ÖGZ Bier 12

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„Alkoholfrei ist kein Defizit“ Interview mit Andreas Stieber, Marketingleiter der Brau Union Seite 3 Die Weisseals Riesenerfolg Interview mit Stiegl-Geschäftsführer Robert Schraml Seite 10 Große Sprünge mit Bierspezialitäten Das „Känguruh-Pub“ in Wien lockt mit über 170 Biersorten Seite 11 2012 www.gast.at Großer ÖGZ-Biertest 2012 Seite 3 Weiße Weizen- biere

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Bier, Gastronomie, Hotellerie

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Page 1: ÖGZ Bier 12

„Alkoholfrei ist kein Defizit“Interview mit Andreas Stieber,

Marketingleiter der Brau Union Seite 3

Die „Weisse“ als Riesenerfolg

Interview mit Stiegl-Geschäftsführer

Robert Schraml Seite 10

Große Sprünge mit Bierspezialitäten

Das „Känguruh-Pub“ in Wien lockt mit

über 170 Biersorten Seite 11

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Großer ÖGZ-Biertest 2012 Seite 3

Weiße Weizen-biere

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impressum

Beim Bier entsteht schön langsam das, was beim Wein gemeinhin als „heimisches Wein-wunder“ bezeichnet wird: Qualitativ schlech-tes Bier ist praktisch aus den Regalen der Getränkehändler verschwunden, die Auswahl an Bierspezialitäten steigt dafür beständig an, ebenso das Interesse und das Wissen der Konsumenten. Fortbildungskurse bis hin zur Diplombiersommelier-Ausbildung bei der deutschen Doemens-Akademie sind regel- mäßig bis auf den letzten Platz ausgebucht – und zwar nicht nur von Brauerei-Mitarbeitern oder engagierten Gastronomen, sondern im-mer häufiger auch von privaten Bierliebhabern. Und immer öfter präsentieren Freunde, nach einem Italien-Urlaub etwa, besondere Biere aus lokalen Kleinstbrauereien mit ähnlicher Freude und Ehrfurcht wie bis dato nur einen streng limitierten Brunello Riserva.Was das für den heimischen Gastronomen be-deutet? Der Anspruch der Gäste wird beim Bier in nächster Zeit noch deutlich wachsen. Wer darauf hofft, dass seine Gäste mit „einem Bier“ zufrieden sind, der hat auf seiner Speisekarte vermutlich auch nur „ein Essen“ stehen, wie Kollege Conrad Seidl es gerne formuliert. Bier-kultur und Biervielfalt müssen besonders in der Gastronomie gelebt werden! Und dazu muss man schon seit geraumer Zeit nicht mal mehr über die Grenzen Österreichs schauen – auch wenn das natürlich den Horizont noch deutlich

erweitern würde. In Österreich werden aktuell Biere gebraut (und den jeweiligen Braustätten aus der Hand gerissen), die bis vor Kurzem unverkäuflich gewesen wären: so etwa ein India Pale Ale namens „Victory Hop Devil“ mit unglaublichen 70 Bittereinheiten (locker dem Doppelten eines normalen Pilsbieres) in der 1516 Brewing Company in Wien, das „Dies Irae“, ein Barley Wine, bei dem sowohl unter- wie auch obergärige Hefe zum Einsatz kommt, aus dem Salzburger Brauhaus Gusswerk oder aktu-ell das „Bonifatius Barrique“, ein Starkbier mit je drei verschiedenen Malz- bzw. Hopfensorten und Hefestämmen, das in Rotweinfässern reift, aus der Handbrauerei von Gerhard Forstner in Kalsdorf bei Graz. (Wie man sieht: Auch bei den phantasievollen Produktnamen haben die Brauer einen Seitenblick auf die Winzer geworfen.). Und das sind nur drei Beispiele von Microbreweries. Auch bei den bekannteren mittelständischen – und sogar Großbrauereien wird man abseits von Pils und Märzen fündig. Da sind Honigbiere ebenso erhältlich wie Kür-bisbiere oder Biere aus Whisky-Malz.Der Gastronom hat eigentlich nur mehr die Qual der Wahl, wenn er sein Sortiment erweitern und mehr anbieten will als ein Seidel oder ein Krügel. Schließlich lautet die Speisen-empfehlung auch in den seltensten Fällen: „Zu essen hätt‘ ma heut ein Schnitzel mit Pommes oder ein Kinderschnitzel mit Pommes“ …

Österreichisches Bierwunder

Her ausgeber, Medieninhaber und Verleger:

Österreichischer Wirt schafts verlag GmbH, 1051 Wien,

Wiedner Hauptstraße 120–124, Tel.: (01) 546 64-0, Fax: (01) 546 64/DW 538

Redaktionelle Leitung: Mag. Clemens Kriegelstein, DW 361,

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Verkauf: Gregory Kucera-Wurmehl, DW 260, E-Mail: [email protected]

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Von ClEMEnS KRIEGElStEIn

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MEIN BESTER

LIEBSTES BIER

Der Bierkonsum in Öster-reich stagniert seit einigen Jahren – wenn auch auf ho-

hem Niveau. Immerhin sind die Österreicher mit rund 108 Litern hinter Tschechien und noch vor Deutschland die Nummer 2 welt-weit beim Pro-Kopf-Verbrauch. An die knapp 124 Liter/Kopf von 1991 werden wir so bald aber wohl nicht mehr herankommen. Dem stehen schärfere Alkohollimits und -kon-trollen im Straßenverkehr und ein geändertes Gesundheitsbewusst-sein vieler Leute (auch wenn Bier – in Maßen genossen – ein höchst gesundes und gesundheitsför-derndes Getränk ist) entgegen. Und auch die Anzahl der Stamm-tische, bei denen eine um die an-dere Runde geht, nimmt leider zusehends ab.Trotzdem ist ein Wirt dieser Ten-denz nicht rettungslos ausgelie-fert. Es gibt nämlich einige Tipps und Tricks, mit denen sich der eigene Bierumsatz erhöhen lässt, auch ohne die Gäste zum Saufen zu animieren:

Kleines Bier ganz groß

○ Ein Ansatz ist etwa das Forcie-ren kleinerer Gebinde: Wer drei Seideln statt zwei Krügeln ver-kauft, wird deutlich mehr verdie-nen. Angenehmer Nebeneffekt: Auch die Damenwelt ist so dem Bier eher aufgeschlossen, da sich die meisten Frauen von kleineren, dünnwandigen Gläsern eher an-gesprochen fühlen als von großen Humpen. Und schließlich kann sich der Gast so auch öfter über ein frisch gezapftes Bier freuen.○ Überbrücken Sie die Zeit zwi-schen Speisekartenausgabe und Be-stellungsaufnahme mit der Empfeh-lung für ein kleines Bier als Aperitif. Das regt nicht nur den Bierkonsum, sondern – da appetitfördernd – auch gleich den Speisenkonsum an.○ Ermitteln Sie den Meinungsfüh-rer einer Gruppe. Wenn er noch ein Bier bestellt, tun es die anderen meist auch.○ Die Aufforderung zur letzten Runde koppelt man am besten mit einem kleinen Gebinde. Da kann kaum einer ablehnen.

○ Und auch eine „Bierspezialität des Monats/der Woche“ – natürlich mit entsprechend ausführlicher Beschreibung – sorgt für gestiege-nes Interesse seitens der Gäste.

Bestellung steuern

Sollten Sie über ein umfangreiche-res Bierangebot verfügen, kann man die Gäste durchaus in Rich-tung der „kostendeckenderen“ Gerstensäfte führen: ○ Steuern Sie die Bestellung, in-dem Sie die für Sie lukrativen Bie-re an den Anfang oder Schluss der Aufzählung Ihres Sortiments set-zen. Diese Posten merken sich die meisten Gäste am leichtesten. ○ Oder Sie empfehlen ein Bier mit dem Hinweis, dieses sei auch Ihr persönlicher Favorit.Last but not least empfiehlt sich für solche Lokale die Gestaltung einer eigenen Bierkarte. Untersuchun-gen zeigen nämlich, dass die Exis-tenz einer solchen den Bierabsatz um bis zu zehn Prozent steigern kann.

