O RRE ERNNTTESS AAATT VVOONN ZWIIS CHHE ......2017/07/07  · ZWIIS CHHE ENNFFRRÜÜCHHTTENN...

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Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Hessen gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz, Landbauberatung, Moderation Belsgasse 13 ▪ 61239 Ober-Mörlen ▪ Tel. 06002/99250-0 ▪ Fax 99250-29 ▪ eMail: info@schnittstelle-boden.de ▪ Internet: www.schnittstelle-boden.de VORERNTESAAT VON ZWISCHENFRÜCHTEN Zwischenfrüchte erfüllen eine Vielzahl an Funkti- onen in der Landwirtschaft, beispielsweise das Speichern von Nährstoffen, insbesondere von Stickstoff und können damit zu einer Verringe- rung von Auswaschungsverlusten in das Grund- wasser beitragen. Die Gefahr der Stickstoffaus- waschung besteht über Winter, vor dem Anbau von Sommerungen, da ohne Zwischenfrucht in diesem Zeitraum kein Pflanzenbestand vorhan- den ist, der Stickstoff binden könnte. Auch vor einer Winterung kann eine Zwischen- frucht Sinn machen, denn folgt eine Winterkultur mit geringem Stickstoffaufnahmevermögen bis Vegetationsende (Winterweizen) kann Stickstoff verloren gehen. Die Vorerntesaat ist dort eine gute Möglichkeit einen Entwicklungsvorsprung zu erzielen, damit den Nutzen der Zwischenfrucht deutlich zu erhöhen und diese zu etablieren. Um die Funktion erfüllen zu können, müssen sich Zwischenfrüchte rasch etablieren und die oft be- grenzten Zeitfenster nach der Ernte im Herbst optimal ausnutzen. Problematisch bei der Etab- lierung von Zwischenfrüchten ist insbesondere die Zwischenfruchtaussaat nach Weizen in klima- tisch ungünstigeren Gebieten, wie dem Vogels- berg oder Nordhessen. Bei einer späten Zwi- schenfruchtaussaat nach der Ernte des Winter- weizens ist die Vegetationszeit für die Zwischen- früchte vor Winterungen i.d.R. zu kurz, um einen guten Zwischenfruchtbestand etablieren zu kön- nen. VORERNTESAAT Durch die Vorerntesaat wir dieser Zeitraum er- weitert. Dabei werden in abreifende Winterwei- zenbestände die Zwischenfrüchte bereits 4 bis 6 Wochen vor der Ernte eingesät. Eine Vorernte- saat in einen Wintergerstenbestand ist dagegen nicht nötig, da nach der früheren Wintergersten- ernte die Zwischenfrüchte erfolgreich etabliert werden können. Vor der Aussaat einer Winte- rung sollten die Zwischenfrüchte einen Zeitraum von 4 bis 5 Wochen nach der Ernte zum Wachs- tum haben, damit diese ausreichend Stickstoff konservieren können. Die Zwischenfrucht keimt durch die Beschattung des bestehenden Getreidebestands und gewinnt so einen zeitlichen Vorsprung gegenüber der Stoppelsaat. Selbst bei Dunkelkeimern, wie Phacelia, reicht die Beschattung durch das Ge- treide zum Keimen aus. Unkräuter werden unter- drückt. In dem oft engen Zeitraum zur Ernte sind hohe Arbeitsspitzen der Fall. Hier kann eine Vorern- tesaat der Zwischenfrucht im Vergleich zu einer Stoppelsaat zu einer Entzerrung der Arbeitsspit- zen beitragen. Zwischenfruchtaussaat in bestehenden Wei- zenbestand mit einem Scheckenkornstreuer Phaceliabestand unter noch nicht geern- tetem Winterweizen

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  • Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie

    in Hessen gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,

    Landwirtschaft und Verbraucherschutz

    Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz, Landbauberatung, Moderation

    Belsgasse 13 ▪ 61239 Ober-Mörlen ▪ Tel. 06002/99250-0 ▪ Fax 99250-29 ▪ eMail: [email protected] ▪ Internet: www.schnittstelle-boden.de

    VVOORREERRNNTTEESSAAAATT VVOONN

    ZZWWIISSCCHHEENNFFRRÜÜCCHHTTEENN

    Zwischenfrüchte erfüllen eine Vielzahl an Funkti-

    onen in der Landwirtschaft, beispielsweise das

    Speichern von Nährstoffen, insbesondere von

    Stickstoff und können damit zu einer Verringe-

    rung von Auswaschungsverlusten in das Grund-

    wasser beitragen. Die Gefahr der Stickstoffaus-

    waschung besteht über Winter, vor dem Anbau

    von Sommerungen, da ohne Zwischenfrucht in

    diesem Zeitraum kein Pflanzenbestand vorhan-

    den ist, der Stickstoff binden könnte.

    Auch vor einer Winterung kann eine Zwischen-

    frucht Sinn machen, denn folgt eine Winterkultur

    mit geringem Stickstoffaufnahmevermögen bis

    Vegetationsende (Winterweizen) kann Stickstoff

    verloren gehen. Die Vorerntesaat ist dort eine

    gute Möglichkeit einen Entwicklungsvorsprung zu

    erzielen, damit den Nutzen der Zwischenfrucht

    deutlich zu erhöhen und diese zu etablieren.

