Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

download Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

of 24

Transcript of Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    1/24

    Österreich-Ungarns Heer im Ersten Weltkrieg

    Oberster Befehlshaber  , der Kaiser und König Franz Joseph I.

    Dieser Artikel beschreibt die Situation der k.u.k. Land-streitkräfte bei Ausbruch und während des  Ersten Welt-krieges   (1914–1918) sowie ihre Aktivitäten bei denwichtigsten Kriegsereignissen, an denen sie beteiligt wa-ren.

    1 Zustand der Armee und Kriegs-

    vorbereitungUnter den Armeen der europäischen  Großmächte wardie Armee Österreich-Ungarns die am wenigsten auf ei-nen Krieg vorbereitete. Österreich-Ungarn besaß eine zukleine industrielle Basis für die moderne Ausstattung sei-ner Truppen, auch wenn punktuell Spitzenprodukte ge-fertigt wurden, etwa die Mörser von Škoda. So betrugdie österreichische Produktion an  Artilleriegranaten niemehr als eine Million Stück pro Jahr, während die russi-schen Fabriken 1916 schon vier Millionen Stück fertig-ten. Nur allmählich wurden die Streitkräfte mit zeitge-

    mäßem Kriegsgerät ausgerüstet. Die Logistik war unter-entwickelt, so dass es oft zu Versorgungsproblemen kam.Die Aufmarschgeschwindigkeit der Truppen war durch

    Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf (1852–1925)

    die mangelhafte  Infrastruktur gehemmt. Dabei hinktendie militärischen Spezialisten oft sogar der zivilen Bahn-gesellschaft hinterher. Während die staatliche Bahnliniemit bis zu 100 Waggons pro Zug fuhr, erlaubte das Mi-litär nur Zusammenschlüsse von bis zu 50 Waggons. Die

    militärische Bahnverbindung zwischen  Wien und demSan war dreimal langsamer als die der zivilen Bahnge-sellschaft.

    Die Bewaffnung mit Infanteriewaffen und Artilleriege-schützen war zeitgemäß, jedoch nur bezüglich des stehen-den Heeres. Für die Reserven im Mobilmachungsfall warzum allergrößten Teil nur veraltetes Gerät vorhanden – somussten bei der Aufstellung der Standschützen im Jahre1915 diese ihr Gewehr mitbringen oder wurden zunächstmit den uralten, einschüssigen, Werndl-Gewehren ausge-stattet. Gleiches galt für die Artillerie, die überproportio-nal in der Reserve mit alten Kanonen ohne Rohrrücklauf

    ausgerüstet war. Gründe waren der Mangel an finanziel-len Mitteln und die Einstellung […] soll man all die schö-nen (und für teures Geld gekauften) Sachen wegwerfen – 

    1

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tabernakelverschlusshttps://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Standsch%C3%BCtzenhttps://de.wikipedia.org/wiki/San_(Fluss)https://de.wikipedia.org/wiki/Wienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Zug_(Eisenbahn)https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnwagenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Infrastrukturhttps://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rhttps://de.wikipedia.org/wiki/Logistikhttps://de.wikipedia.org/wiki/Granatehttps://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0koda_(Maschinenbau)https://de.wikipedia.org/wiki/30,5-cm-Belagerungsm%C3%B6rserhttps://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarnhttps://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fmachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Weltkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Landstreitkr%C3%A4fte_%C3%96sterreich-Ungarns_1867%E2%80%931914https://de.wikipedia.org/wiki/Landstreitkr%C3%A4fte_%C3%96sterreich-Ungarns_1867%E2%80%931914https://de.wikipedia.org/wiki/Oberbefehlshaber

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    2/24

    2   1 ZUSTAND DER ARMEE UND KRIEGSVORBEREITUNG 

    man wird sie sicher noch einmal brauchen können […],was zu den bekannten (fatalen) Resultaten führte.[1]

    Das Niveau der Truppe zeigte ernsthafte Schwächen, wasman auch auf den Charakter der Doppelmonarchie alsVielvölkerstaat zurückführen kann. So rekrutierten sich

    die meisten Offiziere aus dem deutschen und ungarischenStaatsvolk, die Mannschaften aber aus allen Bevölke-rungsteilen.   Deutsch war die Befehlssprache, doch dereinfache, nicht deutsch sprechende Soldat bekam davonnur die etwa einhundert Wörter beigebracht (Habt Acht,Ruht, Gewehr in die Hand ), die für den Dienstbetriebzwingendnotwendig waren. Diese Umständewirkten sichnaturgemäß nicht positiv auf den Zusammenhalt und dieMoral der Truppe aus. Laut der letzten Vorkriegsstatistikvon 1911 bezeichneten sich unter den aktiven Berufsof-fizieren bei der Infanterie 72 %, bei der Kavallerie 67 %und bei der Artillerie 88 % als Deutsche.[2]

    Tiefgreifende Reformen wären dringend notwendig ge-wesen, wurden jedoch nur halbherzig in Erwägung ge-zogen und wiederholt verschoben. Ein Mitgrund war diepermanente Vernachlässigung des größten Truppenkör-pers, der Gemeinsamen Armee. Als man nach dem so-genannten Ausgleich von 1867 Ungarn eine eigene Ar-mee zugestehen musste, um das Land im Reichsverbundzu halten, wurde von den Ungarn unverzüglich mit derAufstellung einer Armee begonnen, die man beschöni-gend nur k.u. Landwehr (Honvéd) nannte. Zunächst nuraus Infanterie bestehend, erhielt diese Landwehr dannauch eigene Kavallerie- und Artillerieverbände; die un-garische Administration bevorzugte sie bei der Zutei-

    lung von Geld und Personal.[3] Aus Gründen der Pari-tät erhielt dann auch der Rest des Reiches eine Land-wehr, die wiederum von der Administration der an-deren Reichshälfte mit größtem Wohlwollen behandeltwurde. (Die zur k.k. Landwehr gehörenden fünf Re-gimenter der k.k. Gebirgstruppe  waren mit das Bestein der gesamten „Bewaffneten Macht“.) Dies alles gingauf Kosten der Hauptarmee, deren Zuweisung an Rekru-ten stellenweise so gering war, dass zur Aufstellung derneuen Maschinengewehr-Einheiten die 4. Bataillone derInfanterie-Regimenter stellenweise bis auf einen Kaderausgedünnt werden mussten.[4]

    Im Gesamtüberblick war Österreich-Ungarn personell,aber nicht materiell in der Lage, einen Konflikt wie denErsten Weltkrieg lange durchzustehen.

    1.1 Persönliche Ausrüstung (Montierung)

    Bereits 1914 begannen die ersten Versorgungsschwierig-keiten. Fehlende Vorratshaltung und die nicht auf dieseArt von Massenproduktion vorbereitete Industrie führtenzu einer extremen Verknappung von Uniformen (Mon-turstücken); ein ständiger Mangel blieb bis Kriegsende

    bestehen.Unzureichende Fertigungsmengen bereiteten der Militär-verwaltung das größte Kopfzerbrechen. Der zusätzlich

    aufgestellte Landsturm und die ersten  Marschbataillonewaren auf das angewiesen, was die ins Feld abgehen-den Truppenteile in den Monturdepots zurückgelassenhatten. Der Gesamtbestand der 1914 in den Montur-depots vorhandenen hechtgrauen Uniformen dürfte sichauf ca. 700.000 Stück belaufen haben, dazu kamen

    noch etwa 300.000 Friedens- und Paradeuniformen, dienur bedingt verwendungsfähig waren. Schuhwerk war zuKriegsbeginn nicht in ausreichender Menge vorhandenund selbst unter größten Bemühungen nicht zu beschaf-fen. Die Kommandanten der im Frühjahr 1915 aufgebo-tenen VI. und VII. Marschformationen waren angewie-sen, das Schuhzeug auf dem freien Markt zu kaufen. Dasdabei beschaffte Material entsprach allerdings nur seltenden gestellten Anforderungen.

