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Nordsee und Wattenmeer - eine Zustandsbeschreibung

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Nordsee und Wattenmeer -eine Zustandsbeschreibung

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Impressum

HerausgeberLandesamt für den NationalparkSchleswig-Holsteinisches WattenmeerSchloßgarten 1, 25832 Tönningwww.wattenmeer-nationalpark.de

in Zusammenarbeit mit dem

Landesamt für Natur und Umweltdes Landes Schleswig-HolsteinHamburger Chaussee 25, 24220 Flintbekwww.lanu-sh.de

FotosArchiv Nationalparkamt: Brunckhorst, Gätje, Gilly,Jessel, Quedens, Reinke, Schröder, Stock, TodtMarinefliegergeschwader Nordholz/EikenjägerLANU/Voß

Redaktion, Text und GraphikIngrid Gilly, Achim Stölting, Elisabeth Koop (NPA)

DruckBoyens, Heide

© Alle Rechte beimLandesamt für den NationalparkSchleswig-Holsteinisches WattenmeerTönning, 2004

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öf-fentlichkeitsarbeit der schleswig-holsteini-schen Landesregierung herausgegeben.Sie darf weder von Parteien noch von Per-sonen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfebetreiben, im Wahlkampf zum Zwecke derWahlwerbung verwendet werden. Auchohne zeitlichen Bezug zu einer bevorste-henden Wahl darf die Druckschrift nicht ineiner Weise verwendet werden, die alsParteinahme der Landesregierung zugun-sten einzelner Gruppen verstanden wer-den könnte.

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Einleitung ................................................ 5

Nährstoffe ............................................... 7die Düngung der Nordsee

Schadstoffeinträge................................... 10zu Land, zu Wasser und in der Luft

Anreicherung in der Nahrungskette .......... 14oder wer frisst wen?

Vogeleier ................................................. 16Indikatoren für Schadstoffe

Seehunde ............................................... 18auf hohem Niveau

Organozinnverbindungen ........................ 20giftige Schiffspflege

Radioaktivität .......................................... 21der Abfall der Wiederaufbereitung

Ölverschmutzungen ................................ 22immer noch ein Problem

Müll ......................................................... 26und andere Strandfunde

Chronik ................................................... 28was ist erreicht im Nordseeschutz?

Inhalt

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Liebe Leserinnen und Leser,

Industrie, intensive Landwirtschaft und Verbraucher haben die Nordsee über Jahr-zehnte als Abfallgrube für Nähr- und Schadstoffe missbraucht. Vehemente Protestevon Umweltschutzorganisationen haben dieses Problem öffentlich gemacht und einenWandel eingeleitet. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeiten Umweltverbände und Um-weltverwaltungen daran, die Verschmutzung der Nordsee kontinuierlich abzubauen.

Wir müssen die Logik durchbrechen, dass immer nur die dramatischen Folgen vonSauerstoffmangel, Fischsterben oder Algenpest und Katastrophen, dafür sorgen, dasskonkrete Maßnahmen nicht nur beschlossen, sondern auch umgesetzt werden. Längstgibt es umweltfreundliche Alternativen. Einige - wie bleifreies Benzin oder phosphat-

freie Waschmittel - sind längst Teil unseres Alltages. Um dieNährstoffeinträge gesetzlich zu reduzieren, sind eine Novellie-rung der Düngeverordnung der EU und die Bindung von EU-Direktzahlungen an verbindliche Standards zur Stärkung desUmwelt- und Naturschutzes geplant. Gesetze allein werden nichtgenügen - die landwirtschaftliche Praxis muss sich konsequen-ter an Qualitäts- und Umweltzielen orientieren. Das Problem derSchiffssicherheit ist ebenso virulent � auch hier müssen wir dienationale wie internationale Zusammenarbeit beim Meeresschutzforcieren.

Wir haben in dieser Broschüre Forschungs- und Monitorin-gergebnisse für Sie aufbereitet. Damit wollen wir Ihnen zeigen,

wie es derzeit um die Nordsee und das Wattenmeer bestellt ist und wo wir uns erfolg-reich engagiert haben. Nur mit vereinten Kräften können wir dafür sorgen, dass unse-re Meere und Küsten auch zukünftigen Generationen Freude bereiten und ihnen einegute, gesunde Lebensgrundlage sind.

Vorwort

IhrKlaus Müller

Minister für Umwelt,Naturschutz und Landwirtschaftdes Landes Schleswig-Holstein

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Das Wattenmeer als Teil der Nordsee isteine einmalige Naturlandschaft. Dieser au-ßergewöhnlich reiche Lebensraum genießtden Schutzstatus eines Nationalparks. Hin-ter diesem Begriff steckt die Idee, in einzig-artigen Lebensräumen die Natur sich selbstzu überlassen. 1985 wurde der National-park Schleswig-Holsteinisches Wattenmeergegründet, 1986 und 1990 folgten die Wat-tenmeer-Nationalparke in Niedersachsenund Hamburg.

Was aber nützt es, Schutzgebiete aus-zuweisen, wenn sich die äußeren Schad-einflüsse nicht stoppen lassen? Nicht nurmit der Wasserströmung, sondern auch überdie Luft gelangen giftige Stoffe von weit herin die Schutzgebiete. Die Nordsee ist wich-tiger Lebens- und Wirtschaftsraum für denMenschen. So wird sie von vielbefahrenenSchifffahrtsstraßen gekreuzt, hier wird Öl undGas gefördert und intensiv Fischerei betrie-ben. Die Schönheit des Meeres lockt, hierErholung zu suchen und Sport zu treiben.Nutzungskonflikte sind vorprogrammiert undProbleme nicht einfach lösbar. Die Nordseeist ein internationales Gewässer, und überSchutzbemühungen müssen sich alle An-liegerstaaten einigen.

Auf nationaler und internationaler Ebenewurden seit den 70er Jahren Maßnahmenzur Bekämpfung der Meeresverschmutzungergriffen. Verschiedene politische Verwaltungs-gremien, z.B. die Internationale Maritime Or-ganisation (IMO) oder die internationalen Mee-resschutzkonferenzen beschäftigen sich seithermit dem Schutz der Meere.

