NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie...

24
JOURNAL Zuckerrüben AKTUELLES MEHR FREIHANDELS- ABKOMMEN? MARKT SO HABEN DIE ANBAUER ENTSCHIEDEN ANBAU SPITZENSORTEN NAH BEIEINANDER ANBAU GESUND BIS ZUR ERNTE NR. 3 | 2016

Transcript of NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie...

Page 1: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

JOURNAL

Zuckerrüben

AKTUELLES

MEHR FREIHANDELS-

ABKOMMEN?

MARKT

SO HABEN DIE ANBAUER

ENTSCHIEDEN

ANBAU

SPITZENSORTEN NAH

BEIEI NAN DER

ANBAU

GESUND

BIS ZUR ERNTE

NR. 3 | 2016

Page 2: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

2 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

I N H A L T A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |

AKTUELLES

3 | Aufwind für Freihandelsabkommen?

5 | Bernhard Conzen als CIBE-Präsident bestätigt

6 | DLG-Zuckerrübenausschuss zu Gast im Rheinland

MARKT

7 | So haben die Rübenanbauer entschieden

8 | Am liebsten mit Flexpreismodell

ANBAU

10 | Holpriger Start ins Rübenjahr 2016

12 | Spitzensorten nah beiei nan der

15 | N-Düngung beginnt mit der Zwischenfrucht

17 | Geballte Informationen zu Rüben

18 | Blattkrankheiten: Gesund bis zur Ernte

21 | Symptome richtig deuten

TECHNIK

22 | Langzeitmiete mit neuem Testvlies

4Aktuelles

10Anbau

22Technik

Titelbild:

Die letzte Rüben ernte mit Quotenrüben.

Foto: Landpixel

Page 3: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 3

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S |

Auch die Europäische Union (EU) ist vom Virus bilateraler Freihan-

delsabkommen befallen. Sie handelt Freihandelsabkommen mit den größten Zuckererzeugern oder Zuckerexporteuren weltweit aus, die ihre Produktion oder ihre Exporte direkt oder indirekt subventionieren. Deshalb braucht die europäische Zu-ckerwirtschaft unbedingt ei-nen ausreichenden Außen-schutz und faire Handels-regeln.

Zehn neue EU-Freihandelsabkommen

Seit 2013 sind in der EU fünf neue Freihandelsabkommen mit insgesamt elf Ländern in Kraft ge-treten: Kolumbien, Peru, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nica-ragua, Panama, Ukraine, Georgien und Republik Moldau. Hiermit hat die EU die Zollsätze auf die Importe der meis-ten landwirtschaftlichen Produkte ab-gebaut. Ausgeschlossen von der Zoll-befreiung sind einige sensible Produk-te. Hierzu gehören unter anderem Zu-cker und stark zuckerhaltige Erzeug-nisse. Die EU hat sich allerdings verpflichtet, zollfreie Importquoten in einer Gesamthöhe von 281 000 t Zu-cker pro Jahr einzuräumen. Diese werden jährlich um 7 380 t steigen. Die Zuckerimporte über diese Quoten hi-naus werden mit normalen Zöllen be-lastet, das sind 419 €/t für Weißzucker und 339 €/t für Rohzucker.

Fünf weitere Freihandelsabkom-men wurden abgeschlossen. Sie wer-den allerdings erst im Oktober 2016 für die Republik Südafrika, 2017 für Ecua-dor, Kanada und Singapur sowie 2018

Aufwind für Freihandelsabkommen? Freihandelsabkommen haben in den letzten zehn Jahren in der Handelspolitik an Be-

deutung gewonnen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil die Verhandlungen zur Liberali-

sierung des Welthandels innerhalb der Welthandelsorganisation (WTO) ins Stocken

geraten sind. Allein zwischen 2005 und 2015 hat sich die Anzahl von Freihandels-

abkommen weltweit mehr als verdoppelt und liegt heute bei etwa 280.

für Vietnam in Kraft treten.

Der europäische Zu-ckermarkt ist mittlerweile

einer der offensten Märkte in der Welt geworden. 90 Länder können derzeit entweder zollfrei oder zum günstige-ren Zollsatz ihren Zucker in die EU ausführen, siehe Grafik Seite 5.

Laufende Freihandelsgespräche mit 19 Ländern

Die EU führt zurzeit Verhandlungen zur Schaffung von Freihandelsabkom-men mit 19 Ländern, da runter die USA, die Mercosur-Staaten, also Brasi-lien, Argentinien, Paraguay und Uru-guay; darüber hi naus mit Mexiko, den Golfstaaten, Indien, Japan, Malaysia, den Phi lippinen, Thailand, Marokko und Tunesien. Mit sieben anderen Ländern – Bolivien, Chile, Indonesien,

Ägypten, Jordanien, Australien und Neuseeland – sollen Verhandlungen bald aufgenommen werden.

Mercosur – ernste Bedrohung

Im Mai 2010 hat die EU-Kommission beschlossen, die Verhandlungen zur Schaffung eines Freihandelsabkom-mens mit den Mercosur-Staaten, da-runter Brasilien, wieder aufzunehmen.

Brasilien, weltgrößter Produzent und Exporteur von Zucker, kontrolliert etwa 50 % des in der Welt gehandelten Zuckers. Etwa 60 % der brasilianischen Zuckererzeugung werden exportiert. Günstige natürliche Produktionsbedin-gungen, aber auch zahlreiche staatli-

che Beihilfeprogramme spielen für Brasiliens Aufstieg zur Zucker-Su-

permacht eine wichtige Rolle. Die brasilianische Regie-rung ergreift zahlreiche di-

rekte und indirekte Maßnahmen, um

den Zuckersektor zu unterstützen. Der größte Teil der Unterstüt-

zung erfolgt indi-rekt durch die Vergabe von Krediten zu günstigen Zinssätzen, Zuschüsse, Schuldenerlass- und Umschuldungs-maßnahmen, Steuer vorteile beim Ex-port oder Exportkredite. Diese Beihil-fen werden sowohl auf Produktions-ebene des Zuckerrohrs als auch auf Herstellungsebene des Zuckers und Ethanols gewährt.

Eine andere Besonderheit Brasili-ens ist die enge Verbindung zwischen dem Zucker- und dem Ethanolsektor. In beiden wird Zuckerrohr verarbeitet und 90 % der Zuckerfabriken stellen sowohl Zucker als auch Ethanol her. Die Fabriken können deshalb sehr schnell zwischen Zucker- und Ethanol-produktion wechseln und sich an die heimische Nachfrage, Weltmarktpreis-situation oder auch Subventionspolitik anpassen. Dies führt dazu, dass die Produktion und die Exporte von Zu-cker quersubventioniert sind.

Viele dieser Subventionen sind nicht so transparent und werden des-halb nur teilweise oder gar nicht bei der WTO angemeldet. Außerdem nutzt Brasilien bei der WTO seinen Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen oder Exportsubventionen, zum Beispiel für den Transport, zu gewäh-ren.

EU) han-elt

-ca, El Nica-n und

EU

für Vietnam in Kraft treten.

D äi h Z

gungen, aber auch zche BeihilfeprogBrasiliens Aufsti

permacht eineDie brasrung erg

rekM

rekt durch die Vergazu günstigen ZinssätSchuldenerlass- undmaßnahmen, Steuerport oder Exportkredfen werden sowohl aebene des ZuckerrohHerstellungsebene dEthanols gewährt.

Eine andere Besoens ist die enge Verbdem Zucker- und deI b id i d Z k

Page 4: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

4 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

A K T U E L L E S P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |

USA: Hohe Garantiepreise und Marktabschottung

Seit Juli 2013 verhandeln die Europä-ische Kommission und die USA über das sogenannte Transatlantische Han-dels- und Investitionspartnerschaftsab-kommen (TTIP). Mittlerweile haben 13 Verhandlungsrunden stattgefunden. Ziel bleibt immer noch, die Verhand-lungen bis Ende 2016 abzuschließen. Bis zur Sommerpause möchten die US-

und Kommissionsunterhändler ge-meinsame Vorschläge in allen Ver-handlungskapiteln vereinbaren, sodass sie nach der Sommerpause die letzten und heikelsten Fragen klären können.

Die USA waren 2014 der sechstgröß-te Zuckerproduzent weltweit mit einer Zuckererzeugung von 7,2 Mio. t. In der neuen Agrargesetzgebung der USA, die für die Jahre 2014 bis 2018 gilt, ist die Zuckerpolitik unverändert geblie-ben. Sie sichert den Zuckerproduzen-ten zu, dass sie mindestens 85 % des heimischen Zuckerverbrauches decken können und dies zum garantierten Preis. Der Garantiepreis liegt bei 531 US-$/t für Weißzucker und 413 US-$/t für Rohzucker.

Die Beibehaltung dieser garantier-ten Zuckerpreise wird durch hohe Importzölle und die Beschränkung der Zuckereinfuhren gesichert. Mexiko war der einzige Staat, der zwischen Januar 2008 und Dezember 2014 über einen unbegrenzten Zugang für Zu-cker zum US-Markt im Rahmen des nordamerikanischen Freihandels-abkommens verfügte.

Die zunehmenden mexikanischen Zuckereinfuhren in die USA hatten die US-Zuckererzeuger dazu veranlasst, im März 2014 eine Klage gegen gedumpte und subventionierte mexikanische Zu-ckereinfuhren einzureichen. Im Okto-ber 2015 sind die US-Behörden zum Schluss gekommen, dass der mexikani-sche Zucker tatsächlich mit 40 % unter seinem Marktwert in die USA expor-tiert wurde und von unlauteren Sub-ventionen bis zu 44 % profitiert habe.

Im Dezember 2015 haben die USA und Mexiko eine einvernehmliche Lö-sung gefunden. Demnach wurden die zollfreien Zuckereinfuhren aus Mexiko in die USA im Volumen begrenzt. Gleichzeitig wurde ein Mindestpreis für den in die USA importierten mexi-kanischen Zucker festgelegt.

Mexiko: Massive staatliche Intervention

Die EU-Mitgliedstaaten haben im Mai 2015 der EU-Kommission ein Mandat zur Aufnahme von Verhandlungen mit Mexiko erteilt. Mit einer Produktion

Freihandelsabkommen der EU: Zugeständnisse für Zucker

jährliche Kontingente

2016 – t –

Zollsatz jährliche Steigerung

– t –

Bestehende Freihandelsabkommen:

Westbalkan gesamt: 201 167

Albanien 1 000 0 –

Bosnien & Herzegowina 12 000 0 –

Serbien 181 167 0 –

Mazedonien 7 000 0 –

Zugeständnisse CXL-Quote für:

gesamt: 676 925

Australien 9 925 98 €/t –

Brasilien 334 054 98 €/t –

Kuba 68 969 98 €/t –

Jedes Drittland 253 977 98 €/t –

Indien 10 000 0 –

Kolumbien 67 580 0 1 860

Peru 23 980 0 660

Zentralamerika 163 500 0 4 500

Panama 13 080 0 360

Ukraine 20 070 0 –

Kontingentmengen gesamt: 1 166 302 7 380

AKP/LDC unbegrenzt 0

Moldawien unbegrenzt 0

Georgien unbegrenzt 0

Verhandlungen abgeschlossen, Freihandelsabkommen noch nicht in Kraft getreten:

Republik Südafrika – Inkraft-treten Okt. 2016

150 000 0 –

Ecuador – Inkrafttreten 2017 25 000 0 600

Kanada Abbau der Zollsätze für Weiß- und Rohzucker innerhalb von 7 Jahren ab dem Inkrafttreten des Abkommens. Inkrafttreten voraussichtlich 2017

Singapur Abbau der Zollsätze für Weiß- und Rohzucker innerhalb von 5 Jahren ab dem Inkrafttreten des Abkommens. Inkrafttreten voraussichtlich 2017

Vietnam – Inkrafttreten 2018 20 400 0 –

zusätzliche zukünftige Kontin-gentmengen

195 400 0 600

Quelle: WVZ nach EU-Kommission

Foto

s: L

andp

ixel

Page 5: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K A K T U E L L E S |

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 5

Im Rahmen der Generalversamm-lung der Internationalen Vereini-

gung Europäischer Rübenanbauer (CIBE) am 19. Mai in Utrecht in den Niederlanden wurde der Vorsitzende der Arbeits gemeinschaft Deutscher Rübenbauerverbände (ADR) und des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes (RRV), Bernhard Conzen, einstimmig für weitere zwei Jahre in seinem Amt als CIBE-Präsident bestätigt. Stellver-treter bleibt sein französischer Amts-kollege Eric Lainé.

Conzen dankte für das Vertrauen. Er drückte seinen festen Willen aus, die Geschlossenheit der europä ischen Rübenanbauer zu erhalten, trotz der sich verändernden Rahmenbedingun-gen durch das Ende des Zuckerquo-tensystems und des daraus resultie-renden wachsenden Wettbewerbs-drucks auch zwischen den europäi-schen Rübenbauregionen. Es gelte

auch in Zukunft, gemeinsame Interes-sen in die zuckerpolitischen Diskussio-nen einzubringen und bestmöglich durchzusetzen.

Im Rahmen der Generalversamm-lung beschäftigte sich die CIBE sowohl mit Fragen der Zuckerwirtschaftsjahre 2015/16 und 2016/17 als auch mit der Zeit ab 2017 ohne Zuckerquoten und Mindestpreis. So wurde von der EU-Kommission noch einmal mit Nach-druck der Verzicht auf angebotserhö-hende Maßnahmen im noch laufenden Zuckerwirtschaftsjahr 2015/16 gefor-dert. Es sei nach wie vor ausreichend Zucker verfügbar. Zudem liege der Weißzuckerpreis auf einem weiterhin solch niedrigem Niveau, dass Markt-eingriffe der EU-Kommission erhebli-che wirtschaftliche Nachteile für den derzeit ohnehin belasteten Sektor be-deuten würden. Für das Zuckerwirt-schaftsjahr 2016/17, das letzte Jahr un-

Bernhard Conzen als CIBE-Präsident bestätigt

Bernhard Conzen wurde einstimmig für weitere zwei Jahre in seinem Amt als CIBE-Prä-sident bestätigt. Foto: RRV

ter dem Quotenregime, geht die CIBE wieder von einer leicht steigenden An-baufläche aus. Nach einer Anbauredu-zierung um rund 15 % im Zuckerwirt-schaftsjahr 2015/16 steigt nach aktuel-len Schätzungen die Anbaufläche 2016/17 um voraussichtlich 9 % auf knapp 1,5 Mio. ha.

