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NR. 16 | DEZEMBER 2017 PNN.DE/WIRTSCHAFTSBEILAGE Brandenburgs Starkoch Ob Hollywood-Prominenz oder Kühltheke: Qualität auf dem Teller ist für Ronny Pietzner nicht verhandelbar START-UP Auf digitaler Schnitzeljagd mit Espoto aus Potsdam HANDWERK Nachfolger gesucht: Warum Brandenburg neue Meister braucht WIRTSCHAFT Im Fokus Im Fokus EINZELHANDEL IN POTSDAM & BRANDENBURG

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NR. 16 | DEZEMBER 2017PNN.DE/WIRTSCHAFTSBEILAGE

BrandenburgsStarkoch

Ob Hollywood-Prominenz oder Kühltheke: Qualität aufdem Teller ist für Ronny Pietzner nicht verhandelbar

START-UPAuf digitaler

Schnitzeljagd mitEspoto aus Potsdam

HANDWERKNachfolger gesucht:Warum BrandenburgneueMeister braucht

WIRTSCHAFTIm FokusIm Fokus

EINZELHANDELIN POTSDAM &BRANDENBURG

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LIEBE LESERIN,LIEBER LESER,

der Countdown läuft, in zwei Wochen istHeiligabend und dawird eine Frage immerdringlicher:Wer soll was bekommen? Längstgehört auf der Suche nach dempassendenGeschenk der Blick ins Internet für viele dazu.WasOnline-Händler wie Amazon und Liefer-dienste wie Hermes jubeln lässt, treibt denkleinen Einzelhändler in der Einkaufstraßeauf demLande zur Verzweiflung. Doch ganzso aussichtslos ist deren Lage nicht,meinenExperten.Welche Perspektiven sich für gutsortierte Fachgeschäfte vor Ort bieten undwarum für das boomende Potsdam dergroße Nachbar Berlin Fluch und Segen

zu gleich ist, lesen Siein dieser Ausgabe.

Eine spannendeLektüre wünschtIhnen

RUBRIKEN31 | DAS WORT HAT ...Björn Fromm, Präsident desHandelsverbandes Berlin-Brandenburg

34 | GUTE IDEEIntegration per App

34 | KALENDER

HANDWERK28 |MEHRMEISTER BRAUCHT DAS LANDGeprüft und bestanden: Vier junge Meisterüber ihre Pläne für die Zukunft

ANALYSE26 | STILLSTAND IM STALL?Nach dem Volksbegehren: Was Brandenburggegen die Massentierhaltung unternimmt

MACHER20 | CHEFTRAINER MIT SUPPENKELLEVom »kleinen Rüpel« zum Meistermacher:Brandenburgs Starkoch Ronny Pietzner

START-UP32 | GRUPPENSPASS AM HANDYAuf Schnitzeljagd mit Espoto aus PotsdamIM FOKUS

4 | KAUFHAUS VS. COMPUTEREine Branche, zwei Gesichter:der Einzelhandel in Brandenburg

8 | ZUM SHOPPEN ZUM NACHBARNWachsende Kaufkraft auf Abwegen: WarumBerlin für Potsdam ein Problem ist

12 | AUF LAGEROnline-Handel: Jobs am laufenden Band

16 | DER GLÄSERNE KUNDEWIRTSCHAFTSINFORMATIKER KEY POUSTTCHIÜBER SHOPPENMIT DEMSMARTPHONEUNDDENGESTEUERTENBEDARF

IhrMatthias Matern,Ressortleiter Potsdam/Potsdam-MittelmarkFO

TOSAndreasKlaer(2)COVERSebastianGabsch

POTSDAMER WIRTSCHAFT | NR. 16

INHALT

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4 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

FOKUS

brandenburgischen Einzelhandel 2016 im Ver-gleich zum Vorjahr erneut – wenn auch nur um0,4 Prozent. Demnach waren 91.604 Branden-burger im Einzelhandel beschäftigt.

ZUGPFERD IN BEIDEN STATISTIKEN ist seit Jah-ren der Online-Handel. Hier stiegen die Umsät-ze 2016 abermals zweistellig, und zwar um 12,5Prozent. Auch bei den Beschäftigtenzahlen warder Zuwachs mit 5,6 Prozent deutlich über demDurchschnitt. Ritter sieht darin ein gutes Signal.»Arbeitsplätze im Online-Handel verdrängennicht die im stationären Handel«, stellt sie fest.Gesamtzahlen beschreiben allerdings nur

unzureichend die Veränderungen in einemsolch heterogenen Wirtschaftszweig wie demEinzelhandel. Da wären zunächst die einzelnenSparten.Während Internet- und Versandhandelsowie Sport- und Spielwaren Umsatzsteigerun-gen vermelden, geht der Umsatz bei Nahrungs-mitteln und Textilien zurück. Außerdem ist dieWertschöpfung in Brandenburg sehr unter-schiedlich verteilt.Während der Einzelhandel inPotsdam und dem Berliner Speckgürtel von derüberdurchschnittlichen Kaufkraft der Bewohnerund Touristen profitiert, können sich Standorte

LEEREINNENSTÄDTE,VOLLE KASSEN

Der EINZELHANDEL in Brandenburg steigert Jahr für Jahr seinenUmsatz. Doch das Wachstum ist ungleich verteilt. In kleinen und

mittleren Städten droht die Versorgung wegzubrechen

TEXT Martin Anton

FOTOSPeerGrim

m/dpa,PatrickPleul/dpa,

E igentlich sieht es gut aus. Zumindest,wenn man den Zahlen glaubt. Denn lautStatistik wächst der Einzelhandel in Bran-

denburg beständig. Schaut man jedoch genauerhin, sieht man die großen Herausforderungen,denen die Branche gegenübersteht.Zunächst die guten Nachrichten: In den ver-

gangenen sechs Jahren konnte der Einzelhandelin Brandenburg jeweils einen Zuwachs beim re-alen Umsatz verbuchen. So stieg etwa der Ge-samtumsatz des märkischen Einzelhandels lautHandelsverband Berlin-Brandenburg (HBB) 2016imVergleich zumVorjahr um 1,7 Prozent auf 7,95Milliarden Euro. Ausgenommen von dieser Er-hebung sind üblicherweise KfZ-Handel, Tank-stellen, Brennstoffhandel und Apotheken. Damitliegt Brandenburg etwa auf Bundesdurchschnitt.Und auch für die ersten zwei Quartale 2017 siehtes gut aus. ZumHalbjahr verzeichnete das Lan-desamt für Statistik eine reale Umsatzsteigerungvon 2,6 Prozent. Und so sagt auch Erika Ritter,Leiterin des Landesfachbereichs Handel bei derDienstleistungsgewerkschaft Verdi Berlin-Bran-denburg: »Die Lage ist gar nicht so schlecht.«Das gilt auch für die Beschäftigung. Denn lautStatistikamt stieg die Zahl der Beschäftigten im

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imNorden und Süden Brandenburgs nur schwerbehaupten.Dazu passt auch, dass die Gewerbeanmel-

dungen seit drei Jahren rückläufig sind. ImDurchschnitt verschwinden in jedem Jahr mehrGewerbe als neue entstehen. Das heißt im Um-kehrschluss, dass die steigenden Umsätze vonimmer weniger Händlern gemacht werden. Diebrandenburgische Eigenart, dass hier – vor allemim ländlichen Raum – großflächige Einzelhänd-ler imDiscountbereich dominieren, könnte sichalso in den kommenden Jahren noch verstärken.HBB-Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Peter-

sen sieht vor allem in den so genannten Mittel-städten, also Städtenmit Einwohnerzahlen zwi-schen 20000 und 100000, Probleme. »Wir habenin allen Toplagen sinkende Kundenfrequenzen«,sagt er. Dadurch werde es immer schwerer, vorOrt dieMischung imAngebot des Einzelhandelsaufrecht zu erhalten. Die aber sei nötig, um dieKunden zu binden und sie davon abzuhalten,zum Einkauf in die großen Städte zu fahren.»Es gibt viele Städte, da kann der Handel

seine urbanitätsstiftende Wirkung nicht mehrentfalten«, sagt Busch-Petersen. In den Innen-

städten sei dann nicht mehr viellos. Die Versorgung im ländli-chen Raum sicherzustellen seieine große Herausforderung,so Busch-Petersen. Ein Problemseien die »demografischen Wande-rungseffekte«. Das andere der Online-Handel.Denn trotz des wachsenden Beitrags

zum Gesamtumsatz der Branche stelltder Internet- und Versandhandel eineKonkurrenz für den stationären Handel,sprich die Geschäfte in den Innenstädtendar. HBB-Geschäftsführer Busch-Petersenspricht von einer »völligen Neustrukturierung«des Wirtschaftszweigs.Das haben diemeisten Einzelhändler erkannt.

Laut einer Studie des Ibi Research Instituts derUniversität Regensburg und den deutschen In-dustrie- und Handelskammern aus diesem Jahrgehen 89 Prozent der Händler in Deutschlanddavon aus, dass digitale Innovationen ein Um-denken im Einzelhandel verlangen. In der Um-setzung hapert es allerdings noch etwas. Nur33 Prozent der Händler betreiben einen

der märkischenEinzelhändler habenlaut einer Studie eineneigenen Online-Shop

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6 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

FOKUS

eigenen Online-Shop. In Brandenburg sind eslaut Studie sogar nur 29 Prozent. Zehn Prozentvertreiben ihre Waren über Ebay, drei Prozentüber Amazon.Immerhin 52 Prozent kommunizieren mit ih-

ren Kunden inzwischen via Facebook. Die Kom-bination aus stationärem und digitalemVerkauf,das sogenannteMulti- oder Omni-Channel-Mo-dell, betreiben in Brandenburg in verschiedenenAusprägungen bereits etwa 28 Prozent der Ein-zelhändler. Das ergibt insofern Sinn, als dass60 Prozent von ihnen davon ausgehen, dass diestationäre Ladenfläche in Zukunft kleiner wer-den wird und die Rolle einer »Showfläche« fürdie Produkte übernehmen wird. Als Grund fürmangelndes Engagement bei der Digitalisierung

gaben mehr als die Hälfte der befragten märki-schen Einzelhändler fehlende zeitliche Ressour-cen an. Zweitwichtigster Hinderungsgrund ist»rechtliche Unsicherheit« noch vor den zu ho-hen Investitionskosten. Dies führt dazu, dass nur21 Betriebe sich gut oder sehr gut für die Heraus-forderungen der Digitalisierung gerüstet sehen.HBB-Geschäftsführer Busch-Petersen hat

Verständnis für die Schwierigkeiten der Ein-zelhändler. Auch sein Verband fordert mehrRechtssicherheit für die Händler, etwa beimAngebot vonWLAN-Netzen. Auch die ungenü-gende Breitbandversorgung ist nach wie vor inTeilen Brandenburgs ein Hindernis. Für die 45Prozent der brandenburgischen Einzelhändler,die bei der Ibi-Studie angaben, überhaupt kei-ne Digitalisierungsstrategie zu verfolgen, siehtBusch-Petersen allerdings wenig Chancen. »DasBudget dafür hat jeder«, ist er sich sicher. »Wermeint, er kommt nicht dazu, weil er keine Zeithat«, fügt er hinzu, »kann gleich aufhören«.

ZU EINEM ERFOLGREICHEN Umbau gehört daspassende Personal.Wie viele anderen Branchenhat auch der Einzelhandel momentan Problemequalifizierten Nachwuchs zu finden. Die Zahlder Ausbildungsplätze im Brandenburger Ein-zelhandel ist seit 2013 rückläufig. Daswiegt umsoschwerer, als dass viele Händlermangelnde Soft-ware- und Programmierkenntnisse beklagen.Verdi-Fachbereichsleiterin Ritter sieht die

Veränderungen im Handel derzeit noch gelas-sen. Die Gewerkschaft fordert zwar seit Langem,dass die Mitarbeiter im Internet- und Versand-handel als Einzelhandelsbeschäftigte bezahltwerden. Doch auch Verdi stellt sich darauf ein,die Bewertungsmaßstäbe für Arbeit im Handelanzupassen. Die Entgeltstrukturen im aktuellenTarifvertrag würden aus einer Zeit stammen,»als der Supermarkt gerade erst erfunden«wurde, so Ritter. Für denWettbewerb fände siees allerdings wichtig, dass es Alternativen zumOnline-Giganten Amazon gibt.Und der Einzelhandel auf dem Brandenbur-

ger Land? Busch-Petersen vom HBB sieht diePolitik in der Pflicht. »Unser Wirtschaftszweigkennt keine Subventionen«, sagt er. Das müsseman auf Dauer hinterfragen. Ähnlich wie dieLandwirtschaft, die einen Kulturraum erhalte,erfülle auch der Handel eine gesellschaftlicheFunktion, indem er das urbane Leben pflege.»Die öffentlich Hand muss helfen«, sagt derHandelsverbandgeschäftsführer. Sonst braucheniemand »hinterher jammern, wo die ganzenkleinen Läden geblieben sind«.

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg - Umsatz- & Beschäftigung im Handel und Kraftfahrzeuggewerbeim Land Brandenburg 2016, G/1-j/16

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■ Vollzeit (Online-Handel) ■ Teilzeit (Online-Handel) ■ Beschäftigung insg. (Online-Handel)■ Vollzeit (Handel) ■ Teilzeit (Handel) ■ Beschäftigung insg. (Handel)

BESCHÄFTIGTE AUSGEWÄHLTER BEREICHE DES HANDELSIM LAND BRANDENBURG SEIT 2011

REALER UMSATZ DES HANDELS IM LAND BRANDENBURG SEIT 2011

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg - Umsatz- & Beschäftigung im Handel und Kraftfahrzeuggewerbeim Land Brandenburg 2016, G/1-j/16

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GRAFIKChristianRenner(2)

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8 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

FOKUS

IM SCHATTENBERLINSDas Potenzial POTSDAMS als Einzelhandelsstandortist exzellent, sagen Experten. Doch allzu oft zieht esKunden noch in die nahe Bundeshauptstadt

TEXT Peer Straube

R amschläden neben leerstehenden Ge-schäften, dazu ein Kaufhaus mit zuge-klebten Fenstern, dessen Zukunft in den

Sternen steht – es ist gerade mal 15 Jahre her,da bot Potsdams wichtigste Einkaufsmeile, dieBrandenburger Straße, weitgehend einen eherjämmerlichen Anblick. Kaum besser sah es inden Bahnhofspassagen aus. Das Angebot in demvon vielen Potsdamern ohnehin als überdimen-sioniert empfundenenKlotz war eher karg – zumSchutz der Innenstadt erlassene Sortimentsbe-schränkungen verhinderten die Ansiedlung at-traktiver Geschäfte, die etwaMode, Schuhe oderSpielwaren anboten.Wer kurz nach der Jahrtau-sendwende einkaufenwollte, der fuhr ins Stern-Center oder gleich nach Berlin.Dieses Bild hat sich gewandelt. Seit das 1995

ausgebrannteHorten-Kaufhaus 2005 alsKarstadt-Warenhaus wiedereröffnet hat, ist es mit Pots-dams Innenstadt-Einkaufsstraße stetig bergaufgegangen. Die Bahnhofspassagen florieren nachder Lockerung der Beschränkungen ebenfallsund sind neben der Brandenburger Straße zu FO

TORonnyBudweth

Noch vor rund 15 Jahren sahes auf Potsdams Flaniermeile,der Brandenburger Straße, ehertraurig aus. Heute ist das Bild einganz anderes: Die Straße floriert,die Anziehungskraft ist groß.

