimmten ndash von 26 auf 34 Prozent ndash so weit an dass diese Aussage insgesamt statistisch bedeutsam staumlrker betont wurde als 2003 Keinen Unterschied zu der fruumlheren Befragung gab es bei der Aussage es han-dele sich bei den Informationen meistens um ein Gemisch aus mehr oder weniger zutreffenden beziehungsweise nuumltzlichen Informationen das die Aumlrzte nur behin-dere 43 Prozent stimmten dieser Aussage zu Etwa jeder fuumlnfte Arzt gab Zeitmangel als erschwerende Komponente fuumlr die

Einfluss des wachsenden Informationsangebotes und Interesses an Gesundheitsthemen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 3

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

sehr positiv

eher positiv

teilsteils

eher negativ

sehr negativ

weiszlig nicht

Positive Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 4

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 0001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erspart Erklaumlrungen 2003

erspart Erklaumlrungen 2015

erleichtertes Verstaumlndnis 2003

erleichtertes Verstaumlndnis 2015

positiver Ansatzpunkt 2003

positiver Ansatzpunkt 2015

Patienten kommen bei Beschwerden rechtzeitiger

erleichtert Beteiligung an Gesundheitsentscheidungen

gibt Sicherheit

5 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

Kommunikation uumlber selbst recherchierte Themen an ndash ein statistisch bedeutsamer Ruumlckgang im Vergleich zu 2003

Drei weitere moumlgliche Auswirkungen von Selbstinformation wurden nur 2015 erfragt Fast ein Viertel der Aumlrzte gab an dass die Selbstinformation die Com-pliance der Patienten beeintraumlchtige (25 ) Etwa ebenso viele (rund 27 ) stimmten der Aussage zu dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnaumlhmen Dass Patienten Wieder-einbestellungstermine nicht einhielten wurde nur von rund acht Prozent der Aumlrzte als Folge der Selbstinformation wahrgenommen

Empfindungen und Umgang mit selbstinformierten PatientenFragt man Aumlrzte nach ihren persoumlnlichen Empfindungen gegenuumlber Patienten die mit selbst recherchierten Informationen in die Praxis kommen zeigt sich ein aumlhnliches Bild (Abbildung 6) Nur etwas mehr als 40 Prozent freuen sich uumlber das Interesse der Patienten und knapp zehn Prozent aumlrgern sich dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat Rund sieben Prozent der Aumlrzte haben das Gefuumlhl dass der Patient ihnen nicht vertraut Etwa elf Prozent fragen sich ob der Patient zuvor noch mehr Beratung gewuumlnscht haumltte Jeder vierte Arzt gibt an manchmal mit der Beratung zeitlich uumlberfordert zu sein Eine Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass der Patient sie umstandslos versteht befuumlrchten rund 13 Prozent der Aumlrzte

Empfindungen gegenuumlber selbstinfor-mierten Patienten sind das eine ndash doch wie gehen die Aumlrzte mit diesen Patien-ten um Und inwiefern beeinflussen sie deren Eigeninitiative Immerhin 70 Prozent der Aumlrzte fragen nach woher die Information stammt und noch knapp 60 Prozent interessieren sich dafuumlr welches spezielle Interesse der Patient an dem

Negative Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 5

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 005 p le 001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Zeitmangel erschwert Antwort 2003

Zeitmangel erschwert Antwort 2015

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2003

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2015

behindert nur 2003

behindert nur 2015

belastet durch Erwartungen 2003

belastet durch Erwartungen 2015

Patienten nehmen Folgetermine nicht wahr

Patienten nehmen Medikamente nicht ein

beeintraumlchtigt Compliance

Empfindungen von Aumlrzten bei einer Konfrontation mit selbst recherchierten Informationen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 6

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Freude uumlber Interesse des Patienten

zeitliche Uumlberforderung

Befuumlrchtung Frage nicht verstaumlndlich genug zu beantworten

vorangegangener Beratungsbedarf wird hinterfragt

Aumlrger uumlber Informationsverhalten

Vertrauen infrage gestellt

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

4

beteiligen koumlnnen Dass diese Informa-tionen den Patienten Sicherheit gaumlben glaubten jedoch nur 16 Prozent der Befragten Jeder fuumlnfte Arzt (20 ) gab an dass die Patienten aufgrund der Eigenre-cherche rechtzeitiger in die Praxis kaumlmen

Die negativen Auswirkungen die Aumlrzte in der Informationssuche sehen zeigten im Zeitvergleich weniger klare Veraumlnderun-gen als die positiven Aspekte (Abbildung 5) Deutlich ist jedoch dass die Aumlrzte im Jahr 2015 die Informationssuche teilweise differenzierter betrachten Dies fuumlhrte in zwei Aspekten zu einer insgesamt nega-tiveren Einschaumltzung als noch 2003 So stimmten in der aktuellen Umfrage 45 Prozent der Aumlrzte der Aussage zu die Selbstinformation erzeuge vielfach unan-gemessene Erwartungen und Anspruumlche die ihre Arbeit nur belaste ndash ein Ruumlckgang von rund vier Prozent im Vergleich zu 2003 Allerdings bewerteten 33 Prozent der Befragten diese Aussage als teilweise zutreffend waumlhrend es im Jahr 2003 nur rund 27 Prozent gewesen waren sodass dieser Aspekt der Selbstinformation insgesamt statistisch bedeutsam negativer eingeschaumltzt wurde

