NPK2011: Was war noch mal... Alltag mit Demenz - Informationen und Perspektiven
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Vergeßlichkeit Starrsinn Einbildungen Realitätsverlust Orientierungsstörungen Ruhelosigkeit Teilnahmslosigkeit Sprachstörungen

Was bedeutet Demenz? Wie äußert sie sich? Gibt es Warnzeichen? Kann ich vorbeugende Maßnahmen treffen? Welche Behandlung ist möglich? Wer hilft mir im Ernstfall? Wie gehe ich mit Dementen um? Welche Hilfsmittel gibt es? An welche rechtlichen Schritte sollte ich
denken? Betreuungsleistungen & Nachbarschaftshilfe

???

Demenz (lat. dementia „ohne Geist“) ist ein Defizit in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten
geht meist mit einer diagnostizierbaren Erkrankung des Gehirns einher

führt zu einer Beeinträchtigung sozialer und beruflicher Funktionen
betrifft vor allem das Kurzzeitgedächtnis, ferner das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik
bei einigen Formen ist auch die Persönlichkeitsstruktur betroffen

Stadium 1: leichte Demenz
Stadium 2: mittelschwere Demenz
Stadium 3: schwere Demenz

Die Fähigkeit unabhängig zu leben ist noch vorhanden
Erste geistige Defizite treten auf
Urteilsvermögen und Hygiene sind intakt, aber soziale Aktivitäten und Arbeit bereits deutlich beeinträchtigt

Vergeßlichkeit Räumliche & zeitliche Orientierung gestört Kurzzeitgedächtnis & Wortfindung gestört
Der Betroffene merkt, daß etwas nicht stimmt, baut eine Fassade auf und greift auf Strategien zurück, die ihm in Situationen der Überforderung früher geholfen haben
Gefühle von Verlust, Unsicherheit, Angst und Scham sind sehr stark

Selbständige Lebensführung nur noch bedingt möglich
Zunehmender Verlust der geistigen Fähigkeiten
Ein gewisses Ausmaß an Aufsicht ist erforderlich

Schwindende Rechen- und Problemlöse-fähigkeit
Handfertigkeitsstörungen (Haushalt, Ankleiden)
Erkennungsstörungen Steigende Vergeßlichkeit (Geburtstage,
Medizin) Desorientierung (Zeit und Ort) Sprachstörungen (bes. Sprachverständnis) Vernachlässigung der Hygiene Wahnvorstellungen (Bestehlungsideen)

Das Gefühl, daß etwas nicht stimmt verringert sich, ebenso das Gefühl von Verlust, Unsicherheit, Angst und Scham
Hilfe dezent und sensibel anbieten, damit der Betroffene das Gefühl behält in seinem Leben kompetent zu bleiben

Selbständige Lebensführung nicht möglich
Verlust der Alltagskompetenz mit völliger Pflegeabhängigkeit
Auf ständige Aufsicht und Hilfe angewiesen

Gedächtniszerfall (auch Langzeitgedächtnis) Mangelnde persönliche Orientierung Erkennungsstörungen Sprachzerfall (kaum mehr Satzbildung
möglich) Agnosie (Angehörige werden nicht mehr
erkannt) Inkontinenz Das Wesen der jeweiligen Person und deren
emotionale Kompetenz gehen im gesamten Verlauf einer Demenz nicht verloren!

Der Betroffene zeigt auffälliges Verhalten: => er zieht sich zurück, gibt Aktivitäten auf, meidet alte Freunde => er lehnt Veränderungen ab => er lebt mehr in der Vergangenheit => er verliert leicht die Orientierung => er vergißt Geburtstage und Termine => er sucht ständig nach wichtigen Dingen => er reagiert oft grundlos gereizt, ist nervös => er ist unruhig, wandert ziellos herum

Es gibt keine „Pille gegen Demenz“, aber man kann durch einen gesunden Lebensstil das Risiko für eine Demenzerkrankung senken:

Medikamentöse Therapie
Gedächtnistraining
Unterstützung im Alltag durch:
Biographiearbeit Validation Basale Stimulation

Antidementiva: können den Verlauf der
Erkrankung verlangsamen, aber nicht dauerhaft aufhalten
Atypika: können
Verhaltensänderungen reduzieren

Reduzieren die Folgeschäden des Nervenzelluntergangs vorübergehend (bis zu einem Jahr lang)
Verbessern die Signalübermittlung im Gehirn
Erhalten die Lebensqualität
Zwei verschiedene Wirkstoffgruppen werden eingesetzt:
Acetylcholineste-rasehemmer (bei leichter bis mittel-schwerer Demenz)
NMDA-Antagonisten (bei mittelschwerer bis schwerer Demenz)

1) Acetylcholinesterasehemmer:
Bewirken, daß der Botenstoff Acetylcholin vermehrt zur Verfügung steht
Deutliche Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit
Durch fortschreitenden Verlauf der Erkrankung verliert sich die Wirkung nach ca. 9 – 12 Monaten
Medikamente: Donepezil, Rivastigmin, Galantamin

