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DER SCBNEE

HASE JAHRBUCH DES SCHWEIZERISCHEN AKADEMISCHEN SKI-CLUB

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SCHRIFTLEITUNG WALTER AMSTUTZ

BD.5 N R . 1 8 . 1941

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6 . B I S 9 . M Ä R Z 1 9 4 7

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A U S K U N F T : T E L . ( 0 8 1 ) 4 2 1 3 3

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41. Schweizerisches Skirennen I

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Freitag, 28. Februar : Kombinations-Slalom

Kombinations-Skispringen

Samstag, 1. März : Langlauf, Abfahrtsrennen

Sonntag, 2. März : Spezial-Slalom. Spezial-Skispringen

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W N T E R S P E L E

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HASE J A H R B U C H D E S S C H W E I Z E R I S C H E N A K A D E M I S C H E N S K I - C L U B S A S B D . 7 N R . 1 8 1946

S C H R I P T L B I T U N G : W'ALTER A M S T U T Z

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Wir graben den Weg in die Freiheit von Fliegerleutnant Paul Brickhiii . . . Ski- und Kletterfahrten am Aequator von Dr. Ulrich Kappeler, SAS

Trotz dem Grau der Schläfen von Arnold Lunn, SAS, London . . . . Les dangers d'avalanches en haute montagne en hiver par Andre Roch, SAS, Genive

Freiheit am Theodul von Luis Trenker . . . . . . . . . . . . Mein erstes Rennen von Dr. Henry Hoek, SAS

Präsidial-, Ski- und Clubberichte

1 Jahresbericht r945/46 von Dr. Bernhard Rüfenacht, SAS, Bern . Propos d'anniversaire par Dr. Albert Fanchamps, SAS, Lausanne . In memoriam: Iwan Jovanovits . . . . . . . . . . . . In memoriam: Paul Brunner . . . . . . . . . . . . Heiri-Wendling-Gedenkpreis . Italo-Suisse in Cortina-d'Ampezzo . 15. Anglo-Swiss-Rennen in St. Moritz . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Anglo-Swiss-Rennen in Sc. Moritz . . . . . . . . . . . . . . . . 22. Schweizerische Ski-Hochschulmeisterschaften: SAS-Rennen 15.-17. März 1946 in Zermatt . . Mitteilungen der Schriftleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite

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A n s c h r i f t < l e ~ S c h r i f t l e i t e r s : D r . \ V a I t e r l i m s t u t z , 4 5 N ü s c h c l c r s t r a ß e , T e l e p h o n 2 7 1 2 1 5 , Z ü r i c h

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Faxt' 7 .~ru-- ~

Diese abenteuerliche Geschichte hat treuen Freund Roger Bushell, langjäh-

nichts mit Skifahren zu tun; sie hat riger Captain der englischen Mann-

aber mit Kameradschaftsgeist zu tun, schaft der Anglo-Swiss-Rennen, der

den wir im SAS besonders pflegen, von den Nazis meuchlings ermordet

und dann betrifft sie unseren alten wurde. SCHRIFTLEITUNG.

WIR G R A B E N D E N WEG I N

D I E F R E I H E I T

Wie der Fliegerletltnant Patll Brickhill es seinem Fretrnd A l k A. Michie erxählte

Stalag Luft 111, in Sagan, halbwegs zwischen Berlin und Breslau, war im Frühling 1943 mit 10 ooo gefangenen Fliegern belegt. Fast alle stammten sie aus der RAF, obwohl Amerikaner in stets wachsender Zahl dazukamen.

Im April wurde das Lager um einen Nordflügel vergrößert und unser 700 kamen da hinein. Schon hatten Gefangene der Arbeitskommandos, die helfen mußten, die Vergrößerung ZU bauen, die ganze Anlage genau studiert und die Maße abgeschritten. . . wobei sie natürlich an even- tuelle Tunnel oder Schächte dachten. Denn die Hoffnung, entfliehen zu können, war das einzige, was uns die entnervenden Monate der Gefangenschaft durchhalten ließ.

Ein paar wenige Offiziere hatten schon in anderen Lagern an Fluchttunnels gearbeitet; und um diese Männer herum bauten wir unser ,,X" auf, unsere Organisation für den Ausbruch. An der Spitze von „X" stand Geschwaderführer Roger Bushell, ein schlanker und großer Südafrikaner; er war Rechtsanwalt in London gewesen, wurde dann Flieger und hatte das Pech, über Dünkirchen abgeschossen zu werden. Er hatte bereits zwei bemerkenswerte Fluchtversuche unternommen und war einmal beinahe in die Schweiz gekommen, bevor er erwischt wurde.

Der Nordflügel - ein Rechteck von einigen tausend Fuß im Quadrat - war von zwei hohen Zäunen aus Stacheldraht eingeschlossen, die fünf Fuß voneinander getrennt waren, und deren Zwischenraum mit Stacheldrahtrollen vollgestopft war. Zehn Meter innerhalb dieses Doppelzaunes war der Warnungsdraht gespannt; sobald jemand über diesen wegstieg, schossen die Wachtposten. Zahlreiche, fünf Meter hohe Wachttürme, jeder mit Scheinwerfer und Maschinengewehr versehen, waren vierundzwanzig Stunden am Tage bemannt. Fünfundzwanzig Meter jenseits des Doppel- Zaunes verdeckten dichte Föhrenwälder jegliche Aussicht auf die Außenwelt - würden aber bei einem Ausbruch auch gute Deckung geben.

Sobald wir einzogen, erschienen Anschläge, in denen um Meldung gebeten wurde für Cricket oder Fußballspiel. Diese Anschläge waren unterzeichnet mit ,,Groß X". Jedermann verstand, was dies zu bedeuten hatte, und an die 5 oo meldeten sich für die Arbeit am Tunnel. Es wurde beschlossen, drei lange Schächte in Angriff zu nehmen, ,,TomK, ,,Dick" und ,,HarryN, wobei man hoffte, daß we- nigstens einer nicht entdeckt werden würde. Das Wort ,,Tunnel" benutzten wir niemals; denn zu viele horchende Wachen verstanden Englisch.

Tom sollte von Block I 23 aus bis zum Draht in I 50 Fuß Entfernung gegraben werden, und von

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da bis in den Schutz des Waldes. Dick sollte von I 22 aus gegraben werden, und zwar in Richtung auf Tom zu, so daß er entweder in Tom einmünden oder selbständig bis zum Walde weitergeführt werden konnte. Harry sollte in Block 104 beginnen und den Wald im Norden erreichen.

Natürlich mußten diese Tunnels im Innern unserer Baracken ihren Anfang nehmen. Jede dies r Baracken war IOO Fuß lang; sie bestanden aus Schlafräumen, einem Waschraum und einer klein n Küche. Die Deutschen hatten diese Baracken einen Fuß hoch über Boden gebaut, so daß die Wach n unten durch sehen konnten, ob wir mit irgend etwas außergewöhnlichem beschäftigt wären. Mei 1 t

beobachten hatten. Und ein ganzes Jahr lang waren joo Eichhörnchen in einzelnen Abteilungen, die sich ablösten, damit beschäftigt, die Frettchen tagsüber im Auge zu behalten. Sie hatten an ,,Groß S" zu berichten, dem obersten Sicherheitsoffizier, einem hageren, drahtigen amerikanischen Oberst.

Nachdem das Sicherungssystem sich eingespielt hatte, begannen wir mit den Tunnels. Eine wichtige Einzelheit hatten die Deutschen übersehen. In jeder Baracke hatten Waschraum, Küche

waren mehrere dieser ,,FrettchenM unterwegs; es war aber leicht, sie zu erkennen an ihren blauen Überanzügen. Mit Taschenlampen und langen Stahlstangen suchten sie nach verborgenen Türen und nach dem verräterischen Sand eines eventuellen Tunnels.

Drei Mannschaften wurden aufgestellt, jede unter einem alterfahrenen ,,Tunnelbauerrr. Wally Floody, ein kanadischer Mineningenieur, hatte die technische Oberleitung. Jeder Freiwillige wurde von dem ,,Xc'-Kommandeur seines Blocks geprüft. Bergwerksarbeiter, Zimmerleute und Ingenieure wurden der Tunnelarbeit zugewiesen; Schneider wurden angewiesen, Verkleidungen herzusteller., und Künstler machten eine Werkstatt auf, wo falsche Ausweispapiere hergestellt wurden. Jeder, der fließend Deutsch sprechen konnte, bekam den Auftrag, sich mit einem Frettchen anzufreunden, ih ständig im Auge zu behalten, ihn zu ,,erziehencr - und, wenn möglich, zu bestechen, uns Sache:~ von draußen zu besorgen, die wir brauchten.

Eines Tages trat ein neues Frettchen, und zwar ein besonders eifriges, seinen Dienst an; wir

und ein Stückchen Boden, wo der Ofen stand, einen Zementuntergrund und waren über einem Fundament aus Ziegelsteinen und Zement gebaut, das keine CMnungen hatte, durch welche die Sicherheitswachen sondieren konnten. Und dies waren die Stellen, von denen aus wir zu arbeiten begannen.

Unsere erste Aufgabe war, geheime Falltüren zu konstruieren. Zu jeder Tages- und Nachtzeit

I

kamen ab und zu die Deutschen in einen Block gestürzt; dann schrien sie ,,Raus, raus!", warfen die Betten um, öffneten die Schränke, rissen Bretter vom Boden und von den Wänden und suchten nach Werkzeug, Zivilkleidung, Knöpfen und Nägeln - kurz, nach allem, was ein Ausbrecher wohl brauchen könnte.

nannten es ,,Streberrc. Innerhalb eines Monats jedoch hatten wir ihn durch entsprechenden Verkehr derart gezähmt, daß es den Geschmack am Aufpassen verlor. Er pflegte, wenn er in unseren Flügel kam, direkt in das Zimmer seines „Freundesx zu gehen, der den Kontakt mit ihm hergestellt hatte. ,,Streber ist da", meldete er sich an, „kann ich hineinkommen?" Und dann bekam er seinen Stuhl, seinen Tee und ein Stück Kuchen.

Gefangene ohne besondere Ausbildung wurden entweder als ,,Pinguine" verwandt, die den Sand aus den Schächten verschwinden lassen mußten, oder als ,,Eichhörnchen", die die Frettchen zu

Aber mit Schläue und der Erfahrung von drei schweren Jahren gelang es, Geheimtüren zu bauen, die sie nicht finden konnten.

Glück verhalf uns zu einem bißchen Zement, das beim Bau übrig geblieben war. Eine polnische Mannschaft goß daraus eine bewegliche Platte von ungefähr zwei Fuß im Quadrat, die einer im Boden von Block 123 gemeißelten Öffnung entsprach. Sobald ein wenig Sand und Schmutz über die Fugen gestrichen war, konnte niemand etwas entdecken. Dies war der Eingang zu Tom.

Dicks Falltüre in Block 122 war entschieden die ingeniöseste. Im Boden des Waschraums war ein Gitter eingelassen, durch das das gebrauchte Wasser abfioß in ein drei Fuß tiefes Zementbecken.

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J7a/ des Dix et Cabane des Dix, Glacier de Seilon (Photo H . Doge)

Das Abflußrohr war so angebracht, daß immer ein wenig Wasser in der Senkgrube stehen blieb. Während die Eichhörnchen draußen aufpaßten, entfernten die Polen zunächst das Gitter; dann schöpften sie das Loch leer und lösten die ganze Zementplatte, die die eine Wand bildete, mit einem Meißel los, den wir durch Bestechung von einem Wärter bekommen hatten; nun konnte man die Wand nach Belieben herausnehmen oder einsetzen. Wenn die Platte wieder saß, wurden die Fugen mit Seife verstrichen; das Schmutzwasser sammelte sich dann rasch, und alles sah ganz unverdäch- tig aus.

Auch der Eingang zu Harry war recht kompliziert. Der große Ofen von Zimmer 23 in Block 104 stand auf Plättchen, die in einem Zementuntergrund von etwa vier Fuß im Quadrat eingelassen waren. Unsere Leute schoben den Ofen auf die Seite, meißelten die Plättchen heraus und setzten diese in eine Zementplatte ein, die der ursprünglichen Fundamentplatte täuschend ähnlich sah. Fünf Plättchen gingen bei dieser Arbeit in die Brüche. Sie wurden ersetzt durch fünf andere, die wir aus einer Küche im Ostflügel stahlen und glücklich zu uns herein schmuggelten.

Es war eine sehr gewagte Sache gewesen! Harrys Eingang war alles zusammen etwa 10 Tage in Arbeit und blieb den Frettchen nur durch eine scheinbar sorglos hingeworfene Matratze verborgen. Aber es gelang.

Und nun begannen wir die gefährlichere Arbeit des Tunnelgrabens. Die Längen, Richtungen und Winkel der-drei Tunnels wurden durch rohe trigonometrische Berechnungen festgelegt. Da wir wußten, daß die deutschen Horchgeräte tiefer als 2 5 Fuß unter Boden nichts mehr meldeten, so beschlossen wir, zunächst einmal drei Schächte von unseren drei Geheimtüren aus senkrecht nach

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unten bis zur Tiefe von 30 Fuß zu graben, und dann erst von dort weg die Tunnels in den Wald vor- zutreiben.

Der leichi-e, sandige Boden machte das Graben leicht; andererseits zwang er uns zu einer sehr soliden Verschalung. Als ein Anfang mußte jeder einzelne zwei Latten seiner Pritsche abgeben. Diese erste Requisition war nicht schlimm, aber nach der fünften oder sechsten Abgabe von Latten wurde das Schlafen entschieden ungemütlicher.

In den ersten Tagen des Mai 1943 wurde der erste Sand herausgeschafft. Unsere Grabmann- schaften arbeiteten von unmittelbar nach dem Morgenappell bis kurz vor dem Abendappell und leg- ten nur eine kurze Pause für die Mittagsmahlzeit ein.

Den Pinguinen fiel nun die kniffliche Aufgabe zu, den hellen gelben Sand verschwinden zu lassen, der so verräterisch in die Augen stach, wenn man ihn einfach auf den dunkelfarbigen Boden schüt- tete. Ein bißchen von diesem Sand konnten wir unter das Erdreich unserer kleinen Gärten mischen; aber das war nicht einmal der Anfang einer Lösung unseres Problemes. Wir verschafften uns also einige Dutzende kleiner Handtücher und nähten daraus wurstförmige Säcke. Ein Pinguin hing nun in jede Hosentasche einen solchen Sack mit Sand gefüllt und ging dann ganz harmlos hinaus auf den Spielplatz. Dort arrangierten die Eichhörnchen Boxkämpfe, Ballspiele oder auch wohl Schein- raufereien. Waren die Pinguine einmal zwischen den anderen, Hände in den Hosentaschen, so zogen sie an einer Schnur; diese entfernte eine Nadel am Boden der Wurstsäcke, und der Sand floß langsam zu Boden. Die vielen trampelnden und kratzenden Füße sorgten dafür, daß der Sand sich bald ver- färbte und in den Boden getreten wurde. Wenn alles nach Wunsch ging, dann waren I 5 0 Pinguine gleichzeitig tätig; in dieser Weise wurden wir viele Tonnen Sand los unter den Augen der Frettchen.

Die Tunnel wurden mit kleinen Kohlenschaufeln und Kratzeisen ausgehöhlt, die aus Teilen un- serer Kochherde hergestellt waren; die Öffnung betrug etwa zwei Fuß im Quadrat, und die Verscha- lung bestand aus viereckigen Rahmen aus Bettlatten, die ineinander verzahnt waren. Denn wir sparten unsere wenigen Nägel für den Bau der Leitern in den Schächten.

Auf dem Boden jedes Schachtes wurden geräumigere Kammern ausgegraben, wo die Schreiner und Klempner arbeiten konnten und wo das Material für die Ventilation untergebracht wurde.

Eines Tages, als drei unserer Leute dabei waren, die Basis von Dicks Schacht zu vergrößern, gab einer der Verschalungsrahmen nach, und in ein paar Sekunden wurde der fließende Sand zur Lawine. Die Leiter hielt stand, und zwei der Tunnelbauer konnten hinaufklettern. Aber der dritte, Wally Flood, war beinahe erstickt, bevor die anderen ihn heraufbrachten. Dicks Schacht wurde fast bis zu oberst mit Sand gefüllt! Das war ein bitterer Rückschlag; aber mit grimmiger Entschlossen- heit wurde die Arbeit eben noch einmal gemacht.

Unsere Veteranen wußten aus Erfahrung, daß man nicht weit tunneln konnte ohne Frischluft; und kleine Löcher, nach oben gebohrt, waren nutzlos. Das Glück wollte es nun, dnß die Nummer einer modernen technischen Zeitschrift sich in unser Lager verirrte - und darin stand ein Artikel über eine „hausgemachte" Luftpumpe! Wir machten uns sofort daran, eine zu fabrizieren.

Unsere ,,Kesselflicker" sammelten zunächst einmal Blechbüchsen von Rote-Kreuz-Milch. Sie schnitten die Böden heraus und fügten die Zylinder zusammen, um so ein Rohr zu bekommen. Die Nahtstellen wurden mit deutschen Propaganda-Zeitungen umwickelt und gedichtet. Das Rohr wurde dann in einen Graben im Boden des Tunnels verlegt und mit Sand zugedeckt; an seinem vorderen Ende hatte es ein Mundstück, durch das die Frischluft ausströmte. Die Luft wurde von Pumpmannschaften, die sich ablösten, durch das Rohr getrieben mit Hilfe von einer Art Blasebalg, der aus Kofferwänden konstruiert war. Schon das erste Modell bewährte sich großartig, und wir bauten sofort zwei weitere Pumpen. Endlich konnten wir die Geheimtüren auch am Tage schließen und ohne Furcht, von den Frettchen überrascht zu werden, arbeiten.

Unsere Elektrizitätsspezialisten machten sich auf die Suche nach Drahtresten, die beim Bau des Lagers übriggeblieben waren. Dann verlegten sie heimlich die Drahtleitung unseres Flügels und ge- wannen dabei auch ein paar Meter. So wurden die drei Schächte mit einer Leitung versehen, die un-

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bemerkt am Stromnetz angeschlossen wurde. Die Birnen stahlen wir aus den Korridoren und hatten nun eine gute Beleuchtung. Wenn - was gelegentlich vorkam - die Deutschen den Strom am Tage abstellten, dann benutzten wir selbstgefertigte Lampen, Blechgefäße mit Margarine, worin ein Docht aus der Kordel einer Pyjama-Hose brannte. Das stank leider ein bißchen.

Die Grabmannschaften arbeiteten nach einem genau ausgeklügelten System. Grabmann Num- mer Eins lag seitwärts, lang ausgestreckt auf einem Ellbogen, hackte vorne den Sand los und schob ihn nach rückwärts zwischen seine Beine. Nummer Zwei lag umgekehrt mit den Beinen über denen von Nummer Eins. Er sammelte den Sand in besonders dafür gebaute Kistchen; diese wurden auf kleine Wagen gestellt und mittelst selbstgefertigter Seile zum Schacht zurückgezogen.

Diese kleinen Wagen, stark genug, um zwei Sandkisten oder'einen Mann zu tragen, waren eine großartige Sache. Sie hatten aus dem Vollen gearbeitete, hölzerne Räder, die mit Blechreifen aus Konservenbüchsen versehen waren. Die Achsen liefen sogar in Kugellagern, die ein zahmes Frett- chen eingeschmuggelt hatte. Die Schienen dieser Tunnelhahn bestanden aus Streifen Weilblech von den Baracken. Als die Tunnel länger wurden, legten sich unsere Mineure der Länge nach auf diese Wägelchen und schoben sich bis zur Arbeitsstelle nach vorne. Manchmal war es zum Umkommen heiß in dem unterirdischen Loch. Die Leute arbeiteten nackt, oder in den langen - sehr unbeliebten - Unterhosen, wie die Gefangenen sie tragen mußten. Irgendwelche Schmutzflecken auf ihren Oberkleidern hätten den ganzen Plan verraten. Oben hatten wir eine primitive Brause eingerichtet, wo die Graber vor den Appellen schnell den Sand abspülen konnten.

Die Männer lernten es auch bald, wie sie sich bei Sandfall zu verhalten hatten. Die einzige War- nung war ein leichtes Rauschen, und schon war Nummer Eins unter einem Haufen erstickenden Sandes begraben, der auch Lampen und Luftleitung zudeckte. Nummer Zwei mußte dann rasch ar- beiten, um den Vordermann heil herauszubringen.

Eismeer Zasenberg-Abfahrt Schreckhornkette (Photo Jungfrau-Bahn)

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Ende Mai, einen Monat, nachdem wir die Arbeit angefangen, war jeder der drei Tunnels an die , 70 Fuß lang. Wir waren jetzt schon beinahe im Sommer, der besten Zeit für eine Flucht, denn man , könnte im Freien schlafen und ,,vom Lande leben".

Die Organisatoren von ,,X" entschlossen sich, zunächst Tom vorzutreiben, da nur noch die .

kürzeste Entfernung gebaut werden mußte. Eine Woche später wurde mit der Konstruktion des ersten ,,Halbweg-Hauses", IOO Fuß vom Schacht weg, begonnen. Dies war eine kleine Kammer, die .

aus den Kopf- und Fußbrettern unserer hölzernen Pritschen gebaut war. Man konnte sich darin umdrehen, ohne gezwungen zu sein, ganz bis zum Schacht zurückzugehen. Eine kleine Rechnung ergab, daß Toms Halbweghaus gerade unter dem Warnungsdraht liegen mußte. Es blieben also noch , roo Fuß zu graben, bis der Wald erreicht wäre.

Andere ,,Xc'-Gruppen waren inzwischen eifrig tätig, die Ausrüstung herzustellen, die wir haben mußten. Unser ,,Fälscher-Departement" - es waren einige j o Mann! - stellte nachgemachte Pässe '

und Ausweiskarten her. Wir nannten es ,,Dean & Dawson" nach dem bekannten englischen Reise- bureau.

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Einige von unseren Wärtern waren empfänglich für Schokolade oder Kaffee; und hatten sie ;

einmal irgendetwas eingeschmuggelt, dann konnten sie sich nicht gut mehr weigern, uns auch an- ' deres zu besorgen - weil sie Angst hatten, wir könnten sie dem Lagerkommandanten verraten. So gelang es uns, farbige Tinte, Federn, Pinsel, besondere Papiersorten und Magnete zu bekommen, um I daraus Kompasse herzustellen. Auch Radioteile ließen wir uns besorgen, um einen verbotenen Emp- 1 fänger zu bauen, mit dem wir die täglichen Nachrichten abhören konnten. Schließlich fand sogar eine Kamera und die nötige photographische Einrichtung, um gefälschte Papiere zu fabrizieren, den Weg zu uns; auch Hämmer, Sägen, Zangen, Nägel und - sehr wichtig ! - Karten verschafften wir uns nach und nach. i

Ein paar von diesen Leuten, die von unseren Sprachkundigen gehörig eingewickelt wurden, ließen sich sogar überreden, uns ihre Zahlbücher und Identitätskarten zu ,,leihen", die den Fälscher- Künstlern als Vorlage dienen mußten. Dieses Nachmachen von Dokumenten war eine unglaublich kniffliche Arbeit. Ganze Seiten Maschinenschrift mußten von Hand gezeichnet werden wie in den Originalen, mit übereinander geschlagenen Buchstaben, beschädigten Lettern und Unregelmäßig- keiten der Lineatur. Die Fälscher rissen dünnes Papier aus Bibeln heraus und nahmen das Leinen von Bucheinbänden, um solche Zahlbücher zu machen. Ein anderes Ausweispapier verlangte das Nachmachen von vielen Zeilen kleinen Druckes und endlos verschlungener gravierter Schnörkel. Eines dieser Dokumente, das hötig war, um über die Grenze zu kommen, war so kompliziert, daß ein geübter Fälscher einen ganzen Monat lang fünf Stunden am Tage zu tun hatte, um nur ein Exem- plar fertig zu stellen.

Geprägte Buchstaben wurden mit dem Stiel einer Zahnbürste hergestellt; deutsche Adler- und Hakenkreuz-Stempel schnitten wir aus dem Gummi von Absätzen. Im ganzen versorgten „Dean & Dawson" die Flüchtlinge mit 400 gefälschten Dokumenten.

Ein australischer Pilot konstruierte Kompasse; das Gehäuse bestand aus eingeschmolzenen Grammophonplatten, das Glas war Teil einer zerbrochenen Scheibe, die Nadel war eine zurecht- gefeilte und an einem Magnet geriebene Nähnadel.

Im Schneiderladen machten 60 Leute Zivilkleider aus RAF-Uniformen und brachten ziemlich genaue Kopien der Uniform der deutschen Luftwaffe heraus. Ein Flüchtling, der eine genaue Kopie trug, wurde, wenn man ihn schnappte, erschossen. Er wurde als Spion behandelt. Aber nach der Genfer Konvention konnten wir Nachahmungen mit Abweichungen benützen. Ein halbes Dutzend Kartenzeichner entwarf eine ganze Anzahl von Karten; mit Hilfe eines zurechtgeschusterten KO- pierapparates wurden diese vervielfältigt. Die dazu notwendige Gelatine stammte von Fruchtgelees, und die Tinte bestand aus zerriebenem Tintenstift.

