Nr. 8, August 1994 Tierschutz Nachrichten · Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Schaff-hauser...

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Fr . 2 .- 2 . Jahrgang Auflage 50'000 o Nr . 8, August 1994 Tierschutz Nachrichten Tierschutz • Konsumentenschutz • Umweltschutz • Vegetarismus Offizielles Mitteilungsblatt der folgenden Organisationen: Verein gegen Tierfabriken VgT, Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus SVV, Club der Rattenfreunde Kuhtrainer erlaubte . Tierquälerei Die Richtlinien des Bundesamtes für Veterinärwesen empfehlen, dass an- gebundene Kühe an 60 von 365 Tagen Auslauf erhalten . Da das aber nicht verbindlich und auch nicht kontrollier- bar ist, verbringen die meisten Kühe Aus dem Inhalt: Kuhtrainer – erlaubte Tierquä- lerei durch Elektroschocks . . 4 Tiertransporte 3 Auflage der Tierschutz-Nach- richten jetzt 50 000 3 Schweinestall Kartause Ittingen jetzt tiergerecht 6 Warnung an alle BZ-Leser . . 6 den grössten Teil ihres Lebens ange- bunden . Aufstehen, Abliegen, Fressen und Milch-Produzieren ist der einzige Lebenszweck dieser Milchproduk- tionseinheiten . Nicht genug damit : mit sogenannten Kuhtrainern wird ihre Bewegungsfreiheit noch weiter einge- schränkt . Der- Kuhtrainer ist ein Elektrohügel, der im Kuhstall wenige Zentimeter über den : Rücken der Tiere aufgehängt ist . Wenn eine Kuh kotet oder harnt, krümmt sie den Rücken, macht einen Buckel . Dabei berührt sie den Elektrobügel und erhält einen elek- trischen Schlag . Mit der Zeit lernt sie, diesem Schlag auszuweichen, indem sie vor dem Koten oder Harnen einen Schritt zurückgeht, soweit es die An- bindung erlaubt . Das ist genau das, was die Agro-Technokraten bezwek- ken : die Kuli soll einen Schritt zurück- treten und direkt in den Mistgraben koten und harnen . Nun ist es aber so, dass die Kühe auch bei anderen Bewe- gungen elektrisiert werden, wenn sie ron Erwin Kessler- artgemäss mit Schwung aufstehen, sich den Rücken lecken oder Fliegen ab- wehren . Das Körperpflegeverhalten entspringt einem elementaren Bedürf- nis dieser Tiere und dient der Bekämp- fung von Hautparasiten und Juckrei- zen . Heute sieht man kaum mehr einen Landwirt seine Kühe striegeln, und auf der von Hochstämmen entblössten Weiden hat es meistens auch keine Kratzgelegenheit, falls die Tiere über- haupt regelmässig geweidet werden, was auch recht selten ist . Meistens sieht man nur noch Jungrinder auf den Wei- den . Fehlende Körperpflege und die Unmöglichkeit, plagende Fliegen ab- zuwehren, bedeutet ein massive Be- einträchtigung des an sich durch das Tierschutzgesetz garantierte Wohlbe- finden . Der Kontakt mit den Elektro- hügel bedeutet Schmerz : die Tiere zuk- ken zusammen, unterbrechen das Koten und Harnen und zeigen heftige Schwanzbewegungen . Ganz allgemein Fortsetzung Seite 4 Krebs durch Hot Dogs 8 Stadtzürcher Landwirtschaft wird tierfreundlich 10 Kälber in Folterkisten 10 Klage gegen unlautere Fleischwerbung 13 Narkose bei Ratten 18 SVV-GV Ankündigung 19 Wie korrupt ist die Bundes- verwaltung? 20 Elektrobügel über dem Rücken der Kuh (auf Höhe der Vorderbeine) : beim Koten und Harnen ein Schrittchen zurück bis zum Kotgraben, sonst gibts Elektroschläge .

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Page 1: Nr. 8, August 1994 Tierschutz Nachrichten · Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Schaff-hauser Nachrichten. Die TN in Gross-autlage sind allerdings sehr kostspie-lig. Wir hoffen weiterhin

Fr . 2 .-

2 . Jahrgang Auflage 50'000o

Nr . 8, August 1994

Tierschutz NachrichtenTierschutz • Konsumentenschutz • Umweltschutz • Vegetarismus

Offizielles Mitteilungsblatt der folgenden Organisationen:Verein gegen Tierfabriken VgT, Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus SVV, Club der Rattenfreunde

Kuhtrainer erlaubte . TierquälereiDie Richtlinien des Bundesamtes fürVeterinärwesen empfehlen, dass an-gebundene Kühe an 60 von 365 TagenAuslauf erhalten . Da das aber nichtverbindlich und auch nicht kontrollier-bar ist, verbringen die meisten Kühe

Aus dem Inhalt:

Kuhtrainer – erlaubte Tierquä-lerei durch Elektroschocks . . 4

Tiertransporte 3

Auflage der Tierschutz-Nach-richten jetzt 50 000 3

Schweinestall KartauseIttingen jetzt tiergerecht 6

Warnung an alle BZ-Leser . . 6

den grössten Teil ihres Lebens ange-bunden . Aufstehen, Abliegen, Fressenund Milch-Produzieren ist der einzigeLebenszweck dieser Milchproduk-tionseinheiten . Nicht genug damit : mitsogenannten Kuhtrainern wird ihreBewegungsfreiheit noch weiter einge-schränkt . Der- Kuhtrainer ist einElektrohügel, der im Kuhstall wenigeZentimeter über den: Rücken der Tiereaufgehängt ist . Wenn eine Kuh kotetoder harnt, krümmt sie den Rücken,macht einen Buckel . Dabei berührt sieden Elektrobügel und erhält einen elek-trischen Schlag . Mit der Zeit lernt sie,diesem Schlag auszuweichen, indemsie vor dem Koten oder Harnen einenSchritt zurückgeht, soweit es die An-bindung erlaubt . Das ist genau das,was die Agro-Technokraten bezwek-ken : die Kuli soll einen Schritt zurück-treten und direkt in den Mistgrabenkoten und harnen . Nun ist es aber so,dass die Kühe auch bei anderen Bewe-gungen elektrisiert werden, wenn sie

ron Erwin Kessler-artgemäss mit Schwung aufstehen, sichden Rücken lecken oder Fliegen ab-wehren. Das Körperpflegeverhaltenentspringt einem elementaren Bedürf-nis dieser Tiere und dient der Bekämp-fung von Hautparasiten und Juckrei-zen . Heute sieht man kaum mehr einenLandwirt seine Kühe striegeln, und aufder von Hochstämmen entblösstenWeiden hat es meistens auch keineKratzgelegenheit, falls die Tiere über-haupt regelmässig geweidet werden,was auch recht selten ist . Meistens siehtman nur noch Jungrinder auf den Wei-den. Fehlende Körperpflege und dieUnmöglichkeit, plagende Fliegen ab-zuwehren, bedeutet ein massive Be-einträchtigung des an sich durch dasTierschutzgesetz garantierte Wohlbe-finden. Der Kontakt mit den Elektro-hügel bedeutet Schmerz : die Tiere zuk-ken zusammen, unterbrechen dasKoten und Harnen und zeigen heftigeSchwanzbewegungen . Ganz allgemein

Fortsetzung Seite 4

Krebs durch Hot Dogs 8

Stadtzürcher Landwirtschaftwird tierfreundlich 10

Kälber in Folterkisten 10

Klage gegen unlautereFleischwerbung 13

Narkose bei Ratten 18

SVV-GV Ankündigung 19

Wie korrupt ist die Bundes-verwaltung? 20

Elektrobügel über dem Rücken der Kuh (auf Höhe der Vorderbeine) : beimKoten und Harnen ein Schrittchen zurück bis zum Kotgraben, sonst gibtsElektroschläge .

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VgT Verein gegen TierfabrikenPC-Konto 85-4434-5Präsident und Redaktion "Tierschutz Nachrichten":

Dr. Erwin Kessler, 9546 Tuttwil,TeI . : 054 51 23 77, Fax 054 51 23 62.

Sektionen:VgT Aargau :

Martina Schatzmann, Laurenzenvorstadt 69, 5000 Aarau,Tel .+Fax : 064 / 23 16 10, PC-Konto 50-71589-0

VgT Bern :

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Sylvia Laver + Peter Beck, Wallrütistr . 115, 8404 Winter-thur, Tel .+Fax 052 / 242 41 13, PC 84-13099-3

Die „Tierschutz Nachrichten” sind das offizielle Mitteilungsorgan des VgT undwerden allen Mitgliedern und Gönner kostenlos zugestellt . Als gemeinnützigeOrganisation ist der VgT steuerbefreit, das heisst Spenden können von derEinkommenssteuer abgezogen werden . Spenden werden in der Regel nur aufspeziellen Wunsch persönlich verdankt, da Zeit und Geld möglichst für dieTierschutzarbeit und nicht für administrative Umtriebe verwendet werden ; darinunterscheidet sich der VgT bewusst von traditionellen Tierschutzvereinen . Mit-glieder zahlen einen Jahresbeitrag von 100 Fr . (Abonnement „Tierschutz Nach-richten` inbegriffen), Passivmitglieder und Gönner freiwillige Spenden (Mindest-beitrag für Abonnement , .Tierschutz Nachrichten” : 20 .- Fr .) . Aktivisten wird derBeitrag erlassen . Es können keine Zahlungseinladungen oder Mahnungen ver-sandt werden : wer länger als ein Jahr keinen Beitrag leistet, wird von derAdressliste gestrichen . Im Namen der Tiere danken wir für grosse und kleineUnterstützungen jeglicher Art . Denken Sie bitte auch in Ihrem Testament an diewehrlosen, leidenden Tiere.

Inhaltsverzeichnis

Bücher und Kassetten:– Tierfabriken in der Schweiz – Fakten

und Hintergründe eines Dramas von Er-win Kessler. Orell Füssli Verlag . Erhält-lich im Buchhandel oder beim Autor:Erwin Kessler, 9546 Tuttwil (Fr . 39 .80 +2 .80 Fr . Porto).

Zeitbombe Tierleid von Wolfgang Bitter-mann und Franz-Joseph Plank . Erhält-lich bei VgT Österreich, A-3031 Raka-winkel (35.- Fr . + Porto).

Studiogast Erwin Kessler in der Sen-dung Rendezvous-am-Mittag von RadioDRS (Okt . 1991) . Das vier mal zehnmi-nütige Gespräch ist für 10 Fr . erhältlichauf Ton-Kassette bei Erwin Kessler, 9546Tuttwil.

Videokassette "Freiland-Schweine" überdas Verhalten der Schweine unter na-turnahen Bedingungen, auch mit Auf-nahmen aus tierquälerischer Intensiv-haltung . Erhältlich bei Erwin Kessler, CH-9546 Tuttwil (20 Fr .)

Kuhtrainer – erlaubte Tierquälerei 1Videos- und Dias-Verleih : SusanneSchweizer . Fachstr . 35 . 8942 Oberrieden,Tel . : 01 / 720 85 83.Tiertransporte 3

Tierschutz-Nachrichten : Auflage 50 000 3Kühe werden mit Elektroschocks misshandelt 4Erfreulich, aber leider noch die Ausnahme 5Die Berner Zeitung ist tierschutzfeindlich und unterdrückt wichtige

Informationen 6 Impressum:Schweinestall Kartause Ittingen jetzt tiergerecht 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..20.-24. September 1994 : Tierschutz-Pilgerfahrt 6

"Tierschutz Nachrichten" erscheint mo-

Anpassung an EU : Osterreich erlaubt grössere Massentierhaltungen 6 natlich.

Freilandeier-Meringues 6 Herausgeber:VgT Aargau 8 VgT

Verein

gegen

TierfabrikenPastorini-Spielzeuge jetzt tierfreundlicher 8 Schweiz, 9546 TuttwilSind Tierversuche „logischer” als Homöopathie? 8Krebs durch Hot Dogs 8 Redaktion / Inserate:

Missstände in Schafstall 9 Dr . Erwin Kessler, 9546 Tuttwil,

Stadtzürcher Landwirtschaft wird tierfreundlich 10 Tel . 054 / 51 23 77, Fax 054 / 51 23 62

Kälber in Folterkisten 10 Inserate :

3 .80

Fr .

pro einspaltigeKlage gegen unlautere Fleischwerbung 13 Millimeterzeile . Spaltenbreite : 59 mm.Ist eine Volksinitiative zur Abschaffung aller Agrar-Subventionen nicht mehr

aufzuhalten? 17Layout und Computersatz:Renato Pichler . Postfach,

Narkose bei Ratten 18 9466 Sennwald, TeI . 081 / 757 15 86Praktische Tips zur Ratten-Haltung 18SVV-GV Einladung 19 Druck und Versand:SVV Standaktionen 19 Lüthi Druck, Turnhaldenstr . 6,Wie korrupt ist die Bundesverwaltung? 20 8401 Winterthur, TeI . 052 / 212 46 21

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VgT

TiertransporteEni'in Kess/er

Nach der erneuten Fernsehreportageim Juni in SAT 1 über die grausamenSchlachttier-Exporte der EuropäischenUnion (EU), mit unglaublichenSchächt-Szenen im Libanon, habensich verzweifelte Zuschauer hei mirgemeldet : Herr Kessler, was kann mandagegen tun? Meine Antwort : leidernichts . Ich möchte nicht falsche Hoff-nungen wecken wie Franz Weber, derseit Jahren verspricht, etwas gegen die-se Tiertransporte zu unternehmen . DasWirksamste was wir tun konnten, wardie Gutheissung der Alpeninitiative.Damit stellt die Schweiz zusammenmit Österreich einen Riegel dar gegendiese bestialischen Schlachttier-transporte . Bei dieser entscheidendenVolksabstimmung wagte keine andereTierschutzorganisation, inkl FranzWeber, seine Stimme zu erheben . An-statt hier in unserem unmittelbaren Ver-antwortungsbereich ins politische Ge-schehen einzugreifen, ist es üblichePraxis der meisten Tierschutzor gani-sationen, „unpolitisch” neutral, ohnedie Namen der Verantwortlichen zunennen, zu agieren oder , .Tierschutz"in fernen Ländern zu betreiben . Mitder Anprangerung von Missständenweit ah der Schweiz stösst man hierkaum auf Widerstand und Anfeindun-gen hei den Machthabenden.