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einem zweiten Innenstadt-Magneten geworden.Potsdams rasantes Wachstum, da sind sich alleExperten einig, hat auch denHandel in der Lan-deshauptstadt beflügelt. Knapp eine MilliardeEuro setzte die Branche in der Landeshauptstadtzuletzt jährlich um. Bei der Kauf-kraft hat Potsdam in den letztenJahren dank des ungebremsten Zu-zugs, vor allem vonGutverdienern,kräftig zugelegt: Knapp 970 Milli-onen Euro betrug die sogenannteeinzelhandelsrelevante Kaufkraft– also jene Summe, die den Pots-damern nach Abzug von Ausgabenwie Miete, Krediten, Reisen oderDienstleistungen netto für dasShopping zur Verfügung steht – imvergangenen Jahr. Seit 2011 stieg dieKaufkraft damit um fast ein Drit-tel, wie aus einer Studie des Beratungsunter-nehmens Cima hervorgeht, das im Auftrag derLandesarbeitsgemeinschaft der Industrie- undHandelskammern (IHK) Brandenburgs, desHandelsverbandes Berlin-Brandenburg sowieder Landesregierung erarbeitet wurde.

Mehr als die Hälfte dieser Summe gaben diePotsdamer für Dinge des täglichen Bedarfs aus,also Lebensmittel, Drogerieartikel, Medikamen-te, Schreibwaren, Zeitungen und Bücher. Wei-tere 290 Millionen Euro entfallen statistisch

auf sogenannte zentrenrelevanteSortimente wie Kleidung, Schuhe,Spielwaren, Elektronik oder Haus-haltsartikel. Für die restlichen rund128 Millionen Euro wurden Möbelangeschafft, in Baumärkten einge-kauft oder Autozubehör besorgt.Insgesamt gab es 2016 laut der Stu-die 1037 Einzelhandelsbetriebe inPotsdam, die Verkaufsfläche ver-größerte sich binnen fünf Jahrenauf knapp 290000 Quadratmeter– ein Plus von fast 18 Prozent.KeinWunder also, dass der Satz

»Potsdams Entwicklung im Handel ist gut« beiallen fällt, die man fragt – bei der städtischenWirtschaftsförderung ebenso wie bei der IHKund der AG Innenstadt, demDachverband der inder barocken Altstadt ansässigenHändler. Alleseitel Sonnenschein also? Eher nicht.

»DIEZUKUNFT

DES HANDELSIN POTSDAMSEHE ICH

SUPERPOSITIV«

MANFRED GERDESChef AG Innenstadt

124,8ERREICHT POTSDAMlediglich bei der soge-nannten Modezentrali-tät. Dieser wichtige Wertspiegelt das Verhältniszwischen dem im Mode-und Schuhhandel einerStadt erzielten Umsatzund den Ausgaben ihrerEinwohner für solcheWaren. Der deutschland-weite Durchschnitt fürStädte vergleichbarerGröße liegt bei 246,6.

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10 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

FOKUS

FOTOSAndreasKlaer(2)

Denn blickt man auf die spezifischen Besonder-heiten Potsdams, ergibt sich ein differenzierte-res Bild. Dass Potsdams Rahmenbedingungenexzellent sind, steht außer Frage und in prak-tisch jedem Handelsgutachten: WachsendeKaufkraft, niedrige Arbeitslosigkeit, steigendeTouristenzahlen. Allerdings, und auch das stehtin jeder Expertise, leidet Potsdams Handel vorallem unter der Nähe zu Berlin. Auf rund 200Millionen Euro etwa schätzt etwa eine Studie derFirma MB Research die Kaufkraftabwanderungin diesem Jahr – und das, obwohl Potsdam aufder anderen Seite auch eine ganzeMenge Kauf-kraft aus dem Umland, vor allem aus Potsdam-Mittelmark, abzieht. Ein guter Teil davon entfälltallerdings nicht auf die Innenstadt, sondern aufdas Stern-Center, das zusätzlich zuMittelmark-Kunden auch Einkäufer aus dem Berliner Süd-westen anlockt.

Dennoch seien die Berliner Handelsan-gebote eine »massive Konkurrenz« fürPotsdam, sagt IHK-HandelsreferentMalte Gräve. In Angebotsgrößeund -vielfalt werde die Bundes-hauptstadt dem Potsdamer Ein-zelhandel »auf absehbare Zeitüberlegen bleiben«. Dennochbiete die Nähe zu Berlin auchChancen. Abgesehen vielleicht von

derWilmersdorfer Straße gebe es dortkeine Einkaufsstraßen, die Fußgängerzonen

sind. Dort könne Potsdam ansetzen. So siehtman es auch in der Händlergemeinschaft derAG Innenstadt. Die Berliner entdeckten Pots-dam zunehmend als Shoppingziel, sagt AG-ChefManfred Gerdes. »Weil hier das Flair stimmt.«

In Berlin gebe es schlicht keine architektonischattraktiven Einkaufsmeilen wie die Brandenbur-ger Straße. »Da guckt man nur in Schaufenster.«Potsdams kleinteilige Struktur sei ein Pfund,mit dem man wuchern könne. Hie fänden dieKunden hochwertige, spezialisierte Geschäfte,in denen man in Ruhe, ohne Hektik einkaufenkönne, sagt Gerdes.

AUCH POTSDAMS Chefwirtschaftsförderer Ste-fan Frerichs glaubt an die Zugkraft des Barocks.Viele Besucher seien überrascht, dass es auchabseits der Brandenburger, etwa in den Innen-höfen und den Seitenstraßen, so viel zu entde-cken gebe. Zudem stimme der Mix auch qua-litativ, weil es viele inhabergeführte Geschäftemit besonderen Angeboten gebe, so Frerichs.Daher sei er bei der Forderung nach baulichenVeränderungen – um größere Ladenflächen zuschaffen – auch eher zurückhaltend, sagte Fre-richs. Bei der IHK sieht man das anders. Grä-ve plädiert für eine behutsame Lockerung desDenkmalschutzes, um Verkaufsflächen, etwadurch häuserübergreifende Zusammenlegungvon Läden, leichter vergrößern zu können. Nurso gewinne man »frequenzbringende Ketten«wie Zara oder Peek & Cloppenburg. Das Poten-zial der Innenstadt sei »noch nicht einmal an-nähernd gehoben«, sagt Gräve.Dafür bedürfe es aber – und da sind sich Grä-

ve, Frerichs undGerdes einig – einer Ausweitungder Sonntagsöffnung. Das juristisch anfälligeLandesgesetz, gegen dessen Anwendung in Pots-dam die Gewerkschaft Verdi mehrfach erfolg-reich geklagt hatte, müsse ersetzt werden. DieForderung: Festgelegt werden soll einemaximale

Rund eine Milliarde Eurosetzt der Einzelhandelin Potsdam jährlich um.Statistisch gesehenentfallen davon etwa290 Millionen Euro aufsogenannte zentren-relevante Sortimentewie Kleidung, Schuhe,Spielwaren, Elektronikoder Haushaltsgeräte.

Verkaufsfläche ist inPotsdam innerhalbvon fünf Jahrendazugekommen.

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Anzahl von verkaufsoffenen Sonntagen, die dannaber nicht mehr wie jetzt an besondere Anlässegekoppelt sein dürften. Brandenburg erlaubt dasShopping an bis zu sechs Sonntagen – in Berlinsind es zehn. »Ein enormer Wettbewerbsnach-teil«, sagt Gerdes.Klar ist: Der Schutz des Innenstadthandels

genießt höchste Priorität. Ein drittes großes Ein-kaufszentrum neben dem Stern-Center und denBahnhofspassagen werde es nicht geben, stellteFrerichs klar. Angestrebt werde aber eine bes-sere Versorgung der nördlichen Ortsteile mitLebensmittelmärkten – ein Bereich, in demPotsdam nach Einschätzung von IHK und Han-delsverband schon jetzt sehr gut aufgestellt ist.Der vielleicht größte Unsicherheitsfaktor ist

der Online-Handel.Wie viel Kaufkraft der Stadtdadurch verloren geht, wird von keiner Studieerfasst. Gerdes glaubt trotzdem daran, dass derstationäre Handel im Wettbewerb bestehenkann. Das Erlebnis, ein gutes Produkt in einemschönenGeschäft zu betrachten und anzufassen,könne das Internet nicht ersetzen, sagt der AG-Innenstadt-Chef. »Die Zukunft des Handels inPotsdam«, sagt Gerdes, »sehe ich superpositiv«. Quelle: MB-Research, CIMA! BBE! *Prognose

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12 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

FOKUS

W eihnachtszeit ist Paketezeit. Kurzvor dem Großaufkommen rundum die Festtage hat der Paketdienst

Hermes ein neues Logistikzentrum in Branden-burg eröffnet. Derzeit läuft der Probebetrieb, biszumWeihnachtsgeschäft soll die Kapazität vollhochgefahren sein. Bis zu 250000 Sendungensollen pro Tag hier in den Hallen in Ketzin ander Havel verarbeitet werden, alle Pakete nachBerlin und Brandenburg laufen künftig über dasneue Center. 200 Arbeitsplätze entstehen dort,vom Lageristen bis zum Buchhalter. »Dadurchkönnen wir unsere Transportkapazität verdrei-fachen, und das ist auch nötig«, sagt Unterneh-menssprecher Ingo Bertram.Denn das Paketaufkommen ist in den vergan-

genen Jahren stetig gewachsen. Seit zahlreicheMenschen vom Buch bis zum Pullover immer

mehr online bestellen, wird auch immermehr verschickt. Der Umsatz durchOnlinehandel hat sich innerhalb derletzten zehn Jahre fast verfünffacht.Während 2012 noch 28 MilliardenEuro online umgesetzt wurden,werden es nach Prognosen desStatistischen Bundesamtes 2017schon 48,7 Milliarden Euro sein. Inden kommenden Jahren dürfte der Be-

reich E-Commerce weiter zulegen.Hermes ist nur ein Beispiel für eine boomen-

de Branche: Berlin-Brandenburg, insbesondereder Berliner Speckgürtel, haben sich innerhalbweniger Jahre zu einem wichtigen Standort fürdie Logistikbranche gemausert. Allein 2016 sindnach Angaben des Wirtschaftsministeriums2000 neue Arbeitsplätze in dem Bereich ent-standen, von insgesamt 3500 neuen Jobs. »Fürdie deutsche Hauptstadtregion ist die Logistikmit ihren gut 200 000 Beschäftigten eine starke

Wachstumsbranche«, erklärte BrandenburgsWirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD)dazu im Vorfeld einer Logistikmesse Mitte desJahres.

DAS HERZ DER BRANCHE schlägt in den so ge-nannten Güterverkehrszentren (GVZ). Hinterdem sperrigen Namen verbergen sich Logistik-Zentren, in denen die unterschiedlichstenWarenzusammengestellt, umgepackt, für denTransportfertig gemacht und auf Zug, Auto oder Schiffverladen werden. In Berlin-Brandenburg gibtes fünf wichtige solcher GVZ, eines davon mit-ten in Berlin, drei weitere im Speckgürtel west-lich, südlich und östlich von Berlin und eines inFrankfurt (Oder) (siehe Grafik). Zusammenge-nommen haben diese rund 550 Hektar Fläche,hunderte Firmen haben sich dort angesiedelt.Mehr als 15000Menschen arbeiten insgesamt inden Zentren. Dazu kommen weitere Standorte,in denen sich ebenfalls Logistik angesiedelt hat,wie der Magna Park in Werder oder das Indus-triegebiet Brandenburg Park in Ludwigsfelde.Im deutschen und europäischen Vergleich

schneiden die GVZ der Region regelmäßig gutab. So landete das GVZ Großbeeren bei einemnationalen Ranking der Deutschen GVZGesell-schaft (DGG) bereits zwei Mal auf dem drittenPlatz, auch auf Europaebene landete es unterden Top Ten. Brandenburg habe sich, so sagteWirtschaftsminister Gerber dazu, zu einemTop-Standort entwickelt und sich in der Spitzengrup-pe der deutschen Logistikstandorte fest etabliert.Das war nicht immer so. »Als wir in den frü-

hen 90er Jahren angefangen haben, die erstenGüterverkehrszentren zu entwickeln, sind wirverlacht worden«, erinnert sich Alexander Gall-rein, Pressesprecher der WirtschaftsförderungLand Brandenburg (WFBB). Zuerst sei auch

BRANDENBURGSLOGISTIK-BOOMIn wenigen Jahren haben sich die GÜTERVERKEHRSZENTRENim Berliner Speckgürtel zu zentralen Knotenpunktenentwickelt – Online-Handel sei Dank

TEXT Sandra Calvez

der erschlossenenFlächen im GVZGroßbeeren sindderzeit vermarktet

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POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT | 13

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● GV-Hauptstrecke● GV-Nebenstrecke

