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ALTBAYERN Herausforderungen für Spezialisten MESSE EXTRA Alles Wichtige zur modell- hobby-spiel in Leipzig DDR 1964 Herausforderung Riesenblock 19 Nr. 20 • 19. September 2014 • 3,90 € • www.d-b-z.de POSTGESCHICHTE Erdbeben 1914: Leipzig auf historischen Ansichtskarten 20 MPF-AKTEN Das Motiv von der Feuerwehr war dem Minister nicht genehm Hintergrundfoto: Hans P. Szyszka Österreich 4,50 € • Schweiz 6,50 sfr 89. Jahrgang • H 2349 Deutschlands Welterbe Deutschlands Welterbe 39 STÄTTEN IN LISTE DER UNESCO EINGETRAGEN 39 STÄTTEN IN LISTE DER UNESCO EINGETRAGEN

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ALTBAYERNHerausforderungen für Spezialisten

MESSE EXTRAAlles Wichtige zur modell-hobby-spiel in Leipzig

DDR 1964Herausforderung Riesenblock 19Nr. 20 • 19. September 2014 • 3,90 € • www.d-b-z.de

POSTGESCHICHTEErdbeben 1914:Leipzig auf historischen Ansichtskarten

20

MPF-AKTENDas Motiv von der Feuerwehr war dem Minister nicht genehm

Hintergrundfoto: Hans P. SzyszkaÖst

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DeutschlandsWelterbe

DeutschlandsWelterbe39 STÄTTEN IN LISTE

DER UNESCO EINGETRAGEN39 STÄTTEN IN LISTE

DER UNESCO EINGETRAGEN

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Inhalt

Am 27. Juni 1914 bebte in Leipzig die Erde. Ansichtskarten er-innern an das furchtbare Ereignis. Mehr aus der Leipziger Ge-schichte lesen Sie auf Seite 32.

Seit 2011 steht das Fa-gus-Werk in der DBZ-StadtAlfeld auf der Unesco-Lis-te des Weltkulturerbes.Damit würdigte die Welt-organisation Walter Gro-pius’ richtungsweisendeArchitektur. Daneben er-langten kulturell undhistorisch wertvolleStätten sowie bedeu-tende Naturräume denSchutz der gesamtenMenschheit. ChristianSchuhböck stellt dasdeutsche Welterbe aufden Seiten 16 bis 20 vor undweist auf dessen Bedrohung hin.

Die Gesamtauflage der Automatenmarken mit Abbildungendes Brandenburger Tores und des Post-Hochhauses sei in ei-nem Druckdurchgang erfolgt. Dies war bis-lang der Stand der Kennt-nisse. Nun-mehr gelangHeinz Stark vonder Bundesar-be i tsgemein -schaft RSV derNachweis ver-schiedener Aufla-gen – Seite 30.

39 Stätten in Liste der UNESCO eingetragen

Deutschlands WelterbeDeutschlandDeutschland Aktuell: Fagus-Werk Alfeld und mehr ab 4Deutschland Aktuell: Neue Stempel 4 / 6Deutschland Aktuell: Neue Schmuckstempel 8Aus den Akten des MPF: Ordnung und Sicherheit 10 / 12Informationen zu den Neuheiten des Oktobers 13 / 14

TitelthemaDeutschlands Welterbe: Gefährdungen durch Bauprojekte ab 16

Messe ExtraAlles Wichtige zur modell-hobby-spiel, Leipzig 22 / 23

PostgeschichteAltbayern lockt mit der Möglichkeit der Entdeckung ab 24Typen der ATM 6 und 7: Nachdrucke 2010 und 2013 30Aufstieg und Wachstum: Ansichtskarten erzählen aus Leipzig 32Mit Vignetten unterschiedlicher Art: Portofreiheiten 34Basiswissen: Probedruck 36Kurzmeldungen 37

