Noticias 2 - August 2014 D

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Von herausfordernden Projekten NOTICIAS del Ecuador Para Los Indígenas Fundación Suiza August 2014 www.paralosindigenas.org In Wasakentsa, mitten im Urwald, entsteht gegenwärtig die neue Unterkunft für das medizinische Personal des Gesundheitszentrums. Inhalt Casa de Personal in Wasakentsa 2 5 Behindertenzentrum Mocha 8 Ecuador hat sich stark verändert 11 Erfolgreiche Aktionen im Jubiläumsjahr 12 Impressum, 25 Jahre Para Los Indígenas 10 Gespräch mit einer Spenderin Im Verlauf eines Jahres können wir rund ein Dutzend neue Projekte in Angriff nehmen. Zu- dem wird auch die sich jährlich wiederholende Verteilung von Material und Mobiliar an be- dürftige Schulen fortgeführt. Zu den eher «ein- facheren» Projekten gehören etwa der Bau von Schulräumen, der Umbau von alten Kochstellen oder die Erstellung eines WC-Häuschens. Viele dieser Projekte können problemlos und ohne Schwierigkeiten verwirklicht werden. Sie sind quasi «business as usual». Daneben gibt es aber auch komplexere Projek- te. Schon ihre Planung ist vielschichtig und die Umsetzung oft schwierig und kompliziert. Zwei solcher Projekte stellen wir Ihnen in dieser Aus- gabe näher vor. Einerseits geht es um die Er- richtung eines Zentrums für behinderte Kinder und Jugendliche in Mocha, andererseits um die Erstellung einer Unterkunft für Ärzte und Pfle- gepersonal im Gesundheitszentrum in Wasa- kentsa. In Mocha wird teils schon in den neuen Räumen therapiert und unterrichtet. Wir hof- fen, dass die Unterkunftsräume für das Ärzte- personal in Wasakentsa trotz der schwierigen Witterungsbedingungen im Urwald noch die- sen Sommer bezogen werden können. Solche Projekte sind eine grosse Herausforde- rung für uns und unsere Partner. Darum legen wir Wert darauf, dass unsere Stiftungsräte die Verhältnisse vor Ort gut kennen. So weilte Karl Friedli diesen Frühling erstmals als Stiftungsrat in Ecuador. Er berichtet in dieser Ausgabe von seinen Eindrücken und Erfahrungen. Ebenfalls schildert eine Spenderin, weshalb sie Projekte unserer Stiftung gezielt unterstützt. Schliesslich berichten wir über den ersten Event ihm Rah- men unseres 25-jährigen Jubiläums. Peter Hobi, Redaktor «Noticias» und Co-Präsident der Stiftung

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Im Verlauf eines Jahres können wir rund ein Dutzend neue Projekte in Angriff nehmen. Zu- dem wird auch die sich jährlich wiederholende Verteilung von Material und Mobiliar an be- dürftige Schulen fortgeführt. Zu den eher «ein- facheren» Projekten gehören etwa der Bau von Schulräumen, der Umbau von alten Kochstellen oder die Erstellung eines WC-Häuschens. Viele dieser Projekte können problemlos und ohne Schwierigkeiten verwirklicht werden. Sie sind quasi «business as usual».

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Von herausfordernden Projekten

NOTICIAS del EcuadorPara Los Indígenas

Fundación Suiza

Augus t 2014 www.pa ra lo s ind igenas .o rg

In Wasakentsa, mitten im Urwald, entsteht gegenwärtig die neue Unterkunft für das medizinische

Personal des Gesundheitszentrums.

Inhalt

Casa de Personal

in Wasakentsa2

5 Behindertenzentrum

Mocha

8 Ecuador hat sich stark

verändert

11 Erfolgreiche Aktionen

im Jubiläumsjahr

12 Impressum, 25 Jahre

Para Los Indígenas

10 Gespräch mit einer

Spenderin

Im Verlauf eines Jahres können wir rund ein

Dutzend neue Projekte in Angriff nehmen. Zu-

dem wird auch die sich jährlich wiederholende

Verteilung von Material und Mobiliar an be-

dürftige Schulen fortgeführt. Zu den eher «ein-

facheren» Projekten gehören etwa der Bau von

Schulräumen, der Umbau von alten Kochstellen

oder die Erstellung eines WC-Häuschens. Viele

dieser Projekte können problemlos und ohne

Schwierigkeiten verwirklicht werden. Sie sind

quasi «business as usual».

Daneben gibt es aber auch komplexere Projek-

te. Schon ihre Planung ist vielschichtig und die

Umsetzung oft schwierig und kompliziert. Zwei

solcher Projekte stellen wir Ihnen in dieser Aus-

gabe näher vor. Einerseits geht es um die Er-

richtung eines Zentrums für behinderte Kinder

und Jugendliche in Mocha, andererseits um die

Erstellung einer Unterkunft für Ärzte und Pfle-

gepersonal im Gesundheitszentrum in Wasa-

kentsa. In Mocha wird teils schon in den neuen

Räumen therapiert und unterrichtet. Wir hof-

fen, dass die Unterkunftsräume für das Ärzte-

personal in Wasakentsa trotz der schwierigen

Witterungsbedingungen im Urwald noch die-

sen Sommer bezogen werden können.

Solche Projekte sind eine grosse Herausforde-

rung für uns und unsere Partner. Darum legen

wir Wert darauf, dass unsere Stiftungsräte die

Verhältnisse vor Ort gut kennen. So weilte Karl

Friedli diesen Frühling erstmals als Stiftungsrat

in Ecuador. Er berichtet in dieser Ausgabe von

seinen Eindrücken und Erfahrungen. Ebenfalls

schildert eine Spenderin, weshalb sie Projekte

unserer Stiftung gezielt unterstützt. Schliesslich

berichten wir über den ersten Event ihm Rah-

men unseres 25-jährigen Jubiläums.

Peter Hobi, Redaktor «Noticias» und

Co-Präsident der Stiftung

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2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte

Unterkunft für Ärzte und Gesundheits-personal in Wasakentsa

Die südöstlichste Provinz Ecuadors, Morona

Santiago, ist zum grössten Teil von Urwald

bedeckt. In den weiten Ebenen des Amazo-

nas leben knapp sechstausend Angehörige

der Volksgruppe der Achuar in kleinen Ge-

meinschaften. Die Gegend ist nur zu Fuss, mit

dem Boot oder mit Kleinflugzeugen erreich-

bar. Im Regenwald herrscht ganzjährig eine

hohe Luftfeuchtigkeit. Starke Regenfälle und

grosse Hitze wechseln öfters im Tagesverlauf.

Grossprojekt: Bau des Gesundheitszen-

trums von Wasakentsa (2006–2010)

In den letzten Jahren verschlechterte sich die

gesundheitliche Situation der Urwaldbevöl-

kerung zunehmend. Nicht zuletzt wegen der

mangelnden Hygiene und dem unsauberen

Wasser. Daher sind Darm- und Magenkrank-

heiten verbreitet. Vor allem Kleinkinder lei-

den überdurchschnittlich oft an Durchfall.

