Handlungsleitfaden Kinderschutz - Zusammenarbeit zwischen ...
Niedersächsische Fortbildungsoffensive zum Kinderschutz 2014 KINDERSCHUTZ – ZENTREN...
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Niedersächsische Fortbildungsoffensive zum
Kinderschutz 2014
KINDERSCHUTZ – ZENTREN
Niedersachsens
Hannover und Oldenburg
www.ksz-hannover.de + www.kinderschutz-ol.de
„Vom Brückenbauen und Wandern auf schmalem
Grad“
photocase, but beautiful
Angela Könnecke
Ressourcenorientierte Elterngespräche bei Anhaltspunkten
für Kindeswohlgefährdung: Begrüßung – Orga. – Vorstellung - Erwartungen Thematische Einführung Stolpersteine und Gehhilfen Elternkrisen Ressourcenorientierung Vorbereitung Ansteckung – Verstrickungen Abwehr und Leugnung Methoden/Techniken Beratung oder Einschätzung/ Abklärung? Praxisbeispiele
Vorstellung
Name? Ort? Einrichtung? Arbeitsschwerpunkt?
Wunsch für heute?
Jeder Fall ist anders, jeder Elternkontakt ist anders und lässt sich immer wieder als fallbezogenes Abenteuer bezeichnen, in dem der Kontakt in jeder Beziehung neu ge- oder erfunden werden muss, wobei es keine Verhaltenskataloge gibt, aber Orientierungspunkte zur Vermeidung von Sackgassen.
(vgl.Kohaupt)
Qualifizierte Gefährdungseinschätzungist nur möglich,
im Kontakt mit den Kindern
und
in Kooperation mit den Eltern
- wobei die Qualität der Kooperation eine zentrale Rolle spielt !!!
…die Eltern sind in die Gefährdungseinschätzung mit einzubeziehen!Jugendämter Pflicht, notwendige Hilfen
anzubieten Gefährdung einschätzen Motivierung, Hilfen
anzunehmen
Freie Träger Pflicht, auf Hilfen
hinzuwirken Gefährdung einschätzen Motivierung, Hilfen
anzunehmen
Anhaltspunkte für Kindeswohlgefährdung - Ziel in Elterngesprächen Motivierung der Eltern, Hilfen in Anspruch zu
nehmen
Entwicklung von Vereinbarungen für wirksame Hilfen und Schutz
Abschätzen der Ressourcen bzgl. der Nutzung von Hilfen
Ziel = gemeinsame ProblemkonstruktionBei Einschätzung und Bewertung von KWG
geht es immer um die Frage
der Problemakzeptanz
der Problemkongruenz
der Hilfeakzeptanz.
Voraussetzung ist es, in Beziehung zu kommen und sich zu fragen…Was sind das für Familien?
Was wollen sie, was fürchten sie?
Wie erleben sie Hilfe/ Kontrolle?
Was fördert/was hindert den Hilfekontakt?
„Gehhilfen und Stolpersteine“ Flüstergruppe: Bitte erinnern Sie sich an das schwierigste
Elterngespräch in letzter Zeit –
Was trug zum Gelingen bei? (Gehhilfen)
- bitte Stichworte auf grüne Karten Was war hinderlich? (Stolpersteine)
- bitte Stichworte auf rote Karten
Not – Stress - Krise
manchmal…
… gedemütigt … vergessen … missachtet … verletzt … einfach hängen gelassen …
… … … … … … …
Eltern in Krisen …… wie fühlen sie sich als Eltern?
Eltern in Krisen, fühlen sich z.B. überfordert mit der Versorgung hilflos in der Erziehung überlastet durch verschiedene Alltagsprobleme hilflos durch z.B. Krankheit, Süchte etc. belastet durch eigene Biographie/
Gewalterfahrung/Traumatisierung belastet durch Trennung/Scheidung alleingelassen und isoliert finanziell in Not wertlos ( kaum noch bzw.keinen Zugang zu ihren
Ressourcen) nicht in der Lage, Probleme zu bewältigen als schlechte Eltern beschämt und ziehen sich zurück aus Angst vor
Sanktionen
und …fühlen sich manchmal…
…nicht in der Lage, Verantwortung für das was sie tun oder auch nicht tun zu übernehmen
und
machen, nicht selten, die Kinder, die Gesellschaft, den Kindergarten, die Schule das Jugendamt etc. für ihre Not verantwortlich.
aber…
Eltern wollen, dass es ihrem Kind gut geht,
die meisten Eltern wollen Hilfe
und
… haben gleichzeitig Angst davor!