Legende

1 – CITY GVZBerlin-WesthafenFläche: 40 HektarBeschäftigte: 400

2 – GVZ BERLIN WESTWustermarkFläche: 133 HektarBeschäftigte: 4150

3 – BERLIN SÜDGroßbeerenFläche: 220 HektarBeschäftigte: 9300

4 – BERLIN OSTFreienbrinkFläche: 96 HektarBeschäftigte: 1300

5 – FRANKFURT (ODER)ETTCFläche: 60 HektarBeschäftigte: 150

wirklich nicht viel passiert, aber mit der Jahr-tausendwende seien die Dinge ins Rollen ge-kommen. »Der Siegeszug der GVZ hängt ganzengmit der Erfolgsgeschichte der Logistik in derHauptstadtregion zusammen«, sagt Gallrein.Die Gründe für den Erfolg der GVZ gerade

in dieser Region sind vielfältig. Einer der wich-tigsten ist schlicht die Lage. »Geostrategischgünstig in der Mitte Europas gelegen«, heißt esdazu in einemWerbevideo derWFBB. DennwerLogistik sagt, sagt damit vor allem, dass Warenvon A nach B sollen. Und da zählt der FaktorZeit. »Jeder großeMarkt Europas kann von hieraus innerhalb von einem Fahrtag mit dem LKWerreicht werden«, erklärt Gallrein.Doch nicht nur die Straßenanbindung ist

wichtig, für die Logistik zählt die Kombinati-on aus verschiedenen Transportwegen. »Mul-timodaler Transport« nennt man das in derBranche, sprich, es gibt die Möglichkeit, Güternicht nur über die Straße, sondern auch überSchiene,Wasser- und Luftweg zu transportierenund zwischen den Transportmitteln zu wech-seln. »Wir liegen hier auf einer großen AchsevonWest nach Ost, einer Verbindung zwischenRotterdam an der holländischen Küste RichtungMoskau«, erklärt Gallrein. Gleichzeitig führeeine Verbindung vom Hamburger Hafen an derNordsee und Rostock an der Ostsee RichtungSüdost- und Mitteleuropa.Für einige Firmen zählt auch die Nähe zum

Flughafen, zumBeispiel im Bereich der Pharma-logistik. In Berlin-Brandenburg gibt es mehr als

500Unternehmen aus der Biotechnologie, Phar-ma- und Medizintechnik. »Die Pharmalogistiktransportiert ihre Waren häufig als Beifracht inFlugzeugen«, erklärt Gallrein.Auch beim größten der Güterverkehrszen-

tren in der Region, dem GVZ Großbeeren imBerliner Süden, spielt die Nähe zum FlughafenBerlin-Schönefeld eine Rolle. Es ist auch dasBeliebteste: 99 Prozent der verfügbaren Flä-chen sind voll. Rund 100 Firmen sind hier in-zwischen vertreten, immer mehr große Namenfinden sich im Portfolio des Standorts. Erst imSommer dieses Jahres wurde Richtfest für neueHallen des britischen Online-VersandhändlersAsos für Schönheitsprodukte undMode gefeiert.AuchDB Schenker sitzt hier, DHL, zudem großeDiscounter wie Aldi oder Lidl. Im zweitgrößtenGVZ westlich von Berlin in Wustermark habenunter anderem die beiden Riesen Amazon undZalando ihre Großlager angesiedelt.Doch es geht nicht nur um denTransport von

Möbeln, Autoteilen oder Kleidung in andereRegionen Deutschlands und Europas, sondernauch um den Markt der Hauptstadtregion. DieLogistikstandorte, so geht es aus einer Mittei-lung der WFBB hervor, dienen in erster Linieder Versorgung des Ballungsraums mit seinenrund 4,5 Millionen Einwohnern.Brandenburg hat als Standort noch eines zu

bieten, was gerade in süd- und westdeutschenBallungsgebieten Mangelware ist: Platz. »Aku-te Flächenknappheit, wie sie anderswo zu ver-zeichnen ist, gibt es unserer Region nicht«,G

RAFIKMinisteriumfürInfrastrukturundRaumordnungdesLandesBrandenburg,ChristianRenner

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FOKUS

beschreibt der Geschäftsführer der WFBB,Steffen Kammradt. Zwar sind in den GVZ imSpeckgürtel fast alle Flächen vergeben, aber siewerden auch immer wieder vergrößert.Nur im einzigen Zentrum in der Innenstadt,

direkt am BerlinerWesthafen, ist das nicht mög-lich. »Wir sind rappelvoll«, berichtet MichaelReimann aus dem Vertrieb des GVZ. »Durchunsere exzellente Lage und die Anbindung anden Hafen haben wir sehr viele Anfragen vonUnternehmen, die wir nicht bedienen können.«Aber bei den anderen gibt es nochAusbaumöglichkeiten.Sucht ein Unternehmen nach

Lagerflächen, wendet es sich invielen Fällen an die Wirtschafts-förderung. »Wir beraten diese dannzu Standorten und arbeiten dabeiengmit den Betreibern der GVZ zu-sammen«, erläutert Gallrein. Nichtimmer einfach gestalte sich dieSuche nach Arbeitskräften – auchin dieser Branche ist das ThemaFachkräftemangel durchaus präsent. Laut einerUmfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL)spüren 90 Prozent der befragten Unternehmenden Mangel an Fachkräften in ihrem Bereich.»Aberwir arbeiten direktmit der Arbeitsagenturzusammen und schöpfen da alle Möglichkeitenaus«, betont Gallrein.Zur Beratung der WFBB gehört auch die In-

formation zumöglichen Fördergeldern. Das För-derkonzept des Landes Brandenburg zählt Ver-kehr, Mobilität und Logistik zu einem von neunwachstumsstarken Clustern und bezuschusstdeshalb die Investitionskosten in die GVZ. Auch

eine Innovationsförderung ist möglich.Denn der Bereich ist durch die zunehmen-

de Digitalisierung im Wandel. Deshalb sei, soGallrein, auch die Nähe zu den Universitätenund Forschungseinrichtungenwie das Fraunho-fer-Institut ein wichtiger Standortfaktor. »Wirvermitteln regelmäßig Kooperationen, um inZusammenarbeit mit den Instituten die Firmenauf den neuesten innovativer Lagertechnik zubringen«, so der Sprecher der WFBB.

AUCH IN DER ZUKUNFT sieht es so aus, als ob dieEntwicklung der Standorte, aber auch der Lo-gistik an sich in der Region weiter voran gehenwird. Dafür spricht, dass der Onlinehandel nichtnur boomt, sondern auch immer mehr Waren-gruppen betrifft. Zu den neueren Entwicklungenzählt dabei der Versand von frischen Lebens-mitteln. Amazon Fresh hat seinen Dienst in derRegion in diesem Jahr gestartet, auch der ServiceBringmeister von Edeka hat eines seiner beidenZentren hier angesiedelt. »Wir gehen davon aus,dass sich das weiter entwickelt und diese Diens-te den Berliner Markt weiter erschließen«, sagtGallrein von der Wirtschaftsförderung. Für ihnist die Entwicklung der GVZ noch nicht zu Ende.Zwar sind sowohl Großbeeren als auchWuster-mark fast vollständig vermarktet, in Freienbrinkgibt es aber noch Kapazitäten. »Alle Branden-burger Güterverkehrszentren erweitern immer

weiter«, betont er.Von der zunehmend starken

Auslastung der GVZ im Speckgür-tel profitiert auch das einzige wei-ter von Berlin entfernte Zentrum,jenes in Frankfurt (Oder). Zwar istdas GVZ dort in Bezug auf die Zahlder Beschäftigten noch immer mitAbstand das Kleinste in der Regi-on, aber es wächst. 2016 wurde eineneue Kranbahn angeschafft, umContainer besser transportieren

zu können. »Seitdem ist der Containerumschlagdurch die Decke gegangen«, sagt ChristopherNüßlein, Geschäftsführer des Investor CentersOstbrandenburg, die Wirtschaftsförderungs-gesellschaft der Stadt Frankfurt (Oder). In denletztenMonaten sei die Nachfrage nach Flächenmassiv gestiegen, auch von den Unternehmenkäme die Rückmeldung, dass viele andere Gelän-de näher an Berlin langsam voll sind. Jetzt stim-me die Tendenz: »Wir kommen jetzt langsam ineine andere Dimension«, so Nüßlein. Denn ge-rade ist er mit zwei großen potentiellen Kundenim Gespräch – einer von ihnen sucht 27 Hektar.

Etwa neun Fußballfeldergroß ist das 2013eröffnete Logistikzentrumvon Amazon in Brieselangim Havelland. Insgesamtbeschäftigt das Unterneh-men am Standort rund900 Mitarbeiter.

»ALLE GVZ INDER REGIONERWEITERN

IMMERWEITER«

ALEXANDERGALLREIN

Pressesprecher WFBB

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Bernd

Settnik/dpa

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Aus- und Einbaukosten ab 01.01. 2018Mit der am 01.01.2018 in Kraft tretenden Ände-rung des § 439 BGB haftet der Verkäufer ver-schuldensunabhängig für die Aus- und Einbau-kosten, wenn er eine mangelhafte Sache gelieferthat, die vom Käufer gemäß ihrer Art bzw. Ver-wendungszweck eingebaut oder angebracht wur-de. Zuvor war die Haftung des Händlers für dieseKosten verschuldensabhängig ausgestaltet.

Verbot von Zahlungsentgelten ab 13.01. 2018Händler konnten bislang für bestimmte Zah-lungsarten Entgelte verlangen, sofern sie demKunden mindestens eine kostenlose Zahlungs-art anboten, welche gängig und zumutbar war.Zukünftig wird dies anders sein. Für Zahlungenper Lastschrift, per Banküberweisung und mitZahlungskarten wie z. B. Kreditkarte dürfen dannkeine Zahlungsentgelte mehr verlangt werden.

Datenschutzgrundverordnung ab 25.05.2018Die Datenschutzgrundverordnung wird im zwei-ten Quartal 2018 in Kraft treten. Sie bringt zahlrei-che Veränderungen mit sich, die hier bei Weitemnicht alle dargestellt werden können. Für Online-händler ergeben sich signifikante Veränderungenbeim Versand von Newslettern, da die hierfür vomKunden zu erteilende Einwilligung anders aus-zugestalten sein wird. Änderungen dürften sichauch in der Datenschutzerklärung ergeben, da dieDSGVO die Anforderungen an die Informations-erteilung erhöht. Diese müssen nun in präziser,transparenter, verständlicher und leicht zugäng-licher Form in einer klaren und einfachen Spracheübermittelt werden. Vorsicht ist künftig auch beimEinsatz von Tracking- und Analysetools geboten.Die derzeit gegebene Privilegierung der Erstel-lung pseudonymisierter Benutzerprofile wird indieser Form durch die DSGVO beendet.

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P a r t G m b B · R e c h t s a n w ä l t e · S t e u e r b e r a t e r

Der Handel im Internet entwickelt sich rasant. Der Internethandel wird vonstetigen Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen nicht verschont.Wir möchten Ihnen kurz vorstellen, mit welchen grundlegenden Veränderungenim Jahr 2018 zu rechnen ist:

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»WEMGEHÖRTDER KUNDE?«Wirtschaftsinformatiker KEY POUSTTCHI sieht dieExistenz des deutschen Einzelhandels bedroht.Mit Online-Shopping hat das nur indirekt etwas zu tun

TEXT Martin Anton | FOTOS Andreas Klaer

K ey Pousttchi ist Inhaber des Lehrstuhlsfür Wirtschaftsinformatik und Digitali-sierung an der Universität Potsdam. Seit

mehr als fünfzehn Jahren forscht er zu den Aus-wirkungen digitaler Medien auf das alltäglicheLeben und die langfristigen Folgen für dieWirt-schaft. In seinem Büro auf dem Campus Grieb-nitzsee spricht er darüber, wie Smartphones dasEinkaufen verändern – undwas passierenmuss,damit die Wertschöpfung aus dem deutschenEinzelhandel nicht nach Amerika abwandert.

Herr Professor Pousttchi, haben Sie schon ihreWeihnachtseinkäufe erledigt?So vieleWeihnachteinkäufe gibt es bei mir nicht.Seit die Kaufhäuser schon imOktober anfangenWeihnachtsdekoration aufzuhängen, ist mir da-rauf die Lust vergangen.

Entsprechen Sie damit einer bestimmenKategorie Einkaufstyp?Ich bin kein Handelsforscher. Meine Aufgabe istes, die Frage zu stellen, wie sich diese ganzenDinge dadurch verändern, dass wir jetzt dieseskleine Gerät haben auf dem wir rumtippen.

Smartphones?Genau. Die Leute glauben ja immer, sie bestim-men, was ihr Gerät macht. InWirklichkeit machtdas Gerät »Pling«, und sie sind dressiert.

Was meinen Sie damit?Eigentlich gibt es beim Einkauf drei Phasen:Suche, Bewertung, Entscheidung. Die erste undzweite Phase können Sie umgehen mit diesenneuen Systemen.

Wie funktioniert das?Mit Kundendaten. Die Phase Suche und diePhase Bewertung gibt es dann gar nichtmehr, sondern jemand macht über das mo-bile Endgerät ein perfektes Angebot. Dannsagt man nur noch: Ja oder nein. So schie-ben sich Apple, Google, Facebook und Ama-zon zwischen Kunden und Händler. Wir wer-den in den nächsten fünf Jahren sehen, dasssich das Marketing mehr verändert als dieletzten 50 Jahre.

Inwiefern?Mastercard kann inzwischen besser vorhersa-gen, wer sich in fünf Jahren scheiden lässt, alsdie Leute es selbst können. Überraschend ist,mit wiewenig Daten sie das schaffen. Die wissennoch nicht einmal was gekauft wurde, sondern

Key Pousttchi ist seit2015 Lehrstuhlinhaberan der Uni Potsdam.

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kennen nur die langweiligen Daten der Plastik-kreditkarte: Hat »am – um - bei« bezahlt. Dasaber wissen sie von ein paar hundert MillionenKunden. Dann können sie so eine ArtMusterver-gleichmachen, eine Art n-dimensionales »Kun-den, die dieses Buch gekauft haben, haben auchfolgende andere Bücher gekauft«. Aber eben inbeliebig vielen Dimensionen, nicht nur in diesereinen. Es gibt zwei Aspekte die entscheidendsind:Wie querschnittlich sind die Daten die ichhabe? Und: Wie viele Daten habe ich?

Ein Beispiel?Auf dem Smartphone benutzt man entwederdas Produkt von Apple oder das von Goog-le. Das benutzt man ganz schön lange am Tagin vielen verschiedenen Lebenssituationen.Stichwort: Querschnittlichkeit der Daten.Ebenfalls passende Daten hat Facebook, dassehr persönliche Dinge weiß, und dann gibt esnoch Amazon. Das weiß weniger, dafür hat esreale Kaufdaten, die die anderen nicht haben.

