Oberland im Bann der olympischen Ringe - Martina...

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Bilder Andreas Blatter, Hans Wüthrich, Vik Waelty , Markus Hubacher, Fritz Lehmann Themen an der Themse: Das Oberland will im Schweizer Gästehaus in London unter anderem mit (im Uhrzeiger- sinn, beginnend oben links) der Jungfraubahn, Saaner Scherenschnitt- kunst, Steinstosser Peter Mi- chel, Seen und Bergen sowie Kilian Wenger auftrumpfen. LONDON Mit der Frutiger Beachvolleyballerin Nadine Zumkehr greift eine Oberländer Sportlerin nach den olympischen Sternen. An den Sommerspielen wollen aber auch gegen dreissig Oberländer für den Tourismus punkten. Vom 20. Juli bis am 12. August soll an der Themse der zuletzt rück- läufige britische Markt angekurbelt werden. Die Werbe- und Charmeoffensive ist dem Kanton und Tourismus als Destinationspartner im House of Switzerland 1,2 Millionen Franken wert. Dabeisein ist alles. So lautet der olympische Gedanke, der das Mittun vor den Rang stellt. Für die meisten Olympioniken zählt indes die Leistung. Olympische Spiele sind ein Karrierehöhe- punkt, auf den hart hingearbeitet wird. Das ist bei der Frutiger Beachvolleyballerin Nadine Zum- kehr nicht anders. Sie ist der Olympiatrumpf aus Oberländer Sicht mit Partnerin Simone Kuhn spielt sie ab dem 28.Juli in einer temporären Arena im Herzen Londons um Ruhm, Ehre und Edelmetall. Eine andere Rolle spielt vom 20.Juli bis am 12.Au- gust der Berner Tourismus. Auch er will punkten und Teil der olym- pischen Bewegung sein. Er tut es aber nicht auf die sportlich-kämp- ferische Art, sondern lässt statt Muskeln den Charme spielen. Das Oberland hat das Sagen Der Kanton stellt sich im House of Switzerland vor, das Präsenz Schweiz (also das Aussendepar- tement) betreibt. Im Gästehaus werden Fans, Gäste und die Schweizer Medaillengewinner empfangen. Und da steht als De- stinationspartner touristisch das Oberland im Mittelpunkt. Es ist bei den Briten, die Ende des 18. Jahrhunderts als Gründervä- ter des hiesigen Fremdenverkehrs fungierten, beliebt. Selbst wenn die Stadt Bern und die Region Jura & Dreiseenland gleichwerti- ge Partner sind, läuft der Auftritt unter «Berner Oberland – Jung- frau». Alice Leu erklärt: «Der Name war ein Kompromiss und lässt sich mit der Bekanntheit der beiden Marken im britischen Markt erklären.» Dass «Jungfrau» im Namen steht, hat zudem mit dem grossen Engagement der Jungfraubahn zu tun, wie die Pro- jektleiterin für das östliche Ober- land sagt. «Dies auch finanziell.» Im westlichen Oberland laufen die Fäden bei Michael Roschi, Di- rektor Thunersee Tourismus, zu- sammen. Das Projektteam wird mit je einer Vertretung aus der Stadt Bern, der Region Jura, dem Kanton (Berner Wirtschaft) und der Jungfraubahn komplettiert. 30 Leute – eine Mission Laut Leu ist die Jungfraubahn mit Präsenz Schweiz (als Vertreterin der offiziellen Schweiz) für einen Höhepunkt besorgt: die 1.-Au- gust-Feier. Am Nationalfeiertag wird das Fest zum 100-jährigen Bestehen des Jungfraujochs live nach London übertragen. Als Bot- schafter in der Metropole in die Hosen steigt kein Geringerer als Schwingerkönig Kilian Wenger. Er ist aber nur einer von gegen dreissig Oberländer Protagonis- ten in London, wie Alice Leu von Interlaken Tourismus weiss. Kon- kret sind es auch vier Musiker der Gsteigbrügg-Örgeler, zwei Sche- renschnittkünstler aus dem Saa- nenland, zwei Holzbildhauer aus Brienz, zwei Brandmaler und ein Örgeliduo aus der Lenk, vier Jung- fraubahn-Reiseleiter und acht touristische Betreuer der Touris- musregionen. Sie sollen die Hei- mat im fernen Königreich im bes- ten Licht erstrahlen lassen – und Oberland im Bann der olympischen Ringe HOUSE OF SWITZERLAND AN OLYMPIA IN LONDON 1,2 Millionen Franken lassen sich der Kanton und die Touris- musregionen den Auftritt von «Berner Oberland – Jungfrau» vom 20. Juli bis am 12. August im House of Switzerland im Zentrum von London kosten. Laut Alice Leu, Projektleiterin für das östliche Oberland, fliessen aus dem Lotte- riefonds rund 223 000 Franken und knapp 800 000 Franken von den Destinationen des Berner Oberlandes, aus Bern und der Re- gion Jura & Dreiseenland. «Davon stammen 520 000 Franken aus der Beherbergungsabgabe», sagt Alice Leu. Die Ferienregionen be- teiligen sich an den Kosten im Verhältnis ihrer Logiernächtezah- len. Namhafte Beträge würden auch die Jungfraubahnen und der Kanton Bern leisten. Detailzahlen werden keine genannt. «Wir achten darauf, dass die kleineren Destinationen beim Auftritt in London inhaltlich nicht zu kurz kommen», verspricht Leu. Insgesamt kostet das House of Switzerland laut Nicolas Bideau, Chef von Gästehausbetreiberin Präsenz Schweiz, 4,5 Millionen Franken. 