Markt & MarkenAuktionsrundschau 38 / 39Auktionskalender 39Für Schatzsucher: Schiller in Thüringen (I) 42Der größte Block der Welt: DDR 1964 432Auktionen Spezial: Württemberg 70 Kreuzer bei Gärtner 44Auktionen Spezial: Seltener Taler bei Höhn 44Auktionen Spezial: Ansichtskarten-Rarität bei Raith 45Zubehör Spezial: Neues Danzig-Album bei Schaubek 45Auktionen Spezial: Harry-von-Hofmann-Sammlung bei Köhler 48Auktionen Spezial: Schleswig-Holstein-Beleg bei Postiljonen 48

LeserserviceTermine ab 49Aus Vereinen: Alfeld 51Aus Vereinen: Schwarzenberg, Hamburg, Cottbus, Herzberg 52Aus Vereinen: Nürtingen, Greiz, Heilbronn 53Arbeitsgemeinschaften: Kolonien, Poststempelgilde, MH 62Arbeitsgemeinschaften: Tag der Briefmarke, Navicula 63Buchbesprechungen: Bahnpoststempel, Christkindl 63Rätsel 64Leserbriefe 64

Europa & ÜberseeWeltspiegel: Entdecke Rumänien 65Numismatik: Das System Metternich 66

Weltspiegel: Die Vulkane Argentiniens 67Polarpost: Antarktische Expeditionen 68Luftpost: Sonderflug Sonnenfinsternis 69Luftpost: Maastricht Airlines, Aerolineas Argentinas 69 / 70 Neuheiten (Briefmarken, Blocks, Ganzsachen, Stempel) ab 70Streiflichter: Österreich ab 71Streiflichter: Schweiz 76Streiflichter: Vereinte Nationen 77Weltspiegel: Luxemburg Aktuell ab 78

DBZ-MarktplatzSeiten der Auktionatoren 40 / 41Kleinanzeigen 46 / 47Einkaufsführer ab 55

Ansichtskarten erzählen

Aufstieg und Wachstum

DBZ / SE 20/2014 3

Bundesarbeitsgemeinschaft RSV weist drei Auflagen nach

Typen der ATM 6 und 7

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Titelthema

Mitte dieses Jahres war essoweit: Die Marke von 1000Welterbestätten wurde durch-stoßen. Auf seiner 38. Sitzungin Doha (Katar) beschloss dasWelterbe-Komitee derUNESCO, weitere 26 Kultur-und Naturgüter in die „Listedes Erbes der Welt“ aufzuneh-men. Seitdem gehören 1007Stätten aus 161 Ländern demWelterbe an: 779 Kulturerbe-stätten und 197 Naturerbe-stätten; 31 von ihnen zählenals „mixed sites“ sowohl zumKultur- als auch zum Na-turerbe.

Deutschland ist mit 39 Stät-ten auf der Welterbe-Liste ver-treten, davon 36 Kultur-, abernur drei Naturerbestätten. ZuLetzteren zählen die GrubeMessel, eine Fossilienlager-stätte, die alten BuchenwälderDeutschlands und jene derKarpaten als grenzüberschrei-tendes Weltnaturerbe sowiedas Wattenmeer, das sichebenso auf mehrere Länderverteilt. Hingegen kann dieBundesrepublik auf 36 Welt-kulturerbestätten verweisen,womit sich in Deutschland einVerhältnis von eins zu 13 zwi-schen Weltnatur- und Weltkul-turerbe ergibt.