2 Beer or not 2 BeerMit ein paar Tricks lässt sich der Bierumsatz steigern, ohne den Alkoholkonsum seiner Gäste bedenklich zu fördern

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Beim traditionellen ÖGZ-Biertest wurden heuer hefetrübe Weizenbiere verkostet

Biere werden generell in ober- und untergärige Sorten un-terteilt. Der Name kommt

daher, dass die Hefe bei untergä-rigen Sorten während der Gärung auf den Boden absinkt, bei obergä-rigen Sorten jedoch Zellverbände bildet, die beim Gärungsprozess freigesetzten CO2 an der Oberflä-che gehalten werden. Untergärig sind die meisten „klassischen“ Biersorten wie Märzen, Pils oder Bock, obergärig dagegen etwa Alt-, Kölsch- oder Stoutbiere, am be-kanntesten (zumindest in Öster- reich und Deutschland) sind je-doch die Weizenbiere. Diese verfü-gen meist über eine Stammwürze von rund 11° bis 13° und 4,5 bis 5,5 Volumsprozent Alkohol. (Ausnah-me bilden Weizenböcke oder -eis-böcke mit einem entsprechend höheren Alkoholgehalt.) Das für Weizenbier verwendete Malz muss zumindest zu 50 Prozent aus Wei-zen hergestellt werden.

Auch für Gelegenheitstrinker

Man unterscheidet hauptsächlich klare Kristall-Weizenbiere (die heu-te keine wesentliche Rolle mehr spielen) und trübe, ungefilterte Hefe-Weizenbiere. Weißbiere, wie Weizenbiere auch genannt werden (früher war „Weißbier“ ein Synonym für alle Biere aus hellem Malz – im Gegensatz zu roten, braunen oder schwarzen Bieren – doch nur beim obergärigen Weizenbier erhielt sich dieser Begriff bis in die heutige Zeit), sind erfrischend spritzig und kohlensäurereich, aber wenig bitter, weil sie schwächer gehopft sind. In-folge des höheren Kohlensäurege-haltes ist eine kräftige Schaument-

wicklung charakteristisch. Die Farbe reicht von sehr hell bis schwarz. Die Aromatik ist typisch hefeblumig und fruchtig, häufig mit einem Ge-schmack nach Bananen, Marillen oder Äpfeln und wird daher auch oft von Konsumenten geschätzt, die mit einem deutlich herberen, klas-sisch untergärigen Bier sonst wenig anfangen können.

Das ideale Bierglas ist die Weiß-biertulpe, deren spezielle Form bewirkt, dass die Kohlensäureper-len lange durch das Getränk nach oben steigen können und es so frisch und spritzig halten. Beim Einschenken sollte man vor allem bei stehend gelagerten Flaschen das Hefedepot am Schluss kurz aufschütteln. Abzulehnen ist dage-gen der (zum Glück immer selte-ner praktizierte) Usus, ein Weizen-bier mit einer Zitronenscheibe zu servieren! Zitronen im Bier haben maximal den Sinn, Geschmacks-fehler zu übertönen, jedenfalls ver-fälschen sie den Eigengeschmack des Bieres deutlich.

Universelle Speisenbegleiter

Interessanterweise sind Weizen-biere recht universelle Speisen-begleiter. Je nach Typus (Kristall/hefetrüb, hell/dunkel, „normales“/Bockbier) passt es hervorragend zu leichten Salaten, zu vielen Kä-sen, zu Fisch, Fleisch und sogar zu süßen Desserts.

Beim Weizenbierkonsum sind die Österreicher noch immer ein we-nig zurückhaltend, auch wenn der Absatz der Weizenbiere 2011 um über 16 Prozent zulegen konnte.

Weiße und weniger weiße Weizenbiere

Edelweiß HefetrübAussehen 23Geruch 44Reinheit 23Hopfenblume 21Geschmack 71Reinheit 23Rezenz 25Bittere 23

Edelweiss HofbräuAussehen 23Geruch 41Reinheit 21Hopfenblume 20Geschmack 66Reinheit 22Rezenz 22Bittere 22

SchladmingerAussehen 22Geruch 40Reinheit 21Hopfenblume 19Geschmack 59Reinheit 19Rezenz 21Bittere 19

FohrenburgerAussehen 22Geruch 35Reinheit 18Hopfenblume 17Geschmack 56Reinheit 17Rezenz 20Bittere 19

MurauerAussehen 23Geruch 38Reinheit 19Hopfenblume 19Geschmack 59Reinheit 19Rezenz 21Bittere 19

PaulanerAussehen 24Geruch 41Reinheit 20Hopfenblume 21Geschmack 61Reinheit 19Rezenz 23Bittere 19

RiederAussehen 21Geruch 41Reinheit 20Hopfenblume 20Geschmack 66Reinheit 20Rezenz 23Bittere 23

Salzburger WeisseAussehen 20Geruch 36Reinheit 18Hopfenblume 18Geschmack 57Reinheit 18Rezenz 21Bittere 18

SchneiderAussehen 18Geruch 34Reinheit 17Hopfenblume 17Geschmack 55Reinheit 17Rezenz 19Bittere 19

StieglAussehen 23Geruch 42Reinheit 22Hopfenblume 20Geschmack 58Reinheit 18Rezenz 20Bittere 20

Insgesamt 151.600 hl Weißbier wur-den vergangenes Jahr hierzulande genossen, was einem Marktanteil von knapp 1,7 Prozent entspricht. Dabei herrscht beim Weizenbier-konsum ein deutliches West/Ost-Gefälle. Die fleißigsten Weizen-biertrinker sind – bedingt durch die geographische Nähe zu Bayern – in Oberösterreich, Salzburg und Tirol zu Hause. In Wien, Niederös-terreich oder dem Burgenland sind die Fans des Weizenbieres (noch) eher in der Minderheit.

Kein Einheitsbier

Alles in allem für die ÖGZ jeden-falls Grund genug, den diesjährigen traditionellen Biertest dem hefetrü-ben Weizenbier zu widmen. Insge-samt zehn Sorten wurden diesmal von den einzelnen Braumeistern blind verkostet: Edelweiss hefetrüb, Edelweiss Hofbräu, Schladminger Schneeweiße, Stiegl Weisse, Foh-renburger Weizen, Die Weiße hell, Rieder helle Weisse, das brandneue Murauer Weissbier und mit Paula-ner Hefe-Weißbier und Schneider

Weisse „Unser Original“ auch zwei bayrische Vertreter. Erfreulich war bei den getesteten Weizenbieren die starke Geschmacksvielfalt. Von erfrischend spritzig bis zu blumig-fruchtig waren alle Nuancen ver-treten. Und weder geschmacklich noch in genereller Hinsicht muss sich Österreich beim Weißbier vor den Bayern verstecken.

Als Austragungsort haben sich wie schon in den vergangenen Jahren die Räumlichkeiten des Österrei-chischen Brauereiverbandes ange-boten. Auch der Bewertungsbogen wurde wie jedes Jahr vom ehemali-gen Direktor des Österreichischen Getränkeinstitutes, Dr. Helmuth Schwarz, ausgearbeitet und ausge-wertet.

Verkosterrunde des ÖGZ-biertests 2012

Der BeurteilungsmodusInsgesamt sechs Braumeister und ein Marketingexperte beurteilten die14 Proben in einer Blindverkostung nach Aus-sehen, Geruch (aus Reinheit und Hopfenblume zusammen-gesetzt) und Geschmack (Reinheit, Rezenz, Bittere) mit noten von 1–5, wobei 5 die beste note war. Die hier dargestellten noten sind die Summen aller Einzelbewertungen.

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ÖGZ: Herr Stieber, der Radlermarkt explodiert derzeit – die Brau Union bietet mit Zipfer, Gösser, Kaiser und Puntigamer zahlreiche verschiedene Radlervarianten an. Wohin wird die Reise gehen? Ist auf Dauer Platz für alle Varianten?Andreas Stieber: Das Radlerseg-ment hat sich inzwischen zu einer echten Bierkategorie entwickelt. Der Konsument erwartet also fast schon bei jeder Biermarke, dass es einen Radler gibt. Ich denke auch, dass der Radlermarkt noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hat, auch wenn die Kurve jetzt wohl etwas abflachen wird. Grob würde ich sagen, dass der säuerliche Rad-ler, also ein Zitrusradler etwa, die bei Weitem dominierende Sorte bleibt und dass es daneben Platz für ein paar Exoten gibt, die sich teilweise aber auch nicht sehr lan-ge halten. Ein für uns auch wich-tiger Ansatz ist die Natürlichkeit, also keine künstlichen Aromen, Zucker etc., was ja auch gut zum Bieransatz passt.

