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BUSINESS 16 Nr. 2A _ 2017 chenbereinigt um 4 % auf knapp 680 Mill. Eu- ro steigern können“, sagt Hartmann. Das Er- gebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibun- gen (Ebitda) sei bereits 2014 positiv gewesen und werde 2016 deutlich über den 2,5 Mill. Euro liegen, die 2015 auf Ebitda-Basis erwirt- schaftet worden seien. Damit ist NKD noch kein Rendite-Wunder. Um die Zahlen jedoch richtig einordnen zu können, muss man sich in Erinnerung rufen, dass im Rumpfgeschäftsjahr 2013 (23.5. bis 31.12.) das Ergebnis der gewöhnlichen Ge- schäftstätigkeit mit minus 53 Mill. Euro noch hoch defizitär war. Wie konnte der schnelle Turnaround gelin- gen? Wie so oft, hat der Erfolg auch bei NKD viele Väter. „Entscheidend war zunächst zu verstehen, worauf der Erfolg in der Vergan- genheit begründet war, was NKD ist: Ein Nah- versorger und textiler Vollsortimenter für die ganze Familie“, sagt Ulrich Hanfeld. Die Kun- den seien zumeist weiblich, haben Kinder und Enkel und relativ wenig Geld zur Ver- fügung.In die Lebensverhältnisse der Kunden müsse man sich versetzen und aus dieser Sicht Preise und Sortiment gestalten, sagt der U msatz? Hat sich besser als im Bran- chendurchschnitt entwickelt. Flä- chenproduktivität? Ist kräftig gestie- gen. Ergebnis? Positiv und deutlich besser als im Vorjahr.Im schwierigen Jahr 2016 ist es für den oberfränkischen Discounter NKD in Bindlach gut gelaufen. Drei Jahre nach Über- nahme durch den britischen Finanzinvestor OpCapita und harter Sanierungsarbeit scheint für das Filialunternehmen die Zeit von Personalabbau, Filialschließungen und Verlusten vorüber zu sein. Das Unternehmen verdient operativ wieder Geld und auch Ex- pansion ist ein Thema. CEO Ulrich Hanfeld und CFO Rüdiger Hartmann stapeln dennoch tief. Nach wie vor bleibe viel zu tun, der Markt sei herausfor- dernd, sagen sie unisono. Ein wenig stolz sind sie dann aber doch, als sie über Zahlen reden. 2014 sei der Umsatz flächenbereinigt um rund 5 % gestiegen. Ebenfalls flächenberei- nigt habe das Plus ein Jahr darauf 9% be- tragen. „Der Abschluss für 2016 ist noch nicht fertig. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach ha- ben wir die Erlöse im vergangenen Jahr flä- Vorsitzende der Geschäftsführung. Bedeu- tend sei auch, dass die Filialen vor allem in ländlichen Regionen für die Kunden nicht nur Einkaufsstätten, sondern auch soziale Orte seien.Häufig kennen die Verkaufsmitarbeite- rinnen ihre Kundinnen mit Namen, man un- terhalte sich, spreche über dieses und jenes. Hanfeld: „Daraus erklärt sich der hohe Stammkundenanteil und die starke Bindung an NKD. Unser Rückgrat sind die Verkaufs- mitarbeiter und Stammkunden.“ NKD habe darauf reagiert und in den Vertrieb investiert. So sei die Zahl der Be- reichsleiter deutlich erhöht worden. Statt um 30 Läden müsse sich jeder jetzt nur noch um etwa 16 Filialen kümmern und könne sie da- durch deutlich besser betreuen. Außerdem laufe die Einführung von neuen Kassen, die mit erweiterten Funktionen die Verkaufsmit- arbeiter bei Routinearbeiten entlasten sollen. Neue Wege geht NKD auch bei der Beschaf- fung von Textilien. Als Vollsortimenter bietet der Filialist Beklei- dung für Erwachsene und Kinder an. Von Ja- cken bis zu Wäsche und Sportbekleidung für Frauen,Männer und Kinder. Außerdem Haus- und Heimtextilien. Im Laufe der Jahrzehnte – das Unternehmen wurde 1962 von Burkhard Hellbach in Essen gegründet – wurde eine große Zahl von mehreren hundert Lieferan- NKD hat wieder Oberwasser Der Discount-Filialist ist zurück in der Spur. Der Umsatz steigt, auch flächenbereinigt. Profitabel sind die Bayern auch. CEO Ulrich Hanfeld CFO Rüdiger Hartmann

