notabene 5/2012
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Transcript of notabene 5/2012
Nr 5 / Juni 2012Zeitschrift für die Mitarbeitenden der Zürcher Landeskirche
Seite 6
Ziel erreicht?Der Kirchenrat legt Rechenschaft ab über die vergangene Legislatur und setzt Ziele bis 2016
Vom Urmodell der DiakonieMahlgemeinschaft als Leitmotiv für das soziale Handeln der Kirche
Seite 15
Zum Zmittag in die KircheZu Gast am Mittagstisch in der «fabrikkirche» in Winterthur
notabene 5 / 20122
Liebe Leserin, lieber Leser
Wenn man die Lage unserer Kirche an-
schaut, gibt es einige Gründe, sich
Sorgen zu machen: rückläufige Mitglie-
derzahlen, bedrohliche Wolken am
Finanz horizont, Angriffe aus Öffentlich-
keit und Politik, die Herausforderung,
Mitarbeitende und Behördenmitglieder
zu gewinnen, Nachwuchs zu fördern.
Manche werden müde oder verzagt. An-
dere sehnen sich nach den goldenen Zei-
ten zurück, als die evangelisch-refor-
mierte Kirche im Staate Zürich noch
«die» Kirche war. Heutzutage vertritt
unsere Kirche nur noch im Bezirk An-
delfingen eine knappe Mehrheit der Be-
völkerung, in vielen Bezirken stehen wir
nach Katholiken und Konfessionslosen
gerade noch an dritter Stelle!
Und doch ist es richtig, dass unsere
Kirche in einem partnerschaftlich-ent-
flochtenen Verhältnis zum Staat steht.
Das ist nicht nur ein Nachvollzug demo-
graphischer Verhältnisse, sondern ge-
hört auch zum Wesen unserer Kirche.
Wir stehen einerseits in öffentlicher Ver-
antwortung und wirken integrativ und
Frieden stiftend (dies sei allen gesagt, die
die Kirche am liebsten ganz privatisieren
wollen). Wir definieren uns andererseits
nicht als Anhängsel des Staates, sondern
begründen unseren Auftrag aus dem
Evangelium Jesu Christi. Unser Kirche-
sein beginnt und endet nicht im Kanton
Zürich. So gesehen ist es richtig, dass
wir als Kirche die «Freiheit ergreifen»
und Kirche für die Welt, für die Men-
schen und Geschöpfe in ihr sein wollen.
Das wird in den Legislaturzielen sicht-
bar, die sich der Kirchenrat für diese
erste ganze Legislaturperiode unter der
neuen Kirchenordnung gesetzt hat. Das
neue Diakoniekonzept wird uns moti-
vieren und anleiten, uns in Diakonie und
Seelsorge allen Menschen zuzuwenden.
Die Verkündigung in Wort und Sakra-
ment wird vom Kern her vertieft und
zugleich vielfältiger gestaltet werden. Im
Gemeindeaufbau werden Rahmenbe-
dingungen geschaffen, die ein lebendiges
und innovatives Gemeindeleben ermög-
lichen. Dies wird zusammen mit der
Umsetzung des religionspädagogischen
Konzepts in der Jugendphase die
Voraussetzung dafür sein, dass un-
sere Kirche stabilisiert werden
oder sogar wieder wachsen kann.
Der Auftrag zum Kirchesein wird
gegenüber dem Erhalt von Struk-
turen, die zu gross geworden sind,
Vorrang haben.
Wir haben in den nächsten Jahren zu-
sammen mit Kirchgemeinden, Pfarr-
schaft, Mitarbeitenden und Freiwilligen
die Chance, unsere Freiheit zu leben,
selbst wenn es einiges kosten wird. In-
dem wir das wagen, geben wir Freiheit
und Hoffnung weiter, die wir im Ergrei-
fen erst erfahren. Oder wie der Apostel
Paulus es zusammenfasst in Philipper
3,12: «Nicht dass ich es schon erlangt
hätte oder schon vollkommen wäre! Ich
jage ihm aber nach, und vielleicht er-
greife ich es, da auch ich von Christus
Jesus ergriffen worden bin.»
Michel Müller, Kirchenratspräsident
Aktuell
Kurznachrichten3 – 5
Kolumne «Wer’s glaubt»:
«Ich schlafe im Paradies»5
Brennpunkte
Neue Pläne und offene
Baustellen –
Legislaturziele der
Landeskirche 6 – 7
«Kirche ist mehr als ein
Kultverein» – Frieder
Furler über das
Diakoniekonzept8 – 11
Rubriken
Themen und Termine12 – 14
Stellenmarkt14
kreuz & quer:
Zum Zmittag in der
«fabrikkirche»15
Denkzettel / Impressum16
«Freiheit ergreifen – Hoffnung erfahren»
Editorial / Inhaltsverzeichnis
notabene 5 / 2012 3
Ladenöffnungszeiten / Mehr als nur «Konsummenschen»
sch. Der Kirchenrat lehnt die Initiative
«Der Kunde ist König» ab, die am 17.
Juni in Zürich zur Abstimmung gelangt.
Der Kirchenrat teilt die Bedenken, die
von einem überparteilichen Komitee ge-
gen die Vorlage ins Feld geführt werden,
insbesondere die Verschlechterung der
Arbeitsbedingungen für die betroffenen
Angestellten und die Gefährdung der
Sonntags- und der Nachtruhe. Dem Ko-
mitee gehören Vertreter von EVP, GP,
GLP, EDU, CSP, BDP, Juso, Gewerk-
schaften und der Kirchen an.
Im Zentrum steht für den Kirchenrat
die zunehmende Ökonomisierung der
gesamten Lebenswelt, die mit einer voll-
ständigen Liberalisierung der Ladenöff-
nungszeiten fortschreiten würde: «Wir
merken häufig nicht, wie wir uns dem
Diktat des Konsumismus immer stärker
unterwerfen», schreibt der Kirchenrat in
seinem Kommuniqué. Es fehlten Zeiten
und Räume der Musse, wo der Einzelne
sich von den Anforderungen des Alltags
erholen kann. «Der Sonntag ist eine sol-
che Zeit und ein solcher Raum. Er stellt
den Menschen in die Freiheit, an diesem
Tag unabhängig von den Zwängen des
Werktags ganz Mensch zu sein – für sich
selber, für seine Interessen, für die Men-
schen, die ihm nahe sind.» Wenn sich
eine Gesellschaft dem permanenten
Konsum verschreibe, verstärke dies die
schon bestehende Tendenz, dass ökono-
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mische Tausch-Beziehungen zum domi-
nierenden Beziehungs-Modus werden.
Besonders beeinträchtigt wäre von einer
vollständigen Liberalisierung der La-
denöffnungszeiten die Gesundheit der
Angestellten sowie ihr Sozial- und Fami-
lienleben.
Die Volksinitiative «Der Kunde ist
König» wird von FDP und SVP und von
Vertretern des Gewerbes und der Touris-
musbranche getragen. Sie verlangt, dass
Eigentümer von Geschäften autonom
über ihre Öffnungszeiten entscheiden
können. Es sei nicht Aufgabe des Staa-
tes, zu bestimmen, wann Private ihr Ge-
schäft geöffnet haben dürfen und wann
nicht, schreiben die Initianten.
Jahresrechnung 2011 schliesst im Plus / 4,7 Millionen mehr als erwartet
kom. Die Rechnung 2011 der Zentral-
kasse der Landeskirche wartet mit ei-
nem positiven Ergebnis auf. Sie schliesst
mit einem Ertragsüberschuss von rund
4,7 Millionen Franken. Verantwortlich
für das gute Ergebnis sind tiefere Ausga-
ben beim Personalaufwand, bei den
Sachkosten und den Beiträgen. Auch die
Erträge fielen höher aus als budgetiert.
Die grösste Abweichung liegt beim
Personalaufwand. Die Pfarrlöhne liegen
rund 2,3 Millionen tiefer als budgetiert.
Tiefere Lohnkosten ergeben sich vor al-
lem aus vorübergehend nicht voll be-
setzten Pfarrstellen und Rotationsge-
winnen. Rotationsgewinne entstehen,
wenn neu eintretende Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter tiefer eingestuft werden
als die ausgetretenen. Auch in verschie-
denen Bereichen der Gesamtkirchlichen
Dienste sind wegen der Zurückhaltung
bei Stellenbesetzungen tiefere Personal-
kosten angefallen.
Auf der Ertragsseite ist es vor allem
der Abschluss des Klosters Kappel, der
dazu beigetragen hat, dass die Erwar-
tungen übertroffen wurden: Das Unter-
nehmensresultat fiel dank höherer Er-
träge und tieferer Kosten um 850 000
Franken besser aus als budgetiert.
Trotz gutem Ergebnis mahnt der Kir-
chenrat im Bericht zur Vorsicht: «Das
gute Resultat ist im wesentlichen tech-
nisch begründet und darf nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die finanzielle
Lage der Zentralkasse angespannt
bleibt.» Noch letztes Jahr schrieb man
ein Minus von gut 5,8 Millionen. Und
2012 und 2013 geht der Staatsbeitrag
nochmals um je 3,35 Millionen zurück.