Seit Ende 2000 ist die EU-Wasserrah-menrichtlinie (WRRL) in Kraft. Sie gilt füralle Gewässer Europas - für das Grund-wasser wie auch für die Oberflächenge-wässer einschließlich der Übergangs- undKüstengewässer. Ziel der WRRL sind dernatürliche Zustand und die natürliche Qualitätdes Wassers. In Schleswig-Holstein wirdmit hoher Priorität an der Umsetzung ge-arbeitet.

Was hat sich in den letzten Jahren tat-sächlich getan und wie sieht es heute umden Zustand der Nordsee aus? Die Ein-träge vieler Umweltgifte konnten verrin-gert werden. Doch noch immer treibenverölte Seevögel und jede Menge Schiffsmüllan unsere Küste. Eine Bewertung der ge-genwärtigen Situation ist schwierig, da me-thodisch einheitliche Datenerhebungen überlange Zeiträume nur für einzelne Parametervorliegen. Mit dieser Broschüre möchtenwir in die Problematik der Nordseever-schmutzung einführen und Ihnen span-nende Fakten zum Genesungszustand derNordsee vorstellen.

Einleitung

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Zentrales Nordseewasser

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Atlantisches Wasser (westl.)

Nördliches Nordseewasser

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Die Wassermassen der Nordsee zirkulieren gegen den Uhrzeigersinn. Diese Strömungsverhältnisseentscheiden darüber, wohin die Schad- und Nährstoffe der Flussmündungsbereiche transportiert werden.Grafik: OSPAR Commission, zur Verfügung gestellt von HAAGEN design.

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Nährstoffedie Düngung der Nordsee

Die Primärproduktion im Meer wird vom Phytoplankton, mikroskopisch kleinste Pflanzen, diefreischwebend im Wasser leben, und dem Phytobenthos, den Pflanzen am Meeresgrund,geleistet. Diese Produktion organischer Nährstoffe mit Hilfe von Sonnenenergie wirdgemessen in Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr. Sie ist in der Meeresregion umSylt-Rømø seit 1980 deutlich angestiegen.Daten: Asmus et al. 1999

Nährstoffe, wie die Nährsalze Phosphat,Nitrat und Silikat werden als Grundlage fürden Aufbau allen Lebens im Wattenmeerbenötigt. Algen und Bakterien können siedirekt aufnehmen. So gelangen sie in dieNahrungskette. Auf verschiedenen We-gen, etwa durch den Abbau toter Orga-nismen, werden Nährstoffe wieder freige-setzt. Im Jahresverlauf ändern sichdadurch die im Wasser vorhandenen Kon-zentrationen erheblich. Im Frühjahr etwabieten über den Winter angereicherteNährstoffe und eine zunehmende Lichtin-tensität optimale Wachstumsbedingungenfür die im Wasser schwebenden mikrosko-

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350PhytoplanktonPhytobenthos

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Im vergangenen Jahrzehnt konnten vorallem die Phosphateinträge reduziertwerden. Verbesserte Reinigungsverfah-ren der Kläranlagen und phosphatfreieWaschmittel trugen dazu bei. Für dieEinträge der Stickstoffverbindungen,insbesondere aus der Landwirtschaft,ist jedoch noch keine Besserung inSicht. Insgesamt sind die Nährstoffein-träge in die Nordsee immer noch zuhoch.

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Mittlere Nährstoffkonzentration im Winterwasser derDeutschen Bucht bei einem Salzgehalt von s=30.Daten: H. Nies, BSH: Monitoring in der Nordsee. 1.Tagung �Forschungshorizonte der Küstenregion�,13. bis 15.02.2003, Hamburg

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pisch kleinen Algen. Als Folge kommt eszu Massenvermehrungen, den Algenblü-ten.

Über Flüsse sowie Abgase in der At-mosphäre gelangen gewaltige Nährstoff-frachten aus Landwirtschaft, Industrie undVerkehr in die Nordsee. Diese durch denMenschen verursachten Nährstoffeinträgefördern die pflanzliche und tierische Pro-duktion, ein Prozess, der als Eutrophierungbezeichnet wird. Immer häufigeres Auftretender Massenentwicklungen von Algen undeine veränderte Artenzusammensetzungwerden heute als Folgen angesehen. Vorder Küste Schleswig-Holsteins gibt es inden letzten Jahren allerdings Indizien füreinen Rückgang von Algenblüten.

Für Organismen entscheidend ist nichtnur die Konzentration der Nährstoffe, sondernauch ihr Verhältnis untereinander. Währenddie Einträge von Phosphor (P) in den letz-ten Jahren zurückgegangen sind, bliebendie Stickstoffeinträge (N) auf einem hohenNiveau.

Mittlerweile treten N:P Verhältnisse von50:1 bis 100:1 auf, für die Nordsee nor-mal wären jedoch Verhältnisse von etwa20:1. Einige Algenarten, z.B. die Schaumalge(Phaeocystis globosa), haben bei Stickstoff-überschuss und Phosphatmangel gegen-über anderen Algen Vorteile, da sie in derLage sind, organisch gebundenen Phos-phor zu nutzen. Die Alge Chrysochromu-lina polylepis entwickelt dann sogar toxi-sche Eigenschaften und führt damit zuFischsterben. Auch manche gebietsfrem-

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Besonders in den 1980er Jahren traten riesigeSchaumberge aus Eiweiß entlang der Nordseeküsteauf. Sie entstehen beim Zerschlagen der Zell-kolonien der Schaumalge (Phaeocystis globosa)durch Wind und Wellen. Sie sind gesundheitlichunbedenklich.

Zu eindrucksvollenWasserverfärbungenkann es bei den �RedTides� kommen.Ursache sind Massen-vorkommen voneinzelligen Planktonor-ganismen. Hierzu gehörtauch der EinzellerNoctiluca, ein Flagellat,der das Meeresleuchtenverursacht.

Aufnahme aus demHubschrauber.Voß, LANU

de Alge, die mit dem Ballastwasser derSchiffe in unsere heimischen Meere ge-langt, findet hier nun gute Wachstumsbe-dingungen und tritt in Konkurrenz mit denheimischen Arten.

Massenvorkommen treten nicht nur beiim Wasser schwebenden Kleinstalgen,dem Phytoplankton auf. Auch bei gro-ßen Grünalgen wird dieses Phänomenin den letzten Jahren verstärkt beobachtet.Für ihr Wachstum sind neben dem Nähr-stoffangebot im Freiwasser weitere Faktorenwie die Wassertrübung und der Nährstoff-vorrat im Wattsediment sowie Veranke-rungsmöglichkeiten auf den Wattflächenentscheidend. Bei günstigen Bedingun-gen können sie innerhalb weniger Wo-chen geschlossene Algenmatten bilden.