Rund 30 Prozent der Aumlrzte bestaumltigten dass die Selbstinformation die Patienten meist verwirre und das Vertrauen zum Arzt beeintraumlchtige Auch hier zeigte sich im Vergleich zu 2003 ein leichter Ruumlck-gang von 32 auf 30 Prozent allerdings stieg wiederum der Anteil der Aumlrzte die dem zumindest teilweise zustimmten ndash von 26 auf 34 Prozent ndash so weit an dass diese Aussage insgesamt statistisch bedeutsam staumlrker betont wurde als 2003 Keinen Unterschied zu der fruumlheren Befragung gab es bei der Aussage es han-dele sich bei den Informationen meistens um ein Gemisch aus mehr oder weniger zutreffenden beziehungsweise nuumltzlichen Informationen das die Aumlrzte nur behin-dere 43 Prozent stimmten dieser Aussage zu Etwa jeder fuumlnfte Arzt gab Zeitmangel als erschwerende Komponente fuumlr die

Einfluss des wachsenden Informationsangebotes und Interesses an Gesundheitsthemen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60

Abbildung 3

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 n = 804

sehr positiv

eher positiv

teilsteils

eher negativ

sehr negativ

weiszlig nicht

Positive Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 4

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 0001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erspart Erklaumlrungen 2003

erspart Erklaumlrungen 2015

erleichtertes Verstaumlndnis 2003

erleichtertes Verstaumlndnis 2015

positiver Ansatzpunkt 2003

positiver Ansatzpunkt 2015

Patienten kommen bei Beschwerden rechtzeitiger

erleichtert Beteiligung an Gesundheitsentscheidungen

gibt Sicherheit

5 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

Kommunikation uumlber selbst recherchierte Themen an ndash ein statistisch bedeutsamer Ruumlckgang im Vergleich zu 2003

Drei weitere moumlgliche Auswirkungen von Selbstinformation wurden nur 2015 erfragt Fast ein Viertel der Aumlrzte gab an dass die Selbstinformation die Com-pliance der Patienten beeintraumlchtige (25 ) Etwa ebenso viele (rund 27 ) stimmten der Aussage zu dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnaumlhmen Dass Patienten Wieder-einbestellungstermine nicht einhielten wurde nur von rund acht Prozent der Aumlrzte als Folge der Selbstinformation wahrgenommen

Empfindungen und Umgang mit selbstinformierten PatientenFragt man Aumlrzte nach ihren persoumlnlichen Empfindungen gegenuumlber Patienten die mit selbst recherchierten Informationen in die Praxis kommen zeigt sich ein aumlhnliches Bild (Abbildung 6) Nur etwas mehr als 40 Prozent freuen sich uumlber das Interesse der Patienten und knapp zehn Prozent aumlrgern sich dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat Rund sieben Prozent der Aumlrzte haben das Gefuumlhl dass der Patient ihnen nicht vertraut Etwa elf Prozent fragen sich ob der Patient zuvor noch mehr Beratung gewuumlnscht haumltte Jeder vierte Arzt gibt an manchmal mit der Beratung zeitlich uumlberfordert zu sein Eine Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass der Patient sie umstandslos versteht befuumlrchten rund 13 Prozent der Aumlrzte

Empfindungen gegenuumlber selbstinfor-mierten Patienten sind das eine ndash doch wie gehen die Aumlrzte mit diesen Patien-ten um Und inwiefern beeinflussen sie deren Eigeninitiative Immerhin 70 Prozent der Aumlrzte fragen nach woher die Information stammt und noch knapp 60 Prozent interessieren sich dafuumlr welches spezielle Interesse der Patient an dem

Negative Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 5

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 005 p le 001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Zeitmangel erschwert Antwort 2003

Zeitmangel erschwert Antwort 2015

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2003

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2015

behindert nur 2003

behindert nur 2015

belastet durch Erwartungen 2003

belastet durch Erwartungen 2015

Patienten nehmen Folgetermine nicht wahr

Patienten nehmen Medikamente nicht ein

beeintraumlchtigt Compliance

Empfindungen von Aumlrzten bei einer Konfrontation mit selbst recherchierten Informationen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 6

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Freude uumlber Interesse des Patienten

zeitliche Uumlberforderung

Befuumlrchtung Frage nicht verstaumlndlich genug zu beantworten

vorangegangener Beratungsbedarf wird hinterfragt

Aumlrger uumlber Informationsverhalten

Vertrauen infrage gestellt

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

10

Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

5 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

Kommunikation uumlber selbst recherchierte Themen an ndash ein statistisch bedeutsamer Ruumlckgang im Vergleich zu 2003

Drei weitere moumlgliche Auswirkungen von Selbstinformation wurden nur 2015 erfragt Fast ein Viertel der Aumlrzte gab an dass die Selbstinformation die Com-pliance der Patienten beeintraumlchtige (25 ) Etwa ebenso viele (rund 27 ) stimmten der Aussage zu dass Patienten dadurch verschriebene Medikamente nicht einnaumlhmen Dass Patienten Wieder-einbestellungstermine nicht einhielten wurde nur von rund acht Prozent der Aumlrzte als Folge der Selbstinformation wahrgenommen