3 Millionen steuert der Bund bei, den Rest übernehmen Dritte. jss Was es kostet – und wer wie viel bezahlt weilen dafür unterschiedlich lan- ge in England. Mini-Unspunnen in London Für den zweiten Höhepunkt nach dem 1.August wird am 4. und 5.August eigens der beste Stein- stosser Helvetiens eingeflogen. Peter Michel aus Interlaken wuchtet an den Bernese Games, laut Alice Leu eine Art Mini-Un- spunnen, mit Mitsteinstosser Jo- nathan Jaggi den Gesteinsbro- cken. Nebst Steinstossen können sich die Briten auch im Schwingen (mit den «Bösen» vom Schwing- klub Kirchberg) und im Platzgen versuchen. Passend zu den «Ber- ner Spielen», liefern Fritz Fuchs und seine Jungfrau-Kapelle die urchig-urige Begleitung. Wie Pro- jektleiterin Leu betont, will sich die Region in der Weltstadt inno- vativ-modern ( jedoch nicht aus- geflippt) und traditionell (aber nicht verstaubt-altbacken) geben. Jungfrau zieht ins Königreich Klar, darf da auch der Klassiker nicht fehlen: Beim Gästehaus nahe der London Bridge wird das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau im Kleinformat aufge- baut. Mutige werden sich an ei- nem Wettbewerb von Schweiz Tourismus über einen Parcours und die Miniaturberge von rund 2,4 Metern Höhe wagen können. Mit dieser und anderen Attrak- tionen stellen sich die Touris- musregionen den Britinnen und Briten vor – oder rufen sich bei diesen in Erinnerung. Denn: «Der für das Oberland drittwich- tigste Markt ist rückläufig», gibt Alice Leu zu bedenken. Das zeig- ten die Sommer- und die Winter- zahlen. Als Hauptgrund ortet die Touristikerin die Währungssi- tuation mit dem gegenüber dem Pfund starken Franken. 1,2 Millionen für viele Briten Das erklärte Ziel, das England- Geschäft anzukurbeln, lassen sich der Kanton und Tourismus eine schöne Stange Geld kosten. «Das Budget für den Auftritt be- trägt 1,2 Millionen Franken», kennt und nennt Alice Leu Zah- len (siehe auch Kasten). Dass sich der Auftritt an der Themse lohnt, davon ist sie überzeugt. «Es ist eine grosse Chance, sich prä- sentieren zu können.» Nur mit Charme geschieht das übrigens doch nicht ganz. Der Destina- tionspartner hat rund siebzig Eintritte für olympische Wett- kämpfe erhalten. Sie gehen hauptsächlich an Partner, also an englische Touroperatoren. Wie heisst es doch: Dabeisein ist alles. Jürg Spielmann www.houseofswitzerland.org VOGELLISI-BERGLAUF ADELBODEN Tagesbestzeit beim 9.Vo- gellisi-Berglauf lief der Jurassier Gilles Bailly. Der Frutigländer Martin von Känel war Drittschnellster. Schnellste Frau war die zweifache Europameisterin Martina Strähl. Karin Jaun aus Mat- ten war zweit-, Anita Weyermann drittschnellste Läuferin. Der Traum, beim Vogellisi-Berg- lauf endlich einmal über 1000 Teilnehmer zu haben, ging wohl wegen der schlechten Wetter- prognose nicht in Erfüllung. Die 769 Unentwegten fanden – weil Petrus für einen kurzen Moment ein Einsehen hatte – jedoch trotz durchnässter Laufstrecke er- staunlich gute Verhältnisse vor. Schade einzig, dass die überzu- ckerte Bergkulisse meist hinter dicken Wolken versteckt war. Der 13,4 km lange, 840 Höhenmeter überwindende Bergkurs auf das Sillerenbühl,sei ein wunderschö- nes Lauferlebnis, schwärmten die Finisher. Von den gemeldeten Männern traute man dem wie- dererstarkten Reichenbacher Martin von Känel zu, zum fünf- ten Mal als Erster bei der Berg- station Sillerenbühl anzukom- men. Die Überraschung war des- halb gross, als das Speakerduo Peter Gyger und Beni Courvoi- sier verkündete, dass ein Gilles Bailly mit grossem Vorsprung vor Fabian Kuert beim Hahnenmoos passiert habe. «Als ich die beiden nachgemeldeten Läufer auf der definitiven Startliste sah, rechne- te ich mir, weil ich sie bei der Ju- ra-Toptour geschlagen habe, schon Siegeschancen aus», ver- riet Martin Känel nach dem Lauf. Gilles erfreute sich wohl einer sehr guten Tagesform, lobte der mehrfache Berg- und Waffen- lauf-Schweizer-Meister. Unter diesen Umständen sei er mit sei- nem dritten Platz zufrieden, so der 45-jährige Frutigländer. «Mir behagte bei diesem schönen Lauf, dass es sehr lange nur leicht aufwärtsgeht», schwärmte der, den Streckenrekord nur um 81 Sekunden verfehlende Jurassier. Mit dem sechstschnellsten Ar- mando Machera aus Bönigen und dem zehntklassierten Lukas von Känel aus Reichenbach erober- ten zwei weitere Oberländer Läu- fer Topten Overallplätze. Dass der Adler von Adelboden Chris- tian Maurer als Herr der Lüfte Karin Jaun und Martin von Känel waren die schnellsten Oberländer am Vogellisi-Berglauf in Adelboden auch am Boden schnell sein kann, zeigten seine hervorragenden 1:12,31. Der 2-fache X-Alpes-Sie- ger war damit nur 61 Sekunden langsamer als die viertklassierte Single-Gigathlonsiegerin Andrea Huser. Auch Weyermann lief mit Bei den Frauen konnte Susanne Habegger, weil es beim Wieder- aufbau für einen Start noch zu früh sei, ihren Vorjahressieg nicht verteidigen. Mit einem sou- veränen Startzielsieg wurde die Solothurnerin Martina Strähl ihrer Reputation als zweifache Berglauf-Europa- und sechsfa- che Schweizer Meisterin gerecht. Die Blümlisalp-Berglaufsiegerin Karin Jaun aus Matten konnte sich klar als Zweite behaupten. «Nach einem Trainingslager im Zillertal fühle ich mich in Top- form. Jedenfalls bin ich mit mei- ner Leistung sehr zufrieden», liess sich die letztjährige Zweite des Inferno-Halbmarathons ent- locken. Für den Wagemut, statt oben auf die Teilnehmer zu war- ten, selber mitzulaufen, wurde Anita Weyermann mit dem grossartigen dritten Platz be- lohnt. «Es het ächt Spass gmacht, wieder einisch säuber z seckle», sagte die ehemalige Weltklasse- mittelstrecklerin in Anlehnung an ihren «Grind ache»-Kult- spruch. Beatrice Bärtschi, die Sennerin auf der Alp Hinter Sille- ren, ist bei ihrer neunten Teil- nahme als gute Achtschnellste, mit 1:15:09 die zweitbeste per- sönliche Zeit gelaufen. 170 Nor- dic-Walker kamen auf einem Spezialparcours auf dem Sille- renbühl an. Am Kidsberglauf, dem Herzstück der Veranstal- tung, nahmen wohl zur grossen Freude des Vogellisi 117 Kinder teil. Peter Russenberger Ranglistenauszug. Männer, overall: 1. Gil- les Bailly (Pruntrut) 58:24. 2. Fabian Kuert (Langenthal) 59:45. 3. Martin von Känel (Rei- chenbach i.K.) 1:00:09. 4. Markus Bigler (Schlosswil) 1:00:19. 5. Armando Machera (Bönigen) 1:01:11. 