Nicht anerkannte Minderheitensprachen in...

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Nicht anerkannte Minderheitensprachen in Österreich Karin Köckeis, Anita Luttenberger, Juliane Oder, Melanie Osan VO + KO Sprache in Österreich, SoSe 2012

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Nicht anerkannte Minderheitensprachen in Österreich

Karin Köckeis, Anita Luttenberger, Juliane Oder, Melanie Osan

VO + KO Sprache in Österreich, SoSe 2012

Rechtliche Situation der Muttersprache:

- kein Recht auf Erlernen oder Ausüben der Muttersprache in Österreich solange man nicht unter das Minderheitenschutzgesetz fällt

- es gibt Initiativen die diese Rechte auch für andere Sprachgruppen einfordern wollen

http://www.sprachenrechte.at

- zunehmendes Bewusstsein, dass das solide Erlernen der Muttersprache wichtige Voraussetzung für das Erlernen einer Zweitsprache (Deutsch) ist

Muttersprachlicher Unterricht

- als Freigegenstand oder Unverbindliche Übung derzeit in folgenden Sprachen möglich:Albanisch, Arabisch, Armenisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Bulgarisch,

Chinesisch, Dari, Französisch, Kurdisch (Kurmanci und Zazaki), Pashto,

Persisch, Portugiesisch, Polnisch, Romanes, Rumänisch, Russisch, Slowakisch,

Spanisch, Tschechisch, Tschetschenisch, Türkisch und Ungarisch

BKS in allen Bundesländern; Türkisch in 8 (außer Kärnten); Polnisch in Stmk, OÖ, NÖ und Wien (nur da auch AHS); Albanisch in NÖ, OÖ, Stmk, Salzburg und Wien

- muttersprachliche Begleitung im Unterricht

Formulare und Informationsbroschüren in Fremdsprachen

- in BKS und Türkisch oft auch Formulare bzw. Ausfüllhilfen zu finden, andere Sprachen kaum (außer anerkannte Minderheitensprachen und E)

Türkisch

- westoghusische Sprache

- Amtssprache in Türkei, Zypern (neben Griechisch)

- lokale Amtssprache im Kosovo, Rumänien und Mazedonien

Türken in Österreich

- 1764 ist Türkisch eine der 10 meist gesprochenen Sprachen im Habsburgerreich

- große Einwanderungswelle von Gastarbeitern in den 1960ern

- 2001 sind sie nach Serben und Deutschen die größte Minderheitengruppe in Österreich (1,6 % der Bevölkerung)

Verteilung in den Bundesländern (2001)

- die meisten in Wien (39.119)

- darauf folgen NÖ, Vorarlberg, OÖ und Tirol (zw. 20.000-16.000)

- Salzburg (8.800)

- Steiermark (4.793)

- Burgenland und Kärnten (je um die 1200)

Vereine/kulturelle Aktivitäten

- IGGiÖ „Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ (seit 1979 anerkannt)

- ATIB (vom türkischen Staat organisiert)

- türkische Sport- und Kulturvereine der Ülüküler

- türkische Kulturgemeinde in Österreich

http://www.vereinsverzeichnis.eu/vveu,194,0,Tuerkische-Vereine.html

Medien

- 76% der österreichischen Türken schauen Fernsehen in ihrer Muttersprache

- derzeit gibt es sieben in Ö produzierte türkische Programme

- seit 2011 Kooperation zwischen ORF und Okto für die Sendung „Wien heute – Haber Magazin“, auf Okto gesendet

- 6 türkischsprachige Zeitungen

Problematik der Parallelgesellschaft?

- Türken unter sich sehr gut organisiert

- grenzen sich durch Sprache und Lebensstil ab

- Angehörigkeitsgefühl?

