N'Jus FS 13

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Akademische Karriere Talk mit den Professoren Arnet, Contratto und Reich Ein Tag mit Professor Jositsch Doppelmaster in London Frühlingssemester 2013 Zeitschrift der Zürcher Jus-Studierenden

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Das N'Jus ist die Fachvereinszeitschrift des Fachverein Jus.

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Akademische Karriere

Talk mit den Professoren Arnet, Contratto und Reich

Ein Tag mit Professor Jositsch

Doppelmaster in London

Frühlingssemester 2013Zeitschrift der Zürcher Jus-Studierenden

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Bologna-kompatibel Jus studieren.

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Nadine Wipf, Délia Maire

Geschätzte LeserschaftWer kennt sie nicht, die obligatorische Schlussszene in ame-rikanischen College-Filmen, in der alle voller Freude ihre Doktorhüte in die Luft werfen? Interessant wäre es zu wissen, was geschieht, wenn die Hüte gefallen sind und der Zuschauer nur noch den Abspann zu sehen bekommt. Die Handlung lässt meist vermuten, dass die Protagonisten sich in ein aufre-gendes, neues Leben in der Praxis stürzen. Wer aber besetzt die akademischen Stellen? Hollywood scheint dafür traditionell die manchmal nervenden, manchmal liebenswert schusseligen Nebendarsteller vorzusehen. Doch wieso sollten die Haupt-darsteller diese Rolle gerade jenen Nebenakteuren überlassen?

In dieser Ausgabe möchten wir aufzeigen, dass die akademi-sche Laufbahn ein durchaus erstrebenswertes Ziel sein kann, und – im besten Fall – neue Denkanstösse liefern. Dazu betrachten wir diesen Karriereweg aus verschiedenen Perspek-tiven und zeigen Schritt für Schritt auf, was wirklich dahinter steckt. Sei es beim erfrischend ehrlichen Talk mit drei unserer dienstjüngsten Professoren, beim Portät einer jungen Assisten-tin, die noch ganz am Anfang ihres Weges steht, oder bei der konträren Auseinandersetzung über die Vor- und Nachteile einer Dissertation.

Dabei stellen wir fest, dass Professoren auch über die Universität hinaus tätig sind; beispielsweise indem sie politisch Ein� uss auf unser tägliches Leben nehmen. Diese Symbiose zwischen Wissenschaft und extra curricularem Engagement lässt sich auch in der Studentenschaft beobachten, wie der enthüllende Bericht unseres Fakultätsvertreters oder die Übersicht über die jüngsten Projekte des Fachverein Jus zeigen.

Die Vielseitigkeit des akademischen Berufes ist nach der Lek-türe dieser und weiterer Artikel augenfällig. Sie überrascht auch nicht, denn nicht zu Letzt im Film sind es die gleicherma-ssen inspirierenden wie herausfordernden Professoren, welche die jubelnden Absolventen zu dem machen, was sie im Zeit-punkt des Abspanns wirklich sind.

Diese Erfahrung haben sicherlich auch unsere geschätzten Alumni gemacht, die wir hiermit ganz herzlich als Teil der Leserschaft begrüssen möchten.

Nadine Wipf und Délia Maire

Simone Ursprung

Geschätzte LeserschaftDer Abspann meines persönlichen Studium-Filmes rückt nun immer näher. Hier an der Uni Zürich gibt es leider keinen Talar und Hut zum Abschluss, trotzdem werde ich nicht mit leeren Händen gehen. Die vergangenen N'Jus-Ausgaben bleiben mir als Andenken an einen spannenden Lebensabschnitt. Ich habe das N'Jus voller Freude vom Heftli zum Hochglanz-magazin heranwachsen sehen. Eine Entwicklung, die nur dank dem grossen Einsatz von vielen Freiwilligen möglich wurde, denen ich hier herzlich danken möchte. In Zukunft werden meine Nachfolgerinnen Délia und Nadine die Geschicke des N'Jus bestimmen. Ich wünsche den neuen Redaktions-leiterinnen viele gute Ideen und viel Kraft für ihre Position. Ich bin sicher, dass mit ihnen die Reise nach oben weitergehen wird.

Simone Ursprung

Editorial

Redaktionsleitung: Délia Maire, Simone Ursprung, Nadine Wipf

Bologna-kompatibel Jus studieren.

• Lernen Sie strukturiert und effizient im Zeichen der Bologna-Reform.

• Verschaffen Sie sich einen kompakten Überblick über relevante Rechtsgebiete.

• Erwerben Sie vertieftes Wissen dank systematischem Aufbau.

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Inhaltsverzeichnis

6 Interview mit Prof. Frank Meyer Ein kritisches Gespräch über Wissenschaft, Karriere und das Phänomen Massenuniversität

11 Darth Vader und die Mülleramazonenpapageien Interview mit dem Macher der beliebten YouTube-Videos

12 Professur und Politik Ideale Ergänzung oder zwei verschiedene Paar Schuhe? Prof. Daniel Jositsch im Porträt

16 Zmorge-Talk Wege und Motivation zur Professur Gespräch mit den Professoren Arnet, Contratto und Reich

22 Pro & Contra Dissertation

24 Assistenztätigkeit lic. iur. Franziska Mulle im Porträt

26 Juristen-ABC

28 Die Preisgekrönten Ausgezeichnete Masterarbeiten

32 Das Jahr der unbegrenzten Möglichkeiten LL.M. am King’s College London

36 Spinoza in Solothurn Seminarbericht

38 Lobbyieren für die Interessen der Studierenden Bericht aus der Fakultät

40 La pagina del Circolo Giovani Giuristi Per un'Università a dimensione d'uomo

42 Neues aus dem Fachverein

44 Kolumne Von der Verhältnismässigkeit und anderen kleinen Schwindeleien

45 Lustige Geschichte Wie General Klausel zu einer wichtigen rechtshysterischen Figur des öffentlichen Rechts wurde

46 Rätsel

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6 Interview

Jasna Stojanovic und Vanessa Fabris

„Wenn man eine gute Grundlagenbildung hat, kann man in allen Bereichen Jus entdecken.“

Herr Professor Meyer, sind wir zu viele Studierende?

Wie gehen Sie mit der Masse um?

Wir sind nun mal eine sehr grosse Fakultät mit einer grossen Anzahl Studierender. Wir haben aber das Glück, dass die Uni-versität viel Geld zur Verfügung stellt. Wir haben viele Lehr-stühle, viele Professoren, viele Assistierende, was vor allem im internationalen Vergleich sehr ungewöhnlich ist. Viele �emen-felder werden auf sehr hohem Qualitätsniveau angeboten.Wenn wir jetzt sagen, wir wollen aussortieren, aber die Bedin-gungen sollen bleiben, dann stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen? Und wenn man schaut, welche Unis diese Bedin-gungen haben, sind das typischerweise solche, bei denen die Studierenden die Kosten tragen. Ein solches Modell, wie in den USA, ist nicht mehr unbedingt tragbar und passt auch nicht in unser kulturelles und politisches Verständnis.

Interview mit Prof. Frank MeyerEin kritisches Gespräch über Wissenschaft,

Karriere und das Phänomen Massenuniversität

machen, beispielsweise indem man sicherstellt, dass genügend Seminare angeboten werden, dass man neue Vorlesungen anbietet, dass man die Studienordnung studierendenfreundli-cher gestaltet. Man kann die Schwerpunktsetzung aus der Fakultät heraus machen, indem man beispielsweise sagt, wir wollen uns jetzt mit diesen oder jenen �emen beschäftigen. Dabei erhält man von der Universität Unterstützung.Aber unser Auftrag ist klar: Wir müssen die grosse Anzahl Maturanden versorgen. Und Jus ist halt ein unglaublich attraktives Studium, weil es so viel ermöglicht. Niemand muss Rechtsanwalt werden danach. Es ist ein gutes Sprungbrett, auch international betrachtet.

Was gefällt Ihnen am Professoren-Beruf?

Es lassen sich praktisch alle Ideen verwirklichen. Fast alle Projekte, die man anstrebt in Zusammenarbeit mit einer Universität oder Fakultät durchzuführen, lassen sich realisieren — auch wenn dafür häu�g Voraussetzung ist, dass man interessierte Personen �ndet, die Leute für die eigene Idee begeistern und so die notwendigen Mittel akquirieren kann. Aber auch die Privat-wirtschaft erö�net viele spannende Möglichkeiten für Juristen. Deswegen ist die Rechtswissenschaft auch so wahnsinnig attraktiv. Gleichzeitig ist genau das die Klippe: Solange wir eine Allgemeinausbildung für alle anbieten, haben wir keine Chance, von gewissen Strukturen wegzukommen. Im wissenschaftlichen Bereich sind wir dafür relativ �exibel. Das geniesse ich.

Und das funktioniert in Zürich besser als an anderen Unis?

Ich glaube, wir haben hier sehr gute Rahmenbedingungen; weil uns die Uni sowieso schon gut ausstattet mit Mitteln, weil es eine ganze Reihe von Fördermitteln gibt und wir natürlich weniger Universitäten sind als zum Beispiel in Deutschland.Wir haben in Europa fast überall Massenuniversitäten mit grossen Studierendenkörpern und der Verpf lichtung, ein bestimmtes Curriculum abzuarbeiten. Zumindest in den deutschsprachigen Ländern ist de�niert, was ein Jus-Student lernen muss. Sie kennen ja das mit Ihren Wahlp�ichtpools usw. Die Idee dahinter? Es gibt eine Idealvorstellung davon, was eine Absolventin, ein Absolvent alles können muss. Sie können sich ja vorstellen, welche Streitigkeiten darüber ausbrechen können...

unser Auftrag ist klar: Wir müssen die grosse Anzahl

Maturanden versorgen

Wir könnten an den Strukturen feilen. Vielleicht müssten wir ein-fach da zu einem anderen, weniger lehrstuhlorientierten Modell kommen, wo wir mehr Dozenten haben, und dadurch versuchen, die Gruppen zu verkleinern. Denn ich habe den Eindruck, dass vor allem die vertiefende Arbeit in Kleingruppen fehlt.

Was ist für Sie als Professor der wichtigste

Beitrag zum Thema „Struktur“?

Wir haben das Prinzip der Selbstverwaltung. Die Realität ist aber eher so, dass wir ein grosser Ozeantanker sind. So ein Schi� reagiert ziemlich träge auf Lenkungsimpulse und in Fahrt kann man es auch nur schwer aufhalten.Man kann viel diskutieren. Letztendlich sind wir aber in eine universitäre Struktur eingebettet. Weil diese Strukturen sehr gewachsen sind, kann man vor allem im Einzelnen etwas

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7 Interview

Prof. Dr. Frank Meyer, LL.M.

Dissertation: 2002, Promotion zu Dr. an der Universität

Hamburg, zusätzlich 2004-2005 LL.M.-Studiengang an der

Yale Law School

Beruflicher Werdegang: Wissenschaftlicher Referent am

Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales

Strafrecht in Freiburg (2006-2008); Zulassung zur Rechts-

anwaltschaft (2008); angestellter Rechtsanwalt bei Redeker

Sellner Dahs in Bonn mit Tätigkeitsschwerpunkten Wirt-

schaftsstrafrecht, Compliance - Beratung, Rechtshilfe, Straf-

rechtsfragen mit europäischen und internationalen Bezügen

und seit Juli 2011 Of Counsel (2008-2011); Visiting Professor,

Hebrew University Jerusalem (Frühjahrssemster 2011)

Habilitation: 2011 an der Universität Bonn für Strafrecht,

Strafprozessrecht, Europäisches und Internationales Straf-

recht, Strafrechtsvergleichung

Berufung: Professor und Lehrstuhl für Strafrecht und Straf-

prozessrecht unter Einschluss des internationalen Strafrechts

an der Universität Zürich seit Herbstsemester 2011

Wenn sie sich unsere Studierenden mal ansehen, stellen sie fest, dass wir in einem sozialen Kokon leben. Jus-Studenten sind schon speziell und anders als Studierende anderer Fach bereiche. Das Einzige, was sich viele dann als Nebenjob vorstellen können, ist eine Tätigkeit an einem Lehrstuhl oder in einer besonderen Kanzlei. Das kann schon eine gewisse Form von Verarmung sein. Ich würde die Chance nutzen,

So sind die Probleme dann tatsächlich ausgestaltet: Wir haben den grossen Anspruch, einen komplett ausgebildeten Juristen von der Uni zu entlassen. Das engt die Möglichkeiten sehr stark ein.

Kann man bei uns denn die Studierenden richtig

ausbilden oder haben wir zu viele Wahlpflichtfächer?

Geht es zu wenig in „eine Richtung“?

Wir Professoren sind uns relativ einig, dass wir vor allem eine gute Grundlagenausbildung haben wollen und dass wir es als schädlich ansehen, dass die Studierenden sich zu früh spezialisieren.

Hat Ihre praktische Tätigkeit grossen Einfluss auf Ihre

jetzige Lehrtätigkeit? Vermissen Sie die Praxis?

Auf den ersten Blick sind es unterschiedliche Welten, welche sich nur schwer miteinander verknüpfen lassen. Ich habe ja das grosse Glück, dass die Kanzlei, für die ich tätig bin, mich aufgrund meines wissenschaftlichen Schwerpunkts haben will. Es geht eben gerade um Fälle mit internationalem und europäischem Einschlag wie auch auch Wirtschaftsstrafrecht mit grenzüberschreitenden Bezügen, sodass ich da beides gut miteinander verbinden kann. Es ist also nicht so, dass ich jetzt in eine komplett fremde Welt eintauche. Für mich war es aber immer schön, diese Sphären auch zu trennen. Ich habe die Praxis eine Zeit lang auch wirklich als zweites Standbein gese-hen, weil es häu�g nicht klar ist, wohin die Reise wirklich geht. Ob es halt klappt mit der wissenschaftlichen Karriere. Das wissenschaftliche Business ist ein extrem unsicheres.

Als Anwalt sind Sie in einem Auftragsverhältnis und

müssen Interessen wahren...

Ja, das ist etwas Schönes und Befriedigendes. Man erhält direkt Feedback, ist für den Klienten da. Sie haben ganz span-nende und aufreibende persönliche Situationen, die sie mit den Leuten bewältigen müssen. Das ist halt etwas, das sie in der Wissenschaft nicht machen. Teilweise sind sie auch Seelsorger.

Sind sie auch für die Studierenden manchmal Seelsorger?

Ich kann es ja leider nicht sein. Das Einzige was ich als Seel-sorger versuchen kann, ist, den Studierenden anfangs Semester die Angst vor den Prüfungen zu nehmen. Man hat allenfalls die Chance, bei Masterarbeiten enger miteinander zu arbeiten. Das mache ich vielleicht intensiver als andere, weil ich auch mehr Vorfeldarbeit verlange und intensiver darauf schaue, was die Studierenden genau machen. Der Weg ist das Ziel. Ich muss den Studierenden beibringen, wie sie �emen �nden, wie sie eine Fragestellung strukturieren, wie sie einen Arbeitsplan entwickeln und umsetzen. Und bei der Arbeit zweifeln und sich selbst kritisieren: Das ist in der Wissenschaft etwas sehr Wichtiges.Man muss ständig an sich selbst zweifeln, was man gemacht hat in noch grössere Zweifel ziehen und bereit sein, Dinge einfach wegzuschmeissen. Das gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten dazu.

Man muss ständig an sich selbst zweifeln

Studierende vor dem Bachelor haben oft Mühe, einen

geeigneten Nebenjob oder ein Kurzpraktikum zu finden.

Sie würden gerne schon früh in die Praxis.

Ich glaube, wir dürfen nicht zu „gestreamlined“ denken. Das fällt mir bei den Jüngeren auf... Die machen das zu sehr: „Wie komme ich direkt dahin, direkt zur Karriere?“ Ich �nde auch die Erfahrung zu kellnern wertvoll. Ich habe auch, als ich Student war, bei einem Partyservice gearbeitet und kalte Platten herumgefahren.

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8 Interview

Impulse von aussen zu holen. Auch gemeinnützige Arbeit! Versuchen Sie mit Leuten in Kontakt zu kommen, mit denen man im Studium nichts zu tun hat. Davon pro�tiert man auch später als Jurist.Es gibt natürlich Leute, die wissen von A bis Z was sie wollen, schön. Aber ich würde das jetzt nicht zur Hauptmaxime machen wollen. Ich bin für Diversität, viele unterschiedliche Ein�üsse und dafür, mal etwas ganz anderes zu machen.

Was haben Sie sonst noch so gemacht?

Ich habe noch Musikunterricht gegeben. Zur kleinen Schülerzeit, also zu Beginn des Gymnasiums, habe ich Zeitungen ausge-tragen. Erst später im Studium kamen dann die tollen Jobs in den Anwaltskanzleien. Auch habe ich mich kommunal-politisch engagiert.Ich habe es immer als bereichernd empfunden, mich mit Leuten zu tre�en, die anders waren als ich, die auch einen ganz anderen Bildungshintergrund haben.

des Tagesgeschehens zu spüren. Ich unterrichte internationales und europäisches Strafrecht und wenn ich mich nicht damit auseinandersetzen würde, was vor Ort, also in der Welt passiert, könnte ich nicht unterrichten. Ebenso im Wirtschaftsstrafrecht: Das ist ein extrem dyna-misches Feld! Es ist gut, wenn man sinnvolle Beispiele in der Vorlesung bringen kann. „Dieses Problem haben wir mal gehabt. Was machen wir denn jetzt?“ Das steht in keinem Lehrbuch, und ich konnte auch in keinem Buch eine Lösung �nden. Der Anspruch der Uni muss aber gleichwohl sein, eine substantielle, hochwertige Grundlagenbildung zu geben und da würde ich sagen, lieber ein Modul weg und dafür ein Grundlagenfach mehr.

Jura ersetzt keine persönliche

Verhaltensethik

Wir wollen in die Praxis gehen: Praxis heisst für uns Anwälte aber nicht die Praxis des Lebens. Das Gute ist, wenn man eine gute Grundlagenbildung hat, dann kann man in allen Bereichen Jus entdecken. Sich damit zu beschäftigen, wo Jus in der Gesellschaft helfen kann, �nde ich viel, viel spannender, als anzufangen, für kleine Schriftsätze zu recherchieren – obwohl man sich dann ganz toll und wichtig fühlen kann (lacht).

Sie meinen, man muss auch Erfahrungen in anderen

Berufen machen? Fehlt das Zwischenmenschliche,

wenn man nur im Jus-Bereich tätig ist?

Rennen in Zürich alle blind in eine Richtung?

Meine Erfahrung ist, dass man genau diese Entwicklung schon spürt, ja. Es ist aber eine allgemeine Entwicklung. Durch Umstrukturierung der Matur und des Bachelor-/Mastersystems ist diese Tendenz gestiegen. Betro�en sind vor allem kommerzi-alisierbare Studiengänge wie VWL, BWL oder eben Jus. Man merkt leider, dass die Leute meist nur das rauspicken, wovon sie denken, es bringe sie persönlich in Ihrem Karriere-denken weiter. Jura ersetzt keine persönliche Verhaltensethik. Was ein gutes Leben ist, was für die Gesellschaft wertvoll und wichtig ist, müssen sie erst mal für sich selbst heraus�nden. Am besten können wir das über bestimmte Grundlagenfächer unterstützen, die eine Hilfestellung bieten, Dinge zu re�ektieren. Viele vergessen das. Und praktische Ausbildung ist praktische Ausbildung und das macht dann bitteschön auch die Praxis. Da gibt es genug Möglichkeiten: Praktika, Anwaltsexamen, etc. Das heisst aber nicht, dass wir an der Uni den Blick für die Praxis verlieren. Es ist für mich als Wissenschaftler auch eine Aufgabe, den Puls

Das wissenschaftliche Business ist ein extrem unsicheres

Da fängt eben der Streit an. Was aus meiner Sicht schief läuft, ist die Verknüpfung der Grundlagenfächer mit den Spezial-modulen. Viele denken, dass sie mit Jus ein standardisiertes Instrumentarium besitzen für die Lösung bestimmter Fälle. Das ist ein totaler Irrglaube. Man darf den Menschen dahinter nicht vergessen, man darf die Ethik nicht ausblenden, damit müssen wir uns auseinandersetzen. Die Verbindungslinien zwischen Recht und ethischen Fragen sowie gesellschaftlichen und historischen Bezügen müssen wir klarstellen.

