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Kostenlos zum Mitnehmen Spu ren Nr. 38 Dezember 2019 MAGAZIN DER DÜRENER GESCHICHTSWERKSTATT E .V. zugleich Mitteilungen aus dem Stadtmuseum Düren Kinos in Düren Teil 2 S. 3-12

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Kostenlos zum MitnehmenKostenlos zum Mitnehmen

Spuren Nr. 38

Dezember 2019

MAGAZIN DER DÜRENER GESCHICHTSWERKSTATT E.V.

zugleich Mitteilungen aus dem

StadtmuseumDüren

Kinos in Düren Teil 2 S. 3-12

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2 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

n Kreisjahrbuch 2020 ist daMit „Leben auf dem Lande“ hat das neue

Kreisjahrbuch wieder ein heiß diskutiertesRahmenthema, das unter verschiedenen (auchhistorischen) Gesichtspunkten beleuchtetwird. Weitere Beiträge handeln von demMaler und Kunstpädagogen Josef Offergeld,den „Haussteinen“ in Düren-Rölsdorf, demKlosterleben in Mariawald u.v.a.m. Das 232Seiten starke Buch kostet 13 € und ist in jederguten Buchhandlung sowie portofrei direktbeim Verlag Hahne & Schloemer erhältlich.

n Tagung Agricola-GesellschaftNach der vielbeachteten Tagung zur Indus-

triekultur im letzten Jahr wird das Stadtmu-seum auch 2020 wieder illustre Gäste haben:Die Georg-Agricola-Gesellschaft für Technik-geschichte und Industriekultur, die sich vorallem mit Bergbau beschäftigt, wird Mitte Sep-tember ihre Jahrestagung in Düren abhaltenund dabei vor allem die Tagebaue in unsererRegion im Blick haben.

n Neuer Geschäftsführer auf VogelsangDer 54-jährige Erftstädter Thomas Kreyes

wird zum 1. März 2020 neuer Geschäftsführerder Vogelsang IP gGmbH. Er wird Nachfolgervon Albert Moritz, der auf eigenen Wunschnach rund 18 Jahren am Standort zum 6. April2020 ausscheidet. Thomas Kreyes, Diplom-Volkswirt sowie Magister in Publizistik undPolitikwissenschaften, war zuletzt Generalse-kretär der RTL-Mediengruppe.

Neues aus der »Szene«Von BERND HAHNE

INHALT

2 Neues aus der»Szene«

3 Mach’ dir ein paarschöne Stunden –geh’ ins Kino

13 „Riecht auch wieDüren“

15 100 Jahre Zucker-Bücker

20 Überraschend auf-merksam

21 Arbeitsreiche Wochen

I m p r e s s u mn Herausgeber: Trägerverein Stadtmuseum

Düren e.V. und Dürener Geschichtswerk-statt e.V., Cyriakusstr. 33, 52355 Düren,www.geschichtswerkstatt-dueren.de

n Redaktion: Bernd Hahne M.A. (verantw.), Dr. Anne Krings M.A.

n Herstellung:Schloemer & Partner GmbH, Düren

Alle Ausgaben der „Spuren“ sind digital imInternet unter www.geschichtswerkstatt-dueren.de abrufbar.

n „auf ins museum“Das neue Kombiticket „auf ins museum!“

bietet zum Preis von 25 € freien Eintritt in 28unterschiedlichste Museen im Dreiländereck.Das Ticket ist in Form eines Gutscheinheftsgestaltet und in allen teilnehmenden Museen– wie im Stadtmuseum Düren – erhältlich.

n Rheinlandtaler nach JülichDer Kollege Guido von Büren vom Muse-

um Zitadelle in Jülich hat am 20. Novemberim Kreishaus den Rheinlandtaler verliehen be-kommen. Guido von Büren ist nicht nur lang-jähriger Mitarbeiter des Museums Zitadelle, erist auch Vorsitzender des Jülicher Geschichts-vereins 1923 und des Fördervereins Kommen-de Siersdorf. In einer Vielzahl von Publikatio-nen hat er sich (nicht nur) mit der Geschichtedes Jülicher Landes beschäftigt, u.a. auch re-gelmäßig im Jahrbuch des Kreises Düren, des-sen Redaktion er seit vielen Jahren angehört.

n Newsletter abonnierenWer regelmäßig über die Aktivitäten, Ver-

anstaltungen und sonstigen Vorhaben desStadtmuseums informiert sein möchte, kannden monatlichen Newsletter anfordern. Dazugenügt eine Mail an [email protected] mit dem Betreff „Newsletter“.

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Am 25.02.1945 marschierten amerikani-sche Truppen in das völlig zerstörte Düren.Und am 8. Mai 1945 schließlich war mit derbedingungslosen Kapitulation der deutschenWehrmacht der Krieg in Europa zu Ende undmit ihm die nationalsozialistische Diktatur. Zu-rück blieben verwüstete Landschaften undteils bis zur Unkenntlichkeit zerstörte Städte.Düren gehörte dazu. Zurück blieben Millionenvon gefallenen, vermissten und in Gefangen-schaft geratene Soldaten. Die Zeitungen warenvoll von Suchanzeigen. Zurück blieben Millio-nen in den Konzentrationslagern Ermordete.Ebenfalls zurück blieben Millionen Menschenauf der Flucht oder Rückkehrer aus der Evaku-ierung. Die einen suchten ein Obdach, die an-deren fanden ihre Wohnungen nicht mehrbewohnbar vor, Hausrat und Möbel warennicht mehr vorhanden.

Die Sorgen der Menschen in den Jahrennach Kriegsende, insbesondere der DürenerBevölkerung, waren der Wiederaufbau: Was-ser- und Stromversorgung musste wieder her-gestellt werden, Straßen und Grundstücke vonSchutt befreit, eine Infrastruktur aufgebautwerden. Die Versorgung mit Lebensmitteln,Kleidung und Brennstoffen musste organisiertwerden. Noch im Mai 1945 öffneten wiederdie ersten Geschäfte.

Kino nach der Kapitulation 1945

Es war jedoch nicht nur die materielleNotlage: Die meisten Menschen musstennicht nur die Niederlage begreifen, ihr natio-nalsozialistisches Denkgefüge war zusammen-gebrochen, mit deprimierenden Auswirkun-gen auf das Selbstwertgefühl, verbunden miteinem psychologischen Gefühl von offiziellenLügen und selbstverordnetem Leugnen undVerdrängung. Um den von Hitler und Goebbels versprochenen Endsieg sah mansich betrogen.

Die Menschen suchten Zerstreuung undAblenkung, verbunden mit einer Sehnsuchtnach Harmonie. Formen der Freizeitgestaltungetablierten sich schnell. Sportvereine wurdengegründet. So gab es beispielweise bereits am7. September 1945 ein Fußballspiel der „99er“gegen die Aachener Alemannia. Theater-,Musik- und – natürlich – Karnevalsveranstal-tungen fanden statt.1

Da durfte selbstverständlich auch das Kinonicht fehlen. Die Sieger wussten – wie dieNazis davor – um die Bedeutung des Kinos alsOrt für Information, Einflussnahme und Ver-mittlung von alliierter Kultur. „Re-Education“war das Schlagwort. Den Deutschen sollte dieTotalität ihrer Niederlage klargemacht werdensowie die Verantwortung jedes Einzelnen fürden Krieg und die begangenen Grausamkei-ten.2 Bereits am 12. Mai 1945 veröffentlichtedie Militärregierung die „Nachrichtenkontroll-vorschrift Nr. 1: Kontrolle über Druckschrif-ten, Rundfunk, Film, Theater und Musik“.Darin heißt es unter Punkt 3: „... wird derAusübung der folgenden Tätigkeiten hiermitErlaubnis erteilt ... (d) Der Vertrieb und dieVorführung gebilligter Filme, vorausgesetzt,dass ein Filmvorführungsschein jeder ausgege-benen oder vorgeführten Filmkopie beigefügtist, und dass die Filmvertriebsstelle von demzuständigen Nachrichtendienstkontrollamt ge-billigt ist ...“

Nur Wochen nach dem Ende des ZweitenWeltkriegs begannen die alliierten Armeen, inihren Besatzungszonen die Kinos wieder zu er-öffnen und der deutschen Bevölkerung Filmevorzuführen. In der Westzone und in West-Berlin gab es im Mai 1945 noch 1150 bespiel-bare Kinos. Was als Umerziehungsmaßnahmebegann, wurde schnell zu einem beliebtenFreizeitvergnügen.3 Die Zuschauer wolltensich für Stunden hinwegträumen aus der düs-teren Realität.

Allerdings tat sich die alliierte Militärver-waltung in der englischen Besatzungszone, in

Erste Spielstätte in Düren:

„Mäurer's Eck“ beherbergte

später die „Nord-Lichtspiele“

Quelle: Stadtmuseum/

Sammlung Brauweiler

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 3

Mach’ dir ein paar schöneStunden – geh’ ins KinoDürener Kinowelt in der Nachkriegszeit

Erste Spielstätte in Düren:

Von PETER GASPER

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der auch Düren lag, zunächst schwer. Filmvor-führungen blieben den alliierten Streitkräftenvorbehalten. Erst gegen Ende August 1945durften Filmtheater ihre Tore für das allgemei-ne Publikum öffnen.4 In Erkelenz und Stol-berg begannen die ersten Kinos mit ihren Vor-stellungen.

Neuanfang in Düren –Nordlichtspiele

Das Dürener Publikum musste noch bisAnfang 1946 warten, bis auch hier die erstenSpielstätten entstanden.

Dort, wo sich die Josef-Schregel-Straße inNeue und Alte Jülicher Straße spaltet, befandsich seit ca. 1890 die „Restauration PeterMäurer“ mit einem angeschlossenen Saal. DasHaus, liebevoll „Mäurers Eck“ genannt, warnach dem Bombenangriff auf Düren nahezuunversehrt geblieben. Dort fand am 5. Januar1946 die erste Filmvorführung in Düren nachdem Kriege statt. Gezeigt wurde „Seinerzeit zumeiner Zeit“ (D 1944, Boreslav Barlog), einLustspiel mit Hannelore Schroth, Paul Klinger,Käthe Haack und Paul Wegener, gefolgt von„Wiener Blut“ (1942, Willi Forst) ab dem12.02.1946,5 die Vorstellungen begannen10.30 / 14.00 / 16.30 / 19.00 Uhr. Das „LandFilmtheater“ wurde von Willi Goldermann be-trieben.

Wenn wir in einem früheren Beitrag JosefBreuer als den Kino-König von Düren be-zeichnet haben,6 können wir Willi Golder-mann getrost den Kino-König von NRW nen-nen. Auch er ist einer der nachhaltigeren Ak-teure der Dürener Kino-Szene.

Willi Goldermann wurde am 2. April 1911in Mönchengladbach geboren. Neben demKino in Düren betrieb er zunächst noch dasUnion-Theater in Hagen-Vorhalle. 1948 grün-dete er sein zukünftiges Stammhaus „Film-theaterbetriebe Willi Goldermann“ in Düssel-dorf, dem er zahlreiche Tochter- und Schwes-terunternehmen folgen ließ.7 In Düren unter-hielt er nicht nur die „Nord-Lichtspiele“, spä-ter sollte er mit Josef Breuer auch die „UT-Lichtspiele“ betreiben. 1970 übernahm SohnManfred den väterlichen Betrieb mit elf Kinosund machte ihn bis 1990 mit 43 Kinos zurdrittgrößten Kinogesellschaft Deutschlands.8

Tatsächlich war der Enthusiasmus derDeutschen für das Kino selbst in den Kriegs-jahren nahezu ungebrochen gewesen: 1943und 1944 wurden in Deutschland jeweilsüber eine Million Kinokarten verkauft, mehrals jemals zuvor.9 So waren auch die Dürenerfroh, wieder ein eigenes Kino zu haben, selbstwenn die Sitze aus unbequemen Gartenstüh-len bestanden. Regelmäßig musste die Vorstel-lung wegen Rollenwechsel unterbrochen wer-den und der Ton kam quakend aus einemLautsprecher. Auf dem Programm standenhauptsächlich deutsche Wiederaufführungenaus den 1930er und 1940er Jahren und ame-rikanische Streifen.