Dann hörten wir, daß die Amerikaner in etwa sechs Wochen in einen besonderen Flügel des Lagers überführt werden sollten; sie hatten aber tüchtig an dem Bau der Tunnels mitgearbeitet. Um

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I Eimeer-Abfahrt (Pbvdos: Ssk&Z, re~bth SVZ.)

die Arbeit zu beschleunigen, wurden daher Nachtschichten eingelegt. Das aber hatte ein größeres Risiko mit dem Sande zur Folge. Noch etwas mehr als bisher wurde er in unsere Gemüsegärtchen vergraben, und ein Teil auch wurde über den aufgebrochenen Boden eines neuen Lagertheaters aus- gestreut.

Eines guten Tages brachte ein sondierendes Frettchen in einem Gartenbeet etwas gelben Sand an die Oberfläche. Dies löste eine ganze Reihe von nervösen, aber gänzlich fruchtlosen Suchaktionen aus. Die Deutschen gruben sogar einen Graben zwischen Block 123 und dem Drahtzaun; der war aber nicht tief genug, um Tom zu entdecken.

Ende Juni waren wir der Ansicht, daß Tom gerade bis unter dem Waldrand ging, und wir be- reiteten alles vor, um einen Schacht senkrecht nach oben zu graben. Und ausgerechnet in diesen Tagen erschien plötzlich eine ganze Horde von Deutschen und begann die Bäume zu fällen! ES war tatsächlich der reinste Zufall. Sie hatten den Auftrag, dort einen weiteren Flügel zu bauen. Sie legten die Bäume einige go m weit um; aber viel Zeit blieb den Amerikanern nicht mehr, und wir beschlos- sen, Tom trotz allem bis an die Oberfläche zu führen - die Flüchtlinge müßten denn eben das Stück bis zum Waldschutz kriechend zurücklegen.

Jetzt kam aber so viel Sand zu uns herauf, daß wir ganz verzweifelt waren. Irgend jemand schlug vor, ihn einstweilen in Dick abzulagern. Jeden Abend ging ein ganzer Strom von Pinguinen mit Rote-Kreuz-Schachteln hinüber in Dicks Baracke und leerte den Sand in den Schacht aus. Aber selbst das genügte noch nicht. Die Oberleitung von „X" faßte den Entschluß, ein großes Risiko in den Kauf zd nehmen und den Sand in Schachteln unter unseren Betten aufzuspeichern; man hoAte, daß die Deutschen nichts entdecken würden, bis es möglich wäre, den Sand verschwinden ZU lassen.

Tom war jetzt 260 Fuß lang und bis auf ein paar Fuß fertig ausgebaut. Bushell beschloß, einige Tage Ruhe zu halten, um jeden eventuellen Verdacht einzusch1äfei.n. Und dann mußten die Frert- chen die Schachteln mit Sand in unserer Baracke finden! Schwere Lastwagen wurden in das Lager gebracht und fuhren kreuz und quer, hin und her, um irgendwelche Tunnel, die wir vielleicht ge- graben hätten, zum Einsturz zu bringen. Sie zerstörten aber nur unsere Gemüsegärtchen.

Und einen Tag später, während einer letzten, argwöhnischen Durchsuchung von Block 123,

I stieß ein Frettchen, ganz zufällig, seine Sondierstange in eine Fuge von Toms Geheimtüre.

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Damit war Tom endgültig erledigt . . . Die Frettchen konnten nicht herausfinden, wie die Türe geöffnet werden mußte; also schlugen

sie sie in Stücke. Dann sprengten sie Tom und ließen nebenbei ein Teil des Daches vom Block 123 in die Luft gehen. Sie waren so erfreut und erlöst, Tom gefunden zu haben, daß sie keine Strafen verhängten und auch .nicht einmal Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.

Eine Massenversammlung beschloß, an Dick und Harry weiter zu arbeiten. Immerhin hielten wir es für angebracht, bis zum Winter nichts zu unternehmen; dann würde die Wachsamkeit wohl nachlassen, weil der Winter die schlechteste Zeit ist für einen Fluchtversuch.

Ende August wurden die Amerikaner in ihren neuen Flügel überführt; wir feierten ein großes Abschiedsfest mit selbstgebrautem Rosinenwein. ' Während wir auf den Winter warteten, wurde der Entschluß gefaßt, es mit oberirdischen Aus- brüchen zu versuchen.

Für einen dieser Versuche kopierten unsere Schreiner die deutschen Gewehre aus Holz; die genauen Maße verschafften sie sich, indem sie hinter den bewaffneten Wächtern herschlichen und die Einzelheiten so gut wie möglich sich einprägten. Diese Holzgewehre wurden dann mit Graphit ein- geschmiert, bis sie metallisch aussahen, und so lange poliert, bis sie sich von dem Original kaum noch unterschieden. Von Zeit zu Zeit führten die Deutschen kleinere Gruppen von Gefangenen zum Lager hinaus, um unsere Kleider zu entlausen. Und wir hatten die glänzende Idee, eine ganz inoffizielle Entlausungspartie auf die Beine zu stellen.

Drei Gefangene, verkleidet als Unteroffiziere der Luftwaffe, eskortierten 24 andere Gefangene, kamen unbehelligt durch die Kontrolle am großen Eingangstor und verschwanden im Wald. Ein paar Minuten später versuchten sechs höhere Offiziere, darunter der berühmteste Kampfflieger der Schlacht über England, Bob Stanford Tuck, ihnen zu folgen. Sie wurden aber entdeckt.

Wir mußten alle fast sieben Stunden lang in Reih und Glied stehen, während die drei schließlich noch fehlenden Männer identifiziert wurden. Übrigens wurden diese später auch alle drei noch er- wischt. Einer von ihnen, der fließend Spanisch sprach, spielte den Fremdarbeiter; er kam bis in die Tschechoslowakei und von da mit der Eisenbahn bis an die Schweizer Grenze; er stieg aus seinem Zug und marschierte tatsächlich über einen schmalen Streifen schweizerischen Bodens, ohne dies natürlich zu wissen, wieder nach Deutschland hinein! Und dann schnappte ihn ein Grenzwächter. Die beiden anderen fanden einen Flugplatz der Luftwaffe, schlichen sich in eine alte Junkers-Trai- ningsmaschine und waren gerade dabei, den Motor warmlaufen zu lassen, als unglückseligerweise ein deutscher Pilot auftauchte, der diese Maschine fliegen sollte, und der die beiden gefangen nahm.

Früh im Jahre 1944 waren wir bereit, wieder mit dem Graben zu beginnen. Dick war ja nun fast voll mit Toms Sand - und außerdem waren die Deutschen dabei, einen neuen Lagerflügel zu bauen, wo Dick hätte münden sollen. Es blieb also nur Harry übrig. Aber der Boden war hoch mit Schnee bedeckt, und das Verschwindenlassen des Sandes stellte uns vor ein schwieriges Problem. Einer der Tunnelbauer schlug vor, den Sand unter das Theater zu schütten; er hatte beobachtet, daß die Deut- schen da niemals nachsahen.

Dieses Theater hatten wir selbst gebaut und dabei darauf geachtet, daß nirgends Öffnungen blieben, durch die ein Frettchen hereinsehen konnte. Unter dem Boden des Theaters war eine tiefe Höhlung, in der Tonnen und Tonnen von Sand Platz hatten. Unsere Techniker versahen einen der festen Sitze mit Scharnieren, so daß er sich zurückklappen ließ; und darunter konstruierten sie eine versteckte Falltüre. Durch diese schütteten die Pinguine jede Nacht viele Koffer voll Sand.

Drei Arbeitsgruppen, jede mit zehn erfahrenen Veteranen, trieben Harry bis zu I 2 Fuß im Tage voran. Ende Januar wurde in einer Entfernung von IOO Fuß das erste „Halbweg-Hauscc gebaut. Die Bauleitung rechnete damit, daß eine Gesamtlänge von 300 Fuß den Tunnel bis in den Schutz des Waldes bringen würde.

Es war eine langwierige Arbeit, und die Verhältnisse wurden stetig schlechter. Die Erde war kalt und feucht. Alle unsere Graber waren ständig erkältet. Die meisten von ihnen litten an einem

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schwarzen Auswurf, weil sie den rußigen Rauch unserer Fettlampen einatmen mußten; denn es fehlte uns jetzt an elektrischem Draht. Und Sandeinbrüche gab es fast täglich.

Trotzdem war gegen Mitte Februar wieder ein Stück von etwa roo Fuß geschafft, und das zweite Halbweghaus wurde fertiggestellt. Es befand sich unmittelbar unter dem äußeren Stachel- drahtzaun. Noch mußte weitere IOO Fuß gegraben werden. Und nun gab es einen kleinen Glücks- fall. Deutsche Arbeiter, die eine Lautsprecheranlage zu verlegen hatten, brachten zwei Rollen Lei- tungsdraht, den sie in den nächsten Minuttn für ihre Arbeit brauchten. Einer der Gefangenen nahm sich eine Rolle und ging seelenruhig damit fort. Die Folge war ein großes Durcheinander, das mit einer von uns gespielten Schlägerei endete; und in der allgemeinen Aufregung klauten wir auch die zweite Rolle. Die deutschen Arbeiter hatten Angst, den Verlust zu melden. (Und tatsächlich wurden, als die Gestapo schließlich den Draht in Harry fand, auch drei von ihnen erschossen.)

Dieser Fischzug versorgte uns mit 600 Fuß Leitungsdraht, genug für die Beleuchtung von Harry bis ganz vorne.

Das Oberfrettchen wurde aber wieder argwöhnisch. Wally Floody, der Chef der Pinguine, un- ser Leiter des Sicherheitsdienstes und ein gutes halbes Dutzend der besten Graber wurden ganz plötzlich in ein andereslLager, viele Kilometer weit weg, gebracht. Das war ein böser Schlag! Es war schon schlimm genug, so viele unserer besten Leute zu verlieren; aber es war noch viel schlim- mer, daß die Deutschen offenbar Wind davon bekommen hatten, daß wir irgend etwas planten.

Am 8. März 1944 waren die letzten roo Fuß gegraben, und vorne wurde eine Kammer kon- struiert. In vier weiteren Tagen gruben vier von unseren besten Leuten senkrecht nach oben und zimmerten gleichzeitig eine Leiter, bis sie auf das Wurzelwerk von Tannenbäumen stießen. Sie

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schätzten, daß sie etwa 2 Fuß unter Erdboden wären und gerade im Schutze des Waldes. Sie verschlos- sen das obere Ende des Schachtes mit Brettern, und das letzte Stückchen sollte in der Nacht des Ausbruches gegraben werden. Am 14. März war der Tunnel fertig; die Geheimtüre wurde geschlos- sen und mit Zement verstrichen, und wir beschlossen, auf milderes Wetter und eine für den Aus- bruch geeignete Nacht zu warten.

Und ausgerechnet am nächsten Tage schickte das Oberfrettchen seine Leute, um Block 104 wieder einmal zu durchsuchen.

Einer von diesen stieß sogar seine Sondierstange in den Zement, mit dem Harrys Türe ver- schlossen war. Aber der Zement war schon gehärtet und gab nicht nach.

An die 100 von uns hatten an den Tunneln gearbeitet; wir schätzen aber, daß nur etwa 220 wäh- rend den Stunden der Dunkelheit durch Harry würden entweichen können. Bushell wurde ermäch- tigt, eine erste Liste von 60 Arbeitern aufzustellen; 20 weitere wurden für ihre Verdienste um das ganze Projekt in geheimer Wahl bestimmt; und 140 Namen wurden aus einem Hut gezogen.

Diese Glücklichen begannen jetzt mit ihren Vorbereitungen. Wir hatten Geld genug, um fiir 40 von ihnen Eisenbahnfahrkarten zu kaufen; der Rest sollte sich zu Fuß durchschlagen. Bushell und ein paar andere, die bereits in Deutschland herumgetippelt waren, hielten ,,Vorträgecc und gaben gute Ratschläge und nützliche Winke. Ein tschechischer Pilot entwarf, so weit dies möglich, ein Bild der Grenzberge gegen Böhmen, die einige hundert Kilometer entfernt waren, und die das nächste Ziel der meisten ,,Touristen zu Fuß" waren.

Nach dem Morgenappell des 24. März gab Roger Bushell bekannt, daß die Flucht in der kom- menden Nacht stattfinden sollte. Es lagen etwa 40 cm Schnee; das war natürlich sehr ungünstig. Andererseits war es eine mondlose Nacht, und unsere Wetterkundigen waren der Ansicht, daß es wohl Wind geben würde, was verdächtige Geräusche zum mindesten schlechter hörbar machen sollte.

Die Leute von ,,Dean & Dawson" setzten die Namen in die gefälschten Papiere und stempelten diese mit dem korrekten Datum - was natürlich erst jetzt möglich war. Einige der Ausbrecher waren als Fremdarbeiter aufgemacht, andere waren Neutrale, wieder andere deutsche Beamte, Soldaten oder Zivilisten - und eines jeden Papiere mußten übereinstimmen mit seiner Erzählung und seinem Aussehen.

Einer unserer Tunnelgraber begab sich ganz nach vorne zu Harrys Ausgangskopf, um festzu- stellen, wieviel wir noch bis ins Freie zu graben hätten. Zu seiner Verwunderung kam schon Licht, als er einen Stock nur 10 cm nach oben stieß. Zum mindesten, so hatte es den Anschein, würden wir keine Schwierigkeiten haben, hinauszukommen. Wir legten Decken aus auf dem Boden der Schächte, um nach Möglichkeit Geräusche zu ersticken, und nagelten Bretter auf die Tunnelwägelchen, so daß die Flüchtlinge darauf liegen konnten, um nach vorne gezogen zu werden. Als es dunkel wurde, begannen sich die Leute anzuziehen. Die improvisierten eisernen Rationen wurden ausgegeben; das war eine übelschmeckende, aber sehr nahrhafte Mischung von zerstampfter Schokolade, Hafer- flocken, zerriebenem Zwieback, Vitamintabletten, Roggenmehl, Trockenmilch und anderen kon- zentrierten Nahrungsmitteln. Das war alles zu einer Art Paste zusammengekocht.

Um halb neun Uhr kam die Meldung, daß alles bereit wäre. Zehn Minuten später ging der erste Ausreißer die Leiter hinunter, schön aufgemacht in einem Zivilanzug und mit einer hausgemachten Aktentasche unter dem Arm. Der zweite, als Arbeiter verkleidet, folgte unmittelbar. Unter den ersten fünf war auch Roger Bushell; er trug ein Lederköfferchen und sah aus wie ein schicker Ge- schäftsmann in seinem Fischgrätenstraßenanzug, schwarzen Mantel und dunklen Hut.

Es gab einen bösen Aufenthalt, als der erste Mann die Verschlußbretter nicht los bekam. Es dauerte fast eine Stunde - eine scheußliche Zeit für die Leute, die im Tunnel auf den Wägelchen lagen -.bevor die gequollenen Bretter nachgaben und die Erde entfernt war. Hoch oben glitzerten ein paar Sterne, und die süße Luft der Freiheit strömte in den Schacht.

Als aber der erste vorsichtig den Kopf hinausschob, bekam er einen schlimmen Schrecken. An- statt gerade im Walde öffnete sich das Loch einige 10 Fuß vor den Bäumen; und seine gähnende

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Öffnung war kaum I 5 m von einem Wachtturm entfernt. Wir waren wie vor den Kopf geschlagen, als die Nachricht durchkam. Sollte das Werk, an dem 500 Mann mehr als ein Jahr gearbeitet hatten, ein vollständiger Mißerfolg sein? Aber unsere Leute wollten sich nicht mehr hinhalten lassen. Aus- zubrechen war jetzt sehr gewagt. Aber einen ganzen Monat auf den nächsten Neumond zu warten und inzwischen weitere 30 Fuß nach vorne zu graben, war auch riskant. Und dann waren die gefälsch- ten Papiere alle schon datiert und hätten neu fabriziert werden müssen. Das gab den Ausschlag. Der erste Mann, der oben war, kroch hinüber zu einem Heckenzaun; er zog einen Strick hinter sich her, mit dessen Hilfe er signalisieren konnte, wenn es für den nächsten sicher war zu kommen. Der Po- sten auf dem Wachtturm schenkte der Waldseite keine Beachtung; er ließ seinen Scheinwerfer aus- schließlich über den Drahtzaun und das Lager spielen. Zwei andere Posten patroullierten am Zaun entlang auf und ab. Wenn beide nicht mehr sichtbar waren, wurde kurz am Seil gezogen, und der nächste Mann schlüpfte hinüber in den Wald.

Es dauerte mehr als eine Stunde, bevor die ersten 20 Mann es geschafft hatten. Diese zwanzig sollten alle die Eisenbahn benützen, und ihr erstes Ziel war die Station Sagan, etwa eine Viertel- meile entfernt. Wir wußten genau, wann die Züge gingen, dank den Fahrplänen, die uns von Frett- chen zugeschmuggelt worden waren.

Für die Leute hinten in Block 104 war diese Anfangsverzögerung aber furchtbar gewesen. Of- fensichtlich war irgend etwas schief gegangen. Aber was ? Wartend saßen die Ausreißer herum; eine seltsame Gesellschaft! Gut gekleidete Zivilisten, Arbeiter, ein deutscher Unteroffizier - in bunter Mischung. Sie konnten nur hoffen, daß keine Frettchen auftauchen würden. Kurz nach halb zehn Uhr spürten die Männer an der Geheimtür einen kalten Luftzug. Das konnte nur bedeuten, daß der Ausbruch gelungen war. Ein gedämpftes Freudengeschrei ging durch Block 104.

Es gab aber auch noch andere Schwierigkeiten und Unterbrechungen. Rutschender Sand unter- brach die Vorstellung zweimal, alles zusammen für mehr als anderthalb Stunden. Ab und zu sprang auch wohl ein Wagen aus den Gleisen - wieder eine Verzögerung! Leute mit einem Handköffer- chen bewaffnet, oder in Decken gehüllt, fanden sich auf ihrem Wege nach vorne in dem engen Tun- nel verklemmt; sie wagten nicht, sich einfach loszureißen und vorzudrücken, denn das hätte leicht einen Sandfall verursacht. Wir bekamen immer größere Verspätung auf unseren Fahrplan.

Um Mitternacht begannen die Fliegeralarm-Sirenen zu heulen, und alle Lichter gingen aus, natürlich auch unsere ungesetzlichen im Tunnel. Die Lampen mußten angezündet und nach vorne durchgegeben werden. Aber es war jetzt schon klar, daß bis Tagesanbruch nicht mehr als IOO Mann entwischen könnten. Wir oben im Block 104 hörten die fernfallenden Bomben, und die Baracken zitterten, wenn eine RAF-Landmine auf das IOO Meilen entfernte Berlin fiel. Unter allen anderen Umständen hätten wir gejubelt - aber in dieser Nacht fluchten wir. Erst gegen zwei Uhr morgens ging das Licht wieder an. Inzwischen aber waren eine ganze Anzahl Ausreißer einer nach dem an- dern geräuschlos vom Tunnelausgang in den Wald gekrochen.

Der schlimmste Moment kam gegen halb fünf Uhr morgens. Der Posten auf dem Wachtturm rief eine der patrouillierenden Wachen an. Diese kletterte auf den Turm, und der Posten kam die Treppe herunter und ging geradewegs auf das Tunnelloch zu. Es war beinahe unmöglich, daß er es nicht sah. Wasserdampf kam aus dem heißen Tunnel, und von dem Loch zum Walde ging eine schwarze Spur durch den Schnee, wo die Ausreißer gekrochen waren. Der Posten, offenbar geblendet von seinem Scheinwerferlicht, ging vorwärts, bis er nur noch vier Fuß vom Loch entfernt war, dann aber drehte er sich um, ließ die Hosen herunter und hockte nieder. Volle fünf Minuten blieb er dort, und die Männer im Schacht wagten kaum zu atmen . . . und dann ging er friedlich zurück zu seinem Turm! Mehr Flüchtlinge kamen aus dem Tunnel und verschwanden im Wald. Als es beinahe fünf Uhr war, entschied der leitende RAF-Offizier, daß es allmählich zu hell wurde. ,,Es sollen noch drei Mann hinunter gehencc, sagte er, „und dann machen wir Schluß. Kommen sie alle fort, ohne ent- deckt zu sein von den Hunnen, dann weiß kein Mensch etwas bis zum Morgenappell, und unsere Burschen haben vier gute Stunden, bevor die Jagd beginnt."

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Die letzten drei stiegen schnell in den Schacht hinab. In dem Augenblick, als der dritte Mann im Tunnel verschwand, hörten wir den Knall eines Gewehrschusses.

' Zwei der Ausreißer hatten den richtungsweisenden Baum im Wald erreicht, ein anderer war kriechend halbwegs gekommen, und ein vierter hatte eben das Loch verlassen, als der Mann mit dem Strick das Nahen einer Wache anzeigte. Wenn er seine Richtung beibehielt, dann mußte er einfach in das Loch fallen! Die beiden Leute im Freien versteinerten, flach auf dem Boden liegend. Der Deutsche ging weiter. Er war jetzt 7 m entfernt und hatte das Loch immer noch nicht gesehen.

Links, rechts, links, rechts schritt er voran, wohl im Halbschlaf. Kaum 40 cm vom Tunnelloch setzte er den Fuß auf. Sein nächster Schritt berührte beinahe den Mann neben dem Loch. Er machte noch einen Schritt - und dann erwachte er mit einem Ruck aus seinem Dämmerzustand. Zwar hatte er den Mann, der vor seinen Füßen lag, noch nicht gesehen; aber den schwarzen Strich im Schnee, den hatte er gesehen! Und dann bemerkte er auch den Mann, der halbwegs bis zum Walde gekom- men war, und er legte das Gewehr an, um zu schießen. In diesem kritischen Augenblick sprang einer der Ausreißer, die bei dem Baume warteten, vor und winkte mit beiden Armen. ,,Nicht schießen, Posten, nicht schießen!" schrie er. Der Wachtposten schoß in seinem Schrecken wie ein Verrückter. Die zwei am Waldrand und der, der die Hälfte des Wegs zum Wald gekrochen war, kamen mit erhobenen Händen langsam vorwärts. Und dann stand auch der letzte Flüchtling - immer noch unbemerkt! - unmittelbar vor seinen Füßen auf. Vor seiner Nase lag Harrys gähnendes Ausgangs- loch! Er riß eine Taschenlampe heraus und leuchtete den Schacht hinab, Ausreißer Nummer 81 ins Gesicht, der höchst ungemütlich an der Leiter hing.

Der Posten blies seine Alarmpfeife. Und im Nu wimmelte es von Wachen, die aus allen Rich- tungen kamen.

Harrys langes Leben war beendet . . . In Block 104 machte man sich in wilder Eile daran, unsere Listen und Papiere zu verbrennen,

die Ausrüstung zu vernichten und die Zivilkleider verschwinden zu lassen. Die Leute im Tunnel schoben sich an den Wägelchen vorbei zurück und erwarteten, von hinten durch den Tunnel ange- schossen zu werden. Als der letzte Mann oben war, wurde Harrys Türe zugemacht und der Ofen wieder an seinen Platz gestellt.

Schon nach ein paar Minuten kam von unten ein kratzendes Geräusch. Ein Frettchen hatte sich durch den Tunnel gearbeitet und konnte nun nicht heraus kommen. Wir ließen ihn, wo er war. Gegen sechs Uhr wimmelte unser Flügel nur so von Wachen; Maschinengewehre waren auf Türen und Fenster gerichtet, und Frettchen durchsuchten Block 104 und schrien in einem fort: ,,Raus, raus! Efferbody raus."

Jeder Mann, der aus Block 104 kam, wurde von einem Frettchen gepackt und gezwungen, sich im Schnee auszuziehen, Strümpfe, Schuhe - alles! Und jedes Kleidungsstück wurde genau unter- sucht. Während diese Durchsuchungsaktion vor sich ging, kam ein Adjutant gerannt und beschwor uns, die Geheimtüre zu öffnen. Das Frettchen war immer noch unten, und sie fürchteten, daß es ersticken würde. Die anderen Frettchen konnten die Geheimtüre nicht finden! Also öffneten wir die Türe. Denn das Frettchen da unten war ein ordentlicher Bursche - der einzige von der ganzen Gesellschaft, der Mut genug hatte, um in den Tunnel einzudringen.

Es dauerte nur ein paar Stunden, bis das ganze Land ringsum die großte Menschenjagd des Krieges erlebte. Der Rundfunk forderte alle Zivilisten auf, mitzuhelfen. SS und Gestapo-Männer, Luftwaffe und sogar Marine in Stettin und Danzig wurden aufgeboten; Tausende begannen die Suche.

Wir Zurückgebliebenen im Lager warteten der kommenden Dinge. Harry hatte den Welt- rekord, was Flüchtlingszahl anbelangt, gebrochen; und das würden uns die Deutschen sicherlich heimzahlen.

Die Gestapo erschien für eine eingehende Untersuchung. Aber ihre Agenten - nie beliebt bei der regulären Truppe! - wurde von den Frettchen nicht unterstützt, und sie brachten nichts heraus.

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Es gelang uns sogar, zwei von ihren Taschenlampen zu klauen, aber sie deckten einen schwarzen Markt auf - organisiert vom Lagerkommandanten und seinem Stab! Der unglückliche Lagerhäupt- ling wurde prompt abgeführt und vor ein Kriegsgericht gestellt.

Die meisten der 76 Mann, die ausgerissen waren, wurden schon innerhalb eines Tages ge- schnappt, obgleich einige bis Danzig und sogar bis München gekommen waren. Sie alle kamen in ein elendes Gestapo-Lager in Görlitz - einige 40 Meilen entfernt. Von Görlitz wurden dann I 7 Mann wieder zurückgebracht nach Stalag Luft 111. Und das war alles, was wir erfuhren . . .

