Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

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Fakultät für Kulturwissenschaften Institut für Kultur-, Literatur- und Musikwissenschaft Sara Louise Melaschuk (1060252) Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften BACHELORARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Arts“ (BA) Begutachter/in: Ao.Univ.-Prof.i.R. Mag. Dr. Josef Langer Studienrichtung: Angewandte Kulturwissenschaft Begleitende Lehrveranstaltung: 140.021, Cross-Cultural Management / Praxisseminar, SS 2013 Datum: 25.06.2014

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Öffentlichkeitsarbeit ist für Nonprofit-Organisationen längst zu einem Thema geworden. Ein Thema, das jedoch immernoch mehr Aktivität und Anerkennung in der Theorie als in der Praxis findet. Freundschaftsgesellschaften nehmen in Österreich einen besonderen Stellenwert hinsichtlich ihres nationenverbindenden Charakters ein. Es stellt sich die Frage, welchen Beitrag Öffentlichkeitsarbeit leisten kann, um die Vereinsphilosophie auch in Zukunft tragen zu können. Diese Arbeit beschäftigt sich aus wissenschaftlicher Perspektive mit den Fragen: Welchen Stellenwert nimmt PR für Freundschaftsgesellschaften ein und welche Chancen ergeben sich aus langfristigen Kommunikationsaktivitäten.

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Fakultät für Kulturwissenschaften

Institut für Kultur-, Literatur- und

Musikwissenschaft

Sara Louise Melaschuk

(1060252)

Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

BACHELORARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

„Bachelor of Arts“ (BA)

Begutachter/in:

Ao.Univ.-Prof.i.R. Mag. Dr. Josef Langer

Studienrichtung:

Angewandte Kulturwissenschaft

Begleitende Lehrveranstaltung:

140.021, Cross-Cultural Management / Praxisseminar, SS 2013

Datum: 25.06.2014

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EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG

Ich versichere ehrenwörtlich, dass ich den vorliegenden Text selbst verfasst

habe, dass ich außer den angegebenen Quellen keine anderen benutzt habe, dass

jede Quelle gekennzeichnet ist, und dass ich diese Arbeit an keiner anderen

Stelle eingereicht habe.

Datum: Unterschrift:

Page 3: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ..............................................................................................................................1

Persönlicher Zugang ......................................................................................................1

Problemstellung.............................................................................................................1

Zentrale Fragestellung und Ziel .....................................................................................2

Aufbau und Gliederung .................................................................................................3

Teil I: Theoretische Grundlagen

1. Freundschaftsgesellschaften in Österreich ......................................................................4

1.1 Ziele und Zweck der Freundschaftsgesellschaften ........................................................4

1.2 Einstufung von Freundschaftsgesellschaften in den Nonprofit-Sektor ...........................5

1.3 Eigener Definitionsversuch ..........................................................................................6

1.4 Merkmale und Herausforderungen ...............................................................................6

2. „Tue Gutes und Rede darüber“ – Public Relations als Notwendigkeit ..........................7

2.1 Ein Definitionsversuch .................................................................................................7

2.2 Abgrenzung zu Marketing und Werbung ......................................................................9

2.3 Ziele und Zweck der PR ............................................................................................. 11

2.4 Der Stakeholder-Ansatz ............................................................................................. 11

2.5 Sponsoring ................................................................................................................. 13

2.6 Online-PR als Chance für NPOs ................................................................................. 13

Teil II: Empirische Untersuchung

3. Forschungsdesign............................................................................................................ 16

3.1 Forschungsmethode.................................................................................................... 17

3.1.1 Die Online-Befragung ......................................................................................... 17

3.1.2 Das teil-narrative Interview ................................................................................. 19

3.2 Untersuchungsschritte ................................................................................................ 20

3.2.1 Durchführung der Online-Befragung................................................................... 20

3.2.2 Durchführung der Interviews .............................................................................. 21

Page 4: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

4. Auswertung ..................................................................................................................... 23

4.1 Ergebnisse der Online-Befragung .............................................................................. 23

4.1.1 Grunddaten zu den Teilnehmern ......................................................................... 23

4.1.2 Nutzung von Medienkanälen als Informationszentrale ........................................ 24

4.1.3 Bedeutung von PR für einen interkulturellen Verein ........................................... 26

4.1.4 Priorität der Vereinsaktivitäten ........................................................................... 27

4.1.5 Dialogkommunikation als Herausforderung ........................................................ 28

4.2 Ergebnisse der Interviews ........................................................................................... 30

4.2.1 Metadaten zu den Organisationen ....................................................................... 30

4.2.2 Leistungsangebot und Aktivitäten ....................................................................... 32

4.2.3 Der Dialog mit den Stakeholdern ........................................................................ 33

4.2.4 Anwendung und Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit ........................................ 34

4.2.5 PR Instrumente ................................................................................................... 35

4.2.6 Die Arbeit mit den Medien ................................................................................. 37

4.2.7 Zukunftswünsche und Aussichten ....................................................................... 39

Teil III: Interpretation der Befunde

5. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse ................................................. 40

6. Chancen und Möglichkeiten für Freundschaftsgesellschaften ..................................... 41

Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 43

Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... 45

Anhang ................................................................................................................................ 46

Transkript 1: Österreichisch-Kanadische Gesellschaft ...................................................... 46

Transkript 2: Dante Alighieri Gesellschaft ....................................................................... 50

Transkript 3: Österreichisch- Russische Gesellschaft........................................................ 56

Transkript 4: Interkulturelles Zentrum .............................................................................. 60

Transkript 5: Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft ................................................. 66

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„Da glaube ich, haben die bilateralen Gesellschaften eine entscheidende Bedeutung, nämlich,

dass Brücken gebaut werden und dass das Ganze nicht konfrontativ abläuft. Ängste zu

nehmen, Bedrohungen, die vielleicht empfunden werden, mehr als Chance und Bereicherung

interpretieren zu können. Das hängt davon ab, wie die bilateralen Gesellschaften ganz

entscheidend dazu beitragen.“

(Präsident der Österreichisch-Fidschianischen Gesellschaft, 2013)

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1

Einleitung

„Seit Gründung der Zweiten Republik sind zahlreiche bilaterale Freundschaftsgesellschaften entstanden, deren Ziel es ist, ein möglichst dichtes Netz der Völkerverständigung und Kooperation zu knüpfen. Der

Geist des Miteinanders und der Freundschaft hat seither wesentlich dazu beigetragen, dass in Österreich

Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit mit aller Entschiedenheit abgelehnt werden.“ 1

Freundschaftsgesellschaften in Österreich besitzen seit jeher einen Nationen verbindenden

Charakter. Ihre Existenz gibt nicht nur Einheimischen die Möglichkeit in Form von

Veranstaltungen, Ausstellungen, Seminaren, Sprachkursen oder Reisen Einblicke in die

Kultur eines fremden Landes zu gewinnen. Ihr Tun besteht auch darin, den Migrationsfluss

eines Landes zu unterstützen, indem sie für Immigranten als eine Anlaufstelle agieren, die

Hilfe bei der Einbindung in ein neues kulturelles und wirtschaftliches System leistet. Die

vorliegende Arbeit begutachtet diese Freundschaftsgesellschaften hinsichtlich ihrer

Kommunikationsaktivitäten sowie deren Wirkung nach außen und für den Verein.

Persönlicher Zugang

Mein persönliches Interesse, Freundschaftsgesellschaften zu einem Forschungsobjekt zu

machen kommt daher, dass ich selbst und zum derzeitigen Zeitpunkt ehrenamtlich bei einer

Freundschaftsgesellschaft, dem Lateinamerika Institut Kärnten, als Schriftführerin arbeite.

Meine Aufgaben umfassen unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins.

Das Lateinamerika Institut Kärnten2 wurde im Jahr 1974 gegründet und verfolgt die Ziele der

Fremdsprachenvermittlung (Spanisch, Portugiesisch, Deutsch als Fremdsprache),

Kulturvermittlung, Kommunikations- und Beziehungspflege zwischen Österreich und

Lateinamerika sowie eine Eruierung wirtschaftlicher Aspekte und Perspektiven. Der Verein

zählt circa 150 Mitglieder und finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden,

Subventionen und Partner. Es werden in regelmäßigen Zügen Veranstaltungen wie Seminare,

Vorstandstreffen und Feste organisiert.

Problemstellung

Im Laufe meiner Tätigkeit stellte sich heraus, dass der Verein nicht nur in seiner Existenz von

gezielter Öffentlichkeitsarbeit abhängig ist. Es bedarf auch einer sorgfältigen Auswahl aus

verschiedensten Kommunikationsinstrumenten (vgl. Kapitel 2.4 und 2.5 Der Stakeholder-

Ansatz und Sponsoring), um seine

1 PaN – Dachverband aller Österreichisch-Ausländischen Gesellschaften (2013): Online unter:

http://www.dachverband-pan.org/ (Stand: 16.04.2014). 2Vgl. www.lai-kaernten.at (Stand: 12.06.2014).

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Mitglieder, Sponsoren, Partner wie auch eine interessierte Öffentlichkeit zu erreichen und die

Mission des Vereins verbreiten zu können.

Wie sich bei der Recherche für diese Arbeit gezeigt hat, existiert im deutschsprachigen Raum

keinerlei auffindbare Fachliteratur über Freundschaftsgesellschaften. Wie Kapitel 1.2

Einstufung von Freundschaftsgesellschaften in den Nonprofit-Sektor zeigt, können diese in

die Sparte der Nonprofit-Organisationen (NPOs) eingeordnet werden. Ausgehend von dieser

Grundlage ist es daher möglich, das Thema Freundschaftsgesellschaften unter dem Aspekt der

Öffentlichkeitsarbeit ausgiebig zu untersuchen und zu einem neuen Forschungsgegenstand zu

machen.

Wie sich im Verlauf der Arbeit zeigt, tragen Freundschaftsgesellschaften einen wichtigen Teil

zur Völkerverständigung und einem gegenseitigen kulturellen Verständnis bei. Umso

wichtiger erscheint es nicht nur die Beziehungen, sondern auch die Organisationen in ihrer

Struktur und Existenz zu pflegen und aufrecht zu erhalten.

Zentrale Fragestellung und Ziel

In Folge dessen geht die vorliegende Arbeit davon aus, dass Öffentlichkeitsarbeit ein

unabdingbares und fundamentales Kommunikationsinstrument für

Freundschaftsgesellschaften in Österreich darstellt, viele Freundschaftsgesellschaften sie

jedoch nicht in ihre tägliche Vereinsarbeit einbinden. Immer noch gibt es Organisationen,

darunter fallen meist auch kleine NPOs3, die Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise mit

Werbung gleichsetzen und neben einem eventuellen Kostenaufwand4 Angst davor haben, ihre

Seriosität zu verlieren (vgl. Luthe1994: 27). ). So existieren Organisationen, die meinen

„Öffentlichkeitsarbeit hat etwas mit Öffnung, Transparenz, mit der Möglichkeit öffentlicher

Kontrolle zu tun – wir bleiben lieber unter uns.“ (ebd.: 28)

Wie auch ich bei meiner Vereinstätigkeit feststellen durfte, hat auch Luthe (ebd.: 29) schon

festgehalten: „Wie gesagt, es ist unmöglich, keine Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Die Frage

ist nur, wie geplant und zielorientiert sie stattfindet. Passivität auf dem Meinungsmarkt kann

letztlich viel teurer werden als die Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit.“

3Laut dem österreichischen NPO-Governance Kodex gelten kleine NPOs als jene, die eine Summe 100.000 Euro

in zwei Rechnungsjahren nicht übersteigen. Siehe auch http://www.wu.ac.at/npo/competence/npo-governance-

kodex_austria/der_oesterreichische_npo-governance-kodex/npo-governance-kodex_ohne_erlauterungen_stand_oktober_2013.pdf (Stand: 12.06.2014). 4Laut Luthe werden Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit immer noch mehr als ein zu hoher Kostenaufwand, als

eine sich für den Verein lohnende Investition angesehen. (vgl. Luthe1994:29).

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3

Ausgehend von dieser Annahme widmet sich die vorliegende Arbeit den folgenden und

zugleich untersuchungsleitenden zentralen Fragestellungen:

Wird Öffentlichkeitsarbeit in den einzelnen untersuchten Gesellschaften angewendet?

Inwieweit wird Öffentlichkeitsarbeit als etwas Unabdingbares für die Zielerreichung

des Vereins und die Arbeit mit der Öffentlichkeit angesehen?

Neben den aufgeführten Fragestellungen, die vor allem den empirischen Teil dieser Arbeit

begleiten, verfolgt die Arbeit ein weiteres Ziel. Durch Theorie und Empirie soll

herausgearbeitet werden, welche Chancen und Möglichkeiten sich für die

Freundschaftsgesellschaften bei gezielter Öffentlichkeitsarbeit ergeben.

Vorab sollte außerdem für ein besseres Verständnis der vorliegenden Arbeit erwähnt werden,

dass die Begriffe Öffentlichkeitsarbeit und Public Relations (PR) synonym verwendet werden.

Dies wird dann in Kapitel 2.1 Ein Definitionsversuch näher erläutert.

Aufbau und Gliederung

Die Arbeit gliedert sich in drei große Teile. Der erst Teil umfasst die theoretischen

Grundlagen. Hier werden sowohl die Freundschaftsgesellschaften in ihrer Definition und

ihrem Wirken näher beleuchtet als auch die Grundlagen der Public Relations geklärt. Hierbei

werden die Bereiche Definition, Abgrenzung zu Nachbardisziplinen und eigentlicher Zweck

der Public Relations abgedeckt. Des Weiteren werden zwei verschiedene Ansätze – das

Stakeholder-Management und das Sponsoring – näher erläutert. Schließlich wird dann ein

Aspekt angesprochen, der vor allem in der heutigen Zeit eine besondere Rolle spielt und im

Bereich der Kommunikation die Anforderungen an Organisationen immer höher schraubt:

Multimedia. Damit gemeint sind die Online-Public Relations. Der zweite große Teil kann als

Kern dieser Arbeit bezeichnet werden und umfasst die Empirie. Der empirische Teil

behandelt zwei verschiedene Methoden, die angewendet wurden. Zum einen handelt es sich

um eine Online-Befragung bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit und Wirkung des

Lateinamerika Institut Kärntens. Zum anderen wurde das teil-narrative Interview ausgewählt,

dessen Ergebnisse Auskunft über selektierte Freundschaftsgesellschaften in Österreich und

deren Einbindung von PR in die Vereinsarbeit liefern. Der dritte und letzte Teil der Arbeit

befasst sich schlussendlich mit der Interpretation der Befunde, sowie einem Ausblick unter

Einbindung des oben genannten Ziels dieser Arbeit.

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4

1. Freundschaftsgesellschaften in Österreich

Dieses einleitende Kapitel soll ein grundlegendes Verständnis von

Freundschaftsgesellschaften in Österreich ermöglichen. Es soll zunächst geklärt werden, was

man im Allgemeinen unter Freundschaftsgesellschaften versteht und welche Ziele und

Zwecke diese Gesellschaften haben. In einem weiteren Schritt geht es dann um die

Einordnung in den nicht-kommerziellen Sektor.

Die grundlegenden Recherchen über Freundschaftsgesellschaften haben ergeben, dass in der

Fachliteratur erstaunlicherweise keinerlei Definitionen und Erklärungen zu

Freundschaftsgesellschaften zu finden sind. Daher wurden für dieses einleitende Kapitel

Ergebnisse aus den Interviews und den jeweiligen Websites der Organisationen, sowie ihren

Statuten hinzugezogen. Auf diesen Informationen aufbauend, soll ein eigener

Definitionsversuch Klarheit darüber geben, was Freundschaftsgesellschaften sind.

In einem letzten Schritt wird über Herausforderungen gesprochen, welche die Gesellschaften

hinsichtlich der Kommunikation nach außen zu bewältigen haben. Dieses Kapitel ist insofern

von besonderer Bedeutung, da es sowohl als Einleitung wie auch als Überleitung zum

eigentlichen Untersuchungsgegenstand dient: der Stellenwert von Öffentlichkeitsarbeit in

österreichischen Freundschaftsgesellschaften.

1.1 Ziele und Zweck der Freundschaftsgesellschaften

Dieser Abschnitt ist bedeutsam, um ein erstes Verständnis hinsichtlich der eigentlichen

Aufgaben, und dessen, was Freundschaftsgesellschaften erreichen möchten, zu erhalten.

Man unterscheidet zunächst zwischen den bilateralen und den multilateralen

Freundschaftsgesellschaften. Der österreichische Dachverband PaN5 definiert in seinen

Statuten bilaterale Freundschaftsgesellschaften wie folgt:

„Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es bilaterale Freundschafts-Gesellschaften, deren primäres Ziel es ist, ein möglichst dichtes Netz der Völkerverständigung und Kooperation zu knüpfen. Sie

pflegen und ergänzen die Beziehungen zwischen Österreich und der Staatenwelt in vorzüglicher und

selbstloser Weise. Sie unterstützen das offizielle Österreich auf einer besonders effektiven people-to-

people Ebene. Denn zwischenstaatliche Beziehungen und multilaterale Kontakte sind längst nicht mehr

5Vgl. auch http://www.dachverband-pan.org/ (Stand: 12.06.2014). PaN steht für Partner aller Nationen. Der

Dachverband ist ein eigenständiger Verein und schließt sämtliche Freundschaftsgesellschaften zusammen. Um Mitglied des Dachverbandes zu werden müssen die Statuten der jeweiligen Gesellschaft deckungsgleich mit

denen des Dachverbandes sein. Die Gesellschaften profitieren dabei von den Veranstaltungen der PaN und

spezifischen Serviceleistungen wie Vorträgen oder Seminaren.

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auf die klassische Diplomatie beschränkt. Viel mehr prägen heute vor allem wirtschaftliche, kulturelle

und zwischenmenschliche Kontakte das Bild einer immer enger zusammenrückenden Staatenwelt.“6

Während jedoch die bilateralen Freundschaftsgesellschaften wie zum Beispiel die

Österreichisch-Kanadische oder die Österreichisch-Russische Gesellschaft sich dem

Austausch zweier Länder untereinander widmen, vertreten multilaterale Gesellschaften einen

größeren geografischen Raum. Als Beispiel dient die Österreichisch-Arabische Gesellschaft,

Vertreter der Länder der gesamten arabischen Halbinseln. Auch multilaterale Gesellschaften

erfüllen den Zweck der Völkerverständigung und verfolgen das Ziel, die Kontakte und

Beziehungen kulturell unterschiedlicher Nationen zu pflegen (Transkript 5).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Freundschaftsgesellschaften eine nationen-

verbindende Wirkung haben und versuchen, die zwischenstaatlichen Beziehungen auf

persönlicher Ebene aufrecht zu erhalten.

1.2 Einstufung von Freundschaftsgesellschaften in den Nonprofit-Sektor

Nachdem allgemeine Ziele und Zwecke der Freundschaftsgesellschaften definiert wurden,

soll dieser Abschnitt Klarheit über die Organisation und Rechtsform dieser Gesellschaften

liefern, um anschließend die Freundschaftsgesellschaften in den Sektor der nicht-

kommerziellen Unternehmungen einstufen zu können.

Dafür soll zunächst geklärt werden, was Nonprofit-Organisationen sind, um schließlich

Übereinstimmungen in Aufbau, Struktur und vorheriger genannter Ziele und Zwecke finden

zu können.

Laut Pfeil „ist allen Nonprofit-Organisationen gemein, nicht direkt wirtschaftlichen, sondern

gesellschaftlichen Profit erreichen zu wollen. Anders ausgedrückt: Nonprofit-Organisationen

[...] verfolgen keine Gewinnerzielungs-Absicht. Organisatorisch kann es sich bei NPO

beispielsweise um Vereine, Stiftungen, Kammern, Parteien oder gemeinnützige

Gesellschaften handeln.“7

Bezüglich der Absicht einer Gewinnerzielung ist jedoch zu erwähnen, dass Nonprofit-

Organisationen ebenfalls einen Gewinn erzielen möchten. Gemeint ist allerdings nicht ein

finanzieller Profit, sondern ein sozialer Gewinn im Sinne der Gemeinwirtschaftlichkeit. Im

6 PaN – Dachverband aller Össterreichisch-Ausländischen Gesellschaften (2013): Online unter:

http://www.dachverband-pan.org/ (Stand: 16.04.2014). 7 Pfeil, Thomas (2005): Non-Profit PR: Besonderheiten und Herausforderungen, veröffentlicht in: Berichte aus der Forschung 5 des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften der FH Darmstadt. Online unter:

http://www.suk.hda.de/fileadmin/dokumente/berichteforschung/2004/Pleil_Nonprofit-PR.pdf (Stand

10.10.2013).

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Falle eines finanziellen Gewinns wird dieser nicht zum Selbstzweck der Organisation,

sondern zum Zwecke gemäß den Statuten verwendet (vgl. Hohn 2004: 6).

Freundschaftsgesellschaften sind laut ihrer Statuten in erster Linie als Verein organisiert. Die

Tätigkeiten sind überparteilich und nicht auf den finanziellen Gewinn gerichtet8. Die

Finanzierung der Gesellschaften verläuft ausschließlich über Subventionen, Mitgliedsbeiträge,

Spendengelder, Sponsoren, Förderer und Veranstaltungen9. Ausgehend von den

vorangestellten Zielen der Freundschaftsgesellschaften und deren privaten, politischen und

konfessionellen Unabhängigkeit fallen diese Gesellschaften damit in den Bereich des

Nonprofit-Sektors.

1.3 Eigener Definitionsversuch

Zusammenfassend lassen sich Freundschaftsgesellschaften als Nonprofit-Organisationen

definieren, welche sowohl im kulturellen als auch im wirtschaftlichen Bereich zwischen

verschiedenen Kulturen auf einer menschlichen Ebene agieren, um damit zu einer positiven

Völkerverständigung beizutragen. Diese Freundschaftsgesellschaften können sowohl in

bilateraler als auch in multilateraler Form auftreten.

1.4 Merkmale und Herausforderungen

Nachdem in Kapitel 1.2 die Freundschaftsgesellschaften in die Kategorie der allgemeinen

Nonprofit-Organisationen eingestuft werden konnten, gilt die Tatsache, dass

Freundschaftsgesellschaften mit existenziellen Herausforderungen zu kämpfen haben, welche

allgemein charakterisierend für den Nonprofit-Sektor sind. Bezüglich des Kerns der

vorliegenden Arbeit finden sich Herausforderungen vor allem im kommunikativen Bereich.

Im Verlauf meiner persönlichen Recherchen wurde deutlich, dass die eigentliche Philosophie

der Vereine, sowie ihre guten Absichten, als Beispiel wähle ich hier die Absicht einer

positiven Völkerverständigung, nicht wesentlich zum selbstverständlichen Beisteuern

finanzieller Mittel seitens der sie umgebenden Gesellschaft (Staat, Stadt, Land, Mitglieder,

etc.) beitragen. Es scheint, es bedarf einer expliziten Ansprache, eines dauerhaft anhaltenden

Dialoges, um auf sich, den Verein, aufmerksam machen zu können. Doch auch der Faktor

8Diese Informationen ergeben sich aus den Statuten der jeweiligen Freundschaftsgesellschaft. Diese sind auf den

jeweiligen Webseiten ersichtlich. Als Beispiel dient die Online-Plattform der Österreichisch-Russischen

Gesellschaft: http://www.orfg.net/de/statuten (Stand: 29.03.2014). 9 PaN – Dachverband aller Össterreichisch-Ausländischen Gesellschaften (2013): Online unter:

http://www.dachverband-pan.org/ (Stand: 16.04.2014).

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Zeit spielt bei Nonprofit-Organisationen und so auch bei Freundschaftsgesellschaften eine

entscheidende Rolle. Wie in Punkt 2.2 noch eingehender erläutert wird, liegen einem

langfristig ausgelegten Dialog Kontinuität und Strategie zugrunde, die es für eine erfolgreiche

Kommunikation nach außen einzuhalten gilt. Da in der Regel die Organe in einem Verein

ehrenamtlich tätig sind und nur ein geringes Zeitbudget für die Vereinsarbeit aufbringen

können, zeigt sich hier zumeist eine große Herausforderung, Zeitpläne einhalten zu können.

Im nun folgenden Kapitel werden die sowohl strategischen als auch operativen Ansätze dieser

Kommunikation näher erläutert. Der Leser soll einen Einblick in die theoretischen

Möglichkeiten gewinnen.

