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cineworx No Ein Film von Pablo Larraín Startdatum Deutschschweiz: 21. März 2013 Oscarnominierung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ 2013 Drama/Komödie, Chile/USA/Mexiko 2012, DCP, Farbe, 110 Min. Presse und Verleih cineworx gmbh Clarastrasse 48, CH-4005 Basel tel: +41-61 261 63 70 fax: +41-61 261 63 77 e-mail: info@cineworx.ch Bilder unter www.cineworx.ch

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No

Ein Film von Pablo Larraín

Startdatum Deutschschweiz: 21. März 2013

Oscarnominierung in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ 2013

Drama/Komödie, Chile/USA/Mexiko 2012, DCP, Farbe, 110 Min.

Presse und Verleih

cineworx gmbh

Clarastrasse 48, CH-4005 Basel

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fax: +41-61 261 63 77

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Inhaltsverzeichnis

1. Besetzung und Stab....................................................................................................................................................................................................... 2

2. Synopsis..................................................................................................................................................................................................................................... 3

3. Biographie Pablo Larraín ........................................................................................................................................................................................... 4

4. Interview mit Pablo Larraín....................................................................................................................................................................................... 5

5. Biographie Gael García Bernal ............................................................................................................................................................................ 6

6. Interview mit Gael García Bernal........................................................................................................................................................................ 7

7. Biographie Alfredo Castro ........................................................................................................................................................................................ 8

8. Interview mit Alfredo Castro.................................................................................................................................................................................... 9

9. Das chilenisches Referendum von 1988................................................................................................................................................11

10. Preise und Festivals (Auswahl) .....................................................................................................................................................................15

11. Presse....................................................................................................................................................................................................................................16

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1. Besetzung und Stab

Besetzung

René Saavedra Gael García Bernal

Lucho Guzmán Alfredo Castro

Verónica Antónia Zegerz

Urrutia Luis Gnecco

Der Kameramann Marcial Tagle

Minister Fernández Jaime Vadell

Simon Pascal Montero

Ricardo Alejandro Goic

Stab

Regie Pablo Larraín

Drehbuch Pedro Peirano

Nach dem Theaterstück „Referendum“ von Antonio Skármeta

Kamera Sergio Armstrong

Schnitt Andrea Chignoli

Ton Miguel Hormazabal

Casting Solange Medina

Szenenbild Estefania Larraín

Kostümbild Francisca Roman

Musik Carlos Cabezas

Produktion Fabula producciones

Koproduktion Participant Media (USA)

Produzenten Daniel Marc Dreifuss

Juan de Dios Larraín

Pablo Larraín

Koproduzenten Pablo Cruz

Gael García Bernal

Diego Luna

Exekutivproduzenten Jeff Skoll

Jonathan King

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2. Synopsis

Chile Ende der Achtziger Jahre. René Saavedra (Gael García Bernal) ist ein begnadeter Werbe-

fachmann. Aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrt kennt er die neuesten Trends der Werbe-

wirtschaft und setzt erfolgreich auf die Wirkung von Fernsehbildern. Wer ein Produkt zu verkaufen

hat, wendet sich an ihn.

René, politisch selbst nicht aktiv, bewegt sich in dem autoritär geführten Land im Umfeld des Pino-

chet-Regimes. Dennoch gelingt es 1988 der Opposition, ihn als Leiter der NO-Kampagne gegen ein

Referendum zu gewinnen, in dem der Diktator sich als Präsident bestätigen lassen will. Niemand

glaubt an einen Sieg der Opposition, ausser Saavedra, der mit einem frechen, knallbunten Fernseh-

spot das Ruder herumzureissen versucht.

«No» erzählt in Form einer raffinierten Satire, dass eine gute PR-Kampagne wirkungsvoller als jeder

sachliche politische Diskurs sein kann. Schliesslich ist Politik auch nur eine Ware, die es zu verkau-

fen gilt!

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3. Biographie Pablo Larraín

Pablo Larraín wird 1976 in Santiago de Chile geboren. Er ist Mitbegründer des Unternehmens Fa-

bula, welches sich der Kino- und Fernsehproduktion sowie der Werbung widmet.

Im Jahr 2005 verwirklicht er mit «Fuga» seinen ersten Spielfilm. Für seinen Zweitling «Tony Manero»

(2007) verfasst er gemeinsam mit Mateo Iribarren und Alfredo Castro das Drehbuch. An den Inter-

nationalen Filmfestspielen von Cannes 2008 wird «Tony Manero» in die Auswahl der Quinzaine de

Réalisateurs aufgenommen. Larraíns dritter Spielfilm «Post Mortem» läuft 2010 im Wettbewerb um

den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig.

Im Jahr 2010 führt Pablo Larraín bei der ersten von HBO in Chile produzierten Fernsehserie Regie.

Im Juni 2012 beginnt er mit den Dreharbeiten für die zweite Staffel.

NO ist Pablo Larraíns vierter Spielfilm sowie der finale Teil einer losen Trilogie über die chilenische

Diktatur.

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4. Interview mit Pablo Larraín

Bei NO fällt sofort der ungewöhnliche «Retro-Look» der 80er-Jahre ins Auge. Wie und war-

um haben Sie den geschaffen?

Wir haben uns entschieden, in genau dem Format zu drehen, in dem auch praktisch das gesamte in

unserem Film verwendete Archivmaterial gedreht worden ist. Durch die Verwendung der originalen

Ikegami Umatic-Kameras haben wir genau den Look der in den 80er-Jahren entstandenen Auf-

nahmen bekommen, so dass der Zuschauer vom Bild her nie genau wissen kann, was Archivmaterial

ist und was für den Film gedreht wurde. Es ging uns um eine Verschmelzung von Raum und Zeit.