Und was bedeutet das?Wenn jemand so ein Betriebssystem beherrscht,dann weiß er 24 Stunden am Tag, wo Sie sind,wer Ihre Freunde sind und was Sie so mit de-nen für Nachrichten austauschen. Er weiß, wasSie sich im Internet anschauen und wenn Sieeine Smartwatch haben, weiß er auch, was ihrPuls dabei macht. Das alles weiß er auch von allIhren Freunden. Wenn wir jetzt sehen, mit wiewenigen unzusammenhängendenDatenMaster-card Vorhersagen machen kann, was kann dannjemand tun, der das alles weiß, was ich geradeaufgezählt habe?

Das heißt, Unternehmen im Silicon Valley über-nehmen mithilfe von Big Data das Geschäft derEinzelhändler?Diewollen nicht ihr Geschäft, die wollen nur dieMarge. Sie schieben sich zwischen Kunde undHändler und sagen: »Lieber Händler, ich hätteda einen Kunden für dich, der möchte das unddas kaufen. Der ist eigentlich eher in einem hö-heren Preissegment, du kannst auf deine Preisealso noch etwas draufschlagen. Was bietest dumir, wenn ich den Kunden zu dir schicke?« Danngehen sie zu Händler zwei, Händler drei, viel-leicht noch zumOnline-Händler vier, und dannfangen sie bei Händler eins wieder an.

Sie veranstalten Ihren eigenen Bieterwettbewerb?Das geht runter bis zum Break-even-point [Ge-winnschwelle, d. R.] und dann geht es sogar noch

weiter runter, bis der Deckungsbeitrag gleichnull ist. Also bis zu dem Punkt, wo gerade nochso eben die variablen Kosten gedeckt sind. Daist noch kein Personal einkalkuliert, keineMieteund und und. Wenn Sie dann noch so jeman-den wie Zalando im Markt haben, dann drücktder vielleicht sogar noch weiter und sagt, ichversuche einen Preiskrieg zu starten, damit einpaar Leute aus dem Spiel rausfallen. DerHändlermacht, was er vorher auch gemacht hat, aber dieMarge geht über den Atlantik, zu dem, dem derEndkunde gehört.

Dem der Kunde gehört?Das ist das Spiel. Es geht darum, wem derKunde gehört. Oder, wenn Sie es freundlicherformulieren wollen: Wer der erste Ansprech-partner des Kunden ist. So wird der alte Kauf-vorgang »Suchen, bewerten, entscheiden«aufgelöst. Wenn ein Unternehmen Marketingbetreibt, das auf die Such- oder die Bewertungs-phase ausgerichtet ist, dann geht dieses Marke-ting ins Leere.

Wie sieht das dann konkret aus?Der Kunde braucht etwas, undweiß es noch garnicht. Oder er will etwas und weiß es noch garnicht. Dannmacht es »Pling« und er bekommeteine Nachricht auf sein Telefon, die ihm ein An-gebot macht, das ziemlich gut ist.

Das heißt, es geht gar nicht mehr um Online-shopping oder Ladenkauf?Es geht darum: Wie steuere ich den Kunden?Heute fragt man Google vor dem Einkauf einesFernsehers, wie die Preise so sind. Und manfragt Amazon, wie viele Sternchen der hat. Dasist noch klassisches Kaufverhalten. Der Kundeentscheidet: Ich schaue jetzt mal nach. Künftigkommt diese Entscheidung zumKunden. Googleweiß, dass der sich vor jeder Fußballweltmeis-terschaft einen neuen Fernseher kauft und recht-zeitig vorher macht es »Pling«.

Das weiß man jetzt alles schon?Die Systeme sind noch nicht soweit. Noch kön-nen sie das nicht. Aber sie werden es lernen, dieDaten sind schon da.

Das ist eine recht düstere Prognosefür den Einzelhandel.Ich würde es eine Bedrohungsanalyse nennen.Wenn es so weitergeht wie bisher, dann ist esallerdings ein realistisches Szenario.Manmüssteeigene Innovationen dagegensetzen.

KEY POUSTTCHIwurde 1970 im westfäli-schen Rheine geboren.Bis 1996 studierte erWirtschafts- und Organi-sationswissenschaftenan der Universität derBundeswehr in Mün-chen. Ab 2001 baute erdie Forschungsgruppewi-mobile an der Univer-sität Augsburg auf. Seit2015 ist er Inhaber desSAP-Stiftungslehrstuhlsfür Wirtschaftsinformatikund Digitalisierung ander Wirtschaftswissen-schaftlichen Fakultät derUniversität Potsdam.

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FOKUS

DieDiskussion imHandel beschäftigt sich derzeitdamit, wieman dieMammutaufgabeDigitalisie-rung meistern kann. Ihre Analyse klingt so, alsob die große Herausforderung erst noch kommt.Wir haben erst höchstens zehn Prozent derVeränderung gesehen. Das funktioniert nichtnach dem Motto: »Jetzt kommt noch ein biss-chen Durststrecke und dann habt ihr es über-standen«.

Was heißt das für die aktuellen Überlegungen:Stationär versus online, wie stelle ich mein Ge-schäft am besten auf? Ist das ein nutzlosesNach-denken, weil Big Data die Zukunft bestimmt?Nutzlos würde ich es nicht nennen. Es machtSinn, dass ich alleMöglichkeiten ausnutze. Aberwenn ich diese Bedrohung nicht im Auge habe,dann habe ich ein Zukunftsproblem. Am Endewird es einige wenige geben, die sich dem ent-ziehen können. Das werden die sein, die einesehr starke Kundenbeziehung haben. Wer rich-tig gutes Small Data hat, ist besser als Big Data.

Also zählt am Ende doch die Nähe zum Kunden?Der Kundenkontakt ist dramatisch wichtig. Esgibt nichts, was für den Einzelhändler wichtigerist, als gutes Personal zu haben, das sich um denKunden kümmert; das kompetent ist, freundlich,und sich mit seinem Job identifiziert. Wenn ichnicht eine besondere Nische besetze, gibt eszwei Strategien: Kostenführerschaft oder Qua-litätsführerschaft. Alles dazwischen wird nichtzum Erfolg führen. Und Qualitätsführerschaftheißt insbesondere gutes Personal.

Geht der Trend durch den Online-Handel nichtdahin, dass Mitarbeiter im Einzelhandel immermehr zu Logistikern werden?Mitarbeiter im Online-Handel sind keine Ein-zelhandelsmitarbeiter, das ist ein ganz anderesGeschäft.

Darüber wird gestritten.Die Gewerkschaftenmachen sich da Illusionen,glaube ich. Die Frage, ob nach der Digitalisierungnoch genug Arbeit da ist, ist falsch gestellt. DieFrage ist, ob genug Geld da ist, um es zu vertei-len. Das wird nur der Fall sein, wenn die Wert-schöpfung in Deutschland bleibt, ganz einfach.

Wie schafft man das?Dafür müssen eine Menge Leute zusammenar-beiten. Der Einzelhandel mit den Banken, denVersicherungen, dem Nahverkehr. Man mussdie Daten, die man ohnehin schon hat, im gro-ßen Stil sammeln und zusammenführen. DieserTopf muss von einem neutralen Akteur betrie-ben werden und für alle zugänglich sein. Dannkann man die Daten so optimieren, dass es fürden Kunden am besten ist. Man muss bessereDienste anbieten als die Firmen aus dem SiliconValley, dann kommt auch der Kunde.

Was wären das für Dienste?Man muss den Kunden vom Opfer dieser Ge-schichte zum Mitspieler machen. Man hat unsbeigebracht, dass diese ganzen tollen neuen digi-talen Dienste nur funktionieren, wennman sichnackt macht und die Datenhoheit abgibt. Dasist aber nicht wahr. Man kann auch eine Mengespannender Dienste bauen, ohne das zu tun.

Und eine solche Lösung könnte Arbeitsplätzeim Einzelhandel sichern?Rosig werden die Zeiten nicht werden. Aberdie einzige Möglichkeit, auf diese existenzielleBedrohung zu reagieren, ist, den Stier bei denHörnern zu packen undmit echter, strategischerInnovation dagegen zu halten.

DIGITALE WIRTSCHAFTDer Lehrstuhl für Wirt-schaftsinformatik undDigitalisierung erforschtdie Digitale Transfor-mation in allen Lebens-bereichen. Als Teil derFakultät Wirtschafts- undSozialwissenschaften ister am Campus Griebnitz-see untergebracht.

»WIR MÜSSEN BESSEREDIENSTE ANBIETENALS GOOGLE & CO.«

KEY POUSTTCHIProfessor für Wirtschaftsinformatik

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AndreasKlaer

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Stephan LeschkeVorstandsvorsitzender

Ruhlsdorfer Str. 13814513 Teltow

Tel. +49 [email protected]

Ferrari electronic und die Unternehmens-kommunikation der Zukunft50000 Unternehmen aus allen Branchen und mehr als fünf Millionen Anwendernutzen heute die Kommunikationslösungen in Form von Soft- und Hardware für UnifiedCommunications von Ferrari electronic aus Berlin.

JohannDeutinger, CSO bei Ferrari electronic,erkannte früh, dass ISDNdieGrundlage fürdie digitale Vermittlungstechnik war und

initiierte die Entwicklung von „ferrariFAX“. DasFerrari-Fax-Verfahren wurde 2014 sogar vomBundesfinanzhof als rechtssicher eingestuft.Technischwurde die Faxlösungweiterentwickeltund inNovell GroupWise, LotusNotes, SAP undden Microsoft Exchange Server integriert. For-schung, Entwicklung und Support sind damalswie heute vollständig am Firmensitz in Teltowam Stadtrand von Berlin angesiedelt.

Ferrari electronic stellte auf der CeBIT im Jahr2001 eine Weltneuheit vor: Die erste Fax-over-IP-Lösung. Damit wurde für die Folgejahre derWeg für IP-basierte Unified-Communications-Konzepte (UC) geebnet. Mit diesen integrierenUnternehmen Fax, SMS undVoicemail in verschie-denste Umgebungen. Die Anwender bearbeitenjede Nachricht unabhängig vom Format in ihrergewohnten Oberfläche, beispielsweiseMicrosoftOutlook. Bis heute erhalten die Gateways und dieSoftware regelmäßig die begehrten Zertifizie-rungen der Technologiepartner wieMicrosoft.Indiz dafür, dass die Berliner stetig innovativeIdeen in den Markt bringen. Dafür ist seit 2011auch Stephan Leschke als Vorstandsvorsitzenderverantwortlich.

Aktuell dreht sich alles um die IP-Kommuni-kation. ISDN wird auf das modernere InternetProtocol (IP) umgestellt. Ferrari electronic bietetzukunftsorientierte Lösungen für modernenDokumentenaustausch, mit denenUnternehmen

schrittweise oder direkt auf die neue Techno-logie umstellen können – ohne auf etablierteKommunikationsprozesse verzichten zumüssen.Ein Beispiel: DirectSIP, ein Feature, das stan-dardmäßig in den Softwarepaketen enthaltenist. Mit dessen Hilfe können Faxe direkt in derIP-Welt übertragen werden. Dies stabilisiertdie Faxkommunikation und unterstützt so denreibungslosen Umstieg auf IP. Gerade für dieUmstellungsphase, in der sowohl ISDN und IPfür eine funktionierende Unternehmenskom-munikation relevant sind, ist dasMediagatewayOfficeMaster Gate Advanced das Produkt derWahl. Es kann in beidenUmgebungen arbeiten.

FürUnternehmen, die Fax nutzen, sind die Cloud-Lösungen wie Office 365 auch risikobehaftet:Über eingehende SMTP-Verbindungen bei einerFaxübertragung wäre das Netzwerk kurzzeitigAngriffen von außen ausgesetzt. Ferrari electronichat für diese Szenarien einen speziellenConnectorentwickelt, der ohne diese SMTP-Verbindungenauskommt. Das Ergebnis: Sicheres Faxen in derCloud – weltweit einzigartig und zukunftsfähigwie eine der jüngsten Erweiterungen, die Zu-trittskontrolle mit OfficeMaster EntryControl,organisiert vomPCoderTischtelefon aus. Nach-weisbarkeit und Prozessqualität stehen beimTelefonmitschnitt im Vordergrund. In vielenBranchen und Situationen ist das Aufzeichnender Gespräche Pflicht. Dr. Rolf Fiedler ist alsjüngstes Mitglied im Vorstand dafür zuständig,OfficeMaster CallRecording in das Portfolio fürUnified Communications zu integrieren.