10. Lukas von Känel (Rei- chenbach i.K.) 1:02:25. 11. Roland Salzmann (Kehrsatz) 14. Ueli Schneider (Frutigen) 1:05:10. 16. Thomas Gilgen (Matten) 1:05:58. 17. Paul Gfeller (Sumiswald) 1:06:12. 20. Lo- renz Ryffel (Schwarzenburg) 1:06:33. Frauen, overall: 1. Martina Strähl (Oekin- gen) 1:08:13. 2. Karin Jaun (Matten) 1:09:36. 3. Anita Weyermann (Kehrsatz) 1:10:55. 4. Andrea Huser (Aeschlen) 1:11:38. 7. Marian- ne Okle (Köniz) 1:15:03. 8. Beatrice Bärtschi (Adelboden) 1:15:09. 9. Helene Ogi (Kander- steg) 1:16:26. 10. Sandra Dänzer (Oberho- fen) 1:16:28. Vollständige Ranglisten unter www.vogellisi-berglauf.ch Das Frauensiegerbild: Siegerin Martina Strähl, flankiert von der Zweiten Karin Jaun und Anita Weyermann, welche Dritte wurde (rechts). Die Sieger bei den Herren: Martin von Känel (l.) mit seinem Bezwinger Gilles Bailly – dem Überraschungssieger. Bilder Peter Russenberger GSTAAD Die letzten Rauch- schwaden von der diesjähri- gen Davidoff Saveurs in Gstaad und an der Lenk haben sich verzogen. Die Organisatoren ziehen eine positive Bilanz: Es kamen mehr Gäste als 2011. Nach dem Auftakt im Lenkerhof wurden an der Genusswoche in Gstaad und Lauenen Abend für Abend Mehrgangmenüs auf höchstem Niveau aufgetischt. Da- bei wechselten sich die Luxusho- tels ab. So unterschiedlich die Gaumenfreuden auch waren, ei- nes blieb gleich: Zum Schluss gab es Zigarren. Nennt sich der tradi- tionelle Anlass doch Davidoff Sa- veurs Gstaad. Zur Halbzeit kehr- ten die Gäste ins Grand Chalet Gstaad, respektive ins Restaurant La Bagatelle, ein, wo Steve Willié seit zehn Jahren Küchenchef ist. Gemeinsam mit Pedro Ferreira ist er heute auch Direktor des Luxus- hotels. Sie haben sich entschlos- sen, das Jubiläum von Willié zum Anlass zu nehmen, am «Saveur- Abend» gemeinsam mit seinen ehemaligen Souschefs zu kochen. «Wir sind bereit», versicherten die beiden Gastgeber, während- dem auf der Terrasse bereits der Champagner floss. Gelassenheit zum Apéro Ganz nach dem Motto «In der Ruhe liegt die Kraft», bestätigte ein Blick in die Küche, dass hier Ruhe herrscht, weil bereits kräf- tig gearbeitet wurde: Kein Topf dampfte, keine Teller klapperten, kein Schwingbesen surrte. Einzig die Lammracks erhielten den letzten Kick unter den prüfenden Augen des Küchenchefs, der kon- stant 16 «Gault Millau»-Punkte hat. Mehr zu sehen gab es im Un- tergeschoss. Hier reihten sich Teller an Teller, wurden Schüs- selchen, Schälchen und Gläser gefüllt. Steve Willié: «Der Anlass ist für uns vor allem Spass und Freude an der Arbeit.» Mit so vie- len ehemaligen Souschefs auf einmal in der Küche zu wirken, «war überhaupt kein Problem. Sie kennen alle die Art des Hau- ses». So sei dieser Abend denn auch so etwas wie ein Klassen- treffen gewesen. «Wir treffen uns jedes Jahr an der Davidoff Saveurs», versi- cherten ebenfalls die Gäste, die allmählich im ausverkauften La Bagatelle Platz nahmen. Darun- ter waren viele Küchenchefs. Ziel sei es, selber zu geniessen und dabei über den eigenen Tel- lerrand schauen zu können, war sich die Tischrunde einig. Fachsimpeln zum Hauptgang «Thon et bar en tartare» wurde als erstes dargeboten. Tartare von rosa und von weissem Thun- fisch mit einem leichten Hauch von Limetten. Es folgte «Ho- mard bleu simplement», diverse Stücke von Hummer ohne Sauce, dafür mit viel Eigenge- schmack. «Turbot et caviar», der Steinbutt wurde auf Gemüse- beet an einer buttrigen Sauce, gekrönt von Kaviar, serviert. Der Gang «Œf et truffe noire» ent- puppte sich als ein pochiertes Ei «Das ist für uns Spass an der Arbeit» Steve Willié, Küchenchef des Hotels Le Grand Chalet Gstaad, betrachtet die Lammracks, die zu seinem Menu Saveurs 2012 gehören. Susanna Michel auf Spinat mit Trüffelspänen, serviert in einem kristallklaren Glas. Spätestens bei diesem Gang begann das Fachsimpeln. Man zollte Respekt, verriet, dass die pochierten Eier im Dampfgarer mühelos gelingen. Kritik wurde kaum laut, zu hören war höchs- tens: «Ich hätte jetzt vielleicht den Kaviar anders eingesetzt, aber es ist sehr gut.» Dann hat- ten auch die Lammracks ihren Auftritt: Als «Sisteron par d’ag- neau» lagen sie als Koteletts am eigenen Jus, begleitet von einer Zucchiniblüte mit Ratatouille gefüllt. «Abricots en sorbet» und «Fraises des bois» rundeten den Delikatessenreigen ab. Freude nach dem Dessert Erika Reust organisiert die Da- vidoff Saveurs gemeinsam mit ih- rem Mann. Am Tag nach dem letzten Anlass dieses Jahres zog sie gestern Montag Bilanz: «Es war ein grosser Erfolg. Wir hat- ten mehr Gäste als im Vorjahr und erhielten nur gute Feed- backs.» Die Gästeschar sei ein an- genehmes Gemisch von Profis, Hobbyköchen und «normalen» Geniessern. Für Erika Reust war denn auch jeder Abend ein spezi- eller Höhepunkt. Dass diese so unterschiedlich gestaltet worden seien, «war eigentlich das grösste Highlight». Susanna Michel UNTERSEEN Die Pfingstmis- sion und Pfingstgemeinde Interlaken sind mit ihrem Baugesuch beim Verwal- tungsgericht abgeblitzt. Das Verwaltungsgericht des Kan- tons Bern unterstützt die Ent- scheide der Einwohnergemeinde Unterseen und der Bau-, Ver- kehrs- und Energiedirektion (BVE) und weist die Beschwerde der Pfingstmission und der Pfingstgemeinde Interlaken ab. Hin, her, hin und wieder her Die beiden Vereine hatten vor knapp zwei Jahren bei der Ein- wohnergemeinde Unterseen ein Gesuch für den Bau eines Pfingst- gemeinderaums sowie von Büros und Schulungsräumen im Ober- geschoss der Gewerbeliegen- schaft Eichzun 4 eingereicht. Die Einwohnergemeinde