Die Kirchensynode befindet über die
Rechnung an ihrer Sitzung vom 12. Juni.
notabene 5 / 20124
Relimedia statt Bibliothek h50 / Kirchliche Bibliotheken fusionieren
Ferienprojekt «Sonne und Mehr» / Kirchenferien kommen gut an
kom. Die Konzentration kirchlicher
Medienkompetenz an einem einzigen
Ort in Zürich ist seit längerer Zeit ein
Thema. Nun wird sie konkret: Die bei-
den religionspädagogischen Bibliothe-
ken C66 und h50 wirken ab November
2012 gemeinsam mit dem Medienladen
unter einem Dach und unter einem
neuen Namen: «Relimedia» heisst das
neue medienpädagogische Dienstleis-
tungszentrum der katholischen und der
reformierten Kirche des Kantons Zü-
rich. Mit der Fusion sollen die Kern-
kompetenzen der drei Stellen gebündelt
werden. Mit «Relimedia» wird die religi-
onspädagogische Medienarbeit beson-
ders für die Zürcher Kundinnen und
Kunden einfacher, können sie ab No-
vember doch alles an einem Ort erhal-
ten. Ausleihe und Verkauf werden wei-
terhin durch fachspezifische Beratung,
durch Medienpräsentationen und medi-
enpädagogische Ausbildung ergänzt.
Zukunftsweisend investiert «Relimedia»
in den Mediendownload und in naher
Zukunft auch in die Online-Ausleihe
und den Verkauf von E-Books.
Neuer Standort, neues Signet
Die religionspädagogischen Bibliothe-
ken und der Medienladen übernehmen
die Räumlichkeiten der Pädagogischen
Hochschulbibliothek, bekannt unter
dem Namen Mediothek Zeltweg am
Zeltweg 21. Die Fusion der drei Zürcher
Medienstellen erfordert Umstellungen,
die grösstenteils hinter den Kulissen
stattfinden. Der Bestand wird auf seine
Aktualität hin überprüft, ein gemeinsa-
mes Katalogisierungs system erarbeitet,
und es müssen Umsignierungen vorge-
sch/ama. Das von der Zürcher Landes-
kirche ausgeschriebene Herbstferien-
Angebot stösst auf grosse Resonanz.
Bereits über 200 Personen haben ein Ar-
rangement im Ferienresort in Kyllini an
nommen werden. Diese Arbeiten sind
während des normalen Ausleihbetriebs
nur bedingt möglich.
Die Bibliothek h50 bleibt in den Sommer-
ferien vom 14. Juli bis zum 12. August
geschlossen. Danach ist die Ausleihe am
Hirschengraben 50 noch bis am 28.
September möglich. Während der
Schliesszeiten können keine Medien
ausgeliehen werden.
der Westküste des Peloponnes gebucht.
Die aktuellen Anmeldezahlen motivie-
ren den Projektleiter Andreas Manig:
«Wir kalkulierten das Produkt so, dass
wir es ab 100 Teilnehmenden durchfüh-
Der Badespass in Griechenland kann stattfinden: Über 200 Personen haben sich für die von
der Landeskirche ausgeschriebenen Badeferien im Herbst angemeldet.
Fo
to: zV
g
ren können. Nun wissen wir schon seit
Monaten, dass wir im Herbst tatsächlich
nach Griechenland fahren.»
Andreas Manig und sein Team, das
aus Mitarbeitenden verschiedener
Kirchgemeinden besteht, haben die
Grobplanung abgeschlossen. Nun erfol-
gen noch Detailabsprachen und das
«Feilen» an den einzelnen Programmtei-
len. Das Ziel sei ein guter Mix aus Frei-
raum und «vielfarbigen Begegnungs-
möglichkeiten». Dabei wird weniger auf
Plenarveranstaltungen als auf kleinere
Gruppen gesetzt, die sich je nach Lust
und Laune, nach Thema und Angebot
zusammensetzen und wieder auflösen.
Anmeldungen für «Sonne und Mehr», das
zwischen dem 8. und dem 21. Oktober
stattfindet, sind weiterhin möglich. Wer
sich dafür interessiert, findet auf www.
zh.ref.ch unter dem Suchbegriff «Sonne
und Mehr» den Flyer mit Informationen
und Kontaktangaben.
Aus drei mach eins: Die religionspädagogi-
schen Bibliotheken h50 und C66 fusionieren
mit dem Medienladen zu «relimedia».
notabene 5 / 2012 5
Ich schlafe im Paradies
Ich schlafe seit Oktober im Para-
dies. Da war ich eingezogen. My
home is my paradise. Buchstäb-
lich. Zuerst war es mir gar nicht
aufgefallen, doch eines Abends,
kurz vor dem Lichterlöschen, las
ich es: Die Backsteine, die mich
umgeben, die meisten weiss ge-
tüncht, einige naturbelassen, ge-
hören zur Sorte SwissModul. Steht
drauf. Stammen aus dem Werk Pa-
radies im Thurgau. Täglich vor dem
Einschlafen lese ich seither an
meiner Wand, schnörkellos ins Re-
lief gebacken, das Wort Paradies.
Ein wundervolles Mene Tekel (Dan
5,25). Ich bin nicht König Belsazar,
und den Deuter Daniel brauche ich
nicht. Vom Paradies umgeben zu
sein, ist mir wertvoller als Purpur
und Gold, mit denen die Deutung
königlich belohnt wurde.
My home is my castle war früher.
Den Spruch habe ich hinter mir.
König im eigenen Heim zu sein, ist
nichts gegen die Verheissung, des
Nachts im Paradies zu Gast zu
sein. Umgeben von elysischen
Backsteinen, geschützt von himm-
lischem Lehm, behütet von spiritu-
eller Strahlung. My home is my pa-
radise: Seit 1250 bewohnten
Clarissen das Kloster, das sie Pa-
radies nannten. 1834 liess der Kan-
ton es versteigern. Seit 1918 kom-
men Ziegel von dort (Tel. 052 / 647
49 49). Nicht für einen Turm in Ba-
bel (Gn 11,3), nein, für meine Woh-
nung in Männedorf!
Der Traum vom Paradies ist wahr
geworden. Buchstäblich. Dem Sei-
nen gibt er es im Schlaf, sang einst
der Pilger nach Jerusalem (Ps
127,2). Bleibt nur die Frage, ob ich
sein bin. Wenn nicht JHWH das
Haus baut, mühen sich umsonst,
die daran bauen. Damit war wohl
der Tempel gemeint (Ps 127,1).
Stimmt aber für jedes Haus, denke
ich und schlafe wundervoll.
Matthias Krieg
Kolumne / «Wer’s glaubt …»
Leserbrief / «Gehorsam statt partnerschaftlich?»
Leserbrief zu «Verfügung statt Arbeitsvertrag»«notabene 2/12»
Verträge werden von Partnern gegensei-
tig abgeschlossen. Verfügungen werden
von einer Amtsstelle einseitig erlassen.
Der Ersatz der Arbeitsverträge durch
Verfügungen (vorgesehen im neuen Per-
sonalrecht, Anmerk. der Red.) ist in mei-
nen Augen eine ganz schlimme Begriffs-
wahl, die Machtausübung und Anspruch
auf Gehorsam ausdrückt. Das ist ein
Rückfall ins vorreformatorische Mittel-
alter! Es ist für mich unverständlich,
dass der einfache, klare, allseits ver-
ständliche Begriff «Arbeitsvertrag»
ohne Not im Kübel der Vergangenheit
versenkt wird. Und ich wünsche mir,
dass die Landeskirche wieder zu part-
nerschaftlichen Verträgen zurückfindet.
Felix Geering, Illnau
Im Juni schaut ganz Europa Richtung
Osten. Die Fussball-Europameister-
schaft (vom 8. Juni bis 1. Juli in Polen
und der Ukraine) verknüpfen viele Men-
schen in den osteuropäischen Gastge-
berländer mit der Hoffnung auf ein bes-
seres Leben. Wie viel sie vom Grossanlass
profitieren, ist fraglich. In der Ukraine
können die Menschen aber mit Sicher-
heit auf den Einsatz des Hilfswerks der
Evangelischen Kirchen in der Schweiz
zählen: HEKS hilft in Zusammenarbeit
mit der ungarisch-reformierten Kirche
Transkarpatiens in der Region direkt an
der Grenze zu Ungarn. Dort leben 30
Prozent der Menschen unter dem Exis-
tenzminimum. 60 Prozent sind arbeits-
los. Mittellose ältere Menschen erhalten
durch das Hilfsprogramm täglich eine
warme Mahlzeit und werden betreut.
2600 Kinder und Jugendliche können je-
des Jahr im Sommer an einem Ferienla-
ger teilnehmen. Spenden sind willkom-
men:
www.heks.ch. Spendenkonto 80-1115-1
Projektnummer: 951.308 (Ukraine).