Man kann das fast quadratische 4:3-Format und die Entscheidung, mit analogen Video-Kameras zu

drehen, aber auch als unser Statement gegen die Hegemonie der HD-Ästhetik verstehen.�

Sie haben im Zusammenhang Ihres Films gesagt, dass das Modell, mit dem die Diktatur

schliesslich überwunden wurde, sich anschliessend im Chile der Post-Pinochet-Zeit selbst

installiert hat.

Unser Protagonist René Saavedra ist ein Kind genau des neoliberalen Systems, das Pinochet dem

Land aufgezwungen hat. Er übernimmt die Aufgabe, den Abgang Pinochets herbeizuführen, mit

eben den ideologischen Werkzeugen, die die Diktatur gelehrt hat. René entwickelt eine Werbekam-

pagne mit politischen Symbolen, mit Versprechungen und Verheissungen, die vordergründig Teil

einer Kommunikationsstrategie sind. Tatsächlich aber verstellen sie den Blick auf die Wirklichkeit

und die Zukunft eines Landes. Ich sehe in der NO-Kampagne eine wichtige Etappe zur Konsolidie-

rung des Kapitalismus als einzig gültiges System in Chile. Sie ist keine Metapher, sondern direkter

Kapitalismus – schlicht und ergreifend das Ergebnis von Werbung übertragen auf Politik.

Was bedeutet es für Sie, dass Sie nach «Tony Manero» und «Post Mortem» nun Ihre Trilogie

über das Chile der Diktatur abgeschlossen haben?

Einen Kreis zu schliessen. Und zu hoffen, dass die Filme untereinander Verbindungen entwickeln.

«Post Mortem – Santiago 73» erzählt vom Anfang der Diktatur, «Tony Manero» von ihrer brutalsten

Phase und NO von ihrem Ende. Vielleicht ist das, was mich am meisten interessiert: die Bilderwelt

der Gewalt immer wieder neu zu untersuchen und zu überprüfen, die moralische Zerstörung, die

ideologischen Verzerrungen. Weniger um sie zu verstehen, sondern um sie erkennbar zu machen.

Vielleicht können die Filme der Trilogie zu einem Blick auf eine Zeit beitragen, die voller dunkler und

trauriger Labyrinthe ist – und gleichzeitig eine Zeit voller lauter, oft forcierter «Happiness».

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5. Biographie Gael García Bernal

Schon mit neun Jahren steht Gael García Bernal, 1978 als Sohn einer Schauspielerin und eines

Schauspielers geboren, für die Serie «Teresa» zum ersten Mal vor der Fernsehkamera. Drei Jahre

später übernimmt er eine Rolle in der Seifenoper «El abuelo y yo» und spielt in mehreren Kurzfilmen

mit; einer davon, «De tripas corazon» (1996), wird für den Oscar als Bester Kurzfilm nominiert. Büh-

nenauftritte folgen ebenso wie die Übersiedlung nach London, wo er an der Central School of

Speech and Drama studiert.

Gael García Bernal erlangt mit zwei mexikanischen Filmen Berühmtheit: mit «Amores Perros» (2000)

von Alejandro Gonzáles Iñárritu und mit «Y Tu Mamá También» (2001) von Alfonso Cuarón. In der

Folge schlüpft García Bernal vermehrt in kontroverse und aufmüpfige Rollen. 2002 macht er sich

mit dem Film «Die Versuchung des Padre Amaro» bemerkbar. In der Hauptrolle verkörpert er einen

jungen Priester, der einem Mädchen verfällt – in den Augen der katholischen Kirche von Mexiko ein

ausgesprochener Skandal.

Nach einem Zwischenstopp in den Vereinigten Staaten, wo er in der romantische Komödie «Alle

lieben Lucy» (2002) und im Drama «Eine verhängnisvolle Affäre» (2003) spielt, sorgt er im Jahr

2004 in Cannes als Che Guevara im Road Movie «Die Reise de jungen Che» von Walter Salles für

Schlagzeilen. Noch im selben Jahr begibt sich Gael García Bernal nach Spanien, um unter der Regie

von Pedro Almodóvar einen entscheidenden Part in «La mala educación – Schlechte Erziehung» zu

übernehmen.

2005, zurück an den Filmfestspielen in Cannes, präsentiert der Schauspieler in der Sektion Un Cer-

tain Regard den Film «The King» von James Marsh, in welchem er einen jungen Seemann auf der

Suche nach seinem Vater mimt. Ein Jahr später betritt García Bernal das verrückte Universum des

französischen Regisseurs Michel Gondry. In dessen Spielfilm «Science of Sleep – Anleitung zum

Träumen» spielt er einen sanften Träumer, der seine nächtlichen Realitätsfluchten nicht von der

Wirklichkeit zu unterscheiden weiss. Ebenfalls im Jahr 2006 tritt er in «Babel» und somit in einem

weiteren Film von Alejandro Gonzáles Iñárritu auf.

Im Jahr 2007 wechselt García Bernal zum ersten Mal hinter die Kamera: Er adaptiert die mexikani-

sche Fernsehserie «Rua 32» unter dem Titel «Déficit» für die Kinoleinwand. 2008 spielt er zunächst

mit Diego Luna in der Dramakomödie «Kick it – Zwei wie Feuer und Wasser», wenig später dann in

der Romanverfilmung «Die Stadt der Blinden» des brasilianischen Regisseurs Fernando Meirelles.