Mit dem Programmwechsel am16.12.1946 erfolgte die Umfirmierung in„Nord-Lichtspiele“.

Ende 1947 wurde das Kino gründlich um-gestaltet. Obwohl der Saal keine räumliche Er-weiterung zuließ, konnten doch einige techni-sche Verbesserungen durchgeführt werden. Inerster Linie ist die Bestuhlung zu nennen. Eswurde nun eine bequeme Klappbestuhlungeingebaut, die in den hinteren Reihen erhöhtwar. Sie wurde von der auf Kino- und Theater-bestuhlungen spezialisierten Firma HermannKamphöner aus Sprenge ausgeführt. Die Be-lüftungsanlage wurde erneuert. Und mankonnte nun einen Film in voller Länge unun-terbrochen vorführen. Auch dekorativ war ei-niges getan worden. Zur Wiedereröffnungwurde der englische Musikfilm „Paganini“(1946, The Magic Bow, Bernard Knowles) ge-zeigt.10 Zunächst war Willi Koelzer Theaterlei-ter, ab 1952 Willi Goldermanns Bruder Her-mann.11

Weitere Neu- und Umgestaltungen erfuhrdas Kino 1950 und 1961. Das Kino litt vonBeginn an darunter, dass die Räumlichkeitselbst keine Variationsmöglichkeit zuließ. Sokonzentrierte man sich 1950 abermals auf diedekorative Gestaltung und die technische Aus-stattung. Die Bestuhlung wurde nochmals ver-bessert und die Tonanlage ausgetauscht. DieDürener Zeitung schwärmte weiter: „Manmuss sich in dem von weichen, unaufdringli-chen Farben gehaltenen Saal mit kunstvollverfertigten Beleuchtungskörpern vor derprächtig illuminierten Bühne mit dem him-melblauen Vorhang wohlfühlen.“ Ausdrück-lich wurde die exakte und zügige Arbeit derDürener Handwerker gelobt,12 die gerade mal14 Tage für die Umgestaltung benötigten.13

1954 wurde die Leinwand auf Cinemasco-pe-Format vergrößert. Für die Umgestaltung1961 war der Düsseldorfer Architekt HansNehaus beauftragt worden. Dieser hatte be-

Ankündigung der ersten

Filmvorführung in den Nord-

Lichtspielen im Januar 1946

Quelle: illustrierter-film-kurier

4 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

Ankündigung der ersten

Quelle: illustrierter-film-kurier

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reits bei über 30 Lichtspielhäusern entspre-chende Erfahrung gesammelt. Im Außenbe-reich wurden neue beleuchtete Schaukästenund eine Programmanzeige angebracht. DasFoyer bekam eine Seitenwand aus Kristallspie-gelglas, um es größer erscheinen zu lassen. DieSitze im Zuschauerraum wurden „auf Lücke“angeordnet und die Be- und Entlüftungsanla-ge erneuert. Der Einzug einer Akustikdeckeüber dem Sperrsitz sollte für ein verbessertesRaum-Klang-Erlebnis sorgen.14 Die Wiederer-öffnung wurde durch „Die Sklaven Roms“ (LaRivolta Degli Schiavi, D/I 1960, Nunzio Mala-somma) gefeiert, einen sehr frei nach demRoman „Fabiola“ des Kardinals Wiseman ge-drehten Film, der eine Geschichte aus der Zeitder römischen Christenverfolgung erzählt, inder der heilige Sebastian und die heilige Agnesden Märtyrertod sterben.

Das Provisorium in derMeckerstrasse

Als 1876 in der Meckerstraße die Provinzi-al-Blindenanstalt ihre neuen Räume bezog,hatte man auch einen „Festsaal“ eingeplant.Die Bombardierungen auf Düren hatten die-sen Festsaal weitgehend verschont. Er konntedaher relativ schnell als Theatersaal genutztwerden. Die alliierte Militärverwaltung gab ihrOkay, die Verwaltung und Betreuung oblagder Stadt Düren. Für die Stadtkasse wichtig:Saalmieten und Pachteinnahmen gingen inderen Säckel.

Bereits Ende 1945 kamen die ersten Tour-neetheater und gaben ihre Vorstellungen.Auch das wiedererstandene Stadttheater Aa-chen war mehrmals zu Gast. Die Saalmiete be-trug 25 % der Einnahmen, mindestens jedoch120 RM, war jedoch verhandelbar. Für die Or-ganisation vor Ort war Theatermeister Thielezuständig.

Schnell wurde klar, dass der Saal auch fürFilmvorführungen geeignet war. Es gab meh-rere Interessenten, die den Festsaal dazu mie-ten wollten: Erste Verhandlungen mit einemPaul Rusche, seinerzeit wohnhaft Eisen-bahnstr. 4, scheiterten aus nicht bekanntenGründen. Auch Josef Breuer kam, wie auseinem Protokoll der Ausschusssitzung fürBauwesen vom 14.05.1946 hervorgeht, „auspolitischen Gründen“ nicht in Frage. Dannkam Wilhelmine Bräunicke, geb. Kannengie-ßer, ins Spiel. Das Protokoll vermerkt, FrauBräunicke sei eine Kriegerwitwe und Dürene-rin, besäße die notwendige Apparatur und essei nur wünschenswert, diese Frau zu unter-stützen. Woher sie die „notwendige Appara-tur“ hatte, konnte nicht in Erfahrung gebracht

werden. Gleichzeitig bewarben sich auch WillyHase aus Düsseldorf und Anton Friedrich Pingen aus Düren. Der Letztere hatte von1935 bis 1940 im „Germania“ als Vorführergearbeitet und war dann eingezogen worden.

Die Vertragsgestaltung zog sich über meh-rere Monate, die Stadt drängte auf Erledigung,schließlich brauchte sie die Einnahmen ausdem Pachtvertrag. Dieser kam dann schluss-endlich am 7. Juli 1946 mit Wilhelmine Bräunicke zustande, mit Friedrich Pingen alsVorführer. Willy Hase war ausgeschieden, daer sich als finanziell unzuverlässig herausstell-te. Die Pacht betrug 12 % der Brutto-Einnah-men, mindestens jedoch 400 RM monatlich.Außerdem musste sich die Pächterin mit 4/7an den Reinigungs- und Heizungskosten be-teiligen.

Der erste Film war dann schließlich „DieFeuerzangenbowle“ (D 1944, Heinz Weiss)mit Heinz Rühmann, der sich auch heutenoch in Matineen und Sondervorstellungeneiner großen Beliebtheit erfreut.

Die Stadt Düren als Verpächter war für dieInstandsetzung und Instandhaltung verant-wortlich. Und es kam immer wieder zu Be-schwerden seitens der Pächterin. Besondersdie Heizung, die Elektroinstallationen und dasDach wurden immer wieder bemängelt.Schließlich bekamen die Dürener HandwerkerRobert Lürgen (Heizung) und Matthias Flat-ten (Beleuchtung) entsprechende Reparatur-aufträge. Wer das Dach reparierte – sei esdurch Beauftragung oder durch eigene städti-sche Kräfte – konnte nicht in Erfahrung ge-bracht werden.15

Im Juli 1951 wurde der Spielbetrieb einge-stellt.

Neue Lichtspiele Düren-Ost undMetropol Theater Grüngürtel

Als quasi zweites Haus am Platze eröffne-ten im Juni 1946 die „Neuen LichtspieleDüren-Ost“ auf der Kölner Landstraße 415(ehemals Gaststätte Wilms, heute ein ChinaRestaurant) ihre Pforten, ein kleineres Kinomit nur 142 Sitzplätzen. Unter der Leitungvon Peter Schönbrenner startete man mit„Krach im Vorderhaus“ (D 1941, Paul Heide-mann).

Gewerbeanmeldung für das

Film-Theater in der Dürener

Heil- und Pflegeanstalt

Quelle: Stadt- und Kreisarchiv

Düren

Quelle: idmb.com

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 5

Gewerbeanmeldung für das

Quelle: idmb.com

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Peter Heinrich Schönbrenner wohnte da-mals auf der Kölner Landstraße 365 und solldem Vernehmen nach bereits in einem„Schuppen“ am Hinterhaus Filme gezeigthaben. Er unterhielt auch in Siersdorf die„Central Lichtspiele“ in der Bettendorfer Stra-ße 2 mit immerhin 360 Plätzen. Die älterenDürener kennen Peter Schönbrenner nochmit seinem Elektro- und Lampengeschäft, zu-letzt auf der Kölnstraße.

Die „Neuen Lichtspiele Düren-Ost“ wur-den bis Ende 1949 bespielt, jedenfalls findensich 1950 in der Dürener Presse keine Pro-grammanzeigen mehr.

Zwischenzeitlich hatte er die Firma „Wan-der-Film“ gegründet und neue Geschäftsräu-

me in Birkesdorf auf der Dürener Str. 35(heute Zollhausstraße) bezogen. Mit dieser be-trieb er ein Wanderkino und fuhr Orte wieMerzenich, Eschweiler ü. Feld, Nörvenich,Vettweiß, Müddersheim, Gey ab. Zum Bestandgehörten ein Opel Super 6 mit Lautsprecher-anlage, später wurde dieser durch ein weiteresFahrzeug ergänzt. Mit diesen befuhr er amTage der Vorstellung die entsprechenden Orteund kündigte den jeweiligen Film an. Gezeigtwurde dieser dann am Abend in einem Saaleiner dortigen Gaststätte.

1954 verkaufte Peter Schönbrenner dietechnischen Geräte und die Verleihverträge aneinen Paul Scharf aus Landstuhl. Dieser führtezunächst das Wanderkino in der bewährtenArt und Weise fort.

Paul Scharf, am 9. August 1913 in Ilmenaugeboren, hatte sich mittlerweile auf der Zülpi-cher Straße 56 niedergelassen und die zehnJahre jüngere Annemarie Griegel aus Lenders-dorf geheiratet. Am 29. Januar 1955 erhielt ervon der Kreisverwaltung Düren den notwen-digen Wandergewerbeschein ausgestellt, derihn befugte, ein Wanderkino zu betreiben. Er

Eingang „Neue Lichtspiele

Düren-Ost“ (?)

links: Peter Schönbrenner

Quelle: Stadtmuseum/

Sammlung Schönbrenner

Paul Scharf bei der Vorführung

in einer Gaststätte

Quelle: Stadtmuseum/

Sammlung Scharf

Der Opel Super 6 mit

Lautsprecheranlage und das

spätere Zweitfahrzeug

Quelle: Stadtmuseum/

Sammlung Scharf

6 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

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nannte seine Firma „Metro Filmschau PaulScharf“. Zusätzliche benötigte er – wie schonPeter Schönbrenner vor ihm – die Genehmi-gung für eine Lautsprecherwerbung. Diese warihm bereits am 21.08.1954 seitens des Stra-ßenverkehrsamtes erteilt worden.