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MACHER

»BEIM KOCHEN MITJUNGEN LEUTENKANN ICH SUPERABSCHALTEN«

RONNY PIETZNERKoch und Unternehmer

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HANSDAMPFIN ALLEN GASSENEr hat Koch gelernt, obwohl er nur wenig Lust darauf hatte. Die kamerst später. Heute ist RONNY PIETZNER einer der erfolgreichstenGastro-Unternehmer Deutschlands und Kochweltmeister

TEXT Steffi Pyanoe | FOTOS Sebastian Gabsch

N ie wollte er Koch werden. RonnyPietzner, mehrfacher Kochweltmeis-ter, innovativer Gastro-Unternehmer,

Autor, Designer, Berater, Netzwerker und Fa-milienvater, verbringt heute tatsächlich kaumnoch Zeit in der Küche, sondern im Büro. Oderunterwegs, auf Meetings oder Autobahnen, anMesseständen, in Gesprächen. Pietzner ist einHansdampf in allen Gassen. Er gehört zu denglücklichenMenschen, die herausgefunden ha-ben, wo ihre Leidenschaft liegt. Und die damiterfolgreich sind. Der 39-Jährige, der nie Kochwerden wollte, scheint manchmal selber einbisschen überrascht, dass es so kam. Anderer-seits – wer mit sieben Jahren auf dem Hof derGroßeltern sein erstes Huhn schlachtet, weilder Vater nicht zu Hause ist und das Geflügelaber unbedingt in den Topf soll, was soll derschon werden, wenn nicht irgendwas, das mitKüche und Lebensmitteln zu tun hat? Der Jun-ge hat damals jedenfalls unter Aufsicht vomOpa das Tier beherzt betäubt, dann den Kopfabgehackt. »Den bekamen die Katzen.« DerRest wurde zu Frikassee. Hühner Schlachtenwar fortan kein Problem. An die Kaninchenauf dem Hof ließ man ihn aber erst später ran.»Kaninchen waren schwieriger, da musste dasFell unbeschädigt bleiben, damit man es späterverkaufen konnte«, sagt Pietzner. Heute kanner das natürlich. »Ich finde, man sollte das kön-nen, falls man mal nach Frankreich geht. Aberheute sind viele Köche Weicheier.« Auch dasist Pietzner, ehrgeizig und direkt. »Ich bin keinsehr leichter Mensch«, sagt Brandenburgs be-kanntester Starkoch über sich. Aber wer eineMannschaft zum Weltmeister führen will, dermuss eben auch mal unbequeme Entscheidun-gen treffen. Seit März 2017 ist er, zum zweitenMal nach längerer Pause, Teamchef der WM-

Köche. Und er mache das nicht aus Spaß. »Ichwill gewinnen. Mit einer guten Mannschaft«.Aber erstmal muss er 1994 selber kochen

lernen. Ein bisschen ist daran auch die MutterSchuld. Sie arbeitet als Lehrerin imGymnasiumin Teltow, wo Ronny sein Abitur machen soll.»Aber ich war stinkefaul«, sagt er, »und einkleiner Rüpel«. Und so entscheidet er sich, derMutter aus dem Weg zu gehen und eine Leh-re zu machen. In der Hakeburg möchte er Ho-telmanager werden, aber der Chef sagt: Lerneerstmal einen richtigen Beruf. Mach eine Koch-Lehre. »Dann mach ich das eben«, sagt er sich.Viel Gefühl für den Beruf sei damals nicht imSpiel gewesen. Vorkenntnisse allerdings schon,schließlich kommt er vom Land. »Ich wusste,dass Kartoffeln nicht auf Bäumenwachsen, wannderMais geerntet wird und dass Grünkohl Frostbraucht«, sagt Pietzner. Die Ausbildung habe ersehr genossen, den Kontakt zu seinemAusbilderbis heute gehalten. Der einstige Chef arbeitetmittlerweile für den Lehrling von damals. »Er istder einzige, den ich Meister nenne«, sagt Pietz-ner respektvoll.

ER LERNT SCHNELL, erst Grundkenntnisse, dannkommen Spaß und Leidenschaft dazu. Schon alsAzubi nimmt er an einem ersten Kochwettbe-werb teil. Es ist eine Plattenschau von Rewe, 86Leute reichen ihre Kreationen ein und Pietznerbelegt den vierten Platz. Erst freut er sich, aberdann entdeckt er, dass alle außer den ersten dreiGewinnern sich den vierten Platz teilen. »Wiepeinlich«, denkt er damals. An dieser silbernenPlatte mit kalten Häppchen – »Ich glaube, diesah richtig schlimm aus« – entzündet sich seinEhrgeiz. Auf dem vierten Platz, in derMenge derVerlierer, da fühlt er sich nicht wohl. Da gehörter nicht hin. Immer wieder nimmt er jetzt

NEUE KÖCHE BRAUCHTDAS LANDNatürlich wollte RonnyPietzner nie eimerweiseleckere Suppen und So-ßen produzieren. »Das istso entstanden«, sagt er,»aus Mangel an Köchen«.Es gibt zu wenig Nach-wuchs in der Branche,unter anderem, weil derBeruf oft zu Unrechtschlecht geredet wird.Trotz des Personalman-gels müssen die Gästein Sterne-Hotels abergut versorgt werden.Pietzner bietet dafür eineLösung: hochwertige,verlässliche Produkte,die den Alltag in derKüche erleichtern.FO

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MACHER

an Wettbewerben teil. Kurz draufgewinnt er, mit 17 Jahren, den erstenPreis für ein warmesMenü. Kanin-chen und Hase ist dabei, Mangoldund Grießklößchen, zum Dessertweiße Kürbismousse – er weiß dasnoch genau. Im selben Jahr lernter während der Kocholympiade inBerlin Urs Regli von der SchweizerKochnationalmannschaft kennen.»Ich durfte mit zur Siegerehrungund habe dort Dinge gesehen, diemir unerreichbar schienen«, sagter. Und als die deutsche National-mannschaft an ihm vorbei ging,da habe er gewusst: »Eines Tagesstehe ich da.« Pietzner klingt pa-thetisch, wenn er so spricht. Erist keiner, der sein Licht untermScheffel versteckt. Er weiß, was erkann und will. Wachsen zum Beispiel. »Ich binnoch nicht fertig«, sagt er einmal.

MIT 18 JAHREN HAT ER die wichtigstenWettbe-werbe gewonnen, 1999 bekommt er sein erstesMesserköfferchen gesponsert. Am 1. April 2000wird er in die Nationalmannschaft berufen. Seinganzes Lehrgeld steckt er ab jetzt in Equipmentund Reisekosten, die Eltern unterstützen ihn.Nach der Lehre beginnenWanderjahre, ein JahrBayrisches Haus in Potsdam, schon als Küchen-chef, dann Stationen in ganz Brandenburg,

zum Beispiel im Spreewald, dann inKönigs Wusterhausen, von wo ihnFriedhelm Schatz 2002 nach Pots-dam ans Krongut holt. Dort soller die Gastronomie aufbauenund leiten. Beide Männer kön-nen bis heute gut miteinander,weshalb er vor einem halben Jahrmit Cuisine Event die Gastronomie

und das Catering der Metropolis-halle, hier ist Schatz Geschäftsführer,übernimmt.Zuvor macht Pietzner in den Nul-

lerjahren immer wieder verrücktanmutende Sachen. So kocht er imFernsehen, in der Musikantenscheu-ne. Er schnippelt und rührt am Tre-sen, während Stefanie Hertel oder Petra

Kusch-Lück auf der Bühne singen. Dabeilernt er das Improvisieren. »Wenn die Mu-siker einen Fehler machten, fing alles wiedervon vorn an«, sagt er. Dann ist er eine Wei-le Gastdozent und Trainer an der Johnson &

Wales University in Rhode Island,USA: europäische Kochkultur ver-mitteln. 2006 übernimmt er die Bä-kemühle, ein Restaurant in Klein-machnow, bis er 2012 die horrendePacht nicht mehr bezahlen will. Daist er schon längst selbständig mitseinen eigenen Firmen, der Gast-ronomie Management GmbH undder Gastro-Consult-BeteiligungsGmbH.Denn irgendwas läuft nicht ganz

rund in der Gastro-Branche, so einGefühl hat er jedenfalls. Es gibtimmer weniger Köche. Die Deut-schen sind eine Nation, in der manGeld lieber für Autos und Urlaubausgibt und gutes Essen, gute Le-bensmittel, einen geringeren Stel-lenwert haben. Pietzner kann und

will nicht zuschauen, wie das Wissen um dieProdukte gerade bei jüngerenMenschen immerweniger wird. Wie die Qualität in Hotelküchenleidet, auch aufgrund von Personalmangel. Andiese Problemzone will er ran. Will dafür sor-gen, dass wieder mehr über Qualität nachge-dacht wird. Und er will praktikable Lösungenanbieten. Er sieht sich als Dienstleister an derSchnittstelle zwischen Gastronomie und Indus-trie und hat dort mittlerweile einen interna-tionalen Kundenstamm aufgebaut. Vor allemberät er Hotels, Restaurants oder andere Ein-richtungen, wenn es um Küchenplanung undPersonalentscheidungen, Wareneinkauf oderinnerbetriebliche Organisation geht, wennVerpflegungskonzepte erstellt werden müssen.Dabei macht er, der leidenschaftliche Koch,die Erfahrung, dass Quantität oft zu Lasten derQualität geht. Pietzner findet, das muss nichtsein. Man kann auch in der Menge gut und ge-sund in kochen. »Lecker aus dem Eimer – dasgeht«, sagt er.Er macht es vor, in seiner Betriebsstätte in

Berlin Pankow produziert er in Größenordnun-gen, was dann an Hotelketten oder Möbelhäu-serkantinen geht. Rote Grütze für Ikea, Suppenund Salate für Hotelrestaurants oder im kleinenHenkelmann für die Kühltheke im Supermarkt.»Alles mit einem Clean-Label«, sagt Pietzner:Das heißt ohne Zusatzstoffe und ohne Konser-vierungsstoffe. Die Zutatenlisten sind überra-schend überschaubar. Sein Anspruch ist, dassdas Lebensmittel gesund bleibt. Möglichst nahedran an dem Ideal, sowie er es zuHause kennen-lernte. Den besten Kartoffelsalat oder Braten, die

Jahre alt istRonny Pietzer, als er seinerstes Huhn schlachtet.Vegetarier wirder nicht.

7

»KOCH ISTEIN TOLLERBERUF. DIRSTEHT DIE

GANZE WELTOFFEN.«

RONNY PIETZNERKoch und Unternehmer

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POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT | 23

besten Eintöpfe, die machte auchbei ihm zuHause die Großmutter.Was sie wohl über die Kürbissup-pe aus dem Plasteeimer denkenwürde? Ist das nicht Schwindel,dem Gast im Sternehotel so et-was aufzutischen? »Das ist keinSchwindel – das ist Realität«, sagtPietzner. »Und ich biete dafür Lö-sungen an.« Die können auch ganzindividuell sein: Die Kürbissuppenach dem Hausrezept des Kundenkann auch in Pietzners Großküchegekocht werden.Bei alldem gibt es einen gro-

ßen Unterschied zum industriellgefertigten Massenprodukt. BeiPietzner kommt nicht alles aufeinmal in einenHexenkessel undfließt am Ende, totgekocht undaufgepimpt, in eine Dose oderTüte. »Bei mir gibt es einenKochprozess. Ein Rezept, dasumgesetzt und eingehaltenwird. Meine Mitarbeiter sindalle Köche. Nur der Kochtopfist eben etwas größer.«Und er wächst: Mittler-

weile ist Pankow bald zu klein,Pietzner plant einen weiteren Standort in Jüter-bog, 7000 Quadratmeter will er überbauen.Natürlich kocht ein Weltmeister nicht nur

für Möbelhäuser. Mit Cuisine Event bietet erSterne-Catering für bis zu 3000 Personen. Vonder kleinen Tagung bis zur großenMesse. Schrittfür Schritt investiert er, schafft sämtliches Equip-ment an, nicht nur Küchenutensilien und Tellersondern auch Mobiliar, bis zur letzten Stuhl-husse. Pietzner möchte unabhängig sein. Er hatfür Bundespräsidenten und Kanzler gekocht. Erweiß, wer was will, Chichi oder Boulette. Er hatsich für Hollywood-Stars ein Bein ausgerissen,und dann gingen die doch zuMcDonald’s essen– alles schon passiert.

SEIT APRIL IST ER der Haus- und Hof-CatererderMetropolishalle. Hier kocht er für Großver-anstaltungen und Empfänge mit prominentenGästen. Gerade erst haben er und seine Mitar-beiter die gut 600Gäste der Parkinson Gala ver-sorgt. Kurz darauf fand dort die Michelin-Galazum Sterneverleih statt. Pietzner und sein Koch-Nationalteam übernahmen den sechsten Gang,Petits Fours und Pralinen zum Dessert.Das Bad in der Menge ausgezeichneter Koch-

profis ist dann ganz nach seinem Geschmack.Pietzner nutzt solche Empfänge auch zumNetz-werken. Er lässt sich ebenso gerne mit PromiswieMinisterpräsidenten an der Seite, vielleichtsogar hintermHerd, fotografieren. Klappern ge-hört zum Handwerk. Wer ihn beobachtet, stelltfest, dass es ihm dabei nicht nur um die eige-nen Firmen geht. Pietznermöchte für den BerufKochwerben. Ein Beruf, der zuUnrecht etwas inVerruf geraten sei: Arbeiten, wenn andere feiern;Schichtarbeit, schlechter Verdienst, nicht fami-lienfreundlich, heiße es dann. »Natürlich ist esein harter Beruf«, sagt Pietzner. »Wie schön derBeruf ist, sagt dir leider keiner, wenn du Kochwerdenwillst. Dabei steht dir als Koch die ganzeWelt offen. Gute Köche werden heute wie Top-Manager bezahlt und erfahren hohe Anerken-nung.« In Deutschland leider noch nicht so sehrwie in anderen Ländern, zum Beispiel in denUSA, wo der Koch in seiner Position eben nichtder »cook« sondern der »chef« ist. Da schwingeautomatisch viel mehr Anerkennung mit.Die Erziehung zu mehr Wertschätzung für

gesunde Ernährung beginnt aber viel früher.Deshalb hat Pietzner gemeinsam mit der

1. Ronny Pietzner (M.)kocht mit Ministerpräsi-dent Matthias Platzeck(l.) und Minister RainerSpeer für PotsdamerOlympioniken - Gesundesfür Kanuten und Ruderer.

2. Mit Weltmeister-Pokal»Battle of the Lion« 2006vor der Bäkemühle inKleinmachnow.

3. 2007 schreibtRonny Pietzner seineWeltmeister-Rezepteauf - für ein Kochbuch.