    Uniformen der k.u.k. Armee im Heeresgeschichtlichen MuseumWien

    Für die Ausrüstung des Landsturms war die Situationnoch prekärer. Vorbestimmt für den Dienst im Hinter-land, war für den Landsturm lediglich eine Adjustierungmit blauen Friedensuniformen vorgesehen gewesen. Alses jedoch die hohen Personalverluste im Kriegsverlaufnotwendig machten, auch Landsturmformationen in dieStellungsgräben zu schicken, fanden sich diese Männerzu Beginn des Krieges in ihren blauen Uniformen (odersogar in Zivil mit einer schwarz-gelben Armbinde) an dervordersten Front wieder. Die Umkleidung in die hecht- graue Montur ging nur sehr schleppend voran, da die ak-tive Truppe vorrangig beliefert wurde. Eine erneute Be-

    lastungsprobe für die Monturverwaltung ergab sich nachder Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 (Italien hat-te seine vorherige Neutralität aufgegeben; Näheres hier):die Standschützen von Tirol und  Vorarlberg sowie dieSteirer und Kärntner Freiwilligen Schützen mussten zumGrenzschutz aufgerufen werden; diese etwa 39.000 Män-ner konnten ebenfalls nicht sofort gänzlich eingekleidetwerden. Die Standschützen von Hall in Tirol rückten inZivil aus,[5] die Kompanie von Predazzo konnte zunächstnur mit den Friedensuniformen der Landwehr ausgestat-tet werden.[6]

    Die allgemeinen Versorgungsschwierigkeiten trugen auch

    dazu bei, dass die normierte Farbgebung der Feldunifor-men im Laufe des Krieges nicht mehr eingehalten wer-den konnte und die Farbtöne teils stark voneinander ab-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Predazzohttps://de.wikipedia.org/wiki/Hall_in_Tirolhttps://de.wikipedia.org/wiki/Grenzschutzhttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4rntenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Steiermarkhttps://de.wikipedia.org/wiki/Vorarlberghttps://de.wikipedia.org/wiki/Londoner_Vertrag_(1915)https://de.wikipedia.org/wiki/Landsturmhttps://de.wikipedia.org/wiki/Heeresgeschichtliches_Museumhttps://de.wikipedia.org/wiki/Marschbataillonhttps://de.wikipedia.org/wiki/Landsturmhttps://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Gebirgstruppehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u._Landwehr_(%C3%96sterreich-Ungarn)https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisch-Ungarischer_Ausgleichhttps://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Armeehttps://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprachehttps://de.wikipedia.org/wiki/Offizierhttps://de.wikipedia.org/wiki/Vielv%C3%B6lkerstaat

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    3/24

    1.2 Strategie und Planung   3

    wichen. (Neben dem vorgeschriebenen Hechtgrau gab esdunkelgraue, graugrüne und braune Farbtöne.)

    1.2 Strategie und Planung

    Bei Kriegsbeginn im Jahre 1914 war die Armee nichtnur von der materiellen Ausstattung, sondern auch vomstrategisch-taktischen Konzept nicht auf dem Stand, aufdem sie hätte sein müssen, um den potentiellen Geg-nern gewachsen zu sein. Ursache dafür war das Fest-halten an überkommenen Vorstellungen (Standhaft bis inden Tod  – Folge waren unnötige Personal- und Materi-alverluste), statt aus taktischen Gründen Gelände aufzu-geben. Man hielt an den Lehren des Krieges von 1866und des Deutsch-Französischen Kriegesvon 1870/71 fest(das im Jahre 1911 erlassene und von dem Generalstabs-chef Franz Conrad von Hötzendorf stark beeinflusste Ex-erzierreglement für die Fußtruppen[7] war ein gutes Bei-spiel für diese Art der Einstellung) und ignorierte dieWeiterentwicklungen der Waffentechnik (z. B. Flugzeu-ge, Panzer, Brisanzgranate) und der Militärtaktik; diesewaren in den Konflikten zwischen Russland und Japan1905, in der von Österreich-Ungarn selbst militärisch be-reinigten Bosnien-Krise 1908 und in den Balkankriegen1912/1913 deutlich geworden.

    Auch das ebenfalls von Conrad von Hötzendorf verfass-te Handbuch Zum Studium der Taktik  (1. Teil erschienen1891) stand für den Grundgedanken der österreichisch-ungarischen Militärführung: Offensive und Angriff  – umjeden Preis. Diese Doktrin wurde auch von vielen ande-ren Kriegsparteien (in Frankreich als Offensive à outran-ce   verherrlicht)[8] praktiziert. Das Resultat dieser Ein-stellung waren die ungeheuren Verluste, die der Frie-densstamm des Heeres in   Galizien   hinnehmen muss-te und die nicht wieder ersetzt werden konnten. Manhatte ignoriert, dass man zwei Armeen gegenüberstand(Russland und Serbien), die im 20. Jahrhundert bereits ingrößere Kampfhandlungen verwickelt waren und die ihrestrategisch-taktischen Ausrichtungen schon modernisierthatten.

    Nur zwei Länder kamen in den Kriegsplanungen desGeneralstabes als Gegner in Frage: Russland oder Serbi-en gemeinsam mit Montenegro. Hierfür waren zwei Auf-marschpläne ausgearbeitet worden. Der Plan „R“ (Russ-land) behandelte den Zweifrontenkrieg und der Plan „B“(Balkan) nur den Krieg gegen Serbien und Montene-gro. Im Kriegsfall „R“ hatte die Hauptmacht der Ar-mee mit der sogenannten Staffel „A“ (bestehend ausneun Korps und zehn Kavallerie-Truppendivisionen) vonGalizien aus Russland anzugreifen. Unterstützend soll-te die sogenannte „B“ Staffel aus vier Korps und ei-ner Kavallerie-Truppendivision nachrücken. Gegen Ser-bien und Montenegro würde nur die Minimalgruppe Bal-kan  mit drei Korps verfügbar sein. Im Falle „B“ soll-

    ten die Truppen der „B“ Staffel, verstärkt durch die dreiKorps der Minimalgruppe Balkan und vier Kavallerie-Truppendivisionen, eingesetzt werden.

    Österreich-Ungarn 1914

    Obwohl vorherzusehen war, dass Russland nicht untä-tig bleiben würde, da die Bündnisverträge zwischen Ser-bien und Russland bekannt waren, reagierte Österreich-Ungarn alsAntwort auf dieserbischeMobilmachung vom25. Juli 1914 nur mit der Teilmobilmachung und demnach der am 28. Juli an Serbien erfolgten Kriegserklärungin Kraft gesetzten Plan „B“. Nach dem Bekanntwerdender russischen Generalmobilmachung vom 30. Juli 1914hätte der Plan „R“ unverzüglich umgesetzt werden müs-sen; dies geschah jedoch nicht. Es gab keine Vorbereitun-gen dafür, einen einmal angelaufenen Mobilisierungspro-zess anzuhalten oder abzuändern. Die dadurch zunächst

    weiterhin an die Serbische Front rollende „B“-Staffel wä-re in Galizien dringend benötigt worden. Erst am 31. Juli1914, dem Tag der allgemeinen Mobilmachung, instal-lierte der Monarch das Armeeoberkommando.

    Das Königreich Italien kam seinem (im Jahre 1882 mitÖsterreich-Ungarn und dem Deutschen Reich geschlos-senen) Bündnisvertrag nicht nach mit der Begründung,dass dies formal ein Defensivbündnis war. Es erklärte sichzunächst als neutral und stellte Gebietsforderungen nachLandesteilen von Österreich-Ungarn (das südliche Tirolmit Trient bis zur Brennergrenze nach den Vorstellungenvon Ettore Tolomei (1865–1952), sowie die italienisch-

    sprachigen Gebiete des Österreichischen Küstenlandes,allen voran Triest).

    Österreich-Ungarn war nur hinsichtlich der italienisch-sprachigen Gebiete des heutigen Trentino verhandlungs-bereit. Gemäßigte Anhänger der Irredenta (unter ande-rem der Reichstagsabgeordnete Cesare Battisti, der beiKriegsbeginn nach Italien überwechselte, dort Offizierwurde und nach seiner Gefangennahme wegen Hochver-rates gehängt wurde) sprachen sich hingegen für eineGrenzziehung an der Salurner Klause aus, konnten sichaber nicht durchsetzen.