Mit Blick auf die neue Marktord-nungszeit ab 2017 begrüßten die euro-päischen Rübenanbauer grundsätzlich den Vorschlag der EU-Kommission zur Aufrechterhaltung des kollektiven Ver-handlungsmandats der Rübenanbau-erverbände und forderten zur zeitna-hen Annahme des Vorschlags auf. Die CIBE betonte noch einmal, dass das bisherige Verhandlungsmandat der Anbauerverbände nicht geschwächt werden dürfe.

Dr. Peter Kasten

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.

von etwa 6 Mio. t 2014/15 ist Mexiko der fünftgrößte Rohrzuckerproduzent weltweit – hinter Brasilien, Indien, China und Thailand. Die gesamten Zu-ckerausfuhren erreichten 2014/15 etwa 1,5 Mio. t.

Die Schlussfolgerungen der US-amerikanischen Dumping- und Sub-ventionsuntersuchungen gegen mexi-kanische Zuckerexporte in die USA

2015 bewiesen, dass Mexiko durch er-hebliche, staatliche Intervention und Subventionierung zu einem der welt-weit größten Zuckerproduzenten und -exporteur aufgebaut worden ist. Die mexikanische Regierung, die Zucker-industrie und die Zuckerrohranbauer vereinbaren hohe Referenzpreise für Zucker auf dem Inlandsmarkt. Zusätz-lich dazu werden zahlreiche indirekte

Subventionen, zum Beispiel günstigere Zinssätze, Beihilfen zur Reduzierung der Energiekosten sowie Finanzmittel aus der Enteignung der Zuckerfabri-ken, gewährt. Mexiko kann somit Zu-cker zu einem niedrigeren Preis auf den Weltmarkt exportieren.

Fazit

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die größten Weltzuckererzeuger und -exporteure direkt oder indirekt die Erzeugung oder die Ausfuhr von Zucker subventionieren. Diese Beihil-fen führen dazu, dass Zucker aus Euro-pa in keinem fairen Wettbewerb mit dem anderer Länder steht. Darüber hi-naus betrachten diese Länder, im Ge-gensatz zur EU, ihre Zuckerexporte bei der WTO als nicht subventioniert und exportieren deshalb Zucker ohne Men-genbeschränkungen. Die daraus resul-tierende Wettbewerbsverzerrung kann nur durch einen ausreichenden Außen-schutz ausgeglichen werden. Zukünfti-ge Freihandelsabkommen dürfen des-halb nicht zu einer weiteren Öffnung des europäischen Marktes für Zucker und für stark zuckerhaltige Erzeugnis-se führen.

Annie Martin

Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ)

EU-Freihandelsabkommen: aktueller Stand

Page 6: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

6 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

A K T U E L L E S P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |

Am 7. und 8. Juni besuchte der DLG-Zuckerrübenausschuss das Rhein-

land und die rheinische Zuckerwirt-schaft. Dieser DLG-Ausschuss setzt sich zusammen aus praktizierenden Rübenanbauern sowie Vertretern von Rübenanbauerverbänden, der Zuckerindus trie, den Saatzuchtunter-nehmen und der Wissenschaft. We-sentliche Aufgaben des Ausschusses sind die Diskussion über die Relevanz und Umsetzbarkeit neuer wissen-schaftlicher Erkenntnisse für bezie-hungsweise in die landwirtschaftliche Praxis und das Aufzeigen praxisnahen Forschungsbedarfs.

Eingangs informierte sich der Aus-schuss im praktischen Teil der Zusam-menkunft über eine rheinische Beson-derheit, den Ackerbau auf Rekultivie-rungsflächen, in diesem Fall mit Fokus auf den Zuckerrübenanbau. Hierzu or-ganisierte die RWE Power AG eine auf

viel Interesse gestoßene Exkursion. Werner Sihorsch, bei RWE Power unter anderem zuständig für die Rekultivie-rung, präsentierte den Gästen die ge-samte Entstehung der Neulandflächen, von der Abgrabung bis zur Wiederbe-wirtschaftung. Anschaulich erläuterte er die Vorgehensweise, um bei der Re-kultivierung wieder fruchtbare Acker-böden herzustellen. Mit Lothar Beuters stellte ein erfahrener Neulandbewirt-schafter und Rübenanbauer seine Wirt-schaftsweise auf Neulandflächen vor.

Der zweite Tag, der eigentliche Sit-zungstag, fand im Hause des Rheini-schen Rübenbauer-Verbandes in Bonn statt und beschäftigte sich schwer-punktmäßig mit dem sehr zukunftsrele-vanten Thema Rübenlagerung. Neben Berichten aus der Region zu Langzeit-mietenversuchen und dem Frostschutz-management wurde seitens des Insti-tuts für Zuckerrübenforschung über

Werner Sihorsch, RWE, bei der Ar-beit: Detailliert erläuterte er den DLG-Ausschuss-Mitgliedern die Vorgehensweise zur Schaffung fruchtbarer Neuland flächen.

„Neulandflächen bedürfen einer intensiven Führung, damit hohe Erträge erzielt werden können“, so Ackerbauer Lothar Beuters beim Besuch des DLG-Ausschusses auf seinen rekulti-vierten Flächen.

Der DLG-Aus-schuss Zucker-rüben zu Gast beim Rheinischen Rübenbauer- Verband: Fragen der Rübenlage-rung standen im Mittelpunkt des Vortragsteils der Sitzung.Fotos: Dr. Peter

Kasten (2), RRV

neueste Forschungsergebnisse und For-schungsvorhaben zur Rübenlagerung berichtet. Insbesondere die Praktiker unter den Ausschussmitgliedern disku-tierten intensiv die Umsetzbarkeit neu-er Ansätze in die Praxis. Einig war man sich, dass eine möglichst verlustarme Rübenlagerung die Wettbewerbsfähig-keit der heimischen Zuckerwirtschaft verbessert. Dazu gehören unter ande-rem eine trockene, verletzungsarme und frostfreie Rodung, die Mietenabde-ckung vor Frosteintritt, geeignetes Vlies sowie eine gute und schlagkräftige Ab-decktechnik. Inwieweit es Sortenunter-schiede bei der Lagerungsfähigkeit gibt und welchen Einfluss Standortunter-schiede auf die Lagerfähigkeit von Rü-ben haben, wird derzeit in aktuellen Forschungsvorhaben untersucht.

Dr. Peter Kasten

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.

DLG-Zuckerrübenausschuss zu Gast im Rheinland

Page 7: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 7

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T M A R K T P O L I T I K | A K T U E L L E S |

So haben die Rübenanbauer entschieden

Bis Ende Mai mussten die Landwirte bei Pfeifer & Langen ihre gewünschte

Rübenmenge und das Preismodell melden, um in Zukunft beim Rübenanbau dabei zu

sein. Wie die Landwirte sich entschieden haben, hat das Journal Heinz Leipertz von

Pfeifer & Langen (P&L) gefragt.

Journal: Herr Leipertz, Ihr Haus hat

schon zu Beginn der Vertragsverhand-

lungen die Devise ausgegeben, in Zu-

kunft mehr Rüben verarbeiten zu wol-

len. Sind die Landwirte diesem Aufruf

gefolgt?

Leipertz: Ja, in Summe haben die Landwirte gut mitgezogen. Von den Rückmeldungen sind über 85 % der Be-triebe unserem Angebot, mehr Zucker-rüben anzubauen, gefolgt. Die Spann-breite liegt von leichter Ausdehnung von knapp über 100 % bis zur Verfünf-fachung des Anbaus. Ein Viertel der Betriebe hat exakt das Mengenangebot von 135 % von Pfeifer & Langen ange-nommen.

Mit diesem Ergebnis ist P&L sehr gut in die neue Vertragsperiode 2017 bis 2019 gestartet. In den folgenden Jahren können die landwirtschaftli-chen Betriebe und P&L den Anbau-umfang über zusätzliche einjährige Vertragsmengen in Abhängigkeit der Marktlage noch nachjustieren.

P&L hat einen auf den gesamten eu-ropäischen Markt ausgerichteten Zu-ckervertrieb und möchte diesen Zu-cker zukünftig möglichst aus Zuckerrü-ben herstellen. So wie die Landwirte den Rübenanbau mit uns zusammen ausdehnen, wird P&L die Rohzucker-raffination aus Importen reduzieren oder einstellen. Dabei wird P&L sich

am Bedarf des Marktes orientieren, und nicht, wie manche Rübenanbauer befürchten, nur an den Produktionska-pazitäten. Wir möchten den Zucker aus der Zuckerrübe produzieren und damit auch Wertschöpfung in unseren Regionen generieren.

Journal: Gibt es dabei Unterschiede in

den Regionen? Die Fruchtfolgeanteile

der Rüben sind ja in Jülich beispiels-

weise höher als in Appeldorn?

Leipertz: Natürlich haben die landwirt-schaftlichen Unternehmer in Abhän-gigkeit von Anbaudichte, Sonderkultu-ren, Bergbaumaßnahmen, Betriebs-nachfolge oder Transportentfernung ihre Entscheidung zum zukünftigen Rübenanbau unterschiedlich getroffen. So haben zum Beispiel aufgrund einer deutlich weiteren Rübenfruchtfolge die Rübenanbauer am Niederrhein und dem westlichen Münsterland mehr Vertragsmenge nachgefragt als im mittleren und südlichen Rheinland. Mitten in der Köln-Aachener Bucht spielt der Anbau von wettbewerbsstar-ken Kulturen, wie Kartoffeln, Möhren oder Zwiebeln, bei der Fruchtfolgepla-nung eine größere Rolle, aber auch die Unsicherheit in Hinblick auf zukünfti-ger Bergbaumaßnahmen hat regional die Betriebe in ihrer Entscheidung be-einflusst.

Einige Rübenanbauer wollen die Zuckermärkte auch erst einmal beob-achten und Erfahrung mit den neuen Vertragsmodellen sammeln. Im ersten Jahr sind daher sicherlich noch nicht alle Anbaumöglichkeiten, die eine dreijährige Fruchtfolge bieten würde, erschöpft.

Journal: Für welches Preismodell ha-

ben sich die Landwirte entschieden?

Das Sicherheitsmodell war ja auf 30 %

begrenzt. Ist dieser Rahmen ausge-

schöpft worden?

Leipertz: Nein, bei Weitem nicht. Die Rübenanbauer sind heutzutage stark unternehmerisch geprägt und haben auch mit Alternativkulturen ihre Er-fahrungen mit volatilen Märkten ge-macht. Die Zuckerrübe wird im Flex-preismodell zukünftig in Abhängigkeit der Zuckererlöse von P&L bezahlt. Mehr- und Mindererlöse werden zu 50 % zwischen Rübenanbauer und P&L geteilt.

Die Rübenanbauer haben 90 % der Vertragsmenge im marktabhängigen Flexpreismodell kontrahiert. Gut die Hälfte der Anbauer haben ihre zukünf-tigen Vertragsliefermengen auf beide Modelle aufgeteilt. Das Mischungsver-hältnis beträgt dabei von 50 : 50 bis hin zu 95 % im Flexpreismodell. Die ande-ren Anbauer haben das Flexpreismo-dell für ihre komplette Vertragsliefer-menge gewählt. Dies ist eine deutliche Entscheidung für den Markt.

Journal: Die Rübenanbauer konnten

zwischen einer einjährigen und einer

dreijährigen Laufzeit wählen. Wie

sieht denn da die Verteilung aus?

Leipertz: Die Landwirte müssen in Fruchtfolgen denken und arbeiten. Daher suchen sie natürlich eine plane-rische Sicherheit für ihre Betriebe. Diesem Bedürfnis trägt die dreijährige Laufzeit der Verträge Rechnung. Darü-ber hi naus konnten die Rübenanbauer auch zusätzlich einjährige Vertragslie-fermengen zeichnen, um auf Verände-