2) NMDA-Antagonisten:
Verbessern die gestörte glutamatabhängige Neurotransmission
Die geistige Aktivität steigt, die Alltagskompetenz wird verbessert, dadurch geringerer Pflegebedarf als ohne medikamentöse Einwirkung
Medikamente: Memantine

Vermindern Verhaltensstörungen
z.B. Unruhezustände
Wahnvorstellungen Aggressivität Ängstlichkeit Depressionen Halluzinationen
Zwei verschiedene Wirkstoffgruppen werden eingesetzt:
Antidepressiva Neuroleptika
Sie können in jeder Phase der Erkrankung eingesetzt werden

Es sollte zuerst ein Versuch unternommen werden das Verhalten des Betroffenen ohne
Medikamente positiv zu beeinflussen!
Unruhezustände, Wahnvorstellungen oder Aggressivität können durch äußere Einflüsse
ausgelöst und oft durch geringe Veränderungen im Umfeld abgebaut werden!

Spezifisches Training möglichst vieler Hirnfunktionen zur Stabilisierung und Vermehrung von Synapsen
Vermittelt Erfolgserlebnisse und erhöht die Lebensqualität – auch die der Angehörigen!
Erhöht das Selbstwertgefühl und steigert die Alltagskompetenz des Betroffenen
Kann verschiedene Sinneswahrnehmungen ansprechen
Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen

10-Minuten-Aktivierung Konzentrationstraining Kurzzeitgedächtnis
trainieren Langzeitgedächtnis
trainieren Umgang mit Zahlen und
Größen Lesen und Schreiben Flexibilität des Denkens

Wirkt dem Verlust der personalen Identität entgegen (=alle Merkmale einer Person)
Läßt das Verhalten eines Dementen besser verstehen
Schafft Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart (durch Erinnerungspflege)
Entlastet den Kranken psychisch, weil er besser verstanden wird
Kann das Selbstvertrauen stärken Ermöglicht einen verständnisvolleren und
einfühlsameren Umgang mit dem Kranken

Gestaltung des Zimmers Fotos, Bücher, Pokale, Düfte, Bettwäsche,
Blumen,... Gewohnte Aufgaben erledigen lassen Kartoffeln schälen, abwaschen, nähen,.... Erinnerungsalben anlegen mit Worten &
Bildern zu wichtigen Ereignissen des Lebens Gemeinsames Betrachten und Gespräche Sinnesaktivierung Geruch, Geschmack, Fühlen, Musik
hören,...

Bedeutet „Wertschätzung“ (lat. valere = wert sein)
Ist eine Methode mit an Demenz erkrankten Menschen zu kommunizieren und auf sie einzugehen
Kann in belastenden Situationen Spannungen reduzieren
Akzeptiert die Lebenswelt und die Gefühle der Betroffenen

Über die Gefühlswelt der Betroffenen und unter Berücksichtigung biographischer Faktoren einen Zugang zu ihrer Erlebniswelt zu erhalten um:
Ressourcen frei zu setzen Wohlbefinden zu verbessern Alte Konflikte zu lösen Rückzug zu verhindern (Wertschätzung zu
vermitteln, Würde zu bewahren, Streß zu reduzieren, Emotionen wieder zu beleben)

3 Elemente nötig: 1. Akzeptanz =
wertschätzen statt widersprechen
3. Empathie = begleitend mit einfühlendem Verstehen zur Seite stehen
5. Selbstkongruenz = spürbar ehrlich bleiben

„In den Schuhen des anderen Menschen gehen“.
Ein Gespür dafür entwickeln die Gefühle des Dementen zu erkennen.
Ausdrücken was man wahr nimmt. Wo kein sprachlicher Austausch mehr
möglich ist, kann auf Berührungen und Bewegungen zurückgegriffen werden.
Ziel: der Andere fühlt sich akzeptiert und verstanden


Basale Stimulation (lat.basal = grundlegend, stimulatio = Anreiz, Anregung)
Aktivierung der Wahrnehmungsbereiche und die Anregung primärer Körper- und Bewegungserfahrungen bei Reizmangel
Notwendige pflegerische Maßnahme bei Menschen, deren Eigenaktivität auf Grund ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und deren Fähigkeit zur Wahrnehmung und Kommunikation erheblich beeinträchtigt ist.

Unmittelbare Reizung der Sinne während der Pflege durch
Körperstimulation Anregung des Gleichgewichtssinnes Haptische Stimulation (Tast- und Greifsinn) Vibratorische Anregung Orale Stimulation Olfaktorische Stimulation (Gerüche) Visuelle Stimulation


Allgemeines: Seien Sie geduldig! Sprechen Sie langsam und deutlich in
kurzen Sätzen! Stellen Sie Blickkontakt her, am besten in
Augenhöhe! Wiederholen Sie wichtige Informationen bei
Bedarf. Lassen Sie dem Kranken Zeit zu reagieren. Diskutieren Sie nicht inhaltlich.

Täglicher Ablauf: Sorgen Sie für Beständigkeit und Routine. Einfache Regeln und feste Gewohnheiten
sind hilfreich. Uhren, Kalender, Schilder an Räumen &
Schränken helfen die Orientierung zu erhalten.
Nehmen Sie jede Veränderung so langsam wie möglich vor.
Gegenstände des täglichen Gebrauchs immer an den gleichen Stellen aufbewahren.