Ressourcenorientierung
Wertschätzung - stärkt die Bereitschaft zur Kooperation
Akzeptanz - stärkt die Selbstakzeptanz
Wertschätzende Annahmen
…,dass Eltern stolz auf ihr Kind sein wollen, einen guten Einfluss haben wollen, Positives über ihr Kind hören wollen, wissen möchten, was ihr Kind gut kann, eine gute Schulbildung für ihr Kind wollen, ihren Kindern Chancen geben wollen, sehen wollen, dass die Zukunft ihres Kindes gleich gut
oder besser ist, als die ihrige war, eine gute Beziehung zu ihrem Kind haben wollen.
(vgl.Steiner/Berg,2005)
Unausgesprochen oder verbalisiert, z.B. „Elternsein ist eine der schwersten Aufgaben“ „Eltern wollen das Beste für ihr Kind“ „Alle Kinder bringen alle Eltern an bzw. über
die Grenzen“ „Eltern spüren, wenn ihr Verhalten ihren
Kindern schadet“
Voraussetzungen für das Gelingen Achtung – Respekt – Wertschätzung
keine Schuldzuweisungen (kontraproduktiv),keine „Entmündigung“
Elternkompetenzen u. –meinungen erkunden
Beschreiben ohne zu bewerten (den Eltern ihr Kind „erklären“)
Sorgen, Nöte, Belastungen der Eltern erfragen Suche nach positiven/hilfreichen Erfahrungen
Annahme und Unterstützung von Wiedergutmachungs-/Veränderungswünschen
Anerkennung guter Absichten und Bemühungen
Wichtigkeit der Elternrolle im Hilfeprozess verdeutlichen
Erarbeiten, was die Eltern praktisch tun können (realistische und leistbare Zielformulierung)
Ein Elterngespräch ist maximal so gut, wie die Vorbereitung darauf!
Was ist wichtig und zu bedenken für eine gute Vorbereitung ?
Beratung oder Abklärung?
Fragestellungen zur detaillierten Vorbereitung Was ist das Ziel – was das Minimalziel? Was soll der Inhalt sein? Wen lade ich ein? Wer nimmt teil? Welches Setting ist günstig? Welche Hilfsangebote stehen zur Verfügung? Gibt/ gab es bereits Hilfen und
Kooperationen mit dem Jugendamt und/ oder anderen Institutionen?
Fragen zurVorbereitung von zielgerichteten Elterngesprächen Beziehung zu den Eltern? Einstellungen der zum Jugendamt? Selbsthilfepotential? Kommunikationsfähigkeit ? Empathiefähigkeit? praktische Handlungsfähigkeit? Kooperationsfähigkeit?
• Gefährdungssituationen sind diffuse und chaotische Situationen: weder Ursachen noch Lösungen sind klar benennbar
• Eltern wollen Hilfe und haben Angst vor der Hilfe• Schwierigkeiten von Familien übertragen sich auf Helfer
und Helferinnen• Institutionelle Schwierigkeiten (personelle Ausstattung,
Überlastung, Qualifikation, Handlungsdruck), auch in Kooperationsbeziehungen
Schwierigkeiten in der Risikoeinschätzung
• Bestreiten, dass überhaupt ein Problem existiert: „Ich weiß nicht, was Sie haben – da war doch nichts!“
• Spielen die Bedeutung des Problems herunter: „Das macht doch nichts, das sollte man nicht überbewerten!“
• Behaupten, das Problem sei nicht vermeidbar bzw. nicht anders lösbar. „Da kann man nicht machen!“
• Sehen keine Möglichkeiten, sich persönlich anders zu verhalten, um das Problem zu lösen bzw. zu vermeiden. „Ich kann das nicht anders!“
Abwehrstrategien von Eltern
• Wiederholen und umschreiben (anstatt zu bewerten)• Zusammenfassen• Klärende Nachfragen• Weiterführende Denkanstöße geben• Gefühle ansprechen, sich in Gesprächspartner einfühlen• Verbalisierung der Wünsche• In-Beziehung-Setzen (einerseits ... andererseits)• Geduld zeigen und Pausen aushalten• Problemorientiert anstatt beeinflussend vorgehen
Gesprächsförderer
• Befehlen und Dirigieren• Interpretieren, („in die Schublade stecken“)• Herunterspielen• Bewerten• Überreden• Warnen und Drohen• Verspotten, ironisch sein, Desinteresse zeigen• Ausfragen• Frühzeitig Vorschläge und mögliche Lösungen benennen• Ratschläge erteilen
Gesprächsstörer
Gesprächsmethoden/-techniken Spiegeln Aktives Zuhören Frage – Techniken Ich-Botschaften
„Spiegeln“
d.h. in eigenen Worten zusammenfassend wiedergeben was bei Ihnen angekommen ist
so mehr Klarheit, ob Sie ein gemeinsames Verständnis von der Sache haben
Verständnis bedeutet nicht Zustimmung
„Aktives zuhören“
Sachebene + Beziehungsebene,
d.h.,
Wahrnehmen und Mitteilen- emotionaler Signale
sowie- der emotionalen Reaktionen, die bei Ihnen
ausgelöst werden.