Dann, vierzehn Tage nach dem Ausbruch, wurde unser ältester Offizier in das Büro des Lager- kommandanten befohlen. Mit gleichgültiger Stimme las ihm der Deutsche den offiziellen Bericht vor, daß von 76 geflohenen Offizieren 41 erschossen seien!

Unser rangältester Offizier berief eine Versammlung der Lagerinsassen und verkündete ihnen diese furchtbare Nachricht. Nach der Genfer Konvention dürfen keine schweren Strafen verhängt werden gegen Gefangene, die einen Fluchtversuch unternehmen. Und bisher hatten die Deutschen sich auch daran gehalten. Wir dachten, daß diese Nachricht wohl nur ein Bluff sei, um uns von wei- teren Fluchtversuchen abzuhalten. Nichtsdestoweniger hieiten wir aber einen Gedenkgottesdienst ab in unserem Flügel, und jeder von uns trug, als Zeichen des Protestes, eine schwarze Trauer- Rosette am Ärmel.

Als dann die Deutschen die Liste der Toten anschlugen, standen nicht 41, sondern 46 Namen darauf, darunter die der Führer: Roger Bushell, Tim Walenn, der das Fälscher-Departement geleitet hatte, Al Hake, der die Kompasse fabrizierte hatte, und Charlie Hall, unser Photograph.

Tagelang war unser Flügel halb von Sinnen vor Trauer und Wut. Dann kamen noch drei

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weitere Namen auf die Liste der Toten. Die Deutschen gaben uns nie eine Erklärung dafür, warum ,

sie die Flüchtlinge erschossen hatten, noch weshalb sie gerade jo von 76 erschossen. Ein paar Wochen später brachten sie die Urnen mit der Asche der Toten. Wir bauten ein Grabgewölbe und setzten die Urnen bei.

Im Juni kam ein Brief in spanischer Sprache mit einem erfundenen Namen unterzeichnet. Das war das Zeichen, daß ein Flüchtling, ein holländischer Pilot der RAF, England erreicht hatte. Eine Postkarte aus Schweden mit zwei Phantasienamen verkündete uns, daß zwei Norweger es auch ge- schafft hatten. Drei waren also durchgekommen, fünfzehn waren zurückgebracht worden nach Stalag Luft 111, und fünfzig waren erschossen - blieben also noch acht, von denen wir nichts wußten.

Erst sehr viel später hörten wir, daß diese acht in das berüchtigte Konzentrationslager Oranien- burg verbracht worden waren. Noch niemand, so rühmte sich die Gestapo, war je aus einem Kon- zentrationslager ausgebrochen. Doch schon nach wenigen Monaten hatten die acht sich einen Tunnel gebaut und waren ausgewischt. Freilich wurden sie bald wieder geschnappt; aber da war Deutschland schon mitten im Chaos des Zusammenbruchs, und sie wurden nicht erschossen. Wenn die Deutschen unsere 3 0 Kameraden erschossen, um uns Angst zu machen, so war das ein psycho- logischer Irrtum. ,,X" wurde sofort wieder neu organisiert, diesmal unter zwei Veteranen im Tun- nelbau, und wir begannen, an ,,GeorgeC' zu arbeiten, der unter dem Theater seinen Anfang nahm. „GeorgeC' stand ,,Harry" in gar nichts nach und war beinahe fertig, als wir halsüberkopf evakuiert wurden. Denn die Russen waren nur noch 30 Meilen entfernt. Man zwang uns, wochenlang durch halb Deutschland zu marschieren,

Am 2. Mai 1945 waren wir in Lübeck, als Tanks der zweiten Britischen Armee auftauchten und uns befreiten.

Mit freundlicher Genehmigung des RaaBcrs'Digrrt, Dezember 1945, uhersettt von Dr. Henry Hoek.

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S K I - U N D K L E T T E R F A H R T E N AM A E Q U A T O R

Von Dr. U. Kappeler, JAS Mit Photos vom Verfasser

Heiße, feuchte Tropenluft, eine weite Flußmündung und vor uns niedere, flache Ufer und die Silhouette einer Stadt. Ich bin auf dem amerikanischen Dampfer „Sta. ClaraCr und nähere mich Guayaquil, dem Haupthafen Ecuadors. Einige Stunden später stehe ich an Land und lasse mich an- starren von einer bunten Völkermischung aller Schattierungen in den Grundfarben Weiß, Gelb bis Schwarz. Mein großer Rucksack und die Ski erwecken offenbar Aufsehen, und ich fühle mich etwas deplaciert in der Stadt am Aequator.

Zwei Tage darauf sitze ich im Tagesexpreß nach Quito. Die Bahn führt uns durch den tropi- schen Küstengürtel mit Bananen, Ananas, Kakao, Reis und Zuckerpflanzungen an den Cordilleren- rand und durch enge Täler immer höher in die Sierra hinauf. Nach Riobamba passieren wir auf 3604 m den höchsten Punkt der Bahn, fahren vorbei am Eisstock des Chimborazo, später an dem schon im Mondschein silbrig leuchtenden Schneekegel des Cotopaxi und erreichen gegen 1 1 Uhr die Hauptstadt Quito, 2800 m.

Vier Monate später: Die erste Expedition in den ,,Oriente", in die dicht geschlossenen Urwälder des obern Amazonas, ist hinter mir. Feuchtigkeit, Schlamm, Hitze und Malaria, Canoefahrten und wilde Aushirris haben mir das eine Extrem gezeigt, seltene Ausblicke in die Cordillere hinauf zu den Schneevulkanen Antisana, Tungurahua und zum aktiven Sangai das andere. Besonders dieser vereinigt das Typische des Landes, Tropen und Berge, in der Nacht aufleuchtende glühende Lava-

'

ströme, die durch Schneefelder gegen den Urwald zurollen: Hitze und Kälte, ein Wahrzeichen für Ecuador, das Land der Gegensätze.

Eine Trainingstour am letzten Sonntag auf den 4800 m hohen Guagua Pichincha hat uns solche Ausblicke auf die Cordillere gegeben, daß wir uns ZU etwas Größerem entschlossen haben, wir ma- chen einen Versuch mit dem Cotopaxi. Die wichtigsten Vorbereitungen sind bereits gemacht. Der Kriegsminister Ga10 Plaza besitzt eine große Hacienda in der Nähe des Berges, und ich habe einen Brief an seinen Mayordomo für alle Hilfeleistung. Unsere Rucksäcke sind gepackt, ein leichtes Zelt ergänzt die Ausrüstung, und schon sitzen wir im Auto, das uns über das andine Hochland nach der Hacienda San Augustin bringt. Mächtiges Hundegebell empfängt uns, brüllende Kühe, winkende und springende Indios in farbigen Ponchos, dazwischen steht der Mayordomo, Capitan Salgado. Der Empfehlungsbrief wirkt Wunder, ,,a sus ordenes, sefiores", und das ganze Haus wird uns zur Verfügung gestellt. Pferde und Begleiter sollen morgen früh bereit stehen. Kälte und Nachtwind auf

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Marktleben in Laiacunga, auf d ~ m Weg nach dem Cofoflaxi

3000 m drängen uns tief unter die Schaffelle und versprechen Ungemütliches für die folgende Nacht. Nach einem ganz großen Frühstück besteigen wir die wartenden Pferde, die Ausrüstung wird

auf ein Packtier geladen, und dann beginnt der Anmarsch. Unsere Pferde sind klein und stark, und schnell kommen wir vorwärts. Erst geht es durch Kulturland, mit Mais, Kartoffeln und Getreide bepflanzt und umgeben von Agaven bespickten Trockenmauern; dazwischen stehen strohbedeckte Erdhütten der Indios. Dann kommen wir über die erste Lavaterrasse ziemlich unvermittelt in das ,,Pajonal" mit seiner eigenartigen Pampasvegetation. Sträucher und hohes, in Büscheln wachsendes Gras wechseln ab, hie und da treffen wir Schaf-Ziegen und Schweineherden, von struppigen Hunden und bunt gekleideten, dreckigen Indianerjungen bewacht. Im Hintergrund des farbigen Bildes steht der gewaltige Kegel des Cotopaxi, dessen Schnee- und Eisgipfel in weißen Wolken steckt, und über uns ist der tiefblaue Himmel. In leichtem Trab werfen unsere Pferde Staubwolken auf, die in einer Fahne hinter uns her schweben. Über weitere Terrassen, entsprechend verschiedenen Eruptions- stadien, kommen wir höher und näher an den Fuß des Berges; einige tief eingeschnittene, wasser- führende Tälchen werden gekreuzt, dann geht es stark aufwärts. Büsche und Bäumchen bleiben hinter uns, das hohe Büschelgras tritt immer mehr zurück neben den unbewachsenen Sand- und Aschenflecken, bis wir nach vierstündigem Ritt an die Vegetationsgrenze kommen. Lange, glatte Aschenzungen strecken sich von hier gegen den Schneemantel hinauf, durch scharf eingeschnittene Krachen zerrissen. Lavadecken, Lapillilagen, dunkle graue Asche und grobes, weißes Bimstein- material zeigen die verschiedene Widerstandskraft zur Erosion. Langsam schreiten die Pferde vor- wärts, es ist steil und mühsam in der weichen Asche. Auf Ca. 4400 m steigen wir ab und schicken Pferde und Peone zurück für zwei Tage; wir haben keine Zeit für eine lange Belagerung und setzen alles auf eine Karte. Dann tragen wir die Lasten noch 250 m höher bis an den ersten Schnee. Bald steht mein kleines Zelt mit Lavablocken bespannt; es kann hier oben gewaltig blasen, aber heute is

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es ruhig. Leise summt der Primus. Gegen 6 Uhr leuchtet über uns der hohe Eiskegel in den stahl- blauen Abendhimmel hinein, kalt und unberührt. Seit der ersten Besteigung 1872 durch Reiß sind nicht mehr viele Besuche oben gewesen wegen der großen Aktivität des Vulkans. Nur wenige Nebelschwaden kriechen jetzt um den Kraterrand; es ist unbestimmt, ob sie von außen oder aus dem Berg selber kommen. Im obern Drittel ist ein dunkler Randschrund sichtbar, der nach links oder rechts zu umgehen ist. Rechts sind weitere Spalten, und links ist eine tiefe Furche vom Kraterrand durch den ganzen Vulkanmantel hinunter, in der fast durchgehend Steine anstehend sind. Im obern Teil tritt der Schwefeldampf einer Fumarole aus.

Wir verziehen uns ins Zelt, draußen wird es kalt, eisig kalt. Schon um 2 Uhr drängt uns die Kälte auf den Weg. Die Nacht ist hell. Zunächst über eine Rippe aus losen, kantigen Lavablöcken, dann über festgefrorenen grobkörnigen Schnee kommen wir in 2 Stunden etwa 800 m höher, ohne von der Höhe Schwierigkeiten zu haben. Die ersten Spalten umgehen wir links, ebenfalls den von unten sichtbaren Schrund auf einer Schneebrücke und am Seil. Langsam wird es grau und heller, langsam beginnen wir die Höhe zu merken, und langsamer kommen wir vorwärts. Der Schnee wird weicher, ist tagsüber nicht mehr durchsulzt, und mit meinen Ski auf dem Rücken breche ich fast bei jedem Tritt durch die Schneekruste. Wir müssen wieder nach rechts halten, da über uns am

, Kraterrand einige Felsbänder anstehen; Rinnen im Schnee zeigen eine spätere Steinschlaggefahr. 1 Durch die Nähe des Kraterrandes und den immer stärkeren Schwefelgeruch werden wir über die

letzten hundert Meter angespornt; die glücklich in festem Material sind; meine Ski muß ich unter den Felsen zurücklassen, und kurz nach Sonnenaufgang stehen wir auf dem äußern Kraterrand. Wir sind in knapp 5 Stunden von Ca. 4600 auf 5 900 m gestiegen.

Wir stehen und staunen! Was vor uns liegt, ist etwas vom Schönsten, das ich je in der Natur gesehen habe: Unter uns ist die dunkle Krateröffnung, umgeben von einem breiten Schneekranz,

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CBimIrsrqo, djoo H, der hödste Berg E c d o r s

der blendend weiß aufleuchtet im Sonnenlicht. Er hebt sich scharf ab gegen den innern Abfall des äußern Kraters, auf dem wir selber stehen. An verschiedenen Stellen kommt zischend Schwefel- dampf aus dem Boden, und wohl infolge höherer Temperatur ist dort der Schnee nirgends liegen geblieben, und das dunkelgraue bis schwarze Aschenrnaterial läßt den weißen „Kranzkuchenu, isoliert um den Krater herum, nur noch stärker hervortreten. Uns gegenüber, auf der Nordseite, liegt die höchste Stelle des äußern Kraterrandes, oben vollständig überschneit und mit Gwächten überhangen, die sich in wundervollem Kontrast gegen den über uns stehenden blauen Himmel ab- heben. Ich schätze die Öffnung des innern Kraters auf joo m, die des äußern auf 700 m. Auch an verschiedenen Stellen im Krater tritt mit leisem Rauschen Schwefel und Dampf aus; der allgemeine Eindruck ist ruhig, obschon bis vor wenigen Jahren noch eine deutliche Rauchentwicklupg fest- gestellt werden konnte. Auch die Fernsicht von hier oben ist einfach überwältigend, gibt ein so ganz anderes Bild, als wir uns aus den Alpen gewöhnt sind: Aus der weiten, flach gewellt unter uns liegenden andinen Hochfläche ragen rund herum die isoliert stehenden Vulkanmassive in den klaren, dunkelblauen Morgenhimmel, viele ebenfalls mit einem eisigen Zuckerhut. Im SE liegen eng beieinander die 3 Kuppeln des 63 ro m hohen Chimborazo, im S die ideale Vulkanform des bis vor kurzem aktiven Tungurahua, ganz hinten Ca. 180 km weit weg der gegenwärtig äußerst aktive Conus des Sangai, 5 337 m, des vielleicht aktivsten Vulkans der ganzen Erde; etwas näher ist der Cerro Hermoso in den fast unbekannten, mysteriösen Llanganatis-Bergen, wo man die sagenhaften Goldschätze der Incas vermutet. Im Westen stehen die zwei Eisspitzen des 5 305 m hohen Iliniza, im Norden sahen wir beim Aufstieg den Cayambe, 5 842 m, Antisana, 5776 m, den Cotocachi, und dazu sind rund herum all die andern, nicht mehr in die Schneegrenze emporragenden Vulkangruppen. Im Osten blicken wir durch die tiefste Depression im äußern Kraterrand hinunter in das Urwald- gebiet des ,,Oriente" und zum Amazonas; mitten darin steht die Pyramide des Sumaco, ein bis vor wenigen Jahren aktiver Vulkan. Die gewaltigen klimatischen Unterschiede Ecuadors kommen

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Getreidr auf 4000 rn. Hinterxru#d Cotopaxi

einem erst hier oben so richtig zum B e d t s e i n : Ski und äquatoriale Sonne in Sichtweite von Ma- lariasümpfen !

tfber den W e n Innenrand - sehr begreiflich, daß der Schnee nicht liegen bleibt - steige ich auf '

den Schneering hinunter und werfe einen Blick in den Krater; die Tiefe betriigt vielleicht I YQ m. Ich halte es nicht lange aus, die Luft ist gesättigt mit Schwefeldmpf, und Schwindel und Kopfweh zwingen mich zum Rückzug. Bis gegen I I Uhr bleiben wir noch auf dem Außenrand sitzen, unge- fäht da, wo Whymper mit den zwei Carrel 1880 eine ganze Nacht verbrachte, dann treten Wolken auf, und wir verlassen diese imposante Eisfestung auf der Wassecscheide zwischen Atlaatischem und Pazifischem Ozean.

E&rtungsvoll schnalle ich meine Klappski an, endlich wieder einmal gleiten auf Schnee! Während meine beiden Begleiter den Aufstiepspuren nach zurückgehen, fghre ich voraus. Unter- halb deo Schrundes ist der Schnee ideal, eine feine Sulzschicht auf harter Unterlage, und viel m schnell stehe ich 1200 m tiefer neben unserm Zelt und warte auf die ~amersden.' Nur schade, CM der Anstieg SO mühsam ist; für einen geregelten Skibetrieb werden die H b g e des Cetopaxi kaum in Frage kommen. Während wir unser Camp abbrechen und die Ausriistung aufpacken, wird die Eiskrsne des Kraters in Wolken gehüllt, und wie wir der Auhtiegsroute nach über die Aschen- halden niedersteigen, h6ren wir dumpfes Donnern von oben. Diesmal ist es noch ein Gewitter; wann aber werden die Kräfte des Berges wieder erwachen und donnernd Schrecken und Verwüsrun- gen auf die umliegenden Siedlungen werfen, wann wird der jetzt friedliche und reine Gipfel wieder in Rauch und Asche gehüllt sein, erwachend zu neuem Leben?

Nach einem gemütlichen Lager, diesmal bedeutend wärmer gelegen als gestern an der Schnee- grenze oben, besteigen wir die rechtzeitig ankommenden Pferde und hhren über den Paramo nach der Hacienda zurück zum wartenden Auto.

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QsJita* die Hat@&t~d# Ewad0oi.s (2800 W)

Monate vergehen mit einer neuen, interessanten Urwaldexpedition im Tiefland, dann sind meine Ferien fällig und damit eine weitere Hochtour, die beste Reaktion für feuchtwarme Tropenluft. Diesmal geht es zum Cayambe, 5842 m, der mich nun schon über einen Monat zum Office in Quito herausgelockt hat. Wieder in Gesellschaft Emilios, fahren wir im Auto los nach Norden gegen Columbien. Die Straße führt zunächst über einen Hügelzug mit Eukalyptuswäldern, dann windet sie sich steil hinunter zur Terrasse von Chalderon und auf der linken Talseite des Rio San Pedro, einem Nebenfluß des Guaillabamba, zu dessen Talsohle. Dies ist das Wasser, das von den Schnee- vulkanen Cotopaxi, Iliniza, Antisana gegen den Pazifik hinunterfließt. Die Landschaft ist außerordent- lich trocken. Dornige Büsche mit wenig Gras, Kakteen und Agaven stehen vereinzelt im braunen und grauen Aschenboden, und der geringste Windstoß wirbelt Wolken von Staub vor sich her. Nur der Farbwechsel und die Schichtung des vulkanischen Tuffs und Schlammaterials gibt einiges Leben ins trostlose Bild; hie und da passieren wir eine kleine grüne Siedlung mit künstlicher Be- wässerung. Die Gegensätze Ecuadors! In der Nähe der Ortschaft Cayambe wird es wieder grün, Weiden mit Kühen, Äcker mit Weizen, Kartoffeln und Mais umgeben den über 10 ooo Einwohner zählenden Ort am Fuß des Berges. Es ist viel Betrieb auf der Straße. Farbige Indios beruhigen am Straßenrand vor dem Auto scheuende Pferde, Frauen und Kinder springen auf die Seite, und hie und da müssen wir auf einen störrischen Esel oder auf eine Mula warten. Das Bild ist äußerst farben- froh, und die roten, weißen und blauen Wollenponchos kontrastieren lebendig zum dunklen Grün der Wiesen und zu den bläulichen Eukalyptusbäumen. Durch den Schweizer Gögel, der hier eine Käserei betreibt, können wir drei Pferde für den nächsten Tag bestellen und unsern Proviant er- gänzen. Wir wollen wieder wie am Cotopaxi so weit als möglich hinauf reiten und ein camp an der Schneegrenze aufstellen. Früh liegen wir in unsern primitiven, harten Hotelbetten und nicht bevor wir eine gründliche Untersuchung über eventuelle weitere Beischläfer angestellt hatten, zum Glück ohne Erfolg.

Es wird 9 Uhr morgens, bis wir mit den Pferden wieder unterwegs sind. Diesmal fällt der lange Anmarsch über den Paramo weg, die Pferde klettern ziemlich unvermittelt über den steilen Vorrücken am West-Abfall des Berges, und nach 4l/, Stunden sind wir auf 4200 m zwar noch weit unter der Schneegrenze . . ., aber es geht nicht mehr weiter. So tragen wir das Campmaterial auf dem Rücken. Rechts unter uns führt ein steiles Tal nach Cayambe hinaus mit der Entwässerung der Gletscher der West-Seite des Cayambemassivs, das wir vor uns haben. Es sieht gar nicht günstig aus. Die steile Wand ist aufgeteilt durch wilde Hängegletscher und Felsgräte, der Zugang zur Süd- west-Seite, also zu der von Quito aus sichtbaren Flanke, mühsam und zeitraubend. So konzentrieren wir uns auf die Nordwest-Kante. Auf einem flachen Moräneboden schlagen wir nach z Stunden Tragen das Lager auf in einem gut geschiitzten, aber etwas zu tief liegenden Standplatz, ca.4400 m hoch.

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I Wir richten uns ein, kochen, essen und warten. Feine Nebelschwaden hangen um die West- . :L ,, 2

wand, dazwischen erscheinen abwechselnd Felsköpfe und Eisabbrüche des Gletschers. Über uns l.3

2'2 sind blaue Lücken im Wolkenbild, später rötliche und gelbe, dann alle Schattierungen, je weiter die . 4 q. . Dämmerung fortschreitet. Langsam wird es dunkel und kalt; die Details verschwinden im Schatten, . < und nur die dunkle Bergwand kommt massig und geschlossen hervor wie ein drohendes, unüber- windliches Hindernis. Mit zunehmender Dunkelheit hebt sich der Nebelschleier, und flackernde Sterne erscheinen über der scharfen Begrenzung des Nordwest-Grates, auf dem wir unsern Aufstieg machen wollen. Für einige Stunden verschwinden wir im kleinen Zelt.

Wie verschieden ist doch der Aufbruch aus einem dunklen Biwak vom Start aus einer beleuch- teten Hütte. Die Augen sind an die Dunkelheit gewöhnt, man fühlt sich im selben Raum, sieht For- men und Distanzen und hat Kontakt mit der Umgebung. Für uns gibt es keine Karten und Wege, keine Beschreibung von früheren Begehungen, und doch schreiten wir sicher durch das schimmernde Dunkel und um die Moräneblöcke aufwärts Richtung Nordwest-Grat. Nach einer Stunde kommen wir zur ersten Schneezunge. Wir können das dahinter liegende Schneefeld sehen, hinaufziehend bis in eine dunkle Scharte des Felsgrates hinein, und was vorher steil und unpassierbar erschien, kommt uns nun plötzlich als möglicher Einstieg vor. Entschlossen stampfen wir bald darauf in regelmäßigem Zickzack über den festgefrorenen Schnee. Eine halbe Stunde später hacken wir uns die letzten, steilen Stufen durch die Rinne hinauf und stehen dann auf dem felsigen, freien Grat, der als zackige Krone die Westwand überlagert. Es ist noch nicht 3 Uhr, über uns flackern die zahllosen Sterne, und unter uns liegt die weite Hochfläche der Anden. Weit im Südwesten flimmern die Lichter von Quito zu uns hinauf, nach Norden zu können wir den hellen Reflex von Otovallo sehen, und da- zwischen zeigen wenig leuchtende Punkte die verschiedenen, kleinern Orte an. Gleichmäßig klettern wir über den gezackten Grat hinauf, über Blöcke und um scharfe Türme herum. Langsam kommen wir höher, und unmerklich langsam kommt die Dämmerung. Die großen Formen lösen sich auf, bekommen eine Perspektive, und Schnee und Fels trennen sich in Grau und Dunkel. Ein graues Band zu unserer Linken wird zu einem Gletscher, dahinter liegt eine dunkle Felswand, und über - uns im Osten hebt sich eine hohe, graue Kuppe gegen den aufhellenden Himmel. Langsam ver- blassen die Sterne, grauer Schnee und dunkler Fels erhalten Farben und Töne. Wir sitzen auf dem höchsten Punkt des Grates und sehen in die graue Dämmerstimmung gegen Cayambe hinaus. Im Osten, uns gegenüber, liegt der schneebedeckte Hauptgipfel, und seine Silhouette leuchtet auf gleich einer feurigen Linie im Glanz der dahinter aufgehenden Sonne. Aber noch trennt uns ein weiter, nach Norden immer steiler abfallender Gletscher, und verdeckte und klaffende Spalten mahnen zur nötigen Vorsicht. Wir steigen hinunter, der Schnee ist noch gut gefroren, so daß wir schnell vor- 4

wärts kommen. Mit der aufsteigenden Sonne wird es mühsamer, immer länger werden die Ruhe- pausen, die lange Kletterei hat uns mehr angestrengt als das regelmäßige Steigen am Cotopaxi. i

Einige Schründe umgehend, gelangen wir schließlich auf den von Westen her gegen den Gipfel führenden Schneekamm und stehen bald darauf auf der mittleren der drei Nord-Süd liegenden Kuppeln.