Natürlich können wir nicht verhindern,dass die EU-Schlachttiertransporte dieSchweiz und Osterreich umfahren.Zunehmend schreibt ja die EU uns vor,was wir zu tun haben, nicht umge-kehrt. Wir können nur alle uns zurVerfügung stehenden Möglichkeitenausschöpfen und wenigstens uns selbstnicht an diesem Elend beteiligen . Dasheisst : kein Beitritt zur lebensfeindli-chen und undemokratischen EU, wel-che alles einem masslosen Wirtschaf-ten und Konsumieren unterordnet.Aber wenn eines Tages die Abstim-mung darüber kommt, werden wir er-leben, wie wieder alle Tierschutzorga-nisationen „politisch neutral” bleiben.

Das (illegale) Schächten ist übrigensauch in der Schweiz an der Tagesord-nung . Dagegen wird von den Behör-den noch weniger unternommen als

gegen andere Tierschutzmissstände.Welcher Beamter risikiert schon einMesser im Rücken? (Der ZürcherKantonstierarzt hat mir einmal persön-lich erklärt, es sei ihm wichtiger, seinePension gesund zu erleben, als gegenTierhalter vorzugehen, die mit demGewehr drohen .)

Der VgT ist aus finanziellen und per-sonellen Gründen gezwungen, sichvorläufig auf die Missstände hierzu-lande zu konzentrieren . Auch alleindamit sind wir hoffnungslos überfor-dert ; wir können nur einem kleinenTeil der Meldungen und Wünsche un-serer Mitglieder nachgehen . UnsereDevise lautet : tun, was möglich ist,nicht mehr und nicht weniger, vorallem

Erwin Kess/er, Redaktor Tiersc hut:-Nachrichten

Im Juni 1993 ist die erste Ausgabe derTierschutz-Nachrichten (TN) erschie-nen ; die Auflage betrug 2000 . Ah heu-te erscheinen die TN in einer Auflagevon 50 0(X)!Neben den abonnierten, adressiertenHeften ermöglicht dies einen unidres-sierten Massenversand in alle Haus-haltungen in wechselnden Regionen.Schon die letzten drei Ausgaben sind –mit einer Auflage von 20 0(X) – breitgestreut worden in Regionen, wo einBeitrag gerade besonders aktuell war.So ging die Nummer 4/94 mit demLeitartikel „Luftangriff auf SchlossVaduz” in alle Briefkästen im Fürsten-tum Liechtenstein . Damit sind die TNzu einem bedeutenden tierschutzpoli-tischen Kampfmittel geworden, wel-che die tendenziöse, einseitige (Nicht-)Infonnation der grossen konservati-ven Zeitungen zu durchbrechenvermag. Viele mächtige konservativeZeitungen, welche zT ganze Regionenbeherrschen, berichten seit Jahren nichtoder höchstens verzerrt-einseitig überunsere Anliegen : NZZ, Aargauer Tag-blatt . Berner Zeitung, Basler Zeitung,Solothurner Zeitung . Luzerner Zeitung,

auch keine falschen Hoffnungen wek-ken, damit die Kasse klingelt und dieLeute wieder gut schlafen können.

Grausamkeit gegen die Tiere

ist eines der kennzeichnendstenLaster eines niedren und uned-len i olkes . Sie ist ein sicheresZeichen der Unwissenheit und

Rohheit und kann auch durchalle Zeichen des Reichtums und

der Pracht nicht übertünchtwerden .

Ale.vande r von Humboldt

Der Landbote Winterthur, BündnerTagblatt, Thurgauer Zeitung, Schaff-hauser Nachrichten . Die TN in Gross-autlage sind allerdings sehr kostspie-lig . Wir hoffen weiterhin auf grosszü-gige Spenden und zunehmend auch aufInserate.Mit dieser Autlagensteigerung verbun-den sind auch neue Inseratenpreise:Pro 1spaltige mm-Zeile : 3 .80 Fr.Spaltenbreite : 59 mmSpaltenhöhe : 263,5 mmWiederholungsrabatt : 5%Gönner und Aktivisten von Fall zu Fallca . 10%Mehrpreis für Herstellung grafischerLithos ah Vorlage s/w: 190 Fr.Vom Inserenten zu liefern:– Film, seitenverkehrt, positiv, 48er Ra-

ster—Diskette mit Text/Grafik (mögliche

Formate bitte erfragen hei : RenatoPichler, Tel . : 081 / 757 15 86 . Fax081 / 757 28 19)

Preis

Format j mm j1 Spalte :

1000 Fr .

59 x 263,52 Spalten :

2000 Fr .

123 x 263,5

ganze Seite : 3000 Fr .

187 x 263,51/2 Seite :

1500 Fr .

187 x 1321/4 Seite :

750 Fr .

187 x 66

Tierschutz-Nachrichten:Auflage 50 000

Tierschutz Nachrichten 8/94

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VgT

Fortsetzung von der Titelseite:zeigen Kühe unter dem Elektrotrainer

verminderte Lebensäusserungen.

Die korrekte Einstellung des Kuh-trainers ist nicht kontrollierbar : Oft sinddie Elektro-Bügel zu tief eingestellt,so dass die Kuh nicht einmal mehr

normal stehen kann – und das oft ein

ganzes Leben lang.

Am 14 . März 1994 kam im ZürcherKantonsrat eine Einzelinitiative desVgT ZH zur Abstimmung, welche fürdie kantonseigenen, staatliche Guts-betriebe eine artgerechte Freiland-tierhaltung forderte . Unterstützt ►wur-de diese zetgemüse Forderung nurgerade von den Grünen und vereinzel-

ten Vertretern von EVP und LdU. Ei-nige Tage vorher wollten wir heim Ta-ges-Anzeiger folgendes Inserat aufge-hen, das aher der kapitalistischenWirtschaftszensur zum Opfer fiel undnicht veröffentlicht wurde (In den Tier-schutz-Nachrichten lesen Sie laufendEreignisse und Hintergründe, welchedie Offentlichkeit sonst nie erfährt):

Tierquälerei mit Steuergeldern an der Zürcher Landwirtschaftsschule Strickhof :

Kühe werden mit Elektroschocksmisshandelt

Wenn sich die Kuh den Rücken leckt,

erhält sie zur Strafe einen elektri-schen Schlag.

Wenn sie aufsteht und sich streckt –

wie wir Menschen auch – wird die-ses wohlige Gefühl durch einenElektroschlag abgebrochen.

„Kuhtrainer” nennen die Agrotechno-kraten diese Foltervorrichtung, welche

nur den Zweck hat, den Beamten dieStallarbeit zu erleichtern . Damit geht

diese Landwirtschaftsschule einmalmehr mit schlechtem Beispiel voran

und beweist genau das Gegenteil des-sen, was die Agrolobby der Bevölke-

rung einredet : wir hätten eine natur-nahe, tier- und umweltfreundlicheLandwirtschaft und ein strenges

Tierschutzgesetz . Alles nicht wahr.

Schweizer Tierschutz rückständig —

Gesetz wird nicht vollzogenIm deutschen Bundesland Niedersach-sen ist der Einsatz von Kuhtrainern

verboten worden . Das Landwirtschafts-ministerium in Hannover begründet

diesen Entscheid mit den "wiederhol-

ten erheblichen Schmerzen und Lei-den oder Schäden", die den Tieren mitdem Kuhtrainer zugefügt werden . Dies

sei ein Verstoss gegen das Tierschutz-gesetz . Auch in der Schweiz verstösst

der hier weit verbreitete Kuhtrainergegen Sinn und Geist des Tierschutz-gesetzes, dem das Schweizervolk im

Jahr 1978 zu über 80 Prozent zuge-stimmt hat . Das hindert den Bundesrataber nicht, den Kuhtrainer wie die mei-sten anderen gewerbsmässigen Tier-

quälereien zu erlauben und sogar nochmit Subventionen zu fördern . Gesetz-widrig werden viele Kühe das ganze

Leben an der Kette gehalten, ohne Aus-

lauf: Aufstehen, Abliegen, Fressen undMilch-Produzieren ist ihr einziger Le-bensinhalt . Aber nicht genug des Lei-dens : mit elektrischen Kuhtrainern wirdihre Bewegungsfreiheit noch weiter

eingeschränkt . Der durch die Anbin-dung und den Kuhtrainer ausgeübte

Dauerstress für die Tiere führt zu Ver-krampfungen und Fruchtbarkeits-

störungen, wie eine Umfrage bei Tier-ärzten ergeben hat . Solche Folgen ei-

ner nicht tiergerechten Haltung wer-den dann mit Hormonspritzen und Me-

dikamenten bekämpft – und die Wer-bung verspricht : „Milch – ein Natur-

produkt”.

Politischer Druck der Agro-Lobbysetzt Tierschutzgesetz ausser Kraft

Dass der Kuhtrainer eine Tierquälereidarstellt, ist schon lange bekannt . ImVemehmlassungsentwurf zur Schwei-

Kurze Anbindung und das zusätzliche Elektrokorsett schränken die Bewe-gungsfreiheit extrem ein : für viele Kühe ein lebenslänglicher Zustand. DieKantone Zürich und Solothurn erteilen den Bauern, die ihre Kühe nie aus demStall lassen, sogar noch gesetzwidrige Ausnahmebewilligungen : Tierhalter undVollzugsbehörden stecken bei der Umgehung des Tierschutzgesetzes untereiner Decke, und Tierschutzorganisationen haben kein gerichtliches Klage-recht. Der für den Tierschutzvollzug oberste Verantwortliche ist ein Gänse-stopflebergourmand und Tierverachter : Bundesrat Delamuraz. In der eidge-nössischen Scheindemokratie dürfen Bundesräte nicht vom Volk gewähltwerden. Das herrschende Regim hat den Staat mit Hilfe seiner konservativenPresse sehr raffiniert eingerichtet. So durfte das Schweizervolk nur zu seinereigenen Beruhigung über ein Tierschutzgesetz abstimmen . Bundesrat undVerwaltung können – geschützt von der konservativ-bürgerlichen Mehrheit inder Bundesversammlung – ungestraft verhindern, dass dieses Gesetz durch-gesetzt wird.

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VgT

zerischen Tierschutzverordnung von1980 war ein generelles Verbot ent-halten, das aber auf Druck der Agro-Lobby fallen gelassen wurde . Konse-quenz: heute hat es in fast jedem Kuh-stall Kuhtrainer . Die Agrotechnokratenversuchen diese Tierquälerei mit demArgument zu verharmlosen, der Kuh-trainer sei nicht immer eingeschalten.Aber wissen das die verängstigten,„trainierten” Kühe, die sich krampf-haft bemühen müssen, sich natürlicher,artgemässer Bewegungen zu enthal-ten?

Milliarden-Subventionen für Tier-quälereiDiese Art von Intensiv-Milchproduk-tion wird in der Schweiz jährlich mitüber einer Milliarde Franken Steuer-geldern subventioniert . Landwirte, dieihre Kühe gesetzwidrig das ganze Le-ben an der Kette halten . erhalten imKanton Zürich hiefür eine Ausnahme-bewilligung, damit sie trotzdem vonden reichlich fliessenden Subventio-nen profitieren und zum Milchüber-schuss beitragen können.

Weniger Fleisch und Milchproduk-te essen – den Tieren und der eige-nen Gesundheit zum Vorteil!Der Kuhtrainer – der lediglich der Ar-beitserleichterung beim Misten dient –ist nach den Richtlinien des Bundes-amtes für Landwirtschaft sogar in dermit zusätzlichen Direktzahlungen spe-ziell subventionierten „besonders art-gerechten Tierhaltung” erlaubt . Ver-antwortlicher Bundesrat ist der alsGänsestopfleber-Gourmand bekannteJean-Pascal Delamuraz . Was kann derKonsument in dieser Situation tun? DenMigros-Sano- und Agri-Natura/Gour-met-mit-Herz-Betrieben ist der Kuh-trainer zwar verboten, dafür ist aberdie grausame Einzelhaltung von Käl-bern zum Teil immer noch erlaubt . Inder Bio-Landwirtschaft (Bioknospen-Betriebe) ist – man glaubt es kaum –beides erlaubt : Kuhtrainer und Kälber-Einzelhaltung . Die Biobauern, die tra-ditionell auf giftfreies Gemüse achten,haben leider oft wenig Verständnis füreine artgerechte Tierhaltung . Die dau-ernden Enttäuschungen mit Produktenaus angeblich artgerechter Tierhaltungeinerseits und die Unwirksamkeit desTierschutzgesetzes andererseits ma-chen den Konsum von Fleisch, Eiern

und Milchprodukten immer mehr zurGewissensfrage . Aber auch aus ge-sundheitlicher Sicht empfiehlt sich einestarke Einschränkung des Genussesvon Lebensmitteln tierischer Herkunft.Jeder Zweite stirbt an Herzinfarkt oderSchlaganfall – weitgehend selbstver-schuldet durch einen zu hohen Kon-sum an tierischem Fett und Eiweiss.Auch Krebs, an dem jeder vierteSchweizer stirbt, wird wesentlich durchsolche Emährungsfehler mitverursacht.

Ein Agro-Technokrat ist Chef desZürcher LandwirtschaftsamtesFrüher war er Sekretär des ZürcherBauernverbandes – jetzt Chef desLandwirtschaftsamtes . So ist die Agro-Lobby mit der Verwaltung verfilzt.Dem Direktor der Landwirtschafts-schule Strickhof hat er verboten, mitdem VgT Gespräche über eine Ver-besserung der Tierhaltung zu führen.Gegen den Präsidenten des VgT, DrErwin Kessler, hat er Beschimpfungenwie „Tierschutz-Psycho ' und „Tier-schutzdrogensüchtiger” veröffentlicht.„Normal” ist nach seiner Meinung of-fenbar nur, wer rücksichtslos Tiereausbeutet . Die Öffentlichkeit lügt die-ser hochbezahlte Chefbeamte an, aufdem Strickhof sei eine artgerechte Tier-haltung garantiert . Sind Elektroschlägeartgerecht? Ist eine Schweine- undRinderhaltung auf einstreulosen Spal-tenböden artgerecht?

Die sozialdemokratische Fraktion un-terstützte die VgT-Initiative nicht,reichte statt dessen anschliessend einPostulat mit praktisch der gleichenForderunge ein . Es lebe die Parteipo-litik! Eine VgT-Aktivistin schrieb dar-auf der SP des Kantons Zürich folgen-den Brief (leicht gekürzt):Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Her-ren, am Montag, den 14 . März, habeich erstmals einer Kantonsratssitzungbeigewohnt . Ein lehrreicher Schwank,immerhin gratis . Der Anlass meinesBesucheswar die absolut notwendigeEinzelinitiative von Sylvia Laver (Lei-terin des VgT Zürich) . Was mich andieser Sitzung besonders bestürzte wardie Haltung der SP-Fraktion bei derAbstimmung über diese so nötige In-itiative . Sie blieb geschlossen sitzen(was Ablehnung bedeutet) . Wird heiIhnen Politik wirklich nur noch mittelsParteihörigkeit betrieben? Wo sind die

engagierten Persönlichkeiten (Männ-lein wie Weiblein)? Dasselbe gilt fürdie nicht minder wichtige Einzel-initiative von Julia Anderegg (im Na-men der Zürcher Aktion für Menschund Tier und des VgT) für ein Verbotqualvoller Tierversuche in Lehre- undAusbildung an der Universität (welchenur von wenigen SP-Kantonsräten un-terstützt wurde) . Auch in dieser Bezie-hung hinkt die Schweiz wieder einmalbedenklich hinter dem Ausland her.Meines Erachtens sind diese zwei Bei-spiele Widersprüche, die zur SP wirk-lich nicht passen.Mit freundlichen GrüssenRosmarie Beerli, Zürich.