    Um die Funktion erfüllen zu können, müssen sich

    Zwischenfrüchte rasch etablieren und die oft be-

    grenzten Zeitfenster nach der Ernte im Herbst

    optimal ausnutzen. Problematisch bei der Etab-

    lierung von Zwischenfrüchten ist insbesondere

    die Zwischenfruchtaussaat nach Weizen in klima-

    tisch ungünstigeren Gebieten, wie dem Vogels-

    berg oder Nordhessen. Bei einer späten Zwi-

    schenfruchtaussaat nach der Ernte des Winter-

    weizens ist die Vegetationszeit für die Zwischen-

    früchte vor Winterungen i.d.R. zu kurz, um einen

    guten Zwischenfruchtbestand etablieren zu kön-

    nen.

    VORERNTESAAT

    Durch die Vorerntesaat wir dieser Zeitraum er-

    weitert. Dabei werden in abreifende Winterwei-

    zenbestände die Zwischenfrüchte bereits 4 bis 6

    Wochen vor der Ernte eingesät. Eine Vorernte-

    saat in einen Wintergerstenbestand ist dagegen

    nicht nötig, da nach der früheren Wintergersten-

    ernte die Zwischenfrüchte erfolgreich etabliert

    werden können. Vor der Aussaat einer Winte-

    rung sollten die Zwischenfrüchte einen Zeitraum

    von 4 bis 5 Wochen nach der Ernte zum Wachs-

    tum haben, damit diese ausreichend Stickstoff

    konservieren können.

    Die Zwischenfrucht keimt durch die Beschattung

    des bestehenden Getreidebestands und gewinnt

    so einen zeitlichen Vorsprung gegenüber der

    Stoppelsaat. Selbst bei Dunkelkeimern, wie

    Phacelia, reicht die Beschattung durch das Ge-

    treide zum Keimen aus. Unkräuter werden unter-

    drückt.

    In dem oft engen Zeitraum zur Ernte sind hohe

    Arbeitsspitzen der Fall. Hier kann eine Vorern-

    tesaat der Zwischenfrucht im Vergleich zu einer

    Stoppelsaat zu einer Entzerrung der Arbeitsspit-

    zen beitragen. Zwischenfruchtaussaat in bestehenden Wei-zenbestand mit einem Scheckenkornstreuer

    Phaceliabestand unter noch nicht geern-tetem Winterweizen

  • Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie

    in Hessen gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,

    Landwirtschaft und Verbraucherschutz

    Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz, Landbauberatung, Moderation

    Belsgasse 13 ▪ 61239 Ober-Mörlen ▪ Tel. 06002/99250-0 ▪ Fax 99250-29 ▪ eMail: [email protected] ▪ Internet: www.schnittstelle-boden.de

    Unsere Demonstrationsversuche in den ver-

    gangenen Jahren haben gezeigt, dass die Vor-

    erntesaat eine interessante Möglichkeit ist, um

    Phacelia (idealerweise Mantelsaatgut) in beste-

    hende Winterweizenbeständen vor Sommerun-

    gen zu etablieren. Senf und Ölrettich weisen

    zwar sehr gute Flugeigenschaften und damit eine

    Verteilung bis zu 18 m Arbeitsbreite auf, aller-

    dings eignen sich diese Zwischenfrüchte nicht in

    Rapsfruchtfolgen.

    Senf kann außerdem zu einem Problem werden,

    da er sich sehr schnell entwickelt. Bei einer ver-

    zögerten Winterweizenernte oder Lager der Be-

    stände, könnte Senf zu deutlichen Ernteer-

    schwernissen führen und ist dadurch nicht für die

    Vorerntesaat geeignet.

    AUSSAAT

    Die Aussaat kann sowohl mit dem Schnecken-

    kornstreuer als auch mit einem Schleuderstreuer

    erfolgen. Jedoch ist dabei besonders auf die rich-

    tige Einstellung der Streubreite zu achten, da

    die oft sehr kleinen Zwischenfruchtsamen sonst

    nicht gleichmäßig verteilt werden können und nur

    punktuell auflaufen. Eine gleichmäßige Vertei-

    lung ist bei Arbeitsbreiten von mehr wie 18 m

    begrenzt. Idealerweise kann die Saat mit dem

    Pneumatikstreuer durchgeführt werden. Gerne

    können wir mit Ihnen zusammen die Verteilung

    des Saatguts beim Streuen überprüfen (siehe

    Bild unten). Damit kleinkörniges Saatgut gleich-

    mäßig verteilt wird und höhere Saatbreiten er-

    reicht werden, kann auch mit zwei Schnecken-

    kornstreuern, auf einem Gestänge montiert, ge-

    sät werden. Der Saattermin sollte nicht zu spät

    erfolgen, da sonst die Gefahr von zu hohen Aus-

    fallverlusten beim Getreide gegeben ist. Bei Zwi-

    schenfruchtgemengen, die mit dem Schleu-

    derstreuer ausgebracht werden, ist darauf zu

    achten, dass keine Entmischung des Saatgutes

    aufgrund der unterschiedlichen Korngröße und

    Flugweite erfolgt. Um eine Entmischung im Tank

    zu verhindern, sollten nur geringe Mengen einge-

    füllt werden.