Empfindungen und Umgang mit selbstinformierten PatientenFragt man Aumlrzte nach ihren persoumlnlichen Empfindungen gegenuumlber Patienten die mit selbst recherchierten Informationen in die Praxis kommen zeigt sich ein aumlhnliches Bild (Abbildung 6) Nur etwas mehr als 40 Prozent freuen sich uumlber das Interesse der Patienten und knapp zehn Prozent aumlrgern sich dass der Patient sich mit seiner Frage nicht zuerst an sie gewandt hat Rund sieben Prozent der Aumlrzte haben das Gefuumlhl dass der Patient ihnen nicht vertraut Etwa elf Prozent fragen sich ob der Patient zuvor noch mehr Beratung gewuumlnscht haumltte Jeder vierte Arzt gibt an manchmal mit der Beratung zeitlich uumlberfordert zu sein Eine Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass der Patient sie umstandslos versteht befuumlrchten rund 13 Prozent der Aumlrzte

Empfindungen gegenuumlber selbstinfor-mierten Patienten sind das eine ndash doch wie gehen die Aumlrzte mit diesen Patien-ten um Und inwiefern beeinflussen sie deren Eigeninitiative Immerhin 70 Prozent der Aumlrzte fragen nach woher die Information stammt und noch knapp 60 Prozent interessieren sich dafuumlr welches spezielle Interesse der Patient an dem

Negative Wirkung informationsbezogener Eigeninitiative von Patienten 2003 und 2015 (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 5

Quelle Gesundheitsmonitor 2016 Signifikanzniveau p le 005 p le 001

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Zeitmangel erschwert Antwort 2003

Zeitmangel erschwert Antwort 2015

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2003

verwirrt meist beeintraumlchtigt Vertrauen 2015

behindert nur 2003

behindert nur 2015

belastet durch Erwartungen 2003

belastet durch Erwartungen 2015

Patienten nehmen Folgetermine nicht wahr

Patienten nehmen Medikamente nicht ein

beeintraumlchtigt Compliance

Empfindungen von Aumlrzten bei einer Konfrontation mit selbst recherchierten Informationen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 6

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

Freude uumlber Interesse des Patienten

zeitliche Uumlberforderung

Befuumlrchtung Frage nicht verstaumlndlich genug zu beantworten

vorangegangener Beratungsbedarf wird hinterfragt

Aumlrger uumlber Informationsverhalten

Vertrauen infrage gestellt

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

6

Thema hat Knapp 50 Prozent uumlberpruumlfen im Zweifelsfall mit eigener Recherche die vom Patienten mitgebrachten Informa-tionen Einen positiven Einfluss auf die Behandlung hat die Eigenrecherche der Patienten jedoch nur bei einem Drittel der Aumlrzte ndash so geben 36 Prozent der Befragten an Patienten zukuumlnftig noch mehr in Behandlungsentscheidungen einzubeziehen und 33 Prozent wollen die Patienten zukuumlnftig ausfuumlhrlicher infor-mieren 18 Prozent der Aumlrzte geben an keine Zeit zu haben staumlrker auf die vom Patienten recherchierten Informationen einzugehen (Abbildung 7)

Aumlrzte koumlnnen auch den Informationsfluss fuumlr ihre Patienten aktiv mitgestalten (Abbildung 8) So halten mehr als die Haumllfte der Befragten (56 ) vertrauens-wuumlrdige laienverstaumlndliche Informations-materialien in ihrer Praxis zur Verfuumlgung

damit verbundenen EmpfindungenAuch beim Umgang mit selbst informier-ten Patienten lassen sich statistisch bedeutsame Unterschiede identifizieren

Unzureichende Kenntnisse vieler Aumlrzte uumlber Informationsangebote fuumlr PatientenNur sieben Prozent der befragten Aumlrzte geben an sich sehr gut mit den Infor mationsangeboten fuumlr Patienten auszukennen Immerhin 36 Prozent bezeichnen ihre Kenntnisse als eher gut Eher nicht so gut oder uumlberhaupt nicht gut kennen sich damit nach eigenen Angaben 15 Prozent der Aumlrzte aus

Nahezu alle Befragten kennen Internet-seiten die Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten anbieten Abbildung 9 zeigt in einer Uumlbersicht die Bekanntheit der erfragten Seiten und die von den Aumlrzten eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit

Das Online-Lexikon Wikipedia landet mit seiner Bekanntheit bei fast 96 Pro-zent der befragten Aumlrzte auf Platz 1 gefolgt von dem Arztbewertungsportal jamedade und der Online-Ausgabe der Zeitschrift bdquoApotheken Umschauldquo Nur gut 20 Prozent der Aumlrzte kennen hingegen die telefonische und Online-Beratungsstelle krebsinformationsdienstde des Deutschen Krebsforschungszen-trums (DKFZ) Noch schlechter schneiden Gesundheitsinformationsportale wie patienten-informationde patientenbe-ratungde und gesundheitsinformationde ab Bei diesen handelt es sich ndash wie auch bei krebsinformstionsdienstde ndash um renommierte Portale mit dem Anspruch evidenzbasierte Medizin laienverstaumlndlich aufzubereiten