Ursprünglich war geplant,weltweit etwa 500 Naturland-

schaften und Kulturdenkmälervon „außergewöhnlichem uni-versellem Wert“ auszuwählenund zum „Welterbe derMenschheit“ zu erklären – undzwar in einem Verhältnis voneins zu eins. Es sollten unge-fähr gleich viele Natur- wie Kul-turgüter in die vom UNESCO-Welterbe-Komitee geführte Lis-te eingetragen werden. Dochim Laufe der mehr als 40-jähri-gen Geschichte dieses Über-einkommens, das als erfolg-reichstes Abkommen der Völ-kergemeinschaft zum Schutzihres natürlichen und kulturel-len Erbes gilt, war dieses Zielnicht einzuhalten. Denn dasinternationale Schutzinstru-ment, welches die bedeutend-sten Natur- und Kulturschätzeder Menschheit vor dem Ver-fall und der Zerstörung schüt-zen sollte, wurde zusehendsals Möglichkeit der touristi-schen Vermarktung der jeweili-gen Stätte gesehen. Insbeson-dere die europäischen Mit-gliedsländer verstanden es,sich eine dominierende Stel-lung in der Welterbe-Liste zuverschaffen – allen voran Italien mit 50 Stätten, dichtgefolgt von Spanien mit 44und Frankreich mit 39 Welt-kultur- und Naturerbestätten.

Hintergrundfoto: Christian Schuhbo

ck, Alliance For Nature

39 Stätten in Liste der UNESCO eingetragen

Deutschlands WelterbeGefährdungen durch Bauprojekte

Deutschland ist somit denSpitzenreitern dicht auf denFersen. Griechenland als Wie-ge der europäisch-abendländi-schen Kultur zählt hingegen„nur“ 17 Kulturerbestätten,wovon zwei auch dem Na-turerbe zugeordnet werden.

Deutschlands WeltkulturerbeBereits kurz nach Inkrafttre-

ten der Konvention nominierte

Eine stimmungsvolle Nachtaufnahme des Alfelder Fagus-Werkes erscheintauf der amtlichen Maximumkarte der Deutschen Post. Den Handwerbestem-

pel, kurz gemeldet in Heft 19/2014 auf Seite 6, sehen Sie auf Seite 52 (Abb. Deutsche Post / Fagus-GreCon).

Deutschland seine ersten Kan-didaten. Waren es anfangs sa-krale Bauten wie der AachenerDom (1978), der Speyrer Dom(1981) sowie der Dom und dieMichaeliskirche in Hildesheim(1985), folgten später Stadt-ensembles wie die HansestadtLübeck (1987) und die Alt-stadt von Bamberg (1993) so-wie Schlösser und Parks wiejene von Potsdam und Berlin(1990, 1992 und 1999 erwei-

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Titelthema

Ende der 60er Jahre er-kannte die Organisation derVereinten Nationen für Erzie-hung, Wissenschaft und Kul-tur (UNESCO), dass mit derBoden-, Luft- und Wasserver-schmutzung, der Industriali-sierung, dem unkontrollier-tem Verkehrszuwachs unddem hemmungslosen Mas-sentourismus ein rapider Bio-diversitäts- und Landschafts-verlust einhergeht. Das steteWachstum der Bevölkerungund deren Ansprüche, dieLandschaftszersiedelung undUrbanisierung sowie die tech-nik- und wirtschaftsorientier-te Entwicklung der Gesell-schaft führen zunehmendzum Untergang traditionellerLebensformen sowie zur Zer-störung natürlicher und kultu-reller Werte.

Um dieser negativen Ent-wicklung entgegenzuwirken,beschloss die Generalkonfe-renz der UNESCO 1972 die„Konvention zum Schutz desKultur- und Naturerbes derWelt“ (Welterbe-Konvention).Sie hat zum Ziel, weltweitLandschaften von hervorra-gender Schönheit und Vielfaltsowie die Zeugnisse vergan-gener und die Schätze beste-hender Kulturen vor dem Ver-fall oder der Zerstörung zuschützen und als Welterbe

der gesamten Menschheit fürzukünftige Generationen zuerhalten. Das Übereinkom-men trat 1975 in Kraft. Über180 Staaten haben bisher dieWelterbe-Konvention unter-zeichnet, womit es das inter-national bedeutendste Ab-kommen ist, das jemals vonder Völkergemeinschaft zurErhaltung und zum Schutz ih-res natürlichen und kulturel-len Erbes beschlossen wurde.