leitete das Baugesuch damals an das Regie- rungsstatthalteramt Interlaken- Oberhasli weiter. Dieses wies diesbezügliche Einsprachen unter anderem von der Schlammtrocknungsfirma Wat- ropur AG – ab und erteilte die be- antragte Bewilligung. Die Watro- pur AG erhob im April des letzten Jahres bei der BVE Beschwerde gegen den Entscheid des Regie- rungsstatthalters. Diese hiess die Beschwerde gut, hob den ange- fochtenen Entscheid auf und ver- weigerte die beantragte Baube- willigung. Gegen diesen Ent- scheid haben ihrerseits die Pfingstmission und Pfingstge- meinde Interlaken im September 2011 eine Verwaltungsgerichtsbe- schwerde erhoben. Darin bean- tragten sie, der Entscheid der BVE sei aufzuheben, und es sei ihnen die Gesamtbaubewilligung für den Bau des geplanten Pfingstge- meinderaums zu erteilen. Religionsfreiheit gewährt Als letzte kantonale Instanz stellt das Verwaltungsgericht jetzt fest, dass die BVE die beantragte Be- willigung mit der Begründung verweigert habe, religiöse Bauten seien in der Gewerbezone Eich- zun-Lehnzun nicht zonenkon- form. Bauten wie der geplante Pfingstgemeinderaum mit den dazugehörigen Schulungsräu- men und Büros fallen demnach nicht unter selbsterklärende Be- griffe wie «Produktionsbetrieb», «Reparaturwerkstatt» oder «Ausstellungsraum». Die Norm lasse der rechtsanwendenden Behörde keinen Entscheidungs- spielraum, und eine Berufung auf die Gemeindeautonomie falle ausser Betracht, da eine Ausle- gung über den Wortlaut hinaus auch in deren Rahmen nicht zu- lässig sei. Gemäss Urteil des Ver- waltungsgerichts verletzt der Bauabschlag die Religionsfrei- heit nicht, da dem Bedürfnis nach religiösen Bauten in den allge- meinen Wohn- und Gewerbezo- nen sowie in verschiedenen Zo- nen mit Überbauungsordnung im Gemeindegebiet Rechnung getragen werden könne. Im Perimeter der Überbau- ungsordnung Eichzun-Lehnzun sind mehrere Betriebe angesie- delt, die nicht den Vorschriften entsprechen. Doch laut Verwal- tungsgericht ist es nicht Aufgabe der Rechtsprechung, über den Anspruch auf Gleichbehandlung im Unrecht diese Bestimmung faktisch aufzuheben. Die Pfingstmission und die Pfingstgemeinde Interlaken ha- ben die Gelegenheit, das Urteil des Verwaltungsgerichts inner- halb von 30 Tagen beim Bun- desgericht in Lausanne anzu- fechten. Bruno Petroni Pfingstgemeinde abgeblitzt THUN Die Einsätze der Kantonspolizei bei Heimspie- len des FC Thun hatten ein gerichtliches Nachspiel. Das Verwaltungsgericht hat eine Beschwerde der Stadt abge- wiesen. Diese zieht das Urteil nicht weiter. Das Verwaltungsgericht des Kan- tons Bern hat eine Streitigkeit vom Tisch, indem sie auf eine Be- schwerde der Stadt Thun gegen den Kanton Bern nicht eingetre- ten ist. Der Streitpunkt sind Ver- einbarungen im Ressourcenver- trag, in dem die Verrechnung und die Art von bezogenen Leistungen der Kantonspolizei geregelt wer- den – so zum Beispiel bei Heim- spielen des FC Thun. Die Stadt kauft diese ein, und der Kanton rechnet die Stunden ab. Konkret hätte die Stadt die abgerechneten Leistungen gerne detailliert auf- geschlüsselt erhalten, damit all- fällig nicht an sie zu verrechnende Stunden ersichtlich gewesen wä- ren – wie zum Beispiel gerichtspo- lizeiliche Tätigkeiten. Materiell oder zum Problem an sich ist das Gericht nicht auf die Streitigkeit eingegangen. Der Ball liegt nun wieder bei der Di- rektion Sicherheit der Stadt. Sie hat die Verfahrenskosten von tausend Franken zu bezahlen. Stadt zieht Urteil nicht weiter «Wir werden das Urteil nicht weiterziehen, wir wären chan- cenlos», nimmt Peter Siegentha- ler, Gemeinderat (SP), in seiner Funktion als Polizeivorsteher zum gestern durch das Gericht veröffentlichte Gerichtsurteil vom 3.Juli auf Anfrage Stellung. Doch zufrieden ist die Stadt mit dem Entscheid des Verwaltungs- gerichts nicht: «Ein Urteil zu den zu verrechnenden Leistungen wäre eine Verhandlungshilfe für die Zukunft gewesen.» Zum ei- nen werde das Thema spätestens 2013 wieder aktuell. Und zum an- deren betreffe diese Problematik nicht nur Thun, sondern auch die anderen Städte mit einem Res- sourcenvertrag. Hinzu kommt laut Siegenthaler, dass zurzeit ei- ne Auswertung der bisherigen Erfahrungen mit der Einheitspo- lizei durchgeführt wird. Und «da- bei ist der Ressourcenvertrag so oder so wieder ein Thema.» Er er- gänzt: «Wir rechnen damit, dass der Kanton mit uns Kontakt und die Neuverhandlung der Ressour- cenverträge aufnehmen will.» Für die Stadt sei es so, dass Priorität habe, die Kosten bei Fussballspie- len zu senken. «Denn», begründet er dieses Ziel, «je mehr Geld wir von den 3,6 Millionen Franken für solche Polizeieinsätze ausgeben müssen, desto mehr Geld fehlt uns für andere Einsätze so zum Beispiel für Kontrollen in der Innenstadt.» Die hohen Kosten seien auch der Grund, weshalb die Stadt in den Verhandlungen mit dem FC Thun statt der bisherigen 15 Rap- pen pro Zuschauer eine sechs- stellige Summe anstelle der rund 15000 bis 18000 Franken pro Saison für die Beteiligung an den Einsätzen erwartet. «Doch diese Diskussion ist durch die Verant- wortlichen des FC Thun vorläu- fig aufs Eis gelegt worden», sagt Siegenthaler. Sie würden zwei Entscheide abwarten wollen: denjenigen des Grossen Rates zu den Konkordaten – eine einheit- liche Praxis in allen Kantonen, wie und zu welchen Bedingungen Fussballspiele durchgeführt wer- den und denjenigen der Schweizer Fussballliga zum The- ma Sicherheit. Franziska Streun Stadt zieht Urteil nicht weiter Oberland Dienstag 17. Juli 2012 3