Auch ist die medizinische Versorgung unzu-

reichend. So mussten schwerkranke oder

verunfallte Achuar zur Behandlung per Klein-

flugzeug in die Spitäler von Taisha oder Ma-

cas ausgeflogen werden.

Die bei den Achuar lebende Urwaldärztin Dr.

Betty Rodriguez wies immer wieder auf die

mangelhafte gesundheitliche Erschliessung

hin. In der Folge konnten dank vieler Spen-

dengelder aus der Schweiz mehrere kleinere

Gesundheitsposten erstellt werden, u. a. in

Wampuik, Juyukamentsa, Wachirpas. Aus-

serdem entstand zwischen 2006 und 2010

das kleine medizinische Zentrum von Wasa-

kentsa, mit Projektkosten von insgesamt

rund 190 000 Franken. Es verfügt heute über

fünf kleine, einstöckige Holzhäuschen, in de-

nen ein Ambulatorium zur Behandlung von

Kranken und Verletzten, eine Apotheke, ein

Impfposten, ein kleines Zahnambulatorium

sowie ein Laboratorium zur Bestimmung von

Malaria-, Tuberkulose- und andern Tropen-

krankheiten eingerichtet sind.

Das Gesundheitszentrum liegt in Fussdistanz

zum Schulzentrum für höhere Bildung, das

von Salesianer-Padres geführt wird. Dort wer-

den jugendliche Achuar als künftige Lehrkräf-

te ausgebildet oder auf ein Studium vorberei-

tet. Die Stiftung Para Los Indígenas unterstützt

seit Jahren die Ausbildung der Studierenden

mittels Ausbildungsbeiträgen.

Das fertig erstellte Gesundheitszentrum funk-

tionierte dank der kompetenten Leiterin Dr.

Betty recht gut. Für die gesundheitliche Ver-

sorgung sorgen ein bis zwei Ärztinnen/Ärzte,

eine/ein Zahnärztin/Zahnarzt und eine He-

bamme. Sie werden durch zwei einheimische

Krankenpflegerinnen und einen Laboranten

unterstützt. Sie wohnen mit ihren Familien in

Wasakentsa. Für das auswärtige medizinische

Personal aus den Anden oder den Küstenge-

genden existieren allerdings nur rudimentäre

Unterkünfte ohne sanitarische Einrichtungen.

Diese müssen im danebenliegenden Gesund-

heitszentrum benutzt werden.

So entstand schliesslich das

Projekt 201.1302:

Bau einer Unterkunft für Ärzte und

Gesundheitspersonal in Wasakentsa

Projektkosten: Fr. 97 785.–

Offener Spendenbetrag: Fr. 15 000.–

Optimierung des Gesundheitszentrums

Entscheidend für den Fortbestand des Cen-

tro de Salud ist die Frage, wie medizinisches

Personal für das abgelegene Gesund-

heitszentrum rekrutiert werden kann. Der

Staat bildet nach wie vor nicht genügend

Ärztinnen und Ärzte aus. Diese werden ver-

pflichtet, nach Abschluss des Studiums eine

einjährige Assistenzausbildung in einem klei-

nen Landspital zu absolvieren (año rural).

Doch die Lebensbedingungen mit den extre-

men klimatischen Verhältnissen und der

Das Schulzentrum von Wasakentsa, versteckt im riesigen Amazonasurwald, liegt über 100 km

entfernt von der nächstgelegenen grösseren Siedlung.

In diesem Häuschen befindet sich die Kran-

kenstation des Gesundheitszentrums.

Eine solch einfache Liegestätte, wie jene

von Dr. Betty, kann den jungen Praktikanten

nicht mehr zugemutet werden. Ein Neubau

ist dringend notwendig!

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grossen Mückenplage sind für Personen, die

nicht zu den Achuar-Indígenas gehören, sehr

schwierig. Ausserdem ist Wasakentsa sehr

abgelegen und kann nur im Kleinflugzeug er-

reicht werden. Elektrizität und Internet (über

Satellit) gibt es nur stundenweise und sie

funktionieren oft nicht.

Schwieriger Projektstart

Um den Aufenthalt für das neue medizini-

sche Personal attraktiver zu machen, wurde

zusammen mit Dr. Betty ein Konzept für sei-

ne Unterbringung entwickelt. Dieses Projekt

wurde im März 2010 vom Stiftungsrat bewil-

ligt. In Gesprächen mit dem zuständigen Ar-

chitekten und nach mehrmaligen Abklärun-

gen vor Ort wurde davon abgesehen, ein

zweigeschossiges Haus zu erstellen. Auch

wurde zur Vermeidung von teuren Flugkos-

ten ein grosser Teil des Baumaterials dem

nahen Urwald entnommen (Holz, Steine,

Sand).

Ziel war es, eine Unterkunft bereitzustellen,

in der das Personal angemessen wohnen,

essen und schlafen kann und über einfache

sanitarische Einrichtungen wie WC, Dusche

und Lavabo verfügt.

Leider verunglückte Dr. Betty im Juni 2013

tödlich beim Absturz eines Kleinflugzeuges,

zusammen mit einer weiteren Person des

Gesundheitszentrums. Dadurch verzögerte

sich der Projektbeginn nochmals. Erst im Ok-

tober 2013 konnte mit dem Fällen der not-

wendigen Bäume begonnen werden. Das

Holz konnte jedoch erst nach einer Trock-

nungszeit von sechs Monaten als Konstrukti-

onsmaterial für den Bau genutzt werden.

Gleichzeitig wurden, sobald es der Wasser-

stand erlaubte, dem nahen Fluss Sand, Kies

und Bollensteine entnommen. Damit wurde

der Unterbau des Personalhauses erstellt.

Für den Transport von Menschen, Waren und Material werden Kleinstflugzeuge verwendet.

Und selbst diese können nur bei trockenem Boden auf den kurzen und lehmigen Urwaldpisten

landen.

Anforderungsreiche Bauerei

Wie schwierig das Bauen im Regenwald ist,

formulierte der Architekt des Hauses anläss-

lich eines Gesprächs wie folgt:

«Die Planung für den Bau eines nicht traditi-

onellen Hauses im Amazonas ist völlig ver-

schieden von derjenigen in der Provinzhaupt-

stadt Macas und erfordert viel Erfahrung. Die

Achuar bauen ihre Häuser nur mit Holz und

Palmblättern und benötigen keine fremden

Materialien, die ausserhalb des Amazonas

vorkommen. Für das Personalhaus bauten

wir zuerst ein Betonfundament und Aussen-

mauern. Da Wasakentsa nicht über eine

Strasse erschlossen ist, berechneten wir im

Kostenvoranschlag 48 Flüge für den Materi-

altransport. Es braucht eine ausgezeichnete

Logistik für den Materialtransport mit den

Im April sind Betonfundament und Aussen-

mauern bereits fertig erstellt. Der Transport

der Backsteine und des Betons verteuerte

den Bau erheblich. Zum Glück kann das

Holz für den Oberbau dem nahen Urwald

entnommen werden.

kleinen Avionetas. Daneben werden jedoch

alle Holzarbeiten wie Wände, Dachkonstruk-

tion, Türen und Mobiliar von Handwerkern

vor Ort mit Material aus der nahen Umge-

bung hergestellt.»