Kontakt: Matthias Herren, Beauftragter
Kirchliche Zusammenarbeit:
Fussball-EM / Fussball lässt Ukraine hoffen – HEKS hilft
Fussballeuphorie im EM-Gastgeberland Ukraine: Werden die Hoffnungen
der Menschen erfüllt?
Fo
to: H
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notabene 5 / 20126
An der Sitzung der Kirchensynode vom
12. Juni legt der Kirchenrat die Pläne
vor, wie sich die Landeskirche in den
nächsten vier Jahren entwickeln soll. Le-
gislaturziele nennt man das Instrument,
mit dem die Kirchenleitung alle vier
Jahre Grobziele und konkrete Massnah-
men formuliert, die in den vier Hand-
lungsfeldern erreicht werden sollen. Be-
vor die Ziele der Zürcher Kirche für die
Zeit bis 2016 ausgesteckt werden, legt
die Exekutive sinnvollerweise auch Re-
chenschaft darüber ab, was denn von
der To-do-Liste von 2008 als erfüllt ab-
gehakt werden kann und was nicht.
21 Mal Ziel erreicht
Von den insgesamt 36 Massnahmen sind
heute 21 erreicht. 15 taxiert der Kir-
chenrat als nur teilweise erreicht. Der
Präsident der Geschäftsprüfungskom-
mission der Kirchensynode, Hans Peter
Bachmann, wertet dieses Ergebnis als
positiv (siehe Interview). Wichtig sei vor
allem, dass man die Legislaturziele als
langfristiges Planungsinstrument nutze
und die Etappenziele laufend überprüfe
und anpasse. Der Unternehmensberater
aus Hausen am Albis hält sie auch für
die Kirche für ein unverzichtbares Inst-
rument zur Orientierung.
Überblickt man die Resultate in den
einzelnen Handlungsfeldern, ergibt sich
folgendes Bild: Im Handlungsfeld Ver-
kündigung und Gottesdienst wurde eine
Stärkung der gottesdienstlichen Präsenz
und die Förderung von Musik mit Ge-
meindegesang und Popularmusik anvi-
siert. Trotz beachtlicher Leistungsaus-
weisen in diesem Bereich ist man noch
nicht so weit wie vorgesehen: Dass sich
Legislaturziele / Neue Pläne und offene BaustellenZiel erreicht? Oder nicht? Der Kirchenrat legt Rechenschaft ab über die vergangene Legislatur und präsentiert die Ziele für 2012–2016. Ein Überblick über offene Baustellen, gelun-gene Projekte und neue Baupläne. Von Christian Schenk
Fo
to: sch
die Kirchgemeinden ein Gottesdienst-
konzept geben, ist nicht überall erfüllt
und wird deshalb in der nächsten Legis-
latur weiterverfolgt. Die Kompetenzen
der Kirchenmusikerinnen und Kirchen-
musiker für verschiedene Musikstile im
Gottesdienst sind zwar in den vergange-
nen vier Jahren ebenfalls erhöht worden
– u. a. durch den Studiengang für Kir-
chenmusik, Jazz und Pop –, gleichwohl
wird auf dieser Baustelle noch weiterge-
baut.
Im Handlungsfeld Diakonie und Seel-
sorge dominieren die Erfolgsmeldungen:
Familienfreundliche Projekte in den
Kirchgemeinden sind umgesetzt, das
Thema Migration hat mit dem Zentrum
für Migrationskirchen spürbar an Be-
deutung gewonnen, Spital- und Notfall-
seelsorge haben sich in Organisation
und Ausbildung weiterentwickelt und
konsolidiert, und das Diakoniekonzept
steht unmittelbar vor dem Abschluss.
Vergleicht man die Zielsetzungen von
2008 mit dem heutigen Stand der Arbei-
ten im Handlungsfeld Bildung und Spi-
ritualität, sind ebenfalls die meisten
Pläne umgesetzt. Das trifft auf das Reli-
gionspädagogische Gesamtkonzept
ebenso zu wie auf die Bildungsarbeit in
Kappel, in der Erwachsenenbildung der
Gemeinden und in den Vorarbeiten für
das Projekt einer Stadtakademie.
Zwölf Etappenziele wollte der Kir-
chenrat in Gemeindeaufbau und Lei-
tung bis 2012 erreicht haben. Positiv ab-
haken darf man die Volksabstimmung
zur Kirchenordnung und die Etappen-
ziele für Finanz- und Personalverord-
nung sowie für den aktualisierten Inter-
netauftritt und das Erscheinungsbild,
das bereits in vielen Gemeinden umge-
notabene 5 / 2012 7
setzt ist. Für Hans Peter Bachmann sind
es gerade diese Errungenschaften, die im
Leistungsausweis der letzten Legislatur
hervorstechen.
Auch inhaltlich geht der Gemeindeauf-
bau gestärkt aus der vergangenen Legis-
latur hervor: Zwei Kirchenpflegetagun-
gen befassten sich mit dem Themenkreis
Verkündigung. Nachholbedarf ortet der
Kirchenrat unter anderem bei der Um-
setzung des Modells der Gemeindelei-
tung und bei der Erstellung eines Inven-
tars kirchlicher Liegenschaften.
Freiheit und Initiative ergreifen
Und wo setzt der Kirchenrat nun die
Prioritäten für die nächsten vier Jahre?
Unter dem Titel «Freiheit ergreifen –
Hoffnung erfahren» stehen die Legisla-
turziele bis 2016. Freiheit, das sei ein
Zuspruch Gottes, sagt Kirchenratspräsi-
dent Michel Müller im Vorwort. Und
aus dieser leite sich ein Ruf, eine Auf-
gabe ab: «Wir werden frei für einen be-
ziehungsvollen Umgang mit anderen,
mit uns, mit der Schöpfung, mit dem
Schöpfer.»
Wie diese Aufgaben in den nächsten
vier Jahren konkret angepackt werden
sollen, das beschreiben wieder je drei
Grobziele in den vier Handlungsfeldern,
die in insgesamt 33 Massnahmen kon-
kretisiert werden. Vielfach knüpft man
dabei an die Themen der vergangenen
Legislatur an und geht – beispielsweise
bei der Umsetzung des Religionspäda-
gogischen Gesamtkonzepts in Phase
drei – kontinuierlich weiter. Konkrete
Ausstrahlungskraft soll im Bereich der
Bildung bis 2016 das Projekt «Stadtaka-
demie» entfalten. Im Gemeindeaufbau
stechen der Wunsch nach Wachstum he-
raus und das Bestreben, neue Milieus zu
erschliessen. Starke Akzente findet man
auch im Handlungsfeld Diakonie und
Seelsorge. Die Kirchgemeinden sind ein-
geladen, ihr diakonisches Profil zu über-
prüfen und zu schärfen. Anleitung gibt
ihnen dabei das neue Diakoniekonzept
der Landeskirche. Letzteres verweist in
seiner theologischen Grundlegung auf
Abendmahl und Mahlgemeinschaft als
Urmodell der Diakonie (Vergleiche In-
terview Seite 8). Folgerichtig soll das
Abendmahl auch in der Gottesdienstge-
staltung künftig noch mehr Gewicht er-
halten.
Dass die theologischen Grundsätze
den unternehmerischen Akzenten in den
Legislaturzielen der Landeskirche
grundsätzlich übergeordnet sind, wertet
GPK-Präsident Bachmann als positiv.
Und er begrüsst, dass man ein vermehr-
tes Miteinander der Landeskirche und
der Kirchgemeinden anvisiert. Ob man
dieses Ziel in vier Jahren bereits als er-
füllt abhaken kann, wird sich weisen.
Die Legislaturziele werden Anfang
Juni veröffentlicht und den Syno-
dalen, den Behörden, der Pfarr-
schaft und Teilen der Mitarbeiter-
schaft zugestellt.
Weitere Bestellungen:
Ev.-ref. Landeskirche, Kommuni-
kation, Blau fahnenstrasse 10,
Zürich. [email protected], Download:
www.zh.ref.ch/legislaturziele
«Wie Kompass und Karte»
Was bringen Legislaturziele? Und wie
geht die Kirche mit dem Planungsinstru-
ment um? Hans Peter Bachmann, Unter-
nehmensberater
und Präsident
der Geschäfts-
prüfungskom-
mission der Kir-
chensynode,
ordnet ein.
21 von 36 Etappenzielen der
Legislatur erreicht. Ist das ein guter
Wert?
Das Ergebnis darf als Momentauf-
nahme durchaus als positiv beurteilt
werden. Der Schwerpunkt der Gewich-
tung liegt aber primär bei den Etappen-
zielen. Legislaturziele sind nicht in Stein
gemeisselt. Im Sinne eines langfristigen
Planungs- und Steuerungsinstrumentes
sollten sie als Leitlinie dienen und auf-
grund der aktuellen Gegebenheiten peri-
odisch z. B. nach Jahresabschluss und
vor Budgetplanung als kontinuierlicher
Prozess ständig überprüft und ange-
passt werden.