Dabei waren zahlreiche Auflagen zu beach-ten – einige Beispiele: n Der Lautsprecherwagen durfte nur zwei

Stunden vor Beginn der Vorstellung fah-ren.

n Bundes- und Landstraßen 1. Ordnungwaren ausgeschlossen.

n An Sonn- und Feiertagen war der Betriebdes Lautsprecherwagens untersagt.

n Er durfte maximal 10 Minuten an einerStelle betrieben werden.

n Es durfte nur der in Frage kommende Filmangekündigt werden und das ohne Musik-begleitung.

n Es durften auch keine Flyer oder ähnlicheProspekte verteilt werden.

n An Kirchen während des Gottesdienstessowie vor Krankenhäusern und Altenhei-men durfte nicht geworben werden.

Am 11. März 1957 kündigte die DürenerZeitung die Eröffnung eines weiteren Kinos imGrüngürtel an, das den Namen „Metropol“tragen sollte. Betreiber waren der bereits er-wähnte Paul Scharf und Stefan Goebbel. ImGemeinschaftshaus waren zwei Räume, diezuvor von der Grüngürtelschule genutzt wor-den waren, zu einem Saal mit 400 gepolster-ten Sitzplätzen ausgebaut worden. Die Gestal-tung hatte der Architekt Benno Sommer über-

nommen, der bereits für das „Germania“ unddas „UT-Kino“ beauftragt worden war.16 Am26. März 1957 wurde das „Metropol“ mitdem Film „Der Bettelstudent“ (D 1956, Wer-ner Jacobs) nach Carl Millöckers populärerOperette und unter Anwesenheit von Ober-bürgermeister Heinrich Spies feierlich eröff-net. Man freute sich, das nun auch dieserStadtteil ein eigenes Kino besitze. Zur Eröff-nung spielte die Stadtkapelle Düren.17

Kino-Boom in Stadt und Land

In den Nachkriegs- und den 1950er Jahrenboomte das Kino. Selbst in kleineren Ortenentstanden Lichtspieltheater. Die Menschenwaren hungrig nach Unterhaltung und Ablen-kung. Fernsehen gab es noch nicht bzw. essteckte noch in den Kinderschuhen. Die An-zahl der Kinos und der Kinobesuche in derZeit von 1946 bis 1956 stieg rapide an. 1956erreichten die bundesrepublikanischen Zu-schauerzahlen mit 817 Millionen Kinobesu-chern ihren Zenit.18 (Zum Vergleich: 2012 =135,1 Millionen, inkl. neue Bundesländer).19

Das Kino als sozialer und kultureller Ort hattefür die Mehrheit der Bevölkerung – und nichtnur in Deutschland – eine besondere Wichtig-keit, die heute kaum mehr vorstellbar ist.

In der Stadt und im Kreis Düren etablier-ten sich weitere Kinos:20

Das Scala-Theater21 in der MonschauerStraße 142 in Rölsdorf eröffnete am 3.9.1948auf einem Hinterlieger-Grundstück seine Pfor-ten mit „Menschen vom Variété“ (D 1939,Josef v. Baky) Dazu gab es im Beiprogramm

Quelle: idmb.com

Zeitungsanzeige

zur Eröffnung des

„Scala-Theater“ in

Rölsdorf, Aachener

Nachrichten v.

04.09.1948

Zeitungsanzeige zur Eröffnung

des „Metropol“, Dürener

Nachrichten v. 27.03.1957

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Zeitungsanzeige

zur Eröffnung des

Rölsdorf, Aachener

Nachrichten v.

04.09.1948

Quelle: idmb.com

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„Die königliche Hochzeit“ über die Trauungvon Prinzessin Elisabeth mit Leutnant PhilippMountbatten sowie das obligatorische News-Programm, hier „Welt im Film“. Betreiberwaren Wieser & Breuer, Koenenstraße 2, Thea-terleiter war Paul Breuer. Das Kino mit seinen344 Sitzen war in dem ursprünglichen Saalder vorne liegenden Gaststätte Arnold Schee-ben entstanden. Durch einen seitlich befindli-chen Durchgang gelangte man zum Kino-Ein-gang. An der rechten seitlichen Ziegelstein-mauer befanden sich die Schaukästen. DasKino wurde 1956 geschlossen, 1957 jedochnach Renovierung, unter neuer Leitung undneuem Namen als „Burg-Theater“ wieder er-öffnet.

Am 13.6.1947 startete das „FilmtheaterLendersdorf“ auf der Hauptstraße 92 mit demdeutschen Ausstattungsfilm „Tanz mit demKaiser“ (1941, Georg Jacoby) mit MarikaRökk, Ehefrau des Regisseurs, in der Hauptrol-le. Inhaber waren A. u. O. Röhlen, Geschäfts-führer Otto Röhlen. Das Kino hatte 300 Plät-ze. A. und O. Röhlen betrieben später auch dieLichtspiele in Buir und hatten ihre Geschäfts-räume in der Goethestraße 12 in Düren.

Das Palast-Theater in Birkesdorf auf derDürener Straße (heute Zollhausstraße) wurdebereits 1929 gegründet und zunächst von

einer „Kino-Zentrale Brockhausen und Bern-hard Heimann“, ansässig in Berlin SW48, Wil-helmstraße 14, betrieben. Anfang der 1930erJahre übernahmen Hans Thelen und Karl Assenmacher das Theater. 1946 nahm manden Spielbetrieb wieder auf.22, 23

Auch an anderen Orten entstanden Kinos(Stand 1956):24

Im Folgenden genannt sind jeweils auchdie Betreiber und die Anzahl der Sitzplätze

(zum Vergleich: Das Nachkriegs-Germaniahatte 912, das Nachkriegs-UT 803 Sitzplätze)n Eldorado-Theater, Hauptstr. 11, Huchem-

Stammeln, Franz Esser, Pl: 199n Gloria-Lichtspiele, Hauptstr. 37 (heute Ei-

felstraße), Schlich, Lambert Göbbels, Pl: 200,

n Odeon, Hauptstr. 156 (heute Eifelstraße),Schlich, Peter Sieger, PI: 200,

n Lichtspiele Niederzier, Mühlenstr. 51,Wwe. Emilie Viehöver, Pl: 300

n Gloria-Filmtheater, Merken, Echtzerstr. 13,Betreiber: Metropol-Theater, Düren-Ost,Am Grüngürtel, Scharf & Göbbels, Pl: 325

n Odeon-Filmtheater, Langerwehe, Schön-thaler Straße 27, Peter Sieger, Pl: 249,

n Capitol-Theater, Kreuzau, Hauptstr. 76,Heinz Kapschak, Pl: 350

n Kronen-Lichtspiele, Heimbach,

Quelle: idmb.com

Kinoprogramme der Häuser in

Düren und Umgebung,

Dürener Nachrichten

v. 11.10.1957

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Quelle: idmb.com

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Teichstr. 21, Robert Breuer, PI: 250, n Central-Theater, Weisweiler, Lindenallee

45, Betreiber: Weisweiler FilmtheaterGmbH, Gf: Dr. Wolfram Engelbrecht, PI: 383,

n Erfttal-Lichtspiele, Gladbach, Hauptstraße,Hans Weidemann, PI: 150,

n Lichtspiele Buir, Kirchenstr. 158, A. u. O.Röhlen Pl: 300.

Die großen Drei in Düren:Schauburg, Germania, UT-Kino

Groß – nicht nur angesichts der Zahl derangebotenen Sitzplätze, waren sie doch auchdie Dürener Erstaufführungskinos, währenddie vorgenannten Häuser die Zweit- bzw.Nachverwertung von den Verleihern bekamenoder bestenfalls B- oder C-Produktionen.

Den Anfang machte die „Schauburg“ inder Josef-Schregel-Str. 4, was zunächst keines-wegs auf allseitige Zustimmung stieß. Die„Volksstimme“ fragte: „Haben wir in Dürennicht schon genug Kinosäle? Ehe schon derar-tige Gebäude errichtet werden, dürfte es eineSelbstverständlichkeit sein, zuerst dafür zu sor-gen, dass unsere Wohnungsnot behoben wird… Wer erteilt der Familie Lück Zuzugsgeneh-migung nach Düren, wo doch alt eingesesseneDürener Familien ohne Wohnung sind?“25

Am 30. September 1948 war feierliche Er-öffnung und die Presse schwärmte: „Dieserunzweifelhaft komfortabelste und größte SaalDürens, dekorativ sehr vorteilhaft ausgestattet,ist eine willkommene Bereicherung unserer angeeigneten Räumlichkeiten so armen Stadt.“Die Akustik wurde gelobt und dass das Kinoeine Bühne hat, die jedoch leider nicht fürTheatervorführungen geeignet sei, „… aberimmerhin der heutigen Zeit entsprechend ein

würdiger Ersatz für unser ‘Schmuckkästchen’….“26

Das Kino wurde betrieben von der Schau-burg Lichtspiele GmbH, deren Geschäftsfüh-rer Karl Lück und Wilhelm Schröder waren.Letzterer hatte vor dem Krieg in Königsbergbereits drei Kinos betrieben und verfügte überentsprechende Erfahrung. Später ging die Ge-schäftsführung auf Sohn Heinz Schröderüber.27

Am 12.7.1950 verkündigte die Rur-Zei-tung: „Die ‘Germania’ kommt wieder“. (Wirwerden im folgenden – wie gewohnt – „dasGermania“ schreiben.) Bereits im Jahr vorherhatte Josef Breuer sich mit der Umlegungsbe-hörde zusammengesetzt und durchgesetzt,dass sein altes Grundstück auf der Wirtelstra-ße 21 so umgelegt und begradigt wird, dassein modernes Filmtheater nach bau- und ki-notechnischen Erkenntnissen entstehen konn-te. Als Architekt wurde Benno Sommer ver-pflichtet.28

Beilage zur Dürener Zeitung

v. 21.02.1952

Zeitungsanzeige zur Eröffnung

der „Schauburg“,

AVZ v. 29.09.1948

Blick in die Wirtelstraße mit

dem Germania auf der linken

Seite

Quelle: Stadtmuseum/

Sammlung Brauweiler

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 9

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Das Handelsregister vermerkt Josef Breuer,Ernst Walther aus Mersch b. Jülich und Bau-stoffgroßhändler Franz Gilles aus Walheim alsGesellschafter der „Germania LichtspieleBreuer & Co.“.29 Am 10.7.1950 war Baube-ginn.

Bereits am Samstag, dem 30.9.1950,wurde Richtfest gefeiert, unter Anwesenheitvon Oberbürgermeister Heusgen, StadtbauratDr. Kenneweg, Benno Sommer und JosefBreuer. Für die Rur-Zeitung war der Neubauein bedeutender Baustein „als kultureller Fak-tor in unserer Stadt“ und sie freute sich überdie „repräsentative Kultstätte, die neben demalltäglichen Kinoprogramm regelmäßig auchanderen Künstlern – vornehmlich den kleinen– die Pforten öffnen wird.“30

Am 18. November 1950 war dann die fei-erliche Eröffnung mit der Mutter aller Hei-matfilme „Schwarzwaldmädel“ (D 1950, HansDeppe) mit Sonja Ziemann, Rudolf Prack, FritzKampers und Paul Hörbiger und unter Anwe-senheit von Hans Richter, der allerdings indem Film eher eine Nebenrolle spielt. Die Eh-rengäste des 900 Plätze umfassenden Theaterswurden von Hostessen in „Schwarzwaldmä-del-Uniform“ zu den Sitzen geleitet.