Markus Schmid und Eddy Agten weilten im

April dieses Jahres in Wasakentsa, um sich

ein Bild vom Baufortschritt zu machen. In

dieser Zeit führten sie auch klärende Gesprä-

che mit den Verantwortlichen des Gesund-

heitsministeriums der Provinz und dem Spi-

taldirektor von Taisha.

Ihrem Tagebuch ist der nachfolgende

Text entnommen:

«Für uns alle ist klar, dass ohne Dr. Betty die

zukünftige medizinische Versorgung der

Achuar eine riesige Herausforderung dar-

stellt. Wir stimmen überein, dass es eine ge-

genseitige Abhängigkeit gibt zwischen den

Verantwortlichen des Ministeriums für Ge-

sundheit und unserer Stiftung. Gute Kommu-

nikation und Kooperation ist daher eine wich-

tige Voraussetzung. Für Para Los Indígenas

muss ein funktionierender Betrieb im Centro

de Salud nach den sehr grossen Investitionen

in die Infrastruktur prioritär sein.

Es ist aber ausserordentlich schwierig, medizi-

nisches Personal zu finden, das über längere

Zeit in den schwierigen Lebensbedingungen

Stiftungsrat Dr. med. Markus Schmid klärt

mit dem Leiter des Spitals von Taisha,

Dr. Patricio Campos (l.), wie das Gesund-

heitszentrum künftig betrieben werden

kann.

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2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte

von Amazonien arbeitet. Auf Grund der ver-

besserten Attraktivität nach Fertigstellung

der Casa de Personal sind wir der Meinung,

mit Unterstützung des Gesundheitsministeri-

ums eine konstante medizinische Betreuung

(Ärztin, Krankenschwester, Hilfsperson und

Laborant) gewährleisten zu können. Nur so

wird der Standort Wasakentsa wieder seinen

früheren guten Ruf und das Vertrauen der

Achuarpatienten gewinnen.»

Arbeiten im Urwald ist beschwerlich!

Während seines Aufenthaltes in Wasakentsa

im vergangenen April führte Markus Schmid

das nachfolgende Interview mit den beiden

für den Bau der Unterkunft verantwortlichen

Maurern. Polier Manuel Toapanta (MT) ist

54-jährig, sein Kompagnon ist der zehn Jahre

ältere Casimiro Cuascata (CC).

Wie habt ihr diesen Auftrag erhalten?

MT: Ich habe bereits früher mit meinem Bru-

der für Vicente Molina, dem Koordinator für

dieses Bauwerk, gearbeitet. Damals gewann

ich dessen Vertrauen für meine gute Maurer-

arbeit und meine Verlässlichkeit. Er bat mich

dann vor mehreren Jahren, für die Errichtung

des Centro de Salud in Wasakentsa zu arbei-

ten. So kannte ich die schwierigen Arbeitsbe-

dingungen dort bereits aus eigener Erfah-

rung, als ich nun wieder angefragt wurde.

Wie lange seid ihr in Wasakentsa gewesen?

MT: In der ersten Bauetappe verbrachten wir

von Oktober bis Dezember 2013 insgesamt

drei Monate. Zwei weitere Monate folgten

vor Mitte April 2014. Eine dritte Etappe von

ca. drei Monaten für die Fertigstellung der

Badezimmer und Böden folgt im August.

Was macht ihr in der Zwischenzeit?

MT: Zuerst einmal zwei Wochen Ferien! Zu

Hause bleibt ja auch viel Arbeit liegen. Wir

halten auch einige Tiere, zu denen geschaut

werden muss. Eventuell gibt es auch kleinere

Aufträge vor Ort von bekannten Arbeitge-

bern zu erledigen.

Wie ist für euch das Leben in Wasakentsa?

CC: Es war eine sehr, sehr harte Zeit. Wir ha-

ben viel gelitten wegen der Hitze, der Feuch-

tigkeit und den Moskitos. Das Essen der be-

nachbarten Missionsschule ist karg. Es gibt

fast immer nur Reis und überhaupt keine Ab-

wechslung. Wir hatten nur wenige Kontakte

zu einigen Padres der Schule. Auch war ich

während einer Woche nicht einsatzfähig we-

gen eine schweren Infektion in meinem rech-

ten Bein als Folge eines Moskitostichs. Das

Ganze war sehr schmerzhaft und belastete

mich auch psychisch.

Und wie waren die Arbeitsbedingungen?

MT: Der viele Regen erschwert die Arbeit

massiv und fordert Flexibilität. Wenn es ein-

mal einen Tag nicht regnet, arbeiten wir von

fünf Uhr morgens bis sieben Uhr abends

durch. Auch Hitze und Sonnenstrahlung um

die Mittagszeit sind enorm.

Wer steht euch bei der Arbeit bei?

MT: Eine Gruppe von Achuares hilft uns. Die

Zusammenarbeit klappt recht gut. Sie wer-

den jeweils als Tagesarbeiter angestellt und

je nach Einsatz täglich, wöchentlich oder

14-täglich von den Padres der Schule in

Wasakentsa ausbezahlt.

Wie könnt ihr den Kontakt zu euren

Familien während der langen Abwe-

senheit pflegen?

CC: Gelegentlich von der Salesianerschule aus

über Funk bis Macas, wo Vicente eine Tele-

fonverbindung zu unseren Familien herstellt.

Ganz herzlichen Dank für euren grossen

Einsatz unter den aussergewöhnlich

schwierigen Bedingungen der Amazo-

nasregion. Wir besichtigten den Bau

heute und sind beeindruckt von eurer

sorgfältigen Arbeit.

Bereits Anfang August konnte mit dem Aufstellen der Stützen für die Dachkonstruktion

begonnen werden.

Die beiden Maurer stammen aus den Anden und haben schon oft zusammen gearbeitet.

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Erstellung eines Zentrums für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen

Es ist noch nicht lange her, dass die Situation

der Behinderten in der Schweiz sich etwa so

darstellte wie im heutigen Ecuador. Eltern

von behinderten Kindern waren meist auf

sich allein gestellt. Viele schämten sich sogar

wegen ihren auffälligen Kindern.

So ist es teilweise noch heute in Ecuador. Ja,

in den traditionell von Indígenas bewohnten

Gegenden werden Kinder mit psychischen

oder physischen Problemen manchmal noch

als Strafe Gottes empfunden. Darum er-

staunt es nicht, dass solche Kinder vor der

Öffentlichkeit versteckt und teils unter be-

denklichsten Umständen und ohne richtige

Betreuung ihrem Schicksal überlassen wer-

den.

In den vergangenen Jahren hat unsere Stif-

tung mehrere Projekte zu Gunsten solcher

Kinder unterstützt und finanziert. Denn be-

hinderte Kinder und Jugendliche (niños con

capacidades especiales) sollten schon in frü-

hen Jahren intensiv betreut und gefördert

werden. Dank der verbesserten Schulung

und Betreuung wird es möglich, sie besser in

die Gesellschaft zu integrieren.