Aktives Zuhören/KontrollierterDialog - Verständnissicherung - Kooperatives Gesprächsklima - Kontrolle der der Gesprächsdynamik - Möglichkeit der Reflexion
Verständnisfragen• Haben Sie dafür eine Erklärung?• Sie kennen ihr Kind am besten: haben Sie eine
Erklärung für sein Verhalten?
Meinungsfragen• Wie sehen Sie die Sache?• Wie ist ihre Einschätzung?
Interpretationsfragen• Habe ich Sie richtig verstanden, Sie meinen ...?• Bedeutet das, dass Sie an dem Termin nicht teilnehmen
möchten?
Fragen im Gespräch
Zirkuläre Fragen• Was meinen Sie, würde Ihr Kind dazu sagen?• Was würden Sie an meiner Stelle tun?Einwandfragen• Was spricht dagegen , es so zu machen?• Welche Bedenken haben Sie?Unterschiedsfragen• Worin besteht für Sie der Unterschied zwischen ...?• Was ist für Sie besser daran, dass ...?
Wichtig: Achten Sie darauf, dass die Fragen auch beantwortet werden! Stellen Sie sie ggf. ein zweites Mal! Nehmen Sie sich und Ihre Fragen ernst!
Fragen
… an einem Strang ziehen …
real-enrico, photocase.com
Phasen des Gesprächsverlaufs Ziel: Kind im Mittelpunkt
Verbesserung seiner Situation
und Entwicklung
Zugang finden und in Kontakt gehen, ohne dabei den Kontakt zu sich selbst zu verlieren.
Zeitliche Einteilung/Inhaltliche Schwerpunkte
Kontakt-/Anwärmphase (ca. 5 min.) Problemdefinitionsphase (ca. 10 min.) Problemerweiterungsphase (ca. 30 min.) Kontraktphase (ca. 15 min.) Feedbackphase (ca. 5 min.)
Konstruktiver Gesprächsabbruch- wertschätzend u. verantwortungsvoll
wenn Sie sich im Kreis drehen wenn Sie sich verstrickt haben wenn Sie auf eine neue Sachlage nicht
vorbereitet sind wenn es im weiteren Gespräch um Lösungen
gehen soll wenn es sinnvoll erscheint, eine neutrale
Person oder eine weitere Fachkraft hinzuzuziehen
Vereinbarungen mit den Elternmüssen
leistbar verständlich detailliert terminiert überprüfbar
sein.
Gespräch und Vereinbarungen
protokollieren und von den Eltern bzw. den
Sorgeberechtigten unterschreiben lassen
und
klar mögliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Vereinbarung
formulieren.
Abschluss des Gesprächs
Was waren die wesentlichen Punkte,
Ergebnisse und Vereinbarungen?
Bei Anhaltspunkten für Kindeswohlgefährdung sind Protokollierung/Dokumentation unumgänglich!
Überleitung an das Jugendamterfolgt dann, wenn
- Eltern kooperationsbereit sind, aber die Hilfen des Trägers nicht ausreichen
- eine erhebliche Gefährdung vorliegt, Eltern sie anders einschätzen und Hilfe nicht annehmen wollen
- Eltern die Kooperation bei der Gefährdungseinschätzung verweigern.
Überleitung = Mit - Teilung
… soll den Eltern so transparent wie möglich
gemacht werden.
Achtung: vorher klären, inwieweit die Ankündigung der Mitteilung an das JA das Gefährdungsrisiko erhöht!
Verantwortungsgemeinschaft und
Kooperation
Beispiel für eine gelungene Kooperation:
die Bremer Stadtmusikanten
Ohne eine gute Kooperation verschiedener Stellen ist ein effektiver Schutz der betroffenen Kinder nicht möglich,
wegen der
Komplexität der Risikoabschätzung
und der
gravierenden Folgen von Fehleinschätzungen !
Psychohygiene !
Abschlussrunde
Was nehmen Sie heute mit ?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Viel Erfolg bei den nächsten Gesprächen!