    Gleichwohl war man zu diesem Zeitpunkt nicht in der La-

    ge, die bereits als bedroht anzusehende Grenze außer mitden  permanenten Befestigungsanlagen mit nennenswer-ten Truppenteilen zu schützen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Festungswerke_an_der_Grenze_zu_Italienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Salurner_Klausehttps://de.wikipedia.org/wiki/Cesare_Battistihttps://de.wikipedia.org/wiki/Irredentahttps://de.wikipedia.org/wiki/Triesthttps://de.wikipedia.org/wiki/Ettore_Tolomeihttps://de.wikipedia.org/wiki/Brennerpasshttps://de.wikipedia.org/wiki/Trienthttps://de.wikipedia.org/wiki/Defensivb%C3%BCndnishttps://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreichhttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Italien_(1861%E2%80%931946)https://de.wikipedia.org/wiki/Armeeoberkommando_(%C3%96sterreich-Ungarn)https://de.wikipedia.org/wiki/Mobilmachunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Kavalleriehttps://de.wikipedia.org/wiki/Balkanhalbinselhttps://de.wikipedia.org/wiki/Zweifrontenkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Montenegrohttps://de.wikipedia.org/wiki/Generalstabhttps://de.wikipedia.org/wiki/Serbienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Russisches_Kaiserreichhttps://de.wikipedia.org/wiki/Galizienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Offensive_%C3%A0_outrancehttps://de.wikipedia.org/wiki/Offensive_%C3%A0_outrancehttps://de.wikipedia.org/wiki/Balkankriegehttps://de.wikipedia.org/wiki/Bosnische_Annexionskrisehttps://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Japanischer_Krieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Taktik_(Milit%C3%A4r)https://de.wikipedia.org/wiki/Brisanzgranatehttps://de.wikipedia.org/wiki/Waffehttps://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Conrad_von_H%C3%B6tzendorfhttps://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Krieg

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    4/24

    4   3 KRIEGSJAHR 1914

    2 Generalmobilmachung

    Am 25. Juli 1914 unterzeichnete Kaiser Franz Joseph I.den Befehl zur Teilmobilmachung, dem am 31. Juli 1914die allgemeine Mobilisierung der Bewaffnete Macht  oderauch  Wehrmacht  genannten Streitkräfte der Monarchiefolgte. Diese setzten sich zusammen aus:

    •   der Gemeinsamen Armee

    •   der kaiserlich-königlichen Landwehr

    •   der königlich ungarischen Landwehr

    •   der k.u.k. Kriegsmarine

    Das für den Krieg gebildete  Armeeoberkommando un-ter Erzherzog Friedrich von Österreich-TeschenalsOber-

    kommandant und Franz Conrad von Hötzendorf als Ge-neralstabschefwar oberste Instanz fürdie gesamten Land-und Seestreitkräfte der Monarchie.[9]

    Der Friedenssollbestand desHeeres und der beiden Land-wehren betrug:

    •   25.000 Offiziere (Ärzte, Tierärzte und Rechnungs-führer nicht eingerechnet)

    •   410.000 Unteroffiziere und Mannschaften

    •  87.000 Pferde (hier schwanken die Angaben)

    •   1.200 Geschütze (nur aktive, feldbewegliche Ge-schütze – Festungsgeschütze und Reservebeständenicht eingerechnet)

    Im Personalbestand enthalten waren 36.000 sogenannteGagisten – länger Dienende und Berufssoldaten.

    Der Friedensbestand wurde unter Miteinbeziehung desRekrutenjahrganges  1914 (Geburtsjahrgang 1893) auf3,35 Millionen Mann Mobilmachungsstand gebracht. Da-zu kamen erste Marschbataillone und zusätzliche Land-sturmformationen.

    Die Kriegsstärke der Landstreitkräfte betrug 1914:

    •   1.094 Infanterie-Bataillone (inklusive 117 Marsch-und 200 Landsturmbataillone)

    •   6 Radfahr-Kompanien

    •   425 Kavallerie-Eskadronen

    •  15 Flieger-Kompanien

    •   483 Artillerie-Batterien

    •   224 Festungsartillerie-Kompanien

    •  155 Technische Kompanien (Pioniere,   Sappeure,Eisenbahn- und Telegraphentruppen)

    Feldpostkarte von der Landsturm-Artillerieabeteilung 7/1 in Ja-roslawice

    •  8 Landsturm-Sappeur-Abteilungen

    •   88 Landsturm-Artillerieabteilungen[10]

    •   28 Brückenschutz-Kompanien

    •   dazu kommen noch   Train-,   Verpflegs-,   Sanitäts-, Stabs- und Verbindungstruppen sowie Kolonnenund vor Ort ausgehobene Arbeiterformationen. Eskann von einer Feldtruppenverpflegungsstärke vonetwa 1,8–2 Millionen Mann ausgegangen werden.

    Bekleidung und Ausrüstung der Armee entsprachen demdamaligen Stand der Technik. Dies betraf jedoch nur

    die aktiven, kämpfenden Truppenteile. Der Landsturm(eingesetzt etwa für Bewachungsaufgaben) war zum Teilnoch in die blauen Friedensuniformen gekleidet. Getra-gen wurde bei der Infanterie die hechtgraue Marschad-justierung (die sich später immer noch als zu hell er-wies und nach deutschem Vorbild durch eine graugrü-ne Montur ersetzt wurde) auf dem Kopf eine Kappe undals Waffe das Mannlicher Gewehr beziehungsweise dasMaschinengewehr Schwarzlose Modell MG 07/12. Ka-vallerie und Artillerie rückten in ihren bunten Friedens-uniformen aus, wobei lediglich die glänzenden Helmteileder Kavalleristen durch einen Überzug verdeckt oder ein-fach mit grauer Farbe überstrichen wurden.

    Entgegen allen pessimistischen Äußerungen traten mitder Mobilmachung   separatistische Strömungen in denHintergrund. Tschechen, Ungarn,  Bosniaken und auchitalienischsprachige Untertanen der Krone fügten sich wi-derspruchslos dem Aufruf des Monarchen.[11]

    3 Kriegsjahr 1914

    Um den deutschen Bündnispartner zu entlasten, der nachder  Schlacht bei Gumbinnen große Teile   Ostpreußens

    aufgeben musste, entschied das Armeeoberkommandoaus Galizien heraus nach Norden anzugreifen. Man woll-te dadurch auch zugleich dem russischen Aufmarsch zu-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ostpreu%C3%9Fenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Gumbinnenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Bosniakenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Sezessionhttps://de.wikipedia.org/wiki/Maschinengewehr_Schwarzlosehttps://de.wikipedia.org/wiki/Mannlicher_Modell_1895https://de.wikipedia.org/wiki/Sanit%C3%A4tswesen_der_%C3%96sterreichisch-Ungarischen_Streitkr%C3%A4ftehttps://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96konomische_Verwaltung_der_k.u.k._Streitkr%C3%A4ftehttps://de.wikipedia.org/wiki/Trainwesen_der_%C3%96sterreichisch-Ungarischen_Streitkr%C3%A4ftehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Sappeurehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Telegraphentruppehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Sappeurehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Pionierehttps://de.wikipedia.org/wiki/Batterie_(Milit%C3%A4r)https://de.wikipedia.org/wiki/Artilleriehttps://de.wikipedia.org/wiki/Kompanie_(Milit%C3%A4r)https://de.wikipedia.org/wiki/Eskadronhttps://de.wikipedia.org/wiki/Kavalleriehttps://de.wikipedia.org/wiki/Radfahrtruppenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Bataillonhttps://de.wikipedia.org/wiki/Infanteriehttps://de.wikipedia.org/wiki/Mobilmachunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Rekruthttps://de.wikipedia.org/wiki/Berufssoldathttps://de.wikipedia.org/wiki/Gagisthttps://de.wikipedia.org/wiki/Unteroffizierhttps://de.wikipedia.org/wiki/Offizierhttps://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Conrad_von_H%C3%B6tzendorfhttps://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_%C3%96sterreich-Teschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Armeeoberkommando_(%C3%96sterreich-Ungarn)https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichische_Marinehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u._Landwehr_(%C3%96sterreich-Ungarn)https://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Landwehrhttps://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsame_Armeehttps://de.wikipedia.org/wiki/Mobilmachunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_I.

