Noticias 2 - August 2014 D
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Transcript of Noticias 2 - August 2014 D
Von herausfordernden Projekten
NOTICIAS del EcuadorPara Los Indígenas
Fundación Suiza
Augus t 2014 www.pa ra lo s ind igenas .o rg
In Wasakentsa, mitten im Urwald, entsteht gegenwärtig die neue Unterkunft für das medizinische
Personal des Gesundheitszentrums.
Inhalt
Casa de Personal
in Wasakentsa2
5 Behindertenzentrum
Mocha
8 Ecuador hat sich stark
verändert
11 Erfolgreiche Aktionen
im Jubiläumsjahr
12 Impressum, 25 Jahre
Para Los Indígenas
10 Gespräch mit einer
Spenderin
Im Verlauf eines Jahres können wir rund ein
Dutzend neue Projekte in Angriff nehmen. Zu-
dem wird auch die sich jährlich wiederholende
Verteilung von Material und Mobiliar an be-
dürftige Schulen fortgeführt. Zu den eher «ein-
facheren» Projekten gehören etwa der Bau von
Schulräumen, der Umbau von alten Kochstellen
oder die Erstellung eines WC-Häuschens. Viele
dieser Projekte können problemlos und ohne
Schwierigkeiten verwirklicht werden. Sie sind
quasi «business as usual».
Daneben gibt es aber auch komplexere Projek-
te. Schon ihre Planung ist vielschichtig und die
Umsetzung oft schwierig und kompliziert. Zwei
solcher Projekte stellen wir Ihnen in dieser Aus-
gabe näher vor. Einerseits geht es um die Er-
richtung eines Zentrums für behinderte Kinder
und Jugendliche in Mocha, andererseits um die
Erstellung einer Unterkunft für Ärzte und Pfle-
gepersonal im Gesundheitszentrum in Wasa-
kentsa. In Mocha wird teils schon in den neuen
Räumen therapiert und unterrichtet. Wir hof-
fen, dass die Unterkunftsräume für das Ärzte-
personal in Wasakentsa trotz der schwierigen
Witterungsbedingungen im Urwald noch die-
sen Sommer bezogen werden können.
Solche Projekte sind eine grosse Herausforde-
rung für uns und unsere Partner. Darum legen
wir Wert darauf, dass unsere Stiftungsräte die
Verhältnisse vor Ort gut kennen. So weilte Karl
Friedli diesen Frühling erstmals als Stiftungsrat
in Ecuador. Er berichtet in dieser Ausgabe von
seinen Eindrücken und Erfahrungen. Ebenfalls
schildert eine Spenderin, weshalb sie Projekte
unserer Stiftung gezielt unterstützt. Schliesslich
berichten wir über den ersten Event ihm Rah-
men unseres 25-jährigen Jubiläums.
Peter Hobi, Redaktor «Noticias» und
Co-Präsident der Stiftung
2
2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte
Unterkunft für Ärzte und Gesundheits-personal in Wasakentsa
Die südöstlichste Provinz Ecuadors, Morona
Santiago, ist zum grössten Teil von Urwald
bedeckt. In den weiten Ebenen des Amazo-
nas leben knapp sechstausend Angehörige
der Volksgruppe der Achuar in kleinen Ge-
meinschaften. Die Gegend ist nur zu Fuss, mit
dem Boot oder mit Kleinflugzeugen erreich-
bar. Im Regenwald herrscht ganzjährig eine
hohe Luftfeuchtigkeit. Starke Regenfälle und
grosse Hitze wechseln öfters im Tagesverlauf.
Grossprojekt: Bau des Gesundheitszen-
trums von Wasakentsa (2006–2010)
In den letzten Jahren verschlechterte sich die
gesundheitliche Situation der Urwaldbevöl-
kerung zunehmend. Nicht zuletzt wegen der
mangelnden Hygiene und dem unsauberen
Wasser. Daher sind Darm- und Magenkrank-
heiten verbreitet. Vor allem Kleinkinder lei-
den überdurchschnittlich oft an Durchfall.
Auch ist die medizinische Versorgung unzu-
reichend. So mussten schwerkranke oder
verunfallte Achuar zur Behandlung per Klein-
flugzeug in die Spitäler von Taisha oder Ma-
cas ausgeflogen werden.
Die bei den Achuar lebende Urwaldärztin Dr.
Betty Rodriguez wies immer wieder auf die
mangelhafte gesundheitliche Erschliessung
hin. In der Folge konnten dank vieler Spen-
dengelder aus der Schweiz mehrere kleinere
Gesundheitsposten erstellt werden, u. a. in
Wampuik, Juyukamentsa, Wachirpas. Aus-
serdem entstand zwischen 2006 und 2010
das kleine medizinische Zentrum von Wasa-
kentsa, mit Projektkosten von insgesamt
rund 190 000 Franken. Es verfügt heute über
fünf kleine, einstöckige Holzhäuschen, in de-
nen ein Ambulatorium zur Behandlung von
Kranken und Verletzten, eine Apotheke, ein
Impfposten, ein kleines Zahnambulatorium
sowie ein Laboratorium zur Bestimmung von
Malaria-, Tuberkulose- und andern Tropen-
krankheiten eingerichtet sind.
Das Gesundheitszentrum liegt in Fussdistanz
zum Schulzentrum für höhere Bildung, das
von Salesianer-Padres geführt wird. Dort wer-
den jugendliche Achuar als künftige Lehrkräf-
te ausgebildet oder auf ein Studium vorberei-
tet. Die Stiftung Para Los Indígenas unterstützt
seit Jahren die Ausbildung der Studierenden
mittels Ausbildungsbeiträgen.
Das fertig erstellte Gesundheitszentrum funk-
tionierte dank der kompetenten Leiterin Dr.
Betty recht gut. Für die gesundheitliche Ver-
sorgung sorgen ein bis zwei Ärztinnen/Ärzte,
eine/ein Zahnärztin/Zahnarzt und eine He-
bamme. Sie werden durch zwei einheimische
Krankenpflegerinnen und einen Laboranten
unterstützt. Sie wohnen mit ihren Familien in
Wasakentsa. Für das auswärtige medizinische
Personal aus den Anden oder den Küstenge-
genden existieren allerdings nur rudimentäre
Unterkünfte ohne sanitarische Einrichtungen.
Diese müssen im danebenliegenden Gesund-
heitszentrum benutzt werden.