Das Land unter uns war inzwischen vollkommen in einem Nebelmeer verschwunden, aus '

dem nur noch die höchsten Gipfel emporragten, zum Teil halb in Wolken steckend. Gegen Osten zum Oriente hinunter ist die Sicht vollständig verdeckt; von dort her kommt ein starker Wind, der die Feuchtigkeit des Tropenbusches in dichten Nebeln und Wolken hinauf bläst und uns keinen langen Gipfelaufenthalt verspricht. Der Vulkancharakter des Cayambe ist viel weniger gut erhalten

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als der des Cotopaxi. Er ist schon lange erloschen, und nur ein starker Schwefelgeruch im Gletscher- i

plateau verwies auf die frühere Tätigkeit. . +

" j Gegen 10 Uhr müssen wir den anstürmenden Wolken weichen. Vorsichtig erst den Aufstiegs-

spuren nachgehend - der Gletscher ist voll von bedeckten Spalten - steigen wir nach Norden ab. Schließlich zwingt uns die vollkommene Zerrissenheit des Eises, die bald einem wahren Eisfall gleicht, nach links ins feste Gestein auszuweichen. In einem Sattel überschreiten wir den Nordwest- s:

3 'i . 3:

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Grat, den wir d h r e n d der Nacht weiter oben überklettert hatten, und traversieren zur Aufstiegs- route, lhings der wir unser Camp wieder erreichen trotz des ziemlich dichten Nebels. Rasch brechen wir ab, packen und suchen den Weg zum Ausgangspunkt, wo wir die Pferde: ;~viickschitkten~ 'Wir sind müde nach der durchkletterten Nacht und dem langen Tag; trotzdem l@t uns die E;alte: nicht schlafen. Da sich der Nebel bei Eintritt der Dunkelheit wieder verzogen hatte, warten wir nichf auf die bestellten Pferde und steigen noch in der Dunkelheit nach Cayambe hinunter; eine weitere Beg- fahrt ist hinter uns.

* Den Rest der Ferien verbringen wir mit unsern Pferden, einem der schönsten Sporte Ecuadors.

Wir besuchen die verschiedenen Indianermärkte in Latacunga und Otovallo und begeistern uns an den farbenfrohen, malerischen Bildern, an Lamas und störrischen Mulas, an Eukalyptuswäldern und trockenen Kakteenbüschen, an imposanten kolonialen Häuserfassaden und kleinen, stroh- bedeckten Indianerhütten; wir freuen uns an den Gegensätzen Ecuadors I

Mai 1911. Über 3 Monate war ich bei den Jibaro-Indianern, berühmt durch ihre Kopfjägerei. Ebenso lang hat mich der Gipfel des Sangai gelockt, mit dem Chimborazo auf dem Programm für die wieder fälligen Ferien. Und jetzt sitze ich in meinem Office, wo soeben der Bericht meiner Ver- setzung nach Borneo angekommen ist. Pläne machen und sie ausführen sind zwei Dinge, die in Ecuador oft mühsam zu vereinigen sind. . ., aber ich muß mich mit meinem Schicksal abfinden. Noch oft in den folgenden Jahren, wenn die japanische „Vormundschaft" auf Java gar zu unerträg- lich wurde, dachte ich zurück an die Eisvulkane Ecuadors, an Chimborazo, Antisana, Ilinaza und Sangai, und ich hoffe, daß sich mir wieder einmal eine Gelegenheit bietet, um eine nähere Bekannt- schaft zu machen mit diesen und vielen andern ungelösten Problemen in den mysteriösen Llanga- natis-Bergen und dem Quellgebiet des Amazonas.

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Von Arnold Lunn

c'So thou throwgh windol~s of thitie age shall sec despife o j wrinkles this thy golden timc." Shakespeare.

Ein taktvoll gedämpftes, aber andauerndes Klopfen schlich sich ein in das Geschehen meines Traumes. Verzweifelt klammerte ich mich an meine Traumbilder, aber das nutzte nichts, und wider- willig wurde ich wach. Ich knipste das Licht an und blinzelte verärgert zur Decke hinauf. Ohne Zwei- fel hatte ich nach vier wohlausgefüllten und einander folgenden Skilauf-Tagen eine lange und geruh- same Nacht verdient - dazu war ich noch am letzten dieser Tage einige 6000 Fuß in pulvrigem Schnee aufgestiegen.* Ich schlurfte verdrossen durch mein Zimmer und schaute zum Fenster hin- aus, in der stillen Hoffnung, einen Vorwand zu entdecken, um die geplante Fahrt abzusagen; aber die rücksichtslosen Sterne nahmen mir jegliche Entschuldigung für einen „faulenc' Tag. Die gute Lena, die im Hotel ,,CentralM immer noch durstige Skiläufer mit Tee und Kuchen versorgt, ver- schönte mit ihrem Lächeln unser Frühstück, während der heiße Kaffee die letzten Spuren unserer Schlaffaulheit vertrieb.

Es schlug gerade fünf Uhr, als Fritz und ich auf die Straße hinaus traten, die von einer einzigen trübselig schwachen Lampe erhellt war. Wir schritten durch die Gasse der Häuser, in denen die Menschen noch im schweren Schlaf lagen, und kamen hinaus in den Schnee unter dem Sternenlicht. Wie wir den Pfad nach Hertenbühl hinauf stapften, zeigte sich die erste Andeutung eines farbigen Schimmers in der Dunkelheit. Das Wetterhorn war nicht mehr eine verschwommene Linie, sondern stand scharf geschnitten vor der samtenen Dunkelheit des Himmels. Und wir fanden unseren Glau- ben an das Dasein der Sonne wieder. Die Alpen mochten noch im Schlafe träumen, aber im nahen Osten war es bereits Tag. Das Goldene Horn erglühte schon in der Dämmerung, und die Farben würden bald in den Lagunen Venedigs aufleuchten.

Wie wir höher stiegen, erloschen die Sterne einer nach dem andern, wie von einer unsichtbaren Hand zugedeckt, bis nur noch der Morgenstern übrig blieb. Von einem Punkt nicht weit von der Grindelalp beobachteten wir die letzte Phase dieses magischen Geschehens. Der Himmel im Osten erglühte in Dantes ,,splendori antelucani". Das schwache Windchen, das dem Lichte vorauseilt, machte das Schweigen erschauern, und die Gipfel dehnten sich erwartungsvoll gen Himmel. Licht- pfeile schossen hervor von einer unsichtbaren Stelle hinter dem Wetterhorn her. Die Sonne stieg langsam über die Felsbastionen des Berges. Der flache und leblose Schnee zu unseren Füßen, mit seinen Flecken perlgrauer Schatten, erglänzte mit Tausenden von Sternen; Geist und Körper gaben sich voller Freude der Flut von Farben und Wärme hin.

Eines künftigen Tages wird die geplante Bahn gebaut werden, und es wird ein Restaurant dort stehen, wo Fritz und ich das Kommen des Tages erlebten. Von ihrem Schlafzimmerfenster aus werden die Skiläufer sehen, was wir beide sahen, als die Sonne sich im Osten erhob und in den Himmel hinter dem Wetterhorn stieg. Werden sie das wirklich tun? Ich glaube doch nicht! Die Sonnenaufgänge, die man sich verdient hat durch lange Arbeit unter frostig-kalten Sternen, sind viel wundervoller als jene, die man in aller Bequemlichkeit von einem Schlafzimmerfenster aus sieht. Der Asket und der Aesthet stehen sich nicht so gar fremd gegenüber. Es könnte einen Materialisten erstaunen und ihm Mühe machen, zu erklären, wie es kommt, daß die Belohnung in der Form von Schönheit so oft verbunden ist mit dem Zwang schwerer Mühsal - als ob die Natur mit Absicht ihre edelsten Offenbarungen denen vorbehält, die sich auch die Mühe geben, zu ihrem Genuß zu kommen. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Pulverschnee an und für sich schöner sein sollte als der Schnee einer harten Piste; aber den Pulverschnee muß man sich durch einen Aufstieg

* 22. bis 25. Januar 1919.

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verdienen, während man nur einen Fahrschein zu bezahlen braucht, um den hartgefahrenen Schnee zu entdecken. Eine einzelne Skispur, die Symbol einer überwundenen Schwierigkeit ist, wirkt viel schiiner als die „Trambahn-Schienen'' eines Skikufers, der nie die Technik erlernte, seine Ski zusamenzuhalten. Bei Sonnenaufgang steht die Sonne relativ gleich zum Horizont wie bei Sonnenuntergang; aber die Dämmerung des Sonnenaufgangs, die der Fade niemals erlebt, ist viel schöner als der Sonnenuntergang, der auch für die Trägen da ist.

Wenn Schönheit lediglich bestimmt würde durch die Gesetze der Optikund den Stand der Sonne über dem Horizont, dann müßte die Stunde vor Sonnenuntergang ebenso schän sein wie die erste Stunde nach Sonsienaufgang. Das ist nun aber keineswegs so - wie die italienischen und flamischen Primitivisten sehr wohl erkannt hatten. Die Maler der großen Zeit der Kunst standen früh auf, denn sie liebten die kühle und kiare Schönheit der Stunde, die der Morgendämmerung folgt. Die Kunst begann zu degenerieren, als die Künstler morgens im Bett blieben . . . Frühaufsteher sind oft unerträglich affektiert-eingebiidet; und Fritz und ich fühlten bestimmt ein wohliges h r l e g e n - heitsbewußtsein, als wir hinabblickten auf das schlafende Tal tief unten. Die kühlen kurzen Wind- stsße* die mit der Dämmerung kommen, und die reinigende Kraft der Morgenluft in den Berpa bringen auch die Ietzten Spuren von Schläfrigkeit zum Schwinden.

Dort drunten im Tale, in der muffigen Atmosphäre verknüiiter Laken blinzelten halb schkf- trunkene Leute in das Sonnenlicht, das durch die Gardinen filterte - und wir waren voilwach und begierig auf das Abenteuer, das uns dieser Tag bringen soilte.

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Wir drehten unsere Ski wieder in die Richtung ,,bergauf6', aber diesmal ohne den leisen Wider- willen, mit dem wir die ersten paar hundert Fuß oberhalb Grindelwald in Angriff genommen hatten. Da waren wir noch bedrückt gewesen von dem Gedanken an die 6300 Fuß Steigung zwischen uns und dem Gipfel; aber die 3000 Fuß, die wir inzwischen gestiegen waren, hatten uns nicht ermüdet, sori- dern im Gegenteil mit Tatkraft geladen. Ermüdung ist eine Funktion des Geistes ebensosehr wie des Körpers - und das fast anstrengungslose Durchhalten nach Überwindung der Anfangsermüdungs- erscheinungen ist nicht weniger ein psychologisches als auch ein physisches Phänomen. Die Bürde , der rein physischen Anstrengung war zum Teil von uns genommen durch die Abnahme der men- talen Belastung, mit der wir den Aufstieg begonnen hatten.

Es würde leichter sein, ,,Cresta-Skiläufer" zum Tourenlaufen zu bekehren, wenn wir sie über- zeugen könnten, daß ein langer aber stetiger Anstieg sehr oft weniger anstrengend ist als eine kurze Steigung im übersetzten Tempo. Ich kann den ganzen Aufstieg auf einen rooo Fuß hohen Gipfel ge- nießen, abev ich nehme es dem Allmendhubel immer wieder übel, daß sein Gipfel noch einige fünfzig Fuß über der Kopfstation der Bergbahn sich erhebt. Auf so kurzen Strecken ist man zu ungeduldig, die Höhe zu erreichen; wenn man aber das Tal verläßt, um eine große Tour zu unternehmen, so er- gibt man sich in sein Schicksal im Bewußtsein, daß lange Stunden vergehen müssen, bevor der Gipfel erreicht werden kann. Und der Resignation folgt unwillkürlich die Freude. Denn im Rhythmus des langen und stetigen Anstieges liegt ein subtiles Vergnügen verborgen - ein Vergnügen, das im Staccato des eiligen Hetzens verloren geht. Der erfahrene Steiger kommt zu einer ausgeglichenen Bewegung, in der Leichtigkeit und Gleichgewichtsgefühl nicht der Schnelligkeit geopfert werden, und die seinen Geist befähigt, die Schönheit des langsam sich weitenden Horizontes zu genießen.

Kurz unterhalb des Krinne-Passes schalteten wir wieder eine Rast ein und schauten zurück auf das lange Tal, durch das wir aufgestiegen waren. Der zarte Silberglanz der ansteigenden Zickzacklinie unserer Spuren hob noch die Schönheit der sanft schimmernden Schneefelder zwischen uns und der tiefstehenden Sonne. Das Werk des Menschen ist nicht immer bloß eine unerwünschte Zutat zum Werk der Natur. Vor dreißig Jahren querten zwei Skiläufer, denen ich nie begegnet war, die Glet- scher des Berner Oberlandes von Meiringen aus, kurz bevor wir dieselben Pässe vom Lötschental her überschritten. In jenen Tagen gab es noch keine Jungfraubahn, und die Einsamkeit des Kon- kordia-Platzes wurde im Januar nur selten gestört. Wir verbrachten sechs Tage im Gletschergebiet - sechs Tage, in denen die Spuren dieser unbekannten Skiläufer unsere einzige schwache Verbindung mit der Welt der Menschen waren. Es war, als ob ein schwaches Aroma menschlicher Gemeinschaft von ihren Spuren im Schnee ausginge. Und der späte Nachglanz ihrer Eindrücke und Empfindungen schien noch auf den Spuren ihrer Schwünge zu liegen. So viel ich weiß, habe ich diese Skiläufer niemals getroffen; und sollte ich ihnen einmal begegnen, dann werden wir uns gegenseitig fremd sein. Als jedoch ihre Spuren in den Schatten der Grimsel-Schlucht endgültig verschwanden, da war uns, als ob wir Abschied nehmen müßten von alten Freunden, mit denen wir die Gefahren und die Härten eines großen Abenteuers erlebt hatten.

Die Schönheit der Skispuren steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Zahl. Ein Muster von sich gegenseitig durchschneidenden Temposchwüngen auf einer Fläche, die von keinem Stümper verunziert ist, gehört mit zu dem Besten, was der Mensch beitragen kann zur Erhöhung natürlicher Schönheit. Aber die Häufung von Skispuren zerstört die zarte individuelle Schönheit der Schnee- kristalle, von denen jede Facette das Sonnenlicht spiegelt. Wenn eine Menschenhorde in das winter- liche Heiligtum der Natur einbricht, dann läßt sie als Zeichen ihrer Tätigkeit eine Standardpiste zurück; die Linien aber, die die Bergsteiger in den Schnee der abgelegenen Hänge zeichnen, be- richten von einem gegenseitigen Verhältnis, das nicht als Vorwand genommen wird, um die Gut- mütigkeit eines Freundes unverantwortlich zu mißbrauchen.

* Wir ließen unsere Ski auf dem Blau-Gletscher-Paß und stiegen zu Fuß hinauf zum Steinmafin

auf dem Wildgerst, wo wir sechs Stunden, nachdem wir Grindelwald verlassen hatten, ankamen. Dort

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Ga&: Fahm und Pfwd~fr~ikr ncub dem Bmcaarp am Cofapaxi. Rechts: am Gipfd des Cot~puxi. Photos D r . 0. KappeZer

oben verbrachten wir eine Stunde restloser Zufriedenheit in der goldenen Wärme herrlichsten Sonnenscheins ohne jeden Wind.

„Die Götter", sagt Aristoteles, ,,soll man ehren, aber nicht preisen. Denn wir preisen eine Sache, indem wir sie in ein Verhaltnis zu einer Norm bringen; die Götter aber stehen jenseits jeden Ver- gleichs." G-anz ähnlich denke ich über das Berner Oberland. Da nun aber diese Zeilen nicht nur von den Gläubigen geIesen werden, die keinen Beweis brauchen, sondern auch von Skeptikern, so will ich um dieser willen versuchen, meine Uberzeugung zu rechtfertigen, daß die Nordseite dg8 Oberlandes ,,jenseits aller Vergleiche" steht, sowohl was die Schönheit der Formen als der Reich- nim der schöpferischen Gestaltung anbelangt. Es gibt eine Meine Zahi von typischen Bergformen, die sich in den Alpen unendlich oft wiederholen. Kalkgesteine ergeben ga-m natürlich einen stufigen Aufbau und Türme, wie wir sie in den Dolomiten finden; Granit ist geeigneter zur Bildung von spitzen Nadeln und Pyramiden. Und in unsere Freude über die Schönheit von Berggruppen, die der Hauptsache nach entweder aus Granit oder aus Kalk bestehen, mischt sich gelegentfich eine schwache Suggestion von Massenproduktion.

Es gibt aber keine Berge auf dieser Erde, die irgendwie mit Wetterhorn oder Eigei oder Jung- frau zu vergleichen sind. Gott schuf sie und zerbrach die Gußform . . . Der Wechsel von G d t und Kalkstein ist vielleicht eine der vielen Ursachen, denen diese Bergkette die Mannigfaltigkeit ihrer Formen verdankt. Das Finsteraafhorn ist rein gothisch. Der obere Teil des Dammastocks erinnert irgendwie an eine Basilika; und die breite Schneekrönung der Ostwand des Mönchs laßt an die klassische Form des Architravs denken. Die Jungfrau ihrerseits ist ein Meisterstück irn Srile des Barock. Die „frozen hurricanes" (Byron) ihrer Hängegletscher und die Voluten des Silberhorns und Schneehorns vermitteln denselben Eindruck freudvoller Bewegung, wie sie die A r c h i t e h des Barock mit Stein erreichten. Und die Jungfrau sowohl wie die Salute in Venedig besitzt dieselbe würdevoiie Selbstsicherheit, die durch keine barocken Übertreibungen zerstört werden kann.

Unsere Stellung der Bergwelt als Landschaftsbild gegenüber ist eine Mischung gsthetischer Emp- findungen und persönlicher Gedankenverbindungen. Ob das WeltalI weiter bestehen karnn, w a es keine b e d t empfmdenden Beobachter mehr gibt, das ist eine Streitfrage, über die unsere Philo- sophen verschiedener Meinung sind. Solche anthropozentrischen Hirngespinste wirken in den Bergen etwas weniger unwahrscheinlich; gelegentlich kann man in eine Stirnmung,geraten, in $er es nicht schwer fällt, zu glauben, daß Jungfrau oder Matterhorn in gewissem Sinn der b k t i o n auf der bewundernden Verehrung des Menschen entspringen, und daß ein Berg wie etwa die Dent Blanche oberhalb Zermatt aus seinem Zeitenschlaf erst erwachte, als die Bergsteiger ihn entdeckten. Andere Berge, wie zum Beispiel der Mont-Blanc und die Jungfrau inspirierten bereits Dichter, lange bevor sie die Bergsteiger reizten. Und das Berner Oberland ist nicht nur mit dem Beginn des k g - steigens, sondern auch mit der Morgenröte der Romantik verbunden, Byron und Goethe entdeckten

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die Schönheit dieser Gipfel, lange bevor Justice Wills und Leslie Stephen sich daran machten, diese Berge zu besteigen.

,,Leslie Stephen", schreibt Hugh Kingsmill, ,,empfand Byrons poetische Ergüsse als ,billig und unwahr'. Als dickköpfiger Agnostiker, dem Gefühle, die nicht von Tatsachen ausgelöst werden, verdächtig waren, hatte er zweifellos nicht viel übrig für Verse, wie etwa:

'The fish swam by the castle wall, And they seemed joyous each and all. The eagle rode the rising blast, Methought he never flew so fast.'

Dieser Adler, der über Chillon weg in die Berge von Ouidas Ischl flog, wiegte sich auf einem rein romantischen Lüftchen; er war nur für die Augen eines Romantikers sichtbar. Der orthodoxe Bergsteiger aber weiß mit der ganzen Romantik nichts anzufangen. Seine Liebe zu den Bergen ist, wie eine gut-bürgerliche häusliche Liebe, auf Kennen und Verstehen gegründet. Sie ist durchaus ver- nünftig, man könnte beinahe sagen ,bürgerlich-anständig'. Die Visionen Byrons und der deutschen Romantiker dagegen haben den ganzen Zauber einer ersten Liebe, die leidenschaftlich das bewun- dert, was unbekannt und unerreichbar ist."

Mein Bruder wird Leslie Stephen nicht ganz gerecht; und seine Kritik gilt nicht für die „ortho- doxen Bergsteiger", sondern nur für eine Minderheit, die ich persönlich nicht als orthodox bezeichnen möchte. Aber sein Hinweis auf die Romantiker ist aufschlußreich, vielleicht darum, weil er begründet ist durch das ,,Wissen und Verstehenc', das Hugh verachtet. Er hätte seine Sache sehr stützen können, wäre ihm die Kunst bekannt gewesen, die während der Wiedergeburt der Romantik aufkam. Zur Zeit, da der große Korse das Vorland der Alpen mit Unruhe erfüllte, und die Russen über die alpinen Pässe marschierten, begannen jene überspannten Leute, die die Berge schön fanden, in die Täler des Oberlandes einzudringen und fingen an, die Jungfrau und das Wetterhorn zu malen. Diese alten farbigen Aquatinten - eine Technik, die scheint's aufgegeben ist - hat für mich einen besonderen Reiz, den kein heutiges Gemälde besitzt. Und die Bilder jener Epoche versetzen uns zurück in die Tage, da die Berge noch nicht bestiegen und erforscht waren.

Der Skeptiker ist natiirlich noch nicht überzeugt. Mein Freund Holdsworth wird auch fernerhin der Ansicht sein, daß ich bloß eine alte Vorliebe verteidige, die in Kindheitserinnerungen verankert ist. Und vielleicht ist dem wirklich so. Statt zu versuchen, zu beweisen, daß das Oberland tat- sächlich „jenseits aller Vergleiche" steht, hätte ich vielleicht besser getan, Browning zu zitieren:

"Here's my case. Of old I used to love him."

Auf alle Fälle aber war jene goldene Stunde auf dem Wildgerst nicht getrübt durch eine kritische Zergliederung der Berge, die unser Entzücken waren. Die klare Wintersonne versetzte uns in einen Zustand bedingungsloser Bewunderung. Die Bergkämme fanden ihren Abschluß in einem Bande reflektierten Lichtes, das den nicht sichtbaren Schnee auf den verdeckten Südhängen der Kette spiegelte; es war ein silbernes Blau, das den Übergang von der harten Linie des Berges in die uner- gründliche Tiefe des Himmels milderte. Ruskin, der nicht nur ein Meister der Rhetorik war, sondern gleichzeitig ein sehr genauer wissenschaftlicher Beobachter, spricht auch einmal von diesem merk- würdigen und seltenen Effekt. Es ist die berühmte Stelle, in der er den Anblick der Alpen von Süden her beschreibt:

,,Und dann stehen dort in der durchleuchteten Luft jenseits und hinter diesem blauen Horizont scheinbar die Schatten von Bergen; sie sind dunkel, denn die Südhänge der Alpen am Lago Maggiore und rings um Bellinzona sind schneefrei. Aber das Licht der unsichtbaren Schneefelder, die hinter diesen Gipfeln liegen, wird in seltsamer Weise auf die Wolken reflektiert. Es ist wie das ewige Licht einer sanften Morgenröte im Norden."

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Natürlich sind die Alpen im Frühling schöner als im Winter. Ich habe die Morgendämmerung auf dem Wildgerst erlebt; und der trübgraue Vordergrund des beschatteten Schnees auf den Nord- hängen wirkte wie eine Folie für die Farbenskala, die zwischen dem Blau-Grün von Brienz und dem dunklen Enzian-Blau des fernen Luzerns lag. Aber selbst im Januar sind die Vorberge mit Farbe gesättigt. Die Alpen sind die Vorposten gegen Italien; und Italiens sanftere Lüfte mildern die Härte der Berge. Wie verschieden war die Aussicht, die wir vom Wildgerst sahen, von dem Panorama des Hardanger Jokul oberhalb von Finse an der Oslo-Bergens-Bahn! Selbst im Hochsommer ist das eisbedeckte Plateau farblos-kalt und unmenschlich; denn die Gletscher lasten schwer auf dem un- fruchtbaren Felsuntergrund, wie ein Lailach über einem Leichnam. Der Schnee aber, der die Alpen- Vorberge deckt, ist wie eine Decke, unter der ein gesundender Kranker seine Kräfte wiedergewinnt.

* Vom Wildgerst stiegen wir wieder hinab zum Blau-Gletscher-Paß, wo unsere Ski uns erwar-

teten. Der rein physische Vorgang des Ski-Anziehens ist derselbe, ob man nun Gooo Fuß gestiegen ist, oder mit einer Bahn zu einer Station oben auf einem Paß oder Berg fuhr. Aber die geistige Reaktion ist in diesen beiden Fällen sehr verschieden.

Der „Cresta-Skiläufer", der in ein paar Stunden vielleicht ein Dutzend Abfahrten erledigt, weiß nichts von der freudigen Erregung dieses einzigen Augenblicks im Tagewerk eines Tourenläufers - von diesem Augenblick, für den die langen Stunden des Aufstieges nur die richtige Vorbereitung waren. Und der Skiläufer, der für jeden Buckel seiner geliebten Standard-Abfahrt einen besonderen Namen hat, kennt diesen Moment gespannter Erregung nicht, da die Ski in den ersten Hang einer unbekannten und ungespurten Abfahrt hinabstoßen. Weder Fritz noch ich hatten bislang den Wild- gerst überschritten, noch hatten wir mit irgend jemand gesprochen, der dies getan hatte. Aber ich hatte dafür den Wildgerst von der Großen Scheidegg aus mir genau angesehen und hatte mir ge- merkt, daß die Hänge zwischen dem Blau-Gletscher-Paß und dem Tal zwar im großen ganzen gegen Süden orientiert sind, daß sie aber von einer ganzen Reihe sekundärer Rücken durchzogen sind. Und auf den Nordseiten dieser Rippen konnten wir vernünftigerweise erwarten, Pulverschnee zu finden. Unser Plan ging dahin, diese Rippen zu benützen, um in erfreulichem Pulverschnee zu fahren auf einem im übrigen verkrusteten Hang. Von der Freude an der Lösung solcher Probleme weiß der Cresta-Skiläufer nichts. Und schließlich: Auch die Ski selbst scheinen hundertmal mehr voller Leben, wenn man sie auf einem winddurchblasenen Paß an die Füße schnallt, mehrere tausend Fuß über den Gründen der Skiläufer-Herden. Sobald man sich den Weg durch eine Menschenmasse bahnen muß, sobald man seine Ski aus hundert anderen im Gepäckwagen heraussuchen muß, wird es ganz bedeutend schwieriger, zu einer sympathischen Zusammenarbeit mit den leblosen und trägen Hölzern zu kommen. Anders die Ski, die lange Stunden deine Gefährten waren und die eine ununterbrochene Furche vom Tal bis auf den Bergkamm gezogen haben; es ist, als wären sie ge- laden mit dynamischer Energie. Sie verstehen deine Ungeduld, und wie du haben sie den Wunsch, die Fahrt zu beginnen.