Was sind aus Ihrer persönlichen
Sicht die wichtigsten Meilensteine,
die man in der vergangenen
Legislatur setzen konnte?
Je nach Blickwinkel haben alle Zielfelder
im Rahmen des Machbaren und Zumut-
baren einen gewissen Stellenwert er-
reicht. Persönlich würde ich die Volks-
abstimmung zur Kirchenordnung und
all die Folgeverordnungen z. B. zu Perso-
nal und Finanzen als grossen und gelun-
genen Wurf bezeichnen. Aber auch alles
was mit «Corporate» zusammenhängt
und zur Stärkung der Institution Kirche
beiträgt, wie gemeinsame Identität und
Ausrichtung, gemeinsames Erschei-
nungsbild, gemeinsames Zusammenwir-
ken.
Jetzt legt der Kirchenrat die Ziele
vor für die nächsten vier Jahre. Sind
sie genügend herausfordernd und
gleichwohl realistisch gesetzt?
Für Herausforderungen ist zur Genüge
gesorgt. Der Realitätsbezug ist sowohl
durch die Zielsetzung – vorsichtig bis
ambitioniert – wie durch den Zeitzyklus
– je länger desto realitätsferner – ge-
prägt. Eine richtige Nutzung des Instru-
mentes mit dem Ableiten der Legislatur-
ziele in Jahres- und Budgetziele, einer
jährlichen Erfolgskontrolle und Korrek-
tur der langfristigen Zielsetzungen för-
dert die Realitätsnähe.
Auch auf Bundesebene debattierte
man Anfang Mai die Legislaturziele
– mit einer ziemlichen Unlust. Für
wie sinnvoll halten Sie die Arbeit mit
Legislaturzielen für die Kirche
generell?
Es ist wohl weniger das Instrument an
sich als der Zeitraum von vier Jahren,
der in unserer schnelllebigen Zeit kriti-
siert wird. Was heute opportun ist, ist
morgen bereits überholt. Wurden früher
noch strategische Planziele über 10 bis
20 Jahre erstellt, sind es heute in der Re-
gel noch drei Jahre. In gewissen Bran-
chen werden die Langzeitplanungen im
Zyklus der Geschäftsabschlüsse quar-
talsweise, spätestens aber jährlich über-
prüft. Daher ist dieses Steuerungsinstru-
ment auch für die Kirche unverzichtbar.
Etwa zu vergleichen mit Kompass und
Karte für den Orientierungsläufer.
notabene 5 / 20128
Frieder Furler zum Diakoniekonzept / «Kirche ist mehr als ein Kultverein»«Bei der Diakonie geht es darum, nahe bei den Menschen zu sein, und nicht nahe bei den Menschen in der Kirchenbank», sagt Frieder Furler. Der Leiter der Abteilungen Diakonie und Katechetik, Autor des Diakoniekonzeptes der Landeskirche, über das Helfen aus christlicher Motivation, den Kompass beim sozialen Handeln und den Wunsch nach einem Hand in Hand von Sozialdiakonat und Pfarrschaft. Interview: Christian Schenk
Frieder Furler, was heisst für Sie
Diakonie?
Diakonie heisst: soziales Handeln im
Kontext der Kirche. Diakonie kommt
zum Menschen, der Hilfe braucht. Dia-
konie ist kirchlich – und Kirche ist dia-
konisch. Ohne Diakonie gibt es keine
Kirche.
Was halten Sie von der Idee, dass
Diakonie nicht kirchlich begründet
sein muss, dass helfen eine
anthropologische Konstante, etwas
allgemein Menschliches ist?
Helfen geschieht immer konkret. Es hilft
nicht der Anthropos, sondern Hans
oder Miriam, der Christ oder die Bud-
dhistin. Helfendes Handeln kann man
nicht vom kulturellen oder persönlichen
Kontext lösen. So helfen wir eben als
Christinnen und Christen, und das dür-
fen wir auch sagen. Die Kirche wäre un-
klug, wenn sie nicht zu einem ihrer Mar-
kenzeichen, der Diakonie, stehen würde.
Die Diakonie mit ihrer zweitausendjäh-
rigen Geschichte ist eine spezifische Ei-
genheit christlicher Kirchen. Spezifisch
ist aber nicht zu verwechseln mit exklu-
siv oder absolut. Das Christentum hat
weder die Nächstenliebe noch das hel-
fende Handeln erfunden oder für sich
gepachtet. Hier liegt wohl das Motiv
dafür, die Diakonie allgemein mensch-
lich begründen zu wollen.
Wem soll dieses soziale Handeln der
Kirche zu Gute kommen? Wie hilft
das Diakoniekonzept den Gemeinden
zur Beantwortung dieser Frage?
Das Konzept soll ein Stück Orientie-
rung geben, ein Stück Fokussierung und
ein Stück Identitätsbildung für Akteu-
rinnen und Akteure der Diakonie. Die
diakonische Zwölffeldertafel (siehe Gra-
fik Seite 11) ist ein Kompass auf diesem
Weg. Es sind die Gemeinden, die für sich
definieren, welche der drei Kulturen sie
als Leitlinie für ihr diakonisches Arbei-
ten bestimmen, welche Zielgruppen sie
ins Auge fassen, wie viel Engagement sie
lokal und weltweit aufbringen. Sie geben
Brot und Wein teilen – das Urmodell der
Diakonie: Frieder Furler legt dem Diakonie-
konzept die Mahlgemeinschaft und das
Abendmahl zu Grunde.
notabene 5 / 2012 9
ihrer Diakonie ein prägnantes Profil und
berücksichtigen dabei ihre Situation und
deren Stärken und Schwächen.
Geht es uns hier nicht so gut, dass
Diakonie vor allem über die
Landesgrenze hinaus gefragt wäre?
Armut ist auch bei uns eine Realität.
Denken Sie an Familien mit alleinerzie-
henden Müttern oder Vätern oder an
Working Poor-Haushalte. Armut gibt es
in einem globalisierten Zeitalter nicht
nur in der so genannten Dritten Welt.
Lokales und Globales gehören in der
Diakonie seit jeher zusammen. In einer
globalen Welt ist Fernstenliebe auch
Nächstenliebe.
Bemängelt wurde am Konzept, dass
es bei der Fokussierung auf
Familien, Jugend und Alte wenig
bei Gott, nahe bei den Menschen, das
soll handlungsleitend sein.
Sie bezeichnen Pfarramt und
Sozialdiakonat als
Schlüsselprofessionen der Diakonie.
Inwiefern hilft das Konzept, die
Einsatzfelder abzustecken?
Es geht auf der Ebene des Konzepts
nicht um die konkreten Unterscheidun-
gen im Stellenprofil, sondern um einen
Mentalitätswandel: Beide Berufsgrup-
pen leisten einen diakonischen Dienst.
Sie sollen sich auf Augenhöhe gegen-
überstehen dürfen.
Aber eine Definition der
Aufgabenbereiche braucht es für
eine funktionierende Kooperation…
Klar, es braucht Leitplanken für die
Aufgabenteilung. Das Soziadiakonat
eignet sich, die Leitung der Freiwilligen-
arbeit als Element der Gemeindeent-
wicklung zu übernehmen. Die Pfarr-
schaft eignet sich, die theologische
Wer leistet wie viel? Diakonisches Handeln im Pfarramt und im Sozialdiakonat
Augenmerk auf die Zielgruppe der
alleinstehenden Erwachsenen
richtet?
Es geht nicht in erster Linie um Alters-
segmente. Das Konzept ist in dieser
Hinsicht strategisch zu verstehen. Es
zeigt auf, wo wir für viele relativ einfach,
niederschwellig und direkt etwas bewir-
ken können. Alleinstehende sind schwie-
riger zu erreichen, weil wir sie als solche
nicht direkt anzusprechen vermögen.
Bei Familie gehen wir übrigens von einer
sehr weiten Definition aus: Es handelt
sich um Personen aus unterschiedlichen
Generationen, die in einer verbindlichen
und verantwortlichen Beziehung zuein-
ander leben.
In Mönchaltorf hat kürzlich eine
Sozialdiakonin zum Bierbraukurs
geladen, um unter anderem diese
Zielgruppe zu erreichen. Was halten
Sie von solchen Experimenten?
Da würde ich mich auch anmelden.
Solch kreative Ansätze sind gut. Nahe
Foto: Shutterstock
notabene 5 / 201210
Gestaltung des Gemeindewachstums
anzuleiten. Wichtiger als Abgrenzungen
zwischen beiden Berufsgruppen ist eine
gemeinsame Vorstellung darüber, was
die Gemeindediakonie soll. Zuerst
kommt die Strategie. Dann kommen die
Funktionen und Strukturen.
Sie streichen die Überschneidung
der Berufe und der Handlungsfelder
heraus. Der Staat hingegen will es
genau umgekehrt. Er zwingt die
Kirchen dazu, Spirituelles und
Nichtkultisches sauber zu trennen.