ÖGZ: Konkurrenten setzen auf andere Früchte wie Zwetschgen, Johannisbeer oder Ribisel. Darf man auf weitere – vielleicht exotische – Radlervarianten der Brau Union spekulieren?Stieber: Wir denken, dass die Leute hauptsächlich aus Erfrischungs-

gründen Radler trinken. Nur um des exotischen Geschmackes willen wird es von der Brau Union keinen neuen Radler geben. Aber wenn wir auf eine Frucht stoßen, die die-sen Erfrischungsansatz mitbringt, dann schließe ich nichts aus. Aber wie schon erwähnt: Wir wissen inzwischen auch, dass der Kon-sument das Thema „Erfrischung“ stark mit Zitronen, mit einem säu-erlichen Geschmack assoziiert.

ÖGZ: Alkoholfreies Weizenbier gehört zu den jüngsten Trends im Bierge-schäft. Auch da bietet die Brau Uni-on mit Edelweiss Alkoholfrei seit etwa einem halben Jahr ein Produkt an. Wie sind die bisherigen Konsumen-tenerfahrungen und welche Absatzer-wartungen gibt es für heuer?Stieber: Wir haben in die Entwick-lung des Edelweiss Alkoholfrei sehr viel Zeit und Know-how investiert. Auch weil wir glauben, dass das Thema „alkoholfreies Bier“ künf-tig eine noch größere Rolle spielen wird. Die ersten Erfahrungen sind auch extrem positiv. Wenige Mona-te nach der Einführung im Markt sind wir bereits die Nummer 1 un-ter den AF-Weißbieren. Jetzt kann man sagen, diese Hürde sei nicht extrem schwer zu überspringen, aber es deutet doch darauf hin, dass die Produktidee stimmen dürfte.

Andreas Stieber, Marketingleiter der Brau Union, im Interview über Biervielfalt, den heimischen Radlermarkt und die Chancen von alkoholfreiem Bier in Österreich

„Alkoholfrei ist kein Defizit“

Für uns ist es jetzt wichtig, einen Kontakt zwischen dem Konsumen-ten und dem Produkt zu schaffen, weil unsere Erfahrung ist, dass die Leute, die das Edelweiss Alkohol-frei probieren, davon sehr ange-tan sind. Der große Vorteil beim Weißbier ist ja der, dass die Frucht-aromen, die bei einem AF-Bier produktionstechnisch kaum zu vermeiden sind, bei einem Lager-bier eher als störend empfunden werden und beim Weißbier aber gut zum Biertyp passen. Also las-sen wir uns mal überraschen. Der Radler lag vor ein paar Jahren auch noch bei zwei Prozent Marktanteil. Heute liegt er bei acht Prozent. Wenn das Konzept stimmt, sollte also auch für ein alkoholfreies Bier einiges zu holen sein.

ÖGZ: Ist Österreich tatsächlich ein Land, das Potenzial für AF-Biere bie-tet? Selbst das sehr sauber gemachte Zipfer Medium hat ja – vor allem in der Gastronomie – nicht die ganz gro-ße Akzeptanz.Stieber: Also wie man beim Radler sieht, trinkt der Österreicher schon auch gerne Bier, das weniger Alko-hol hat. Wichtig ist wohl, dass man das Fehlen des Alkohols beim AF-Bier nicht als Defizit sieht, sondern als etwas Positives. Dass dieses Bier etwa ideal für Sportler ist und man trotzdem keine Geschmackseinbu-ßen vornehmen muss. Wenn das gut kommuniziert wird, dann soll-te in dem Bereich einiges drin sein. Denn es ist beim Thema Alkohol eine deutliche Sensibilisierung in der Gesellschaft eingetreten, und das ist auch gut so. Außerdem hat sich die Technik der Bierherstel-lung in den letzten Jahren auch weiterentwickelt, und das ermög-licht uns heute andere Produkte als vor zehn Jahren.

ÖGZ: Neu präsentiert wurde im letz-ten Herbst auch das Schanksystem „Orion“. Wie läuft der Vertrieb hier und wird es davon Derivate geben, sei es in Größe oder Design?Stieber: Das Orion ist ein Projekt für das heurige Jahr. Wir führen jetzt gerade Gespräche mit interes-sierten Kunden und beginnen die Einführungsphase dieser Tage. Für heuer rechnen wir mal mit einem zweistelligen Kundenstamm, und wie sich das Ganze weiterentwi-ckelt, das muss man sehen, da wird man sich dann die Erfahrungen der Wirte, aber auch die der Kon-sumenten ansehen.

ÖGZ: Darf man im laufenden Jahr auf weitere Bierinnovationen spekulieren?Stieber: Im Vorjahr sind etliche

neue Produkte gekommen, und jetzt geht es uns einmal darum, sie am Markt fest zu etablieren, etwa mit weiteren Verpackungsformen, z.B. Kleinflaschen beim Gösser Na-turradler Kräuter. Es geht darum, dass die Produkte die Einführungs-phase, den ersten Hype, überleben. 2012 wird also in Richtung Innova-tionen nicht so viel kommen. Wir arbeiten aber schon an ein paar sehr interessanten Projekten für 2013 …

ÖGZ: Die Brau Union bietet viele Marken und noch mehr Sorten an, die sich teilweise aber ziemlich ähn-lich sind. Sehen Sie keine Gefahr, sich selbst zu kannibalisieren oder die Konsumenten zu verwirren? Stieber: Tatsache ist, dass in Ös-terreich über zwei Drittel Märzen-bier getrunken werden. Um diesen Biertyp kommt also keine Marke herum. Es stimmt schon, dass wir viele Marken in der Brau Union haben, aber wir bemühen uns auch darum, die richtigen Marken zu haben. Denn viele Marken haben etwa einen starken Regionalbezug und kommen sich so auch nicht ins Gehege. Aber auch die Konsumsi-tuationen sind andere. Es gibt ver-schiedene Gründe, Bier zu trinken, sei es aus Genuss zu einem Essen, um den Durst zu löschen, aus Ge-selligkeit in einer größeren Runde, auf einer Party etc. Und auch in die-se Richtung versuchen wir, unsere Marken zu positionieren. Also bei Gösser stehen z.B. stark Themen wie „Entspannung“ oder „Natur“ im Vordergrund. Bei Zipfer wieder geht es mehr in Richtung Genuss oder Exklusivität. Auch ist ein Zip-fer-Radler ein völlig eigenständiges Produkt und nicht nur eine Kopie eines Gösser-Radlers. Und letztlich hat auch der Gastronom etwas von der Angebotsvielfalt, denn wir kön-nen ihm für jede Anforderung, für jedes Konzept das passende Bier liefern.

ÖGZ: Für Vielfalt soll ja auch die Brau-erei Kaltenhausen sorgen, die künftig mit besonders exotischen Biertypen aufhorchen lassen soll. Wann soll es hier richtig losgehen?Stieber: Derzeit haben wir ein Basis-sortiment, das wir jetzt schon im Umkreis der Brauerei vermarkten, aber die Spezialitäten – also Bierstile wie Fruchtbier, Schokoladenbier, Stout etc. – werden ein ganz wichti-ges Standbein werden, mit dem wir punktgenau die besonders bieraffi-nen Wirte ansprechen wollen, wes-halb es diese Spezialitäten, die alle paar Monate wechseln sollen, auch im Fass geben wird. Anfangen soll dieses Projekt im heurigen Sommer.

Mit – vor allem für den öster-reichischen oder deutschen Gaumen – außergewöhnli-

chen Bieren bringt die neugegrün-dete Propeller Getränke GmbH erste Produkte auf den Markt. Den Anfang macht „Nachtflug“, ein tief-dunkles Imperial Stout, eingebraut mit feinstem Saphir-Aromahopfen. Die Propeller Getränke GmbH, mit Sitz in Bad Laasphe (Westfa-len, Deutschland), gehört je zur Hälfte dem dort ansässigen Brau-ereiinhaber Hans-Christian Bosch und dem Wiener Sepp Wejwar, der unter der Bezeichnung „Der Bier-sepp“ als Publizist, Bier-Ausbildner und -Marketer tätig ist. Propeller ist eine neue Marke für Getränke. Der Markenname wurde gewählt, weil der Begriff „Propel-ler“ zeitlos Dynamik ausdrückt, ohne allzu sehr mit Hightech in Verbindung zu stehen. Die ersten unter dieser Marke hergestellten

Produkte sind Biere. Und zwar für österreichische oder deutsche Gau-men außergewöhnliche Sorten.