In Jim Jarmuschs «The Limits of Control» (2009) betritt García Bernal in der Rolle eines Mexikaners

erneut ein phantastisches Universum. Dem folgen zwei Auftritte als Ehemann: Im Drama «Mammut»

(2009) gibt er an der Seite von Michelle Williams einen Ehemann auf Abwegen, in der Liebeskomö-

die «Briefe an Julia» (2010) einen überarbeiteten, aber treuen Lebensgenossen. 2011 ist das Jahr,

in dem er mit «Und dann der Regen» von Icíar Bollaín zurück zum unabhängigen, sozial engagierten

Film findet.

Gael García Bernal ist nicht nur in der Schauspielerei und in der Regie tätig, sondern auch noch in

der Produktion. Neben Diego Luna und Pablo Cruz ist er Mitbegründer des Unternehmens Canana,

welches die Förderung insbesondere des unabhängigen mexikanischen Kinos sowohl im In- als

auch im Ausland zum Ziel hat.

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6. Interview mit Gael García Bernal

Sehen Sie Ihre Figur René Saavedra mehr als ein Symbol seiner oder unserer Zeit?

René ist jemand, der in dem Kontext verwurzelt ist, in dem er lebt, aber gleichzeitig ist er fast zeitlos.

Er verkörpert das erwachende politische Bewusstsein eines offensichtlich unpolitischen Menschen.

Er wurde zu dem, der er ist, durch das politische Engagement und das Schicksal seiner Eltern –

Verfolgung, Exil, das Gefühl, überall fremd zu sein. Im Verlauf der Geschichte sucht er vielleicht un-

bewusst eine Aussöhnung mit dieser politischen Seite in ihm, die jetzt gefordert ist, um seine unmit-

telbare Umgebung zu verändern. Ich glaube, dass dieser Reifeprozess etwas ist, das im Leben der

Menschen immer wiederkehrt: das Bewusstsein, dass man die Dinge verändern kann.

Was war der beste Schachzug der NO-Kampagne in Hinsicht auf ihre politische und werbe-

technische Dimension?

Der beste Schachzug war, das neoliberale System, das die Diktatur eingeführt hat, für die eigenen

Zwecke zu nutzen – und gleichzeitig den gesamten Spielraum der rudimentären Demokratisierung

der Medien, die sich damals abzeichnete. Man könnte vielleicht sagen, dass die NO-Kampagne die

chilenische Rechte sowohl links als auch rechts überholt hat. Sie hat an den Optimismus und an

Glücksversprechen in einem Land appelliert, das unter dem traumatischen Schock als Konsequenz

der Diktatur litt.

Pinochet ist der einzige Diktator in der jüngeren Geschichte, der in einer demokratischen

Abstimmung abgesetzt wurde. Wie sehen Sie Ihre Figur René unter diesem Aspekt?

Was in diesem Moment erreicht wurde, war, glaube ich, eine der wichtigsten Manifestationen der

Brüderlichkeit, die die Demokratie in der Welt erlebt hat. René Saavedra und das Kampagnenteam

haben sich ohne Illusionen an einer Wahl beteiligt, von der die grosse Mehrheit des Landes fest

geglaubt hat, dass sie manipuliert sein würde. Und dennoch haben sie sich entschieden, das durch-

zuziehen, diese Rolle anzunehmen, dieses Opfer zu bringen: Für sich selbst, für ihre Eltern, für ihre

Kinder. Das ist der Moment, in dem Saavedra in meiner Wahrnehmung zu einer heroischen und

glaubwürdigen Persönlichkeit wird. «Viva Saavedra!» Ich vermisse ihn schon …

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7. Biographie Alfredo Castro

Alfredo Castro Gómez, geboren 1955 in Santiago de Chile, erwirbt sein Schauspiel-Diplom an der

kunstwissenschaftlichen Fakultät der Universität von Chile. Ab 1977 arbeitet er als Schauspieler in

diversen Theatergruppen, ab 1990 mitunter auch in einer eigenen. Ebenfalls ab den 1990er-Jahren

arbeitet er als Regisseur am Chilenischen Nationaltheater und am Theater der Päpstlichen Katholi-

schen Universität von Chile. Des Öfteren wird er ins Ausland eingeladen, so beispielsweise von der

französischen Regierung, die Castro ein Stipendium offeriert, um ihm die Assistenz bei drei renom-

mierten französischen Regisseuren zu ermöglichen: bei George Lavelli, George Lavaudant und

George Lassalle.

Castro brilliert seit Beginn der 1980er-Jahre in zahlreichen Fernsehserien, aber erst im Alter von 50

Jahren taucht er im Kino auf – zum ersten Mal im Spielfilm «Fuga» (2006) von Pablo Larraín. «Fuga»

markiert zugleich den Startpunkt der erfolgreichen Zusammenarbeit von Castro und Larraín.

In seinem zweiten Kinofilm «Tony Manero» (2008) verkörpert Castro einen Durchschnittsbürger in

der Zeit der Diktatur Pinochets, der sich vollkommen mit der Figur John Travoltas aus «Saturday

Night Fever» (1977) zu identifizieren beginnt und nur noch für die Disco lebt – und zwar dergestalt,

dass er einer mörderischen Schizophrenie verfällt.

Castro spielt in «Casa de Remolienda» (2007) von Joaquín Eyzaguirre, in «La buena vida» (2008)

von Andrés Wood und in «Secretos» (2008) von Valeria Sarmiento; des Weiteren leiht er dem ame-

rikanischen Thriller «Unknown» (2006) von Simon Brand seine Stimme. Für seine Leistungen als

Theaterregisseur und Schauspieler erhält er zahlreiche Preise, für seine Rolle in «Tony Manero» am

Torino Film Festival wird er mit dem Preis für den Besten Schauspieler ausgezeichnet.