Die Unterscheidung kommt von aussen
und ist uns zunächst fremd. Der Gottes-
dienst hat für Christinnen und Christen
eine zentrale Stellung. Hat sich in der
Menschheitsgeschichte die Kultur nicht
aus dem Kult entwickelt? Aber es gibt
auch eine Kritik des Kults, schon bei
den Propheten, bei Jesus, in der Refor-
mationszeit. Und heute ist es wichtig,
dass wir in dieser Tradition der Zivilge-
sellschaft zeigen, dass die Kirche mehr
als ein Kultverein ist. Kirche hat einen
Auftrag im weltlichen Alltag des prakti-
schen Lebens. In dieser Hinsicht ist die
Frage nach den nichtkultischen Leistun-
gen eine Herausforderung für die Kir-
che. Um es einmal provokativ zuzuspit-
zen: Bei der Diakonie geht es darum,
nahe bei den Menschen zu
sein, und nicht nahe bei den
Menschen in der Kirchen-
bank. «Nur wer für die Ju-
den schreit, darf gregoria-
nisch singen», hat
Bonhoeffer gesagt. Die kulti-
sche Sammlung steht im
Dienst der diakonischen
Sendung. Deren Früchte
dürfen sich sehen lassen, Diakonie: das
sind die sichtbaren Zeichen der solidari-
schen Kirche.
Trotzdem: Nervt das nicht, dass die
Kirche gezwungen ist, ihre
Handlungen künstlich in kultisch
und nichtkultisch auszuweisen und
damit Bereiche trennen muss, die
voneinander leben?
Ja, beides gehört zusammen. Selbst Dia-
konie ist nicht einfach nichtkultisch. Di-
akonie geschieht aus evangelischen Wur-
zeln. Das ist ihre spirituelle oder
kultische Dimension. Und sie geschieht
mit der Kraft der Solidarität im nicht-
kultischen Alltag. Und trotzdem: Der
Ausweis der nichtkultischen Leistungen
bietet die Chance für eine Bestandsauf-
nahme, kritische Überprüfung und Wei-
terentwicklung der Praxis, speziell des
diakonischen Handelns der Kirche.
Nun stellen Sie aber gerade im
Diakoniekonzept das Abendmahl als
Grundlage des diakonischen
Handelns dar – wenn das nicht ein
kultischer Anknüpfungspunkt ist …
Eben nicht. Ich gehe nicht primär vom
Abendmahl aus, sondern von der Mahl-
gemeinschaft, die Jesus mit seinen Jün-
gern und mit verschiedenen Leuten im
Alltag gelebt hat. Das ist sozusagen das
Präkultische des Abendmahls. Das
Abendmahl ist der symbolische Nieder-
schlag dessen, was im realen Alltag pas-
siert ist. Die Mahlgemeinschaft ist an
sich nicht kultisch. Damit wären wir im
Grunde ganz nahe bei Zwinglis Abend-
mahlsverständnis.
Als theologisches Fundament für
Diakonie hätte man vielleicht den
Klassiker, den barmherzigen
Samariter, erwartet. Das Gleichnis
kommt im Konzept zwar auch vor,
aber nicht so prominent wie die
Mahlgemeinschaft. Warum?
Diakonie, das ist für mich stark mit ho-
rizontaler Solidarität verbunden, und
die wiederum gehört zum Abendmahl
oder eben zur Mahlgemeinschaft. Der
gewählte Ansatz hat auch den Vorteil,
dass er zweigleisig ist, nichtkultisch-all-
täglich und kultisch-gottesdienstlich.
Damit bezieht er sich auch auf beide Be-
rufe, Pfarramt und Diakonat. Vom
Abendmahl her lassen sich auch die drei
diakonischen Leitkulturen des Konzepts
gut darstellen: Zur Kultur der Wert-
schätzung passt die Eucharistie, was
«Danksagung» heisst. Zur Kultur der
Gestaltung passt das Sakrament der
Wandlung, nicht der Verwandlung von
Brot und Wein, sondern der Verwand-
lung des Herzens der Menschen und der
gesellschaftlichen Verhältnisse. Zur Kul-
tur der Gastlichkeit passt das Abend-
mahl als Gastmahl.
Wenn das Abendmahl so zentral ist
für die Diakonie, warum dürfen es
dann die Sozialdiakone und
Sozialdiakoninnen nicht austeilen?
Man sollte jetzt nicht vorpreschen, auch
wenn es sich lohnt, darüber nachzuden-
ken. Es geht zunächst um eine Neuaus-
richtung und Begründung des diakoni-
schen Bewusstseins und um eine
«Sozialdiakonat und Pfarramt sollen sich auf Augenhöhe gegenüberstehen.»
Wer tut was? Kooperation zwischen den Schlüsselprofessionen ist gefragt
notabene 5 / 2012 11
Kooperation der beiden Berufsgruppen.
Aber die Frage wird zu Recht gestellt.
Wird die Zürcher Kirche hier in Zukunft
etwas Mutiges wagen?
Einerseits erhoffen sich viele
Sozialdiakone vom Konzept
Verbindlichkeit und Legitimation,
andererseits sagte Kirchenrat
Bernhard Egg neulich, das Konzept
sei keine mosaische Gesetzestafel.
Wie verbindlich ist es tatsächlich?
Das Konzept wird wirksam, indem wir
es mit den Legislaturzielen des Kirchen-
rats 2012–2016 koppeln. Das gibt Ver-
bindlichkeit. Dann ist Diakonie auch
Thema der Kirchenpflegetagungen in
Kappel 2013, und ein halbes Jahr später
wird erstmals eine Sozialdiakonatskon-
ferenz ins Leben gerufen, bei der alle 210
Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone
der Landeskirche zusammenkommen.
Die Agenda wird also diakonisch ver-
dichtet, auch bei Pfarrschaft und Behör-
denschulung. Und: Es wird Überzeu-
gungsarbeit brauchen. Das war auch
vor acht Jahren der Fall bei der Umset-
zung des rpg. Nägel mit Köpfen bei der
Umsetzung des Diakoniekonzepts wer-
den schliesslich die Gemeinden machen.
Zürcher Diakoniekonzept Das Diakoniekonzept wird nach
der Verabschiedung durch die Kir-
chensynode im November veröf-
fentlicht. Das Thema Diakonie bil-
det auch den Schwerpunkt an den
Kappeler Kirchentagungen ab Ja-
nuar 2013. Dort wird das Konzept
verteilt und vertieft.
Diakonie – der kleine Unterschied
Auch der Schweizerische Evange-
lische Kirchenbund diskutiert der-
zeit Stossrichtung und Profilierung
der Diakonie: Die Delegierten der
Diakoniekonferenz des SEK frag-
ten an ihrem Treffen am 24. April in
Bern nach dem Unterschied kirch-
licher Diakonie gegenüber säkula-
ren Anbietern. «Doppelte Überheb-
lichkeit» drohe bei dem Versuch,
Diakonie als Helfen mit religiösem
Mehrwert zu betrachten, so Heinz
Rüegger, wissenschaftlicher Mit-
arbeiter vom Institut Neumünster
in seinem Vortrag: «Einmal eine re-
alitätsfremde Überschätzung der
christlichen Fähigkeit, sodann eine
Abwertung der Hilfe-Fähigkeit von
Menschen ohne christlichen Glau-
ben.» Bei diakonischen Trägern sei
immer wieder das Bedürfnis fest-
stellbar, das eigene soziale Han-
deln als anders darzustellen als
dasjenige von säkularen Anbie-
tern. Dies sei kritisch zu hinterfra-
gen, so Rüegger. Eine andere Posi-
tion vertrat Brigitte Arnold,
Schwester der Kommunität Diako-
nissenhaus Riehen. Diakonisches
Handeln sei nicht besser als sozia-
les Engagement. Das Spezifikum
diakonischen Handelns im Ver-
gleich zu sozialem Handeln sei je-
doch «das Gegründetsein in Chris-
tus», betonte Arnold. Die Debatte
wurde vor dem Hintergrund eines
aktuellen Projektes geführt, mit
dem der Kirchenbund die ver-
schiedenen Gefässe im Bereich
der Diakonie in der Schweiz analy-
siert. Der Rat des Kirchenbundes
ist beauftragt, der Abgeordneten-
versammlung bis Ende 2013 Mass-
nahmen zur verbesserten Bünde-
lung, Koordination und Steuerung
dieser Gefässe vorzulegen.
www.sek-feps.ch
Buchtipp
Einen umfassenden Beitrag zur
Debatte über die theologische Be-
gründung der Diakonie und deren
kirchenhistorische Einbettung lie-
fert auch das kürzlich erschienene
Buch von Heinz Rüegger und
Christoph Sigrist. Die Autoren ge-
hen von einer «dezidiert schöp-
fungstheologischen Position aus».
Helfendes Handeln gehört aus ih-
rer Sicht zum christlichen Glau-
ben, ist aber nicht eine christliche
Spezialität.