Brief an das Burgdorfer Tag-blatt:

Erfreulich, aberleider noch die

AusnahmeErwin Kessler

Am 8 .6.94 berichtete das BurgdorferTagblatt über einen jungen, aufge-schlossenen Landwirt, Walter Bütiko-fer in Kirchberg BE, der seinen Kuh-stall tierfreundlich umgebaut hat . DieTiere können frei zwischen dem Lauf-stall und dem Laufhof hin- und herge-hen . hat uns sehr gefreut . Misstrauischhat mich im abgebildeten Stallplan derKälberstall gemacht, und ich habeWalter Bütikofer telefonisch angefragt:_Das darf doch nicht wahr sein, dassSie in Ihrem fortschrittlichen, tier-freundlichen Betrieb noch diese tier-quälerischen Kälber-Einzelboxen ha-ben”. „Ich kann Sie beruhigen”, warseine erfreuliche Antwort, „der Planist diesbezüglich nicht so verwirklichtworden . Alle Kälber sind in Gruppen-buchten auf Tiefstreu gehalten, undzwar ohne Probleme .”

Nur schade, dass so fortschrittlicheLandwirte sich mit einem „dicken Fell ”gegen argwöhnische (und neidische?)Sticheleien konservativer Nachbarnschützen müssen! Wenn alle Landwir-te so einsichtig und fortschrittlich wä-ren, könnten wir den VgT endlich auf-lösen.

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VgT

Warnung an alle Leser der BZ:

Die Berner Zeitung isttierschutzfeindlich und unterdrückt

wichtige InformationenErwin Ke.ssler

Am Montag, 31 . Mai luden der VgTSchweiz und der VgT Bern die Pressezu einer Tatortbesichtigung ein . „DerBund” schrieb den nebenstehendensachlich-objektiven Bericht, die Ber-ner-Zeitung, welche mit drei Journali-

sten und Fotografen vertreten war,schrieb nichts darüber : es sei nichtrecht . einen einzelnen Bauern an denPranger zu stellen, solche gäbe es jahunderte.Die Berner Zeitung unterdrückt seitJahren die Anliegen des VgT durch

systematische Nicht-Publikation allerCommuniques . Wenn ausnahmsweisedoch einmal etwas über die Enthüllun-gen des VgT geschrieben wird, dannin tierschutzfeindlichem Ton.

VgT-Erfolg:

Schweinestall KartauseIttingen jetzt tiergerecht

Eine rollständige Religionn ►t•irddie Liehe zum Mitgeschöpf mitumfassen müssen .

Ehm Welk

Ent•in KesslerWir bedanken uns im Namen der Tieredafür, dass die Leitung der Kartauseihr Versprechen eingelöst und den Stalltiergerecht neu- und umgebaut hat . An-stelle der früheren engen Buchten mitVollspaltenböden haben die Tiere nunim alten Stall einen vom Kot- undFressbereich abgetrennten eingestreu-ten Liegeplatz und mehr Platz zur Ver-fügung; ferner wurde zusätzlich ein

mit Bruder David Steindl-Rast undVanja Palmurs, Obmann Verein gegenTierfabriken Osterreich.Das Leidem in den "modernen" Tier-fabriken ist enorm . Dieses Drama spieltsich hinter verschlossenen Türen, un-ter Ausschluss der Offentlichkeit ab.Auf unserer Pilgerfahrt werden wir ver-schiedene Klöster mit Tierhaltungenbesuchen um uns an Ort und Stelle zuorientieren, mit den Verantwortlichenreden. gegebenenfalls eine Bittschriftüberreichen, beten, schweigen, tan-zen . . . Wir möchten jeden Tag ein paarStunden zu Fuss pilgern (Mitfahrgele-genheit hei Wunsch vorhanden).Abends kurze Vorträge und Diskussi-

tierfreundlicher Offenfront-Tiefstreu-Stall neu errichtet.Wir bedauern dagegen, dass die Tierekeinen Auslauf ins Freie haben . DerAnblick dieser interessanten Tiere aufder Weide würde die vielen Besucherder Kartause zweifellos erfreuen undinteressieren . Wir hoffen, dass dies ei-nes Tages verwirklicht wird . Wiesenund Weiden um den Schweinestall hates wahrlich genug.

an zum Thema. Übernachten in Land-gasthöfen, Essen unterwegs (z .T. Pick-nick) . Unkostenbeitrag OS 500 .- proPerson und Übernachtung, inkl . Ver-pflegung.20 . 9 . 94: Abends Vortrag von Eu-

gen Drewermann in Graz21 .-23 . 9 . : Pilgerfahrt23 . 9 . : 19:30 Uhr Vortrag von

Bruder David Steindl-Rastin Salzburg

Nähere Auskünfte und Anmeldung:Dr. Franz Plank, Quellenhof 19, A-3031 Rekawinkel, Tel . 02773 / 43395.Für gemeinsame Reise aus der Schweizbitte melden hei:Erwin Kessler, CH-9546 Tuttwil .

Anpassung an EU:Österreich erlaubt

grössereMassentierhaltungen

(EK) Das österreichische Landwirt-schaftsministerium hat die 1löchsttier-bestände für Tierfabriken massiv er-höht : 1000 Mastschweine. 125 Zucht-sauen, 325 Mastkälber, 75 Kühe, 250Mastrinder, 55 000 Masthühner, 25 000Legehennen und 20 000 Truthühner.Gleichzeitig wurde auch die Umwelt-verträglichkeitsprüfung für Tier-fabriken abgeschafft . Wie alle Nach-richten. welche gegen einen EU-Bei-tritt der Schweiz sprechen, wurde auchdiese Neuigkeit von allen wichtigenSchweizer Medien unterdrückt.

Freilandeier-Meringues

(EK) Meringues werden normalerwei-se aus importierten KZ-Eiern herge-stellt — mit Ausnahme der „Meringuesus em Aemmital”, welche KAG-Frei-landeier enthalten . Verlangen Sie imReformhaus und Bioladen diese Mar-ke (Lieferant : Emmentaler Backwaren,Mühlestützli 2, 3507 Biglen, Tel 031701 05 25).

20.-24 . September 1994Tierschutz-Pilgerfahrt

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8/94 Tierschutz Nachrichten

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oc

A

TIERSCHUTZ/ Der militante Tierschützer Erwin Kessler prangert die Tierhaltungeines Berner Bauern an — unangemeldet, an Ort und Stelle

«Tatort»-Besichtigung mit Tierschützer Kessler

Erwin Kessler trat gestern wieder in Aktion : Die Tierhaltung auf diesem Berner Bauernhojsei «ein Skandal» - für den kantonalen Tierschutzbeauftragten ist sie allerdings legal . (Bilder : Marcus Gvger)

DER BUND, DIENSTAG, 1 . JUNI 1994

STADT BERN

145 . JAHRGANG NR. 125 27

«Tierelend hinter idyllischer Fassade -so werden die Konsumenten verarscht»- die Einladung des Vereins gegenTierfabriken Schweiz ist so unzimper-lich formuliert, wie das Vorgehen ist:Der wegen seiner forschen Aktionen be-kannte Ostschweizer Tierschützer ErwinKessler lädt die Medien diesmal, live,zur Besichtigung eines Berner «Tatorts»ein - eines Bauernhofs in Stadtnähe, wo«Schweine im dunklen, feuchten Stall inden berüchtigten Kastenständen zurBewegungslosigkeit fixierte seien undwo Hühner «als unschuldige Folter-opfer, zusammengepfercht im dunklenStall», dahinvegetieren würden . Unddas alles notabene hinter einer prächti-gen Bauernhausfassade - und hinter dergleichsam verlockenden wie verlogenenAffiche : «Ab Hof : Eier, Kartoffeln, Ap-fel . Honig» .

*Kessler spricht von «miesesten Zu-

ständen .), vom gravierenden Fall eines»Tier-KZs», den man hier nun zu sehen

bekomme. Er kreuzt . samt Journalisten-tross, unangemeldet vor dem Bauern-haus auf, das in der Tat einen stattlichen,gepflegten Eindruck macht.

Die Bäuerin weiss nicht so recht, wassie von den ungebetenen Gästen haltensoll, sagt, man komme ihr jetzt wirklich»grad ugläge» . Kessler insistiert, will»als Konsument» bloss einmal schauen,wo und wie die glücklichen Hühner unddie Schweine denn untergebracht seien.Die Bäuerin entschuldigt sich : Ausge-rechnet vergangene Nacht habe derFuchs 84 Hühner totgebissen, die Ka-daver habe sie inzwischen auf den Mist-stock geschmissen .

*Im übrigen, sagt sie, hätten ihre rund

500 Hühner, die (wegen dem Fuchs-überfall?) im Moment allesamt einge-sperrt sind, sonst jederzeit Auslauf.Kessler spricht von einem «absolutenAlibiauslauf», der nur aufgrund einerAnzeige seines Vereins aufgestellt, aberkeineswegs genügend sei .

Er sei nicht artgerecht und viel zuklein - nur etwa 50 Quadratmeter grossfür 500 Hühner, während die EG-Normhei Auslaufhaltung 2½ Quadratmeter,für Freilandhaltung 10 Quadratmeterpro Huhn vorschreibe . «Das ist Dunkel-haltung», kritisiert er, «eine jämmerlicheArt, mit Hühnern umzugehen, derenEier man dann ,frisch ab Hof' verkauft.Dem ahnungslosen Konsumenten wirdso eine heile Tierwelt vorgegaukelt .»

*

Jämmerlich mutet, in der Tat, auchdas Bild an, das man sich - durchs im-merhin offene Fenster - vom Schweine-stall machen kann . Die Schweine sindhier in enge Kastenstände eingepfercht,können sich kaum bewegen. Kesslerspricht erneut von einem «KZ hinterBauernfassaden», in dem sämtlicheHaltungsvorschriften missachtet wür-den . Die Bäuerin entgegnet, die Schwei-ne hätten täglich eine halbe bis eineStunde freien Auslauf .

Kessler zweifelt an dieser Aussage, daman den Bauernhof «nun während län-gerer Zeit beobachtet» habe, und relati-viert : «Auch wenn es so wäre, wären dieSchweine, die von Natur aus täglichrund 8 Stunden Arbeitsphase haben, 23bis 23½ Stunden pro Tag zur Bewe-gungslosigkeit verdammt - das ist docheine Schweinerei .»

*Kesslers Kritik am »Tatort» ist massiv

und dezidiert . Doch Benjamin Hofstet-ter, der Tierschutzbeauftragte des Kan-tons, relativiert : Die Kastenstande fürSchweine seien zwar alles andere alszeitgemäss und optimal. sagt er späteram Telefon, doch sie seien legal . Manwisse heute, dass diese Haltungsform dieAnpassungsfähigkeit der Schweineüberfordere . Am kritisierten Hühner-stall im übrigen, den er persönlich schonüberprüft habe, sei von der geltendenTierschutzgesetzgebung her nichts zuhemängeln . Entgegen Kesslers Behaup-tung sei ein Fenster vorhanden, Mes-

sungen hätten genügend licht ange-zeigt.

Auslauf sei, laut Gesetz, gar keinervorgeschrieben . Und im übrigen sei esnicht so, dass der von Kessler hier ange-prangerte Betrieb aus dem Rahmen falle- auch wenn dem eifrigen TierschützerKessler diese Beurteilung natürlichkaum gefalle.

*

Kessler zieht sich, auf Geheiss dervöllig überrumpelten Bäuerin, vom Hofzurück.

Er wolle, sagt er, mit solchen Aktionenbloss die Konsumenten ermuntern, beischeinbar idyllischen Bauernhäusernkritisch nach der Herkunft der «ah Hof»verkauften Produkte zu fragen . Hofstet-ter dagegen will weiterhin »statt mit ef-fektvollen Schuldzuweisungen mit ge-duldiger Überzeugungsarbeit versu-chen, Ideen für tiergerechtere Haltungs-formen an die Bauern heranzutragen.

WALTER DÄPP

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VgT

Pastorini-Spielzeugejetzt tierfreundlicher

Erwin Kessle,-Eine aufmerksame Aktivistin hat michdarauf aufmerksam gemacht, dass esim Pastorini-Spielzeugkatalog einenKaninchenstall nach altem Muster gab:tierquälerische Kastenhaltung. Gegendiese Angewöhnung schon der klei-nen Kinder an diese überholte Art derKaninchenhaltung intervenierte ichnamens des VgT, worauf die FirmaPastorini diesen Artikel promt durcheinen Kaninchenstall mit Auslauf er-setzte . Auch ein sehr hübscher, tier-gerechter Schweinestall ist im Sorti-ment.

Tierfreundliche Pastorini-Spielzeug-Ställe

Krebsdurch Hot

Dogs(dpa) US-Forscher glauben einen Zu-sammenhang zwischen allzu häufigemGenuss von Würstchen und Krebs heiKindern entdeckt zu haben . KleineAmerikaner . die mehr als zwölf HotDogs im Monat assen, hätten das neun-fache Risiko. an Leukämie zu erkran-ken. berichtete der Epidemiologe JohnPeters von der Universität of SouthernCarolina im Journal „Cancer Causesand Control” . Man hatte die Essge-wohnheiten und andere Lebensumstän-den von 621 kleinen Krebspatientenmit denen von ebenso vielen Kontroll-personen verglichen . Danach hattenKinder von Müttern, die während derSchwangerschaft mindestens einmalpro Woche ein Würstchen verspeisten,das zweifache Risiko wie andere, Hirn-tumore zu entwickeln . Das Gleiche galtfür Kinder, deren Väter vor der Zeu-gung regelmässig Hot Dogs konsumierthatten . Die meisten Würstchen enthal-ten Nitrite . Nitrite werden zur Haltbar-machung verwendet und können auchin Schinken oder anderen verarbeite-ten Fleischprodukten sein . Sie werdenim Körper zu Nitrosaminen . starkenKrebserregern . umgewandelt.