Die gesamte Dürener Presse überschlugsich mit Lobeshymnen: „Ein Filmtheater, wieman seinesgleichen weit und breit vergeblichsuchen wird.“ – „Die architektonische Leis-tung ... nötigt auch den Fachleuten Bewunde-rung ab.“ – „Über die Vorzüge und Schönhei-ten der Inneneinrichtung ... Worte zu schrei-ben, wäre ein schlechter Versuch, den Ein-druck vollkommen zu schildern.“ usw. usw.Wer alle die zum Teil recht ausführlichen Hul-digungen lesen möchte, möge sich die ent-sprechenden Zeitungsausgaben im Stadtarchivvorlegen lassen.31

Das Herzstück eines Kinos sind Projekti-ons- und Tonanlage. Im „Germania“ warenProjektoren der Fa. Ernst Bauer GmbH, besserbekannt als „Kino-Bauer“, eingebaut. In denersten Nachkriegsjahren war Bauer inDeutschland der einzige Hersteller von Kino-maschinen. Seine „B8“ war in bundesdeut-schen Kinos marktführend. Bauer führte 1953in Frankfurt mit einer B 12-Maschine undeiner Siemens Magnetton-Anlage den erstenCinemascope-Film in Deutschland vor.32

Im „UT“ ließ Josef Breuer später eine „Phi-lips FP 6-Bild- und Tonanlage für Lichtton“ in-stallieren.33 Beide Unternehmen sind in dieserSparte nicht mehr im Markt tätig.

Die Gesellschaft „UT-Lichtspiele Breuer,Goldermann & Co.“ wurde 1954 gegründet.Geschäftsführer waren Willi Goldermann und

Josef Breuer. Nach dem Tod von Josef Breuertrat Meta Breuer, geb. Lersch, in die Geschäfts-führung ein. In den Handelsregistereintragun-gen tauchen auch wieder Ernst Walther ausMersch b. Jülich und BaustoffgroßhändlerFranz Gilles aus Walheim als Gesellschafterauf.34 Das „UT-Kino“ – „UT“ steht übrigensfür „Union-Theater“ – hatte als letztes imBunde am 20. August 1958 mit dem Lustspiel„Kaisermanöver“ (AT 1954, Franz Antel) Pre-miere. Die Ausführung hatte – wie schon er-wähnt – der Dürener Architekt Benno Sommer, der seine reiche Erfahrung in dieAusgestaltung einfließen ließ. Neben den dreiDürener Häusern hat er auch Kinos in Düssel-dorf, Köln, Duisburg, Krefeld und Eschweilergestaltet. Das Kino hatte neben der modernenProjektions- und Tonanlage eine 12 x 6 mgroße Leinwand und sollte daher hervorra-gend für die Zukunft gerüstet sein.

Die Dürener Presse sprach von effektvollerBeleuchtung, geschmackvollen Vitrinen, mar-morverkleideten Wänden, bequemen Stühlen,moderner Wandbemalung und anderen be-merkenswerten Accessoires. Schließlich dasFazit: „Mit seiner klar gegliederten und durchNeon-Bänder erhellten Fassaden-Straßenfrontist es eine der repräsentativsten Neubauten inder Stadtmitte.“35 Während der Eröffnungsfei-er, die unter Beisein des OberstadtdirektorsDr. Brückmann stattfand, spielte die DürenerStadtkapelle unter Leitung von Albert Apel.

Opas Kino ist tot

Anfang der 1960er Jahre verfügte fast jederdritte Haushalt über ein eigenesFernsehgerät.36 Der Volksmund prägte schnell

Filmvorführer im „Germania“

Foto: Helmut Mauß

Quelle: idmb.com

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Quelle: idmb.com

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das Synonym „Pantoffel-Kino“: Zu Hause blei-ben zu können und trotzdem in den Sehge-nuss von Filmen zu kommen. Die Verbreitungdes Fernsehens mag ein, aber nicht der alleini-ge Grund für den konsequenten Rückgang derKinobesuche Ende der 1960er/Anfang 1970erJahre sein.

Die erste Nachkriegsgeneration war er-wachsen geworden. Für deren Eltern hatte derKinobesuch Geborgenheit und Erholung vonden Nöten des Lebens versprochen und beider Verdrängung der Erinnerungen an die NS-Zeit geholfen. Diese Funktionen wurden nunnicht mehr gebraucht. Die neue Generationforderte ein höheres künstlerisches und intel-lektuelles Niveau. Diesen Anspruch vermochtedie sog. Altbranche der 1950er Jahre nichtumzusetzen. In einer Erklärung, die am 28. Februar 1962 anlässlich der „8. Westdeut-schen Kurzfilmtage“ in Oberhausen in einerPressekonferenz abgegeben wurde, forderten26 Filmemacher die Erneuerung des deut-schen Films. Diese Erklärung ist als „Oberhau-sener Manifest“ in die Filmgeschichte einge-gangen.

Wie reagierten die Dürener Kinosauf diese Entwicklung?

Der Filmkaufmann und KinobetreiberHeinz Riech gilt als „Erfinder“ des Schachtelki-nos in Deutschland. Die Entwicklung kam je-doch aus den USA. Ein großer Kinosaal wurdein mehrere kleinere Säle umgebaut, um soeine bessere Auslastung zu erreichen. AusSicht der Wirtschaftlichkeit durchaus nachzu-vollziehen: Mit nur wenig mehr Personalkonnten deutlich mehr Filme gezeigt wer-den.37

Die „Schauburg“ folgte 1975 als erstesKino in Düren diesem Beispiel: Mit ehemals800 Sitzplätzen wurde sie zu einem „Kino-treff“ mit drei Kinos umgebaut. Nun gab esdie „Schauburg“ mit 360 Plätzen, die „Came-ra“ mit 150 Plätzen und das „Jet-Studio“ mit38 Sitzplätzen. Theaterleiter Willi Staß hatteden Düsseldorfer Architekten Julius Lammmit dem Entwurf und der Bauleitung beauf-tragt. Es entstand ein farbenfrohes Interieur,die Besonderheit aber war die Projektions-technik: Das Bild für die „Camera“ und das„Jet-Studio“ wurde über ein Spiegelsystem inden jeweiligen Saal geführt. Es wurden zweiPhilips-Projektoren angeschafft. Auf waage-recht automatisch gesteuerten Filmtellernwurde der Film nun über mehrere Rollendurch den Projektor geführt und wieder auf-gerollt.38 Rund 700.000 DM hatte derUmbau gekostet.39

Nur zehn Jahre funktionierte das Konzeptder „Schauburg“. Nicht nur das Fernsehen,auch das dem Anspruch des herangewachse-nen Publikums (siehe oben) nicht gerechtwerdende Programm und schließlich das Auf-kommen der Videotheken waren weitere Ur-sachen. Die Projektion war in den Minikinoszunehmend unattraktiv. Die Kinobetreiberhatten sich selbst durch Kinos in Wohnzim-mergröße dem Fernsehen angenähert. DieProjektion im „Jet-Studio“ war so miserabel,dass bei Filmen in Breitwand das rechte undlinke Bildende auf den Seitenwänden projiziertwurden. Der auslaufende Pachtvertrag be-schleunigte den Entschluss, das Kino aufzuge-ben.40

Am 8.2.1986 war dann endgültig Schluss:Mit einem „Kinoflohmarkt“ endete eine jahr-zehntelange Geschichte. Nur wenige Tage spä-ter begannen die Umbauarbeiten: Im vorderenBereich entstand eine kleine Ladenpassage undim hinteren Bereich Anwohnerparkplätze.41

Auch das UT-Kino war dem Beispiel derSchauburg gefolgt. Es entstanden drei Kinos,der Einfachheit halber mit „Kino 1“, „Kino 2“und „Kino 3“ bezeichnet. Die UFA AG mit Sitzin Düsseldorf hatte 1990 den Kino-Komplexübernommen. 1998 verkündete MichaelBeckmann, der Verwaltungsdirektor der UFAAG, die Schließung. Die Ursache aus seinerSicht war die Neueröffnung der Comet-Cine-mas in der Veldener Straße. Am 25. März1998 jedenfalls war Schluss im „UT“. Die zeit-weilige Idee, aus dem Kino ein Programmkinomit anspruchsvollem Programm unter derÄgide der „Endart“ zu machen, konnte nichtrealisiert werden. Am 6. Juni 2000 wurden dieletzten Kinostühle zum Preise zwischen 10und 25 Euro zum Verkauf angeboten. DerErlös kam der Drogen- und Jugendarbeit der„Endart“ zugute.42 Vier dieser Stühle befindensich übrigens heute im Stadtmuseum. Ausdem „UT“ selbst wurde ein Supermarkt.

Das „Germania“, Dürens ältestes Kino,1906 gegründet, hatte bereits seinen Betrieb1968 sang- und klanglos eingestellt. Am13.6.1968 hob sich der Vorgang für den Spio-nagefilm „Todestanz eines Killers“ (A Dandyin Aspic, GB 1967, Anthony Mann) das letzteMal. Wenige Wochen später eröffnete dort einLebensmittel-Supermarkt.

Ebenfalls 1968 wurde auch das „Metro-pol“ geschlossen. Das Filmtheater Lendersdorfüberlebte bis 1969. Bereits Ende 1967 warenim „Palast Theater“ Birkesdorf die Lichter aus-gegangen. Wann das Burg-Theater in Rölsdorfgeschlossen hat, konnte nicht zweifelsfrei er-mittelt werden.

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In gleicher Weise verschwanden 1970 die„Nord-Lichtspiele“. Nachdem die DeutscheBank ihre Stipvisite beendet hat, ist dort seitbereits etlichen Jahren ein türkischer Lebens-mittelmarkt beherbergt.

Die neue Generation

Es hatte sich mittlerweile eine neue Kino-Generation entwickelt: die Multiplexe, Großki-nos mit mehreren Sälen. Im Oktober 1990hatte UCI (United Cinemas International) daserste Multiplex-Kino in Deutschland in Hürthbei Köln eröffnet. Mit ihren Großleinwänden,ihrer steilen Sitzreihenanordnung, welcheBlickfreiheit von jedem Platz garantiert, denbequemen Sitzen mit viel Beinfreiheit, demausgeklügelten Sound-System, der digitalenTontechnik und zuletzt einem großzügigenParkplatzangebot traten sie die Flucht nachvorn an.

Jochen Höfer, der Geschäftsführer der„Comet Cinemas“, begrüßte am 12. März1998, dem Eröffnungstag, zahlreiche Ehren-gäste, die fasziniert waren von der Laser-Schau, den großen Leinwänden und den be-quemen Sitzreihen. Bürgermeister Josef Vosenbestätigte: „Das ist wirklich beeindruckend!“43

2013 wurde durch Eigentümerwechsel ausden „Comet Cinemas“ schließlich das„Lumen“ mit heute acht Sälen.

Wie geht es weiter? Nach wie vor kämpftdie Branche ums Überleben: 2018 wurden inDeutschland gerade einmal 95 Mill. Kinokar-ten verkauft; das sind 15 % weniger als imVorjahr – ein historischer Tiefstand.44 Strea-ming wird immer beliebter. Selbst ein so re-nommierter Regisseur wie Martin Scorsesestartet sein neuestes Opus „The Irishman“(2019) über einen Streamingdienst (hier Net-flix). Und er ist leider kein Einzelfall. Wir sindgespannt, wie das „Lumen“ als einziges Kinoin Düren diese Situation meistert.

——————————————————Hinweis: Keine Berücksichtigung in dem

vorliegenden Beitrag hat das „Jugend-Kino“gefunden. Gemeinsam mit dem „Film der Ju-gend“ und den „Dürener Filmtagen“ wird hie-rauf in einem späteren Beitrag eingegangen.