    BESONDERHEITEN

    In der Vergangenheit zeigte sich, dass auf eini-

    gen Flächen, die mit Sulfonylharnstoffen be-

    handelt wurden, kein Aufgang der Zwischen-

    früchte zu verzeichnen war. Auf die Herbizidbe-

    Phaceliabestand, dessen Ansaat mit einem Schneckenkornstreuer auf fast 15 m Ar-beitsbreite erfolgte

    Überprüfung der Verteilung und Ausbringmenge mittels Messschalen bei der Aus-saat von Phacelia mit einem Düngerstreuer

  • Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie

    in Hessen gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,

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    handlung mit diesem Wirkstoff sollte daher bei

    geplanter Vorerntesaat verzichtet werden. Auch

    Herbizide mit den Auflagen WP 710, 711, 712

    und 720 können den erfolgreichen Anbau behin-

    dern. Auf Flächen ohne den Einsatz solcher Her-

    bizide zeigte sich ein gutes Auflaufen im stehen

    Getreidebestand und eine rasche Entwicklung

    der Zwischenfrüchte nach der Ernte.

    WAS SOLLTE BEACHTEN WERDEN, UM EINE

    ERFOLGREICHE VORERNTESAAT ZU ERZIELEN?

    Vorhandensein der entsprechenden Technik

    Kein Lager der Getreidebestände

    Aussaat der Zwischenfrucht 4-6 Wochen vor

    der Ernte, mit um mindestens 30 % erhöhter

    Saatmenge

    Keine Problemunkräuter

    Benötigter Zeitraum zum Wachsen der Zwi-

    schenfrucht von 4-5 Wochen zwischen der

    Ernte und der Aussaat einer Winterung

    (wenn geplant)

    Welche Herbizide wurden eingesetzt?

    Gute Bodenstruktur

    WELCHE ZWISCHENFRÜCHTE EIGENEN SICH ZUR

    VORERNTESAAT? WAS IST DABEI ZU BEACHTEN?

    Ölrettich nicht in Rapsfruchtfolgen, gute

    Verteilung

    Senf sehr schnelle Entwicklung, Gefahr

    von Ernteerschwernissen jedoch zu hoch!

    Phacelia (für bessere Verteilung kann Man-

    telsaatgut verwendet werden)

    Buchweizen gute Verteilung, schnelle

    Entwicklung, erhöhte Saatgutkosten

    Ramtill schnelle Entwicklung, schlechte

    Verteilung, Schneckenkorn nötig

    Gemenge ungleichmäßige Verteilung

    WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES NOCH?

    Abgesehen von der klassischen Stoppelsaat ist

    eine weitere Möglichkeit eine Zwischenfrucht

    frühzeitig zu etablieren, die Mähdruschsaat. Da-

    bei wird die Zwischenfrucht bei der Ernte über

    ein Pneumatikstreuer ausgesät. Sprechen Sie

    uns für weitere Informationen zu diesem Thema

    an.

    Mittels Vorerntesaat gesätes Gemenge aus Ramitll, Phacelia und Alexandrinerklee im Oktober

    Aussaat am Mähdrescher

    Bildquelle: http://www.bwsb.at

    Falls Sie zum Thema Vorerntesaat von

    Zwischenfrüchten nähere Informationen

    wünschen oder weitere Fragen haben,

    können Sie uns gerne anrufen oder mailen.

  • Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie

    in Hessen gefördert durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,

    Landwirtschaft und Verbraucherschutz

    Ingenieurbüro für Boden- und Grundwasserschutz, Landbauberatung, Moderation

    Belsgasse 13 ▪ 61239 Ober-Mörlen ▪ Tel. 06002/99250-0 ▪ Fax 99250-29 ▪ eMail: [email protected] ▪ Internet: www.schnittstelle-boden.de

    PPHHAACCEELLIIAA SSEENNFF

    VVOORR-- UUNNDD NNAACCHHTTEEIILLEE DDEERR VVOORREERRNNTTEESSAAAATT VVOONN PPHHAACCEELLIIAA

    UUNNDD SSEENNFF

    Guter Aufgang unter be-stehendem Bestand

    Langsames Wachstum → keine Beeinträchtigung der Ge-treideernte

    Aufgrund des geringen Korngewichts ist die Verteilung problematisch. Bei falscher Einstellung des Streuers kann es zu einer Verteilungsbreite von nur 5 m kommen.

    Gute und gleichmäßige Verteilung Bis zu 18 m Arbeitsbreite

    Schnelle Entwicklung unter bestehendem Bestand

    Schnelles Wachstum → kann bei verzögerter Ernte oder Lager zu Beein-trächtigungen bei der Ge-treideernte führen Senf besser nicht zur

    Vorerntesaat verwenden!