LLLLZLZLZLLZLLLLLLLLLZZZZLZLZLZZZLZZZZZZLLLLLLLLLLZZZLZZZZZLZZZLLLLLLLLLZLLZZLZLZZZZZLZZLZZZZZLLLZLLZLZZZLZLZLZZZZLZZLZLZZZLLZLLLLLZLZLZLZLZZZZZZZLZZZLLLLLZLLZLZZZLZLZZZZLZLLLLLLLLZZLZZZZZZZZLZZLLLLLZLLLZLLZZZLZZZLZZZZZLZLZZLLLLLLZZZZZZZLZLZZLLLZLLZZZZZZZZLZZLZLLZLLLZLZLLLLLZZZZZZLZZZZZLZLZLLZLLZLZLLZZLZLZZZZLZLZLLZLZLLLLLZZZZLZZZLZLLLZLLLLLZLZLZZZZLLLLLLLZZZZLLLLLZZLLZLLLZZLLZLLZZZLLLLLLZZZLZZLZZZLLLLLZZLZZZZZLLLLLZZZZZZZLLLLZZZZLLLLLLLLLLZZZZZZZLLLLLLLLZZZZZZZZZZLLLLLZZZZZZZLLLLLLZZZZZZZZZZ 22222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222222999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999999 9999999999999999999999 999 ································· 22022202220202022222202222202022020202020202020222220222022220000020202020202022222222202222000200020200020020200202022222220222222200002002000020022222222022222220002002020202020222222022222020000020202020022222022202202020000000002222020202022202002020000000000000020222022222000000000002222022022220200000000222202000000200000002202202000000000022222202220000000000202220202222220000000022220222222200020022020000000200000022202000000000020200000000222220002222202000000222222200222222222000000022222222200000022222220000222200016616666616616161616666666111111616111611166666666666611161161611616111116666666666666111111116111111116616666616661111116111116666616161666161111111111666616166661616111111111161616161666666616111111111111616166661661611111111111616661666111111111166161661666666661161111111116666661611111111116161666161111111161666661111111166666666111111166666666616161111661616666111166161116666666161111666666611666661111116666661661666111111666661616161611116666666666611166666611616666661116166666 ZuZZuZZuZuZZZZZuZZZuuZuZucucZZZZuZucZuZucZuZZZZucucZucZZZZZZZZuZuZuucZucZucZucucZuZuZZuZZZuuZuZuucccZucZZZuZuZuZuZucZuZuZucZuZuZuZZuZZZucuZuuccccZucucZZZZZucZucZuZZuZuuZucZuccZuZZuZuZZZuZZZuuuuuuuucccccccccZucZucZZuZuZuZuZZuZuuuZuuZuZuucucccccccccZucccZucZuZZuZuuucZuZucuuZucccccccZZZZZZZZucuZuucucZuZucucuucZucccccccccZucZucZZZZZuZZuuZuuuuccccZuccZZZuZuZucucccZucZZZZuZucZuucccccccZZuZuZZZuuuZucccccccccZZuZZZuuuuucccccccZZucZZuuuuccccccZZZuuuuccccZuZZuuuuucccccccZucccccccZZZuuuuucccccccccccuccccccZZuccccccckkerkerkkerkerkerkerkerkerkkerkerkerkerkerkerkerkererkerkekekerkerkeerererkerkerrerrkerkerkkekekekerererkerkerkerkerkerkekerkeerkererkerkerkerkerkekkeeekerkerrkereeekeeeeerkerrkereeeekeeekekerrkerkerkkerkeeeeeeerkerkeekeeeerrerkkkerkereeerererrkekkkererkkekererkkekkk rrkkkkkkkkkerrrkkkkkkkkk rrrrkkkkkkkkkk rrkkkk rrrr übrrrüürrübüübbbübübbrübbbrübrübrübrürürürürüürürüürürübüübbübbbrübübrürüüürürüürüüübbbbübbbrürürübrüüüübbübrrüübübüüübübbbbbrübrürübüüübübrürürüübbrübrübrürübürübrüüübbbbbrürüüübüüübürübbbbbrrüübüübüüübbbbbübbrübbbbbrübübübübüüüürübbbbrübrrrrrürübürübbbrrürürüübübrrrübrüüüüüüübbbrrüüüüüüübrürüüüüüüübbbrürrüüübbüüübrrübbbrrüüüüüübbbbrürrrürüüüüüüüüüüübbbbbübbbbbüübbbbbbbbrübbüübüübbbbbeneneenjenjjjjenjjnjenjenenjenjenjenjeeenjjjjenjjjenjenenjenenennenjenjjjjjenjenjenjenjenjeenjenenenenenjjjnjenjjnjenenenenjenenjjenennnjjjenjjjenenjenjenjeeenjenenjjjenjenjjenjenjenjeneeenenjenenjnenjjjjenjeeenjenjeneenjnjnennnnnjnjjjjjjeneeeeneneenennnjnnjennjnnnjenjjjjjeeneeenjnnenjenennnjjeeenjenjennjjnjjjeeeennnnnjnjjjjjeeenjnnjnnnnjenjjenjjeennnnnnjjjjeennjnjjjnjjenjjeeenneennnjjjennnnjeeennjnnjenjnjnnnjennnjjjennnjjjjjjjjjjjjjjjoououuuurururrouroouuururururououourouourouuouuouuuruoooooooooouuuuuururrourrrrrrrrooouououooououuruuuuoururuururrrrrrrrrrrrooooooooouuuuouruurrrrrroooooouuouuuruuuurrrrrrroooooooooourouuuuuuurrrrrrrrrooooourouuouuuuuuurrrooooouuouuuuuurrrurrrrrrrooouuuuuuuuurrrrrrrrououurrrrrooouuurrroooouuuouuuurrrrrooouuuurrrrrrooouuuuurrrrrroooooouuuuuurrrrrrroooourrrroooouuuurrrrrrnalnalnalalalnananaallllnanalnalalananalnallnalllllanalalanalllalnalllalaalaalnalllnalllnnanananananalnanaalnalllnananaananaaanalllllnnanalnannnnnnnanaaalaaaalllnnnnnnnnaaaaaaananananallnnnnnnnannaalaanaanalnanannnnnnnananananalnalnanannnnnannanaaanalallnannnaaaaalnanananannnnnnalaanannalnnaaaalnanalnnnannaannaaaalllnnnnnnnaaaaaaaaannnnnaaaaaaaalllaaaaaaaalllaaaaaaaaaaaalllnaaaaaaaalllllnaaaaallllll ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777777LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 7

Heinz Leipertz

Foto

: agr

ar-p

ress

Page 8: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

8 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K M A R K T B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U | T E C H N I K | Z U C K E R |

Am liebsten mit FlexpreismodellBis Ende Mai mussten die Rübenanbauer melden, wie viele Rüben sie künftig anbau-

en wollen. Dabei standen das Flexpreis- und ein Sicherheitsmodell zur Auswahl, dazu

kam noch eine ein- oder dreijährige Laufzeit. Das Journal hat einige Betriebsleiter ge-

fragt, wie sie sich entschieden haben.

rungen an den Märkten, in ihren Be-trieben und der Schlagauswahl reagie-ren zu können.

Die Rübenanbauer sicherten sich 97 % der Vertragsliefermenge dreijäh-rig. Dies ist eine sehr gute Basis und ein deutlich positives Zeichen für den Rübenanbau und die Zuckergewin-nung im Rheinland. In den kommen-den Jahren wird P&L in Abhängigkeit vom Zuckerbedarf und von der Markt-lage zusätzliche einjährige Mengenan-gebote machen. Die Betriebe haben dann die Möglichkeit, ihren Rübenan-bau neu zu justieren.

Journal: Gibt es auch Betriebe, die

ganz aus dem Rübenanbau ausgestie-

gen sind oder im Gegenteil: Wie viele

Landwirte steigen neu in den Anbau

ein?

Leipertz: Leider haben sich derzeit auch einige wenige Rübenanbauer mit geringem Flächenpotenzial gegen die Zuckerrübe entschieden. Erfreulicher-weise beginnen aber auch rund 50 ehemalige Rübenanbauer, die ihre Quotenrüben verliehen haben, wieder aktiv mit dem Rübenanbau.

Darüber hi naus steigen bis jetzt mehr als 70 Landwirte – vor allem am Niederrhein und im westlichen Müns-terland – neu in den Zuckerrüben-anbau ein. Diese Betriebe waren jahrzehntelang aufgrund der Quoten-regelung vom Rübenanbau ausge-schlossen und sehen jetzt die Chance, eine inte ressante Kultur in die Frucht-folge aufzunehmen.

Journal: Ist das Vertragsverfahren

denn nun endgültig abgeschlossen?

Leipertz: Die Kontrahierung neuer Ver-tragsmengen für 2017 läuft nun aus. Damit die Betriebe ihren Anbau für 2017 planen können, hat P&L Anfang Juli allen Rübenanbauern eine ver-bindliche Zusage ihrer fest kontrahier-ten Mengen zugesandt.

Einzelne Betriebe, die noch Bera-tungsbedarf haben, sollten sich mit ih-rer Zuckerfabrik in Verbindung setzen, um noch offene Fragen zu klären. Wei-tere lokale Inforunden mit potenziel-len Neuanbauern sind für die kom-menden Wochen noch geplant.

Damit steht P&L für eine enge Partnerschaft mit seinen Anbauern und wir arbeiten gemeinsam an einer stabilen Zukunft für Zucker aus Zuckerrüben.

Natascha Kreuzer

„Wir haben die gleiche Rüben-

menge zugesichert, die wir

auch bisher immer angebaut haben“,

berichtet Georg Grooten aus Aachen.

Der Betrieb kann nur auf einem Teil seiner Flächen Rüben anbauen, da ei-nige Flächen für eine extensive Fruchtfolge im Rahmen einer produk-tionsintegrierten Ausgleichsmaßnah-me für eine Baumaßnahme reserviert sind. „Damit ist unsere Rübenfläche ausgereizt und es bleibt bei den rund 12 ha, denn ich möchte die Fruchtfolge nicht zu eng gestalten“, berichtet Groo-ten, der einen Ackerbau- und Milch-viehbetrieb bewirtschaftet.

Er hat sich für das Flexpreismodell mit

dreijähriger Laufzeit entschieden. „Ich bin sehr gespannt, wie sich der Markt entwickeln wird. Natürlich denke ich positiv, aber wir dürfen uns nichts vor-machen: Der Markt regelt Angebot und Nachfrage. Es werden auch schlechte Jahre kommen und der Preis wird schwanken. Ich denke, die Situa-tion wird ähnlich wie bei Kartoffeln werden, wir sind im freien Markt an-gekommen. Aber wir haben die Ver-braucher und die Ernährungsindustrie in der Nähe, das ist ein Vorteil.“

Das Vertragsangebot findet er fair und transparent. Seine Befürchtungen, dass Betriebe, die weiter von den Fa-briken wegliegen, möglicherweise be-nachteiligt würden, hätten sich nicht bewahrheitet. Sein Betrieb ist etwa 35 km von der Fabrik in Jülich ent-fernt. Und das Rheinland stehe im Ver-gleich zu anderen Regionen beim Rü-benpreis besser da. Für ihn sind die drei Jahre jetzt eine Testphase, die auch kürzer hätte sein können. „In un-serem Betrieb ginge es auch ohne Rü-ben, es gibt noch andere interessante Kulturen.“

Christian Dorsemagen aus Wesel-

Bislich bewirtschaftet einen Ackerbau-

und Putenmastbetrieb. Bisher hat er rund 50 ha Rüben angebaut. Christian Dorsemagen wird seine Vertragsmen-ge auf 130 % ausdehnen, da der Betrieb Flächen dazubekommen hat. Er hat in guten Jahren immer Überrüben ge-habt, diese Mengen sind in den Men-genzuwachs eingerechnet.

„Wir hoffen, dass die Rübe wirt-schaftlich interessant bleibt. Wir ha-ben uns für das Flexpreismodell für drei Jahre entschieden, das verspricht den größten Nutzen.“ Natürlich hofft auch er, dass der Zuckerpreis steigen wird, die Prognosen dazu seien ja aktu-ell ganz gut. Im Gegensatz zum Milch-

ten, der einen Ackerbau und Milchviehbetrieb bewirtschaftet.

Er hat sich für das Flexpreismodell mit

Uwe Osterloh aus dem Maifeld will den Rübenanbau deutlich ausdeh-nen.

Page 9: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 9

| Z U C K E R | T E C H N I K | A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T M A R K T P O L I T I K | A K T U E L L E S |

markt glaubt er, dass der europäische Zuckermarkt kontrollierter abläuft. „Zucker ist keine Massenproduktion.“

Mit dem Verhandlungsergebnis ist er grundsätzlich zufrieden. „Der Ver-band hat gut verhandelt, auch wenn wir jetzt mehr Risiko tragen, aber es ist gerecht verteilt.“ Dorsemagen liefert nach Appeldorn, das sind rund 24 km. Nicht ausreichend findet er die Frühlie-ferprämie. „In den letzten Jahren gab es im Oktober und November immer noch gute Zuwächse. Wenn man im Septem-ber seine gesamte Rübenmenge liefern muss und diese Zuwächse nicht mehr mitbekommt, ist das bitter.“

Dr. Achim Siepen aus Nörvenich

wird seine Rübenfläche zwar um etwa

10 % ausdehnen, das Angebot von Pfei-

fer & Langen somit aber nicht in vol-

lem Umfang annehmen. „Zum einen sind nicht alle Böden im Betrieb rüben-fähig und zum anderen setze ich auf ei-ne vierjährige Fruchtfolge, um die ho-he Ertragsfähigkeit der Parzellen zu er-halten.“ Er hat sich zu 100 % für das Flexpreismodell entschieden, aber nur 80 % der Menge für drei Jahre festge-legt. „Mit den restlichen 20 %, die ich für ein Jahr festgemacht habe, möchte ich flexibel bleiben, um je nach Flä-chengröße reagieren zu können.“

Erwartungsgemäß sei der neue Ver-trag nicht so gut wie die alte Marktord-nung, aber Siepen ist trotzdem zufrie-den. „Ich habe mit einem schlechteren Ergebnis gerechnet“, gibt er ehrlich zu. „Ich bin optimistisch und hoffe, dass sich der Zuckerpreis noch positiv ent-wickeln wird.“

Seine Rüben werden nach Euskir-chen geliefert, das rund 23 km vom Be-trieb entfernt liegt. „Insofern haben wir Glück, dass sich die Einsparung der Kosten für das Reinigen und Laden in etwa mit der Transportbeteiligung deckt. Allerdings wundert mich, dass die innere Qualität der Rüben bei dem neuen Vertrag keine Berücksichtigung mehr findet. Das war doch immer ein Anreiz für die Rübenanbauer und hat-te ja auch Vorteile für die Verarbeitung in der Fabrik.“

Die Rübenfläche deutlich auswei-

ten wird das Rittergut Bassenheim in

der Nähe von Koblenz. Uwe Osterloh, Verwalter des Ackerbaubetriebes, er-klärt: „Wir bewirtschaften rund 550 ha und können in den nächsten Jahren die Gesamtfläche des Ackerbaubetrie-bes noch ausweiten. Deshalb dehnen wir die Rübenfläche von 50 bis 55 ha in Zukunft auf 77 ha aus, dann bauen

wir auf den rübenfähigen Flächen alle vier Jahre Rüben an.“ Auch er hat sich für das Flexpreismodell für drei Jahre entschieden. „Die Zuckerrüben passen bei uns gut in die Fruchtfolge und hier gibt es nicht so viele andere Alternati-ven. Hackfrüchte sind bei uns stabiler im Ertrag als Getreide, deshalb haben wir nicht für ein Jahr abgeschlossen.“

Der Betrieb liegt rund 77 km von der Zuckerfabrik Euskirchen weg. Kal-kuliert hat er den künftigen Rübenan-bau auf den alten Frachtkosten und hofft, dass die noch auszuhandelnden Bedingungen in etwa die gleiche Grö-ßenordnung haben werden. Damit spricht er sicher vielen Anbauern in seiner Region aus der Seele, denn das Maifeld liegt weit weg von der Fabrik. „Sicher müssen wir einen Teil der Kos-ten mit den 25 % Frachtbeteiligung tragen, aber die können wir zu et-wa einem Drittel mit den bishe-rigen Kosten für das Laden und Reinigen verrechnen. Wir wün-schen uns, dass unsere Region gleichwertig zu den anderen Re-gionen, die näher an den Fabri-ken liegen, behandelt wird.“

Für die Zukunft hat er positive Erwartungen und hofft, dass die Prei-se fest bleiben und sich die Rübe weiter rech-net. „Der Verband hat gut verhandelt. In unse-rer Region machen viele Berufskollegen weiter. Ich hoffe, dass der Zu-ckerpreis sich gut ent-wickelt, und falls nicht, überleben wir die drei Jahre auch.“

Im Betrieb von

Familie Schlabes

aus Hamminkeln-Brünen gab es noch

nie Zuckerrüben. Wie viele Landwirte in der Region nutzt Fabian Schlabes jetzt die Gelegenheit, in den Rübenan-bau einzusteigen. „Eigentlich wollten wir Sommergetreide säen, aber dann ergab sich die Möglichkeit, über Zu-pacht noch kurzfristig 8,5 ha Rüben zu säen“, so der Landwirt.