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8. Interview mit Alfredo Castro

Sie haben in allen Filmen der Trilogie von Pablo Larraín mitgespielt. Was verbindet Ihre Fi-

guren Raul Peralta (Tony Manero), Mario Cornejo (Post Mortem) und jetzt Luis Guzmán?

Diese Figuren kommen zusammen in ihrer Einsamkeit, in ihrer Unsichtbarkeit, in ihrer Unterwerfung

unter die Macht. Was Guzmán allerdings grundlegend von den anderen unterscheidet, ist, dass er an

eine Ideologie glaubt und sie unterstützt. Guzmán ist der schädlichste und gefährlichste Vertreter der

chilenischen Rechten: Ein sozialer Aufsteiger, völlig untalentiert, aber ein treuer und nützlicher Diener

der Diktatur. Was mich an dieser Figur so interessiert hat, war ihre unendliche Einsamkeit in Verbin-

dung mit der heimlichen Hoffnung, einmal zum engsten Kreis um Pinochet gehören zu dürfen – im

Bewusstsein, dass dies niemals geschehen würde. Guzmán bewegt sich als willfähriger Diener zwi-

schen den nahe verwandten Ideologien der Diktatur und des freien Marktes. Keine Sentimentalitä-

ten, keine Ideale, keine historischen oder epochalen Taten, unfähig zwischen einer Diktatur und einer

Mikrowelle zu unterscheiden.

Der Raul Peralta aus «Tony Manero» ist ganz anders: Ihm fehlt jede Ideologie, er will Macht über die

ausüben, die weniger privilegiert sind als er, mit dem Versprechen der Straflosigkeit, das das Vorbild

der Diktatur gibt. Und Mario Cornejo wiederum ist jemand, der einfach wegen der historischen Um-

stände von einem Tag auf den anderen zum Beteiligten am blutigsten und verhasstesten Teil der

chilenischen Geschichte wird.

Die drei Filme spielen in der gleichen Periode, in einer Zeit, die nun fast drei Jahrzehnte

zurück liegt. Wie haben Sie sich auf Raum und Zeit dieser Epoche eingestellt?

Ich glaube eigentlich nicht, dass die drei Filme wirklich in der gleichen Periode spielen. Pablo Larra-

íns Ansatz, diese Geschichten zu erzählen, ist sehr klug: In «Tony Mareno» erzählte er die Zeit der

härtesten Repression und Grausamkeit der Diktatur; in «Post Mortem» vom Anfang des Schreckens,

und jetzt mit «NO» die Zeit der scheinbaren Agonie der Diktatur. Ich sage «scheinbar», weil die Dikta-

tur hinter der demokratischen Fassade der Demokratie weitergearbeitet hat und es noch immer tut,

als Machtstruktur und Wirtschaftssystem, durch grosse und mächtige ökonomische Gruppen, die

genauso grausam in ihrer Aussonderung und Diskriminierung der Unterprivilegierten vorgehen wie

die Diktatur, die sie an ihre Position gebracht hat.

Was halten Sie von der Bedeutung, die Werbung und Marketing heute auch in der politi-

schen Kommunikation haben?

Dieses Verhältnis zwischen Politik und Propaganda und der Agitation von Massen, um grosse sozia-

le Veränderungen herbeizuführen, hat es immer gegeben. In den europäischen Ländern gab es Pro-

paganda- oder Informationsministerien, von Lenin in der Sowjetunion bis zu den Nazis in Deutsch-

land. Etwas Ähnliches hat man in Chile für das Referendum gemacht. Die Diktatur hatte den gesam-

ten Kommunikationsapparat des Landes unter Kontrolle – und nicht zuletzt die Unterstützung eines

durchaus beträchtlichen Teils der Bevölkerung. Um zu gewinnen, war es für die Kreativen der Kam-

pagne notwendig, Zugang zu der grossen Masse von eingeschüchterten Zweiflern und Dissidenten

zu bekommen – mit symbolischen Botschaften, die das Unterbewusstsein, die Instinkte und Gefühle

der Menschen ansprachen. Es ging darum, die Dinge soweit wie möglich zu vereinfachen, knappe,

klare, konzentrierte Ideen zu benutzen. «Die Freude wird kommen» … Dieser Slogan der NO-

Kampagne ist ein Versprechen, ein Ideal für die Zukunft, wie meine Figur Guzmán sagt, für eine

unabwendbare Veränderung. Und die hat es dann ja auch gegeben.

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9. Das chilenisches Referendum von 1988

Das chilenische Referendum vom 5. Oktober 1988 wurde im Rahmen der Übergangsbestimmungen

der chilenischen Verfassung von 1980 durchgeführt. Gegenstand des Plebiszits war die Frage, ob

der General Augusto Pinochet noch weitere acht Jahre, also bis 1997, Präsident von Chile sein dür-

fe. In eben dieser Funktion amtierte Pinochet zu diesem Zeitpunkt schon satte 15 Jahre, nämlich

seit dem gewaltsamen Militärputsch vom 11. September 1973 gegen die Regierung des Marxisten

Salvador Allende.

55,99% der Abstimmenden waren gegen eine weitere Amtszeit Pinochets. Dies bedeutete aber

auch, dass sich immerhin noch 44,01% für den Chef des chilenischen Militärregimes aussprachen.

