NS-Dokumentationszentrum in München€¦ · ALBA BauProjektManagement, Oberhaching...

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NS-Dokumentationszentrum in München 5/1 Architekten /Architects Georg · Scheel · Wetzel Architekten, Berlin Bettina Georg · Tobias Scheel · Simon Wetzel Mitarbeit Inge Günther · Antje Utpatel · Karin Drexler Andreas Gülzow · Diego Peña Jurado Landschaftsarchitekt Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin Objektüberwachung Wenzel + Wenzel Freie Architekten Partnerschaft, München Fotos / Photographs Stefan Müller, Berlin Luftfoto / Aerial Photo wa wettbewerbe aktuell Fachplaner / Engineers Kosten- und Terminplanung ALBA BauProjektManagement, Oberhaching Tragwerksplanung Ingenieurbüro Dr. Lammel, Regensburg Gebäudetechnik TGA ZWP Ingenieur-AG, München Bauphysik/Raumakustik Müller-BBM GmbH, Berlin Elektrotechnik KMS Beratungs- und Planungsges. mbH, Berlin Fassadentechnik R+R Fuchs, München Lichtplanung Conceptlicht GmbH, Traunreut Bauherr / Client Landeshauptstadt München Standort / Location Brienner Straße 34 · 80333 München Projektdaten /Technical Data Wettbewerbsdokumentation siehe wa 5/2009 Platzierung des Wettbewerbsentwurfes 1. Preis Bauzeit Sommer 2011 – 2014 Eröffnung 30.04.2015 Nutz-Fläche (NF) 2.973 m 2 davon Ausstellungsfläche ca. 1.000 m 2 Brutto-Grundffläche (BGF) 5.000 m 2 Brutto-Rauminhalt (BRI) 21.000 m 3 Gebäudelänge und -tiefe 22,50 m Gebäudehöhe ü. OKT 22,50 m Gesamtbausumme brutto ca. 28,2 Mio. NS-Dokumentationszentrum in München Munich Documentation Centre for the History of National Socialism wa 5/2015 73 Wettbewerbsmodell Lageplan

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Page 1: NS-Dokumentationszentrum in München€¦ · ALBA BauProjektManagement, Oberhaching Tragwerksplanung Ingenieurbüro Dr. Lammel, ... In zwei Untergeschossen sind Seminar- und Vertie-fungsbereich

NS-Dokumentationszentrum in München 5/1

Architekten /ArchitectsGeorg · Scheel · Wetzel Architekten, BerlinBettina Georg · Tobias Scheel · Simon Wetzel

MitarbeitInge Günther · Antje Utpatel · Karin DrexlerAndreas Gülzow · Diego Peña Jurado

LandschaftsarchitektWeidinger Landschaftsarchitekten, Berlin

ObjektüberwachungWenzel + Wenzel Freie Architekten Partnerschaft, München

Fotos /PhotographsStefan Müller, Berlin

Luftfoto/Aerial Photowawettbewerbe aktuell

Fachplaner /EngineersKosten- und TerminplanungALBA BauProjektManagement, Oberhaching

TragwerksplanungIngenieurbüro Dr. Lammel, Regensburg

Gebäudetechnik TGAZWP Ingenieur-AG, München

Bauphysik/RaumakustikMüller-BBM GmbH, Berlin

ElektrotechnikKMS Beratungs- und Planungsges. mbH, Berlin

FassadentechnikR+R Fuchs, München

LichtplanungConceptlicht GmbH, Traunreut

Bauherr /ClientLandeshauptstadt München

Standort/LocationBrienner Straße 34 · 80333 München

Projektdaten /Technical DataWettbewerbsdokumentation siehe wa 5/2009Platzierung des Wettbewerbsentwurfes 1. PreisBauzeit Sommer 2011 – 2014Eröffnung 30.04.2015Nutz-Fläche (NF) 2.973 m2

davon Ausstellungsfläche ca. 1.000 m2

Brutto-Grundffläche (BGF) 5.000 m2

Brutto-Rauminhalt (BRI) 21.000 m3

Gebäudelänge und -tiefe 22,50 m Gebäudehöhe ü. OKT 22,50 mGesamtbausumme brutto ca. € 28,2 Mio.