So ist die Seite patienten-informationde ein Service des Aumlrztlichen Zentrums fuumlr Qualitaumlt in der Medizin (AumlZQ) einem gemeinsamen Kompetenzzentrum von Bundesaumlrztekammer und Kassenaumlrztlicher Bundesvereinigung Die Internetseite patientenberatungde wird von der Unab-

und geben sie ihren Patienten mit Knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten auf gute Informationsquellen hin und ebenfalls knapp 50 Prozent suchen auch selbst nach geeigneten Informationen fuumlr ihre Patienten In die Anamnese flieszligt bereits bei 26 Prozent der Aumlrzte die Frage nach vor heriger anderweitiger Informations-suche ein Waumlhrend 30 Prozent der Befra-gten ihre Patienten aktiv ermutigen sich nach dem Arztbesuch zusaumltzlich selbst zu informieren raten rund 22 Prozent von der eigenen Informationssuche ab

Beruumlcksichtigt man bei all diesen Aspek-ten die Meinung der Aumlrzte uumlber die Aus-wirkungen der Selbstinformation zeigen sich deutliche Zusammenhaumlnge mit den

Aumlrzte die die Auswirkungen des wachsenden Informationsangebots fuumlr Patienten und des steigenden Interesses an Gesundheitsinformationen positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertenn freuen sich haumlufiger uumlber das Interesse der Patientenn haben weniger das Gefuumlhl dass die Patienten ihnen nicht vertrauenn aumlrgern sich seltener dass die Patienten sich mit ihrer Frage nicht zuerst an sie gewandt habenn befuumlrchten seltener die Frage nicht so beantworten zu koumlnnen dass Patienten dies umstandslos verstehenn fuumlhlen sich seltener zeitlich uumlber- fordert wenn sie von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werden und geben seltener an aus zeitlichen Gruumlnden nicht ausfuumlhrlich darauf eingehen zu koumlnnen

Aumlrzte die die Moumlglichkeit der Selbst-information positiver fuumlr das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewerten und von Patienten mit selbst recherchierten Informationen konfrontiert werdenn fragen haumlufiger nach woher die Patienten die Information habenn interessieren sich eher dafuumlr welches spezielle Interesse die Patienten an dem Thema habenn recherchieren haumlufiger selbst um im Zweifel Informationen zu uumlberpruumlfenn beziehen haumlufiger ihre Patienten noch mehr in Behandlungsentscheidungen ein und bemuumlhen sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informierenn ermutigen ihre Patienten eher sich nach dem Arztbesuch selbst zu infor- mieren und raten ihnen seltener von der eigenen Informationssuche abn suchen haumlufiger selbst nach geeigneten Informationen die sie an ihre Patienten weitergeben und weisen haumlufiger auf gute Infor- mationsquellen hinn erfragen eher bereits in der Anam- nese ob die Patienten sich schon anderweitig informiert haben

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

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der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

10

Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

7 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

haumlngigen Patientenberatung Deutschland (UPD) betrieben und hinter der Webseite gesundheitsinformationde steht das Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) das aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversiche-rung finanziert wird

Betrachtet man zusaumltzlich zur Bekanntheit die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit so schneidet das DKFZ mit seiner Inter-netseite krebsinformationsdienstde am besten ab ndash rund 70 Prozent der Aumlrzte die das Portal kennen halten es auch fuumlr vertrauenswuumlrdig Aufgrund der geringen

Bekanntheit jedoch benennen gerade einmal 16 Prozent der Befragten die Internetseite als bekannt und vertrauens-wuumlrdig Schlecht ergeht es auch den Inter-netseiten von AumlZQ (patienten-informationde) UPD (patientenberatungde) und IQWiG (gesundheitsinformationde) sowie dem Portal weisse-listede Ihnen wird nur von rund einem Drittel der Aumlrzte denen diese Seiten bekannt sind Vertrau-enswuumlrdigkeit bescheinigt Das Portal wikipediaorg erreicht hingegen immerhin eine Vertrauenswuumlrdigkeit von gut 60 Prozent unter den Aumlrzten die das Online-Lexikon kennen Schlusslicht in Sachen Vertrauens wuumlrdigkeit ist das Arztbewer-tungsportal jamedade ndash rund 15 Prozent der Befragten die die Seite kennen finden sie vertrauenswuumlrdig

Lessons learned Schlussfolgerungen der StudiePatienten informieren sich immer haumlu-figer selbst ndash auch Aumlrzte machen diese Erfahrung Doch die Zunahme der Informationsangebote fuumlr Patienten und das wachsende Interesse von Laien an Gesundheitsthemen bleiben in der Aumlrzte-schaft sehr umstritten Ein Groszligteil der Aumlrzte zeichnet dabei ein differenziertes Bild und legt sich nicht auf generalisie-rende Aussagen fest So gab mehr als die Haumllfte der Befragten an dass die Selbstin-formation teils positive und teils negative Auswirkungen auf das Arzt-Patient-Verhaumlltnis habe und bei den 13 erfragten moumlglichen Wirkungsaspekten wurden zwoumllf Fragen von mehr als 30 Prozent der Aumlrzte als teilweise zutreffend bewertet unabhaumlngig davon ob sie positive oder negative Aspekte erfragten

