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No future? – Anti-Revolutionär – interkulturell?! – oder wie?
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No future? – Anti-Revolutionär – interkulturell?! – oder wie?
Jugendkultur 2009
Gesellschaft des permanenten Wandels
„Die Wege, die uns in die Gegenwart geführt haben sind nicht mehr gangbar.“
• Beschleunigung des gesellschaftlichen Wandels.
Rasche Umwälzung des Wissen.• 50 Prozent des Schulwissens ist nach 20 Jahren
überholt, in technologiebezogenen Bereichen
breits nach drei Jahren. Im EDV-Bereich nach
einem Jahr.• Präfigurative Kultur: Die Wege, die uns in die
Gegenwart geführt haben, sind nicht mehr
gangbar und werden nie mehr begehbar sein.
(Margart Mead)• In einer solchen Kultur müssen die Altern von
den Jüngeren lernen. Die Jungen müssen den
Älteren „den Weg ins Unbekannte weisen“.• Daraus folgt: Die Jugend kann nicht auf
bewährte Rollen und Lebensmuster
zurückgreifen. Sie muss sich selbst erfinden.
Das Steigerungsspiel als Grundcharakteristikum der (Post-) Moderne
„Immer weiter, immer höher, immer größer – das ist das wirkungsvolle Grundprinzip der Moderne.“
• In feudalen und vor-feudalen Zeiten lebten und dachten die
Menschen in zyklischen Zusammenhängen, die Moderne ist
geprägt von der Idee der Grenzüberschreitung.• "Die Grenze ist für uns immer das, was wir maximal gerade machen können,
der Möglichkeitsraum. Das Denken setzt immer an dieser Grenze an. Der
Wissenschafter, der Techniker, der Konsument... sie alle setzen an Grenzen
an. Wir alle sind habituelle Grenzüberschreiter.“
• Die Kultur des permanenten Unterwegs sein hat das Ankommen
verlernt. Metapher von Hausbau und Wohnen.• Mögliche neue Tendenz im 21. Jahrhundert: Kultur des
Ankommens.• Neuer Menschentyp, der sein Heil nicht in einem Mehr an
Konsum, an Steigerungwissen und an materieller
Grenzüberschreitung sucht, sondern in daseinsfroher
Bescheidung und in vitaler Ausschöpfung der bestehenden
Möglichkeiten.
Jugendsein im Zeitalter des Individualismus bedeutet…
"Das Individuum wird zentraler Bezugspunkt für sich selbst und die Gesellschaft.“
Ihr direkter Draht zu jungen Zielgruppen
• Der einzelne steht im Mittelpunkt, nicht traditionelle Gruppen
oder Kollektive
• Das Individuum gewinnt neue Freiheit, traditionelle
Sicherheiten gehen aber verloren
• Parteien, Verbände, Religionsgemeinschaften verlieren an
Deutungsmacht und Einfluss
• Neue Gemeinschaftsformen (Freundeskreise, Szenen,
informelle Gruppen) entstehen
• Vielfalt von Lebensformen anstelle von Uniformität und
Einheitlichkeit
• Der Zauber der Oberfläche (Lebensstile und Moden) gewinnt
an Bedeutung
Entstrukturierung: Informeller Gruppen und schwache Bindungen
"Der individualisierte Mensch bevorzugt schwache Bindungen.“
• Institutionen, Verbände, Parteien,
Religionsgemeinschaften etc. verlieren an
Deutungsmacht und Einfluss
• Individualistische Identität mit dem Eingehen „starke
Bindungen“ häufig unvereinbar
• Geringe Bindungsbereitschaft befördert
Herausbildung von so genannten „Posttraditionellen
Formen der Vergemeinschaftung“
• Vergemeinschaftung als ästhetisches Prinzip? Ronald Hitzler, Thomas Bucher, Arne Niederbacher: Leben in Szenen.Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2005. 2., aktualisierte Auflage.