So entstand schliesslich das
Projekt 201.1302:
Bau einer Unterkunft für Ärzte und
Gesundheitspersonal in Wasakentsa
Projektkosten: Fr. 97 785.–
Offener Spendenbetrag: Fr. 15 000.–
Optimierung des Gesundheitszentrums
Entscheidend für den Fortbestand des Cen-
tro de Salud ist die Frage, wie medizinisches
Personal für das abgelegene Gesund-
heitszentrum rekrutiert werden kann. Der
Staat bildet nach wie vor nicht genügend
Ärztinnen und Ärzte aus. Diese werden ver-
pflichtet, nach Abschluss des Studiums eine
einjährige Assistenzausbildung in einem klei-
nen Landspital zu absolvieren (año rural).
Doch die Lebensbedingungen mit den extre-
men klimatischen Verhältnissen und der
Das Schulzentrum von Wasakentsa, versteckt im riesigen Amazonasurwald, liegt über 100 km
entfernt von der nächstgelegenen grösseren Siedlung.
In diesem Häuschen befindet sich die Kran-
kenstation des Gesundheitszentrums.
Eine solch einfache Liegestätte, wie jene
von Dr. Betty, kann den jungen Praktikanten
nicht mehr zugemutet werden. Ein Neubau
ist dringend notwendig!
2 / 2014 – Notícias
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grossen Mückenplage sind für Personen, die
nicht zu den Achuar-Indígenas gehören, sehr
schwierig. Ausserdem ist Wasakentsa sehr
abgelegen und kann nur im Kleinflugzeug er-
reicht werden. Elektrizität und Internet (über
Satellit) gibt es nur stundenweise und sie
funktionieren oft nicht.
Schwieriger Projektstart
Um den Aufenthalt für das neue medizini-
sche Personal attraktiver zu machen, wurde
zusammen mit Dr. Betty ein Konzept für sei-
ne Unterbringung entwickelt. Dieses Projekt
wurde im März 2010 vom Stiftungsrat bewil-
ligt. In Gesprächen mit dem zuständigen Ar-
chitekten und nach mehrmaligen Abklärun-
gen vor Ort wurde davon abgesehen, ein
zweigeschossiges Haus zu erstellen. Auch
wurde zur Vermeidung von teuren Flugkos-
ten ein grosser Teil des Baumaterials dem
nahen Urwald entnommen (Holz, Steine,
Sand).
Ziel war es, eine Unterkunft bereitzustellen,
in der das Personal angemessen wohnen,
essen und schlafen kann und über einfache
sanitarische Einrichtungen wie WC, Dusche
und Lavabo verfügt.
Leider verunglückte Dr. Betty im Juni 2013
tödlich beim Absturz eines Kleinflugzeuges,
zusammen mit einer weiteren Person des
Gesundheitszentrums. Dadurch verzögerte
sich der Projektbeginn nochmals. Erst im Ok-
tober 2013 konnte mit dem Fällen der not-
wendigen Bäume begonnen werden. Das
Holz konnte jedoch erst nach einer Trock-
nungszeit von sechs Monaten als Konstrukti-
onsmaterial für den Bau genutzt werden.
Gleichzeitig wurden, sobald es der Wasser-
stand erlaubte, dem nahen Fluss Sand, Kies
und Bollensteine entnommen. Damit wurde
der Unterbau des Personalhauses erstellt.
Für den Transport von Menschen, Waren und Material werden Kleinstflugzeuge verwendet.
Und selbst diese können nur bei trockenem Boden auf den kurzen und lehmigen Urwaldpisten
landen.
Anforderungsreiche Bauerei
Wie schwierig das Bauen im Regenwald ist,
formulierte der Architekt des Hauses anläss-
lich eines Gesprächs wie folgt:
«Die Planung für den Bau eines nicht traditi-
onellen Hauses im Amazonas ist völlig ver-
schieden von derjenigen in der Provinzhaupt-
stadt Macas und erfordert viel Erfahrung. Die
Achuar bauen ihre Häuser nur mit Holz und
Palmblättern und benötigen keine fremden
Materialien, die ausserhalb des Amazonas
vorkommen. Für das Personalhaus bauten
wir zuerst ein Betonfundament und Aussen-
mauern. Da Wasakentsa nicht über eine
Strasse erschlossen ist, berechneten wir im
Kostenvoranschlag 48 Flüge für den Materi-
altransport. Es braucht eine ausgezeichnete
Logistik für den Materialtransport mit den
Im April sind Betonfundament und Aussen-
mauern bereits fertig erstellt. Der Transport
der Backsteine und des Betons verteuerte
den Bau erheblich. Zum Glück kann das
Holz für den Oberbau dem nahen Urwald
entnommen werden.
kleinen Avionetas. Daneben werden jedoch
alle Holzarbeiten wie Wände, Dachkonstruk-
tion, Türen und Mobiliar von Handwerkern
vor Ort mit Material aus der nahen Umge-
bung hergestellt.»
Markus Schmid und Eddy Agten weilten im
April dieses Jahres in Wasakentsa, um sich
ein Bild vom Baufortschritt zu machen. In
dieser Zeit führten sie auch klärende Gesprä-
che mit den Verantwortlichen des Gesund-
heitsministeriums der Provinz und dem Spi-
taldirektor von Taisha.
Ihrem Tagebuch ist der nachfolgende
Text entnommen:
«Für uns alle ist klar, dass ohne Dr. Betty die
zukünftige medizinische Versorgung der
Achuar eine riesige Herausforderung dar-
stellt. Wir stimmen überein, dass es eine ge-
genseitige Abhängigkeit gibt zwischen den
Verantwortlichen des Ministeriums für Ge-
sundheit und unserer Stiftung. Gute Kommu-
nikation und Kooperation ist daher eine wich-
tige Voraussetzung. Für Para Los Indígenas
muss ein funktionierender Betrieb im Centro
de Salud nach den sehr grossen Investitionen
in die Infrastruktur prioritär sein.
Es ist aber ausserordentlich schwierig, medizi-
nisches Personal zu finden, das über längere
Zeit in den schwierigen Lebensbedingungen
Stiftungsrat Dr. med. Markus Schmid klärt
mit dem Leiter des Spitals von Taisha,
Dr. Patricio Campos (l.), wie das Gesund-
heitszentrum künftig betrieben werden
kann.
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2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte
von Amazonien arbeitet. Auf Grund der ver-
besserten Attraktivität nach Fertigstellung
der Casa de Personal sind wir der Meinung,
mit Unterstützung des Gesundheitsministeri-
ums eine konstante medizinische Betreuung
(Ärztin, Krankenschwester, Hilfsperson und
Laborant) gewährleisten zu können. Nur so
wird der Standort Wasakentsa wieder seinen
früheren guten Ruf und das Vertrauen der
Achuarpatienten gewinnen.»
Arbeiten im Urwald ist beschwerlich!