Beinahe zwanzig Jahre sind vergangen, seit Fritz und ich im Schnee des Wildgersts unsere Schwünge aneinanderreihten. Aber ,,time which antiquates antiquity hath yet spared" die Erinne- rung an unsere Ski-Kameradschaft. Noch kann ich mich gut erinnern an den Entschluß, den es kostete, den Schuß anzusetzen hinab in eine schalenförmige Vertiefung; an den plötzlichen Schreck, als die Ski in eine Stelle windgetriebenen und gepackten Schnees gerieten; an den Zwangswunsch, sich hinzuwerfen und den Entschluß wenn irgend möglich durchzustehen; an die Anstrengung, um die Ski zusammenzuhalten; an das Rauschen des Windes in den Ohren, der zum Sturme wurde; an den Stoß, als die Ski in den schweren Schnee des Auslaufs kamen; an die Erleichterung, als ihre Spitzen wieder über dem Weiß des Schneestaubes erschienen; an das überraschende Gefühl, als die unkontrollierbaren Teufel, die wie verrückt durch den Raum rasten, plötzlich zu gelehrigen Sklaven wurden - und an den herrlichen Kristiania-Schwung, der diesen ersten Teil der Vorstellung zu einem triumphalen Ende brachte. Fritz war ein paar Sekunden nach mir losgefahren. Er erschien

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Be/(avisia b ~ @ i t a Cofopuxi (Pbora D r . U. Rappebr)

am Horizont, und ich sah ihn schwanken, als seine Ski auf den windgetriebenen Schneestaub kamen. Er mußte kämpfen, um das Gleichgewicht zu erhalten; er schob den einen Ski etwas vor, um den Stoß des flachen Auslaufs besser aufzufangen, schoß an mir vorbei und schwang aus solcher Fahrt, daß er nachher mit dem Gesicht gegen den Hang stand, den er soeben abgefahren war. Fritz schaute zurück; er sah die schöne Linie, die er im Schnee gezeichnet hatte. Und er sah, daß die Spur tadellos war. Und wie die Sterne des Morgens im Dämmer der Schöpfung schrie er auf vor Freude.

Meine nächste klare Erinnerung ist die an einen Augenblick akuter Spannung, als meine Ski sich wieder beherrschen ließen auf dem Südhang. Ich hatte zu lange zugewartet mit Schwingen, und jetzt wußte ich, daß bei dem Versuch eines Schwunges unweigerlich ein schwerer Sturz nach außen erfolgen müßte; und ich war sehr erfreut zu sehen, daß der Hang unten ohne Unterbrechung in den kleinen nordschauenden Querrücken überging; mit etwas Glück würde ich Pulverschnee vorfinden, bevor es mich über die Grathöhe weggetragen hätte in den jenseitigen Hang mit Sonnenharscht. Welche Erleichterung, als das Geräusch der zerbrechenden glasigen Kruste abgelöst wurde vom sanften, zischenden Ton des Pulverschnees! Wie herrlich, als die Ski plötzlich wie über Sammet fuhren! Aber noch war meine Fahrt ungemütlich schnell. Konnte ich schon schwingen? Oder würde es mich tatsächlich über den Kamm wegtragen? Doch es war einer jener begnadeten Tage, an denen alles gut geht und jeder Schwung glückt. Mit einem Meter übrigen Spielraums kam ich zum Stehen.

Vom Paß hinunter bis Schwarzwald fuhren wir jooo Fuß ab über südschauende Hänge. Und indem wir die Liebenswürdigkeit der hilfsbereiten Querrippen in Anspruch nahmen, gelang es uns, einige 4000 Fuß Pulverschnee zu finden auf der großen verkrusteten Fläche.

Manchmal folgten wir in lang ausgezogenen Bögen einem gewundenen Band von Pulver- schnee, das nur ein paar Meter breit war; dann wieder konnten wir unseren Schneerössern die Zügel freigeben, da wir genau wußten, daß das schöne Pulver von keiner Harschtstelle unterbrochen

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wurde, bevor wir noch abschwingen könnten. Ein Skilaufen wie dieses ist nichts für den geistig Trägen! Denn zwischen Paß und Tal war nicht eine Stelle, die nicht schnelle Entscheidung ver- langte, die nicht die Fähigkeit voraussetzte, noch während der Fahrt die ständig wechselnde Ober- fläche des Schnees richtig zu beurteilen. Dies ist ,,cross-country"-Skilauf im besten Sinne des Wortes. Eine wirkliche Kunst, die erhebliche Anforderungen stellt, dafür aber auch reichlich belohnt. An der Grenze zwischen den oberen offenen Hängen und den ersten Tannen, die die letzten Abhänge ins Tal verschönen, machten wir ein paar Minuten Halt. Ueber uns türmten sich die finsteren Klippen des Wetterhorns auf, schon vom Gewebe der Dämmerung überspannen. Jede Stunde dieses herr- lichen Tages ist in meiner Erinnerung verkettet mit dem immer wechselnden Anblick des Wetter- hornes, von der klassischen Ansicht von Grindelwald aus bis zum Bilde des dreigipfligen Berges, das Lory auf den Wiesen oberhalb von Rosenlaui gemalt hat.

Bei jeder Rast richteten sich unsere Augen unwillkürlich auf unseren großen Begleiter. Wir hatten ,,learned his great language, caught his clear accents"; und jetzt, als die Schatten zu dunkeln begannen, sprachen wir ihm zum Abschied den Dank aus, der ihm gebührte.

Die letzten paar hundert Fuß kurvenreicher Abfahrt durch den schütteren Tannenwald brachte uns aus dem Licht und der Farbfreude der hohen Berge in das unbestrittene Reich des Winters. Wir hatten das beschützte und beschattete Tal erreicht, wo die Bäume sich bogen unter ihrer Schneelast und der Fluß die Segnungen der Sonne noch nicht erfahren hatte. Wir machten einen kurzen Halt neben einem Wirtshaus, dessen Dachbalken sich zu uns herabbogen und beinahe den Schnee be- rührten. Eine Tannengruppe im Westen auf einem kleinen Hügel flammte plötzlich auf, als die Sonne hinter ihren schneebeladenen Aesten unterging.

Eine leichte Abfahrt durch offenen Wald und über einige Lichtungen führte von Schwarzwald nach Rosenlaui. Der blättrige kristalline Schnee raschelte unter unseren Ski wie trockenes Herbst- laub. Nur in ganz geschützten Tälern und in der Nähe eines Flusses findet man diese herrlichste Form trockenen Schnees.

Die allerletzte Andeutung des Tageslichtes war geschwunden, als wir langsam über die ebene Fläche zogen zwischen Rosenlaui und den steilen Felsklippen, über die der Reichenbach nach Mei- ringen hinabstürzt. Das schwache Gerinnsel des Flusses floß lustlos zwischen eisüberzogenen Fels- blöcken und unter dünnen Schneebrücken; sein eisiger Atem umfing uns mit kalten Nebelschwaden, die beinahe schmerzten wie Peitschenschläge. Es war bitter-bitter kalt. Die Nacht hatte die Brücke menschlicher Beziehungen, die wir mit so viel Mühe zwischen uns und den Bergen bauen, zerbrocher.. Jedes Gefühl einer Kameradschaft oder Freundschaft war geschwunden. Diese schattendunkle Massen, die fast unmerklich in das noch ausgeprägtere und von Sternen durchstochene Schwarz der Nacht übergingen, hatten ihre Distanz vom Menschen wiedergefunden. Sie hatten die kurze Epi- sode ihres Umgangs mit den Menschen vergessen und gaben sich wieder ihren Träumen hin - nicht den Träumen von dem eben erst vergangenen Gestern, als das Mammut über die Eisströme stampfte, die durch das Tal der Aare flossen, sondern den Träumen jener fernen Vergangenheit im Abgrund der Zeiten, als die ersten Inselgipfel der aufsteigenden Alpen sich über die schweigenden Wasser des gewaltigen Mittelmeeres erhoben.

Die Dunkelheit, die Einsamkeit und die kalten Sterne begannen uns zu bedrücken. „Le silence kternel de Ces espaces infinis m'effraie." Wir kamen um eine Ecke, und plötzlich breitete sich unter uns das Tal von Meiringen. Freundliche Lichter glänzten auf den bewohnten Hügeln; sie riefen herzerfreuende Bilder wach von gemütlichen Zimmern und von dem warmen Willkommen, das uns, wie wir wußten, im Hotel Bär in Meiringen erwartete. Der ,,Bär" ist eines jener Gasthäuser, die sich noch etwas von der Atmosphäre der alten romantischen Schweiz erhalten haben. In einem Hause seiner Art würden Leslie Stephen oder Byron sich wohlgefühlt haben.

In der Wortverbindung ,,cross-country-Skilauf" liegt etwas, das an die Vorstellung von ,,Reisec' erinnert. Die richtige cross-country-Tour sollte nicht unter dem Dache enden, unter dem sie ihren Anfang nahm. Unser schöner Bergtag fand sein Ende, wie jeder solche Tag enden sollte, nicht in

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einer Cocktail-Bar, sondern in einem freundlichen Wirtshaus, wo man Bier „vom Faß" bekommen kann und seinen Wein nicht in Flaschen bestellt, sondern deziweise.

Die Bücher, die zu schreiben mir Spaß macht, sind jene, die ich nächstes Jahr schreiben werde. Nichts ist erfreulicher und amüsanter als die etwas vagen Gedanken und Ideenverbindungen, die ihr Ende finden, wenn das Buch begonnen wird. Und wenig Dinge sind so langweilig-lästig wie die Arbeit, diese halbgrüblerischen Gedanken in klare Worte zu fassen. Aber kein Schriftsteller wird durch Erfahrung klug! Ich begann die Niederschrift dieser Zeilen mit hochfliegenden Hoffnungen, ungehindert durch früheren Mißerfolg. Meine Erinnerungen an diesen der Erinnerung werten Tag waren so lebhaft . . . ich wußte genau, was ich sagen wollte - bevor ich davon zu reden begann. . .

„Si nemo me scio quaeret, si quaerentis explicari velim nescio."

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LES D A N G E R S D ' A V A L A N C H E

E N H A U T E M O N T A G N E E N H I V E R

Par Andre Roch, S A S

En hiver, en haute montagne, les avalanches sont relativement peu connues, car en cette saison les alpinistes ne troublent que rarement la solitude des glaciers.

Pourtant, A la suite de l'occupation militaire des Alpes pendant plusieurs annkes et grace au dkveloppement du tourisme i ski qui permit de parcourir la haute montagne en toute saison et, de plus, apres Une ktude spkciale des avalanches, effectuke au cours de l'hiver 1941 au Jungfraujoch*, des connaissances prkcieuses ont ktk acquises. Voici dans les grandes lignes les conclusions que l'on peut tirer de ces ktudes et expkriences:

Comme dans les rkgions de moiadre altitude, les deux types principaux d'avalanche qui se dis- tinguent I'un de l'autre par le mkcanisme de leur dkclenchement, sont observks, mais dans des condi- tions quelque peu differentes.

Les premieres sont les coulees de neige skche qui glissent des parois apres le mauvais temps. Elles ne sont pas dangereuses car le touriste ne s'aventure pas dans les faces abruptes apres la tempete. Les coulkes de neige humide ou avalanches dites « de printemps)) sont plus frequentes. En haute montagne, elles se dkclenchent surtout en ktk sous l'effet du rkchauffement de l'atmosphere ou de la radiation solaire. L'eau de fonte s'infiltre dans la couche de neige qui, de ce fait, perd sa cohksion et se met h couler comme Une pate. Ces avalanches sont relativement peu dangereuses car elles sont prkvisibles et, comme les prkckdentes, elles glissent dans des couloirs et A des moments facilement repkrables. En hiver, pour l'alpiniste, elles sont pratiquement inexistantes car le soleil est rarement assez actif pendant la saison froide, et la neige s'accumule peu dans les hautes rkgions. Les coulkes deviennent de plus en plus frequentes i partir d'avril, msii ou juin.

La deuxikme catkgorie d'avalanche est celle de la cklebre plaque de neige qui glisse gknkralement sur Une couche interne formke de givre, de neige poudreuse ou de neige coulante de cristaux gros- siers i cohksion infime. Or, cette couche dite « lubrifiante ne se forme que rarement en haute montagne en hiver et ne se trouve en gknkral que sur les pentes sud oh le soleil et le rege1 ont forme des neiges croutkes qui, une fois recouvertes, peuvent se dksagrkger lentement et devenir coulantes.

Le plus souvent, A grande altitude, la neige tombe fine et elle reste fine du fait de la basse tempk- rature constante en hiver. Ces couches se tassent et forment Une masse consistante sans discontinuitk interne. De plus, quand il neige sur les pentes raides, le vent kbranle les grains qui roulent continuelle- ment Vers le bas en Une sarabande liliputienne. La neige ne s'accumule donc pas aux endroits d'ou elle pourrait glisser plus tard.

Les chutes de skracs peuvent etre envisagkes comme Une forme spkciale d'avalanche de plaques de neige. Lorsqu'un glacier s'kcoule par-dessus Une paroi rocheuse, il se dkverse par petites tranches et ces chutes de glace se rkduisent en poussiere ou provoquent le dkclenchement des masses de neige accumulkes en dessous. Ces cataractes entrainent avec elles un courant d'air et de poussiere de neige qui tourbillonne, offrant ainsi un spectacle grandiose. Les avalanches des versants nord de la Jung- frau et du Wetterhorn par exemple, sont cklebres. Ces chutes de skracs ne sont gukre dangereuses pour le skieur car elles se produisent A des endroits bien dkterminks qu'il peut kviter.

D'apres cet exposk, il apparait clairement qu'en haute montagne en hiver le danger d'avalanche est exceptionnel. Le skieur est gknkralement plus exposk en montant i la cabane que le lendemain au cours de l'ascension. Nkanmoins la prudence est de rigueur car malheureusement il n'y a pas de regle sans exception et il se peut que, suivant la direction du vent et la disposition des obstacles, la neige s'accumule en enorme quantitk A certains endroits. Elle pourra alors se dkclencher sous les pas du grimpeur en Une avalanche d'autant plus dangereuse qu'elle est imprkvue.

* Recherches effectuees sous la direction de la commission suisse pour l'etude de la neige et des avalanches.

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Photor : A. Roch

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F R E I H E I T A M T H E O D U L

Von LuES T ~ m k r

Trotz aller durch die Radioapparate geschmetterten Fanfarenklange über Einmärsche in neu- trale Lbder, die man als Siege anpries, waren viele meiner Freunde schon im Wihter 193914 von dunklen Vorahnungen erfüllt. Die Atmosphäre Berlins wurde täglich düsterer, wiihrend die deuache Luftwaffe sich anschickte, die englischen Städte „auszuradierenw. Nur wenige Deutsche ahnten damals, d a jene Bomben auf London einmal hundertfach als furchtbare Vergeltung über die deut- schen Städte selbst niedergehen würden, Alles freie gelöste Leben schien in Berlin vom kalten Nebel der Ministerien aufgesaugt und'in stumme, starre Fantasmen gepreßt worden zu sein. Menschen in Zivilkleidern hatten nichts zu bedeuten; wertrotzdem galt, harte das Parteiabzeichen im Knopfloch oder die Parteiuniform an oder frisch geputzt im Schrank; man trug Siegesmienen und Entschlos- senheit, man bewies, daß die eigenen rassereinen Großeltern den Geist des Herrn von Bismarck, die Eltern denjenigen eines Wilkelm des Zweiten und man selber das, was man den Geist Adolf Hiders nannte, in sich aufgenommen hatte.

Berlin war für mich ganz und gar freudlos geworden. Die Gestapo, die in der Luft liegende grauenvolle Entwicklung der Dinge, die Dummheit der Masse und die eintönige Sturheit des p n w n ,,Apparatescc verleideten mir die Freude am Leben vollkommen. Daxu kam, daß meine ablehne* Haltung dem Propagandaministerium genau bekannt war, man war mit mir dort aus vielen Gründen sehr unzufrieden, so daß ich daraus meine Konsequenzen zog und meine V- den Garten und die Gitarre stehen lien, wo sie standen, und da ich als Südtiroler italienischer Staatsbürger war, das nebelgraue Berlin mit dem sonnigen Rom vertauschte.

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In Berlin herrschte Adolf Hitler, über Rom schwebte der Geist des Papstes auch dort, wo Mussolini ganz allein zu regieren glaubte. In Berlin gab es Organisationen, Siegesfeiern, Befehle, Arreste, Drohungen, in Rom Gottesdienste, Diskussionen über das mare nostrum und noch keine so gründliche Verdunklung der Gehirne und Straßen wie in Berlin. Rom war einst die Stadt der römischen Kaiser, aber sie ist die Stadt der Bischöfe, der Apostel Christi, der Sitz des heiligen Vaters und daher die ewige Stadt geblieben und zu all dem vielleicht die schönste der Welt.

Lange Zeit konnte ich trotz vieler Sympathien keine Arbeit, keinen Film starten. Die Schwierig- keiten waren im Boykott meiner Person durch das Propagandaministerium in Berlin begründet. Selbst ein Film über die Meliorierung der Pontinischen Sümpfe, den Mussolini persönlich gewünscht hatte, zu dem ich mit großem Fleiß und großer Liebe ein Thema entworfen und ausgeführt hatte, scheiterte trotz der kulturellen Achse an der Böswilligkeit der Herren im Propagandaministerium. Die Zeit verstrich, das unglückliche Italien wurde schließlich doch mit in den Krieg gerissen, und erst 1942 konnte ich, während ich gezwungenerweise eine untergeordnete Rolle in einem deutschen Film spielen mußte, an einem Filmstoff arbeiten, der mir Freude machte. Es war der ,,Pastor Ange- licus", der im Vatikan aus Anlaß des fünfzigjährigen Priesterjubiläums des Papstes Pius XII. ge- dreht wurde und dessen künstlerische Gestaltung mir übertragen wurde, ohne daß dies bekannt werden durfte, da Berlin sofort Gegenmaßnahmen getroffen hätte.

Gleich nach jener Arbeit wurde ich ersucht, einen Film mit den Bewohnern des Val d'Aosta zu drehen, die Bergführer seien dort arm und hätten keinerlei Verdienst, den Skilehrern ginge es nicht viel besser, kurz und gut, ein in den Bergen des Val d'Aosta, in Courmayeur, Breuil und Cogne spie- lender Film würde Geld und Arbeit unter die Talbewohner bringen. Wie das in Italien einmal Brauch ist, mußte nun in wenigen Wochen das nachgeholt werden, was in langen Monaten versäumt wor- den war. Idee, Buch und Arbeitsprogramm mußten buchstäblich innerhalb Stunden aus den Ärmeln geschüttelt, die Vorbereitungen improvisiert und die Aufnahmen sofort angesetzt werden. Ich tat, was ich konnte, und schon im Februar stand ich mit einem ansehnlichen Scheinwerferpark, mit Kameramännern, Schauspielern und Darstellerinnen in Entrkves, hinter Courmayeur, direkt unter den gewaltigen Südabstürzen des Montblanc.

Kühn schwang sich der steile Pkteretgrat aus den Moränenbergen hinauf zu den eisumpanzerten Flanken, drüben drohte schweigend die düstere Aiguille Noire, weiter im Norden blinkten im mor- gendlichen Märchenglanze die Gipfel der Grandes Jorasses zu uns ins winterlich verschneite Dörf- chen herab. Mit einem Schlage hatte sich mein Traum und mein Heimweh nach den Bergen in die wunderbare Wirklichkeit verwandelt, innerhalb weniger Stunden sich meine Wohnung in der Via Gregoriana, mit dem Blick über ganz Rom, in die stille Stube einer Berghütte in Courmayeur ver- wandelt. Nicht mehr die dem Himmel zu sich wölbende Kuppel des Domes von St. Peter erquickte früh morgens und spät abends mein Herz, sondern die hohe Wand des Montblanc, dessen Gipfel sturmumtost sich im endlosen Grat bis zu den Grandes Jorasses schwingt. Die Arbeit rief mich jeden Morgen frühzeitig schon hinauf auf die sonnigen Höhen des Colle Chkcruit, in das Eisgewirr des Brenvagletschers oder auf die Höhen des Rifugio Torino.

Außer einigen älteren, bewährten und erfahrenen Mitarbeitern, wie Hugo Lehner aus Zermatt, dem Bergsteigerehepaar Hans Steger und Paula Wiesinger, war noch ein komischer Kauz aus Süd- tirol mit. Es war der Skilehrer, Bergführer und Wünschelrutengänger Hans Moser. Moser führte immer ein Büchlein mit sich, es war das Brevier ,,Mächtiger als das Schicksal" von Seneca. Ich wun- derte mich, bei einem Skilehrer eine Vorliebe für so edle und schöne Literatur zu finden. - Außer diesen Bergfreunden und Filmfachleuten für Schnee, Wetter, Lawinen, Spalten und Eisbrüchen hatte ich noch eine Reihe berühmter Führer aus Courmayeur bei mir, die Reys, Pettigax, Croux, dann von Breuil die Maquignaz und den bekannten Luigi Carrel, ein Enkel des berühmten Jean Antoine Carrel, dessen Schicksal im Kampf um das Matterhorn bekannt ist. Es wäre ein spielerisches Vergnügen, Bergfilme mit Bergführern von dieser Art zu drehen, ich sah und erlebte es immer wieder, wie angenehm, fröhlich und reibungslos selbst die schwersten Anstiege und Aufnahmen zu

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meistern waren, wenn es sich um Szenen ohne Schauspieler handelte, aber Spielfilme kann man schließlich ohne Darsteller nicht drehen. Die Künstler und Künstlerinnen sind meist nicht berg- gewohnt und auch sportlich nicht genügend trainiert oder geschult, um ihnen ein leichtes Arbeiten in jenen Höhen zu ermöglichen oder von ihnen das verlangen zu können, was zur Herstellung eines alpinen Filmes unumgänglich nötig ist. Stundenlange Anmärsche zu den geeigneten Motiven, Wind, Kälte, Regen und oft starke körperliche Anstrengungen, frühes Aufstehen und andere ähn- liche ,,Gefahrenc' aller Art, schlechtes Wohnen in kalten ungeheizten Hütten, das sind Dinge, die den verwöhnten Schauspielern aus den Städten trotz aller Liebe zur Arbeit nicht liegen. Und beson- ders den Römern nicht! Wenn es einem Regisseur früher anheim gestellt war, gemeinsam mit seinem Produktionsleiter sich die geeigneten Darsteller auszuwählen, so wurde es im Zeitalter des Faschis- mus Sitte, die Schauspieler zu bestimmen, aus weiß Gott welch unergründlichen Gründen! Mir gab man z. B. für die Rolle meines Gegenspielers einen Mann mit einem sehr anspruchsvollen Künstler- namen, der wundervoll parfümiertes, brillantineglänzendes Haar besaß und seine dröhnende Stimme überall dort ertönen ließ, wo man sie nicht hören wollte, der in Rom angab, ein „hervorragender Skiläufer und Bergsteigeric zu sein und in Courmayeur auf keinen Hügel zu bringen war, der morgens nie zur Arbeit erscheinen konnte, weil er die ganze Nacht gespielt und getrunken hatte, sich einmal ausredete, er fürchte die Lawinen, er könne doch seiner armen Mutter, deren einziger guter Sohn er sei, den Schmerz, bei einem Bergfilm verunglückt zu sein, nicht antun, oder Magenweh, Schwindel, Kopfweh statt voller Hosen vorgab, um ja nicht ausrücken zu müssen, und mich daher zwang, fast alle seine Bilder mit einem Führer als Double zu drehen. Wenn ich beim Produktionsleiter prote- stierte, antwortete er mir ungläubig, ich sollte nur Geduld haben mit dem Manne, und ich möchte halt keine allzu großen ,,Strapazen" verlangen. Als sogenannte Diva, als Hauptdarstellerin des Filmes, wurde mir eine junge, sehr hübsche Nachwuchsschauspielerin aus Triest empfohlen. Sie sei für die Gesellschaft schon engagiert und müsse verwendet werden. Die von mir angesetzten Probeaufnahmen fielen gut aus, und der aufgehende Stern sollte spielen. Dieses frische Naturkind war 19 Jahre alt und wog 65 kg, hatte schöne blaue Augen und herrliche Zähne, dazu wundervolles Haar und außergewöhnlich schön geschwungene Brauen über den mandelförmigen Augen. Es trug ein reizendes Kostüm mit blumengeschmücktem Strohhut und freute sich, gleich als Darstellerin eine der wichtigsten Rollen spielen zu dürfen. Aber arbeiten, proben, zur rechten Zeit zur Stelle sein, skilaufen lernen, das alles interessierte sie gar nicht. Vor der Kamera stellte sich das hübsche Kind wie ein Stück Lärchenholz, benahm sich bockig, steif, seelenlos und gänzlich uninteressiert. Wenn wir zum Colle Chkcruit stiegen, ließ sie sich durch zwei Soldaten hinaufziehen bzw. schieben, indem der vorausgehende Mann sich einen langen Riemen um den Bauch band, an dessen beiden Enden sich das kluge Mädchen festhielt und sich ziehen ließ, während der zweite Soldat seine beiden Hände auf ihren werten Hinterteil legte und das ganze faule Gestell vor sich her schob! Das alles natürlich im Schwimmkostüm, damit sie ja nicht etwa unter der Hitze leide. Ich schämte mich vor den Bergen, Wiesen, Bauern, Führern, Kühen und Ziegen. Die Signorina aber empfand bei meinen wiederholten Vorstellungen und Vorwürfen nichts als ein leises Bedauern für mich und meine Umgebung . . .