2. „Tue Gutes und Rede darüber“ – Public Relations als Notwendigkeit

Das folgende Kapitel gibt zunächst einen Überblick über die für die Bachelorarbeit

relevanten, theoretischen Felder der Public Relations. Es wird darauf eingegangen, welche

Definitionen und Synonyme existieren. Dabei wird nach einer, dem Rahmen der Arbeit

entsprechenden Definition von Public Relations gesucht, welche die für

Freundschaftsgesellschaften relevanten Begriffe des Kommunikationsmanagements

beinhaltet. Nachstehend wird untersucht, wie die Public Relations sich von den

Kommunikationsformen Marketing und Werbung unterscheiden. Anschließend wird auf den

Ansatz PR und seine Bezugsgruppen eingegangen. Zum Schluss wird auf eine spezifische

Form der PR-Kommunikation eingegangen, der, hinsichtlich der Anwendung bei den

Nonprofit-Organisationen, eine besondere Bedeutung zugesprochen werden kann – die

Online-PR.

2.1 Ein Definitionsversuch

Vorab ist zu erwähnen, dass in der Fachliteratur verschiedenste PR-Definitionen zu finden

sind. Grund und Ursache für diese Vielzahl an Begriffen und Definitionen sind zum einen,

dass die Entwicklung der Public Relations seit Beginn einem stetigen Wandel hinsichtlich

beispielsweise Handeln, Handwerk und Ethik unterzogen war und ist (vgl. Fröhlich 2008: 96).

Außerdem weist der Begriff nach Fröhlich (ebd.: 96) einen ausgeprägten interdisziplinären

Charakter auf. „So entstehen je nach disziplinärem Blickwinkel spezifische Interpretationen,

Sichtweisen und Zugänge, die zum Teil extrem unterschiedlich sind.“ Um die Spannweite zu

veranschaulichen, werden einige ausgewählte Definitionen vorgestellt, um in einem weiteren

Page 13: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

8

Schritt, eine geeignete Definition sowie einen geeigneten Begriff für die vorliegende Arbeit

herauszufiltern.

Zunächst jedoch noch ein Hinweis zur Historie der Public Relations. Der

in den USA 1882 entstandene Begriff, bekam mit dem von dem deutschen PR-Pionier Albert

Oeckl in den 1950er Jahren eingeführten Term „Öffentlichkeitsarbeit“ ein deutsches

Synonym (Fröhlich 2008: 95).

Im deutschsprachigen Raum wird daher weitestgehend der Begriff der Öffentlichkeitsarbeit

verwendet und gilt als „die geeignetste deutsche Wortbildung für Public Relations“ (Kunczik

2002: 26). Faulstich weist jedoch darauf hin, dass sich beide Begriffe erheblich unterscheiden,

da für ihn die Beziehungspflege, nach dem englischen Wort Relations, weit aus ausführlicher

scheint, als das Wort Arbeit. Dennoch werden beide Begriffe in den expliziten Definitionen

ähnlich bis hin zu identisch verwendet (vgl. Faulstich 1992: 22).

Das beinhaltete Wort Öffentlichkeit trägt für Oeckl (1964: 36) folgende Bedeutung: „Arbeit

mit der Öffentlichkeit, Arbeit für die Öffentlichkeit, Arbeit in der Öffentlichkeit. Wobei unter

Arbeit das bewusste, geplante und dauernde Bemühen zu verstehen ist, gegenseitiges

Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen.“

Festgehalten werden kann, dass beide Begriffe heute im deutschen Sprachraum gleichwertig

benutzt werden. Laut der Studie aus dem Jahr 1993 der Zeitschrift „Sozialmagazin“ entstand

das Ergebnis, dass „offensichtlich […] die Vokabel Öffentlichkeitsarbeit zumindest im

Sozialbereich wesentlich akzeptierter als der Begriff Public Relations“ (Luthe 1994: 25) ist.

Obwohl sich diese Arbeit ausschließlich mit dem sozialen Bereich beschäftigt, werden beide

Begriffe synonym verwendet und erhalten somit eine gleichwertige Gewichtung.

Außerdem existieren weitere Synonyme für die Public Relations, die ihre Verwendung in

Abhängigkeit des jeweiligen Kontextes finden: Kommunikationsmanagement,

Beziehungsmanagement, Dialogmanagement, Unternehmenskommunikation,

Organisationskommunikation, etc. (Fröhlich 2008: 95).

Der Public Relations Verband Austria (PRVA) definiert den Begriff der Public Relations

standespolitisch wie folgt:

„Public Relations ist strategisch geplantes Kommunikationsmanagement und umfasst alle Bereiche der

Organisations- bzw. Unternehmenskommunikation, wie Internal Relations, Consumer PR, Media

Relations, Online Relations, Public Affairs und Investor Relations. Durch den kontinuierlichen Aufbau

Page 14: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

9

von Bekanntheit und Reputation trägt PR nachhaltig zur Zielerreichung der Organisation/des

Unternehmens bei.“10

Für Hohn (2004: 26) beinhaltet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit “[...] , auch als Public

Relations (PR) bezeichnet, als Bestandteil der Kommunikationspolitik […] die zielgerichtete,

aktive Gestaltung von Kommunikationsbeziehungen zwischen Unternehmen bzw.

Organisationen und anderen sozialen Gruppen sowie ihren internen und externen

Teilöffentlichkeiten.“

Folglich kann Public Relations, übersetzt „öffentliche Beziehungen“, auch als eine Art

Beziehungsmanagement gedeutet werden, durch welches es Organisationen und Unternehmen

gelingt, nicht nur eine aktive Kommunikation über verschiedene Kanäle zu seinen Ziel- und

Bezugsgruppen aufzubauen, sondern auch das eigene Image und damit den Bekanntheitsgrad

zu pflegen (vgl. ebd. 2001: 26).

„Public Relations sind der Versuch, durch Information, Überzeugung und Anpassung

öffentliche Unterstützung für Tätigkeit, Anschauung, Entwicklungstendenzen oder

Institutionen zu verschaffen.“ (Bernays 1923 zit. nach Fröhlich 2008: 98)

Letztere Definition scheint aus folgendem Grund sehr geeignet für die vorliegende

Bachelorarbeit zu sein. PR wird hierbei mit Beziehungsmanagement in Verbindung gebracht,

was nochmals wichtige Elemente der Öffentlichkeitsarbeit hervorhebt: Beziehungsaufbau,

Beziehungspflege, Organisationsautonomie und Vertrauen schaffen(vgl. Luthe 1994: 35). Für

den Kontext dieser Arbeit kann also festgehalten werden: Öffentlichkeitsarbeit wie auch PR

sind primär Beziehungsarbeit.

2.2 Abgrenzung zu Marketing und Werbung

Neben den verschiedenen Definitionsversuchen, um verstehen zu können, was Public

Relations sind, sollte auch eine Abgrenzung zu deren „Nachbarn“ aus dem Bereich des

Kommunikationsmanagements getroffen werden. Hierzu zählen unter anderem das Marketing

und die Werbung11

.

10Vgl. http://www.prva.at/index.php?id=ueber_uns (Stand: 08.04.2013). 11Kommunikationsmanagement umfasst die transaktionsorientierte Marktkommunikation (Marketing, Werbung),

die aufgabenorientierte Interne Kommunikation und die interaktionsorientierte Public Relations. (vgl. Bentele/

Fröhlich/Szyszka 2008: 600).

Page 15: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

10

Es kommt nicht selten vor, dass PR und Marketing in der Praxis synonym verwendet werden.

Diese Tatsache verleitet viele Organisationen dazu, Öffentlichkeitsarbeit nicht in ihre

Vereinsarbeit mit einzugliedern, da sie glauben, diese sei mit zu vielen Kosten verbunden,

ähnlich wie die Werbung. Sie behaupten „Öffentlichkeitsarbeit ist etwas für Unternehmen

oder politische Parteien, aber doch nicht >für uns<! Öffentlichkeitsarbeit wird in diesem

Argument gleichgesetzt mit Werbung, [...] Reklame. Diese unzutreffende Gleichsetzung führt

zu Widerständen.“ (Luthe 1994: 29) Marketing kann als planmäßige und konsequente

Ausrichtung der Unternehmensstrategie und aller operativen Maßnahmen an externen

Erfordernissen verstanden werden. Aus der Perspektive der Betriebswirtschaftslehre wird PR

insbesondere als ein Instrument des Marketing-Mix12

verwendet.

„Eine solche Einordnung der PR [...] beschränkt den Funktionszusammenhang von PR auf

Wirtschaftsunternehmen und dort wiederum auf Marktkommunikation. Diese Marketingsicht [...] ist [...] nicht in der Lage, das Phänomen PR für Organisationen außerhalb des kommerziellen Bereichs zu

definieren und zu beschreiben. Tatsache aber ist, dass auch Non-Profit-Organisationen [...] PR

betreiben.“ (Fröhlich: 2008: 101f)

Aus diesem Grund und im Sinne der vorliegenden Untersuchung soll und muss eine

Abgrenzung zwischen Marketing und PR sowie dem wichtigsten Marketinginstrument, der

Werbung13

, geschaffen werden. Hohn (ebd.: 102) erklärt, dass gerade in der heutigen Zeit

„das Marketing nach neuen Formen der Marktkommunikation sucht, die die Wirkungsgrenzen

von Werbung zu überschreiten in der Lage sind.“ Des Weiteren meint Hohn „eine

Annäherung an Mittel [...] der PR [...] erscheint vor diesem Hintergrund aus Sicht der

Werbebranche als innovativ.“ (ebd.: 102)Während die Public Relations versuchen

Verständnis und Vertrauen aufzubauen und zu pflegen, dient Werbung dem Verkauf von

materiellen und immateriellen Produkten. Zeitlich betrachtet wird die PR langfristig

aufgebaut, während die Werbung kurzfristig angelegte Ziele verfolgt. Auch beim Gewinn

können wesentliche Unterschiede vermerkt werden. Während die PR darum bemüht ist

Sympathieanteile zu erhalten, versucht ein Unternehmen mithilfe von Werbung Marktanteile

für sich zu gewinnen. Festgehalten werden kann: „Werbung ist der Versuch Wissen,

Meinungen, Einstellungen über ein konkretes Produkt oder eine Dienstleistung und Verhalten

(Kauf) durch Kommunikation über Werbeträger (Medien) zu beeinflussen.“ (ebd.: 103)

12Hierzu zählen die vier „P’s“: Product, Price, Place, Promotion (Produkt-, Preis-, Distributions- und Kommunikationspolitik) (vgl. Fröhlich 2008: 101). 13Laut der Studie aus dem Jahr 1993 des „Sozialmagazin“ wurde PR am häufigsten mit Werbung gleichgesetzt.

(vgl. Luthe 1994: 24f).

Page 16: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

11

Zusammengefasst hat sich gezeigt, dass sogenannte Grauzonen zwischen den

Kommunikationszweigen PR und Marketing und aus instrumenteller Sicht auch zwischen PR

und Werbung bestehen. Es scheint, als habe die Entstehungsgeschichte und der berufliche

Wandel evolutionären Charakter, was es nicht nur scheinbar schwer macht PR einheitlich zu

definieren und als eine eigenständige Form der Kommunikation anzuerkennen. Unterschiede

zeigen sich schlussendlich in den Zielen und Zwecken, die jede Kommunikationsform

verfolgt.

Im folgenden Abschnitt werden nun die eigentlichen Ziele und Zwecke der PR besprochen.

2.3 Ziele und Zweck der PR

Nach Kunczik (2002: 29) werden die kennzeichnendsten Elemente der Public Relations von

Ronneberger und Rühl14

resümiert. Ziele und Zweck der Public Relations sind:

- „Allgemeines Verständnis, Vertrauen und allgemeine Sympathie schaffen, herbeiführen,

entwickeln;

- Verständnis, Vertrauen und Sympathie für eine bestimmte Organisation, ein System in seinen

Umwelten im selben Sinne aufbauen, etablieren, organisatorisch verändern, institutionalisieren,

sichern;

- Vertrauen und Sympathie dauerhaft im selben Sinne erhalten, fortsetzen, verbessern, stärken,

vermehren;

- Kommunikation mit anderen Organisationen, Systemen, Gruppen begründen […]; - Eigene Interessen der Organisation, des Systems nach außen hin in der Öffentlichkeit geltend

machen […];

- Eigene Interessen im Innern der Organisation, des Systems, der Gruppe artikulieren, kontinuierlich

pflegen;

- Öffentliche Meinung im eigenen Interesse der Organisation beeinflussen;

- Verständigung, […] Zusammenwirken mit anderen Interessenten zum Zwecke der Produktion, der

Kooperation anstreben;

- Durch Verständigung und Korrelation das allgemeine öffentliche Interesse fördern;

- Durch Verständigung […] die Existenz der eigenen Organisation und ihre Entwicklung fördern.“

Diese zusammengefassten wesentlichen Elemente der PR erscheinen als sehr geeignet für die

vorliegende Bachelorarbeit zu sein, da sie sämtliche Vorteile einer gezielten

Dialogkommunikation hervorbringen.

2.4 Der Stakeholder-Ansatz

Dieses Kapitel soll nun beschreiben, welche Ansichten dieser Ansatz umfasst und wie sich ein

effektives Stakeholdermanagement auf die Öffentlichkeitsarbeit einer Organisation auswirkt.

14 „Theorie der Public Relations. Ein Entwurf“, 1992.

Page 17: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

12

„Als Stakeholder oder [...] Anspruchsgruppen lassen sich alle direkt artikulierten [...]

Interessen bzw. Umwelteinflüsse, die an die Unternehmung herangetragen werden, verstehen

und alle jene Interessen bzw. Gruppen, die durch das Handeln der Unternehmung betroffen

werden [...].“ (Karmasin2008: 269)

Kapitel 2.1 Ein Definitionsversuch verdeutlichte, dass für den Begriff der Public Relations

verschiedenste Synonyme existieren. Ein besonderes Augenmerk soll auf die Begriffe

„Dialogmanagement“ und „Dialogkommunikation“ fallen (vgl. ebd.: 278). Das Wort Dialog

beschreibt eine Tat, welche sich für eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit als unumgänglich

erweist. Karmasin umschreibt diesen Ansatz auch mit dem Begriff der Stakeholder PR, der

hier nichts anderes beschreibt, als den Einsatz des Stakeholder-Ansatzes im Bereich der

Öffentlichkeitsarbeit. Hier kann ein bedeutender Unterschied zwischen der sogenannten

Zielgruppe und der Anspruchsgruppe (engl. Stake – Anspruch, Interesse) gemacht werden

(ebd.: 278): „Während Zielgruppen selektiv und einseitig mit Informationen versorgt werden,

verlangt Stakeholder PR nach Dialog.“ Der Stakeholder Dialog ist ein strukturiertes Gespräch

zwischen einer Organisation und seinen gesellschaftlichen Interessensgruppen. Er schafft

Transparenz und bewirkt eine frühzeitige Problemerkennung. Vorteile ergeben sich

hinsichtlich der Erschließung neuer Kooperationspartner und der Vermeidung öffentlicher

Eskalationen durch das Aufdecken von kontroversen Meinungen der Stakeholder (vgl. ebd.:

272ff).

Abbildung 1 zeigt zwei verschieden Sparten der Anspruchsgruppen, welche direkte als auch

indirekte Auswirkungen auf Organisationstätigkeiten haben können. Die internen Stakeholder

agieren innerhalb eines Unternehmens oder einer Organisation. Die zweite Interessensgruppe

beschreibt jene, die von außen auf die Organisation wirken – die externen Stakholder.

Abbildung 1: Interne und externe Stakeholder

Page 18: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

13

Folglich kann festgehalten werden, dass der Kern des Stakeholder-Managements in der

Stellung einer Organisation gegenüber ihrer Umwelt besteht. Der Stakeholder-Ansatz verfolgt

die Tatsache, „dass eine Organisation nicht autonom existiert, sondern in diverse Umwelten

kommunikativ integriert ist.“ (ebd.: 272)

2.5 Sponsoring

Ausgehend von der Grundlage, dass Nonprofit-Organisationen und so auch die

Freundschaftsgesellschaften für den Erhalt finanzieller Mittel auf ihre Umwelt, also die

Gesellschaft, angewiesen sind (vgl. Kapitel 1.2), wird im Folgenden der Begriff des

Sponsorings näher erklärt.

Das Sponsoring bezeichnet einen Prozess, bei dem zwei Parteien davon profitieren möchten.

Dabei handelt es sich zum einen um den Sponsor. Dieser stellt Finanz-, Sach- oder

Dienstleistungen zur Verfügung. In der Regel handelt es sich dabei um ein Unternehmen,

dessen finanzielles Standbein solch eine Förderung zulässt. Auf der anderen Seite dieses

Prozesses steht der Gesponserte. Dies kann sein eine Einzelperson, Personengruppe oder eine

Organisation aus dem gesellschaftlichen Umfeld des Unternehmens. Das Sponsoring verläuft

dabei immer auf Basis einer vertraglichen Vereinbarung. Luthe (1994: 62) fasst drei

wesentliche Elemente des Sponsorings zusammen:

Geben und Nehmen beider Seiten

Die Einbindung der gesponserten Nonprofit-Organisationen in die

Marketingaktivitäten eines Unternehmens

Die vertragliche Verpflichtung beider Seiten

Damit kann festgehalten werden, dass das Sponsoring eine Art Synergieeffekt mit sich trägt.

Denn „Sponsoring dient beiden Seiten, dem Sponsor und den Gesponserten, als ein

Instrument zur Erreichung eigener Ziele.“ (ebd.: 63)

2.6 Online-PR als Chance für NPOs

Der folgende Abschnitt umfasst ein Instrument der Öffentlichkeitsarbeit, welches sich

besonders für Nonprofit-Organisationen, aufgrund geringer finanzieller Mittel, eignet.

Weshalb das so ist, darüber soll dieses Kapitel Auskunft geben.

Page 19: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

14

Mit dem Web 2.015

, dem resultierenden Fortschritt des Internets und den neuen

Kommunikationskanälen ist eine Zeit gekommen, in welcher sich neue Möglichkeiten für die

interne und externe Kommunikation in Organisationen ergeben: die Online-Public Relations.

Um den Vorteil herauszuarbeiten, der sich durch die Nutzung der Online-PR für Nonprofit-

Organisationen ergibt, soll zunächst geklärt werden, was unter Online-PR verstanden wird,

welche Synonyme es gibt und welche Kommunikationsaktivitäten dabei entstehen.

Laut dem Lexikon der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Brauner 2001: 156) wird der Begriff

der Online-PR synonym zum Begriff Interaktive Öffentlichkeitsarbeit16

behandelt. Diese

„nutzt digitale Medien, die einen technisch vermittelten Dialog mit gesellschaftlichen

Bezugsgruppen ermöglichen (zum Beispiel E-Mail, Newsgruppen), den

Kommunikationspartnern elektronisch aufbereitete Informationen für einen gezielten Abruf

zur Verfügung stellen […] oder den Prozess des PR-Managements unterstützen […].“

Das Online-Wissensportal für erfolgreiches Marketing im Internet definiert Online-PR

folgendermaßen:

„Presse- und Öffentlichkeitsarbeit […] ermöglicht es Unternehmen ihr Angebot außerhalb von

Werbemaßnahmen bekannt zu machen und ihre Darstellung (engl. Image) in der Öffentlichkeit positiv

zu unterstützen. Gerade das Internet bietet im Rahmen der Online-PR kostengünstige [Herv. d. Verf.]

Möglichkeiten, sich in einer nicht werblichen Form zu präsentieren, wie zum Beispiel über Blogs und

Foren im sogenannten Web 2.0.“17

Für Oplesch (2001: 57) bedeutet Online-PR „Beziehungen mit Zielgruppen mittels des

digitalen Mediums Internet aufzubauen und zu pflegen.“

Wie schon in Kapitel 1.2 Einstufung von Freundschaftsgesellschaften in den Nonprofit-Sektor

beschrieben wurde, verfolgen NPOs in erster Linie Sachziele, im Sinne des sozialen

Engagements. Jeder finanzielle Gewinn sollte daher für neue Projekte eingesetzt werden.

Aufgrund des geringen Eigenkapitals resultiert somit die Notwendigkeit kostengünstiger

Varianten, um effektiv nach außen kommunizieren und teure Imagekampagnen umgehen zu

15Wenn hinsichtlich des Web 2.0 von Veränderungen gesprochen wird, bezieht sich dies auf die wachsende

Interaktivität im Internet. Durch Kommentar-Funktionen, Webblogs und vielem mehr können User aktiv an den

Geschehnissen teilnehmen und reagieren. Soziale Netzwerke unter anderem unterstützen damit nicht nur die

Kommunikation, sondern bieten Transparenz. Eine Grundlage für Vertrauensbildung seitens der Bezugsgruppen

(vgl. Düweke/Rabsch 2011: 125).

16Der Begriff der Interaktivität wird in diesem Kontext in Anlehnung an Max Weber verwendet. Kommunikation

ist demnach ein wechselseitiger Prozess, der durch Mitteilung und Verstehen geprägt ist. Diese soziale Handlung wird folglich als eine Interaktion bezeichnet (vgl. Brauner 2001: 156). 17 Online-Wissensportal für erfolgreiches Marketing im Internet (2013): Online unter: www.onlinemarketing-

praxis.de (Stand: 10.01.2014).

Page 20: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

15

können. Im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stellt die Online-PR somit eine

kostengünstige, wenn nicht sogar kostenfreie, Möglichkeit dar, um die jeweiligen

Bezugsgruppen ansprechen zu können (vgl. Pfeil 2005: 14 sowie Oplesch 2001: 32).

Besonders NPOs sind abhängig von finanziellen und sachlichen Beiträgen von Sponsoren,

Mitgliedern, Förderern und Kooperationspartnern, um Projekte und die grundlegende

Erhaltung der Organisation finanzieren zu können (vgl. Luthe 1994: 34). Die Umsetzung

einer gezielten Online-PR steigert nicht nur die zusätzliche Präsenz im Internet, sondern

fördert vor allem die Dialogfähigkeit durch Kommentar-Funktionen, Chats oder E-Mails und

fördert somit die Erreichung und Gewinnung neuer Zielgruppen und Mitglieder (vgl. Oplesch

2001: 36). Vorteile ergeben sich außerdem für das Thema Transparenz, was besonders für

NPOs ein wichtiges Thema ist, und die Personalisierung. Oplesch (2001: 39) erwähnt an

dieser Stelle:

„Was in allen anderen Medien nur mit großem Aufwand oder gar nicht zu erreichen ist, ermöglicht das

Internet mit verhältnismäßig geringem Aufwand: die direkte Ansprache einzelner Personen. Mithilfe der

Sammlung von Adressen, ausgefeilten Datenspeicherungsmethoden und zielgruppengerechter

Ansprache sind erstaunliche Serviceleistungen ausführbar.“

An dieser Stelle sei auch die Werbung für Spenden über das Internet (Online-Fundraising) zu

erwähnen. Beim Fundraising geht es nach Hohn in erster Linie um

„Kommunikationsstrategien, um Spender zu gewinnen.“ (2001: 127) Hohn erwähnt an dieser

Stelle vier unterschiedliche Formen des Fundraising im Internet: Online-Spenden über NPO-

Websites, Spendenportale, Sponsoring, Online-Events (vgl. ebd.: 128-139). Die folgende

Infografik Abbildung 2 gibt beispielsweise Auskunft über verschiedene Taktiken, die man

anwenden kann, um effektives Online-Fundraising zu betreiben.

Abbildung 2: Fundraising-Strategien auf Facebook - http://mashable.com/2012/12/12/non-profits-social-media-infographic/

Die, mit 33 %, am meisten angewendete Strategie ist laut dieser Grafik die Methode der

individuellen Spende. Mit welchen Mitteln Online-Fundraising durchgeführt werden kann

Page 21: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

16

und welche Online-Instrumente den Organisationen zur Umsetzung von Online-PR

Kampagnen zur Verfügung stehen, werden im nächsten Kapitel verdeutlicht.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass sich durch das World Wide Web neue Wege für

die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ergeben haben. Das Internet bietet Instrumente zur

aktiven Kommunikation mit den jeweiligen Bezugs- und Zielgruppen einer Organisation.