NS-Dokumentationszentrum in MünchenMunich Documentation Centre for the History of National Socialism

wa 5/2015 – 73

Wettbewerbsmodell

Lageplan

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Kommentar der ArchitektenMit dem NS-Dokumentationszentrum auf dem Grund-stück der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP wirdfragmenthaft an die frühere städtebauliche Situationzwischen Königsplatz und Karolinenplatz angeknüpft,ohne jedoch die einst symmetrische Gewichtung vonBaukörpern beiderseits der Brienner Straße wieder auf-leben zu lassen. Im Gegenteil: Die Wiederbebauungdes Grundstücks des sogenannten „Braunen Hauses“setzt einen asymmetrischen Akzent innerhalb der axialenPlatzkonfiguration und erreicht auf diese Weise ihr Ziel,sich von der bestehenden Topografie abzulösen, dieimmer noch vom Stempel geprägt ist, den die National-sozialisten diesem Ort durch ihre Umbauten aufdrückten.Das NS-Dokumentationszentrum wird so mit gleichsamzu einem neuen öffentlichen Standort für eine distan-zierte Betrachtung des belasteten Umfeldes, der dieauf eine axiale Perspektive angelegte Platz kompositionbewusst aus einem anderen Blickwinkel vorführt. Mit unserem Entwurf versuchten wir, dieser Zielsetzungso weit wie möglich Nachdruck zu verleihen. Der kom-primierte, ungerichtete Kubus besetzt zwar den Bauortund markiert somit den geschichtlich unheilvollen Ortder Täter; er wird jedoch durch seine Autonomie gleich-zeitig als frei in den Umraum gesetztes Objekt erlebt.Typologische Elemente der historischen Villenbebau-ung, wie längs gerichtete Gebäudetypen mit Eingangs-fronten zur Straße, werden mit dem Neubau nicht wiederbelebt. Er steht frei in einem vegetativ geprägten Um-feld, von dem er auch betreten wird. Über diesen Grün-raum setzt sich das Dokumentationszentrum mit demweiteren Kontext der Umgebung in Beziehung. Der Baukörper ist als ein exakter Kubus mit den Ab -messungen 22,50 m x 22,50 m x 22,50 m ausgeführt.Innen wie außen ist der Bau geprägt durch das do -minierende Material Weißbeton, einem mit Weißpig-

ment und weißem Sand hergestellten Transportbeton,in dem das Gebäude vollständig über die tragendenKerne, Fassaden, Deckenplatten und Fußböden kon-struiert ist. Die roh belassene Konstruktion prägt dasäußere Erscheinungsbild und wird gleichermaßen zumPassepartout für die Ausstellungsarchitektur. Sämtli-che technische Ein- und Aufbauten wurden nicht sicht-bar in das Gebäudevolumen integriert, sodass der Bauin seiner elementaren materiellen Erscheinungsformnicht ge stört wird. Großformatige, in den Kubus eingeschnittene Fassa-denöffnungen werden durch vertikale Betonlamellenstrukturiert, welche den Baukörper plastisch gliedern,ohne dessen klare Geometrie zu beeinträchtigen. DieFenster ermöglichen jeweils über die Gebäudeeckenfokussierte Ausblicke auf die umgebende Topografie.Gleichzeitig bilden sie die innere Struktur zweigeschos-siger Lufträume nach außen hin ab. Der Besucher betritt zunächst die im Westen vorgela-gerte Terrasse vor dem Neubau, ebenfalls ausgebildetin der Materialität des Baukörpers, und hat von hierdirekte Sichtbeziehung zu den unmittelbar benachbar-ten baulichen Fragmenten der NS-Zeit, den sogenann-ten „Ehrentempeln“ und dem ehemaligen „Führerbau“,welcher heute die Musikhochschule beherbergt.Das Erdgeschoss öffnet sich über eine 2-geschossigeFassadenöffnung zur Terrasse. Hier be findet sich derzentrale Eingang mit Informationstresen, Kasse undeinem kleinen Buchladen. Die vertikalen Erschlie ßungs -elemente sind in einem zentralen Kern zusammenge-fasst, welcher asymmetrisch auf der quadratischenGrundrissfläche des Hauses angeordnet ist. Ein großerPersonenaufzug ist als Haupterschließung für die Aus-stellungsebenen in den Geschossen ein bis vier vor-gesehen. Der Ausstellungsrundgang ist von oben nachunten konzipiert: Der Aufzug befördert die Besucher in