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    5/24

    3.1 Kavallerieschlacht    5

    General Viktor Dankl von Krásnik 

    MG-Abteilung

    vorkommen. Die 1. Armee unter General der Kavalle-rie Dankl und die 4. Armee unter  General der Infante-rie Auffenberg konnten die russischen Kräfte bei Krás-nik und bei Komarow schlagen. Die 3. Armee musstesichbei Zloczow nach vergeblichen Angriffen wieder zurück-ziehen. Trotz der nunmehr vom Balkan als Verstärkungheranrollenden 2. Armee („B“-Staffel) gelang es nicht,die Lage in der Schlacht von Lemberg zu stabilisieren;Lemberg musste aufgegeben werden. Auch nach der Nie-derlage bei Tannenberg ließ der Druck der RussischenArmee in Galizien nicht nach. Darauf befahl man dernach Norden ausgerichteten 4. Armee eine Kehrtwen-

    dung mit Angriffsrichtung (bei Rawaruska) nach Süden,die 2. und 3. Armee sollten gleichzeitig nach Norden an-greifen. Diese sogenannte zweite Schlacht bei Lemberg

    endete in einem Desaster und führte zum Rückzug derÖsterreicher in Richtung San und westlichen Karpaten.

    Bei diesen Kämpfen gab es hohe Verluste, z. B.bei   Kaiserjägern   und   Landesschützen. Das 2. TirolerKaiserjäger-Regiment hatte 80 % Ausfälle zu beklagen.

    Dieses 2. Regiment verlor am 7. September bei Hujcze-Zaborze seine Fahne, als alle Männer vom Fahnenkom-mando gefallen waren. (Am 22. Jänner 1915 wurdedem Regiment in Dobno vom Kaiser eine neue Fahneverliehen)[12] Die Verluste an gut ausgebildeten Solda-ten des „Friedensstandes“, insbesondere Offizieren, wa-ren kaum noch zu ersetzen – später, mit Beginn desAlpenkriegs  gegen Italien, sollte sich insbesondere derVerlust der gut ausgebildeten Gebirgstruppen in den frü-hen Massenschlachten der Ostfront verheerend auswir-ken.

    Mitte September waren große Teile Galiziens verloren

    gegangen und dieFestung Przemyśl erstmals eingeschlos-sen worden. Entsatzversuche blieben zunächst erfolglos,bis die Schlacht bei Limanowa–Lapanow (1. Dezemberbis 14. Dezember 1914) den russischen Angriffsschwungerlahmen ließ und die Front sich vorerst stabilisierte.

    Nachdem sich die Lage an der Südostfront gegen Serbienim Dezember 1914 beruhigt hatte, konnte das Oberkom-mando Truppen an die Nordostfront verlegen,um die Ab-wehrfront an den Karpatenpässen zu verstärken. Am En-de des Jahres hatten die österreichisch-ungarischen Ver-bände Verluste von insgesamt 1.268.696 Mann an Gefal-lenen, Verwundeten und Vermissten (dazu zählen auchdie in Gefangenschaft geratenen). Nur 863.000 Mannwurden ersetzt; Truppenteile mit 30 bis 40 % Ist-Stärkewaren keine Seltenheit.

    3.1 Kavallerieschlacht

    Am 21. August fand östlich von   Zloczów   die wahr-scheinliche letzte klassische Reiterschlacht der Weltge-schichte statt. Hier traf die russische 10. Kavalleriedi-vision mit dem 10.  Husaren-Regiment (Ingermanland-Husaren), dem 10. Ulanen-Regiment (Odessa-Ulanen),dem4. Kosaken-Regiment (Orenburg-Kosaken) und dem10.   Dragoner-Regiment (Nowgorod-Dragoner) auf dieOrtschaft   Wołczkowce, die vom II. Bataillon des k.k.Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 35 gehalten wur-de. Die angreifenden Russen konnten durch die her-beieilende 4. k.u.k. Kavallerie-Truppendivision mit denDragoner-Regimentern   Nr. 9   und   Nr. 15   sowie denUlanen-Regimentern  Nr. 1 und Nr. 13 rund um den Ort

    Jaroslawice noch vor dem Flüsschen Strypa in stunden-langen Gefechten und eskadronsweisen Attacken aufge-halten werden[13] (siehe auch Otto Aloys Graf Huyn).

    https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Aloys_Graf_Huynhttps://de.wikipedia.org/wiki/Jaroslawicehttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Galizisches_Ulanen-Regiment_%E2%80%9Evon_B%C3%B6hm-Ermolli%E2%80%9C_Nr._13https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Galizisches_Ulanen-Regiment_%E2%80%9ERitter_von_Brudermann%E2%80%9C_Nr._1https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Nieder%C3%B6sterreich-M%C3%A4hrisches_Dragoner-Regiment_%E2%80%9EErzherzog_Joseph%E2%80%9C_Nr._15https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Galizisch-Bukowina%E2%80%99sches_Dragoner-Regiment_%E2%80%9EErzherzog_Albrecht%E2%80%9C_Nr._9https://de.wikipedia.org/wiki/Wo%C5%82czkowcehttps://de.wikipedia.org/wiki/Nowgorodhttps://de.wikipedia.org/wiki/Dragonerhttps://de.wikipedia.org/wiki/Orenburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Kosakenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Odessahttps://de.wikipedia.org/wiki/Ulanenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Husarenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Solotschiwhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Limanowa%E2%80%93Lapanowhttps://de.wikipedia.org/wiki/Przemy%C5%9Blhttps://de.wikipedia.org/wiki/Alpenkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Dubnohttps://de.wikipedia.org/wiki/Regimenthttps://de.wikipedia.org/wiki/Kaisersch%C3%BCtzenhttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Kaiserj%C3%A4gerhttps://de.wikipedia.org/wiki/Karpatenhttps://de.wikipedia.org/wiki/San_(Fluss)https://de.wikipedia.org/wiki/Rawa-Ruskahttps://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserlich_Russische_Armeehttps://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserlich_Russische_Armeehttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Tannenberg_(1914)https://de.wikipedia.org/wiki/Lemberghttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Lemberghttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Komar%C3%B3whttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Kra%C5%9Bnikhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Kra%C5%9Bnikhttps://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Auffenberghttps://de.wikipedia.org/wiki/General_der_Infanteriehttps://de.wikipedia.org/wiki/General_der_Infanteriehttps://de.wikipedia.org/wiki/Viktor_Dankl_von_Kr%C3%A1snikhttps://de.wikipedia.org/wiki/General_der_Kavalleriehttps://de.wikipedia.org/wiki/General_der_Kavallerie

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    6/24

    6   4 KRIEGSJAHR 1915

    3.2 Südostfront

    → Hauptartikel:  Serbienfeldzug 1914

    Auf dem Balkan verliefen die Operationen ebenfalls we-

    nig erfolgreich. Nachdem bereits zwei Offensiven der5. und 6. Armee k.u.k. Armee im August und Sep-tember 1914 an der   Save  und in der  Schlacht an derDrina  unter hohen Verlusten gescheitert waren, konn-te zwar im dritten Versuch Anfang Dezember  Belgradeingenommen werden; nach einer serbischen Gegenof-fensive musste man die Stadt aber wenig später wie-der räumen. Die Misserfolge waren neben dem erbit-terten Widerstand des Gegners auf schwieriges Gelän-de, mangelnden Nachschub und den operativ-taktischenFehler des Oberkommandierenden der Balkanstreitkräf-te, Feldzeugmeister Potiorek zurückzuführen.

    3.3 Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung

    Serbische Zivilisten, die von der k.u.k. Armee hingerichtet wurden

    In Galizien und in Bosnien wurden viele Zivilisten dereigenen Bevölkerung von der k.u.k. Armee ohne Ge-richtsverfahren hingerichtet. Schätzungen vermuten biszu 60.000 Opfer.[14] Die Vorwürfe waren „russophile“Neigungen, „Spionage“ und „Kollaboration“ mit demFeind. Die „Strafaktionen“ und Repressalien gegenüber der Zivilbevölkerung nahmen derart drastische Ausmaße an,

    dass von einem systematischen Krieg gegen die Zivilbevöl-kerung gesprochen werden kann. Wie viele zivile Opfer dieser Krieg forderte, ist bis heute nicht bekannt. Zeitgenös-sische Berichte sprechen allein für die k. u. k. Monarchievonbis zu 36.000 Menschen, die in den ersten Kriegsmona-ten am Galgen starben.[15] Zehntausende Ruthenen wur-den ins k.k. Internierten-Lager Thalerhof verschleppt.