Haben Sie so etwas wie einen Grundauftrag als Professor?

Wir sollten die Studierenden auch zu Rechtsgelehrten machen und nicht nur zu funktionierenden Anwälten und Richtern. In einer Rede eines Rektors habe ich mal den Satz gehört: „Natürlich werden nicht alle Studierenden Wissenschaftler, aber wir müssen alle so ausbilden, dass sie Wissenschaftler werden können.“ Das muss der Anspruch sein. Was ich immer als wichtig empfunden habe, waren Neugierde und Wissbegierde. Und Begeisterung für das Fach. Das entspricht auch dem, was ich in der Vorlesung vermitteln möchte: allgemeine Neugierde. Dass man in der Zeitung nicht einfach drüber hinwegliest, wenn man einen strafrechtlichen Artikel sieht. Dass man sich daran erinnert, dass wir das disku-tiert haben, und sich aktiv Fragen stellt. Ich will informierte, kritische und nachdenkende Juristen ausbilden, die per se ein Interesse an solchen Fragestellungen haben und von sich aus ein Buch oder einen Aufsatz zur Hand nehmen und Dinge nachlesen. Denn alleine kann ich das Wissen nicht vermitteln. Ich kann helfen, ein gewisses Grundwissen aufzubauen und ein Grundinteresse zu wecken. Aber dann kann es nur Hilfe zur Selbsthilfe sein.

Wann wussten Sie, dass Sie in die Wissenschaft wollen?

Gab es einen Schlüsselmoment?

Wie wir in Zürich sehr gute Professoren haben, hatte auch ich das Glück, sehr gute Dozenten zu haben. Aber ich sass auch mit 300 Leuten da, man ist eine Nummer und fällt niemandem auf. Deshalb war es ein schleichender Prozess und so richtig klar wurde es mir erst am Ende der Doktor-

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9 Interview

arbeit. Mein eigentliches Berufsziel war von Beginn des Studiums an, Richter zu werden.Ich hatte immer ein Interesse für tiefgründige Fragen. Was mir hier unter den Studierenden zu fehlen scheint: Ich hatte immer eine Gruppe von Gleichgesinnten um mich herum. Fürs Lernen, Austauschen, Diskutieren. Die Studierenden müssen Platz haben, miteinander ins Gespräch zu kommen und Fragestellungen zu diskutieren. Uns fehlen hier vielleicht die Räumlichkeiten dazu. Ist für den freien Geist genug Platz, hat er den Mut, sich aus der Zwangsjacke Bachelor zu lösen? Ich hatte Glück und vielleicht war es auch Schicksal: Sie müssen irgendjemandem au�allen. Sie brauchen jemanden, der sich für Sie interessiert und Sie an das wissenschaftliche Arbeiten heranführt, Sie inspiriert. Ich habe Strafrecht bei einem brillanten Wissenschaftler gehört. Und da sehen Sie den Zufall: Am Ende des Seminars fragte er mich, ob ich bei ihm promovieren möchte. So funktioniert das. Er hat sich extrem für mich eingesetzt und mich gefördert.

auch nicht vergessen, wie alt man in dieser Phase ist: Wenn man 30 Jahre alt ist, ist man meistens nicht mehr alleine. Man hat eine Partnerin, einen Partner, eine kleine Familie. Was für Sorgen und Ängste man hatte, steht nun mal nicht im Lebenslauf. Vor allem müssen sie ein �ema für die Habilitation �nden, das trägt, überzeugt und visionär ist. So ein �ema müssen sie erst mal �nden! Sie brauchen Leute, die sie darin bestätigen, und schliesslich muss es auch noch den Gutachtern und Berufungskommissionen gefallen.

Nun tragen Sie die Verantwortung als Professor.

Wie gehen Sie damit um?

Die Förderaufgabe sehe ich schon bei meinen studentischen Assistierenden. Da führt man Leute früh an den Lehrstuhl heran und gibt ihnen Aufgaben, die sie auch schulen. Diese Aufgaben werden immer schwieriger, bis sie eigenständig Verantwortung übernehmen. Ich glaube, ich verlange mehr als andere. Ich verlange vor allem mehr Eigenverantwortung. Aber das ist ein wichtiger Schritt für einen Juristen: Verant-wortung für die eigene Arbeit zu übernehmen. Ich vergebe Arbeiten, die nicht überfordern, aber fordern. Dann geht es weiter bei der Diss: Ich möchte hochstehende Arbeiten betreuen. Man hilft bei der �emen�ndung und bei den Arbeitsmethoden. So wie ich das bei meinem Doktor-vater gelernt habe, gebe ich es weiter. Eine gute wissenschaft-liche Grundausbildung ist mir dabei sehr wichtig. Wichtiger als die Wahl eines speziellen Nischenthemas, das gerade sehr aktuell ist.

Sie haben in Yale den LL.M. gemacht und dort geforscht.

Welchen Stellenwert hat Yale in Ihrer Laufbahn?

Wie wichtig ist ein LL.M. überhaupt in einer

akademischen Karriere?

Ich glaube, es wird rechtsgebietsabhängig gedacht. Die meisten Wirtschaftsrechtler haben einen LL.M. Da sind die natürlichen

Wir sollten die Studierenden auch zu Rechtsgelehrten machen und nicht nur zu

funktionierenden Anwälten und Richtern

Es war keine einfache Schule, aber ich habe etwas gelernt. Wissenschaft ist auch ein Handwerk. Man lernt selbstkritisch zu sein und sich selbst nicht sofort auf die Schulter zu klopfen. Nach der Doktorarbeit war es für mich dann klar, dass ich es probieren wollte. Ich fand die Wissenschaft faszinierend und wollte sie gerne weiterverfolgen. Aber von dieser Entscheidung an war es noch ein langer Weg.Ein Weg, der mit vielen Unsicherheiten verbunden ist. Man darf

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Bezüge auch ganz klar, weil zum Beispiel viele Regulierungsideen und Modelle aus dem Ausland kommen.Mir hat es unglaublich viel gebracht. Es ist nicht nur so, dass man sich mit einem fremden Rechtssystem befasst, sondern man wird auch der eigenen Gewissheiten beraubt. Man stellt dort erst fest, was man über das eigene System nicht weiss, was man nicht erklären kann. Yale war für mich unerlässlich und eine Zeitwende. Ich war beeindruckt von der Methodenpluralität und wie man sich auch von anderen Fachgebieten, z.B. den Naturwissen-schaften, inspirieren lassen kann. Dort habe ich einen Selbst-entwicklungsprozess durchgemacht, denn mein juristisches Denken war vorher noch in klassischen dogmatischen Bahnen gefangen. Es hat mir geholfen, mich freizuschwimmen und ich wusste, ich kann nicht so weitermachen, wie bisher.Es war aber auch streng und hart. Die Leute dort sind extrem gut. Da geht es um Respekt im Klassenraum: Wer stellt die besten Fragen? Man merkt, Rechtskommunikation ist national gebunden. Man versucht dabei schnell einen Weg zu �nden, richtig zu kommunizieren mit Menschen aus anderen Rechts-ordnungen, die auch anders sozialisiert sind. Man ist intellek-tuell nackt und muss sich neu in eine Schutzschicht einkleiden. Wer über keine solide Ausbildung in den Grundlagenfächern als potenziell einzige gemeinsame Schnitt�äche verfügt, ist hier eigentlich ho�nungslos verloren.

Dafür haben Sie kleinere Strukturen und Professoren, die sich mit Ihnen beschäftigen. Da kommen sie am dritten Tag ins Dekanat und werden von der Frau am Empfang persönlich mit Namen begrüsst. Das ist eine ganz andere Mentalität.

Was bringt die nähere Zukunft?

Gerade jetzt bin ich sehr glücklich, bin ich überhaupt hier. Die Berufung ist für mich als Wissenschaftler das Entscheidende: Du bist „on the other side of the wall“. Und das Tollste ist, man hat mich mit meinem konkreten Forschungsprogramm aufgenommen. Es ist ein schönes Gefühl, verankert zu sein, genug Ressourcen und Freiraum für gute wissenschaftliche Arbeit zu haben. Ich versuche stets interessante und gute Lehrveranstaltungen anzubieten und Seminare zu machen, die am Puls der Zeit sind. Ein Fernziel, welches ich vielleicht sehen würde, ist die Minde-rung der Prüfungslast. Ich wünsche mir für die Studierenden mehr Flexibilität; die Möglichkeit, sich gänzlich zu entfalten. Schliesslich sind wir keine Fachhochschule. Wir sind eine gute Universität, die viel zu bieten hat.

Die Autorinnen bedanken sich ganz herzlich

für das Gespräch!

LLM IN U.S. LEGAL STUDIES

STUDY LAW IN SAN FRANCISCO

uchastings.edu/llm

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11 Aktuell

Jasna Stojanovic

Dank Arnold Rusch kennt wohl jeder den Mülleramazonen-Papageien-Entscheid (BGE 133 III 257). Darin beantwortet das Bundesgericht die jahrzehntelang o�ene Frage der Abgrenzung zwischen dem mittelbaren und dem unmittelbaren Schaden, für den der Verkäufer auch ohne Verschulden aufkommen muss. Herr Rusch hat den Fall mit Playmobil�guren nachgestellt, und damit die Kausalzusammenhänge und die Abgrenzung zwischen Art. 208 Abs. 2 und 3 OR in knapp vier Minuten klar aufge-zeigt. Für die nötige Dramatik sorgt unter anderem Musik von Vivaldi und der Soundtrack von Star Wars. Seit kurzem �ndet man auf YouTube auch den berühmten Menzi-Muck-Rund-holz-Fall (BGE 129 III 181), den man sonst vor allem aus den OR BT Übungen kennt. Abgrenzungskriterien zwischen Gefälligkeit, unentgeltlichem Auftrag und GoA sowie Schaden-ersatzanspruch der unentgeltlich helfenden Person werden von Darth Vader erklärt.

Darth Vader und die MülleramazonenpapageienEin Interview mit dem Macher der beliebten YouTube-Videos

Herr Rusch, wie kamen Sie auf die Idee,

Bundesgerichtsentscheide mit Playmobil zu verfilmen?

Die Idee kam bei der Lektüre des NZZ Folio. Sie zeigten darin Puppenstuben eines Polizeiausbildners mit nachgestellten Tatorten. Da wusste ich, dass ich juristische Fälle auch ganz konkret zeigen möchte, aber zeitgemäss mit YouTube-Filmen. Playmobil-Figuren habe ich gewählt, weil ich sie schon als Kind mochte und sie in der Werbung stets als echte Sympathie-träger rüberkommen.

Welche Ziele verfolgen Sie damit?

Mein Wunsch ist es, dass sich die Studierenden mit Gerichts-entscheiden auseinandersetzen. Das Denken in Fällen trägt entscheidend zum Verständnis bei und gibt dem juristischen Sto� Farbe. Doch wie bringt man sie dazu? Ist es möglich, einen Bundesgerichtsentscheid mit Sachverhalt und Lösung in weniger als vier Minuten auf ansprechende Art und Weise als Film darzustellen – so ansprechend, dass man ihn sogar in der Freizeit ansehen möchte? So begann dieses Experiment, mit grossem und positivem Echo, denn der juristisch relevante Sachverhalt ist auch in den kurzen Filmen voll enthalten.

Wie schätzen Sie die Entwicklung dieses Mediums

im juristischen Bereich ein?

Das ganze Recht und seine Vermittlung sind zu fest auf das Wort und den Text fixiert. Colette Brunschwig von der Abteilung für Rechtsvisualisierung der rechtswissenschaft-lichen Fakultät Zürich hat mich mit der Aussage beeindruckt, dass Publikationen in Zukunft aus allen Medien gleichzeitig bestehen werden – es werden geschriebene und gesprochene Texte sein, die sich mit Filmen, Schemata und Bildern kombinieren. Diese Publikationen werden alle unsere Sinne gleichzeitig ansprechen. Sie hat Recht!

Wieso ist Darth Vader der Richter?

Diese Puppe strahlt irgendwie Autorität aus. Ich habe sie bei einem Besuch im Burger King als Draufgabe zum Menu erhalten!

Herzlichen Dank für das Interview, Herr Rusch!

www.youtube.com/Desperateattorneys

Diese originelle und unkonventionelle Art der Darstellung juristischer Inhalte ist in der Schweiz bisher einzigartig und funktioniert: Tausende Klicks bestätigen das Interesse des Publikums. Juristinnen und Juristen nutzen also Kanäle wie Facebook, Twitter und YouTube um zu informieren, aber auch um selbst schnell an Informationen und andere Fakten zu gelangen. Und Studierende haben ihren Spass beim Lernen. Ein unkomplizierter und lockerer Zugang zu komplexen Sachverhalten wird ermöglicht, das motiviert und macht Mut. Schliesslich werden wir Kurt, Viktor und Beat so schnell nicht vergessen.

Kommunikation und Bildung enthalten dynamische und komplexe Elemente. Das visuelle Medium ist zwar ein modernes Werkzeug, um diese Elemente darzustellen, es muss ihren Ansprüchen aber gerecht werden. Herr Rusch erklärt, wie dies funktioniert und weshalb wir von qualitativ hochstehenden Videos pro�tieren.

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12 Porträt

Eliane Welte und Elvira Agaeva

Als einer von ganz wenigen Professoren ist Daniel Jositsch neben seiner Lehrtätigkeit auch in der Politik aktiv - als Nationalrat. Warum hat er sich ausgerechnet für diese Kombination entschieden und warum tut er sich den damit verbundenen zeitlichen Aufwand an? Ein Besuch in Bern sollte auf diese und weitere Fragen Antworten liefern.

Schauplatz BundeshausAn einem kalten Morgen anfangs Dezember machen wir uns auf den Weg nach Bern ins Bundeshaus, wo uns Daniel Jositsch in Empfang nehmen wird. An diesem Morgen wird im Nationalrat die Volksinitiative zur Volkswahl des Bundesrates diskutiert. Nachdem wir auf der Angehörigen-tribüne eine Weile lang die Voten mitverfolgt haben, tre�en wir Herrn Jositsch im Café, um ihn mit unseren Fragen zu konfrontieren. Während unseres Gesprächs fällt uns auf, dass unser Gegen-über seine Worte stets mit Bedacht wählt und seine Ausfüh-rungen mit prägnanten Beispielen unterstreicht. So kennen wir ihn auch von den Vorlesungen an der Universität: pointiert, engagiert und stets mit einem - nicht immer ganz ernst gemeinten - Spruch auf Lager.

Akteur auf zwei BühnenWorin liegt der Reiz, auf zwei ganz unterschiedlichen Bühnen tätig zu sein? Herr Jositsch sieht sein Engagement an der Uni einerseits und im Nationalrat andererseits als zwei unterschiedliche Tätigkeitsfelder, die bei genauerem Hinsehen aber nicht wenige

Professur und PolitikIdeale Ergänzung oder zwei verschiedene Paar Schuhe?

Gemeinsamkeiten aufweisen und sich in vielerlei Hinsicht miteinander verbinden lassen. Während er die universitäre Lehre und Forschung als innenbezogen wahrnimmt, ist die politische Tätigkeit nach aussen gerichtet. Besonders interessant sei es, als Jurist nicht nur Einblick in die Rechtsanwendung, sondern auch in die Gesetzgebung zu erhalten.Ein konkretes Beispiel: Herr Jositsch hatte die Jugendstraf-prozessordnung zunächst in der zuständigen Kommission begleitet und damit dazu beigetragen, der Vorlage den Weg durchs Parlament zu ebnen. Im Anschluss daran verfasste er einen Kommentar zur neuen Jugendstrafprozessordnung - mit dem Wissen im Hinter kopf, welches die Intentionen des Gesetzgebers waren. Wie man an diesem Beispiel sieht, lassen sich die Rolle des Professors und jene des Politikers in der Praxis durchaus verbinden.Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb Herr Jositsch nicht nur als Professor waltet: Er ist nicht jemand, der sich gerne jeden Tag ein und derselben Sache widmet. Viel lieber wechselt er immer wieder von einer Rolle in die andere – für ihn das beste Rezept, um e�zient zu arbeiten.

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13 Porträt

Die Frage, ob er sich primär als Politiker oder als Professor bezeichnen würde, beantwortet Herr Jositsch ohne Umschweife: „Als Professor. Das ist und bleibt meine Haupttätigkeit.“ Die universitäre Lehre und Forschung sind das, was ihm am meisten am Herzen liegen und ihn faszinieren. In seinem politischen Engagement sieht er unter anderem den Vorteil, die Studierenden stets auf die neuesten Tendenzen und Änderungen aufmerksam machen zu können. Wer hingegen nur an der Universität tätig ist, läuft Gefahr, den Bezug zu den aktuellen Entwicklungen und den sich in der Praxis stellenden Problemen zu verlieren. Denn wer nicht aus dem politischen Alltag ständig neue Inputs und Anstösse erhält, muss sich anderweitig auf dem Laufenden halten.

besonders interessieren. Den Vorteil des Milizsystems sieht er darin, dass sämtliche Parlamentsmitglieder einer beru�ichen Tätigkeit nachgehen und ihr Know-how einbringen können. So erstaunt es nicht, dass sich unser Gastgeber beispielsweise beim �ema Verfassungsgericht mit seinem juristischen Wissen einbringt, da ihm diese �ematik vertraut ist. An unserem Besuchsmorgen hat sich Herr Jositsch den Gang ans Redner-pult jedoch erspart. Diskutiert wurde die Initiative betre�end Volkswahl des Bundesrates - in seinen Augen ein "Anfän-gerthema", bei dem sich jeder, der will, am Rednerpult in die Diskussion einbringen kann. Auch ein Nationalrat muss Prio-ritäten setzen und seine Energien für jene �emen aufsparen, die ihm besonders am Herzen liegen.

Warum ausgerechnet Strafrecht?Zum ersten Mal im Laufe dieses Gesprächs ist bei Herrn Jositsch ein kurzes Zögern auszumachen, bevor er dann aber mit der gewohnten Bestimmtheit auch auf diese Frage eine detaillierte Antwort liefert. Zum einen war es Stefan Trechsel, der mit seinen Vorlesungen den damaligen Studenten Daniel Jositsch für strafrechtliche Fragen zu begeistern vermochte. Zum anderen faszinierte ihn schon seit jeher die rhetorisch anspruchsvolle mündliche ö�entliche Hauptverhandlung - ganz im Gegensatz zum meist schriftlichen Verfahren im Zivilrecht. Dazu kommt, dass es im Strafrecht keine Kompro-misslösungen gibt wie im Zivilrecht, sondern nur „Alles oder Nichts“, genauer: schuldig oder unschuldig. Es ist der krimino-logische Aspekt, also die Fragen nach den Hintergründen eines Verbrechens und danach, wie sich ein solches verhindern liesse,

Prof. Dr. Daniel Jositsch

Daniel Jositsch hat sein Studium der Rechtswissenschaft

an der Universität St. Gallen im Jahr 1990 abgeschlossen.

Im Anschluss daran folgte der Erwerb des Doktortitels.

Nachdem er einige Jahre lang als Rechtsanwalt tätig war,

ist er nun seit 2004 Inhaber eines Lehrstuhls für Straf-

recht und Strafprozessrecht an der Universität Zürich. Im

Rahmen seines Nationalratsmandates ist er seit 2007

auch politisch aktiv. Nebst juristischen Themen liegen

ihm insbesondere die Bildungs- und Umweltpolitik am

Herzen.

