Österreich 2020 - Die Zukunft der Erwachsenenbildung

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Wohin geht der Weg? Perspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens ÖSTERREICH 2020 Die Zukunft der Erwachsenenbildung 16. November 2010 Renner-Institut Wien Univ.-Prof. Mag. Dr. Elke Gruber Erwachsenen- und Berufsbildung

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Wohin geht der Weg? Perspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im Rahmen des lebensbegleitenden Lernens

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Wohin geht der Weg?Perspektiven der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im

Rahmen des lebensbegleitenden Lernens

ÖSTERREICH 2020Die Zukunft der Erwachsenenbildung

16. November 2010Renner-Institut Wien

Univ.-Prof. Mag. Dr. Elke GruberErwachsenen- und Berufsbildung

„Es ist … angebracht, über Trends in der Weiterbildung nur mit großer Bescheidenheit zu sprechen.“

(DIE-Trendanalyse 2008)

Inhalte des Vortrags

1. Problemaufriss

2. Ausgewählte Forschungsergebnisse von PERLS (Perspektiven der Erwachsenenbildung im Rahmen des lebenslangen Lernens in der Steiermark) (Gruber/Brünner/Huss 2009)

3. Ausblick

Der Blick auf die Bildung ist allgemeiner geworden.

Perspektivenwechsel von der EB/WB hin zu einem Prozess des Lernens über die gesamte Lebensspanne.

EB/WB ist ein elementarer Teil des LLL, trotzdem geringe öffentliche Präsenz und bildungspolitische Aufmerksamkeit .

EB/WB ist (möglicherweise) größter, auf jeden Fall aber ausdifferenziertester, sich am stärksten wandelnder Bildungsbereich.

1. Problemaufriss

Plurale Anbieterlandschaft der EB/WB, die sich „im Übergang zu einer … verstärkt selbstregulierenden Dienstleistungsbranche befindet“. (DIE-Trendanalyse 2008: 117)

Hohe Marktrhetorik bei quasi monopolistischen Playern (Lassnigg)

Im Europäischen Vergleich über dem Durchschnitt (9,3 %) liegende LLL-Beteiligung Österreichs (13,8 %), aber die Disparitäten in der Weiterbildungsteilnahme sind weiterhin hoch.

Ein Wandel in den Disparitäten zeichnet sich ab: vom „Katholischen Arbeitermädchen vom Lande“ (1970er Jahre) hin zum „Jungen mit Migrationshintergrund aus der Stadt“. (Blossfeld)

Wiederbelebung der Debatte um die Verbesserung des Zugangs und der Beteiligung an EB/WB (Querschnittsmaterie aller aktuellen Bemühungen).

Herausbildung einer Art „Parallelhochschullandschaft“, die durch (hohe) Teilnahmegebühren gekennzeichnet ist.

Stärkere Professionalisierungsbestrebungen (wba, MAS…) bei gleichbleibenden (oder sich sogar verschärfenden?) prekären Arbeitsverhältnissen und –bedingungen im Berufsfeld EB/WB.

„Stille“ Akademisierung des Berufsfeldes.

Neue evidenzbasierte Steuerungskultur induziert durch: (neue) Wirtschaftlichkeit/Ökonomisierung Einbettung Österreichs in die EU-Policy

Elemente einer neuen Steuerungsstruktur auf der Ebene nationaler politischer Akteure (Bund) Qualitätsentwicklung/ -sicherung (Ö-CERT) Förderkriterien / Leistungsvereinbarung Zertifizierungssysteme (wba)

auf allen Systemebenen Mangel an wissenschaftlich fundierten, empirisch gesicherten Daten, Fakten und Grundlagen

ohne diese Basis sind jedoch weder seriöse Aussagen zu Stand und Struktur, noch zu Entwicklungen, Trends und Perspektiven möglich

2. Ausgewählte Forschungsergebnisse von PERLS

2.1. Zielsetzung von PERLS

umfassende Analyse zur EB/WB in einem Bundesland

Beitrag zur Erforschung eines bisher wenig empirisch analysierten Bildungsbereiches