Heinz Rüegger, Christoph Sigrist:
Diakonie – eine Einführung. Zur
theologischen Begründung helfen-
den Handelns. TVZ, 2011. 276
Seiten, Fr. 34.30.
Die Zwölffeldertafel soll
helfen, das diakonische
Profil einer Gemeinde zu
schärfen. Die Horizontale
ist die Themen achse, die
Vertikale beschreibt den
biografischen Bezug. Die
Kirchgemeinden legen
bewusst einen Fokus auf
bestimmte Kulturen und
Felder.
Was ist wo zu tun? Einsatzfelder des diakonischen Handelns auf der Zwölffeldertafel
12 notabene 5 / 2012
Themen und Termine
Verkündigung &
Gottesdienst
Französische Orgelmusik für den Gottesdienst
Weiterbildungsangebot für
Organistinnen und Organisten.
Neben Konzertliteratur umfasst
die französische Orgelmusik
des 19. bis 21. Jahrhunderts
auch einen reichen Fundus an
einfacherer, im Gottes dienst
bestens verwendbarer Musik.
Leitung: Tobias Willi.
20. September und 4. Oktober,
19 bis 22 Uhr. Kursort: Eglise
réformée française, Zürich.
Anmeldung: dorathea.morf@zh.
ref.ch, Tel. 044 258 92 66
Let’s sing «rise up»!
Gemeindesingtag. Lieder und
Texte im «rise up» kennenler-
nen, die Vielfalt an unterschied-
lichen Formen und Stilen sin-
gend erkunden. Leitung: Daniel
Schmid.
Auf Anfrage und gemäss Abspra-
che in der Kirchgemeinde.
Anmeldung: daniel.schmid@zh.
ref.ch, Tel. 044 258 92 72
Diakonie &
Seelsorge
Flüchtlingssonntag 2012: Auf Augenhöhe begegnen
Der Tag des Flüchtlings am 17.
Juni gibt Flüchtlingen und vor-
läufig Aufgenommenen ein
Gesicht. Er will einen Beitrag
dazu leisten, Vorurteile gegen-
über Flüchtlingen abzubauen
und Begegnungen auf Augen-
höhe, von Mensch zu Mensch
zu ermöglichen. Deshalb setzt
sich HEKS für die soziale Integ-
ration von Flüchtlingen und
MigrantInnen ein. Integration
bedeutet, einen Schritt aufein-
ander zuzugehen und Begeg-
nungen mit Fremden zuzulas-
sen. Dazu sind auch am
Flüchtlingssonntag vom 17.
Juni alle aufgefordert, offen zu
sein für Begegnungen auf
Augenhöhe, die für beide Sei-
ten neue Perspektiven eröffnen
können. Zur Unterstützung von
Kirchgemeinden und Pfarräm-
tern stellt HEKS auch dieses
Jahr eine breite Palette von
Materialien zur Verfügung: Pla-
kate, Predigtbausteine, Kollek-
tenansagen, Karten, Projektre-
portagen und vieles mehr.
Infos und Downloads auf: www.
heks.ch/fluechtlingssonntag
Ein Chor aus Tansania auf
Tournee in der Schweiz
Vom 26. Mai bis 22. Juni.
Alle Konzertdaten auf:
www.zh.ref.ch/hujambo
Partizipation in der Altersarbeit
Theorie und Praxis der partizi-
pativen Arbeit mit Seniorinnen
und Senioren. Leitung: Walter
Lüssi, Urs Abt, Lilian Straub.
5. Juli, 8.15 bis 17 Uhr. Hirschen-
graben 7, Zürich. Anmeldung:
Tel. 044 258 92 56
Altersarbeit neu denken und planen
Reflektieren der Angebote in
der Altersarbeit vor dem Hinter-
grund sich wandelnder Bedürf-
nisse und einer älter werdenden
Bevölkerung. In diesem dreitei-
ligen Kurs werden Behörden-
mitglieder und Mitarbeitende
bei der Weiterentwicklung der
Altersarbeit in der Kirchge-
meinde angeleitet und begleitet
und in die neue «Planungshilfe
Alter» eingeführt. Leitung: Vreni
Burkhard.
4., 18. Und 25. September.
Hirschengraben 50. Zürich.
Anmeldung: [email protected]
Tel. 044 258 92 88.
Bildung &
Spiritualität
Öffentliche Kirche – Kirche im öffentlichen Raum
Das Zentrum für Kirchenent-
wicklung ZKE lädt ein zu einer
öffentlichen Tagung über die
Zukunft von Rolle und Funktion
der Kirche im öffentlichen oder
gesellschaftlichen Raum. Die
Tagung ist kontrovers angelegt
und will einen Beitrag zur Mei-
nungsbildung für die künftige
Verhältnisbestimmung von
Staat und Kirche leisten. Es
referieren und diskutieren:
Bernhard Egg, Kantonsratsprä-
sident, Zürich; Gottfried Locher,
Präsident SEK; Wilhelm Gräb,
Professor für Praktische Theo-
logie, Berlin; Christina Aus der
Au, Geschäftsführerin ZKE;
Pierre Bühler, Professor für
Systematik, Zürich; Benno
Schnüriger, Synodalratspräsi-
dent der röm.-kath. Körper-
schaft, Zürich; Martin Grichting,
Bischofsvikar, Chur; Michel
Müller, Kirchenratspräsident,
Zürich; Thomas Schlag, Profes-
sor für Praktische Theologie,
Zürich; Ralph Kunz, Professor
für Praktische Theologie Zürich;
Pfr. Hans Strub, Leitung ZKE;
sowie Vertreter und Vertreterin-
nen von politischen Parteien im
Kanton Zürich. Moderation:
Brigitta Rotach.
22. und 23. Juni. Theologische
Fakultät, Kirchgasse 9, Zürich.
Infos und Anmeldung: christina.
ausderau@kirchenentwicklung.
ch. www.theologie.uzh.ch/fae-
cher/praktisch/kirchenentwick-
lung
Frauentreff am Lindentor
«Bei den Grabräubern im Tal
der Könige»: Francine Marie
David erzählt und liest aus
ihrem Buch über ihre Zeit mit
der Grabräuberdynastie der
Abdel-Rassuls in Luxor. Fr.
15.–.
27. Juni, 14.30 bis 16.15 Uhr.
Hirschengraben 7, Zürich
Gesprächsnachmittag für verwitwete Frauen
«Träume, die nie mehr wahr
werden». Auf der einen Seite
sind die Träume, die sich nicht
mehr erfüllen werden. Auf der
anderen Seite dürfen zarte,
neue Träume zu wachsen
beginnen. Fr 20.–. (Gespräche,
Kaffee und Kuchen).
28. Juni, 14 bis 17 Uhr. Brahms-
strasse 32, Zürich
Zmorge-Treff für Frauen
«Die Lust am Feilschen und
Palavern». Referentin: Katha-
rina Morello, Theologin, Journa-
listin und Autorin. Frühstück
und Referat Fr. 20.–.
30. Juni, 9 bis 11 Uhr. Hotel
Krone, Marktgasse 49, Winterthur
Das kleine Einmaleins der Konfirmationsarbeit
Gut vorbereitet und sicher in
die Konfirmationsarbeit starten:
Jahresplanung und Zielsetzung,
Methodenvielfalt und Trends,
Gottesdienste und Punktesys-
tem, Elternarbeit, vom Mail bis
zum Hausbesuch, Störungen,
Disziplin und Belohnungen. Lei-
tung: Barbara Schleuniger.
3. und 10. Juli, 8.30 bis 13 Uhr.
Hirschengraben 50, Zürich
Anmeldung: edwin.blumer@zh.
ref.ch, Tel. 044 258 92 36
13notabene 5 / 2012
Interreligiöse Reisen
Unter dem Label «interreligiös
reisen» haben sich verschie-
dene Organisationen in der
Schweiz zusammengeschlos-
sen, um Reisen mit interkultu-
rellen und interreligiösen The-
matiken im In- und Ausland
anzubieten. Fester Bestandteil
der Reisen sind immer auch
Begegnungen: mit Persönlich-
keiten des religiösen, kulturellen
oder politischen Lebens, mit
Gruppierungen, die auf interkul-
turell-interreligiösem Gebiet
Entscheidendes leisten. Zu den
Trägern von «interreligiös rei-
sen» gehören unter anderen
das Haus der Religionen (Bern),
die Interreligiöse Arbeitsge-
meinschaft in der Schweiz IRAS
COTIS, die Paulus-Akademie
Zürich und das Zürcher Lehr-
haus. In der zweiten Jahres-
hälfte stehen Destinationen wie
Weissrussland, Polen, Andalu-
sien oder Kuba auf dem Pro-
gramm.