VgT AargauDie VgT Sektion Aargau organisiertam Samstag, den 27 . August 94 einenStand in der Igelweide (Kasinopark)in Aarau. Anschliessend findet amAbend ein Sektionstreffen mit Bespre-chung der Aktionen für das nächsteHalbjahr statt . Ausklang bildet ein ge-meinsames Nachtessen.Anmeldung für Stand und/oder Sek-tionstreffen bitte telefonisch oder nochbesser schriftlich an : VgT Verein ge-gen Tierfabriken, Sektion Aargau,Martina Schatzmann, Laurenzenvor-stadt 69, 5000 Aarau, Tel+Fax 064 2316 10. Wir freuen uns über zahlreicheTeilnahme. Nähere Informationen sindüber die Sektion erhältlich .

Sind Tierversuchelogischer" als

Homöopathie?Erwin Kess/er

Es gibt Schulmediziner, die stören sichdaran, dass in der Homöopathie dasgleiche Rezept für Katze, Kuh undMensch verwendet wird . Das scheintihnen so einfach, dass etwas nicht stim-men kann . Ein Mensch ist doch – imNormalfall wenigstens – keine Kuh!Die gleichen super-studierten Alles-wisser sehen dann aber keinerlei Un-sinn darin, dass sie selbst die Krank-heiten von Menschen an Versuchstie-ren erforschen .

Gott wünscht, dass wir den Tierenbeistehen sollen, allemal . wenn esvonnöten ist . Ein jedes Wesen inBedrängnis hat gleiche Rechte auf.Schutz .

Franz von Assisi

Frankreich Cevennes 900 m ü . M.Lieben Sie Ferien in wilder Natur, köstli-che Bioküche ohne tierische Produkte!

Dann verlangen Sie unseren Prospekt.

Village Vegan Rabies, E+R Zengaffi-

nen, F-48240 St . Privat de Vallongue

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VgT

• VSGH Verband Schweizerischer Geflügelhalter• IG-Geflügel Interessengemeinschaft der Schweizerischen Eier- und Geflügelproduktio n

• Vereinigung SEG der Schweizerischen Geflügelwirtschaft• SGS / SZG Schweiz . Geflügelzuchtschule / Schweiz . Zentralstelle für Geflügel• WPSA Weltvereinigung für Geflügelkunde (Gruppe Schweiz)

Aktuell

Am Rande der LegalitätNoch zuviele Tierhalter geben Tierschutzextremisten Anlass zu Aktionen am Rande der Legabrät. Viele Tierhalter könnten ihre Haltung für wenig Geld Tierschutz-konform machen, wennsie sich beraten liessen.

U . Riklin, Eyboden, 3513 Bigenthal, Tel .+Fax . 031 701 16 59

Burgerweg 24, 3052 Zollikofen, Tcl 031/911 01 27, Fax 031/911 64 60

für 1 Jahr: Inland Fr. 36.- / Ausland Fr . 42 .-

Kommentar zunebenstehenden

Artikel derSchweizer

Geflügelzeitung:Der VgT ist auch gegen Anarchie undfordert deshalb, dass die landesweitengesetzwidrigen Zustände im Tierschutzendlich beseitigt und die Verantwortli-chen – Bundesrat Delamuraz . Bun-desamt für Veterinärwesen und dieTierschutz- und Veteriärbeamten derKantone Zürich . St Gallen. Schwyz.Solothurn, Aargau, Bern, Fribourg undeinige mehr – endlich zur Rechenschaftgezogen werden . In deal im nebenste-henden Artikel in der Geflügelzeitungerwähnten Fall hat eine vor einem Jahreingereichte Anzeige heim kantonalenTierschutzbeauftragten die Missständenicht beseitigt . Siehe dazu den Beitrag„Die Berner Zeitung ist tierschutz-feindlich und unterdrückt wichtige In-formationen” in diesem Heft.

Missstände inSchafstall

1,11 i„ Kessle,

Motiviert durch meinen Auftritt im1,okalradio Wil am B . Juni 94 meldetemir ein Zuhörer Missstände in einemSchafstall in Hagenbuch (Schön-holzerswil/TG) . Am folgenden Mor-gen wurde der Stall in Polizei-begleitung untersucht : in überbelegtenBuchten rund zwei Dutzend ungescho-rene, unterernährte . Ein schwer kran-kes Schaf musste eingeschläfert wer-den. Drei Ziegen fristeten ihr Daseinan 20 Zentimeter kurzen Ketten : ihrKopf wurde permanent nach unten zo-gen, weil sie auf einer ca einen halbenMeter dicken alten Mistschicht stan-den. Die Befreiung dankten sie mitübermütigen Sprüngen . Die Tiere stürz-ten sich gierig auf das mitgebrachteHeu . Gegen den rückfälligen Tierhal-ter läuft jetzt eine Strafuntersuchung.

Ende Mai lud Dr . Erwin Kessler, der be-kannte Tierschutz-Aktivist vom Verein ge-gen Tierfabriken, einige Journalisten zu ei-ner Primekonferenz. Ziel der Aktion war es,die Hühner- und Schweinehaltung einesBauern im Westen von Bern als tierquäle-risch anzuprangern. Ich war selbst nicht da-bei . Doch hat mir einer der anwesendenJournalisten berichtet . Sie hätten sich un-wohl gefühlt, sagte er, hätten das Gefühlgehabt, Hausfriedensbruch zu begehen . Siehätten dann einen Blick in den Stall gewor-fen durch die halboffene Tür und einige Bil-der geschossen und seien dann wieder weg-gegangen. Wie die Geschichte jetzt weiter-geht, ist noch nicht klar . Doch lässt sich dazueiniges sagen.

So zum Beispiel, dass es einfach langsamunerträglich wird, wenn selbsternannteTierschutz-Polizisten solche Nacht- und Ne-belaktionen durchführen können und dies

nüge getan werden kann . So hat der Schwei-negesundheitsdienst zusammen mit der Be-ratungszentrale Lindau eine Broschüre her-ausgegeben, wie man mit wenig Aufwandbestehende Schweineställe tierschutzkon-form umbauen kann . Viele Tierhalterscheuen die entsprechenden Kosten noch zusehr, weil sie schlecht informiert sind . Wernichts zu tun haben will mit Kessler undKonsorten sollte sich gut informieren undvor allem beraten lassen.

Zu sagen ist aber auch etwas zu Behördenund Rechtsinstanzen . Auf diesem Gebietwird keine Ruhe eintreten, auch wenn derhinterste und letzte Tierhalter Gesetz undVerordnung erfüllt, wenn nicht endlich die-sen Tierschutz-Gurus die Grenzen gezeigt

nicht endlich abgestellt wird . Für die Kontrolle gibt es Instanzen, die einen öffentlich .rechtlichen Auftrag haben . Zum Beispieldie Kreistierärzte, die von Amtes wegen verpflichtet wären, einen fehlbaren Tierhalterso zu beraten, dass er seine Tierhaltung ändert, und im Fall, dass er dies nicht tut, ihnanzuzeigen . Zum Beispiel auch der kanto•nale Tierschutzbeauftragte, im Kanton Bernder ehemalige Regierungsrat und TierarztBenjamin Hofstetter . Und der kann von bei .den Seiten angerufen werden, vom umsWohl der Tiere Besorgten, wie auch vomTierhalter . Wenn einem nicht ganz klar istob die eigene Tierhaltung den Tierschutzbedingungen entspricht, kann man diesenFachmann für eine Besichtigung und Beratung anfragen . Und es gibt darüber hinausverschiedene Beratungsdienste, die einemdurchaus helfen, die Verhältnisse so zu verbessern, dass ohne grosse Investitionen demTierschutzgesetz und der Verordnung Ge

SGZ57 . Jahrgang 6/94erscheint monatlich 16. Juni 1994

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Redaktion:

Verlag, Inseratenverwaltung,Druck und Spedition:

Abonnementspreis

SchweizerischeGeflügelzeitung

und sie in ihre Grenzen verwiesen werden.Es gibt ein Rechtsgut "Schutz der Tiere",aber es gibt auch ein Rechtsgut "Schutz derpersönlichen Sphäre und des Hausfriedens".Diese beiden Güter stehen nebeneinanderund müssen gegen einander abgewogen wer-den. Dazu sind die Behörden verpflichtet.Zusätzlich aber haben Richter nach beste-

, hendem Recht und Gesetz zu urteilen, undnicht nach möglichen, in der Zukunft disku-tierbaren Rechtsnormen, die noch nicht ein-

' mal formuliert, geschweige denn beschlossen sind . Aber behördlich geduldete Anar-chie, die hilft weder dem Tier noch den Men-schen. Sie ist für gar nichts genau so wie jene,die sie praktizieren.

Urs Riklin

Tierschutz Nachrichten 8/94

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VgT

Stadtzürcher Landwirtschaft wirdtierfreundlich

Erwin KesslerDer vom VgT auf dem StadtzürcherGutsbetrieh Juchhof aufgedecktenMissstände (vgl TiNa 1/94) hat zu ei-nem grundsätzlichen überdenken derTierhaltung auf den stadteigenenLandwirtschaftsbetrieben geführt.Nachdem der zuständige Stadtrat Nigganfänglich die Missstände vehementabgestritten hatte ist jetzt aufgrund von

Vorstössen im Gemeinderat (Gemein-derätin Theres Renner, Frauenpartei)ein neues Landwirtschaftskonzept ent-standen. das auf allen städtischenPacht- und Gutshetrieben eine Frei-land-Tierhaltung vorsieht . Der Ah-ferkelstall auf dem Juchhof ist bereitstierfreundliche umgebaut . Die Stadtorientierte darüber an einer Pressekon-ferenz . Währen der Zürcher Unter-

länder und die Zürichsee den Zusam-menhang mit den früheren VgT-Pro-testaktionen klar hervorhob, un-terdrückten die konservativen, tier-schutzfeindlichen Blätter NZZ undWinterthurer Landbote diese Informa-tion und stellten die positive Entwick-lung quais als Fortschrittlichkeit undEigeninitiative von Stadtrat Nigg dar.Siehe Faksimile nebenan.

Kälber in Folterkisten

Menschenleid —TierschutzStellungnahme zum Leserbrief vom16 . April «Rezept Kalbfleisch».

Bei dem Leserbrief von Margrit Frei,Bülach, machte ich mir, wie sicher vieleandere Leserinnen und Leser auch, someine Gedanken.

Wir sind eine Bauernfamilie miteinem kleinen Betrieb . Wir haben auchKühe, und folgedessen gibt es auch Käl-ber . Natürlich nicht nur Kuhkälber,welche wir grossziehen, sondern auchStierkälber . Vielleicht wissen Sie, FrauFrei, dass man aber nicht alle Stierkälbergrossziehen kann und somit mästen wirsie eben, um sie dann dem Metzger zuverkaufen . Wir ziehen unsere Kälber je-doch nicht mit einem milchigen Brei auf,sondern mit richtiger Milch . Wir haltenunsere Kälber wohl in Einzelboxen, abermit viel Stroh . Jeden ag wtr mit ihnengesprochen und sie erhalten ihre Strei-cheleinheiten, da hei uns die ganze Fa-milie sehr tierliebend ist . Meine beidenKinder, die mit einem milchigen Brei,genannt Schoppen grossgezogen wur-den, schlafen übrigens seit ihrer Geburtauch in «Einzelboxen», nämlich jedes inseinem Bett.

Dazu habe ich folgende Stellungnah-me geschrieben, welche die konserva-tiv-reaktionäre Thurgauer-Zeitung aberwie üblich nicht publiziert hat:

Die Haltung von Kälber in Einzelbo-xen ist sehr tierquälerisch : die Frisch-geborenen werden der Mutter wegge-nommen und bis zur Schlachtung ein-

Übrigens: unsere Kühe und Kälbersind im Sommer wenn immer möglichauf der Weide, und nicht ihr Leben langan einer Kette. Unser Stall ist zudemsauber, und viele der Leute aus denKriegsgebieten und den Ländern, in de-nen Hungersnot herrscht, wären froh, inunserem Stall wohnen und von unsererMilch trinken zu können.

Bei uns schreit alles nach Tierschutzund wie es unseren Tieren schlecht gehe,doch von den Kriegsländern, in denendie Menschen oft über sehr lange Zeit –viel länger als die Mastkälher - auf eng-stem, und meist dunklem und feuchtemRaum zusammengepfercht dahinvege-tieren und über richtige Milch oder sogarüber ihren sogenannten milchigen Breisicher äusserst dankbar wären, sprichtniemand. Das liest man und vergisst essofort wieder . Denken Sie, liebe FrauFrei, einmal über meine Gedanken nachund werfen Sie vor allem nicht alleBauern in den gleichen Topf, denn wieheisst es so schön, es gibt überallschwarze Schafe, nicht nur hei denBauern .

R. Joller, Bissegg

sam in einer Kiste gehalten . Diese Iso-lationshaft ist für soziale 1lerdentieresehr schlimm . Dazu kommt die wider-natürliche erzwungene Bewegungslo-sigkeit : die jungen, spiel- und bewe-gungsfreudigen Kälblein können ihrLeben lang keinen einzigen Sprungmachen oder mit Artgenossen herum-springen . ihr ganzer Lebensinhalt ist

auf Aufstehen, Abliegen und Fressenbeschränkt, wobei anstelle einesartgemässen Rauhfutters (Heu, Gras)dauernd nur Milch und Stroh vorge-setzt wird – für Kälber (Wiederkäuer!)ab der dritten Lebenswoche ebenfallseine tierquälerische Vergewaltigung.Die Schweizerische Kälhermäster-vereinigung (SKMV) hat schon vorzwei Jahren die Forderung des Ver-eins gegen Tierfabriken (VgT) akzep-tiert, dass die Einzelhaltung von Käl-.bern verboten werden soll . Die SKMVschrieb : „Einzelhaltung in Boxen ent-spricht nicht den Bedürfnissen derMasttiere . Bäuerliche Kälhermästerhalten ihre Tiere in Gruppen auf Ein-streu, weil sie wissen, dass sich dieMastkälher dabei wohl fühlen .” Lei-der werden aber in der Schweiz immernoch rund dreiviertel aller Kälber ein-zeln gehalten – vorschriftswidrig dau-ernd angebunden oder in engen Ki-sten . Es ist erschütternd zu lesen, dassdie Bauersfamilie Joller, Bissegg, ihreKälber in solchen Kisten hält undglaubt . es genüge . wenn sie täglich mitihren Folteropfern nett redet . DieseEinsichtslosigkeit und Rücksichtslosig-keit leider allzuvieler Bauern, nicht nureinzelner „schwarzer Schafe” . zwingtalle verantwortungsbewussten Konsu-menten immer mehr auf Fleisch zuverzichten – die letzte Chance für dieleidenden Nutztiere . Eine Repräsenta-tivumfrage im Auftrag des Vgl hatkürzlich ergehen, dass der aktuelleWeg-vom-Fleisch-Trend vorallem beiden Gebildeten und den Jungen starkist . Es ist deshalb zu erwarten – und zuhoffen -, dass der Rückgang desFleischkonsums sich künftig noch ver-stärken wird.