Sterben die Algen nach einer Massen-vermehrung ab, müssen sie am Meeres-grund unter Sauerstoffverbrauch abgebaut

werden. Kann sich das Bodenwasser hiernicht mit dem Oberflächenwasser durch-mischen, wird möglicherweise der gesamteSauerstoff aufgezehrt. Tiere wie Muscheln,Fische und Krebse können in diesem Be-reich dann nicht mehr überleben.

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Schadstoffeinträgezu Land, zu Wasser und in der Luft

Maßnahmen zur Schadstoffreduzie-rung, wie die Einführung bleifreien Ben-zins, führten zu einem Rückgang derSchwermetalleinträge in die Nordsee.

Schadstoffe können in die vier GruppenSchwermetalle, Organochlorverbindun-gen, Erdölkohlenwasserstoffe und radio-aktive Verbindungen unterteilt werden.Einige dieser Stoffe wirken bereits in ge-ringen Konzentrationen giftig. Andereweisen zwar keine direkte Giftigkeit auf,verändern aber das Hormonsystem undsomit z.B. Wachstum, Immunsystem undden Fortpflanzungserfolg. Der Nachweisder Schadwirkung auf Organismen istnicht immer einfach, da Effekte oft erstnach langen Zeiträumen sichtbar werden.

Meist werden Maßnahmen zur Reduzie-rung der Schadstoffe erst dann eingelei-tet, wenn die Schäden bereits offensicht-lich sind.

Hauptsächlich aus Abgasen, die mit derLuft verdriftet werden und mit den Abwässernder Flüsse gelangen viele Schadstoffe indas Meer. Gerade die Einzugsgebiete dergroßen Flussläufe Rhein, Elbe und Wesersind dicht besiedelt, hoch industrialisiertoder intensiv landwirtschaftlich genutzt.Entsprechend stark sind die Flüsse mitSchadstoffen belastet.

Doch es hat sich etwas getan. Maß-nahmen zur Verringerung der Schwerme-tallkonzentration gibt es schon seit über20 Jahren, und sie zeigen Erfolge. So istin der Nordsee für viele Schwermetalle einrückläufiger Trend feststellbar.

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Quecksilber findet vielfältige technischeAnwendung. Seine Verbindungen sind fürihre Giftigkeit bekannt. Meeresbewohnernehmen sie über Kiemen und Nahrung aufund reichern sie an. Unter Umständenkönnen hierbei hohe Konzentrationen ent-stehen.

Durch die Einführung von bleifreiem Ben-zin sind die sehr hohen atmosphärischenKonzentrationen der bleiorganischen Ver-bindungen stark reduziert worden. Verblei-tes Benzin wird in Deutschland seit 1988nicht mehr angeboten. In Böden und Se-dimenten wird Blei jedoch gespeichert undkann so noch nach langen Zeiträumen wie-der freigesetzt werden. Wird Blei kontinu-ierlich in kleinen Mengen aufgenommen,kommt es zu chronischen Vergiftungen.

Daten zusammengestelltaus Berichten derverschiedenen Nordsee-schutzkonferenzen,Quality status reports undRID 1999 der OSPARCommission

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Beispielhafte Schadstoffverteilung im Wasser der Deutschen Bucht am 15.06.2001. In dieser Modellbe-rechnung wurde angenommen, dass ein Schadstoff mit willkürlicher Einheit kontinuierlich sechs Monatemit dem Wasser der Elbe und Weser eingeleitet wurde. (Blau = geringe Konzentration, rot = hoheKonzentration)

Grafik: Dick, BSH

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Lange Zeit haben wir die Nordsee alsbillige Entsorgungsstelle für Produkti-onsabfälle aus dem Binnenland miss-braucht. Auf dem Meer konnte manstrenge Rechtsvorschriften, wie sieetwa für die Verbrennung von Abfall anLand gelten, umgehen.

1969 begann die Verklappung vonDünnsäure als Abfallprodukt aus derdeutschen Titandioxidproduktion in einSeegebiet bei Helgoland. Man nahman, dass die enormen Wassermassendie Gifte ausreichend verdünnen könn-ten. Jährlich gelangten bis zu 750.000tder unter anderem mit den giftigen Me-tallen Arsen, Blei und Chrom verunrei-nigten Säure in die Nordsee. Welcheschwerwiegenden Folgen das Einbrin-gen von Schadstoffen in die Meere tat-sächlich hat, trat erst langsam zutage.

1975 brachte man erstmals ver-mehrt auftretende Fischkrankheiten inVerbindung mit verklappten Schwer-metallen. Ende der achtziger Jahre hatdie Politik schließlich entschieden, diegedankenlose Abfallentsorgung zu be-enden. 1989 wurde die Verklappung indie Nordsee eingestellt, wenige Jahre

später auch im Bereich des Nordost-atlantiks. Seit 1991 wird kein Abfallmehr auf See verbrannt. Das Einbrin-gen von Klärschlamm in den Nordost-atlantik ist seit 1999 verboten. Weiter-hin wird jedoch Baggergut, das voral lem bei der Unterhaltung derSchifffahrtswege anfällt, in der Nordseeversenkt. Die bislang im Sediment ge-speicherten Schwermetalle gelangenbei der Umlagerung dann teilweise indas Wasser zurück.

Ein Blick in die Vergangenheit

8556 t Zink

2850 t Chrom

3002 t Blei

4563 t Kupfer

1280 t Nickel

720 t Arsen, 72 t Cadmium, 20 t Quecksilber

= 1000 t

1990 gelangten noch über 23 000 t giftigeSchwermetalle durch Verklappung in dieNordsee. Bei fast allen Stoffen sind dieEinträge durch Verklappung deutlichzurückgegangen.Daten zusammengestellt aus Berichten derverschiedenen Nordseeschutzkonferenzen,Quality status reports und RID 1999 derOSPAR Commission

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Plankton SilbermöweScholleStrandkrabbeHerzmuschel

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Beispiel für die Anreicherung von PCBsinnerhalb des Nahrungsnetzes. Die

Pfeile verdeutlichen die Nahrungsbezie-hungen. PCB-Gehalt jeweils alsMittelwert von 7-10 Individuen.