Bisher hat der Milchvieh- und Ackerbaubetrieb eine Getreide-Mais-Fruchtfolge angebaut. In Zukunft will Schlabes gerne 9 ha Rüben anbauen, die er für drei Jahre mit Flexpreismo-dell bei Pfeifer & Langen angemeldet hat. Bisher hat der Betrieb immer Gras- und Maissilage verkauft. „Das war in den letzten Jahren sehr interes-sant, aber gute Preise waren zu Beginn des Jahres nicht in Aussicht. Deshalb erschien uns das Angebot mit den Rüben interes-sant.“ Da es im Betrieb noch keine Rübentech-nik gibt, hat der Lohnun-ternehmer die Saat übernom-men und wird die Ernte übernehmen.

„Wir sind erst einmal vorsichtig beim Anbau und fragen viel, aber ich denke, wenn man ein paar Mal Rüben angebaut hat, ist das hinzukriegen. Im Moment sehen unsere Rüben ganz gut aus“, erklärt Fabian Schlabes schmun-zelnd.

Für die Zukunft hofft er natürlich auf gute Zuckerpreise. Lieber hätte er die Zuckerrübe erst einmal für ein Jahr und nicht gleich für drei Jahre

festgemacht, aber er hatte Angst, dass keine Mengen mehr zu be-

kommen sind. „Wir wollten auf jeden Fall dabei sein, aber wir

sind auch vom Milchmarkt geprägt: Wenn der Rüben-preis fix gewesen wäre, wäre uns der dreijährige Abschluss sicher leichter

gefallen. Zur Not werden wir die drei Jahre durchste-

hen, aber dass das nötig ist, davon gehen wir erst einmal

nicht aus.“

Natascha Kreuzer

i Pfeifer & Langen angemeldet sher hat der Betrieb immer nd Maissilage verkauft. „Das den letzten Jahren sehr interes-

ber gute Preise zu Beginn

hres nicht in ht. Deshalb en uns das ot mit den interes-

Da es rieb eine tech-t,

r n-mer

Fabian Schlabes aus Hamminkeln hat in diesem Jahr zum ersten Mal Rüben angebaut.

Georg Grooten aus Aachen wird nicht mehr Rüben anbauen.

Dr. Achim Siepen aus Nörvenich

wird rund 10 % mehr Rüben

anbauen. Fotos: Privat

gungen in etwa die gleiche Grödnung haben werden. Damit t er sicher vielen Anbauern in Region aus der Seele, denn das d liegt weit weg von der Fabrik. r müssen wir einen Teil der Kos-t den 25 % Frachtbeteiligung

n, aber die können wir zu et-nem Drittel mit den bishe-Kosten für das Laden und gen verrechnen. Wir wün-uns, dass unsere Region wertig zu den anderen Re-n, die näher an den Fabri-egen, behandelt wird.“r die Zukunft hat er ve Erwartungen offt, dass die Prei-bleiben und sich

übe weiter rech-Der Verband hat rhandelt. In unse-gion machen viele kollegen weiter. ffe, dass der Zu-

reis sich gut ent-lt, und falls überleben wir ei Jahre auch.“Betrieb von

ie Schlabes

ternehmdie Saaübernom-men und wird d

„Wir sind erbeim Anbau undenke, wenn mangebaut hat, isMoment sehenaus“, erklärt Fabzelnd.

Für die Zukuauf gute Zuckerdie ZuckerrübeJahr und nicht

festgemacht, dass keine M

kommenjeden F

sind agepprewäAb

gefawir d

hen, abdavon ge

nicht aus.“

Natascha Kreuzer

mer at

Dr. Achim Siepen aus Nörvenich

wird rund 10 % mehr Rüben

anbauen. Fotos: Privat

Page 10: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

10 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Holpriger Start ins Rübenjahr 2016

Graupel- und Hagelschauer machten den jungen Rüben zunächst zu schaffen.

gebremst und regional wurden die jun-gen Pflanzen von einer Eiskruste be-deckt. Die Sorge um die Überlebens-chancen dieser vereisten Rübchen war berechtigt, doch die Pflanzen kamen mit nur leichten Frostschäden und oh-ne Neusaaten davon.

Die Praxis diskutierte in diesem Zu-sammenhang die Frage, ob durch die Kaltphase eine erhöhte Schossergefahr ausgelöst wurde. Da der Schossreiz durch nachfolgende Temperaturen über 20 °C (Devernalisation) auch wie-der abgebaut werden kann, blieb die Antwort da rauf zunächst offen. Heute treten Schosser in einem etwas erhöh-ten Ausmaß auf.

Herbizideinsatz anspruchsvoll

Die erste Nachauflaufbehandlung (NA) erfolgte vielfach nach niedrigen Nacht-temperaturen und bei hohen Tages-temperaturen. Dies war eine schwieri-ge Situation, die man beim Herbi-zideinsatz unbedingt berücksichtigen musste. Die Praxis reagierte mit ange-passten Aufwandmengen und im Re-sultat zeigten sich gute Wirkungen bei gleichzeitig guter Verträglichkeit. Die große Herausforderung stand aber noch bevor. Schnelles Rübenwachstum bei ständigen Schauern erforderte bei der 2. NA ebenfalls überlegte Auf-wandmengen und zeitlich angepass-tes, manchmal spontanes Handeln. Das gelang nicht in allen Fällen und rhein-landweit konnten herbizidgeschädigte Rüben auf einzelnen Flächen beobach-tet werden. Ständige und ergiebige Re-genschauer begleiteten die 3. NA und zeitliche Verzögerungen waren bei den Spritzungen an der Tagesordnung. In Folge standen oftmals weiter entwi-ckelte Unkräuter auf dem Acker als üb-lich. Und die Praktiker reagierten

Allgemein empfinden bisher wohl die meisten Rheinländer das Jahr

2016 als ein eher unbeständiges, kaltes, nasses und von ständigen

Wetterkapriolen gezeichnetes Gesamtwerk. Doch wie hat sich diese

Wetterlage auf die „Rübenlandschaft“ ausgewirkt?

Bei noch sehr niedrigen Temperatu-ren zwischen 2 und 7 °C wurden

bereits Mitte März die ersten Äcker bei vertretbaren Bodenbedingungen be-stellt. Den meisten Praktikern war es jedoch zu dieser Zeit noch deutlich zu kalt, sodass bis Ende März in Appel-dorn und Euskirchen lediglich 2 % und in der Region Jülich 7 % der Flächen bestellt waren. Und auch in der Folge-zeit ging es mit der Aussaat alles ande-re als zügig weiter. Die Temperaturen kletterten zwar, doch die unsicheren Wetterprognosen und Niederschläge um Ostern verzögerten die weitere Aussaat, sodass bis zur ersten April-dekade nur etwa ein Drittel der Flä-

chen im Rheinland gesät waren. Da-nach ging es aber richtig los und die Aussaat war zum Ende der zweiten Aprildekade weitestgehend abge-schlossen. Damit liegt die Hauptaus-saatperiode vom Zeitpunkt her gese-hen etwas hinter den Vorjahren zurück.

Frostgefahr und Wetterkapriolen

Im Entwicklungsstadium des Auflau-fens bis zum ersten Laubblattstadium der meisten rheinischen Rüben kam es mehrfach zu Nachtfrösten mit bis zu -3 °C und Temperaturstürzen, die Grau-pel- und Hagelschauer nach sich zogen. Die Rübenentwicklung wurde deutlich

Besonders am Niederrhein regnete es un-unterbrochen und die bange Frage war: Wie lange halten die Rüben das aus?

Page 11: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 11

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

richtig mit erhöhten Herbizidauf-wandmengen und angepasster Anwendungstechnik, also erhöhter Wassermenge, hohem Druck oder Splittingmaßnahmen.

Wenig Neusaaten

Trotz der Saatunterbrechungen, der Frostereignisse, der Hagel- und Grau-pelschauer, der ständigen Niederschlä-ge und der damit anspruchsvollen Unkrautbekämpfung wurden im Rheinland weniger als 30 ha Rüben neu gesät. Das ist im Vergleich mit den Vorjahren extrem wenig.

Rüben unter Wasser

Regen, Regen, Regen und kein Ende in Sicht. Ab Anfang Juni fielen überall Starkniederschläge: in Summe in der Region Euskirchen im Juni rund 180 mm, im Jülicher Anbaugebiet 220 mm und in Appeldorn und Umge-bung mehr als 300 mm Wasser/m². Es stellte sich in vielen Fällen die Frage: Wie lange halten die Rüben unter Was-ser durch? Nach den Erfahrungen aus früheren Jahren überleben Zuckerrü-ben im 6- bis 12-Blattstadium durchaus bis zu einer Woche. Überleben heißt aber nicht schadlos überstehen. Und so zeigten sich die Rüben regional sehr unterschiedlich. Von normal bis gut ent-wickelt (Ausnahmen möglich) in den südlicheren Gebieten und eher normal bis geschwächt im nördlicheren Teil des Rheinlandes. Aber nicht nur zwi-schen den Regionen waren deutliche Entwicklungsunterschiede zu erken-nen. Auch innerhalb der Regionen prä-sentierten sich die Rüben sehr unter-schiedlich. Während einige Bestände sehr wüchsig und vital waren, hatte

man bei anderen den Eindruck, dass das Wachstum vollständig stagnierte oder sich wieder zurückentwickelte. Eindeutige Ursachen waren schwer auszumachen. Oft war es ein Zusam-mentreffen von Herbizidstress, Schad-verdichtungen (aus dem Frühjahr oder der Vorbewirtschaftung) und den Regen ereignissen mit Dichtlagerung und Sauerstoffmangel. Bis alle Flächen im Rheinland die Reihen vollständig ge-schlossen hatten, war Geduld gefordert.

Fungizide zwecklos

Es war nicht verwunderlich, dass kurz nach den ergiebigen Niederschlägen vielfach Blattflecken auf den Rüben er-schienen, denn diese resultierten aus Blattverletzungen nach den Starkre-gen- und Hagelereignissen. Da sie ei-ner bakteriellen Ursache entstammten, war der Einsatz von Fungiziden zwecklos.

Allgemein konnte der Schädlings- und Krankheitsdruck bis Mitte Juli als niedrig bezeichnet werden. Allerdings könnten auf Flächen, die lange Zeit wasserübersättigt waren, ein erhöhter

Gut entwickelter Bestand im 8- bis 12-Blattstadium. Fotos: LIZ

Pseudomonas war häufig die Ursache von Blatt-flecken.

Rhizoctonia- oder auch Gürtelschorf-befall drohen.

Inwieweit sich der holprige Start im Frühjahr und die teilweise extremen Regenereignisse im Frühsommer auf die Rübenentwicklung ausgewirkt ha-ben, werden die Proberodungen zei-gen, die Mitte Juli starten.

Clemens Eßer

Landwirtschaftlicher Informationsdienst

Zuckerrübe (LIZ)

Koordinationsstelle Köln

Viele Bestände litten unter der feuchten Witterung oder den Herbizideinsätzen. LIZ- Koordinations-

stelle jetzt in Köln

Der Landwirtschaftliche Informati-onsdienst Zuckerrübe (LIZ) ist von Els-dorf nach Köln umgezogen. Seit Mitte Mai ist die LIZ-Koordinationsstelle in-nerhalb der Landwirtschaftlichen Ab-teilung in der Hauptverwaltung der Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG an-gesiedelt.Die neue Adresse: Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG LIZ-KoordinationsstelleAachener Str. 1042a 50858 KölnTelefonisch ist die LIZ-Koordinations-stelle unter der neuen Nummer 0221/4980 640 zentral zu erreichen. Die neue Fax-Nummer lautet 0221/4980 649. Die Durchwahlen der Ansprechpart-ner sind unter der Website www.liz-online.de unter Kontakte zu finden. Vorübergehend werden auch die bis-herigen Rufnummern weitergeleitet.

LIZ

Page 12: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

12 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Spitzensorten nah beiei nan derAb dem Anbaujahr 2017 findet der Rübenanbau unter neuen Rah-

menbedingungen statt. Die Ausei nan dersetzung mit den eigenen

Produktionskosten und der Effizienz sind für jeden einzelnen Akteur

in der gesamten Wertschöpfungskette Zucker zur Hausaufgabe ge-

worden, so auch beim Saatguteinkauf.

Bei der Sortenwahl spielen eigene Erfahrungen eine wichtige Rolle,

die sich aber erst aus einer gewissen Anbaukontinuität entwickeln lassen. Von Seiten der Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenanbau Bonn werden nachfolgend die aktuellen Ergebnisse aus den koordinierten Sortenversu-chen vorgestellt. Alle neu zugelasse-nen Sorten müssen sich durch mindes-tens ein weiteres Prüfjahr bewähren, bevor sie gegebenenfalls für die Be-stellliste vorgeschlagen werden und sich für den Anbau empfehlen.

Normalsorten

Bei den Normalsorten gibt es sehr leis-tungsstarke Sorten, die in weit ge-streckten Rübenfruchtfolgen ohne schädigenden Nematoden- und Rhi-zoctoniabefall ihr Einsatzgebiet haben. Im Vergleich zum Spezialsortiment sind hier die Saatgutkosten rund 40 € je ha günstiger und helfen mit, die Pro-duktionskosten zu begrenzen.

Qualität und BZE

Das zukünftige Abrechnungssystem beinhaltet zwar keine aktive Qualitäts-bezahlung mehr, berücksichtigt aber

nach wie vor den eigenen Ausbeute-verlust, der zum individuellen Zucker-gehalt führt. Somit haben die Melasse-bildner Kalium, Natrium und Stickstoff nach wie vor eine ökonomische Bedeu-tung, wenn auch nicht mehr mit so starken Ausschlägen wie in der Ver-gangenheit. Folglich bleibt auch der Bereinigte Zuckergehalt ein wichtiges Kriterium bei der Sortenwahl. Ertrag-lich lagen die Spitzensorten im Seg-ment der Normalsorten eng beiei nan-der. Dadurch kommt bei der Sorten-wahl dem jeweiligen Saatgutpreis eine noch größere Bedeutung zu.