Also ganz einfach war das Arbeiten in den Bergen mit meiner römischen Truppe gerade nicht, denn auch die Kameraleute waren, obwohl voll guten Willens, nicht gerade berggewohnt und ebenso der technische Stab. Es brauchte viel, viel Geduld.

Die Produktionsleitung verstand überhaupt nichts und wurde würdig durch einen dickbauchigen Fresser vertreten, dem Schnee, frische Luft und Berge genau so unsympathisch waren wie die Men- schen, die diese Dinge von Natur aus liebten. Er tat auch alles, aber schon gar alles, um mir und meinem engeren Stab die Arbeit in jeder Weise zu erschweren, er sabotierte sozusagen seine eigene Produktion, um nachher immer tieftraurig und bedauernd feststellen zu können, wie unfähig wir wären, trotzdem er doch alles so gut vorbereitet und organisiert hätte.

Ja, wer stellt sich die Qualen vor, die ein Regisseur leidet, der, unter solchen Umständen ein ordentliches Werk zu schaffen, verzweifelnd, hoffnungslos und täglich neu enttäuscht sich müht?

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Und trotzdem gingen wir unermüdlich Tag für Tag der Arbeit nach, suchten Bildmotive, Szenerie- hintergründe, drehten, schrieben, strichen unverdrossen hoch oben auf den Graten und tief unten am Fuße der Berge in den Wiesen herum.

Später, im April, zogen wir nach Cervinia, an den Fuß des geliebten Matterhorns. Droben leuchtete der Furggengrat. In den weiten Hängen jenes Gebietes wollte ich die im Manuskript vor- gesehene lustige Skifuchsjagd drehen, an der Leo Gasperl, ein wahrer Meister in der vornehmen Skibeherrschung, maßgebend mitwirkte. Es war ein wahrer Genuß, die beispiellose Schönheit, Sicherheit und vollendete Ausgeglichenheit dieses Lehrers und Meisterläufers zu beobachten. Er fuhr in jedem Schnee, gleichgültig, ob tiefer Pulver lag oder harter, ungleichmäßig verwehter Wind- harsch, nasser Pappschnee oder schwerer Firn! Die Skiführung blieb immer gleich, die Bewegungen immer schön, harmonisch abgerundet und wuchtig kraftvoll. Außer Leo Gasperl kamen noch viele

Drr Skifahrer am Ende seiner Moglichkeiten ?

andere Läufer zu uns, lauter gut geschulte und trainierte Alpini. Der kleine Kern meines Aufnahrne- stabes wurde dadurch erheblich verstärkt, und die Arbeit ging munter fort. Täglich gab es nach ge- taner Arbeit herrliche Abfahrten, jedesmal natürlich versicherten die tapferen Männer, daß man diesmal „ganz gemütlich" heimfahren wolle, schon wegen der Apparate. Und jedesma! aber fuhren sie wie die Höllenhunde, einer jagte schneller als der andere in die Tiefe, und einer hetzte den anderen wohl um so nebenbei zu zeigen, was er unter ,,ganz gemütlichem Abfahren" verstand. Ich aber war der Leidtragende, weil mir manch schöne filmische Einstellung im schönsten und weichen Abend- sonnenlicht dadurch entging, weil die Brüder nicht zu halten waren und stets wieder, trotz aller Ver- sicherungen, wie zügellose Rennpferde ihrem Stall zurasten, ohne Sinn und Verstand, nur um bei der ,,gemütlichen Abfahrt" doch als Erster vor der schattigen Hotelbude einzutreffen.

Die große Seilbahn zum 3 roo m hohen Plateau Rosa erleichterte unsere Tätigkeit sehr, die

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Führer brauchten nun nicht mehr die gesamten Aufnahmegeräte auf ihrem Rücken stundenlang zu schleppen, die reizende Diva nicht mehr gezogen und geschoben zu werden, und der Pomadenkönig hatte sich allmählich schon so weit an die Berge gewöhnt, daß er sich bereit erklärte, bei windstillem Wetter und Sonnenschein einmal mit der Seilbahn zum Plateau Rosa hinaufzufahren, wo ich mög- lichst rasch alles abdrehen solle.

In Breuil waren noch des Krieges wegen einige Formalitäten mit den Grenzkontrollbeamten zu erledigen, weil Steger, Bayer und Hugo Lehner Schweizer waren. Als das getan war, fuhr ich mit den beiden, Hans Moser und den Kameraleuten, zum erstenmal in jenen Kriegsjahren hinauf zum Plateau Rosa. Der Furggengrat bildet dort vom Gipfel des Matterhorns herunterfallend und zum Breithorn, Sellapaß sich ostwärts schwingend, die Grenze zwischen der Schweiz und Italien.

Erwartungsvoll standen wir in der emporschwebenden Kabine. Lehners Augen glänzten, fuhr er doch sozusagen heimwärts, drüben überm Grat lag Zermatt, sein Heimatort. Auch mir klopfte das Herz, denn wie sehr hatte ich die Walliser Berge, Menschen und Täler in mein Herz geschlossen in all den vergangenen Jahren meiner Arbeiten dort, wie oft fühlte ich, besonders im kriegsgezeich- neten Berlin und in den schwülen Sommertagen Roms eine unwiderstehliche Sehnsucht nach jenen geweihten Höhen und stillen Welten.

Bald waren wir oben. Ein herrlicher Blick rundum blieb im Glanz und Schauer des Matterhorns haften, und kaum hatte sich der erste Eindruck etwas gelegt, da sahen wir am Grat einige zwanzig Schritte von uns entfernt die Zermatter Führer Otto Furrer, Peter Josef Aufdenblatten, Elias Julen mit ihren Touristen stehen. Weiter drüben kamen zwei Partien im Glanze der morgendlichen Sonne über den Breithorngletscher. Hell wie noch nie schimmerte das Eis, kristallen glitzerte der pulverige Schnee, und in tiefem sattem Blau lag einer unendlichen Glocke gleich der selige Himmel über allem. Furrer zündete sich gerade eine Pfeife an, lachend grüßte er zu uns herüber, man hatte uns erkannt, zwei Carabinieri und einige Schweizer Grenzwächter standen seitwärts, und es schien, als seien plötzlich alle Grenzen gefallen, als sei die Welt der Berge und Bergsteiger ein Einziges geworden, ohne Hindernisse, Zölle und Schranken!

Mosers Antlitz leuchtete im goldenen Widerschein der strahlenden Sonne, seine Augen hatten einen verklärten Glanz angenommen, seine Arme ausbreitend stand er da, überwältigt und froh, die Welt, seine Welt, die Freiheit der Berge hier auf dem Boden eines freien Landes erleben zu dürfen, dem Lande Wilhelm Tells zugewendet stand er da, glücklich das empfindend, was wir alle wohl als jene wünschenswerte gute Freiheit vor Furcht und Not empfinden, und rief laut und erschüttert:

,,Sehen Sie diesen Glanz, diese Gipfel, diese Gestalten dort, sehen Sie das, den Himmel, die Täler, die Bergführer dort, das ist ja alles ganz anders als bei uns, das Licht ist heller hier, der Himmel strahlender und die Gesichter dieser Männer, die sind doch ganz anders als die unserer Leute, schauen Sie doch - ach Gott, wie schön, oh, wie freue ich mich, endlich diese Luft eines freien Landes atmen zu dürfen. - Wissen Sie was, Trenker, packen wir den ganzen Krempel zusammen und fahren wir hinunter nach Zermatt und bleiben dort, bis dieser Krieg aus ist!"

Der Ausbruch Mosers war echt und die Begeisterung einem treuen, reinen Herzen entsprungen. Während wir nun die uns seit Jahren befreundeten Führer begrüßten, einen Schnaps tranken und unsere Gedanken über Zeit und Zukunft austauschten, geschah es, daß einer der Carabinieri, der schlecht deutsch verstand, meinen lieben Moser verhaftete und uns allen verbot, mit den Schweizer Freunden wegen augenscheinlicher Spionagegefahr zu sprechen.

Ich protestierte, aber wie immer in einer solch eminent wichtigen Affäre, wo es sichtlich um Sein oder Nichtsein eines ganzen Staates ging, vergeblich.

Das Freiheitslied vom Theodul war so schön gewesen, der Ausbruch des Tiroler Bergführers so echt, daß ich gar nicht daran dachte, mir die Laune verderben zu lassen. Ich drehte meine Bilder ab, es war einer jener göttlichen Tage, in welchen alles in ein plastisches Licht getaucht schien, und in welchem Himmel, Wolken, Täler und Höhen in wundervollster Harmonie wie ein einziger Dank an den Allmächtigen zusammenklangen und wir uns nicht nur als arbeitende Menschen fühlten,

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1 sondern vielmehr als Geschopfe Gottes, den Wundern der Natur verbunden, zu ihnen gehörend und S b _

F in ihnen aufgehend. Der Traum einer Freiheit, einer stillen, inneren Freiheit erfüllte unsere Seelen, und diese Stille

1 erquickte unser Herz, bis die Skier uns hinab trugen in das schattige Valtournanche, wo es mir nach I

vielen Litern Chiantiweines gelang, den Carabinieri Maresciallo zu überzeugen, daß das Schicksal Italiens durch unsere Arbeit am Theodul nicht gefährdet, und daß weder Moser noch Lehner, weder Otto Furrer noch ich Spione im Dienste dämonischer Mächte höllischen Ursprungs, sondern nur .<$

in gemeinsamer Liebe zu den Bergen verbundene Freunde seien, die nach langer Trennung sich ,V !

dort begrüßt hatten, wo die Freundschaft ihren Ursprung und ihr Siegel erhalten hatte.

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MEIN ERSTES R E N N E N

V o n Dr. Henc~f Hoek, SAX

Am 27.November 1892 wurde von acht skibegeisterten Menschen in der kleinen Stadt Todtnau, am Südfuß des Feldberges im badischen Schwarzwald, der erste Skiklub in Deutschland (und wohl auch in Mitteleuropa?) gegründet. Damit war der Grundstein gelegt für eine mehr oder weniger planmäßige ,,Organisation" des Skilaufs. Schon drei Jahre später, am I. Dezember 1891, konnte sich eine Reihe von badischen Skivereinen zu einem Landesverband, ,,Skiklub Schwarzwald", zu- sammenschließen. Und damit war die Möglichkeit für einen einigermaßen geordneten Rennbetrieb gegeben. Einigermaßen . . .

Wohl wurde bereits 1900 eine ,,Meisterschaft" ausgeschrieben - aber in den Dörfern und klei- neren Städten war bis 1900 ein ,,SkirennenU eine mehr oder weniger glücklich improvisierte und meist reichlich wilde, dafür umso lustigere Angelegenheit. Daß aber fast überall, wo auch nur ein kleinster Skiklub bestand, ,,Rennen6' abgehalten wurden, das darf uns nicht wundern. Denn das „Kraftemessen" in einem neuen Sport ist zweifellos eine Art von naturgegebener Notwendigkeit; und nebenbei hat es den vielleicht wohl gefühlten und geahnten, wenn auch nicht immer erkannten guten Nutzen, daß Technik und Gerät höher gezüchtet werden.

In welchem Jahre ich nun mein erstes derartiges Rennen bestritt, das kann ich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Wahrscheinlich war es im Jahre 1895. An die Einzelheiten der ganzen Veran- staltung (abgesehen von Namen!) kann ich mich aber noch sehr genau erinnern.

Jedenfalls: An einem schönen und recht kalten Februarmorgen, gegen I I Uhr, kamen wir - mein Freund Ernst Schottelius und ich - vom Feldberg her nach Menzenschwand.

Im flachen Talgrund, oberhalb des stattlichen Dorfes mit den schönen geschindelten Häusern, sahen wir schon von ferne eine erstaunlich zahlreiche Versammlung - mindestens einige 60 Men- schen; und'die Bälfte davon, das war das Verblüffende, war mit Ski bewaffnet. Als wir näherkamen, erkannten wir auch an einer schlanken Stange eine kleine gelb-rote badische Fahne, und davor war ein Tisch aufgebaut mit Schreibzeug, mit ein paar Literflaschen weißen Weines und einigen Gläsern sowie einer gefährlich aussehenden Pistole. Neugierig erkundigten wir uns, was hier vor sich ginge. Und bekamen zur Antwort, daß ein Skirennen abgehnlten würde - jetzt, in den nächsten Minuten sei der Start zum Dauerlauf von etwa zweiKilometern, und nach dem Essen am Nachmittag gäbe es eine Sprungkankurrenz.

Das war ja herrlich! Und bescheiden fragten wir an, ob wir wohl mitmachen dürften. „Aber gerne"; & ~ d ein kleines mitleidiges Lächeln streifte uns beide, die wir ganz offensichtlich aus der

# Stadt kamen.

Wir dankten für die l i ebenswürd~~~r l aubn i s zur Beteiligung und ließen uns die Rennstrecke erklären. Das bereitete keine ~chwieri~kditen. Wir standen im Talgrund, unmittelbar am Bach und neben,einer größeren Brücke. Unter derygahne sollte das Rennen beginnen, dem Bachufer entlang

W* rrc etwa 800 Meter-weit beinaheeben talaufGärts führen, dann über einen schmalen Holzsteg die andere Talseite gewinnen und dort einige 80 Meter hoch einen steilen Hügel hinaufführen. Dort oben stand eine große, einsame Tanne; von rechts her war dieser Baum zu umgehen, und schließlich ging es weniger steil in einer Art Traverse zurück und hinab zur größeren Brücke, wo wir standen. Ueber diese Brücke wurde die Fahnenstange erreicht, und wer als Erster mit der Hand an die Stange an- schlug, hatte gewonnen. Diese ganze Rennstrecke ließ sich vom Start bis zum Ziel wunderbar über- blicken, so daß die Zuschauer auch wirklich etwas hatten von der ganzen Veranstaltung - und nicht wie heute irgendwo auf der Strecke oder am Ziel einen einzelnen Läufer sehen . . .

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Schon hatten sich die Konkurrenten vor der Fahne in einer beinahe ausgerichteten Reihe auf- gebaut, und wir, die zuletzt gekommen waren, wurden an das linke Ende dieser Reihe verwiesen und standen somit unmittelbar neben dem Bach. Nach unseren Namen oder Herkunft erkundigte sich niemand, Renn- oder Reugeld gab es nicht, und ebenso wenig irgendwelche Rennvorschriften, Ver- bote oder sonstige Bestimmungen. Ein Schuß sollte das Zeichen zum Start sein . . . daher also die Pistole auf dem Tisch. Fieberhaft gespannt wartete ich auf den Knall; aber der kam nicht, denn der Besitzer der Waffe hatte vergessen, Munition mitzubringen. Wir bekamen also mitgeteilt, daß man mit einem Stock auf die Tischplatte schlagen würde - das knallt ja auch ganz hübsch. Inzwischen hatte ich Zeit, ein bißchen nach rechts zu schielen; und ich sah eine Reihe von 16 oder 17 wilden Gestalten in den merkwürdigsten Kleidern. Junge Burschen waren darunter; der jüngste zählte vielleicht 14 Winter - aber auch ältere und würdige Männer waren dabei, ein paar sogar mit wallen- dem und ergrautem Vollbart. Wie verschieden aber auch das Gewand, einiges war bei allen (und auch bei uns beiden!) ganz genau gleich: die nach heutigen Begriffen ganz unmögliche und ganz lose sitzende Rohrbügel-Bindung, die ebenso unmöglichen bis oder gar über die Knie reichenden schweren Filzgarnaschen und der lange, dicke Stock mit der großen und massiven (manchmal achteckigen) ,,Bremsscheibe".

Alle unsere Konkurrenten standen nun mit weit gespreizten Ski, leicht vornübergeneigt (frei- lich viel zu eng nebeneinander) und hielten die beinahe zwei Meter messende „Bremsstangecc krampf- haft mit beiden Händen vor Brust und Bauch, um sie, sobald der Schuß ertönte, mit einer gewaltigen Kraftanstrengung zwischen den Füßen in den Schnee zu rammen und um sich so vorwärts zu trei- ben. Nun, das leuchtete mir ein, und diese Stellung nahm ich auch ein.

Es war dies aber, wie sich in den nächsten Sekunden zeigen sollte, ein böser Fehler. Der Schnee hatte nämlich eine ziemlich dicke eisige Kruste, die nur von etwa 10 cm Neuschnee überdeckt war. Durch den kraftvollen Stoß nun trieben die meisten sich freilich schon vorwärts; aber gleichzeitig durchstießen sie mit der großen Bremsscheibe die Kruste unter der dünnen pulverigen Auflage. Die Folge war, daß die Holzscheibe (nicht beweglich wie unsere Stockrädchen heute!) sich unter der Kruste verklemmte. In dem verzweifelten Bemühen, nun den Stock, der zwischen den Beinen steckte, wieder loszubekommen, während man selbst schon vorwärts glitt, gab es gar manchen Sturz. Und da wir beinahe auf Berührung nebeneinander standen und jeder seinen Stock seitwärts einsetzte, um wieder aufzustehen, so fuhr man damit natürlich dem Nachbar zwischen die Beine. Jedenfalls war das erste Ergebnis des Startes ein heilloses Durcheinander mit viel Schimpfen, Lachen und Fluchen. Und dann rollte ein wirrer Knäuel von Skiläufern, aus dem nur ab und zu ein Opfer herausfiel, taleinwärts. Die Zuschauer hielten sich den Bauch vor Lachen und schrien wie die Wilden vor Vergnügen.

Zunächst erging es mir mit meiner Ellenbogenfreiheit ganz am linken Flügel recht gut und an- genehm. Aber je mehr wir uns dem schmalen Steg über den Bach näherten, um so prekärer wurde meine Lage. Denn natürlich wollte jeder als Erster am Steg ankommen, auf dem nicht für zwei Mann nebeneinander Platz war. Alles drängte also nach links, und ich wurde an den Bachrand ge- schoben. ES war ja nur ein ganz kleiner Bach; aber er hatte sumpfige Ufer. Diese waren gefroren, aber das Eis war nur dünn und brach unter meinem Gewicht. Die Laufflächen meiner Ski wurden schön naß, und da diese Seite des Tales im Schatten lag und da es noch ziemlich kalt war, so hatte ich sofort die prachtvollsten Eisstollen.

Das bemerkte ich freilich zunächst noch nicht. Denn in dem Kampf um die günstigste Position auf dem Steg ging es viel zu wild zu, um auf solche Kleinigkeiten zu achten. Und auf dem schnee- freien Holz des Brückleins hinderte mich das Eis an den Ski auch nicht.

Immerhin hatte ich mir den sechsten Platz in der Reihe auf dem Steg erfochten, nahm also hinter fünf anderen den steilen Hügel in Angriff. In der Aufregung des Rennens gingen wir ihn alle blöd- sinnigerweise in grader Linie bergauf an. Trotz allem Stochern mit dem Stock und allen Versuchen, zu grätschen, kamen meine fünf Konkurrenten durchaus nicht voran; sie rutschten immer wieder

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Xtart fur einen Dauerlauf I 897

Sprunglauf. Fcldberg I 897

zurück, verausgabten eine Unsumme von Kraft und waren gezwungen, in sanften Zickzacklinien auszuweichen. Ich aber konnte bergan gehen, so steil ich wollte ., . . Und da plötzlich gingen mir verschiedene Lichter auf - natürlich: ich hatte j l die prächtigen großen Eisstollen auf den Lauf- fliichen, die ich mir am Bachufer geholt hatte! Einen Moment lang blieb ich ganz überwältigt stehen; dann aber hatte ich die Sachlage erfaßt und stürmte hinauf zu der großen Tanne, so schnell die Lun- gen es zuließen. Mit einem gewaltigen Vorsprung kam ich oben an, schlug den vorgeschriebenen Haken um den Baum und sah den vordersten der anderen mindestens 5 Minuten unter mir. So weit war alles prächtig schön. Aber nun kam die Schrägabfahrt. Und da wird ja nun jeder denken, daß es für die anderen ein Kinderspiel gewesen wäre, mich zu überholen. Und das wäre es heute auch . . . Doch in jener halbvorgeschichtlichen Zeit war es anders! Ich stolperte und rutschte bergab - und die anderen ,,fuhrenc' - fielen natürlich sofort hin und mußten mit Mühe aufstehen; sie klemmten die Bremsstange zwischen die Beine und ritten darauf wie die Hexen auf ihrem Besenstiel, legten sich zurück auf ihre Holzrösser, blieben im Schnee hängen und lagen bald auf dem Rücken. Wohl waren sie auch so noch schneller als ich. Aber es reichte nicht, um meinen Vorsprung einzuholen. Auf der großen Brücke war ich immer noch einige hundert Meter voraus, und stolz und beglückt legte ich die Hand an den Flaggenmast. Ich hatte den Dauerlauf gewonnen! Es war ein Tag der Erinnerung in späteren Jahren wert: Der Vereinsvorstand schüttelte mir die Rechte und klopfte mir auf die Schulter (mit etwas sauersüßem Lächeln), die inzwischen eingetroffene, drei Mann starke

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Dorfmusik blies einen Tusch (sehr falsch), ein halbes Dutzend Buben brüllte unentwegt ,,Ski Heil" (nicht grade im Rhythmus), und eine holde blonde Maid kredenzte mir ein Glas sehr sauren Weines (mit verführerischem Augenaufschlag).

Dies aber schien den zweiten, der einlief, noch mehr zu kränken als der verlorene Sieg, und mein erstes Rennen brachte auch den ersten Protest. Ich hätte mir einen unlauteren Vorteil ver- schafft durch die Eisstollen an den Laufflächen. . . Der Herr Vorstand aber entschied nach kurzem Nachdenken an Ort und Stelle und aus eigener Machtvollkommenheit: „Protest wird abgewiesen. Du dummes Luder hättest ja auch mal ins Wasser treten können. Hier, trink mal ein Glas Wein und halt's Maul." Eine vielleicht nicht ganz sachliche, noch ganz logische, aber sehr salomonische Entscheidung. Beide nahmen sie einen ganz gehörigen Schluck; die holde Blonde schenkte uns allen dreien noch einmal ein, die Mißstimmung verflog, und in friedlichster Laune zogen wir gemein- sam in den ,,Adlerc', um uns zu stärken für den ,,Sprunglauf" am Nachmittag. Es gab sehr viel Wein, sehr viel Schweinernes, sehr viel Kartoffeln und sehr viel Sauerkraut. Und es wurden sehr viele zündende Reden gehalten: Auf Herrn Fr.Nansen (,,SkiHeil, Ski Heil, Ski Heil"), auf den herr- lichen Skilauf (,,Ski Heil, Ski Heil, Ski Heilcr), auf den Sieger im Dauerlauf (dreimal Heil, wie oben), auf den Vereinsvorstand, auf das Dorf Menzenschwand und ich weiß nicht auf was sonst noch alles. Heilrufe und Weinkonsum waren beträchtlich - und das war schließlich der Zweck der Übung. Es waren noch die schönen Zeiten, da selbst in einem abgelegenen Schwarzwald-Dorf der Liter Landwein 60 bis 70 Pfennige kostete! Und inzwischen stand im Schnee vor den Fenstern der großen Wirtsstube begeistert und staunend die Dorfjugend und wartete auf unseren Auszug zum Springen. Da war aber die Beteiligung bedeutend bescheidener als am morgendlichen Dauerlauf. Das aber hatte seinen guten Grund; denn das ,,Springen" war keine so ganz harmlose Sache.

Wohl hatten wir gehört von Sprungrennen in Norwegen und von märchenhaften Sprungweiten, von 18, 19 Metern und selbst mehr. Aber niemand von uns hatte die leiseste Ahnung, wo und wie man einen Sprunglauf anlegt. Niemand hatte auch eine Photographie von einem nordischen Springen gesehen . . . es war alles der Phantasie und der Intuition überlassen. Und da wir in jenen Jahren eine große (und wohl begreifliche!) Scheu vor übertriebener Geschwindigkeit und vor jedem Steilhang hatten, so ergab sich folgendes : Man suchte sich einen möglichst hindernislosen Hang von vielleicht I 5 Grad Neigung, der unten mit einem ausgesprochen scharfen Knick in die Ebene des Talgrundes sein Ende fand. Unmittelbar nun vor dem Übergang in die Ebene wurde eine etwa 2 Meter hohe Sprungschanze gebaut. Auch der Schanzentisch war so topfeben wie die Aufsprung,,bahn" davor.

Der Springer kam in recht mäßiger Fahrt und sehr breitspurig von oben, riß auf des Schanze die Beine und Ski so hoch er irgend konnte - und erwartete mit Fatalismus das weitere. Natürlich fiel er wie ein nasser Sack in den Schnee der Ebene - auf welchen Korperteil, das war durchaus Zu- fallssache.