Nach Matting et al. 1996

Anreicherung in der Nahrungsketteoder wer frisst wen?

Vögel und marine Säugetiere sind alsEndglieder der Nahrungskette stark mitSchadstoffen belastet. Ob sich die Be-lastung der Robben und Schweinswa-le des Wattenmeeres gebessert hat,weiß man nicht. Langzeitmessungen,wie sie für Vogeleier jährlich durchge-führt werden, existieren für diese Tier-gruppe noch nicht.

Viele Schadstoffe sind in Fett löslich. Siekönnen deshalb ideal im tierischen Orga-nismus gespeichert werden. Innerhalb desNahrungsnetzes werden sie somit von ei-ner Konsumentenstufe zur nächsten wei-tergegeben und dabei immer stärker kon-zentriert. Es ist also nicht verwunderlich,dass gerade in Vögeln und marinen Säu-gern oft sehr hohe Schadstoffkonzentra-tionen gemessen werden. Zu den Verbin-dungen, die sich in allen Organismen überdie Nahrungskette stark anreichern, ge-hören die chlorierten Kohlenwasserstoffewie das Insektenvernichtungsmittel DDTund die als Weichmacher verwendeten

PCBs sind sehr stabile Verbindungen,die in der Natur nur langsam abge-baut werden. In Deutschland dürfensie seit 1978 nur noch in geschlosse-nen Systemen eingesetzt werden,1983 stellte man ihre Produktion einund seit 1989 dürfen keinerlei PCB-haltige Stoffe mehr in den Verkehrgebracht werden.

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polychlorierten Biphenyle (PCB). Oft ist dieWirkungsweise dieser Stoffe wenigerdurch sofortige Vergiftungserscheinungengekennzeichnet als vielmehr durch bedeu-tend weniger auffallende Effekte wie ge-ringe Fruchtbarkeit und entsprechend we-niger Nachwuchs. In der Industriegelangen immer neue Chemikalien in den

Einsatz und durch Abgase und Abwässerin die Meere. Über ihre Auswirkungen aufdas Ökosystem Meer weiß man jedochmeist recht wenig.

Das Insektizid DDT zählt zu den zehn gefährlichsten Stoffender Welt. Seine Anwendung ist heute in den meisten Indu-strieländern verboten. In einigen tropischen Ländern wird esjedoch noch zur Malariabekämpfung eingesetzt. DDT bleibtsehr lange in der Umwelt aktiv und ist selbst in der menschli-chen Muttermilch nachweisbar. Beim Stillen wird das im Fett-gewebe angereicherte DDT mobilisiert und an das Kind wei-tergegeben.

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VogeleierIndikatoren für Schadstoffe

Vergleich der Konzentrationen von PCBs in Eiern der Flussseeschwalbe (Sternahirundo) auf den Nordseeinseln Trischen und NorderoogDaten: Becker, Institut für Vogelforschung Wilhelmshafen

Da Vögel auf einer hohen Konsumenten-stufe stehen, sind sie von der Schadstoff-anreicherung besonders stark betroffen.Die Eier der Küstenvögel eignen sich da-her, um Aussagen über den Belastungs-

zustand des Wattenmeeres zu treffen.Deshalb werden im Wattenmeer jährlichEier von verschiedenen Seevögeln aufSchadstoffe untersucht. Welche Stoffein einer Vogelart besonders reichlich an-getroffen werden, hängt in erster Liniedavon ab, was auf dem Speiseplan derTiere steht. So ist z.B. Fisch stärker mitPCB und DDT belastet als die wirbello-sen Tiere. Entsprechend ist die Anreiche-rung der beiden Stoffe in Flusssee-schwalben mit der HauptnahrungsquelleFische im allgemeinem stärker als beiAusternfischern, die im Wattboden nachMuscheln suchen.

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Schadstoffmessungen in Vogeleiern do-kumentieren die Belastung der küsten-nahen Meeresbereiche. Entsprechendspiegeln sich in den Ergebnissen diedeutlich abnehmenden Konzentratio-nen an DDT und PCB bei allerdings wei-terhin hohen Lindankonzentrationen wi-der.

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Neben Unterschieden zwischen den Ar-ten treten jedoch auch regionale Unter-schiede auf. Besonders in den Bereichender Flussmündungen sind die Schadstoff-belastungen sehr hoch. So werden dieSchadstofffrachten der Elbe mit der vor-herrschenden Strömung nach Nordenverdriftet und verdünnen sich dabei zu-nehmend. Entsprechend sind Eier derFlussseeschwalben auf der Insel Trischenstärker mit PCBs belastet als auf der wei-ter nördlich liegenden Insel Norderoog.

Folgenschwer kann die Schadstoffan-reicherung für Vögel während Hunger-zeiten werden. Dann werden Fettreser-ven abgebaut und die dort gespeichertenSchadstoffe gelangen in die Blutbahn.

Die Menge der PCBs, die über die Flüsse in die Nordsee gelangt,zeigt seit 1985 einen rückläufigen Trend.Daten zusammengestellt aus Berichten der verschiedenenNordseeschutzkonferenzen, Quality status reports und RID 1999der OSPAR Commission

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PCBs

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PCBs

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Aufsehen erregte das Massensterben vonAusternfischern im Wattenmeer währendeiner Kältewelle im Januar 1987. Die ver-hungerten Tiere besaßen kein Fett mehrund wiesen stark erhöhte Gehalte an PCBund Quecksilber in der Leber auf. Dieim Fett gespeicherten Schadstoffe scheinenhier den natürlichen Vorgang der Win-tersterblichkeit verstärkt zu haben. DieBelastung der Vogeleier im Wattenmeerist seit Ende der 80er Jahre rückläufig,ein Zeichen dafür, dass Maßnahmen zurSchadstoffreduzierung erfolgreich sind.Nur für das Insektizid Lindan, das heuteimmer noch eingesetzt wird, werden sta-gnierende und sogar zunehmende Kon-zentrationen gemessen.