Kein Microbrew

Auch wenn Propeller noch nicht viel Ausstoß produziert – gebraut wird im großen Stil. Auf einer bes-tens „eingeschliffenen“ Anlage, die der Braumeister seit Jahren in- und auswendig kennt. Das ist ein we-sentlicher Grund für die hohe Güte der Propeller-Biere. Und ein we-sentlicher Unterschied zum Brau-en auf Mini-Anlagen (mit der ent-sprechenden Schwankungsbreite) und dem Herstellen von rustika-len, unfiltrierten Bieren.Propeller Biere sind ganz neu. Der Vertrieb wird erst aufgebaut. Derzeit sind sie über Diplom-Biersommelier Clemens Kainradl und seinen On-lineshop www.bierfracht.at erhältlich.

www.propeller-bier.eu

Tiefdunkle VerführungMit „Propeller“ in die Nacht fliegen

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Ob als kühle Erfrischung an heißen Badetagen, nach einer kleinen Radtour an lauen Sommerabenden oder bei einer Grillparty im Garten – der „Stiegl-Weisse Holunder-Radler“ ist der ideale

Durstlöscher für die heiße Jahreszeit. Mit dem ersten Weißbier-Radler verspricht Stiegl fruchtig-frischen Radlergenuss auf höchster Stufe. Der „Stiegl-Weisse Holunder-Radler“ aus 60 Prozent Holunder-blütenlimonade und 40 Prozent „Stiegl-Weisse“ hat einen Alko-holgehalt von 2,0 Prozent Vol. Die weiße Holunderblüte rundet die fruchtige Note der „Stiegl-Weisse“ optimal ab: Gemeinsam ergeben sie einen herrlichen Radler mit eleganter Süße.

Neben dem Brauverfahren spielen die Zutaten eine gewichtige Rolle, um ein exzellentes Bier zu brauen. „Auch bei unserem „Stiegl-Weisse Holunder-Radler“ setzen wir auf 100 Prozent heimische Zutaten. Natürlich, ursprünglich und unverfälscht“, ergänzt Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl. Denn Faktoren wie „Nachhaltigkeit“, „Regionalität“ und „Natürlichkeit“ werden in der Stieglbrauerei zu Salzburg besonders großgeschrieben. Eingekauft wird großteils direkt bei Bauern, die man kennt. Weizen- und Gerstenmalz kommen aus dem niederösterrei-chischen Weinviertel, Hopfen aus dem oberösterreichischen Mühlviertel und das Wasser vom Untersberg, dem Hausberg der Salzburger.

Der „Stiegl-Weisse Holunder-Radler“ ist in der 0,5-Liter-Mehr-wegflasche in der Gastronomie in ganz Österreich erhältlich.

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AGM vertreibt seit vergangenem Jahr die Bier-

eigenmarke „Braugold“, die sich ganz klar positioniert. Braugold ist ein Qualitätsmärzenbier im Fass, das zu einem unglaublich güns-tigen Preis erhältlich ist und von einer österreichischen Qualitäts-brauerei abgefüllt wird. AGM setzt mit Braugold einen klaren Akzent im Gastrobiermarkt, indem er sei-nen Abhol- und Zustellkunden mit Braugold eine hochattraktive Al-ternative zu den Biermarken und Fassbieren der etablierten Braue-reien des Landes bietet. Braugold vereint dabei drei klare Vorteile für Hoteliers bzw. Gastronomen: ○ den erlesenen Geschmack eines österreichischen Qualitätsbieres, ○ einen sehr günstigen Einkaufs-preis und

GoldgräberGastroprofis zapfen mit „Braugold“, dem Eigenmarken-fassbier von AGM, heimische Qualität zum besten Preis

brauGold ist ein mild GeHopftes, HocHVerGorenes Qualitätsbier mit VollmundiGem GescHmack bei einem alkoHolGeHalt Von 5,2 VolumsproZent

Folgende Situation ist gastro-nomischer Alltag: Ein Gast kommt in ein Restaurant,

bestellt eine Flasche Wein, der Kellner kommt, präsentiert die Flasche, öffnet sie, reicht dem Gast einen Probeschluck und wird eine Reklamation gegebenenfalls selbstverständlich zur Kenntnis nehmen. Denn dass Weine – und besonders die noch immer häufig verwendeten Korken – ein Natur-produkt sind und fehlerhaft sein können, daran hat man sich seit jeher gewöhnt. Jetzt stelle man sich selbige Situati-on mit der Bestellung einer Flasche Bier vor. Absurd? Warum eigentlich? Auch Bier ist ein Naturprodukt, und die Fehlerquellen beim Bierbrauen sind mindestens so zahlreich wie beim Wein. Nur einer weitgehenden Automatisation und rigiden Qua-litätskontrolle ist es zu verdanken, dass fehlerhafte Biere tatsächlich höchst selten ausgeliefert werden. Das heißt allerdings nicht, dass sie nicht vorkommen – oft genug ent-stehen Fehlaromen nämlich auch durch unsachgemäße Lagerung des Bieres bzw. schmutzige Bierleitun-gen – und ein Gastronom, der Wert auf ein gepflegtes Bierangebot legt, sollte sich auch mit dem Problem von Bierfehlern auseinandersetzen, damit die Reaktion auf eine eventu-elle Reklamation des Gastes nicht achselzuckend „Was soll ich denn machen? Das Fass hab ich heute frisch angeschlossen und bis jetzt hat sich noch keiner beschwert“ lau-tet, wie das der Autor dieser Zeilen schon einmal erlebt hat. Und auch folgender Dialog in einem Lokal ist leider keine Fiktion: „Tut mit leid, aber mit dem Bier ist was nicht in Ordnung.“„Ja, wir hatten schon einige Beschwer-den und wissen, dass es ein Problem gibt, aber die von der Brauerei waren eh schon da und haben sich alles an-geschaut.“ „Und bis das Problem behoben ist, schenkt ihr einfach schlechtes Bier aus?“ „Naja, ich dachte, die haben das Pro-blem schon behoben ...“

Typisch untypisch

Prinzipiell muss bei Fehlaromen im Bier unterschieden werden zwi-schen Aromen, die für bestimmte Biersorten untypisch sind und ob-ligat unangenehmen Aromen. So wäre ein Beispiel für ein sortenun-typisches Aroma etwa ein fruch-tiger Geschmack nach Apfel und Bananen: bei einem obergärigen Weizenbier durchaus erwünscht, bei einem untergärigen Pils dage-gen ein klassischer Fehlgeschmack, verursacht durch zu hohe Tempe-raturen bei der Gärung. Unter generell unangenehme Ge-

rüche und Geschmäcker fallen dagegen z. B. Aromen nach Metall (Eisenionen im Bier), Katzenurin oder schwarzer Johannisbeere (be-ginnende Oxidation), nassem Pa-pier oder Karton (Oxidation), Stink-tier (Lichtgeschmack – betrifft nur Flaschenbier) oder Fäkalaromen (Kontamination mit Schwefel-Was-serstoff-Bildnern).

Butter im Bier

Das wahrscheinlich häufigste Fehlaroma ist der Buttergeschmack (nicht zu verwechseln mit ranzig). Die dafür verantwortliche Substanz heißt „Diacetyl“ und Ursache da-für kann etwa eine falsche Würze- zusammensetzung, eine falsche Gärführung oder das Vorkommen von Milchsäurebakterien (man-gelnde Hygiene) sein. Aber Ach-tung: Auch das Butteraroma zählt zur Gruppe der nur für manche Biersorten untypischen Aromen. Bei manchen Ale- oder Stoutbieren sind sie durchaus erwünscht und selbst beim klassischen Pilsner Ur-quell war dieser Geschmack früher ein Markenzeichen und ist selbst heute noch ganz bewusst in Ansät-zen vorhanden.Um aber jetzt keine Angst aufkom-men zu lassen: Fehlaromen kom-men beim Bier tatsächlich deutlich seltener vor als beim Wein, und es ist völlig unüblich und auch absolut unnötig, jedes frisch geöffnete Bier vor dem Servieren zu verkosten. Man sollte sich nur dessen bewusst sein, dass diesbezügliche Probleme auch beim Bier prinzipiell möglich sind und dass bei Beschwerden hier durchaus Handlungsbedarf besteht. Im Zweifelsfall sollte man sich bei Geschmacksproblemen an die zu-ständige Brauerei wenden, die im Falle des Falles gerne mit Rat und Tat zur Verfügung stehen wird.