Hatte er sich von dem Schock einigermaßen erholt, so stand er mühsam auf und entschwand seitwärts. Zunächst erschien alsdann ein Mann mit einer Meßleine und stellte auf des Zentimeter genau die Entfernung fest zwischen der Schanzenkante und dem nächsten Eindruck des Springers (oder eines seiner Ski) im Schnee. Ein zweiter Funktionär füllte das Loch, aus dem der kühne Sports- mann sich erhoben, mit Schnee, und ein dritter erschien mit einem Rechen und stellte eine neue ganz glatte Fläche her - für das nächste Opfer. Einen Sprung zu ,,stehen" war natürlich ganz un- denkbar; glücklich war, und bewundert wurde, wer überhaupt auf den Ski landete. Es ist das reinste Wunder, daß nicht schwere Verletzungen vorkamen . . .

Ein Vergleich der ,,Sprunglängen" nach zweimaligem Durchgang ergab, daß ich ein ungeheures Glück entwickelt hatte und mit 8 Meter und 82 Zentimeter beinahe um Handbreite weiter ,,gesprun- gen" war als der nächst ,,bestea.

Und abermals zogen wir in den Adler - diesmal zur Preisverteilung; und abermals gab es Wein und Reden und sehr viel Heil-Getufe. Zwei herrliche erste Preise konnte ich aus zarter Hand in Empfang nehmen: Eine Wanduhr in hölzernem Gehäuse, aus dem bei jeder vollendeten Stunde ein

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Vögelchen herausschaute und einigemale Kuckuck rief, und einen großen Zinnbecher im reinsten und reichsten Jugendstil.

Die ersten Sterne standen an einem frostklaren Winterhimmel, als wir beim Schein einer schma- len Mondsichel uns auf den Rückweg zum Feldberghof machten. Wir hatten reichlich getrunken, waren bester Laune und spürten zunächst unsere große Müdigkeit kaum. Es war ein köstlicher Tag gewesen, voller Aufregung, Freude und Lachen - „great fun" im besten Sinne des Wortes.

Nach einer guten Stunde Steigens querten wir eine große, mäßig steile Waldwiese mit freiem Auslauf; märchenhaft still und unberührt lag sie zwischen den hohen dunklen Tannen, und ihr Schnee war bedeckt mit Millionen blattförmiger Reifkristalle, die im Mondlicht in ganz zarten Farben glänzten.

Ob man diese schöne Wiese wohl bis unten ohne Sturz im Schuß abfahren könnte? Mein Freund sagte „neincc - und ich sagte „ja". Wir stritten lange. Was blieb mir übrig, als durch die Tat zu be- weisen, daß ich recht hatte?

Aber ich hatte nicht bedacht, daß man auf kalten Rauhreifkristallen eine mörderische Fahrt bekommt, und hatte nicht bedacht, daß ich eine Wanduhr und einen Zinnbecher im Rucksack hatte . . .

Es gab einen furchtbaren Sturz. Die Uhr war nur noch ein Häufchen Splitter und verbogener Metallteile, und der Becher war

unförmig verbeult. Beide warf ich degoutiert in den Bach. Und dann bekam ich plötzlich das heulende Elend, denn ich hatte mir eine Rippe eingedrückt

und elende Schmerzen - und ich war jung und todmüde und betrunken.

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2. T E I L P R Ä S I D I A L - , S K I - U N D C L U B B E R I C H T E

J A H R E S B E R I C H T 194511946

Von Dr. Bernhard Rqenacht, Zentralprzsident des S A S

Liebe SASler !

Im letzten Jahresbericht durfte ich der Hoffnung Ausdruck geben, der SAS werde sich seiner Tradition, unter der skifahrenden akademischen Jugend aller Länder engere Bande neu zu knüpfen, würdig erweisen. Mit Genugtuung darf ich heute feststellen, daß der SAS dieser Tradition treu ge- blieben ist. Wo immer sich Gelegenheit bot, hat er Verbindungen mit ausländischen Akademikern aufgenommen, und seine Bemühungen, Studenten verschiedener Länder zusammen an den Start ZU

bringen, waren von Erfolg gekrönt. Allgemein durfte bei der akademischen Jugend der Wunsch, durch den Krieg abgerissene Verbindungen wieder neu aufzubauen, festgestellt werden. Am deut- lichsten zeigte sich dies bei den gleichzeitig mit den Schweizerischen Skihochschulmeisterschaften ausgetragenen SAS-Rennen in Zerqatt. Erstmals seit dem Kriege wurden zu dieser Veranstaltung, ihrer Bestimmung gemäß, wiederum ausländische Studenten eingeladen. Überall hat die Einladung des SAS freudigen Widerhall gefunden und nicht weniger als 70 ausländische Akademiker aus 10 verschiedenen Ländern sind am Start erschienen, um sich mit den rund I 30 an den Rennen teilneh- menden schweizerischen Akademikern in sportkameradschaftlicher Weise zu messen. Vom Wetter begünstigt dürfen die SAS-Rennen und SHM 1946 als in allen Teilen gelungene Veranstaltung be- zeichnet werden. Unvergeßlich bleibt sicherlich allen Teilnehmern die freundschaftliche Zusammen- kunft mit den ausländischen Gästen anläßlich des traditionellen Aperitifs am zweitletzten Tag der Rennen. Zermatt hat trotz der starken Belastung durch .die anschließend an unsere Rennen zur Durchführung gelangten Internationalen Skiwoche seine Eignung als Durchführungsort für unsere Rennen erneut unter Beweis gestellt. Sport-Toto-Gesellschaft und Schweiz. Zentrale für Verkehrs- förderung haben für unsere Veranstaltung mit starker internationaler Beteiligung großes Verständnis gezeigt und durch finanzielle Unterstützung es ermöglicht, den Anlaß in diesem Rahmen durchzu- führen, wofür ihnen hier nochmals herzlicher Dank ausgesprochen sei.

Als Abschluß dieser schönen Veranstaltung wurde die Tourenwoche durchgeführt, die diesmal eine erfreuliche Beteiligung aufwies und den Teilnehmern ermöglichte, die schönsten Skiberge im Zermatter Gebiet kennenzulernen.

Eine SAS-Equipe hatte die Freude, der Einladung unseres befreundeten italienischen Clubs, des SC 18 Folge zu leisten zur Bestreitung des Italo-Suisse in Cortina d'Ampezzo, wo sie von unseren italienischen Freunden herzlich empfangen wurde und in harter Konkurrenz dem SAS zum Siege verhelfen durfte.

Auch das älteste traditionelle internationale Treffen des SAS, das Anglo-Swiss, konnte erstmals seit dem Kriege wieder durchgeführt werden in St. Moritz. Auch hier war die SAS-Equipe erfölg- reich. Der größte Erfolg dieser Veranstaltung war jedoch die herzliche Freundschaft, die mit unsern alten Engländer-Skikameraden erneut zum Ausdruck gelangte.

Anglo-Swiss und Italo-Suisse werden nun nach ihrer erstmaligen Wiederaufnahme sicherlich, wie vor dem Kriege, traditionelle Treffen des SAS sein.

Der SAS ist auch in Verbindung getreten mit seinen Skifahrerfreunden in USA und Kanada. Leider war es im letzten Winter für diese noch nicht möglich, nach Europa zu kommen, doch haben sowohl die amerikanischen als auch die kanadischen Freunde ihren Besuch zu Wettkämpfen für den

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Winter 194611947 in Aussicht gestellt. Dadurch dürften die internationalen Beziehungen des SAS, wie sie vor dem Kriege bestanden haben, nun wieder in vollem Umfange hergestellt sein.

Der SAS war zudem erfolgreich vertreten an den Schweiz. Clubmeisterschaften für Abfahrt- Slalom in Lenzerheide und auch am Schweiz. Skirennen in Davos. '

Überall, wo sich Gelegenheit bot, haben sich SASler zum Start gemeldet. Einmal mehr möchte ich die Worte unseres eifrigen Rennchefs Marc Hodler unterstreichen: Die Hauptslche ist nicht, ein Rennen zu gewinnen, sondern ein Rennen als guter Kamerad zu bestehen. Gerade darin liegt der ethische Wert des Wettkampfes.

Auch im internen Clubleben war der SAS im vergangenen Winter sehr rege. Das übliche Trai- ningslager über Neujahr mit dem Heiri-Wendling-Cup konnte mit großer Beteiligung von Aktiven und AH in Zermatt durchgeführt werden. Der Heiri-Wendling-Cup sah die Mannschaft Lausanne I siegreich. Dieser schöne Anlaß gestaltete sich wiederum zum richtigen intimen Familienfest des Clubs, verbunden mit regem Training fiir die folgenden Skiwettkämpfe.

Auch das vom SAS geleitete Trainingslager für Studenten und Spitzenfahrer konnte mit 5 0 Teilnehmern aller Hochschulen der Schweiz durchgeführt werden, diesmal in Mürren. Auch hier gebührt der Sport-Toto-Gesellschaft und der Schweiz. Zentrale für Verkehrsförderung herzlicher Dank für die diesem Trainingslager gewährte finanzielle Unterstützung.

Als freudiges Ereignis darf der SAS die Gründung einer Sektion Freiburg buchen, welche sich heute mit I 2 Mitgliedern bereits gut entwickelt hat.

Die Mitgliederbewegung hielt sich im Rahmen des üblichen Zuwachses. Bestand Mai 1945 : I 10 Aktive, 244 AH, 14 EM, total 368 Mitglieder BestandMai1946:131 , z j o „ 14 ,, , 395 ,, Zuwachs : 27 Mitglieder.

Als neues Ehrenmitglied wählte die Generalversammlung 1946 den verdienten Förderer der Sektion Lausanne, Dr. Albert~Fanchamps. Wir alle gratulieren unserem lieben Kameraden Fanchamps zu dieser ehrenvollen Wahl.

Der Rennchef konnte gestützt auf die gezeigten Leistungen folgende Mitglieder zu Schnee- hasen ernennen :

Dölfi Odermait, Frkdkric.Urfer, Ferdinand Pache, Jürg Hodler. Die wie üblich anläßlich der SAS-Rennen ausgetragene Meisterschaft um die Kuhglocke wurde

von der Sektion Zürich gewonnen. Die Beziehungen des SAS zum SSV und SASV waren wie immer die denkbar besten. Der SASV

führt gegenwärtig Verhandlungen, um die Studenten-Olympiade wieder neu auferstehen zu lassen. Für den Fall, daß am Internationalen Studentenkongreß die Durchführung einer Studenten-Winter- Olympiade beschlossen und diese der Schweiz anvertraut wird, hat die Technische Kommission des SASV die Organisation des skitechnischen Teils dieser Veranstaltung dem SAS übertragen.

Ich möchte diesen Bericht nicht schließen, ohne meinen treuen Mitarbeitern des Vorstandes für ihre jederzeit gewährte tatkräftige Unterstützung herzlich zu danken. Ebenso herzlicher Dank ge- bührt aber auch den Sektionspräsidenten und überhaupt allen SASlern für ihre freundschaftliche Zusammenarbeit.

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Georges Henri de Lavalla~ de Courten

(( MardocbJe )) « Toto )) 19/6-37 1937-38

Albert Fanchamps « Be'bert D ((

19/8-41

Aljred Michel Ti~~ieres de Rham

iMimi~apin )) « Micki I94I-43 1943-44

P R O P O S D ' A N N I V E R S A I R E

Par Albert Fanchamps, J A S Latlsarrnfi

J o d de Lm,uIk U Fmfgw » 1944-4

Le SAS Lausanne a dlx ans. I1 ne s'est trouvk personne, A Sion, pour reiater sa bdve histoire. Cela vahit mieux, d'ailleurs, car les discours sont choses ennuyeuses, et le SAS a raison de les kviter. QuYl me soit permis cependant, p u r marquer 1a date dans les annales du club, de parler un peu de cetre seaion qui rn'est chtre, Et commencons gar le commmcement.

LA NAISSANCE

L'kvknement remonte h Une kpoque ob l'auteur de Ces lignes n'ktau encore ni universirake, ni meme Lausannois. Leis documents authentiqties sur lYaffdire sont rares, et comme d'autre part les tknoins prksentent tous h cet endroit de frappmtes pertes de m h o i r e (dues, croit-on, h l'abus des jus de fruit), force nous est d'avoir recours h la tradition or~le, dont voici les points essentiels:

Le SAS Lausanne a vu le jour dans les premihres semaines de l'an 1936. L'accouchke, qui s'appelait Ski-club Acadkmique Vaudois, a gknkreusement sacrifik quelques

pintes de son sang (ses quatre meilleurs skieuls), aussi les suires de couches furent-elles longues et doulourenses.

La sage-femme, qui n'ktait autre que h vknkrable section de Berne, s'ktait pourtant dkvouee sano compter pour enrayer l'hkmorragie. Quant au bkbk, il faisait l'admiration de tous par sa vitalite, ia vigueur de ses cris, et son aviditk & sucer le biberon.

Le bapeme eut lieu le lendemain aux Rochers de Naye. Les hautes fonctions de parrain ktaient fort dignernent remplies p u le Cornitk centml d'alors, qui ktait zurichois. Son dElkguk, Heinrich Fueter, aurait prononck un discours admirable, s'il avait mieux support& le vin valaimn.

Et voilh tout: ne nous kternisons p s sur cette incertaine pdhistoire. Mäiis je crois qu'avant d'aborder une pkriode plus moderne, il conuient de fixer pour la postkritk la Iiste des prkurseurs, membres fondateurs de la section:

Georges de Lavailaz (Mardochke), preniier prksident; Jacques-Oscar Sillig (Le Bouc), premier secrktaire-caissier; Henri de Cciurten (Toto), premier mkdetin; Raphel de Kalbermatten (Raphy), premier gbnt ; Pierre Francioli (Chiron), premier Champion; Maurice Gabus (Rico), premier abstinent. Premidrs prxrgna'bbse. C'est Une trsdition au SAS, cornme parrni 11 gas du miiieu, que les person-

nages marquantis soient affublks de surnoms plus ou moins malsonnants. Je n'ai jamais aimk ces sobriquets, suaoiit pas le mien qui est assez,.. bkbkte. Mais pour ne faire de pehe A perisonne, je vcux bien les sjouter, pat-ci par-lh, entre parenthtses.

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L ' E N F A N C E

Que dire de cet ige heureux - et sans histoire - dont notre section lausannoise n'est pas en- core sortie? La petite fille grandit lentement, rkgulikrement, gagnant chaque annke 4 ou 5 kilos ... pardon, 4 ou 5 membres. C'est ainsi que le jour de son dixikme anniversaire, elle atteignit tranquille- ment la cinquantaine, ce qui est egalement kloignk de l'embonpoint de sa saeur zurichoise et de la maigreur squelettique de sa saeur Saint-Galloise (qui finit d'ailleurs par s'kteindre d'inanition).

D'un nature1 prime-sautier, notre petite Lausannoise acquit bien vite aupres de Bernoise et Zurichoise (des grandes filles un peu solennelles, conscientes de leur r6le d'alnkes de la famille) la reputation d'une enfant terrible, insouciante et peu disciplinee, mais aimable pourtant, et somme toute bien douke. Elle eut tot fait, d'aiileurs, de s'entendre avec sa saeur Genevoise, autre enfant difficile, qui s'empressa de partager Ses farces.

Toujours est-il que cette section en bas 2ge n'attendit pas longtemps pour faire parler d'elle, en bien comme en mal, dans les conseils de famille du SAS, et qu'elle se mela meme, point trop rarement, de damer le pion i Ses ainkes.

Det/xi?me parenthhe. Que les grandes saeurs se rassurent: je n'ai pas l'intention de leur mettre SOUS le nez le palmares de leur cadette. Pour illustrer Ses dons sportifs, je veux seulement rappeler la position dominante qu'occupa Chiron (Pierre Francioli), et apres lui Loulou (Georges Piguet) parmi tous les coureurs universitaires, et les victoires lausannoises de 1940 et de 1945 A la coupe Wendling. On me permettra enfin de signaler la forte proportion de Lausannois qui figurent, depuis 10 ans, dans toutes les kquipes representatives du SAS. I1 n'est en effet, depuis 1936, pas un Anglo-, Italo-, Ungaro-Suisse, Championnat interclub, Jeux mondiaux universitaires, ou autre manifestation de ce genre, o i ~ 1,011 ne retrouve un ou plusieurs des noms suivants (que je cite, pour ne crker aucune prkskance, par ordre alphabetique) : Curchod, de Lavallaz, Fanchamps, Fatton, Francioli, Girardet, Pasche, Piguet, Preitner, Ryncki, Sillig, Urfer. Mais dkpkchons-nous de fermer cette parenthkse. Les grandes saeurs en excuseront l'immodestie: elles savent qu'aucun enfant ne peut rksister, i la longue, au plaisir de se vanter un peu.

Q U E L Q U E S S I G N E S P A R T I C U L I E R S

La section de Lausanne s'est toujours distinguke, entre toutes Ses saeurs, par son eloignement des questiöns administratives, la raretk de Ses contributions au « Hase » - ne parlons pas du « Schnee- hase », on y chercherait en vain Une ligne lausannoise - la lkgkretk de Ses archives, et pour tout dire, par la paresse tant bureaucratique que littkraire de Ses comites successifs. Ceux-ci n'ont jamais comptk plus de trois membres, dont deux dans la regle (le prksident et le Rennchef) se refusent A accomplir toute besogne paperassiere. Et il est arrivk que le secrktaire-caissier soit du meme acabit. C7est ainsi qu'un prksident entrant en charge s'apercut que lui-meme, pas plus que Ses confrkres- comitards nouvellement klus, n'ktaient en fait membres du club, car le secrktaire des hivers prkck- dents avait nkgligk depuis deux ans de notifier leur admission au comite central. Petit incident sans importance! Je crois mkme pouvoir affirmer que jusqu'i present, la tendance ... simplificatrice des comites lausannois n'a pas eu d'effets vraiment ficheux. C7est tout juste si, de temps en temps, la patience du caissier central a ktk un tout petit peu mise i l'epreuve.

Cette insouciance « bureaulogique » contraste avec Une rigueur draconienne, des qu'il s'agit de jauger un candidat. Le comportement du pauvre diable est examine dans toutes les positions, i la montee comme i la descente, avec et sans skis, A jeun comme SOUS l'empire de l'eau colorke, avec les messieurs comme avec les dames. Et cela pendant fort longtemps. On cite le cas d'un jeune homme distingue qui fut candidat pendant trois ans; apres quoi le prksident lui fit kcrire que, decidkment, il n'avajt pas le style dksirable.

Troisiemeparenth2se. Certains candidats se sont mis dans la tete, Ces derniers temps, que pour etre

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admis sstns di&cultk au SAS Lausanne, il suffisait de prendre pension i I'H6fel des Cocotiers (est-ce blen ce nom l i ? ...). Bruit dknuk de tout fondement, ccela va sans dire.

AUXRES S I G N E S P A R T I C U L I E R S

Des sa folndation, la section de Lausanne a fait voeu de toujoum csrnpter dans ses rangs un bon g k t %U moins. Le premier, nous i'avons vu, ktait Raphy. Mais en raiscrn du recnisement pdcriire de ~e genre dyndividus, Une telle tradition paraissait difficile A maintenir. Or, voyez Mimkpin,

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voyez Feufeu, voyez meme Fanfouk Cerksole (un peu etroit, mais bien assez haut) : vous reconnaitrez que le voeu des fondateurs a ktk, jusqu'h prksent, scrupuleusement observk.

Un fait me laisse espkrer qu'il pourra l'etre encore i l'avenir. Je m'explique: Lausanne est la capitale du canton de Vaud, et un observateur non prkvenu pourrait supposer

que le SAS Lausanne est essentiellement vaudois, de meme que le SAS Berne est essentiellement bernois. Ce serait 1i Une lourde erreur, car le SAS Lausanne est plus qu'i moitie valaisan. Trois Valai- sans sur les six fondateurs, quatre Valaisans sur les six premiers prksidents, c'est dejh Une indication. Quand le lecteur saura que la raclette est le mets obligatoire de tous les banquets de la section, que l'accent skdunois est de rigueur pour elever la voix aux assemblkes, et que Franz Obrecht lui-meme se crut Valaisan en rentrant d'une tournee avec le SAS Lausanne, le lecteur, dis-je, Sera entierement convaincu.

Or tout le monde sait que le Valais est prkciskment le pays des bons gkants. Comprenez-vous, maintenant, mon optimisme ?

Q~atrieme parentbdse. Notons que, toute question de gigantisme mise i part, cette tournure d'esprit valaisanne n'empeche nullement les Vaudois (authentiques ou non), pas plus que tous les autres confederes, de se trouver parfaitement i l'aise au sein de la section de Lausanne. L'amitik y regne, 1i2s rapports sont simples, et le mariage de Valais avec Vaud fait naitre ce liant quipermet h tous les membres du SAS, qu'ils viennent de Bale, de Zurich ou d'ailleurs, de se sentir heureuxparmi les Lausannois. Car de plus, des sa naissance, et en dkpit de ses particularitks, la section de Lausanne a compris que le meme esprit SAS souffle dans le bassin du Rh6ne et dans le bassin du Rhin, que l'amitik enjambe allegrement les frontieres des sections, bref, que malgrk son dkcoupage, le SAS forme un tout sans fissure.

LA F I N D U C H A P I T R E

Le dixieme anniversaire de la section de Lausanne a ktk dignement cklebre. Tous ceux qui, dans l'aprks-midi du 1 5 juin 1946, se sont retrouvks sur la terrasse de la Planta et ont participk 2t la suite du Programme, en conviendront. Cela s'est passe dans la meilleure tradition du SAS, c'est-h-dire entre bons amis, avec quelques amies, beaucoup de fendant, suffisamment de bruit, aucun discours, et Une raclette comme couronnement.

Ensuite la vie continue, et il n'y a aucune raison pour que notre jubilaiie s'arrete en si bon chemin. Comme elle n'est pas encore sortie tout $ fait de l'enfance, elle continuera, tout en grossis- sant, i faire par-ci par-li des espikgleries. Gageons meme que la sagesse lui viendra assez tard. Mais les grandes saeurs continueront i veiller maternellement sur notre kcervelke, aussi ne lui arrivera-t-il, espkrons-le, rien de bien ficheux. Et l'harmonie exemplaire de la famille SAS continuera, j'en suis sur, i etre un objet d'unanime admiration.

Mais attendons, pour en juger, le vingtikme anniversaire.

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I W A N J O V A N O V I T S j-

In Baden-Baden verunglückte am 4. Februar 1946 unser Clubkamerad Dr. med. Iwan Jovano- vits von St. Gallen tödlich.

Sein Wille zur Hilfe hatte ihn im vergangenen Jahre veranlaßt, seine Stelle als Assistent am Kantonsspital in Zürich vorübergehend aufzugeben. Er stellte sich dem Internationalen Roten Kreuz zur Verfügung, um sich den schwierigen, viel Umsicht und Tatkraft erheischenden Aufgaben in ehe- maligen Kriegsgebieten, insbesondere in Deutschland, zu widmen. Mit seinem klaren, gewinnenden Wesen war es ihm möglich, von den Besetzungsbehörden große Mengen Röntgenmaterial freizube- kommen und für das Rote Kreuz bei deutschen Fabriken noch vorhandene neue Röntgenapparate zu kaufen. Sie hatten dem Kampf gegen die überall vordringende Tuberkulose zu dienen.

Noch einmal fuhr er anfangs dieses Jahres nach Deutschland, um sich zu vergewissern, daß die Einrichtungen richtig eingebaut und betriebsbereit waren. Auf seiner Rückreise nach der Schweiz wurde er im französisch besetzten Gebiet von einem Wachtposten irrtümlich erschossen.

Mit Iwan Jovanovits verlieren wir einen Kameraden und Freund, der jede Tätigkeit durch das ihr zugedachte höhere Ziel adelte. In seinem Berufe als Arzt, in seiner sportlichen Tätigkeit im SAS, bei seinen militärischen Aufgaben als Hauptmann der Sanität, überall war er gleich geschätzt und

, geachtet. Denjenigen aber, die ihn näher kannten, war er besonders lieb, seines männlichen und geist-

, reichen Witzes wegen, der ihn so oft zum Mittelpunkt mancher geselligen Zusammenkunft machte. Wir alle hatten uns gefreut, ihn diesen Winter in Zermatt unter uns zu sehen. Die Arbeit hatte

1 ihn davon abgehalten und behält ihn nun als ihr Opfer. Er fiel in vorderster Reihe im Kampfe um Achtung und Ansehen unseres Vaterlandes.

Als wir vor fast genau zwei Jahren einen in den Bergen verunglückten Freund zu Grabe tru- gen, sagte Iwan, der damals die letzte Hilfe als Arzt leistete: ,,Daß es auch immer die Besten sind, die wir verlieren müssen!cc

Unser Gedenken gilt heute wieder einem der Besten.

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Page 66: Nr 18 1946

Lieber Rolf,

PAUL B R U N N E R

Heute haben wir Kuli beerdigt. Du wirst bestürzt sein. Genau so ging es uns. Keiner von uns wußte von der heimtückischen Krankheit, die in ihm steckte. Du erinnerst Dich, daß er in diesem Frühjahr an den Thuner See zog und dort in einem reizenden Landhaus seine Wohnung einrichtete. Weißt Du, so typisch Kuli: etwas abseits vom großen Verkehrsstrom, um seinen eigenen Lebens- rhythmus und seine hohen Ideale nicht allzusehr der rauhen Wirklichkeit auszusetzen. Und doch wieder nur so weit von den Hauptadern des pulsierenden Lebens entfernt, um noch die volle Über- sicht zu behalten und aktiv einzugreifen.