Während seines Aufenthaltes in Wasakentsa
im vergangenen April führte Markus Schmid
das nachfolgende Interview mit den beiden
für den Bau der Unterkunft verantwortlichen
Maurern. Polier Manuel Toapanta (MT) ist
54-jährig, sein Kompagnon ist der zehn Jahre
ältere Casimiro Cuascata (CC).
Wie habt ihr diesen Auftrag erhalten?
MT: Ich habe bereits früher mit meinem Bru-
der für Vicente Molina, dem Koordinator für
dieses Bauwerk, gearbeitet. Damals gewann
ich dessen Vertrauen für meine gute Maurer-
arbeit und meine Verlässlichkeit. Er bat mich
dann vor mehreren Jahren, für die Errichtung
des Centro de Salud in Wasakentsa zu arbei-
ten. So kannte ich die schwierigen Arbeitsbe-
dingungen dort bereits aus eigener Erfah-
rung, als ich nun wieder angefragt wurde.
Wie lange seid ihr in Wasakentsa gewesen?
MT: In der ersten Bauetappe verbrachten wir
von Oktober bis Dezember 2013 insgesamt
drei Monate. Zwei weitere Monate folgten
vor Mitte April 2014. Eine dritte Etappe von
ca. drei Monaten für die Fertigstellung der
Badezimmer und Böden folgt im August.
Was macht ihr in der Zwischenzeit?
MT: Zuerst einmal zwei Wochen Ferien! Zu
Hause bleibt ja auch viel Arbeit liegen. Wir
halten auch einige Tiere, zu denen geschaut
werden muss. Eventuell gibt es auch kleinere
Aufträge vor Ort von bekannten Arbeitge-
bern zu erledigen.
Wie ist für euch das Leben in Wasakentsa?
CC: Es war eine sehr, sehr harte Zeit. Wir ha-
ben viel gelitten wegen der Hitze, der Feuch-
tigkeit und den Moskitos. Das Essen der be-
nachbarten Missionsschule ist karg. Es gibt
fast immer nur Reis und überhaupt keine Ab-
wechslung. Wir hatten nur wenige Kontakte
zu einigen Padres der Schule. Auch war ich
während einer Woche nicht einsatzfähig we-
gen eine schweren Infektion in meinem rech-
ten Bein als Folge eines Moskitostichs. Das
Ganze war sehr schmerzhaft und belastete
mich auch psychisch.
Und wie waren die Arbeitsbedingungen?
MT: Der viele Regen erschwert die Arbeit
massiv und fordert Flexibilität. Wenn es ein-
mal einen Tag nicht regnet, arbeiten wir von
fünf Uhr morgens bis sieben Uhr abends
durch. Auch Hitze und Sonnenstrahlung um
die Mittagszeit sind enorm.
Wer steht euch bei der Arbeit bei?
MT: Eine Gruppe von Achuares hilft uns. Die
Zusammenarbeit klappt recht gut. Sie wer-
den jeweils als Tagesarbeiter angestellt und
je nach Einsatz täglich, wöchentlich oder
14-täglich von den Padres der Schule in
Wasakentsa ausbezahlt.
Wie könnt ihr den Kontakt zu euren
Familien während der langen Abwe-
senheit pflegen?
CC: Gelegentlich von der Salesianerschule aus
über Funk bis Macas, wo Vicente eine Tele-
fonverbindung zu unseren Familien herstellt.
Ganz herzlichen Dank für euren grossen
Einsatz unter den aussergewöhnlich
schwierigen Bedingungen der Amazo-
nasregion. Wir besichtigten den Bau
heute und sind beeindruckt von eurer
sorgfältigen Arbeit.
Bereits Anfang August konnte mit dem Aufstellen der Stützen für die Dachkonstruktion
begonnen werden.
Die beiden Maurer stammen aus den Anden und haben schon oft zusammen gearbeitet.
2 / 2014 – Notícias
5
Erstellung eines Zentrums für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen
Es ist noch nicht lange her, dass die Situation
der Behinderten in der Schweiz sich etwa so
darstellte wie im heutigen Ecuador. Eltern
von behinderten Kindern waren meist auf
sich allein gestellt. Viele schämten sich sogar
wegen ihren auffälligen Kindern.
So ist es teilweise noch heute in Ecuador. Ja,
in den traditionell von Indígenas bewohnten
Gegenden werden Kinder mit psychischen
oder physischen Problemen manchmal noch
als Strafe Gottes empfunden. Darum er-
staunt es nicht, dass solche Kinder vor der
Öffentlichkeit versteckt und teils unter be-
denklichsten Umständen und ohne richtige
Betreuung ihrem Schicksal überlassen wer-
den.
In den vergangenen Jahren hat unsere Stif-
tung mehrere Projekte zu Gunsten solcher
Kinder unterstützt und finanziert. Denn be-
hinderte Kinder und Jugendliche (niños con
capacidades especiales) sollten schon in frü-
hen Jahren intensiv betreut und gefördert
werden. Dank der verbesserten Schulung
und Betreuung wird es möglich, sie besser in
die Gesellschaft zu integrieren.
In diesen Zentren werden behinderte Kinder
mit gewissen Beeinträchtigungen gezielt
therapiert und betreut. Dadurch werden ihre
Eltern entlastet und sie können wieder einer
geregelten Arbeit nachgehen.
Das nachfolgend präsentierte Projekt in die-
sem Bereich wurde im September 2012 vom
Stiftungsrat begutachtet und bewilligt. Seit-
her wurde bei verschiedensten privaten,
kirchlichen und öffentlichen Institutionen
Geld dafür gesammelt. Da im Juli 2013 ein
Grossteil der Projektkosten finanziert war,
konnte kurz danach grünes Licht für den
Baubeginn erteilt werden.
In der Gegend von Mocha leben überdurch-
schnittlich viele Menschen mit Behinderungen.
Projekt 202.1206 Erstellung eines
Zentrums für Kinder und Jugendliche
mit Behinderungen im Kanton Mocha
(1. Etappe)
Mocha gehört zur Provinz Tungurahua. Die
Ortschaft liegt auf 3300 m ü. M. und in ei-
nem Hochtal, durch das die Carretera Pan-
americana verläuft, jene berühmte Strasse,
die den ganzen Kontinent von Norden nach
Süden durchquert. Das Längstal ist umgeben
von mehreren Vulkanen, wie dem gegen-
wärtig sehr aktiven Tungurahua (5023 m)
und dem nahen Carihuairazo (5020 m). Mo-
cha ist Hauptort des gleichnamigen Kantons.
Es befindet sich etwa zwanzig Kilometer süd-
lich von Ambato, von wo es über eine ge-
teerte Strasse per Bus gut erreichbar ist.