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Der Seehund (Phoca vitulina) ist im Wat-tenmeer weit verbreitet. Daneben kommtunter den Meeressäugern nur noch derSchweinswal (Phocoena phocoena) undin geringen Zahlen die Kegelrobbe (Hali-

choerus grypus) vor. Im inneren Watten-meer gehört der Seehund zu den Leittier-arten, er ist einer der Besuchermagnetendes Wattenmeeres.

Seehunde suchen im späten Frühjahrdie Sandbänke des Wattenmeeres auf,gebären dort ihre Jungen und ziehen sieauf. Nach dem Wechsel des Haarkleidesziehen sich die Seehunde im frühen Herbstin die Nordsee zurück. Seehunde stehenam Ende des Nahrungsnetzes. Sie ernährensich von den jeweils am häufigsten vor-kommenden Fischarten, die Jungtiere fressennach der Stillzeit bevorzugt Garnelen.

Bis 1974 wurden Seehunde im schleswig-holsteinischen Wattenmeer bejagt. Zu dem

Seehunde

Seit Beginn der regelmäßigen Zählflü-ge 1975 ist der Seehund-Bestand imWattenmeer bis zum Seehundsterben1988 kontinuierlich gestiegen. Danacherholte sich der Bestand rasch undstieg bis 2002 auf etwa 21.000 Tiere.Beim Seehundsterben 2002 wurdenmehr als 10.000 Tiere im gesamtenWattenmeer tot geborgen.

Anzahl der bei den Zählflügen im gesamten Wattenmeer erfassten Seehunde. Der tatsächlicheBestand liegt etwa ein Drittel höher. Deutlich erkennbar ist die Zunahme der Seehundzahlen seit1975. Die Seehundepidemien von 1988 und 2002 konnten den Bestand nicht dauerhaft gefährden.Daten NPA

auf hohem Niveau

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Zeitpunkt wurden hiernur noch 1.500 Tieregezählt. Nach Ein-stellung der Jagd ha-ben die Seehundjägerdie Hege der See-hunde übernommen.Seit 1990 sind See-hunde im gesamtenWattenmeer durch einAbkommen der Wat-tenmeerstaaten ge-schützt.

Der Seehundbe-stand erholte sichdurch die Schutzmaßnahmen allmählich,bis 1988 eine Epidemie unter den Tierenausbrach. Diese nahm ihren Ausgang imBereich der dänischen Ostseeinsel Anholtund verbreitete sich über Skagen sehr schnellins gesamte Wattenmeer. Als eigentlicheUrsache für das Seehundsterben wurdeein hundestaupe-ähnliches Virus festge-stellt. Das dadurch geschwächte Immun-system der Tiere und die übrigen Bela-stungen durch Parasitenbefall und Schadstoffeinsbesondere mit PCBs führten dazu, dassTiere in großer Zahl verendeten.

Insgesamt starben 1988 von den imWattenmeer gezählten 10.000 Tieren (dergeschätzte Bestand lag bei über 13.000Tieren) mehr als 60%. Allein im schleswig-holsteinischen Nationalpark wurden 5.800tote Seehunde geborgen, die zum Teil ausden anderen Wattenmeerregionen hier an-geschwemmt wurden.

Die Seehundpopulation erholte sich inden Folgejahren rasch. Im Jahr 2002 wurdenim Nationalpark 7.900 und im gesamtenWattenmeer fast 21.000 Tiere bei den Zähl-flügen des gemeinsamen Monitoringpro-gramms der drei Wattenmeerstaaten ge-zählt.

2002 brach die Seehundstaupe erneutaus. Ausgangspunkt der Epidemie war wie-derum die Insel Anholt. Die Infektion er-reichte das Wattenmeer später als 1988und der Verlauf war weniger heftig. Den-noch wurden mehr als 10.000 Tiere totgeborgen, allein in Schleswig Holstein 3.500.Inwieweit der erneute Ausbruch der Seu-che an der gleichen Stelle natürliche Ur-sachen hat, ist ungeklärt.

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Organozinnverbindungengiftige Schiffspflege

Seit 1985 wird Triphenylzinn (TPhT)nicht mehr als zusätzlicher Wirkstoff inAntifoulinganstrichen verwendet, diegemessenen Konzentrationen sindseither deutlich zurückgegangen. ImGegensatz dazu ist für Tributylzinn(TBT) keine Abnahme der Schadstoff-konzentration erkennbar.

Aquatische Organismen wie Seepocken,Muscheln und Algen siedeln gern aufSchiffsrümpfen. Um den Bewuchs zu ver-hindern, werden Schiffe mit organozinn-haltigen Antifoulingfarben, insbesondereTributylzinn (TBT), bis 1985 zusätzlichauch mit Triphenylzinn (TPhT) gestrichen.Diese Organozinnverbindungen töten al-lerdings nicht nur den unerwünschten Auf-wuchs, sondern wirken auch auf andereWasserorganismen stark toxisch.

Obwohl bekannt ist, dass TBT schwe-re Schäden an Meeresorganismen anrichtet,

wurde seine Anwendung im Schiffsverkehrlange Zeit toleriert. Entsprechend werdenheute immer noch sehr hohe Konzentra-tionen in Muscheln der Hafenbereichegemessen.

Organozinnverbindungen finden häu-fig in der Industrie Anwendung. Für Schlagzei-len sorgte der Nachweis von Tributylzinnin Sportkleidung, wo es antibakteriell wir-ken sollte. Wird TBT aus Schiffsanstrichenins Wasser freigesetzt, beeinträchtigt sei-ne hormonelle Wirkung das Fortpflanzungs-system von Schnecken und Muscheln. Dieskann bis zur Sterilität der weiblichen Tie-re führen und somit zum lokalen Ausster-ben einer Population. Vor allem im Sedi-ment von Hafenbereichen finden sich hoheKonzentrationen an TBT, die sich nur langsamabbauen. Für Boote unter 25 m Rumpf-länge besteht seit 1989 in der Europäi-schen Union ein Verbot für die Anwendungvon TBT. Mittlerweile ist jedoch auch für

In Probenahmen vonMiesmuscheln in Eckwarder-hörne (NiedersächsischesWattenmeer) fanden sichTributylzinn (TBT) undTriphenylzinn (TPhT)als vorherrschendeOrganozinnverbindungen.