das 4. Obergeschoss, welches den Ausgangspunkt fürden Ausstellungsrundgang bildet. Mit einer allseitigenFassadenöffnung wird dort die Einordnung in den städ-tebaulich-historischen Kontext erfahrbar gemacht.An den zentralen Kern angelagert befindet sich einebreite und offen geführte Treppenanlage, welche alleöffentlich genutzten Geschosse miteinander verbindet.Diese ist integraler Bestandteil des Ausstellungsrund-ganges von oben nach unten. Alle vier Ausstellungs -ebenen sind darüber hinaus über jeweils 2-geschossigausgebildete Lufträume im Sinne eines fließendenRau mes miteinander verknüpft. Diese befinden sichjeweils gegeneinander versetzt bzw. alternierend anden Ge bäudeaußenecken und erlauben über große, inihrer Dimension exakt auf die Lufträume abgestimmteFens teröffnungen fokussierte Ausblicke zu den unter -schied lichen städtischen Räumen und Bauwerken desehemals mit NSDAP-Institutionen kontaminierten Um -feldes. Damit wird bei der gegebenen räumlichen Be -grenzung durch das Bauvolumen größtmögliche Offen-heit und Übersichtlichkeit im Inneren hergestellt. Im 1. Obergeschoss ist der Wechselausstellungsbe-reich geplant, der direkt über das Foyer erreicht oderim Zuge des Ausstellungsrundganges von oben nachunten besucht werden kann. Oberhalb der Ausstel-lungsgeschosse sind im 5. Obergeschoss allgemeineBüro- und Sozialräume für die Direktion und Mitarbeitervorgesehen. Diese werden über einen weiteren Aufzugund ein zentrales innen liegendes Treppenhaus er -schlossen. In zwei Untergeschossen sind Seminar- und Vertie-fungsbereich mit Computerarbeitsplätzen, ein großerVortragsraum für 200 Personen, Bibliothek sowie not-wendige Nebenräume wie Depots und Lager unterge-bracht. Ein über zwei Geschosse entwickeltes Foyer er-schließt Saal, Vertiefungs- und Seminarbereich.

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EG

UG 2 Schnitt A-A

OG1 OG2

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Comments of the architectsThe NS-Documentation Centre’s location on the site ofthe headquarters of the NSDAP is fragmentally tied tothe former urban situation between Königsplatz andKarolinenplatz, without reviving the former symmetricalemphasis on the building structures on both sides ofthe Brienner Straße. Quite the contrary: the building onthe site of the so-called ”Brown House“ emphasizes anasymmetrical feature within the axial position of thesquare, detaching itself from the existing topography,which is still characterized by the mark left on the placeby the conversions of the National Socialists. The NS-Documentation Centre presents the composition of thesquare from a different perspective.The compact undirected cube marks the historicallyominous place, but at the same time it will be experien-ced as a freestanding object that is characterized by agreen area that relates to the surroundings.The building structure is an exact cube with 22,50 m x22,50 m x 22,50 m. The dominating material is white

concrete, manufactured with ready-mix concrete withwhite pigment and white sand, characterizing its ex -ternal appearance and becoming the passé-partout for the exhibition architecture. All technical installationshave been concealed in the building volume.Large façade-openings have been cut into the cube,structured by vertical concrete slats. From the cornerof the buildings the windows provide views to the sur-rounding topography and present the internal structureof two-storey voids.The visitor enters the terrace in front of the building withviews to the structural fragments of the NS-era. The ground floor opens towards the terrace with a two-storey façade opening, containing the central entrancewith ticket desk, bookshop etc. The vertical circulationelements are concentrated in a central core, asym-metrically arranged on the square floor plan. A large lift acts as main access for the exhibition areas in floors1-4. The exhibition route starts from the 4th floor down

wards with views to experience the urban-historic con-text. A broad and open staircase connects all publicareas and is part of the exhibition route. All exhibitionlevels are connected via the two-storey voids that arelocated offset against each other, resp. alternating atthe building’s corners with focused views over the former NSDAP administrative district. The 1st floor houses the changing exhibition area and can be reached directly via the foyer or within theexhibition route.Offices and social rooms for directors and staff are located on the 5th floor and can be accessed by anadditional lift and an internal staircase.The two basement floors house the seminar and in-depth study area with computer work desks, a lecturehall for 200 people, library, depot, storage etc. and canbe accessed by the 2-storey foyer that includes a smallcafé, where visitors can relax, exchange and reflectafter the exhibition.

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