    Am 17. August 1914 kam es im serbischen StädtchenŠabac zu einem Massaker an den Bewohnern. 120 Ein-wohner, meist Frauen, Kinder und alte Männer, dieman zuvor in die Kirche gesperrt hatte, wurden vonk.u.k-Truppen auf Anordnung von Feldmarschalleutnant

    Kasimir von Lütgendorf im Kirchengarten erstochen, er-schossen und begraben.[16][17][18] Massenhinrichtungengab es in den ersten Kriegstagen auch in zahlreichen an-

    deren nordserbischen Orten. Diese erfolgten planmäßigund auf höheren Befehl hin.[15]

    In der Region herrschte auch eine regePartisanentätigkeit. Die Hinrichtung bewaffneteraber nicht als Kombattanten gekennzeichneter Kämpfer

    war zu dieser Zeit auf allen Kriegsschauplätzen üblich.

    4 Kriegsjahr 1915

    4.1 Massendesertion

    In diesem Jahr kam es unter anderem zu mysteriösen Vor-gängen um eine angebliche oder tatsächlich stattgefunde-ne Massendesertion[19] aus den Infanterie-RegimenternNr. 28 und Nr. 36. Beide Regimenter wurden wegen die-ser Vorgänge zunächst unehrenhaft aufgelöst, die Fahnen

    eingezogen. Die genauen Umstände sind bis heute un-geklärt. So berichteten Augenzeugen des benachbartenLandwehr Infanterieregiments Nr. 6 aus Eger durchausglaubhaft, die tschechischen Soldaten seien mit Mehrheitzu den Russen übergelaufen; dieser Version wird in denFeldakten der österreichisch-ungarischen Armee wider-sprochen. Vielmehr (so die Aufzeichnungen der k.u.k.Militärjustiz) seien die betreffenden Verbände im Kampfzerschlagen und die Mannschaft nahezu vollständig ge-fangen worden. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dieAngelegenheit amtlicherseits heruntergespielt wurde, umdie Kampfmoral der übrigen nicht zu gefährden oder zur

    Nachahmung anzuregen. Im Fall des IR 28 blieb nachdessen Auflösung ein Marschbataillon (Nr. XI) übrig, dasaufgrund des Kriegseintritts Italiens nicht seinem Stamm-verband zugewiesen, sondern an der Südwestfront einge-setzt worden war, wo es sich in den ersten Isonzoschlach-ten besonders auszeichnete. Aufgrund dieser Leistungenbeantragte das Kommando der Südwestfront im August1915, das IR 28 aus diesem Bataillon wieder aufzustel-len. Das Urteil des Feldgerichts der 28. ITD, welches dasRegiment letztlich entlastete, folgte im Dezember 1915.Daraufhin wurde das IR 28 aus diesem XI. Marschba-taillon nach seiner Rehabilitierung[20] neu aufgestellt undwieder mit der Fahne beteilt. Das IR 36 hingegen wur-

    de im Mai 1915 nach den Vorfällen zur Gänze aufgelöstund die verbliebene Mannschaft aufgeteilt. Die Behördenlegten den Fall rasch zu den Akten;[21] auch später gab eskeine Initiativen, das Regiment wieder aufzustellen oderzu rehabilitieren.

    4.2 Schlacht bei Gorlice-Tarnow

    Anfang Mai begann eine Offensive der verbündeten deut-schen und österreichischen Truppen mit dem Ziel, imRaum Gorlice die russische Front zu durchbrechen und

    dem Karpatenabschnitt Entlastung zu verschaffen. Ge-meinsam glückte der  11. Deutschen Armee  und der3. und 4. österreichisch-ungarischen Armee am 2./3.

    https://de.wikipedia.org/wiki/11._Armee_(Deutsches_Kaiserreich)https://de.wikipedia.org/wiki/Gorlicehttps://de.wikipedia.org/wiki/K._k._Landwehrinfanterieregiment_%E2%80%9EEger%E2%80%9C_Nr._6https://de.wikipedia.org/wiki/Partisanhttps://de.wikipedia.org/wiki/Kasimir_von_L%C3%BCtgendorfhttps://de.wikipedia.org/wiki/%C5%A0abachttps://de.wikipedia.org/wiki/Interniertenlager_Thalerhofhttps://de.wikipedia.org/wiki/Ruthenen_(Habsburgermonarchie)https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Potiorekhttps://de.wikipedia.org/wiki/Feldzeugmeisterhttps://de.wikipedia.org/wiki/Belgradhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Drinahttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_an_der_Drinahttps://de.wikipedia.org/wiki/Savehttps://de.wikipedia.org/wiki/Serbienfeldzug_1914

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    7/24

    4.4 Isonzo   7

    Mai 1915 der Durchbruch in der  Schlacht von Gorlice-Tarnów; er erreichte bereits nach einem Tag etwa 20 kmTiefe. Die russische Karpatenfront befand sich in vollerAuflösung, die Verbündeten überschritten bei Jarosławden San und konnten im Juni die Festung Przemyśl zu-rückerobern.

    Am 22. Juni 1915 wurde auch Lemberg zurückerobert,womit der Zustand vomJuni 1914 weitgehend wiederher-gestellt war. Weitere Angriffe der Mittelmächte im Juli1915 führten zur Einnahme von Cholm, Warschau undBrest-Litowsk.

    4.3 Kriegseintritt Italiens

    Italienische Angriffsschwerpunkte in Südtirol 

    Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte Italien sich

    für neutral erklärt; es deutete den Dreibundvertrag mitDeutschland und Österreich-Ungarn als einen reinen Ver-teidigungspakt.

    Italien führte mit Staaten der Gegenseite Geheimver-handlungen in London; Italien drängte unter anderemdarauf, slawische Gebiete an der Adria zu bekommen.Nachdem Russland dem zugestimmt hatte, kam derGeheimvertrag von London am 26. April 1915 zustan-de. Am 23. Mai 1915 erklärte Italien Österreich-Ungarnden Krieg.

    Dadurch sah sich das Oberkommando einem weite-ren Kriegsschauplatz gegenüber, für dessen Ausstat-tung keinerlei Ressourcen frei waren. Lediglich fünfInfanterie-Truppendivisionen (Nr. 90–94) der zweitenKategorie und 49 Batterien Artillerie mit zum Teil er-heblich veralteten Kanonen konnten aufgeboten wer-den. Dazu kamen zwei Eskadronen Reserve-Kavallerie,39.000   Standschützen   und als Rückgrat der Italien-front die teilweise stark veralteten Befestigungswerkeder österreichisch-ungarischen Grenzsicherung.[22] AlsVerstärkung schickte Deutschland das   Alpenkorps, ei-nen Verband in Divisionsstärke, der jedoch die italieni-sche Grenze nicht überschreiten durfte, da sich Deutsch-land und Italien zu diesem Zeitpunkt noch nicht im

    Kriegszustand befanden. Der italienische Generalstabs-chef   General Cadorna   zögerte, weil er sich über dieihm tatsächlich gegenüberstehenden Kräfte täuschen ließ.

    Die Standschützen hatten alle strategisch wichtigen Gip-fel unverzüglich besetzt und dadurch eine Truppenstär-ke suggeriert, die zu keiner Zeit vorhanden war.[23] Ca-dorna zögerte den Angriffszeitpunkt immer wieder hin-aus, weil er der Meinung war, seine Verbände seien nochnicht stark genug für einen Generalangriff auf Südtirol.