Sie finden nie eine Partei, in der alles so ist,

wie Sie wollen

Einstieg in die PolitikEs war die Umweltfrage, die Herrn Jositsch in die Politik getrieben hat. So kam anfangs der 80er-Jahre die Diskussion um das Waldsterben und die Atomkraftwerke auf. Allerdings liessen diese ökologischen �emen die meisten politischen Kräfte (übrigens auch die SP) kalt. Deshalb entschied sich Herr Jositsch zunächst für das Engagement bei Organisationen wie Greenpeace und dem WWF, wobei aber viele Projekte an den von der Politik getro�enen Entscheiden scheiterten. So kam Herr Jositsch schliesslich zur Partei der Grünen. Als er später Vorstandsmitglied wurde, konnte er sich nicht ausschliesslich „seinem“ �ema des Umweltschutzes widmen, sondern musste sich auch mit anderen Fragen wie der Bildungs- und Wirtschaftspolitik befassen. „Das Problem war,“ - erklärt Herr Jositsch - „dass es zu diesem Zeitpunkt bei den Grünen viele sehr verschiedene Strömungen gab, was es schwierig machte, sich auf �emen zu einigen“. In zahlreichen Fragen war er mit der Mehrheit der Grünen Partei nicht mehr einig.

Wechsel zur SP„Sie �nden nie eine Partei, in der alles so ist, wie Sie wollen, ausser Sie gründen sie selber“, meint Herr Jositsch. So suchte er eine Partei, welche zumindest seine Vorstellungen über die wesentlichen Grundsätze eines Staates teilt. Für Herrn Jositsch gehören dazu der Ausbau des Service Public (insbesondere Bildung, ö�entliche Sicherheit, Gesundheit), die Notwendig-keit der internationalen Zusammenarbeit bei Problemen, die nicht lokal gelöst werden können, sowie der Umweltschutz. So überrascht es nicht, dass er der SP beigetreten ist, welche ihre Haltung gegenüber der �ematik des Umweltschutzes zu diesem Zeitpunkt bereits revidiert hatte.

Das Rednerpult als AnfängerplattformHerr Jositsch hat sowohl im juristischen Bereich wie auch in der Politik klare Vorstellungen davon, was er will und was nicht. Dennoch bringt er sich nicht bei jeder politischen Dis-kussion ein, sondern konzentriert sich auf jene Fragen, die ihn

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14 Porträt

der Herrn Jositsch fasziniert. Die Bedeutung des Strafrechts ergibt sich in seinen Augen daraus, dass es das härteste Mittel ist, welches der Staat einsetzt. Gleichzeitig weist es auch eine emotionale Komponente auf. Das Strafrecht dient dem essen-tiellen Ziel der Sicherung in einem demokratischen System. Um diesen Aspekt zu illustrieren, bedient sich unser Gesprächspartner wiederum eines prägnanten Beispiels: Bei einem fün�achen Kindermörder stellt sich die Frage, ob er in den Genuss eines fairen Verfahrens kommt. Ist dem so, funk-tioniert der Rechtsstaat. Wenn nicht, besteht die Notwendig-keit, genauer hinzuschauen.

Strafrecht – eine Dauerbaustelle?Wo sieht der engagierte Straf- und Strafprozessrechtler aktuell den grössten Handlungsbedarf im Strafrecht? Herr Jositsch nennt die Wirtschaftsdelikte als einen der zentralen Problembereiche. Denn das Strafrecht sei stark auf die Situation "Täter, Pistole und Opfer" ausgerichtet. Sobald es aber um komplizierte organisatori-sche Strukturen ginge, stiessen die aktuellen Regelungen an ihre Grenzen. So kann ein schlecht wirtschaftender Manager nur dann strafrechtlich in die P�icht genommen werden, wenn ihm vorsätzliches Handeln und die vorsätzliche Inkaufnahme eines Schadens nachgewiesen werden können. In der Praxis ist dies aber in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit.Ein weiteres Problemfeld sei die ungenügende Ausnützung des Strafrahmens durch die Gerichte. Vielfach bewegten sich die Strafen im untersten Teil des möglichen Strafrahmens. Daraus ergebe sich ein allzu schmaler Bereich ausgesprochener Sanktionen, was die Diskussionen über eine Verschärfung des Strafrechts immer wieder von neuem anheize. So dürfte beispielsweise die Sanktionierung einer Vergewaltigung mit einer bedingten Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe in der Gesellschaft kaum auf Verständnis stossen. Zu guter Letzt betont Herr Jositsch, im Bereich der Internet-kriminalität müsse das Strafrecht international besser vernetzt werden. Denn diese mache nicht vor Landesgrenzen Halt und liesse sich daher nicht mit den Mitteln der konventionellen

Rechtshilfe bekämpfen. Mit einem Schmunzeln fügt er an, er könnte noch unzählige Bereiche aufzählen, in welchen Hand-lungsbedarf besteht, doch er lässt es bei diesen Aspekten bewenden.

Beunruhigende TendenzenWas Herrn Jositsch in der aktuellen Politik am meisten beschäftigt, ist die Ausländer- und Migrationsproblematik. „Mit der Minarett- und der Ausscha�ungsinitiative sind Volks-initiativen durchgekommen, die früher nicht durchgekommen wären“, meint er. Er sieht darin ein Zeichen dafür, dass die Politik nicht mehr in der Lage ist, das �ema Migration in einer Art und Weise zu behandeln, dass sich die Bevölkerung einigermassen wohl fühlt.Seiner Meinung nach führen die aktuellen Entwicklungen zu einer schwierigen Situation in der Gesellschaft: „Ich war an vielen Podiumsdiskussionen zur Minarett-Initiative beteiligt und die Leute sind nachher zu mir gekommen und haben gesagt: ‚Sie haben schon Recht, aber wir wollen jetzt mal ein Zeichen setzen‘. Genau das ist gefährlich, wenn man das Gefühl hat, man müsse ein Zeichen setzen, und aus dem Bauchgefühl heraus entscheidet“.

Lieber Zürich – oder doch lieber Bern?Keine Bedenkzeit braucht Herr Jositsch bei der Frage, ob Bern eine Art zweites Zuhause für ihn geworden sei: Seine Antwort ist ein entschiedenes "Nein". Bern gefalle ihm zwar als Stadt, dennoch sei und bleibe die Hauptstadt für ihn ein Arbeitsort, genau wie das Universitätsquartier in Zürich. Während der Session gehe er dem Treiben im Bundeshaus lieber etwas aus dem Weg - er bezeichnet es mit einem Schmunzeln als "ein wenig wie in einem Klassenlager". Mit dieser Frage beenden wir unser Gespräch und machen uns auf den Weg zurück - zurück nach Zürich. Wir sind uns sicher, dass es nicht lange dauern wird, bis Herr Jositsch mit dem nächsten engagierten Vorstoss auf dem politischen Parkett auf sich aufmerksam machen wird.

Die Autorinnen Elvira Agaeva und Eliane Welte mit Prof. Jositsch im Bundeshaus

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16 Thema

Nadine Wipf, Vanessa Fabris und Jasna Stojanovic

Die Professoren Ruth Arnet, Franca Contratto und Johannes Reich standen uns bei Kaffee und Gipfeli Rede und Antwort: Wieso man sich für eine akademische Laufbahn entscheidet, wie man sie verfolgt und wie man mit dem Druck umgeht, Vorbild zu sein.

Frau Arnet, Sie waren jahrelang fest in der Praxis

verankert. Wieso haben Sie Ihre dortigen Erfolge

gegen eine akademische Karriere eingetauscht?

War das schon immer Ihr Ziel?

ARNET: Der Schritt weg von der Praxis ist mir nach 20 Jahren nicht leicht gefallen; schliesslich haben mir Gespräche mit verschiedenen Personen, auch mit Fakultätsmitgliedern, geholfen, zu einer klaren Haltung zu gelangen.

Zmorge-TalkWege und Motivation zur Professur

Zwei weitere Aspekte waren für meinen Wechsel an die Uni-versität relevant: Zum einen ist es für mich sehr schön, etwas „über den Tag hinaus“ leisten zu können: Als Professorin kann ich inhaltlich „vorausdenken“ und neue Ideen entwickeln, während der Richter oder die Richterin ausschliesslich zu beurteilen hat, was konkret zur Entscheidung vorgelegt wird. Zum andern schätze ich es sehr, mit jungen Menschen zusam-menarbeiten und Wissen und Erfahrung an diese weiterzugeben.

Haben Sie denn ganz bewusst auf eine solche

Entscheidung hingearbeitet?

ARNET: Eine Professur �iegt einem sicher nicht zu, dafür muss man durchaus hart arbeiten. Für mich war sie allerdings sehr lange kein Ziel. Es fehlte mir an Vorbildern: Zu meiner Studien-zeit gab es an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich meiner Erinnerung nach nur eine einzige Dozentin. Sie war für mich eine leuchtende Figur, zu der ich immer auf Distanz blieb; meine Ehrfurcht stand mir im Weg. Die Frage, ob ich eine universitäre Laufbahn einschlagen könnte, stellte ich mir zu diesem Zeitpunkt daher nie. Klar war für mich hingegen, dass ich eine Dissertation schreiben

Eine Professur fliegt einem sicher nicht zu

Ausschlaggebendes Kriterium war die Gestaltungsfreiheit. Ich habe meine Tätigkeit als Oberrichterin zwar sehr geliebt; die täglichen Arbeitsinhalte sind dort aber durch die hängigen Verfahren vorgegeben. An der Universität ist das anders: Zwar habe ich die Vorlesungen in meinem Fachgebiet zu halten, daneben liegt es aber weitgehend in meiner Kompetenz zu bestimmen, was ich publiziere und auf welchem Gebiet ich forsche. Das kommt meinem Autonomiebedürfnis sehr entgegen.

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17 Thema

gebracht. Rückblickend gesehen ist meine Laufbahn wohl auf ein glückliches Zusammenwirken vieler positiver Impulse zurückzuführen. Dafür bin ich sehr dankbar und ich versuche, die Förderung, die ich selber erlebt habe, wenn immer möglich an andere weiterzugeben.

Prof. Dr. Franca Contratto, LL.M.

Ausbildung: 2006 Promotion an der Universität Freiburg i.Ue.,

2007-2008 LL.M.-Studium, Georgetown University,

Washington D.C.

Beruflicher Werdegang: Anwaltspatent des Kantons Schwyz

und Registrierung als Urkundsperson (1999); Rechtsanwältin

bei Staiger, Schwald & Roesle, Zürich (1999-2001); Rechts-

konsulentin bei SIX Swiss Exchange AG, Zürich (2001-2005);

Rechtskonsulentin im Corporate Center der UBS AG (Public

Policy, 2005-2007)

Akademischer Werdegang: Oberassistentin an den Univer-

sitäten Bern und Freiburg i.Ue. (2008-2009), „Ambizione-

Forscherin“ des Schweizerischen Nationalfonds und Habili-

tandin am Lehrstuhl für Privat- und Wirtschaftsrecht bei Prof.

Dr. H. C. von der Crone an der Universität Zürich (2010-2012),

Habilitationsschrift zum Thema „Rechtsschutz im Wirt-

schaftsrecht“ in Ausarbeitung

Berufung: Assistenzprofessorin für Finanzmarktrecht an der

Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich seit

1. Februar 2013

wollte. Nach dem Doktorat und einigen Jahren Praxis hatte ich das Bedürfnis, mich nochmals intensiv mit einem wissen-schaftlichen Projekt zu beschäftigen. Die Entscheidung, eine Habilitation zu schreiben, bildete die entscheidende Weichen-stellung hin zur akademischen Laufbahn.In der praktischen Arbeit konnte ich einer juristischen Frage-stellung oft nicht auf den Grund gehen, sondern musste gerade dann meine Recherchen und Überlegungen abbrechen, wenn die Sache so richtig spannend wurde; wissenschaftliche Präzi-sionsarbeit „rechnet“ sich unter wirtschaftlichen Aspekten oft nicht. Nach einigen Jahren in der Praxis nahm ich die Habili-tation insofern aus einem inneren Bedürfnis heraus und auf-grund meiner Faszination für das �ema in Angri� – nicht primär, weil ich Professorin werden wollte.Selbst während meiner Arbeit an der Habilitation war für mich nicht klar, dass ich vollamtliche Professorin werden wollte. Ich hätte gar nicht den Mut gehabt, ausschliesslich auf eine wissen-schaftliche Laufbahn zu setzen. Dazu fehlten mir schlicht das Selbstvertrauen und die Zuversicht. Das war insofern anstren-gend, als ich „zweispurig“ vorgehen musste: Ich habe – trotz teilweiser Unterstützung meines Habilitationsprojektes durch den Schweizerischen Nationalfonds – meine praktische Tätig-keit bewusst nie aufgegeben. Dank dieser Strategie habe ich nie unter dem Druck gestanden, unbedingt einen Lehrstuhl zu bekommen. Ich bewahrte mir damit meine Unabhängigkeit.

Ich versuche die Förderung, die ich selbst erlebt habe, wenn immer

möglich an andere weiterzugeben

was zählte, war allein die Idee und

nicht die Hierarchie.

Frau Contratto, gab es in Ihrem Leben Mentoren

oder Mentorinnen, die Ihnen den Schritt hin zur

akademischen Karriere erleichtert haben?

CONTRATTO: Das ist auf jeden Fall so. Mentoring hat in Form starker Frauenbilder eigentlich bereits in meiner Kindheit begonnen: Ich hatte eine aussergewöhnliche Grossmutter, die ihrer Zeit in vielem voraus war, eine sehr emanzipierte Mutter und drei ältere Schwestern, von denen ich sehr viel gelernt habe. Während meines Anwaltspraktikums wurde ich von einer Frau der ersten Garde geprägt: Sie hatte an der HSG in Ökonomie promoviert und war eine ganz hervorragende Wirt-schaftsanwältin; von ihr lernte ich, die Scheu vor Männer-domänen, wie etwa dem Steuer- oder dem Bankenrecht, abzulegen und mich immer wieder an Neuland heranzuwagen. Besondere Förderung habe ich später von verschiedenen Hoch-schullehrern erhalten: Jean-Baptiste Zu�erey ermunterte mich, als Berufstätige zu dissertieren. Susan Emmenegger motivierte mich nach der Promotion dazu, nach einigen Jahren in der Praxis wieder zurück an die Uni zu gehen, um zu lehren und zu forschen; ohne sie hätte ich wohl gar nie den Mut dazu auf-

Herr Reich, wie sah Ihr Weg vom Jus-Studium bis zum

Erhalt Ihrer Professur an der RWF aus?

REICH: Für mich war das Jus-Studium kein klarer Entscheid. Die Materie hat mich aber schon im ersten Semester gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Nach dem Lizentiat habe

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18 Thema

ich bewusst zuerst das Anwaltspatent gemacht und nicht die Dissertation – auch um mich selbst zu testen. Ich wollte wissen, ob meine Fähigkeiten und Faszination ausreichen, um an die Universität zurückzukehren. Was folgte, war eine Assistenzzeit bei Professor René Rhinow in Basel, von der ich stark pro�tiert habe. Im Rahmen eines SNF-Stipendiums schloss sich daran

ein Forschungsaufenthalt am Max Planck Institut für ausländisches ö�entliches Recht und Völkerrecht in Heidel-berg an. Bereichernd war für mich die Möglichkeit des Ideen-austauschs. Ausserdem wurde mir bewusst, dass zwischen den Forschenden ein harter Wettbewerb besteht. Das LL.M.- Studium an der Yale Law School war de�nitiv das Highlight meiner akademischen Ausbildung. Nicht, weil Yale das Ranking der U.S.-Law Schools anführt. Vielmehr deshalb, weil die Law School mit nur 600 Studierenden fast schon familiär und überschaubar ist. Das Verhältnis von Professor-innen und Professoren zu Studierenden beträgt eins zu sieben. Die Türen standen für alle weit o�en; was zählte, war allein die

Prof. Dr. Ruth Arnet

Dissertation: 1993, Promotion an der Universität Zürich

Beruflicher Werdegang: Anwaltspatent des Kantons Aargau

(1988); Patentierung als Aargauische Notarin (1995); Partnerin

in der Notariats- und Anwaltskanzlei Röthlisberger, Vogel und

Arnet in Aarau (1995-1999); Rechtsanwältin und Notarin in der

Anwalts-/Notariatskanzlei Binder in Baden (1999-2006);

Partnerin in der Anwaltskanzlei Stiffler & Partner in Zürich und

eigenes Notariat in Aarau (2006-2009); Hauptamtliche

Richterin am Obergericht des Kantons Aargau (2009-2010)

Habilitation: 1999 an der Universität Basel für Privatrecht

Berufung: Ordentliche Professorin für Privatrecht mit Schwer-

punkt Sachenrecht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät

der Universität Zürich seit 1. Februar 2011

Mein »System« ergab sich aus meinem Wunsch, Neuland zu erobern

Faszination bedeutet noch nicht, dass man Talent und

Fähigkeit dafür besitzt

Idee und nicht die Hierarchie. Diese Erkenntnis führte mich zum de�nitiven Entscheid, eine Karriere in Forschung und Lehre anzustreben. So kann ich einerseits unterrichten, anderer-seits den für mich spannenden, grundlegenden Fragen nach-gehen. Mein Ziel ist es, wo immer möglich den Bogen zwischen Forschung mit theoretischem Tiefgang und praktischer Relevanz zu schlagen. Grund dafür ist meine Über zeugung, dass Probleme, die auf ihre abstrakten Grundlagen zurückgeführt werden, kohärenter zu lösen sind.Die akademische Karriere ist riskant. Das war mir immer bewusst. Ausschlaggebend dafür, diesen Weg trotzdem einzu-schlagen, war die intrinsische Motivation – meine Passion für Forschung und Lehre. Mein Ziel ist es, mittelfristig auf eine unbefristete Stelle berufen zu werden. Meine Assistenz-professur ist zeitlich befristet.

Wie haben Sie sich jeweils für ein Spezialgebiet

entschieden? War von Anfang an ein gewisses

Interesse vorhanden?

REICH: Ja – und zwar schon im ersten Semester. Ich hatte damals Allgemeines Staatsrecht bei Prof. Kölz und war vermutlich der absolute Super-Nerd in der vordersten Reihe, der immer aufgestreckt hat.

ARNET: Während des Studiums habe ich bewusst eine breite Ausbildung gesucht. Nach dem Lizentiat entdeckte ich meine Leidenschaft für das Immaterialgüterrecht; mich faszinieren die anspruchsvollen Abstraktionsebenen in diesem Gebiet. Dieses Stück „Neuland“ konnte ich im Rahmen meiner Dissertation erkunden. Später ergab sich mein Interesse für das Schuld- und insbesondere das Sachenrecht aus meiner beruf-lichen Tätigkeit als Anwältin und freiberu�iche Notarin. Die Tätigkeit als Notarin empfand ich als besonders schöne, über-aus konstruktive Aufgabe; sie ist eine der wenigen juristischen Tätigkeiten, bei der die Klienten das Sitzungszimmer fast immer glücklich verlassen.

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19 Thema

In meinen Spezialisierungen folgte ich einem persönlichen Bedürfnis. Mein „System“ ergab sich aus meinem Wunsch, Neuland zu erobern.

Auch wenn die akademische Karriere nicht planbar

scheint – gibt es dafür ein Erfolgsrezept?

REICH: Wenn man ehrlich ist mit sich selbst, muss man zuerst testen, ob man sich unter einer akademischen Karriere nicht etwas Falsches vorstellt. Und: Faszination bedeutet noch nicht, dass man Talent und Fähigkeit dafür besitzt. Eine Assistenz-stelle bietet sicherlich die Möglichkeit, das eigene Potenzial abzuschätzen. Sich vor der Dissertation de�nitiv auf den akademischen Weg festzulegen, scheint mir nicht sinnvoll. Die Dissertation ist ja gerade der erste grosse Test dafür, ob man es scha�en kann. Erst danach ist man meiner Meinung nach in der Lage, sich ernsthafte Gedanken über eine wissenschaft-liche Zukunft zu machen. Das bedeutet aber nicht, dass man sie sich nicht schon vorher als Ziel vornehmen kann oder soll.

Heisst das, man kann diesen Weg auch als Spätzünder

noch einschlagen?