Trotz der Höhe ist das Klima ganzjährig rela-
tiv mild. Der vulkanische Boden eignet sich
Im November 2013 war der Rohbau der ersten Etappe fertig. Wie üblich in Ecuador sind die
Armierungseisen für das obere Stockwerk schon erstellt.
Der kleine Ort Mocha zählt knapp 6000 Einwohner. Die steilen Hänge der Umgebung
werden bis hinauf auf 4000 m intensiv landwirtschaftlich genutzt.
gut für die Landwirtschaft. Die Mehrheit der
Bewohner lebt von diesem Erwerbszweig.
Auf kleinen Grundstücken werden Kartof-
feln, Mais, Bohnen angebaut. Zudem wird
Grünfutter für Meerschweinchen, Kanin-
chen, Hühner und etwas Vieh angepflanzt.
Ansonsten wachsen verschiedene Früchte
wie Pfirsiche, Äpfel, Birnen und Baumtoma-
ten.
In dieser gebirgigen Zone lebt eine vornehm-
lich indigene und sehr junge Bevölkerung.
Über 40 % sind Kinder und Jugendliche. Der
Anteil an Behinderten ist verhältnismässig
hoch. Er wird u.a. dem übermässigen Einsatz
von Düngemitteln und Pestiziden in der
Landwirtschaft angelastet. Dies ist der
Grund, weshalb unsere Stiftung in dieser Ge-
gend mehrere Projekte zur Umstellung auf
biologischen und naturnahen Anbau unter-
stützt.
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2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte
Ausgangslage
Bis vor kurzem fehlte ein Betreuungsangebot
für Kinder und Jugendliche mit Behinderun-
gen. Eine private Stiftung errichtete vor we-
nigen Jahren ein Provisorium in einem Ge-
bäude der Diözese von Ambato. Dort
wurden auf engstem Raum rund dreissig
Behinderte intensiv schulisch und therapeu-
tisch ambulant betreut. Zudem wurden ihre
Eltern beraten und für die Pflege zu Hause
geschult. Diese Stiftung trat Anfang 2012 an
unsere Partnerorganisation Fundyvida mit
der Bitte heran, ihnen zu helfen ein eigentli-
ches Zentrum für die vielen Kinder und Ju-
gendlichen mit Behinderungen zu erstellen.
Denn in den rund zehn Gemeinschaften der
nahen Umgebung leben gegen 130 jugend-
liche Behinderte.
Nachdem, dank der Unterstützung durch die
Diözese Ambato, ein grosser Platz im Bau-
recht übernommen werden konnte und die
Finanzierung unsererseits gesichert war,
konnte angrenzend an das jetzige Gebäude
mit dem Bau begonnen werden. In einer ers-
ten Etappe wurde das Erdgeschoss errichtet.
Die nutzniessenden rund sechshundert Fami-
lienangehörigen leisteten unter Anleitung
von Facharbeitern einen grossen Anteil an
Fronarbeit. Sie halfen mit beim Aushub, bei
der Zubereitung und dem Transport des Ze-
ments und bei vielen Handlangerdiensten.
Da die Eltern und der Kanton Mocha auch
die Kosten für das Therapiebad und das Hyd-
romassagebecken mitfinanzierten, konnte
fast die Hälfte der Gesamtprojektkosten ge-
deckt werden. Trotzdem verbleiben noch
beträchtliche Kosten:
Im April 2014 war das neue Zentrum
bezugsbereit.
Projektkosten:
1. Etappe: Fr. 118 300.–
(ist bereits finanziert)
Im April 2014 liessen sich mehrere Stiftungs-
räte vor Ort die Baufortschritte zeigen. Ih-
rem Bericht vom 29. 4. entnehmen wir Fol-
gendes:
«Es gab für uns einen herzlichen Empfang
durch alle wichtigen Personen, die für diesen
Neubau arbeiten … Im Rehabilitationszent-
rum werden ca. 60 Kinder und Jugendliche
und einige wenige Erwachsene tagsüber be-
handelt. Der Bau ist fertig erstellt und macht
einen ausgezeichneten Eindruck betreffend
Bauqualität und Raumeinteilung. In den
Räumen mit viel Licht und hellen Farben
werden die Behinderten in Zukunft ganztä-
gig betreut und therapiert. In der zweck-
mässig eingerichteten Küche können einfa-
che Mahlzeiten zubereitet werden. Es fehlt
noch das Mobiliar. Der Umzug findet in den
nächsten Wochen statt. Die Dankbarkeit ge-
genüber unserer Stiftung ist sehr gross …»
1 Empfang; 2 Logopädie; 3 Arzt; 4 Wartsaal; 5 Physiotherapie; 6 Elektrotherapie; 7 Esssaal;
8 Küche
Grosse Entlastung für die Eltern
Der Betrieb im Zentrum wird durch die Stif-
tung San Juan Bautista geleitet. Im Zentrum
wird auch der querschnittgelähmte Charles
Carlitos Ramirez (24) betreut. Mit seiner Mut-
ter konnten wir während unseres Besuchs
das nachfolgende Interview führen.
Ist Carlitos Ihr einziges Kind mit einer
Behinderung?
Leider nein! Charlie ist unser Ältester. Ich
habe noch einen andern Sohn, der stark hör-
geschädigt ist. Aber er will nicht ins Reha-
Das Leitungsteam des Zentrums in den
blitzblanken Räumen
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2 / 2014 – Notícias
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Zentrum kommen. Doch Carlitos fühlt sich
wohl hier. Wenn er zu Hause ist, wird er
nachdenklich. Doch wenn er hier sein kann,
ist er glücklich.
Welche Hilfe bietet Ihnen das Reha-Zent-
rum an?
Ich bin zuallererst sehr dankbar, dass Carlitos
überhaupt hier sein darf. Denn in der Familie
können wir ihm nicht helfen. Hier erhalten
die Kinder Zuneigung. Die Pflegepersonen
sind ein Geschenk Gottes für uns. Ich bin
sehr zufrieden, dass sich die Leute hier so
intensiv um unsere Kinder kümmern.
Ist es eine grosse Erleichterung für Sie,
dass Carlitos, dank der Hilfe aus der
Schweiz, hier sein kann?
Ich bin so froh, dass Pater Medardo Silva die-
ses Heim gegründet hat. Denn es ist sehr
schwierig so ein Kind zu Hause zu betreuen.
Nun kann ich einer Arbeit nachgehen, wäh-
rend Carlitos im Zentrum weilt. Dann ist es
für mich auch einfacher, ihn in der übrigen
Zeit zu Hause zu pflegen. Das neue Zentrum
ist schön und bequem für alle.