1 Vgl. o.V. in: Spuren 5/20072 Vgl. Eue, Ralph, „Im Geiste eines Aufbaus für morgen“ in: Clau-

dia Dillmann, Olaf Möller (Hrsg.) Geliebt und verdrängt – DasKino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949-1963,S. 55ff

3 Vgl. Merkel, Ina, Kapitulation im Kino – Zur Kultur der Besat-zung im Jahr 1945, Berlin 2015

4 Vgl. Kreimeier, Klaus, Die UFA-Story, München 1992, S. 4305 Vgl. Aachener Nachrichten v. 29.01.466 Vgl. Gasper, Peter, Als die Bilder laufen lernten, in: Spuren 34/187 Vgl. Lenk, Sabine, Vom Tanzsaal zum Filmtheater: Eine Kinoge-

schichte Düsseldorfs, Düsseldorf 20098 Vgl. https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-ein-

zelansicht/pld/filmmuseum-erhaelt-schenkung-von-kinobetrei-ber-goldermann.html (abgerufen am 24.10.2018)

9 Vgl. Merkel, Ina, Kapitulation im Kino - Zur Kultur der Besat-zung im Jahr 1945, Berlin 2015, S. 137

10 Vgl. Aachener Nachrichten v. 30.01.4811 Vgl. http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=

D%C3%BCren_Nordlichtspiele (abgerufen am 20.11.18)12 Vgl. Dürener Zeitung v. 05.10.195013 Vgl. Rheinische Zeitung v. 04.10.195014 Vgl. Dürener Nachrichten v. 11.09.1961 und Dürener Zeitung

v. 11.09.196115 Vgl. Stadt- und Kreisarchiv Düren B 240816 Vgl. Dürener Zeitung v. 11.03.195717 Vgl. Dürener Nachrichten vom 27.03. 1957 und 28.03.195718 Vgl. https://studlib.de/6077/medien/film_bundesrepublik_

deutschland_50er-jahre (abgerufen am 01.11.2018)19 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kino#Kinobesuche (abgeru-

fen am 01.11.2018)20 Einige der genannten Orte zählen heute nicht mehr zum Kreis

Düren bzw. zählten 1956 noch nicht zum Kreis Düren; es gingdem Verfasser jedoch darum, einmal die Vielzahl der Spielstel-len aufzuzeigen; auch haben sich die Straßennamen heute teil-weise geändert.

21 Vgl. http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=D%C3%BCren_Scala-Theater (abgerufen am 11.11.2018)

22 Vgl. http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=D%C3%BCren_Palast-Theater_Birkesdorf (abgerufen am20.11.18)

23 Vgl. Aachener Nachrichten v. 29.03.194624 Vgl. http://filmtheater.square7.ch (abgerufen am 08.11.2018)25 Vgl. Volksstimme v. 25.06.194826 Vgl. Aachener Volkszeitung v. 29.09.194827 Vgl. Dürener Zeitung v. 27.06.1985, Handelsregister Düren

HRB 3228 Vgl. Rur-Zeitung v. 12.07.195029 Vgl. Handelsregister Düren HRA 20530 Vgl. Rur-Zeitung v. 04.10.195031 Vgl. Dürener Nachrichten v. 18.11.1950 und 21.11.1950, Dü-

rener Zeitung v. 21.11.1950, Rur-Zeitung v. 21.11.195032 Vgl. Untertürkheimer Heimatbuch 1985 - Seite 660, zitiert

nach: http://www.wirtemberg.de/kinobauer.htm (abgerufen am22.11.18)

33 Vgl. Der neue Film 71/1954, zitiert nach: http://filmtheater.square7.ch/wiki/index.php?title=D%C3%BCren_U.T.-Lichtspie-le (abgerufen am 22.11.18)

34 Vgl. Handelsregister Düren HRA 17835 Vgl. Dürener Zeitung v. 21.08.1954, siehe auch Dürener Zei-

tung v. 24.08.1954, Dürener Nachrichten v. 21.08. und24.08.154

36 Vgl. Oltmanns, Torsten, Das öffentlich-rechtliche TV-Angebot1952 bis 1991 und seine Nutzung, Reihe Arbeitspapiere des In-stituts für Rundfunkökonomie an der Universität zu Köln, Heft6/1993, S. 84

37 Vgl. https://www.deutsche-biographie.de/gnd139176438.html#ndbcontent (abgerufen am 10.12.2018),http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=4206 (abgerufen am 10.12.2018)

38 Vgl. Dürener Nachrichten v. 03.09.197539 Vgl. Dürener Zeitung v. 27.06.198540 Vgl. Dürener Zeitung v. 27.06.198541 Vgl. Dürener Nachrichten v. 12.02.198642 Vgl. Dürener Nachrichten v. 03.06.200043 zitiert nach Dürener Zeitung v. 13.03.199844 Vgl. epd film 02/2019, S. 9

Das „Lumen“ mit mittlerweile 8

Sälen beherrscht heute die Kino-

Szene im Kreis Düren

12 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

Das „Lumen“ mit mittlerweile 8

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Im Stadtmuseum Düren vergeht selteneine Woche, in der nicht eine Schulklasse,KiTa- oder Grundschulgruppe zu Besuchkommt und Leben in die Bude bringt. Ge-rade vor und in den Schulferien häufensich die Anfragen zum Teil derartig, dasswir vor lauter Kindern und Gewuselmanchmal gar nicht mehr wissen, wo unsder Kopf steht.

Die meisten Kinder kommen im Rahmeneiner Klassenführung, eines Ferienprogrammsoder einer Stadtrallye. Wir freuen uns sehrüber das riesige Interesse an unseren Ausstel-lungen und unseren Aktionen. In Zeiten, indenen die meisten anderen Museen Problemehaben, jüngere Besucher in ihre Räume zu lo-cken, bedeutet das ein großes Kompliment.

Wir halten es für sehr wichtig, Kinder undJugendliche möglichst frühzeitig an lokale Ge-schichte und Kultureinrichtungen heranzufüh-ren. Die hohen und stetig weiter steigendenBesucherzahlen in dieser Altersgruppe imStadtmuseum Düren zeugen wohl davon, dasses uns immer wieder gelingt, auch den jünge-ren Besuchern aufzuzeigen, dass ein Museumkeineswegs ein staubiger Ort zum Langweilensein muss, sondern dass man hier auch durch-aus etwas erleben kann – und ganz nebenbeivielleicht sogar noch etwas lernt. Für uns ge-hört die Arbeit mit Kindern und Jugendlichendefinitiv zu einem der Highlights imMuseums alltag. Nicht zuletzt, weil man dabeiimmer wieder kuriose, lustige und manchmalauch rührende Erfahrungen macht – undselbst ebenfalls eine ganze Menge lernenkann.

Absurd? – Ein normaler Arbeitstag

Manchmal führen die Kinderprogrammeaber auch dazu, dass unser Arbeitsalltag vonaußen betrachtet ganz schön absurd anmutet.Damit Sie eine bessere Vorstellung bekom-men, folgt hier die Beschreibung eines ganznormalen Tages im Stadtmuseum Düren:Nachdem man zehn bunte Flickenteppiche inder Ausstellung ausgelegt hat und zehn kleineMäntel nebst Warnweste mit dem Aufdruck„Verkehrsdetektiv“ an die Garderobe gehängthat, liest man einer Gruppe von Kindergarten-kindern die Legende vom Raub des Anna-hauptes durch den Steinmetz Leonhard vorund besteigt gemeinsam mit ihnen die hausei-gene Zeitmaschine, die allerdings nur durch

lautes Anfeuern ans Laufen gebracht werdenkann. Dann geht man auf Schatzsuche, spieltPuppentheater und reitet schließlich aufeinem Holzpferd durch die Ausstellungsräu-me, bevor man sich – wenn alle Kinder ihrenAufkleber im „Kulturführerschein“ erhaltenhaben und wieder in die Gegenwart entlassenwurden – an die Recherchen zum nächstenForschungsbeitrag begibt, z. B. die Geschichteder belgischen Streitkräfte in Düren.

Anschließend kocht man Erdbeermarmela-de, backt Brot, schöpft Papier oder erläuterteiner Grundschulgruppe die Funktionsweiseeines Bohnenschnipplers. Dann inventarisiertman die Sammlungsbestände des Museums,bevor man einen Oberstufenkurs durch dieAusstellung „Betrogene Hoffnungen“ führt,das Projekt einer internationalen Schulklassezum Thema Migration beaufsichtigt oder eineGeocaching-Tour durch den Dürener Grün-gürtel anleitet. All diese Aktionen bieten

Die Zeitmaschine zur Reise in

Dürens Vergangenheit muss erst

noch auf Schwung gebracht

werden

Hmmm, das gibt leckere

Erdbeermarmelade

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 13

„Riecht auch wie Düren“Highlights aus dem Kinderprogramm

Die Zeitmaschine zur Reise in

Von SARAH HÖNER

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immer wieder großes Potentialfür außergewöhnliche Augenbli-cke.

Unvergessen die Stadtfüh-rung, bei der nicht nur derSchulleiter auf einer Bank vorder Annakirche „vergessen“wurde, sondern sich auch die be-gleitende Lehrerin ständig aufAbwegen befand: meistens inBetrachtung der Sommerschluss-verkaufs-Auslage diverser Schuh-geschäfte. Beim gemeinsamenWaffelbacken stahl ein Schülerder Museumsmitarbeiterin dasbereits angebissene Gebäck vomTeller, um es selbst zu essen. Aufdie Nachfrage, was das solle, ant-wortete er nur: „Ich hatte haltHunger!“

Wussten Sie, dass der Ritterin unserem HistoLab jetzt Aliheißt und dass der GürzenicherGroßwildjäger Carl Georg Schil-lings das „bekannte“ deutscheSprichwort: „Gib mir mal ‘nenSchilling!“ prägte? Nein? Nun, …wir auch nicht! Ein weiterer Mo-ment, an den wir uns immernoch gerne erinnern, war jener,in dem einer Gruppe vonGrundschulkindern das Modellder Stadt Düren im Jahre 1634erklärt wurde. Auf die Frage

„Was sehen wir denn hier?“, hatten die Kindervöllig korrekt mit „Düren“ geantwortet. Über-raschender war dann schon, dass sich ein klei-ner Junge nach vorne beugte, am Modellschnüffelte und dann verkündete: „Stimmt,riecht auch wie Düren!“

Vier Frauen gesucht

Ein Vorschuljunge erklärte uns vor einigenMonaten, dass er später vier Frauen bräuchte:

eine zum Putzen, eine zum Kochen, eine zumWaschen und eine zum Liebhaben, und fragteim Anschluss die Museumsmitarbeiterin, obsie nicht gleich mit ihm nach Hause kommenwollte, da alle vier Stellen noch unbesetztwären, hätte sie die freie Wahl.

Bei einer Stadtrallye nutzten wir die Gele-genheit, uns die Annakirche von innen anzu-schauen, um den Kindern direkt vor Ort etwasüber die heilige Anna erzählen zu können.Ehrfürchtig lauschten die kleinen Besucherder Geschichte, um sich im Anschluss selbstnoch ein wenig umzuschauen. Beim Anblickeines alten Wetterhahns stellte ein kleinesMädchen dann die völlig logische Frage: „Istdas das Huhn von Anna?“

Doch es gab auch rührende Momente:Auf einer Exkursion zum Dürener Wochen-markt stahlen sich zwei Fünftklässler heimlichdavon, um von ihrem Taschengeld einen Ro-senstrauß zu kaufen. Die Blumen wurden denMuseumsmitarbeiterinnen mit den Worten„Danke, dass Sie uns den schönen Tag ermög-licht haben!“ überreicht. Ein Grundschulkindantwortete auf die Frage, warum auf demWandbild in Nord-Düren verschiedenfarbigeAugen und eine Weltkugel zu sehen sind:„Weil wir alle gleich sind, egal, welche Augen-farbe wir haben, wir gehören alle zu dieserWelt!“.

Manchmal melden Lehrer Fünftklässler anund stehen dann mit Achtklässlern vor derTür. Manchmal melden Eltern ihre Kinder zurAktion „Milcheis wie früher machen“ an undwenn das Eis fertig ist, stellt sich heraus, dassdie Kinder laktoseintolerant sind und vonMilch eis Bauchweh kriegen. Dann wundernwir uns.