CONTRATTO: Meiner Meinung nach ist dies absolut möglich. Ich sehe mich als die klassische akademische Spätzünderin. Im Studium malte ich mir meine Zukunft als EDA-Mitarbeiterin aus, eine wissenschaftliche Tätigkeit lag mir fern. Ausserdem gehörte für mich das Anwaltspatent zur Juristenausbildung dazu. Erst mit Mitte 30, nach fast zehnjähriger praktischer Erfahrung, entdeckte ich, wie sehr sich Praxis und Wissen-schaft gegenseitig befruchten. Glücklicherweise gibt es in der schweizerischen Hochschullandschaft nach wie vor so etwas wie eine osmotische Beziehung zur Praxis. Ich denke daher, dass es gerade in einer angewandten Wissenschaft wie Jus möglich ist, Weichen erst später zu stellen. Aber es gibt selbstver-ständlich keinen vorgezeichneten Weg, jede Karriere ist anders. Das ist ja gerade das Herausfordernde und Spannende daran.

ARNET: Ich denke, zukünftig werden Wissenschaftler mit einem sehr deutlichen Praxisbezug an den rechtswissenschaft-lichen Fakultäten eher seltener werden. Die Weichen müssen früh gestellt werden. Ganz unabhängig davon, wo der eigene beru�iche Weg durchführt, muss man immer wieder den Tat-beweis erbringen, dass man die akademische Karriere wirklich will; der Wunsch nach einer wissenschaftlichen Laufbahn allein genügt nicht. Man muss vielmehr regelmässig Präsenz zeigen und Resultate liefern. Dazu braucht es viel Engagement, Kraft und Fleiss, ein inneres Feuer für die Sache.

REICH: Ich kann das nur unterstützen. Es gibt wohl keinen Karriereweg, für den die intrinsische Motivation so wichtig ist. Passion allein reicht aber nicht. Man braucht daher auch akademische Bezugspersonen, die einen wenn nötig auch mit

unangenehmen Wahrheiten konfrontieren. Die akademische Laufbahn ist faszinierend, aber auch riskant und entbehrungs-reich. Auf jeder Stufe erfolgt eine Auslese. Und das muss wohl auch so sein.

Um Entbehrungen anzusprechen: Frau Contratto, Sie

sind Cellistin. Ist die Musik für Sie ein notwendiger

Ausgleich neben der Lehrtätigkeit?

Gibt es überhaupt Raum dafür?

CONTRATTO: Leider muss ich gestehen, dass mein Cello zur-zeit ein wenig Staub ansetzt. Die nächsten Konzerte sind aber bereits in Planung. Wenn ich mit Freunden Streichquartett spiele oder an einer Orchesterprobe teilnehme, dann sind das wie kleine Oasen, die mich anschliessend wieder mit Elan und Begeisterung zurück zur Lehre und Forschung gehen lassen. Denn für eine wissenschaftliche Tätigkeit muss man tatsäch-lich ein „feu sacré“ haben. Es gibt fast keine Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, die Grenzen verschwimmen. Es scheint mir manchmal, als hätte ich einen künstlerischen Beruf – die Arbeit lässt mich auch am Abend und am Wochenende oft

Prof. Dr. Johannes Reich, LL.M.

Ausbildung: 2001 Lizentiat der Universität Zürich; 2007-2008

LL.M.-Studium an der Yale Law School; 2009 Promotion an

der Universität Basel

Beruflicher Werdegang: Auditor am Bezirksgericht Horgen

(2003-2004); Anwaltspatent des Kantons Zürich (2005);

Assistent bei Prof. Dr. René Rhinow, Ordinarius für öffentliches

Recht, Universität Basel (2005-2006); Visiting Researcher am

Max Planck Institut für ausländisches öffentliches Recht und

Völkerrecht in Heidelberg (2006-2007); Research Assistant an

der Yale Law School für Judge Aharon Barak, ehem. Präsident

des Supreme Court of Israel und Visiting Professor (2007-

2008); Lehrbeauftragter an der Universität Zürich (2011);

Rechtsanwalt bei einer grossen schweizerischen Wirtschafts-

kanzlei (2009-2012)

Habilitationprojekt: Normsetzung durch unabhängige

Regulierungsbehörden

Berufung: Assistenzprofessor für Staats- und Verwaltungs-

recht an der Universität Zürich seit 1. April 2012

ich war vermutlich der absolute Super-Nerd

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20 Thema

nicht los und ich habe meistens ein Notizbuch dabei, weil ich nie weiss, wann mich ein Geistesblitz tri�t...Für mich besteht ein wichtiger Ausgleich darin, dass mein Beruf viel Gestaltungsfreiheit bietet. Das bedeutet aber auch, dass man sich immer wieder selbst eine Struktur geben muss. Das kann sehr herausfordernd sein.

Herr Reich, Sie und Ihre Partnerin haben drei Kinder.

Wie vereinbaren Sie Familie und Arbeit? Gibt es eine

Verbesserung gegenüber Ihrer Zeit als Rechtsanwalt?

REICH: Meine Arbeitstage sind mindestens so lange wie während meiner Tätigkeit als Anwalt. Forschung und Lehre bieten aber grössere zeitliche Flexibilität. Und diese ist sehr wichtig, wenn man sich wie ich in einer Dual Career-Situa-tion be�ndet: Auch meine Frau verfolgt eine ambitionierte beru�iche Karriere, beide arbeiten wir voll – oder mehr. Das alles erfordert innere und äussere Flexibilität. Aber ohne Unterstützung durch Dritte – Schwiegereltern, Kita und Nanny – wäre es nicht zu machen. Unsere drei Kinder sind damit bisher ausgezeichnet klar gekommen.

Provokativ gefragt: Wird man Professor, um sich selbst

zu verwirklichen oder um etwas weiterzugeben?

ARNET: Ich glaube, man kann Lehre und Forschung im Grunde gar nicht so strikt trennen: Ich stelle fest, dass ich beim Lehren auch gleichzeitig gedanklich „forsche“, indem ich laufend andere Lehrmeinungen und eigene Gedankengänge überprüfe. In einer Vorlesung bin ich gezwungen, Inhalte möglichst klar zu formulieren und zu strukturieren, so dass sich auch mir selber manchmal wieder neue Perspektiven erö�nen.

geht es für die Studierenden und für mich immer darum, den Wissenshorizont zu erweitern.

CONTRATTO: Auch für mich sind Lehre und Forschung Zwil-lingsschwestern, wobei ich persönlich in der letzten Zeit viel aus der Lehre für meine Forschung schöpfe. Die Vorlesungs-vorbereitung zwingt mich immer wieder dazu, zu den Wurzeln zurückzukehren und die Fragen auf der Metaebene – namentlich etwa auf Stufe Verfassungsrecht – ins Blickfeld zu rücken. Das erfordert Generalistenwissen, denn gerade im Finanzmarkt-recht tre�en viele verschiedene Rechtsgebiete aufeinander. Das ist sehr spannend und inspiriert mich auch in meiner Forschung.

Für mich persönlich dominanter war der Reiz der Forschung. Ich wollte nie Lehrerin werden. Es ging mir vielmehr darum, Neuland zu erkunden, um sagen zu können: Hier habe ich etwas Zusätzliches verstanden. Das ist gar nicht so weit davon entfernt, was die Studierenden – ho�entlich! - in der Vorlesung erfahren. Im besten Fall kann ich die Studierenden gedanklich „an der Hand nehmen“ und mich mit ihnen zusammen auf den Weg machen, um neues (Wissens-)Terrain zu erobern. Lehre und Forschung sind für mich daher nicht unbedingt zwei Paar Schuhe, sondern sie gehören zusammen. Letztlich

Ich bereue nichts, was ich im Studium über den Pflichtstoff hinaus

geleistet habeREICH: Die primäre Motivation ist wohl immer die Forschung. Die intensive Einbindung in die Lehre erfolgt ja meistens erst in einem fortgeschrittenen Stadium der akademischen Karriere. Frühestens nach der Promotion im Rahmen eines Lehr-auftrags. Forschung und Lehre bedingen sich. Die Lehre zwingt mich dazu, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, auf das Zielpublikum einzugehen und vertraute Fragen neu und aus gesunder Distanz anzugehen. Aus studentischer Sicht ist das Legen eines festen Fundaments in den ersten Jahren des Studiums wichtig. Gerade zu Beginn führt auch am Auswendiglernen kein Weg vorbei. Wenn ich eine Empfehlung an Studierende habe, dann diese, grundle-gende Fragen selbständig weiter zu vertiefen. Man hat mehr Zeit im Studium, als man denkt. Deshalb sollte man so viele Erfahrungen machen wie nur möglich. Auf diese Weise o�en-baren sich die eigenen Faszinationen. Ich bereue nichts, was ich im Studium über den P�ichtsto� hinaus geleistet habe.Wie ich bei mir selbst gemerkt habe, hat die Begeisterung für bestimmte Materien mit Menschen zu tun. Ich ho�e, von dieser Erfahrung nun selbst etwas weitergeben zu können. Zumindest versuche ich es.

Tagtäglich stehen Sie vor vollen Hörsälen. Auch Sie

wurden von Ihren Professoren geprägt. Wie gehen

Sie selbst nun mit dieser Verantwortung um? Ist es

überhaupt möglich, den einzelnen Studenten zu sehen?

ARNET: Es ist schon eine besondere Situation, in einem vollen Hörsaal zu stehen. Die Herausforderung beginnt – das ist nicht ganz ernst gemeint – damit, dass man morgens vor dem Kleiderschrank steht und sich überlegt, was man anziehen soll.

REICH: Das stimmt. Es ist erstaunlich, wie oft bei schriftlichen Rückmeldungen meine – selbstverständlich stets klassischen und eleganten – Krawatten zur Sprache kommen. Zum Glück bekomme ich immer nur Komplimente (schmunzelt)...

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21 Thema

ARNET: Ich sehe die Studierenden als erwachsene Personen und ich nehme sie ernst. Sie haben sich dazu entschieden, in Eigen-verantwortung ihre Ausbildung in Angri� zu nehmen, und ich versuche, sie dabei so wirksam wie möglich zu unterstützen. Ich habe das Gefühl, das funktioniert in den Vorlesungen relativ gut, wenn man sich bei der Sto�vermittlung selbst auch als Person zeigt. Es geht nicht darum, dass man berichtet, was man am Wochenende gemacht hat; es liegt mir aber daran, dass die Studierenden mich als Person wahrnehmen. Das erleichtert es, im Hörsaal nach Möglichkeit ein „Miteinander“ zu erreichen, auch in einem grossen Hörsaal Verbindlichkeit zu scha�en. Die Studierenden merken, ob sich ein Dozent bzw. eine Dozentin bemüht und die Aufgabe ernst nimmt. Mein Ziel ist, im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten mein Bestes zu geben.Zwar habe ich nicht den Eindruck, dass alle Studierenden das Bedürfnis haben, sich in der Vorlesungspause mit der Dozen-tin zu unterhalten. Dennoch versuche ich, vor und nach der Vorlesung ansprechbar zu sein. Gerade wegen der grossen Studierendenzahl ist es wichtig, Präsenz zu zeigen.Im Übrigen merken die Dozenten sehr wohl, wenn ein Student in Reihe 37 ein Sandwich isst. Der einzelne Studierende geht in der Masse nicht unter – von vorne nimmt man ihn durchaus wahr!

zentral. Die Diversität ist eine Stärke der RWF, denn sie fördert gleichzeitig die studentische Eigenständigkeit in Plenar-veranstaltungen und das Selbstbewusstsein, in Seminaren eigene Arbeiten zu präsentieren.

Frau Contratto, Sie waren auch an anderen Schweizer

Universitäten. Ist Ihre Professur an der Universität

Zürich nun die Kür?

CONTRATTO: Bisher war ich in Bern und Freiburg, also an wesentlich kleineren Fakultäten mit überschaubarer Struktur. Es hat mich positiv überrascht, wie persönlich die Rechts-wissenschaftliche Fakultät in Zürich trotz ihrer Grösse geblieben ist.Vielleicht hatte ich aber auch deshalb einen sehr „geschmeidigen“ Einstieg, weil mein Lehrstuhl in den Universitären Forschungs-schwerpunkt „Finanzmarktregulierung“ eingebettet und dadurch sogar über die Grenzen der Fakultät hinaus, namentlich mit Lehrstühlen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, vernetzt ist. Für mich ist das eine ganz neue Dimension, die meine Arbeit ungemein bereichert.

Wie empfinden Sie jeweils die Einbettung Ihres Lehr-

stuhls? Wurden Sie herzlich willkommen geheissen?

REICH: Meiner Erfahrung nach sind in dieser Hinsicht vor allem die Fachgruppen entscheidend. Von „meiner“ Fach-gruppe – der Fachgruppe Ö�entliches Recht – erfahre ich sehr viel Unterstützung. Daher kann ich z.B. im HS 2013 einen Forschungsaufenthalt an der Oxford Faculty of Law wahr-nehmen. Übrigens gab es auch ein dreissig-minütiges Aufnahme gespräch beim Rektor; eine Geste, die ich sehr geschätzt habe.

ARNET: Aus eigener Erfahrung kenne ich nur die Fakultäten in Basel und Zürich. Das Gebäude des Juristischen Instituts der Universität Basel ist von seiner Architektur her stärker auf Kommunikation angelegt als das RWI. An unserer Zürcher Fakultät wurde ich ausserordentlich freundlich und sogar herzlich aufgenommen. Auf der Suche nach Rat und Unter-stützung werde ich immer fündig. Das �nde ich sehr ange-nehm. Was mir aufgrund der Grösse etwas fehlt, sind spontane Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen. Die Grösse der Fakultät hat aber umgekehrt den Vorteil, dass man sehr vielfältige Kontakte knüpfen kann. Das Besondere an der UZH scheint mir, dass sie im Ausland die wohl sichtbarste Schweizer Universität ist. Sie hat hohe Rankings und einen hohen Bekanntheitsgrad. In der täglichen Arbeit spielt das vielleicht eine geringere Rolle, für uns Profes-sorinnen und Professoren ist diese Wahrnehmung im Hinblick auf internationale Kontakte aber doch sehr positiv.

Die Autorinnen bedanken sich ganz herzlich

für das Gespräch!

Der einzelne Student geht in der Masse nicht unter

Die Diversität ist eine Stärke der RWF

REICH: Das ist wahr. Man sieht jedes Smartphone, jede „20 Minuten“. Anfangs neigte ich dazu, dies persönlich zu nehmen, doch man lernt, damit umzugehen. Die Sichtweise der Studierenden ist eine andere. Da ist der nächste Zug schon einmal wichtiger. Das war bei mir nicht anders.CONTRATTO: Meines Erachtens liegt die Herausforderung darin, Studierende für verschiedene Arten von Wissensvermittlung zu motivieren. Es gibt immer wieder Vorlesungen mit kleineren Gruppen und gerade auch im Rahmen von Seminaren ist ein direkter Austausch zwischen Studierenden und Dozenten

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22 Pro & Contra

Pro & ContraDissertation

Das Verfassen einer Dissertation gilt vielen als verstaubte und antiquierte Übung, die auf dem Weg zum Erfolg nur wertvolle Zeit raubt, sich �nanziell nie wirklich auszahlt und zwangsläu�g in Frustration enden muss, da sie am Ende ohnehin von niemandem gelesen wird. Dagegen wirken ausländische Master-abschlüsse, Zweitstudiengänge oder vielseitige Praktika zeitge-mäss, erfolgversprechend und abwechslungsreicher. Dass eine Doktorarbeit jedoch auch in der Jurisprudenz durchaus keine Blödelei sein muss und nicht in Konkurrenz zu LL.M., breiter Berufserfahrung oder Zusatzausbildungen steht, sondern gleichwertig danebentritt, erschliesst sich bereits nach wenigen Überlegungen. Nachfolgende Gedanken sollen dies illustrieren:

Gipfelstürmer. Für viele Schlüsselpositionen, sowohl in der Privatwirtschaft als auch im Staatsdienst, gehört eine Disserta-tion auch heute noch zum Standardrepertuar. Der Grund liegt auf der Hand: Eine Dissertation verlangt eine Selbständigkeit und Disziplin hinsichtlich Konzeption, Planung und Realisie-rung eigener Ideen, die im universitären Rahmen immer weniger gefördert wird. Wer ein Dissertationsprojekt in nützlicher Frist mit einem entsprechenden Resultat zu Wege bringt, dem traut man auch zu, grössere Projekte in Eigenregie erfolgreich zu realisieren. Die Dissertation kann sich somit, langfristig betrachtet, durchaus karrieretechnisch auszahlen.

Wider die Masse. Bei einem Massenstudiengang wie den Rechtswissensschaften ist es für den Einzelnen essentiell, aus dem Meer der Gleichförmigkeit aufzutauchen. Neben dem Erwerb von entsprechenden Zusatzfähigkeiten, dem Erzielen guter Noten oder dem Vorweisen einschlägiger Berufserfah-rungen, sind auch akademische Grade ein durchaus gangbarer

ProThomas Steininger

Weg der eigenen Individualisierung. Die Dissertation wird damit zum Marketinginstrument der eigenen Person.

Der universitäre Weg. Die Dissertation erö�net dem Juristen einen zusätzlichen Berufsweg: Neben Advokatur, gerichtlicher Tätigkeit, Beamtenlaufbahn oder Privatwirtschaft stehen nun auch Forschung und Lehre an einer Hochschule o�en. Eine Dissertation ist hierzu zwingende Voraussetzung. Für Studien-abgänger, die über entsprechende Ambitionen verfügen, gehört sie somit zum P�ichtprogramm.

Durchblick. Eine Dissertation erlaubt und verlangt eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem bestimmten �emenkomplex. Eine geschickte Auswahl mit gut gewählter �ese führt zu ver-tieften Kenntnissen, die so im Studium nicht vermittelt werden können. Intensive Studien und entsprechende Re�exion helfen, die Komplexität der Materie zu erfassen und können für ein umfassendes Begreifen eines Rechtsgebiets ausschlaggebend sein. Es erschliessen sich dabei Zusammenhänge, welche in der Hitze einer Prüfungsvorbereitung oft nicht erkennbar waren. Umge-kehrt können kritische Zweifel hinsichtlich bekannter Normen und gängiger Recht�guren entstehen, die bis anhin als quasi Gott gegeben hingenommen und gedankenlos rezipiert wurden.

Kontemplation. Auch dies ist ein, wenngleich leicht metaphy-sisch anmutendes, Argument, welches, allzu leicht übergangen wird. Intensive Re�exion von Äusserem führt zwangsläu�g auch zu einer intensiven inneren Betrachtung. Die Dissertation hilft so unvermittelt auch zum Kennenlernen des eigenen Ichs. Dadurch wird niemand zwingend zu einem besseren Juristen, allenfalls zu einer bewussteren Person.

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23 Pro & Contra

Falsches KarrierekalkülIm RWI be�nden sich fast 40'000 Dissertationen. Über 800 davon stammen allein aus dem letzten Jahr.1 Das ist scheinbar endloses Wissen, das brach liegt. Nur selten – meist durch eine Seminar- oder Masterarbeit animiert – wagt ein Student den Abstieg in den Compactus oder verirrt sich zwischen den zahl-reichen Bibliotheksregalen auf der Suche nach einem spezi�-schen Werk. Wieso also sollte jemand Nerven, Herzblut, Zeit und (fehlendes) Geld in das Verfassen einer Dissertation inves-tieren, im Wissen darum, dass sie letztendlich genau wie alle anderen in der Masse untergehen wird?

Der auf der Hand liegende Grund ist der Wille, eine akade-mische Karriere zu verfolgen oder sie zumindest nicht aufzu-geben. Für diejenigen, welche diesen Wunsch nicht teilen, lässt sich die Frage jedoch nicht so leicht beantworten. Die jahrelange Beschäftigung mit nur einem einzigen rechts-wissenschaftlichen Spezialthema kann die Bewahrung und den Ausbau des juristischen Grundwissens kaum fördern. Ein Umstand, der die eigene Attraktivität auf dem Arbeits-markt nicht gerade erhöht. Vielmehr wird man darüber hinaus beweisen müssen, dass mehr als nur ein �eoretiker in einem steckt.