Daten: Rüdel et al. 1999,UBA

µg S

n/kg

Fris

chge

wic

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0

10

20

30

40

50

TPhT

TBT

1999

1998

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1994

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1988

1986

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Radioaktivitätder Abfall der Wiederaufbereitung

Zeitlicher Verlauf derCäsium 137-Konzentrati-on im Wasser derDeutschen Bucht an derPosition des ehemaligenFeuerschiffs �Elbe 1�.Durch den Fallout desReaktorunfalls vonTschernobyl kam es1986 zu einer kurzzeiti-gen deutlichen Zunahmeder Cs-137 Aktivitätskon-zentration.

Daten: H. Nies, BSH:Monitoring in derNordsee. 1. Tagung�Forschungshorizonte derKüstenregion�, 13. bis15.02.2003, Hamburg

Für die derzeitig andauernde radioak-tive Belastung der Nordsee ist vor al-lem die Wiederaufbereitungsanlage inSellafield verantwortlich. Heute ist dieAbleitung der Anlage jedoch lange nichtmehr so hoch wie Mitte der siebzigerJahre.

In den 50er und 60er Jahren führten Nu-klearwaffentests in der Atmosphäre zu ei-ner globalen radioaktiven Kontaminationder Nordhalbkugel durch Fallout-Nuklide.Heute sind es atomare Wiederaufberei-tungsanlagen, die große Mengen künstli-cher Nuklide mit ihren Abwässern in dieMeere einleiten. Eine systematische Über-wachung der künstlichen Radionuklide inder Nordsee wird seit 1969 betrieben. AlsLeitnuklid wird für die Überwachung häu-

fig Cäsium 137 verwendet, mit einer Halb-wertszeit von 30 Jahren ein recht langle-biges Nuklid.

Neben La Hague in Frankreich ist vorallem die mittelenglische atomare Wieder-aufbereitungsanlage in Sellafield Haupt-verursacher für die Einleitung radioakti-ver Abwässer in die Nordsee. In Sellafieldwerden rund 3,3 Milliarden Liter radioak-tive Abwässer jährlich über kilometerlan-ge Rohrleitungssysteme in die Irische Seegepumpt und von dort mit der Meeres-strömung über weite Strecken verfrach-tet. Auf diese Weise reicht der Einfluss vonSellafield selbst bis in den arktischen Ozeanhinein.

1

10

100

1000

1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996

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Mittlere Verölungsratenvon Vögeln derdeutschen Nordseekü-ste aus den Wintern1984/85 bis 2001/02 inProzent.(Verölungsrate = Anteilverölter Vögel an derGesamtzahl derTotfunde)Daten NPA

Ölverschmutzungenimmer noch ein Problem

Als der Holzfrachter Pallas 1998 strande-te, wurden 16.000 durch Öl verendeteSeevögel gezählt. 60 t Schwerölreste

waren aus der havarierten Pallas vor Am-rum ausgelaufen.

Unfälle wie die der Pallas erregen zwarAufsehen, doch auch ohne solche Hava-rien belegen die an der Küste angespül-ten verölten Vögel einen ständigen Ölein-trag in die Nordsee. Der Anteil verölter Vögelan der Gesamtzahl aller angespülten Vö-gel wird als Verölungsrate erfasst. In denWintermonaten wird sie im Rahmen desTrilateralen Monitoring and Assessment Pro-gramms (TMAP) von den drei Wattenmeer-anrainerstaaten Niederlande, Deutschland

0%

20%

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100%

Ver

ölu

ng

srat

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2000

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1988

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/85

Kei

ne D

aten

Kei

ne D

aten

Ölverschmutzungen aus der Schifffahrtführen im Wattenmeer noch immer zuhohen Verölungsraten der Küstenvögel.Zwar wurden Maßnahmen bereits inden 80er Jahren eingeleitet, Mitte der90er Jahre führte das zunehmendeSchiffsaufkommen in Schleswig-Hol-stein jedoch wieder zu ansteigendenVerölungsraten.

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Ergebnis der Ölanalysen aus demGefieder verölter Vögel an derdeutschen Nordseeküste im Winter1998/99 (290 Proben). Hauptverursa-cher der Verölungen sind in diesem FallBrennstoffrückstände aus der Seeschiff-fahrt.

Mittlere Verölungsratenvon Vögeln derdeutschen Nordseekü-ste aus den Wintern1999/00 bis 2001/02 inProzent. Je nachbevorzugtem Lebens-raum, Lebensweise undder Art des Nahrungser-werbs unterscheidensich die Verölungsrateneinzelner Vogelartenbeträchtlich.Daten NPA

und Dänemark auf Kontrollstrecken auf-genommen. In den letzten Jahren sind dieVerölungsraten zwar deutlich geringergeworden, sie sind jedoch immer nocherschreckend hoch. Besonders durch Ölgefährdet sind Vögel, die sich vorwiegendauf der Wasseroberfläche aufhalten undnach Nahrung tauchen, wie etwa die Trot-tellumme.

Rohöl

ParaffinMotorenöl

Brennstoffrückstände + MotorenölBrennstoffrückstände + Paraffin

Brennstoffrückstände

Durch Analysen des Öls im Vogelge-fieder gelangt man auf die Spur der Ver-ursacher. Rohöl macht in der DeutschenBucht nur einen geringen Anteil aus. Esscheidet somit als Hauptverursacher zu-mindest für die toten Vögel der deutschenNordseeküste aus. Die von offshore-Öl-plattformen ausgehenden Rohölverschmut-zungen gelangen aufgrund der Strömungs-

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Lachmöwe

Austernfischer

Brandente

Dreizehenmöwe

Eissturmvogel

TrottellummeTrottellumme

TrauerenteTrauerente

TordalkTordalk

SterntaucherSterntaucher

Lebensraum Nordsee: Lebensraum Nordsee: schwimmend und tauchendschwimmend und tauchend

Lebensraum Nordsee:fliegende Lebensweise,

Nahrung von der Wasseroberfläche

Lebensraum Wattenmeer

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Die Bunkeröle, die in der Seeschifffahrt eingesetzt werden, sind Abfallprodukte der Raffinerien. Bevor sieals Treibstoff verbrannt werden können, müssen sie an Bord gereinigt werden.