Blick in die neue Küche
Zufriedene Verantwortliche
Während des Aufenthaltes äusserte die Lei-
terin des Reha-Zentrums ihre grosse Dank-
barkeit gegenüber den Besuchern aus der
Schweiz. Sie verwies dabei auf die bisherigen
sehr beschränkten Platzverhältnisse. Sie ist
deshalb schon mehrmals vom Ministerium
für Wirtschaft und soziale Eingliederung auf-
gefordert worden, endlich mehr Raum für
die Betreuung zur Verfügung zu stellen.
Doch seien sie bis vor kurzem nicht in der
Lage gewesen, die Betreuung und die Pflege
zu verbessern. Dies vor allem auch, weil ih-
nen die Einrichtungen nicht gehörten und die
finanziellen Mittel fehlten.
Nun hätten sie endlich genügend Platz. Die Ar-
beiten können besser organisiert werden. Die
Betreuer verfügen in den neuen Räumen über
mehr Arbeitsflächen für die verschiedenen Ak-
tivitäten. Auch gibt es nun mehr Möglichkeiten
für Einzeltherapien. So könne man diese Men-
schen besser in ihrer Intimsphäre schützen.
Wunderbar sei es auch, dass sie nun endlich
über einen gemeinsamen Ess- und Aufenthalts-
raum für die zu Betreuenden und die Beleg-
schaft verfügen. Dies vereinfache vieles sehr.
Mayra Cujano, die Leiterin des Heims, er-
wähnte auch, wie beeindruckt sie immer
wieder von den ihr anvertrauten behinderten
Menschen sei. Eigentlich sei es recht einfach
sie zu betreuen. Viel heikler sei da schon eher
die Zusammenarbeit mit den Familien. Denn
noch immer würden sich viele Eltern behin-
derter Kinder wegen ihrer Kinder schämen.
Sie hätten das Gefühl, ihre Kinder seien zu
wenig wert, um geschult zu werden. Dabei
könnten diese doch schon verschiedene ein-
fache Aktivitäten selbständig erledigen, wie
Alle Bewohner und Betreuer freuen sich an den neuen Räumen und sind sehr dankbar über die grosse Unterstützung aus der Schweiz.
sich anziehen oder das Essen einnehmen.
Schliesslich meinte sie auch, dass es für sie
wunderbar sei, diese Menschen zu betreuen
und mit ihnen zu arbeiten.
Mittlerweile besteht das Team des Zentrums
aus elf Personen, darunter drei spezialisierte
Therapeutinnen. Da die meisten Menschen
mit Behinderungen spezielle Therapien be-
nötigen, gehören auch Personen für Physio-
therapie, Psychologie und Sozialarbeit zur
Gruppe. Die Leiterin ist froh, über ein moti-
viertes Team zu verfügen.
Dankbar für die Hilfe aus der Schweiz
Durch die grossartige und rasche Unterstüt-
zung aus der Schweiz können die Behinderten
nun gezielter betreut werden. Dank den neu-
en Räumlichkeiten ist das Zusammenleben
spürbar fröhlicher geworden. Es wird leichter
gelernt. Die betroffenen Eltern und Kinder, die
Leitenden und das ganze Personal sind sehr
dankbar, dass unsere Stiftung jene Menschen
unterstützt, die zu den Benachteiligtsten und
Bedürftigsten der ecuadorianischen Gesell-
schaft gehören und denen fast niemand hilft.
Planung der 2. Etappe steht bevor!
Im Frühling dieses Jahres wurde der Neubau in
Anwesenheit von Vertretern unserer Stiftung
eingeweiht. Nun läuft die Planung zur zweiten
Bauetappe. Sie beinhaltet die Erstellung von wei-
teren Arbeitsräumen, Toiletten, Lagerräumen
und zusätzliches Mobiliar. Gegenwärtig erarbei-
ten das Leitungsteam und unsere Partnerorgani-
sation Fundyvida den konkreten Kostenvor-
anschlag. In der Projekteingabe für das
Gesamtprojekt wurden 2012 dafür Gesamtkos-
ten von rund USD 57 000.– berechnet.
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2 / 2014 – NotíciasKontrollbesuche
Ecuador hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert!
Zusammen mit meiner Frau weilte ich 1980
auf einer neunmonatigen Südamerikareise,
an die ich mich oft und gerne erinnere. Sie
war einer der Hauptgründe, dass ich mich
seit anderthalb Jahren bei der Stiftung Para
Los Indígenas engagiere. Jetzt, über dreissig
Jahre später, habe ich meine erste Kontroll-
reise unternommen. Ich war gespannt, was
sich in Südamerika und insbesondere in Ecu-
ador seither alles verändert hat.
Anflug
Bei der Landung auf dem neuen Flugfeld von
Quito applaudierten die Passagiere zwei Mal:
einmal nach dem erfolgreichen Landemanö-
ver, das zweite Mal, nachdem der Pilot das
Flugzeug vor dem Ende der Landepiste auf
Schritttempo gebremst hatte. Das mag damit
zusammenhängen, dass sich der «alte» Flug-
hafen von Quito mitten in der Stadt befunden
hatte und sehr schwierig anzufliegen war.
An das Klatschen der Passagiere bei meiner
ersten Südamerikareise erinnere ich mich
gut. Ja, damals wurden selbst erfolgreiche
Manöver bei Busfahrten über schmale An-
denstrassen kräftig beklatscht.
Kommunikation, Geldverkehr
Die Veränderungen in Ecuador sind immens.
Dies ist zwar auch hier in Europa der Fall,
aber man nimmt den Wandel nicht so be-
wusst wahr, da man sich schrittweise daran
gewöhnt hat. Damals vor unserer Übersee-
reise überlegten wir uns gründlich, wo man
das Bargeld in den Kleidern verstecken könn-
te. Für den Geldwechsel in die jeweilige
Landeswährung mussten wir stundenlang in
Quito, die höchstgelegene Hauptstadt der Erde, zählt mittlerweile über 2,2 Mio. Einwohner.
den Banken anstehen. Heute kann man, zu-
mindest in den Städten, Bargeld meist prob-
lemlos via Bancomat beziehen.
Auch ist man heutzutage durch Mobiltelefo-
nie und Internet jederzeit in Kontakt mit sei-
nen Angehörigen. Rasch kann man sich
wechselseitig über das Geschehen zu Hause
oder in der Fremde auf dem Laufenden hal-
ten. 1980 kommunizierten wir per Briefpost,
mit Botschaftsadressen als Drehscheibe.