Selbstverständlich sollte es möglich sein, eine �ematik aufzu-greifen und abzuhandeln, die von einer gewissen aktuellen Relevanz ist. Den E�ekt einer CV-Aufwertung kann man

ContraNadine Wipf

aber auch mit anderen, e�zienteren Mitteln erzielen. Der LL.M. ist ein hervorragendes Beispiel: Im Idealfall setzt man sich nicht nur mit einem bestimmten Fachgebiet, sondern auch mit einer anderen Rechts- und Sprachkultur auseinander. Ein Plus, das nach einigen Jahren Praxiserfahrung zudem oft eine willkommene Abwechslung bietet – und dies völlig unabhängig vom Willen eines Doktorvaters, als Aus�uss der eigenen Autonomie.

Es gibt nur einen Punkt, der für die Dissertation spricht: Prestige. Ein Doktortitel kann jedoch nicht nur Türen ö�nen, sondern sie auch knarren lassen. Denn wieso sollten Arbeitgeber ausserhalb der Universität den Dr. iur. einem erfahrenen Praktiker vorziehen? Was bleibt, sind lediglich das Schild auf dem Briefkasten, die Visitenkarten oder der Mietvertrag, auf welchen man seinen Namen um einen kurzen Zusatz verlängern kann. Frei nach dem Motto: So viel Platz muss sein!

Reicht das? Ich denke, viele verschwenden auf der Jagd nach dem vermeintlichen sozialen Aufstieg in Form des Doktortitels ihre Zeit. Auf jeden Fall liesse sie sich häu�g besser nutzen, denn wen nicht innere Freude und Motivation, sondern nur das Bedürfnis nach Ansehen antreibt, der wird zwangsläu�g scheitern. Allein die Sehnsucht nach zwei Buchstaben kann doch nicht genügen?

1 Abklärung mit der freundlichen Hilfe von

Frau Steiner, RWI-Mitarbeiterin.

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24 Porträt

Es ist sehr wichtig, eine lebendige Lehrveranstaltung zu führen

Juan Armas Pizzani

Warum Rechtswissenschaften?In angenehmem Blau, mit einem farbenfrohen Hals -tuch und aller Ruhe der Welt sitzt sie mir gegenüber: lic. iur. Franziska Mulle. Die ehemalige Islamwissenschaften- und Politologiestudentin studierte Jus erst nur im Nebenfach. Jedoch ge� elen ihr die Rechtswissenschaften zu gut; die Lektionenanzahl, die sie im philosophischen Bereich hatte, war ihr zu niedrig. Obwohl Jus als Generalistenstudium verrufen sei, gefalle ihr insbesondere die aufklärerische Komponente des Fachs. Man sehe, worin der Ursprung rechtlicher Gegebenheiten liege, und bekomme Zugri� auf eine facettenreiche Metaebene. Diese würde zwar von vielen in irgendeiner Form verwendet, bliebe aber als ganzes Konstrukt im Verborgenen. Des weiteren bestünde immer ein Zusammenhang im Umgang mit Menschen, für welche das Recht nicht zuletzt auch Dienstleisterin sei. Zu guter Letzt mag Assistentin Mulle das Argumentieren. Und so entschied sie sich, ihr Studienfach gleich ganz zu wechseln, und schrieb sich für die iuris prudentia ein.Um die Assistenzstelle beworben hat sich Mulle während ihres letzten Semesters, im November 2010, angefangen hat sie schliesslich im April 2011. Das dreistu� ge Bewerbungs-verfahren – eine schriftliche Anfrage und anschliessend je ein Gespräch mit Prof. Jositsch und seinem bestehenden Team – beschreibt Mulle als sehr e� zienten Prozess. Sie arbeitet heute zu 60 Prozent am Lehrstuhl und schreibt nebenbei an ihrer Dissertation über „Die Verteidigungsrechte des Beschuldigten im Strafprozess“.

Assistenztätigkeitlic. iur. Franziska Mulle im Porträt

StrafrechtNahe am Menschen Tag für Tag das Beste für den Betro� enen herausholen – das Wichtigste für Franziska Mulle. Die Bewer-bung um eine Assistenzstelle war ein Spontanentscheid, um zu sehen, ob man sie überhaupt nehmen würde. Falls sie an der Universität verbleiben würde, so war ihr immer klar, dass sich ihre Tätigkeit im Rahmen des Strafrechts bewegen sollte. Weil sie die Vorlesungen von Prof. Daniel Jositsch sehr gern besucht hatte, stand denn auch nicht gross zur Debatte, für welche Stelle sie sich überhaupt bewerben wollte.

lic. iur. Franziska Mulle ist Assistentin am Lehrstuhl Jositsch

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Leben und Tätigkeit am LehrstuhlAm Lehrstuhl hat sich die frisch gebackene Assistentin sehr schnell wohlgefühlt. Man bemühte sich um ihre Integration. Es gab keine falschen Fragen und die anderen standen jederzeit zur Verfügung, Mulle unbekannte Aufgaben ausführlich zu erklären. Heute bestehe dieses fast schon familiäre Verhältnis am Lehrstuhl immer noch: die "Alten" würden jeweils den "Jungen" helfen, ihre Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Jeder Assistent wisse in der Regel, was die anderen gerade zu tun hätten, und man stehe sich gegenseitig zur Verfügung: die Auf-gabenteilung sei transparent, niemand solle Fristen verpassen oder unnötig lange nach relevanten Informationen suchen müssen. Für diesen Zweck existieren mittlerweile auch zahlreiche Informationsblätter, auf die alle jederzeit Zugri� haben.

eine selbständige Arbeitsweise, kümmert sich aber mittels Nachfragen bezüglich Fortschritten in der Sache stets um das Vorankommen der jeweiligen Assistenten. Unumgänglich ist einzig, dass immer jemand von 09:00 bis 17:00 Uhr am Lehr-stuhl ist, um telefonische Anfragen entgegennehmen zu können. Gleich zu Beginn ihrer Assistenztätigkeit durfte Mulle vor die Studierenden treten und Tutorate im Strafrecht halten. Nachdem sie Prof. Jositsch mitgeteilt hatte, wie sehr ihr das Unterrichten gefalle, fragte er sie an, ob sie allenfalls bereit sei, ab und zu für ihn die Vertretung zu übernehmen. Deshalb � ndet sich Mulle höchstmotiviert schon heute gelegentlich in einem Hörsaal voller Studenten, deren Prüfungsresultate sie mittels guter Unterrichtstätigkeit zu steigern versucht. Es ist ihr hierbei sehr wichtig, eine lebendige Lehrveranstaltung zu führen, mit dem Ziel, auch nach der Ka� eepause noch einige strafrechtliche Spuren in den studentischen Köpfen zu hinterlassen. Die Stu-denten sollen aber auch selbst Gefallen am � ema � nden und gerne kommen. Mulle ist überzeugt, dass sich so das Lernen vereinfachen lässt.

FazitFür Assistentin Franziska Mulle hat sich die Spontanbewerbung gelohnt. Sie mag ihre überaus spannende und abwechslungs-reiche Tätigkeit, bei der sie nebst dem blossen Wissen aus dem Fachgebiet auch sonstige wichtige Fähigkeiten erlernt (hat): Das e� ziente Organisieren und die für die Arbeitswelt notwendige Teamfähigkeit sind für sie enorm wertvoll. Nicht zuletzt bereitet es ihr grossen Spass, Wissen zu vermitteln.

Es besteht ein fast schon familiäres Verhältnis

am Lehrstuhl

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Die jeweiligen Aufgaben der Assistenten werden von Prof. Jositsch selbst verteilt: Üblicherweise gibt es einen Hauptver-antwortlichen, der dann je nach Bedarf und Kapazität andere einbeziehen kann. Die Aufgaben bestehen im Schreiben von Aufsätzen, Vorbereiten von Vorlesungsmaterialien oder auch Prüfungskorrekturen. Prof. Jositsch erwartet von seinem Team

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26 Wissen

Délia Maire

Festschrift: Kurz FS. Oftmals als Geburtstagsgeschenk gewidmet, gerne zu höheren runden Jahrestagen. Je bedeutender der Jubilar, desto bedeutender die Autoren. Diese erklären sich auch umso eher bereit, etwas beizutragen, je enger sie mit dem Gefeierten verbunden sind. Die Beiträge sind oft sehr hoch-stehend und dürfen demnach auch in juristischen Arbeiten zitiert werden. Die meisten FS verschwinden jedoch in der Versenkung des RWI.

Gutachten: Rechtliche Tätigkeit, die eine bestimmte Frage beantworten will. Kann in der Justiz auch in Form eines ärzt-lichen Gutachtens vorkommen, dort erhält es mehr Glaub-würdigkeit, wenn es nicht als Parteibeweis vorgebracht wird.

Habilitation: Zweite langfristige Arbeit zur Erklimmung der zweiten Stufe, danach darf man sich bereits Prof. Dr. (iur.) nennen. Wird etwas seltener in Angri� genommen als eine Dissertation, wenn eine langfristige Lehrtätigkeit und universitäre Forschung angestrebt wird.

Inskription: Termine einzuhalten ist die Kür des Juristen. Die Termine der Inskription sind für den Jusstudenten eine grosse Kunst. Zu bedenken sind die jeweiligen Semestereinschreibungen sowie die berüchtigten Modulbuchungen. Nicht zu vergessen ist aber die Beantragung des Studienabschlusses, die unterzeichnet und persönlich abgegeben werden muss.

Assistenzprofessor: Erste höhere Stufe in der Akademie, aber noch keine Berechtigung, einen eigenen Lehrstuhl zu führen; allenfalls als Vertreter des eigentlichen Lehrstuhlinhabers, z.B. wenn dieser in einem Forschungssemester weilt oder einem höheren Amt nachgeht.

Berufung: Ernennung durch eine Kommission die aus Professoren vertreter der UZH und anderen Unis sowie einem Studierendenvertreter der UZH besteht. Dadurch werden dem Professor ein Lehrstuhl und die Verantwortung für die Lehre einzelner Rechtsgebiete anvertraut.

Cand. Iur.: Pseudo-Titel für Jus-Studierende ohne Abschluss, damit sie auf der Lehrstuhl-Homepage nicht so verloren wirken. Die Studierenden werden dazu gezwungen, ihn zu führen.

Dissertation: Langfristige Arbeit auf die erste Karrierestufe einer akademischen Laufbahn hin. Nimmt unterschiedlich viel Zeit und unterschiedlich viele Seiten in Anspruch. Plagiate sollten tunlichst vermieden werden, da ansonsten die ganze Arbeit für die Katz‘ war.

Emeritierte: Ehemalige Professoren, die sich nun anderen Tätigkeiten widmen, z.B. der Rückkehr in die Anwaltstätigkeit oder auch den Enkelkindern. Viele Professoren würden gerne weiter unterrichten.

Juristen-ABC

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27 Wissen

Jusstudenten: Eigenwillige Spezies von konzentrierten Bücherwürmern, die gerne grosse Taschen mit vielen Büchern herumschleppt und sich die Mühe macht, vor 08.00 Uhr vor der Bibliothek auf die Türö�nung zu warten. Werden z.T. als uniforme Einheit betrachtet.

Korrekturassistenten: Eine Art von Assistenten, die oftmals nur kurzfristig engagiert, aber dafür ein gutes Ziel des Unmutes der Prüfungsabsolventen sind. Als Entschädigung werden sie fürstlich bezahlt.

LL.M.: Neue Mode an Stelle einer Dissertation, scheint in bestimmten Fachgebieten mehr Bedeutung erhalten zu haben, da sich die Weiterbildung nicht nur auf ein bestimmtes �ema innerhalb eines Fachbereiches konzentriert, sondern ein weiteres Rechtsgebiet erreicht.

Master of Law: Errungenschaft des Bologna-Systems. Der Titel entspricht dem früheren lic.iur., wird aber zum Teil von Lizlern noch nicht ganz als gleichwertig empfunden, die Lizler mussten dafür noch sooo viel mehr wissen.

N’Jus: Gefeierte Zeitschrift des Fachverein Jus. Sie wird gerade in den Händen gehalten. Existiert bereits seit etwa 40 Jahren, wurde aber laufend kosmetisch-chirurgischen Verbesserungen unterzogen und wirkt daher noch ganz frisch.

Ordinarius: Inhaber eines Lehrstuhls, Herrscher über Hilfs-, Korrekturassistenten, Oberassistenten sowie wissenschaftliche Mitarbeiter. Nicht zu vergessen ist auch das Sekretariatspersonal.

Privatdozent: Hat ebenfalls habilitiert, �ndet aber die reguläre Tätigkeit in der Praxis besser bezahlt und gibt als Hobby sein Wissen weiter. Lässt sich gelegentlich sogar verp�ichten, ein ganzes Semester lang seinen Wochenplan an die Universität anzupassen.

Quid iuris: Wie ist die Rechtslage. Dieser Ausdruck wird gerne von Professoren verwendet, die ignorieren, dass die Latein-P�icht schon lange abgescha�t wurde.

Richtertätigkeit: Eine Variante der Juristerei, erfordert viel Geduld und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

SNF: Der Schweizerische Nationalfonds richtet verschiedene Beiträge aus, um die Forschung zu unterstützen und dadurch zu fördern. Die Unterstützung kann entweder an bestimmte Projekte und wechselnde Mitarbeiter oder an einzelne Forschende gewährt werden. Vorausgehend ist eine Bewer-bung mit einem umfassenden Verfahren. Mit umfassend ist nervenzerstörend und langatmig gemeint.

Tenure track: Vorläu�ge Professoren-Anstellung mit anschlie-ssender Möglichkeit, eine Stelle auf Lebenszeit zu erhalten. Wird an der RWF zum Teil als ausbaufähig erachtet.

UZH: Heilige Hallen aller Intellektuellen, die von der Stadt Zürich nicht abgeschreckt sind. Gerne auch als Flirtlocation genutzt.

Venia legendi: Lehrberechtigung, wird erteilt, sobald die Habilitation in der Fakultätsversammlung erfolgreich verteidigt wurde.

Wohnsitzp�icht: Besteht zum Teil für Richter, früher auch für Professoren. Sollte wohl der chronischen Müdigkeit und dem Pendelstress entgegenwirken. Da die SBB nun aber schneller ist, macht die P�icht keinen Sinn mehr.

X-Chromosom: Die Übervertretung von Frauen im Studien-gang der Rechtswissenschaften (ca. 60%). Repräsentiert sich noch nicht im Professorenstand. Studentinnen ziehen besonders gerne in der Bibliothek die höchsten bzw. die lautesten Schuhe an – ob das wohl die Lernleistung steigert?

Youtube: Suche Papageienfall oder Menzi Muck, Ton aufdrehen, etwas lernen und dabei unterhalten werden.

Zensur: Beim n‘Jus nicht vorhanden. Wenn, dann wohl nur im Sinne des Lesers.

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28 Studium

Simone Ursprung

Für viele ist die Masterarbeit eine reine Pflichtübung. Dass es auch anders geht, zeigen diese jungen Frauen: Corina, Marie-Cristine und Isabelle haben für ihre Masterarbeiten eine Auszeichnung erhalten. Hier erzählen sie, welche Chancen ihnen die Masterarbeit gebracht hat und was sie zukünftigen Autoren empfehlen.

Corina CaluoriDie Masterarbeit im Bundesgerichtsentscheid

Manchmal sind es die banalsten Dinge, die das Leben verändern. Als Corina das Modul „Umweltrecht“ bei Professor Alain Gri�el bucht, ahnt sie noch nicht, dass diese Wahl ihre wissen-schaftliche Karriere starten wird. In einer Vorlesungsstunde hört sie zum ersten Mal etwas über das Altlastenrecht. Zahlreiche Schweizer Grundstücke sind durch Abfallsto�e verschmutzt, beispielsweise alte Fabrikstandorte wie das Binz-Areal oder Abfalldeponien wie die Sondermülldeponie Kölliken im Aargau. Wenn diese „Altlasten“ schädliche oder lästige Einwirkungen auf die Umwelt haben, muss von Gesetzes wegen eine Sanie-rung durchgeführt werden. Dies kann Kosten in Millionenhöhe verursachen. Nach bisheriger Praxis musste zu einem beträcht-lichen Teil auch der aktuelle Eigentümer dafür aufkommen, obwohl im Umweltschutzgesetz vom Verursacher die Rede ist. Für Corina eine Ungerechtigkeit: „Der aktuelle Eigentümer ist für die Verschmutzung auf seinem Grundstück oft nicht verantwortlich. Vielleicht wusste er beim Kauf nicht einmal davon.“ Da sie sowieso im Umweltrecht eine Masterarbeit verfassen wollte, suchte sie das Gespräch mit Professor Gri�el. Dabei kristallisierte sich schnell der passende Titel heraus.

Das ThemaWie kommt es dazu, dass der aktuelle Eigentümer des Grundstücks für eine Sanierung zahlen muss, obwohl im Gesetz vom Verursacher die Rede ist? Im Umweltschutzgesetz wird der Begri� des Verursachers nicht näher de�niert. In

Die PreisgekröntenAusgezeichnete Masterarbeiten

solchen Fällen muss das Bundesgericht diesen unbestimmten Rechtsbegri� mit Inhalt füllen. Nach langjähriger Rechtsprechung gilt im Umweltrecht als Verursacher, wer Störer ist. Es gibt zwei Kategorien von Störern: Der „Verhaltensstörer“ verursacht durch ein Verhalten die Standortbelastung. Der „Zustandsstörer“ ist Inhaber des belasteten Grundstücks. Dem Eigentümer wurde bisher als Zustandsstörer zwischen 10-30% der Kosten auferlegt, den Rest musste der Verhaltensstörer bezahlen. Corina analysierte für Ihre Arbeit die Entwicklung der Recht-sprechung zum Verursacherbegri� und schaute sich dafür Urteil für Urteil an. Dabei zeigte sie auf, warum die in den 60er-Jahren zum Gewässerschutzrecht entwickelte Rechtspre-chung nicht zu den Altlastenfällen passte. Sie machte auch einen eigenen Vorschlag: Verursacher soll nur sein, wer eine ihm zurechenbare Ursache für die Verschmutzung gesetzt hat.