Tritt ein Staat der Welterbe-Konvention bei, kann er be-sondere Natur- und Kulturgü-ter innerhalb seiner Landes-grenzen für die Aufnahme indie „Liste des Erbes der Welt“(Welterbe-Liste) vorschlagen.Diese Natur- und Kulturdenk-mäler müssen von „außerge-wöhnlichem universellemWert“ sein und den Kriteriender Einzigartigkeit und Au-thentizität (historische Echt-heit) entsprechen. Die dies-bezügliche Prüfung wird vomzwischenstaatlichen „Komi-tee für das Erbe der Welt“(Welterbe-Komitee) vorge-nommen, das sich aus Exper-ten aus 21 Mitgliedsstaatenzusammensetzt und über dieAufnahme jener Stätten ent-scheidet, die in die Welterbe-Liste aufgenommen werden.

Zu den bekanntesten Welt-erbestätten gehören Mem-

phis und seine Totenstadt mitden Pyramiden von Giseh,Abusir, Sakkara und Dah-schur (Ägypten), die Wasser-fälle des Iguazu (Argentinien,Brasilien), das Große Barrie-re-Riff (Australien), die GroßeMauer (China), der National-park La Amistad (Costa Rica,Panama), der NationalparkGalapagos-Inseln (Ecuador),Mont St. Michel und seineBucht (Frankreich), die Akro-polis in Athen (Griechenland),der Tower von London (Eng-land), das Taj Mahal (Indien),Venedig und seine Lagune(Italien), der NationalparkWood Buffalo (Kanada), derNationalpark Kahuzi-Biega(Kongo), Trinidad und die Zu-ckerfabriken im Valle de losIngenios (Kuba), die Ruinenund der Nationalpark von Pa-lenque (Mexiko), der Natio-nalpark Sagarmatha mit demMount Everest (Nepal), dieRuinenstadt Machu Picchu(Peru), der Kreml und der Ro-te Platz in Moskau (Russ-land), die Viktoria-Fälle (Sam-bia, Simbabwe), die Ruinen-stadt Sigirija (Sri Lanka), dieRuinen von Palmyra (Syrien),der Nationalpark Serengeti(Tansania), das historischeZentrum von Prag (Tsche-chien) und der NationalparkYosemite (USA).

Das UNESCO-Welterbe und seine bekanntesten Vertreter

tert) sowie Bad Muskau (Fürst-Pückler-Park / Park Muza-kowski, grenzüberschreitend

zu Polen). Ab 1992 brachteDeutschland Industriedenk-mäler ein, wie das BergwerkRammelsberg (1992), dieVölklinger Hütte (1994) undden Industriekomplex ZecheZollverein in Essen (2001).1995 folgte erstmals ein Na-turgut, nämlich die Fossilienla-gerstätte „Grube Messel“. DerKölner Dom, 1996 zum Welt -erbe erklärt, brachte der Bun-desrepublik erstmals die un-rühmliche Eintragung in die„Rote Liste des gefährdetenWelterbes“ ein. Auch eine ge-plante Brücke über das ObereMittelrheintal (2002) schlug

Deutschlands bekannteste Welt -erbestätte steht zweifelsfrei in Köln:

die Hohe Domkirche St. Petrus.

An die große Zeit der Montan-industrie im Saarland erinnert

die Völklinger Hütte.

sich alsbald in den Schlagzei-len nieder. Die Rolle des Mus-terknaben in Sachen „Welt -erbe“ verlor Deutschland aberletztendlich bei einem ande-ren Brückenbau – nämlich je-nem der sogenannten „Wald-schlösschenbrücke“ imDresdner Elbtal. Den ange-schlagenen Ruf machte dieBundesrepublik im selben Jahrzumindest dahingehend wie-der etwas wett, dass es ge-meinsam mit der Niederlandedas Wattenmeer als grenz-überschreitendes Naturgut indas Welterbe einbrachte. Seit2009 stehen das niederländi-

sche, niedersächsische undschleswig-holsteinische Wat-tenmeer in der Liste, 2011 er-weitert um das HamburgerWattenmeer, heuer um das dä-nische. Das Wattenmeer ist ei-nes der weltweit größten ge-zeitenabhängigen Feuchtge-biete mit außergewöhnlicherArtenvielfalt; alljährlich rastenhier zehn bis zwölf MillionenZugvögel.