3. Forschungsdesign

Aufbauend auf der vorangegangenen Theorie soll nun in einem zweiten Teil dieser Arbeit

eine empirische Untersuchung durchgeführt werden. Um die Frage nach qualitativer oder

quantitativer Forschung vorweg zu nehmen, soll zunächst geklärt werden, um welche

Untersuchungsobjekte es sich handelt. Der Fokus dieser empirischen Studie liegt darin,

herauszufinden, ob und in welchem Ausmaß Öffentlichkeitsarbeit in ausgewählten

Freundschaftsgesellschaften betrieben wird. Hierfür bietet sich zunächst die Methode des

qualitativen Interviews an. Der Untersuchungsgegenstand, in diesem Fall die

Freundschaftsgesellschaften, sollen in einem alltäglichen Kontext untersucht und subjektive

Perspektiven und soziale Hintergründe miteinbezogen werden. Außerdem bietet die

qualitative Forschung dem Forscher Einblicke in Emotionen, Gefühlslagen und

Empfindungen, welche mit in die Interpretation einfließen können 18

. Die genannten

Eigenschaften der qualitativen Forschung fasst Heistinger19

in Form von Kennzeichen wie

folgt zusammen:

Reflexivität des Forschers / der Forscherin und der Forschung

Berücksichtigung und Analyse unterschiedlicher Perspektiven

Gegenstandsangemessenheit von Methoden und Theorien

Zu den Leitgedanken20

und Elementen der quantitativen Forschung zählen:

Eindeutige Isolierbarkeit von Ursachen und Wirkungen

Messbarkeit und Quantifizierbarkeit von Phänomenen

Exakte Plan- und Formulierbarkeit von Untersuchungsanordnungen

Wirklichkeit ist objektiv mess- und beschreibbar

18 Heistinger, Andrea (WS 2006/2007): Qualitative Interviews – Ein Leitfaden zur Vorbereitung und

Durchführung inklusive einiger theoretischer Anmerkungen. Online unter: https://ksreussbuehl.lu.ch/-

/media/KSReussbuehl/Dokumente/Ausbildung/Fachschaften/Sport/061102durchfhrung_von_interviews_1.pdf (Stand: 13.06.2014), S. 2. 19 Vgl. ebd. S. 3. 20 Vgl. ebd. S. 1.

Page 22: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

17

Für das Forschungsdesign wurde also eine Kombination aus quantitativen und qualitativen

Forschungselementen gewählt.

Zunächst werden die angewendeten empirischen Methoden sowie das methodische Vorgehen

und die Untersuchungsschritte beschrieben. In einem weiteren Schritt kommt es dann zur

Auswertung der Ergebnisse.

3.1 Forschungsmethode

Nachdem nun die Frage nach quantitativer oder qualitativer Forschungsmethode beantwortet

wurde, möchte ich in den nächsten beiden Unterkapiteln im näheren Sinn auf die

ausgewählten Forschungsmethoden eingehen. Das Kapitel Forschungsmethode soll in einem

ersten Schritt grundlegende Informationen zu den spezifischen Methoden, liefern wie auch die

Frage nach dem Grund für die Wahl der jeweiligen Methodik beantworten. In einem weiteren

Schritt werden die einzelnen Untersuchungsmaßnahmen behandelt.

3.1.1 Die Online-Befragung

Online-Befragungen weisen bestimmte Spezifika auf, durch welche sie als eine Sonderform

der quantitativen Befragungsmethode gelten. Für ein weitgehendes Verständnis soll zunächst

geklärt werden, welche Bedeutung einer Befragung im Allgemeinen zukommt.

„Als Befragung kann man alle empirischen Verfahren der Erhebung sozialer Realität verstehen, bei

denen eine Einzelperson der Gruppe auf mündlich oder schriftlich präsentierte Fragen (evtl. ergänzt

durch weitere Stimuli) in mündlicher oder schriftlicher Form antwortet. In der Regel wird die

Befragung bei einer Stichprobe von Personen auf der Grundlage eines vorformulierten Fragebogens

durchgeführt. Gängige Formen der Befragung sind das mündlich-persönliche Interview, die Telefon-,

schriftlich-postalische und die Online-Befragung.“21

Für die Online-Befragung gelten laut Eichhorn22

folgende Charakteristika:

• Der Fragebogen wird über ein Computernetzwerk (in der Regel das Internet) zugestellt.

• Der Fragebogen wird auf einem Bildschirm in schriftlicher Form präsentiert.

• Der Befragte beantwortet die Fragen eigenständig in schriftlicher Form.

21 Eichhorn, Wolfgang (2004): Online-Befragung. Methodische Grundlagen, Problemfelder, praktische Durchführung. Online-Publikation. München. Online unter: http://wolfgang-eichhorn.com/cc/onlinebefragung-

rev1.0.pdf (Stand: 12.06.2014), S. 1. 22 Vgl. ebd. S. 2.

Page 23: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

18

Die Online-Befragung ist eine Methode, die ihren Einsatz vor allem im Bereich der

Organisationsforschung23

findet (Weber/Brake 2005: 61). Sie dient unter anderem als

geeignete Methode zur Befragung von Mitarbeitern, Mitgliedern und dient damit auch der

internen Kommunikation. Kühl betont, dass es sich dabei keinesfalls um eine neue Methode

der empirischen Sozialforschung handelt, sondern mehr um eine Form der Befragung, die im

Zuge der globalen Dynamik hinsichtlich Technologie und Medien immer mehr Vorteile mit

sich bringt. Im Vordergrund steht eine schnellere Datenübermittlung des Fragebogens wie

auch eine schnellere Antwort-Rück-Übertragung (ebd.: 63).

Zusammengefasst können Online-Befragungen E-Mail- oder web-basiert stattfinden.

Unterscheidungen werden dabei bezüglich der Zugänglichkeit und der Art der Beantwortung

getroffen. Vorteile der Online-Befragung gegenüber der schriftlichen Befragung ergeben sich

hinsichtlich des Zeitaufwandes und des finanziellen Aufwandes (vgl. Taddicken 2008: 55). Es

fallen weder Druck- noch Verteilungskosten an, die Teilnehmer können in kürzester Zeit

erreicht werden (Weber/Brake 2005: 75). Außerdem erhält der Forschende ein einheitliches

Schrift-Bild von Antworten und er unterliegt nicht einer schwierigen Entzifferung von

verschiedenen Handschriften.

Kühl unterscheidet24

drei verschiedene Charakteristika der Online-Befragung (2005: 64):

Es werden Fragebögen online ausgefüllt, welche auf einem Server gespeichert sind.

Es werden Fragebögen von einem Server heruntergeladen und via E-Mail

zurückgesendet.

Der Fragebogen wird per E-Mail zu- und zurückgesendet.

In Kapitel 4 Auswertung werden neben den einzelnen Untersuchungsschritten der

durchgeführten Online-Befragung auch ein Überblick über Zielgruppe und Teilnehmer der

Befragung gewährleistet. Anhand dieser Daten wird dann eine spezifische Erklärung darüber

abgegeben, weshalb, unter Berücksichtigung der genannten Kennzeichen und Vorteile, die

Online-Befragung als Methode für diese Studie verwendet wurde.

23Grund für diese steigende Nutzung sind zwei Entwicklungen. Zum einen ist es eine zunehmende Nutzung von

Informationstechnologien in Organisationen. Zum anderen schließen sich immer mehr Organisationen netzwerklich zusammen (vgl. Kühl 2005: 60f). 24Diese Kennzeichen werden hinsichtlich der Arbeiten des Arbeitskreises Deutscher Markt- und

Sozialforschungsinstitute (ADM) aus dem Jahr 2001 getroffen.

Page 24: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

19

3.1.2 Das teil-narrative Interview

Zunächst jedoch, wird im Folgenden die verwendete qualitative Methode, das teil-narrative

Interview, näher erläutert.

„Das teil-narrative Interview ist ein Interview, das sich aus dem narrativen Interview ableitet,

aber Rückfragen durch die interviewende Person erlaubt sind, es wechseln sich daher

Erzählpassagen mit Frage-Antwort-Passagen ab.“25

Das teil-narrative Interview ist eine Methode der multivarianten Interviewform.

Charakteristisch für diese Form ist eine Flexibilität hinsichtlich des Interviewers. Während

dieser sich bei einem narrativen Interview vollständig an den Interviewleitfaden hält und der

Grad an Fremdstrukturierung minimal ist, sind bei einem teil-narrativen Interview

abweichende Fragen wie zum Beispiel Verständnisfragen, Rückfragen oder nicht eingeplante

Fragen möglich. Dies hat den Vorteil auf ungeahnte Sachverhältnisse oder komplexe Details

seitens der zu interviewenden Person näher einzugehen, da dies für die gesamte

Forschungsfrage interessant sein könnte26

.

Daher bietet sich das leitfadengestützte teil-narrative Interview vor allem für die vorliegende

Forschungsarbeit an, indem „in der weiten Tradition von Fritz Schütze die Befragten zum

Erzählen, Erzählen und nochmals Erzählen aufgefordert werden, um somit ein umfassendes

und sehr ergiebiges Textmaterial zu erhalten, in dem sich dann der rekonstruktive

Sozialforscher mit seinen hermeneutischen und phänomenologischen Analysen regelrecht

austoben kann.“27

In den nun folgenden Kapiteln wird auf die einzelnen Untersuchungsschritte der beiden

Methoden näher eingegangen.

25 Heistinger, Andrea (WS 2006/2007): Qualitative Interviews – Ein Leitfaden zur Vorbereitung und

Durchführung inklusive einiger theoretischer Anmerkungen. Online unter: https://ksreussbuehl.lu.ch/-

/media/KSReussbuehl/Dokumente/Ausbildung/Fachschaften/Sport/061102durchfhrung_von_interviews_1.pdf

(Stand: 13.06.2014), S. 5. 26 Vgl. ebd. S. 4. 27 Heistinger, Andrea (WS 2006/2007): Qualitative Interviews – Ein Leitfaden zur Vorbereitung und Durchführung inklusive einiger theoretischer Anmerkungen. Online unter: https://ksreussbuehl.lu.ch/-

/media/KSReussbuehl/Dokumente/Ausbildung/Fachschaften/Sport/061102durchfhrung_von_interviews_1.pdf

(Stand: 13.06.2014), S. 1f.

Page 25: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

20

3.2 Untersuchungsschritte

3.2.1 Durchführung der Online-Befragung

Wie in Kapitel 3.1.1 zur Methode der Online-Befragung bereits erklärt, finden diese einen

besonderen Einsatz in der Organisationsforschung, wie auch im Bereich der internen

Kommunikation für Mitglieder in Organisationen oder auch Mitarbeitern in Unternehmen und

gibt Aufschlüsse über beispielsweise Mitarbeiterzufriedenheit und Befinden im Unternehmen.

Unter der Berücksichtigung meiner persönlichen Anstellung als ehrenamtliches Mitglied im

Vorstand des Lateinamerika Institut Kärntens ergab sich die Möglichkeit einer Online-

Befragung sämtlicher Newsletter-Abonnenten. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass nicht nur

interne Mitglieder befragt wurden, sondern auch eine interessierte Öffentlichkeit ihre

Meinung zum Erscheinungsbild der Kommunikation nach außen abgeben konnten. Die

Online-Befragung zur Öffentlichkeitsarbeit des Institutes soll als Ergänzung im Sinne einer

explorativen Studie exemplarisch zur Gesamtstudie und damit auch zur Gesamtaussage

beitragen.

Die Online-Befragung erfolgte web-basiert, indem über das Online-Survey-Portal Survey

Monkey28

eine Umfrage erstellt wurde. Der Link der Online-Umfrage wurde dann via

Newsletter an insgesamt 554 Newsletter-Abonnenten versendet. Über die Abonnenten selbst

existieren keine persönlichen Grunddaten mit Ausnahme des jeweiligen Namens und der E-

Mail Adresse. Auch ist nicht klar, wie viele Mitglieder schlussendlich zu den Abonnenten

gehören.

Die Umfrage gestaltete sich aus vier Persönlichkeitsfragen bezüglich Alter, Nationalität,

Geschlecht und Sprachkenntnisse und aus fünf folgenden Eigenschafts- und Meinungsfragen:

Wie haben Sie über das Lateinamerika Institut Kärnten erfahren?

Über welche Medien holen Sie allgemein am häufigsten Informationen ein?

Auf einer Skala von 1 bis 6: Wie wichtig erachten Sie es für einen interkulturellen

Verein, wie die Lateinamerikagesellschaft, aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben?

Welche Bedeutung schreiben Sie den folgenden Zielen, Aktivitäten und Leistungen

eines interkulturellen Vereins zu?

Wie groß betrachten Sie die Herausforderung eines Vereins, mit der Öffentlichkeit zu

kommunizieren, hinsichtlich des Aspektes der Interkulturalität?

28https://de.surveymonkey.com/.

Page 26: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

21

Nach einem ersten Versand des Umfrage-Links und einer Rückmeldefrist von 4 Wochen fiel

die Teilnehmerzahl mit 31 Personen gering aus. Damit wurde eine zweite Phase eingeleitet.

Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Organisation um einen interkulturellen Verein

handelt und die Mitglieder, wie auch die interessierte Öffentlichkeit unterschiedlicher

Nationalitäten entstammen wurde der Fragebogen auch auf spanisch erstellt und nochmals an

alle 554 Abonnenten versendet. Nach einer weiteren Rückmeldefrist von 4 Wochen haben 5

weitere Personen teilgenommen. Insgesamt 39 Personen nahmen an der Studie teil.

An dieser Stelle sollte nochmals betont werden, dass die Befragung an insgesamt 554

Abonnenten versendet wurde. Da somit weniger als ein Zehntel sich an der Befragung

beteiligt haben wäre eine Überlegung nötig, wie diese rege Anzahl an Teilnehmern gewertet

werden kann. Die Vermutung beläuft sich darauf, dass das Abonnieren eines Newsletters

immer auch mit einer Form von Unverbindlichkeit einhergeht. Ein Abonnent ist nicht

unbedingt auch ein Mitglied oder eine Person, die Veranstaltungen und sonstige Aktivitäten

des Vereins besucht. Und auch ein festes Mitglied ist nicht unbedingt auch ein Newsletter-

Abonnent. Unter 554 Abonnenten besteht die Möglichkeit, dass mehr als die Hälfte keinen

Bezug zum dem Institut hat. Auch kann die Aktualität der jeweiligen Mail-Adresse nicht

kontrolliert werden, daher ist es möglich, dass nicht einmal alle Abonnenten mit dieser

Befragung erreicht wurden. Ausgehend von diesen Faktoren kann die Zahl 39 durchaus als

eine angemessene Teilnahme bewertet werden, die erheblich und aussreichend zu dieser

Auswertung der Ergebnisse beiträgt.

3.2.2 Durchführung der Interviews

Für das Interview wurden die Obmänner und Obfrauen der jeweiligen

Freundschaftsgesellschaften wie auch eine PR-Mitarbeiterin befragt. Die Selektion der

Freundschaftsgesellschaften wurde durch folgende Faktoren bestimmt: Geografische

Entfernung und Vereinsgröße. Diese sollte für einen anschließenden Vergleich möglichst

variieren. Die Interviews erfolgten sowohl persönlich als auch via Skype. Nachstehende

Gesellschaften wurden ausgewählt und in folgender chronologischer Reihenfolge interviewt:

Österreichisch-Kanadische Gesellschaft

Dante Alighieri Gesellschaft

Österreichisch-Russische Gesellschaft

Page 27: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

22

Interkulturelles Zentrum Wien29

Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft

Mit der Hilfe des nachstehenden Interviewleitfadens wurden die Interviews durchgeführt:

Einstiegsfrage:

Wie beschreiben Sie den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen Kulturverein und

einer bilateralen Freundschaftsgesellschaft?

Öffentlichkeitsarbeit:

Wie pflegen Sie die Verbindungen zwischen Österreich und dem Ausland?

Welche Art von Öffentlichkeitsarbeit wird betrieben?

Gibt es aktive Leistungen oder Unterstützungen seitens der Mitglieder?

In wie weit stellt sich der interkulturelle Aspekt als Herausforderung für die

Öffentlichkeitsarbeit dar?

Herausforderung Interkulturelle Kommunikation:

Gibt es Schwierigkeiten hinsichtlich der Kommunikation z. B. innerhalb des

Vorstandes?

Welchen Stellenwert haben interkulturelle Kompetenzen bei Ihnen, hinsichtlich der

Arbeit in Ihrem Verein?

Schlussfrage:

Wie nehmen Sie selbst Ihren Verein wahr?

Was sind Ihre Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft?

Im Anschluss erfolgte die Auswertung der insgesamt fünf Interviews nach der Methode von

Alfred Schütze (Küsters 2006: 77):

„Die Analyse narrativer Interviews nach dem Verfahren von Schütze (1983) gliedert sich in die Abfolge

von sechs Arbeitsschritten: 1. formale Textanalyse, 2. strukturelle inhaltliche Beschreibung der

Darstellungsstücke, 3. Analytische Abstraktion, 4. Wissensanalyse, 5. Kontrastive Vergleiche

unterschiedlicher Interviewtexte, 6. Konstruktion eines theoretischen Modells […]. Die Schritte 1. Bis

4. Dienen der Analyse eines Falles, also eines Interviews, während die Schritte 5. Und 6. Die

Einzelanalyse aller Interviews eines Samples zusammenführen. Zunächst wird also jeder Fall für sich

ausgewertet, bevor Vergleiche zwischen den Fällen vorgenommen werden.“

29Das Interkulturelle Zentrum Wien zählt nicht zur Kategorie der Freundschaftsgesellschaften. Dennoch

beinhaltet dieses den interkulturellen Aspekt hinsichtlich der Öffentlichkeitsarbeit und trägt damit ebenfalls zu

dieser empirischen Studie bei.

Page 28: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

23

Folglich wurde jedes analysierte Interview in seine Hauptaussagen unterteilt. Anschließend

wurden die einzelnen Hauptaussagen aller Interviews miteinander verglichen und gleiche

Themen zu einer jeweiligen Hauptkategorie zusammengefasst. Daraus entstanden sieben

Hauptkategorien, deren Deutung und Analyse einer anschließenden Zusammenfassung und

Interpretation hinsichtlich der Beantwortung der zentralen Fragestellungen dient.

4. Auswertung

4.1 Ergebnisse der Online-Befragung

Das folgende Unterkapitel widmet sich den Studienergebnissen der Online-Befragung. Zur

Auswertung werden zunächst die Grunddaten der Teilnehmer zusammengefasst. Im

Anschluss daran werden die fünf geschlossenen Fragen behandelt und ausgewertet. Die

Fragen wurden zum Teil miteinander in Beziehung gestellt, zum anderen wurden sie einzeln

behandelt. Dabei bildeten sich folgende Themen heraus: Nutzung von Medienkanälen als

Informationszentrale, die Bedeutung der PR, die Priorität der Vereinsaktivitäten, sowie die

Dialogkommunikation als Herausforderung. Im Rahmen der Erhebung der Online-Befragung

soll an die Aktivitäten des Lateinamerika Institut Kärntens angeknüpft und Verbindungen

gezogen werden. Die Erkenntnisse aus diesem Fragebogen fließen in die Entwicklung der sich

anschließenden Interviews ein.

4.1.1 Grunddaten zu den Teilnehmern

Insgesamt nahmen 39 Teilnehmer an der Online-Befragung teil. Die Mehrheit der Teilnehmer

mit 61% ist 50 Jahre und älter. Gerade einmal 3% sind zwischen 18 und 20 Jahren. 35% sind

zwischen 21 und 49 Jahren alt. Von diesen Teilnehmern sind 52% weiblichen und 49%

männlichen Geschlechts. Insgesamt 25 Teilnehmer besitzen die österreichische

Staatsbürgerschaft, zwei die brasilianische, drei jeweils die portugiesische, deutsche und

peruanische Staatsbürgerschaft, und zwei Teilnehmer weisen eine Doppelstaatsbürgerschaft

vor: Österreich und Brasilien, Österreich und Argentinien.

Page 29: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

24

4.1.2 Nutzung von Medienkanälen als Informationszentrale

In dieser Kategorie sollen zwei Fragen der Online-Befragung nähere Informationen über die

Nutzung von Medienkanälen als Informationszentrale, seitens der Teilnehmer, geben. Der

Hintergrundgedanke liegt darin, herauszufinden, über welche Medienkanäle die jeweilige

Zielgruppe und potenzielle neue Bezugsgruppen wie zum Beispiel Mitglieder erreicht werden

können.

Bei der Frage über welches Medium die Teilnehmer über das Lateinamerika Institut

Kärnten erfahren haben (vgl. Abbildung 3), gaben 75% an, über Freunde und Bekannte.

36% haben Informationen über das Internet erhalten und nur 4 % erfuhren von dem Verein

über Flugblätter wie zum Beispiel Flyer. Zusammengefasst überwiegt in diesem Fall die

Sprache als Medium.

Abbildung 3: Online-Befragung, Frage 1: Wie haben Sie über das Lateinamerika Institut Kärnten erfahren? (N=39)30

30 Screenshot durch den Verfasser.

Page 30: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

25

Des Weiteren wurde gefragt (vgl. Abbildung 4),über welche Medien die Teilnehmer sich

allgemein am häufigsten Informationen einholen. Interessanterweise gab die Mehrheit mit

84% an, dass sie das Internet als Hauptinformationsquelle nutzen. Etwas mehr als die Hälfte

nutzt Printmedien wie Zeitschriften oder Zeitungen und das Fernsehen als

Informationsmedien. Gerade mal 13% verschaffen sich Informationen über öffentliche Druck-

Erzeugnisse wie Flyer oder Plakate und eine Minderheit von 6% gab an, dass sie sich mobil

über das Handy Informationen einholen.

Abbildung 4: Online-Befragung, Frage 2: Über welche Medien holen Sie allgemein am häufigsten Informationen ein?

(N=39)31

Die Erhebung bietet eine Einsicht in das Medien-Nutzen-Verhalten. Damit kann ein Vergleich

zu Frage 1 gezogen werden. Daraus ergibt sich, dass die Teilnehmer das Internet als häufigste

Quelle der Informationsbeschaffung nutzen, jedoch nur 36 % haben über das Lateinamerika

Institut über das Internet erfahren.

Demzufolge bleibt die Frage offen, ob der Verein den Internet-Auftritt effektiv nutzt, um

nicht nur seine aktuellen Bezugsgruppen anzusprechen, sondern auch um neue Zielgruppen

erreichen zu können.

31 Screenshot durch den Verfasser

Page 31: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

26

4.1.3 Bedeutung von PR für einen interkulturellen Verein

Sobald ein Verein Aktivitäten, Programme und Leistungen anbietet, kommuniziert dieser mit

der Öffentlichkeit. Solch eine Kommunikation nach außen kann durch die Umwelt unbewusst

oder auch bewusst aufgenommen und als aktive Öffentlichkeitsarbeit bezeichnet werden.

Abbildung 5 gibt Auskunft über die Wertigkeit von Öffentlichkeitsarbeit für einen

interkulturellen Verein seitens der Teilnehmer. Mehr als die Hälfte mit 57% gab an, dass sie

aktive Öffentlichkeitsarbeit als wichtig bis unverzichtbar ansehen. 43% gaben an, dass die

Dialogkommunikation kein unverzichtbarer Teil der Vereinsaktivitäten sei. Wobei hier zu

erwähnen ist, dass gerade mal 7% diese als komplett unwichtig ansehen.

Abbildung 5: Online-Befragung, Frage 3: Wie wichtig erachten Sie es für einen interkulturellen Verein, wie die Lateinamerikagesellschaft, aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben? (1= unwichtig; 6=unverzichtbar) (N=39)32

32 Screenshot durch den Verfasser.

Page 32: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

27

4.1.4 Priorität der Vereinsaktivitäten

Mit dem Beitritt zu einem Verein oder dem Interesse an dessen Aktivitäten ist immer auch

eine Erwartungshaltung verbunden (vgl. Kapitel 2.4 Der Stakeholder-Ansatz). Ein Mitglied

stellt sich also zum Beispiel die Frage: Was für Ziele verfolgt der Verein? Wen oder was

unterstützt der Verein? Erfüllen die Vereinsaktivitäten meine Erwartungen und lohnt es sich

finanziell oder auch sachlich den Verein zu unterstützen?

Aus diesem Grund wurde anhand von Abbildung 6 überprüft, welche Ziele, Leistungen und

Aktivitäten für die Teilnehmer bei einem interkulturellen Verein wie das Lateinamerika

Institut Kärnten wichtig sind. Interessant ist dabei das Ergebnis, dass knapp die Hälfte die

Pflege internationaler Beziehungen, Fremdsprachenvermittlung, Organisation von

Veranstaltungen, Unterstützung sozialer Projekte und Organisation interkultureller

Austauschtreffen als sehr wichtig empfinden. Nur 3% gaben an, dass die

Fremdsprachenvermittlung und Veranstaltungen nicht so wichtig sind. Am wichtigsten und

damit unverzichtbar jedoch sind für 38% die Pflege und der Aufbau internationaler

Beziehungen.