In Zukunft wird bei der Rübenanlie-ferung nicht mehr zwischen geköpften und entblätterten Rüben unterschie-den. Es gibt nur noch einen einheitli-chen, pauschalen Kopfabzug. In der praktischen Umsetzung werden alle Landwirte ihre Rüben nur noch ganz

Das Team des Rübenbauer- Verbands bei der Versuchsanlage mit neuer Technik. Fotos:

Alfons Lingnau

Page 13: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 13

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Tabelle 1: Normalsorten, Sortenleistungsvergleich (SV) bundesweit 2013 bis 2015 Ertrag + Qualität – mit Fungizid Blattgesundheit – Toleranz + Resistenz Feldauf-

gang2014 bis

2016

SchosserAnzahl/ha

Sorten Rüben-ertrag

Zucker -gehalt

Standard-melasseverlust

Bereinigter Zuckerertrag (BZE)

Toleranz** Anfälligkeit

relativ* Cercospora Mehltau

Beretta 99,4 98,6 101,5 97,7 –2,7 + 3,6 2,0 99,4 4

Sabrina KWS 99,8 100,6 98,1 100,7 –4,0 + 3,8 2,0 99,7 61

Annika KWS 100,8 100,8 100,5 101,6 –4,6 0 3,7 1,7 100,3 29

BTS 7701 102,2 100,3 97,3 102,8 –3,3 + 2,7 2,1 100,4 57

Rashida KWS2 99,6 103,3 97,8 103,5 –4,5 0 3,6 3,6 99,8 70

BTS 9402 99,3 102,4 98,1 102,2 –4,6 0 4,3 2,5 100,8 19

Isabella KWS 100,1 100,3 101,5 100,4 –4,0 + 3,3 1,7 98,8 36

Julius 99,4 101,4 92,4 101,8 –5,7 – 3,7 3,2 98,1 77

Artus 100,2 100,7 89,7 102,0 –5,8 – 3,9 3,0 97,6 44

Hannibal 96,3 105,7 91,5 103,2 –5,3 – 3,5 3,3 99,3 61

Annemaria KWS 100,6 101,4 96,9 102,5 –4,0 + 3,6 2,0 99,7 36

Kopernikus1 101,2 99,8 90,8 101,8 –6,4 – 4,2 3,8 97,2 81

Strauss2 94,8 106,3 93,3 102,0 –6,0 – 3,6 4,7 101,0 29

Danicia KWS2 106,4 99,9 97,1 106,6 –4,6 0 3,4 2,4 99,0 5

Armesa2 106,3 95,5 102,1 100,8 –4,3 0 2,8 3,8 100,3 4

Varios2 95,3 103,8 101,9 99,1 –2,5 + 2,4 2,7 98,7 58

Alcedo2 94,3 105,5 92,7 100,9 –3,8 + 3,7 4,3 100,8 19

Nematodentolerante Spezialsorten – ohne Nematodenbefall – bundesweit (SV) 2013 bis 2015

Kristallina KWS3 98,6 102,5 97,1 101,6 –4,1 0 2,7 2,1 100,3 140

Brix3 97,4 101,3 96,4 99,1 –7,1 – 3,7 3,6 99,6 33

Kleist3 99,8 99,6 96,6 99,6 –5,4 – 3,6 3,6 99,8 18

Finola KWS3 94,2 104,0 93,3 99,1 –3,6 + 2,8 1,8 100,7 51

Lisanna KWS3 100,9 102,4 91,6 104,3 –6,1 – 3,2 2,2 99,9 34

BTS 4403 100,3 102,7 93,9 103,9 –4,4 0 2,9 1,8 99,0 73

Vasco3 99,4 99,2 95,4 98,8 –6,7 – 3,6 3,9 102,7 43

Rhizoctoniatolerante Spezialsorten – ohne Rhizoctoniabefall – bundesweit (SSV) 2013 bis 2015

Premiere 91,1 98,3 95,2 89,6 –3,8 + 3,7 6,0 97,1 171

Nauta 91,2 95,1 113,1 85,1 –2,2 + 3,0 5,4 97,7 29

Taifun 84,1 102,0 101,1 85,9 –1,1 + 2,7 4,3 96,9 140

Timur 94,4 97,8 98,6 92,2 –5,9 – 4,1 4,5 93,3 14

Vivianna KWS 98,7 97,5 101,5 95,7 –5,9 – 4,0 2,2 100,8 29

Leistungsprüfung neuer Sorten (LNS) – bundesweit 2013 bis 2015 (enthaltene Spezialsorten, unter Nichtbefall)

Annelaura KWS4, 5 98,0 105,3 100,6 103,8 –4,2 + 3,2 2,1 97,9 67

Daphna4, 5 (Nematodentoleranz) 109,2 96,1 103,0 104,2 –5,5 0 3,8 3,0 98,3 18

BTS 6554, 5 (Rhizoctoniatoleranz) 92,1 96,2 105,3 87,7 –6,7 – 3,8 3,9 96,0 75

Rianna4, 5 (Nematodenresistenz) 91,5 92,7 102,2 83,8 –5,1 0 3,2 3,6 93,3 71

* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Beretta, Sabrina KWS, Annika KWS; ** Relativer BZE-Verlust bei Befall mit Blattkrankheiten1 Daten 2013 aus dem LNS-R; 2 Daten 2013 aus der WP S2, 2014 aus dem LNS-R; 3 Daten 2013 und 2014 aus dem SSV-R(N); 4 Daten 2013 aus der WP S1, 2014 aus WP S2;5 Feldaufgang zweijährig: 2015 aus LNS, 2016 aus SV-N

knapp köpfen oder einfach nur entblät-tern. Das Sortenprüfwesen wird sich diesen neuen Praxisanforderungen stel-len müssen, um die spezifische Sorten-leistung zum Beispiel von entblätterten Rüben besser bewerten zu können.

Resistenzen und Toleranzen

Bevor die Suche nach der besten Sorte los geht, ist zuerst die Frage zu klären,

ob auf einzelnen Schlägen Krankheiten oder Schaderreger vorliegen und ob de-ren möglicher Schaden über den Anbau einer Spezialsorte zu kontrollieren ist.

Auf Standorten, die mit dem Rüben-zystennematoden Heterodera schachtii befallen sind, sollte auf jeden Fall eine NT-Sorte zum Einsatz kommen. Diese Spezialsorten haben sich in den tradi-tionellen rheinischen Rübenbetrieben bewährt und Ernten auf hohem Niveau

abgesichert. Bundesweite Versuchs-ergebnisse wie auch die rheinischen Er-gebnisse belegen, dass auf Befalls-flächen NT-Sorten eine deutliche Er-tragsüberlegenheit erzielen. In der Dar-stellung der rheinischen Ergebnisse in der Tabelle 4 ist zu beachten, dass der relative Bezug auf die anfällige Sorte Beretta erfolgte und dadurch im Ver-gleich die NT-Sorten besonders hohe Abweichungen aufweisen. Hier wird

Page 14: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

14 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Tabelle 4: Rheinische Sortenversuche unter Nematodenbefall 2013 bis 2015 (anfällige Sorte = 100 relativ)Rübenertrag relativ Zuckergehalt relativ Standard melasseverlust relativ Bereinigter

Zuckerertrag (BZE) relativSV-N

bundesweit

BZE relativ

2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 2014 2015 2013 bis 2015

Beretta (anfällig) 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0

Kristallina KWS 111,4 107,6 108,3 102,6 106,8 104,3 104,8 102,9 101,2 114,1 115,7 113,5 121,2

Finola KWS 107,2 104,9 104,9 104,6 107,8 105,0 99,8 100,8 99,3 112,6 114,1 111,1 119,6

BTS 440 114,6 107,8 110,3 103,6 106,0 104,8 98,9 100,3 98,9 119,2 115,2 116,5 124,7

Nemata 107,6 108,7 106,6 97,8 97,4 95,5 110,6 112,5 107,4 104,3 104,8 100,5 102,6

Hella 117,5 114,6 109,1 102,6 102,1 100,0 124,9 123,0 122,9 118,1 115,5 106,8 117,5

Brix 114,4 107,9 112,7 101,2 104,2 103,1 98,3 104,6 102,2 116,0 112,8 116,5 119,1

Kleist 116,9 110,9 116,6 100,0 102,9 101,2 98,7 104,9 100,0 117,0 114,3 118,3 119,9

Lisanna KWS 120,9 117,2 113,1 103,4 105,1 104,0 98,2 101,2 98,8 125,4 124,1 118,4 128,3

Vasco 118,6 115,3 116,2 101,4 102,0 100,9 101,2 103,0 100,1 120,0 117,9 117,5 120,6

Daphna 125,5 98,4 105,6 122,9 126,9

Rianna 110,8 95,8 112,1 104,7 101,7

GD 5 % 6,6 3,9 4,1 1,5 1,1 1,2 4,6 3,1 2,8 7,1 4,4 4,4

5 Versuche 2013, 10 Versuche 2014 und 8 Versuche 2015; Nemata und Hella, 2015 Mittel aus 5 Versuchen

Tabelle 2: Nematodentolerante Sorten unter Befall bundesweit (SV-N) 2013 bis 2015 Ertrag + Qualität – mit Fungizid Blattgesundheit Feldauf-

gang**SchosserAnzahl/

haSorten Rüben-ertrag

Zucker -gehalt

Standard-melasseverlust

Bereinigter Zuckerertrag (BZE)

Cercospora Mehltau

relativ* Bonituren relativ

Kristallina KWS 100,3 99,5 102,3 99,5 1,9 1,7 100,3 27

Finola KWS 97,1 100,9 99,7 98,1 2,0 1,5 100,7 15

BTS 440 102,6 99,6 98,0 102,3 2,1 1,7 99,0 76

Brix 99,9 98,1 100,2 97,8 2,3 2,7 99,6 23

Kleist 102,6 96,4 100,1 98,5 2,4 2,7 99,8 8

Lisanna KWS 106,0 99,3 97,5 105,3 2,2 1,9 99,9 9

Vasco 103,5 96,0 99,6 99,0 2,6 3,1 102,7 43

Daphna1 112,6 93,5 103,5 104,2 2,4 2,5 98,3 0

Rianna1 94,8 90,1 112,9 83,4 2,2 2,8 93,3 16

* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Kristallina KWS, Finola KWS, BTS 440; ** Feldaufgang 2014 bis 20161 Daten 2013 und 2014 aus der WP NT, Feldaufgang zweijährig 2015 und 2016

Tabelle 3: Rhizoctoniatolerante Spezialsorten unter Befall (SV-Rh) bundesweit 2013 bis 2015 Sorten Züchter Rhizoctonia-Schaden Ertrag und Qualität, relativ*

Resistenz-niveau

abgestorbenePflanzen in %

RhizoctoniaParzellen-Bonitur

Rüben-ertrag

Zucker gehalt Standard-melasseverlust

Bereinigter Zuckerertrag (BZE)

Nauta Syngenta

Resi

sten

zzu

nah

me

11,4 2,0 100,4 98,3 107,6 97,8

Taifun Syngenta 13,7 2,8 86,6 105,6 96,2 92,4

Premiere Strube 16,2 2,6 99,6 101,7 92,4 101,7

Timur Strube 20,6 3,2 101,6 100,8 94,4 103,0

Vivianna KWS KWS 22,4 3,4 100,7 99,8 99,5 100,9

anfällige Sorte 39,2 5,5 88,7 99,1 97,2 89,3

* 100 = Verrechnungsmittel der Sorten Premiere, Nauta

aber auch deutlich, welchen Ertragsvor-teil NT-Sorten unter schädigendem Ne-matodenbefall erreichen können. Spielt zusätzlich noch eine zu erwartende Spätverunkrautung eine Rolle, zum Bei-spiel durch Bingelkraut, dann bietet sich der Anbau einer blattreichen Sorte an, die mit einem breit ausladenden Blattapparat den Boden gut beschattet.

Wie bei den Normalsorten ist auch im nematodentoleranten Segment die Leistungsdichte der aktuellen Sorten erfreulich hoch. Gerade im vergange-nen Jahr konnten in den rheinischen Sortenversuchen bei sechs Sorten Zu-ckererträge von mehr als 14 t/ha er-reicht werden.

Auf Flächen, die in der Vergangen-heit deutliche Probleme mit faulen Rü-ben aufwiesen, verursacht durch den Erreger Rhizoctonia solani, ist es rat-sam, eine rhizoctoniatolerante Sorte anzubauen. Je schwerer sich der Befall in der Vergangenheit zeigte, desto hö-her sollte das Resistenzniveau bei der Sortenwahl ausfallen. In der Sorten-

prüfung wird das Resistenzniveau auf speziellen Versuchsfeldern ermittelt, die zuvor mit dem Erreger gleichmä-ßig geimpft worden sind. Dann wer-den die Versuchsfelder regelmäßig auf Befall bonitiert und die Totalausfälle gezählt. Diese gewonnenen Zahlen

sind für die Einschätzung der Resis-tenzleistung sehr gut geeignet. Die ausgewiesene Ertragsleistung unter Befall ist für die Sortenwahl nur einge-schränkt geeignet, da das gesamte Ern-tematerial einer Versuchsparzelle in-klusive der faulen Rüben zur Berech-

Page 15: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 15

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

nung des Rübenertrags he rangezogen wird und in die Breisäge gelangen. In der Praxis gelangen nur gesunde Rü-ben in die Probenahme und die faulen Rüben werden abgezogen.

Stehen Mais und Rüben in engen Fruchtfolgen, muss die Wurzelgesund-heit in Hinblick auf Rhizoctoniabefall, genau beobachtet werden. Wenn mög-lich, sollte Mais nicht unmittelbar vor Rüben stehen. Infektionsbrücken müs-sen unterbrochen werden. In engen Mais-/Rübenfruchtfolgen, die weitge-hend befallsfrei sind, aber einen laten-ten Rhizoctonia-Druck vermuten las-sen, könnte als Kompromiss über den Anbau einer gering toleranten Sorte nachgedacht werden. Diese Sorten wei-sen eine höhere Robustheit gegenüber dem Erreger der Späten Rübenfäule auf, erreichen dafür aber nicht ganz das Ertragsniveau der Normalsorten.

Rübenkopfälchen

Die Rübenkopffäule, verursacht durch den frei lebenden Nematoden Ditylen-chus dipsaci, ist nach wie vor ein unge-löstes Problem. Die einzige zurzeit gangbare Maßnahme, um den Schaden einigermaßen zu lindern, ist der An-bau einer widerstandsfähigeren Sorte. Die Sorten Beretta und Timur sind hier nach wie vor erste Wahl.

Attraktive Merkmale

Neben einer hohen Ertragsleistung gibt es noch weitere Merkmale, die ei-ne Sorte attraktiv machen. Wünschens-wert sind hohe Feldaufgänge, wenig Schosser und eine gute Blattgesund-heit. Diese Merkmale bieten Sicherheit oder stehen für weniger Aufwand. Je nach Witterung können die eigenen Erfahrungen auch deutlich von den ausgewiesenen Mittelwerten abwei-chen, die Relationen bleiben in der Tendenz aber meist erhalten.