Der Sieg des «No» führte zu einem Wechsel des politischen Systems. Ein neuer Kongress wurde

ebenso gewählt wie ein neuer Staatspräsident, der sein Amt am 11. März 1990 antrat. Die ehemali-

ge Diktatur begab sich auf den langwierigen Weg der demokratischen Entwicklung.

Ursprünge des Referendums

Die chilenische Verfassung von 1980 sah eine Übergangszeit vor, die am 11. März 1981 begann

und bis zum 11. März 1989 – bis zum dem Ende des Präsidentenmandats von Pinochet – andauern

sollte. Laut der Verfassung waren die Oberbefehlshaber der Streitkräfte, der Generaldirektor der

Karabiniere oder, in Absenz von Einstimmigkeit, der Nationale Sicherheitsrat mindestens 90 Tage

vor dem Ende des Mandats dazu angehalten, denjenigen zu bestimmen, der das Amt des Staatsprä-

sidenten für die kommenden acht Jahre übernehmen sollte. Der Präsidentenanwärter – auch dies

schrieb die Verfassung vor – musste sich vor seiner Amtseinsetzung aber mittels eines Volksrefe-

rendums erst noch bestätigen lassen.

Das Referendum liess die Wahl zwischen zwei Optionen, zwischen «Si» und «No»:

- «Si» bedeutete, dass der designierte Kandidat vom Volk bestätigt würde und sein Amt wie

vorgesehen am 11. März 1989 antreten könnte. Innerhalb von neun Monaten müssten Wah-

len von Abgeordneten und Senatoren organisiert werden, die dann am 11. März 1990 dieje-

nigen Vollmachten übernähmen, die bis dahin noch von der Regierungsjunta innegehalten

würden.

- «No» bedeutete, dass der designierte Kandidat vom Volk abgelehnt würde. Das Mandat des

aktuellen Präsidenten, von Augusto Pinochet also, sowie die legislativen Machtbefugnisse

der Junta würden um ein Jahr bis zum 11. März 1990 verlängert. Bis mindestens 90 Tage

vor dem Ende des verlängerten Mandates müssten Präsidentschafts- sowie Parlamentswah-

len organisiert werden.

Organisation

Im Gesetz Nr. 18556 wurden die formalen sowie die bürgerrechtlichen Bedingungen festgelegt,

nach denen es die Listen der Wahlberechtigten innerhalb von fünf Monaten, bis zum 1. März 1987,

zu aktualisieren galt. Die Wählerverzeichnisse wurden am 25. Februar 1987 für alle chilenischen

Bürgerinnen und Bürger sowie für alle fremdländischen Ortsansässigen geöffnet, sofern diese älter

als 18 Jahre waren.

Beinahe 92% der stimmberechtigten Bevölkerung registrierten sich für die Abstimmung. Diese Mo-

bilisation der Wähler beunruhigte sowohl die Opposition als auch die Regierung. Die Ersteren be-

fürchteten Mehrfacheinschreibungen seitens der Anhänger des Militärregimes, die Letzteren eine

Massenmobilisation aller Diktaturgegner.

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Parallel dazu und verfassungsgemäss kamen politische Parteien mit dem Gesetz Nr. 18603 vom 23.

März 1987 wieder zur Existenzberechtigung. Zum ersten Mal erlaubte eine südamerikanische Dikta-

tur nicht nur die Wiedereinführung eines Parteiwesens, sondern zugleich auch ein Volksplebiszit, das

potentiell zu Ungunsten der eigenen Macht verlaufen könnte.

Insbesondere bei den Oppositionsparteien kamen lebhafte Debatten darüber auf, ob man sich ge-

mäss den Vorgaben eintragen lassen sollte oder nicht – denn eine Registrierung bedeutete nicht

zuletzt, die Gesetze des Militärregimes anzuerkennen. Die grosse Mehrheit der Parteien entschied

sich dennoch dafür. Durch ihre Eintragung erhielten sie einen offiziellen Status sowie die Erlaubnis,

eine Abstimmungskampagne zu führen. Am 7. Juli 1987 wurde Sergio Fernández, Architekt des

erfolgreichen Referendums von 1980 und überzeugter Anhänger von Pinochet, zum Innenminister

ernannt.

Vom 2. Februar 1988 an riefen 13 Oppositionsgruppen dazu auf, beim Referendum teilzunehmen

und mit «No» zu stimmen. Des Weiteren schlossen sie sich unter dem Namen «Concertación de Par-

tidos por el No» (Koalition der Parteien für das Nein) zu einem lockeren Parteienbündnis zusammen

(später traten sie dann als Koalition der Parteien für die Demokratie auf).

Auch die Anhänger des «Si» begannen sich zu organisieren. Im April formierten die Ultrakonservati-

ven zusammen mit den bedingungslosen Militäranhängern die Unabhängige Demokratische Union.

Andere schlossen sich der Partei der Nationalen Erneuerung an, die ihrerseits keine einheitliche

Position bezüglich des Plebiszits bezog, jedoch betonte, dass es unbedingt die Übergangsbestim-

mungen der 1980er-Verfassung einzuhalten gälte.

Am 12. Juli 1988 versammelten sich die Oberbefehlshaber der Streitkräfte und der Generaldirektor

der Karabiniere, um die von der Verfassung vorgesehenen Formalitäten festzulegen. Am 30. August

bestimmten sie Augusto Pinochet als Kandidat für seine eigene Nachfolge als Präsident von Chile.

Der 5. Oktober wurde als Datum für das Referendum festgelegt.