Abbildung 6: Online-Befragung, Frage 4: Welche Bedeutung schreiben Sie den folgenden Zielen, Aktivitäten und Leistungen eines interkulturellen Vereins zu? (1= unwichtig; 6=unverzichtbar) (N=39)33

33 Screenshot durch den Verfasser.

Page 33: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

28

4.1.5 Dialogkommunikation als Herausforderung

Abbildung 7 soll zeigen, inwieweit die Teilnehmer die Kommunikation eines Vereines mit

seiner Umwelt als eine Herausforderung sehen bezüglich des interkulturellen Aspektes als

Eigenschaft von Freundschaftsgesellschaften.

Die wenigsten mit 3% gaben an, dass sie die Dialogkommunikation hinsichtlich des

interkulturellen Aspektes als keine Herausforderung ansehen. Für hingegen knapp die Hälfte

und damit die Mehrheit stellt die Pflege internationaler Beziehungen und damit auch die

interkulturelle Dialogkommunikation eine ständige Herausforderung dar. Für 21 % ist der

interkulturelle Dialog eine enorme Herausforderung.

Abbildung 7: Online-Befragung, Frage 5: Wie groß betrachten Sie die Herausforderung eines Vereins mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, hinsichtlich des Aspektes der Interkulturalität? (N=39)34

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass für die Mehrheit der befragten Teilnehmer

dieser Online-Befragung die Kommunikation mit anderen Nationen, aber auch die interne

Kommunikation hinsichtlich der vermischten Kulturen im Verein (Mitglieder, der Vorstand)

als nicht einfach empfunden wird. Umso höher steigt damit der Stellenwert einer effektiven

Öffentlichkeitsarbeit für eine Freundschaftsgesellschaft. Dies bestätigt die Aussage der

Erhebung von Frage 3 hinsichtlich der Wertigkeit von Öffentlichkeitsarbeit. Auch hierbei gab

die Mehrheit an, dass Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Beitrag für eine erfolgreiche

Vereinsarbeit leistet, demzufolge sie für die interkulturelle Kommunikation ein

unverzichtbares Fundament bildet.

34 Screenshot durch den Verfasser

Page 34: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

29

Die Auswertung dieser Online-Befragung soll einen Einblick in das Verhältnis zwischen dem

Verein und der interessierten Öffentlichkeit geben. Zusammenfassend hat sich herausgestellt,

dass das Selbstbild des eigenen Vereins vielleicht nicht immer jenes ist, welches die

Öffentlichkeit teilt. Es bestätigt damit die Theorie, dass es sich bei der Öffentlichkeitsarbeit

keinesfalls, um einen einseitigen Akt handelt, sondern um Wechselbeziehungen. Die

wichtigste Rolle spielen hierbei die Bezugsgruppen (vgl. Kapitel 2.1 und 2.4).

Page 35: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

30

4.2 Ergebnisse der Interviews

Die Namen der Befragten werden in der vorliegenden Arbeit und nach Absprache mit den

interviewten Personen bis auf das Geschlecht anonym behandelt. Anstelle der jeweiligen

Nachnamen werden Pseudonyme in Form von Buchstaben verwendet. Demzufolge gilt:

Österreichisch-Kanadische Gesellschaft – Herr A;

Dante Alighieri Gesellschaft – Frau B;

Österreichisch-Russische Gesellschaft – Herr C;

Interkulturelles Zentrum – Frau D;

Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft – Herr E.

4.2.1 Metadaten zu den Organisationen

Diese erste Hauptkategorie soll einen Überblick über die jeweiligen Strukturen und Statuten

der befragten Freundschaftsgesellschaften geben. Dies ermöglicht außerdem für die

anschließende Zusammenfassung und Interpretation, die jeweiligen Aussagen der Vereine in

ein Verhältnis zu deren Gegebenheiten wie Vereinsgröße, Anzahl der Mitglieder und so

weiter, setzen zu können.

Die Österreichisch-Kanadische Gesellschaft35

hat ihren Sitz in Wien und wurde im Jahr

2013 gegründet. Sie hat das Ziel, die Beziehung zwischen Österreich und Kanada zu pflegen.

Durch fortlaufende Veranstaltungen sollen sowohl gegenseitiges Verständnis als auch das

Wissen übereinander gepflegt und gesichert werden. Die Gesellschaft versucht sowohl nach

außen tätig zu sein, indem sie KanadierInnen in Österreich unterstützen als auch

ÖsterreicherInnen Kontakte nach Kanada ermöglichen. Der Obmann selbst bezeichnet die

Gesellschaft, aufgrund der Mitgliederzahl, als einen kleinen Verein. Diese schwankt zwischen

85 und 95 Mitgliedern. (Transkript 1)

Die Dante Alighieri Gesellschaft Klagenfurt36

, wurde im Jahr 1947 gegründet und ist

seitdem in der Stadt Klagenfurt tätig. Der offizielle und internationale Name der Gesellschaft

lautet Società Dante Alighieri Klagenfurt. Sie ist ein weltweit verbreitetes Vereinsnetzwerk,

dass im Jahr 1889 in Italien und zur Unterstützung der Emigranten im Ausland gegründet

35Sämtliche Informationen bezüglich Statuten, Leitbild und Aktivitäten können der aktuellen Homepage entnommen werden: www.austria-canada.com (Stand: 29.03.2013). 36Sämtliche Informationen bezüglich Statuten, Leitbild und Aktivitäten können der aktuellen Homepage

entnommen werden: www.dante-klagenfurt.at (Stand: 29.03.2013).

Page 36: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

31

wurde. Die Dante Alighieri Gesellschaften bieten weltweit Sprachkurse und

Kulturveranstaltungen, wie auch Kulturfahrten nach Italien an. In Österreich dient sie vor

allem als Schnittstelle, nicht nur, um die kulturellen Beziehungen zu pflegen. Die Gesellschaft

legt einen besonderen Wert auf die Geschichtsvermittlung sowohl über Italien, als auch über

Österreich, um ein grundlegendes Verständnis für die jeweils andere Kultur zu erreichen. Die

Gesellschaft ist kein staatlicher Verein und lebt daher ohne jegliche Subventionen. Finanzielle

Unterstützung erhält die Gesellschaft durch 650 Mitglieder.

Die Österreichisch-Russische Gesellschaft37

, kurz ORFG (Österreichisch Russische

Freundschaftsgesellschaft), hat ihren offiziellen Sitz in Wien und wurde Ende der 1990er

Jahre gegründet. Die Organisation verwirklicht ihre Projekte in enger Zusammenarbeit mit

der russischen Botschaft. Sie zählt circa 70 Mitglieder (Transkript 3). Die Arbeit des Vereins

dient sowohl der gegenseitigen Völkerverständigung zwischen Russland und Österreich als

auch der Förderung und Entwicklung von Projekten in Form von Veranstaltungen, Seminaren

und sonstiger Aktivitäten.

Das Interkulturelle Zentrum38

definiert sich als Verein, hat seinen Sitz in Wien und setzt

sich für die Begegnung von Menschen verschiedenster Kulturen, grenzüberschreitende

Zusammenarbeit in Schulen und das Diversity Management in Österreich ein. Der Verein

wurde im Jahr 1987 gegründet und finanziert sich durch Subventionen, Spenden, Sponsoren,

Förderern, Projekte und Veranstaltungen. Der Verein bietet interkulturelle Aus- und

Weiterbildungen, Workshops, Seminare und auch Lehrgänge an.

Die Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft39

hat seinen Sitz in Wien und ist Mitglied

des Dachverbandes PAN. Der Obmann des Vereins ist selbst offizieller Vizepräsident des

Dachverbandes. Die Tätigkeiten des Vereins erstrecken sich sowohl auf Österreich als auch

auf Fidschi. Der Verein selbst beabsichtigt nicht die Bildung und Verzweigung weiterer

Österreichisch-Fidschianischen Gesellschaften. Die Gesellschaft bemüht sich um die Kontakt-

und Beziehungspflege zwischen Österreich und Fidschi sowie die Wissensvermittlung mit

dem Ziel eines gegenseitigen Völkerverständnisses. Diese Ziele verfolgen die Gesellschaft in

Form von Veranstaltungen, Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen. Die Finanzierung

37Sämtliche Informationen bezüglich Statuten, Leitbild und Aktivitäten können der aktuellen Homepage

entnommen werden: www.ofrg.net (Stand: 29.03.2013). 38Sämtliche Informationen bezüglich Leitbild und Aktivitäten können der aktuellen Homepage entnommen

werden: www.iz.or.at (Stand: 29.03.2014). 39

Sämtliche Informationen bezüglich Statuten, Leitbild und Aktivitäten können der aktuellen Homepage

entnommen werden: www.oefig.hermann-mueckler.com (Stand: 29.03.2013).

Page 37: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

32

des Vereins verläuft ausschließlich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Subventionen,

Kuratoriumsbeiträgen und Einschaltungen.

4.2.2 Leistungsangebot und Aktivitäten

Freundschaftsgesellschaften bieten sowohl ihren Mitgliedern, als auch einer interessierten

Öffentlichkeit immer wieder bestimmte Leistungsangebote, Aktivitäten und Unternehmungen.

Grund dafür sind die Bindung und das Wirken der Gesellschaften nach außen. Dies lässt sich

am Beispiel des Sponsorings verdeutlichen. Sponsoren stellen finanzielle oder auch sachliche

Mittel zu Verfügung und erwarten dafür eine bestimmte Gegenleistung. Wie in dem Kapitel

Sponsoring erwähnt wurde kann damit beispielsweise eine Platzierung des Firmenlogos auf

einer Veranstaltung gemeint sein. Auch Mitglieder eines Vereins, die jährlich ihre Spende

abgeben, erwarten ein Leistungsangebot seitens der Organisation.

Bei der Österreichisch-Kanadischen Gesellschaft besteht der Fokus darin, Österreich den in

Österreich lebenden Kanadier näher zu bringen. „Wir bieten also ein eher Kanadier

orientiertes Programm an. Das war zum Beispiel ein Besuch der Staatsoper hinter der Bühne.“

(Transkript 1). Des Weiteren ist die Gesellschaft darum bemüht, auch etwas für eine

interessierte Öffentlichkeit zu machen. „Dann gibt es noch etwas, einmal im Monat gibt es

einen Stammtisch der offen ist für alle in Wien lebenden Kanadier. Nicht nur für unsere

Mitglieder und das hat sich ganz gut bewährt [...].“ (Transkript 1)

Die Dante Alighieri Gesellschaft legt ihren Schwerpunkt des Leistungsangebotes auf einen

dynamischen Austausch zwischen Österreicher und Italiener:

„Wir machen also einmal im Monat einen offenen Abend, da kann jeder mit einem gemütlichen

Abendessen kommen und da kann jeder sprechen. Das ist das, was die Leute hier wollen. Sie wollen

reden. Wir unterstützen also Italiener, die hier herkommen, Arbeit suchen oder Arbeit gefundene haben, Kinderbetreuung suchen oder überhaupt Deutsch lernen wollen. Wir arbeiten hier sehr viel mit Tandem,

das heißt, Leute, die schon Italienisch können und mit Leuten, die am Deutsch lernen sind, also die

unterstützen sich gegenseitig. Das ist ökonomisch auch sehr vorteilhaft und bringt verhältnismäßig viel,

weil wenn ich zwei zu zwei habe, ist das besser, als wenn ich hier acht oder zehn Leute im Kurs habe.

Das hat eine andere Dynamik.“ (Transkript 2)

Eine weitere Variante, auf welche Art und Weise man eine bindende Wirkung erzielen kann,

zeigt die Österreichisch-Russische Gesellschaft. Denn der Verein organisiert viele Aktivitäten

sowohl in Österreich als auch in Russland.

„Wir machen Schüler- und Studentenaustausch, wir machen Bildungsreisen, wir organisieren auch

Wirtschaftstreffen, wir organisieren in St. Petersburg für steirische Wirtschaftstreibende, auch für die

burgenländische Wirtschaftsform, für die Weinwirtschaft, aber in erster Linie sind wir kulturell tätig, wobei wir auch gesellschaftspolitisch unterwegs sind. [...] Wir sind im Bereich humanitäre Hilfe aktiv, wir bringen

Medikamente nach Russland.“ (2013: 3)

Page 38: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

33

Deutlich wird auch, dass jede einzelne Gesellschaft ihr Leistungsangebot unterschiedlich und

vor allem ausgerichtet auf die Bedürfnisse der sie umgebenden Gesellschaft und

Gegebenheiten gestaltet. Dies zeigt, dass die jeweiligen Aktivitäten auch in Verbindung mit

einer effektiven Stakeholder-Kommunikation stehen können (vgl. Kapitel 2.4).

4.2.3 Der Dialog mit den Stakeholdern

Wie schon in Kapitel 2.1.3 Der Stakeholder-Ansatz verdeutlich werden konnte, ist der Non-

Profit Sektor abhängig von seinen jeweiligen Bezugsgruppen. Um auf der wirtschaftlichen

Ebene bestehen zu können, sind besonders Vereine finanziell nicht nur abhängig von deren

Mitgliedsbeiträgen, sondern auch von Kooperationspartnern, Sponsoren oder der Regierung.

Das Überleben des Vereins ist abhängig von Partnern und Kooperationen, aufgrund

finanzieller Unterstützungen. Diese Theorie wird auch von den einzelnen

Freundschaftsgesellschaften bestätigt, wie folgende Aussagen zeigen:

„Wir haben Mitglieder, die zum Beispiel für Banken arbeiten oder große

Rechtsanwaltsfirmen. Und auch Leute, die im Hotel tätig sind, die uns dann zu Nullkosten

oder sehr günstigen Bedingungen Meeting-Räume zur Verfügung stellen. Das ist schon sehr,

sehr wichtig, denn ich meine, wir sind ganz gut finanziert, aber wir schwimmen nicht in

Geld.“ (Transkript 1) „Wir sind jetzt dabei das ein bisschen umzustellen. Weil, wenn wir

mehr Italiener haben, wollen wir denen auch erzählen, wie das hier bei uns ist.“ (Transkript 2)

„Es gibt in Russland eine Russisch-Österreichische Gesellschaft […]. Mit dieser kooperieren

wir, aber wir kooperieren auch mit Hochschulen dort. Mit Kulturinstituten, mit allem

möglichen.“ (Transkript 3)

„Da sind wir natürlich ganz stark angewiesen auf die öffentliche Hand, auf Ministerien und

auf Stiftungen, auf Partner aus der Wirtschaft, auf Wirtschaftstreibende, die sagen, das gefällt

uns und auf all jene, die uns unterstützen und das ist immer eine Herausforderung.“

(Transkript 4)

Die Gesellschaften weisen damit unterschiedliche Herangehensweisen auf, wie man

versuchen kann, seine Zielgruppe zu erreichen. Bei der Planung von Veranstaltungen und

Beschaffung von Ressourcen profitiert die Österreichisch-Kanadische Gesellschaft unter

anderem von der beruflichen, gesellschaftlichen Stellung ihrer Mitglieder. Ein ebenso

wichtiger Aspekt kristallisiert sich aus der Aussage der Dante Alighieri Gesellschaft: Das

Programm, welches man anbietet, sollte auf die jeweilige Bezugsgruppe, die man ansprechen

möchte, abgestimmt sein. Die Tatsache, dass immer mehr Italiener aus privaten und

Page 39: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

34

wirtschaftlichen Gründen nach Österreich kommen veranlasst die Gesellschaft daher ihr

Leistungsprogramm umzustellen. Zusammenfassend lässt sich also sagen, wie auch Luthe

schon gezeigt hat, dass unterschiedliche Bezugsgruppen auf unterschiedliche Art und Weise

gezielt angesprochen werden müssen. Immer mit dem Ziel, dass diese einzelnen

Verbindungen zu den Stakeholdern Ressourcen für die Organisation ermöglichen und

bereitstellen (vgl. Luthe1994: 36).

4.2.4 Anwendung und Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit

In dieser ersten Hauptkategorie soll die Frage beantwortet werden, inwieweit

Öffentlichkeitsarbeit in der jeweiligen Freundschaftsgesellschaft eine Rolle spielt. Mit dieser

Kategorie wird somit das Ziel verfolgt, herauszufinden, ob gezielte Öffentlichkeitsarbeit

generell als Wichtig empfunden wird oder nicht und inwieweit diese eine Anwendung findet.

Die Österreichisch-Kanadische Gesellschaft nimmt hierzu wie folgt Stellung:

„Schauen Sie, das ist bei uns kein wirklich großes Thema. Was im Jahr für Kanada gemacht wird, das

macht eigentlich die Botschaft und wir bemühen uns eigentlich, mit durchschnittlichem Erfolg, die

Mitglieder zu motivieren, sich regelmäßig zu treffen und auszutauschen. […] Aber wie gesagt, echte

Pressearbeit oder Presseaussendungen und ähnliches machen wir nicht.[…] Ja da muss ich ganz ehrlich sagen, sind wir eigentlich zu klein. […] Wir versuchen es eher mit persönlichen Gesprächen, aber ich

muss ehrlich sagen mit nicht großem Erfolg.“ (Transkript 1)

Die Dante Alighieri Gesellschaft äußert sich folgendermaßen: „Das ist eine gute Frage, denn

das ist hier sehr schwer. […] Öffentlichkeitsarbeit ist also sicher etwas, das im Arm ist, weil

wir ja ehrenamtlich arbeiten, wir haben alle einen Job. Ich kann mich viel zu wenig um das

kümmern, weil ich schauen muss, dass hier verwaltungsmäßig und auch organisatorisch die

Sache läuft.“ (Transkript 2)

Die Österreichisch-Russische Gesellschaft sagt: „Absolut wichtig, aber wir haben den Zugang

nicht. Wir haben keine kompetenten Leute, das fällt uns ein bisschen schwer.“ (Transkript 3)

Das Interkulturelle Zentrum nimmt folgende Position ein: „Also ich denke ohne

Öffentlichkeitsarbeit kommt man nicht aus. […] Also Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig und

wichtig, denn das ist ja ein wesentlicher Teil der Aktivitäten, die man macht und die Kanäle

sind einfach unterschiedlich und je nachdem, wen man hat und wen man erreichen will, muss

man sich überlegen: Wie mache ich das? Wie erreiche ich das?“ (Transkript 4). Und auch die

Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft erklärt:

„Ja, absolut. Wir wollen ja auch, dass Leute zu unseren Veranstaltungen kommen nur wenn Leute zu

unseren Veranstaltungen kommen kann man auch einen Topf hinstellen und sagen bitte werft da ein

bisschen was hinein. […] also damit ist Öffentlichkeitsarbeit einmal sehr wichtig. Wie machen wir sie?

Sehr wenig.[…]Öffentlichkeitsarbeit kann man selber steuern und ist etwas, das ich auch in meiner

Page 40: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

35

Eigendynamik entwickeln kann und ich habe die Kontrolle darüber Medienarbeit in den eigenen

Händen tragen zu können. Aber ich gebe Ihnen recht, Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig und das möchte

ich mit drei Ausrufezeichen versehen.“ (Transkript 5)

Anhand der Aussagen der Interviewten lässt sich zusammenfassen, dass Öffentlichkeitsarbeit

als wichtig empfunden wird. Sie bietet die Möglichkeit, die Kommunikation nach außen

selbst zu steuern und kann einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Vereinsziele

leisten. Es wird deutlich, dass ein Bewusstsein über die Notwendigkeit der Erreichung von

Bezugsgruppen und anderen Teilöffentlichkeiten vorhanden ist. Auch Franck (2008:9f) hat

die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit für Vereine festgelegt und bestätigt, dass gezielte

Öffentlichkeitsarbeit ein fundamentales Werkzeug, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen,

ist. Auch die Betonung der Notwendigkeit von Öffentlichkeit sei keine Seltenheit, dennoch

bleibt das Handeln in vielen Fällen aus. Bei den Interviews stellte sich heraus, dass das Fehlen

von Kompetenzen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Hauptgrund für ausstehende PR

sei. Es spielen aber noch weitere Faktoren eine Rolle. Auch der Status als ehrenamtliche/r

MitarbeiterIn, das daraus resultierende knappe Zeitbudget und die Tatsache der eigentlichen

entgeltlichen Berufstätigkeit sind Gründe dafür, dass gezielte Öffentlichkeitsarbeit nur wenig

bis hin zu keinen Raum findet. Die Ergebnisse einer Studie40

der Zeitschrift „Sozialmagazin“

aus dem Jahr 1993 haben gezeigt, dass Öffentlichkeitsarbeit in den meisten Fällen als

unumgänglich für Nonprofit-Organisationen gesehen wird. Jedoch findet diese in der Praxis

nur wenig Anwendung und Umsetzung (vgl. Luthe 1994: 24).

4.2.5 PR Instrumente

Wie die Theorie gezeigt hat, bieten sich für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit

verschiedene Instrumente und Kanäle. In Folgendem soll nun dargelegt werden, in welchem

Ausmaß die klassische Pressearbeit, das Internet oder die Neuen Medien von den einzelnen

Freundschaftsgesellschaften angewendet werden.

Gezielte Pressearbeit findet in der Österreichisch-Russischen Gesellschaft keine Anwendung

und auch in den Neuen Medien sind sie, mit Ausnahme einer eigenen Homepage, nicht

vertreten. Die Gesellschaft beschränkt sich daher auf ihre Website, Face-To-Face

Kommunikation und Mundpropaganda: „[…] echte Pressearbeit oder Presseaussendungen

40

Das Journal „Sozialmagazin“ fragte seine Leser, ob und in welchem Ausmaß diese Öffentlichkeitsarbeit

betreiben. Bei insgesamt 1.034 Befragten gaben 69 % an, dass sie Öffentlichkeitsarbeit für unerlässlich finden, 23 % halten diese für wichtig und weniger als 10 % gaben kaum, gering oder mäßig an. Jedoch gaben 50 % an,

dass sie die Arbeit nebenbei verrichten und 15 % besitzen einen Pressereferenten. Das Ergebnis lief darauf

hinaus, dass weniger als 1 % der Befragten mit dem Ergebnis ihrer Öffentlichkeitsarbeit sehr zufrieden sind.

Page 41: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

36

und ähnliches machen wir nicht. Wir haben natürlich unsere Website, wir sind auch im

Internet vertreten und ich bin schon in der Generation, die das nicht sehr gern macht. Aber wir

haben dafür eine nette junge Dame, die unseren Internetauftritt ein bisschen betreut.[…] Wir

versuchen es eher in persönlichen Gesprächen, aber ich muss ehrlich sagen, mit nicht großem

Erfolg. "(Transkript 1)Es entsteht der Eindruck, dass vor allem kleinere Gesellschaften, wie

die Österreichisch-Kanadische Gesellschaft, versuchen sich vermehrt auf die Mitglieder als

interne Öffentlichkeit, als auf eine externe Öffentlichkeit zu konzentrieren und so ihre

Kommunikation auszurichten. Die Dante Alighieri Gesellschaft antwortet auf die Frage, ob

sie im Internet, außer auf der Homepage, vertreten sind, wie folgt: „Nein nur auf der

Homepage. Das ist sehr schwierig. Wir haben zum Beispiel ein Buch vorgestellt und da

kamen 250 Leute und die Kleine Zeitung berichtete auch darüber. […] Das kann ich nicht

jeden Tag bieten.“ (Transkript 2)

Dass Öffentlichkeitsarbeit jedoch sehr facettenreich ist und mehr als nur die klassische

Presseaussendung oder eine Website bedeutet, erläutert das Interkulturelle Zentrum:

„Öffentlichkeitsarbeit bedeutet sehr vieles, dass ich einen Newsletter aussende, dass ich eine

Website habe, dass ich auch auf Facebook präsent bin. Für meine Organisation macht es Sinn

einen Facebook-Auftritt zu haben, weil ich hier meine Klientel erreiche. Manche sagen, sie

erreichen ihre Leute am besten per Newsletter, andere sagen, nein ich erreiche meine Leute

am besten per Post […].“ (Transkript 4)

Franck gibt für die Notwendigkeit von PR-Instrumenten wie Pressearbeit und ähnliches

folgendes Argument ab:

"Ein Verein, der sich für die Errichtung eines Museums für Erziehungsgeschichte engagiert, hat ein

bahnbrechendes Konzept für die Organisation und Gestaltung eines solchen Museums entwickelt.