Bosnisch/Serbisch/Kroatisch

Serbokroatisch oder Kroatoserbisch:- südslawische Sprache- Amtssprache im ehemaligen Jugoslawien (neben Mazedonisch und Slowenisch)

- nach dem Zerfall eigenständige Bezeichnungen Kroatisch, Serbisch, Bosnisch, Montenegrinisch

- Status der Standardvarietäten des Serbokroatisch als unabhängige Sprachen nicht haltbar

Bosnier, Kroaten und Serben in Österreich

- Gastarbeiterwelle in den 60er Jahren

- in den 80er und 90er Jahren steter Zustrom durch Fall des eisernen Vorhangs und Kriege im ehemaligen Jugoslawien

- in Ö sprechen über 177.000 Menschen Serbisch, über 131.000 Kroatisch und fast 35.000 Bosnisch

Verteilung in den Bundesländern

- die meisten leben in Wien und OÖ

- mehr Bosnier leben in OÖ als in Wien, die größten bosnischen Gemeinschaften sind in Wien, Wels und Linz, gefolgt von Salzburg und Graz zu finden

Vereine/kulturelle Aktivitäten

Österreich Serbische Gemeinschafthttp://www.oesg.or.at/

Dachverein für serbische Vereinehttp://www.wien.serben.at/

Serbischer Kulturverein Karadjordje Wienhttp://www.karadjordje.at/

Bosnisch-österreichisches Kulturzentrumhttp://www.dzematwels.at

Medien

- 6 Online- und Printmedien z.B.: Tageszeitung „Vesti“, Zeitschrift „Kosmo“ und „Bum“

- diverse Sendungen auf Okto

http://okto.tv/dijasporahttp://www.kosmo.at/index.phphttp://bummagazin.com/

ÖIF-Dossier Nr 12 „Serb/-innen in Österreich: Meinungen. Einstellungen. Erfahrungen“:

● 82% der befragten Serb/-innen fühlen sich sehr bzw. eher integriert

● 2/3 der befragten Austro-Serb/-innen erachten die Anpassung an die österreichische Kultur und Lebensweise als bedeutend für Integration

● Obwohl Serb/-innen das Erlernen der deutschen Sprache als Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration sehen, ist die Pflege der Muttersprache sehr wichtig

● Für 64% ist die Bewahrung der serbischen Identität und Kultur überaus wichtig

● Migrant/-innen aus Serbien distanzieren sich stark von anderen Migrantengruppen, vor allem der türkischen

● 50% der befragten Serb/-innen stimmen mit den österreichischen Vorstellungen von Ehe, Familie und Geschlechtergleichstellung nicht überein

● 95% der Befragten stimmen überein, dass es in Österreich gute Bildungs- und Aufstiegschancen gibt, aber 50% geben an, dass es diese nicht für Zuwanderer gäbe

● Über 50% finden, dass Österreich keine weitere Zuwanderung mehr braucht

Albanisch

- indoeuropäische Sprache

- Amtssprache in Albanien und Kosovo

- 2001 geben 28.212 Menschen in Österreich Albanisch als ihre Umgangssprache an

Albaner in Österreich

- Gastarbeitermigration in den 60er Jahren

- Fall des eisernen Vorhangs

- Kosovo Konflikt

- keine präzisen Angaben über Verteilung in den einzelnen Bundesländern, erschwerend Albaner aus Albanien, dem Kosovo und dem südlichen Mazedonien

- die meisten wohl in Wien (10. Bezirk), viele wohl auch in Linz

Vereine/kulturelle Aktivitäten

- einige Vereine in Linz, der größte ist der Albanische Sport- und Kulturvereinhttp://www.xhamia-linz.at/?page_id=132&lang=de

- Albanischer Hilfs- und Kulturverein in Wien

- Verein Albanischer Muslime in Wien

- Rinia – Verein albanischer Jugend in Öhttp://www.albrinia.com

- Albanisch Christ-Demokratischer Kulturverein „Die Märtyrer“ in Graz

Medien

- keine gefunden

- Spitzname Österreich „Medien-Albanien“ - erst 2001 landesweite Zulassung von Privatfernsehen, Synonym für Rückständigkeit und eingeschränkte Meinungsfreiheit

Kampf um Anerkennung?