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  • Bilder Andreas Blatter, Hans Wüthrich, Vik Waelty , Markus Hubacher, Fritz Lehmann

    Themen an der Themse: DasOberland will im SchweizerGästehaus in London unteranderem mit (im Uhrzeiger-sinn, beginnend oben links)der Jungfraubahn,Saaner Scherenschnitt-kunst, Steinstosser Peter Mi-chel, Seen und Bergen sowieKilian Wenger auftrumpfen.

    LONDON Mit der Frutiger Beachvolleyballerin Nadine Zumkehr greift eine Oberländer Sportlerinnach den olympischen Sternen. An den Sommerspielen wollen aber auch gegen dreissig Oberländerfür den Tourismus punkten. Vom 20. Juli bis am 12. August soll an der Themse der zuletzt rück-läufige britische Markt angekurbelt werden. Die Werbe- und Charmeoffensive ist dem Kantonund Tourismus als Destinationspartner im House of Switzerland 1,2 Millionen Franken wert.

    Dabeisein ist alles. So lautet derolympische Gedanke, der dasMittun vor den Rang stellt. Fürdie meisten Olympioniken zähltindes die Leistung. OlympischeSpiele sind ein Karrierehöhe-punkt, auf den hart hingearbeitetwird. Das ist bei der FrutigerBeachvolleyballerin Nadine Zum-kehr nicht anders. Sie ist derOlympiatrumpf aus OberländerSicht – mit Partnerin SimoneKuhn spielt sie ab dem 28. Juliin einer temporären Arena imHerzen Londons um Ruhm, Ehreund Edelmetall. Eine andere Rollespielt vom 20. Juli bis am 12. Au-gust der Berner Tourismus. Aucher will punkten und Teil der olym-pischen Bewegung sein. Er tut esaber nicht auf die sportlich-kämp-ferische Art, sondern lässt stattMuskeln den Charme spielen.

    Das Oberland hat das SagenDer Kanton stellt sich im Houseof Switzerland vor, das PräsenzSchweiz (also das Aussendepar-tement) betreibt. Im Gästehauswerden Fans, Gäste und dieSchweizer Medaillengewinnerempfangen. Und da steht als De-

    stinationspartner touristisch dasOberland im Mittelpunkt. Es istbei den Briten, die Ende des18. Jahrhunderts als Gründervä-ter des hiesigen Fremdenverkehrsfungierten, beliebt. Selbst wenndie Stadt Bern und die RegionJura & Dreiseenland gleichwerti-ge Partner sind, läuft der Auftrittunter «Berner Oberland – Jung-frau». Alice Leu erklärt: «DerName war ein Kompromiss undlässt sich mit der Bekanntheitder beiden Marken im britischenMarkt erklären.» Dass «Jungfrau»im Namen steht, hat zudem mitdem grossen Engagement derJungfraubahn zu tun, wie die Pro-jektleiterin für das östliche Ober-land sagt. «Dies auch finanziell.»

    Im westlichen Oberland laufendie Fäden bei Michael Roschi, Di-rektor Thunersee Tourismus, zu-sammen. Das Projektteam wirdmit je einer Vertretung aus derStadt Bern, der Region Jura, demKanton (Berner Wirtschaft) undder Jungfraubahn komplettiert.

    30 Leute – eine MissionLaut Leu ist die Jungfraubahn mitPräsenz Schweiz (als Vertreterin

    der offiziellen Schweiz) für einenHöhepunkt besorgt: die 1.-Au-gust-Feier. Am Nationalfeiertagwird das Fest zum 100-jährigenBestehen des Jungfraujochs livenach London übertragen. Als Bot-schafter in der Metropole in dieHosen steigt kein Geringerer alsSchwingerkönig Kilian Wenger.

    Er ist aber nur einer von gegendreissig Oberländer Protagonis-ten in London, wie Alice Leu vonInterlaken Tourismus weiss. Kon-kret sind es auch vier Musiker derGsteigbrügg-Örgeler, zwei Sche-renschnittkünstler aus dem Saa-nenland, zwei Holzbildhauer ausBrienz, zwei Brandmaler und einÖrgeliduo aus der Lenk, vier Jung-fraubahn-Reiseleiter und achttouristische Betreuer der Touris-musregionen. Sie sollen die Hei-mat im fernen Königreich im bes-ten Licht erstrahlen lassen – und

    Oberland im Bann der olympischen Ringe

    HOUSE OF SWITZERLAND AN OLYMPIA IN LONDON

    1,2 Millionen Franken lassensich der Kanton und die Touris-musregionen den Auftritt von«Berner Oberland – Jungfrau»vom 20. Juli bis am 12. August imHouse of Switzerland im Zentrumvon London kosten. Laut AliceLeu,Projektleiterin fürdasöstlicheOberland, fliessen aus dem Lotte-riefonds rund 223000 Frankenund knapp 800000 Franken vonden Destinationen des BernerOberlandes, aus Bern und der Re-gion Jura&Dreiseenland. «Davonstammen 520000 Franken ausder Beherbergungsabgabe», sagtAlice Leu. Die Ferienregionen be-

    teiligen sich an den Kosten imVerhältnis ihrer Logiernächtezah-len. Namhafte Beträge würdenauch die Jungfraubahnen und derKanton Bern leisten. Detailzahlenwerden keine genannt. «Wirachten darauf, dass die kleinerenDestinationen beim Auftritt inLondon inhaltlich nicht zu kurzkommen», verspricht Leu.

    Insgesamt kostet das House ofSwitzerland laut Nicolas Bideau,Chef von GästehausbetreiberinPräsenz Schweiz, 4,5 MillionenFranken. 3 Millionen steuert derBund bei, den Rest übernehmenDritte. jss

    Was es kostet – und wer wie viel bezahlt

    weilen dafür unterschiedlich lan-ge in England.

    Mini-Unspunnen in LondonFür den zweiten Höhepunkt nachdem 1. August wird am 4. und5. August eigens der beste Stein-stosser Helvetiens eingeflogen.Peter Michel aus Interlakenwuchtet an den Bernese Games,laut Alice Leu eine Art Mini-Un-spunnen, mit Mitsteinstosser Jo-nathan Jaggi den Gesteinsbro-cken. Nebst Steinstossen könnensich die Briten auch im Schwingen(mit den «Bösen» vom Schwing-klub Kirchberg) und im Platzgenversuchen. Passend zu den «Ber-ner Spielen», liefern Fritz Fuchsund seine Jungfrau-Kapelle dieurchig-urige Begleitung. Wie Pro-jektleiterin Leu betont, will sichdie Region in der Weltstadt inno-vativ-modern ( jedoch nicht aus-geflippt) und traditionell (abernicht verstaubt-altbacken) geben.

    Jungfrau zieht ins KönigreichKlar, darf da auch der Klassikernicht fehlen: Beim Gästehausnahe der London Bridge wird dasDreigestirn Eiger, Mönch undJungfrau im Kleinformat aufge-baut. Mutige werden sich an ei-nem Wettbewerb von SchweizTourismus über einen Parcoursund die Miniaturberge von rund2,4 Metern Höhe wagen können.