Autoverkehr
Die Strassen, welche die grösseren Städte
verbinden, sind in Ecuador sehr gut ausge-
baut. Die gegenwärtige Regierung setzt ei-
nen Schwerpunkt auf gute Verkehrsverbin-
dungen. Dementsprechend wurde und wird
viel in die Verbesserung der Infrastruktur in-
vestiert. Doch zu den Gemeinschaften, in
denen wir unsere Projekte realisieren, führen
nach wie vor nur sehr schlechte Strassen,
resp. Feldwege.
Die Fahrweise der Einheimischen ist nach wie
vor gewöhnungsbedürftig. Verkehrsregeln
werden zum Teil nur als Empfehlung interpre-
tiert! Sicherheitslinien, auch wenn diese dop-
pelt aufgemalt und sogar mit Leuchtknöpfen
ergänzt sind, werden konsequent überfah-
ren! Bei mehrspurigen Strassen muss jeder-
zeit damit gerechnet werden, dass ein Auto
auf der rechten Spur parkiert ist. Heute wie
damals bedeuten Blinkzeichen mit dem lin-
ken Blinker eines langsamen Vorausfahrers
im Normalfall nicht, dass dieser abbiegen
will. Nein, mit dem Blinken wird dem nach-
fahrenden Lenker mitgeteilt, dass er links
überholen kann.
Das Befahren der Strassen in den höher
gelegenen Gebieten der Anden ist noch
immer mühsam und beschwerlich.
Landschaft, Natur
Landschaftlich hat Ecuador enorm viel zu
bieten. Die Natur zeigt sich abwechslungs-
reich und grandios.
Doch das grosse Bevölkerungswachstum
hinterlässt gewaltige Spuren. Ecuador hat
aktuell gegen 16 Mio. Einwohner (1980 ca.
8 Mio.). Quito zählte damals nur etwa
800 000 Einwohner. Seither hat sich die Be-
völkerungszahl mehr als verdoppelt. Das
Häusermeer breitet sich unentwegt aus, hin-
auf an den steilen Flanken der umliegenden
Hügel oder nach Norden und Süden entlang
Auf den Höhen der Anden können Pflanzen
nur überleben, wenn sie wie diese Polster-
oder Kissenpflanzen das Wasser speichern
können. Solche Pflanzen wachsen nur lang-
sam und können bis zu 300 Jahre alt werden.
2 / 2014 – Notícias
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des schmalen Hochtales, in dem Quito liegt.
Aber auch im Hochland sind die durch das
Bevölkerungswachstum entstandenen Prob-
leme überall sichtbar. Die Campesinos versu-
chen dem kargen Boden die notwendigen
Ernteerträge abzuringen. Sie weichen mit ih-
ren Feldern und Weiden in immer höhere La-
gen aus, die eigentlich nicht kultivierbar sind.
Da deswegen viele Wälder abgeholzt wur-
den, zeigen sich vielerorts grosse Umwelt-
schäden (Erosionsgräben, Erdrutsche, verun-
reinigtes Quellwasser etc.).
Folklore
Auf den Märkten hat sich all die Jahre fast
nichts verändert. Insbesondere an den vor-
wiegend von Touristen besuchten Plätzen
werden praktisch dieselben Artesanias
(Kunsthandwerk) angeboten wie vor über
30 Jahren. Selbst die Märkte der Einheimi-
schen präsentieren sich gleich wie seinerzeit.
Für die industrielle Holznutzung werden vie-
le Aufforstungen noch immer wie Getreide
gemäht!
Nur in den entlegensten Gebieten tragen die Indígenas noch solche farbenprächtigen Kleider.
Oft mit dem einzigen Unterschied, dass im-
mer weniger Indígenas in traditionellen Klei-
dern anzutreffen sind.
Abfall
Gegenüber früher hat Ecuador in diesem Be-
reich gewaltige Fortschritte erzielt. Die Aus-
wirkungen der staatlichen Werbekampag-
nen sind spürbar. Die Bevölkerung ist
sensibilisiert, die Fortschritte sichtbar. Selbst-
verständlich ist noch längst nicht alles so, wie
es sein sollte. Noch immer liegt viel Müll her-
um. Aber im Vergleich zu früher und wohl
auch zu anderen Ländern in Südamerika ist
viel unternommen worden. Noch immer aber
ist die Abfallentsorgung unzureichend. Eine
Problematik, die viele Drittwelt- und Schwel-
lenländer stark belastet.
Hilfsbereitschaft
Die Ecuadorianer sind sehr hilfsbereit gegen-
über Ausländern. Diese typische Eigenschaft
war schon in den Achtzigerjahren ausge-
prägt. Wer als Ausländer eine Frage stellt,
erhält in jedem Fall eine Antwort. Es ist viel-
leicht nicht die richtige oder eine völlig fal-
sche, aber immerhin eine Antwort. Dieses
Verhalten ist nicht böse gemeint. Es hängt
wohl damit zusammen, dass die Einheimi-
schen nicht diejenigen sein wollen, die etwas
nicht wissen. Man ist als Fremder daher gut
beraten, dieselbe Frage mehreren Personen
zu stellen. Wenn sich zwei Antworten de-
cken, ist die Chance gross, dass man findet,
was man sucht.
Kriminalität
Reisende nach Südamerika müssen sich dar-
auf einstellen, gefährliche Orte zu meiden
und Wertsachen sorgsam im Auge zu behal-
ten. Die Kriminalität war damals und ist heu-
te ein grosses Problem. Die aktuelle Regie-
rung nimmt das Problem sehr ernst und in
den Städten patrouillieren auffallend viele
Polizisten.
Armut
Weiterhin sehr gross ist die Armut, obschon
sich das Land in eine positive Richtung verän-
dert hat. In den Städten und deren Agglome-
rationen hat sich die Situation stark verbes-
sert. Doch in den abgelegenen Gebieten, wo
unsere Stiftung Projekte unterstützt, fehlt
den Indígenas noch immer das Nötigste.
Schlussfolgerung
Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren
sehr verändert. Dies trifft jedoch für die
Ärmsten der Armen nicht zu. Ihre Situation
hat sich kaum verbessert. Ihre Not ist nach
wie vor gross. Das wirtschaftliche Gefälle ist
eher noch gewachsen. Unsere Hilfe ist nach
wie vor unerlässlich.
Regelmässige Kontrollen sind jedoch sehr
wichtig. Dadurch stellen wir sicher, dass die
Projekte so umgesetzt werden, wie wir uns
das vorstellen. Diese Reisen belasten zudem
die Rechnung der Stiftung nur sehr gering,
da die Reise- und Unterkunftskosten in der
Regel fast gänzlich durch die Stiftungsräte
selbst übernommen werden.
Karl Friedli
Wie sieht wohl die Zukunft dieser Kinder aus
El Placer in der Nähe von Angamarca aus?