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chenbereinigt um4% auf knapp 680Mill. Eu-ro steigern können“, sagt Hartmann. Das Er-gebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibun-gen (Ebitda) sei bereits 2014 positiv gewesenund werde 2016 deutlich über den 2,5 Mill.Euro liegen, die 2015 auf Ebitda-Basis erwirt-schaftet worden seien.Damit ist NKD noch kein Rendite-Wunder.Um die Zahlen jedoch richtig einordnen zukönnen,muss man sich in Erinnerung rufen,dass im Rumpfgeschäftsjahr 2013 (23.5. bis31.12.) das Ergebnis der gewöhnlichen Ge-schäftstätigkeit mitminus 53Mill. Euro nochhoch defizitär war.Wie konnte der schnelle Turnaround gelin-gen? Wie so oft, hat der Erfolg auch bei NKDviele Väter. „Entscheidend war zunächst zuverstehen, worauf der Erfolg in der Vergan-genheit begründetwar,wasNKD ist:EinNah-versorger und textiler Vollsortimenter für dieganze Familie“, sagt Ulrich Hanfeld. Die Kun-den seien zumeist weiblich, haben Kinderund Enkel und relativ wenig Geld zur Ver-fügung. Indie LebensverhältnissederKundenmüsse man sich versetzen und aus dieserSicht Preise und Sortiment gestalten, sagt der

Umsatz? Hat sich besser als im Bran-chendurchschnitt entwickelt. Flä-chenproduktivität? Ist kräftig gestie-

gen. Ergebnis? Positiv und deutlich besser alsimVorjahr. Imschwierigen Jahr2016 ist es fürden oberfränkischen Discounter NKD inBindlach gut gelaufen. Drei Jahre nach Über-nahme durch den britischen FinanzinvestorOpCapita und harter Sanierungsarbeitscheint für das Filialunternehmen die Zeitvon Personalabbau, Filialschließungen undVerlusten vorüber zu sein. Das Unternehmenverdient operativ wieder Geld und auch Ex-pansion ist ein Thema.

CEO Ulrich Hanfeld und CFO RüdigerHartmannstapelndennochtief.Nachwievorbleibe viel zu tun, der Markt sei herausfor-dernd,sagen sie unisono.Einwenig stolz sindsie dann aber doch, als sie über Zahlen reden.2014 sei der Umsatz flächenbereinigt umrund 5% gestiegen. Ebenfalls flächenberei-nigt habe das Plus ein Jahr darauf 9% be-tragen. „Der Abschluss für 2016 ist noch nichtfertig.Aber allerWahrscheinlichkeit nach ha-ben wir die Erlöse im vergangenen Jahr flä-

Vorsitzende der Geschäftsführung. Bedeu-tend sei auch, dass die Filialen vor allem inländlichenRegionen fürdieKundennichtnurEinkaufsstätten, sondern auch soziale Orteseien.Häufig kennendieVerkaufsmitarbeite-rinnen ihre Kundinnenmit Namen,man un-terhalte sich, spreche über dieses und jenes.Hanfeld: „Daraus erklärt sich der hoheStammkundenanteil und die starke Bindungan NKD. Unser Rückgrat sind die Verkaufs-mitarbeiter und Stammkunden.“

NKD habe darauf reagiert und in denVertrieb investiert. So sei die Zahl der Be-reichsleiter deutlich erhöhtworden. Statt um30 Läden müsse sich jeder jetzt nur noch umetwa 16 Filialen kümmern und könne sie da-durch deutlich besser betreuen. Außerdemlaufe die Einführung von neuen Kassen, diemit erweiterten FunktionendieVerkaufsmit-arbeiter bei Routinearbeiten entlasten sollen.Neue Wege geht NKD auch bei der Beschaf-fung von Textilien.Als Vollsortimenter bietet der Filialist Beklei-dung für Erwachsene und Kinder an. Von Ja-cken bis zu Wäsche und Sportbekleidung fürFrauen,MännerundKinder.AußerdemHaus-undHeimtextilien. Im Laufe der Jahrzehnte –das Unternehmenwurde 1962 von BurkhardHellbach in Essen gegründet – wurde einegroße Zahl von mehreren hundert Lieferan-

NKD hat wiederOberwasserDer Discount-Filialist ist zurück in der Spur. Der Umsatz steigt,auch flächenbereinigt. Profitabel sind die Bayern auch.