IEK) In der Thurgauer-Zeitung vom27. April 1994 ist folgende Entgeg-

nung auf einen Leserbrief von VgT-Mitglied Gigi Frei erschienen:

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VgT

Aus dem Zürcher Unterländer vom 4 .6 .94:

Glückliche Schweinchen auf dem Juchhof

Protestaktionen wirkten : Gutshof der Stadterstellte mustergültigen Stall

Fuhren jetzt durch diverse Erneuerungen ein tiergerechteres Leben : die Schwei-ne auf dem Juchhof.

(abr)

ZÜRICH n Die StadtZürich besitzt mit demJuchhof an der Grenzezu Schlieren einen grossenLandwirtschaftsbetrieb.Die dort lebenden Tierewurden in einer Artund Weise gehalten, dievon einer tiergerechtenHaltung weit entfernt war.Jetzt hat man mit einemneuen Stall für Mutter-sauen und ihre Kleineneinen entscheidendenSchritt vorwärts gemacht.

Alfred Borter

Der Juchhof, Gutshof der StadtZürich, ist in der Vergangenheit ver-schiedentlich unter Beschuss gekom-men . Eigentlich müsste er als Beispieldienen für tiergerechte Haltung, hiesses seitens der Kritiker, statt dessenaber würden die Minimalvorschriftendes Tierschutzgesetzes zum Teil nurgerade knapp eingehalten . ErwinKessler, Präsident des Vereins gegenTierfabriken, geisselte die Haltung vonSchweinen im Juchhof besondersscharf, und im Gemeinderat wurde eineganze Reihe von Vorstössen für einetiergerechtere Haltung überwiesen.Jetzt sieht man erste positive Auswir-kungen . Die wichtigste wurde gesternvon Stadtrat Nigg und seinen Mitar-beitern vorgestellt : Statt eine Mutter-sau in einem engen, mit Stangen abge-trennten Bereich zu halten, in dem siesich kaum bewegen konnte, hat manjetzt in einem Stall, der viel Licht her-einlässt, eine ganze Reihe von Abfer-kelbuchten nach der Idee des Tier-forschers und Agronomie-IngenieursHans Schmid (Urdorf) gebaut.Für diese tiergerecht gestalteten Ein-heiten braucht es zwar mehr Platz,dafür haben die Schweine etwas mehrBewegungsfreiheit und sogar eine ArtNest, wie sie Glas in der freien Naturselber bauen würden . Was noch fehlt,sind einige Installationen, mit denensich die Tiere - welche ein sehr vielfäl-tiges Verhaltensrepertoire zeigen,wenn man sie nicht in Kästen ein-sperrt - beschäftigen könnten . Die in-telligenten Tiere sind nämlich sehrgerne tätig, wenn man ihnen nur dieMöglichkeit dazu gibt.

Forschungen an der Hochschule

Angeregt zur Entwicklung solch tier-freundlicher Abferkelbuchten wurdeSchmid durch Forschungen spezielldes Ethologen Alexander Stolba, dievon der Universität Zürich angeregtund zum Teil vom Nationalfonds fi-nanziert worden waren . In einem grös-

seren Gelände in der Nähe von Edin-burgh hatte Stolba nachgewiesen,dass auch Hausschweine nach kurzerZeit ihr naturliches Verhalten wieder-finden, für ihre Nachkommenschaftein Nest bauen und selber dafür sor-gen, dass die Ferkel nicht erdrücktwerden . Die neue Methode soll übri-gens wirtschaftlich nicht weniger in-teressant sein als die alte Art.Ein Augenschein im neuen Stall mitangebautem Auslauf zeigte denn auchmuntere, neugierige Schweinchen undzufrieden grunzende Muttersauen,welche sich durch die Besucher nichtstören liessen ; bei in ein Gitter einge-pferchten Sauen hingegen wäre eini-ges an Stressreaktionen zu erwartengewesen.

Noch einiges zu verbessern

Auf der andern Seite taten einem danndie grösseren Schweine leid, die nochnach altem Muster - aber immer nochgemäss den Tierschutzvorschriften -gehalten werden. Zum Teil lagen sie

relativ dicht beieinander auf einemRiesenhaufen von Stroh und Kot ; zumTeil standen und lagen sie zwischenmassiven Eisengittern und knabbertenmangels anderer Betätigungsmöglich-keit an Wasserhahnen herum . Da wärenoch einiges zu verbessern, und Stadt-rat Nigg wie auch Hans Stierli - nachdem Abgang von Hans-Peter Bran-denburger interimistischer Leiter imJuchhof - versprachen, sobald wiemöglich, voraussichtlich im kommen-den Jahr, auch hier für eine tierge-rechtere Haltung zu sorgen.Nicht nur auf dem Juchhof, sondernauch auf den 27 weiteren im Besitz derStadt liegenden Bauernhöfen inner-halb und ausserhalb der Stadtgrenzensoll das neue Denken Eingang finden.Nach den Worten von Martin Koller,Chefadjunkt im Gesundheits- undWirtschaftsamt, stehen die Pächterdiesen neuen Ideen aufgeschlossen ge-genüber . Die Stadt wird die baulichenVoraussetzungen schaffen, damit nachden Prinzipien der «kontrollierten

Freilandhaltunge produziert werdenkann . Wenn die Landwirte noch stren-geren Auflagen Folge leisten wollen,haben sie an die Investitionen einenAnteil beizutragen . Die Pächter seieninteressiert daran, natur- und tierge-recht zu produzieren, schon darum,um die in Aussicht gestellten Bundes-subventionen zu erhalten. «Der Zu-stand heute ist übrigens gar nicht soarchaisch, wie man meint, erklärteKoller.

Sogar Erwin Kessler überrascht

Erwin Kessler, nimmermüder An-prangerer von wenig tiergerechterHaltung, zeigte sich überrascht überden positiven Gesinnungswandel beimJuchhof . Er kritisierte zwar, der heu-tige Zustand werde immer noch be-schönigt, aber die Absichtserklärun-gen für substantielle Verbesserungenseien für ihn sehr erfreulich.Tatsächlich sollen in zwei bis dreiJahren alle städtischen Bauernbetriebesoweit saniert sein, dass man sichpunkto Tierhaltung nichts mehr vor-werfen lassen muss . Die Investitionensind allerdings hoch.Für die Verbesserungen zugunsten ei-ner tiergerechteren Haltung alleinbrauchte man nur etwa eine MillionFranken, doch stehen in der Regelgleich weitere Sanierungsmassnah-men an . Es wird dann am Gemeinde-rat liegen, ob er die Gelder bewilligtoder angesichts der leeren Stadtkassenoch etwas hinausschiebt . Nachdemdas Parlament aber dem Stadtrat mitseinen Vorstössen bereits Beine ge-macht hat, ist wohl nicht zu erwarten,dass es die Realisierung jetzt auf dielange Bank schiebt.

Erdbeeren und bald auch Erbsenzum Selberpflücken

Weiter machten Nigg und seine Mitar-beiter darauf aufmerksam, dass jetztdie Erdbeerzeit beginnt. Auf Schlie-remer Boden besitzt die Stadt bereitsein grosses Feld, das mit Erdbeerenbestückt ist. In den letzten Tagen sinddie ersten Früchte reif geworden, sodass man jetzt froh wäre, die Pflückerstellten sich in Scharen ein. An beson-ders guten Tagen sind es 300 bis 400Frauen, Männer und Kinder, die sichhier zu günstigem Preis gütlich tun.Letztes Jahr fanden rund 25 000 Kiloder roten Früchte den Weg auf dieDessertschalen oder ins Konfitüren-glas sowie - das ist erlaubt - gleich inden Mund.Damit angefangen hat man vor 15 Jah-ren, seit allem Anfang zusammen mitdem Erdbeerspezialisten Peter Schwab.Neu hat man jetzt auch einen rechten«Blätz» mit Erbsen angebaut ; diesedürften in zehn Tagen zum Pflückenreif sein . Das Interesse der Käufer-schaft sei gross, war zu hören ; das Ver-suchsfeld war letztes Jahr jedenfallsim Nu abgeerntet.

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VgT

St . Galler Tagblatt 10 .5.94:

«Im Tierschutz muss man Klartext reden»Kontroverse um Schweineställe im Oberrheintal : zuständige Behörden sprechen von verbesserter Situation

Diese zu engen Kastenstände sind aus dem Schweinestall an der Lüchinger Rietstrasse entferntworden. Trotzdem gebe es in diesem Stall noch viel zu tun, bis alle Vorschriften eingehalten wür-den, sagt Tierschützer Erwin Kessler . Der Besitzer und der Kantonstierarzt sind anderer Meinung.

In Sachen Tierschutz müsseman Klartext reden, meint derSt .Galler Kantonstierarzt,sonst erreiche man nichts.Konkret bekommen dies nundie Schweine eines I.üchingerStalles zu spüren . Nachdemder Halter gebüsst worden war,wurden die Bedingungen ver-bessert . Tierschützer ErwinKessler sagt, dass aber die Be-stimmungen des Tierschutzge-setzes noch immer nicht einge-halten würden.

• MEINRAD GSCHWEND«In der letzten Zeit musstenvermehrt Untersuchungenwegen Vernachlässigung vonNutztieren und wegen Ver-stössen gegen die Tierschutz-vorschriften geführt werden»,sagt Fredi Büchel vom Ober-rheintaler Bezirksamt . EineUntersuchung betraf denSchweinestall an der Riet-strasse in Lüchingen . DieserStall hatte zusammen mit ei-nem Stall in Marbach vor ei-nem halben Jahr für Schlag-zeilen gesorgt Idas «Tagblatt»berichtete darüber) . Der be-kannte Tierschützer ErwinKessler hatte darauf hingewie-sen, dass in diesen beidenStällen eine ganze Reihe vonTierschutzvorschriften nichteingehalten wurden.

Druck war nötigtatsächlich seien in Lüchin-

gen einzelne Stiegen überbe-legt gewesen, es habe zuwenigLicht gehabt, upd vor allemdie Beschäftigungsmöglich-keiten seien mangelhaft gewe-sen, wie Fredi Büchel bestä-tigt . Für diese Verstösse gegendie Vorschriften wurde derTierhalter gebüsst . Gleichzei-tig erhielt er Auflagen für eineVerbesserung . «Erst nach ei-nem rechten Druck liess sichder Tierhalter überzeugen,dass zünftig Stroh einzusetzenist, sagt Kantonstierarzt Tho-mas Giger . Der gebüsste Tier-halter Josef Hangartner betontgegenüber dem «Tagblatt», erhalte sich nun an die Vor-schriften. Der Kantonstierarzträumt ein, dass jedenfalls beider Kontrolle vor drei Wochennichts zu beanstanden gewe-sen sei . Das Gehöft - Erwin

Kessler sprach an der Medi-enorientierung vor einem hal-ben Jahr von einem «baufälli-gen Schuppen» - sehe zwartatsächlich alles andere alsschön aus, doch sei dies jaauch nicht verboten, meint derKantonstierarzt.

«Nicht genug getan»Auch Erwin Kessler sagt,

dass einiges verbessert wor-den sei . Obschon jedoch die zuengen Kastenstände entferntworden seien, lebten die Tierenoch immer im Düstern, unddie Beschäftigungsmöglich-keiten fehlten weiterhin . DieStrohraufen seien so montiert,dass die Tiere das Stroh garnicht richtig herausnehmenkönnen . «So etwas muss der

Tierschutzbeauftragte einerGemeinde doch merken», em-pört sich Kessler, der die Stal-lungen in Lüchingen offenbarmehrmals heimlich besuchthat.

«Tarif bekanntgeben»Mit diesem Vorwurf spricht

der Präsident des Vereins ge-gen Tierfabriken ein zentralesProblem bei der Umsetzungder Tierschutzvorschriften an.Weil für den Vollzug die Ge-meinden zuständig sind undderen Tierschutzbeauftragtedie Tierhaller oft persönlichkennen, hapert es manchmalmit dem Vollzug . Mit dem zu-ständigen Beamten der Ge-meinde Altstätten, sagt Kan-tonstierarzt Giger, habe man

inzwischen «ein paar Sachenangeschaut»; der Tierschutz-beauftragte «weiss nun, wieder Tarif ist». Schliesslich seies wichtig, dass der Tarif auchwirklich bekanntgegebenwerde und notfalls richtig ein-schreite. «Denn wenn man imTierschutz nicht Klartext re-det, erreicht man nichts»,führt Thomas Giger aus.

Verbesserungen angestrebtMan versuche, den einzel-

nen Fällen nachzugehen, dochhundertprozentig erfüllbarseien die'Tierschutzvorschrif-ten nicht, meint AltstättensGemeindammann Josef Sig-ner . Dcx :h man sei bei vielenStällen nahe dran, die Vor-schriften zu erfüllen . Gleich-

zeitig sagt Signer, dass es aus-ser dem besagten Stall in Lü-chingen noch andere Ställe ge-be, wo auf eine Verbesserunghingewirkt werde.

«Ungeheure Sauerei»Was das zweite «besonders

schlimme Beispiel» (ErwinKesslerl betrifft, nämlichden Marbacher Stall vonRoland Knöpfet, blieb eineUntersuchung durch das Be-zirksamt aus . «Vor zwei Jah-ren fand eine Kontrolle statt;damals war alles in Ord-nung» . sagt der Kantonstier-arzt . Kessler spricht in die-sem Zusammenhang von ei-ner «ungeheuren Sauerei. diealles andere in den Schattenstelle . «Die Tiere liegen in ih-rer eigenen Gülle drin und ha-ben fast kein Licht», erklärtder Tierschützer . Der Marba-cher TierschutzbeauftragteBernhard Fässler erklärt, ersei in Knöpfels Stall seit demMedienwirbel im letzten Jahrmehrmals dort gewesen undhabe Verbesserungen ver-langt . Roland Knüpfel habesich gegenüber den Verbesse-rungen positiv eingestellt ge-zeigt . Mit regelmässigen Kon-trollen solle nun dafür ge-schaut werden, dass die Auf-lagen auch wirklich eingehal-ten würden.