1

32

FOTOSManfredThom

as(2),AndreasKlaer

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24 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

MACHER

AOK die Stiftung Yummie gegründet. Das Netz-werk berät beispielsweise Schulen beimUmbauihrer Großküchen, bei der Neugestaltung desMittagsangebots und bei der Entwicklung in-dividuelle Konzepte rund um das Schulessen.Damit Kinder erleben, dass es nicht nur Fastfoodgibt und gemeinsames Kochen und Essen Spaßmachen kann. Und schmeckt.Wenn Pietzner fürYummie, was auf Deutsch im Übrigen Leckerheißt, unterwegs ist, schnippelt und kocht ermitSchülern oder Azubis. Dasmache ihm viel Spaß.»Da kann ich super abschalten.«Er mag solche Termine, bei denen er noch

oder wieder kocht und nicht nur organisiert.Das schnelle und sehr individuelle à la CarteGeschäft im Restaurant ist schon aufregend,manchmal fehlt ihm das. Er hätte damals dieBäkemühle auch gerne gekauft, sei aber nichtzum Zuge gekommen. Seitdem gibt es keineigenes Restaurant mehr. »Das wird es auchnicht mehr geben«, sagt Pietzner. Wobei mandas dem 39-jährigen nicht so richtig abnehmenmag. Pietzner winkt ab. Klar, er könnte, wenn erwollte. »Ich bekommen jedeWoche drei Objekteangeboten.«

JETZT FOKUSSIERT ER zunächst auf die kom-menden Meisterschaften. Schon 2006 gewannsein damaliges Team die Gesamtweltmeister-schaft »Battle for the Lion« in Singapur. Imkommenden Jahr will er den Sieg wiederholen.Sein WM-Motto ist: Zurück zum Ursprüngli-

chen. »Ich will weg von Schön-Schön«, sagtPietzner, das brauche er nicht. Er möchte lie-ber gute, regionale und saisonale Produkte inSzene setzen. Aus dem, was da ist, tolle Sachenherstellen. So wie es die Großmütter konnten.Wobei auch das relativ ist: Wenn man einmalin den Genuss der Desserts kommt, die Pietz-ner mit seiner Weltmeistermannschaft nachder Devise »einfach« herstellt, dann weiß man,dass heute nichts mehr so wie früher ist. Bei derTulip-Gala ließ Pietzner Baumkuchen, Pralinenund Pückler-Eisbombe auffahren, aus dem Port-folio für Singapur. Die Gala-Gäste in Potsdamwaren begeistert. Der kritische Chef indes ver-ordnete seinemTeamweitere Übungseinheiten.Nebenbei, als wäre all das noch nicht ge-

nug, bietet Pietzner an, in Kochshows für al-lerlei Zwecke und Anlässe aufzutreten. BeimFood-Styling setzt er die Produkte seiner Kun-den perfekt in Szene, für Fotos oder Werbe-filme. Pietzner schreibt Bücher, Rezepte ausder Weltmeisterküche, Kochen mit Kindernund gemeinsam mit dem Schriftsteller HarryBalkow-Gölitzer das »PreußenKrimiKoch-buch: Kochen wie der Alte Fritz«. Außerdemhat er eine eigene Geschirr-Serie entworfen.ConFinesse heißt die Marke aus feinem wei-ßen Porzellan. Tellerchen mit Aufsatzbrückenund Dippschälchen, auf denen man besondersgut Gerichte aus kalten und warmen Zutatenanrichten und servieren kann, ohne dass da-bei ein unerwünschter Temperaturausgleichstattfindet. Trotzdem soll es nicht technischwirken sondern gefällig. Das Geschirr hat erin seinen Geschäftsräumen in Vitrinen ausge-stellt, ebenso wie die »Pietzner-Bratpfanne«,eine »Style‘n cook Rock Pearl Guss Pfanne 28Pfanne Induktion«.Und dann steht in der Ecke im Büro noch

etwas, das man für einen mobilen Gaskocherin Kombination mit einer Bar halten könnte.»Das ist ein Flambierwagen«, klärt der Kochauf. Flambieren am Tisch ist heute mittlerweileoldschool, aber trotzdem wollte er den Wagenhaben, aus sentimentalen Gründen. Und für denNotfall. »Man sagt, ein schlechter Koch ist im-mer noch ein guter Kellner. Wenn’s mal nichtmehr läuft, ziehe ich eben mit dem Flambier-wagen los.« Aber keine Angst, Kochen ist wieRadfahren, sagt er, das verlernt man nicht.Zu Hause in Diedersdorf lässt er sich trotz-

dem gerne von seiner Frau bekochen. »Siemacht super Bouletten und Kartoffelpürree.Ich helfe auch Kartoffeln schälen.«www.ronny-pietzner.de

Im April 2017 übernahmRonny Pietzner mit seinerFirma Cuisine Event dieGastronomie und dasCatering in der Potsda-mer Metropolishalle. Beider Gala zur Sterneverlei-hung des Guide Michelinim November 2017bereite er mit seinemWeltmeister-Team dieDesserts zu.

DESSERT

LeckerRonny Pietzner ist unteranderem Experte für

süße Sachen. Privat mager weniger Chichi – amliebsten den Käsekuchen

seiner Frau.

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FOTO

Jan-

LeoKaa

k

K leinere und regionale Unternehmen – egalob Einzelhändler oder Dienstleister – ste-hen schon seit mehreren Jahren aufgrund

der großen Bandbreite an Online-Angebotenzunehmend unter Druck.Vor allem dann, wennsie selbst gar nicht oder mit einer veraltetenWebsite online sind.Niemand »muss« heutzutage mehr im Blumen-geschäft um die Ecke kaufen oder den ortsan-sässigen Heizungsbauer beauftragen. Fast alleProdukte und Dienstleistungen warten onlineauf die Kunden – direkt verfügbar und häufigmit absoluter Preistransparenz.Potentielle Kunden kaufen also nicht nur online,sondern treffen auch ihre Kaufentscheidungenvorab durch die Informationen, die sie onlinebeziehen.Es ist also essentiell, eine professionelle Web-site mit entsprechendem Mehrwert zu habenund online gefunden zu werden. Diese Not-wendigkeit wurde von vielen Unternehmenschon erkannt. Gerade in den letzten beidenJahren haben sich bei uns Anfragen dieser Artdeutlich gemehrt.Natürlich erstellen wir sehr gerne durchdachteWebsites, die dafür sorgen, dass Kunden Siefinden, kontaktieren sowie mit Ihnen Terminemachen können beziehungsweise direkt vor-beikommen.Aber die Basis des Erfolgs liegtzu Anfang oft in viel greifbarerenDingen.Die große Online-Schlacht gegenbeispielsweise Zalando, Amazonund Co ist nicht zu gewinnen. Wennman eine Schlacht also auf normalenWege nicht gewinnen kann, dannlassen Sie uns Ihr individuellestrojanisches Pferd kreieren. Unddas ist speziell für kleinere regi-onale Unternehmen eine Professionalisierungdes Marketings.Mitinbegriffen sind ein tolles Corporate Design,eine durchdachte kleine Marke, eine wertigeGeschäftsausstattung, raffinierte Werbemittel,Werbegeschenke und natürlich eine absolut amKunden orientierte Kommunikationsstrategie.Denn letztendlich stellt sich doch immer die

gleiche Frage: Was will der Kunde?Er möchte, dass seine Bedürfnissebefriedigt werden. Und wer dasim Gesamtpaket am besten kann,wird in der Lage sein, den Kundenlangfristig zu halten.Unterschätzen Sie bei allem Druckdurch die Konkurrenz, egal oboff- oder online, bitte niemals, wiewertvoll die Kundenbindung ist.Wer seine Kunden nie selbst siehtund kein persönliches Verhältnis

aufbauen kann, ist gerade bei serviceorientiertenKunden akut im Nachteil.Besuchen Sie gerne unsere Kunden, wie bei-spielsweise das Einrichtungsstudio VospersHome Interiors in der Schiffbauergasse oder dasLMT Küchenkompetenzcenter in Ludwigsfeldeund erleben Sie wie regionale Unternehmen vomdigitalen Wandel profitieren können.

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ANALYSE

VERSCHAUKELT?Rund 104000 Brandenburger hatten vorzwei Jahren für das Volksbegehren gegenMASSENTIERHALTUNG unterschrieben.Die Euphorie von damals ist bei vielen Aktivisteninzwischen verflogen

TEXT Matthias Matern

G roß war die Euphorie im Januar 2016:20000 Unterschriften mehr als nötighatten die Aktivisten hinter demVolks-

begehren gegenMassentierhaltung in Branden-burg zusammengetragen. Da waren selbst dieInitiatoren überrascht. »Das Ergebnis übertrifftalle unsere Erwartungen«, hatte etwa Fried-helm Schmitz-Jersch, Vorsitzender des Natur-schutzbundes Brandenburg, damals frohlockt.Angeschoben worden war das Volksbegehrenvom Aktionsbündnis Agrarwende, einem Zu-sammenschluss mehrerer Bürgerinitiativensowie Umwelt- und Naturschutzorganisatio-nen. Letztlich hatten nach sechs Monaten stattden erforderlichen 80000 Brandenburgern fast104000 unterschrieben. In zähenVerhandlungenmit der rot-roten Regierungskoalition Branden-burgs hatten sich dieWortführer der Kampagneim Anschluss auf einen Kompromiss geeinigt,der fast alle Forderungen des Volksbegehrensberücksichtigte und am 19 April 2016 in einenLandtagsbeschluss mündete.Gut anderthalb Jahre später hat sich bei vielen

Mitstreitern von damals jedoch Ernüchterungbreitgemacht – und das, obwohl der Landtags-beschluss inzwischenweitgehend umgesetzt ist.»Es sind nicht die Ergebnisse, die wir uns erhoffthaben. Bis jetzt ist keinem Tier geholfen. DasPositivste ist, dass wir das Thema in die Öffent-lichkeit getragen haben«, fasst es Carola Freitagvon der Bürgerinitiative SaustallWadelsdorf ausder Lausitz zusammen.Dabei wurde etwa wie verabredet die Lan-

desförderung für Tierhaltungsanlagen mit ma-ximal 25 Prozent und höchstens 600000 Eurogedeckelt und an den Besitz von Fläche gekop-pelt sowie ein Tierschutzbeauftragter eingesetzt.Auch der vor allem geforderte Tierschutzplanbefindet sich in der finalen Abstimmung undsoll noch dieses Jahr übergeben werden. Knappein Jahr lang hattenWissenschaftler, Landwirteund Tierschützer an demWerk gefeilt. Das fast30-seitige Papier beinhaltet insgesamt mehr als120 Vorschläge für eine artgerechtere Tierhal-tung, wie etwa den Verzicht auf das Kupierenvon Schwänzen und Schnäbeln, den Aufbau vonDemonstrationsbetrieben sowie Empfehlungenzur Verbesserung der Transparenz und zur Re-duzierung des Antibiotika-Einsatzes. Verbind-lich aber ist der Tierschutzplan nicht.Und dennoch: nachwie vorwerden vomLand

neue Megaställe genehmigt. Nach Angaben desLandesumweltamtes könnten demnächst al-lein vier neue Anlagen mit Platz für mehr als677000Mastgeflügel an den Start gehen. Schon FO

TOSGeroldMeppelink/dpa,MarcMüller/dpa

Neben dem Umgang mit denTieren selbst steht die Massen-tierhaltung vor allem wegen derFolgen für die Umwelt in derKritik.

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POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT | 27

haben sich erneut Bürgerinitiativen zusammen-getan, die der Landesregierung vorwerfen, siewürde die Aktivisten von einst verschaukeln.Der »Kompromiss der Landesregierung taugtnichts«, ein »Aufstand gegen Massentierhal-tung« müsse her. Auf Kosten der Umwelt, derGesundheit der Anwohner und des Tierwohlswürden SPD und Linke weiter den »Ausverkaufder heimischen Landwirtschaft an Großagrari-er« vorantreiben, so der Vorwurf. Auch AxelKruschat, Chef des BUND Brandenburg undeiner der zentralen Köpfe hinter dem Volksbe-gehren, räumt ein: »Am grundsätzlichen Trendhat sich meines Erachtens nichts geändert.«

IN DER KRITIK STEHT die Nutztierhaltung imgroßen Stil nicht nur wegen der oft zweifelhaf-tenUmstände, unter denen die Rinder, Schweineund Hühner gehalten werden. Denn durch denenormen prophylaktischen Einsatz von Antibio-tika, vor allem in der Geflügelmast, werde auchdie Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime ge-fördert, so der Vorwurf. Die große Menge Gül-le, die in der Regel im Umfeld der Anlagen aufFeldern ausgebracht werde, verseuche zudemBoden und Trinkwasser mit Nitrat. In manchenRegionen Niedersachsens etwa soll das Grund-wasser schon so belastet sein, dass es Expertenzufolge teils nicht mehr zum Trinken geeignetist. Weil die Betreiber großer Anlagen in Hoch-burgen der Massentierhaltung, in Deutschlandneben Niedersachsen vor allem Nordrhein-Westfalen, aber auch in denNiederlanden inzwi-schen aufmassivenWiderstand stoßen, drängensie zunehmend auch nach Ostdeutschland.Wenn auch Brandenburgs Landwirtschaftsmi-

nister Jörg Vogelsänger (SPD) vielen als dienst-barer Geist der Agrarindustrielobby gilt, so liegtdie Entscheidung darüber, ob ein neuer Stallgenehmigt wird, nicht in seiner Zuständigkeit.Knackpunkt ist das deutsche Baugesetzbuch.Plant ein Landwirtschaftsbetrieb den Bau einesStalls im Außenbereich einer Kommune underfüllt dabei alle immissionsschutzrechtlichenAuflagen, muss er von der jeweils zuständigenLandesbehörde genehmigt werden. EinMitspra-cherecht hat die entsprechendeGemeinde nicht.Tatsächlich wollten die Aktivisten des Volks-

begehrens ursprünglich die Landesregierungzwingen, sich mit einer Bundesrats-Initiativefür eine Änderung des Baugesetzbuchs zuguns-ten vonmehr kommunalerMitsprache stark zumachen. Die Aussichten auf Erfolg wurden aberals äußerst gering eingeschätzt, erinnert sichBUND-Landeschef Kruschat. So hatteman sich

letztlich mit SPD und Linke auf die ziemlichschwammige Formulierung geeinigt, die Lan-desregierung möge bis Ende 2016 prüfen, »wiekommunale Einflussmöglichkeiten, die Bürge-rinformation und -beteiligung im Zusammen-hang mit der Genehmigung von Tierhaltungs-anlagen gestärkt werden können«. Zuständig istBrandenburgs Bauministerin Kathrin Schnei-der (SPD). »Bisher ist nichts passiert«, ärgertsich Axel Kruschat.Dem widerspricht die Ministerin. In enger

Zusammenarbeit mit dem Agrarministeriumwürde eine Arbeitsgruppe derzeit Lösungenerarbeiten, wie Bürger frühzeitiger in Planungs-prozesse eingebundenwerden könnten, lässt sieerklären. Geplant sei zudem eine Informations-kampagne für die Kommunen zu informellenBeteiligungsverfahren und Beispielen aus derPraxis. Dazu werde es unter anderem meh-rere Veranstaltungen geben. Außerdem er-arbeite ihr Ministerium im kommendenJahr die Broschüre »Planen und Bauenim Außenbereich«, die den GemeindenHilfestellung bieten solle, heißt es weiter.Am grundsätzlichen Problem ändert sichdadurch freilich nichts.Unter dem Strich ist Kruschat

trotzdem der Meinung, »dass dasVolksbegehren ein Erfolg war«.Es habe gezeigt, dass die Men-schen in Brandenburg eine an-dere Tierhaltung wollen. »Wirmüssen uns aber schon fragen,ob wir vielleicht eine zu hohe Er-wartung geschürt haben«, gibt sichder BUND-Landeschef selbstkritisch.