In diesen Zentren werden behinderte Kinder

mit gewissen Beeinträchtigungen gezielt

therapiert und betreut. Dadurch werden ihre

Eltern entlastet und sie können wieder einer

geregelten Arbeit nachgehen.

Das nachfolgend präsentierte Projekt in die-

sem Bereich wurde im September 2012 vom

Stiftungsrat begutachtet und bewilligt. Seit-

her wurde bei verschiedensten privaten,

kirchlichen und öffentlichen Institutionen

Geld dafür gesammelt. Da im Juli 2013 ein

Grossteil der Projektkosten finanziert war,

konnte kurz danach grünes Licht für den

Baubeginn erteilt werden.

In der Gegend von Mocha leben überdurch-

schnittlich viele Menschen mit Behinderungen.

Projekt 202.1206 Erstellung eines

Zentrums für Kinder und Jugendliche

mit Behinderungen im Kanton Mocha

(1. Etappe)

Mocha gehört zur Provinz Tungurahua. Die

Ortschaft liegt auf 3300 m ü. M. und in ei-

nem Hochtal, durch das die Carretera Pan-

americana verläuft, jene berühmte Strasse,

die den ganzen Kontinent von Norden nach

Süden durchquert. Das Längstal ist umgeben

von mehreren Vulkanen, wie dem gegen-

wärtig sehr aktiven Tungurahua (5023 m)

und dem nahen Carihuairazo (5020 m). Mo-

cha ist Hauptort des gleichnamigen Kantons.

Es befindet sich etwa zwanzig Kilometer süd-

lich von Ambato, von wo es über eine ge-

teerte Strasse per Bus gut erreichbar ist.

Trotz der Höhe ist das Klima ganzjährig rela-

tiv mild. Der vulkanische Boden eignet sich

Im November 2013 war der Rohbau der ersten Etappe fertig. Wie üblich in Ecuador sind die

Armierungseisen für das obere Stockwerk schon erstellt.

Der kleine Ort Mocha zählt knapp 6000 Einwohner. Die steilen Hänge der Umgebung

werden bis hinauf auf 4000 m intensiv landwirtschaftlich genutzt.

gut für die Landwirtschaft. Die Mehrheit der

Bewohner lebt von diesem Erwerbszweig.

Auf kleinen Grundstücken werden Kartof-

feln, Mais, Bohnen angebaut. Zudem wird

Grünfutter für Meerschweinchen, Kanin-

chen, Hühner und etwas Vieh angepflanzt.

Ansonsten wachsen verschiedene Früchte

wie Pfirsiche, Äpfel, Birnen und Baumtoma-

ten.

In dieser gebirgigen Zone lebt eine vornehm-

lich indigene und sehr junge Bevölkerung.

Über 40 % sind Kinder und Jugendliche. Der

Anteil an Behinderten ist verhältnismässig

hoch. Er wird u.a. dem übermässigen Einsatz

von Düngemitteln und Pestiziden in der

Landwirtschaft angelastet. Dies ist der

Grund, weshalb unsere Stiftung in dieser Ge-

gend mehrere Projekte zur Umstellung auf

biologischen und naturnahen Anbau unter-

stützt.

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2 / 2014 – NotíciasAktuelle Projekte

Ausgangslage

Bis vor kurzem fehlte ein Betreuungsangebot

für Kinder und Jugendliche mit Behinderun-

gen. Eine private Stiftung errichtete vor we-

nigen Jahren ein Provisorium in einem Ge-

bäude der Diözese von Ambato. Dort

wurden auf engstem Raum rund dreissig

Behinderte intensiv schulisch und therapeu-

tisch ambulant betreut. Zudem wurden ihre

Eltern beraten und für die Pflege zu Hause

geschult. Diese Stiftung trat Anfang 2012 an

unsere Partnerorganisation Fundyvida mit

der Bitte heran, ihnen zu helfen ein eigentli-

ches Zentrum für die vielen Kinder und Ju-

gendlichen mit Behinderungen zu erstellen.

Denn in den rund zehn Gemeinschaften der

nahen Umgebung leben gegen 130 jugend-

liche Behinderte.

Nachdem, dank der Unterstützung durch die

Diözese Ambato, ein grosser Platz im Bau-

recht übernommen werden konnte und die

Finanzierung unsererseits gesichert war,

konnte angrenzend an das jetzige Gebäude

mit dem Bau begonnen werden. In einer ers-

ten Etappe wurde das Erdgeschoss errichtet.

Die nutzniessenden rund sechshundert Fami-

lienangehörigen leisteten unter Anleitung

von Facharbeitern einen grossen Anteil an

Fronarbeit. Sie halfen mit beim Aushub, bei

der Zubereitung und dem Transport des Ze-

ments und bei vielen Handlangerdiensten.

Da die Eltern und der Kanton Mocha auch

die Kosten für das Therapiebad und das Hyd-

romassagebecken mitfinanzierten, konnte

fast die Hälfte der Gesamtprojektkosten ge-

deckt werden. Trotzdem verbleiben noch

beträchtliche Kosten:

Im April 2014 war das neue Zentrum

bezugsbereit.

Projektkosten:

1. Etappe: Fr. 118 300.–

(ist bereits finanziert)

Im April 2014 liessen sich mehrere Stiftungs-

räte vor Ort die Baufortschritte zeigen. Ih-

rem Bericht vom 29. 4. entnehmen wir Fol-

gendes:

«Es gab für uns einen herzlichen Empfang

durch alle wichtigen Personen, die für diesen

Neubau arbeiten … Im Rehabilitationszent-

rum werden ca. 60 Kinder und Jugendliche

und einige wenige Erwachsene tagsüber be-

handelt. Der Bau ist fertig erstellt und macht

einen ausgezeichneten Eindruck betreffend

Bauqualität und Raumeinteilung. In den

Räumen mit viel Licht und hellen Farben

werden die Behinderten in Zukunft ganztä-

gig betreut und therapiert. In der zweck-

mässig eingerichteten Küche können einfa-

che Mahlzeiten zubereitet werden. Es fehlt

noch das Mobiliar. Der Umzug findet in den

nächsten Wochen statt. Die Dankbarkeit ge-

genüber unserer Stiftung ist sehr gross …»

1 Empfang; 2 Logopädie; 3 Arzt; 4 Wartsaal; 5 Physiotherapie; 6 Elektrotherapie; 7 Esssaal;

8 Küche

Grosse Entlastung für die Eltern

Der Betrieb im Zentrum wird durch die Stif-

tung San Juan Bautista geleitet. Im Zentrum

wird auch der querschnittgelähmte Charles

Carlitos Ramirez (24) betreut. Mit seiner Mut-

ter konnten wir während unseres Besuchs

das nachfolgende Interview führen.

Ist Carlitos Ihr einziges Kind mit einer

Behinderung?