    Letztendlich verschaffte er damit dem österreichischenOberkommandierenden der Südwestfront GeneraloberstErzherzog Eugen die benötigte Zeit, um Verstärkungenheranzuführen. Cadorna erkannte nicht (oder wollte nichterkennen), dass er zu jedem Zeitpunkt seinem Gegnersowohl personell als auch materiell erheblich überlegenwar. Intensive Kampfhandlungen fanden in Südtirol le-diglich vor dem österreichisch-ungarischen Festungsrie-gel Lavarone/Folgaria statt, wo die Italiener große artille-ristische Anstrengungen unternahmen, die Werke Verle,Lusern und Vezzena niederzukämpfen und auch massiveInfanterieangriffe vortrugen. Ziele dieser Angriffe waren

    das Val Sugana und der Lago di Caldonazzo. Hier hätteman die Festung Trient umgehen und durch das Etschtalnach Norden in RichtungBozen vordringen können. War-um man die österreichische Front an der stärksten Stel-le berannte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Dievon Italien erhofften und etwa von Gabriele D’Annunzioimmer wieder propagierten Massendesertationen italie-nischsprachiger k.u.k. Soldaten blieben aus. Die Mehr-heit der einfachen Bevölkerung des   Trentino   und desKüstenlandes, der sogenannten  irredenti  – (der Unerlös-ten), die auch die Soldaten stellen mussten (etwa die Hälf-te der Kaiserjäger bestand aus Trientinern), wollte lieberbei Österreich bleiben und nicht zu Italien wechseln.[24]

    Das beeinflusste auch die Kampfmoral dieser Soldaten,was dazu führte, dass 1916 unter den italienischen Infan-teristen ein Bonmot kursierte Dio ci liberi degli irredenti!(„Gott befreie uns von den Unerlösten!“).[25]

    Nach dem Kriegseintritt Italiens traten in der österrei-chischen Öffentlichkeit alle Feinde hinter dem neuen„Hauptfeind“ in den Hintergrund. Einerseits war Italienein alter Gegner, einer, gegen den man die letzten Erfol-ge auf dem Schlachtfeld erzielt hatte, andererseits warItalien offiziell Verbündeter innerhalb des Dreibundes.Obwohl man nie großes Vertrauen in die Loyalität Itali-ens gesetzt hatte, brandete eine Woge der Empörung in der 

    österreichischen Bevölkerung über den „Treubruch“ auf.Gleichzeitig bestärkte der Eintritt die öffentliche Meinungin der „gerechten Sache“ des Krieges .[26]

    Gegen die italienischen Großmachtbestrebungen an deröstlichen Adria waren plötzlich auch die vorher, gegenSerbien und Russland, wenig motivierten slawischen Sol-daten der Monarchie einsatzbereiter. Der Krieg gegenItalien brachte unter den Völkern der Monarchie eineStimmung hervor, die fast einem gesamtösterreichischenNationalgefühl ähnelte.[27]

    https://de.wikipedia.org/wiki/Irredentahttps://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_K%C3%BCstenlandhttps://de.wikipedia.org/wiki/Trentinohttps://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_D%E2%80%99Annunziohttps://de.wikipedia.org/wiki/Bozenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Etschtalhttps://de.wikipedia.org/wiki/Trienthttps://de.wikipedia.org/wiki/Lago_di_Caldonazzohttps://de.wikipedia.org/wiki/Val_Suganahttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4mpfe_auf_der_Hochfl%C3%A4che_von_Lavarone/Folgariahttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4mpfe_auf_der_Hochfl%C3%A4che_von_Lavarone/Folgariahttps://de.wikipedia.org/wiki/Posten_Vezzenahttps://de.wikipedia.org/wiki/Werk_Lusernhttps://de.wikipedia.org/wiki/Werk_Verlehttps://de.wikipedia.org/wiki/Folgariahttps://de.wikipedia.org/wiki/Lavaronehttps://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_von_%C3%96sterreich-Teschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Generalobersthttps://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdtirolhttps://de.wikipedia.org/wiki/Luigi_Cadornahttps://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Alpenkorpshttps://de.wikipedia.org/wiki/Befestigungswerkhttps://de.wikipedia.org/wiki/K.k._Standsch%C3%BCtzenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Londoner_Vertrag_1915https://de.wikipedia.org/wiki/Adriatisches_Meerhttps://de.wikipedia.org/wiki/Dreibundhttps://de.wikipedia.org/wiki/Brest_(Wei%C3%9Frussland)https://de.wikipedia.org/wiki/Warschauhttps://de.wikipedia.org/wiki/Che%C5%82mhttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gorlice-Tarn%C3%B3whttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gorlice-Tarn%C3%B3w

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    8/24

    8   4 KRIEGSJAHR 1915

    Görz (links) und der Isonzo

    4.4 Isonzo

    Der zweite Schwerpunkt der italienischen Angriffe wardas Gebiet im südlichen Isonzoabschnitt und mit ihm diePeriode der  Isonzo-Schlachten, bei denen man nicht sozögerlich vorging wie in Tirol. Getragen von der Welleder Begeisterung über die nunmehr endlich anstehendeBefreiung der unerlösten Gebiete war man in Italien opti-mistisch, die Stadt Triest alsbald in den Schoß der Mut-

    ter Italia heimzuholen (Gabriele d'Annunzio). Die italie-nische 3. Armee sollte zwischen Monfalcone und Sagradozum Hochplateau von Doberdo durchbrechen, die 2. Ar-mee zwischen dem Monte Sabotino und Podgora. Mini-malziel war die Eroberung des Brückenkopfes bei Görz,die Überquerung des Isonzo, Eroberung der Berge Kukund Priznica (Höhe 383, östl. von Plava), sowie ein An-griff auf den Brückenkopf bei  Tolmein. StrategischesZiel war der Durchbruch nach Triest, dann weiter zurungarischen Tiefebene wo man sich mit russischen Trup-pen vereinigen und so Österreich von Ungarn abtrennenwollte.

    In einem Tagesbefehl vom Mai 1915 hatte GeneralCadorna seiner 2. und 3. Armee aufgetragen, mit   en-ergischen und überraschenden Aktionen   unverzüglichnach der Kriegserklärung auf österreichisch-ungarischesStaatsgebiet vorzudringen. So begann am 23. Juni dieErste Isonzoschlacht . Sie dauerte bis zum 7. Juli undbrachte nicht den gewünschten Erfolg. Bis zum Ende desJahres sollte General Cadorna noch dreimal (Zweite Ison- zoschlacht  – 17. Juli bis 10. August / Dritte Isonzoschlacht – 18. Oktober bis 5. November /  Vierte Isonzoschlacht  –10. November bis 11. Dezember) angreifen lassen, konn-te jedoch wiederum nur geringfügige Geländegewinne

    erzielen.Personalverluste der 1.−4. Isonzoschlacht (Gefallene,Verwundete, Vermisste, Gefangene)[28]

    Hermann Kövess von Kövesshaza

    4.5 Zweiter Serbischer Feldzug

    → Hauptartikel:  Serbienfeldzug der Mittelmächte

    Am 6. September schloss   Bulgarien   mit denMittelmächten  eine Militärkonvention und trat in denKrieg ein. Hauptgrund für Bulgarien war der Versuch,die im Zweiten Balkankrieg verlorenen mazedonischenGebiete zurückzugewinnen, während sich Deutschlandund Österreich-Ungarn davon eine Landverbindung zumOsmanischen Reich versprachen. Auch war es damit nunmöglich, Serbien von drei Seiten her anzugreifen. Dazuwurde   eine Heeresgruppe   unter dem Kommando desdeutschen Generalfeldmarschalls August von Mackensenaufgestellt. Sie umfasste die österreichisch-ungarische3. Armee unter General der Infanterie Hermann Kövessvon Kövesshaza, die deutsche 11. Armee unter Generalder Artillerie von Gallwitz und die bulgarische 1. Armeeunter Generalleutnant Bojadjieff. Am 5. Oktober begannder Angriff und am 7. Oktober landeten österreichisch-ungarische Truppen am Nordrand von Belgrad. ZweiTage später, nach erbitterten Straßenkämpfen, fiel dieStadt. Ein versuchtes Eingreifen der bei Saloniki stehen-den britischen und französischen Truppen konnte vonden bulgarischen Streitkräften abgeriegelt werden. Den