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www.brauunion.at/progastro

Zum 175. Geburtstag verpasst die Ottakringer Brauerei in Wien ihren Bieren einen

Relaunch. Brauerei-Chefin Chris-tiane Wenckheim enthüllt im Ju-biläumsjahr eine ganze Palette an Neuerungen. Das frische Erschei-nungsbild ist sicher der auffälligs-te, aber nicht der einzige Schritt, mit dem die Wiener Traditions-brauerei Akzente setzen will. „Wir sind das gallische Dorf auf der hei-mischen Bier-Landkarte. Seit 175 Jahren lassen wir die Wiener Brau-kultur hochleben. Zum Jubiläum stecken wir unsere 13 Biersorten in ein nagelneues Outfit“, freut sich Wenckheim.

Für den Relaunch holte sich Chris-tiane Wenckheim die renommier-te Londoner Design Agentur von Francis Michael Claessens an Bord. Gemeinsam ist es gelungen, die Geschichte der Ottakringer Biere in ein zeitgemäßes Erscheinungsbild zu übersetzen. „Unser frisches De-sign markiert einen weiteren Höhe-punkt eines Weges, den unsere Vor-gänger vor 175 Jahren eingeschlagen haben. Für mich ist die neue Optik eine Referenz an unsere Wurzeln“, so Christiane Wenckheim. Der Brauerei-Turm schmückt künftig als Wahrzeichen alle Etiketten aus dem Hause Ottakringer.

Ottakringer macht sich frisch

Hinter den Kulissen entwickelten die Braumeister die Rezepturen von Ottakringer und Gold Fassl kon-sequent weiter. Bierliebhaber kön-nen sich beispielsweise vom neuen Geschmack des Gold Fassl Spezial überzeugen. Freunde der Bier-mischgetränke werden sich über den neuen Radler Citrus naturtrüb freuen, der sich zum Radler Johan-nisbeere gesellt. Die Marke Gold Fassl wächst deutlich: Künftig tre-ten alle sieben Spezialitätensorten unter dem gemeinsamen Dach auf.

Überblick über das neue Sortiment aus dem Hause Ottakringer: Ottakringer: Helles, XVI, Ottarocker, Radler Citrus, Radler JohannisbeereGold Fassl: PUR, Spezial, Dunk-les, Pils, Zwickl, Zwickl rot, Bock Null Komma Josef: Alkoholfrei

Neues Outfit für Ottakringer Bierliebhaber können sich auf neue Biertypen und verfeinerte Rezepturen freuen

francis micHael claessens (desiGn aGentur claessens int.) und ottakrinGer brauerei-cHefin cHristiane WenckHeim freuen sicH über das neue desiGn

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en lassen oder zumindest selbst ab-füllen und mit einem individuellen Etikett beschriften. So bekommt der Sepp sein ganz persönliches Präsent zum 60er: sein SEPP-Bier.Bierbrauen war historisch immer auch verbunden mit Geschichten von Hexerei, Wunderkräutern, harter Arbeit beim Herausschla-gen der zur Kühlung notwendigen Eisblöcke und der Fassbinderei. Kinder wurden zum Reinigen der Holzfässer benötigt und viele An-ekdoten über die Entstehung des heiß begehrten Fastenbieres geben einiges her für eine gute Story …

Best-Practice-Beispiele

Heineken Experience Amsterdam: Hier wird der Gast Teil des Brau-prozesses – er landet im Sudkessel, „fühlt“ die Feuchtigkeit des Bieres, wird im Whirlpool durchgeschüt-telt, riecht Malz und Hopfen und kann sich am Ende der Tour sein eigenes Bier zapfen. Heineken

In der SAB World of Beer (South African Brewery, Johannesburg) taucht der Bierinteressierte ein in die Rohstoffe Hopfen, Gerste, Was-ser und Hefe. Er kann sich selbst im Brauen üben und das von ihm gebraute Bier mit seinem Namen benennen. SAB

Und im Hotel Kongress in Leoben gibt es sogar eine sogenannte „Gös-ser-Suite“ mit zwei eigenen Zapf-hähnen, aus denen das bekannte österreichische Bier fließt. Hotel Kongress, Leoben

Die Erfolgsfaktoren

Über die Basiserfolgsfaktoren ei-nes möglichst guten Brauereibesu-ches verfügen viele Brauereien oh-nehin:○ zentrale bzw. ortsnahe Lage und gute Infrastruktur○ ausreichend Gebäude, Grund und Boden für Parkplätze und bau-liche Investitionen

○ finanzielle Stabilität bzw. Kredit-würdigkeit.

Wenn Standort, Infrastruktur, eine Marke, Dienstleistungsori-entierung und der Wille da sind, braucht es noch gute Ideen und kreative Planer, die auch rechnen können. Und den Architekten na-türlich; aber erst später!Ein ausgewähltes Merchandising-Sortiment, das nicht nur Gläser aller Formen und Größen, Flaschenöff-ner und Bierdeckel, sondern auch beispielsweise Bieressig, Biersham-poo oder Hopfenschokolade anbie-tet, wie z. B. in der Stiegl-Brauwelt, der größten privaten Brauerei Ös-terreichs. Eine umfangreiche Bier-verkostung in kleinen Einheiten und mit guten Erklärungen, ein gutes gastronomisches Konzept, ausreichend Service-Facilities, gute Programme, interessante und den unterschiedlichen Zielgruppen entsprechende Führungen und hervorragende Dienstleister gehö-ren selbstverständlich auch dazu, damit der Besuch einer Brauerei unvergesslich wird.

5 Schritte zur erfolgreichen Biererlebniswelt:

○ Den Markt sondieren => Welche Brauereien bieten welche Art von Führung an? Und mit welchen an-deren Freizeiteinrichtungen stehe ich eventuell im Wettbewerb?○ Die Eigenanalyse: Verfüge ich über genügend notwendige Er-folgsfaktoren?○ Auf diesem Gebiet erfahrene Fachberater holen, die Machbar-keitsstudien und Wirtschaftlich-keitsberechnungen beherrschen. ○ Nicht an kreativem Input sparen – auch hier gibt es Fachleute und Agenturen.○ Mut und Weitsicht haben!

Und wie sagte Christian Mikunda:„Die erfolgreichen Erlebniskon-zepte der Gegenwart verbinden die Sehnsucht nach dem Enter-tainment mit ehrlichen, großen Gefühlen, mit echten Materialien und hochwertigem Design, mit Lebenshilfe im Alltag und mit der Seelenmassage zwischendurch für den gestressten Kunden.“

Biererlebniswelt und/oder Erlebnisbrauerei?

Trotz oder gerade wegen des kontinuierlich rückgängigen Bierkonsums und des Brau-

ereisterbens sind die „verbliebe-nen“ Brauereien umso erpichter darauf, ihren Absatz im Griff zu haben, Umsätze zu steigern, Kun-den zu gewinnen oder zu halten und die eigene Biermarke in Szene zu setzen.

Aber wie? Seit einiger Zeit spuken „Erlebniswelten“, „Brandslands“, „Markentempel“ etc. nicht nur in den Köpfen kreativer Marketing-fachleute herum, zahlreiche wur-den auch mehr oder weniger ge-nial umgesetzt. Von Autostädten, Kristall-, Salz-, Loden-, Wein- oder Wohnwelten ist die Rede. Und wie steht es mit den Brauereien? He-rausragende Biererlebnisse kann der geneigte Genießer bei Guin-ness in Dublin oder bei Heineken kosten. Brauereien bieten in der Regel die übliche Führung durch die Produktion an und lassen am Ende der mehr oder weniger pro-fessionellen Führung vom Haus-trunk probieren. Nicht immer ist es ein Vergnügen, die heiligen Hallen einer Brauerei zu erforschen – aber schmecken tut’s dann schon.Doch im Sinne der gewünschten Markenprofilierung steigen die Anfragen, kreative Bier- oder Brau-erlebniswelten zu konzeptionieren und umzusetzen.