Alle Ställe kontrollierenDie Kontroverse um die bei-

den Ställe scheint allerdingsnoch nicht beendet . Trotz derAuflagen und Verbesserungensind nach Auffassung ErwinKesslers die Vorschriften nichterfüllt . Vor allem von den Be-hörden verlangt er. dass dieVorschriften strenger durch-gesetzt werden und mehrNachkontrollen erfolgen - undzwar nicht nur in den beidengenannten Ställen, sondernüberall . «Denn die beiden Stäl-le von Marbach und Lüchin-gen», sagt der Tierschützer,«sind bei weitem nicht die ein-zigen, sondern stehen stellver-tretend für viele Ställe, in de-nen ebenfalls eine Missach-tung der Vorschriften und vorallem auch eine grosse Ver-drec:kung der Tiere feststellbarist.»

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Klage gegen unlautereFleischwerbung

Erwin KesslerArn 9. Mai 1994 habe ich beim Han-delsgericht des Kantons Bern namensdes VgT folgende Klage gegen dieGenossenschaft für Schlachtvieh- undFleischversorgung (GSF), Bern, we-genUnlauterem Wettbewerb eingereicht(hier gekürzt wiedergegeben):

Rechtsbegehren:

Es sei der Beklagten zu verbieten.Fleisch als gesundes und/oder unent-behrliches Lebensmittel anzupreisen,insbesondere:

1 . ihren Werbeprospekt „Fleisch-Genuss, der in Schuss hält” sowie ihrePublikation „Das Lehrbuch – Wissens-wertes über das Nahrungsmittel Fleisch– schmackhaft serviert” weiter zu ver-breiten

2 . in Werbetexten oder sonstwiesinngemäss zu behaupten:

a) Fleisch sei ein unv erzichtbarer Teilder menschlichen Ernährung

b) tierisches Eiweiss weise eine höhe-re biologische Wertigkeit auf alspflanzliches

c) tierisches Eiweiss sollte einen Drit-tel des menschlichen Bedarfes decken

ci) Fleisch sei ein Vollweit-

Lebensmit-tel

3 . die helle Kalbfleischfarbe als Merk-mal für jung geschlachtete Kälber oderals besonderes Qualitätsmerkmal zu be-zeichnen

4 . zu behaupten, Fleisch der Marken, .Gourmet-mit-Herz", „Agri-Natura”,. .Migros-Sano" komme aus artgerech-ter bzw tiergerechter Tierhaltung.

Begründung:Gemäss dem Bundesgesetz gegen denunlauteren Wettbewerb (UWG) Arti-kel 3 Buchst b liegt unlauterer Wetthe-

werb auch dann vor, wenn jemanddurch unrichtige oder irreführendeAngaben über Waren Dritte begün-stigt . Diese Situation ist hier gegeben:die Beklagte, eine Genossenschaft.welche zwar nicht selbst Fleisch ver-marktet, sich jedoch im Interesse sei-ner Genossenschafter (Viehhandel,Metzger . Fleischfabrikanten, Grossver-teiler) Werbekampagnen für die Ware„Schweizer Fleisch” durchführt undsich dabei – wie im folgenden belegtwird – unwahrer und täuschenderWarenbeschreibungen bedient . Im üb-rigen läge es gemäss UWG Art 13 a(Beweisumkehr) an der GSF, ihre Be-hauptungen im vorliegenden Verfah-ren zu beweisen . Die folgenden Fak-ten zeigen, dass das nicht möglich ist,weil die Behauptungen unwahr sind.

Die GSF vertreibt einen farbigen Wer-be-Prospekt im Format A4 mit demTitel „Fleisch-Genuss der in Schusshält”, der mit dem Werbesignet„Schweizer Fleisch” versehen ist.Dieser Prospekt ist Teil einer umfang-reichen, landesweiten Werbekampagnefür „Schweizer Fleisch” mit einem jähr-lichen Werbebudget von 2 .5 Millio-nen Franken.

Die folgenden Angaben in den inkri-minierten Werbeschriften täuschen dieKonsumenten über den gesundheitli-chen Wert von Fleisch:

a) „Fleisch ist seit Millionen von Jah-ren ein unverzichtbarer Teil dermenschlichen Ernährung . „Die erstenMenschen wussten zwar noch nichtsvon seinem hohen Eiweiss- undMineralstoffgehalt, aber sie erkanntenschnell, dass Fleisch nährt, stärkt undgut schmeckt .”

Es ist nicht zutreffend, dass die er-sten Menschen Fleisch assen.Beweis : Seiler (vgl Quellenverzeich-nis).In dieser vom Chefarzt der Privatkli-nik Bircher-Benner verfassten Schrift(Seiler, Seite 9 bis 44) wird belegt,warum Fleisch nicht die ursprüngli-

ehe, artgemässe Nahrung des Men-schen darstellt, dass Fleischnahrungvielmehr nur zur Eroberung klimatischungünstiger Lebensräume notwendigwar – auf Kosten der Gesundheit . FürEskimos zum Beispiel stellt tierischeNahrung eine optimale Anpassung anihren Lebensraum dar, die sie aber miteiner stark reduzierten Lebenserwar-tung bezahlen . Als sich die alt-steinzeitlichen Menschen mit zuneh-mender tierischer Nahrung an die kli-matischen Bedingungen anpassenmussten, traten bereits die erstenernährungsbedingten Zivilisations-krankheiten auf, welche heute entspre-chend dem üblich gewordenen hohenFleischkonsum einen Höhepunkt er-reicht haben. Trotz einer kostspieligenmedizinischen Versorgung der Bevöl-kerung wie sie nie zuvor in der Ge-schichte erreicht wurde, nehmen dieernährungsbedingten Zivilisations-krankheiten weiter zu . Die heutige hoheLebenserwartun g in den westlichenLändern beruht auf der stark zurück-gegangenen Säuglingssterblichkeit undder weitgehenden Ausrottung von In-fektionskrankheiten (Epidemien) durchverbesserte Hygiene. Menschen, dieheute 30 Jahre alt sind, haben dagegenkeine höhere Lebenserwartung als frü-her, vorallem aber sind sie wenigergesund (Robhins, vgl Quellen-verzeichnis).

Ganz generell haben Völker mit ve-getarischer Ernährung eine hohe,solche mit hohem Fleischkonsumeine niedrige Lebenserwartung(Robbins, Seite 154).

Es ist unzutreffend, dass Fleisch einunverzichtbarer Teil der menschli-chen Ernährung sei . Der Mensch kannsich problemlos und bedeutend gesün-der ohne Fleisch ernähren (Seiler, vglQuellenverzeichnis) . Prof Dr med Fe-lix Gutzwiller, Direktor des Institutesfür Sozial- und Präventivmedizin derUniversität Zürich schreibt zur fleisch-losen Ernährungsweise : „Vielmehrsind es . . . nicht zuletzt gesundheitlicheÜberlegungen, die veranlassen auf den

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Konsum von Fleisch zu verzichten.Werden dabei weiterhin Milch . Milch-produkte und Eier konsumiert, kanneine solche Ernährungsform aus medi-zinischer Sicht nur unterstützt werden . ..

Die fleischlose Ernährung bringt alsogenau diejenigen Veränderungen, dieErnährungswissenschaftler schon lan-ge fordern . Vegetarier sind auch tat-sächlich schlanker und gesünder underkranken weniger an Zivilisations-krankheiten.

Seiler zitiert mehrere wissenschaftli-che Untersuchungen, welche über-einstimmend belegen : Eine ausgewo-gene ovolaktovegetabile Ernährungführt zu keinerlei Mangelerschei-nungen oder Gesundheitsstörungen.Fleisch ist deshalb kein unverzichtba-rer Teil der menschlichen Ernährun ,L',wie der inkriminierte Werbeprospektin irreführender Weise behauptet . Vgldazu auch die Broschüre „Studien mitVegetariern”, die zu den Akten gege-ben wird.

Die Schweizerische Rhenrnaliga rät inihrem Faltprospekt „Rheuma vorbeu-gen – Die Ernährung des Rheuma-kranken”:„'Täglich auf den Tisch gehören fri-sches Obst . Salat und Gemüse, Voll-kornprodukte, Milch und Milchpro-dukte” . Vom angeblich 'unverzicht-baren Fleisch' ist nich die Rede, dieseswird lediglich in geringen Mengen vonfettarmen Sorten toleriert.Ausdrücklich empfohlen wird dage-gen, die ovo-Iaktovegetabile Kostvermehrt zu berücksichtigen und:„Seien Sie zurückhaltend mit Zuk-ker und Süssigkeiten, mit alkoholischenGetränken und Fleisch.”

Dass Fleischnahrung nicht stärkt, son-dern im Gegenteil die körperliche Lei-stungsfähigkeit reduziert zeigen ver-gleichende Untersuchungen (Robbins,Seite 156 bis 158).

Schweizerische Vereinigung für Ernäh-rung. Heft 61 . Seite 55:Auf der Speisetafel des klassischenolympischen Athleten in ilellas wa-ren gekochte und gebratene Speisensowie kalte Getränke verpönt. Fei-gen, Käse und Weizenbrot waren dieGrundlagen der Ernährung .

Es ist darum nicht wahr, dass – wieim inkriminierten Text behauptetwird – Fleisch stärkt . Wer dieses alteMärchen trotz allen gegenteiligen Be-weisen immer noch für wahr hält, solleinmal versuchen, die Arbeit einesOchsen. Kamels oder Pferdes – allesVegetarier – einem Fleischfresser wieTiger oder Hund aufzubürden . Diegrössten und stärksten Tiere der Weltsind reine Vegetarier : Gorilla . Nashorn,Elefant etc . Auch unter den Weltbe-sten Sportlern und Olympiasiegernsind Vegetarier vertreten (Robbins,Seite 158 bis 163 / Soya-Zitig Nr 25 –3/1993).

h) „Tierisches Eiweiss weist im allge-meinen eine höhere biologische Wer-tigkeit auf als pflanzliches und solltedeshalb einen Drittel des menschlichenBedarfs decken .”

Auch diese Angaben sind objektiv-wis-senschaftlich falsch.Beweis:- Seiler, insbesondere Seite 67 bis 73und die dort zitierten wissenschaftli-chen Quellen.

- Rheumalige : Die SchweizerischeRheumaliga schreibt : „PflanzlichesEiweiss ist so gut wie tierisches,Getreideprodukte zB sind eine guteQuelle dafür.”- Schweizerische Vereinigung für Er-nährung: „Ernährung und Gesundheitin der Schweiz – Erkenntnisse undSchlussfolgerungen aus dem DrittenSchweizerischen Ernährungsbericht”,1994:So werden . . . . Fleisch, Fleischwarenusw fälschlicherweise als besonderswertvoll angesehen . . . Das Schwerge-wicht einer gesunden Ernährung liegtauf pflanzlichen Lebensmitteln undMilchprodukten . Fleisch, Fleischwa-ren, Fisch, Eier und Käse gelten alsBeilagen und sind massvoll zu verzeh-ren . . . Ein höherer Energiebedarf solltemöglichst mit grösseren Mengen anGetreide . Kartoffeln, Hülsenfrüchtenund Gemüse gedeckt werden und nichtmit fetthaltigen tierischen Lebensmit-teln.

Die inkriminierten Behauptung sindraffiniert in den Kontext über Fleischeingebettet . womit dem Leser sugge-riert wird, er müsse seinen Eiweiss-bedarf zu einem Drittel mit Fleisch

(lecken – eine gesundheitlich ver-hängnisvolle Suggestion, denn tieri-sches Eiweiss kann – wenn schon –gesünder über Milchprodukte auf-genommen werden! Dass Milch einenaturgemässere menschliche Nah-rung darstellt als Fleisch, zeigt sichauch daran, dass sie gerne im rohen,natürlichen Zustand konsumiertwird, während Fleisch zuerst durchKochen, Würzen und Verarbeitendenaturiert werden muss, um denangeborenen Abneigungsinstinkt zuüberlisten.

c)enthält unentbehrliche Fett-säuren . . .".

Damit wird die oben herausgestriche-ne unwahre Unentbehrlichkeit vonFleisch erneut in irreführender Weisebetont, als ob ohne Fleisch die Gefahrvon Mangelerscheinungen bestünde.Tierische Fette sind reich an den ge-sundheitlich bedenklichen „gesättig-ten Fettsäuren” . Diese verursachenzu hohe Blutf'ettwerte – ein Haupt-risikofaktor für Herz-Kreislauf-krankheiten ( Herzinfarkt, Schlagan-fall), Todesursache jedes zweitenSchweizers. Dies trifft immer mehrauch junge Leute (SchweizerischeVereinigung Jür Ernährung, Heft 67:„Ernährung und Herz-Kreislaufkrank-heilen").

Die Schweizrische Vereinigung fürErnährung warnt (Sempach/.Iacob/Schär% vgl Literaturverzeichnis):Die ungünstige Fettsäurenzusam-mensetzung tierischer Fette (gesät-tigte Fette) und der FettbegleitstoffCholesterin sind Risikofaktoren fürHerz- und Kreislaufkrankheiten.Fleischwaren weisen meistens aucheinen hohen Anteil an Purinen auf,die als Vorstufe der Harnsäusre –hei entsprechender Veranlagung –zu Gicht führen können .”

d) „Deshalb ist Fleisch im echten Sinnein Vollwert-Lebensmittel .”

Diese Behauptung ist besonders hin-terlistig, weil damit Fleisch fälschli-cherweise als wichtiger Bestandteilder Vollwerternährung ausgegebenwird . Mit dem Begriff „Vollweit-Le-bensmittel” sind in der Ernährungsleh-re und in der Volksmeinung nicht-de-

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naturierte, vorwiegend im biologischenLandbau erzeugte ovolaktovegetahileNahrungsmittel wie Vollkornbrot undVollkornschrot, Gemüse und Früchte,Rohkost, allenfalls noch biologischeRohmilch und Freilandeier gemeint,sicher aher kein Fleisch . Die 100jähri-ge Erfahrung der Bircher-Benner-Kli-nik beweist den gesundheitlichen, hei-lenden Wert einer Vollwertkost-Diät –ohne Fleisch (Seiler, Seite 75 ff).

Die Deutsche Gesellschaft für Ernäh-rung schreibt:Mit der nach C.Leitzmann definiertenVollwert-Ernährung ist bei sorgfälti-ger Nahrungsauswahl eine bedarfs-deckende Ernährung zu erreichen . DieErnährungsvorschläge der Voliwert-Ernährung decken sich in vielen Punk-ten mit den Empfehlungen der DGE:Bevorzugung von Vollkornprodukten;erhöhter Konsum an Gemüse, Salatenund Obst : Reduzierung des Fleisch-konsums, . . ..