„Die Situation der ex-jugoslawischen MigrantInnen unterschiedlicher Sprachen (Serbokroatisch, Slowenisch, Albanisch, Makedonisch usw.) ist durch ihre teilweise prekäre rechtliche und sozioökonomische Situation geprägt: Ihre Integrationsbemühungen werden – wie bei anderen Minderheiten auch –

unterschiedlich unterstützt. In sich ethnisch und politisch gespalten und auch hinsichtlich ihrer Lebensinteressen lassen die ex-jugoslawischen MigrantInnen

keine politischen Anstalten hinsichtlich der Erreichung eines eigenen Minderheitenstatus erkennen (so ist z.B. die Erreichung des

Ausländerwahlrechts den TürkInnen eher ein Anliegen als den Ex-Jugoslawinnen): Ihre Entpolitisierung hat sicherlich durch den Zerfall

Jugoslawiens zugenommen, einige Gruppen haben sich in nationalistischen Zirkeln organisiert, interethnische Zusammenarbeit ist die Ausnahme. Auch bei

den Vereinen ist weitgehende Resignation und Aufsplitterung, Rückzug ins Private festzustellen. Ökonomische Interessen stehen stärker im Vordergrund

als die Wahrung von sprachlicher und kultureller Identität.“

http://www.cis.or.at/enquete/ag4.html

Polnisch

- westslawische Sprache

- Amtssprache in Polen

- Minderheitensprache in der Ukraine, Litauen, Slowakei, Rumänien, Tschechien

Polen in Österreich

- Galizien Teil der Habsburgermonarchie, großer Einfluss der Polen auf Habsburgermonarchie, keine Zahlen über Polen im österreichischen Raum

- erste große Immigrationswellen Anfang und Ende der 80er Jahre, zweite nach EU Beitritt

- 57.587 Polen bzw. Österreicher polnischer Herkunft (1.1.2011), die meisten in Wien (37.470), gefolgt von NÖ (8.393) und OÖ (4.238)

Polnische Schule:

Jan III. Sobieski Schule der Polnischen Botschaft

- seit 1977 Fernbildungsstätte, seit 79 Volksschule und Lyzeum

- 450 Schüler

- Ergänzungsprogramm oder Fernbildungskurs

- finanziert vom polnischen Bildungsministerium, Besuch kostenfrei

http://www.szkolapolska.org

Vereine/kulturelle Aktivitäten

http://www.strzecha.at/ (seit 1894)

http://www.polonia-w-austrii.at

Verein polnischer Ingenieurinnen und Ingenieureneure in Öhttp://www.vpivienna.org/at/

Club polnischer Intellektuellerhttp://www.jupiter-online.at/cms/

Magazin für intellektuellen Dialoghttp://www.austriapol.com/

http://www.polnisches-institut.at/

Polnische Akademie der Wissenschaften hat einwissenschaftliches Zentrum in Wienhttp://www.viennapan.org/

Medien

http://www.polonika.at/

Polnische Buchhandlunghttp://www.ksiegarnia-polska.com/

Kirche

- Polen im EU Schnitt am gläubigsten

- Gardekirche am Rennweg, seit 1897

- neun Messen am Sonntag!

- polnische Geschäfte in der Gegend

- Aktivitäten z.B. Polnischer Chor „Gaudate“ (30j. Bestehen)

- 120 polnische Priester in Wien (10% aller in Ötätigen Geistlichen)

Kampf um Anerkennung

- Am 12. Jänner 1996 stellte „Strzecha“, einer der ältesten polnischenVereine, beim Bundeskanzleramt einen Antrag auf Anerkennung alsVolksgruppe

- Wenig später folgte das öffentliche Versprechen des damaligenBundeskanzlers Franz Vranitzky, der anlässlich seines Staatsbesuchesin Polen die Anerkennung der Polen als Volksgruppe ankündigte

- 2001 sozialwissenschaftliche Studie. Aus der unter anderemhervorging, dass die „Beheimatung“ von Polen – eines der Kriterien derAnerkennung im Sinne des Volksgruppengesetzes – nicht erfüllt sei

- Verein sammelt Geld um neue Studien in Auftrag gegeben zu können

- Empfehlung des Europarates auf Anerkennung als Volksgruppe

Die „unsichtbaren Migranten“

- Polen verfügen (gemeinsam mit den Rumänen) im Vgl. zu anderen Migrantengruppen über die besten Deutschkenntnisse und haben die meisten Kontakte zu Österreicher