Deutlich wird zudem dass Aumlrzte heute die informationsbezogene Eigeninitiative von Patienten schlechter bewerten als noch im Jahr 2003 Der am haumlufigsten genannte potenziell positive Aspekt der Selbstinformation ist das Erkennen eines Eigeninteresses beim Patienten an dem

Reaktion von Aumlrzten wenn Patienten sie auf selbst recherchierte Informationen ansprechen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 7

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

erfragen Herkunft der Information

hinterfragen Ursachen fuumlr Interesse des Patienten

eigene Recherche zur Informationsuumlberpruumlfung

staumlrkeres Einbeziehen in Behandlungsentscheidungen

zukuumlnftig ausfuumlhrlichere Informationen

keine Zeit auf Informationen einzugehen

Beeinflussungsmoumlglichkeiten der Informationssuche und Haumlufigkeit mit der Aumlrzte diese nutzen (Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Abbildung 8

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

teilweise zutreffend nicht zutreffendzutreffend

vertrauenswuumlrdige Info-Materialien weitergeben

Hinweis auf gute Info-Quellen

eigene Suche nach geeigneten Patienten-Infos

Ermutigung zur Selbst-Info

Frage nach Vor-Info in der Anamnese

von eigeninitiativer Info-Suche abraten

8

der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

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der Arzt positiv ansetzen kann Knapp die Haumllfte der Befragten sieht diesen Aspekt ndash im Jahr 2003 waren es noch fast zwei Drittel der Aumlrzte Etwa genauso hohe Zustimmung erhaumllt aber auch die Aussage die Selbstinformation erzeuge vielfach unangemessene Erwartungen und Anspruumlche die die Arbeit der Aumlrzte nur belaste

Wie gehen Aumlrzte mit ihren selbstinfor-mierten Patienten um ndash und ziehen sie Konsequenzen aus deren Informations-suche Etwa ein Viertel der Befragten bewertet die Auswirkungen der Infor-mationssuche negativ und die Haumllfte der Aumlrzte ist hier zwiegespalten Doch nur rund elf Prozent hinterfragen ob ihre informierten Patienten sich zuvor mehr aumlrztliche Beratung gewuumlnscht haumltten Unterschiede zwischen den Aumlrzten die die Auswirkungen der eigenstaumlndigen Informationssuche negativ oder positiv bewerten gibt es dabei nicht

seiner Patienten einschaumltzt Aumlrzte die den Bildungsstand ihrer Patienten nied-riger einschaumltzen empfinden die Aus-wirkungen der Selbstinformation haumlufig eher negativ Aumlhnlich verhaumllt es sich mit dem eigenen (aumlrztlichen) Wissensstand in Bezug auf Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten Aumlrzte die angeben gut infor-miert zu sein die mehr Berufserfahrung haben oder bereits eine Fortbildung zum Thema bdquoGesundheitsinformationen fuumlr Patientenldquo besucht haben bewerten den Einfluss der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis haumlufiger positiv Die Frage nach Ursache und Wirkung bleibt hier zunaumlchst unbeantwortet

Die Ergebnisse der Umfrage machen einen hohen Bedarf aumlrztlicher Weiter-bildung zu Gesundheitsinformationen fuumlr Patienten deutlich Groszlige Luumlcken zeigten sich nicht nur bei der Bekanntheit der serioumlsen Informationsportale mit evi-denzbasierten laienverstaumlndlichen Infor-mationen sondern vor allem auch bei ihrer eingeschaumltzten Vertrauenswuumlrdig-keit Das Online-Lexikon wikipediaorg schnitt mit seiner Vertrauenswuumlrdigkeit doppelt so gut ab wie die Seite patienten-informationde die von den Interessen-vertretungen der Aumlrzte beauftragt und umgesetzt wird

Vertrauen die Aumlrzte also der Intelligenz der Masse mehr als der evidenzbasierten laienverstaumlndlichen Aufbereitung medi-zinischen Wissens durch ihre Fachkolle-gen Wohl kaum Doch was sagt dieses Ergebnis dann uumlber die Guumlte aumlrztlichen Wissens zu laienverstaumlndlichen Gesund-heitsangeboten aus Und koumlnnen die immerhin 70 Prozent der Aumlrzte die ihre Patienten nach der Informationsquelle der Selbstrecherche fragen wirklich einschaumltzen ob die Quelle ndash sofern sie online war ndash vertrauenswuumlrdig ist

Hier sind konkrete Maszlignahmen zur V erbesserung der Bekanntheit guter Informationsangebote notwendig ndash