Beschränkt sich der Verein darauf, dieses Konzept auf einer Mitgliederversammlung zu beschließen,

dann mögen sich die Vereinsmitglieder sehr wohl fühlen, weil sie so ein tolles Konzept entwickelt

haben. Wenn aber niemand davon erfährt, haben wir es faktisch mit einem Nicht-Ereignis zu tun – mit

einem folgenlosen Beschluss.“ (Franck 2008: 11)

Zusammengefasst scheint es so, als würden manche Gesellschaften wie die Dante Alighieri

oder die Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft, in Relation zu dem, was sie erreichen

möchten, zu wenige Instrumente und Kanäle nutzen:

„Das Einzige, was wirklich nach außen geht, ist die Homepage. Die wiederum derzeit noch den Nachteil hat, dass sie nur in einer deutschsprachigen Version existiert. Hier gibt es keine

englischsprachige Version. […] Das Problem ist nur, das muss ja auch immer jemand machen. Also ich

zum Beispiel selber mache kein Facebook und auch kein Twitter. Auch aufgrund des E-Mail Ansturms

in meinem Job, habe ich einfach kein Zeitbudget dafür. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn es

einen Blog gebe, wenn man über Facebook etwas macht und wenn die Website dann natürlich auch mal

mehrsprachig wäre, damit Fidschianer aus Fidschi auch an uns herantreten können oder damit sie

Informationen haben, wie das in Österreich aussieht.“ (Transkript 5)

Page 42: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

37

Andere Vereine, wie die Österreichisch-Kanadische Gesellschaft geben sich mit einem

Internet-Auftritt, in Form einer Website zufrieden und belassen damit ihre

Öffentlichkeitsarbeit auf einem Minimum. Wie schon in Kapitel 2.6 angeschnitten wurde,

sollten die jeweiligen Kanäle und Instrumente bewusst ausgewählt werden, mit dem Ziel eine

jeweilige Ziel- oder Bezugsgruppe erreichen zu können. „Man kann nicht davon ausgehen,

dass das Tool, welches man erfunden hat, das einzig Wahre ist, welches in anderen Kreisen so

gut ankommt oder so gut funktioniert. […] und immer auch mit dem Ziel, wen möchte ich

adressieren, wen möchte ich erreichen und wer kann mir was sagen über diese Gruppe, die ich

erreichen möchte.“ (Transkript 4) Und auch Franck erwähnt, dass unterschiedliche Vereine

unterschiedliche Teilöffentlichkeiten haben. Eine Festlegung der jeweiligen Zielgruppe hilft

die Öffentlichkeitsarbeit überschaubar zu machen, Schwerpunkte zu setzten und Mittel und

Medien gezielt einzusetzen. (2008: 22)

4.2.6 Die Arbeit mit den Medien

Wie die Interviewausschnitte jedoch zeigen, gehen die Gesellschaften in der Praxis mit

gemischten Auffassungen dem Zusammenspiel von Medien und Journalismus entgegen.

Gleichzeitig bestätigt sich die Aussage von Luthe, dass es einer professionellen Arbeit auf

Seiten der Nonprofit-Organisationen bedarf, was zugleich der Grund sein kann, für einen

geminderten Aufwand an Öffentlichkeitsarbeit, seitens der Gesellschaften. Folgende

Interviewausschnitte sollen einen Überblick über die Zusammenarbeit mit und die Einstellung

gegenüber den Medien liefern:

Auf die Frage, wie die Gesellschaft ihre Öffentlichkeitsarbeit gestaltet, lautet die Antwort der

Dante Alighieri Gesellschaft: „Das ist eine gute Frage, denn das ist hier sehr schwer. Weil das

Interesse, die Medien, die öffentliche Meinung, will immer nur etwas Neues. Dabei haben wir

das Alte noch nicht einmal richtig verdaut.“ (Transkript 2) Die Gesellschaft geht damit von

einem grundlegenden Desinteresse seitens der Medien aus. Die Wertigkeit dessen, was

geschieht, scheint von Kultur zu Kultur unterschiedlich zu sein. In Italien wurde über einen

stellvertretenden Chefredakteur berichtet, der in Klagenfurt einen Vortrag gehalten hat. Eine

Berichterstattung darüber fand jedoch nur in Italien statt. Für die Österreichisch-Russische

Gesellschaft ist jedoch klar: „Sie verhalten sich nach dem Motto bad news are good

news.“(Transkript 3) In einer weiteren Aussage fährt Herr C fort: „Wir haben nicht den

Zugang zu den Medien, wir sind nicht berühmt, wir können keine Schlagzeilen machen“

(ebd.) Auf die Frage, ob die Gesellschaft versucht gegen diese negativen Aussagen zu steuern,

Page 43: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

38

antwortet Herr C: „ Wir können nur homöopathisch daher wirken oder unser Gespräch, das

sind Sachen im Mikrogrammbereich, aber manchmal denke ich mir, kann man schon ein

wenig dazu beitragen.“ (ebd.) Mit einem weiteren Beispiel aus der Praxis stellt Herr C klar,

dass die Arbeit mit den Medien mit Vorsicht zu genießen ist. Man kann jedoch mit eigenen

Aktivitäten, unabhängig von den Medien, wahre Eindrücke und Bilder schaffen kann. Dieser

Aussage kommt eine Bedeutung zu, nimmt man das Zitat des Interkulturellen Zentrums

hinzu: “ Öffentlichkeitsarbeit bedeutet für mich viel mehr als Medienarbeit, also ich glaube es

ist oft so eine verengte Sichtweise, dass man denkt Öffentlichkeitsarbeit ist auch Medienarbeit

und Pressearbeit.“ (Transkript 4) Positive Erfahrungen mit den Medien machte die

Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft: „Wir arbeiten mit den Medien zusammen. Wir

haben schon zweimal mit Radio Orange zusammengearbeitet, da gab es einen fidschianischen

Abend […]. Also es gibt schon eine Medienarbeit, aber bei unserer kleinen Gesellschaft da

könnte man mehr tun und das wäre auch wünschenswert.“ (Transkript 5) Aber auch der

Vorsitzende der Österreichisch-Russischen Gesellschaft erkennt, dass gute und gezielte

Öffentlichkeitsarbeit wichtig ist, um eine negative Resonanz durch die Medien zu umgehen:

„Wenn ich jemandem ein Interview gebe und dann sehe ich in der Zeitung, was daraus geworden ist,

dann lege ich oft die Ohren an. Weil es natürlich auch immer zwangsläufig zu Verkürzungen kommen

kann. Weil es eben auch ein anderer Background ist. Und Dinge natürlich auch ganz anders interpretiert

werden können. Das bedeutet immer bei der Zusammenarbeit mit den Medien, man muss möglichst Hintergrundwissen geben […]. Sie müssen sich natürlich auch als Gesellschaft sichern, dass sie auch

selber ihre eigene Version unter die Menschen bringen und diese nicht nur über und durch andere

entwerfen lassen, weil einfach immer die Gefahr da ist, dass das in eine völlig andere Richtung

abdriftet.“ (Transkript 5)

Zusammenfassend wurde genannt, dass die Gefahr von Fehlinterpretation, Verzerrung sowie

falscher Selektion seitens der Medien, Gründe dafür sind, weshalb die Gesellschaften nur

selten mit den Medien zusammenarbeiten. Einige schienen auch (Berührungs-)Ängste vor

einer Art öffentlicher Kontrolle oder zu hohem Diskussionsaufwand zu haben. Es zeigt sich

trotzdem klar, dass gezielte und gut platzierte Öffentlichkeitsarbeit fundamental sein kann,

nicht nur um die Medien zu erreichen, sondern auch um Fehlinterpretationen und

Verfälschungen bereits im Vorfeld vermeiden zu können. Das nachfolgende Zitat des

Interkulturellen Zentrums fasst das wie folgt zusammen:

„Also ich meine, Medien haben natürlich eine Selektion, es gibt Kriterien nach denen sie beurteilen,

was wird verbreitet und was scheidet einfach schon mal aus. Die haben einen Kriterienkatalog, den man

sich auch anschauen sollte, denke ich mir. Was erfüllt meine Botschaft, welche Newswerte werden hier

auch erfüllt und wie kann ich es so modifizieren, dass es da auch wieder hineinpasst. Es gibt immer

wieder Journalisten, die speziell dazu Interessen haben oder eigene Sonderseiten haben, wo so etwas

auch Platz findet, das ist eine Geschichte, die da super hinein paßt. […]manchmal ist es schwierig, was

erreicht den Nachrichtenwert oder was macht diese Mediengeschichte für den Journalisten interessant. Und manchmal ist es auch nur das regionale Blatt ums Eck, oder Fachzeitschriften.“ (Transkript 4)

Page 44: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

39

4.2.7 Zukunftswünsche und Aussichten

In dieser Kategorie soll gezeigt werden, was die jeweiligen Freundschaftsgesellschaften von

der Zukunft erwarten und welche Ziele sie verfolgen. Es stellt sich heraus, dass zur

Erreichung dieser Ziele eine grundlegende Kommunikation erforderlich ist. Die

Österreichisch-Kanadische Gesellschaft wünscht sich: „Da gibt’s eigentlich nur eines: Ich

hoffe sehr, dass das Interesse an der Teilnahme an unseren Veranstaltungen besser wird. Wir

versuchen wirklich etwas anzubieten, was die Leute interessieren könnte. Nur wie ich schon

geschildert habe, wir wollen Leute, die gut und erfolgreich sind, dass die sich das ein oder

andere mal im Jahr Zeit nehmen und nicht nur zur Einladung des Botschafters kommen. Rub

shoulders with the important people.“ (Transkript 1)

Dass Sponsoren auch zukünftig fundamental für die Dante Alighieri Gesellschaft sind, zeigt

sich bei dem Wunsch folgendes Projekt umsetzen zu können: „Auf die Gesellschaft bezogen,

kämpfe ich immer noch für so eine Schule. Ich hoffe auf einen großen italienischen Sponsor,

der uns das ermöglichen könnte.“ (Transkript 2) Über Aussichten für

Freundschaftsgesellschaften und deren Zukunft spricht die Österreichisch-Fidschianische

Gesellschaft:

„Steigend. Sie wird an Bedeutung gewinnen. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der die

Flexibilität und Mobilität der Menschen immer größer ist sowie der Austausch zwischen Menschen und

verschiedenen Ländern. […] Da glaube ich, haben die bilateralen Gesellschaften eine entscheidende

Bedeutung, nämlich das Brücken gebaut werden und das Ganze nicht konfrontativ abläuft. Ängste zu nehmen, Bedrohungen, die vielleicht empfunden werden, mehr als Chance und Bereicherung

interpretieren zu können. Das hängt davon ab, wie die bilateralen Gesellschaften ganz entscheidend

dazu beitragen. Allein durch ihre kulturellen Veranstaltungen versuchen sie Leute einzubinden, die

vielleicht auch bildungsärmeren Schichten entstammen und selbst nur sehr schwer einen Schritt

machen. Diese Leute zu umarmen und mit hinein zu nehmen, das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Das

hat durch eine gesellschaftsstabilisierende Wirkung und global gesehen eine völkerschaftsbindende

Wirkung. Das wird zunehmen.“ (Transkript 5)

Zusammenfassend zeigt sich, dass Freundschaftsgesellschaften ein hoher Stellenwert

hinsichtlich der Globalisierung zugeschrieben werden kann. Bedeutend sind hierbei nicht nur

die Projekte bezüglich ihrer Ziele, sondern auch die bindende Wirkung dieser Organisationen

für Länder und Nationen in der Zukunft. Um diese Ziele erreichen zu können, bedarf es an

Unterstützung seitens der Stakeholder einer jeden Organisation. Grundlage hierfür ist eine

direkte Ansprache und andauernde Dialogkommunikation mit dem Ziel diese Beziehungen

aufrechterhalten und vertiefen zu können.

Page 45: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

40

5. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse

Es zeigte sich, dass die Öffentlichkeitsarbeit verschiedene Aufgabenfelder abdeckt.

Organisationen stehen vor der Herausforderung, ein für die Erreichung eines sozialen

Gewinns adäquates Feld herauszusuchen und dies in die alltäglichen Aufgaben der

Vereinsarbeit mit einzubinden. Für Freundschaftsgesellschaften kann Folgendes festgehalten

werden: Es geht bei der Anwendung von PR weniger um die Imagefestigung der

Freundschaftsgesellschaften, als viel mehr um die Vertrauensbildung und ein ernst zu

nehmendes Bild über die Absichten der Organisationen, das gegenüber der Öffentlichkeit

geschaffen werden muss.

Wenn es um die Frage geht, ob Öffentlichkeitsarbeit als wichtiger Bestandteil der

Kommunikation nach außen angesehen werden soll, so kann diese Frage eindeutig mit „Ja“

beantwortet werden. Dennoch darf, wie die Auswertung der empirischen Ergebnisse gezeigt

hat, Öffentlichkeitsarbeit als keine Selbstverständlichkeit in Freundschaftsgesellschaften

angesehen werden. Öffentlichkeitsarbeit wird generell als wichtig empfunden, dennoch fällt

in kleineren Vereinen das Augenmerk weniger auf eine aktive PR.

Größere Vereine zeigten den Wunsch, mehr Aufmerksamkeit auf aktive Öffentlichkeitsarbeit

zu legen und mehrere Kommunikationskanäle nutzen zu können. Interessant ist hierbei,

welche Gründe die Vereine aufzählen, weshalb Öffentlichkeitsarbeit weniger betrieben wird –

das Zeitbudget und die Kompetenz. Da es sich in der Regel um ehrenamtliche Mitarbeiter

handelt, lässt es der persönliche Alltag meist nicht zu, intensiv Zeit in die Vereinsarbeit

investieren zu können. Hinzu kommt, dass nicht alle Mitglieder einen Beruf ausüben, der den

Aufgabenbereich der Öffentlichkeitsarbeit abdeckt und sie damit auch keine Erfahrung in

diesem Bereich aufweisen können. Diese Tatsache ist auch ein Grund, weshalb die Mehrheit

der befragten Freundschaftsgesellschaften nicht mehr Kommunikationskanäle nutzen, als die

eigene Homepage, einen Newsletter oder auch die Mundpropaganda. Diese Feststellungen

bestätigt auch Luthe (1994: 26f): „Die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit als Pflege von

öffentlichen Beziehungen wird grundsätzlich anerkannt; in der Praxis mangelt es jedoch an

der konsequenten Umsetzung dieser Einsicht. […] Es wird zwar Öffentlichkeitsarbeit

betrieben, aber häufig nur >nebenbei< und nicht zuletzt aus diesem Grund mit mäßigem

Erfolg.“

Es kann also festgehalten werden, dass Öffentlichkeitsarbeit generell als etwas Existenzielles

für die Vereinsarbeit und den fortlaufenden Bestand der Gesellschaften angesehen wird,

dennoch tragen bei den befragten Freundschaftsgesellschaften die Faktoren Zeitbudget und

Page 46: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

41

Kompetenz entscheidend dazu bei, dass Öffentlichkeitsarbeit zu wenig Aufmerksamkeit

geschenkt werden kann.

Ausgehend von der zu Beginn aufgestellten Hypothese, dass Öffentlichkeitsarbeit ein

unabdingbares und fundamentales Kommunikationsinstrument für

Freundschaftsgesellschaften in Österreich darstellt, viele Freundschaftsgesellschaften sie

jedoch nicht in ihre tägliche Vereinsarbeit einbinden, kann diese aufgrund der vorliegenden

Ergebnisse bestätigt werden. Öffentlichkeitsarbeit ist für die meisten

Freundschaftsgesellschaften ein Kommunikationsmittel, welches immer noch zu wenig

routinierten Einsatz in der Vereinsarbeit findet, um beispielsweise neue Bezugsgruppen

erschließen und Sponsoren und Mitglieder dauerhaft binden zu können.

6. Chancen und Möglichkeiten für Freundschaftsgesellschaften

Auch Walter Fischer (2002: 12) legte einst folgendes fest: „Man sollte sich […] bewusst sein:

Haben wir überhaupt etwas zu sagen? Wer nichts zu sagen hat, sollte keine

Öffentlichkeitsarbeit machen. Ohne Botschaft keine PR!“ Diese Aussage kann für

Freundschaftsgesellschaften nicht geltend gemacht werden. Denn Tatsache und

charakterisierend für diese Organisationen bleibt ihr volksbindender Charakter auf einer

menschlichen Ebene, bei der, ohne eine Kommunikation nach außen, Ziel und Zweck nicht

erfüllt werden könnte.

„Die Mitarbeiter […] können die Arbeit der Organisation nur dann erfolgreich vertreten,

wenn sie vom Wert und Sinn, von der Wirksamkeit und dem Nutzen ihrer Organisation auch

überzeugt sind.“ (Luthe 1994: 19) Dieser Aussage soll eine Studien41

der Universität Wien

gegenüber gestellt werden. Es wurde festgestellt, dass eine höhere Kompetenz im Bereich der

PR auch einen steigenden Erfolg der Umsetzung von PR-Maßnahmen mit sich bringt.

Es ist daher nur sinnvoll, zu überlegen, inwieweit Kompetenz und Überzeugung beieinander

liegen. Die vorliegenden Arbeit zielt mit den Ergebnissen darauf hinaus, dass Kompetenz

durchaus eine wichtige Rolle bei der aktiven Umsetzung von Maßnahmen der

Öffentlichkeitsarbeit spielt. Dennoch scheint es die persönliche Überzeugung gegenüber dem

Vereinsziel und der Vereinsphilosophie zu sein, die ebenfalls dazu führen kann, die

Öffentlichkeit effektiv zu erreichen. Umso mehr würde es sich anbieten, dass gerade der

Vorstand von Freundschaftsgesellschaften einen aktiven Teil der Öffentlichkeitsarbeit

41Vgl. Göckel, Irmgard (2009): Public Relations für Fortbildungsveranstaltungen in Non-Profit-Organisationen

an Hand des Beispiels der Bildungs-PR der Österreichischen Akademie der Ärztinnen und Ärzte. Diplomarbeit.

Universität Wien. Online unter: http://othes.univie.ac.at/3754/1/2009-01-28_9304822.pdf (Stand: 13.06.2014).

Page 47: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

42

übernehmen würde, sofern der Verein keine verantwortlichen Mitarbeiter für diese Tätigkeit

vorweisen kann.

Die Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, dass bestimmte Faktoren innerhalb der

Freundschaftsgesellschaften dazu beitragen, weshalb der Fokus der internen Vereinsarbeit

nicht auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt wird. Und sollte auch immer noch ein Misstrauen

gegenüber Öffentlichkeitsarbeit vorherrschen, so konnte in dieser Arbeit widerlegt werden,

dass gerade Organisationen wie Freundschaftsgesellschaften keinen Vergleich zur Werbung

und kostspieligen Kampagnen ziehen sollten, sondern die Vorteile, die Öffentlichkeitsarbeit

für Nonprofit-Organisationen mit sich bringt, herausnehmen und nicht nur strategisch,

sondern operativ umsetzen. Öffentlichkeitsarbeit kann als Mittel zum Zweck angesehen

werden, das Freundschaftsgesellschaften dabei hilft gehört zu werden. Wie das Interview mit

der Österreichisch-Fidschianischen Gesellschaft ebenfalls bestätigt hat, stehen die Chancen

gut, dass Freundschaftsgesellschaften, vor allem in Zukunft, in Krisenzeiten in der

Friedenspolitik eine große Rolle spielen (Transkript 5):

„Das hängt davon ab, wie die bilateralen Gesellschaften ganz entscheidend dazu beitragen. Allein durch

ihre kulturellen Veranstaltungen versuchen auch Leute einzubinden, die vielleicht auch bildungsärmeren Schichten entstammen und sich auch nur selbst nur sehr schwer einen Schritt machen.

Diese Leute zu umarmen und mit hinein zu nehmen, das ist eine ganz wichtige Aufgabe.“

Um das zu fördern ist es nur ratsam, die Vorteile der Öffentlichkeitsarbeit zu erkennen und

trotz einschränkender Faktoren, aktiv daran festzuhalten, um eine Verbindung zur

Öffentlichkeit und vor allem das Vertrauen in die Organisation sowie deren Ziele

aufrechterhalten zu können.

Page 48: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

43

Literaturverzeichnis

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Marketing, Usability. Bonn : Galileo Press

Faulstich, Werner (1992): Grundwissen Öffentlichkeitsarbeit : kritische Einführung in

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Verbände, Vereine und Institutionen. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Grundlagen und berufliches Handeln. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften,

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Kunczik, Michael (2002): Public Relations: Konzepte und Theorien. Böhlau: UTB Verlag

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VS Verlag für Sozialwissenschaften

Luthe, Detlef (1994): Öffentlichkeitsarbeit für Nonprofit-Organisationen. Eine Arbeitshilfe.

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Page 49: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

44

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Oplesch, Angelika (2001): Online-PR: exakte Zielgruppenansprache, interaktive

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Taddicken, Monika (2008): Methodeneffekte bei Web-Befragungen. Einschränkungen der

Datengüte durch ein >reduziertes Kommunikationsmedium<? Köln: Halem Verlag

Weber, Susanne / Brake, Anna (2005): Internetbasierte Befragung. In: Quantitative Methoden

der Organisationsforschung. Ein Handbuch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Page 50: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

45

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Interne und externe Stakeholder ..................................................................... 12

Abbildung 2: Fundraising-Strategien auf Facebook - http://mashable.com/2012/12/12/non-

profits-social-media-infographic/ .......................................................................................... 15

Abbildung 3: Online-Befragung, Frage 1: Wie haben Sie über das Lateinamerika Institut

Kärnten erfahren? (N=39) ..................................................................................................... 24

Abbildung 4: Online-Befragung, Frage 2: Über welche Medien holen Sie allgemein am

häufigsten Informationen ein? (N=39) .................................................................................. 25

Abbildung 5: Online-Befragung, Frage 3: Wie wichtig erachten Sie es für einen

interkulturellen Verein, wie die Lateinamerikagesellschaft, aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu

betreiben? (1= unwichtig; 6=unverzichtbar) (N=39) ............................................................. 26

Abbildung 6: Online-Befragung, Frage 4: Welche Bedeutung schreiben Sie den folgenden

Zielen, Aktivitäten und Leistungen eines interkulturellen Vereins zu? (1= unwichtig;

6=unverzichtbar) (N=39) ...................................................................................................... 27

Abbildung 7: Online-Befragung, Frage 5: Wie groß betrachten Sie die Herausforderung eines

Vereins mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, hinsichtlich des Aspektes der

Interkulturalität? (N=39) ....................................................................................................... 28

Page 51: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

46

Anhang

Transkript 1: Österreichisch-Kanadische Gesellschaft

Befragte/r: Herr A

Interviewerin (I): Sara Melaschuk

Datum: 04.09.2013

I Mich würde interessieren wie Sie den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen

Kulturverein und einem Kulturverein wie Ihrem beschreiben?

A Ja also bilateral in der Bezeichnung, das ist ja schon ziemlich klar, dass wir versuchen

die beiden Länder etwas näher zu bringen. Die meisten unserer Mitglieder haben einen

gewissen Kanadabezug, also zum Beispiel bei mir, ich habe vor vielen Jahren mit

einem Stipendium des Kanada-Councils in Toronto studiert und dort meinen Master in

Volkswirtschaft gemacht und für mich ist es eine Möglichkeit ein bisschen was

zurückzugeben, für die Großzügigkeit der Kanadier. Das ist das eine, das Zweite, es

gibt vielleicht auch welche, die vielleicht ein bisschen egoistische Gründe haben im

Sinne von: Sie denken daran, nach Kanada auszuwandern. Da hatten wir einen, der hat

das dann nicht gemacht, aber es hat ihm geholfen mit unseren kanadischen Mitgliedern

und wir haben ungefähr die Hälfte, wenn man so will, Kanadier und die andere Hälfte

Österreicher mit diesem Kanadabezug. Also wie gesagt Kanadabezug unserer

Mitglieder ist wichtig und auch ein Interesse an Kanada. Kann auch egoistischer Natur

sein. Das gleiche gilt ja für unsere kanadischen Mitglieder, denen wir versuchen zu

helfen. Nicht unbedingt bei der Arbeitsvermittlung, weil die meisten, die bei uns

Mitglieder sind, sind in gesicherter Position wie es so schön heißt.

I Das heißt also, Sie...

A Also Unterschiede: ja genau die erste Frage war, der Unterschied bei einem

Kulturverein ist, dass eigentlich nur das Land, das er vertritt, also der kanadische

Kulturverein, in Österreich präsentiert, auf was immer für eine Art. Denn wir

versuchen diese gesellschaftliche menschliche Komponente herauszustreichen und das

machen auch, so weit ich informiert bin, die 140 anderen bilateralen Organisationen,

die zusammengefasst sind in dieser Pan p-a-n partner aller nationen, die

Dachorganisation aller bilateralen Gesellschaften

I Darf ich Sie fragen wie viele Mitglieder Sie in Ihrem Verein haben?