Die Ansprüche steigen

Der erlebniserprobte Gast weiß ebenso wie der Berater, dass ein wenig Lichtshow, Tontechnik und altbewährte – meist historische – Exponate allein nicht reichen. Oft gibt es den Führer oder Guide, der sowohl genial als auch inkompe-

tent sein kann. Damit aus einem objektiv gestalteten Ereignis ein Erlebnis wird und später eine posi-tive Erfahrung, bedarf es einer in-dividuellen Erfahrung, die an eine Marke binden kann.Was heißt das für die Konzeption und Gestaltung von Biererlebnis-welten? Es ist nicht damit getan, Schautafeln aufzustellen und die Rohstoffe des Bieres, das Rein-heitsgebot und den Brauprozess zu beschreiben. Meist bleibt die einzige Erinnerung an den Brau-ereibesuch, dass das Bier eben ge-schmeckt hat oder nicht. Besser geht es da schon den Gästen, die sich für einen Brauschnuppertag oder ein Bierseminar unter Anleitung des Braumeisters angemeldet haben. Diese Programme finden bereits in einigen Brauereien mit gutem Er-folg, aber auch mit hohem Aufwand für beide Partner und nur für selekti-ve Zielgruppen statt. Doch viele wol-len den Gerstensaft „erleben“!Ohne Geschichte bzw. Storyboard mit entsprechender Dramaturgie, Phantasie und Kreativität lockt man keinen Gast mehr hinterm Ofen hervor. Zumindest kein zwei-tes Mal.Im Unvorhergesehenen, in Über-raschungsmomenten oder in eher unüblichen Zugängen zum Thema liegen die Chancen. Warum ei-nen Brauprozess nicht einmal mit der Verpuppung der Raupe und dem Entwicklungsprozess eines Schmetterlings vergleichen? Oder den Brauereibesucher in den Bier-himmel (vgl. Engel Aloysius) und in die Hölle (sprich Keller) schi-cken? Den Gast auf Schatzsuche schicken, um feine Bierkostbarkei-ten zu finden und Braugeheimisse zu lüften, oder ihn kulinarisch mit Bierdegustationen verwöhnen, wie mit dem hervorragenden Menü zu ausgesuchten Weinen?Was immer wieder gut ankommt, ist das sogenannte „haptische Erleben“, das heißt, am besten selbst Bier brau-

Nähere Informationen:Elisabeth M. HiltermannK & P tourismusberatung München GmbHValpichlerstraße 49, D-80686 München, Deutschland tel.: 0049 (0) 173 6725665, Fax: 0043 (0) 6232 22837E-Mail: [email protected]

das GÖsser-Zimmer im leobner Hotel konGress Gilt als das erste HotelZimmer ÖsterreicHs mit einer inteGrierten bierZapfanlaGe, an der sicH der Gast jederZeit ein friscHes bier Zapfen kann. als Weieters HiGHliGHt Hat das Hotelteam in Zusammenarbeit mit der brauerei ein eiGenes GÖsser-packaGe (besucH des brauereimuseums, bieraufGuss in der sauna, menü mit bierbeGleitunG) GescHnürt

Was macht den Brauereibesuch zum Erlebnis und die Produktionsstätte zum Brandland?

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Die Traditionsmarke Villacher Bier präsentiert sich 2012 rundum neu. Österreichs

südlichstes Bier wird in Zukunft unter dem Slogan „Ein Bier wie wir“ auftreten. Das überarbeite-te Logo, das neue Etiketten- und Verpackungsdesign und die neue Werbelinie sollen Freude am ent-spannten Genießen verbreiten und den Gusto auf ein kühles Villacher wecken.

„Die Villacher Brauerei schreibt seit 1858 Kärntner Braugeschichte. Mit der Villacher Bieroffensive ma-chen wir jetzt den nächsten Schritt. Die neue Positionierung verbin-det Tradition und Moderne und baut unser Erfolgskonzept weiter aus“, sind die beiden Villacher-Vorstandsdirektoren Mag. Josef Pacher und Mag. Clemens Aigner überzeugt.

Alle Villacher-Produkte präsentie-ren sich ab sofort im neuen Kleid. Vom Sixpack bis zum Kronenkor-ken ist das neue Verpackungs- und Etikettendesign klar und reduziert. Im Mittelpunkt steht dabei mehr denn je das „Villacher Rot“.

Villacher-Bieroffensive

Ziel der Villacher-Bieroffensive ist Villacher Bier vom regionalen Marktführer zur nationalen Bier-marke zu positionieren. Dafür braucht es eine starke Marke, at-traktive Produkte und eine schlag-kräftige Kampagne. Der Vertrieb soll zuerst vorwiegend über den Handel laufen. Pacher glaubt, die Gastronomie werde nachziehen. „Wir wollen auch über die Gas-tronomie wachsen, das Wachstum dort ist aber langsamer“, so der Brauereichef. Der Villacher-Positionierung „ent-spannte Lebensfreude“ soll beson-ders das Neuprodukt „Villacher Pur“ gerecht werden. Villacher Pur steht für puren Geschmack, pure Erfrischung, pure Lebensfreude bei nur 4% Alkohol. Gebraut wird es mit dem speziellen Saphirhop-fen, der Villacher Pur seinen er-frischend natürlichen Geschmack verleiht. Mit dieser Innovation zielt Villacher vor allem auf neue Ziel-gruppen, die nicht zu den traditio-nellen Biertrinkern gehören.

www.villacher.com

Neuer Look. Neue Sorte. Neue Werbekampagne

Villacher Bier will Marktanteil

in Österreich steigern

das unfassbar günstige qualitätsbier im fass.

Die Bier-Eigenmarke mit vielen Vorteilen.Braugold ist ein Qualitäts-Märzenbier im Fass zu einem unfassbar günstigen Preis ohne Bindung an einen Bierabnahmevertrag. Braugold wird von einer österreichischen Qualitätsbrauerei abgefüllt, ist mild gehopft, hochvergoren und vollmundig im Geschmack. Es hat 5,2 Vol% Alkoholgehalt und eine Stamm-würze von 11,8 Grad Plato. Mehr Informationen zu Braugold erhalten Sie in Ihrem AGM Markt und unter www.agm.at

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ÖGZ: Herr Schraml, die Stiegl Weisse gibt es jetzt seit rund einem Jahr – wurden Ihre Erwartungen bei Akzep-tanz und Absatz bis jetzt erfüllt?Robert Schraml: Die Stiegl Weisse ist wahrscheinlich die erfolgreichs-te Produktneueinführung in der Geschichte der Brauerei. Das freut und außerordentlich. Wir haben aber auch lange daran getüftelt.

ÖGZ: Weizenbier hatte in Österreich 2011 ein schönes Plus. Manche Leute vermuten, es handelt sich dabei ziem-lich genau um die Menge, die Stiegl produziert. Sind Sie optimistisch, dass sich das Segment der Weizenbiere 2012 ebenfalls positiv entwickeln wird?Schraml: Ich denke schon, dass es hier Potenzial gibt. Es stimmt schon, dass der Zuwachs im Weizenseg-ment im letzten Jahr großteils auf unser neues Weizenbier zurück-zuführen ist. Wir haben aber etwa mit Franziskaner und König Lud-

wig zwei bayrische Weißbiere im Programm und in diese Richtung, gibt’s keinerlei Kannibalisierung. Also wir sind sehr zuversichtlich, dass dieses Segment weiter steigt und deswegen haben wir ja mit der alkoholfreien „Sport Weissen“ und dem Weißbier-Radler noch zwei neue Produkte draufgelegt.

ÖGZ: Der neuste Trend ist ja AF-Wei-zenbier, von dem in den letzten Mo-naten gleich mehrere auf den Markt kamen. Woher kommt diese Eupho-rie? Beim AF-Lagerbier sind die Ös-terreicher eher zurückhaltend.Schraml: Alkoholfreies Weißbier bringt meiner Meinung nach dem Konsumenten einen anderen Zu-satznutzen als das untergärige AF-Bier. Das AF-Lagerbier hatte immer so ein Image, „wenn du kei-nen Alkohol trinken darfst, dann nimmst halt ein Alkoholfreies“. Das AF-Weißbier ist zwar natür-

Stiegl-Geschäftsführer Robert Schraml über neue Weißbiersorten, den Radlerboom und die Bedeutung von Bierspezialitäten

„Die Weisse ist unser erfolg-reichster Produkt-Launch“

Vor Kurzem präsentierte „Bier-papst“ Conrad Seidl im Wiener Schweizerhaus die 13. Auflage

seines Bier Guides. Einfach „ein Bier“ bestellen, das ist vielen öster-reichischen Bierfreunden längst zu wenig. „Sie bestellen ja auch nicht einfach ‚Essen‘, wenn sie in ein Lokal gehen, sondern wählen aus, worauf sie gerade Lust haben. Ein Speiselokal, das nur einen einzigen Eintopf anbietet, ist eben kein Spei-selokal, und ein Bierlokal, das nur ein einziges Bier anbietet, müsste schon ein ganz einzigartiges Bier in einem einzigartigen Ambiente an-bieten, um seine Existenz als Bier-lokal zu rechtfertigen“, sagt Conrad Seidl, der Herausgeber des Bier Guides 2012.Dieses Buch sieht sich als der wich-tigste Wegweiser zu den besten Bierlokalen Österreichs – und zu einem von Jahr zu Jahr besseren Bierangebot: Es gibt heute eine Viel-falt von Stilen aus österreichischen Brauereien, die noch vor zehn Jah-ren undenkbar war. Und Seidl ist stolz, dass sein Bier Guide zu dieser Entwicklung entscheidend beigetra-gen hat.