beträgt jetzt dermaximale Fördersatzfür Tierhaltungsanlagenin Brandenburg

25%

Quelle: LIS-A / T14 *Stand: 31.10.2017 **Stand: 21.11.2017

■ Tierplätze ■ AnlagenNUTZTIERHALTUNG IN BRANDENBURG

RinderHennen2010 2014 2017* 2010 2014 2017* 2010 2014 2017* 2010 2014 2017*

Mastgeflügel Mastschweine

25 3

9 42

41 49

50

91

88

86

302

305

302

317.9

88

325.2

50

325.2

81

5.1

83.5

13 6.6

24.7

63

6.9

66.3

63

5.2

71.7

38

5.7

20.6

80

5.8

30.6

60

364.7

53

359.4

33

356.1

65

■ +119.970 ■ +3 ■+677.390 ■+4 ■ +900 ■ +1 ■ +6.598 ■ +1Anlagen vor Inbetriebnahme 2017/18**

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28 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

HANDWERK

NEUEMEISTERBRAUCHT DAS LAND

Viele Handwerksbetriebe, die nach der Wende gegründetwurden, brauchen bald NACHFOLGER. Die Suche könnteschwierig werden, denn es gibt immer weniger Meister

TEXT Julia Frese

L aut einer gemeinsamen Studie der Indus-trie- und Handelskammer Potsdam, derMittelbrandenburgischen Sparkasse und

derHandwerkskammer Potsdam stehen inWest-brandenburg derzeit jährlich 400 Firmenüberga-ben an. Die Zahlen könnten in den kommendenJahren weiter steigen: Viele Unternehmer, diekurz nach der Wende neu gründeten, gehen inden kommenden Jahren in Rente und brauchensomit Nachfolger. Schon jetzt allerdings ist derBedarf kaum zu decken - das zeigen insbesonde-re die Zahlen der neuen Handwerksmeister. ImNovember 2017 erhielten 190 neue Meister ausdemRaumWestbrandenburg ihreMeisterbriefevon derHandwerkskammer Potsdam. Daswaren

gleich viele wie im Vorjahr, aber rund 20weniger als 2015. Laut InesWeitermann,Sprecherin der HandwerkskammerPotsdam, liegen die rückläufigenZahlen an geburtenschwachenJahrgängen sowie am weiter an-haltenden Trend zum Studium beiSchulabgängern.Wer sich entscheidet, einen

Meister zu machen, muss zunächstviel organisieren. Allen voran steht

die Frage: Wie lässt sich die Weiterbildungfinanzieren? Tipps gibt dazu telefonisch einBeratungsteam derMeisterschule. DieMeister-Ausbildung koste je nachGewerk zwischen 4000und 8000 Euro, sagt Renard Fourmont,Mitarbei-ter derMeisterschule. Die häufigsten Fragen, dieangehendenMeister an das Beratungsteam stell-ten, drehen sich um das Aufstiegs-Bafög. Rund95 Prozent aller Meisterschüler nehmen dieseForm der finanziellen Förderung in Anspruch.Die Entscheidung für eineMeisterausbildung seiallerdings sehr individuell und neben den Finan-zen auch von vielenweichen Faktoren abhängig,

sagt InesWeitermann. »Manmuss sich bewusstentscheiden, wieder auf die >Schulbank< zurück-zukehren und entweder in Vollzeit oder Teilzeit– neben dem Beruf – den Meister zu machen.«

EINE WICHTIGE ROLLE spielt auch die Unterstüt-zung des Betriebs, in dem die angehendenMeis-ter angestellt sind. Manche Firmen stellen ihreMitarbeiter für dieMeisterausbildung sogar beivollem Lohnausgleich frei. Das rechnet sich auchfür die Chefs, denn viele Meister zieht es nichtdirekt nach derWeiterbildung in die Selbststän-digkeit. Für eineNeugründungmüssen zunächstein Konzept und ein Standort gefundenwerden.Die finanzielle Sicherheit der Festanstellung hilftwährenddessen dabei, ein Startkapital für daseigene Unternehmen anzusparen und weitereBerufserfahrung zu sammeln. VieleMeister sindbei Abschluss ihrer Weiterbildung außerdemnach Angaben der Handwerkskammer um die30 Jahre alt und stellen die Geschäftsgründungzugunsten der Familiengründung zunächst ein-mal zurück.Bei jenen, die bereit für eine Neugründung oderÜbernahme seien, spreche allerdings viel für dieletztere Variante, sagt Ines Weitermann. »Manhat mit einer Unternehmensnachfolge gleichmehrere Vorteile: Es ist ein fester Kundenstammvorhanden, der Nachfolger kann auf einem be-stehenden Angebot aufbauen und er hat in derRegel bereits gut eingeführte Mitarbeiter.«Dass die Zahl derMeister in den vergangenen

zwei Jahren konstant geblieben seien und dieAzubi-Zahlen sogar leicht nach oben gingen, seifür die Handwerkskammer Potsdam ein Grundzu vorsichtigemOptimismus, sagtWeitermann.Der Bedarf bleibe, insbesondere wegen der an-stehendenUnternehmensnachfolgen, aber wei-terhin hoch.

ist das Durchschnitts-alter der Angestelltenin WestbrandenburgerHandwerksbetrieben

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Frau Ensslen, warum wollten Sie denMeister machen?Ich wollte beruflich eine bessere Position ha-ben. Frisöre gibt es wie Sand am Meer, aberals Meisterin hat man einen Vorteil gegenüberden Gesellen. Außerdem wollte ich mit derMeisterausbildung die Grundlage dafürschaffen, eines Tages meinen eigenen Sa-lon zu eröffnen. Da bei mir jetzt erstmal die

Familienplanung im Vordergrund steht, lasseichmir mit der Selbstständigkeit aber noch einpaar Jahre Zeit.

Wie haben Sie die Meisterausbildungfinanziert?Mein Arbeitgeber hatmich leider nur freigestellt,finanzielle Unterstützung gab es nicht. So habeich Aufstiegs-Bafög beantragt, was aber bloß fürdie Miete ausgereicht hat. Daneben hat michmein Mann unterstützt und viele Kosten wäh-rend des halben Jahres übernommen.

Was waren die größten Herausforderun-gen für Sie bei der Meisterausbildung?Dassman sehr viel in sehr kurzer Zeit schaffenmusste. Ein Privatleben hatte ich während derWeiterbildung kaum. Nach all der Mühe woll-te ich natürlich möglichst schnell wissen, obich bestanden habe. Leider dauerte es ganzezweieinhalb Monate bis wir unsere Ergebnissebekamen. ZumGlück ist ausmeinem Lehrgangniemand durchgefallen.

Welche Vorteile hat der Meister für Sie?Bisher bin ich nach wie vor bei meinem altenArbeitgeber, habe aber bessere Bedingungenals vorher. Durch meine höhere Qualifikationbekomme ich mehr Gehalt und ich konnte beimeiner Chefin fünf zusätzliche Urlaubstageaushandeln. Wenn ich einmal meinen eige-nen Salon habe, kann ich als Inhaberin meineArbeitszeiten selbst steuern und sie für michfamilienfreundlich gestalten.

Herr Meise, wie haben Sie Ihrem Chefvon Ihren Plänen erzählt, den Meister zumachen?Im Frühjahr habe ich in meinem damaligenBetrieb angekündigt, dass ich ab Herbst gerndie Weiterbildung machen würde. Es wargleichzeitig eine Kündigung, weil ich bei demArbeitgeber zu wenig Chancen zur Weiterent-wicklung gesehen habe. Wir sind aber im Gutenauseinandergegangen, es war einfach von bei-den Seiten klar, dass es in Zukunft nicht mehrpassen würde.

Wofür brauchten Sie den Meister?Ich wolltemich in einem großen Konzern bewer-ben, weil ich das Aufgabenfeld dort reizvoll fandund weil die Bedingungen als Angestellter dortbesser sind. Ich bekomme mehr Gehalt undhabe eine bessere soziale Absicherung als ineinem kleinen Betrieb. In meiner neuen Stellearbeite ich nicht mehr nur handwerklich, son-dern erstelle auch Angebote und übernehme

die Montage- und Werksplanung sowie die Do-kumentation.

Wie haben Sie die Meisterausbildungfinanziell gestemmt?Ich hatte vorher etwas Geld angespart. Genugfür alle Ausgaben während des rund einjährigenLehrgangs war das aber nicht. Zusätzlich habeich Aufstiegs-Bafög bekommen.Meine Freundinhat außerdem einen festen Job und konnte einpaar Kosten übernehmen.

Haben Sie Pläne, sich in den kommen-den Jahren selbstständig zu machen?Erstmal ist das nicht mein Ziel. Ich habeden Meister vor allem gemacht, um bessereBedingungen als Angestellter zu haben. DieSelbstständigkeit bleibt eine Option, aber da-für würde ich erstmal ein richtig gutes Konzepthaben wollen und nicht bloß eine 0815-Hand-werksbude eröffnen. So ein Konzept habe ichaktuell noch nicht.

Mandy Ensslen

Sven Meise

30, FRISÖRMEISTERIN AUS POTSDAM

31, ELEKTROTECHNIKERMEISTER AUS POTSDAM

FOTOSSebastianGabsch(2)

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30 | POTSDAMER NEUESTE NACHRICHTEN WIRTSCHAFT

HANDWERK

Herr Schregel, warum haben Sie sichentschieden den Meister zu machen?Bis vor viereinhalb Jahren war ich Kaufmannim Groß- und Außenhandel, habe mich dannaber entschieden noch einmal die Fachrichtungzu wechseln. Mein Onkel hat mir das Angebotgemacht, in seinem Betrieb als Azubi anzufan-gen und das Geschäft dann auch langfristig zuübernehmen. Darum habe ich zunächst dieAusbildung angefangen und im letzten Jahr par-allel schon denMeisterlehrgang begonnen. DenMeister brauche ich, um das Geschäft führenzu können.

Was waren für Sie die größten Hürdenauf dem Weg zum Meister?Zeitlich war es schon sehr eng und ich bin

sehr dankbar, dassmein Onkel und auchmeineFrau mich so unterstützt haben. Ich war mon-tags bis donnerstags im Betrieb und bin dortmeiner täglichen Arbeit nachgegangen. Freitagsund samstags waren für die ersten beiden, the-

oretischen Teile der Ausbildung reserviert. Dendritten und vierten Teil des Meisterlehrgangshabe ich in Vollzeit absolviert. Dafür gingenauch ein paar Urlaubstage drauf. Eine weitereHürde war, dass ich teilweise Prüfungsangsthatte.

Hatten Sie finanzielle Unterstützung?Dadurch, dassmein Onkel mich für Unterrichts-tage freigestellt hat und ich Fehlzeiten teilwei-se auchmit Urlaubstagen ausgleichen konnte,hatte ich die gesamte Zeit über volles Gehalt.Ich brauchte somit keine weitere Unterstützung.

Wie hat sich Ihr Berufsleben durch denMeister verändert?Ich spüre, dass ich jetzt mehr Verantwortungübertragen bekomme und viele Probleme aufneue Art lösen kann. Und mein Lohn wurdeerhöht. Am meisten freut mich aber, dass ichmeinen Onkel mit den neuen Kompetenzennoch besser unterstützen kann.

Frau Schenk, seit einigen Monaten sindSie Konditormeisterin. Warum sind Siediesen Weg gegangen?In ein paar Jahrenmöchte ichmich selbststän-dig machen. Mir schwebt ein kleines Café inschöner Lage vor, in dem ich dann Hochzeits-torten, Pralinchen und andere feine Sachen an-biete. Am liebstenmöchte ich dafür in RichtungPotsdam. Ich habe aber keine Eile, sondernhalte erst einmal Ausschau nach geeignetenLocations. Bis dahin arbeite ich gern in demLuckenwalder Betrieb weiter, in dem ich vor derMeisterausbildung schon beschäftigt war.

Wie hat Ihr Betrieb Sie bei der Meister-ausbildung unterstützt?Finanzielle Unterstützung brauchte ich nicht,da ich wegen meiner guten Note in der Ge-sellenprüfung ein Weiterbildungsstipendiumüber 7000 Euro von der Handwerkskammerbekommen habe. Den Meister habe ich inTeilzeit gemacht und bei meinem Betrieb für

die Lehrgangstage jeweils unbezahlten Urlaubgenommen.

Was hat Ihnen die Meisterausbildung fach-lich gebracht?Ammeisten Neues habe ich in dem Teil gelernt,in demwir unsmit kaufmännischemWissen fürdie Betriebsgründung undMarketing beschäf-tigt haben. Im praktischen Teil haben wir vorallem das schon Bekannte gefestigt undgelernt, wie man ein Schauzuckerstückherstellt.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag ver-ändert seit Sie Meisterin sind?Außer mehr Gehalt hat sich eigent-lich nichts geändert. Das könnte aberbald kommen: Wir haben durchmich nun dieOption, einen Lehrling auszubilden. Mein Chefhatte dafür in den letzten Jahren keine Zeit.Aber da ich ja jetzt auch Meisterin bin, werdeich das in Zukunft übernehmen.

Arne Schregel

Maxi Schenk

40, INSTALLATEUR- UND HEIZUNGSBAUERMEISTER AUS POTSDAM

25, KONDITORMEISTERIN AUS LUCKENWALDE

FOTOSSebastianGabsch,AndreasKlaer

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S ie ist in aller Munde, oft als gro-ße Chance betitelt und dochgenauso häufig als Risiko und

Jobvernichter abgestempelt – die Di-gitalisierung. Das Wort schlägt sichdurch politische Kreise und durch-dringt Wirtschaft und Gesellschaftgleichermaßen. Doch was ist es nun,Chance oder Risiko, Aufbruchstim-mung oder die Sorge vor Verände-rungen?Der Handel ist stets im Wandel.