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2 / 2014 – NotíciasAktuell
Gemeinsam gegen die Armut!
Drei Fragen an Frau Eva-Maria Troxler
Herr und Frau Troxler sind seit vielen Jahren
treue Spendende unserer Stiftung. Im Mai
dieses Jahres hat das Ehepaar eine Reise nach
Ecuador unternommen und dort einige unse-
rer Projekte vor Ort näher angeschaut. Diese
Besichtigungen haben die beiden sehr beein-
druckt.
Frau Troxler war früher als Sozialarbeiterin tä-
tig. Seit ihrer Pensionierung betreut sie oft
und gerne ihre Enkelkinder. In ihrer Freizeit
liebt sie Ausflüge mit dem Fahrrad, Wande-
rungen oder bringt sich aktiv in ihrer Wohnge-
meinde Zumikon ein. Eva-Maria Troxler enga-
giert sich ebenfalls ehrenamtlich im Vorstand
eines Vereins, der sich für eine bessere Ge-
sundheit und gute Ausbildungsmöglichkeiten
der rumänischen Bevölkerung einsetzt.
Liebe Frau Troxler, Sie berücksichtigen
seit vielen Jahren die Para Los Indígenas
mit Spendengeldern. Wie sind Sie auf
unsere Stiftung aufmerksam geworden?
Das ist schon so lange her, dass ich mich gar
nicht mehr genau an den ersten Kontakt er-
innere. Aber ich glaube, wir haben die «Noti-
cias» zugesandt erhalten und diese hat mich
durch die informative und kompetente Art
beeindruckt. Über die Indigenen und Ecua-
dor wusste ich damals noch nicht viel, aber
Eva-Maria Troxler zusammen mit dem Leiter
unserer Partnerorganisation in Ambato,
Dr. Luis Velasco
die professionelle Arbeit der Stiftung hat
mich überzeugt. Da ich selber in einem klei-
nen, wohltätigen Verein tätig bin, hat es
mich interessiert und angesprochen. Deshalb
habe ich mich entschlossen meine erste
Spende zu tätigen.
Später haben wir dann auch den früheren
Stiftungspräsidenten, Antonio Heuberger,
kennen gelernt. Wir waren berührt von sei-
ner professionellen Arbeit und dem uner-
müdlichen Engagement.
Was motiviert Sie, sich für die indigene
Bevölkerung Ecuadors einzusetzen?
Das war am Anfang eigentlich ein Zufall. Wie
schon erwähnt, hat mich die Stiftung Para Los
Indígenas einfach persönlich angesprochen.
Die Stiftung überzeugt durch Ehrlichkeit und
weil sie sich auf eine Sache fokussiert. Bei un-
serem Besuch in Ecuador konnten wir uns
Das Ehepaar Troxler (links) zusammen mit
dem Team von Fundyvida vor dem Sitz
dieser Stiftung in Ambato
direkt ein Bild über die Projekte machen. Herr
Velasco von der Partnerorganisation Fundy-
vida ist ein sehr aktiver und professioneller
Leiter, der seine Arbeit mit viel Herzblut
macht.
Wir wurden sehr herzlich empfangen und
konnten uns selber davon überzeugen, dass
unsere Spenden ankommen und die Projekte
nachhaltig umgesetzt werden.
Welche Anliegen sind Ihnen für die
Zukunft wichtig? Was erhoffen Sie sich
mit Ihrer Spende?
Ich erhoffe mir, dass die Lebensbedingungen
verbessert und der Lebensstandard der Indige-
nen erhöht werden können. Dies aber in einem
sinnvollen Mass und nicht mit unnötigem Lu-
xus. Es sollte weiterhin ein Auge darauf gewor-
fen werden, dass ihre natürliche Lebensweise
erhalten bleibt. Es soll nicht unser Denken ad-
aptiert, sondern die indigene Kultur mit ihren
Eigenschaften berücksichtigt werden. Denn
auch wir können viel von ihrer fleissigen, ge-
nügsamen und gar nicht hektischen Art lernen.
Bei den Projekten sind mir besonders die Hygi-
ene-, die Bildungs- und die biologischen Land-
bauprojekte wichtig. Bei meinem Besuch in
Ecuador hat mir gefallen, wie alles gut organi-
siert ist und kontrolliert abläuft. Ich war auch
sehr angetan vom Bau des Behindertenzent-
rums in Mocha. Dieses neue Zentrum ist eine
Notwendigkeit. Wir sind sehr froh, dass wir
unsere Spende diesem Projekt zugedacht ha-
ben.
Frau Troxler, nochmals herzlichen Dank
für Ihre treuen Spenden und für dieses
Interview!
Jugendliche des Behindertenzentrums von Mocha anlässlich der Einweihungsfeier
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Aktionen zum 25. Jubiläum der Stiftung
25-Jahr-Jubiläum der Para Los
Indígenas
In den vergangenen Sitzungen des Stiftungs-
rates wurde intensiv über mögliche Aktivitä-
ten während des Jubiläumsjahres debattiert.
So wollen wir die Stiftung an verschiedenen
Orten in der Schweiz einer breiteren Öffent-
lichkeit näher vorstellen. Die Aktionen wer-
den bewusst so gestaltet, dass der Stiftung
keine grossen Kosten entstehen. Hauptziel
der Aktionen ist es, den Kreis der Spenden-
den zu vergrössern.
Jubiläumsprojekt
In der Aprilnummer der «Noticias» informier-
ten wir erstmals über das geplante Jubilä-
umsjahr. Kurz nach diesem Hinweis erreichte
uns eine grosse Spende von Frau Kitty Ba-
randun aus dem Bündnerland. Auf der
Banküberweisung erwähnte sie ausdrücklich,
die Spende solle für das Jubiläum verwendet
werden. Dies brachte uns auf die Idee, ein
eigentliches Jubiläumsprojekt zu bestimmen,
für das solche Spenden konkret verwendet
werden sollen.
Vielen Dank, Frau Barandun, für Ihre tolle Idee!
Nun wurde kürzlich in der Geschäftsleitung
das Jubiläumsprojekt näher vorgestellt. Dabei
geht es um die Fortsetzung des
Projektes Kücheneinbau in der
Gegend von Angamarca.
In dieser abgelegenen Gemeinde der Provinz
Cotopaxi leben meist nur Indígenas. Sie woh-
nen fast durchgängig in Siedlungen auf über
3 500 m ü. M. Nachdem letztes Jahr die ers-
ten Küchen in vier Gemeinschaften einge-
richtet wurden, sollen nun weitere Gemein-
schaften einbezogen werden. Vorerst geht
es um den Einbau von vierzig Küchen.