    Mit dieser und anderen Attrak-tionen stellen sich die Touris-musregionen den Britinnen undBriten vor – oder rufen sich beidiesen in Erinnerung. Denn:«Der für das Oberland drittwich-tigste Markt ist rückläufig», gibtAlice Leu zu bedenken. Das zeig-ten die Sommer- und die Winter-zahlen. Als Hauptgrund ortet dieTouristikerin die Währungssi-tuation mit dem gegenüber demPfund starken Franken.

    1,2 Millionen für viele BritenDas erklärte Ziel, das England-Geschäft anzukurbeln, lassensich der Kanton und Tourismuseine schöne Stange Geld kosten.«Das Budget für den Auftritt be-trägt 1,2 Millionen Franken»,kennt und nennt Alice Leu Zah-len (siehe auch Kasten). Dass sichder Auftritt an der Themse lohnt,davon ist sie überzeugt. «Es isteine grosse Chance, sich prä-sentieren zu können.» Nur mitCharme geschieht das übrigensdoch nicht ganz. Der Destina-tionspartner hat rund siebzigEintritte für olympische Wett-kämpfe erhalten. Sie gehenhauptsächlich an Partner, also anenglische Touroperatoren. Wieheisst es doch: Dabeisein ist alles.

    Jürg Spielmann

    www.houseofswitzerland.org

    VOGELLISI-BERGLAUF ADELBODEN Tagesbestzeit beim 9.Vo-gellisi-Berglauf lief der Jurassier Gilles Bailly. Der FrutigländerMartin von Känel war Drittschnellster. Schnellste Frau war diezweifache Europameisterin Martina Strähl. Karin Jaun aus Mat-ten war zweit-, Anita Weyermann drittschnellste Läuferin.

    Der Traum, beim Vogellisi-Berg-lauf endlich einmal über 1000Teilnehmer zu haben, ging wohlwegen der schlechten Wetter-prognose nicht in Erfüllung. Die769 Unentwegten fanden – weilPetrus für einen kurzen Momentein Einsehen hatte – jedoch trotzdurchnässter Laufstrecke er-staunlich gute Verhältnisse vor.Schade einzig, dass die überzu-

    ckerte Bergkulisse meist hinterdicken Wolken versteckt war. Der13,4 km lange, 840 Höhenmeterüberwindende Bergkurs auf dasSillerenbühl,sei ein wunderschö-nes Lauferlebnis, schwärmtendie Finisher. Von den gemeldetenMännern traute man dem wie-dererstarkten ReichenbacherMartin von Känel zu, zum fünf-ten Mal als Erster bei der Berg-

    station Sillerenbühl anzukom-men. Die Überraschung war des-halb gross, als das SpeakerduoPeter Gyger und Beni Courvoi-sier verkündete, dass ein GillesBailly mit grossem Vorsprung vorFabian Kuert beim Hahnenmoospassiert habe. «Als ich die beidennachgemeldeten Läufer auf derdefinitiven Startliste sah, rechne-te ich mir, weil ich sie bei der Ju-ra-Toptour geschlagen habe,schon Siegeschancen aus», ver-riet Martin Känel nach dem Lauf.Gilles erfreute sich wohl einersehr guten Tagesform, lobte dermehrfache Berg- und Waffen-

    lauf-Schweizer-Meister. Unterdiesen Umständen sei er mit sei-nem dritten Platz zufrieden, soder 45-jährige Frutigländer. «Mirbehagte bei diesem schönenLauf, dass es sehr lange nur leichtaufwärtsgeht», schwärmte der,den Streckenrekord nur um 81Sekunden verfehlende Jurassier.Mit dem sechstschnellsten Ar-mando Machera aus Bönigen unddem zehntklassierten Lukas vonKänel aus Reichenbach erober-ten zwei weitere Oberländer Läu-fer Topten Overallplätze. Dassder Adler von Adelboden Chris-tian Maurer als Herr der Lüfte

    Karin Jaun und Martin von Känel waren die schnellsten Oberländer am Vogellisi-Berglauf in Adelbodenauch am Boden schnell sein kann,zeigten seine hervorragenden1:12,31. Der 2-fache X-Alpes-Sie-ger war damit nur 61 Sekundenlangsamer als die viertklassierteSingle-Gigathlonsiegerin AndreaHuser.

    Auch Weyermann lief mitBei den Frauen konnte SusanneHabegger, weil es beim Wieder-aufbau für einen Start noch zufrüh sei, ihren Vorjahressiegnicht verteidigen. Mit einem sou-veränen Startzielsieg wurde dieSolothurnerin Martina Strählihrer Reputation als zweifache

    Berglauf-Europa- und sechsfa-che Schweizer Meisterin gerecht.Die Blümlisalp-BerglaufsiegerinKarin Jaun aus Matten konntesich klar als Zweite behaupten.«Nach einem Trainingslager imZillertal fühle ich mich in Top-form. Jedenfalls bin ich mit mei-ner Leistung sehr zufrieden»,liess sich die letztjährige Zweitedes Inferno-Halbmarathons ent-locken. Für den Wagemut, stattoben auf die Teilnehmer zu war-ten, selber mitzulaufen, wurdeAnita Weyermann mit demgrossartigen dritten Platz be-lohnt. «Es het ächt Spass gmacht,

    wieder einisch säuber z seckle»,sagte die ehemalige Weltklasse-mittelstrecklerin in Anlehnungan ihren «Grind ache»-Kult-spruch. Beatrice Bärtschi, dieSennerin auf der Alp Hinter Sille-ren, ist bei ihrer neunten Teil-nahme als gute Achtschnellste,mit 1:15:09 die zweitbeste per-sönliche Zeit gelaufen. 170 Nor-dic-Walker kamen auf einemSpezialparcours auf dem Sille-renbühl an. Am Kidsberglauf,dem Herzstück der Veranstal-tung, nahmen wohl zur grossenFreude des Vogellisi 117 Kinderteil. Peter Russenberger

    Ranglistenauszug. Männer, overall: 1. Gil-les Bailly (Pruntrut) 58:24. 2. Fabian Kuert(Langenthal) 59:45. 3. Martin von Känel (Rei-chenbach i.K.) 1:00:09. 4. Markus Bigler(Schlosswil) 1:00:19. 5. Armando Machera(Bönigen) 1:01:11. 10. Lukas von Känel (Rei-chenbach i.K.) 1:02:25. 11. Roland Salzmann(Kehrsatz) 14. Ueli Schneider (Frutigen)1:05:10. 16. Thomas Gilgen (Matten) 1:05:58.17. Paul Gfeller (Sumiswald) 1:06:12. 20. Lo-renz Ryffel (Schwarzenburg) 1:06:33.Frauen, overall: 1. Martina Strähl (Oekin-gen) 1:08:13. 2. Karin Jaun (Matten) 1:09:36.3. Anita Weyermann (Kehrsatz) 1:10:55. 4.Andrea Huser (Aeschlen) 1:11:38. 7. Marian-ne Okle (Köniz) 1:15:03. 8. Beatrice Bärtschi(Adelboden) 1:15:09. 9. Helene Ogi (Kander-steg) 1:16:26. 10. Sandra Dänzer (Oberho-fen) 1:16:28.