Fagus-Werk in Alfeld2011 brachte Deutschland

mit dem Fagus-Werk im nie-dersächsischen Alfeld ein wei-teres Industriedenkmal insWelterbe ein. Die Fabrikanlagegilt als Ursprungswerk der mo-dernen Industriearchitektur.Das Gebäude der Fagus-Gre-Con Greten GmbH & Co. KGwar der erste große Bau desdamals knapp 30-jährigenWalter Gropius, des späterenStararchitekten des Bauhau-ses. Mit der Konstruktion ausGlas und Stahl sowie den stüt-zenlosen, vollständig verglas-ten Ecken, die zum Markenzei-chen des Neuen Bauens wur-den, verlieh Gropius dem drei-stöckigen Fassadengebäudeseine schwerelose Eleganz,die damals für Fabriken außer-gewöhnlich war. Der funktio-nalistische Industriekomplexwurde in drei Bauabschnittenvon 1911 bis 1925 errichtet,eine letzte Erweiterung fand1938 statt. Die Architektur dereinzelnen Gebäude passt sichderen Funktion an. So ist dasLagerhaus ein solider Stein-

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Titelthema

bau, während die Werkstattdurch große Glasfronten einehelle und somit zum Arbeitenoptimale Umgebung schafft.Gropius' Architektur mit stütz-

In der Grube Messe entdeckten Archäologen das Urpferdchen und ein Urkrokodil.

Die Altstädte von Lübeck und Bamberg stehen ebenso in der Liste des Welterbes wie der Kaiserdom zu Speyer und die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl.

freien Ecken, die nur mit Glasverhängt sind, markieren denBeginn der modernen Skelett-bauweise. Der Name der Fa-brik leitet sich aus dem lateini-

vorzugehen, wenn Mitglieds-staaten Bauprojekte zulassen,die eine Welterbestätte bedro-hen?

Die erste und meist prakti-zierte Handhabe der UNESCOist die Diplomatie. In intensi-ven Verhandlungen versuchenUNESCO-Vertreter den jeweili-gen Staat von der Umsetzungdes Bauvorhabens abzubrin-gen. Dies gelang zum Beispielbei der Auseinandersetzung„Schlösser und Parks vonPotsdam und Berlin“ (Welt -erbe) contra „Potsdam-Cen-ter“ (Bahnhof mit Einkaufszen-trum). Damals appellierte dieDeutsche UNESCO-Kommissi-on an alle Beteiligten, eine ak-zeptable Lösung zu finden, an-dernfalls mit der Eintragungder Potsdamer Welterbestättein die „Rote Liste des gefähr-deten Welterbes“ zu rechnensei: „Eine solche Entschei-dung des Welterbe-Komiteesder UNESCO wäre für die Bun-desrepublik Deutschland einschwerwiegender Imagever-lust und hätte weltweit negati-ve Auswirkungen für die Wert-schätzung von Kulturgütern.“

Die zweite Handhabe ist dieEintragung eines bedrohtenGutes in die bereits erwähnte„Rote Liste des gefährdetenWelterbes“. Die UNESCO-Maß-

Fortsetzung auf Seite 20 @@

Deutschland trat 1977 derUNESCO-Konvention bei undist derzeit mit 39 Welterbe-stätten in der Welterbe-Listevertreten (in chronologischerReihenfolge ihrer Eintra-gung):