Leider nein! Charlie ist unser Ältester. Ich

habe noch einen andern Sohn, der stark hör-

geschädigt ist. Aber er will nicht ins Reha-

Das Leitungsteam des Zentrums in den

blitzblanken Räumen

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2 / 2014 – Notícias

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Zentrum kommen. Doch Carlitos fühlt sich

wohl hier. Wenn er zu Hause ist, wird er

nachdenklich. Doch wenn er hier sein kann,

ist er glücklich.

Welche Hilfe bietet Ihnen das Reha-Zent-

rum an?

Ich bin zuallererst sehr dankbar, dass Carlitos

überhaupt hier sein darf. Denn in der Familie

können wir ihm nicht helfen. Hier erhalten

die Kinder Zuneigung. Die Pflegepersonen

sind ein Geschenk Gottes für uns. Ich bin

sehr zufrieden, dass sich die Leute hier so

intensiv um unsere Kinder kümmern.

Ist es eine grosse Erleichterung für Sie,

dass Carlitos, dank der Hilfe aus der

Schweiz, hier sein kann?

Ich bin so froh, dass Pater Medardo Silva die-

ses Heim gegründet hat. Denn es ist sehr

schwierig so ein Kind zu Hause zu betreuen.

Nun kann ich einer Arbeit nachgehen, wäh-

rend Carlitos im Zentrum weilt. Dann ist es

für mich auch einfacher, ihn in der übrigen

Zeit zu Hause zu pflegen. Das neue Zentrum

ist schön und bequem für alle.

Blick in die neue Küche

Zufriedene Verantwortliche

Während des Aufenthaltes äusserte die Lei-

terin des Reha-Zentrums ihre grosse Dank-

barkeit gegenüber den Besuchern aus der

Schweiz. Sie verwies dabei auf die bisherigen

sehr beschränkten Platzverhältnisse. Sie ist

deshalb schon mehrmals vom Ministerium

für Wirtschaft und soziale Eingliederung auf-

gefordert worden, endlich mehr Raum für

die Betreuung zur Verfügung zu stellen.

Doch seien sie bis vor kurzem nicht in der

Lage gewesen, die Betreuung und die Pflege

zu verbessern. Dies vor allem auch, weil ih-

nen die Einrichtungen nicht gehörten und die

finanziellen Mittel fehlten.

Nun hätten sie endlich genügend Platz. Die Ar-

beiten können besser organisiert werden. Die

Betreuer verfügen in den neuen Räumen über

mehr Arbeitsflächen für die verschiedenen Ak-

tivitäten. Auch gibt es nun mehr Möglichkeiten

für Einzeltherapien. So könne man diese Men-

schen besser in ihrer Intimsphäre schützen.

Wunderbar sei es auch, dass sie nun endlich

über einen gemeinsamen Ess- und Aufenthalts-

raum für die zu Betreuenden und die Beleg-

schaft verfügen. Dies vereinfache vieles sehr.

Mayra Cujano, die Leiterin des Heims, er-

wähnte auch, wie beeindruckt sie immer

wieder von den ihr anvertrauten behinderten

Menschen sei. Eigentlich sei es recht einfach

sie zu betreuen. Viel heikler sei da schon eher

die Zusammenarbeit mit den Familien. Denn

noch immer würden sich viele Eltern behin-

derter Kinder wegen ihrer Kinder schämen.

Sie hätten das Gefühl, ihre Kinder seien zu

wenig wert, um geschult zu werden. Dabei

könnten diese doch schon verschiedene ein-

fache Aktivitäten selbständig erledigen, wie

Alle Bewohner und Betreuer freuen sich an den neuen Räumen und sind sehr dankbar über die grosse Unterstützung aus der Schweiz.

sich anziehen oder das Essen einnehmen.

Schliesslich meinte sie auch, dass es für sie

wunderbar sei, diese Menschen zu betreuen

und mit ihnen zu arbeiten.

Mittlerweile besteht das Team des Zentrums

aus elf Personen, darunter drei spezialisierte

Therapeutinnen. Da die meisten Menschen

mit Behinderungen spezielle Therapien be-

nötigen, gehören auch Personen für Physio-

therapie, Psychologie und Sozialarbeit zur

Gruppe. Die Leiterin ist froh, über ein moti-

viertes Team zu verfügen.

Dankbar für die Hilfe aus der Schweiz

Durch die grossartige und rasche Unterstüt-

zung aus der Schweiz können die Behinderten

nun gezielter betreut werden. Dank den neu-

en Räumlichkeiten ist das Zusammenleben

spürbar fröhlicher geworden. Es wird leichter

gelernt. Die betroffenen Eltern und Kinder, die

Leitenden und das ganze Personal sind sehr

dankbar, dass unsere Stiftung jene Menschen

unterstützt, die zu den Benachteiligtsten und

Bedürftigsten der ecuadorianischen Gesell-

schaft gehören und denen fast niemand hilft.

Planung der 2. Etappe steht bevor!

Im Frühling dieses Jahres wurde der Neubau in

Anwesenheit von Vertretern unserer Stiftung

eingeweiht. Nun läuft die Planung zur zweiten

Bauetappe. Sie beinhaltet die Erstellung von wei-

teren Arbeitsräumen, Toiletten, Lagerräumen

und zusätzliches Mobiliar. Gegenwärtig erarbei-

ten das Leitungsteam und unsere Partnerorgani-

sation Fundyvida den konkreten Kostenvor-

anschlag. In der Projekteingabe für das

Gesamtprojekt wurden 2012 dafür Gesamtkos-

ten von rund USD 57 000.– berechnet.

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2 / 2014 – NotíciasKontrollbesuche

Ecuador hat sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert!

Zusammen mit meiner Frau weilte ich 1980

auf einer neunmonatigen Südamerikareise,

an die ich mich oft und gerne erinnere. Sie

war einer der Hauptgründe, dass ich mich

seit anderthalb Jahren bei der Stiftung Para

Los Indígenas engagiere. Jetzt, über dreissig

Jahre später, habe ich meine erste Kontroll-

reise unternommen. Ich war gespannt, was

sich in Südamerika und insbesondere in Ecu-

ador seither alles verändert hat.

Anflug

Bei der Landung auf dem neuen Flugfeld von

Quito applaudierten die Passagiere zwei Mal:

einmal nach dem erfolgreichen Landemanö-

ver, das zweite Mal, nachdem der Pilot das

Flugzeug vor dem Ende der Landepiste auf

Schritttempo gebremst hatte. Das mag damit

zusammenhängen, dass sich der «alte» Flug-

hafen von Quito mitten in der Stadt befunden

hatte und sehr schwierig anzufliegen war.

An das Klatschen der Passagiere bei meiner

ersten Südamerikareise erinnere ich mich

gut. Ja, damals wurden selbst erfolgreiche

Manöver bei Busfahrten über schmale An-

denstrassen kräftig beklatscht.

Kommunikation, Geldverkehr

Die Veränderungen in Ecuador sind immens.