    Vollständige Ranglisten unterwww.vogellisi-berglauf.ch

    Das Frauensiegerbild: Siegerin Martina Strähl, flankiert von der ZweitenKarin Jaun und Anita Weyermann, welche Dritte wurde (rechts).

    Die Sieger bei den Herren: Martin von Känel (l.) mit seinemBezwinger Gilles Bailly – dem Überraschungssieger. Bilder Peter Russenberger

    GSTAAD Die letzten Rauch-schwaden von der diesjähri-gen Davidoff Saveurs in Gstaadund an der Lenk haben sichverzogen. Die Organisatorenziehen eine positive Bilanz: Eskamen mehr Gäste als 2011.

    Nach dem Auftakt im Lenkerhofwurden an der Genusswoche inGstaad und Lauenen Abend fürAbend Mehrgangmenüs aufhöchstem Niveau aufgetischt. Da-bei wechselten sich die Luxusho-tels ab. So unterschiedlich dieGaumenfreuden auch waren, ei-nes blieb gleich: Zum Schluss gabes Zigarren. Nennt sich der tradi-tionelle Anlass doch Davidoff Sa-veurs Gstaad. Zur Halbzeit kehr-ten die Gäste ins Grand ChaletGstaad, respektive ins RestaurantLa Bagatelle, ein, wo Steve Williéseit zehn Jahren Küchenchef ist.Gemeinsam mit Pedro Ferreira ister heute auch Direktor des Luxus-hotels. Sie haben sich entschlos-sen, das Jubiläum von Willié zumAnlass zu nehmen, am «Saveur-Abend» gemeinsam mit seinenehemaligen Souschefs zu kochen.«Wir sind bereit», versichertendie beiden Gastgeber, während-dem auf der Terrasse bereits derChampagner floss.

    Gelassenheit zum ApéroGanz nach dem Motto «In derRuhe liegt die Kraft», bestätigteein Blick in die Küche, dass hier

    Ruhe herrscht, weil bereits kräf-tig gearbeitet wurde: Kein Topfdampfte, keine Teller klapperten,kein Schwingbesen surrte. Einzigdie Lammracks erhielten denletzten Kick unter den prüfendenAugen des Küchenchefs, der kon-stant 16 «Gault Millau»-Punktehat. Mehr zu sehen gab es im Un-tergeschoss. Hier reihten sichTeller an Teller, wurden Schüs-selchen, Schälchen und Gläser

    gefüllt. Steve Willié: «Der Anlassist für uns vor allem Spass undFreude an der Arbeit.» Mit so vie-len ehemaligen Souschefs aufeinmal in der Küche zu wirken,«war überhaupt kein Problem.Sie kennen alle die Art des Hau-ses». So sei dieser Abend dennauch so etwas wie ein Klassen-treffen gewesen.

    «Wir treffen uns jedes Jahr ander Davidoff Saveurs», versi-

    cherten ebenfalls die Gäste, dieallmählich im ausverkauften LaBagatelle Platz nahmen. Darun-ter waren viele Küchenchefs.Ziel sei es, selber zu geniessenund dabei über den eigenen Tel-lerrand schauen zu können, warsich die Tischrunde einig.

    Fachsimpeln zum Hauptgang«Thon et bar en tartare» wurdeals erstes dargeboten. Tartare

    von rosa und von weissem Thun-fisch mit einem leichten Hauchvon Limetten. Es folgte «Ho-mard bleu simplement», diverseStücke von Hummer ohneSauce, dafür mit viel Eigenge-schmack. «Turbot et caviar», derSteinbutt wurde auf Gemüse-beet an einer buttrigen Sauce,gekrönt von Kaviar, serviert. DerGang «Œf et truffe noire» ent-puppte sich als ein pochiertes Ei

    «Das ist für uns Spass an der Arbeit»

    Steve Willié, Küchenchef des Hotels Le Grand Chalet Gstaad, betrachtet die Lammracks, die zu seinem Menu Saveurs 2012 gehören. Susanna Michel

    auf Spinat mit Trüffelspänen,serviert in einem kristallklarenGlas.

    Spätestens bei diesem Gangbegann das Fachsimpeln. Manzollte Respekt, verriet, dass diepochierten Eier im Dampfgarermühelos gelingen. Kritik wurdekaum laut, zu hören war höchs-tens: «Ich hätte jetzt vielleichtden Kaviar anders eingesetzt,aber es ist sehr gut.» Dann hat-ten auch die Lammracks ihrenAuftritt: Als «Sisteron par d’ag-neau» lagen sie als Koteletts ameigenen Jus, begleitet von einerZucchiniblüte mit Ratatouillegefüllt. «Abricots en sorbet» und«Fraises des bois» rundeten denDelikatessenreigen ab.

    Freude nach dem DessertErika Reust organisiert die Da-vidoff Saveurs gemeinsam mit ih-rem Mann. Am Tag nach demletzten Anlass dieses Jahres zogsie gestern Montag Bilanz: «Eswar ein grosser Erfolg. Wir hat-ten mehr Gäste als im Vorjahrund erhielten nur gute Feed-backs.» Die Gästeschar sei ein an-genehmes Gemisch von Profis,Hobbyköchen und «normalen»Geniessern. Für Erika Reust wardenn auch jeder Abend ein spezi-eller Höhepunkt. Dass diese sounterschiedlich gestaltet wordenseien, «war eigentlich das grössteHighlight».

    Susanna Michel

    UNTERSEEN Die Pfingstmis-sion und PfingstgemeindeInterlaken sind mit ihremBaugesuch beim Verwal-tungsgericht abgeblitzt.

    Das Verwaltungsgericht des Kan-tons Bern unterstützt die Ent-scheide der EinwohnergemeindeUnterseen und der Bau-, Ver-kehrs- und Energiedirektion(BVE) und weist die Beschwerdeder Pfingstmission und derPfingstgemeinde Interlaken ab.