1 Aachener Dom

1 Speyerer Dom

1 Würzburger Residenz undHofgarten

1 Wallfahrtskirche „DieWies“

1 Schlösser Augustusburgund Falkenlust in Brühl

1 Dom und Michaeliskirchein Hildesheim

1 Römische Baudenkmäler,Dom und Liebfrauenkirchein Trier

1 Hansestadt Lübeck

1 Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin

1 Kloster Lorsch

1 Bergwerk Rammelsberg,Altstadt von Goslar undOberharzer Wasserwirt-schaft

1 Altstadt von Bamberg

1 Klosteranlage Maulbronn

1 Stiftskirche, Schloss undAltstadt von Quedlinburg

1 Völklinger Hütte

1 Grube Messel

1 Das Bauhaus und seineStätten in Weimar und Dessau

1 Kölner Dom

1 Luther-Gedenkstätten inEisleben und Wittenberg

1 Klassisches Weimar

1 Wartburg

1 Museumsinsel Berlin

1 Gartenreich Dessau-Wörlitz

1 Klosterinsel Reichenau

1 Industriekomplex ZecheZollverein in Essen

1 Altstädte von Stralsundund Wismar

1 Oberes Mittelrheintal

1 Rathaus und Roland in Bremen

1 Muskauer Park (Park Muzakowski)

1 Obergermanisch-raetischerLimes – deutscher Teil dergrenzüberschreitendenWelterbestätte „Grenzendes Römischen Reiches“

1 Altstadt von Regensburgmit Stadtamhof

1 Buchenurwälder der Karpa-ten und alte BuchenwälderDeutschlands

1 Siedlungen der BerlinerModerne

1 Wattenmeer

1 Fagus-Werk in Alfeld

1 Prähistorische Pfahlbautenum die Alpen

1 Markgräfliches OpernhausBayreuth

1 Bergpark Wilhelmshöhe

1 Karolingisches Westwerkund Civitas Corvey

Deutschlands Welterbestätten

schen Wort „Fagus“ für Buchebeziehungsweise Buchenholzab. Aus diesem Material wur-den bis zum Umstieg aufKunststoffe in den 70er-Jahrendie Schuhleisten hergestellt.Auch heute noch, drei Jahrenach dem 100. Jubiläum, wer-den im Fagus-Werk Schuhleis-ten produziert.

Bedrohtes Welterbeund die „Rote Liste“Um das von unseren Vorfah-

ren übernommene Natur- undKulturerbe vor dem Untergangzu schützen und für kommen-de Generationen zu bewahren,hat die UNESCO die Welterbe-Konvention beschlossen. Dochwie sieht die praktische Um-setzung aus, gegen die Zerstö-rung von Welterbestätten vor-zugehen? Wesentliche Voraus-setzung für die Eintragung vonGütern in die UNESCO-Liste istderen nationaler Schutz; beiNaturgütern ist dies zum Bei-spiel die Unterschutzstellunggemäß nationalem Natur-schutzgesetz, bei Kulturgüternnach den Vorschriften desDenkmalschutzgesetzes. Dem-entsprechend ist es in ersterLinie die Aufgabe des Mit-gliedstaates, für den Schutzseines Welterbes selbst Sorgezu tragen. Nur welche Handha-be hat aber die UNESCO, ge-gen großtechnische Eingriffe

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Titelthema

nahme traf Deutschland erst-mals 2004 beim Kölner Dom„wegen der Gefährdung der vi-suellen Integrität des Domsund der einzigartigen Stadtsil-houette durch Hochhauspla-nungen auf der dem Dom ge-genüberliegenden Rheinsei-te“. Erstmals in der Geschichtedes deutschen Denkmalschut-zes musste die Bundesrepu-blik diese internationaleSchmach über sich ergehenlassen. Doch noch im selbenJahr besannen sich die verant-wortlichen Politiker etwas Bes-serem, strichen das Baupro-jekt – und somit auch den Köl-ner Dom aus der „Roten Liste“.