Wertewandel gestern und heute
Die 1980er Jahre: „Das Jahrzehnt des Postmaterialismus“
• 1971: Ronald Ingleharts „Silent Revolution“
• Transformation der politischen Kultur und der
Werteprioritäten der Bevölkerung
• von materialistischen (ökonomisches Wohlergehen,
physische Sicherheit) zu postmaterialistischen
(Lebensqualität, Selbstentfaltung,
Selbstverwirklichung) Werteprioritäten
• Jugend als Träger des Wertewandels vor dem
Hintergrund wirtschaftlicher Prosperität
• 1980er Jahre als Jahrzehnt des postmaterialistischen
Wertewandels
Nach der Jahrtausendwende: Renaissance des Materialismus
„Am Beginn des dritten Jahrtausends kehrt der Materialismus zurück“
• „Silent Revolution“ am Ende. Anstelle von Selbstverwirk-
lichung und idealistischen Gesellschaftsutopien geht es
wieder um Einkommen, Konsum, Karriere und Sicherheit
• Gab es unter den Unter-30-jährigen noch 1980 50% Post-
materialisten, so waren es 2002 gerade mal 25%
• Es herrscht ein diffuses Klima von Unsicherheit und Angst.
• Themen wie Finanzierung des Sozialstaates, Arbeitsmarkt,
Innere Sicherheit, Migration, Globalisierung und der
internationale Terrorismus verändern die Wertepräferenzen
der Menschen
• Sicherheit ist das zentrale Thema vor allem unter den
jungen StaatsbürgerInnen. Sicherheit im Beruf, in der
Öffentlichkeit, in der Familie, in der Partnerschaft, in den
Freundesbeziehungen, im Konsum
Quelle: TIMESCOUT, 12. Welle 2007
Solide Ausbildung, sicherer Arbeitsplatz, Treue, Gesundheit, Karriere und Geld stehen neben den Freunden im Mittelpunkt des Interesses.
„Die Renaissance des Materialismus vor allem unter den Jungen“
Quelle: Shell-Studie 2006, 12 bis 25 Jahre.
Es zeigt sich ein pragmatisch-materialistisches Generationen-Panorama
„Was bei der Jugend angesagt und „in“ ist.“
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
toll aussehen
Karriere machen
Technik
Markenkleidung tragen
Treue
Studieren
Verantwortung übernehmen
Europa
sich selbständig machen
an etwas glauben
Der junge ZeitgeistWas ist bei Jugendlichen heute "in"?
Angaben in Prozent
Quelle: Shell-Studie 2006, 12 bis 25 Jahre.
Politik, Bioläden und Bürgerinitiativen liegen jugendlichen Zeitgeist eher fern.
„Was nur bei einer Minderheit angesagt und „in“ ist.“
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
heiraten
Bioläden
sich in die Politikeinmischen
Drogen nehmen
Bürgerinitiativen
Aktien
Der junge ZeitgeistWas nur für eine Minderheit "in" ist!
Angaben in Prozent
Wertewandel als Folge der Ökonomisierung des Sozialen
„Der Wandel der Marktwirtschaft zur Marktgesellschaft geht mit einer Ökonomisierung des Sozialen einher.“ (Wilhelm Heitmeyer)
• Imperative des Marktes werden verallgemeinert. Effizienz,
Nützlichkeit, Verwertbarkeit, Funktionsfähigkeit, Rentabilität
werden zu allgemeinen Gradmessern menschlichen Denkens und
Handelns
• Empirie der Ökonomisierung des Sozialen:
- Veränderte Qualität der sozialen Sicherungssysteme
- Bedeutungszuwachs der Erwerbsarbeit
- Familienleben wird der Erwerbsarbeit untergeordnet
- Schule wird den Anforderung des Arbeitsmarktes untergeordnet
- Politik verliert zunehmende die Kontrolle über die Wirtschaft Deutsche Zustände Folge 6
Herausgegeben von Wilhelm HeitmeyerErschienen: 17.12.2007edition suhrkamp 2525
Zur Befindlichkeit des Einzelnen in der Leistungsgesellschaft
„Oft möchte ich nur mehr raus, alles liegen lassen und nur mehr weg. Mindestens einmal die Woche wächst mir alles über den Kopf.“ (Theresa, 17, Schülerin aus Hamburg)
0 10 20 30 40 50 60 70 80
In derArbeit/Schule/Studiumstehe ich stark unter
Druck
Der Druck inArbeit/Schule/Studiumwird von Jahr zu Jahr
größer.