Koerher/MännleiLeit:inann, Seite 43:Das Prinzip der Vollwert-Ernährungist der Verzehr vorwiegend vegetabi-ler Kost in höchstmöglichem biologi-schen Wertzustand . . . : Vorwiegendovo-lacto-vegetabile Kost, Lebensmit-tel möglichst aus kontrollierter, biolo-gischer (ökologischer) Landwirt-schaft . . ..

Im Buch „Das grosse Buch der Voll-wert-Küche”, herausgegeben von derZeitschrift „Schöner essen” im Nau-mann und Göbel Verlag . Köln, wird„Vollwertkost” auf Seite 6 wie folgtdefiniert:Vollwertkost ist keine Diät, sonderneine Kostform, die Sie ohne zeitlicheBegrenzung durchführen können . InIhren Einkaufskorb dürfen Sie allespacken, was frisch ist : Obst, Gemüse,Kräuter und Kartoffeln . Dazu Milchund Milchprodukte . Käse, Eier, Butterund kaltgepresstes Pflanzenöl . FernerGetreide und Getreideprodukte . soweitsie aus dem ganzen Korn hergestelltwurden, also ganz besonders Vollkorn-brot . Fleisch und Fisch sind in der Voll-wertkost nicht etwa verboten . Aber tie-risches Eiweiss spielt in der Vollwert-kost eine untergeordnete Rolle undkommt selten auf den Tisch.In dieser gemässigten Definition vonVollwertkost – in vielen Koch- undErnährungs-Büchern wird Vollwert-

kost als rein vegetarisch verstanden –wird sehr wenig Fleisch toleriert, nichtempfohlen . Die gegenteilige Behaup-tung in der inkriminierten Werbungfür Fleisch, stellt eine Täuschung derKonsumenten dar über den wahrenWert der Handelsware 'Fleisch', of-fensichtlich mit dem Ziel, den Umsatzzu fördern . Dem Fleisch als Nahrungs-mittel wird eine nicht vorhandene ge-sundheitliche Qualität zugeschrieben.Nicht eine reichhaltige chemischeZusammensetzung, welche dieFleischlobby am Fleisch lobt, machtein Lebensmittel zum „Vollwert-Le-bensmittel”, ebensow enig wie zB einechemisch zwar vollständige, jedochdurch chemisch-physikalische Ver-arbeitung abgetötete und denaturier-te „Astronautennahrung” aus derTube oder in Pillenform . Ernährungist ehen mehr als Chemie . Fleisch ge-hört nicht zu den Vollwert-Lebensmit-tel, weil es höchstens in sehr geringenMengen als biologisch artgemässesLebensmittel für die menschliche Er-nährung geeignet ist und wenn über-haupt, dann sicher nicht in der übli-chen einseitigen Auswahl und denatu-rierenden Aufbereitung. WährendRaubtiere vorallenm die Innereien be-vorzugen und frisch und roh verspei-sen. wird für die menschliche Ernäh-rung das Fleisch zuerst tagelang abge-hangen und dann gekocht, damit esüberhaupt geniessbar wird . Dadurchund durch das übliche starke würzenwird die dem Menschen angeboreneAbneigung gegen Fleischnahrung über-listet . Dass der Mensch die angebore-ne Abneigung gegen Fleisch mit ande-ren vegetarischen Säugetieren teilt, istleicht zu erkennen : man offeriere ein-mal einem hungrigen Kind ein frischesblutiges Stück Fleisch! Lieber wird esweiter hungern, als da hineinzubeis-sen. Auf jeden Fall wird es frischeFrüchte, Nüsse und andere natürliche,vegetahile Nahrungsmittel entschiedenbevorzugen.

Die Qualifizierung von Fleisch als„Vollwert-Lebensmittel” im inkrimi-nierten Werbe-Prospekt stellt einegeradezu gesundheitsgefährdendeIrreführung dar, weil dadurch Men-schen, die aus gesundheitlichenGründen oder auf ärztliches Anra-ten eine Vollwert-Diät benötigen,getäuscht werden .

Die inkriminierten Werbeschriften er-wecken generell den objektiv falschenEindruck, Fleisch-Nahrung sei gesundund für eine gesunde Ernährung unent-behrlich . Wissenschaftliche Tatsacheist jedoch : Vegetarier leben längerund gesünder und sterben selteneran Herz-Kreislauf-Erkrankungenund Krebs . Das ist die Schluss-folgerung einer prospekiven epide-miologischen Studie des DeutschenKrebsforschungsinstitutes in Heidel-berg. (Seiler, Seite 62 ff).

Grundsätzlich zum gleichen Schlusskommt die berühmte Vegetarier-Studie des Bundesgesundheitsamtesin Berlin (Beilage 5) . In dieser Unter-suchung wurden im sogenannten.,matched pair"-Verfahren Vegetariermit gesundheits- und ernährungs-bewussten Fleischessern verglichen.Die Vegetarier zeigten günstigereWerte bezüglich Blutdruck, Körper-gewicht, Krankheitshäutigkeit undanderen medizinischen Gesundheits-indikatoren . Eine Reihe weiterer wis-senschaftlicher Untersuchungen ausder ganzen Welt bestätigen diesen Be-funde . Es sei hier nur noch die Polyar-thritis-Studie der Universität Oslo ausdem Jahr 1991 erwähnt (Seiler, Seite58)

Bemerkenswert ist, dass diese neuerenwissenschaftlichen Erkenntnisse über-einstimmen mit der langjährigen prak-tischen Erfahrung diätetisch arbeiten-der Arzte und Kliniken wie der Bircher-Benner-Klinik (Seiler. Seite 75 fft

e) „Das Fleisch junger Tiere, die sichvon Muttermilch ernähren, hat einenhellen Ton. Mit zunehmendem Alterund veränderter Fütterung wird dasFleisch dunkler . Kalbfleisch ist hell-rosa .”

Mit den Schlüsselwörtern „junge Tie-re” und „Muttermilch” wird suggeriert,Kalbfleisch stamme von sehr jungenTieren, die erst Muttermilch trinken.Tatsache ist . dass Kälber früher sehrviel jünger, bei einem Lebendgewichtvon ca 50 kg geschlachtet wurden.Damals waren die Kälber wirklich nochMilch-Babys. Heute werden die Käl-her all gemein bis zu einem Alter von 5bis 6 Monaten und einem Gewicht von

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250 kg ausgemästet . Um den Konsu-menten trotzdem Baby-Fleisch vorzu-täuschen, wird mit verschiedenen tier-quälerischen Tricks versucht, dasFleisch hellrosa zu halten : das in die-sem Alter wichtige Rauhfutter wirdihnen vorenthalten . Sie erhalten ledig-lich Stroh, an dem sie zum Zeitvertreibetwas herumbeissen können, dieses je-doch weit weniger wirklich fressen alsartgemässes Rauhfutter wie Heu oderGras . Die einseitige Ernährung mit sogMilchaustauscher – einer industriellhergestellten Mischung aus Milchpul-ver, Schlachtfett (von toten Artgenos-sen!) und diversen mysteriösen Zusät-zen wie künstliche „Fleischaufheller”– bewirkt eine künstliche Anämie(Eisenmangel, Blutarmut), also kran-ke Tiere. Es ist nur soviel Eisen imMilchaustauscher vorgeschrieben, dassdas Fleisch noch nicht rötlich wird.Durch Einsperren in enge Kälberboxenwird verhindert, dass die Tiere Eisen-teile erreichen und belecken können.Durch den Mangel an geeignetemRauhfutter kann sich das Wiederkauennicht richtig entwickeln – ein schwe-rer Eingriff in die gesunde Entwick-lung der Tiere, das von den Mästernhingenommen werden kann, weil dieTiere jung geschlachtet werden, bevorsich wirtschaftlich negative schwereKrankheitszustände einstellen. DieFachliteratur ist übereinstimmend derMeinung, dass auf diese Weise hellgehaltenes Fleisch nicht schmackhaf-ter ist – eher im Gegenteil . Mit dieserganzen Tierquälerei wird nur ein ein-ziges Ziel verfolgt : das teure Kalb-fleisch soll sich rein farblich deutlichvom wesentlich billigeren Rindfleischunterscheiden . Eine dem Konsumen-ten nützliche Qualitätsverbesserung istmit dieser tierquälerischen Gewohn-heit in keiner Weise verbunden . Mitden Angaben über die Fleischfarbeim inkriminierten Prospekt werdendie Konsumenten gezielt massiv ge-täuscht : sie sollen glauben, dass diehelle Farbe eine Garantie für beson-ders zartes Fleisch von ganz jungen'fieren, die noch mit „Muttermilch”gefüttert werden, sei . Verschwiegenwird die grobe Tierquälerei, welchesich hinter der einseitigen Fütterungmit Milchaustauscher und demkünstlich hell gehaltenen Kalbfleischverbirgt . Mit dieser falschen Waren-beschreibung wird der Konsument

dazu bewogen, diese Massen-tierquälerei und die damit verbun-denen Gewinne der Fleischindustrieunwissend zu finanzieren . Ein (;ros-steil der Konsumenten wünscht heu-te Fleisch von artgerecht gehaltenenTieren. I)er inkriminierte Werbe-prospekt täuscht die Konsumentenmit falschen Angaben über die tier-quälerische Ursache der hellenFleischfarbe hinweg.

Die Beklagte gibt auch ein Lehrbuchfür Schulen heraus: „Das Lehrbuch –Wissenswertes über das Nahrungsmit-tel Fleisch – schmackhaft serviert”.Dieses ist „für den Unterricht an denOberstufen (7 .-9 . Schuljahr) der ver-schiedenen Schultypen bestimmt” (zi-tiert aus der Einführung) . Auch diesesWerk enthält unwahre oder irreführen-de Angaben über die HandelswareFleisch:

a) Auf Blatt „1 Ergänzende Informa-tionen” wird behauptet : „TierischeProteine sind generell hochwertigerals pflanzliche .” Diese schon obenunter 3 .1 b als irreführend aufgezeigteAnpreisung, mit welcher bei den Kon-sumenten die Vorstellung gewecktwerden soll . Fleisch sei ein besonderswertvolles Nahrungsmittel, wird im in-kriminierten Buch mit einer den Laienirreführenden Definition der „biologi-schen Wertigkeit” gerechtfertigt : diemengenmässige Umsetzung von Nah-rungseiweiss in Körpereiweiss . In un-serer generell an Ubergewicht undUberernährung und nicht an men-genmässigem Nahrungsmangel lei-denden Gesellschaft ist es irrefüh-rend, den Wert eines Nahrungsmit-tels rein quantitativ verstehen zuwollen . Ein I)urchschnittskonsumentversteht heute ohne Zweifel Wert-Angaben über ein Lebensmittel alsgesundheitlichen Wert, während einnur quantitativ höherer Nährwertals nachteilig gilt . Eine hohe Umset-zung von Nahrungsmittel-Fett- und -Eiweiss in Körpergewicht giltallgemein geradezu als gesundheitlichunerwünscht . Mit dem Zusatz „bio-logische” Wertigkeit wird Fleisch intäuschender Absicht suggestiv in dieNähe von biologischen Lebensmittelim Sinne von gesund, schadstoffarmund umweltfreundlich gerückt, wasjeglicher objektiv-wissenschaftlichen

Grundlage entbehrt.

b) Auf Blatt „2 Fleischwirtschaft”, hin-terste Seite, wird behauptet : „Fleischist eines der ältesten und biologischwertvollsten Nahrungsmittel .” Obenunter 3 .1 wurde belegt, das Fleischweder eines der „ältesten” noch der„wertvollsten” Nahrungsmittel ist:Die ursprüngliche und damit ältestewie auch die artgerechte und damitwertvollste Nahrung des Menschensind pflanzlichen Ursprungs (Früchte,Samen, Körner etc).

Der Direktor des Institutes für Sozial-und Präventivmedizin der UniversitätZürich, Prof Dr med Felix Gutzwiller,schrieb unter dem Titel „Leben Vege-tarier gesünder?” in der Zeitschrift derHelvetia Krankenkasse Nr 1/1994 aufSeite 24:Eine fleischlose Ernährungsweise wirdwohl kaum nur aus dem Grunde ge-wählt, weil sie billiger ist . Vielmehrsind es ethische, ökologische und nichtzuletzt gesundheitliche Überlegungen,die veranlassen, auf den Konsum vonFleisch zu verzichten . Werden dabeiweiterhin Milch, Milchprodukte(Quark, Käse, Joghurt) und Eier kon-sumiert, kann eine solche Ernährungs-form aus medizinischer Sicht nur un-terstützt werden.Die in den 80er Jahren gross angelegteBerliner Vegetarierstudie zeigt näm-lich, dass Vegetarier mehr Kohlenhy-drate und Nahrungsfasern, aber weni-ger Fett, Eiweiss und Kalorien zu sichnehmen . Die fleischlose Ernährungbringt also genau diejenige Verände-rung, die Ernährungswissenschaftlerschon lange fordern . Vegetarier sindauch tatsächlich schlanker und gesün-der und erkranken weniger an Zivilisa-tionskrankheiten . Zudem haben sietiefere Blutcholesterinwerte und es cm-wickeln sich entgegen allen Vermu-tungen keine Mangelerkrankungen.Sie müssen nun nicht Fleisch vom gan-zen Menüplan streichen . Ab und zuein fleischloser Tag wird aber IhrerGesundheit sicher nur zuträglich sein.

c) Auf Blatt „3 .1 Blatt 1”, Seite 3, wirdbehauptet . ein Kalb sei „ein weibli-ches oder männliches schlachtreifesTier” im „Alter bis 3 Monate” . Tat-sächlich aber beträgt das in der Schweizübliche Schlachtalter für Kälber 5 bis

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schaft für Ernährung”6 Monate. Wie schon im inkriminier-ten Werbeprospekt wird hier in wahr-heitswidriger Weise Kalbfleisch alsFleisch von besonders jungen Tierenvorgetäuscht.

d) Im Teil „5 Ergänzende Informatio-nen” auf Seite 3 und 4, werden in un-wahrer, täuschender Weise die Fleisch-marken „Gourmet-mit-Herz'•,„Agri-Natura” und „ Migros-Sann”als „tiergerecht”, „aus artgerechterHaltung” qualifiziert . Alle dreiMarkenprogramm basieren auf ähnli-chen Tierhaltungsrichtlinien . Im Ent-scheid des Bezirksgerichtes Zürichvom 5 . März 1992 in Sachen „Gour-met-mit-Herz AG” gegen „Verein ge-gen Tierfabriken” ist festgehalten, dassdie Gourmet-mit-Herz-Tierhaltungnicht als artgerecht bezeichnet wer-den kann. Vor BezirksanwaltschaftZürich ist zur Zeit eine Klage des VgTgegen die Gourmet-mit-Herz AGhängig wegen Unlauterem Wettbe-werb, da auf vielen ihrer Betriebe nichteinmal die ungenügenden, minimalis-tischen Tierhaltungsvorschriften die-ser Fleischmarke eingehalten werden.