Dies ist zwar auch hier in Europa der Fall,

aber man nimmt den Wandel nicht so be-

wusst wahr, da man sich schrittweise daran

gewöhnt hat. Damals vor unserer Übersee-

reise überlegten wir uns gründlich, wo man

das Bargeld in den Kleidern verstecken könn-

te. Für den Geldwechsel in die jeweilige

Landeswährung mussten wir stundenlang in

Quito, die höchstgelegene Hauptstadt der Erde, zählt mittlerweile über 2,2 Mio. Einwohner.

den Banken anstehen. Heute kann man, zu-

mindest in den Städten, Bargeld meist prob-

lemlos via Bancomat beziehen.

Auch ist man heutzutage durch Mobiltelefo-

nie und Internet jederzeit in Kontakt mit sei-

nen Angehörigen. Rasch kann man sich

wechselseitig über das Geschehen zu Hause

oder in der Fremde auf dem Laufenden hal-

ten. 1980 kommunizierten wir per Briefpost,

mit Botschaftsadressen als Drehscheibe.

Autoverkehr

Die Strassen, welche die grösseren Städte

verbinden, sind in Ecuador sehr gut ausge-

baut. Die gegenwärtige Regierung setzt ei-

nen Schwerpunkt auf gute Verkehrsverbin-

dungen. Dementsprechend wurde und wird

viel in die Verbesserung der Infrastruktur in-

vestiert. Doch zu den Gemeinschaften, in

denen wir unsere Projekte realisieren, führen

nach wie vor nur sehr schlechte Strassen,

resp. Feldwege.

Die Fahrweise der Einheimischen ist nach wie

vor gewöhnungsbedürftig. Verkehrsregeln

werden zum Teil nur als Empfehlung interpre-

tiert! Sicherheitslinien, auch wenn diese dop-

pelt aufgemalt und sogar mit Leuchtknöpfen

ergänzt sind, werden konsequent überfah-

ren! Bei mehrspurigen Strassen muss jeder-

zeit damit gerechnet werden, dass ein Auto

auf der rechten Spur parkiert ist. Heute wie

damals bedeuten Blinkzeichen mit dem lin-

ken Blinker eines langsamen Vorausfahrers

im Normalfall nicht, dass dieser abbiegen

will. Nein, mit dem Blinken wird dem nach-

fahrenden Lenker mitgeteilt, dass er links

überholen kann.

Das Befahren der Strassen in den höher

gelegenen Gebieten der Anden ist noch

immer mühsam und beschwerlich.

Landschaft, Natur

Landschaftlich hat Ecuador enorm viel zu

bieten. Die Natur zeigt sich abwechslungs-

reich und grandios.

Doch das grosse Bevölkerungswachstum

hinterlässt gewaltige Spuren. Ecuador hat

aktuell gegen 16 Mio. Einwohner (1980 ca.

8 Mio.). Quito zählte damals nur etwa

800 000 Einwohner. Seither hat sich die Be-

völkerungszahl mehr als verdoppelt. Das

Häusermeer breitet sich unentwegt aus, hin-

auf an den steilen Flanken der umliegenden

Hügel oder nach Norden und Süden entlang

Auf den Höhen der Anden können Pflanzen

nur überleben, wenn sie wie diese Polster-

oder Kissenpflanzen das Wasser speichern

können. Solche Pflanzen wachsen nur lang-

sam und können bis zu 300 Jahre alt werden.

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des schmalen Hochtales, in dem Quito liegt.

Aber auch im Hochland sind die durch das

Bevölkerungswachstum entstandenen Prob-

leme überall sichtbar. Die Campesinos versu-

chen dem kargen Boden die notwendigen

Ernteerträge abzuringen. Sie weichen mit ih-

ren Feldern und Weiden in immer höhere La-

gen aus, die eigentlich nicht kultivierbar sind.

Da deswegen viele Wälder abgeholzt wur-

den, zeigen sich vielerorts grosse Umwelt-

schäden (Erosionsgräben, Erdrutsche, verun-

reinigtes Quellwasser etc.).

Folklore

Auf den Märkten hat sich all die Jahre fast

nichts verändert. Insbesondere an den vor-

wiegend von Touristen besuchten Plätzen

werden praktisch dieselben Artesanias

(Kunsthandwerk) angeboten wie vor über

30 Jahren. Selbst die Märkte der Einheimi-

schen präsentieren sich gleich wie seinerzeit.

Für die industrielle Holznutzung werden vie-

le Aufforstungen noch immer wie Getreide

gemäht!

Nur in den entlegensten Gebieten tragen die Indígenas noch solche farbenprächtigen Kleider.

Oft mit dem einzigen Unterschied, dass im-

mer weniger Indígenas in traditionellen Klei-

dern anzutreffen sind.

Abfall

Gegenüber früher hat Ecuador in diesem Be-

reich gewaltige Fortschritte erzielt. Die Aus-

wirkungen der staatlichen Werbekampag-

nen sind spürbar. Die Bevölkerung ist

sensibilisiert, die Fortschritte sichtbar. Selbst-

verständlich ist noch längst nicht alles so, wie

es sein sollte. Noch immer liegt viel Müll her-

um. Aber im Vergleich zu früher und wohl

auch zu anderen Ländern in Südamerika ist

viel unternommen worden. Noch immer aber

ist die Abfallentsorgung unzureichend. Eine

Problematik, die viele Drittwelt- und Schwel-

lenländer stark belastet.

Hilfsbereitschaft

Die Ecuadorianer sind sehr hilfsbereit gegen-

über Ausländern. Diese typische Eigenschaft

war schon in den Achtzigerjahren ausge-

prägt. Wer als Ausländer eine Frage stellt,

erhält in jedem Fall eine Antwort. Es ist viel-

leicht nicht die richtige oder eine völlig fal-

sche, aber immerhin eine Antwort. Dieses

Verhalten ist nicht böse gemeint. Es hängt

wohl damit zusammen, dass die Einheimi-

schen nicht diejenigen sein wollen, die etwas

nicht wissen. Man ist als Fremder daher gut

beraten, dieselbe Frage mehreren Personen

zu stellen. Wenn sich zwei Antworten de-

cken, ist die Chance gross, dass man findet,

was man sucht.

Kriminalität

Reisende nach Südamerika müssen sich dar-

auf einstellen, gefährliche Orte zu meiden

und Wertsachen sorgsam im Auge zu behal-

ten. Die Kriminalität war damals und ist heu-

te ein grosses Problem. Die aktuelle Regie-

rung nimmt das Problem sehr ernst und in

den Städten patrouillieren auffallend viele

Polizisten.

Armut

Weiterhin sehr gross ist die Armut, obschon

sich das Land in eine positive Richtung verän-

dert hat. In den Städten und deren Agglome-

rationen hat sich die Situation stark verbes-

sert. Doch in den abgelegenen Gebieten, wo

unsere Stiftung Projekte unterstützt, fehlt

den Indígenas noch immer das Nötigste.