Der Einbau einer einfachen Küche umfasst
u. a. die Errichtung einer Kochstelle mit Spül-
becken und die Kachelung des Bodens. In
den Kosten von rund Fr. 570.– pro Küche sind
Beispiel einer alten Küche Die neuen, einfachen Kücheneinrichtungen erleichtern das Kochen wesentlich.
Marlies Fuchs anlässlich der Vernissage der
Aquarell-Ausstellung im Forum Glattbrugg
auch Schulungen für die Bewirtschaftung der
Vorräte, die Zubereitung der Speisen und die
Sauberhaltung der Küche vorgesehen.
Die Gesamtkosten betragen
Fr. 22 825.–.
Rückblick
Die erste Aktion im Rahmen des Jubiläums-
jahres fand am vergangenen 9. Mai im Forum
des Kirchgemeindehauses Glattbrugg statt.
Anlässlich der Vernissage der Ausstellung von
Aquarellen der früheren Stiftungsrätin Mar-
lies Fuchs (2001–2009) bestaunten gegen
hundert Freunde und Bekannte der Künstlerin
deren Werke. Nebst den Bildern konnten
auch Kartensets käuflich erworben werden.
Die Stiftung Para Los Indígenas bedankt sich
bei Marlies Fuchs für das grosse Engagement
und für den an unsere Stiftung überwiesenen
Erlös von Fr. 5700.–. Er wird vollumfänglich
für das Jubiläumsprojekt verwendet.
Ausblick: Benefizkonzert des Berner
Konzertorchesters
Wir sind sehr stolz, ein ganz tolles Ereignis zu
Gunsten unserer Stiftung ankündigen zu dür-
fen. Das Berner Konzertorchester unter
der Leitung von Ingo Becker hat sich bereit
erklärt ein Benefizkonzert für unsere Stiftung
durchzuführen. Das Konzert mit dem berühm-
ten Solisten Alexandre Dubach, Violine,
findet am Samstag, 16. Mai 2015,
19.00 Uhr im Schadausaal des Thuner Kon-
gresscenters statt. Wir freuen uns schon jetzt
darauf! Toll, dass alle Beteiligten auf eine
Gage verzichten.
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2 / 2014 – NotíciasAktuell
Die heutige Fundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador wurde im November 1989 unter
dem Namen Stiftung Para Los Indios von Antonio Heuberger aus Opfikon gegründet.
Dieser hatte sich auf seiner ersten Reise nach Ecuador im Dezember 1988 von Repräsentanten
des Stammes der Huaorani im Amazonasgebiet überzeugen lassen, sich für die Besserstellung
der indigenen Bevölkerung Ecuadors einzusetzen. Zurück in der Schweiz setzte Antonio alle
Hebel in Bewegung, um eine Stiftung für die benachteiligte indigene Bevölkerung Ecuadors
zu gründen.
Wichtigstes Instrument für die Information über die Stiftungstätigkeit ist seit den Anfangszei-
ten der Stiftung die Informationsschrift «Noticias». Unsere langjährigen und treuen Spender
erinnern sich vielleicht noch an die ersten Ausgaben, die Antonio in Eigenregie und mit viel
persönlichem Engagement herstellte. In den kommenden Ausgaben der «Noticias» wollen wir
anhand von Auszügen aus alten Ausgaben auf einzelne Ereignisse der Stiftungsgeschichte
zurückblicken. Nachfolgend und zur Erinnerung eine Reproduktion der Anfangsseite der ers-
ten Ausgabe. Viel Vergnügen beim Lesen!
Impressum
GeschäftsstelleFundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador c/o Procuratio Treuhand GmbHSteinhölzlistrasse 11, CH-4563 GerlafingenTelefon: 032 675 00 68; Telefax: 032 675 00 69E-Mail: [email protected]
BankkontoRegiobank Solothurn, CH-4502 SolothurnPostkonto: 30-38168-4Clearing-Nr: 8785IBAN-Nr: CH15 0878 5001 5767 0013 3 SWIFT-Adresse/BIC: RSOSCH22
Website www.paralosindigenas.org
Sitz der StiftungFundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador c/o Abt Treuhand AG Lättenwiesenstrasse 3, CH-8152 Opfikon-Glattbrugg
Redaktion «Noticias»Peter Hobi, Gewerbestrasse 9, CH-6330 ChamTel. 041 743 27 72E-Mail: [email protected] Autoren: Priska Jost, Karl Friedli, Daniel Rietschin, Markus Schmid
FotosMarkus Schmid, Karl Friedli, Peter Hobi, Daniel Rietschin, Eddy Agten
Layout und Druck Zofinger Tagblatt AG, Medien- und Printunternehmen, Henzmannstrasse 20, 4800 Zofingen
Übersetzung Deutsch–FranzösischScilla Di Donato, Fribourg
AuflageDiese Nummer der «Noticias» erscheint in einer Auflage von 4200 Exemplaren (3500 deutsch, 700 französisch).
AdressänderungenBitte teilen Sie Adressänderungen oder Korrekturen Ihrer Anschrift umgehend der Geschäftsstelle mit! Rückmeldungen zu Artikeln der «Noticias» nimmt der Redaktor gerne per E-Mail oder Brief entgegen. Die E-Mail-Anschrift finden Sie im Impressum.
Dank und Verpflichtung Die Stiftung Fundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador – ein ZEWO-zertifiziertes Hilfswerk mit Geschäftsstelle in Gerlafingen – dankt allen Spenderinnen und Spendern und versichert, dass ihre Beiträge sinnvoll für die Ureinwohner Ecuadors eingesetzt werden.
Postkonto 80-9933-3
Spenden können bei den Steuern als «gemeinnützige Zuwendungen» in Abzug gebracht werden!
StiftungsratPeter Hobi, Co-Präsident, Steinhausen ZGWalter Niederhauser, Co-Präsident, Dällikon ZHEddy Agten, Naters VSVreni Diggelmann, Winterthur ZHKarl Friedli, Neuenegg BEDr. Peter Klaus, Thun BEDaniel Rietschin, Bern BEDr. Markus Schmid, Uettligen BEDr. Peter von Tessin, Speicher AR
GeschäftsführerStephan Baschung, Gerlafingen SO
Ehrenmitglied des Stiftungsrates
Arnold Huber, Lenzburg AG
25 Jahre Para Los Indígenas
Bei den vier angesprochenen Projekten ging es um:
1. den Bau einer Schneise zur Abgrenzung des von den Huaorani beanspruchten Landes,
2. die Finanzierung von rechtlichen Unterlagen zur Landsicherung,
3. den Bau einer Gewerbeschule,
4. die Unterstützung der Tätigkeiten der Kapuziner-Mission am Napofluss.