Am 31. August 1988 publizierten 17 Oppositionsparteien (die Christdemokratische Partei, die

MAPU und die MAPU-OC, die PADENA, die Humanistische Partei, die Christliche Linke, die Repu-

blikanische Liberale Union, die Grünen, die Nationale Partei für das «No», die Radikale Partei, die

Radikal-Sozialistische Partei, die Sozial-Demokratische Partei, die Sozialistische Partei Almeyda, die

Sozialistische Partei Núñez, die Historische Sozialistische Partei, die Sozialistische Partei Mandujano,

die USOPO und die Partei für die Demokratie) ein offizielles Dokument mit dem Titel «Principios

básicos de institucionalidad democrática». Darin deklarierten sie, dass ein Sieg des «No» den Start

für die Wiederherstellung eines demokratischen Staates in Chile bedeuten würde.

Die Kandidatur von Pinochet wurde von der Unabhängigen Demokratischen Union, der Mehrheit der

Partei der Nationalen Erneuerung, der Nationalen Partei für das «Si», der Liberalen Partei für das

«Si», der Radikaldemokratischen Partei, der Partei des Südens sowie von der Partei der Nationalen

Avantgarde unterstützt.

Die Referendums-Kampagne

Die Referendums-Kampagne startete am 5. September 1988 um 23.00 Uhr. Zum ersten Mal fand

eine chilenische Politkampagne in Form von 15-Minuten-Werbespots auch im Fernsehen statt.

Schnell wurde klar, dass die «No»- der «Si»-Kampagne werbetechnisch überlegen war: sie arbeitete

mit besseren Slogans, besseren Plakaten (ein Regenbogen symbolisierte den Meinungspluralismus)

und besseren Argumenten – was später auch vom Innenminister Sergio Fernández anerkannt wur-

de. Die Koalition gab sich bewusst positiv gestimmt und wollte beruhigend wirken, sie war nicht auf

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die Vergangenheit, den Staatsstreich und die Menschenrechtsverletzungen ausgerichtet, sondern

auf eine bessere Zukunft. Zudem grenzte sie sich sorgfältig von Salvador Allende ab, der 1973 ge-

stürzt worden war. Die Koalition versprach dahingehend, dass ein Sieg des «No» nicht einer Rück-

kehr Chiles zum Chaos und zu den Konkurrenzkämpfen der Regierung Allende gleichkäme.

Die Anhängerschaft des «Si» hingegen richtete ihre Kampagne auf die Erinnerung an die Regie-

rungszeit von Allende und an dessen Unidad Popular aus. Ihr Ziel war es, eine negative Kontrastfolie

zu konstruieren, neben der Pinochet mit einem aufpolierten Image brillieren konnte: Nicht als stren-

ger und unnachgiebiger Militär mit schwarzer Sonnenbrille sollte er wahrgenommen werden, sondern

als paternalistischer und liebenswürdiger Grossvater. Werbespots zeigten ihn als volksnah und rühm-

ten die wirtschaftliche Entwicklung unter seiner Landesführung.

Ab dem 22. September 1988 marschierten Tausende Anhänger des «No» aus allen Landesteilen in

Richtung Santiago. Die Anhänger des «Si» taten es ihnen ab dem 2. Oktober gleich. Meinungsum-

fragen ergaben, dass es vor allem die schlechte ökonomische Situation des Landes war, die zur Ab-

lehnung von Pinochet führten. Ebenso waren soziale Ungerechtigkeiten sowie Menschenrechtsver-

letzungen verantwortlich für Absagen an die Diktatur.

Die Resultate vom 5. Oktober 1988

Am Vortag des 5. Oktobers machten diverse Gerüchte die Runde, solche eines eventuellen Abstim-

mungsboykotts seitens der Opposition, aber auch solche einer eventuellen Einstellung des Referen-

dums durch die Regierung, die in den Meinungsumfragen zurücklag. Die Vereinigten Staaten sowie

Grossbritannien erwirkten indessen seitens Pinochets eine Zusage, dass er auch ein für ihn negati-

ves Resultat anerkennen würde. Insgesamt begaben sich 7'435'913 Wähler an die Urnen. Die Ab-

stimmung verlief friedlich.

Die während des Tages erhobenen Stichproben deuteten auf einen Sieg des «No» hin. Gegen 19.30

Uhr verkündete der Untersekretär des Innenministeriums aufgrund der Meldungen von 72 Abstim-

mungsbüros den Gewinn von 58% «Si»-Stimmen. Die Opposition begann daraufhin von Abstim-

mungsbetrug zu sprechen. Später am Abend wurden die Oberbefehlshaber der Armee darüber in-

formiert, dass es mehr «No»- als «Si»-Stimmen gäbe. Zu diesem Zeitpunkt lehnte Pinochet deren

Bitte nach einer Unterredung ab.

Von 21.00 Uhr an widersprachen sich die amtlichen und die nichtamtlichen Schätzungen. Um 23.15

Uhr verkündete das nichtamtliche Komitee für freie Wahlen den Sieg des «No» mit 55,2% der Stim-

men. Im selben Moment erhielt die Dirección Nacional de Communicación Social (Nationale

Direktion der sozialen Kommunikation) den Befehl, alle diejenigen Fernseh- und Radioübertragun-

gen zu unterbrechen, die den Sieg des «No» feierten. Ebenfalls zur selben Zeit wurde General Pino-

chet gemäss den laufenden Auszählungen darüber informiert, dass 53% der Stimmen gegen eine

weitere Amtszeit seinerseits seien und dass nichts mehr gegen diesen Rückstand getan werden

könne. Im Fernsehen debattierte Sergio Onofre Jarpa, Präsident der rechtsliberalen Partei Renova-

ción Nacional, zögerlich mit Patricio Aylwin. Als einer der ersten unter den Anhängern des «Si» aner-

kannte Jarpa den Sieg des «No» im Fernsehen – dies nicht zuletzt unter dem Eindruck der begin-

nenden Freudenbekundungen vor dem chilenischen Präsidentenpalast La Moneda.