Schlussfolgerung

Ecuador hat sich in den vergangenen Jahren

sehr verändert. Dies trifft jedoch für die

Ärmsten der Armen nicht zu. Ihre Situation

hat sich kaum verbessert. Ihre Not ist nach

wie vor gross. Das wirtschaftliche Gefälle ist

eher noch gewachsen. Unsere Hilfe ist nach

wie vor unerlässlich.

Regelmässige Kontrollen sind jedoch sehr

wichtig. Dadurch stellen wir sicher, dass die

Projekte so umgesetzt werden, wie wir uns

das vorstellen. Diese Reisen belasten zudem

die Rechnung der Stiftung nur sehr gering,

da die Reise- und Unterkunftskosten in der

Regel fast gänzlich durch die Stiftungsräte

selbst übernommen werden.

Karl Friedli

Wie sieht wohl die Zukunft dieser Kinder aus

El Placer in der Nähe von Angamarca aus?

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2 / 2014 – NotíciasAktuell

Gemeinsam gegen die Armut!

Drei Fragen an Frau Eva-Maria Troxler

Herr und Frau Troxler sind seit vielen Jahren

treue Spendende unserer Stiftung. Im Mai

dieses Jahres hat das Ehepaar eine Reise nach

Ecuador unternommen und dort einige unse-

rer Projekte vor Ort näher angeschaut. Diese

Besichtigungen haben die beiden sehr beein-

druckt.

Frau Troxler war früher als Sozialarbeiterin tä-

tig. Seit ihrer Pensionierung betreut sie oft

und gerne ihre Enkelkinder. In ihrer Freizeit

liebt sie Ausflüge mit dem Fahrrad, Wande-

rungen oder bringt sich aktiv in ihrer Wohnge-

meinde Zumikon ein. Eva-Maria Troxler enga-

giert sich ebenfalls ehrenamtlich im Vorstand

eines Vereins, der sich für eine bessere Ge-

sundheit und gute Ausbildungsmöglichkeiten

der rumänischen Bevölkerung einsetzt.

Liebe Frau Troxler, Sie berücksichtigen

seit vielen Jahren die Para Los Indígenas

mit Spendengeldern. Wie sind Sie auf

unsere Stiftung aufmerksam geworden?

Das ist schon so lange her, dass ich mich gar

nicht mehr genau an den ersten Kontakt er-

innere. Aber ich glaube, wir haben die «Noti-

cias» zugesandt erhalten und diese hat mich

durch die informative und kompetente Art

beeindruckt. Über die Indigenen und Ecua-

dor wusste ich damals noch nicht viel, aber

Eva-Maria Troxler zusammen mit dem Leiter

unserer Partnerorganisation in Ambato,

Dr. Luis Velasco

die professionelle Arbeit der Stiftung hat

mich überzeugt. Da ich selber in einem klei-

nen, wohltätigen Verein tätig bin, hat es

mich interessiert und angesprochen. Deshalb

habe ich mich entschlossen meine erste

Spende zu tätigen.

Später haben wir dann auch den früheren

Stiftungspräsidenten, Antonio Heuberger,

kennen gelernt. Wir waren berührt von sei-

ner professionellen Arbeit und dem uner-

müdlichen Engagement.

Was motiviert Sie, sich für die indigene

Bevölkerung Ecuadors einzusetzen?

Das war am Anfang eigentlich ein Zufall. Wie

schon erwähnt, hat mich die Stiftung Para Los

Indígenas einfach persönlich angesprochen.

Die Stiftung überzeugt durch Ehrlichkeit und

weil sie sich auf eine Sache fokussiert. Bei un-

serem Besuch in Ecuador konnten wir uns

Das Ehepaar Troxler (links) zusammen mit

dem Team von Fundyvida vor dem Sitz

dieser Stiftung in Ambato

direkt ein Bild über die Projekte machen. Herr

Velasco von der Partnerorganisation Fundy-

vida ist ein sehr aktiver und professioneller

Leiter, der seine Arbeit mit viel Herzblut

macht.

Wir wurden sehr herzlich empfangen und

konnten uns selber davon überzeugen, dass

unsere Spenden ankommen und die Projekte

nachhaltig umgesetzt werden.

Welche Anliegen sind Ihnen für die

Zukunft wichtig? Was erhoffen Sie sich

mit Ihrer Spende?

Ich erhoffe mir, dass die Lebensbedingungen

verbessert und der Lebensstandard der Indige-

nen erhöht werden können. Dies aber in einem

sinnvollen Mass und nicht mit unnötigem Lu-

xus. Es sollte weiterhin ein Auge darauf gewor-

fen werden, dass ihre natürliche Lebensweise

erhalten bleibt. Es soll nicht unser Denken ad-

aptiert, sondern die indigene Kultur mit ihren

Eigenschaften berücksichtigt werden. Denn

auch wir können viel von ihrer fleissigen, ge-

nügsamen und gar nicht hektischen Art lernen.

Bei den Projekten sind mir besonders die Hygi-

ene-, die Bildungs- und die biologischen Land-

bauprojekte wichtig. Bei meinem Besuch in

Ecuador hat mir gefallen, wie alles gut organi-

siert ist und kontrolliert abläuft. Ich war auch

sehr angetan vom Bau des Behindertenzent-

rums in Mocha. Dieses neue Zentrum ist eine

Notwendigkeit. Wir sind sehr froh, dass wir

unsere Spende diesem Projekt zugedacht ha-

ben.

Frau Troxler, nochmals herzlichen Dank

für Ihre treuen Spenden und für dieses

Interview!

Jugendliche des Behindertenzentrums von Mocha anlässlich der Einweihungsfeier

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Aktionen zum 25. Jubiläum der Stiftung

25-Jahr-Jubiläum der Para Los

Indígenas

In den vergangenen Sitzungen des Stiftungs-

rates wurde intensiv über mögliche Aktivitä-

ten während des Jubiläumsjahres debattiert.

So wollen wir die Stiftung an verschiedenen

Orten in der Schweiz einer breiteren Öffent-

lichkeit näher vorstellen. Die Aktionen wer-

den bewusst so gestaltet, dass der Stiftung

keine grossen Kosten entstehen. Hauptziel

der Aktionen ist es, den Kreis der Spenden-

den zu vergrössern.

Jubiläumsprojekt

In der Aprilnummer der «Noticias» informier-

ten wir erstmals über das geplante Jubilä-

umsjahr. Kurz nach diesem Hinweis erreichte

uns eine grosse Spende von Frau Kitty Ba-

randun aus dem Bündnerland. Auf der

Banküberweisung erwähnte sie ausdrücklich,

die Spende solle für das Jubiläum verwendet

werden. Dies brachte uns auf die Idee, ein

eigentliches Jubiläumsprojekt zu bestimmen,

für das solche Spenden konkret verwendet

werden sollen.

Vielen Dank, Frau Barandun, für Ihre tolle Idee!

Nun wurde kürzlich in der Geschäftsleitung

das Jubiläumsprojekt näher vorgestellt. Dabei

geht es um die Fortsetzung des

Projektes Kücheneinbau in der

Gegend von Angamarca.