Jeweils ein Drittel der Aumlrzte bezieht Patienten die mit selbst gesammelten Informationen in die Praxis kommen zukuumlnftig staumlrker in Behandlungsent-scheidungen ein und bemuumlht sich sie noch ausfuumlhrlicher zu informieren Auffaumlllig ist dass diejenigen Aumlrzte die die Auswirkungen der Informationssu-che negativ bewerten seltener angeben ihre Patienten kuumlnftig ausfuumlhrlicher zu informieren gleichzeitig raten sie ihnen haumlufiger davon ab Informationen selbst zu suchen Dies impliziert dass die Patienten dieser Aumlrzte weitgehend un informiert bleiben ndash denn sie bekom-men weder mehr Informationen von ihrem Arzt noch sollen sie selbst recher-chieren Bei aller Kritik an diesem Ergeb-nis ist aber anzumerken dass es sich nur auf eine kleine Gruppe der Aumlrzte bezieht

Wie ein Arzt die Auswirkungen der Selbstinformation auf das Arzt-Patienten-Verhaumlltnis bewertet haumlngt eng damit zusammen wie er das Bildungsniveau

Bekanntheit und eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit von Internetseiten(Angaben in Prozent)

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Die Laumlnge der Balken zeigt die Bekanntheit die Farbunterschiede zeigen die eingeschaumltzte Vertrauenswuumlrdigkeit der Internetseite

Abbildung 9

Quelle Gesundheitsmonitor 2016

wikipediaorg

jamedade

apotheken-umschaude

weisse-listede

krebsinformationsdienstde

patienten-informationde

patientenberatungde

gesundheitsinformationde

gesundheitsregisterde

bekannt aber nicht vertrauenswuumlrdigbekannt und vertrauenswuumlrdig

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

10

Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

9 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

nicht nur bei Laien sondern auch in Fachkreisen Bei der steigenden Flut der Informationsangebote der zunehmen-den Zahl an Akteuren und der dadurch nicht nur fuumlr Aumlrzte undurchsichtigen Informationslandschaft im Internet sollte nach Vereinfachungsmoumlglichkeiten und besseren Leitsystemen zu guten Gesund-heitsinformationen gesucht werden Im besten Fall ist die Guumlte von Informationen fuumlr Laien wie auch Experten auf einen Blick erfassbar Zwar gibt es bereits solche Hinweise auf gute Informationen (wie HON-Code AFGIS oder die Art des Seitenanbieters) oft sind diese aber nur sehr erfahrenen Internetnutzern bekannt Einen Wegweiser der fuumlr Patienten rele-vante und evidenzbasierte Informationen gebuumlndelt zusammenstellt gibt es hin-gegen nicht Stattdessen konkurrieren gute und schlechte Informationsanbieter bei Google um hohe Rankingpositionen Auch Leitfaumlden fuumlr Aumlrzte zur Beratung von Patienten koumlnnten zumindest ein kurzfristiger Ansatzpunkt sein um die Risiken der Selbstrecherche durch ver-besserte Beratung zu verringern

Das mittelfristige Ziel ist jedoch vor allem Angebote in der medizinischen Aus- Fort- und Weiterbildung zu schaf-fen die uumlber das Themenfeld Selbstin-formation aufklaumlren Damit Aumlrzte solche Informationsangebote wirklich anneh-men muumlssen sie gleichzeitig fuumlr den Wissensbedarf zu einem Thema ndash das fuumlr Patienten schon lange kein Randthema mehr ist ndash sensibilisiert werden

Gruumlnde die Selbstinformation zu foumlrdern gibt es genug Patienten wuumlnschen sich seit uumlber zehn Jahren mehrheitlich an Behandlungsentscheidungen beteiligt zu werden (Braun und Marstedt 2014) Grundlage dafuumlr ist informiert zu sein Experten wie Gerd Gigerenzer und Muir Gray erklaumlren das 21 Jahrhundert zum Jahrhundert des Patienten und sprechen von Muumlndigkeit (Gigerenzer und Gray

2013) Bereits 2004 zeigte eine Studie dass die Compliance ndash die Therapietreue ndash der Patienten steigt wenn sie medizini-sches Wissen haben und die Notwendig-keit der Behandlung verstehen (Frileux et al 2004) Andere Untersuchungen zeigen die gravierenden Negativfolgen einer geringen Gesundheitskompetenz von Patienten Diese geht einher mit schlechteren Behandlungsergebnissen einer geringeren Inanspruchnahme von praumlventiven Angeboten des Gesundheits-systems einem schlechteren Einnah-meverhalten von Medikamenten mehr Krankenhausaufenthalten und sogar mit einer erhoumlhten Sterblichkeit (Joint Committee on National Health Education Standards 1995 Berkman et al 2011)

Ob Patienten informiert sein sollten oder nicht steht also nicht zur Diskus-sion Und auch die Frage wie sie zu ihren Informationen kommen ist laumlngst beantwortet ndash der Arzt spielt dabei eine wichtige aber eben nicht mehr die einzige Rolle (Baumann und Czerwinski 2015)

Ohne Zweifel gibt es gute Gruumlnde dafuumlr dass Aumlrzte die eigenstaumlndige Informa-tionssuche ihrer Patienten differen-ziert betrachten ndash doch um den selbst informierten Patienten wird kein Arzt auf Dauer herumkommen Umso wichtiger ist es dass Aumlrzte Patienten und Anbieter von laienverstaumlndlichen Gesundheits-informationen in Zukunft gemeinsam und auf allen Ebenen die Verbesserung der Informationsnutzung angehen