Aber wir freuen uns auch: auf neue „ab-surde“ Arbeitstage, auf viele schöne, rührendeund lustige Begegnungen mit kleinen undgroßen Besuchern – und auf weitere außerge-wöhnliche Augenblicke in der Zukunft!

Trägt ab jetzt den für einen

Ritter etwas ungewöhnlichen

Namen „Ali“

Immer dabei: Unser Leonhard

Sieht lecker aus, aber es verträgt

leider nicht Jede(r): selbst

gemachtes Eis

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verkaufs-Auslage diverser Schuh-

„Was sehen wir denn hier?“, hatten die KinderTrägt ab jetzt den für einen

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Zucker-Bücker, ein Name, der so glattüber die Zunge geht wie die süßen Köst-lichkeiten, die man damit verbindet. InDüren ist der Name seit Generationen einfester Begriff und in diesem Jahr kann dasConfiserie-Fachgeschäft in der Kölnstraßeauf ein 100-jähriges Bestehen zurückbli-cken.

Im Jahre 1919 war es FirmengründerAnton Bücker, der ebendort, in der Kölnstraße32, ein Süßwarengeschäft eröffnete. Undsomit befindet sich das Geschäft, abgesehenvon einer kurzen Zeit nach dem Zweiten Welt-krieg, auch einhundert Jahre an gleicher Stelle.

Die Süßwarentradition in der Familie Bü-cker lässt sich freilich viel weiter zurück verfol-gen.

Anton Bücker wurde am 29. August 1888als ältester Spross einer Bäcker- und Kondito-renfamilie in dem Dorf Rödingen bei Jülichgeboren. Sein Großvater, Andreas Hubert Bü-cker, hatte hier Mitte des 19. Jahrhundertseine Bäckerei gegründet.

Von Anfang an lag das Hauptaugenmerkauf der Herstellung von Süßwaren, Honigku-chen, Lebkuchen und Printen, aber auchMalz-, Kräuter- und Anisbonbons aus der ei-genen Zuckersiederei.

So tauchen die Familienmitglieder in denAnnalen des Ortes auch häufig als Lebküchlerund Zuckerbäcker auf. Die süßen Produkteverkaufte man auf den Jahrmärkten der nähe-ren und weiteren Umgebung.

Auch Antons Eltern, die Eheleute Johannund Margaretha Bücker geb. Esser, führten inRödingen eine Bäckerei mit Kleinwarenladenund befuhren mit mehreren Conditorbuden,wie die reisenden Verkaufsgeschäfte genanntwurden, die rheinischen Festplätze.

Der Vater führte zudem schon einen Groß-handel mit Süßwaren und belieferte mit denselbsthergestellten Waren seine Kollegen, aberauch Einzelhandelsgeschäfte in den Städten.

Neben dem Dorfarzt war er der zweite Be-sitzer eines Automobils in dem kleinen Ort,was den Stellenwert der Familie zu jener Zeitbelegt.

Die Kinder, sechs Söhne und eine Tochter,wurden früh mit im elterlichen Betrieb einge-spannt und sobald ein Sohn alt genug war,wurde er mit einem der jüngeren und einerder Conditorbuden auf Reise geschickt.

So verkaufte Anton Bücker schon um dieJahrhundertwende auf der Dürener Annakir-

mes Süßwaren, nicht ahnend, dass die Stadteinmal seine Heimat werden sollte.

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unter-brach die geschäftliche Expansion der Familie,Anton Bücker und seine Brüder wurden alsSoldaten eingezogen.

Dem Vater gelang es, drei seiner Söhne,durch die Zahlung hoher Kriegsanleihen, wie-der vom Kriegsdienst freizustellen, jedochnicht den Ältesten, Anton, der somit bisKriegsende 1918 in den Schützengräben lag.

Während der Kriegsjahre waren alle Kir-mesveranstaltungen untersagt, womit das Rei-segeschäft der Familie nicht ausgeübt werdenkonnte. Somit entschloss sich Bruder Her-mann Bücker, im Jahre 1915 ein stationäresGeschäft mit Lebkuchen und Schokoladen inJülich zu eröffnen.

Schwester Traudchen hatte schon vor demKrieg in der Kreisstadt eine Kaffeerösterei mitSüßwarenverkauf eröffnet und Bruder Wil-helm Bücker machte ebenfalls noch zu Kriegs-zeiten im März 1918 in der Eisenbahnstraßein Düren ein Süßwarengeschäft auf, BruderLeo folgte mit einer Geschäftseröffnung in derNeuen Jülicher Straße in Nord-Düren.

Das Geschäft von Wilhelm

Bücker in der Dürener

Eisenbahnstraße

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 15

100 Jahre Zucker-BückerVon HANS BERT CREMER

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Heute mag es verwundern, dass gerade inder entbehrungsreichen Zeit des Ersten Welt-kriegs der Verkauf von Süßwaren florierte, da-mals schickte man die haltbaren Produkteaber auch gerne den Soldaten an die Front.

Es lag nahe, dass auch Anton Bücker demBeispiel folgte, und so kam er nach der Demo-bilmachung, bei Kriegsende im November1918, gleich nach Düren.

Später erzählte er gerne, dass er nur mitseinem Entlassungsgeld und einer einzigen Ta-sche auf dem Dürener Bahnhof ankam.

Im Stadtarchiv Düren finden wir für den30. November 1918 bereits die Gewerbean-meldung Anton Bückers für ein Zuckerwaren-geschäft mit Lebensmitteln in der Kölnstraße32.

Am 27. Januar 1919 fuhr Anton Bückermit seinem jüngeren Bruder Leo mit der Ei-senbahn von Düren nach Kleve, um hier seineBraut Johanna Clementine Brohl zu heiraten.

Seine Hanni, wie sie in der Familie genanntwurde, hatte er noch während des Kriegs aufeiner Bahnfahrt kennen gelernt.

Die Tochter eines Kaufmanns und Stellma-chers aus dem niederrheinischen Kleve hattewährend des Krieges als kaiserlich-preußische

Postbeamtin gearbeitet und war ihm nun einegroße Stütze beim Aufbau des Geschäftes.

Man betrieb das Zuckerwarengeschäft inder Kölnstraße 32, lebte jedoch die ersten Mo-nate im Haus des Bruders Wilhelm in der Ei-senbahnstraße 48.

Neben den beiden Süßwarengeschäftengründeten die Brüder am 16. Juli 1919 alsBonbonfabrikation einen gemeinsamen Be-trieb in den Räumen der Eisenbahnstraße.

Auch ist der Betrieb von Verkaufsständenin den Dürener Kinotheatern ein gemeinsa-mer Erfolg der ersten Zeit.

Die geschäftliche Zusammenarbeit war je-doch nicht von langer Dauer, und so stiegAnton Bücker nach einem Streit noch imSpätherbst des gleichen Jahres wieder aus demgemeinsamen Betrieb aus.

Das weitere Zusammenleben der Gebrü-der war über Jahrzehnte von geschäftlichenSpannungen und großer Konkurrenz geprägt.

Kurz nach der Geburt ihres ersten Sohnesim November 1919 konnten Anton und Jo-hanna Bücker das Haus in der Kölnstraße 32,welches einer Familie Josef Schmitz gehörte,erwerben und bezogen die Wohnung überihrem Geschäft.

Die Gewerbeanmeldung von

Anton Bücker vom

30. November 1918

Anton Bücker und

Johanna Bücker geb. Brohl

16 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

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Damals prägte der Zuckerprofi auch denbis heute gepflegten Firmennamen „Zucker-Bücker“, der erstmals in einem Eintrag der In-dustrie- und Handelskammer vom November1919 auftaucht. Später führten auch AntonsBruder Leo sowie die Kölner Verwandtschaftmit ihren Süßwarengeschäften in der Dom-stadt diesen Firmennamen.

Leo Bücker war übrigens das einzige derGeschwister, welches dem Kirmesgeschäft treublieb und mit seinem Süßwarenbetrieb regel-mäßig auf der Dürener Annakirmes zu Gastwar.

Vier Kinder

Vier Kinder der Eheleute Anton Bücker er-blickten zwischen 1919 und 1924 in Dürendas Licht der Welt: Johannes, Klemens, Korne-lia und Hermann.

Geschäftlich nahm der Betrieb schon inden 1920er Jahren einen raschen Aufstieg,baute man anfangs noch auf die herkömmli-chen Waren aus der väterlichen Backstube,spezialisierte man sich dann immer mehr aufden Verkauf von Pralinen und Schokoladen.

Anton Bücker baute neben seinem Süßwa-rengeschäft einen Großhandel mit Zuckerwa-ren und Schokoladen auf und belieferte miteinem Automobil seine Kundschaft im Stadt-und Kreisgebiet.

Das Geschäftshaus in der

Kölnstraße 32 mit der

Marmorfassade

Johanna Bücker mit ihren vier

Kindern

Werbeanzeige der Fa. Zucker-

Bucker in der Durener Zeitung

vom 24.07.1919

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 17

Das Geschäftshaus in der

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Auch hier konkurrierte er wiederum mitdem Bruder, der mit seinem Geschäft in derEisenbahnstraße damals, durch die Nähe zumBahnhof, in der wesentlich besseren Ge-schäftslage war.

Als Wilhelm Bücker dann ein zweites Ge-schäft in der Wirtelstraße 3, einen Steinwurfvon Antons Geschäft, eröffnete, brach endgültigder familiäre Machtkampf aus und die Brüderwechselten zeitweise kein Wort miteinander.

Die Firma Zucker-Bücker konterte Endeder 1920er Jahre mit der Eröffnung eineszweiten Süßwarengeschäftes auf dem Wirtel-torplatz 6, dem neuen, modernen Einkaufs-mittelpunkt im Düren der damaligen Zeit.

Die Geschwister Bücker führten in denJahren vor dem Zweiten Weltkrieg insgesamtsiebzehn Süßwaren-Fach- und Großhandelsge-schäfte in den Städten Aachen, Düren, Jülich,Köln, Ehrenfeld und Kalk und belieferten u.a.die Warenhäuser Tietz, den späteren Kaufhof,in Aachen, Düren und Köln.

Noch kurz vor Kriegsausbruch wurde dasStammgeschäft von Anton Bücker in der

Kölnstraße 32 in Düren mit einer aufwendi-gen Marmorfassade neugestaltet und auch dasInventar seiner beiden Geschäfte auf den mo-dernsten Stand gebracht.

Der ökonomische Erfolg des Geschäftesspiegelte sich im Kauf mehrerer Immobilien inDüren und dem Erwerb eines kleinen Wo-chenendhauses in Obermaubach wider.

Die beiden ältesten Söhne Hans und Kle-mens legten eine kaufmännische Lehre abund blieben im elterlichen Betrieb, ebenso wiedie einzige Tochter Kornelia, welche in der Fa-milie den Kosename Neli trug.

Schicksalsschläge

Hans Bücker litt jedoch seit Kindestagenan einer angeschlagenen Gesundheit, einemNieren- und Zuckerleiden, wodurch er teilwei-se noch nicht mal ein paar Süßwarenkartonstragen konnte.

Umso mehr wurde der zweitgeborene Kle-mens schon früh mit den Einkäufen und demAusliefern der Süßwaren betraut.

Mit dem Tod des jüngsten Sohnes Her-mann im Herbst 1941 traf die Familie ein ers-ter Schicksalsschlag. Der 17jährige besuchtedie fortführende Oberschule in Kleve, der Hei-matstadt der Mutter, und sollte später wo-möglich einmal Medizin studieren. Von Heim-weh geplagt, versuchte er auf einen nachDüren anfahrenden Zug zu springen, rutschteab und wurde von den Rädern des Waggonsüberrollt.