Einmalige BiervielfaltConrad Seidls präsentiert „Bier Guide 2012“

Die Top-Lokalempfehlungen aus „Conrad Seidls Bier Guide 2012“ sind:

○ Alvera/Monte Mio (Salzburg) als Bier&Käse Lokal des Jahres

○ Wia z'haus Lehner (Linz) als Biergarten des Jahres

○ Ansitz Haidenhof in Lienz als Tiroler Bierlokal des Jahres

○ Der Stadtwirt (Oberwart) als Burgenlands Bierlokal des Jahres

○ Mühlvierteln im Salzamt in Linz als Oberösterreichs Bierlokal des Jahres

○ Alchimiste Belge in Salzburg als Salzburger Bierlokal des Jahres

○ Hirter Braukeller in Hirt als Kärntner Bierlokal des Jahres

○ John Cor in Hartberg als steiri-sches Bierlokal des Jahres

○ Braugasthof Reiner in Lochau als Vorarlbergs Bierlokal des Jahres

○ Gwölb in Korneuburg als Nieder-österreichs Bierlokal des Jahres

○ Brendl als Wiener Bierlokal des Jahres

lich auch eine Alternative, wenn man keinen Alkohol trinken darf oder möchte, aber vor allem ist es ein perfektes isotonisches und gesundes Getränk etwa für Sport-ler. Deswegen nennen wir es auch „Sport-Weisse“. Ich denke, das ist überhaupt das einzige isotonische Getränk, das völlig natürlich her-gestellt wird, und dass wir damit neue Konsumentenschichten an-sprechen können.

ÖGZ: Auf das Thema „Sport“ setzt ja schon die Erdinger-Brauerei mit ihrem AF-Weißbier lange und erfolgreich.Schraml: Die haben in dem Bereich eine sensationelle Arbeit geleistet – keine Frage. Und die kannibalisie-ren sich auch nicht mit ihrem nor-malen Weißbier. Da hat sich ein eigener Fanclub für die AF-Version gebildet.

ÖGZ: Auch das Radlersegment ist im letzten Jahr mit 30 Prozent Zuwachs explodiert, beim Weißbier-Radler ist Stiegl aber ein Pionier. Sehen Sie hier ähnliches Potenzial wie beim norma-len Radler?Schraml: Das ist schwer zu sagen. Es gibt natürlich die Puristen, die sagen „in mein Bier kommt kein anderes Getränk hinein“, und wir werden jetzt sicher nicht alle paar Monate einen neuen Radler auf den Markt werfen. Unsere nor-malen Radler laufen sehr gut, und jetzt haben wir mit dem Holunder-Radler halt noch eine österreichi-sche Frucht für den Weißbier-Rad-ler gefunden. Es ist immer schön, der Erste zu sein und Pionierarbeit zu leisten, und wir sind alle der Meinung, dass das eine tolle Al-ternative ist. Aber mit den aktuell drei Weizenvarianten sind wir sehr gut aufgestellt, und das soll erst-mal auch so bleiben. Vor allem die „Sport-Weisse“ und der Holunder-Radler müssen jetzt mal dauerhaft am Markt etabliert werden. Für einen Mittelständler haben wir in letzter Zeit ja eine tolle Pace mit vielen neuen Produkten hingelegt.

ÖGZ: Sehen Sie Chancen auf einen Weizenbock – eventuell als Hausbier-spezialität?Schraml: Das hatten wir sogar schon im vergangenen Jahr. Eben als Hausbier in der 0,75-l-Flasche. Diese Spezialitäten sind meist in null Komma nichts ausverkauft, die gehen sehr gut. Und wir sind natürlich stolz, wenn wir als Sor-timentsbrauerei wahrgenommen werden.

ÖGZ: Apropos Hausbier: Diese gibt es ja nur in der 0,75er-Flasche, was das Handling für Gastronomen nicht

unbedingt erleichtert. Gibt es Überle-gungen, diese Spezialitäten auch in kleineren Gebinden oder gar im Fass anzubieten, wie es etwa die Konkur-renz in Kaltenhausen plant?Schraml: Über Veränderungen denken wir immer nach. Aber wir glauben, dass wir derzeit mit die-ser Flaschengröße auch für den Gastronomen ganz gut aufgestellt sind. Viele Wirte verkaufen so eine Flasche, z. B. mit zwei oder drei Gläsern. Es muss ja nicht immer ein Seidl oder eine Halbe sein – vor allem bei Spezialitäten.

ÖGZ: Für wie wichtig halten Sie gene-rell das Angebot von Bierspezialitä-ten? Wird deren Bedeutung im Land der Märzentrinker zunehmen? Schraml: Ich halte Spezialitäten für elementar wichtig! Für mich persönlich ist das wie eine Sauer-stoffzufuhr. Aber auch im Land der Märzentrinker erlebt die Bier-kultur aktuell einen enormen Auf-schwung. Jeden Tag wird irgendwo ein neuer Kreativbrauer vorgestellt, immer mehr Leute lassen sich zu Biersommeliers ausbilden. Also Spezialitäten haben eine enorme Bedeutung, und die sind auch et-was, mit dem wir uns von den gro-ßen Global Playern unterscheiden können. Beck’s, Carlsberg & Co machen alle einen tollen Job, aber das ist eine andere Geschäftsgrund-lage. Eine Kreativbrauerei würden die sich nie antun. Das ist für einen CEO, der Quartalsberichte schrei-ben muss, uninteressant. Eine Pri-vatbrauerei, mit einem Besitzer, der einer der größten Bierliebhaber des Landes ist, kann da ganz anders ar-beiten. Und vom Image her ist es natürlich auch wichtig.

ÖGZ: Bei der EURO 2008 war Stiegl offizieller Distributor von Carlsberg. Existiert diese Kooperation noch und wie läuft sie?Schraml: Diese Kooperation existiert noch, wir vertreiben Carlsberg nach wie vor, auch wenn ich offen geste-hen muss, dass im Anschluss an die Fußball-EM Carlsberg vor allem in der Gastronomie nicht ganz den Absatz geschafft hat, denn wir uns und sie sich erhofft haben. Aber das ist jetzt kein Beinbruch. Im Handel läufts ganz gut, und wie wir alle wissen, tun sich auch andere inter-nationale Marken am heimischen Markt schwer. Die einzigen Import-biere, die einigermaßen gehen, sind Weizenbiere und vielleicht noch das Budweiser, für das der Karl Kolarik tolle Aufbauarbeit geleistet hat. Die Österreicher trinken nunmal lieber ihr eigenes Bier, und das zu Recht, denn qualitativ und geschmacklich ist es Weltspitze.

Conrad Seidls Bier Guide 2012Preis: €14,90, medianet Verlag AG

ISBn 978-3-902843-16-6

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Nie im Leben hätte ich 1985 geahnt, dass ich 2012 noch immer in der Gastronomie

tätig bin. Und das auch noch mit demselben Lokal“, muss Alfred Greiner heute noch lachen, wenn er an seine eigene Geschichte denkt. Und hat sogleich die Er-klärung zur Hand, warum selbst heute noch manches im „Kängu-ruh“ ein wenig improvisiert wirkt. Vor inzwischen 27 Jahren haben er und seine damalige Freundin (und bis heute Lebensgefährtin) Alice Sieghart beschlossen, ein Lokal zu eröffnen. „Wir waren damals beide relativ kurz mit der Schule fertig und haben uns ohne echte Vorkenntnisse in das Projekt ge-stürzt“, erklärt Sieghart. Mit Freun-den hat man dann in Eigeninitiati-ve aus dem leeren Lagerraum ein Pub geschaffen, sogar die Bar wur-de selbst gebaut. Die Entscheidung für ein auf Biere spezialisiertes Lokal wurde dabei ebenso pragmatisch getroffen wie die Wahl des Lokalnamens. Auf den Namen „Känguruh“ sei man ein-fach gekommen, da Tiernamen bei Lokalen in Wien damals wie heute noch extrem selten gewesen sind, und beim Thema „Bier“ hat Greiner ebenso eine Marktlücke erkannt. Denn außer dem „Krah-Krah“ sah es Mitte der 80er-Jahre diesbezüglich in Wien eher düster aus. Greiner: „Natürlich habe ich gern Bier ge-trunken, aber über die Maßen habe ich mich auch nicht ausgekannt. Das kam erst im Laufe der Zeit. Wir haben damals aber schon mit ca. 50 verschiedenen Bieren begonnen, und heute halten wir bei über 170, davon sieben vom Fass. Der Groß-teil stammt aus Belgien.“