In dieser abgelegenen Gemeinde der Provinz

Cotopaxi leben meist nur Indígenas. Sie woh-

nen fast durchgängig in Siedlungen auf über

3 500 m ü. M. Nachdem letztes Jahr die ers-

ten Küchen in vier Gemeinschaften einge-

richtet wurden, sollen nun weitere Gemein-

schaften einbezogen werden. Vorerst geht

es um den Einbau von vierzig Küchen.

Der Einbau einer einfachen Küche umfasst

u. a. die Errichtung einer Kochstelle mit Spül-

becken und die Kachelung des Bodens. In

den Kosten von rund Fr. 570.– pro Küche sind

Beispiel einer alten Küche Die neuen, einfachen Kücheneinrichtungen erleichtern das Kochen wesentlich.

Marlies Fuchs anlässlich der Vernissage der

Aquarell-Ausstellung im Forum Glattbrugg

auch Schulungen für die Bewirtschaftung der

Vorräte, die Zubereitung der Speisen und die

Sauberhaltung der Küche vorgesehen.

Die Gesamtkosten betragen

Fr. 22 825.–.

Rückblick

Die erste Aktion im Rahmen des Jubiläums-

jahres fand am vergangenen 9. Mai im Forum

des Kirchgemeindehauses Glattbrugg statt.

Anlässlich der Vernissage der Ausstellung von

Aquarellen der früheren Stiftungsrätin Mar-

lies Fuchs (2001–2009) bestaunten gegen

hundert Freunde und Bekannte der Künstlerin

deren Werke. Nebst den Bildern konnten

auch Kartensets käuflich erworben werden.

Die Stiftung Para Los Indígenas bedankt sich

bei Marlies Fuchs für das grosse Engagement

und für den an unsere Stiftung überwiesenen

Erlös von Fr. 5700.–. Er wird vollumfänglich

für das Jubiläumsprojekt verwendet.

Ausblick: Benefizkonzert des Berner

Konzertorchesters

Wir sind sehr stolz, ein ganz tolles Ereignis zu

Gunsten unserer Stiftung ankündigen zu dür-

fen. Das Berner Konzertorchester unter

der Leitung von Ingo Becker hat sich bereit

erklärt ein Benefizkonzert für unsere Stiftung

durchzuführen. Das Konzert mit dem berühm-

ten Solisten Alexandre Dubach, Violine,

findet am Samstag, 16. Mai 2015,

19.00 Uhr im Schadausaal des Thuner Kon-

gresscenters statt. Wir freuen uns schon jetzt

darauf! Toll, dass alle Beteiligten auf eine

Gage verzichten.

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Die heutige Fundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador wurde im November 1989 unter

dem Namen Stiftung Para Los Indios von Antonio Heuberger aus Opfikon gegründet.

Dieser hatte sich auf seiner ersten Reise nach Ecuador im Dezember 1988 von Repräsentanten

des Stammes der Huaorani im Amazonasgebiet überzeugen lassen, sich für die Besserstellung

der indigenen Bevölkerung Ecuadors einzusetzen. Zurück in der Schweiz setzte Antonio alle

Hebel in Bewegung, um eine Stiftung für die benachteiligte indigene Bevölkerung Ecuadors

zu gründen.

Wichtigstes Instrument für die Information über die Stiftungstätigkeit ist seit den Anfangszei-

ten der Stiftung die Informationsschrift «Noticias». Unsere langjährigen und treuen Spender

erinnern sich vielleicht noch an die ersten Ausgaben, die Antonio in Eigenregie und mit viel

persönlichem Engagement herstellte. In den kommenden Ausgaben der «Noticias» wollen wir

anhand von Auszügen aus alten Ausgaben auf einzelne Ereignisse der Stiftungsgeschichte

zurückblicken. Nachfolgend und zur Erinnerung eine Reproduktion der Anfangsseite der ers-

ten Ausgabe. Viel Vergnügen beim Lesen!

Impressum

GeschäftsstelleFundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador c/o Procuratio Treuhand GmbHSteinhölzlistrasse 11, CH-4563 GerlafingenTelefon: 032 675 00 68; Telefax: 032 675 00 69E-Mail: [email protected]

BankkontoRegiobank Solothurn, CH-4502 SolothurnPostkonto: 30-38168-4Clearing-Nr: 8785IBAN-Nr: CH15 0878 5001 5767 0013 3 SWIFT-Adresse/BIC: RSOSCH22

Website www.paralosindigenas.org

Sitz der StiftungFundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador c/o Abt Treuhand AG Lättenwiesenstrasse 3, CH-8152 Opfikon-Glattbrugg

Redaktion «Noticias»Peter Hobi, Gewerbestrasse 9, CH-6330 ChamTel. 041 743 27 72E-Mail: [email protected] Autoren: Priska Jost, Karl Friedli, Daniel Rietschin, Markus Schmid

FotosMarkus Schmid, Karl Friedli, Peter Hobi, Daniel Rietschin, Eddy Agten

Layout und Druck Zofinger Tagblatt AG, Medien- und Printunternehmen, Henzmannstrasse 20, 4800 Zofingen

Übersetzung Deutsch–FranzösischScilla Di Donato, Fribourg

AuflageDiese Nummer der «Noticias» erscheint in einer Auflage von 4200 Exemplaren (3500 deutsch, 700 französisch).

AdressänderungenBitte teilen Sie Adressänderungen oder Korrekturen Ihrer Anschrift umgehend der Geschäftsstelle mit! Rückmeldungen zu Artikeln der «Noticias» nimmt der Redaktor gerne per E-Mail oder Brief entgegen. Die E-Mail-Anschrift finden Sie im Impressum.

Dank und Verpflichtung Die Stiftung Fundación Suiza Para Los Indígenas del Ecuador – ein ZEWO-zertifiziertes Hilfswerk mit Geschäftsstelle in Gerlafingen – dankt allen Spenderinnen und Spendern und versichert, dass ihre Beiträge sinnvoll für die Ureinwohner Ecuadors eingesetzt werden.

Postkonto 80-9933-3

Spenden können bei den Steuern als «gemeinnützige Zuwendungen» in Abzug gebracht werden!

StiftungsratPeter Hobi, Co-Präsident, Steinhausen ZGWalter Niederhauser, Co-Präsident, Dällikon ZHEddy Agten, Naters VSVreni Diggelmann, Winterthur ZHKarl Friedli, Neuenegg BEDr. Peter Klaus, Thun BEDaniel Rietschin, Bern BEDr. Markus Schmid, Uettligen BEDr. Peter von Tessin, Speicher AR

GeschäftsführerStephan Baschung, Gerlafingen SO

Ehrenmitglied des Stiftungsrates

Arnold Huber, Lenzburg AG

25 Jahre Para Los Indígenas

Bei den vier angesprochenen Projekten ging es um:

1. den Bau einer Schneise zur Abgrenzung des von den Huaorani beanspruchten Landes,

2. die Finanzierung von rechtlichen Unterlagen zur Landsicherung,

3. den Bau einer Gewerbeschule,

4. die Unterstützung der Tätigkeiten der Kapuziner-Mission am Napofluss.