Der EntstehungsprozessFür einen Beitrag in einem derart komplexen �ema war viel Vorbereitung nötig. Schon vor der Dispositionsbesprechung las sich Corina sehr tief in die Materie ein: „Es ist wichtig, dass man nicht einfach losschreibt, ohne zu wissen, wohin die Reise gehen soll.“ Bereits in der Disposition legte sie die Grundsteine für die eigene �eorie. Dazu brauchte es viel Gedankenarbeit. „Ein wissenschaftlicher Beitrag soll an die bestehende Diskussion anknüpfen. Gleichzeitig darf man aber auch den Mut haben, Bestehendes zu hinterfragen.“ Die umfangreiche Disposition besprach sie eingehend mit Professor Gri�el. Sie war froh um die gute Betreuung: „Ich

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weiss nicht, ob ich mich ohne seine Ermutigung getraut hätte, die Arbeit so zu schreiben.“ Corina ging von Anfang an sehr diszipliniert vor. Ein ganzes Semester lang schrieb sie ausschliesslich zu Hause an der Arbeit. Für sie war das kein Problem: „Ich habe das wie einen Job gesehen und mir meinen Alltag konsequent eingeteilt.“

Gewonnen!Die Belohnung dafür erhielt sie nach der Abgabe: Note 6.0 und den Vorschlag zum Orelli Preis. Die Orelli-Stiftung folgte dem Vorschlag und zeichnete Corina mit einem Preis aus. Damit jedoch noch nicht genug: Kurz nach der Abgabe fand eine Tagung zum Altlastenrecht statt. Auf Initiative ihres Betreuers konnte Corina dort ein Referat über ihre Arbeit halten. Nervosität? Fehlanzeige. Eine tolle Erfahrung sei es gewesen, der Lohn der harten Arbeit. „Auch wenn viele Experten

Marie-Cristine KaptanDie Masterarbeit als Türöffner

Was hat Nachhaltigkeit mit Due Diligence zu tun? Die Antwort darauf ist im mehr als hundertseitigen Werk von Marie-Cristine umfangreich dokumentiert. „Ich wollte etwas Innovatives machen. Und da ich mich zu dieser Zeit mit Nachhaltigkeit beschäftigte und sehr für M&A-Transaktionen interessierte, wollte ich beides verbinden“, begründet sie ihre �emenwahl. Ein Artikel im Jusletter gibt schlussendlich die �nale Idee, die Arbeit über die Nachhaltigkeit in der rechtlichen Due Diligence zu schreiben. Nachdem Prof. Hans-Ueli Vogt die Arbeit mit dem Hinweis ablehnte, dass er nur noch die Masterarbeiten seiner Seminare betreue, wandte sie sich an Branchenschwergewicht Prof. Rolf Watter. Der war von ihrem Abstract und der Disposition überzeugt. Von da an war sie mehr oder weniger auf sich alleine gestellt: „Das hat mir nichts ausgemacht. Ich arbeite gerne selbständig.“

Das ThemaVor einem Unternehmenskauf oder einer Fusion wird das andere Unternehmen jeweils auf Herz und Nieren untersucht. Anwälte,

Wirtschaftsprüfer und andere Fachpersonen sichten ordnerweise Dokumente wie Verträge oder Lizenzen des Unternehmens. Ziel dieser „Due Diligence“ ist es, möglichst genau die Eigenschaften herauszuarbeiten, welche auf den Unternehmenswert und damit auf den Kaufpreis einen Ein�uss haben könnten. Marie-Cristine wollte nun wissen, ob ein Unternehmen auch dahingehend untersucht werden müsste, ob es genügend nach-haltig, also beispielsweise ökologisch und sozial verantwortungs-bewusst arbeitet. Dazu beschäftigte sie sich zuerst in einem theoretischen Teil intensiv mit der bestehenden Literatur zur Due Diligence. Danach prüfte sie, ob eine P�icht zur „Nachhaltigkeits-Due Diligence“ besteht und wie die untersuchte Gesellschaft mit Anfragen bezüglich Nachhaltigkeit umgehen sollte. Schliesslich ging sie in einem dritten Teil darauf ein, was Unternehmen machen können, wenn in der Due Diligence tatsächlich Risiken im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit entdeckt werden.

Der EntstehungsprozessFür den theoretischen Teil waren immer wieder Marie-Cristines Armmuskeln gefragt: „Da meine Arbeit verschiedene Rechts-bereiche miteinander vereinte, brauchte ich enorm viel Literatur. Ich habe jeden Tag Bücher aus allen Stockwerken der RWI-

Ich fühlte mich sehr geehrt, dass sich das höchste

Gericht mit meiner Arbeit Auseinandersetzte

im Publikum sassen, wusste ich: Dank meiner intensiven Arbeit kenne ich mich in diesem Gebiet auch schon recht gut aus.“: erzählt Corina stolz. Sie wurde für ihren Mut gelobt, die bisherige Praxis zu hinterfragen. Ihr Vortrag wurde als Aufsatz im Tagungsheft URP publiziert. Eigentlich schon genug für eine Masterarbeit. Doch es kam noch besser.

Der eigene Name im BundesgerichtsentscheidEntscheide zum Altlastenrecht sind selten. Streitigkeiten werden meist aussergerichtlich beigelegt. Just ein Fall, in dem es um die Tragung der Kosten ging, landete zu dieser Zeit jedoch auf dem Schreibtisch der Richter in Lausanne. Im Entscheid setzte sich das Gericht auch mit Corinas Aufsatz über ihre Arbeit ausein-ander. Es sei schon ein besonderes Gefühl, den eigenen Namen in einem Bundesgerichtsentschied zu lesen. „Ich fühlte mich sehr geehrt, dass sich das höchste Gericht mit meiner Arbeit auseinandersetzte.“ Am Ende hat das Gericht Corinas Verursa-cherbegri� zwar nicht übernommen, ist aber faktisch auf ihre Linie eingeschwenkt. Es legte fest, dass der aktuelle Eigentümer als Zustandsstörer zwar Verursacher ist, aber nur bei besonderen Umständen zahlen muss. Damit ist die Ungerechtigkeit, welche sie zum Schreiben der Arbeit motiviert hatte, weitgehend beseitigt worden. Wie Prof. Gri�el in seiner Urteilsbesprechung schreibt, ist damit die Welt ein bisschen gerechter geworden.

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Bibliothek an meinen Arbeitsplatz geschleppt.“ Neben ihr stapelten sich Werke aus dem Strafrecht, Börsenrecht, Gesell-schaftsrecht und Umweltrecht. So wuchs das Literatur-verzeichnis schnell auf stolze 40 Seiten heran. Um den zweiten Teil der Arbeit möglichst praxisrelevant zu gestalten, führte Marie-Cristine Interviews mit Anwälten von grossen Wirtschaftskanzleien: „Da habe ich ganz unterschiedli-ches Feedback bekommen. Ein Partner meinte sogar, er sehe in dem �ema keinerlei Potenzial, geschweige denn Relevanz, und ich solle über etwas anderes schreiben.“

Due Diligence einzubeziehen. „Die Frage, ob ein Unternehmen nachhaltig arbeitet, hat nachweislich einen Ein�uss auf seinen Wert. Daher darf man diese �ematik nicht ignorieren“, erklärt sie ihr Kernargument.

Das FeedbackGerade auch weil sie sehr viel Eigenes in diese Arbeit hinein-gebracht hatte, war Marie-Cristine sehr gespannt auf die Bewertung ihrer Masterarbeit. In der Besprechung lobte Rolf Watter ihren theoretischen Teil. Er gab Marie-Cristine die Bestnote. „Auf meine eigenen Erwägungen ist er zwar nicht eingegangen, aber er hat auch nichts kritisiert“, fügt sie nachdenklich an.

Gewonnen! Dahingehend ermutigt, entschloss sich Marie-Cristine, die Arbeit bei einem Wettbewerb einzureichen. Die Kanzlei Niederer Kraft und Frey schreibt jedes Jahr ein Preisgeld von 10'000 Franken für die beste Masterarbeit aus. „Ich habe mich riesig gefreut, als ich erfuhr, dass ich gewonnen habe“, lacht sie. In der Laudatio wurde positiv hervorgehoben, dass Marie-Cristines Arbeit sehr innovativ und praxisrelevant sei. Auch von anderer Seite erhielt sie Anerkennung: Der bekannte M&A-Experte Rudolf Tschäni wollte ihre Masterarbeit lesen. Kurze Zeit später gab er ihr eine umfassende Rückmeldung: Zwar hätte er gewisse Bedenken, ob alle ihre Vorschläge in der Praxis umgesetzt werden könnten, aber sie solle doch einen Aufsatz zu diesem �ema verö�entlichen. Vielleicht wird sie das tun, momentan hat Marie-Cristine indessen andere Prioritäten: Dank des Preisgeldes kann sie den Doppelmaster am Kings College absolvieren. „London ist ein Traum!“, schwärmt sie. Und so hat sich ihre Masterarbeit in mehrfacher Hinsicht ausgezahlt.

Isabelle BaumannDie Masterarbeit als Forschungsprojekt

Eigentlich wollte Isabelle ihre Arbeit über Hooliganismus schreiben. Als sie mit diesem Vorschlag Professor Martin Killias kontaktierte, machte er sie auf ein anderes �ema aufmerksam. In der Schweiz sinkt die Rate der Tötungsdelikte, während die Rate der Körperverletzungen steigt. Killias hatte die �ese aufgestellt, dass dieser Trend einen Zusammenhang mit der besseren medizinischen Versorgung hat. Isabelle sollte nun versuchen, diese �ese mit einer Studie zu untersuchen. Obwohl sie zunächst skeptisch war, liess sie sich auf das Abenteuer ein.

Der EntstehungsprozessEigentlich sollte Isabelle nur die Entwicklungen im Rettungs-wesen mit der Sterblichkeitsrate bei Gewaltdelikten vergleichen. Dazu gab es im deutschsprachigen Raum keine Untersu-chungen. In den USA entdeckte sie mehrere Studien, die sich viel umfassender als Isabelles geplante Untersuchung mit der �ematik beschäftigte. Davon inspiriert wollte Isabelle die Arbeit ausweiten. Mit der Erlaubnis von Prof. Killias nahm sie sich ein Semester länger Zeit. „Neben den Modulen an der Arbeit zu schreiben war enorm schwierig. Nur zwischendurch für ein bis zwei Stunden daran zu sitzen, hat mich nicht vorwärtsgebracht“,

Ich habe jeden Tag Bücher aus allen Stockwerken der RWI-Bibliothek an meinen Arbeitsplatz geschleppt

Obwohl sie nach diesem Telefongespräch sehr enttäuscht war, liess Marie-Cristine sich nicht entmutigen. Unter allen möglichen Blickwinkeln untersuchte sie die Stellung der Nachhaltigkeitsfrage im Unternehmenskauf. Sie konnte sich dabei kaum auf Vorlagen in der Literatur stützen. Keine einfache Zeit. „Jene, die zu dieser Zeit mit mir im RWI sassen, mussten sich in jeder Pause meine Zweifel anhören“, erinnert sie sich. „Ich habe mich jedoch jedes Mal gefreut, wenn mir wieder ein gutes Argument eingefallen war.“ Schlussendlich konnte Marie-Cristine aus keiner rechtlichen Grundlage eine P�icht zur Nachhaltigkeits-Due Diligence ableiten. Stattdessen zeigte sie, dass es aus ökonomischen Gründen durchaus sinnvoll wäre, die Nachhaltigkeit in die

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begründet sie ihren Entscheid. Ein ganzes Semester nur zu Hause zu schreiben empfand sie nicht als Belastung: „Am Anfang dachte ich: Wow, hundert Seiten sind viel. Aber als ich einmal richtig im �ema drin war und die Daten zusammen hatte, ging mir das Schreiben ganz locker von der Hand. Am Ende hatte ich 150 Seiten und musste kürzen.“ Isabelles Arbeit war eher eine kriminologische Studie als eine typische Literaturarbeit. Das brachte viel Freiheit, war aber auch mit Zweifeln verbunden. Hier konnte ihr Betreuer helfen. Mit Professor Killias hatte sie regelmässig Kontakt. „ Ich konnte ihm um Mitternacht schreiben und hatte zwanzig Minuten später eine Antwort“, schwärmt sie. Er hätte ihr auch fortwährend Teile ihrer Arbeit durchgelesen. Eine Zusammenarbeit? Eher nicht, sagt Isabelle. Sie hätte nur dann nachgefragt, wenn sie wirklich nicht mehr vorwärts kam. „Ich hatte vorher keine Erfahrung mit solchen Studien. Er hingegen ist der Pro�. Wir wollten beide, dass es eine gute Arbeit wird“, erklärt sie den regen Austausch.

Das ThemaUm den Zusammenhang zwischen Sterblichkeit bei Delikten und den medizinischen Ressourcen zu untersuchen, rechnete Isabelle zunächst verschiedene Sterblichkeitsquotienten aus. Der Vergleich dieser Zahlen half ihr zu sehen, wie sich die Sterblichkeit über die Jahre hin entwickelt hatte. Die Daten dafür bezog sie aus Statistiken vom Kanton Zürich und dem Bundesamt für Statistik. Danach wertete sie Entwicklungen im Spital- und Rettungs-wesen aus, etwa wie sich die Zahl der Spitäler und des Personals verändert hat. Beim Rettungsdienst konnte sie persönlich mit einem Mitarbeiter über die Entwicklungen sprechen. Auch die Rega zog sie in die Arbeit mit ein. Interessanterweise zeigte

So erreichte sie folgendes Fazit: Viele der heutigen Opfer von schweren Körperverletzungen und versuchten Tötungen wären noch vor einigen Jahren Opfer einer vollendeten Tötung geworden – weil die medizinische Versorgung heute nicht nur besser, sondern auch schneller geworden ist.

Gewonnen!Für ihre Erkenntnisse bekam Isabelle die Bestnote. Professor Killias schlug sie zudem zum Semesterpreis der Universität Zürich vor, welche einmal pro Semester 30 Studierende aus allen Studienrichtungen für hervorragende Arbeiten auszeichnet. Diese Auszeichnung gewann sie.„Im Lebenslauf macht sich das natürlich super“, freut sich Isabelle. Nun möchte sie das �ema zur Dissertation ausbauen.

Tipps für Masterarbeiten

Corina: Seht das Schreiben der Masterarbeit nicht als Pflichtübung an, sondern als grosse Chance. Sucht ein Thema aus, das euch

wirklich interessiert. Wenn man vom eigenen Thema begeistert ist, dann schreibt man die Arbeit viel leichter. Habt auch den Mut,

Bestehendes zu hinterfragen!

Marie-Cristine: Schreibt gelesenes sofort nieder. Bei viel Literatur verliert man sonst schnell den Überblick, was man wo gesehen hat.

Macht von Anfang an die Fussnoten und das Literaturverzeichnis richtig. Es braucht viel mehr Zeit, alles erst am Ende zu erstellen.

Isabelle: Gute Betreuung ist wichtig! Wenn man nicht gerne zu jemandem in die Vorlesungen geht, sollte man bei diesem Dozenten

besser nicht seine Arbeit schreiben. Es kann helfen, ein Semester lang keine Module zu nehmen und nur zu schreiben.

Ich konnte ihm um Mitternacht schreiben und hatte zwanzig Minuten

später eine Antwort

sich bald, dass beispielsweise eine bahnbrechende Neuerung im Verletztentransport eine deutliche Senkung der Sterberate nach sich zog. Zuletzt verglich sie die Sterblichkeit bei Delikten mit der Todesrate von Unfallopfern im Strassenverkehr. Auch hier zeigte sich eine Übereinstimmung. „Es ist schön, wenn man so viel Arbeit in die Erhebung der Daten hineingesteckt hat und dann bemerkt, dass die Kurven zusammenpassen“, freut sie sich.

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Marie-Cristine Kaptan

Bilder: Ayed Tadros Photography

„Es wird das Jahr deines Lebens – geniesse es in vollen Zügen!“ Mit diesem und ähnlichen, gleichermassen vielversprechenden wie nichtssagenden Prophezeiungen und Ratschlägen wurde ich Mitte September des letzten Jahres in Zürich verabschiedet und trat, mit zwei zum Bersten vollen Ko�ern, den Umzug nach London an. Hier kommt nun bereits der erste Tipp aus meinem Erfahrungsschatz: Wenn man seinen Lebensmittelpunkt für eine nicht unwesentliche Zeitperiode in ein anderes Land verschiebt, eignet sich das Fliegen mit einer Billig-Airline wie EasyJet mit ihren allzu rigorosen Gepäckbestimmungen, die zweifelsohne von Personen entworfen wurden, welche doch tatsächlich der Ansicht sind, eine Handtasche sei durch einen Handko�er ersetzbar (typischer Fall der fälschlichen Anwen-dung alternativer statt kumulativer Varianten), nicht besonders. So begann die Reise in eine an Turbulenz, Ereignisreichtum und Lernintensität kaum zu übertre�ende Studienzeit.

Unwissen und doppelverglaste Fenster haben ihren PreisEs wäre gelogen, wenn ich behauptete, ich hätte bei meiner Ankunft im Studentenwohnheim keine Überraschung erlebt. Jedoch war es nur eine Überraschung mit leicht bösem Touch, die sich dann als im Grunde positiv entpuppte und mittlerweile

Das Jahr der unbegrenzten MöglichkeitenLL.M. am King’s College London

eine Quelle grosser Zufriedenheit darstellt. Dass die Wohn-situation in London prekär und die Preise im Zentrum horrend sind, ist kein Geheimnis. Als Student des King’s College stehen einem drei Möglichkeiten zur Verfügung: Erstens kann man sich für ein Zimmer in einem der King’s College Residences bewerben, zweitens gibt es die Variante, sich ein von der Universität unabhängiges Studentenwohnheim zu suchen, und zu guter Letzt bleibt das Eintauchen in den Urwald des Wohnungsmarktes, kombiniert mit der Suche nach passenden Mitbewohnern.

Das King’s College unterhält sechs eigene Residences für seine Studenten, wobei es zusätzlich acht sogenannte „Intercollegiate Halls“ gibt, welche von verschiedenen Universitäten gemeinsam betrieben werden. Die Wohnheime sind alle einigermassen zentral gelegen, jedoch nicht auf einem Campus konzent-riert, sondern in der Stadt verteilt. Die meisten sind mit Einzelzimmern, geteilten Duschen und Gemeinschaftsküchen ausgestattet, wobei es in etwa der Hälfte der Unterkünfte die Variante eines Studios mit eigenem Bad und kleiner Küche gibt. Die Preise in reinen King’s College Residences variieren von £ 120 bis £ 160 pro Woche, während die Zimmer in den Intercollegiate Halls – welche auch etwas mehr Komfort bieten und häu�g eher auf Masterstudenten ausgerichtet sind – bis zu

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£ 220 pro Woche kosten. Bis Ende Juni läuft jeweils die Bewer-bungsfrist für die genannten Wohnheime, wobei alle King’s Residences und Intercollegiate Halls nach Priorität zu ordnen sind. Nach einem absolut intransparenten (und willkürlich erscheinenden) Zuweisungsverfahren erfahren die Bewerber gegen Ende Juli, ob sie ein Zimmer bekommen haben und bejahendenfalls wo, woraufhin sie das Angebot annehmen oder ablehnen können.

Mir persönlich war, als zugegebenermassen planungslieben-der und eher risikoaverser Mensch, die Zeit der Ungewissheit zu lange, weshalb ich entschied, mich im Studentenwohn-heim einer privaten Organisation niederzulassen, sodass ich bereits weit im Voraus buchen konnte. Zwar ist das Studio mit Bad – es gleicht eher einem Duschcontainer mit integrierter Toilette – und kleiner eigener „Kitchenette“, wie es die Briten liebevoll ausdrücken, nicht klein sondern eher winzig (dies die Ursache meiner anfänglichen Überraschung), jedoch ist es sehr ruhig, dank der Fenster mit Doppelverglasung immer warm, und mit 25 Gehminuten Entfernung zur Uni sowie zahlreichen Busverbindungen ausgezeichnet gelegen. Heute weiss ich, dass man auf dem freien Wohnungsmarkt nach ein paar Tagen spontanen „Apartment Huntings“ viel günstigere WGs �nden kann, die meisten sind aber etwas weniger zentral. Da die Londoner Bauten im Durchschnitt eher alt sind, haben nicht wenige meiner Mitstudenten zudem mit kaputten Heizungen, undichten und einfachverglasten Fenstern und hin und wieder ausfallendem Wasser zu kämpfen (während einige einfach Glück hatten und beinahe Schweizer Standards geniessen).

Eine Universität der Königsklasse, die auch Ecken und Kanten hatDas King’s College London beherbergt eine der ältesten Law Schools in England und eine der führenden in weltweiten Rankings. Zu Ehren des „Mr. Dickson Poon CBE, the Hong Kong based British philanthropist“, welcher der rechtswissen-schaftlichen Fakultät eine Spende in Höhe von £ 20 Millionen hat zukommen lassen, wurde sie im Februar 2012 in „�e Dickson Poon School of Law“ umbenannt – eine eher stark umstrittene Aktion, die insbesondere bei denen auf Unverständnis stiess, die unter anderem wegen des zukünftig auf ihrem Lebenslauf erscheinenden, ehemals schillernden Namen ans King’s College gekommen sind. Aus diesem Anlass wurde auch ein Teil des ehrwürdigen und modern renovierten „Somerset House“ für die Law School geö�net. Man wird allerdings den Verdacht nicht los, dass dies insbesondere aus Gründen der Publicity geschah und nicht, um den Studenten ein möglichst angenehmes Lernumfeld zu scha�en, denn es �nden kaum jemals Vorlesungen in diesen Räumen statt.