Im gleichen Jahr wurde Sohn Klemenszum Kriegsdienst eingezogen, und auch der äl-teste Hans verließ nach einem Zerwürfnis mitden Eltern, die nicht mit seiner Heirat einver-standen waren, Düren.

Er meldete sich freiwillig an die Front, warwegen seiner angeschlagenen Gesundheit je-doch nur wenige Wochen Soldat und erhieltseine Entlassungspapiere, die ihm später zumVerhängnis werden sollten. Zusammen mitseinem Schwiegervater gründete er in Wörglbei Kufstein in Österreich eine eigene Firma,welche Dachstühle gegen eventuelle Brand-bomben imprägnierte.

Tochter Neli war den Eltern jetzt währendder Kriegsjahre eine große Hilfe im Geschäft.

Nachdem das Süßwarengeschäft zunächstnoch im normalen Betrieb weiterlief, machtensich die Auswirkungen des Krieges auch inDüren immer mehr bemerkbar. Ständiger Flie-geralarm, aber auch die Knappheit an Warenstellten den Geschäftsbetrieb vor große He-rausforderungen. Süßwaren bezog man jetztwieder häufiger aus der Backstube des Brudersim Heimatdorf Rödingen.

Mit dem Automobil zur

Kundschaft in Stadt und Land

In der Sommerfrische in

Obermaubach

18 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

Mit dem Automobil zur

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Als die Lage zu schwierig wurde und dieRegale nicht mehr zu füllen waren, schlossAnton Bücker jedoch im Sommer 1944 seineGeschäfte. Man verbrachte nun die meisteZeit im Wochenendhaus in Obermaubach,wohin man auch schon einen Großteil derMöbel ausgelagert hatte.

Anfang November rückte allerdings dieWestfront von Hürtgenwald bedrohlich näherund so kehrte man wieder in die Stadtwoh-nung nach Düren zurück.

Antons Geschwister hatten sich zu dieserZeit schon bei der alten Großmutter in Rödin-gen versammelt, ihm schien dies jedoch zuunsicher, vermutlich wollte er aber auch nichtauf seinen Bruder Wilhelm treffen.

Man plante für die nächsten Tage die Eva-kuierung nach Schlesien, wo Hannis Bruderlebte. Hierzu sollte es jedoch nicht mehr kom-men, zu erwähnen sei noch, dass der Schwagermit seiner gesamten Familie im Januar 1945bei der Flucht in den Westen von russischenTieffliegern erschossen wurde.

Inferno am 16. November

Am 16. November 1944 ging das alteDüren in einem schrecklichen Inferno unter.Anton Bücker, seine Frau Johanna und die erst21-jährige Tochter Neli zählten zu den zahlrei-chen Opfern des verheerenden Bombenan-griffes auf die Stadt.

Sohn Klemens Bücker war in jenen Tagengerade auf Heimaturlaub bei den Eltern inDüren. Kurz vor 15 Uhr verließ er die elterli-che Wohnung in der Kölnstraße, wo seineSchwester gerade den Abwasch erledigte, nichtahnend, dass er sie nicht mehr lebend wieder-sehen sollte. Als er wenige Minuten später mitseinem Motorrad auf der Kölner Landstraße inRichtung Stadtgrenze fuhr, heulten die Sirenenauf und bereits kurz danach näherten sich dieersten Bomber, welche ihre tödliche Frachtüber Düren abwarfen.

Anton Bücker hatte im Keller seines Hau-ses einen bunkerartigen Schutzraum einrich-ten lassen, in den man nun flüchtete.

Das Süßwarengeschäft Zucker-Bückerwurde ausgelöscht, das Haus in der Kölnstraße32 erhielt mehrere Volltreffer und wurde wieder gesamte Stadtkern völlig zerstört. Zwarhielt der Keller unter dem Haus stand, jedochwurde er für die Familie Bücker zur Todesfalle.Wie man später rekonstruierte, starb AntonBücker während des Angriffs an einem Herz-infarkt, Hanni und Neli Bücker sowie ein zu-fällig mit in den Keller geratener Postbote er-stickten durch die extreme Hitze, die durchden im Nachbarraum frisch aufgefüllten Koh-

lenkeller, der komplett ausglühte, noch ver-stärkt wurde.

Als man den Keller Monate später im Som-mer 1945 öffnete, fand man die Einmachgläservöllig unversehrt in den Regalen, das Obst warjedoch völlig ausgetrocknet, was die großeHitze während des Angriffs verdeutlicht.

Klemens Bücker überlebte in einem Kellerauf der Kölner Landstraße, in den er zufälliggeraten war, an ein Durchdringen in die Stadt,ein einziges Flammenmeer, war kein Denkenund so eilte er zu den Verwandten und derGroßmutter nach Rödingen.

Mit seinem Onkel Leo Bücker begab ersich am nächsten Tag in die Trümmerwüste,wo kaum eine Orientierung möglich war. Nuran Hand der Heizungskörper erkannte mandie Stelle, an der das Elternhaus gestandenhatte. Den Kellereingang konnte man jedochnicht freilegen und auch eine in Merzenichstationierte Militäreinheit machte keine An-stalten, Bergungsarbeiten zu übernehmen.

Unverrichteter Dinge musste Klemens Bü-cker die zerstörte Heimatstadt verlassen und zuseiner Einheit an die Ostfront zurückkehren.

Hans Bücker wurde kurz nach dem Todder Eltern und seiner Schwester in Tirol ver-haftet und in ein Arbeitslager in Bayern ge-steckt. Er hatte einem Freund, der von derWehrmacht desertierte, seine Entlassungspa-piere überlassen, welcher dann mit den Papie-ren aufgegriffen wurde.

Hans Bücker wurde zwar bei Kriegsendeim Mai 1945 aus dem Arbeitslager befreit, dieharten Haftbedingungen hatten seine Ge-sundheit jedoch restlos ruiniert, sodass er imJuli 1945 im Alter von nur 25 Jahren an denFolgen der Inhaftierung verstarb.

Totenzettel für die beim Angriff

vom 16.11.1944 umgekom-

menen Eheleute Anton und

Johanna Bücker sowie die

Tochter Kornelia und den im

Juli 1945 verstorbenen Sohn

Johannes

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 19

Totenzettel für die beim Angriff

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Über das Büro im Stadtmuseum kam dieAnfrage an mich, ob ich an einem Filmprojektüber jüdische Kinder in der NS-Zeit unterstüt-zend mitwirken könne. Und so bereitete ichmich vor, als Ergänzung zum Film „FannysReise“ den Kindern im Grüngürtel etwas überjüdische Kinder in Düren zu erzählen und mitFotos zu zeigen.

An dem vereinbarten Morgen traf ichdann den Leiter des „Thomas-Morus-Hau-ses“, Wolfgang Bauer, seine ehrenamtlichenHelfer und etwa 30 Mädchen und Jungen zwi-chen 8 und 13 Jahren, die schon seit zweiTagen zu einem „Filmcamp“ einschließlichÜbernachtung im Zelt oder im Haus zusam-men waren.

Gemeinsam sahen wir den französischenFilm „Fannys Reise“ über die dramatischeFlucht einer Gruppe von jüdischen Kinderndurch das besetzte Frankreich in die Schweiz.Ich war sehr überrascht, wie konzentriert undoft ganz still die Kinder dem 90-minütigenFilm folgten.

Danach war ich an der Reihe: Nach kurzerEinführung zur Geschichte der Juden inDüren stellte ich konkret jüdische Familienund ihre Kinder vor: Margot, Walter und CarlOchs aus der Langemarckstraße 16 (das Haussteht heute noch) wurden von den Eltern1937 nach England geschickt, um dann 1938gemeinsam in die USA auszuwandern. DieGrüngürtel-Kids waren überrascht, nacheinem Kinderfoto von 1929 der drei mit der

Mutter ein Foto aus Düren von 1998 mit dendrei „Ochs-Kindern“ als alte Menschen zusehen.

Ebenfalls positiv verlief die Auswanderungvon Ruth und Neomi Roer (Bergstraße 22,heute Am Adenauerpark), die als junge Mäd-chen vor Kriegsbeginn nach Palästina kamenund im späteren Israel mit großen Familien altwurden. Auch die Schwestern Hilde und VeraHolländer, die noch in Düren heirateten, über-lebten durch rechtzeitige Auswanderung indie USA.

Besonders aufmerksam waren die Mäd-chen und Jungen, als ich ihnen von Kindernerzählte – z.T. mit Fotos aus der Zeit in Dürenunterstützt –, die mit ihren Eltern – oder wieder achtjährige Philipp Joseph Gordon mitVerwandten – nach Polen deportiert wurden.Die Schwestern Inge und Edith Ullmann, frü-her Kölnstraße 111, gehörten dazu und diedrei Kinder des Kinderarztes Dr. Karl Leven(Hohenzollernstr. 13), die mit der Oma undden Eltern im KZ starben, darunter der nichteinmal ein Jahre alte Jona. -- Die Begriffe „De-portation“ und „KZ“ wurden nach Fragen derKinder hier erklärt.

Ich habe in mehr als 50 Jahren Arbeit mitdiesem Thema und Kontakt mit jungen Men-schen selten eine Gruppe erlebt, die so auf-merksam und interessiert war wie an diesemMorgen die Kinder im Grüngürtel – und habeihnen dies auch gesagt.

20 SpurenNummer 38 · Dezember 2019

Überraschend aufmerksamSchwieriges Thema findet gebanntes Publikum

Von LUDGER DOWE

468 S., 23,5 x 21,5 cm, farbig, kart. nur ISBN 978-3-942513-49-4www.hahne-schloemer.de

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Der Band „Industriekultur: Düren und die Nordeifel“ ver-sammelt die auf der gleichnamigen Tagung im Stadtmu-seum Düren gehaltenen, jedoch wesentlich erweitertenReferate, ergänzt um einige zusätzliche Beiträge.

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Das Stadtmuseum steht bekanntlichniemals still und so verging auch seit demSommer kaum ein Tag ohne Besucher,ohne Veranstaltungen oder ohne Bauen,Räumen und Werken.

Besonders in Erinnerung geblieben ist unsetwa der Dürener Annamarkt vom 31. Augustbis 1. September, bei dem das Stadtmuseumzum zweiten Mal mit einem Stand am Ahr-weilerplatz vertreten war. Im Gepäck hatte esu.a. das bei Besuchern stets beliebte histori-sche Stadtmodell von Josef Winthagen, einQuiz für Rätselfreunde rund um die hl. Annasowie Ausmalbilder und ein Memory zumThema für Kinder. Großer Anziehungspunktwar die Präsentation der 3D-Aufbereitung derAnnakirche um 1930 am Sonntagmorgen.Zahllose Messe- und Marktbesucher schartensich neugierig um die im Seitenschiff der An-nakirche aufgebauten PC-Bildschirme undtauchten in eine längst vergangene Zeit ein.

„Außendienste“

Am 8. September 2019 war das Stadtmu-seum wieder mit von der Partie beim „Tag desOffenen Denkmals“. Unter dem diesjährigenMotto „Modern(e): Umbrüche in Kunst undArchitektur“ widmete sich das Museum demThema „Neues Bauen“ und nahm den Grün-gürtel genauer unter die Lupe. Hierfür wurdeim Museum eine Fotopräsentation mit Bil-dern des Grüngürtels aus verschiedenen Jahr-zehnten aufbereitet. Wer sich lieber vor Ortein Bild machen wollte, durfte sich bei Windund Wetter unserer geführten Geocaching-Tour durch den Grüngürtel anschließen. We-niger Wetterfeste kamen in den Genuss einerKurzführung durch die Ausstellung „Betroge-ne Hoffnungen. Düren zwischen Aufbruchund Weltwirtschaftskrise 1919-1929“. Refe-rentin Barbara Simons-Buttlar informierteüber die vielseitige Architektur Dürens. Zurgleichen Zeit präsentierten Dr. Achim Jaegerund Lisa Haßler im Stiftischen Gymnasiumdie Ergebnisse der diesjährigen Kooperationvon Stadtmauer-AG und Stadtmuseum. DieSchüler hatten eifrig online-Beiträge über dieDürener Stadtbefestigung für das Informati-onsportal KuLaDig (KulturLandschaftDigital)verfasst.