Hochseevögel sind von Ölverschmutzungenbesonders stark betroffen. Durch das Öl verklebtihr Gefieder und die isolierenden und wasserab-weisenden Eigenschaften gehen verloren. DieTiere ertrinken oder erfrieren. Zusätzlich nehmensie bei ihren Reinigungsversuchen das Öl aufund verätzen dadurch ihren Magen-Darm-Trakt.In Einrichtungen zur Reinigung wird versucht,Vögel vom Öl zu befreien. Geringe Überlebens-chancen und der zusätzliche Stress stellensolche Rettungsversuche jedoch in Frage.

verhältnisse der Nordsee nicht bis in dieDeutsche Bucht. Für die Verölungen derDeutschen Bucht sind vielmehr Brennstoff-rückstände aus der Schifffahrt verantwortlich.Anstelle der kostenpflichtigen Entsorgungim Hafen werden diese Abfallprodukte häufigillegal auf der offenen See entsorgt. Umdies zu vermeiden, ist es wichtig, Hafen-auffangeinrichtungen bereitzustellen, de-ren Kostensystem Anreiz bietet, die Ab-fälle nicht auf See zu entsorgen. Die EU-Richtlinie zur Schiffsentsorgung, die seitDezember 2000 in Kraft ist, setzt hier an.

Im Rahmen eines Pilotprojekts ermög-lichten Bund und Länder Ende der acht-ziger/Anfang der neunziger Jahre eine ko-stenlose Ölentsorgung in den Häfen derNord- und Ostsee. Sie kann jedoch nicht

Verölte Eiderenten

wertvolle leichte Bestandteile:Benzin, Petroleum, Heizöl,Dieselkraftstoff

Rest:Bunker-C-Öl

schwerflüssiges Restölund Verunreinigungen

Entsorgung im Hafenillegale Einleitung ins Meer

Erwärmung und Reinigungim Maschinenraum

Rohöl

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Die Überwachung vonÖlverschmutzungenaus der Luft wird vonMarinefliegerndurchgeführt.

als alleinige Ursache für denRückgang der Verölungsraten indieser Zeit angesehen werden.Vielmehr führten seit Inkrafttre-ten des Übereinkommens zur Ver-hütung der Meeresverschmutzungdurch Schiffe (MARPOL 1983)eine ganze Reihe von Maßnah-men auf internationaler und na-tionaler Ebene zur Verbesserungder Situation der südlichen Nord-see. Verschärfte Regelungen, effektivereÜberwachung sowie Abschreckung durchStrafe bei Verstoß und möglicherweise einverändertes Umweltbewusstsein trugen zueiner Verhaltensänderungen in der See-fahrt bei.

Die Anzahl der Ölplattformen derNordsee hat in den letzten 20 Jahrenstark zugenommen. Während der Öl-förderung gelangt Erdöl durch ölhalti-ge Bohrschlämme und Produktions-wasser in die Nordsee. Aber auch dieErkundung neuer Standorte, die Verle-gung langer Pipelines am Meeresgrund

und die Entsorgung der Plattformenstellt für die Meere eine Umweltbela-stung dar.Die einzige Ölplattform im Wattenmeer,die Mittelplate, besitzt noch bis ins Jahr2011 eine Fördergenehmigung. ZumSchutz des hochsensiblen Lebens-raums, in dem sie liegt, wurden be-sonders strenge Umweltsicherungs-maßnahmen getroffen.

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und andere Strandfunde

Müll

Was an unserer Küste angespült wird,hängt stark von den herrschenden Strö-mungs- und Windverhältnissen ab. Durch

Trotz internationaler Übereinkommenzur Müllreduzierung aus der Schifffahrthat sich an der Müllsituation der Nord-seeküste noch wenig gebessert.

Modellrechnungen können bei Unfällen aufSee Ausbreitung und Verdriftung von Ge-genständen und gefährlichen Stoffen vor-ausgesagt werden. Als im Dezember 1993der französische Frachter �Sherbo� meh-rere Container im Ärmelkanal verlor, trie-ben tausende Beutel mit dem giftigenPflanzenschutzmittel Apron Plus bis in dieDeutsche Bucht.

Zusammensetzung des gestrandeten Mülls an derdeutschen Nordseeküste im Jahr 2002 (fünfStrecken von 100m Länge, je eine Zählung imFrühling, Sommer, Herbst und Winter) n= 2670

Zusammensetzung des gestrandeten Plastikmüllsan der deutschen Nordseeküste im Jahr 2002 (5

Strecken von 100m Länge, je eine Zählung imFrühling, Sommer, Herbst und Winter) n= 1956

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MARPOL- MARine POLutionInternationales Übereinkommen zur Verhütung derMeeresverschmutzung durch Schiffe, das welt-weit gültig ist. Fünf Anlagen regeln bestimmte Teil-bereiche:Anlage I: ÖlverschmutzungAnlage II: Verschmutzung durch schädliche

flüssige Stoffe, die als Massengut befördert werden (Chemikalienin Tankern).

Anlage III: Schadstoffe, die in verpackter Form befördert werden, z.B. gefähr-liche Güter in Containern.

Anlage IV: Verschmutzung durch SchiffsabwasserAnlage V: Verschmutzung durch SchiffsmüllNach den Anlagen ist die Schiffsbesatzung u.a. verpflichtet, über den Verbleibvon Ölrückständen aus Maschinenraum und Ladetanks ein Öltagebuch, überden Verbleib geladener Chemikalien ein Ladungstagebuch und über den Ver-bleib von Schiffsmüll ein Mülltagebuch zu führen.

OSPAR- OSlo-PARisÜbereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks zur Ver-hütung von Verschmutzungen vom Lande, durch Schiffe und Luftfahrzeuge.OSPAR gibt Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten und die Europäische Union,kann aber auch völkerrechtliche Beschlüsse fassen.

Oft reicht jedoch schon der täglich ange-spülte Müll der Seeschifffahrt aus, um fürdie Tierwelt zur tödlichen Falle zu werden.Häufig werden tote Seevögel aufgefun-den, die sich in Plastikmüll und Fischnet-zen verfangen haben. Die seit mehrerenJahren existierenden gesetzlichen Grund-lagen zur Eindämmung des Müllproblemsscheinen hier noch wenig Erfolge zu zei-gen. Dabei ist die Nordsee nach dem in-ternationalen MARPOL Übereinkommenseit 1991 Sondergebiet für Müll. Das be-deutet, dass kein Müll aus der Seeschiff-fahrt mehr in der Nordsee entsorgt wer-

den darf. Doch trotz Verbots bestehenauch heute noch drei Viertel des Mülls ander gesamten Nordseeküste aus Plastik-teilen. Zur besseren Kontrolle wird seit2002 die Menge und Zusammensetzungdes Mülls im Rahmen des sogenanntenSpülsaummonitoring (OSPAR Müll-Pilot-Projekt) an verschiedenen Kontrollstrek-ken erfasst.