Beitrag zur Politikberatung

exemplarisches Forschungsdesign (Bundesländer, Bund)

2.2. Inhalte von PERLS

Landkarte (Eingrenzung EB/WB)

Leitlinien (Begleitung) Förderkriterien

Rechtliche VerankerungBeirat

Perspektiven der EB/WB im Rahmen des LLL

BundBund LandLand

Definition Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Die Erwachsenenbildung oder Weiterbildung (wird verwenden beide Begriffe synonym) umfasst alle Formen des formalen, nicht-formalen und zielgerichteten informellen Lernens durch Erwachsene nach Beendigung einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bildungsphase unabhängig von dem in diesem Prozess erreichten Niveau.

Erwachsenenbildung/Weiterbildung umfasst gleichermaßen alle beruflichen, allgemein bildenden, politischen und kulturellen Lehr- und Lernprozesse für Erwachsene, die im öffentlichen, privaten und wirtschaftlichen Kontext von anderen und/oder selbst gesteuert werden.

(GRUBER/BRÜNNER/HUSS 2009)

Anbieterdichte

Anbieter EB/WB Anbieter pro 100.000 Einwohner

Österreich gesamt ~ 1.700 20,4

Steiermark gesamt 380 31,5

Graz 204 79,6

Land Hamburg(höchster Wert)

55,4

Land Brandenburg(geringster Wert)

23,1

2.3. Perspektiven der EB/WB im Rahmen des LLL1. Prinzipielle Ausrichtung der Erwachsenenbildung/Weiterbildung im

Rahmen eines Systems des lebenslangen Lernens in der Steiermark.

2. Die Beteiligung an Erwachsenenbildung/Weiterbildung und lebenslangem Lernen in der steirischen Bevölkerung ist insgesamt zu erhöhen.

3. Es ist ein qualitätsgesichertes, zeitgemäßes, regional gut erreichbares Angebot an Erwachsenenbildung/Weiterbildung für die gesamte Bevölkerung in der Steiermark sicherzustellen.

4. Die Palette der erwachsenenpädagogischen Angebotsformen ist um neue, moderne Lehr-/Lernarrangements zu erweitern.

5. Die Mobilität und Durchlässigkeit des Lernens über die gesamte Lebensspanne ist zu erhöhen.

6. Bildungsinformation, -beratung und -orientierung (Lifelong Guidance) sind zu einem flächendeckenden System auszubauen.

7. Die Professionalisierung des Personals in der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung ist auf den unterschiedlichen Ebenen und bezogen auf verschiedene Funktionen zu erhöhen.

8. Mehrjährige Leistungsvereinbarungen erarbeiten

9. Rechtliche Verankerung, um die Bedeutung und das bildungspolitische Interesse an diesem Bildungsbereich zu erhöhen

10. Einführung einer flächendeckenden Datenerhebung und Dokumentation inklusive einer regelmäßigen Trendanalyse

Der Abbau von Ungleichheit und Selektivität in Bildungs-

und Erwachsenenbildungsbereich führt an die

(wirtschaftliche und soziale) Leistungsspitze. (siehe Beispiel

Finnland)

Erste These:

3. Ausblick

Die Einführung der Schulpflicht war das Projekt des 19.

Jahrhunderts, die Frage nach der Organisation, Steuerung und

Finanzierung des Lebenslangen Lernens wird das Projekt des 21.

Jahrhunderts werden.

(Lernen über die gesamte Lebensspanne)

Zweite These:

Erhöhung der Durchlässigkeit und das Herstellen von Anschlussfähigkeit im Bildungssystem

Definition und Etablierung einer (regionalen) Grundversorgung der EB/WB Interkulturalität, Zuwanderung und (Weiter-)Bildung theorie- und wissenschaftsbasierte Professionalisierung Entwicklung einer neuen Lernkultur Monitoring und Forschung

Es gilt die Bildung im Kern wieder zuentdecken. Bildung muss fesseln. Sie muss neugierig machen, sie muss uns Freude bereiten und eine tiefgehende Befriedigung erzeugen. Nur dann „wirkt“ Bildung auch, nur dann kann sie auch orientieren und uns qualifizieren.