Literatur

n Baumann E und F Czerwinski bdquoErst mal Doktor Google fragen Nutzung neuer Medien zur Information und zum Austausch uumlber Gesundheitsthemenldquo Gesundheitsmonitor 2015 Buumlrgerorien-tierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2015 57ndash79

n Baumgart J bdquoAumlrzte und informierte Patienten Ambivalentes Verhaumlltnisldquo Deutsches Aumlrzteblatt (107) 51-52 2010 A2554ndash2556

n Berkman N D S L Sheridan K E Donahue D J Halpern und K Crotty bdquoLow health literacy and health outco-mes an up- dated systematic reviewldquo Annals of Internal Medicine (155) 2 2011 97ndash107

n Bittner J Vermittlung von Gesundheits-kompetenz durch fuumlr Patienten verstaumlnd-liche medizinische Befunde Koumlln 2016 httpsrepositorypublissode resourcefrl6399649 (Download 2912016)

n Bowes P F Stevenson S Ahluwalia und E Murray bdquolsquoI need her to be a doctorrsquo patientsrsquo experiences of presen-ting health information from the internet in GP consultationsldquo British Journal of General Practice (62) 604 2012 732ndash738

n Braun B und G Marstedt bdquoPartizipa-tive Entscheidungsfindung beim Arzt Anspruch und Wirklichkeitldquo Gesund-heitsmonitor 2014 Buumlrgerorientierung im Gesundheitswesen Hrsg J Boumlcken B Braun und R Meierjuumlrgen Guumltersloh 2014 107ndash131

n Frileux S M Sastre E Mullet und P Sorum bdquoThe impact of the preventive medical message on intention to change behaviorldquo Patient Education and Coun-seling 52 2004 79ndash88

n Gigerenzer G und M Gray (Hrsg) Bessere Aumlrzte bessere Patienten bessere Medizin Aufbruch in ein transparentes Gesundheitssystem Berlin 2013

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

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Die Autorin

Anja Bittner ist Aumlrztin und Mitgruumlnderin der Internetplattform washabichde Sie studierte zunaumlchst zwei Jahre Psychologie an der TU Dresden bevor sie ihr Medizin-studium an der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus in Dresden aufnahm Neben dem Studium arbeitete sie im Medizinischen Interprofessionellen Trai-ningszentrum der Fakultaumlt als Tutorin fuumlr aumlrztlich-handwerkliche Basisfertigkeiten und die Arzt-Patienten-Kommunikation 2011 gruumlndete sie noch waumlhrend des Studiums die Internetseite washabichde fuumlr deren Arbeit zur Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sie und ihre Mitgruumlnder mehrfach ausgezeichnet wurden Ende 2015 beendete sie ihre Taumltigkeit als geschaumlftsfuumlhrende Gesell-schafterin des Online-Portals und wech-selte als Programmleiterin zu Ashoka Deutschland wo sie sich insbesondere fuumlr die Foumlrderung von jungen Sozial-unternehmern einsetzt Nebenberuflich promoviert Anja Bittner am Universitaumlts-klinikum Hamburg-Eppendorf in der medizinischen Ausbildungsforschung und absolviert ein Masterstudium der Kom-munikationspsychologie an der Dresden International University

n Irmey G und N Weis bdquoBedeutung der Krebserkrankung fuumlr den Patienten und sein Umfeldldquo Onkologie integrativ Hrsg B Pfeifer J Preiszlig und C Unger Muumlnchen 2006 4

n Joint Committee on National Health Education Standards National health education standards Achieving health literacy 1995

n Kochen M M Allgemeinmedizin und Familienmedizin Duale Reihe 4 Auf-lage Stuttgart 2012

n Murray E B Lo L Pollack K Donelan J Catania K Lee K Zapert und R Turner bdquoThe Impact of Health Infor-mation on the Internet on Health Care and the Physician-Patient Relationship National US Survey among 1050 US Physiciansrdquo Journal of Medical Internet Research (5) 3 2003 e17

n Streich W bdquoDer informierte Patient ndash Hinweise zum praktischen Nutzen seines Wissens in der ambulanten Versorgungldquo Gesundheitsmonitor Maumlrz 2004 Guumltersloh 2004

Seiten fuumlr Patienten im Internet

n Aumlrztliches Zentrum fuumlr Qualitaumlt in der Medizin wwwpatienten-informationden Deutsches Krebsforschungszentrum wwwkrebsinformationsdienstden Institut fuumlr Qualitaumlt und Wirtschaft- lichkeit im Gesundheitswesen wwwgesundheitsinformationden Jameda GmbH wwwjamedaden Unabhaumlngige Patientenberatung Deutschland wwwpatientenberatungden Weisse Liste gGmbH wwwweisse-listeden Wikimedia Foundation dewikipediaorgn Wort und Bild Verlag wwwapotheken-umschaude

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

BARMER GEK Lichtscheider Str 89ndash9542285 Wuppertalwwwbarmer-gekde

FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

Save the date Tagung Daten und Analysen fuumlr eine bessere Versorgung ndash 15 Jahre Gesundheitsmonitor | Berlin 20 September 2016