Erst nach Mitternacht versammelte Pinochet seine Minister, informierte sie über das Volksbegehren

und verkündete ihnen seinen Rücktritt. Während immer mehr Regimeangehörige den Sieg der Op-

position in aller Öffentlichkeit anerkannten, fand eine weitere Versammlung mit den Mitgliedern der

Streitkräfte statt. In deren Verlauf wurde Pinochet ein Dekret unterbreitet, mit welchem er das Ab-

stimmungsresultat nicht anerkannt und alle Macht auf sich übertragen hätte. Doch Letzteres erregte

das Misstrauen eines Grossteils der Regierung. Pinochet beendete die Versammlung schliesslich mit

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der Anerkennung seiner Niederlage sowie mit dem Befehl, die amtlichen Resultate zu veröffentli-

chen. Um 02.00 Uhr in der Früh wurde der Befehl ausgeführt.

Am Morgen des 6. Oktobers feierten Tausende von Chilenen den Sieg des «No» auf den Strassen

der grossen Städte. General Pinochet, in Uniform gekleidet, funkte mit einem TV-Auftritt dazwischen:

Er verkündete die ordentliche Umsetzung desjenigen Wahlverfahrens, das von der 1980er-

Verfassung vorgesehen worden war. Sich auf der Siegerseite wissend informierte die Koalition ihrer-

seits den damaligen Papst, Johannes Paul II., darüber, dass Chile nun wieder eine Demokratie sei.

Konsequenzen

Die Niederlage von Pinochet brachte Chile auf den Weg zur Demokratie. Zunächst jedoch blieb er

gemäss seinem Mandat, welches er 1980 dem Volksbegehren nach erhalten hatte, noch für ein

weiteres Jahr im Amt des chilenischen Staatspräsidenten. In diesem Jahr wurden Kongress- sowie

Präsidentschaftswahlen organisiert, ebenso wurden Verfassungsänderungen vorgenommen; Ziel war

eine Vereinheitlichung der Übergangsbestimmungen sowie ein konsensorientierter und friedlicher

Machtwechsel. Für eine solche war das am 30. Juli 1989 von 91,24% der Abstimmenden ange-

nommene und am 17. August 1989 in Kraft getretene Gesetz Nr. 18825, welches 54 Verfassungs-

reformen enthält, von besonderer Wichtigkeit: Unter anderem gibt dieses Gesetz dem politischen

Pluralismus einen konstitutionellen Wert, bekräftigt die Grundrechte sowie die Prinzipien der Demo-

kratie und beschränkt die Ausrufung des Ausnahmezustandes.

Im Dezember 1989 endeten die Präsidentschaftswahlen schon im ersten Wahlgang mit einem Sieg

von Patricio Aylwin, Mitglied der Christdemokraten und Kandidat der Koalition der Parteien für die

Demokratie. Auch die Parlamentswahlen ergaben für die Koalition ein äusserst positives Resultat:

die Mehrheit der Sitze entfiel auf ihr Konto.

Der Sieg des «No» ermöglichte die Absetzung der Diktatur sowie die Rückkehr der chilenischen

Demokratie.

cineworx

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10. Preise und Festivals (Auswahl)

Oscarnominierung in der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film», 2013

Internationale Filmfestspiele von Cannes, Quinzaine des réalisateurs, 2012

Art Cinema Award der C.I.C.A.E.

São Paulo International Film Festival, 2012

Bester fremdsprachiger Film

Internationales Filmfestival von Locarno, 2012

Piazza Grande

Toronto International Film Festival, 2012

London Film Festival, 2012

New York Film Festival, 2012

Telluride Film Festival, 2012

Festival Filmar en Americana Latina, 2012

Preis der «Jury des Jeunes»

Internationales Filmfestival des Neuen Lateinamerikanischen Films, Havanna, 2012

Grand Coral – Hauptpreisgewinner

Biarritz International Film Festival, Festival für lateinamerikanisches Kino und Kulturen, 2012

Preis des Syndicat Français de la Critique de Cinéma

Belfort International Film Festival (EntreVues), 2012

Sarlat Film Festival, 2012

San Sebastián International Film Festival, 2012

cineworx

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11. Presse

«Mit schrägem Witz, emotional und intellektuell mitreissend …

Der überzeugende visuelle Stil stellt sich ganz in den Dienst der Story – Pablo Larraín hat mit nach-

gebauten Umatic-Videokameras gedreht, so dass sich die Fiktion und die Clips der originalen NO-

Kampagne zu einem organischen Ganzen verweben. Gael García Bernal glänzt mit einer präzisen,

subtil bewegenden Darstellung.»

NEW YORK TIMES

«Der heimliche Hit in Cannes 2012 …

Pablo Larraín hat mit einer Art hoch artifiziellem Naturalismus ein Spektakel wie aus einem Guss

geschaffen, das den Zuschauer mitreisst. NO ist beides: beste Publikumsunterhaltung und ein ex-

trem raffiniertes Konzeptwerk – vielleicht der letzte situationalistische Film.»