- Arbeitsmarktsituation unterscheidet sich kaum von denen der Österreicher (Arbeitslosigkeitsquote)

Quellen

Türkisch

http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrken_in_%C3%96sterreich

http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkische_Sprache

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_%C3%B6sterreichischer_Zeitungen

http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/691252/Tirol_Absage-an-tuerkische-Privatschule

http://diepresse.com/home/panorama/integration/655203/Medien_Oesterreichs-Tuerken-sehen-tuerkisch-fern

http://www.turkischegemeinde.at/

http://www.vereinsverzeichnis.eu/vveu,194,0,Tuerkische-Vereine.html

BKS:

http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/wp-content/uploads/2011/05/Sprachensteckbrief_BKS.pdf

http://medienservicestelle.at/migration_bewegt/2012/03/02/serbische-community-zahlt-rund-300-000-personen/

http://dastandard.at/

http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnier_in_Österreichl

ÖIF-Dossier Nr. 12: Serb/-innen in Österreich: Meinungen. Einstellungen. Erfahrungen

http://sciencev1.orf.at/science/news/126117

http://de.wikipedia.org/wiki/Serbokroatische_Sprache

Polnisch:

Diplomarbeit über die polnische Schule http://othes.univie.ac.at/10466/

Diplomarbeit über Migrationsströme aus Polen im historischen Verlauf http://othes.univie.ac.at/9715/

http://www.erzdioezese-wien.at/content/artikel/a9328

http://www.m-media.or.at/gesellschaft/polnisches-chor-singt-auf-hohem-niveau/2011/05/18/

http://www.m-media.or.at/gesellschaft/polnische-priester-als-importschlager-in-osterreich/2012/04/03/

http://www.m-media.or.at/politik/eine-nicht-anerkannte-volksgruppe-polen-in-wien/2011/04/05/

http://diepresse.com/home/panorama/integration/514851/Polen-in-Wien_Die-unsichtbaren-erfolgreichen-Migranten

http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/708131/Polnische-Migranten_Die-Unauffaelligen

http://de.wikipedia.org/wiki/Polnische_Sprache

http://www.focus-migration.de/Polen_Update_02_200.2810.0.html

http://www.wien.polemb.net/?document=117

http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.p/p592024.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Galizien

http://www.oeaw.ac.at/isr/Publikationen/fb30.pdf

Heinz Fassmann - Josef Kohlbacher - Ursula Reeger, Polen in Wien, Entwicklung, Strukturmerkmale und

Interaktionsmuster, 2004

Albanisch:

http://www.sprachensteckbriefe.at/fileadmin/sprachensteckbriefe/pdf/Sprachensteckbrief_Albanisch.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Albaner#Albanische_Emigration_seit_1945

http://www.cis.or.at/enquete/ag4.html

http://www.albanianlanguage.net/de/

http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX/NRSITZ/NRSITZ_00179/SEITE_0080.html

http://www.linz.at/images/Vereine_in_Linz_08.pdfhttp://dastandard.at/1271378305233/Kommentierte-

Ansichtssache-Das-albanische-Wien

Karl Kaser, Stefanie Schwandner-Sievers, Robert Pichler (Hrsg.): Die weite Welt und das Dorf. Albanische

Emigration am Ende des 20. Jahrhunderts, Böhlau, Wien 2002, ISBN 978-3-205-99413-8 (= Zur Kunde

Südosteuropas, Band 3, Albanologische Studien).

Quellen Allgemein:

Statistik Austria, Bevölkerungsstatistiken: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/index.html

Österreichischer Intrgrationsfond: http://www.integrationsfonds.at/ (Dossiers unter Pulikationen)

http://www.bmukk.gv.at/medienpool/14006/schulenmuttunt1011.pdf

http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aussenpolitik/menschenrechte/schwerpunktthemen/minderheitenrechte.

html

Rahmenabkommen zum Schutz der

Minderheiten:http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/QueVoulezVous.asp?NT=157&CM=1&CL=GER

Volksgruppengesetz:

http://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000602

http://www.muttersprachlicher-unterricht.at

http://www.bmukk.gv.at/ministerium/rs/2011_11.xml