11 Ein Newsletter der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK

ergab dass soziooumlko nomische Parameter Zuzahlungsbetraumlge maszliggeblich beein-flussen koumlnnten Ausgewaumlhlte Vergleiche bis auf Kreis ebene runden die Betrach-tung ab Autoren M Raumldel S Bohm H-W Priess M WalterBARMER GEK ZAHNARZTREPORT 2016 Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse Band 38 Preis 1490 euro ISBN 978-3-946199-03-8Mail versorgungsforschungbarmer-gekde

Der sechste BARMER GEK Zahnreport wird 2016 in bewaumlhrter Zusammen arbeit mit der Poliklinik fuumlr Zahnaumlrztliche Prothetik der Medizinischen Fakultaumlt Carl Gustav Carus der TU Dresden und der AGENON Gesellschaft fuumlr Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen mbH Berlin herausgegeben

Der Zahnreport hat sich als eines der umfassendsten Medien zur Darstellung der vertragszahnaumlrztlichen Versorgung in Deutschland etabliert Auch der vorlie-gende Band enthaumllt daher im Standardteil alle wesentlichen Versorgungsdaten des Jahres 2014 Die angestrebte Transparenz wird dabei weiter optimiert So koumlnnen erstmals die Zuzahlungen der Versicher-ten zu Zahnersatzversorgungen fuumlr alle Versorgungsarten auch fuumlr so genannte andersartige Versorgungen mit zum Teil hohen Eigenanteilen ausgewiesen werden In vielen Leistungsbereichen sind inzwischen Zeitreihen von bis zu fuumlnf Jahren verfuumlgbar so dass Entwick-lungen im Leistungsgeschehen uumlber die Zeit ersichtlich sind

Aufbauend auf den Erkenntnissen der bisherigen BARMER GEK Zahnreporte beschaumlftigt sich der Schwerpunktteil in diesem Jahr ausfuumlhrlich mit raquoRegionalen Unterschieden in der vertragszahnaumlrzt-lichen Versorgunglaquo Auf Bundeslaumlnder-ebene ist eine sehr unterschiedlicheInanspruchnahme zahnaumlrztlicherLeistungen festzustellen Je nach Region und Leistungsbereich verteilen sich die erbrachten Leistungen auch sehr unter-schiedlich auf die Patienten Auffaumlllig ist zudem eine verhaumlltnismaumlszligig groszlige Ungleichheit bei der Zuzahlung zu Zahn-ersatzversorgungen Eine Modellanalyse

BuchTippBARMER GEK Zahnarztreport 2016

Fuumlr Ruumlckfragen wenden Sie sich bitte anKatharina Einhaus Tel 05241-81 81 381 katharinaeinhausbertelsmann-stiftungde

Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

n Wo bleiben Potenziale ungenutzt und wie muumlssen zukuumlnftige Studien aus-sehen

Die Ergebnisse moumlchten wir nicht nur aus der Perspektive der Experten auf drei Podien beleuchten sondern auch mit dem eingeladenen Fachpublikum diskutieren Die Veranstaltung findet in der Bertelsmann Repraumlsentanz (Unter den Linden 1) in Berlin statt

Eine separate Einladung erfolgt Anfang August

Bertelsmann StiftungProgramm Versorgung verbessern ndash Patienten informieren Carl-Bertelsmann-Str 25633311 Guumltersloh wwwbertelsmann-stiftungdewwwgesundheitsmonitorde

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FotografieAmac Garbe (Portraumlt der Autorin)

IllustrationChristoph J Kellnerwwwanimanovade

RedaktionDr Jan BoumlckenDr Ruumldiger MeierjuumlrgenDr Thomas Brechtel

AutorinAnja Bittner(Verbicur UG)

KontaktKatharina Einhaus Tel (05241) 81-8 13 81 Fax (05241) 81-68 13 81 katharinaeinhaus bertelsmann-stiftungde

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Seit 15 Jahren befragt der Gesundheits-monitor Patienten und Aumlrzte nach ihren Erfahrungen in der deutschen Gesund-heitsversorgung nach ihrer Beurteilung von Reformen und nach ihren Erwartun-gen fuumlr eine zukuumlnftige Systemgestal-tung Die Daten von knapp 80000 Buumlr-gern und uumlber 4000 Aumlrzten wurden von 200 Autoren analysiert und interpretiert Zentrale Erkenntnisse der Projektlauf-zeit sowie bisher noch unveroumlffentlichte Ergebnisse aus dem Gesundheitsmonitor 2016 moumlchten wir auf dieser Tagung vor-stellen Der Fokus der Veranstaltung wird jedoch uumlber den Gesundheitsmonitor hinausge-hen Wir moumlchten mit Experten aus Wis-senschaft und Politik Selbstverwaltung und Medien diskutieren welche Wirkung quantitative wissenschaftliche Analysen bei der Ausgestaltung einer bedarfs-orientierten Gesundheitspolitik haben Konkrete Fragen der Tagung sind

n Wann haben datengestuumltzte Analysen Aufmerksamkeit in Medien und Fach-oumlffentlichkeit erzeugt Bedingt sich beides oder schlieszligt es sich aus

n Welche Analysen werden von Entschei-dungstraumlgern genutzt ndash und welche nicht

n Welche Veraumlnderungsprozesse konnten angestoszligen werden und warum

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