Ich habe oft dasGefühl,dass nur meine
Leistung, nicht aber ichselbst für meine
Umgebung wichtig sind.
Druck und StressIn welchem Ausmaß treffen die folgenden Aussagen auf Dich zu?
Angaben in % (4-stufige Skala; trifft sehr stark zu bis trifft gar nicht zu; Topboxes)
30-39 25-29 20-24 15-19 11-14
_Stress_ Leistungsdruck
Quelle: TIMESCOUT, 12. Welle 2007
://Druck und Stress
Besonders betroffen sind die 11- bis 14-jähringen. Freizeitdruck, Druck der Eltern und Schulstress rauben ihnen die Lebensfreude!
Erosion der Moral
„Der Geltungsanspruch konsensuell verbürgter normativer Regeln – etwa die der Gleicheit und Unversehrtheit – drohen ausgehebelt zu werden.“
• Die auf die Lebenswelt der Menschen übergreifende Rationalität
des ökonomischen Systems hat die Trennung des erfolgs-
orientierten vom verständigungsorientierten Handeln zur Folge
• Gemeinwohlorientierte moralische Normen werden durch
ökonomisch-instrumentelle, kalkulierende Orientierungen
überformt
• Richard Sennett: Kultur des neuen Kapitalismus. Das Eindringen
betriebswirtschaftlicher Prinzipien in den sozialen Alltag
bedingt, dass die kalte Kalkulation an die Stelle von Würde und
Barmherzigkeit tritt. Nachsicht gegenüber dem Versagen von
Menschen geht zurück
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
„Unter den Bedingungen der Marktgesellschaft zeigen sich Tendenzen zur Exklusion sozial Schwacher unter Zuhilfenahme von ökonomischen Begründungen.“
• Ausgrenzung, Exklusion von „nutzlosen“ gesellschaftlichen
Gruppen
• Abkoppelung von sozialen Gruppen in gesellschaftlichen
Randlagen
• Definition von Randgruppen als überflüssig und entbehrlich
• Quantitativ relevantes Potential der Nutzlosen: Zwischen 10 und
20 Prozent der Bevölkerung
• Armut in Österreich: Ca. 12 Prozent verfügen lediglich über 60
Prozent oder weniger Einkommen bezogen auf den Äquivalenz-
Median.
• Beispiel: Ca. ein Drittel der Deutschen stimmt tendenziell der
Aussage zu, dass sich die Gesellschaft wenig nützliche
Menschen und menschliche Fehler nicht mehr leisten kann.Heinz Bude, Andreas Willisch (Hrsg.):
Exklusion. Die Debatte über die Überflüssigen
Suhrkamp (Frankfurt am Main) 2007.
Von Ausgrenzung bedroht……………
„Das Syndrom der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit.“
GMF
Antisemitismus
Fremdenfeindlichkeit
Rassismus
Abwertung v.Langzeitarbeitslosen
Sexismus Homophobie
Abwertung v.Behinderten
Abwertung v.Obdachlosen
Islamophobie
Etabliertenvorrechte
73
66
61 61
73
40
3538
41
51
4750
4042
47
26 27
2225
34
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1986 1992 1996 2000 2007
In meinem Freundeskreis spielt diePolitik keine Rolle
Ich kümmere mich nicht mehr um Politikund schaue nur, dass es mir gut geht
Welche Partei gerade an der Regierungist, hat auf mein Leben nicht dengeringsten Einfluss
Es ist ziemlich sinnlos zur Wahl zu gehen,weil man sowieso nicht ändern kann
Quelle: GfK Austria: Jugend und Politik (1986 - 2007)
14- bis 19-Jährige vor 20 Jahren und heute ...