A Ja, es schwankt ein bisschen zwischen 85 und 95. Also wir sind keine sehr große

Organisation.

Page 52: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

47

I Und wie gestaltet sich bei Ihnen das Leistungsangebot für ihre Mitglieder oder für die

Öffentlichkeit?

A Schauen Sie, das ist bei uns kein wirklich großes Thema. Was im Jahr für Kanada

gemacht wird, das macht eigentlich die Botschaft und wir bemühen uns eigentlich ja,

mit durchschnittlichem Erfolg, die Mitglieder zu motivieren sich regelmäßig zu treffen

und auszutauschen. Wir bieten also mehr ein Kanadier orientiertes Programm. Das war

zum Beispiel ein Besuch der Staatsoper hinter der Bühne. Wir haben einen Besuch in

einer Ausstellung mit einer englischsprachigen Führung gemacht. Es gibt in Wien eine

Organisation, die versucht disneylandartig die Stadt Wien und die Geschichte Wiens

zu erstellen. Das war natürlich interessanter für die kanadischen Mitglieder der

Organisation. Wir waren zu Besuch am Dach des naturhistorischen Museums, da

kommt man auch schlecht hin. Wir haben dann wiederum als offizielle

Veranstaltungen: einmal im Jahr lädt der kanadische Botschafter zu Weihnachten ein,

zu sich in die Residenz und bei dieser Gelegenheit wird unser Preis für die beste

Arbeit über Studien, die Kanada und Österreich zum Thema haben, und das haben wir

jetzt schon seit einigen Jahren gemacht. Das wird von einer österreichischen Firma

unterstützt und der Sieger bekommt 1000 Euro.

I Ich verstehe...

A So, aber wie gesagt echte Pressearbeit oder Presseaussendungen und ähnliches machen

wir nicht. Wir haben natürlich unsere Website, wir sind auch im Internet vertreten und

ich bin schon in der Generation, die das nicht sehr gerne macht, aber wir haben dafür

eine nette junge Dame die unseren Internetauftritt ein bisschen betreut.

I Aha, ok. Das wäre eigentlich auch schon meine nächste frage gewesen, hinsichtlich

der Art der Öffentlichkeitsarbeit, die sie betreiben. Ich meine, was man versucht um

die Öffentlichkeit anzusprechen, auf sich aufmerksam zu machen?

A Ja, da muss ich ganz ehrlich sagen, sind wir eigentlich zu klein

I Ich verstehe...

A Und ich kenne aus meiner früheren Inkarnation noch sehr viele Presseleute, aber ich

muss ehrlich sagen, das ist unterm Radar. Wir versuchen es eher in persönlichen

Gesprächen, aber ich muss ehrlich sagen, mit nicht sehr geringem Erfolg. Es gibt

eigentlich nichts, was niemanden vom Hocker reißt. Einmal hat die Organisation ein

Buch veröffentlicht mit Artikeln von unseren Mitglieder und den Gewinnern unseres

erdigen Preises und das ist ganz gut angekommen. Ich meine, es war kein rauschender

Verkaufsschlager, das können sie sich vorstellen.

Page 53: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

48

I Und gibt es da seitens der Mitglieder irgendwelche Unterstützungen oder Leistungen?

A Achso, natürlich, unseren Mitgliedsbeitrag versuchen wir sehr niedrig zu halten und

für eine Einzelmitgliedschaft 50 € für Familien 75€ und für Studenten 15 €. Und was

tun wir mit dem Geld eigentlich, wir subventionieren Veranstaltungen der

Organisation, zum Beispiel die Verabschiedung des kanadischen Botschafters, obwohl

wir da eigentlich der Meinung sind, dass wenn es wirklich nur ein Essen ist, das kann

sich jeder von uns leisten.

I Ich höre sehr oft heraus, was Sie ja auch vorhin über Ihre Mitglieder erzählt haben,

dass es sich da zum Teil um Kanadier handelt und zum anderen Teil Kanada-

Interessierte. Habe ich das richtig verstanden?

A Genau richtig. Und wir versuchen auch im Vorstand so eine Balance zu halten. Also

ich bin Präsident und bin Österreicher, meine Vizepräsidentin ist Kanadierin und dann

haben wir auch eine ganz gute Mischung von Kanadier und Österreicher. Dann gibt es

noch etwas, einmal im Monat gibt es einen Stammtisch der offen ist für alle in Wien

lebenden Kanadier, nicht nur für unsere Mitglieder. Und das hat sich ganz gut

bewährt.

I Und halten Sie es persönlich für wichtig oder grundlegen, dass zum Beispiel der

Vorstand bei Ihnen auch wirklich aus Einheimischen besteht?

A Nein, nein ich find diese Mischung ist ganz gut, weil die Kanadier, die in Wien leben

sind schon mehr Österreicher als Kanadier, aber wenn es darum geht, was

interessieren bei der Gestaltung der Veranstaltungen ist dieser Mix ganz wichtig.

I Was mich so interessiert, ist, wie sich die Aspekte, hinsichtlich der interkulturellen

Kommunikation gestalten?

A Also untereinander w,enn sie das Hauptproblem ansprechen wollen, ist es nicht so sehr

das Miteinander auskommen, da hat es eigentlich nie ein Problem gegeben. In Wien

gibt es ein unglaubliches Überangebot an Dingen die man machen kann, jetzt denke

ich nicht nur an Musiktheater, was auch immer man machen kann, sondern auch an

Vorträge. Also ich will nicht übertreiben, aber ich könnte jeden ´Tag zu drei oder vier

Veranstaltungen gehen, obwohl ich schon in Pension bin. Das ist einfach wahnsinnig

schwierig durch diesen (...) durchzukommen mit den eigenen Veranstaltungen und wir

versuchen natürlich schon Leute zu haben, die auch was darstellen, das heißt die

warten nicht auf noch eine Veranstaltung und das größte Problem eigentlich ist es, die

Leute zu motivieren zu kommen und auch manchmal das frustrierende und das ist

etwas, das haben wir früher versucht. Jetzt haben wir den einen Stammtisch einmal im

Page 54: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

49

Monat und wir versuchen jeden Monat etwas anzubieten und es war einfach nicht

genügend Interesse da, weil es hat keinen Sinn. die Vorbereitung der Veranstaltung ist

sehr arbeitsaufwendig und genauso arbeitsaufwendig, ob 10 Leute kommen oder 50

und jetzt machen wir es so, dass wir im Jahr nur drei oder vier größere Sachen machen

und das bewährt sich ganz gut.

I Versuchen sie ihre Veranstaltungen auch auswärts zu platzieren?

A Wir haben Mitglieder die zum Beispiel für Banken arbeiten oder große

Rechtsanwaltsfirmen und Leute, die im Hotel tätig sind, die uns dann zu nullkosten

oder sehr günstigen Bedingungen Meetingräume zur Verfügung stellen. Das ist schon

sehr, sehr wichtig. Weil ich meine, wir sind ganz gut finanziert aber wir schwimmen

nicht in Geld und einer meiner Träume war immer das wir so viel haben, dass wir ein

Stipendium sponsern können, aber davon sind wir noch weit weg.

I Arbeiten sie auch mit der Universität zusammen?

A Oh ja, oh ja, wir haben einen wissenschaftlichen Beirat, der auch über diesen Preis

entscheidet, den wir einmal im Jahr vergeben.

I Ok, dann komme ich eigentlich auch schon zu meiner letzten Frage, die Sie mir

eigentlich auch schon beantwortet haben, aber ich möchte Sie gerne einfach noch mal

stellen, da ich sie persönlich auch für wichtig halte: Was sind Ihre Wünsche und

Hoffnungen für die Zukunft?

A Das gibts eigentlich nur eines: Ich hoffe sehr, dass das Interesse an der Teilnahme an

unseren Veranstaltungen besser wird. Wir versuchen wirklich etwas anzubieten, was

die Leute interessieren könnte, nur, wie ich schon geschildert habe, wir wollen Leute,

die gut und erfolgreich sind, dass die sich das ein oder andere mal im Jahr Zeit nehmen

und nicht nur zur Einladung des Botschafters kommen - „rub shoulders with the

important People“.

Page 55: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

50

Transkript 2: Dante Alighieri Gesellschaft

Befragte/r: Frau B

Interviewerin (I): Sara Melaschuk

Datum: 10.09.2013

I Mich würde interessieren, wie Sie den Unterscheid zwischen einem gewöhnlichen

Kulturverein und einer Freundschaftsgesellschaft beschreiben?

B Naja, also die sind nicht alle auf dem gleichen Niveau, diese Gesellschaften, die

überregional tätig sind. Die Dante Alighieri Gesellschaft ist ein italienischer Verein,

der gegründet wurde am Ende des 19. Jahrhunderts zur Unterstützung italienischer

Emigranten im Ausland. Sie ist also anders als andere Gesellschaften. Es ist auch kein

staatlicher Verein wie das Goethe-Institut, daher leben wir auch ohne irgendwelche

Subventionen. Jeder Verein, in jeder Stadt – in Kärnten gibt es 3: Klagenfurt, Villach

und Spittal – ist autonom und macht das, was er glaubt, was er dem Publikum hier

verkaufen kann. Das ist einmal das eine. Da wir uns selbst erhalten müssen, setzen wir

sehr stark auf Sprachkurse, weil wir natürlich das alles hier finanzieren müssen. Wir

leben aber vorwiegend von ehrenamtlicher Tätigkeit und Freundschaftsgesellschaften,

in diesem Sinne würde ich sagen, wir unterscheiden uns von anderen Anbietern von

Sprachkursen dadurch, dass wir also sehr viel Kultur dazu anbieten. Wir bemühen uns

im Austausch, d.h. also wir versuchen Leute aus Italien und Österreich in Verbindung

zu bringen. Das geht ganz gut bei den Erwachsenen. Wir machen also einmal im

Monat einen offenen Abend, da kann jeder kommen mit einem gemütlichen

Abendessen und da kann jeder sprechen. Das ist das, was die Leute hier wollen. Sie

wollen reden. Wir unterstützen also Italiener, die hierher kommen, Arbeit suchen oder

Arbeit gefundene haben, Kinderbetreuung suchen oder überhaupt Deutsch lernen

wollen. Wir arbeiten hier sehr viel mit Tandem, das heißt Leute die schon Italienisch

können und mit Leuten, die am Deutsch lernen sind, also sie unterstützen sich auf

Gegenseitigkeit. Das ist ökonomisch auch sehr vorteilhaft und bringt verhältnismäßig

viel, weil wenn ich zwei zu zwei habe ist das besser, als wenn ich hier acht oder zehn

Leute im Kurs habe. Das hat eine andere Dynamik. Wir arbeiten sehr viel auch, indem

wir unten Kontakte mit unseren Gesellschaften, denn die Dante ist eine Gesellschaft,

die hat auch im Land einige Komitees. D.h. das gibt es bei den anderen auch nicht,

deswegen sagte ich, wir sind ein bisschen außerhalb des Rahmens. Die hatten früher

Page 56: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

51

die Aufgabe die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen, um die

Schwestergesellschaften im Ausland zu finanzieren. Das ist lange her. Das ist mit dem

2. Weltkrieg gefallen, denn auch in der faschistischen Ära wurde das sehr beworben,

d.h. die Kinder in der Schule haben so wie wir (... ) ein paar Schilling gebraucht. Das

war wenig, aber es hat die Masse ausgemacht. Das hat also den Italienern, die ins

Ausland gegangen sind sehr geholfen, die konnten meistens gar kein Italienisch, sie

konnten nicht lesen, sie konnten nicht schreiben, sie konnten nur den Dialekt ihres

Ortes. Das ist schwierig eine zweite Sprache zu kennen, daher haben sie also den

Zusammenschluss der Italiener also im Ausland, in „littel Italy“. D.h. die suchen die

Gemeinschaft, wo sie, auch wenn sie die Sprache nicht können, trotzdem überleben

können. Das ist also eine typische italienische Verhaltensweise. Das ist anders, wenn

ein Österreicher ins Ausland geht, dann hat er die Sprache schon vorher ein bisschen

gelernt und der passt sich an. Das ist eine andere Mentalität. Und dieser Unterschied in

der Mentalität, das versuchen wir hier den Leuten aufzuzeigen.

I Und wie ist das umgekehrt, bzw. zunächst die Frage, wie viele Mitglieder haben Sie?

B So an die 650. Sonst könnten wir uns das alles hier nicht leisten. Das ist also wie eine

große Schule: Wir fangen jetzt mit den Sprachkursen an, wir bieten so an die 30 Kurse

an. Hier in Klagenfurt und dann noch mal welche in St. Veit (...). Ich habe außer mir

nur italienisch Unterrichtende, also nur Muttersprachliche, die ich auch sehr gut

aussuche, damit man also auch ein sehr gutes Niveau anbieten kann. Denn wir haben

kaum Italiener hier. Das nimmt jetzt ein bisschen zu, denn von Italien kommen immer

mehr Italiener her und arbeiten oder machen eine Firma auf und daher haben wir jetzt

Italiener auch hier.(...) bei uns ist es umgekehrt, bei uns haben wir sehr viele

Österreicher und wenig Italiener. Wir sind jetzt dabei das ein bisschen umzustellen

und auch das Angebot umzustellen. Weil wenn wir mehr Italiener haben, wollen wir

denen auch erzählen wie das hier bei uns ist. D.h. wir versuchen beides abzudecken.

Wir erzählen den Italienern, warum ist das in Italien so und welche Probleme haben

sie, wo kommen die Probleme her und versuchen den Italienern zu sagen, bei uns ist

das anders, weil bei uns ist die Entwicklung eine andere gewesen.

I Und wie würden Sie den Unterschied bezeichnen zwischen dem Programm, welches

Sie den Österreichern anbieten und dem, welches Sie den Italienern anbieten?

B Wir haben viele, die jetzt ein Jahr in Udine gewesen sind, im Europagymnasium, das

heißt „Ucelis“. Da gehen die Schüler hinunter, ohne das sie ein Wort Italienisch

können. Das ist meiner Meinung nach purer Wahnsinn. Das ist für die Kinder

Page 57: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

52

schlimm, das ist für die Lehrer unten schwierig. Und nicht jeder will so lange weg. Da

gibts auch Kinder, die machen unten dann die Matura, aber wir bräuchten so etwas

auch. Ich bin auf Gegenseitigkeit, ich hasse es, wenn ich alle hinunter schicke und

keiner kommt herauf. Wir haben hier etwas zu bieten, das die Italiener nicht haben,

wir haben ein intakte Mannschaft, wir haben ein funktionierendes

Gesellschaftssystem, noch sage ich die Schule könnte besser sein, aber sie ist nicht so

schlecht, wie man manchmal redet und man könnte eine Schule schaffen, ein Internat,

wo die Italiener heraufkommen und mit uns dann in die Schule gehen. Drei Monate

und dann gehen unsere hinunter. Das würde ich mir vorstellen. Eine Klasse, ich rede

nicht von Schulen, eine Klasse in einer Schule.

I Ist das Ihre Wunschvorstellung, dass das passiert?

B Das wäre meine Wunschvorstellung, das würden auch viele Leute begrüßen. Die

Tendenz geht nicht dorthin. Wir sind noch weit entfernt, da müsste vielleicht mal von

der EU ein Angebot kommen, das diese Sache fördert. Die Kinder, von 4 bis 14, die

10 Jahre, da tausche ich die Lehrer. Dass sie mit dem Muttersprachlichen das lernen,

auch die Mentalität. Ab 15, also die Oberstufe sage ich jetzt mal groß gerechnet, da

(tausche?) ich dann die Schüler, damit sie das, was sie lernen auch an Ort und Stelle

auch erproben können. Das wäre auch meiner Meinung nach, wenn wir hier wirklich

eine integrierte Gesellschaft haben wollen. Nächstes Jahr gedenken wir zu 100 Jahre 1.

Weltkrieg und es wäre mal Zeit, das wir hier auf diesem Gebiet weiter arbeiten. Denn

nur wenn wir das so machen, wenn ich weiß, wie sieht der Italiener den Ausbruch des

1. Weltkriegs, der für den Italiener ja erst 1915 beginnt, dann kann ich überhaupt

verstehen, was sich da entwickelt hat. Das ist aber wichtig, dass nicht der Österreicher

auf Italienisch; das dem erzählt, sondern, dass der Italiener kommt und aus seiner Sicht

das erzählt. Dann kann ich von Jugendlichen erwarten, dass sie sich ein Bild machen.

I Wenn ich das richtig verstehe, sehen Sie also den momentanen Stand der

gesellschaftlichen Integration sehr schwankend?

B Da gibt es sicher Bestrebungen, aber meiner Meinung nach bräuchte ich hier, das ist

natürlich auch schwer das mit einem Lehrkörper zu machen – indem die Lehrer vor

der Pension stehen. Das muss ich mit einer Schule machen, bei der die Lehrer jung

sind und bei Null anfangen. Ich mein das gilt nicht für alle. Ich bin auch schon alt,

ich würde das also morgen so machen, wenn ich soviel Geld hätte, dass ich so eine

Klasse mache, würde ich morgen anfangen und zeigen, wie man so etwas macht. Denn

es reicht nicht die Sprache. Wenn ich keine Sicherheit in meiner Verwurzelung habe,

Page 58: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

53

dann kann ich das auch draußen nicht bekommen. Das versuche ich hier den Leuten zu

erzählen. Auch sehr viel gemeinsame Geschichte: Wenn wir das nicht erkennen, wie

das gelaufen ist, das ist in Italien noch viel schlimmer, auch in gebildeten Kreisen

wissen sie eigentlich garnichts über Österreich, auch wenig über Deutschland, solange

werden wir die europäische Einigung nicht im Kopf haben. Denn erst bei der ersten

Schwierigkeit, werden wir gegen (einen anderen ziehen?).

I Das heißt, welchen Stellenwert haben interkulturelle Kompetenzen bei Ihnen?

B Meiner Meinung nach, wenn sie als interkulturell verstehen, ich interessiere mich für

ein anderes Land, das kann ein Nachbarland sein, ist leichter, weil dort kann ich das

eher überprüfen. Es ist schwieriger, wenn das z. B. in Finnland ist, weil da komme ich

vielleicht nicht jedes Jahr hin. Für uns ist Italien das Nachbarland schlecht hin. Jedes

Kind ab einem gewissen sozialen Niveau, war schon einmal am Meer. Das war bis

zum Fall Jugoslawiens nur Italien. Kein Mensch fuhr nach Kroatien, das ändert sich

jetzt. Auch hier ändert sich jetzt der Blickwinkel. Da ist es auch interessant, dass die

gesamte kroatische dalmatinische Küste, da reisen sie auf den Spuren von Venedig.

Das ist nichts kroatisches. Dort sprechen die Leute einen venezianischen Dialekt. (...).

Drum finde ich, das ist wichtig, das wir uns das mal klar machen, dann schauen auch

viele andere Sachen ganz anders aus. Und die Auseinandersetzungen, die in diesem

Land dort stattgefunden haben, als Venedig dort weg ging, die waren ja schlimm. Und

das hat sich ja in Wellen immer weiter wiederholt und das ist den Leuten eigentlich

gar nicht so klar.

I Umso wichtiger ist es wahrscheinlich auch für Sie, dass Sie hier mit Ihrer Gesellschaft

über solche historischen Unklarheiten aufdecken?

B Ich sehe es als ein Ziel. Ich beschränke mich nicht nur auf Sprache. Es ist schon

wichtig, dass ich weiß, wie ich einen Kaffee oder einen ordentlichen Schuh bestelle,

aber das kann ich auch mit wenigen Worten. Der Hintergrund, das Verständnis für das

Land, ist meiner Meinung nach, für mich, ich seh das so, dass das wichtig ist. Das ist

auch nicht einfach, weil auch die jungen Lehrkräfte, die ich aus Italien habe, haben

dann nur einen schwierigen Zugang. Das wird in Italien überhaupt nicht unterrichtet.

Und je weiter sie aus dem Süden kommen, desto weniger ist das so. Und ich sehe das

als Aufgabe, das bietet weder die Schule, noch die Universität, das sehe ich als

Aufgabe von solchen Gesellschaften, dies– ob das jetzt Literatur oder Musik ist –

übergreifend anzubieten.

I Und wie gestalten Sie Ihre Öffentlichkeitsarbeit?

Page 59: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

54

B Das ist eine gute Frage, denn das ist hier sehr schwer. Weil das Interesse, die Medien,

die öffentliche Meinung, will immer nur etwas Neues. Dabei haben wir das, was wir

anbieten noch gar nicht richtig verdaut. Öffentlichkeitsarbeit ist also sicher etwas, das

im Arm ist, weil wir arbeiten ja alle ehrenamtlich, wir haben ja alle einen Job. Ich

kann mich viel zu wenig um das kümmern, weil ich muss schauen, dass hier

verwaltungsmäßig und auch organisatorisch die Sache läuft. Bei einem Duzend

Kursleitern, 30 Kursen, Vorträgen, Reisen bin ich also ausgelastet. Und man sollte

immer noch mal was neues haben, um Leute anzusprechen, die man noch nicht ganz

geschafft hat.

I Aber glauben Sie, dass es in unserer Gesellschaft Schwierigkeiten gibt mit der

Öffentlichkeitsarbeit, weil es eben um ein Thema geht – Thema Integration und

Thema andere Kulturen – dass es tatsächlich schwieriger ist?

B Nein das glaube ich nicht, dass es am Thema liegt. Ich glaube, dass es ein Desinteresse

dafür ist, hier ganz speziell, ich weiß nicht wie es wo anders ist. Also ich habe viel

offenere Ohren in Italien. Immer wieder schickt mir jemand einen Artikel, das war

auch ein Journalist, der sagt auch „ das ist ja enorm, was ihr hier macht.“ Ja und ohne

Geld, ich bekomme also keine Subventionen. Aber dann gibt es doch Leute, die finden

das toll, was wir hier machen. „Ich komme und stelle ein Buch vor oder ich komme

und wir machen eine Reise. Wir haben schon hervorragende Autoren hier gehabt, sie

kommen aber damit nicht in die Zeitung, sie kommen auch nicht ins Radio.

I Also besteht keine Nachfrage?

B Naja, es ist ja auch überhaupt keine Neugierde da. Wenn ich jemanden kommen lasse,

der in Italien, z. B. Sergio Romano, ein Mann, der Botschafter in Moskau und in

Amerika war und bei jedem größeren Problem gibt er sein Kommentar ab oder hält

Vorträge, wenn ich erreiche, dass der kommt und hier einen Vortrag hält und die Leute

kommen nicht und die Medien bringen nicht eine halbe Zeile darüber, dann muss ich

sagen, ist es um uns wirklich sehr schlecht bestellt.

I Ich verstehe, sind Sie im Internet, außer auf Ihrer Homepage, vertreten?

B Nein nur auf der Homepage. Das ist sicher schwierig. Wir haben z. B. ein Buch

vorgestellt und da kamen 250 Leute und darüber berichtete auch die Kleine Zeitung.

Da kam auch der italienische Botschafter aus Wien extra her. Die fanden das ganz

extrem. Das kann ich nicht jeden Tag bieten. Ich würde mir wünschen, das man dann,

wenn man sagt so, der war mal da, jetzt haben wir jemand anderen, der ist auch gut,

ich hab z. B. vor der Wahl in Italien einen stellvertretenden Chefredakteur der Zeitung

Page 60: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

55

(...) hier gehabt und der hat erzählt über die Positionen der Parteien und so, das war

eine hochinteressante Geschichte, die Leute auch die Italiener waren hingerissen. In

Italien, unten, wurde berichtet, der war in Klagenfurt. Total interessant, aber hier...

I Sie sagen also, das ist in Italien anders?

B Das ist in Italien ganz anders.

I Wenn ich das also richtig aufgefasst habe, halten Sie Verbindungen mit der Dante

Alighieri Gesellschaft in Italien?

B Natürlich. Wir haben auch Kontakte mit Deutsch-Italienischen Gesellschaften, die es

gibt. Also Deutschland, die finanzieren das auch nicht mehr. Aber vor vielen Jahren,

das waren so Freundschaftsgesellschaften, die gibts in Deutschland, die gibts in

Italien. Die haben viele Kontakte miteinander. Die Deutsch-Italienischen

Gesellschaften sind teilweise sehr gut. Da gibt es Institutionen, die sagen wir

unterrichten Deutsch, das ist nicht nur Deutschland sondern auch Österreich und die

deutsche Schweiz. Die sehen sich also als Vertreter von allen, da mach ich hin und

wieder einen Vortrag oder die kommen herauf. Also da halte ich schon Kontakte.