    Überresten der serbischen Armee blieb nur die Fluchtan die albanische Adriaküste, wo sie von Schiffen derEntente aufgenommen und nach Korfu gebracht wurden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Korfuhttps://de.wikipedia.org/wiki/Thessalonikihttps://de.wikipedia.org/wiki/Max_von_Gallwitzhttps://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_K%C3%B6vess_von_K%C3%B6vesshazahttps://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_K%C3%B6vess_von_K%C3%B6vesshazahttps://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Mackensenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Heeresgruppe_Mackensenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Mazedonienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Mittelm%C3%A4chtehttps://de.wikipedia.org/wiki/Bulgarienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Serbienfeldzug_der_Mittelm%C3%A4chtehttps://de.wikipedia.org/wiki/Vierte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Dritte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Zweite_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Erste_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Ungarische_Tiefebenehttps://de.wikipedia.org/wiki/Tolminhttps://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6rzhttps://de.wikipedia.org/wiki/Sagradohttps://de.wikipedia.org/wiki/Monfalconehttps://de.wikipedia.org/wiki/Tirolhttps://de.wikipedia.org/wiki/Isonzo-Schlachtenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Isonzo

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    9/24

    5.2 Frühjahrsoffensive gegen Italien   9

    4.6 Kämpfe in Palästina

    → Hauptartikel:  Österreich-Ungarns Truppen in Palästina

    Österreich-Ungarn war den deutsch-türkischen Geheim-

    verträgen vom 2. August 1914 und 11. Januar 1915 inForm eines Notenwechsels beigetreten. Man wollte aufwirtschaftspolitischem Gebiet im Osmanischen Reich ge-genüber dem deutschen Bündnispartner nicht nachste-hen. Um den politischen Einfluss im Osmanischen Reichzu stärken, entsendete man (ebenso wie das deutscheLevantekorps) kleinere Militärkontingente dorthin. Hier-bei handelte es sich um Artillerie, technische Truppenund motorisierte Transportkolonnen.

    5 Kriegsjahr 1916

    Durch die Eroberung Serbiens Ende 1915 wurden diesüdslawische Frage aktuell und auch die Frage, in wel-ches Verhältnis das unterworfene Serbien zur Monarchiegebracht werden sollte. Der Gemeinsame Ministerrat tratam 7. Januar 1916 unter dem Eindruck der zu erwarten-den militärischen Entscheidung zusammen. Man war be-strebt, die Kriegsziele Österreich-Ungarns zu definieren(→ Kriegsziele im Ersten Weltkrieg).

    Zu Beginn des Jahres 1916 begannen sich die Proble-me abzuzeichnen, die zu schweren Krisen in den ver-bündeten Armeen führen sollten. Die persönliche Abnei-

    gung, die die beiden Generalstabschefs von Falkenhaynund Conrad von Hötzendorf gegeneinander hegten, wur-de (zumindest von Falkenhayn) auch auf sein Arbeitsge-biet übertragen. Das führte von mangelnder Zusammen-arbeit bis hin zur Nichteinbindung der k.u.k. Truppen indie strategisch einheitliche Ausrichtung von Operationen.

    Die deutschen Verbände wurden völlig selbstständig ge-führt, wobei man die österreichischen Truppen stellen-weisenurals Anhängsel betrachtete, auch wenn manohnediese im Nordosten und auf dem Balkan nicht zu größe-ren Operationen fähig war.

    Schwierigkeiten ergaben sich aus der unterschiedli-

    chen Zielsetzung für das Jahr 1916. Die österreichisch-ungarische Führung hielt es für sinnvoll, den Schwer-punkt auf einen Sieg gegen Italien zu legen und dieseFront zu liquidieren (was sich auf den gesamten Kriegs-verlauf ausgewirkt hätte); dagegen zog der deutsche Ge-neralstab es vor, sich auf die Schlacht um Verdun zu kon-zentrieren.

    5.1 Feldzug gegen Montenegro

    → Hauptartikel:  Feldzug in Montenegro

    Unabhängig davon verfolgte Conrad von Hötzendorf wei-terhin seine eigene Strategie. Dazu gehörte es, zuerst auf

    dem Balkan Fakten zu schaffen und Montenegro nie-derzuringen. Er wollte die italienischen Brückenköpfebei Durazzo und Valona eindrücken und die französi-sche Orientarmee aus Saloniki vertreiben. Dazu wurdenim Jänner die 3. Armee, verstärkt durch Truppen desKommandierenden Generals von Bosnien, Herzegowina

    und Dalmatien auf Montenegro angesetzt. Daraufhin zogsich die kleine montenegrinische Armee kämpfend aufdas befestigte Massiv des Lovćen zurück. Am 8. Jän-ner begannen massive Angriffe auf den Berg, wobeidie österreichischen Truppen von der Schiffsartillerie derk.u.k. Kriegsmarine unterstützt wurden. Am 10./11. Jän-ner war der Lovćen zu großen Teilen erobert, die Resteder montenegrinischen Streitkräfte kapitulierten am 17.Jänner. Die Offensive wurde zunächst in Richtung Alba-nien weitergeführt und die italienische Armee gezwun-gen Durazzo zu räumen. Da nicht genug Truppen zurVerfügung standen, konnte die mögliche Besetzung von

    ganz Albanien allerdings nicht durchgeführt werden. Da-durch bestand zwischen den österreichisch-ungarischenVerbänden in Albanien und den deutsch-bulgarischenTruppen in Mazedonien eine große Lücke in der Front,die offen bleiben musste.

    Zerstörte Gechützpanzerkuppel des Forte Monte Verena

    5.2 Frühjahrsoffensive gegen Italien

    →   Hauptartikel:    Österreich-Ungarns Südtiroloffensive1916 

    Da der k.u.k. Generalstab auf seinem Standpunkt beharr-te, einen massiven Schlag gegen Italien zu führen, begannam 15. Mai, wegen schlechtenWettersmehrfachverscho-ben, die Offensive über die Hochfläche der  Sieben Ge-meinden im Bereich Lavarone/Folgaria Richtung Paduaund Venedig. Eine geplante Zangenbewegung von derIsonzofront her, mit der die italienische Region Venetienabgeschnürt werden sollte, konnte nicht stattfinden, daDeutschlanddie hierfür erforderlicheUnterstützungnicht

    bereitstellen wollte.Die mit der verkleinerten Offensive beauftragte 11. Ar-mee (Generaloberst Dankl) und die 3. Armee (General-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Venetienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Venedighttps://de.wikipedia.org/wiki/Paduahttps://de.wikipedia.org/wiki/Folgariahttps://de.wikipedia.org/wiki/Lavaronehttps://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Gemeinden_(Italien)https://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Gemeinden_(Italien)https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarns_S%C3%BCdtiroloffensive_1916https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarns_S%C3%BCdtiroloffensive_1916https://de.wikipedia.org/wiki/Durr%C3%ABshttps://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Kriegsmarinehttps://de.wikipedia.org/wiki/Lov%C4%87enhttps://de.wikipedia.org/wiki/Dalmatienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Herzegowinahttps://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Vlorahttps://de.wikipedia.org/wiki/Durr%C3%ABshttps://de.wikipedia.org/wiki/Feldzug_in_Montenegrohttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Verdunhttps://de.wikipedia.org/wiki/Oberste_Heeresleitunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Oberste_Heeresleitunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Erich_von_Falkenhaynhttps://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsziele_im_Ersten_Weltkrieg#Gemeinsamer_Ministerrat_vom_7._Januar_1916https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisch-Ungarischer_Ausgleich#Ministerrat_f%C3%BCr_gemeinsame_Angelegenheitenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Levantekorpshttps://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reichhttps://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarns_Truppen_in_Pal%C3%A4stina

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    10/24

    10   5 KRIEGSJAHR 1916 

    oberst von Kövess) konnten anfänglich Erfolge verzeich-nen; unter anderem wurde die Hochfläche mit den ita-lienischen Forts Monte Verena und   Campolongo sowieBefestigungswerke im Val d' Astico (Forte Casa Ratti)erobert. Danach blieb die Offensive stecken. Das lag ei-nerseits daran, dass die Italiener, nachdem sie erkannt

    hatten, dass vom Isonzo her keine Gefahr drohte, vondort mehr und mehr Truppen abzogen und an gefährdetenStellen positionierten. Andererseits waren die Österrei-cher gezwungen, für die am 4. Juni gestartete Brussilow-Offensive Truppen abzuziehen und an die Nordostfrontnach Wolhynien zu verlegen. Die Offensive an der Süd-tirolfront musste daher eingestellt werden. Man zog sichauf eine begradigte Frontlinie zurück und ging wieder inden Stellungskampf über.