Fachlich hat die Universität zweifelsohne eine

ganze Menge zu bieten

Fachlich hat die Universität zweifelsohne eine ganze Menge zu bieten. Neben den Klassikern wie „EU Competition Law“ und „Law of International Finance“, welche von den Ikonen Prof.  Richard Whish und Prof.  Ravi Tennekoon gehalten werden, gibt es ein breites Spektrum von insgesamt etwa 70 Fächern. Diese sind verteilt auf sechs sogenannte „Pathways“ (Competition Law, European Law, Intellectual Property & Information Law, International Financial Law, International Business Law und International Tax Law), wobei einige Fächer in mehreren Spezialisierungen vorkommen. Daneben ist es auch möglich, seine Fächerkombination frei zusammenzustel-len und mit einem allgemeinen, nicht spezialisierten Master abzuschliessen. So schön es auch ist, eine grosse Auswahl an Kursen und Professoren zu haben, spätestens am Ende der Modulbuchungsperiode haben wir wohl alle insbesondere die Qual gespürt, welche eine Beschränkung auf bloss vier Fächer mit sich bringt. So gesehen ist es ein Glück, dass man es hier mit der Organisation nicht so genau nimmt, und eine Londoner Deadline nicht einer Zürcher Deadline gleichgesetzt werden kann – manch ein besonders unentschlossener Student hat seine Fächerwahl Ende Februar nochmals angepasst (nachdem die Frist zur Modulbuchung im November abgelaufen war). Umgekehrt ist man aber auch von universitärer Seite her durchaus spontan und f lexibel, so werden beispielsweise die Prüfungsdaten gerade mal eineinhalb Monate vor den Prüfungen publiziert.Der LL.M.-Studiengang umfasst etwa 350 Studenten, wobei die Klassengrössen stark variieren. Von 120 Teilnehmern in Gebieten wie Finance bis zu 4 Studenten pro Vorlesung ist alles dabei. Die Unterrichtsart ist zwar tendenziell etwas interaktiver gestaltet, als man es sich in der Schweiz gewohnt ist; auch hier

London Fashion Week im Somerset House

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34 International

liegt das Ermessen aber bei den jeweiligen Professoren, von denen einige den klassischen Vorlesungsstil p�egen. Die meisten sind jedoch darum bemüht, ihre Schützlinge auf die Praxis vorzubereiten, und �echten daher Tipps und Herangehensweisen aus ihren eigenen Erfahrungen als Praktiker ein.

Wem es wichtig ist, an einer Universität mit ganz beachtlichen Studiengebühren auch entsprechend wie ein geschätzter Kunde behandelt zu werden, sollte sich wohl eher für eine der ameri-kanischen Ivy-League Colleges entscheiden, denn diesbezüglich ist das King’s College nicht über alle Zweifel erhaben. Fachlich hingegen hat der motivierte und wissbegierige Student hier wahrlich die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und unheim-lich viel zu lernen. Die Professoren sind m.E. durchs Band weg ausserordentlich kompetent, das Niveau ist hoch und die Vielfalt an Kursen bestechend. Dazu muss man sich indessen im Klaren sein, dass das King’s College einen eindeutigen Fokus auf Wirtschafts-, Finanzmarkt- und Immaterialgüter-recht legt und hier auch seine Stärken hat. Es werden zwar Vorlesungen wie „Human Rights“ angeboten, diese werden jedoch eher belächelt und als nicht wirklich ernst gemeinte Freizeitvorlesungen angesehen.

Die Stadt, die um 2 Uhr morgens schläft, aber trotzdem unendlich viel zu bieten hatZu guter Letzt komme ich nicht umhin, mich auch noch kurz zum Londoner Wetter zu äussern. Ja, es ist oft wolkenverhangen, neblig und trüb (wobei man durchaus regelmässig die Sonne zu Gesicht bekommt). Ja, es regnet von Zeit zu Zeit (wenn auch, verglichen mit der Deutschschweiz, nicht überdurschnitt-lich oft und niemals so oft wie der allgemeine Volksmund suggeriert). Und ja, im Winter wird es schon um vier Uhr nachmittags dunkel (das kann leider mit dem besten Willen nicht beschönigt werden). Aber, und nun aufgepasst, liebe Kritiker und potentielle zukünftige LL.M.’s, die Stadt mit

eine Londoner Deadline kann nicht einer Zürcher Deadline

gleichgesetzt werden

Wenn man nun das Gefühl hat, am King’s College London Engländer anzutre�en, hat man sich getäuscht. Der Begri� der Internationalität gewinnt hier ganz andere Dimensionen. Nur gerade drei Engländer gibt es im diesjährigen LL.M., dazu hat es einige wenige Iren nach London verschlagen. Ansonsten stammen die Studenten von überall her: Mauritius, Jordanien, Malta, Kolumbien, Brasilien, Norwegen, Finnland, Deutschland, Indien und vielen weiteren Ländern. Auch von den Professoren ist nur schätzungsweise knapp ein Viertel tatsächlich aus Grossbritannien, was insbesondere diejenigen etwas enttäuscht, die geho�t hatten, sich während des LL.M.-Jahres den britischen Akzent aneignen zu können.

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ihrer Geschichte, ihrer Kultur und ihrer Lebendigkeit macht dies um ein Vielfaches wieder wett.

London dürfte zwar insbesondere als Shoppingmetropole von Europa bekannt sein, vermag aber darüber hinaus durch viele weitere Vorzüge ins Staunen zu versetzen. So beherbergt die Stadt eine ganze Menge an Museen, welche ohne Eintrittspreis ö�entlich zugänglich sind, die schönsten historischen Gebäude und so unterschiedliche Stadtteile, dass jeder eine Ecke �ndet, in der er sich wohlfühlt. Was das Kulinarische anbelangt, hat sich indessen bestätigt, was ich schon befürchtet hatte: Die Briten verstehen nichts vom Kochen (insbesondere die Vorzüge von Salz scheinen sie noch nicht entdeckt zu haben) und essen alles (mit Vorliebe in Plastik verpackte dreieckige Sandwiches und Karto�elchips, hier genannt „Crisps“). Glücklicherweise zieht solch eine international geprägte Stadt – es ist in der Tat fast eine Seltenheit, wenn man einmal einen waschechten Briten zu Gesicht bekommt – nicht nur Anwälte, Banker und Studenten an, sondern auch Köche aus aller Welt, sodass die Auswahl an Restaurants und verschiedenen Cuisines immens ist und kaum einen Wunsch o�en lässt. Verglichen mit Zürich sind die Preise zudem durchaus erschwinglich, weshalb die Stadt regelrecht dazu einlädt, eine Weltreise der Gaumenfreuden anzutreten. Nur die Tatsache, dass die meisten Pubs um 23:00 Uhr und

Nachtclubs in der Regel um 02:00 Uhr schliessen, lässt regel-mässig Kritik laut werden. Aber auch damit lässt sich m.E. leben, ist doch jeder beim Klingeln des Weckers frühmorgens insgeheim froh, am Vorabend zur wohlverdienten Nachtruhe gezwungen worden zu sein.

GesamteindruckMein Ziel war es, im Rahmen des LL.M. möglichst viele Wissenslücken, die nach dem Studium in Zürich bestanden, zu stopfen und das breite Spektrum an Fachkenntnissen, das hier angeboten wird, auszunutzen. Deshalb habe ich mich nicht spezialisiert, sondern aus verschiedenen Richtungen die wesentlichen Kurse gewählt, um mit einer breiten Basis ins Berufsleben einsteigen zu können. Das King’s College gibt einem diese Möglichkeit, während sich bereits praktizierende Anwälte in hohem Masse spezialisieren und ihr bereits vorhan-denes Wissen vertiefen und ausweiten können. Ob ein LL.M. direkt nach dem Studium oder aber nach einigen Jahren Berufserfahrung mehr Sinn macht, kann nach meinem Dafür-halten nicht allgemein entschieden werden. Für beide Ansätze bestehen valide Argumente; sie führen bloss zu unterschiedlichen Zielen, worüber man sich im Klaren sein muss. Ob ich mich wieder für den Double Degree mit dem King’s College London entscheiden würde? Jederzeit, ohne mit der Wimper zu zucken!

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36 Seminar

Julia Meier

Im Seminar „Spinoza und das europäische Rechtsdenken“ bei Prof. Senn wurde man zwar intellektuell gefordert, doch der Spass kam nicht zu kurz. Das abwechslungsreiche Programm und die intensiven Stunden rund um Spinoza machten die drei Tage in Solothurn zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Diskussionen (fast) ohne EndeZum eigentlichen Seminarinhalt: Wir befassten uns mit Spinoza – im Verhältnis zu seinen Zeitgenossen, mit seiner Rezeptionsgeschichte und seiner Aktualität. Diese Konzentration auf einen Philosophen ermöglichte es, dass die Diskussionen nicht nur an der Ober� äche kratzten und wir dadurch im Verlauf des Seminars ein immer besseres Verständnis für sein Werk entwickeln konnten. Dies war ein spannender Prozess, auch weil wir dieses Verständnis anhand aller Missverständnisse der Philosophie Spinozas, welche durch andere Philosophen verbreitet wurden, erarbeitet hatten. Das Werk dieses einsamen Denkers ist derart vielschichtig und komplex, dass die Diskus-sionen während dem Essen und am Abend leidenschaftlich weitergeführt wurden. Nebenbei haben wir die grossen Philoso-phen der Neuzeit (wieder)entdeckt. Nach diesen interessanten Diskussionen hatten wir uns den Genuss des vielfältigen Rahmenprogramms reichlich verdient.

Solothurn – Die Schönste Barockstadt der SchweizSolothurn lernten wir durch zwei Stadtführungen kennen, welche unterschiedlicher nicht hätten sein können. Während

Spinoza in SolothurnSeminarbericht

Timo Fenner uns am ersten Nachmittag informativ durch die Geschichte und die Gassen von Solothurn führte, zeigte uns „Madame de Coin“ das barocke Leben und „Vrowenzimmer Marie Eggerin“ die Freuden und Leiden des Mittelalters. Diese Kunst� guren werden von Marie-Christine Egger mit viel Hingabe gelebt und lassen erahnen, wie man zu dieser Zeit in Solothurn lebte. Sie zeigte uns, wo Casanova seine Geliebte geküsst haben soll und wir lernten, wie man mit dem Fächer spricht, tanzten lachend durch Solothurn; erfuhren, was Läuse und Verlobungsgeschenke miteinander zu tun haben und wurden auch geschmacklich in die Vergangenheit zurückversetzt.

Essen und TrinkenAuch in der Gegenwart hat Solothurn kulinarisch viel zu bieten. In der Weinkellerei „Domaine de Soleure“ durften wir verschiedene Weine des Weinguts degustieren und mehr über die Weingeschichte Solothurns erfahren. So ist zum Beispiel der Ausdruck „être chargé pour Soleure“ in der Romandie weit verbreitet als Ausdruck für „betrunken“. Das Restaurant im Turm unseres Hotels verwöhnte uns am Donnerstagabend mit seinen 14 Gault-Millau Punkten. Auch sonst war die Hotelküche grossartig und die vielen Ka� ee- und Kuchen-Pausen sowie die reichhaltigen Mittag- und Abendessen, welche mit feinen Weinen abgerundet wurden, liessen nichts zu wünschen übrig. Irgendwann wurde uns gemeldet, dass es leider keine Sauternes, ein süsser Weisswein, mehr im Keller habe und wir nun die letzte Flasche am Geniessen seien. Am Abend zeigte sich uns Solothurn von seiner verschlafenen Seite, weshalb wir die Tage mit nächtlichen Spaziergängen ausklingen liessen.Ich glaube, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass das Seminar ein Erfolg war. Ein Vorteil war sicherlich die überschaubare Gruppe und das grosse Interesse aller Beteilig-ten. Zu empfehlen ist es aber auch allen, die sich nicht zu den Hardcore philosophen und –philosophinnen zählen, sich einmal auf das Abenteuer Rechtsphilosophie einzulassen, um den Ho-rizont zu erweitern und sich mit den Grundlagen des Rechts zu befassen, denn eine solche Möglichkeit bietet sich nur während dem Studium.

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Über das Seminar

Spinoza und das europäische Rechtsdenken, Rechts philosophisches und rechtshistorisches Seminar in Solothurn, vom

Mittwoch ,12., bis am Freitag, 14. September 2012, unter der Leitung von Prof. Marcel Senn und lic. Iur. Timo Fenner.

Studienausgaben – neu mit Randregistern Kren Kostkiewicz, Walder

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38 Fakultät

Fabio Andreotti

Nur wenige Kommilitoninnen und Kommilitonen wissen, was die beiden studentischen Fakultätsvertreter eigentlich tun. Dieser kurze Bericht soll dem entgegenwirken und gleichzeitig aufzeigen, dass es lohnenswert ist, sich für die Interessen der Studierenden einzusetzen.

Student ist nicht gleich StudentAuf den Punkt gebracht: Wir vertreten die Interessen aller Jus-Studierenden an der RWF – ob Assessment- oder Master-studentin, ob Vollzeit- oder Teilzeitstudent, ob Ausländer oder Schweizerin spielt keine Rolle. Dabei wird aber auch schon Eines deutlich: Es gibt nicht das gemeinsame Interesse der Jus-Studierenden. Im Gegenteil: Sehr oft widersprechen sich die Interessen der einzelnen Studierenden. In diesen Fällen geht es uns darum, die Interessen nach Möglichkeit unter einen Hut zu bringen, was aber nicht immer leicht fällt (man denke beispielsweise an die Prüfungszeitverlängerung für fremdsprachige Studierende, welche mit dem Gleichbehand-lungsanspruch der übrigen Studierenden kollidieren könnte). Weil die Studierenden nicht zwingend die gleichen Anliegen haben, wissen wir auch nicht immer ganz genau, wo der Schuh drückt (und Sneakers drücken wohl nicht gleich stark wie High Heels). Darum sind wir auf eure Inputs angewiesen!

Lobbyieren für die Interessen der StudierendenBericht aus der Fakultät

Erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen den studentischen GruppenVor drei Jahren wurde ich als Studierendenvertreter durch die Generalversammlung des Fachvereins Jus gewählt. Es war mein zweites Amt an der RWF, nachdem ich für ein paar Monate in der Lehrkommission Einsitz nehmen durfte. Neben mir wurde mit David Studerus (dann Simone Ursprung und nun Alessandro Stanchieri) eine weitere im Fachverein Jus aktive Person gewählt. Es lohnt sich, dass die Studierendenvertreter neben ihrem Amt in der Fakultätsversammlung auch im Fachverein Jus oder in anderen studentischen Organisationen mitarbeiten. Damit spürt man sozusagen den Puls der Zeit. Die Fakultätsversammlung ist natürlich nicht der einzige Ort, wo man die Anliegen der Studierenden vertreten kann. So setzten sich aktive Kommilitoninnen und Kommilitonen mittels Petitionen gegen eine zu strikte Reiterregelung, für eine Lernphase vor den Prüfungen und – zurzeit hängig – für

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39 Fakultät

Wiederholungsprüfungen im revidierten Studiengang 2013 ein. In der Folge konnten wir diese Eingaben auf der institu-tionellen Ebene der Fakultätsversammlung vertreten. Das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen studentischen Gruppen und ihrer Vertretung klappt somit sehr gut.

„Melting Pot“ der ProfessorenschaftDie Fakultätsversammlung (ugs. Fakultät) ist das „oberste“ Organ der RWF.1 Irgendwie ist es einem Parlament nachge-bildet, irgendwie aber auch nicht.2 Die wichtigsten Beschlüsse werden denn auch in der Fakultätsversammlung gefasst, jedoch �nden ausserhalb der Ständevertretung (Studierende, Assistie-rende, Privatdozierende und Titularprofessoren) weder Wahlen statt noch bestehen die sonst für ein Parlament typischen Kontrollmechanismen noch hat die Fakultät ein richtiges Budgetrecht. Alle Professorinnen und Professoren haben ihren Platz auf sicher, die Delegierten der Stände je deren zwei. Die Beobachtungen, die ich an den Sitzungen mit so vielen Profes-sorinnen und Professoren mache, sind immer wieder spannend. Ohne die Amtsgeheimnisp�icht zu verletzen, kann ich sagen, dass hier leicht andere Regeln im Umgang gelten als „draussen“. Es wird nach meinen Erfahrungen leidenschaftlich, aber oft durch die Blume diskutiert, wenn die Interessen der Kolleginnen und Kollegen betro�en sind (ganz im Sinne des lateinischen Ausspruchs „fortiter in re, suaviter in modo“3). Der Ton ist fast immer freundlich, auch wenn es unter der Ober�äche ab und zu brodelt. Schliesslich stellt die Fakultät auch eine „ideologische“ Einheit dar: Man hält im Kampf gegen das „Böse“ zusammen, in diesem Fall die Bürokratie der Universität. Darum spreche ich auch gerne vom „rechtsfreundlichen“ Raum, der in der Fakultät besteht.

Zwischen harmlosem Abnicken und kämpferischer DebatteDie Fakultät tritt je nach Arbeitslast drei bis viermal pro Semester zusammen. An einem typischen Mittwochnachmittag wird zuerst über die Abnahme der Dissertationen sowie Bachelor- und Masterabschlüsse beschlossen. Dies ist nach meiner Erfahrung bloss ein formaler Akt. Im weiteren Verlauf folgen Wahlen für die verschiedensten Kommissionen auf fakultärer und universitärer Ebene (auch des Dekans bzw. der Dekanin). Typisches Traktandum ist sodann der Erlass von Merkblättern, Studienordnungen und Reglementen, sofern diese nicht noch der Genehmigung durch die Universitätsleitung unterliegen. Dank Vorarbeiten des Dekanats und vorberatender Kommissionen, wie z.B. der Bologna-Kommission, können diese Erlasse relativ zügig durchgewinkt werden. In meiner Amtszeit waren jedoch die beiden revidierten Studienordnungen (B Law und M Law) die Zeitfresser schlechthin; sie waren Gegenstand stundenlanger und emotional geführter Diskus-sionen. Oft kommen wir auch in den Genuss von Habilitations-referaten, welche für studentische Ohren aufgrund ihres hohen Akademisierungsgrades nur schwer verständlich sind. Am spannendsten sind die „Mitteilungen“, denn man kann sie nur schlecht antizipieren: Vaterschaft hier, Mutterschaft dort,

Auszeichnung erhalten, Ruf abgelehnt usw. Zwei Mal im Jahr dürfen wir an den Abschlussessen teilnehmen. Dort erleben wir regelmässig interessante Begegnungen mit uns unbekannten Emeriti (was auch schon zu lustigen Verwechslungen geführt hat) und schon länger nicht mehr an der Universität gesehenen Dozenten aus unserem Assessmentjahr.

Abwechslungsreiche und fordernde AufgabeDie Mehrheitsverhältnisse erklären, weshalb die Studierenden-vertreter mit ihren Anliegen in der Fakultät nicht immer erfolgreich (gewesen) sind. Trotzdem können wir uns – verglichen mit anderen Fachvereinen an der UZH und deren Ein�uss-möglichkeiten – glücklich schätzen. Die Vertretung ist sicherlich ein zeitintensives Amt. Ich kann trotzdem jeder Person, unab-hängig davon, wo und wie sie ihre Karriere plant, empfehlen, sich auch mit dieser Seite des Studierens zu beschäftigen.

1 § 34 Abs. 3 des Universitätsgesetzes vom 15. März 1998. f2 Vgl. § 1 des Organisationsreglements der Rechtswissen-

schaftlichen Fakultät der Universität Zürich vom 16. Dezember

1998, abrufbar unter http://www.ius.uzh.ch/rsjur/Loseblatt-

sammlung.html. 3 Übersetzung: „Stark in der Sache, milde in der Art“.

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40 Circolo Giovani Giuristi Zurigo

Rocco Leonardi

Affollato, standardizzato e omologante: È veramente questo il percorso accademico che desideravamo intraprendere?