Auf stur hingegen schaltetenjedoch die Stadtpolitiker derStadt Dresden. Sie beharrtenauf den Bau der sogenannten„Waldschlösschenbrücke“, ei-nem mehrspurigen Autobahn-zubringer, und veranlasstenden Präsidenten der Deut-schen UNESCO-Kommission,Walter Hirche, zu folgendemAppell: „Die Entscheidung desWelterbe-Komitees ist eindeu-

Die Zeche Zollverein in Essen steht als Beispiel für die Industriearchitekturim Ruhrgebiet auf der Liste des Weltkulturerbes. Das Gartenreich Dessau-

Wörlitz entstand unter der Regentschaft von Fürst Leopold III. von Anhalt-Dessau.

Die Bauten von Kloster Lorsch, gegründet vor 1250 Jahren, stehenseit 1991 in der Welterbeliste. 2013trug die Unesco zudem das LorscherArzneibuch in die Liste des Welt-

dokumentenerbes ein.

Der Bergpark von Kassel-Wilhelms-höhe mit dem gleichnamigen

Schloss und dem gewaltigen Her-kules-Denkmal steht seit 2013

in der Welterbe-Liste.

Das zweitlängste Welt-erbe, der Germanisch-

raetische Limes, erinnert an die größte Ausdeh-nung des Römischen Reiches nach Norden.

waren umsonst; die Brückewurde gebaut.

Dadurch sah sich dasUNESCO-Welterbe-Komitee zuseiner letzten Handhabe ver-anlasst, nämlich zur Strei-chung des Weltkulturerbes„Dresdner Elbtal“ aus derWelterbe-Liste, die schließlicham 25. Juni 2009 erfolgte. Ei-ne Blamage mit weltweit nega-tiver Vorbildwirkung, die derBundesrepublik Deutschlandvoraussichtlich ewig anhaftenwird.

Christian Schuhböck

mehr mit großer Wahrschein-lichkeit den Verlust des Welter-be-Titels für Dresden zur Folge.Dies wäre ein in der über 30-jährigen Geschichte der Welt-erbe-Konvention beispielloserVorgang, der dem internatio-nalen Ansehen Deutschlandsals Kulturnation erheblichschaden würde. Welterbe be-deutet, dass vor Ort nicht oh-ne Einbeziehung der weltweitgeltenden Regeln entschiedenwerden kann.“ Doch alle Ap-pelle der UNESCO, Protestak-tionen und Demonstrationen

tig. Wir sind gut beraten, siesehr ernst zu nehmen. Ich rufealle in Deutschland zuständi-gen Stellen auf Ebene desBundes, des Freistaats Sach-sen und der Stadt Dresdenauf, die weiteren Schritte in-tensiv und gemeinsam zu be-raten. Ein Baubeginn mit un-veränderten Plänen hätte nun-

Neben der Welterbe-Listeführt die UNESCO eine „Listedes gefährdeten Erbes derWelt“. In diese sogenannte„Rote Liste“ werden Stättendes Welterbes eingetragen,die das Welterbe-Komitee als„besonders gefährdet“ ein-gestuft hat. Nach Artikel 11(4) der Welterbe-Konventionwerden Güter in diese Listeaufgenommen, für deren „Er-haltung umfangreiche Maß-nahmen erforderlich sind“und die „durch ernste undspezifische Gefahren be-droht“ sind, wie zum Beispieldurch die Einwirkung vonKrieg oder Naturkatastro-phen, durch Verfall, infolgefehlender Schutzmaßnah-

men oder durch Bauvorha-ben, die mit der Welterbe-Konvention unvereinbar sind.

Mit der Eintragung in die„Rote Liste“ will die UNESCOdas öffentliche Interesse unddie Aufmerksamkeit der poli-tisch Verantwortlichen we-cken, um den betroffenenStaat zum Handeln und dieStaatengemeinschaft zur Un-terstützung zu bewegen. DieListe wird jährlich auf der Ta-gung des Welterbe-Komiteesüberprüft. Die Eintragung indie „Liste des gefährdetenWelterbes“ bedarf der Zwei-drittelmehrheit der Komitee-Mitglieder und kann auch oh-ne die Zustimmung des Mit-gliedstaates erfolgen.

„Rote Liste“ des gefährdeten Welterbes