Aktivitäten: Vermeiden Sie Überforderungen (z.B. Lärm,
Gedränge, Fernsehfilme...) Fördern Sie tägliche Bewegung (Spazier-
gänge, Gymnastik) Stärken Sie sein Selbstwertgefühl,
motivieren Sie ihn zu Tätigkeiten Achten Sie auf ausreichende
Flüssigkeitszufuhr. Berücksichtigen Sie seine Bedürfnisse,
damit er sich nicht überwacht fühlt

Zu guter Letzt: Legen Sie eine Liste mit wichtigen
Telefonnummern neben das Telefon. Beachten Sie Anzeichen der
Verschlechterung. Finden Sie Auslöser für bestimmte
Verhaltensmuster (Hunger, Durst,...) und vermeiden Sie diese möglichst.
Lieblingsbeschäftigung „Verstecken“ -> inspizieren Sie die bevorzugten Verstecke und Mülleimer regelmäßig.

Pflegehilfsmittel Hilfsmittel für die
Sicherheit Hilfsmittel für die
Orientierung Hilfsmittel zur
Aktivität der Sinnesorgane

Wannenlift Pflegebett Toilettenstuhl Rollstuhl Haltegriffe Rollator Greifhilfe Treppenlift

Hüftprotektor Alarmtrittmatte Herdsicherung Rauchmelder Hausnotruf Fenstersicherung Abschaltautomatik
für Elektrogeräte Bewegungsmelder /
GPS-Sender

Nachtlicht Hinweisschilder Uhren und Kalender Fotos Beschriftung von
Türen & Schränken Verschiedenfarbige
Markierungen Klare Farben und
Kontraste

Hörgerät -> Batterien vorhanden? -> richtig eingestellt? Brille -> Sehstärke angepaßt? -> Trageband vorhanden? Zahnprothese -> sitzt fest am Kiefer? -> Haftcreme vorhanden?

Vorsorge im medizinischen, sozialen und finanziellen Bereich für den Notfall treffen
Versorgung und mögliche Unterstützung für den Bedarfsfall optimieren

Vorsorge:
Vorsorgevollmacht Betreuungsverfügung Patientenverfügung
(amtliche) Betreuung Geschäftsfähigkeit
prüfen lassen

medizinisch:
Fahrtauglichkeit prüfen lassen
Haftpflichtversicherung abschließen
Schwerbehinderten-ausweis beantragen

sozial: Zuzahlungsbefreiung
Krankenkasse Pflegestufen-Antrag
bzw. EdA-Antrag Ggfs. Sozialhilfe bzw.
Hilfe zur Pflege GEZ-Befreiung Ermäßigung der
Telefongebühren

Antrag auf Erteilung einer Pflegestufe bei der Pflegekasse stellen, wenn:
Tägliche Hilfestellung bei der Körperpflege oder Anleitung und Beaufsichtigung dabei erforderlich ist
Toilettengänge regelmäßig der Aufsicht / Hilfestellung bedürfen
Nahrungsaufnahme nicht mehr selbständig oder nur noch unter Aufsicht / Anleitung erfolgt
Mobilität innerhalb der Wohnung stets personeller Unterstützung bedarf

Definition Alltagskompetenz:
Fähigkeit eines Erwachsenen, die alltäglichen Aufgaben innerhalb seiner Kultur selbständig und unabhängig in einer eigenverantwortlichen Weise zu erfüllen

Einschränkung der Alltagskompetenz (§45a SGB XI):
Erheblicher Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung und Betreuung aufgrund von demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen mit Auswirkungen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens
Dauerhaft anhaltend (für voraussichtlich mindestens sechs Monate)
Regelmäßig erforderlich, also täglich in je nach Tagesform verschiedener Ausprägung

Zusätzliche Betreuungsleistungen (§45b SBG XI):
Tages- oder Nachtpflege Kurzzeitpflege Angebote der allgemeinen Anleitung und
Betreuung der Pflegedienste Niedrigschwellige Angebote nach
Landesrecht (§45c SGB XI) Nachbarschaftshilfe der AOK Rheinland /
Hamburg Grundbetrag 100 €, erhöhter Betrag 200 €

Ziele: Hauptpflegeperson wird
durch die stundenweise Betreuung des Kranken durch eine andere Person entlastet
Person ist dem Kranken vertraut und hat guten Zugang zu ihm
Nachbarn, Freunde, Bekannte, Verwandte ab 3.Grad möglich

Umsetzung: Pflegeperson / Angehöriger meldet der AOK
eine geeignete Betreuungsperson Schulung wird möglichst mit Pflege- und
Betreuungsperson gemeinsam im Haushalt des Dementen durchgeführt (-> PFK)
Antrag auf Anerkennung der Betreuungs-person und Zertifikat über Kursteilnahme wird ausgefüllt
Pflegekasse bestätigt den Antrag, Betreuung & Abrechnung nach individueller Absprache