L’Università, come del resto tutti i maggiori attori della società, è da sempre confrontata con s�de di capitale importanza. Se, per molti aspetti, la mano sapiente di chi regge le sorti del mondo accademico ha saputo guidarne l’evoluzione nel tempo, fornendo risposte esaustive agli interrogativi messi in campo dal progresso sociale ed economico, non si può certo sottacere, come in relazione ad altre problematiche, soprattutto quelle di più stringente attualità, gli atenei si siano rivelati sorpren-dentemente a corto di soluzioni spendibili in maniera concreta.Il sovra�ollamento dei percorsi di studio e la conseguente scarsa interazione tra studenti e corpo insegnante sono, tra le questioni irrisolte, quelle che più mi stanno a cuore, poiché assai di sovente scaturiscono in esasperate dinamiche di competizione tra universitari e in un rei�cante anonimato per il singolo studente. L’Università, focolaio di attività scienti�ca e vero laboratorio del sapere, non può a mio avviso permettersi di snaturare la propria condizione storica, riducendosi a mero ripetitore su vasta scala di cultura specializzata. Lo scopo degli studi superiori, oltre che nell’assimilazione di un determinato sapere settoriale, deve assolutamente essere ricercato anche nell’elaborazione di un pensiero critico nei confronti della materia oggetto di apprendimento. Imprescindibili sono quindi l’instaurarsi di un rapporto umanamente tangibile tra professori e studenti e il rispetto delle personalità peculiari dei singoli. Troppo spesso l’Università dei nostri giorni sacri�ca invece, sull’altare del bilancio e in nome delle ben note ristrettezze �nanziarie, la qualità e le condizioni di studio, mettendo in secondo piano il lato umano del processo di apprendimento e

tendendo così a un’omogeneizzazione dei contenuti e di chi li assimila tanto estrema quanto inquietante. I momenti di scambio reciproco e costruttivo, linfa vitale di uno studio superiore, si sono ormai ridotti all’osso. Lo studente viene sempre più relegato al ruolo di comparsa nel panorama universitario, cui è permesso stabilire una dinamica d’interazione con i professori solo in ambiti particolari come seminari ed esercizi.Molti giovani, ormai, non si riconoscono più in un’istituzione che li identi�ca esclusivamente attraverso il numero di matricola, che crea procedure burocratiche puntigliose ed estenuanti, che durante le sessioni d’esame li con�na nel desolante grigiore della Messe di Oerlikon e che li costringe a vere e proprie battaglie per un posto a sedere a lezione. In questo senso, è impossibile negare come le infrastrutture universitarie e i percorsi accademici proposti oggi siano diventati, almeno parzialmente, inadeguati per rispondere in maniera soddisfa-cente alle esigenze degli studenti. Urgerebbero soluzioni, ma, purtroppo, il futuro non sembra in grado di riservare piacevoli sorprese. Le riforme in corso d’opera, come ad esempio la tanto discussa modi�ca del Re-golamento degli studi della nostra facoltà, non si chinano infatti sulle questioni e sulle problematiche che tanto stanno a cuore a noi giovani universitari, ma portano piuttosto ad un ulteriore peggioramento delle condizioni di studio. Del resto, �no a quando in plancia di comando si continuerà a posporre gli interessi degli studenti a esigenze, certamente legittime, ma forse non così impellenti, come quelle �nanziarie delle varie facoltà, la rotta non cambierà.

LA PAGINA DEL CIRCOLO GIOVANI GIURISTIPer un'Università a

dimensione d'uomo

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41 Thema © 2013 KPMG Holding AG/SA, a Swiss corporation, is a subsidiary of KPMG Europe LLP and a member of the KPMG network of independent firms affiliated with KPMG Inter national Cooperative («KPMG International»), a Swiss legal entity. All rights reserved. Printed in Switzerland. The KPMG name, logo and «cutting through complexity» are registered trademarks or trademarks of KPMG International.

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42 FV Jus

Moritz Schmid

An dieser Stelle möchten wir wie in jeder Ausgabe über Aktuelles und Neues aus dem Fachverein berichten. Ob beim Legal English Workshop mit Lawbility, den Career Days oder der ersten jusParty, auch in diesem Semester hat der Fachverein wieder ein breites Angebot an Veranstaltungen für die Jusstudierenden organisiert

Änderung im PräsidiumAn der letzten GV wurde Tobias Frei gemeinsam mit Moritz Schmid ins Präsidium des Fachvereins gewählt. Die beiden Co-Präsidenten freuen sich darauf, die anstehenden Aufgaben des Fachvereins gemeinsam in Angri� zu nehmen.

Besseres Englisch mit LawbilityGemeinsam mit dem Verein Lawbility hat der Fachverein einen interessanten Workshop organisiert. Dabei konnten die Teilnehmer in einem ersten Teil mit einem Linguisten ihre Englischkenntnisse auf Vordermann bringen. Im zweiten Teil wurde mit dem Legal Council von Schindler das Verhandeln von Verträgen auf Englisch geübt. Möchtet ihr ebenfalls euer Englisch für die Praxis verbessern, �ndet ihr auf der Homepage von Lawbility weitere Informationen.

Career DaysBei den diesjährigen Career Days hatten die Studierenden wieder die Möglichkeit, mit verschiedenen Unternehmen in Kontakt zu treten: Sei es um Informationen über ein Unter-nehmen aus erster Hand zu erhalten oder um sich gleich für ein Praktikum zu bewerben.

Coaching für Zweitsemestrige und Organisation des ESTAuch das jusCoaching-Programm wurde in diesem Semester von den Zweitsemestrigen wieder gut besucht. Die Studierenden

Neues aus dem Fachverein

bekamen in diesem Semester in zwei Coachings alles wichtige rund um das Verfassen der ersten Fallbearbeitung und die Prüfungen im Sommer vermittelt. Beim anschliessenden Lunch beantworten die Coaches den Studierenden die noch o�enen Fragen.Auch haben wir wieder begonnen, den nächsten Erst-semestrigen tag vorzubereiten. Durch die bevorstehende Revision werden wir die Inhalte des Tages leicht anpassen. Möchtest Du auch beim Erstsemestrigentag mithelfen? Wir freuen uns über jede Hilfe.

VSUZH-WahlenIn diesem Semester fanden die ersten Wahlen für die neue Körperschaft der Studierenden statt. Auch der Fachverein Jus hat hier kandidiert. Was ist der VSUZH eigentlich? Der VSUZH vertritt die Studierenden in ihrer Gesamtheit gegenüber der Universität. Was der Fachverein für euch auf der Ebene der Fakultät macht, übernimmt der VSUZH gegenüber der Universität. Der Fachverein möchte sich hier natürlich für die Interessen der Jusstudierenden einsetzen, aber auch �emen behandeln, die allen Studierenden zu Gute kommen. Dabei geht es um die Verbesserung der Lehre, den Ausbau des Platzangebotes in den Hörsälen und die Verbesserung des E-Learning Angebotes.

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Career Days im Lichthof FV Jus Party im Moods

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jusParty und NachtseminarDiese Semester hat der Fachverein nach langer Zeit wieder eine Party für uns Juristen organisiert. Auch bei der neuen Partyreihe, dem Nachtseminar, wird der Fachverein in Zukunft regelmässig Abende „hosten“. Du hast eine Idee, was einer Party für Juristen noch fehlt? Dann melde dich bei uns, das Nachtseminar bietet uns immer eine eigene Plattform.

Sportlich unterwegs im FV JusAuch in diesem Winter haben unsere Aktivmitglieder wieder ein gemeinsames Skiweekend durchgeführt. Dieses Mal zog es uns in die nahegelegenen Flumserberge, um wunderbare Tage im Schnee zu verbringen.Auch im Frühling ging es im Fachverein sportlich weiter. Der Fachverein nimmt zum zweiten Mal an der beliebten SOLA Stafette des ASVZ teil. In gemeinsamen Trainings konnten wir uns auf den diesjährigen Lauf vorbereiten. Vom Marathonläufer

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VSUZH Wahlen

Sechs Studierende des Fachverein Jus wurden in den

VSUZH Rat gewählt. Diese vertreten eure Interessen auf

gesamtuniversitärer Ebene.

Wir danken allen, die uns ihre Stimme gegeben haben. Die

nächsten VSUZH Wahlen finden im Frühling 2015 statt.

bis zum Gelegenheitsjogger sind in unserem Team Läufer jeder Leistungsstärke vertreten.

Du im Fachverein?Möchtest auch Du dich im Fachverein engagieren, dann gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. Sei es als Autor fürs N’Jus, als Coach für das jusCoaching, als Modulverantwortlicher beim Erstsemestrigentag, Helfer bei der nächsten jusParty oder als Administrator der Homepage. Auch für deine eigenen Ideen haben wir immer ein o�enes Ohr. Melde dich unter [email protected], besuche uns an einem Fachvereinsabend oder komme gleich an einer Aktivmitglie-derversammlung vorbei. Die Daten �ndest du jeweils auf unserer Homepage.

Wir freuen uns auf Dich!Für den FachvereinMoritz Schmid, Co-Präsident

Gewählt wurden:

- Moritz Schmid

- Edoardo Köppel

- Jana Kausche

- Tobias Frei

- Nicolas Buob

- Alan Kilic

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44 Kolumne

Zima

Verhältnismässigkeit wird in der Juristerei bekanntlich gross geschrieben. Da wir keine exakte Wissenschaft, ja nach Meinung einiger gar keine Wissenschaft betreiben, fehlen uns die präzisen Masse, das klare Richtig oder Falsch. Fast nichts ist unter Juristen schlicht daneben oder schlecht, vieles dagegen unan-gemessen, überspitzt formalistisch, allenfalls auch treuwidrig. Verhältnismässigkeit und Angemessenheit sind Gold. Das gilt für arbeitsrechtliche Konkurrenzverbote, Massnahmen der Erwachsenenschutzbehörde, die Auskunfts- und Informati-onsrechte von Krankenversicherungen und Wohnungsvermietern und die Wahl des Verfahrens in der Strafverfolgung: Von nichts zu viel, von nichts zu wenig.

Unsereins lernt das natürlich bereits an der Uni. Doch wird die Verhältnismässigkeit in der Praxis meistens nicht bloss beschworen, sondern auch gelebt. So veranlassen einen gewisse Gewohnheiten an unserer Fakultät doch des öfteren dazu, den Kopf sanft von rechts nach links und wieder zurück zu bewegen: Da und dort sind der Regeln und Buchstabentreue mal zu wenig, aber öfters noch zu viel.

Da wäre einmal die manchmal etwas belustigende Art des RWI-Personals, die zahlreichen Bibliotheksregeln durchzuset-zen. Zu letzteren zählen namentlich die Maxime der durch-sichtigen Plastik�asche, das Laptop-Verbot auf gewissen Stockwerken und – last but not least – das Ruhegebot. Freilich nehmen Bücher naturgemäss weniger Schaden, wenn sie durch Wasser statt durch Cola Zero ge�utet werden; aber erstens sind doch die meisten RWI-Besucher geschickt genug, ihre Flüssigkeitszufuhr derart zu steuern, dass weder Bücher noch ihr holdes MacBook bekleckert werden, und zweitens könnte mir das Bibliothekspersonal doch einfach glauben, dass ich meine Rivella�asche mit Wasser aufgefüllt habe? Und das Tippen auf dem Laptop mag lärmemp�ndliche Zeitgenossen zwar stören, doch ohne ein Nies-, Fingerknack- und Türbenut-zungsverbot, ohne Panto�eltragep�icht und unter fortwährender Benutzung dieser unsäglich quietschenden Stühle hat das Laptop-Verbot auf zwei von sechs Etagen vor allem einen E�ekt: Jene, die wirklich in der Bibliothek arbeiten müssen, können dies an mindestens einem Drittel der Arbeitsplätze – davon gibt es verdankenswerterweise im sechsten Stock am meisten – nicht tun, denn Seminararbeiten schreibt heutzutage wohl keiner mehr von Hand. Wenig überraschend bleibt der Rü�el des Personals denn auch nicht aus, wenn man gegen das Verbot einmal verstösst, genauso wenig wie in jenem Moment,

KolumneVon der Verhältnismässigkeit und anderen kleinen Schwindeleien

in welchem man im Treppenhaus ein paar Worte wechselt. Einmal ehrlich: Wenn man zufolge o�ener Tür tatsächlich ein paar im Treppenhaus gesprochene Worte mitbekommen könnte, ist man meist durch die Schuhe desjenigen, der die Tür geö�net hat, abgelenkt genug, als dass aus dem Treppenschwatz noch eine zusätzliche Konzentrationsstörung resultieren würde. An dieser Stelle sei auch gesagt: Die neuen blauen Körbe sind wahnsinnig toll, aber welcher Vorteil resultiert daraus, wenn ich meine Handtasche in einen solchen Korb entleere, anstatt sie gleich mitzunehmen, wie sie ist?

Die Arbeitsbescha�ung geht an anderen Orten weiter. Alljährlich werden etwa hundert Disziplinarverfahren aufgerollt, weil manche Studenten ihre Reiter falsch in die Gesetze reinkleben. „Falsch“ ist alles, was nicht die gleiche Farbe und Form hat oder keinen ausreichenden Sicherheitsabstand vom Gesetzestext wahrt. Das ist verständlich: Studien haben gezeigt, dass der Prüfungserfolg bei der Benutzung verschiedenfarbiger Reiter, welche ab und an mit Marginalien überlappen, signi�kant steigt. Das geht natürlich nicht – im Zweifelsfalle lässt die Rechtsstelle auch den Benutzer eines nur ganz leicht unor-thodox eingeklebten Reiters zu seinem Regelverstoss Stellung nehmen, um nachher das Verfahren „angesichts der Geringfü-gigkeit der Widerhandlung“ einzustellen (ich möchte die Studentin, welche einen Einstellungsentscheid wegen Gehörs-verletzung an�cht, einmal sehen).

Und wenn wir schon dabei sind: „Die Rüge der Unangemes-senheit ist ausgeschlossen.“ – diese Rechtsmittelbelehrung �nden wir halbjährlich auf unserem Leistungsausweis. Mit anderen Worten: Glücklich der, dessen Korrekturassistent sich erkennbar verzählt hat – wenn dieser aber (ganz ausnahmswei-se) keine Lust hat, Ausführungen zu beurteilen, die sich so nicht in der Musterlösung �nden, ist das vielmehr ein Ermessens-entscheid. Unangemessenheit ist in diesem Falle – wenigstens auf dem Papier – gar kein Problem. Dass eine Einsprache, in welcher es um die Wurst (auch genannt „de�nitive Abweisung“) geht, dann doch etwas weniger formalistisch behandelt wird, gestehe ich den Lehrstühlen selbstverständlich gern zu.An dieser Stelle sei aber auch hervorgehoben: Glücklich die Fakultät, an welcher nicht wenige Dozierende beinahe unver-hältnismässig viel Zeit in die Lehre investieren. Namen seien aus Verhältnismässigkeitsgründen hier zwar nicht genannt, aber auf der neuen Facebook-Seite „Spotted: Lehrpreis-Nominationen“ sind sie ho�entlich schon aufgetaucht.

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Damian P. Stocker

Der fromme König Sankt Ionen wollte eines Tages ein eigens für ihn zubereitetes – also ein individuell-konkretes – verwaltungs Gericht auf seinem gesuchs Teller zu sich nehmen, doch ein ungeschickter Kellner zerbrach ihn. Des Königs General Klausel hatte eine Idee: Er habe gehört, dass man gesuchs Teller wieder mit staats Haftung zusammenkleben könne. Das funktioniere auch in anderen generell-abstrakten Fällen. Dies musste wohl eine glückliche Sachverfügung sein, dass er einen so klugen General hatte, dachte sich der König. Daraufhin schickte Sankt Ionen seinen General Klausel auf eine Immission, um staats Haftung zu besorgen. Doch dieser machte keine ö� entlichen Anstalten, von seiner Rechtsposition abzuweichen: Er wollte vom König eine Wa� e und (nach erfolgreicher Immission) eine beweis Würdigung zum Sonderstatusverhältnis von Amtes we-gen. Sankt Ionen wusste, dass geeignete Wa� en gemengs teuer sind, aber zum guten Glück subventioniert. Deshalb gab er ihm einen Service public, auf den General Klausel eine Son-dernutzung erhielt.

So machte sich dieser auf seine Reise in den Ausstand. Nachdem er im Wald lange dem Re-Kurs gefolgt war, kam er zu einer Lichtung. Dort bezog er sofort Parteistellung, denn er hörte einen Drachen verfügen. Intertemporal bemerkte er, dass dieser auch staats Haftung hatte. „Ge hör die zu Dir?“, fragte er den

Lustige GeschichteWie General Klausel zu einer wichtigen

rechtshysterischen Figur des öff entlichen Rechts wurde

Drachen. Dieser fackelte nicht lange und spie dem General eine rechtswidrige Sammelverfügung entgegen. General Klausel machte jedoch keine Konzessionen, im Gegenteil: Diesem gemein Gebrauch hielt er sofort seinen Service public entgehen. Das war für den Drachen eine unvorhersehbare Einwendung, die er nicht mehr rügen konnte. Erst als der Drache wieder Rechts begri� , wie es um ihn geschehen war, gab er die staats Haftung heraus. Dann erst bemerkte General Klausel, dass er doch am Rechtsgut verletzt war. Zum guten Glück konnte er sich mit einer Verbandsbeschwerde sofort selbst verarzten, bis er sich in Rechtsp� ege begeben konnte. Doch musste er noch die ganze subjektive Beweislast mit sich nachhause tragen. General Klausel brachte so dem König Sankt Ionen die staats Haftung, welche dieser zum Zusam-menkleben seines gesuchs Tellers benötigte. Alle feierten die wiedererlangte Eigentumsfreiheit.

Auch der König hielt sein Wort: Er verlieh General Klausel das Sonderstatusverhältnis von Amtes wegen, schliesslich hatte dieser die Helden-Tat bestand-en. General Klausel packte seine ö� entlich-rechtlichen Angelegenheiten und begab sich in Rechtsp� ege. Bereits zu diesem Zeitpunkt war er jedoch in sehr schlechter bundes Verfassung und erlag daher nur wenig später seiner Verletzung des Bundesrechts.

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Gabriel Kaspar

Rätsel

Rätselecke

Hast du ihn schon persönlich kennengelernt, so geht dir schnell ein Lichtlein auf. 1. Er war ein Humanist der Renaissance, geboren als unehelicher Sohn in den Niederlanden, beigesetzt als katholischer Priester und weltgewandter Gelehrter 1536 im Basler Münster.2. In Turin promovierte er zum Doktor der �eologie, womit er auch den Rang eines Reichsbarons erhielt.3. Heute ist sein Name Programm: Zu ihm kann man gehen, um Jus zu studieren!4. Schon seit 26 Jahren. Im Bachelor ein Jahr, im Master ein halbes.5. Er ist aber nicht Professor an der UZH, er ist immer im Ausland.6. Man muss deswegen auch eine neue Sprache lernen oder schon eine Fremdsprache beherrschen. Aber weder Chi- nesisch noch Arabisch: Eine europäische Fremdsprache genügt.7. Der Mann veranstaltet die besten Feste mit Partybussen, Singwettbewerben und Trinkspielen.8. Männer, ihr lernt dort so viele Frauen kennen wie nie vor her und nachher.9. Ausserdem lernt man ein fremdes Land kennen, denn man hat dort viel Zeit für sich selbst und zum Reisen.10. Dank ihm wird die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und die Mobilität von Studenten gefördert.

Auch er hat die akademische Karriereleiter erklommen:

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N’JusZeitschrift der Zürcher JusstudierendenAusgabe Frühlingssemester 2013

Herausgeber:Fachverein JusRedaktion N‘JusRämistrasse 74/668001 Zürich

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Impressum

RAToon

Steven Rüttimann

Redaktion:Délia MaireSimone UrsprungNadine Wipf

Autoren:Elvira AgaevaFabio AndreottiJuan Armas PizzaniVanessa FabrisMichelle KaltMarie-Christine KaptanGabriel KasparRocco LeonardiDélia MaireJulia MeierSteven RüttimannMoritz Schmid�omas SteiningerDamian P. StockerJasna StojanovicSimone UrsprungEliane WelteNadine Wipf

Lektoratsverantwortliche:Délia Maire

Lektorat:Yves BuschorVanessa FabrisJasna StojanovicEliane WelteNadine Wipf

Layout:Yves BuschorNatascha Honegger

Werbung:Silvan AndermattVanessa [email protected]

Druck und Auflage:Seeprint2000 Exemplare

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