VILLAGE VOICE

«Packend von Anfang bis Ende, auch für Kenner der historischen Materie, und voll jenes schwarzen

Humors, der schon die früheren Filme von Pablo Larraín ausgezeichnet hat. (…) Der fabelhafte

Schnitt von Andrea Chinogli gibt dem Film einen mühelos voranstürmenden Schwung, die Leistun-

gen der Darsteller sind, wie wir es von Pablo Larraín gewohnt sind, perfekt. Gael García Bernal war

selten besser als in diesem Film.»

VARIETY

«Ein elektrisierender Film …

Gael Garcá Bernal verleiht seiner Figur mit einer Finesse und Nüchternheit, wie man sie selten bei

ihm gesehen hat, ein berührende Vielschichtigkeit, eine Mischung aus emotionaler Verletzlichkeit,

erwachendem moralischen Bewusstsein und zielstrebigem Ehrgeiz. (…)

An der Oberfläche erzählt NO vom Umbruch in Chile 1988. Darunter aber geht es um sehr viel

mehr. Das Thema ist jenseits seiner historischen Besonderheiten allen vertraut, die schon einmal

eine komplett medialisierte Wahlkampagne mitverfolgt haben. Die Kampagne von 1988 wird aus der

Sicht derer gezeigt, die sie machen – und am Ende wird klar, dass die Diktatur weniger deswegen

verloren hat, weil das Volk mehr Gerechtigkeit wollte, sondern weil ihr Kampagnenteam keine Ah-

nung von Marketing hatte. Mit NO hat Pablo Larraín sein Talent als grosser politischer Filmemacher

bestätigt. Am Ende einer Trilogie, die dem Nerv der Diktatur Pinochets filmisch nachspürt, erweitert

er seine Perspektive auf die modernen kapitalistischen Gesellschaften in ihrer Gesamtheit.“

LE MONDE

«Unglaublich unterhaltsam, relevant im Thema, geschickt in der Form …�

Es ist ein stilistischer Meisterstreich, dass Larraín mit Umatic-Kameras aus den 80er-Jahren gedreht

hat, so dass Archivmaterial und die Spielfilmszenen nahtlos in einem einheitlichen, pulsierenden

Ganzen aufgehen. (…)

Der Humor der früheren Filme von Pablo Larraín war rabenschwarz. Jetzt ist er – entsprechend der

Aufbruchstimmung des historischen Moments und der unwiderstehlichen Fröhlichkeit der NO-

Kampagne – um einiges zugänglicher. Dabei werden wir keinen Moment im Unklaren darüber ge-

lassen, was auf dem Spiel steht: Die Menschen unterhalten sich im Flüsterton, Männer in Autos oh-

ne Nummernschild überwachen René, seine Familie, seine Kollegen. Dass der Film dennoch seine

feel good-Stimmung entwickelt, verdankt sich vor allem dem Umstand, dass wir Zeuge werden, wie

ein Land aus den dunklen Schatten der Vergangenheit tritt.»

SIGHT AND SOUND

cineworx

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Bissige Satire... Auf keinen Fall verpassen.

TIME OUT NEW YORK

Larraín benutzt eine Videoästhetik, in der die Handlung nicht nur mit dem Archivmaterial unterschnit-

ten wird, sondern optisch mit diesem verschmilzt. Seine Technik lässt den Zuschauer in die Vergan-

genheit eintauchen und wirkt über die Laufzeit des Films unverhofft und einmalig schön. NO feiert

ungekünstelt den Glauben an die Demokratie und – überraschenderweise – an den Wahrheitsgehalt

der Werbung.

SLANTMAGAZINE.COM

Der Applaus und die Begeisterung in Cannes waren wohlverdient. Als stilistisches Kabinettsstück

hat Larraín NO mit einer Umatic Video Kamera gefilmt, so dass nahezu kein Unterschied zwischen

dem umfangreichen Archivmaterial und den Spielszenen festzustellen ist. Ein nahtloses Ganzes und

ein enorm zufriedenstellendes dazu!

BRITISH FILM INSTITUTE

Ein ausserordentlich gut gemachter Film, grossartig gespielt, komisch, menschlich, warm, mit hohen

Grundsätzen und genauso fesselnd unterhaltsam wie aufs Schärfste moralisch und intelligent. Ein

Glanzpunkt des Films: Bernal dabei zuzusehen, wie ihm langsam zu Bewusstsein kommt, dass sein

privilegiertes Leben mit dem Preis der Komplizenschaft einherging, den er Stück für Stück über Jah-

re gezahlt hat ohne darüber nachzudenken.

INDIEWIRE.COM

NO, Gewinner der Sektion Quinzaine des réalisateurs beim Filmfestival Cannes 2012, war einer der

interessantesten Filme, die dort gezeigt wurden. Pablo Larraíns Kino zeichnet sich durch einen be-

merkenswerten Aspekt aus, nämlich durch seine Begabung, Geschichte weder mit herablassendem

Moralismus noch mit nostalgischer Selbstzufriedenheit zu betrachten. Die (drei) Filme über sein

Heimatland Chile sind aussergewöhnliche Einbrüche in die unerschlossenen Möglichkeiten histori-

scher Erzählung unter Vermeidung von Daten, Meilensteinen und Helden, um stattdessen Geschich-

te aus einer Innenperspektive ohne Draufsicht darzustellen. NO entlarvt die Leere demokratischer

Siege und – was am meisten beunruhigt – die Unmöglichkeit die politische Rhetorik entgegen den

eigenen Überzeugungen zu ändern. Die Erkenntnis, dass die NO-Kampagne nur auf Kosten der

Verdrängung der historischen Albträume und durch dass Versprechen auf eine farbenfrohe Zukunft

gewonnen werden kann, belebt den Film ungemein.

MUBI.COM