Saatgutaktivierung

Rübensaatgut ist heute in der Regel zu 100 % aktiviert. Die Überlagerung von aktiviertem Saatgut sollte möglichst vermieden werden und sich nur auf ei-nen kleinen, unvermeidbaren Rest be-schränken. Zur Aussaat hat es in den Kommissionslägern bisher immer noch ausreichend Saatgut gegeben.

Alfons Lingnau

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.

Betrachtet man die N-Düngung zu Zuckerrüben, so steht die Früh-

jahrsgabe zur Saat im Fokus. Hier ha-ben langjährige Versuche gezeigt, dass „weniger oft mehr“ ist, siehe Grafik 2. Aber alleine der Blick auf die N-Dün-gung direkt zur Zuckerrübe genügt nicht. Es gilt viel mehr, das „System Rübenanbau“ insgesamt zu betrachten, insbesondere die oft vorgeschaltete Zwischenfrucht.

Da heute der Zwischenfruchtan-bau zum größten Teil über Greening-

N-Düngung beginnt mit der ZwischenfruchtEinfluss auf die steigenden Zuckererträge haben die unterschiedlichsten Faktoren,

wie zum Beispiel Züchtung, Klima, Technik und Bodenbearbeitung, Krankheiten oder

Schädlinge, aber auch die optimale Düngung und ein nachhaltiges Nematoden-

management, unter anderem über resistente Zwischenfrüchte.

maßnahmen erfolgt und die N-Dün-gung hier nur über organische Dün-ger, zum Beispiel Gülle oder Gärrest, möglich ist, stellt sich die Frage, wie mit diesen geringen Düngegaben gut entwickelte Zwischenfruchtbestände etabliert werden können, denn hier-bei ist die 40/80er-Regelung der Dün-ge-Verordnung zu berücksichtigen, die 40 kg Nmin oder 80 kg Gesamt-N vorschreibt.

Dazu ist zunächst eine verlustarme Ausbringtechnik mit direkter Einarbei-

Beispielberechnung mineralischer N-Bedarf bei unterschiedlicher organischer Düngung

ohne Gärrest Gärrest Gärrest + Champost

Gärrest + Champost

Gärrest + Champost

Menge 20 m2 20 m2 + 30 t 20 m2 + 30 t 20 m2 + 30 t

Zeitpunkt:- Gärrest

vor ZF vor ZF vor ZF vor ZF vor ZF

- ChampostSommer

alle 5 JahreSommer

alle 4 JahreSommer

alle 3 Jahre

N-Bedarf mineralisch (nach LIZ-NPro)

128 107 76 68 55

ZF: Zwischenfrucht; Mittlerer rheinischer Standort (Rübenertrag 75 t/ha, Zuckergehalt 17,5 %), Fruchtfolge: WW-WG-ZF-ZR mit einer Gärrestdüngung zum Greening (20 m³/ha) sowie einer Champostdüngung (30 t/ha) in unterschiedlichen Intervallen.Gärrest (Mais): 6 % TS; 3,2 Gesamt-N; 2,0 NH4-N; Champost: 30 % TS; 8 Gesamt-N; 0,6 NH4-N

Hier wurde die Gülle zu flach eingearbeitet. Die Zwischenfrüchte sind zum Teil unterversorgt und es kann zu gas-förmigen N-Ver-lusten kommen. Foto:

Dr. Heinz-Josef Kochs

Page 16: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

16 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Grafik 1: Entwicklung des Zuckerertrages in Euskirchen

0

2

4

6

8

10

12

14

16

1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020

Zu

cke

rert

rag

t/h

a

Jahr

8

9

10

11

12

13

90 bis 100 120 bis 130 150 bis 160

Be

rein

igte

r Z

uck

ere

rtra

g (

t/h

a)

Am

N (

mm

ol/

1 0

00

g R

üb

e)

kg N/ha

BZE AmN

Grafik 2: N-Steigerungsversuch mineralisch, dreijährig, Kleinparzellen, randomisiert, LIZ Euskirchen

tung erforderlich, um gasförmige Ver-luste zu vermeiden. Neben der Tech-nik hilft auch eine Ausbringung bei kühler bedeckter Witterung möglichst kurzfristig vor der Aussaat der Zwi-schenfrucht. In Einzelfällen kann auch der Einsatz eines Nitrifikationshem-mers sinnvoll sein.

Mineralisierung fördern

Besondere Bedeutung kommt aber ei-ner Verbesserung des Mineralisations-potenzials des Bodens zu. Dieser kann zum einen durch standortangepasste Bodenbearbeitung als auch über den Einsatz der verschiedenen organi-schen Düngermittel positiv beeinflusst werden.

So fördern insbesondere humus-wirksame Substrate, wie Champost oder ausgereifter Kompost, langfristig die Mobilisierung des im Boden vor-handenen Stickstoffs. Welche Effekte sich hieraus auf die N-Verfügbarkeit ergeben können (abgeleitet aus dem N-Bedarf der Zuckerrübe), zeigt die Beispielrechnung in der Tabelle. Gleichzeitig erhöht sich natürlich auch grundsätzlich der Vorrat weiterer Nährstoffe, wie K, P oder Mg.

In einer derart mit organischen Düngern versorgten Fruchtfolge profi-tiert auch die Zwischenfrucht von der besseren N-Nachlieferung des Bodens, sodass sich auch im Rahmen der 40/80er-Regelung der Dünge-Veror-nung gute Bestände etablieren lassen,

die nicht nur die Greeninganforderung erfüllen, sondern auch die Ausnutzung der pflanzenbaulichen Vorteile einer Zwischenfrucht vor Zuckerrüben – ins-besondere die Nematodenreduktion – möglich machen.

Insgesamt betrachtet sind die Vo-raussetzungen, Greeningmaßnahmen sinnvoll mit einer Zwischenfruchtmi-schung in Rübenfruchtfolgen zu erfül-len, besonders gut. Die Rübe profitiert sowohl von der Zwischenfrucht als auch von der Düngewirkung. Mit „Köpfchen“ eingesetzte organische Dünger ermöglichen die Etablierung pflanzenbaulich effektiver Zwischen-fruchtbestände und reduzieren gleich-zeitig den mineralischen N-Bedarf der Rüben auf ein Minimum – bis hin zur reinen Startgabe zur Absicherung der Mineralisation im Frühjahr.

Neben der reinen Betrachtung der N-Wirkung wirkt sich der Einsatz orga-nischer Düngemittel natürlich auch auf die Versorgung der Kulturen mit Grundnährstoffen aus, sodass sich bei Anrechnung der gesamten Düngerwir-kung in vielen Fällen kostengünstige Alternativen zur mineralischen Dün-gung ergeben.

Bevor ein organischer Dünger aus-gewählt und geordert wird, sollte je-doch immer ein Blick auf die Inhalts-stoffe erfolgen. Dazu sind Analysen des eingesetzten Materials zwingend erforderlich, um sowohl beim Stick-stoff als auch beim Phosphat eine Überversorgung (Bilanzierung!) zu ver-meiden. Wird ein Nährstoff zum limi-tierenden Faktor, kann und sollte auf ein Substrat zurückgegriffen werden, das zum Betrieb und der Fruchtfolge passt oder die übrigen Nährstoffe müs-sen gezielt mineralisch ergänzt wer-den.

Fazit

Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturen bietet die Rübe die Chance, ein pflanzenbaulich effektives Gree-ningverfahren in der Fruchtfolge zu etablieren. Gleichzeitig kann durch den gezielten Einsatz organischer Dünger die N-Versorgung der Zwi-schenfrüchte und Zuckerrüben sowie eine bessere Versorgung mit Grund-nährstoffen bei zusätzlicher Reduzie-rung der Kosten erreicht werden.

Sabine Valder

Landwirtschaftlicher Informationsdienst

Zuckerrübe (LIZ)

Page 17: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 17

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Markus Heimbach vom Rheinischen Rübenbauer-Ver-band erläuterte auf der Zucker-rüben-Demons-trations fläche die einzelnen Sorten.Fotos: Kirsten Engel

Geballte Informationen zu RübenDen traditionellen Rheinischen Ackerbautag Anfang Juni in Kerpen-Buir nutzten etwa 260 Landwirte

und Berufsschüler zur Information. Groß war auch das Interesse an den Ständen von

Landwirtschaftskammer NRW, dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst

Zuckerrübe (LIZ) und dem Rheinischen Rübenbauer-Verband.

Auch wenn beim Ackerbautag in Kerpen-Buir traditionell Landes-

sortenversuche im Getreide, Versuche zur Düngung, zu Fungiziden oder Wachstumsreglern im Vordergrund stehen – Themen rund um den Rü-benanbau haben ihren festen Platz. Und das Interesse an den Demonstra-tionsflächen des Rheinischen Rüben-bauer-Verbandes und auch an den Versuchen von LIZ zur Wirkung von Zuckerrübenherbiziden auf Zwischen-früchte war groß. Ebenso wie in der Maschinenhalle waren die Stände au-ßerhalb durchweg gut besucht.

Kirsten Engel

Viele Landwirte nutzten in der Maschinenhalle am Stand des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes die Gelegenheit zur Diskussion.

Carina Briem vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst Zuckerrübe (LIZ) präsentierte Versuche zur Wirkung von Zucker rübenherbiziden auf Zwischen-früchte.

Page 18: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

18 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Blattkrankheiten: Gesund bis zur Ernte

Die langjährigen Versuche, die gemeinsam von Landwirtschafts-

kammer NRW und Rheinischem Rübenbauer-Verband durchgeführt

werden, zeigen, dass das Befallsgeschehen bei den pilzlichen Blatt-

krankheiten neben dem Wetter vor allem durch Sorte, Standort,

Fruchtfolge und Bewirtschaftung beeinflusst wird.

Befallsquellen sind vor allem in en-gen Fruchtfolgen mit Blatteinar-

beitung in großen Mengen vorhanden, da die Dauerformen der Pilze zwei bis drei Jahre an Pflanzenresten überle-ben. Auch auf Beregnungsflächen ist der Befallsdruck meist höher, da der Pilz bei optimalen Temperaturen im-mer genügend Feuchtigkeit hat.

Wichtige Einflussfaktoren, die vor al-lem den Zeitpunkt des Erstauftretens bestimmen, sind der Saattermin und die folgende Jugendentwicklung bis zum Reihenschluss der Rüben. Die in diesem Jahr erneut späte Aussaat, meist erst Mitte April, sowie die da-rauffolgende kalte Witterung bis weit in den Mai hinein ließen meist nur ein langsames Wachstum der Rüben zu. Der endgültige Reihenschluss der Rü-ben zog sich daher bis in die zweite Ju-nihälfte hinein. Aus diesem Grund wird sich das für die Blattpilze günstige feuchtwarme Kleinklima im Rübenbe-stand auch mit Verzögerungen entwi-

ckeln. Alle bisherigen Parameter deuten da rauf hin, dass sich ähnlich wie im Vorjahr keine Flächen mit frühzeitigem Erstbefall zeigen werden. Ob das auch 2016 dazu führt, mit einer einzigen Be-handlung die Parzellen bis zur Ernte gesund zu halten, oder sogar auf eine Behandlung gänzlich verzichtet werden kann, hängt natürlich von der weiteren Witterung im August und September ab. Ob und inwieweit sich diese Annah-me bewahrheitet, wird sich – wie jedes Jahr – in dem breit angelegten Blattfle-ckenmonitoring zeigen.

Bekämpfungstermine richtig erkennen

Über Entscheidungshilfen verschiede-ner Prognosemodelle ist durch die Ein-gabe schlagspezifischer Daten schon im Vorfeld ein mögliches Befallsrisiko einzugrenzen.

◾ Mit den Prognosemodellen Cerc-bet 1 und Cercbet 3 werden in Ver-bindung von betriebsindividuellen Daten und regionalen Wetterdaten Befallsbedingungen simuliert. Er-rechnet werden dabei Befallsbe-ginn und der Zeitpunkt erster Feldkon trollen. Im Internet können die Ergebnisse in Verbindung mit den Monitoringdaten unter www.isip.de abgerufen werden.

◾ Mit dem Prognoseprogramm Pro_Plant können auf der Grund lage täglicher Wetterdaten einschließlich einer dreitägigen Wetterpro gnose die jeweiligen Infektionsbedingun-gen berechnet werden. Mit zusätz-lichen Schlagdaten kann da rüber hi naus die Bekämpfungswürdigkeit ermittelt werden.

◾ Das LIZ-Fungizidprogramm unter www.liz-online.de berechnet an-hand von Eingaben zu Sorte, Befall, Ertragserwartung und möglicher Liefermenge zusätzlich die Wirt-schaftlichkeit einer Bekämpfungs-maßnahme. Die auf Anfrage erhält-liche tabellarische Entscheidungs-hilfe des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes ermöglicht eine bessere Risikoabschätzung.

Eine weitere wichtige Säule, wenn nicht sogar die wichtigste, in der Be-kämpfungsstrategie ist das im Zuge des integrierten Pflanzenschutzes breit angelegte Befallsmonitoring. Hierbei werden sowohl die Notwendigkeit als auch der Zeitpunkt einer Fungizid-maßnahme schlagspezifisch ermittelt. Die Datenerhebung erfolgt über die Arbeitsgemeinschaft Zuckerrübenan-bau, an der Landwirtschaftskammer NRW, Rheinischer Rübenbauer-Ver-band und Pfeifer & Langen beteiligt sind. Die Ergebnisse, die den Befalls-

Tabelle 1: Bekämpfungsschwelle ist bei folgenden Befallshäufigkeiten erreicht:Boniturtermin Befallshäufigkeit = pilzliche Blattflecken an x % Blättern

bis 31. Juli 5 % = 5 von 100 zufällig aus dem mittleren Blattkranz entnommenenBlättern zeigen Befall (durchgehender Anfangsbefall)

1. bis 15. August 15 % = 15 von 100 zufällig aus dem mittleren Blattkranz entnommenenBlättern zeigen Befall

ab 15. August 45 % = 45 von 100 zufällig aus dem mittleren Blattkranz entnommenenBlättern zeigen Befall

Die Schwellen für mögliche weitere Behandlungen richten sich nach den jeweiligen Boniturzeitpunkten.

Versuchsfläche, links mit und rechts ohne Behandlung ge-gen Blattkrank-heiten.