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1985 Einrichtung des Nationalparks "Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer"

1986 Einrichtung des Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer"

1987 II. Internationale Nordseeschutzkonferenz (INK), London (GB): Das Vorsorge-

prinzip wird für den Schutz der Nordsee verankert. Bis 1995 ist der Gesamt-

eintrag gefährlicher Stoffe um 50% gegenüber 1985 zu verringern. In der

gleichen Größenordnung muss die Einleitung von Nährstoffen eingeschränkt

werden.

Das Nationalparkamt und der Nordseebäderverband präsentieren auf der II.

INK die schwimmende Ausstellung "Rettet die Nordsee" auf der Pidder Lyng.

1988 Ausbruch der Seehundseuche. Insgesamt starben von den geschätzt über

10.000 Tieren im Wattenmeer mehr als 75%.

"Phosphor-Sofortprogramm" in Schleswig-Holstein. Phosphat-Fällung in den

38 größten Kläranlagen.

1989 Die Einbringung von Industrieabfällen, wie Verklappung von Dünnsäure, wird

bis Ende 1989 beendet (Ausnahmeregelung für Großbritannien, Spanien und

Frankreich bis 1992).

Begrenzung von Stickstoffeinträgen aus kommunalen Kläranlagen in

Deutschland.

Die Ökosystemforschung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer beginnt.

1990 III. INK, Den Haag (NL): Weitergehende Verringerung der Einträge von

Cadmium, Quecksilber, Blei und Dioxin um 70% oder mehr. Kein Einsatz von

PCB mehr und deren umweltverträgliche Beseitigung bis 1995, spätestens

bis 1999.

Einrichtung des Nationalparks "Hamburgisches Wattenmeer"

Der Nationalpark in Schleswig-Holstein wird als Biosphärenreservat im

Rahmen des UNESCO-Programms "Man and Biosphere" (MAB) anerkannt.

1991 6. Trilaterale Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres (TGC) in

Esbjerg (DK): Verabschiedung eines umfangreichen Maßnahmenbündels.

Abkommen zum Schutz der Seehunde im Wattenmeer tritt in Kraft.

Chronikwas ist erreicht im Nordseeschutz?

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EU-Richtlinie über die Behandlung von kommunalen Abwässern. Beginn des

Programms zur Fällung von Stickstoff und Phosphor aus Kläranlagen.

Abwasserabgabe für Stickstoff und Phosphor in Deutschland

Die EU-Nitratrichtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigungen durch

Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen tritt in Kraft.

Die Nordsee wird Sondergebiet für Schiffsmüll nach MARPOL. Dieser darf

nicht mehr über Bord gegeben werden.

Der Nationalpark wird als Feuchtgebiet Internationaler Bedeutung im Rahmen

des Ramsar Abkommens anerkannt.

1992 Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee.

Neue OSPAR Konvention beschlossen.

Die FFH-Richtlinie tritt in Kraft.

1993 Interministerielles Treffen der Nordseeminister in Kopenhagen (DK). Verstär-

kung der Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen aus der

Landwirtschaft.

1994 Die Verbrennung von Abfällen auf See wird stufenweise bis Ende 1994

eingestellt.

7. TGC in Leeuwarden (NL): Definition von Kooperationsgebiet und Schutzge-

biet. Verabschiedung von Qualitätszielen, Gemeinsames Monitoringpro-

gramm wird als Pilotphase gestartet.

1995 IV. INK, Esbjerg (DK): Kontinuierliche Verringerung der Nordseeverschmut-

zung mit dem Ziel der Einstellung im Laufe einer Generation (25 Jahre).

1996 Synthesebericht der Ökosystemforschung.

1997 8. TGC in Stade (D): Verabschiedung des Wattenmeerplanes; das gemeinsa-

me Monitoringprogramm tritt in die Hauptphase.

Interministerielles Treffen der Nordseeminister in Bergen (N) über Fischerei.

1998 OSPAR-Ministertreffen in Sintra (Portugal). Aufnahme des Schutzes von

Habitaten und Arten in die OSPAR Konvention.

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1999 Das Nationalparkgesetz in Schleswig-Holstein wird novelliert. Der National-

park wird seeseitig vergrößert; ein Nullnutzungsgebiet und ein Walschutzge-

biet werden eingerichtet.

Die Nordsee wird Sondergebiet für Öl nach MARPOL. Öleinleitungen sind

zukünftig verboten.

2000 EU-Richtlinie über Hafenauffanganlagen für Schiffsabfälle und Ladungsrück-

stände tritt in Kraft. Umsetzung in den Staaten bis 2002.

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie tritt in Kraft. Ordnungsrahmen der Gemein-

schaft im Bereich der Wasserpolitik. Erhaltung und Verbesserung der aquati-

schen Umwelt.

2001 Die Nationalparkgesetze in Hamburg und Niedersachsen werden novelliert.

Die Nationalparke werden seeseitig vergrößert.

9. TGC in Esbjerg (DK): Einrichtung eines Wattenmeerforums zur Entwicklung

einer nachhaltigen Nutzung des Wattenmeergebietes.

2002 V. INK in Bergen (N) mit den Kernthemen Fischerei, Schifffahrt, Offshore-

Windkraftanlagen.

Erneuter Ausbruch der Seehundseuche. Mit etwa 11.000 Seehunden starben

über 50% der seit 1988 auf etwa 20.000 Tiere angewachsenen Seehundpo-

pulation im Wattenmeer.

Beginn der schrittweisen Abschaffung von TBT-haltigen Antifouling-Anstrichen

auf allen Schiffen bis 2008.

Schrittweise Abschaffung von Einhüllentankern.

Das trilaterale Wattenmeer wird besonders empfindliches Meeresgebiet

(PSSA).

2003 Gemeinsame Ministerkonferenz von OSPAR und HELCOM

Zusammenarbeit mit der Ostsse wird verstärkt.

Ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten soll geschaffen werden.

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© Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven.www.waddensea-secretariat.org

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