20071986
„ Zunehmender Partizipationsfrust und Bedeutungsverlust gemeinwohlorientierter moralischer Normen. “
Erwachsen zu sein bedeutet nicht, freie Entscheidungen treffen zu dürfen. Erwachsen sein bedeutet, freie Entscheidungen treffen zu müssen.Thomas Glavinic, Wie man leben soll
Lösungen? Perspektiven? Politik?
„Die Bundesrepublik kann sich eine inkompetente Regierung leisten, weil es letzten Endes auf die Leute, die uns in der Tagesschau langweilen, gar nicht ankommt.“ (Hans Mangnus Enzensberger)
• Subpolitik = Gesellschaftsgestaltung von unten. Bürger
nehmen die Politik selbst in die Hand
• Eines der Machtmittel der Subpolitik ist der Stau. „Es setzt
sich die Einsicht durch, so geht, so rollt es nicht weiter –
Stau. Dieser „aufgestaute“ Bürgerprotest ist ein Stück „life
poltics“, (…..) die Subpolitisierung der Gesellschaft läuft
also (….) zunächst auf die Erschwerung, Verhinderung
alter Politik hinaus.“ (Ulrich Beck)
• „Ich habe noch nie für jemanden gestimmt, sondern immer
gegen jemanden. Ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin,
der dieses Problem hat. Es gibt Millionen wie mich. In
diesem professionellen politischen Zirkus, den man uns
aufzwingt, wähle ich immer nur gegen den schlimmsten
Typen.“ (Manu Chao)
Und wie kann man die Jugend erreichen?
„Die Probleme der Politik lassen sich nicht auf Kommunikation reduzieren.“
• Die pragmatischen Neo-MaterialistInnen fragen immer
nach dem persönlichen Benefit.
• Programme sind sekundär. Es zählt die Qualität der
Performance der handelnden Personen und Gruppen.
Siegertypen müssen vor allem Style haben.
• Botschaften durch Bilder ausdrücken. Ein Bild ist
bedeutungsoffener als ein Aussagesatz, ist multioptional.
Es ergänzt die Phantasien des individuellen Betrachters,
schränkt ihn nicht ein. Individualisierung und der
gestiegene Stellenwert von Bildern befördern sich
wechselseitig. (vgl. Wolfgang Ulrich)
• Politische Angebote brauchen Alleinstellungsmerkmale.
• Und politische Verfahren müssen spannend sein. Es
stellt sich die Frage nach dem Emotions- und
Erlebniswert von Politik
Kommentar im Online-Standard zurEinstellung eines der zentralen theoretischenOrgane der 68er –Bewegung: „Der Titel warschlecht. Viele Käufer haben die erwarteten
U-Bahn, S-Bahn und Autobuslinien nichtgefunden.“
…und die Jugend gibt es nicht!!
„Deshalb sind professionelle Zielgruppenanalysen notwendig!“
Sinus-Milieustudie des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend & Misereor (April 2008):
Nur drei von sieben Jugendmileus stehen mit der Kirche in Kontakt, davon keines der prognostizierten Leitmilieus: den dynamischen „Performern“ und „Experimentalisten“ mit derzeit rund 39 Prozent aller Jugendlichen. Sie zeichnen sich laut Sinus durch Pragmatismus, hohe Technologie- und Medienneigung sowie eine insgesamt lustvolle Lebenseinstellung aus. Dieses Lebenskonzept fänden sie in der katholischen Kirche nicht wieder. (Pastorale Information April 2008)
Zielgruppen der Katholischen Jugendin Deutschland nach Sinus