Alle Infos: www.ir-reisen.ch
Hermeneutik der Transzendenz
Tagung des Instituts für Herme-
neutik und Religionsphiloso-
phie. Spätestens seit Platon ist
die Transzendenz ein zentrales
Thema der westlichen Philoso-
phie, und in den letzten Jahren
ist sie in neuer Weise zu einer
breit thematisierten Fragestel-
lung geworden. Dabei zeigt
sich, dass Transzendenz an
verschiedenen Orten und auf
unterschiedliche Weisen zum
Thema werden kann. Nicht jede
Form von Transzendenz ist von
vornherein religiös oder theolo-
gisch zu verstehen, sondern zu
unterscheiden sind zumindest
ontologische, göttliche,
erkenntnistheoretische, subjek-
tive und ethische Formen der
Transzendenz. Die Tagung ist
In 7 Stunden zur eigenen Kirchgemeinde-Website
Die Teilnehmenden lernen, wie
sie eine eigene Website mit
ZMS für ihre Kirchgemeinde
erstellen und danach selbstän-
dig pflegen. Leitung: Barbara
Roth.
7. Juli, 9 bis 16 Uhr. Technopark-
strasse 1, Zürich. Anmeldung:
Nicole Abegg, Tel. 044 258 91 40
Kloster Kappel
Ich lebe alleine – und erfüllt!?
Für Männer und Frauen ohne
Partner auf der Suche nach
Lebensfülle. C. Epprecht.
15. bis 17. Juni
«Es muss im Leben doch mehr als alles geben…»
Einführung in die Kontempla-
tion. A. Eglin.
15. bis 17. Juni
Das Buch Rut(h) – mit Kopf, Herz und Hand
Plastisches Gestalten für
Anfänger und Fortgeschrittene.
E. Ehrismann.
22. bis 24. Juni
Bibel für Hemmungslose
Bekannte und unbekannte
Texte durch neue Brillen gele-
sen. A. Wäffler / E. Wyss-Jenny.
23. bis 24. Juni
KlosterNacht – Johannisnacht
In der kürzesten Nacht unter-
wegs zum längsten Tag. Eine
Pilgersternwanderung zum
Kloster Kappel organisiert von
den reformierten Kirchgemein-
den Oberrieden, Kappel am
Albis, Affoltern am Albis und
Zug, sowie dem Pilgerzentrum
St. Jakob und vom Kloster
Kappel. Wir feiern die Johan-
nisnacht u.a. mit einem Johan-
nisfeuer vor dem Kloster Kap-
pel um 4 Uhr und einer
anschliessenden Liturgischen
Feier in der Klosterkirche.
Startpunkte: Zürich-Aussersihl /
Neumünster / Zug / Affoltern am
Albis (Detailflyer erhältlich)
23./24. Juni
Ars moriendi
Von der Kunst, sich mit der
eigenen Sterblichkeit auseinan-
derzusetzen. H. Rüegger.
29. Juni bis 1. Juli
Papierschöpfen
Ein sinnlich-meditatives Ver-
gnügen. K. Bringolf.
29. Juni bis 1. Juli
Tai Ji – verbunden mit dem Leben
Meditation in Bewegung. Ch.
Endress.
6. bis 8. Juli
Atmen macht Sinn
Ein Wochenende für leibbezo-
gene, spirituelle Erfahrungen.
R. Rufer.
6. bis 8. Juli
Die Kraft erleben im Blühen und Strahlen
Da sein, leuchten, Herzenskraft.
S. Poulsen.
6. bis 8. Juli
Heilung und Erholung – Tage zum Auftanken
Ausspannen für Körper, Seele
und Geist. V. Schaer / M. Weiss.
10. bis 15. Juli
Auskunft/Anmeldung:
Tel. 044 764 88 10
www.klosterkappel.ch
Kappeler KlostertageOra et labora
Die Klostertage des Teams
«Freundeskreis Kloster Kappel»
bieten eine Struktur, die Halt
gibt, um die eigene Spiritualität
zu pflegen. Im Alltag – auch im
Betrieb der Kirchgemeinde –
verlieren wir oft den Kontakt zur
Quelle unserer Spiritualität.
Geistliches Leben muss man
üben – Gott, uns und unseren
Nächsten zuliebe! Die Auszeit
für alle Interessierten kostenlos
zugänglich.
14. bis 16. Juni. Kirchgasse 9,
Zürich, Raum 200. Anmeldung:
www.hermes/uzh.ch
Feste feiern
Das «Zürcher Forum der Religi-
onen» gibt Einblicke in religiöse
Feiertage von Hindus, Buddhis-
ten, Juden, Christen, Muslimen.
• 12. Juli: Juden gedenken der
Zerstörung des Jerusalemer
Tempels.
• 24. August: Christkatholiken
feiern den Gedenktag des Heili-
gen Augustinus.
• 24. November: 10. Tag im
Muharram, erster Monat des
islamischen Kalenders.
www.forum-der-religionen.ch
«So gelingt Kommunikation»
Aufarbeitung von emotionalen
Verletzungen in Partnerschaf-
ten. Ein Fortbildungstag mit Dr.
Markus Fischer, Facharzt Psy-
chiatrie. Organisation: Paarbe-
ratung im Kanton Zürich.
12. Juli, 9 bis 17 Uhr. Hirschen-
graben 50, Zürich. Anmeldung:
Tel. 044 258 92 88, ruth.schuler@
zh.ref.ch
Ausbildung Eltern-Kind-Sing-Leiter/in
Die Kurs-Teilnehmenden wer-
den befähigt, Eltern-Kind-Sin-
gen durchzuführen. Folgende
Bausteine werden erarbeitet:
Methodik, Didaktik, Gruppen-
dynamik, Entwicklungspsycho-
logie, Singleitung, liturgisches
Verständnis, Rituale. Leitung:
Andreas Manig, Marianne
Barth.
Start ab 31. August. Hirschengra-
ben 50, Zürich. Anmeldung:
[email protected], Tel. 044
258 92 66.
Gemeindeaufbau &
Leitung
Unsere Botschaften und Werte vermitteln
Wie bringen wir unsere Inhalte
an die Öffentlichkeit? Leitung:
Stefan Grotefeld.
26. Juni, 17.30 bis 20.30 Uhr. Hir-
schengraben 50, Zürich. Anmel-
dung: [email protected],
Tel. 044 258 92 66
14 notabene 5 / 2012
im Kloster soll dazu dienen. Die
Klostertage werden strukturiert
durch die Tagzeitengebete, bib-
lische Impulse, Singen und Ate-
liers.
6. bis 9. Juli, Freitag, 11.15 Uhr,
bis Montag, 17 Uhr. Anmeldung:
Tel. 044 764 88 30. Infos: www.
kappelerfreundeskreis.ch
Von und für
Gemeinden
Seelsorge sichtbar machen
Mit einem Flyer macht das
Seelsorgeteam der Kirchge-
meinde Pfäffikon auf ein wichti-
ges Angebote aufmerksam, das
sonst meist unsichtbar bleibt:
die Seelsorge. Die Karte im
A5-Format ruft in Erinnerung,
dass das Pfarrteam für alle
Menschen da ist, die Hilfe
suchen, bei Konflikten, bei
Krankheiten und Lebenskrisen.
Der Flyer mit einer Auflage von
über 6000 Stück wurde allen
Haushalten in Pfäffikon zuge-
stellt.
Infos: www.refkirchepfaeffikon.ch
Ökumenisches Johannisfest
Unter dem Titel «Wendezeit –
kosmisch, gesellschaftlich,
kirchlich» lädt die ökumenische
Tischgemeinschaft Symbolon in
der Lazariterkirche Gfenn bei
Dübendorf zum Mittsommerfest
ein. Auf dem traditionellen
Rundweg mit vier Stationen
regen die Referentinnen und
Referenten zum Nachdenken
und Austauschen an, gefolgt
von einer ökumenischen Litur-
gie und abgerundet beim «Tei-
let» der mitgebrachten Speisen
im regen Austausch unter den
Teilnehmenden am Johannis-
feuer um die Kirche. Zu Gast ist
die mit dem Herbert Haag-Preis
2012 gewürdigte katholische
Gemeindeleiterin und ehemali-
gen Wort-zum-Sonntag-Spre-
cherin Monika Schmid und der
mehrfach ausgezeichnete
Unternehmer und ETH-Prof. Dr.
Anton Gunzinger.
23. Juni, 17 bis 22 Uhr. Romani-
sche Lazariterkirche Gfenn/
Dübendorf.