Dieses Sprichwort kennen alle, diemit dieser Branche vertraut sind. Es waren schonimmer die technologischen Entwicklungen undam Ende die Veränderungen des Kaufverhal-tens, die die Welt des Handels prägten. Schauenwir uns die Welt vor über einhundert Jahren an.Wären dort SB-Warenhäuser, Supermärkte oderVersandhändler denkbar gewesen? Der Handelhat sich immer verändert. Allerdings verändertsich die Geschwindigkeit. Brauchten Elektrizitätund Telefon noch Jahrzehnte bis sie große Tei-le der Gesellschaft erreichten, geht das heute inkürzester Zeit. Neue Smartphones und digitaleNachrichten werden in Sekunden oder Minutenüber die ganzeWelt verbreitet und für Milliardenvon Menschen zugänglich. In wenigen Tagen ent-stehen ganz neue Megatrends – in wenigen Tagenverschwinden sie wieder. Die Zeiten sind schnellgeworden und die Veränderungen überschlagensich. Das ist die Herausforderung für unseren All-tag und somit auch für die Handelswelt.Der Handel übernimmt schon immer wichtige

Dienstleistungs- und Logistikfunktionen und ori-entiert sich an den Wünschen und Bedürfnissenseiner Kunden. Genau diese Wünsche verändernsich von Zeit zu Zeit. Durch digitale Möglichkei-ten suchen die Kunden neueWege Ihren Alltag zugestalten. Dabei spielt die digitale Erreichbarkeitfür den Handel heute eine bedeutende Rolle. Die

Kunden suchen vielfach den digita-len Kontakt, wollen Informationen,Verfügbarkeiten und Preise onlineerfragen. Doch der tatsächliche Ver-kauf findet nach wie vor auch gerneim lokalen Geschäft statt. Viele Kun-den nutzen abwechselnd digitale undstationäre Einkaufsmöglichkeitenund prägen so denWirtschaftsbegriffdes Omnichannel Retail.Die Digitalisierung ist also immer

beides: Chance und Risiko zugleich.Selbst große Unternehmen können

scheitern und kleine Unternehmen rasant wach-sen. Es gibt immer beide Gesichter, beide Sei-ten der gleichen Medaille. Für den stationärenEinzelhandel und die kleinen mittelständischenBetriebe wirkt die eine Seite oft größer: Die vie-len neuen Möglichkeiten, Wissen, Technik unddie Investitionen sind enorme Herausforderun-gen. In Brandenburg und vor allem in Potsdamhaben sich viele stationäre Geschäfte auf denWeg gemacht diese Chancen zu nutzen. LokaleGeschäfte fokussieren sich noch stärker auf ihreguten Beratungsleistungen oder ihr einWohlfühl-Ambiente und schaffen eine gute Erreichbarkeitin sozialen Medien und Suchnetzwerken. Die In-haber stellen ihre Geschäfte verstärkt online dar,veröffentlichen Öffnungszeiten, Sortimente undDienstleistungen und geben einen digitalen Ein-blick in ihr stationäres Geschäft. An besonderenSonntagen werden attraktive Kundenveranstal-tungen vorbereitet und die Innenstädte präsen-tieren sich in ihrer ureigenen städtischen Aufga-be als Handelsplatz der Bevölkerung. Doch diedigitalen Veränderungen gehen weiter. Es bleibtAufgabe der Politik, faire Rahmenbedingungen zuschaffen und den stationären Unternehmen einenfairen Wettbewerb zu ermöglichen, um unsereStädte und Gemeinden und unsere Einkaufsstra-ßen und Passagen zu fördern und zu erhalten.

EIN KOMMENTAR VON Björn Fromm

BJÖRN FROMMPräsident des

HandelsverbandesBerlin-Brandenburg e.V.

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DAS WORT HAT...

Der Präsident des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, BJÖRN FROMM,über die Bedeutung der digitalen Erreichbarkeit und fairen Wettbewerb

HANDEL ISTWANDEL– UND DIGITALISIERUNG?

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START-UP

SCHNITZELJAGDDURCHHONGKONGDas Potsdamer Start-up ESPOTO gehört zuden weltweit führenden Anbietern von Appsfür Teamevents

TEXT Erik Wenk | FOTOS Andreas Klaer

W er in einem größeren Unterneh-men arbeitet, der hat mit Sicherheitschon an dem einen oder anderen

Team-Building-Event teilgenommen: Schnitzel-jagden, Klettergarten-Touren, Stadtrallyes oderFloßbau-Aktionen. Gut möglich, dass die Teil-nehmer dabei schon mit Espoto in Berührunggekommen sind, denn das Potsdamer Start-upgehört zu den weltweit führenden Anbieternvon Smartphone-Apps für individuell gestaltbareTeamevents: Seit seiner Gründung im Jahr 2013wurden in verschiedensten Ländern der Weltüber 5700 Events mit Apps von Espoto gespielt,zum Teil mit mehreren hundert Teilnehmernpro Event.Kreativer Kopf und Mitgründer der Espoto

GmbH ist Matthias Thielbier. Der 35-jährigeBerliner, der zurzeit das operative Geschäftdes Start-ups leitet, ist bekennender Sport- undOutdoor-Freak: »Ich hatte schon immer einenHang zum Abenteuer – ich bin gerne draußenund mache leidenschaftlich Geocaching.«

2011 musste sichMatthias Thielbier

entscheiden: In einerReha-Einrichtung arbeitenoder den Nebenjob zum

Beruf machen?

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Eine Leidenschaft, die sich durchEspoto auch auf andere übertra-gen soll: Wer die App startet undzum Beispiel eine Schnitzeljagdfür seine Mitarbeiter, Freundeoder Familie veranstalten will,kann je nach Belieben verschiede-ne, vorgefertigte Aufgaben erstellenund mit eigenen Inhalten füllen –Schätze suchen, Quiz-Fragen kna-cken, Morse-Codes entschlüsselnoder Feuer machen. Anschließendkönnen die mit Smartphones oderTablet-PCs ausgerüsteten Teilneh-mer die durch GPS-Koordinatengekennzeichnete Tour absolvierenund bekommen nach jedem Erfolgweitere Instruktionen.Die Idee zu Espoto entstand

während Thielbiers Arbeit für dasPotsdamer UnternehmenTeamgeist GmbH, dasbereits seit über 25 Jahren Teamtrainings und–events für Firmen anbietet – vom Bogenschie-ßen bis zur Weihnachtsfeier. Thielbier, der ander Universität Potsdam Sportwissenschaftenmit dem Schwerpunkt auf Rehabilitation undPrävention studiert hat, hatte während seinesStudiums angefangen als Teamtrainer bei Team-geist zu arbeiten. »Ich bin eigentlich durch einenZufall hier hängengeblieben«, sagt Thielbier.

2010 KAM NÄMLICH ein großes, deutschesBankunternehmen auf Teamgeist zu und fragte,obman nicht ein großes Outdoor-Event für 400Personen organisieren könne? »Das war etwasganz Neues«, erinnert sich Thielbier. »Wir ha-ben uns also Gedanken gemacht, wie man dashinkriegen kann, 400 Leute auf einmal zu be-schäftigen.« Das Ergebnis war die »Tabtour«,eine digitale Schnitzeljagd, durch die manauch große Gruppen in kleinen Teams or-ganisieren und auf digitale Schatzsucheschicken konnte.Und die App funktionierte: Der Auf-

trag war ein Erfolg und Teamgeist er-kannte, dass hier größeres Poten-tial vorhanden war. Thielbier, der2011 sein Studium abschloss,musste sich nun entschei-den: »Mache ich jetzt das,was ich studiert habe,und arbeite in einerReha-Einrichtungoder mache ichbei Teamgeist

weiter?« Er entschied sich für dasAbenteuer und stieg fest bei Team-geist ein, um an demneuen ProduktTabtour mitzuarbeiten. »Wir ge-hörten 2011 zu den ersten, die einesolche digitale Schnitzeljagd aufden Markt gebracht haben«, sagtThielbier.Bis 2013 arbeitete Teamgeist

noch mit externen Software-Ent-wicklern zusammen, entschiedsich dann aber, eigene einzustellenund Espoto als Tochterfirma zugründen. Seitdem hat sich das Un-ternehmen stetig weiterentwickelt:Die Tabtour-Schnitzeljagd-App, bisheute das Herzstück von Espoto,bekam immer mehr Features, dasPortfolio erweiterte sich kürzlichauch noch um eine Quiz-App und

eine Foto-App. Derzeit sind 75 größere Unter-nehmen Lizenzpartner von Espoto, die derenApps regelmäßig nutzen – nicht nur in Deutsch-land, sondern auch in Irland, Mexiko, Spanien,Thailand oder Hongkong. Dazu gehören nebenFirmen und Tourismusveranstaltern auch Uni-versitäten und Bildungseinrichtungen wie dasGoethe-Institut. Nur mit den Lizenzeinnahmenmachte Espoto 2016 einen Umsatz von 350 000Euro.Aktuell hat das Unternehmen sechsMitarbei-

ter, ist jedoch aufWachstumskurs: Für nächstesJahr werden unter anderem nochMitarbeiter fürden Vertrieb gesucht. »2018 wollen wir Espotonoch mehr internationalisieren, denn mittler-weile gibt es natürlich Konkurrenz-Produkteaus den USA«, sagt Thielbier. Auch das Design

soll erneuert und dieBenutzeroberflä-che interaktivergestaltet werden.Zudem soll einganz neuer Bereicherschlossenwerden:Augmented Reality,also das Einblendenvirtueller Inhalte indie reale Umgebungüber Smartphones undTablet-PCs. »Seit Po-kemon Go wird dasvon vielen Kundengefragt«, sagt Thiel-

bier.www.espoto.com

»ICH HATTESCHON

IMMER EINENHANG ZUMABENTEUER«

MATTHIAS THIELBIERKopf und Mitgründerder Espoto GmbH

ESPOTO GMBHGegründet wurde dasPotsdamer Unternehmen2013 als Tochter derTeamgeist GmbH. Inzwi-schen hat die Firma mitSitz Am Luftschiffhafen 1sechs Mitarbeiter. Herz-stück von Espoto ist eineApp für Schnitzeljagden.Inzwischen wurden aucheine Quiz-App und eineFoto-App entwickelt. Diesogenannte Tabtour-Schnitzeljagd-App wirdbereits weltweit von 75größeren Unternehmengenutzt.

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me, Genres oder Re-gisseure geben. Fürdie Nutzer ist cinurukostenlos.

WER HAT’SERFUNDEN?Die Gründer Marti-na Berger und JannisFunk kennen sich vonder Filmuniversität

Potsdam. Für ihr Start-up CinuruResearch haben sich die beiden dieEntwickler Tobias Lohse und PauloRuhrländer und den Finanzanalys-ten Jean-David Herld mit ins Bootgeholt.

WIE IST DER AKTUELLE STAND?Noch steckt die App in der Beta-phase. Neun Kinos konnten fürdie ersten Testversuche gewonnenwerden, darunter das Thalia Kinoin Babelsberg. Ab Mitte Dezembersoll dort versuchsweise ein Bo-nusprogramm starten, bei dem dieTester für ihre Kinobesuche Punk-te sammeln, die sie wiederum fürFreikarten, Popcorn oder Geträn-ke eintauschen können. Freiwilli-ge können gerne bei der Testpha-se mitmachen. Im Februar soll dieApp dann offiziell auf den Marktkommen.www.cinuru.com

W er einenK i n o -b e s u c h

plant, muss oft ersteinmal viele Entschei-dungen treffen undsich durch viele Infor-mationen wühlen. Inwelches Kino möchteich gehen? Was läuftdort für ein Pro-gramm? Welcher Film könnte mirüberhaupt gefallen? Ein Team ausKinofans hat jetzt in Potsdam eineneue App entwickelt, die das Kino-Erlebnis für die Besucher vereinfa-chen und persönlichermachen soll.

WIE FUNKTIONIERT’S?Über die App cinuru, eine Mi-schung aus Cinema und Guru,kann der Nutzer nicht nur alleInformationen rund um das aus-gewählte Kino abrufen, wie dasProgramm und die Preise, sondernsich gleichzeitig auch über die Fil-me, Regisseure und Schauspielerinformieren und die Trailer derFilme sehen. Der Nutzer kann au-ßerdem die Filme und Trailer be-werten. Karten können ebenfallseinfach bestellt werden. Mit derZeit lernt die App den Geschmackdes Nutzers kennen und kann ent-sprechende Empfehlungen für Fil-

GUTE IDEE

DER KINO-GURUTEXT Sarah Stoffers

MARTINA BERGERMitgründerin

KALENDER

TERMINE IMDEZEMBERUND JANUAR

➤ 14.12. | 15–19 UhrIndustrie 4.0: Innovationdurch Kooperation

➤ 5.–6.1. | 10–17 UhrImpulse Cottbus 2018

➤ 22.1. | 15–17.15 UhrHorizont 2020 Informationstag– Verkehr, Mobilität und Logistik

Best-Practice-Beispiele zum Erfolgsfaktor Ko-operationen rund um die Entstehung neuerInnovationen und Technologien im Kontext In-dustrie 4.0. Um Anmeldung wird gebeten.Fraunhofer-Institut für Offene Kommuni-kationssysteme FOKUS, Kaiserin-Augusta-Allee 31, 10589 Berlin, www.optik-bb.de

Eine der größtenBildungsmessen und Jobbörsenin Brandenburg mit Tipps für Aus- und Weiterbil-dung, Studium, Existenzgründung und Arbeit.Zielgruppe sind Jugendliche in der Berufsorientie-rungsphase, Absolventen und Berufseinsteiger.Messe Cottbus, Vorparkstraße 3,03042 Cottbus, www.impuls-cb.de

Die EU-Forschungsförderung mithilfe des Hori-zont 2020-Programms im Verkehrsbereich sollMaßnahmen der Mitgliedstaaten ergänzen.Welche Möglichkeiten das Programm hiesigenUnternehmen bietet, soll vorgestellt werden.Wirtschaftsförderung Brandenburg,Babelsberger Straße 21, 14473 Potsdamwww.wfbb.de

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oGRAFIKChristianRenner

WIRTSCHAFTErscheinungstag 9. Dezember 2017Herausgeber Potsdamer Zeitungs-verlagsgesellschaft GmbH & Co. KGPostanschrift Platz der Einheit 14,

14467 PotsdamChefredaktion Sabine SchicketanzRedaktion Matthias Matern

Art Direktion Suse Grützmacher, Laura HoldackLayout Christian Renner

Geschäftsführung Florian Kranefuß(Sprecher) Farhad Khalil, Ulrike TeschkeVerlagsleitung Janine Gronwald-Graner

Anzeigen Ute HarderDruck Möller Druck und Verlag GmbH

IMPRESSUM

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