Keine Großbrauereien

Das Beeindruckende an der Er-folgsgeschichte des Känguruhs: Es war eigentlich vom ersten Tag an (im Sommer auch im Schanig-arten) annähernd täglich voll. Gut, ein Studentenheim gleich gegen-über zu haben, ist für ein Bier-pub sicher kein Nachteil, aber wer nur „auf ein Bier“ gehen möchte, der hatte im Känguruh schon im-

mer schlechte Karten. Das wäre, wie wenn man beim Humanic „ein Paar Schuhe“ verlangt. Das eine oder andere „Einsteigerbier“ muss zwar sein, aber auch die stammen von eher unbekannte-ren Kleinbrauereien. „Und nach dem zweiten Glas hab ich eh fast jeden so weit, dass er mal was an-deres probiert“, grinst Greiner, der von Alice Sieghart ebenso wie von zwei weiteren Mitarbeiterinnen im Abendgeschäft (geöffnet ist bis auf Sonntag täglich von 18 bis 2 Uhr) unterstützt wird.Einen merkbaren Geschäftsein-bruch musste das Lokal nur um die Jahrtausendwende für einige Zeit hinnehmen. Damals kamen The-men wie die 0,5-Promille-Grenze, Studiengebühren an den Unis und die flächendeckende Kurzparkzone im Umkreis des Pubs zusammen, und ziemlich plötzlich ließ das Kundeninteresse schlagartig nach. Doch seit der Spezialisierung auf belgische Biere könnte Greiner zu-meist auch ein doppelt so großes Lokal regelmäßig füllen. Warum gerade Belgien? Sieghart: „Die bel-gischen Biere haben eine enorme Geschmacksvielfalt, die verwenden andere Zutaten und brauen einfach anders. Das ist extrem spannend.“ Dabei würden die Biere – von ein paar sauren Lambics vielleicht ab-gesehen – die Leute geschmacklich auch nicht allzu sehr überfordern. Neben Belgien finden sich aber auch Spezialitäten aus Deutsch-land, den britischen Inseln und eben auch Österreich auf der Kar-te. So sind Kreationen der Grazer Braumanufaktur von Gerhard Forstner ebenso erhältlich wie von der unter Kennern legendären 1516 Brewing Company in Wien. Der besondere Ansatz des Bierpubs er-reichte schließlich auch „Bierpapst“ Conrad Seidl, der das Känguruh in seinem Bierguide 2006 sogar zum „Bierlokal des Jahres“ gewählt hat.

Jedem Bier sein Glas

Importiert werden die Biere in der Regel selbst, ein paar Sorten kom-men von spezialisierten Importeu-ren wie dem „Bier-Imperium“, und

Das „Känguruh-Pub“ in Wien hat mit über 170 Sorten das vielleicht umfangreichste Bierangebot in Österreich

Große Sprünge als Bierspezialist

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für jedes aucH nocH so exotiscHe bier das daZuGeHÖriGe Glas Zu VerWenden, ist für alfred Greiner eHrensacHe.

auch die Auswahl der Biere trifft Greiner selbst. Wichtig ist ihm na-türlich die Bierkultur, was bedeu-tet, dass zu jedem Bier auch das passende Glas gereicht wird, auch wenn manch Spezialglas dann nach einer Handwäsche verlangt. Greiner: „Aber vor allem sind die Dinger ja teuer, und gerade gestern ist uns wieder ein Spezialglas ab-handen gekommen. Wir überlegen also gerade, bei besonders schö-nen Gläsern einen Einsatz zu ver-langen – was in Belgien übrigens durchaus üblich ist.“Zu den wesentlichen Erfolgsfakto-ren im Känguruh gehört wohl auch das moderate Preisniveau. Fassbie-re liegen bei rund 3,50 Euro pro Krügel, die Spezialitäten bei 4,50 Euro pro 0,33-l-Flasche – und zwar fast alle. Das erleichtert einerseits Greiner die Abrechnung, ermög-licht dem Gast aber vor allem, die Bierkarte von links nach rechts und nicht umgekehrt zu lesen und wirklich die für ihn interessanten Biere auszuprobieren, ohne Angst vor dem finanziellen Ruin haben zu müssen.

Beratung ist Chefsache

Ein heikles Thema bei so viel Aus-wahl ist sicherlich die Beratung der Gäste, aber die liegt bei Alfred Grei-ner in guten Händen: „Ich gehe auf die Gäste ein, rede mit ihnen, fra-ge sie nach ihren geschmacklichen Vorlieben und empfehle dann ein Bier. Und zu 99 Prozent liege ich damit richtig.“ Interessant sei da-bei, dass deklarierte Weintrinker geschmacklich oft aufgeschlossener wären als klassische Biertrinker.

So umfangreich die Bierauswahl im Känguruh, so übersichtlich ist das restliche Angebot: Rotwein gibt es überhaupt keinen mehr (Greiner: „Der ist mir zum Schluss nur noch kaputt geworden.“), Weißwein wird hauptsächlich zum Spritzen verwendet und kulina-risch beschränkt man sich auf kal-te und warme Brote, gewürfelten Käse zum Knabbern und ein paar Snacks. Schnitzel & Co sucht man hier vergeblich. „Dafür ist unsere Küche einfach zu klein, aber es wird auch nicht nachgefragt. Zu uns kommt eigentlich niemand zum Essen, sondern nur zum Bier-trinken, und da kommen wir mit den hausgemachten Broten sehr gut durch“, erklärt Greiner.

Känguruh1060 Wien, Bürgerspitalgasse 20tel.: 01/597 38 24office@känguruh-pub.atwww.känguruh-pub.at

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Was beim Wein billig ist, ist auch beim Bier gerade recht: die Wahl des richti-

gen Glases. Diese ist schon lange keine Geheimwissenschaft mehr, sondern folgt einer einfachen Faust-regel: Je schlanker das Bier, desto schlanker das Glas. Der Hinter-grund: Verschiedene Biertypen ver-langen, um die jeweiligen sorten-typischen Bukett- und Aromastoffe richtig entwickeln zu können, un-terschiedliche Gläser. So schmeckt ein Pils aus einem schlanken Pokal gänzlich anders als aus einem offe-nen Becher. Für die meisten Biere gilt jedoch, dass Gläser verwendet werden sollten, die nach oben hin nicht allzu breit werden, sonst zer-fließt der Schaum – und damit ein wesentlicher Teil des Biergenusses. Folgende Kombinationen haben sich in der Regel als empfehlens-wert herausgestellt: ○ LEiChTBiEr: dünnwandige Pokale○ PiLS: dünnwandige Pokale, die

nach unten eng zulaufen, um die Schaumhaltbarkeit zu un-terstützen; ev. gerade, zylindri-sche Form

○ LAGEr/MärzEnBiEr: Becher, Sei-del, Tonkrug

○ SPEziALBiEr: Seidel, Tonkrug ○ BOCKBiEr: bauchige Gläser, ev.

Tonkrug, wenn stark gehopft auch Pils-Pokal

○ WEizEnBiEr: Weizenbierglas

Inzwischen hat sich aber auch bei den Gläserherstellern wie bei den Brauereien herumgespro-chen, dass es auch beim Bierglas nicht nur auf die reine Funktion ankommt. Schließlich trinkt das Auge bekanntermaßen mit. Und so hat nicht erst eine Brauerei ihre Gläser inzwischen von namhaften Designern neu gestalten lassen.

Die ÖGZ startet daher einen Wett-bewerb und ruft zur Wahl des schönsten Bierglases auf. Die ers-ten Einreichungen sehen Sie auf dieser Seite bereits abgebildet, wei-tere Folgen noch in den nächsten Wochen auf www.gast.at, wo auch die Abstimmung durchgeführt wird. Die Wahl läuft bis Ende Au-gust. Unter allen Teilnehmern wird als Hauptpreis ein Gläserspü-ler „Omikron 403 EP“ im Wert von über 2.000 Euro verlost; zur Verfü-gung gestellt von MayWay.

des schönsten BierglasesDie ÖGZ ruft zur Abstimmung auf www.gast.at auf – Hauptpreis ist ein Profi-Gläserspüler von MayWay

Wahl

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