Infos: www.tisch-symbol.ch
Stellenmarkt
Vakante Pfarrstellen
Altikon-Thalheim 1.08.13
Buch am Irchel, 70% 1.08.09
Dorf, 70% 1.09.11
Ellikon an der Thur, 70% 1.05.11
Fehraltorf, 50%, EPS* 1.05.11
Fehraltorf 1.09.11
Greifensee 1.07.12
Greifensee, 30%, EPS 1.07.12
Herrliberg 1.10.12
Hombrechtikon 1.07.10
Horgen 1.07.12
Kyburg, 60% 1.07.12
Mönchaltorf 1.09.11
Ottenbach 1.10.12
Regensdorf 1.10.10
Rheinau, 70% 1.07.12
Rümlang 1.03.12
Rümlang, 30%, EPS 1.07.12
Seuzach 1.09.11
Stäfa 1.10.12
Turbenthal 1.07.12
Wallisellen, 50%, EPS 1.03.11
Winterthur Seen,
50%, EPS 1.08.12
Zürich Balgrist 1.07.12
Zürich Industriequartier, 1.09.11
50%, EPS
Zürich Industriequartier 1.09.11
Zürich Oerlikon 1.08.12
*Ergänzungspfarrstelle
Offene Stellen in den Gesamt-
kirchlichen Diensten und den
Kirchgemeinden finden Sie auf:
www.zh.ref.ch/stellen
Berühmt und
berüchtigt
sch. Die Portokasse musste bei
diesem Mann reichlich dotiert
gewesen sein: Johann Caspar
Lavater stand mit der halben
Welt seiner Zeit in Briefkontakt,
mit Goethe, Wieland und Her-
der. Mit Rousseau und Pesta-
lozzi, mit der russischen Zarin
und dem österreichischen Kai-
ser. Der Zürcher Pfarrer der
Sturm-und-Drang-Zeit schrieb
sich als Poet und Theologe fast
schon zum literarischen Pop-
star des 18. Jahrhunderts
empor. Aufsehen und Abscheu
erregte er zu seiner Zeit und
mehr noch in der Nachwelt mit
seiner Physiognomik. Ueli Gre-
minger, Nachfolger Lavaters im
Pfarramt am St. Peter in Zürich,
hat das Phänomen Lavater neu
entdeckt und bringt die schil-
lernde Persönlichkeit mit einer
packenden Auswahl an Texten,
biografischen Stationen und
bildnerischen Zeugnissen neu
und frisch ans Tageslicht.
Ueli Greminger: Johann Caspar
Lavater. Berühmt, berüchtigt –
neu entdeckt. TVZ, 2012. 120 Sei-
ten, Fr. 25.–.
Verspieltes
Paradies
Schauplätze des neuen
Romans von Gina Schibler,
Pfarrerin in Erlenbach, sind
zwei Dörfer in den Walliser
Alpen, die gegensätzlicher nicht
sein könnten: Tourismus-Desti-
nation Zermatt und Finisterre im
vergessenen Nachbartal. Geht
es nach den Wünschen findiger
Investoren, soll künftig auch
das Nachbartal mit dem
Anschluss an den Tourismus
beglückt werden. Eve, die
Hauptperson der Geschichte,
wirkt an beiden Orten als Seel-
sorgerin. Ihr persönliches
Schicksal verknüpft sich unwei-
gerlich mit weltumspannenden
Themen wie Ökologie, Konsu-
mismus und der Suche nach
Nachhaltigkeit und Spiritualität.
Gina Schibler: Verspieltes Para-
dies. C. F. Portmann-Verlag.
Hardcover, 222 Seiten, Fr. 32.–.
Die Autorin ist gern auch zu
Lesungen bereit. Kontakt:
notabene 5 / 2012 15
Ein Duft nach Curry zieht um die Fab-
rikhallen. Es geht gegen Mittag, und
durch die verwinkelten Gassen im
Werk 1 des Sulzerareals schlendern Men-
schengrüppchen aus Büros, Montagehal-
len und neuen Lofts Richtung ehemali-
ger Schweisswerkstatt. Dort entweicht
der Lockstoff aus den Kochtöpfen und
weist den Hungrigen den Weg – nicht
zur Kantine – sondern zur Kirche. Es ist
das Team der «fabrikkirche», das hier
seit fünf Jahren täglich kocht und den
Menschen im neu entstehenden Stadt-
quartier das serviert, was sie hier vor-
dringlich brauchen: gutes, günstiges Es-
sen und eine Atmosphäre, in der sie sich
in den Mittagsstunden zu Hause fühlen.
100 bis 150 Menschen nutzen das Ange-
bot täglich, setzen sich an einen der lan-
gen Tische, plaudern mit dem Bürokol-
legen, dem Mechaniker von nebenan
oder dem Ingenieur, der in den umge-
nutzten Industriebauten sein Büro ein-
gerichtet hat. Junge Familien aus den
benachbarten Wohnsiedlungen gesellen
sich dazu und komplettieren die bunte
Mahlgemeinschaft.
Er gehe mehrmals wöchentlich zur
Kirche, sagt der Ingenieur nach dem Es-
sen schmunzelnd, dabei sei Religion nun
gar nicht sein Ding. Aber in der «fabrik-
kirche» esse man gut. Und auch die Ein-
richtung – abgesehen von einem etwas
kitschigen Bild – findet er überzeugend.
Das zwei Meter hohe Holzkreuz auf der
Bühne neben den Esstischen scheint ihn
nicht zu stören. Es ist eines der wenigen
Zeichen, die darauf hinweisen, dass es
hier nicht nur um das leibliche Wohl
geht. Aber was heisst hier «nur»: Die
Tischgemeinschaft, das sei für ihn eines
der wichtigsten Fundamente der Kirche,
sagt Nik Gugger, Leiter der «fabrikkir-
che». Gugger gehört zu den Pio-
nieren, die die Jugendkirche in
Winterthur 2003 aufgebaut und
das Kirchenbistro vor fünf Jah-
ren zum Laufen gebracht haben.
«Wir bringen die unterschied-
lichsten Menschen zusammen.
Und hier an diesen Tischen spricht man
über Gott und die Welt», sagt der Sozi-
aldiakon und Kirchenunternehmer.
Gottesdienst wird in der «fabrikkirche»
auch gefeiert, daneben lädt man die
Gäste zu Themen- und Diskussions-
abenden an der «Wunderbar» oder zur
kreuz & quer
Wo die Kirche ihre Zukunft kochtDer «fabrikkirche» in Winterthur droht die Abrissbirne. Lamentieren darüber mag im Sozial- und Seelsorgeteam niemand. Dann erfindet man sich halt wieder einmal neu. So geht das in einer Kirche, die sich auch als Küche und als Zukunftsfabrik versteht. Von Christian Schenk
musikalischen Besinnung am «Montags-
Blues».
Die «fabrikkirche», das sind heute
neun Angestellte, angeführt vom Ge-
samtleiter Nik Gugger, der Pfarrerin
Martina Hafner, der Gastroleiterin Es-
ther Bosshard und dem Leiter des Büro-
service Simon Bacsa-Koller. Das Team
beschäftigt und betreut Arbeitslose, Zi-
vildienstleistende und Praktikanten. Mit
dem Bistro und dem Büroservice trägt
sich die Institution mittlerweile zu ei-
nem grossen Teil selbst. Trotzdem sei
man auf Unterstützung angewiesen,
sagt Gugger und meint damit nicht nur
jene der Landeskirche und des Winter-
thurer Stadtverbands, die die Kirche seit
Anbeginn mittragen. «Wir brauchen
Spenden für unsere Arbeit und für un-
sere Zukunft.» Ende 2013 wird das Ge-
bäude der Fabrikkirche im Zuge der
weiteren Umnutzung des Industriege-
ländes abgerissen. Gugger, Vollblutpoli-
tiker und Stadtratskandidat mag nicht
darüber jammern. Er hat dafür gesorgt,
dass die «fabrikkirche» an einem ande-
ren Ort auf dem Werksgelände erhalten
bleibt, und vielleicht sogar noch an ei-
nem prominenteren. Dass diese Prog-
nose nicht nur dem Optimismus von Nik
Gugger entspringt, bestätig Roland
Fisch, Leiter Industrieareale von Imple-
nia, gerne. Man wolle die Fabrikkirche
auf dem Gelände behalten. «Sie sorgt
für Leben und ermöglicht Begegnungen
auf dem Sulzerareal. Das ist genau das,
was Implenia mit der Arealentwicklung
erreichen will.»
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«Zum Essen gehe ich in die Kirche.»
Das Bistro der «fabrikkirche» bringt täglich
über 100 Menschen an den Mittagstisch.
P. P.
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Eine Illustration von Daniel Lienhard. Mehr zum Thema Diakonie im Interview ab Seite 8.
NOTABENE / Denkzettel
Impressum «notabene» ist die Zeitschrift aller, die beruflich, ehrenamtlich oder regelmässig freiwillig in der Zürcher Landeskirche mitarbeiten.Redaktion und GestaltungChristian Schenk (sch), Blaufahnenstrasse 10, 8001 Zürich, Tel. 044 258 92 97www.zh.ref.ch / notabene, [email protected] Helena Klöti, [email protected]. 044 258 92 13
HerausgeberEvang.-ref. Landeskirche des Kantons ZürichKommunikationDruck Robert Hürlimann AG, ZürichAuflage 7200 ExemplareErscheint monatlich mit Doppelnummern im Juli / August und Dezember / Januar.Nächste AusgabenNr. 6 / 2012 (Juli/August, Woche 28)Nr. 7 / 2012 (September, Woche 36)Redaktionsschluss: Am 15. des Vormonats
Titelbild: Brot und Wein. Was Abendmahl und Mahlgemeinschaft mit Diakonie zu tun haben, lesen Sie im Interview ab Seite 8.Foto: Shutterstock