Als Stammgast, der das Stadtmuseum mitt-lerweile zweifelsohne ist, fehlten wir auf demdiesjährigen Stadtfest vom 13.-15. Septembernatürlich nicht. Im Zentrum des Standes ander Oberstraße stand Josef Winthagens einzig-

artiges Stadtmodell, begleitet von einer Prä-sentation der Drehscheibe am Bahnhof inFilm und Bild. Projektleiter Dieter Fückerhatte es sich nicht nehmen lassen, diese denk-malgeschützte und ehrenamtlich renovierte

„Außenstelle“ des Stadtmuseums am Stadtfestteilhaben zu lassen. Das Salz in der Suppewaren an jenem Wochenende aber wie jedesJahr die zahllosen kurzen und längeren Ge-spräche am Stand mit den Dürenern.

Im Rahmen des 8. Deutsch-FranzösischenJugendkongresses, der mehrere Hundert Schü-ler aus ganz Frankreich nach Düren lockte, be-suchten vom 17.-20. September deutsche undfranzösische Jugendliche das Stadtmuseum.Sie untersuchten im Rahmen eines Kongress-projektes, wie es um die deutsch-französischenBeziehungen im 19. und frühen 20. Jh. bestelltwar. Die jungen Gäste beschäftigten sich nacheiner Führung durch die Ausstellung „Betro-gene Hoffnungen“ mit dem Thema Ahnenfor-schung. Angeleitet wurden sie dabei von RosiPlücken und Iris Gedig, welche die interessan-te Biografie einesfranzösischen Sol-daten in Jülich um1803 im Gepäckhatten. IrmgardGerhards leitetedie Jugendlichenschließlich bei derTranskription vonTagebuchauszügenvon Ernst Neu-mann Neanderaus seinen PariserJahren an. ZumAbschluss derWoche entstan-

Jung und Alt sind immer wieder

fasziniert von dem Stadtmodell,

das Josef Winthagen (li) nach

dem Vogelschauplan von Wenzel

Hollar gebaut hat.

Teilnehmer der Arbeitsgruppe,

die sich im Stadtmuseum über

Vergangenheit und Gegenwart

der deutsch-französischen

Beziehungen informierte.

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 21

Arbeitsreiche WochenVon ANNE KRINGS,SARAH HÖNER undLISA HASSLER

Jung und Alt sind immer wieder

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den nicht nur optisch, sondern auch inhaltlichansprechende Plakate, die im Rahmen einergroßen Abschlussveranstaltung in der ArenaKreis Düren ausgestellt wurden. Wir finden:ein gewinnbringendes Projekt für alle Beteilig-ten! Merci et à bientôt!

Erstmals in die Eifel verschlagen hat es eineAusstellung des Stadtmuseums im Herbst die-ses Jahres. Gemeinsam mit dem Kunst- und

Kulturverein Hö-henArt Hürtgen-wald e.V. präsen-tierte das Muse-um vom 28. Sep-tember-20. Okto-ber seine Ausstel-lung über denrheinischenMundart-Schrift-steller Franz-Peter Kürten. AlsBegleitprogramm

erinnerten wir am 6. Oktober im „Alten Forst-haus“ in Vossenack mit einer literarisch-musi-kalischen Mundart-Matinée an Kürten, derimmerhin 23 Jahre seines Lebens in Dürenverbracht hatte. Durch den kurzweiligen Vor-mittag führte Rolf Terkatz. Die Vortragendenwurden musikalisch unterstützt durch GerdFunk auf seinem „Quetschebüggel”.

Entdeckerwoche

Lebendig ging es wieder in den Herbstferi-en bei der VHS-Entdeckerwoche im Stadtmu-seum zu. Herbstliches Apfelmus einkochenstand am 15. Oktober auf dem Plan. Äpfelwurden eifrig gewaschen und geschält. Bei ei-nigen landeten die Schalen im Kochtopf, beianderen direkt im Mund – schließlich steckenhier die meisten Vitamine! Mit flinken Fin-gern wurden im Nu die Äpfel zerkleinert undder Zuckersirup angesetzt. Der köstliche Duftvon Karamell war das Zeichen, die Apfelspal-

ten unterzuheben. Unter Rühren und Stamp-fen zauberten sich die kleinen Köche ihr eige-nes Mus. Selbstgemalte, farbenfrohe Etikettenrundeten den perfekten Eindruck ab.

Wer es lieber kreativ mochte, kam am 17.Oktober auf seine Kosten. Fünf Kinder lausch-ten der Geschichte, wie der Steinmetz Leon-hard in Mainz das Annahaupt mopste. An-schließend durfte die Geschichte bildlich zuPapier gebracht werden. Mit Lineal und Blei-stift, Farbstifte sowie Kleber und ausgeschnit-tenen Figuren sind bunte Comics entstanden.Wie es sich für Kunstwerke gehört, wurdendiese nach der Aktion während der sonntägli-chen Museumsöffnung für rund zwei Wochenausgestellt.

Monschau im Regen

Monschau hieß das Ziel der diesjährigenHerbstexkursion am 19. Oktober. Unter fach-kundiger Führung von Dr. Offermann und Dr.Neuß vom Geschichtsverein des MonschauerLandes begaben sich die Teilnehmer auf die –leider regennassen – Spuren der MonschauerTuchmacher sowie der mittelalterlichen Stadt-geschichte. Nach den Rundgängen verteiltensich die Teilnehmer auf die historische Alt-stadt und schlenderten durchs Rote Haus, spa-zierten zur Senfmühle oder stiegen hinauf zurBurg.

Neue Publikation

Am 30. Oktober war es endlich soweit: Diehochkarätigen Beiträge der Fachtagung „In-dustriekultur: Düren und die Nordeifel“, dieim April 2018 im Stadtmuseum stattgefundenhatte, waren mit weiteren Aufsätzen zu einemfast 500 Seiten starken Werk zusammenge-stellt worden, auf das Herausgeber Prof. Wal-ter Buschmann und Verleger Bernd Hahnemit Recht stolz sein können. Denn der Ta-gungsband rückt die Ergebnisse der seinerzeitauf große Resonanz gestoßenen Tagung nunauch für interessierte Leser ins Bewusstsein:Die besondere Bedeutung der Region zwi-schen Düren, Stolberg und der Nordeifel fürdie industrielle Entwicklung des Landes. DasBuch ist für 34,50 € im Stadtmuseum erhält-lich.

Mundart – der „Renner“

Am 7. November ist unser alljährlicherMundartabend bereits zum fünften Mal überdie Bühne gegangen. Zahlreiche Mundart-Be-geisterte lauschten rund zweieinhalb Stundenlang den amüsanten Vorträgen. Mal in Ge-dichtform, mal als Kurzgeschichte und mal ge-sungen, ging es um Probleme mit dem „Hööt-

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chen”, das gespannte Warten auf den „hillijenMann” und Erinnerungen an alte Sitten undBräuche in Düren und Umgebung. Den krö-nenden Abschluss bildeten wie in jedem Jahrdie „Schweess Fööss” – Dürens älteste Mund-artband!

Düren leuchtete – mit uns

Düren leuchtete auch am 2. Novemberwieder mit aller Kraft – diesmal erstmals unterBeteiligung des Stadtmuseums. Ab 19 Uhr er-strahlte auf der Fassade des Bürgerbürosstündlich eine Videoshow, die 150 Jahre Stadt-geschichte erzählte. Das Bildmaterial dazuhatte u.a. das Stadtmuseum gestellt. Trotz hef-tiger Windböen zog die Schau tausende Besu-cher auf dem Markt in ihren Bann. Musika-lisch passend untermalt flimmerten Bildervom alten Düren, der fast vollständigen Zer-störung am 16. November 1944 und der Ge-genwart über die Fassade des Bürgerbüros.

Beeindruckende Vorleser

Am 15. November 2019 war wieder Bun-desweiter Vorlesetag, und das Stadtmuseumhat sich diesmal sogar mit zwei Aktionen be-teiligt: Am Vormittag besuchten Bernd

Hahne, Rolf Terkatz und Andrea Effing dasDürener Rurtal-Gymnasium und trugen dendort versammelten Fünft- und Sechstklässlerneinen Text von „Oma Jertrud” (Dieter Her-mann Schmitz) in Dürener Mundart vor. AmAbend – quasi im Austausch – lasen schließ-lich 24 Schülerinnen und Schüler des Rurtal-Gymnasiums bei uns im Museum vor. Zuerstging es um den Ersten Weltkrieg, dann wur-den Augenzeugenberichte von der ZerstörungDürens am 16. November 1944 vorgetragen.Die ganz persönlichen Texte – Tagebuchein-träge, Briefe, Lebenserinnerungen – hatten esin sich. Zurück blieben beeindruckte, bewegteund nachdenkliche Zuhörer und Leser, die sicheinig waren: Krieg ist immer sinnlos undbringt niemals Gewinner hervor!

Am 21. November wurde es musikalischim Stadtmuseum, als der Kölner Strafverteidi-ger Michael Lang – ausgestattet mit stapelwei-se Schallplatten und mehreren Grammopho-nen – über „Schlurf und Gleichschritt – dieMusik der Jugend im NS-Staat“ referierte.Während das NS-Regime martialische Liederund Gesänge gezielt zu Propagandazweckeneinsetzte, denen die Jugendlichen damalskaum entkommen konnten, interessierten sichviele junge Leute eher für die moderne Musikihrer Zeit – für Jazz und Swing. Das Hören die-ser aus den USA, England und Frankreichnach Deutschland kommenden Musik warmeist aber unter der Androhung schwererStrafen verboten. Der Referent machte deut-lich, welche musikalischen Zerreißproben undkulturellen Dissonanzen die Jugend auszuhal-ten hatte.

Ganz im Gegensatz dazu wünschen wirIhnen eine harmonische und friedliche Ad-ventszeit. Machen Sie es gut!

Begeisterten wie immer das

zahlreiche Publikum auf

unserem Mundartabend: Die

„Schweess Fööss“

Spuren Nummer 38 · Dezember 2019 23

Unser neues Projekt „Schwarz-Gelb-Bunt– Düren und seine Migranten“, das großzü-gig durch die Alfried Krupp von Bohlen undHalbach-Stiftung unterstützt wird, hat zwarerst Anfang November begonnen, doch indiesem einen Monat ist schon einiges pas-siert.

So hat Lea Haine, die seit November ein„Freiwilliges Soziales Jahr – Kultur“ bei unsabsolviert, ein wunderschönes Logo entwor-fen: eine Kombination aus den Farben desTitels und dem Dürener Stadtwappen. Erste

Kontakte wurden geknüpft und Ende No-vember hat sich ein kleines Arbeits-Grüpp-chen zusammengefunden, um Ideen zu sam-meln und gemeinsam über das weitere Vor-gehen zu beraten.

Das nächste Projekttreffen findet am 12.Dezember um 10 Uhr im Stadtmuseumstatt. Jeder ist herzlich (und unverbindlich)eingeladen, dazu zu stoßen, zuzuhören undeigene Ideen einzubringen. Denn es gibt vielzu tun und wir freuen uns über alle, die mit-machen möchten.

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