    Hin, her, hin und wieder herDie beiden Vereine hatten vorknapp zwei Jahren bei der Ein-wohnergemeinde Unterseen einGesuch für den Bau eines Pfingst-gemeinderaums sowie von Bürosund Schulungsräumen im Ober-geschoss der Gewerbeliegen-schaft Eichzun 4 eingereicht. DieEinwohnergemeinde leitete dasBaugesuch damals an das Regie-rungsstatthalteramt Interlaken-Oberhasli weiter. Dieses wiesdiesbezügliche Einsprachen –unter anderem von derSchlammtrocknungsfirma Wat-ropur AG – ab und erteilte die be-antragte Bewilligung. Die Watro-pur AG erhob im April des letzten

    Jahres bei der BVE Beschwerdegegen den Entscheid des Regie-rungsstatthalters. Diese hiess dieBeschwerde gut, hob den ange-fochtenen Entscheid auf und ver-weigerte die beantragte Baube-willigung. Gegen diesen Ent-scheid haben ihrerseits diePfingstmission und Pfingstge-meinde Interlaken im September2011 eine Verwaltungsgerichtsbe-schwerde erhoben. Darin bean-tragten sie, der Entscheid der BVEsei aufzuheben, und es sei ihnendie Gesamtbaubewilligung fürden Bau des geplanten Pfingstge-meinderaums zu erteilen.

    Religionsfreiheit gewährtAls letzte kantonale Instanz stelltdas Verwaltungsgericht jetzt fest,dass die BVE die beantragte Be-willigung mit der Begründungverweigert habe, religiöse Bautenseien in der Gewerbezone Eich-zun-Lehnzun nicht zonenkon-form. Bauten wie der geplantePfingstgemeinderaum mit dendazugehörigen Schulungsräu-men und Büros fallen demnachnicht unter selbsterklärende Be-griffe wie «Produktionsbetrieb»,«Reparaturwerkstatt» oder«Ausstellungsraum». Die Norm

    lasse der rechtsanwendendenBehörde keinen Entscheidungs-spielraum, und eine Berufung aufdie Gemeindeautonomie falleausser Betracht, da eine Ausle-gung über den Wortlaut hinausauch in deren Rahmen nicht zu-lässig sei. Gemäss Urteil des Ver-waltungsgerichts verletzt derBauabschlag die Religionsfrei-heit nicht, da dem Bedürfnis nachreligiösen Bauten in den allge-meinen Wohn- und Gewerbezo-nen sowie in verschiedenen Zo-nen mit Überbauungsordnungim Gemeindegebiet Rechnunggetragen werden könne.

    Im Perimeter der Überbau-ungsordnung Eichzun-Lehnzunsind mehrere Betriebe angesie-delt, die nicht den Vorschriftenentsprechen. Doch laut Verwal-tungsgericht ist es nicht Aufgabeder Rechtsprechung, über denAnspruch auf Gleichbehandlungim Unrecht diese Bestimmungfaktisch aufzuheben.

    Die Pfingstmission und diePfingstgemeinde Interlaken ha-ben die Gelegenheit, das Urteildes Verwaltungsgerichts inner-halb von 30 Tagen beim Bun-desgericht in Lausanne anzu-fechten. Bruno Petroni

    Pfingstgemeinde abgeblitztTHUN Die Einsätze derKantonspolizei bei Heimspie-len des FC Thun hatten eingerichtliches Nachspiel. DasVerwaltungsgericht hat eineBeschwerde der Stadt abge-wiesen. Diese zieht das Urteilnicht weiter.

    Das Verwaltungsgericht des Kan-tons Bern hat eine Streitigkeitvom Tisch, indem sie auf eine Be-schwerde der Stadt Thun gegenden Kanton Bern nicht eingetre-ten ist. Der Streitpunkt sind Ver-einbarungen im Ressourcenver-trag, in dem die Verrechnung unddie Art von bezogenen Leistungender Kantonspolizei geregelt wer-den – so zum Beispiel bei Heim-spielen des FC Thun. Die Stadtkauft diese ein, und der Kantonrechnet die Stunden ab. Konkrethätte die Stadt die abgerechnetenLeistungen gerne detailliert auf-geschlüsselt erhalten, damit all-fällig nicht an sie zu verrechnendeStunden ersichtlich gewesen wä-ren – wie zum Beispiel gerichtspo-lizeiliche Tätigkeiten.

    Materiell oder zum Probleman sich ist das Gericht nicht aufdie Streitigkeit eingegangen. DerBall liegt nun wieder bei der Di-

    rektion Sicherheit der Stadt. Siehat die Verfahrenskosten vontausend Franken zu bezahlen.

    Stadt zieht Urteil nicht weiter«Wir werden das Urteil nichtweiterziehen, wir wären chan-cenlos», nimmt Peter Siegentha-ler, Gemeinderat (SP), in seinerFunktion als Polizeivorsteherzum gestern durch das Gerichtveröffentlichte Gerichtsurteilvom 3. Juli auf Anfrage Stellung.Doch zufrieden ist die Stadt mitdem Entscheid des Verwaltungs-gerichts nicht: «Ein Urteil zu denzu verrechnenden Leistungenwäre eine Verhandlungshilfe fürdie Zukunft gewesen.» Zum ei-nen werde das Thema spätestens2013 wieder aktuell. Und zum an-deren betreffe diese Problematiknicht nur Thun, sondern auch dieanderen Städte mit einem Res-sourcenvertrag. Hinzu kommtlaut Siegenthaler, dass zurzeit ei-ne Auswertung der bisherigenErfahrungen mit der Einheitspo-lizei durchgeführt wird. Und «da-bei ist der Ressourcenvertrag sooder so wieder ein Thema.» Er er-gänzt: «Wir rechnen damit, dassder Kanton mit uns Kontakt unddie Neuverhandlung der Ressour-

    cenverträge aufnehmen will.» Fürdie Stadt sei es so, dass Prioritäthabe, die Kosten bei Fussballspie-len zu senken. «Denn», begründeter dieses Ziel, «je mehr Geld wirvon den 3,6 Millionen Franken fürsolche Polizeieinsätze ausgebenmüssen, desto mehr Geld fehltuns für andere Einsätze – sozum Beispiel für Kontrollen in derInnenstadt.»

    Die hohen Kosten seien auchder Grund, weshalb die Stadt inden Verhandlungen mit dem FCThun statt der bisherigen 15 Rap-pen pro Zuschauer eine sechs-stellige Summe anstelle der rund15 000 bis 18 000 Franken proSaison für die Beteiligung an denEinsätzen erwartet. «Doch dieseDiskussion ist durch die Verant-wortlichen des FC Thun vorläu-fig aufs Eis gelegt worden», sagtSiegenthaler. Sie würden zweiEntscheide abwarten wollen:denjenigen des Grossen Rates zuden Konkordaten – eine einheit-liche Praxis in allen Kantonen,wie und zu welchen BedingungenFussballspiele durchgeführt wer-den – und denjenigen derSchweizer Fussballliga zum The-ma Sicherheit.

    Franziska Streun

    Stadt zieht Urteil nicht weiter

    OberlandDienstag17. Juli 2012 3