Insgesamt täuscht der inkriminierteWerbeprospekt die Konsumentenüber den Nutzen bzw die Gefährlich-keit der Ware „Fleisch” im Sinnevon UWG Artikel 3 Buchstabe i . Mitden unwahren Angaben über denGesunheitswert von Fleisch wirddem verbreiteten übermässigenFleischkonsum und damit einerGesundheitsschädigung der Konsu-menten sowie der Kostenexplosionim Gesundheitswesen Vorschub ge-leistet . Die Erklärungen zur Kalb-fleischfarbe sind massiv irreführend.Es handelt sich um einen besondersschwerwiegenden Fall von Unlaute-rem Wettbewerb.

Mit freundlichen Grüssennamens und im Auftrag des

Vereins gegen Tierfabrikensig Dr Erwin Kessler

Literaturverzeichnis

Deutsche Gesellschaft für Ernährung,in : Ernährungs-Umschau 34(1987)Heft 9 : .,Vollweit-Ernährung – EineStellungnahme der Deutschen Gesell-

Koerher/Männle/Leitzmann : „Voll-wert-Ernährung, Karl Haug VerlagHeidelberg

Rohhins, John : „Diet for a newAmerica”, Stillpoint Puhlishing

SchweizerischeRlreuunalige : MerkblattNr D 106 „Rheuma vorbeugen – DieErnährung des Rheumakranken”

Schweizerische Vereinigung für Ernäh-rung. Heft 61 : „Ernährung – Fitness –Sport”

Offener Brief von Erwin Kessler, na-mens des VgT, an die Redaktion „Land-freund” , Nordring 4, 3001 Bern

Zu Ihrem Geflügelhaltungsbeitrag„Kuriose Personen” im Landfreund18/94:Was fällt Ihnen ein, das Schnabel-coupieren bei Hühnern und das Ab-decken von Fenstern zu propagieren!?Das sind Symptomhekämpfungs-massnahmen für schlechte, tierquäle-rische Massentierhaltung . Diese reak-tionäre, agro-technokratische Gesin-nung lässt sich offenbar noch nichteinmal in der Landwirtschaftspresseausrotten, geschweige denn in der Pra-xis . Die einheimische Landwirtschaftgräbt sich damit langsam aber sicherihr eigenes Grab . Tierquäler-Produktekann der Konsument nämlich billigeraus dem Ausland beziehen . Dabei kön-nen erst noch Subventions-Milliardenaus Steuergeldern eingespart werden,mit denen jetzt immer noch Tier- undUmweltschänder unterstützt werden.Lange werden die Konsumenten undSteuerzahler dieses Trauerspiel sicher

Schweizerische Vereinigung für Ernäh-rung, Heft 67 : „Ernährung und Herz-Kreislaulkrankheiten”

Seiler, Dr med, Hanspeter Seiler : Nah-rung als Heilmittel – Heilung durchNahrungsmittel, Schriftenreihe der Pri-vatklinik Bircher-Benner

Sempach/Jacoh/Schär : „Bewusst es-sen”, herausgegeben von der Schwei-zerischen Vereinigung für Ernährung,1993

nicht mehr mitmachen. Früher oderspäter wird es zu einer Volkisinitiativezur vollständigen Abschaffung derAgrar-Subventionen kommen, wennjetzt nicht endlich ernst gemacht wirdmit einer tier- und umweltfreundlichenLandwirtschaft . Diese Zuspitzung istsehr bedauerlich, wäre doch eine tier-und umweltfreundliche einheimischeLandwirtschaft eine kulturelle Berei-cherung

Wieviel wedelt doch so ein Hundden Tag über! Wenn man bedenkt,dass jedes Wedeln eine heitereund wohlwollende Empfindungausdrückt, wenn man dann beob-achtet, wie oft ein Hund wedelt:Wieviel Herzensfreude, wievielMenschenliebe, Güte zieht alsoden liehen langen Tag durch soeine Hundeseele! Auch wievielHumor, denn das Wedeln ist jaauch Surrogat für Lachen.

Friedrich Theodor Vischer

Ist eine Volksinitiativezur Abschaffung allerAgrar-Subventionen

nicht mehr aufzuhalten?

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Club der einenfreundePräsidentin :

Erna Franz, Bahnhofstr 256, 3262 Suberg, Tel . 032 89 21 16Vizepräsident + Redaktion Tierschutz-Nachrichten:

Dr. Erwin Kessler, 9546 Tuttwil, , Tel . 054 51 23 77, Fax 054 51 23 62Mitgliederverwaltung :

Corin Krumm, 9546 Tuttwil, Tel . 054 51 18 29.Rattenvermittlung/Ferienplätze : Alexandra Tobler, Baselmattweg 205, 4123 Allschwil, Tel . 061 481 67 61

Mitgliederbeitrag 45 Fr ., inkl . Abonnement Tierschutz-Nachrichten (Jugendliche 25 Fr .),Postcheckkonto 85-6857-4Leih-Videos über Ratten erhältlich bei der VgT-Videothek (Susanne Schweizer) Tel 01 720 85 83

Narkosebei Ratten

(EK) Weil viele Tierärzte wenig von

Ratten und deren kunstgerechter Nar-kose verstehen, sammelt der Verein

der Rattenfreunde Deutschlands heiseinen Mitgliedern Erfahrungsberich-te über die Narkose hei Operationen.

Eine gute Idee — wir wollen uns daranbeteiligen . Im folgenden ein von Vere-

na Grünig zur Verfügung gestelltenBericht . Dieser zeigt, welche Angaben

darin enthalten sein sollen und dientgleichzeitig als Hilfe für Ratten-uner-

fahrene Tierärzte:Ratte:Alter: 4 Monate, Geschlecht : m, Ge-wicht : 230 g . Fellfarbe: grau.

Datum und Uhrzeit der Operation:11 .5 .94, 830 Uhr gebracht. 1200 Uhr

abgeholt . Art der Operation : Kastrati-on, Körperteil : Hoden, Voroperationen:nein, Vorerkrankungen : nein.Verlauf der Operation:Art und Menge des Narkosemittels:100 mg Ketamin / 15 mg Xylazin / 0 .2mg Atropin . 3/4 der Menge zuerst, Restwenn nötig . Dauer der Operation : 15min. Massnahmen während der Ope-ration : Au gensalbe.

Mich der Operation:Heimtransport : 5 min, Art des Trans-ports : im Käfig, Wärmezufuhr : zuge-deckt.Aufwachphase:

Dauer der Narkosephase : ? (um 12 Uhrholte ich sie . 13 Uhr Erwachen), Ver-halten nach dem Aufwachen : Unru-

hig, torkelnd, die erste Nacht „schnat-terte” sie viel (Schmerz als Ursache?),nach 1 .5 Tagen wollte sie wieder aufden Arm. nach 2 Tagen sprang sie

schon wieder die Treppe hoch. Rattehat wieder gefressen : 3 .5 Stunden nachdem Aufwachen. Massnahmen umdem Tier zu helfen (Streicheln, wär-

men, evtl isolieren von anderen Tierenuws): Sprechen, Streicheln, Beobach-ten. Wärmen, Spezielle Krankenhost(zuerst von den Fingern schlecken las-sen) .

(EK : Alexandra Tohler)Fremde Ratten älter als 6 Wochen

sind unverträglich und können nur un-ter grossen Schwierigkeiten aneinan-

der gewöhnt werden (für Anfängernicht zu empfehlen) . Wenn schon, dannsoll diese Angewöhnung an einem für

beide Ratten neuen, unbekannten Ort

Ei fnlgi Mis .ver folt' der OperatiorriNar-kose: Falls das Tier gestorben ist, ist es

an den Folgen von Operation/Narkosegestorben? : - . Wie lange nach der Ope-ration lebte das Tier noch'? : — Tage/Stunden/Minuten. Was ist in der Zwi-schenzeit passiert (ist die Ratte noch

einmal aufgewacht, war sie apathisch,hatte sie noch Reflexe)?:

erfolgen . Diese Unverträglichkeit gilt

nicht für andersgeschlechtliche Ratten:Männchen und Weibchen akzeptiereneinander sofort . falls aber nicht ka-striert, droht Bevölkerungsexplosion.Krebskranke Ratten können einan-der und Menschen nicht anstecken.

Praktische Tips zurRatten-Haltung

Clubfreunde mit ihren Lieblrrn?o

ocr Eröffnung der Rattenausstellung imNaturhistorischen Museum Fnbcü,g am 20. Mai 94.

18

8/94 Tierschutz Nachrichten

Page 19: Nr. 8, August 1994 Tierschutz Nachrichten · Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Schaff-hauser Nachrichten. Die TN in Gross-autlage sind allerdings sehr kostspie-lig. Wir hoffen weiterhin

Meine Ansicht ist, dass wir,die für die Schonung derTiere eintreten, ganz demFleischgenuss entsagen.und auch gegen ihn reden.

Albert Schweitzer (1875-1965 i

Schweizerische Vereinigung für

VegetarismusInformationsstelle : Vegi-Büro Schweiz, Postfach, 9466 Sennwald,

Tel . : 081 / 757 15 86, Fax : 081 / 757 28 19PC-Konto : 90-21299-7

Jugendabteilung : schweizer reformjugend (srj), Infos beim Vegi-BüroPräsident :

Renato Pichler, Postfach, 9466 Sennwald

GV-EinladungAm Samstag den 3 . September 1994findet die Generalversammlung derSVV statt.Programm:

13 :00 bis 14 .45 Treffen im Vegi-Büroin Sennwald, gegenseitiges Kennen-lernen. Besichtigung des Büros.15:00 Beginn der GVTraktanden (provisorisch):—Jahresbericht—Kassabericht— Überarbeitung der Statuten— Diversesca. 16:00 Zvieri (vegan), gemütlichesBeisammensein . Diskussion über dieZukunft der SVV: (Aktionen, Wer-bung, Strategie . . . .).Wer möchte, kann bis am Sonntag blei-

ben.Sonntag : ab 8:30 bei schönem Wetter:Wanderung.Es ist auch möglich nur am Sonntagzur Wanderung zu kommen und dabeiandere Vegetarier kennen zu lernen.Auskunft über Durchführung ab Sams-tag 18:00 unter Tel . 081 / 757 15 86.

Anmeldung bis 30 . August 94.

Zugverbindung :an :

ab:Basel

10 :49Aarau

11 :26Zürich HB

11 :53

12 :10Sargans

13 :13

14 :00Salez-Sennw . 14 :25

14 :29Sennwald Post 14 :34 (mit Postauto)

Bauernhof

StandaktionenAh Herbst 94 wird die SVV vermehrtin die Öffentlichkeit treten, um mög-lichst vielen Menschen die Vorteileeiner vegetarischen Lebensweise nä-her zu bringen.Melden Sie sich bitte beim Vegi-Büro,wenn Sie einen Stand in Ihrer Regionorganisieren möchten oder hei einerbereits organisierten Standaktion mit-helfen könnten . Auch wenn Sie nochnie so etwas gemacht haben, wird esauch für Sie. dank der Unterstützungdes Vegi-Büros, möglich sein mitzu-machen . Rufen Sie unverbindlich an,falls Sie daran interessiert sind, aktivetwas für den Vegetarismus zu tun:Tel: 081 / 757 15 86, Fax : 757 28 19.Die Termine der nächsten organisier-ten Standaktionen werden laufend inder TN publiziert (sofern noch Helfergesucht).

-- y----

n" Vegi-Büro undSW-Sekretariat

1~1t

vonPostauto vom~Bahnhof Sallez.Senmvald 4

t Rn dxung Buchs SG

Postautohaltestelle

PTTSennwald

Ich melde mich für die GVbzw. Wanderung vom

1 3./4 . Sept. 94 an:

q komme nur zur GV

q komme nur zur Wanderung am1

Sonntag und nehme Picknick mit

1 q komme am Samstag und am1

Sonntag . . (Fr . 30 .-)

1 q Ich nehme einen Schlafsack mit.

Name:

1 Strasse:

Plz/Ort:

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ..

Tel .:

Bis spätestens 30 . August einsen-I den an: Vegi-Büro . 9466 Sennwald

Tierschutz Nachrichten 8/94

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Page 20: Nr. 8, August 1994 Tierschutz Nachrichten · Tagblatt, Thurgauer Zeitung, Schaff-hauser Nachrichten. Die TN in Gross-autlage sind allerdings sehr kostspie-lig. Wir hoffen weiterhin

AZB9546 Tuttwil

PP/JOURNALCH-9546 Tuttwil

Adressänderungen bitte melden an : Dr . Erwin Kessler, 9546 Tuttwil

Wie korrupt ist dieBundesverwaltung?

3CDCO

1— CDCD

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CD

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Erwin Kessler

Dass in den Bundesämtern für Land-wirtschaft und für Veterinärwesen lau-fend – gelinde gesagt – Merkwürdigesvor sich geht, in krassem Gegensatz zuden populären Werbesprüchen der Lan-desväter, ist nicht neu . Drei typischeBeispiele : Das Bundesamt für Veteri-närwesen hebt mit seinen Richtlinienkurzerhand das Tierschutzgesetz auf,und der frühere Direktor des Bundes-amtes für Landwirtschaft behaupteteauf Radio DRS 1, es sei nicht nötig,dass die Hausfrauen die verschiede-nen Marken-Labels für Fleisch aus art-gerechter Tierhaltung unterscheidenkönnen, denn die gesamte Tierhaltungin der Schweiz sei ohnehin schon tier-gerecht . Sein Nachfolger . DirektorBurger, doppelte mit weiterem Unsinn

nach: Kühe seien keine sozialen Tiere.Mit diesem Schwachsinn wollte er ver-mutlich die grausame Einzelhaltung derKälber und der lebenslänglich ange-bundenen Kühe – von Natur aus soziallebende Herdentiere – rechtfertigen.Nun hat Michel Pellaux, VizedirektorBundesamt für Landwirtschaft, mit ei-nem Statement in der Coop-Zeitungvom 12 .5 .94 den Vogel abgeschossen:Es sei schon gut, dass Coop die Bio-Produkte fördere . Er hoffe aber sehr.dass Coop weiterhin auch diejenigenBauern unterstütze, die mit Gift undBrutalität die Tiere und die Umweltvergewaltigen. Pellaux hat das natür-lich etwas diplomatischer ausgedrückt,aber im zitierten Sinn . Der Verdachtauf Korruption durch die Agro-Mafialiegt nahe .