I Besteht Ihr Vorstand aus verschiedenen Nationen?

B Nein. Wir haben nur Österreicher und Italiener. Wir sind ja statutengemäß so, das wir

so halbe, halbe haben: halbe Österreicher, halbe Italiener, halbe Damen und halbe

Herren. Also ich bin für eine sehr ausgewogene Sache. Das ist nicht einfach. Junge

Leute müssen heute schauen, dass sie überleben mit dem Job und wenn man da noch

ein bisschen ehrenamtlich tätig ist, dann tut man sich schon schwer. Das ist auch der

Grund, warum ich das gerne morgen abgebe. Im Augenblick ist es so, ich habe

jemanden, aber die haben die Zeit nicht.

I Damit komme ich dann zu meiner letzten Frage: Was sind Ihre persönlichen

Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft, bezogen auf die Gesellschaft?

B Auf die Gesellschaft bezogen, kämpfe ich immer noch für so eine Schule. Ich hoffe

auf einen großen Italienischen Sponsor, der uns das ermöglichen könnte. Schön wäre

es solch einen Austausch zu schaffen.

Page 61: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

56

Transkript 3: Österreichisch- Russische Gesellschaft

Befragte/r: Herr C

Interviewerin (I): Sara Melaschuk

Datum: 13.09.2013

I Wie definieren Sie Ihre Freundschaftsgesellschaft?

C Unsere Gesellschaft ist entstanden aus der ehemaligen Österreichischen-Sowjetischen

Gesellschaft, die wurde schon 1945 oder 1946 gegründet. Das war damals so, dass die

Sowjetunion mit allen Ländern so genannte Freundschaftsgesellschaften hatte. Und

diese Gesellschaften hatten auch indirekt einen diplomatischen Status. Ein Beispiel:

Als damals dieser 6-Tage Krieg in Israel geführt wurde, hat die Sowjetunion mit Israel

die diplomatischen Beziehungen abgebrochen, aber über diese

Freundschaftsgesellschaften sind weiterhin die Kontakte gelaufen, die immer bilateral

notwendig sind. Als in diesem Fall hat die Freundschaftsgesellschaft die

Kommunikation übernommen zwischen zwei Ländern mit diplomatischen

Beziehungen, die offiziell abgebrochen wurden. Diese Österreichische-Sowjetische

Gesellschaft hat auch geholfen vielfach Dinge zu regeln, Bürokratische Dinge, wo

man gesagt hat, gut mit der Sowjetunion ist das ein bisschen schwierig jetzt und das ist

dann über die Freundschaftsgesellschaften gelaufen. Es gab in Russland eine

Sowjetisch-Österreichische Gesellschaft und bei uns die Österreichisch-Sowjetische

Gesellschaft. Und da ist dann Ende der 90er Jahren, da die Sowjetunion eben

aufgehört hat zu existieren, haben wir gesagt, was machen wir mit dieser

Freundschaftsgesellschaft? Und man hat die dann aufgelöst. Es gab in Wien einen

Dachverband und dann die einzelnen Landesgesellschaften. Dieser Dachverband hat

sich dann aufgelöst und in einigen Bundesländern existieren diese

Freundschaftsgesellschaften noch unter einem anderen Namen: In Voradelberg, die

nannten sich Ostgesellschaft, in Salzburg, die nannten sich Österreichisch-Russische

Kulturaustausch und in der Steiermark und im Burgenland, die haben gesagt wir

machen auch weiter, wir nennen uns dann Österreichisch-Russische Gesellschaft.

Soweit diese Geschichte, wir haben natürlich dann nicht mehr den Status gehabt wie

die Österreichisch-Sowjetische Gesellschaft. Die Österreichisch-Sowjetische

Gesellschaft hatte zum Beispiel einen Generalsekretär im Burgenland, der hatte einen

eigenen Dienstag, der ihm von der Wirtschaft gesponsert wurde. Wir bekommen jetzt

auch noch Hilfe von der Botschaft, aber natürlich nicht mehr in dem Ausmaß. Und z.

Page 62: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

57

B am 9. Mai In Graz machen wir jetzt seit 4 Jahren eine Veranstaltung am

Zentralfriedhof bei der sowjetischen Grabanlage. Und da sponsert dann zum Beispiel

die Botschaft das Mittagessen für die Teilnehmer. Also solche Hilfen bekommen wir,

auch sonst bekommen wir auch moralische Unterstützung, aber eben keine gewaltig

geltende.

I Warum ist die Botschaft nicht mehr so hilfsbereit wie damals?

C Weil wir einen anderen Status haben. Wir sind keine quasi diplomatische Vertretung,

sondern wir sind ein Verein, das war zwar vorher auch, aber wir sind jetzt ein Verein

und das ist eben so. Ich muss aber dazu sagen, die haben ein sehr gutes Verhältnis zu

uns. Zum Beispiel voriges Jahr haben wir eine Veranstaltung gemacht, die hieß „unser

Partner Russland“, da ist dann der Botschafter persönlich gekommen und da waren

wichtige Leute da.

I Haben Sie das Gefühl, das die Medien hier in Österreich zu Unrecht beurteilen?

C Sie verhalten sich nach dem Motto „bad news are good news“. Ich kann dazu zwei

Beispiele sagen. Da gab es mal eine Diskussion über Kitzbühel, da seien zu viele

Russen. Und dann gab hier eine ehemalige Journalistin, sie hat hier einen Vortrag

gehalten und danach hat sie eine Schlagzeile gebracht: „Kitzbühel ist fast russenfrei“.

Und das finde ich eine Infamie sondergleichen. Und das zweite Beispiel, kann ich

leider nicht zeigen, aber es gibt im Standard eine Karte der Welt, ein Weltplan, wo alle

Staaten Rot eingezeichnet waren, wo Kindersoldaten zum Einsatz kommen. Und die

ganze russische Föderation war rot, so nach dem Motto, in der russischen Föderation

kommen Kindersoldaten zum Einsatz, was natürlich ein Unfug ist. Ich hätte versucht

juristisch dagegen vorzugehen, kann es aber nicht und zwar aus folgendem Grund,

während der Tschetschenien-Krise wurden Kindersoldaten vereinzelt eingesetzt. Von

den Rebellen her nicht von der russischen Armee. Und weil Tschetschenien ein Teil

der russischen Föderation ist hat man das ganze russische Territorium rot

gekennzeichnet. Die Botschaft die herüberkommt ist eindeutig: Russland verwendet

Kindersoldaten. Das mein ich es wird immer die negative Seite betont oder was man

da an Negativem empfinden kann.

I Glauben Sie, dass das nur für Russland gilt oder, dass man dies Verallgemeinern

kann?

C Ich glaube das gilt ganz speziell für Russland.

I Versuchen Sie mit Ihrer Gesellschaft gegen diese negativen Aussagen zu steuern?

Page 63: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

58

C Soweit wir das können, ja. Wir können nur homöopathisch daher wirken oder unser

Gespräch, das sind Sachen im Mikrogramm Bereich, aber manchmal denk ich mich,

man kann ein wenig etwas beitragen. Zum Beispiel voriges Jahr war ich mit einer

Touristengruppe, ich mach jedes Jahr im Sommer eine Russlandreise und da war eine

Ärztin dabei aus der Süd-Steiermark und ich war mit der Gruppe auch am (…)

Friedhof. Leningrad war von den Faschisten fast 900 Tage belagert, da haben sich

schreckliche Dinge abgespielt. Und es gab einen Befehl der deutschen Wehrmacht

Leningrad nicht einzunehmen, sondern nur zu belagern und die Leute durch Hunger

und Kälte umzubringen, das steht so in diesem Befehl drinnen. Und Leute die mit

weißen Fahnen aus der Stadt heraus wollen sind also zu erschießen. Und da gibt’s

einen Friedhof, das ist der (…) Friedhof, da liegen die Leute, die während dieser Zeit

umgekommen sind und nachdem wir dort waren kam am nächsten Tag eine Ärztin zu

mir: „Peter dieser Eindruck war der stärkste hier in Russland und meine Meinung

über die Russen hat sich völlig verändert. Jetzt weiß ich, was dieser Krieg für die

Russen bedeutet hat“. Und das sind für mich Aussagen, die für mich Grund genug sind

das zu machen, in dieser Gesellschaft zu arbeiten und mich auch manchmal unbeliebt

zu machen. Denn es gibt (…), die nicht jeder versteht.

I Was für Leistungen und Aktivitäten erbringen Sie mit Ihrer Gesellschaft im Jahr?

C Was wir machen sieht man auf unserer Homepage und wir schreiben auch ÖWRG

Aktivitäten, aber dann aktualisier ich sie oft ein halbes Jahr nicht. Wir machen

Schüler- und Studentenaustausch, wir machen Bildungsreisen, wir organisieren auch

Wirtschaftstreffen, wir organisieren in St. Petersburg für steirische

Wirtschaftstreibende auch für die burgenländische Wirtschaftsform, für die

Weinwirtschaft, aber in erster Linie sind wir kulturell tätig, wobei wir auch

gesellschaftspolitisch unterwegs sind. Wir sind auch, ohne es zu wollen, als

Heiratsvermittler tätig. Wir sind im Bereich humanitäre Hilfe aktiv, wir bringen

Medikamente nach Russland. Oder wir haben uns gekümmert um eine

Leukämiekranke Russin, dann war sie im Krankenhaus und wir waren ein wenig

behilflich, dass ihr Aufenthalt ein wenig verlängert wird, dass sie im Krankenhaus

bleiben kann, 70 Tage.

I Wie stehen sie zu dem Thema Öffentlichkeitsarbeit? Ich entnehme dem Gespräch,

dass sie die Vermittlung über die Medien zu umgehen?

C Es ist so. Vermeiden klingt ein wenig so: man wagt es nicht, man traut sich nicht. Das

ist es nicht. Nur wir haben nicht den Zugang zu den Medien, wir sind nicht berühmt,

Page 64: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

59

wir können keine Schlagzeilen liefern. Und das, was ich medial lange Zeit gemacht

habe ist, oder anders gesagt, es gab oft in den Medien Berichte über russische

Straftäter. Und ich hab dann nachrecherchiert und habe herausgefunden, dass es sich

dabei nicht um Russen handelt, wohl aber um Bürger der russischen Föderation. Das

sin zwei Paar Schuhe. Es gibt noch andere Völker, die wollen auch nicht mit den

Russen gleichgesetzt werden und auch umgekehrt. Und wir haben von einer ganz

bestimmten Gruppe sehr viele Migranten hier in Österreich und da gibt es in der

Kriminalstatistik sehr hohe Zahlen an Straftaten und ich habe dann versuchtr den

Medien klar zu machen, wenn man schreibt „russische Straftäter“ dann ist das falsch,

das stimmt nicht. Man kann schreiben Straftäter aus der russischen Föderation oder ein

Bürger der russischen Föderation, aber nicht ein Russe hat das angestellt.

I Halten sie es aber trotz allem für wichtig Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben?

C Absolut wichtig, aber wir haben den Zugang nicht. Wir haben keine kompetenten

Leute, das fällt uns ein bisschen schwer.

I Besteht Ihr Vorstand aus verschiedenen Nationen?

C Wir haben Österreicher dabei und Russen. Das sind mehr Russinnen und im Vorstand

sind das sind Österreicher, Stellvertreter haben wir schon Russinnen dabei und in der

Geschäftsführung auch.

I Wie viele Mitglieder haben Sie?

C Auf dem Papier haben wir ca. 70 Mitglieder

I Und die Aktivitäten, die sie veranstalten, sind die für die Mitglieder oder auch für eine

interessierte Öffentlichkeit?

C Die sind für alle. Wir sind für alle offen

I Welchen Stellenwert haben für Sie interkulturelle Kompetenzen für die Arbeit in

Ihrem Verein?

C Ich bin durchaus offen für andere Kulturen, ich selbst habe einen

Migrationshintergrund und ich meine auch, das Wort mit Ausländerproblemen, das ist

für mich ein Unwort, denn wir haben keine Probleme mit Ausländern. Es gibt aber

Probleme mit Migranten und Migrantinnen, ich meine wenn diese gibt, dann darf man

sie auch nennen und man muss sich dann auch konkret ansprechen. Und ich meine

diejenigen, die zu uns kommen sollen verstehen dass Migration nicht nur eine

Bringschuld des Gastlandes ist, sondern auch eine Holschuld, derjenigen, die zu uns

kommen.

Page 65: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

60

I Welche Verbindungen haben Sie zu Russland? Gibt es dort eine Organisation mit der

man hin und her kommuniziert?

P Es gibt in Russland eine Russisch-Österreichische Gesellschaften, gegründet vom

Bürgermeister von Graz vor einigen Jahren. Mit dieser Gesellschaft kooperieren wir,

aber wir kooperieren auch mit Hochschulen dort. Mit Kulturinstituten, mit allem

möglichen. Es sind immer Anlässe, da wird man kontaktiert von einer russischen

Stelle und dann machen wir was. Oder rumgekehrt bei uns gibt es einen Wunsch, den

platzieren wir dann an der entsprechenden Stelle und das funktioniert dann auch. So

ungefähr läuft das. Dadurch, dass ich in St. Petersburg auch wohne kann ich da einiges

immer wieder bewirken.

Transkript 4: Interkulturelles Zentrum

Befragte/r: Frau D

Interviewerin (I): Sara Melaschuk

Datum: 10.09.2013

I Welche Ziele und Aufgaben verfolgen Sie mit dem Interkulturellen Zentrum und was

ist Ihre Zielgruppe?

D Also ganz allgemein gesagt setzten wir uns für die Begegnung von Menschen mit

verschiedenen Kulturen ein und den Verein gibt es schon sehr lange, seit 1987, und

wir haben uns in verschiedenen Themengebieten spezialisiert. Wir haben ganz viel im

Schulbereich, wo wir mit Schulen gemeinsame Projekte umsetzen und Schulnetzwerke

aufbauen die immer diesen grenzüberschreitenden Charakter haben. Menschen,

Schüler aus unterschiedlichen Ländern zusammenbringen in verschiedenen Arten von

Projekten, das ist so ein großer Schwerpunkt den wir haben, wo wir auch ganz konkret

einzelne Projekt durchführen. Dan gibt es einen Bereich bei uns, der widmet sich dem

Thema Integration und Diversity mit Schwerpunkt in Österreich. Wir bieten

interkulturelle Aus- und Weiterbildung an für Leute, die in diesem Bereich aktiv sind

oder sich auch privat für das Thema interessieren. Das machen wir auch schon seit

Anfang der 90er Jahre, also schon sehr lange. Wir bieten hier entsprechen

Fortbildungen an, seien es einzelne Lehrgänge, Workshops und Seminare. Wir haben

einen geografischen Schwerpunkt in den letzten Jahren herausgearbeitet vor allem mit

dem Kaukasus, Armenien, (...) sind so unsere Schwerpunkte geworden bei denen wir

Page 66: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

61

aktuell aktiv auch lange Zeit war es der Balkan und das ist auch immer noch hier in

verschiedenen Projekten wo wir hier auch am Balkan aktiv sind, aktuell haben wir

aber keinen. Wir haben aber ein Netzwerk das uns jetzt begleitet am Balkan für

Jugendorganisationen und NGO’s aus dem Jugendsektor gefunden haben aus

verschiedenen Balkanländern und die zusammen haben ein Netzwerk gegründet und

da haben wir uns beteiligt. Es gibt aber trotzdem aktuell keine Projekte an denen wir

uns beteiligt haben.

I Und wieso gerade diese Region, gab es hierfür einen bestimmten Anlass?

D Das hat sich aus eigentlich aus persönlichem Background und Hintergrund der

Mitarbeiter ergeben. Wir sind ja ein Verein und von den Leuten, die hier aktiv und

tätig sind wird auch die Arbeit unseres Vereins geprägt und da haben die Leute einfach

persönliche Kompetenzen, Wissensgebiete, wir haben auch schon

Schwerpunktregionen, die sie interessiert haben mit hereingebracht und je nachdem

(...) und das hatt sich dann auch anhand von dem, von Schwerpunktinteressen, hat sich

das langsam herauskristallisiert.

I Wie kann ich mir das vorstellen, sind das Räumlichkeiten, die Sie für das

Interkulturelle Zentrum zur Verfügung haben?

D Ja genau, das sind Räumlichkeiten und wir haben momentan um den Dreh herum ca.

28 Mitarbeiter, wobei die Beschäftigungszeiten unterschiedlich sind, also es sind nicht

alle 25 Leute 40 Stunden angestellt, sondern, der Verein bekommt auch keine

Basisfinanzierung. Wir finanzieren uns wirklich durch Ausschreibungen über de

Projekte, die wir durchführen, die von unterschiedlicher Stelle finanziert und gefördert

werden. Und in diesen Projekten ist dann manchmal auch eine unterschiedliche

Anzahl, die es dann braucht um diese umzusetzen. (...)

I Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Unterstützung Ihrer Projekte ein? Werden Sie

unterstützt? Und wie kommen die Projekte bei der Öffentlichkeit an?

D Das ist unterschiedlich. Das hängt von den unterschiedlichen Projekten ab, je

nachdem, welche Zielgruppe erreicht werden soll has heißt, das es auch nicht immer

sozusagen, die gesamte Bevölkerung hier beteiligt ist oder Wirksamkeit generiert sein

soll. Und manchmal ist es natürlich auch ein größerer Kreis, was die Zielgruppe

anbelangt und man natürlich mehr Öffentlichkeit erreichen möchte und entsprechen

gefordert ist diese zu generieren.

I Sie arbeiten ja im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Gibt es Herausforderungen?

Page 67: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

62

D Es ist sicher eine Herausforderung, um so komplexe Materie, die jetzt nicht leicht in

Bildern oder so einfach erklärbar ist, herunterzubrechen für eine breite Öffentlichkeit

und es interessant zu machen oder auch medial zu vermarkten. Das hängt auch von der

Zielregion ab, also wie gesagt, z. B. Kaukasus ist nicht unbedingt eine Region, die

Österreich großartig interessiert. Wenn etwas dort passiert, ist es sehr schwierig hier

Öffentlichkeit zu generieren oder Aufmerksamkeit zu schaffen. Was wir dann auch

schon versucht haben, in einzelnen Projekten, ist mit Austellungen oder speziellen

Themenveranstaltungen ein interessiertes Klientel über die Region zu informieren oder

sich da auszutauschen. Also ganz konkret im Kaukasus hatten wir ein Projekt, wo wir

eine Ausstellung konzipiert haben gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Kaukasus,

die Bilder zu ihrem Alltagsleben, die Geschichten ihres Alltags aufgenommen haben.

Da ist Video, da ist Radio zum Einsatz gekommen, da wurden Fotos gemacht und

auch Texte verfasst und wir haben das ganze dann in eine Ausstellung gegossen und

diese Ausstellung ist dann in verschiedenen Stationen in Österreich auch präsentiert

worden. (...) Also da haben wir dann gewisse Spots gesucht, wo eine gewisse

Öffentlichkeit jeden Tag ein und ausgeht und da so versucht so Öffentlichkeitsarbeit

zu machen über die Region und die Aktivitäten, die wir da vor Ort finden. (...) Da war

ein Beispiel, oft ist es so beim Jugendprogramm, wo die Materie sehr komplex ist und

je weiter ich das herunterbrechen kann, also ein Jugendprojekt vor den Vorhang hole,

wo die Jugendlichen etwas gemacht haben, also in der Öffentlichkeit eine tolle Aktion

präsentiert haben, dann ist das durchaus auch für lokale Medien interessant und wird

auch hier aufgenommen. Wir haben jetzt auch hier die Erfahrung gemacht, wenn es

hier um komplexere Programme geht das man halt einzelne Stücker herausnimmt, die

dann gerecht aufbereit und so einer breiten Öffentlichkeit auch zugänglich macht.

Wobei ich denke, Öffentlichkeitsarbeit bedeutet für mich viel mehr als Medienarbeit,

also ich glaube es ist oft so eine verengte Sichtweise, dass man denkt

Öffentlichkeitsarbeit ist auch Medienarbeit und Pressearbeit und nur dann ist meine

Öffentlichkeitsarbeit, wenn ich einen Bericht in meiner Tageszeitung habe oder noch

besser in den Lokalnachrichten vorkomme und ich denke, da muss man einfach auch

unterscheiden und das ist natürlich auch schön, aber ich denke das muss nicht immer

das einzige wahre (..)sein. Es gibt viele andere Möglichkeiten Aufmerksamkeit zu

generieren und zu schaffen.

I Und wie war das Feedback der Medien durch die Ausstellung?

Page 68: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

63

D Das mit den Austellungen war lokal natürlich begrenzt. Man hat diese Ankündigung

über verschiedene Medien ausgesendet, dass hier eine Ausstellung stattfindet und die

Medien haben über die Ausstellung in sofern berichtet, dass sie halt gesagt haben: hier

findet eine Ausstellung statt zu dem und dem Thema, das war mehr oder miner eine

Terminankündigung zu der Ausstellung durch Zeitungen und Medien.

I Würden Sie sagen, dass es schwieriger ist Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, wenn es

dabei um die Vermittlung einer Kultur geht, die nicht so sehr verbreitet ist?

D Man muss dann einfach die Geschichten suchen, die das ganze interessant machen.

Meinen vielen Aktivitäten nehme ich heraus, dass es auch eine interessante Geschichte

ist für die Medien vor Ort oder mein Publikum, dass ich hier ansprechen möchte.

I Für wie wichtig halten Sie also Öffentlichkeitsarbeit, wenn es dabei um die Pflege von

interkulturellen Beziehungen geht?

D Also ich denke ohne Öffentlichkeitsarbeit kommt man nicht aus. Öffentlichkeitsarbeit

bedeutet sehr vieles, dass ich einen Newsletter aussende, dass ich eine Website habe,

dass ich auch Facebook präsent bin. Für meine Organisation macht es Sinn einen

Facebook-Auftritt zu haben, weil ich hie mein Klientel erreiche. Manche sagen, sie

erreichen ihre Leute am besten per Newsletter, andere sagen, nein, ich erreiche meine

Leute am besten per Post, oder ich mache Flyer für meine Veranstaltungen und henge

die aus oder ich lade sie zu mir in Haus ein und veranstalte im Haus verschiedene

Aktivitäten. Also Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig und wichtig und ohne das, das

ist ja ein wesentlicher Teil der Aktivitäten, die man macht und, ja, die Kanäle sind

einfach unterschiedlich und je nachdem wen man hat und wen man erreichen will

muss man sich überlegen: wie mache ich das? Wie erreiche ich das? Bzw. die

Personen oder die Gruppe. Das ist manchmal auch eine Herausforderung.

I Wird ihr Vorstand durch verschiedene Nationen vertreten?

D Also, wir sind in der glücklichen Lage, dass unser Vorstand kontinuierlich wächst, es

gibt den Geschäftsführer und dann einen ehrenamtlich agierenden Vorstand und hier

sind wir durchmischt beim Vorstand. Wir haben zwei Österreicher, einen Lehrer für

muttersprachlichen Unterricht, dieser kommt glaube ich aus Bosnien. Dann gibt es

welche die haben ihre Wurzeln in Italien. Ich glaube also die meisten bringen einen

Migrationshintergrund mit.

I Bringt es der Organisation etwas, dass der Vorstand multinational ist?

D Ich denke, dass spielt schon eine große Rolle. Da spielt wahrscheinlich die Herkunft

auch eine Rolle, aber nicht nur, das spielt dann auch die Gender-Frage eine Rolle, die

Page 69: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

64

Herkunft, was bringt er mit. Bei uns ist auch immer ganz spannend aus welchem

Arbeitsfeld kommen diese Leute. Was bringen die von ihrem persönlichen Know-how

mit, was dann für den Verein auch wichtig ist. Wir machen ganz, ganz viele

Schulprojekte, natürlich ist das dann toll wenn im Vorstand jemanden hat, der diese

Lehrererfahrung hat. Integration ist natürlich ein Thema, auch da ist es schön, wen

jemand vertreten ist (...) von dem her ist es auch was ganz wichtiges, was die Leute für

einen Background mitbringen von dem wir dann auch profitieren.

I Welche Ziele für die Zukunft hat das Interkulturelle Zentrum?

D Ich glaube einfach weiter arbeiten und bestehen zu können. Das ist natürlich ganz

stark abhängig von Projekten und diese umsetzen zu können. Da sind wir natürlich

ganz stark angewiesen auf die öffentliche Hand, auf Ministerien und auf Stiftungen auf

Partner aus der Wirtschaft, auf Wirtschaftstreibende, die sagen das gefällt uns und die

uns unterstützen und das ist immer eine Herausforderung.