Page 19: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 19

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Darauf kommt es anGegen die vier großen Blattkrankheiten wirken in unseren Anbauregionen alle eingesetzten Azol- und Strobilurin-Prä-parate. Resistenzen gegenüber Cercospora wurden bisher noch nicht beobachtet. Damit diese Situation möglichst lan-ge erhalten bleibt, sind bei einer Fungizidanwendung fol-gende Punkte besonders wichtig:

◾ Weiß man schon bei der Anbauplanug, dass die Rüben auf einer Problemfläche mit einem hohen Befallsrisiko stehen werden, dürfen hier keine hochanfälligen Sorten angebaut werden.

◾ Alle Behandlungen, insbesondere die Erstbehandlung, müssen umgehend bei Erreichen der Bekämpfungs-schwelle in den Befallsaufbau hinein erfolgen.

◾ Um die Wirksamkeit der resistenzgefährdeten Strobiluri-ne zu erhalten, sollten Strobilurin-Azol-Kombinationen nur einmal eingesetzt werden. Der Einsatzschwerpunkt sollte dabei in der Erstbehandlung liegen.

◾ Die Fungizide sollten immer mit der vollen Aufwand-menge einsetzen werden.

◾ Falls Folgebehandlungen notwendig werden, immer auf den Wirkstoffwechsel innerhalb der Azole achten, um auch hier möglichen Resistenzen entgegenzuwirken. ■

Alternaria bildet kleine Nester zum Ende des Rüben-wachstums. Der Schwächepilz ist nicht bekämp-fungswürdig, Blattfungizide ge-gen Cercospora besitzen eine ge-ringe Teilwirkung.

Befall am 28. Juli 2015 Befall am 18. August 2015

Beispiel für eine Befallserhebung in NRW

Jeder Punkt auf der Karte repräsentiert dabei einen Standort. Grüner Punkt = ohne Befall; gelber Punkt = Befall unter der Schwelle; roter Punkt = Befall über der Schwelle, Behandlung ratsam; weißer Punkt = Behandlung erfolgtQuelle: ISIP

verlauf auf über 100 Zuckerrübenflä-chen darstellen, werden während der Befallszeit von Juni bis September im Internet unter www.pflanzenschutz-dienst.de, www.isip.de und www.liz-online.de veröffentlicht. Auf Grundla-ge der erhobenen Daten werden gleichzeitig in Verbindung mit ortsna-hen Wetterstationen Befallsprognosen für eine ganze Region erstellt. Anhand dieser Prognose kann dann der Rüben-anbauer zeitnah mit eigenen Beobach-tungen beginnen.

Die erhobenen Einzeldaten werden zusätzlich in einer Tabelle dargestellt. Damit können Fungizidmaßnahmen besser geplant und unnötige Behand-lungsmaßnahmen vermieden werden.

Bei der Bekämpfung der pilzlichen Blattflecken ist, wie schon erwähnt, die rechtzeitige Behandlung im Stadi-

um des Befallsaufbaus extrem wichtig. Zu späte Behandlungen sind nicht mehr ausreichend in ihrer Wirkung und ermöglichen sehr schnell einen er-neuten Befallsausbruch.

Im September sollten normalerwei-se nur noch Flächen, die für die Spät-rodungen vorgesehen sind, behandelt werden, da nur hier, über die längere Standzeit der Rüben, ein wirtschaftli-cher Erfolg zu verbuchen ist.

Zur Bekämpfung haben sich die systemischen Azolpräparate Spyrale, Rubric, Duett Ultra, Domarc 10 EC, Score und Cirkon bewährt, die auf alle Krankheiten wirken. Neben Unter-schieden in der Wirkungssicherheit bestehen vor allem in der Wirkungs-dauer der Präparate große Spannen. Die größte Flexibilität bei der Blattfle-ckenbekämpfung erlaubt die Wirk-stoffkombination von Azolen und Stro-bilurinen. Zu nennen wäre hier als Kombiprodukt Juwel und das Solopro-dukt Ortiva, dem bei der Anwendung noch ein Azolpartner zugemischt wer-den muss. Azol-Strobilurin-Kombina-tionen zeichnen sich vor allem durch

die um etwa eine Woche längere Wirk-dauer aus. Dafür muss allerdings auch ein höherer Preis bezahlt werden. In Tabelle 2 ist ein Leistungsüberblick al-ler Präparate dargestellt. Auch im Rat-geber Pflanzenbau und Pflanzenschutz 2016 der Landwirtschaftskammer NRW finden Sie auf Seite 445 bis 455 einen Überblick zu den Krankheiten im Zuckerrübenanbau.

Was zeigen die Fungizidversuche?

Wie in den Vorjahren kamen auch 2015 die systemischen Azolpräparate sowie Kombinationen aus Azolen und Strobi-lurinen in den Versuchen der Kammer und des Rübenbauer-Verbandes zum Einsatz. Bei der Betrachtung der Wir-kung ist die Befallsstärke (zerstörte Blattfläche) die ausschlaggebende Grö-ße. Solange hier zur Ernte die 5 %-Grenze nicht überschritten wird, treten keine wirtschaftlichen Schäden auf. Die Befallshäufigkeit, also die An-zahl befallener Blätter, liefert bei der Ernte keine brauchbaren Boniturwerte mehr.

Verticillium-Welke ist nicht bekämpfbar. Der Bodenpilz tritt bisher nur selten auf.

Pseudomonas, also bakterielle Blattfle-cken, tritt nach Blattverletzungen zum Beispiel durch Starkniederschläge auf und ist nicht bekämpfbar, wächst sich von selber aus.

Page 20: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

20 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T A N B A U T E C H N I K | Z U C K E R |

Falscher Mehltau Peronospora, in Rüben nicht be-kämpfbar, tritt nur selten in Er-scheinung, da die Witterung – Näs-se und Wärme – stimmen muss.Fotos:

Christian Heinrichs

Alle gewonnenen Daten lassen bis-her keine Anzeichen erkennen, dass die in Österreich und Süddeutschland festgestellte Strobilurin-Resistenz in den nordrhein-westfälischen Anbauge-bieten auftritt. Entsprechend dem späten Erstauftreten (14. Juli) von Cer-cospora und den anderen Blattkrank-heiten konnte 2015 der Befall gut mit einer einzigen gezielten Fungizidsprit-zung reguliert werden. Selbst in dem ungewöhnlichen Anbaujahr 2014, mit einem für unsere Regionen sehr frü-hen Befallsbeginn schon am 24. Juni, zeigten die Fungizide auch bei der er-forderlichen zweiten Behandlung ihre volle Wirksamkeit.

Dennoch muss die fortschreitende Fungizidresistenz in Süddeutschland und anderen Regionen mit Sorge be-trachtet werden und neue Wirkstoffe sind dringend erforderlich. Bis neue Wirkstoffe zur Zulassung kommen, versuchen Anbauer in Österreich, über den mehrfachen Einsatz von reinen Kontaktmitteln, wie Mancozeb oder Kupfer, resistente Cercospora-Sporen abzutöten, um zumindest eine befrie-digende Bekämpfung zu erreichen.

2015 war Mehltau die bestimmende Krankheit auf den Versuchsparzellen und löste letztlich die Bekämpfung aus. Auch Rost stellte sich schon früh ein und war bei der Ernte oft stärker auf den Blättern zu finden als Cercospora. Bei der Vorerntebonitur am 20. Oktober 2015 zeigte die unbehandelte Kontrolle eine befallene Blattfläche von 48,2 %.

Mehltau war dabei mit über 40 % am Befall beteiligt. Die durch Cercospora oder Rost völlig zerstörte Blattfläche lag lediglich bei 7,3 %. Mit der einmali-gen Fungizidbehandlung konnte der Bestand in allen Versuchsparzellen weitgehend geschützt werden. Da der Krankheitsdruck 2015 moderat war, lag der Bekämpfungserfolg der einfachen Azolbehandlungen auf dem gleichen Niveau wie bei den Kombiprodukten aus Azolen und Strobilurinen. Auch Additivzusätze brachten anders als im Vorjahr keine Leistungssteigerung. Dass Mehltau letztlich die bestimmen-de Krankheit war, zeigte sich auch an den nur geringen Mehrerträgen der be-handelten Varianten gegenüber der unbehandelten Kontrolle.

Anders als Cercospora, Ramularia und Rost zerstört der Mehltau die Blattfläche nicht völlig. Er überzieht das Blatt lediglich mit seinem Myzel, lässt es dadurch schneller altern und behindert die Assimilation. Die Schad-wirkung ist daher insgesamt geringer als bei den anderen Blattkrankheiten.

Hilfen nutzen

Die gezielte Bekämpfung der Blatt-krankheiten ist eine wichtige Grundla-ge für den erfolgreichen Zuckerrü-benanbau. Monitoring- und Beratungs-programme können dabei auf mögliche Gefahren hinweisen. Jeder Anbauer er-hält damit eine sehr gute Vorinformati-on, die – ergänzt durch eigene Beob-

achtungen – einen hohen Bekämp-fungserfolg gewährleistet. Eine gezielt durchgeführte Fungizidmaßnahme wird daher auch 2016 ihre Wirtschaft-lichkeit behalten. Über die Gesunder-haltung der Rübenblätter konnten in den Demonstrations- und Informati-onsversuchen gegenüber der unbehan-delten Kontrolle im Durchschnitt der Jahre Mehrleistungen von 8,5 % im Be-reinigten Zuckerertrag (BZE) erzielt werden. Auch die Zuckergehalte lagen in den behandelten Varianten um zwei Relativpunkte höher und bei den In-haltsstoffen Natrium und Alpha-Ami-no-Stickstoff konnte ein unerwünschter Anstieg verhindert werden.

Natürlich zeigen die Zusammenset-zung der einzelnen Krankheiten und deren Befallsstärke von Jahr zu Jahr deutliche Unterschiede. So schwankte zur Ernte in der unbehandelten Kont-rolle die Befallsstärke bei Cercospora-Blattflecken, die bisher in allen Jahren dominant auftrat, zwischen 7 und 94 %. Rostbefall erlangte nur bei der Hälfte der Versuchsjahre eine größere Bedeutung und Ramulariablattflecken traten nur jedes vierte Jahr stärker auf. Beim Mehltau haben vor allem in den letzten Jahren sowohl Befallshäu-figkeit als auch Befallsstärke zuge-nommen. Auch er zeigt dabei große Sortenunterschiede.

Christian Heinrichs

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Pflanzenschutzdienst

Tabelle 2: Wirkungsspektren der Rübenfungizide gegen Blattkrankheiten (nach proPlant)Produkt Wirkstoff Cercospora Ramularia Mehltau Rübenrost

Gehalt je l/kg Wir-kung

Wirkdauer in Tagen *) Wir-kung

Wirkdauer in Tagen *) Wir-kung

Wirkdauer in Tagen *) Wir-kung

Wirkdauer in Tagen *)

kurativ vorbeugend kurativ vorbeugend kurativ vorbeugend kurativ vorbeugend

Azol-Präparate

Syrale 1,0 l/haDifenoconazol 100 g Fenpropidin 375 g

xxx 5 17 xxx 8 17 xxx 4 13 xx(x) 4 10

Rubric 1,0 l/ha Epoxiconazol 125 g xxx 5 19 xxx 8 19 xx 3 8 xxx 8 21

Duett Ultra 0,6 l/ha

Epoxiconazol 125 g Thiophanat-met. 310 g

xxx 5 19 xxx 8 19 xx 3 8 xxx 8 21

Domarc 10 EC 1,0 l/ha

Tetraconazol 100 g xxx 4 11 xxx 6 14 xx 2 6 xx 3 8

Score 0,4 l/ha Difenoconazol 250 g xxx 5 17 xxx 8 17 xx 2 6 xx 4 10

Circon 1,25 l/haPropiconazol 90 g Prochloratz 400 g

x(x) 2 8 x(x) 5 11 xx 2 6 x(x) 2 6

Strobilurin/Azol-Kombipräpatate

Juwel 1,0 l/haEpoxiconazol 125 g Kresoxim-methyl 125 g

xxx 5 22 xxx 8 25 xxx 4 19 xxx 8 25

Retengo Plus 1,0 l/ha 1)

Epoxiconazol 50 g Pyraclostrobin 133 g

xxx 5 19 xxx 8 25 xxx 4 17 xxx 8 25

Ortiva/Score 1,0 + 0,4 l/ha

Azoxystobin 250 g Difenoconazol 250 g

xxx 5 19 xxx 8 25 xxx 3 8 xxx 4 25

*) Wirkungsdauer in Tagen bei 18 °C Tagesdurchschnittstemperatur (nach proPlant); 1) vorläufige Einschätzung, in Anlehnung an andere Azol-/Strobilurin-Kombinationen

Page 21: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 21

Cercospora-Blattflecken (Cercospora beticola)

Ab Juni zeigen sich zuerst an älteren Blättern 2 bis 3 mm große, runde, zunächst rötli-che Flecken. Diese werden später im Zentrum hellgrau und sind mit einem roten Rand umgeben. Später reißt das Gewebe auf, die Flecken fließen inei nan der und die Blätter sterben ab. Als Folge davon kommt es zu einem verstärkten Blattneuaustrieb und der Rübenkopf wächst kegelförmig empor (Ananaskopf). Der Krankheitserreger überdauert im Boden auf abgestorbenen Rübenblättern und -köpfen. Sporenbildung und Infektion erfolgen nur bei ausreichender Luftfeuchtigkeit von über 95 %, zum Beispiel in Phasen mit Gewitterniederschlägen und Nachttempe-raturen über 15 °C. Die Verbreitung der Sporen findet durch Wind und vor allem durch Regenspritzer statt. Dass eine Infektion durch die Spaltöffnungen der Blätter stattge-funden hat, zeigt sich bei Cercospora schon nach wenigen Tagen an den ersten Blatt-flecken. Findet keine gezielte Bekämpfung statt, können in Jahren mit Starkbefall Er-tragsverluste von über 40 % entstehen.

Ramularia-Blattflecken (Ramularia beticola)

Auch die Ramularia-Blattflecken zeigen sich zuerst an älteren Blättern. Sie sind aber größer und in ihrer Form unre-gelmäßig. Das Zentrum der Flecken ist grau bis bräunlich und häufig von einem schmalen und etwas dunkleren bräunlichen Rand umgeben. Auch bei Ramularia sterben die Rübenblätter ab und der perma-nente Blattneuaustrieb bildet einen Ananaskopf aus.Ähnlich wie Cercospora überdauert auch Ramularia auf abgestorbenen Blättern und Rübenköpfen im Bo-den. Zur Infektion braucht der Pilz Feuchtigkeit, hat aber mit nur 10 bis 15 °C deutlich geringere Tem-peraturansprüche. In Jahren mit kühler Sommerwitterung tritt Ramularia daher oft vor Cercospora auf, obwohl er nach der Infektion über die Spaltöffnungen eine etwa zweiwöchige In-kubationszeit hat. Die Sporenverbreitung fin-det auch hier über Wind und Regenspritzer statt. Ertragsverluste sind mit denen von Cercospora gleichzusetzen.