CEO Ulrich Hanfeld CFO Rüdiger Hartmann

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ten und Agenten aufgebaut. Hanfeld: „Wirhaben uns von allen getrennt und arbeitenmit nur noch zehn strategischen Lieferantenzusammen.“ Ein revolutionär klingenderSchritt, der für NKD jedoch erhebliche Vor-teile habe. „Die Zusammenarbeit ist wesent-lich intensiver geworden,wovonwir profitie-ren.DieLieferantenhabenTeamsfürNKD,diefür die Kollektionserstellung für etwa eineWochenachBindlachkommenundmitunse-rem Einkauf zusammenarbeiten. Wir profi-tieren dabei vomKnow-how unserer Partnerund deren Informationen von zahlreichenausländischenMärkten.“ Die Lieferanten sei-enallegroßeUnternehmenmit internationa-len Geschäftsbeziehungen und selbstver-ständlich ausnahmslos zertifiziert.Die ersten Erfahrungen bei den im Herbstangelaufenen Kooperationen seien positiv.Für die Kontrollen und Abwicklung vor Ortgibt es nachwie vor die eigene Beschaffungs-organisation Sun Fortune mit Hauptsitz inHongkong und Büros in Indien, China undBangladesch.Im Zuge der Sanierung nach Übernahmedurch OpCapita Ende 2013 hat NKD rund 250Filialengeschlossen,100aberwiedereröffnet.Unter den knapp 1780 betriebenen Filialenseien keine Sanierungsfällemehr, Schließun-gen erfolgen nun im Rahmen eines üblichenFilial-Managements, sagt Hanfeld.

ImnächstenSchritt solle dasOnline-Geschäftausgebaut werden. Hanfeld: „Die Umsätzewachsen stark, aber auf kleiner Basis. UnserZiel sind10%Umsatzanteil aufprofitablerBa-sis.“ Die Kosten des Digitalgeschäfts seien re-lativ gering, da NKD nicht mit Dienstleisternzusammenarbeite, sondern alle Prozesseselbst erledige.

DieProduktfotos stammenzumgrößtenTeil aus den Shootings für die Prospekte, diealle zwei Wochen in einer Auflage von zwölfMillionen Stück erstellt werden. Sie beinhal-ten jeweils Werbeanstöße für zwei Wochen.In einem kleinen Fotostudio in der Haupt-verwaltung werden kostengünstig Produktefotografiert, die nicht in den Prospekten sind.Rund 70% der Online-Bestellungen entfallenaufClick&Collect.Dasbedeutet fürNKD,dassdie Fahrzeuge für die wöchentliche Filialbe-lieferung die Kartons mitnehmen und dieKunden sie dann im Laden abholen. Retou-niert wird ebenfalls hauptsächlich über dieFilialen, größtenteils können die Retouren indie Filialbestände eingepflegt werden. UlrichHanfeld: „NKD hat sehr guteMitarbeiter undwir sind ein schönes Stück voran gekommen.Auchwenn noch viel Arbeit vor uns liegt,wirdenken wieder an Expansion.“

MATTHIAS ERLINGER

In Deutschland betreibt NKD rund 1320 Filialen, hier der neue Laden inBayreuth. Mode hat einen Umsatzanteil von rund 85%, die Läden sindim Schnitt 300 bis 400m2 groß.

1778 Filialen: In Deutschland (1318),

Österreich (279), Italien (105), Kroatien

(22) und Slowenien (54)

Seit Übernahme durch OpCapita Ende

2013 flächenbereinigtes Umsatzplus.

2014 (plus 5%), 2015 (plus 9%), 2016

(plus 4% auf knapp 680 Mill. Euro)

Ergebnis vor Zinsen, Steuern und

Abschreibungen (Ebitda) seit drei

Jahren positiv. 2014 (0,3 Mill. Euro),

2015 (2,5 Mill. Euro), 2016 („deutlich

höher als 2015“)

Geschäftsführung: Ulrich Hanfeld

(Vorsitzender), Rüdiger Hartmann

(Finanzen), Christian Welles (Vertrieb),

Alexander Schmökel (Einkauf, seit

Januar 2017)

Gegründet 1962 von Burkhard Hellbach

in Essen-Rüttenscheid

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