Er hatte viel zu tun, wir sahen ihn nur noch selten. Um so mehr Freude hatten wir, von seinen Erfolgen zu lesen, wenn er die Schweiz an den internationalen Luftverkehrskonferenzen in London und Paris vertrat. Und dort, im fernen Ausland, muß er sich seine tödliche Infektion zugezogen haben.

Die traurige Nachricht erreichte uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel; den einen am See, den andern in den Bergen, den dritten mitten im Examen. Immer wieder mußten wir hinhorchen, wieder es lesen, bis unser Verstand es wirklich fassen konnte: Kuli, dieses Urbild eines lebensfreudigen Optimisten, dieses Vorbild eines ausgeglichenen Charakters, dieses Ideal eines Kameraden, er sei nicht mehr unter uns . . .

Wir haben ihm das letzte Geleite gegeben, eine kleine Hundertschaft treuer Freunde. Das Summen der kreisenden Flugzeuge und das leise Orgelspiel gaben zusammen ein erschütternd- feierliches Lied, aber sie taten einander nicht weh, diese zwei grundverschiedenen Melodien; es war, als verkörperten sie noch einmal den Heimgegangenen, der über der Technik nie die Kunst vergaß, über dem Leben nie die Ideale.

Noch nie habe ich ein solches Trauergeleite gesehen. Es war nicht groß, weißt Du, es fehlten die lauten Klageweiber und die leeren Mitläufer. Lauter Männer und Frauen trauerten um einen Freund im ganzen Sinne des Wortes. Manchem hatte er schon die unangenehme Wahrheit ins Ge- sicht gesagt, unter vier Augen und nie verletzend. Aber gerade sie waren da, ihm Lebewohl zu sagen und ihm zu danken für das, was er ihnen war. Manches Auge, sonst gewöhnt, im eisigen Schnee- sturm oder im schneidenden Flugwind fest zu bleiben, wurde feucht in der Trauer um einen un- serer Besten. Und begleitet von unsern Erinnerungen an eine Unzahl gemeinsamer schöner Stunden verschwand sein Leib unter einem Berg von Blumen . . . Seine Seele aber ist uns geblieben. Sie steht vor uns als ein leuchtendes Beispiel dessen, was wir sein sollen!

Zürich, den 19. August 1946. Dein Raedi Schmid

Page 67: Nr 18 1946

R E S U L T A T E

HEIRI-WENDLING-GEDENKPREIS

(3 I. Dezember 1945, Zermatt)

HERREN (5 5 Beteiligte)

I. Hodler Marc 2. Piguet Georges 3. Urfer Frkdkric 4. Pfeiffer Franc 5. Kölbener Roman 6. Schmid Ruedi

DAMEN (5 Beteiligtc)

I. Losinger Mutz 2. Meyer Dorly

Rern I Lausanne I Lausanne I Genf I Bein I Zürich I

SDS SDS

MANNSCHAFTS-KLASSEMENT

1.22,1 I. Lausanne I 1.22,)

1 .26,~ 1.28,1 2. Bern I

3. Zürich I

Piguet Urfer Fatton Hodler M. Kölbener Witmer Schmid R. Sillig F. Trüb

I T A L O - S U I S S E I N C O R T I N A D ' A M P E Z Z O

ABFAHRT

I . Piguet 2. Curchod 3. Kölbener 4. Urfer 5 . Saligari 6. Albertini 7. Pasche 8. Zamboni 9. Franchetti M.

10. Marzola

S AS SAS S AS S AS SC 18 SC 18 SAS SC 18 SC 18 SC 18

(21. Februar 1946)

SLALOM

I. Pasche SAS 2.06,8 2. Piguet SAS 2.09,3 3. Urfer SAS 2.11,1

4. Zamboni SC 18 2.32,' 5. Kölbener SAS 2.32,3 6. Albertini SC 18 2.50,4 7. Curchod SAS 3.15

KOMBINATION

I. Piguet. 2. Urfer. 3.' Pasche.

MANNSCHAFTSKLASSEMENT

I . SAS. 2. SC 18.

1 5 . A N G L O - S W I S S - R E N N E N I N ST. M O R I T Z

(26.-27. März 1946)

Ad. Odermatt R. Kölbener W. Dodd J. Palmer-Tomkinson J. Frei J. Hodler R. Readhead R. Fassbind P. Waddell J. Walker

SAS SAS BUSC BUSC S AC S AS BUSC SAS BUSC BUSC

Slalom

2.35>4 2 . 4 0 , ~

2.41 2.41>4 2.43>4 2.42

2.44 2.5 8,4 2.57,2 3.424

Abfahrt

SAS BUSC

MANNSCHAFTS-RESULTATE (vier Bestzeiten)

Akfahrt J lalom 13.22,fi 10.41

14.27 I I .o7,6

Total Pitnkie 4.57 4/58 4.71 5 4.759 4,78 5 P 9 5,14 5.37 5 ~ 1 2 1391

Total

24.03.6 ~ 1 . 3 4 ~ 6

Page 68: Nr 18 1946

Erfoolgr.i~hc JA 5'-Eqz~jpe Cortiria Fri~bling 1946 U. /. n. r. Curcbod, Piguet, Urfeer, Pasche, Kölbener

14. A N G L O - S W I S S - R E N N E N I N ST. M O R I T Z

28. Dezember 1939

I . Fanchamps Albert 2. Waddzll Peter 3 . Dodd Chris 4. Hodler Marc ' .

5 . Palmer-Tomkinson J. 6. Obrecht Franz 7. Readhead Robert 8. Muir hfichael

SAS BUSC BUSC SAS BUSC SAS BUSC BUSC

I. Hodler Marc 2. Palmer-Tomkinson J. 3. Readhead Robert 4. Juge Jean 5 . Obrecht Franz 6. Fanchamps Albert 7. Waddell Peter 8. Garrow Donald 9. Muir Michael

10. Dodd Chris I I. Jaeger Rene I 2. Preitner Gaston

SLALOM

Minuten 9. Jaeger Rene . SAS 3.28

10. Juge Dr. Jean S AS 3-29 I I. Garrow Donald BUSC 3.35 12. Preitner Gaston SAS 3.14 ,

SAS BUSC BUSC S AS SAS S AS BUSC BUSC BUSC BUSC SAS S AS

I. BUSC 111 SAS

Mannschaftsresultate

Mannschaftsresultate

BUSC 662.4 = I I Min. 02,4 Sek. = IOO Punkte SAS 662.6 = 11 Min. o2,G Sek. = 99,978 Punkte

Page 69: Nr 18 1946

KOMBINATION

I. Hader Mare SAI) 1.78 P. Fanchamps 4lbert S AS o 3. Fdmer-Tomkinson J. BUSC 2.48 4. Waddell Peter BUSC 1.52

7. Readhead Robert BUSC 3.26 6. Obrecht Fmnt SAS 2.76 7. Dodd Chis BUSC. 1.66 8. Muii Michael BUEC 3.26

9. Juge Jean SAS 8.78 ~ a . Garrow Donald BUSC 10.72 I I. Jaeger Ren6 SAS 8-36 12. Preitner Gastan S AS 17.58

Mannschaftsresultate

BUSC: Abfahrt = B Punkte Slalom = o Punkte Total = Q Punkte 5AS: , = 1,87 a, , = O,DI ,, *, = 1~88 W

S A S - R E N N E N 15.-17. M Ä R Z 1946 I N Z E R M A T T

2 2 . S C H W E I Z E R I S C H E S K I - H O C H S C H U L M E I S T E R S C H A F T E N

SLALOM : DAMEN (I 5. März)

AKADEMIKERINNEN (I 3 Beteiligte)

.I'tart-Nu. iVame Hoc/~schu/e L,aofl LatdU Total 24 Mahringer Erika Oesterreich 5 9,O 12,I 1.51,~ I 8 Nekvapilova Alexandra Tschechoslowakei I .oo,8 50,6 1.7194 9 Beinhauerova Tschechoslowakei 17,O 17,6 1.54,6

I 3 Meyer Dorli ETH 1.02,s 17.2 2.00,o I z Losinger Silvia UZ 1.06,9 53,7 2.00,6 I 1 Keller Verena ETH 1.11,~ I . O I , ~ 2.13~1

Page 70: Nr 18 1946

SLALOM : HERREN (I 7 . März)

AKADEMIKER : KLASSE 1 (63 Beteiligte)

Rmg Start-NP. S A S S H M I. - 3 2. I. 4

3. - 23

4. - 7 5 . 2. I2

6. - 49 7. 3. 16 8. 4. I

9, - 17 10. 5 . 20

11. 6. 27 12. - 47

13. 7. 9' 14. 8. 24

1s. 9. 44 16. - 37 17. 10. 8 18. 11. 25

19. 12. 33

Name Lauf Z Lauf 11 Tatal

Sponar Antonin Odermatt Adolf Rauch Hans Lezuo Herbert Fassbind Ruedi Rödling Herbert

Tschechoslowakei uz Oesterreich Oesterreich U Z Oesterreich ETH Lausanne Italien Bern Bern Tschechoslowakei Bern ETH Fribourg Tschechoslowakei Lausanne ETH ETM

Molnar Sasa Schwaar Gilbert Crivelli Paolo Hodler Jörg Kölbener Roman Bresky Dusan Frei Jürg Sillig Francois Hess Franz Frössl Emil Urfer Frkdkric Broccard Jcan Lundc Johnny

KLASSE 11 (28 Beteiligte)

Thilo Georges Morin Jean-Marie Favre Pierre Kalbermatten Walter Hertig Peter Lutz Wemer Bonnet Georges Lochmatter Franz Guibert Renk de Palkzieux Jacques

Lausanne Neuchhtel Neuchhtel Fribourg Bern U Z Genkve uz Lausanne ETH

KLASSE 111 (12 Beteiligte)

Babini Giuliano Italien Schwarzenbach Robert E T H Pieth, Dr. Fritz Basel Obrecht, Dr. Franz Bern Palmer-Tomkinson J. England Jester Hans ETH

KLASSE IV (6 Beteiligte)

Brechbühl Jean Macheret Andre Musy Pierre Page Tony

Genkve Fribourg Fribourg USA

KLASSE V

Bern Basel

r. I. 168 Stein, Dr. Paul 2. 2. 169 Dürr Willy

Page 71: Nr 18 1946

LANGLAUF

Name k S A S SHM

KLASSE V

Lausanne Bern Basel

Martin, Dr. Paul Stein, Dr. Paul Düir Willy

KLASSE IV

Macheret Andre Macheret Georges Musy Pierre Brechbühl Jean

Fribourg Fribourg Fribourg Genf

KLASSE I11

Obrecht, Ur. Franz Verga Gianni Pally Pius Brunner Paul

Bern Italien Fribourg ETH

KLASSE I1

St. Gallen uz Genf Lausanne ETH Fribourg Basel ETH

Reinecke Herbert Biedermann Edi Mozer Jean-Michel Bonnet Georges Hefermehl Gerhard Kalbermatten Walter Dürr Hans Werner Hürlimann Reinhard

KLASSE I (I 3 Beteiligte)

Oesterreich Lausanne Lausanne ETH Finnland Fribourg

Schulz Oskar Piguet Georges Urfer Frederic Lunde Johnny Taavitsainen Pentti Peissard Otto

Page 72: Nr 18 1946

ABFAHRT (16. März)

AKADEMIKERINNEN (I 6 Beteiligte)

Name

Mabringer Erika Nekvapilova Alex.

Oesterreich Tsch~choslcwakei Tschechoslowakei Oesterreich Tachechoslowakei uz ETH ETH

Beinhauerova Lienhard Marie Moserova Bogena Losinger Mutz Meier Dorly Scotoni Anita

AKADEMIKER : KLASSE I (65 Beteiligte)

Ranx S H M

I.

Start-Nr. Name S A S

Odermatt Adolf Rauch Hans Urfer Fikdkric Lezuo Herbert . Kölbener Roman

uz Oesterreich Lausanne Oesterreich Bem Tschechoslowakei Sponar Antonin

Rödling Herbert Curchod Bernard Lunde Johnny Reverdin Francois Froessl Emil Franchetti Mario Lezno Harold Szikla Peter Keller Thomas

Oesterreich Lausanne ETH Genf Tschechoslowakei Italien Oesterreich Ungarn E? H E 7 H Bern Fribourg uz Genf St. Gallen ETH ETH

Broccard Jean Hodler Jürg Hess Franz Schmid Ruedi Lüthi Rudolf Reinecke Herhert Conte Rer.6 Sillig Fraccois Crivelli Paolo Streiff Jakob Klozar Vablar Santi Leopoldo Müller Alex Casari Bruno

Italien ETH Tschechosloual,ci Italien uz Italien

KLASSE 11 (27 Beteiligte)

St. Gallen uz Neuchitel ETH Lausanne Bern Neuchitel Fribourg E T H Fribourg

Lutz Rudolf Lutz Wemer Morin Jean-Marie Perret Marcel Thilo Georges Hertig Peter Favre Pierre Kalbermatten Walter de Palizieux Jacques Elsener Paul

Page 73: Nr 18 1946

I Rann L Jame

Start-Nr.

KLASSE III (I i Beteiligte)

Palmer-Tomkinson J. Babini Giuliano Schwarzmbach R. Obrecht, Dr. Franz Jester Hans

KLASSE IV (7 Beteiligte)

Page Tony Macheret An* Brechbiihl Jean

KLASSE V

Stein, Dr. Paul Lapora Vincmzo

England Italien ETH Bern ETH

USA Fribourg Genf

Bern Italien

SPEZIAL-SKISPRUNG (16. hlarz) Sti/n~ddn

H~cbscbde L&@ Sprrmgrii-bfer I II 121

KLASSE I (7 Beteiligte)

Piguet Georges Lausanne

Keller Thomas ETH

Kölbener Roman Bern

Uder Frddkric Lausanne

Urfer Jean-Pierre Bem

Page 74: Nr 18 1946

Rang Name S A S SHM

Hocbsch~fe Länge I

KLASSE 11 (4 Beteiligte)

Kalbermatten W. Fribourg 27 73 14

28 '5 '1 2. Biedermann Edi UZ 21 14 11

24 '4 '4 3. Perret Marcel ETH 27 13 14

ZI* 4 J

KLASSE 1V

Musy Pierre Fribourg

KOMBINATIONS-SKISPRUNG

Hochschr4/e Länge Rang S A S S H M

I. I.

2. -

3. 2.

4. 3.

5. 4.

Name Total I I1

KLASSE I (7 Beteiligte)

Lunde Johnny ETH 26

Taavitsainen P. 27,5

Finnland 26

Piguet Georges

Urfer Frkdkric

21.1 Lausanne 25

26 Lausanne 23

Urfer Jean-Pierre Bern

KLASSE I1 (1 Beteiligte)

Kalbermatten W. Fribourg 2I,J 14 1 4

23 2. Perret Marcel ETH 23

Biedermann Edy UZ

KLASSE 111

I. Brunner Paul ETH 20, J 12 12

23,1 '4 13 2. Obrecht, Dr. Franz Bern 20,J 74 14

19 13 73

KLASSE IV

I. Musy Pierre

* Gestürzter Sprung.

Fribourg

ALPINE KOMBINATION ABFAHRT-SLALOM

DAMEN

Hochschule Rang '

SAX S H M Name Abfahrt . SSLlom Total

Mahringer Erika Nekvapilova A. Beinhauerova

Oesterreich Tschechoslowakei Tschechoslowakei

Page 75: Nr 18 1946

Total a

1.55

4.77 4.89 7.22 11.88 12.10

Y!

15.80 L

17.63 3

19.5 5 19.67 -

32.3' I*/

* A y 33.45 C . < T

1 34.44 35.43 36.14

17.91 < .

24.76 25.28

43.22 43.67 51.77

Rang SAX SHM

Name Hochschule Abfalrb Slalom

HERRENKLASSE I

UZ Oesterreich Tschechoslowakei Ocsterreich Oesterreich Bern Lausanne Bern uz Italien

KLASSE 11

~ e u e n b u ; ~ UZ Lausanne Neuchatel Bern

KLASSE 111

Italien England ETH

KLASSE IV

USA Fribourg Genf

KLASSE V

Bern Basel

Odermatt Adolf Rauch Hans Sponar Antonin Lezuo Herbert Rödling Herbert Kölbener Roman Urfer Fredkric Hodler Jürg Fassbind Ruedi Crivelli Paolo

Morin Jean-Marie Lutz Werner Thilo Georges Favre Pierre Hertig Peter

Babini Giuliai~o Palmer-Tomkinson Schwarzenbach Rob.

Page Tony Macheret Andre Brechbühl Jean

Stein, Dr. Paul Dürr Willy

NORDISCHE KOMBINATION LANGLAUF-SPRUNG

Total \ Rang Klasse Hochschule Langlauf Skisprung

KLASSEN I UND 11 S A S S H M I. I. I 2. 2. I

3. 3. 1 4. I 5 . 4. I

Piguet Georges Lunde Johnny Urfer FrCderic Taavitsainen P. Urfer Jean-Pierre

Lausanne ETH Lausanne Finnland Bern

KLASSEN I11 UND IV

Obrecht, Dr. Franz Bern 36.28 74.4 Brunner Paul ETH 115.94 64.5 Musy Pierre Fribourg 113.50 86.4

VIERER-KOMBINATION

Total

65.22 68.31 142.36

148.73 177.84

Rang Klasse

I. I 2. I

3. 111 4. I 5. I

Name Hochschule Sprung Langlauf Abfahrt Slalom

Urfer Frkdkric Lausanne 29.00 20.42 2.18 13.62 Lunde Jonny ETH 14.30 32.56 6.84 14.61 Obrecht, Dr. Franz Bern 74.40 36.28 13.47 18.21 Urfer Jean-Pierre Bem 33.50 84.98 14.30 15.95 Keller Thomas ETH 42.60 106.04 9.79 79.41

Page 76: Nr 18 1946

Phofo Schür-Zog, Pontresina

STAFFELLAUF

Rang S M SHM

I. Italien CriveUi Paolo Verga Gianni Rasini &rio Born Giorgio

Universität Fribourg Hess Franz Kalbermatten W. Macheret Georges Peiswrd Otto Macheret Andre

Universität Bem Kölbeoer Roman Teuscher Arthur Rychener Uirich Spirig Bruno Urfer Jean-Pierre

WANDERPREISE DER SASRENNEN

I. Wanderbecher, gestiftet von Dr. B. Rüfwcbt, dem Sieger in der Kombination Abfahrt-Slalom; 0dwm11t.i Adalf, Universität Zürich.

2. Di. Henry-Hoek-Wanderbecher, dem Sieger im Abf'ahrtsrennen: ScM~ Orkar, Oesterreich. g. Von Stockar-Wanderbecher, dem Sieger im Ab-srennen: Odermrcin Adolf, Universität Zürich. 4. Fritz Kaufmann-Wanderpreis, gestiftet von Frau G. Escher-Kaufmann, B*, für die beste Leistung im Spmgiauf:

Pigrref G e o ~ s s , Universität husanne. 5. Wanderpreis für den Sieger im Slalom, gestiftet von Marc Hodler, SAS Bern: S p o w Atorrin. 6. ,,Delzgoc'-Wanderpreis, dem Sieger in der Kombination Langlauf-Sprung : Pigtlef Gc~*gss, Univemitiiz Lausanne 7. Wanderpreis von H~rmann Rüfenacht, SAS Bem, dem Sieger in der Viererkombination: U& Fr4d9kic1 Uniwersit3it

Lausanae. 8. , ~ ~ ~ ~ 1 o " - W & p r e i s , der Siegermannschaft im StaEeUauf: I&&: Ctiv& Paola, Verga Giannj Rasini CPtrio,

Bocm Gi~rgio, W r i Bruno. 9. Wanderpreis Professor Rathgeb, SAS Lausanne, dem beten SASler über dem 26. Altersjahr (I<ll. 111 und ff.) für

die bate Le iswg in der K a m b h t i m Abfahrt-Slalom: DY. Obracbt Fratq, Univenität Bem. 10. Wanderpreis, gestiftet von W. Furrer, £ur die beste AH-Mannschaft im Stafkiiauf: Alb HmmZ@ricb: Page Tony,

Brunner P a 4 Dr. Stein Paul, Dr. Schneiter Girl, Bürgin Wiiiy.

Page 77: Nr 18 1946

WANDERPREISE DER SCHWEIZERISCHEN SKI-HOCHSCHULMEISTERSCHttFTEN

I. Wanderpreis von Direktor Weber, Zollikon, dem schweizerischen Hochschulmeister im Skifahren (AbEshrt- Slalom): Odwmatf Adolf, Universität Zürich.

2. Wanderpreis des Sportamtes VSS, dem schweizerischen Hochschulmeister im Skiiaufen und Springen (Kombb- t h ]Langlauf-Sprunglauf) : Piguet Georgss, Universität Lausanne.

j. Wanderpreis von W. M. Bürgin, SAS, dem Sieger im Stdellauf: Universitüt B m : Kölbener Roman, Teuscher Ar- thur, Rychener Ulrich, Spirig Bruno, Urfer Jean-Pierre.

4. Wanderpreis Dr. Fuchs, Basel, der schweiz:Hochschulmeisterin im Skifahren: bsingw Sihia, U~versität Zürich.

SPEZIALPREISE Uhr : der Siegerin Abfahrt-Slalom: Mahringer Erika, Oesterreich. Uhr: dem Sieger im Slalom: Sponar Anlonin, Tschechoslowakei. Preif S A I : der besten Schweizermannschaft (Staffette) : UniversitSf Frikour~. . Ski-gfirs-Preis : dem Sieger im Langlauf: Schal? Oskr , Oesterreich.

SCHWEIZERISCHE HOCHSCHULMEISTER 1946

Schweizerischer Hochschulmeister im Skifahren (Kombination Abfahrt-Slalom):

A D O L F O D E R M A T T , UniversitatZurich.

Schweizerischer Hochschulmeister im Laufen und Springen (Kombination Langlauf-Sprunglauf):

G E 0 R G E S P I G U E T , Universitat Lausanne.

Schweizerischer Hochschulmeister im Staffellauf (siegende Funfermannschaft von einer Universitat) :

U N I V E R S I T K T B E R N : Kblbener Roman, Teuscher Arthur, Rychener Ulrich, Spirig Bruno, Urfer Jear-Pierre.

Schweizerische Hochschulmeisterin im Skifahren (Kombination Abfahrt-Slalom):

S I LV I A L 0 S I N G E R , Universität Bern.

Ehrsqgah d& SAS an sein EhrerraitgZied Dr. Oskzr Hug seinem 60. Gebwtrtag, r J. Mai 19 46

Page 78: Nr 18 1946

MITTEILUNGEN DER SCHRIFTLEITUNG

Leider können wir dieser Nummer 1 8 das Inhaltsverzeichnis für Band 4 des ,,Schneehasen" nicht beilegen, weil wir den zur Verfügung stehenden Raum bereits voll ausgenützt haben. Wir hoffen, das Inhaltsverzeichnis der nächsten Nummer mitgeben zu können.

Der Zentralvorstand des SAS, mit Sitz in Bern (Schanzenstraße I), setzt sich wie folgt zusammen:

Präsident : Dr. Bernhard Rüfenacht

Rennchef: Marc Hodler, Fürsprecher

Sekretär: Dr. Bernhard Macraurd

Kassier: Dr. Hans Steinegger

Touren : Willi Furrer, dipl. Ing.

Beisitzer: Dr. Franz Oprecht

Beisitzer: Dr. Ruedi Witmer

Schriftleiter: Dr. W. Amstutz (Zürich)

Soeben ist im Verlag AMSTUTZ, HERDEG & CO. Andre Rochs neues Bergbuch IN FELS UND EIS

in deutscher Ausgabe und im Verlag Jean Marguerat, Lausanne, IMAGES D'ESCALADES in franzö- sischer Ausgabe erschienen. Dieses neue Werk wird für jeden Bergsteiger und Naturfreund eine reine Freude sein.

Alle Korrespondenzen und Beiträge bezüglich des Jahrbuches 1947 sind bis spätestens Ende August 1947 zu richten an den Schriftleiter: Dr. Walter Amstutz, Nüschelerstraße 45, Zürich, Telephon 27 I 2 I j .

Page 79: Nr 18 1946
Page 80: Nr 18 1946

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Page 83: Nr 18 1946

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m a c h t der A n f ä n g e r i n d r e i T a g e n m e h r F o r t s c h r i t t e a l s s e in V a t e r i n d r e i W o c h e n

S P E Z I A L K L A S S E N F Ü R K I N D E R

Jeden Winter werden in den verschiedenen Ferienorten des Berner Oberlandes, das gber I J O Wintersport -Hote ls verfugt, 2 0 Eisbahnen eröffnet , deren E i s -

fläche insgesamt 7 o o o o m2 beträgt.

A U S K U N F T : V E R K E H R S V E R E I N B E R N E R O B E R L A N D , I N T E R L A K E N

C. J. B U C H E R A.G. G R A P H I S C H E A N S T A L T U N D V E R L A G L U Z E R N

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B U C H D R U C K - T I E F D R U C K . Z E I T U N G S - U N D T I E F D R U C K - R O T A T I O N S D R U C K E R E I . K L I S C H E E - F A B R I K A T I O N . B U C H B I N D E R E I . G R A P H I S C H E S ATELIER . A U S F U H R U N G

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Page 84: Nr 18 1946

D R U C K U N D E X P E D I T I O N

G R A P H I S C H E ANSTALT C. J B U C H E R AG.

L U Z E R N

Page 85: Nr 18 1946

S K I L I F T -

130 B e t t e n

V e r l a n g e n S i e

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