Cercospora-Befallsnester im Bestand. Leichter Einzelbefall mit Cercospora.

Echter Mehltau (Erysiphe betae)

An den äußeren und mittleren Rübenblättern von zunächst nur einzelnen Pflanzen fin-den sich vorwiegend auf der Blattoberseite rundliche, grauweiße Pusteln. In der Folge entwickeln sie sich zu einem geschlossenen, schmutziggrauen, filzigen Pilzbelag, der, ohne das Rübenblatt zu verletzen, abgewaschen werden kann. Zur schnellen Verbreitung benötigt der Parasit eine hohe Luftfeuchtigkeit (kein Regen) und Temperaturen über 15 °C, optimal sind 25 bis 30 °C. Ein Befall ist daher in war-men Anbauregionen oder Jahren deutlich stärker. Die Ausbreitung im Bestand erfolgt mit dem Wind. Die Schädigung der Rüben erfolgt bei Mehltau nicht über den Blattver-lust, sondern über die Einschränkung der Assimilation. Verluste fallen daher meist auch geringer aus.

Rübenrost (Uromyces betae)

Normalerweise erst im Spätsommer oder gar im Herbst er-scheinen die charakteristischen 1 mm großen, rostbraunen Pusteln meist auf der Oberseite der mittleren und äußeren Rü-benblätter. Der Rost bevorzugt eher feuchtkühle Witterungsbe-dingungen. Auch durch Rübenrost, der meist mit anderen Blattflecken gemeinsam auftritt, kann es zu Blattverlusten kommen. Da er aber überwiegend spät in schon fast erntefähi-gen Beständen auftritt, ist sein Schadpotenzial geringer einzu-stufen als das von Cercospora und Ramularia. ■

n ist grau bis hmalenRand ben

a-n

tn

a über die chige In-eitung fin-

Ramularia am Einzelblatt.

Mehltau unterscheidet sich deutlich von den anderen Blattkrankheiten.

Ramulariabefall zeigt sich zuerst an älteren Blättern.

Rübenrost: links leichter, rechts starker Befall.

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 21

Symptome richtig deuten

| Z U C K E R | T E C H N I K A N B A U B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

Foto

s: C

hri

stia

n H

ein

rich

s

Page 22: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

22 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U T E C H N I K Z U C K E R |

Langzeitmiete mit neuem Testvlies

In der Kampagne 2015/16 testete die Arbeitsgemeinschaft Zuckerrü-

benanbau Bonn im Rahmen des jährlichen Langzeitmietenversuches

neue Vliesmaterialien. Das neue Testvlies wies eine vergleichbare

Struktur und technische Eigenschaften wie das rheinische Standard-

vlies auf. Der Langzeitmietenversuch wurde in Bedburg/Frimmers-

dorf angelegt. Ziel war es, die Lagerungsverluste und -bedingungen

unter den verschiedenen Abdeckmaterialien zu vergleichen.

Am 23. November 2015 wurden in Frimmersdorf Rüben gerodet und

in einer praxisüblichen Feldrandmiete abgelegt. Um aus dieser Rübenmiete he raus die Verluste ermitteln und dar-stellen zu können, wurden 140 Ra-schelsäcke mit gleichmäßigem Rüben-material befüllt, etikettiert und gewo-gen. Davon dienten 20 Raschelsäcke zur Bestimmung des Ausgangsmateri-als und wurden direkt im Rübenlabor Jülich analysiert. Die übrigen 120 Ra-schelsäcke wurden gleichmäßig in der Rübenmiete verteilt, jeweils 30 Säcke unter den verschiedenen Prüfvarian-ten und von diesen wiederum jeweils zehn im Mietenkern und an den Au-ßenflanken der Rübenmieten. Im Be-reich der Raschelsäcke zeichneten Da-

tenlogger den Temperaturverlauf auf. Neben drei Vliesvarianten – 110-g-Stan-dardvlies, 110-g-Testvlies und 140-g-Testvlies – gab es ebenfalls eine nicht abgedeckte Kontrollvariante.

Nachdem die Rübenmiete einige Tage auskühlen konnte, wurde sie am 2. Dezember mit den unterschiedli-chen Vliesvarianten abgedeckt. Nach 98 Tagen Lagerdauer wurde die Lang-zeitmiete am 29. Februar 2016 aufge-deckt, verladen und die Rüben an ei-ner Biogasanlage einsiliert. Während der Verladung wurden die Raschelsä-cke wieder entnommen und gewogen. Im Folgenden wurden auch diese Pro-bensäcke analysiert. Der Witterungs-verlauf über den Lagerungszeitraum ist der Grafik 1 zu entnehmen. Der

Vliesabdeckung am 2. Dezember, hier mit Standard-vlies.

Frostgeschädigte, glasige Rüben.Fotos: RRV

Winter 2015/16 war geprägt von eher milderen Temperaturen mit zwei Tem-peratureinbrüchen um den 19. Januar und Mitte Februar. Hier wurden Au-ßentemperaturen von – 6 bis – 7 ˚C er-reicht. Das Verhältnis der Nieder-schlagsmenge zur Sonnenscheindauer war insofern ausgeglichen, dass unter der Vliesabdeckung die Rüben abge-trocknet und trocken geblieben sind. Die beschriebenen Bedingungen ha-ben bei allen Vliesvarianten und den

Frostgeschädigte Rüben am 29. Februar bei der nicht abgedeckten Variante.

Page 23: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

LZ 29 · 2016 Zuckerrübenjournal | 23

| Z U C K E R T E C H N I K A N B A U | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | M A R K T | P O L I T I K | A K T U E L L E S |

nicht abgedeckten Rüben zu Neuaus-trieb geführt. Dieser konnte vermehrt an der Ostflanke dokumentiert wer-den. Alle Varianten waren im gleichen Ausmaß betroffen.

Mit Vliesabdeckung

Die verladenen Rüben aller abgedeck-ten Varianten waren optisch von ein-wandfreier Qualität. Dadurch, dass die Rüben unter dem Vlies trocken lager-ten, drang hier kein Frost ins Mieten-innere. Aus den Aufzeichnungen der Datenlogger aus dem Mietenkern ist der Temperaturverlauf bei den unter-schiedlichen Varianten in Grafik 2 dar-gestellt. Die Zuckerertragsverluste be-liefen sich im Schnitt der Vliesvarian-ten auf 7,7 %. Zwischen den einzelnen Varianten gab es keine si gnifikanten Unterschiede bei 98 Tagen Lagerdauer und den gegebenen Witterungsver-hältnissen (siehe Tabelle).

Ohne Vliesabdeckung

Bei der nicht abgedeckten Kontrollva-riante reichten bereits die zwei be-schriebenen Frostereignisse, um einen erheblichen Schaden zu verursachen. Der Frost konnte insbesondere an der Ostseite 60 bis 70 cm tief in die Rüben-miete eindringen. Die Aufzeichnungen der Datenlogger zeigten in diesem Be-reich deutliche Temperatureinbrüche bis auf –2,5 ˚C. Diese Temperaturen zeigten zwar auch die Aufzeichnungen aus den abgedeckten Varianten, aber durch das Vlies drang der Frost nicht so schnell in die Miete ein, die Zellen

Verladung am 29. Februar nach 98 Tagen Lagerung.

Grafik 1: Witterungsverlauf während der Lagerung

-10

-7,5

-5

-2,5

0

2,5

5

7,5

10

12,5

15

17,5

20

23

.11

.20

15

26

.11

.20

15

29

.11

.20

15

2.1

2.2

01

5

5.1

2.2

01

5

8.1

2.2

01

5

11

.12

.20

15

14

.12

.20

15

17

.12

.20

15

20

.12

.20

15

23

.12

.20

15

26

.12

.20

15

29

.12

.20

15

1.1

.20

16

4.1

.20

16

7.1

.20

16

10

.1.2

01

6

13

.1.2

01

6

16

.1.2

01

6

19

.1.2

01

6

22

.1.2

01

6

25

.1.2

01

6

28

.1.2

01

6

31

.1.2

01

6

03

.2.2

01

6

06

.2.2

01

6

09

.2.2

01

6

12

.2.2

01

6

15

.2.2

01

6

18

.2.2

01

6

21

.2.2

01

6

24

.2.2

01

6

27

.2.2

01

6

Max.-Temperatur 2 m Min.-Temperatur 20 cm Niederschlag Sonnenstunden

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

23

.11

.15

29

.11

.15

5.1

2.1

5

11

.12

.15

17

.12

.15

23

.12

.15

29

.12

.15

4.1

.16

10

.1.1

6

16

.1.1

6

22

.1.1

6

28

.1.1

6

3.2

.16

9.2

.16

15

.2.1

6

21

.2.1

6

27

.2.1

6

Standardvlies ohne Abdeckung Testvlies 110 g Testvlies 140 g

Grafik 2: Temperaturverläufe im Mietenkern bei den unterschiedlichen Varianten

Page 24: NR. 3 | 2016 Zuckerrüben JOURNAL · ist vom Virus bilateraler Freihan-delsabkommen befallen. Sie handelt ... Status als Entwicklungsland, um be-stimmte interne Subventionen einzu-führen

24 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

| A K T U E L L E S | P O L I T I K | M A R K T | B E T R I E B S W I R T S C H A F T | A N B A U T E C H N I K Z U C K E R |

Das nächste Zuckerrüben-

journal erscheint

am 22. Dezember 2016.

Mitteilungen des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes e.V. und der Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins der Zuckerindustrie e. V.

Redaktion:Natascha Kreuzer (verantwortlich)Rochusstraße 1853123 BonnTelefon: (02 28) 96 49 97 17Fax: (02 28) 96 49 97 18E-Mail: [email protected]

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.Telefon: (02 28) 65 25 34Bezirksgruppe Nordrhein des Vereins der Zuckerindustrie e. V.Telefon: (02 21) 4 98 03 32

Redaktionsbeirat:Heinrich Brockerhoff, Johannes Brünker, Clemens Eßer, Dr. Helmut Esser, Dr. Bernd Kämmerling, Dr. Peter Kasten

Verlag:Rheinischer Landwirtschafts-Verlag GmbHRochusstraße 18, 53123 BonnTelefon: (02 28) 5 20 06-535Fax: (02 28) 5 20 06-560

Satz:Print PrePress GmbH & Co. KG53340 Meckenheim

Druck:L.N. Schaffrath Druck Medien47594 Geldern

24 | Zuckerrübenjournal LZ 29 · 2016

im Rübenkörper blieben intakt. Da-durch, dass die Rüben unter dem Vlies auch zusätzlich trocken waren, ver-stärkte sich dieser Effekt. Nach den Frostereignissen stieg die Außentem-peratur auch wieder sehr schnell an, bis auf 10 ˚C und darüber hi naus, was bei der nicht abgedeckten Variante zum Aufplatzen der Zellen und zu erhöhten Verlusten führte. Die Vlies-abdeckung pufferte diese Temperatur-schwankungen ab. Ohne Vliesabde-ckung entstanden zusätzlich zu den Lagerverlusten 16 % Frostschaden. Die-se geschädigten Rüben hätten in der Praxis nicht mehr in die Zuckerfabrik geliefert werden können und somit ei-nen entsprechenden monetären Ver-lust für den Rübenanbauer bedeutet.

Fazit

Der Langzeitmietenversuch der Kam-pagne 2015/16 spiegelt die Erfahrun-gen aus den vorherigen Versuchsjah-ren wider. Entscheidender als die Fra-ge nach dem verwendeten Abdeckma-terial ist für den Rübenanbauer die Tatsache, dass die Vliesabdeckung für

spät zu liefernde Rüben als Versiche-rung zu sehen ist. 16 % Frostschaden an nicht abgedeckten Rüben sind unter den gegebenen Bedingungen ein zu großer Verlust. Die schädigenden Frös-te hätten auch im Dezember und An-fang Januar in einem sonst sehr mil-den Winter zuschlagen können, so ge-schehen im Jahr 2014/15 mit 14 % Frostschaden an nicht abgedeckten Rüben. Worauf man aktiv einwirken kann, um die Lagerungsverluste möglichst gering zu halten, ist die Ausgangsqualität des gelagerten Rü-benmaterials. In die Langzeitmiete gehören nur Rüben aus gesunden Be-ständen, die schonend und beschädi-gungsarm gerodet wurden.

Das neue Testvlies wird auch in der kommenden Kampagne weiter geprüft. Insbesondere Erfahrungen mit dem 140-g-Vlies bei abweichenden, kälteren Witterungsverhältnissen könnten hilf-reich bei zukünftig längeren Kampag-nen bis Ende Januar sein.

Markus Kohl

Alfons Lingnau

Rheinischer Rübenbauer-Verband e. V.

Tabelle: Ergebnisse des Langzeitmietenversuches 2015/16Lagerdauer: 23.11.2015 bis 29.2.2016 = 98 Tage

Varianten Rübenertrag Zuckerertrag Zuckergehalt K Na AmN *Zuckerverlust **ZE'verlust

t/ha relativ t/ha relativ % relativ mmol/100 g Rübe g Z/t R u T in % je Tag

Frische Rüben 99,0 100,0 18,72 100,0 18,91 100,0 34,9 2,8 15,9 0 0,00

Ohne Vlies 93,9 94,9 16,27 86,9 17,26 91,3 36,6 2,8 14,2 – 252 – 0,251

Ohne Vlies1) 79,3 80,1 14,31 76,4 18,05 95,5 35,8 2,8 13,9

Standardvlies 93,5 94,5 17,48 92,5 18,74 99,1 36,7 2,8 15,1 – 128 – 0,128

Testvlies 110 g 93,6 94,5 17,29 92,4 18,53 98,0 37,6 2,9 14,6 – 147 – 0,147

Testvlies 140 g 94,5 95,4 17,25 92,2 18,30 96,8 37,3 2,8 14,9 – 151 – 0,151

1) inklusive 16 % Abzug für frostfaule Rüben* Zuckerverlust in g Zucker je t Rüben und Tag; ** Zuckerertragsverlust in % je Tag Ø relativer Zuckerertrag unter Vlies = 92,3Ø Verlust in % unter Vlies = 7,7