I Was sagen Sie zum Thema „Multicultural PR“ ? Gibt es diesbezüglich Unterschiede in

der Öffentlichkeitsarbeit, die man beachten muss, auf Grund verschiedener Kulturen?

D Also es gibt sicher das Bewusstsein, dass nicht überall alles so funktioniert. Manche

Gruppen von Personen kann man mit einem elektronischen Newsletter nicht erreichen

oder mit einer Zeitungsankündigung, da es für diese Community viel sinnvoller ist

etwa Mund zu Mund Propaganda zu machen oder Face-to-Face auf einer

Veranstaltung zu werben und die sagen das dann untereinander dann auch wieder

weiter und plötzlich hat man das Haus voll. Da war dann eine Person und die hat das

dann weitergesagt und die hat das dann wieder weiter gesagt und plötzlich sind ide

Leute da. Wirklich vielseitig zu sein in der Hinsicht wie man wirbt und streut das ist

sicher sehr sinnvoll und sich dann auch anzuschauen mit welchen Netzwerken und

Communities was wie funktioniert. Wenn man halt andere Länder erreichen will, so

auch oft im Kaukasus, ich würde mir nicht herausnehmen zu sagen, dass ich weiß wie

Öffentlichkeits- oder Medienarbeit im Kaukasus zu passieren hat. Je nach Land sind

die Gegebenheiten ja auch wieder unterschiedlich und da sind wir dann auch einfach

auf unsere Partner angewiesen, die wir dann da vor Ort haben, die dann sagen, okay,

bei uns schaut das so aus: wir schicken keine Pressemeldungen mit Fotos, sondern wir

rufen da an und laden den dann ein. Die Medienlandschaft zu kennen und zu wissen

wie man dort die Leute erreichen kann ist einfach wichtig oder das man sagt bei uns

gibt es kein Facebook, wir nutzen ganz ein anderes Tool, wir sind momentan auf

Page 70: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

65

Facebook nicht präsent. Wichtig kann auch sein, dass man in den jeweiligen

Landessprachen kommuniziert, das ist natürlich notwendig, weil sonst geht das nicht.

I Gibt es einen Tipp Ihrerseits für bilaterale Freundschaftsgesellschaften, auf welche

Weise man sinnvolle Öffentlichkeitsarbeit betreiben kann, vor dem Hintergrund der

Diversität?

D Ich glaube, wenn ich das richtig interpretiere ist da ein Unterschied. Man kann nicht

davon ausgehen, dass das Tool, welches man erfunden hat, das einzig wahre ist was in

anderen Kreisen so gut ankommt oder so gut funktioniert. Manchmal muss ich dann

was übersetzen und brauche diese Mehrsprachigkeit auch, weil es einfach wichtig ist,

macht es überhaupt Sinn auf Deutsch etwas auszuschicken. Und immer auch mit dem

Ziel, wen möchte ich adressieren, wen möchte ich erreichen und wer kann mir was

sagen über diese Gruppen, die ich erreichen möchte.

I Glauben Sie, dass die Medien Geschichten oder Berichte verändern?

D Also ich meine Medien haben natürlich eine Selektion, es gibt Kriterien nach denen

sie beurteilen, was wird verbreitet und was scheidet einfach schonmal aus. Die haben

einen Kriterienkatalog, den man sich auch anschauen sollte, denke ich mir Erfüllt

meine Botschaft, welche Newswerte werden hier auch erfüllt und wie kann ich es so

modifizieren, dass es da auch wieder hineinpasst. Es gibt immer wieder Journalisten,

die speziell dazu Interessen haben oder eigene Sonderseiten haben, wo so was auch

Platz findet, das ist eine Geschichte, die da super hinein passt. Also ich glaube auch

nicht, manchmal ist es schwierig, was erreicht den Nachrichtenwert oder was macht

diese Mediengeschichte für den Journalisten interessant. Und manchmal ist es auch

nur das regionale Blatt ums Eck, oder Fachzeitschriften.

I Halten Sie also schlussendlich Öffentlichkeitsarbeit für wichtig zur Erreichung Ihrer

Ziele?

D Ja. Das tun wir ständig. Wir sind darauf angewiesen Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Wobei Öffentlichkeitsarbeit sehr viele Facetten hat und das sind auch mal Besuche zu

veröffentlichen, eine Ausstellung zu gestalten, eine Veranstaltung bei uns im Haus zu

machen. Das hat ganz viele Aspekte,aber ohne das geht es nicht.

Page 71: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

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Transkript 5: Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft

Befragte/r: Herr E

Interviewerin (I): Sara Melaschuk

Datum: 10.09.2013

I Welche Aufgaben haben bilaterale Freundschaftsgesellschaften zu erfüllen und wie

würden Sie diese definieren?

E Grundsätzlich kann man das mal so zusammenfassen: Bilaterale

Freundschaftsgesellschaften sind für uns dann relevant, nämlich insofern, dass wir sie

als Mitglied vom Dachverband aufnehmen und sie dann vom Dachverband auch

profitieren können. In ihren Statuten, meistens sind sie ja vereinsmäßig organisiert

müssen die Gesellschaften deckungsgleich sein mit denen des Dachverbandes und

zwar in diesen Punkten: Sie müssen unpolitisch oder überpolitisch sein, sie dürfen also

nicht irgendwelche problematischen Ideologien vertreten, ich denke jetzt an

nationalsozialistische Wiederbetätigung oder auch religiösen Fanatismus,

Fundamentalismus usw. Sie müssen also auch überreligiös sein und sich sozusagen im

Dienen der Völkerverständigung des Brückenbauens zwischen Menschen jeweils

zweier Länder, daher auch bilateral, in diesem Fall Österreich und jeweils einem

anderen Land. Wenn sie das tun, dann sind sie für uns interessant und dann können wir

darüber reden, ob wir sie in den Dachverband aufnehmen, was für die Gesellschaft den

Mehrwert hat, dass sie von unseren Veranstaltungen und vor allem auch von unseren

Serviceleistungen profitieren können.

I Es gibt ja auch multilaterale Gesellschaften, oder?

E Das ist richtig. Es gab früher mal die Österreichisch-Arabische Gesellschaft, welche

die Länder der gesamten arabischen Halbinsel vertreten haben. Es gab und gibt

natürlich immer noch die Österreichisch-Südpazifische Gesellschaft, welche die

gesamten Kleinstaaten im Pazifik vertritt. Es gibt also viele multilaterale

Gesellschaften, ja, der Dachverband hat aber seinen Fokus auf die bilateralen

Gesellschaften gelegt. Das heißt die multilateralen Gesellschaften haben bei uns eher

einen Beobachterstatus, sind auch zum Teil außerordentliche Mitglieder bei uns dabei,

sie kommen auch an Informationen, sind aber im Inneren des Dachverbandes nicht

voll gegliedert, das heißt das ist hier auch statuenmäßig festgelegt, dass nur bilaterale

Freundschaftsgesellschaften dabei sein können. Das hat folgende Funktion: Bisher gab

es immer die Einschränkung, dass aus jedem Land, ich nehme jetzt mal als Beispiel

Page 72: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

67

Argentinien. Da gibt es eine Österreichisch-Argentinische Gesellschaft, aber es könnte

ja sein, dass es mehrere Vereine in Österreich gibt, die sich mit Argentinien

beschäftigen, aber es kann jeweils nur ein Verein wirklich als Repräsentant, der

offiziellen Diplomatie zwar nachgeordnet, aber doch auch irgendwo offiziöse Kontakt

zwischen Österreich und Argentinien als Österreichisch-Argentinisches bilaterale

Gesellschaft als Mitglied im Dachverband sein.

I Grundsätzlich haben multilaterale Gesellschaften aber den gleichen Status wie

bilaterale Gesellschaften, also bezüglich dessen, was sie vermitteln wollen und ihrer

Definition?

E Das ist richtig. Also viele fühlen sich sehr ähnlichen Zielen verpflichtet. Zum Beispiel

war die Österreichisch-Südpazifische Gesellschaft viele Jahre im Dachverband. Und

wir haben es auch so festgelegt, die Österreichisch Südpazifische Gesellschaft bleibt

so lange im Dachverband, solange bis eines von den Ländern, und obwohl sie sowieso

in der Gesellschaft vertreten sind, eigene bilaterale Gesellschaften gründen. Das ist in

der Zwischenzeit auch passiert, es gibt eben die Österreichisch-Fidschianische

Gesellschaft, es gibt eine Österreichisch-Paguaneuginea Gesellschaft, es gibt eine

Österreichisch… und da haben wir gesagt, da muss die multilaterale Gesellschaft als

zweites Glied zurückbleiben und die einfach Gesellschaft unmittelbar Länder

vertreten, betreuen, wie auch immer Kontakte herstellen, die haben Priorität, denn sie

sind Vollmitglieder im Dachverband.

I Wie wichtig sind bilaterale Freundschaftsgesellschaften im internationalen Austausch

oder auch hinsichtlich der Friedenspolitik? Wie können bilaterale

Freundschaftsgesellschaften dazu beitragen?

E Ich glaube sie haben sogar eine sehr wichtige Bedeutung und das sage ich jetzt, denn

es ist auch vom österreichischen Außenministerium zuerkannt. Eine Rolle spielt sicher

auch dass der österreichische Bundespräsident Fischer, der sonst für keine Institution

oder für keine Vereine die Firmherrschaft übernimmt aber er ist genau Firmherr dieses

Dachverbandes. Ich kann das mal an einem Beispiel erläutern: Der Dachverband und

die bilateralen Gesellschaften können dort eine wichtige Funktion entwickeln, wo die

offizielle Diplomatie des österreichischen Bundesministeriums für europäische und

internationale Angelegenheiten vielleicht nur eingeschränkt oder überhaupt nicht

agieren kann. Ein Beispiel: Nordkorea. Gegenüber Nordkorea vertritt die EU und

auch die österreichische Außenpolitik eine Linie möglichst sich zurück zuhalten. Das

heißt also die diplomatischen Kontakte sind auf ein Minimum reduziert. Es gibt keine

Page 73: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

68

Österreichisch-Nordkoreanische Botschaft. Und die Kontakte sind bewusst

zurückgehalten, solange also dort (…). Das heißt aber auch das Vertreter des

Außenministeriums unbefangen mit Vertretern Nordkoreas reden können. Und hier

kommen die bilateralen Freundschaftsgesellschaften ins Spiel, die auf einer

Diplomatie nachrangigen Ebene hier auf der Ebene kulturellen Austausches, zum

Beispiel soziale oder medizinische Projekte ob es um den Austausch einer

Tischtennismannschaft oder einer Volkstanzgruppe geht oder was auch immer, aber

über diese Ebene werden sozusagen quasi diplomatische Kontakte zu anderen Ländern

aufrechterhalten, indem man auf offizieller diplomatischer außenministeriums Ebene

nicht treten kann oder auch nicht will. Das heißt es fällt zurück auf die ebene der

bilateralen Gesellschaften, womit persönliche Kontakte bestehen bleiben (…). Die

aber dann natürlich wenn die offizielle Diplomatie wieder greift, müssen wieder die

bilateralen Gesellschaften zurücktreten. Aber die bilateralen Gesellschaften die

wichtigen Funktionen eine der Diplomatie nachgeordneten Ebene Kontakte zu

Institutionen auf persönlicher Ebene zu Gruppen wie auch immer aufrechtzuerhalten.

Und das ist sehr wichtig und wird daher auch von offiziellen österreichischen

Politikern: Präsidentschaftskanzlei, Bundespräsident, Bundeskanzleramt und

Außenministerium auch als solches gesehen, deswegen auch der Bundespräsident

Fischer als Schirmherr, deswegen auch die neuen Landeshauptleute und also ganz

unwichtig ist es nicht würde ich sagen.

I Welche Vorteile ergeben sich also für Mitglieder vom Dachverband PAN, die andere

Gesellschaften nicht haben?

E Wir bieten bilateralen Gesellschaften Zugang zum offiziellen Österreich. Also wir

stellen Kontakte her zum Parlament, Direktion, Innenministerium, Außenministerium,

also zu Ministerien und offiziellen und offiziösen Institutionen. Das heißt also hier

handelt es sich um Networking, wovon sie profitieren. Das zweite ist eine Art

Serviceleistung, die wir anbieten. Es gibt einen Anwalt, der ist spezialisiert auf

Vereinsrecht. Dieser hat einen Abend lang darüber referiert, wie Vereine, also

bilaterale Gesellschaften, denn die werden alle als Vereine geführt, wie solche Vereine

geführt werden sollen. Auch juristischer Sicht, aus technischer Sicht, aus

vereinspolitischer Sicht. Also da geht es um Finanzfragen, da geht es um

Haftungsfragen und ähnliches. Also da bietet der Dachverband auch Service

orientierte Dinge an. Und wir fördern und unterstützen Projekte, die sinnvoll sind.

Zum Beispiel findet jetzt im Oktober etwas statt, da haben sechs Gesellschaften die

Page 74: Öffentlichkeitsarbeit in Freundschaftsgesellschaften

69

Möglichkeit ihre Projekte vor einem Publikum zu präsentieren und wir vergeben dann

auch die sogenannten PAN-Preise, das sind Förderungspreise für Projekte, die schon

laufen. Wenn etwas sinnvoll ist, dann prämieren wir so ein Projekt und schütten noch

mal einen kleinen Geldbetrag aus. Das sind Geldbeträge zwischen 2.000 Euro und

20.000 Euro. Zweitens gibt es einen PAN-Preis, der ist gesponsert vom

Außenministerium, sie sehen also die Verschränkung ist eng da, und dieser wurde

dieses Jahr an Italien vergeben, da gab es eine Zeremonie (...). Warum Italien? Vor

einigen Jahren gab es ein Erdbeben in der italienischen Umgebung und da hat sich die

Österreichisch-Italienische Gesellschaft sehr stark gemacht beim Aufbau von Schulen

und Kindergärten mitzuwirken. Das heißt die haben dann hier in Österreich ein Projekt

gestartet, bei dem Geld gesammelt wurde für den Aufbau von diesen Schulen und

Kindergärten. Das Außenministerium spendet einmal im Jahr einen Preis. Das heißt

sie geben uns, PAN, das Geld, damit wir damit etwas sinnvolles machen und damit

die Gesellschaft auswählen, die dann diesen Preis bekommt. Das sind vor allem

Projekte im sozialen, karikativen, medizinischen Bereich. Also solche Sachen, wo

etwas überprüfbar ist, wo etwas schon im Laufen ist, geben wir Unterstützung. Also

das ist auch eine Schiene von PAN – die Unterstützung. Bekanntmachung und die

Leistung anerkennen und eine Hilfestellung bieten.

I Mit Bekanntmachung meinen Sie hinsichtlich der Projekte?

E Mit Bekanntmachung meine ich, dass wir dann die Projekte, so wie jetzt im Oktober,

vor den Vorhang bitten, dass sie diese auch präsentieren können. Man muss auch

immer etwas iim Hinterkopf behalten: Fast alle, die in den bilateralen Gesellschaften

drin sind, machen diese Tätigkeit ehrenamtlich. Fast nirgends gibt es

Gehaltsempfänger. Also diese Leute machen das neben ihren Jobs, die sie so haben

und da ist es angebracht, diese Leute mal vor den Vorhang zu bitten und zu sagen, was

ihr macht ist toll, das ist wichtig, das ist etwas worauf ihr auch stolz sein könnt und wir

möchten das auch den anderen bekannt machen, damit zumindest ein bisschen der

Rum da ist, jetzt mal so flapsig gesagt.

I Mit wem arbeiten Sie bei der fidschianischen Gesellschaft zusammen? Ist das die

Botschaft oder sind das noch andere Vereine mit denen Sie zusammenarbeiten?

E Also wir hatten bereits Veranstaltungen, die wir zusammen mit anderen bilateralen

Gesellschaften gemacht haben. Das ist ja auch etwas, was PAN wiederum fördert.

Nämlich das einzelne Gesellschaften auch untereinander wieder kooperieren.

Natürlich haben wir auch teilweise etwas mit den regionalen Nachbargesellschaften

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etwas zu tun. Im Fall Fidschi wäre das die Österreichisch-Australische Gesellschaft,

mit der Österreichisch-Peruanischen Gesellschaft wollen demnächst einmal was

zusammen machen. Also das ist die Zusammenarbeit mit den Nachbargesellschaft.

Und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen in Fidschi existiert schon

allein in dem Fall, weil die Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft ein Diabetis-

Vorbeugungs-Projekt in Lautoka unterstützt. Also wir machen veranstaltungen, wo wir

spenden und dieses Geld einmal im Jahr wird von einem Historiker aus Salzburg

direkt übergeben an die Fidschianische Institution, die wiederum mit einer

australischen NGO zusammenarbeitet, die gemeinsam Diabetes-Prävention machen.

Also da geht es um den Ankauf von Teststreifen, Urinteststreifen, da geht es um

Medikamente, Einwegspritzen, was so dafür gebraucht wird. Also die Fidschianische

Gesellschaft in Wien arbeitet mit anderen benachbarten bilateralen Gesellschaften,

arbeitet in Fidschi vor Ort mit einer lokalen NGO für und wegen eines sozialen

Projektes.

I Halten Sie Öffentlichkeitsarbeit für wichtig?

E Ja. Absolut. Wir wollen ja auch das Leute zu unseren Veranstaltungen kommen und

nur wenn Leute zu unseren Veranstaltungen kommen kann man auch einen Topf

hinstellen und sagen „bitte werft da ein bisschen was hinein“. Bei den Veranstaltungen

ist auch meistens freier Eintritt, ist ja klar. Also damit ist Öffentlichkeitsarbeit einmal

sehr wichtig. Wie machen wir sie. Derzeit sehr wenig, das einzige, was wirklich nach

außen geht, ist die Homepage. Die wiederum derzeit noch den Nachteil hat, dass sie

nur in einer deutschsprachigen Version existiert. Hier gibt es keine englischsprachige

Version. Interessanter Weise habe ich aber jetzt in Fidschi bemerkt, ich war erst unten,

da hat mich ein Radiosender angesprochen, denn die haben herausgefunden, dass es in

Österreich so was wie eine Österreichisch-Fidschianische Gesellschaft gibt und haben

um ein Interview gebeten für das Radio dort, weil die das recht kurios gefunden haben,

dass so ein kleines Land wie Österreich kontakt hat. Da habe ich dann erklärt es gibt

auch FidschianerInnen in Österreich. Nicht sehr viele, aber die gibt es und die

Mehrheit davon arbeitet bei Sicherheitspersonal in Wien.

I Sie würden aber behaupten, es könnte durchaus mehr Öffentlichkeitsarbeit sein?

E Ja.

I Und wie steht es um andere Medien wie Social Media, die neuen Medien?

E Das Problem ist nur, das muss ja auch immer jemand machen. Also ich zum Beispiel

selber mache kein Facebook und auch kein Twitter. Auch auf Grund des E-Mail-

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Ansturms in meinem Job, habe ich einfach kein Zeitbudget dafür. Es wäre natürlich

wünschenswert,wenn es einen Blog gäbe, wenn man über Facebook, da was macht

und wenn die Website dann natürlich auch mal englischsprachig wäre, damit

Fidschianer aus Fidschi auch an uns herantreten können oder damit einfach

Informationen geben, wie das in Österreich aussieht. Diese bilateralen Gesellschaften

gehen ja immer in zwei Richtungen: Also einerseits geht es darum über das jeweilige

Land hier in Österreich zu informieren und um Defizite abzubauen. Aber es geht

natürlich auch immer wieder darum Österreich in diese Länder zu bringen. Wie schaut

es bei uns aus, was machen wir.

I Wie ist Ihre Einstellung gegenüber den Medien? Arbeitet Ihre Gesellschaft mit den

Medien zusammen?

E Wir arbeiten mit den Medien zusammen. Wir haben schon zweimal mit Radio Orange

zusammengearbeitet, da gab es einen fidschianischen Abend, also jeweils eine

einstündige Sendung. Einmal war ich auch selber dabei und ab fidschianische Musik

präsentiert und dazwischen mal mit ein paar kleinen Gescheiten aufgelockert. Also es

gibt schon eine Medienarbeit, aber bei unserer kleinen Gesellschaft da könnte man

mehr tun und das wäre auch wünschenswert.

I Sind Sie der Meinung das Medien die wahr Geschichte verfälschen könnten?

E Diese Gefahr ist immer gegeben. Wenn ich jemandem ein Interview gebe und dann

schaue ich in der Zeitung was daraus geworden ist, dann lege ich oft die Ohren an.

Weil es natürlich immer, auch zwangsläufig, zu Verkürzungen kommen muss, weil es

eben auch eiin anderer Background ist. Und Dinge natürlich auch ganz anders

interpretiert werden können. Das bedeutet immer bei der Zusammenarbeit mit den

Medien, man muss möglichst klar die Dinge formulieren, möglicht Hintergrundwissen

geben und auch den InterviewerInnen die Möglichkeit geben das zu kontextualisieren.

Die Gefahr, dass es verzerrt dargestellt wird ist nicht nur da, sondern es passiert auch

laufend. Sie müssen sich natürlich auch als Gesellschaft sichern und auch darauf

achten, dass sie auch selber ihre eigene Version unter die Menschen bringen und diese

nicht nur über und durch andere entwerfen lassen, weil einfach immer die Gefahr da

ist, dass das in eine völlig andere Richtung abdriftet.

I Umso wichtiger ist daher gezielte Öffentlichkeitsarbeit, oder?

E Öffentlichkeitsarbeit kann man selber steuern und ist etwas, das ich auch in meiner

Eigendynamik entwickeln und habe die Kontrolle darüber Medienarbeit in den

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eigenen Händen tragen zu können. Aber ich gebe Ihnen recht, Öffentlichkeitsarbeit ist

wichtig und das möchte ich mit drei Ausrufezeichen versehen.

I Wie sehen Sie die Zukunft für bilaterale Freundschaftsgesellschaften?

E Steigend. Sie wird an Bedeutung gewinnen. Wir leben in einer globalisierten Welt, in

der immer größer die Flexibilität und die Mobilität der Menschen ist, der Austausch

zwischen Menschen und verschiedenen Ländern. Alle staatlichen Gebiete werden auch

zunehmend mehr kulturell, ethnisch, religiös und sprachlich zunehmend heterogener.

Und das ist auch was positives, wenn man das nicht als Bedrohung versteht, sondern

als Bereicherung, als Chance sich auch woanders bedienen zu können, unternehmen zu

können, zu kooperieren und neue Dinge entstehen lassen zu können. Das ist ideal. Das

glaube ich haben die bilateralen Gesellschaften eine entscheidende Bedeutung,

nämlich, dass Brücken gebaut werden und das ganze nicht konfrontativ abläuft.

Ängste zu nehmen, Bedrohungen, die vielleicht empfunden werden, mehr als Chance

und Bereicherung interpretieren zu können. Das hängt davon ab, wie die bilateralen

Gesellschaften ganz entscheidend dazu beitragen. Allein durch ihre kulturellen

Veranstaltungen versuchen auch Leute einzubinden, die vielleicht auch

bildungsärmeren Schichten entstammen und sich auch nur selbst nur sehr schwer einen

Schritt machen. Diese Leute zu umarmen und mit hinein zu nehmen, das ist eine ganz

wichtige Aufgabe. Das hat durch eine Gesellschaftsstabilisierende Wirkung und global

gesehen eine Völkerschaftsbindende Wirkung. Das wird zunehmen. Einige Länder

haben das schon erkannt. Kurioserweise hat gerade China ein eigenes Ministerium für

diese bilateralen Kontakte. Also neben dem Außenministerium haben sie ein eigenes

Ministerium für die Pflege der bilateralen Kontakte. Soweit ist es natürlich noch lange

nicht hier. Ist die Frage, ob das überhaupt möglich wäre. Aber allen bilateralen

Gesellschaften kommt zunehmend Bedeutung zu. Und auch so was wie den

Dachverband PAN haben nicht alle Länder, also ich weiß zum Beispiel aus

Deutschland und anderen europäischen Ländern kamen immer wieder Leute, die sich

das angeschaut haben. Was stellt der Dachverband da und welche Rolle kann er

spielen. Um eben genau diese bilateralen zu unterstützen. Also es kann sein, dass es in

einigen anderen Ländern auch bald gibt in den nächsten Jahren, der dann als

Schaltstellt zwischen den bilateralen Gesellschaften auf der einen Seite und den

offiziellen Stellen, Ministerien und des Landes hier als Schaltstelle, Mediator, als

Katalysator dienen kann.