    5.3 Die Brussilow-Offensive

    Auswirkungen der Brussilow Offensive

    → Hauptartikel:  Brussilow-Offensive

    Die Brussilow-Offensive wurde ein Desaster für dieösterreichisch-ungarischen Streitkräfte. Der Angriff warmit vier Armeen und starken Artilleriekräften nur für dierussische Westfront geplant gewesen, wobei die Verbän-de an der Südwestfront unter General Brussilow ledig-lich unterstützend eingreifen sollten. Im Bereich der 4.österreichisch-ungarischen Armee wurden die gut aus-gebauten Stellungen bei Luck einfach überrannt und einDurchbruch von 85 Kilometern Breite erzielt, der biszum 10. Juni eine Tiefe von 48 Kilometern erreicht hat-te. Ebenfalls am 10. Juni gelang es den russischen Kräf-ten, die Front im Bereich der 7. österreichischen Armeebei Okna aufzureißen. Ein mit herbeigeführten Reservenin Wolhynien gestarteter Entlastungsangriff erzielte nichtdie gewünschte Wirkung, Luck konnte nicht zurücker-obert werden. Am 17. Juni gelang den russischen Kräftendie Eroberung von Czernowitz, womit auch die gesamte

    Bukowina verloren ging. Im Juli konnte die Nordostfrontdurch die Mittelmächte wieder halbwegs stabilisiert wer-den. Das Ergebnis waren Personalverluste von insgesamt

    475.000 Mann (davon 226.000 Gefangene).

    5.4 Die 5.−9. Isonzoschlacht

    Im Wissen, dass Deutschland nicht unterstützend eingrei-

    fen würde, begann die italienische Führung demonstra-tiv am 11. März die Fünfte Isonzoschlacht. Sie war ge-gen den Monte San Michele und den Monte San Mar-tino gerichtet und hatte nur lokalen Charakter. Auf denFrontverlauf hatte sie keinerlei Auswirkungen. Ein erneu-ter Angriff am 4. August mündete in die  Sechste Ison-zoschlacht, die bis zum 15. August dauerte und in de-ren Verlauf es den Italienern gelang, die Stadt Görz, denMonte San Michele und die Hochfläche von Doberdo zuerobern. Vom 13. bis 17. September erfolgte die SiebteIsonzoschlacht, vom 9. bis 12. Oktober die Achte Isonzo-schlacht  und vom 31. Oktober bis 4. November die Neun-

    te Isonzoschlacht , die zwar alle gewisse Geländegewinneerzielten, ein Durchbruch nach Triest konnte jedoch nachwie vor nicht erreicht werden. Im Verlauf dieser Schlach-ten hatte Österreich-Ungarn Verluste von etwa 100.000Mann zu verzeichnen, Verluste, die nur sehr schwer zuersetzen waren und die wegen weiterer zu erwartenderAngriffe große Probleme aufwarfen.

    Personalverluste der 5.−9. Isonzoschlacht (Gefallene,Verwundete, Vermisste, Gefangene)[29]

    Rumänische Gefangene auf dem Weg zur Sammelstelle

    Siehe auch:  Siebte Isonzoschlacht 

    5.5 Feldzug gegen Rumänien

    Nach dem für Österreich-Ungarn desaströsen Verlauf desSommers widerstand Rumänien nicht länger den alliier-ten Werbungen und trat am 27. August auf Seiten derEntente in den Krieg ein (→ Kriegsziele Rumäniens). DieMittelmächte hielten die rumänische Armee auf Grundderer personellen und materiellen Ausstattung nicht für

    einen bedrohlichen Gegner; gleichwohl würde die stra-tegische Lage des Landes seine Ausschaltung zwingendnotwendig machen. Auf Seiten des Vierbundes waren je-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Armata_Rom%C3%A2n%C4%83https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsziele_im_Ersten_Weltkrieg#Rum%C3%A4nienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Triple_Ententehttps://de.wikipedia.org/wiki/Rum%C3%A4nienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Siebte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Siebte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Siebte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Sechste_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Sechste_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Monte_San_Martinohttps://de.wikipedia.org/wiki/Monte_San_Martinohttps://de.wikipedia.org/wiki/Monte_San_Michelehttps://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCnfte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/Bukowinahttps://de.wikipedia.org/wiki/Czernowitzhttps://de.wikipedia.org/wiki/Luzkhttps://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensivehttps://de.wikipedia.org/wiki/Wolhynienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensivehttps://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensivehttps://de.wikipedia.org/wiki/Forte_Casa_Rattihttps://de.wikipedia.org/wiki/Forte_Campolongohttps://de.wikipedia.org/wiki/Forte_Monte_Verena

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    11/24

    5.6 Kaiser Karl I.   11

    doch nach der Brussilow-Offensive keine Verbände zueiner unmittelbaren Reaktion verfügbar. Man beschlossdaher, vorerst abzuwarten und erst nach der Reorganisa-tion der eigenen Kräfte aktiv zu werden. Diese Schwä-che nutzend marschierten die Rumänen noch am Tag derKriegserklärung in das zum Königreich Ungarn gehören-

    de Siebenbürgen ein, die hier nur in geringem Umfangvorhandenen Grenzschutztruppen vor sich hertreibend.Dies machte eine Reaktion der Verbündeten zwingenderforderlich, die alles an noch verfügbaren Truppen mo-bilisierten und die 9. (deutsche) Armee unter Generalder Infanterie von Falkenhayn und die 1. (österreichisch-ungarische) Armee unter General der Infanterie Arz vonStraußburg zur Rückeroberung von Siebenbürgen ansetz-ten.

    Kaiser Karl I.

    Gleichzeitig griffen die Bulgaren in der  Dobrudscha anund brachten den Rumänen einige schwere Niederlagenbei. Obwohl von den Russen eine Entlastungsoffensivegestartet wurde und die Entente-Truppen von Salonikiher angriffen, konnten sie die Niederlage der Streitkräf-te Rumäniens nicht verhindern. Nach der Besetzung derWalachei  konnte am 6. Dezember auch  Bukarest   ein-genommen werden. Die restlichen Truppen Rumänienskämpften vorerst weiter an der russischen Front. Dieses

    militärische Abenteuer kostete Rumänien fast 500.000Mann an Gefallenen, dazu kam noch eine große Anzahlan Verwundeten und an Kriegsgefangenen.

    5.6 Kaiser Karl I.

    Am 21. November starb der  Oberbefehlshaber   KaiserFranz Joseph I. nach 68 Regierungsjahren im 87. Lebens-jahr. Ihm folgte sein Großneffe Carl Franz Joseph, derals Kaiser Karl I. von Österreich und König Karl IV. von

    Ungarn per Tagesbefehl vom 2. Dezember 1916 selbstden Oberbefehl über die gesamte bewaffnete Macht über-nahm. Der bisherige Armeeoberkommandant Feldmar-schall  Erzherzog Friedrich  blieb bis 11. Februar 1917Stellvertreter des Monarchen in dieser Funktion und wur-de dann von Karl I./IV. zur „allerhöchsten Disposition“(und somit faktisch in die Reserve) gestellt. General-stabschef Conrad wurde vom Monarchen am 1. März1917 durch Arthur Arz von Straußenburg ersetzt. Am3. November 1918 übergab Karl I./IV. das Oberkom-mando an Arz und bestellte am 4. November auf dessenWunsch FM. Kövess zum (letzten) Armeeoberkomman-

    danten. Am 6. November 1918 erteilte der Monarch denDemobilisierungsbefehl.

    Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, der Wien nicht eineinziges Mal zu einem Frontbesuch verlassen hatte, reis-te der neue Oberbefehlshaber von einem Frontabschnittzum anderen, erkundete die Lage und inspizierte dieTruppenteile vor Ort.

    5.7 Versorgung

    Die allgemeine Versorgungslage begann, sich ab diesemJahr zusehends zu verschlechtern, obwohl die heimischeVersorgungsindustrie steigende Produktionsziffern vor-weisen konnte. So wurden vom 1. April 1915 bis zum 31.März 1916 der Armee die folgenden Mengen zur Verfü-gung gestellt:

    2.622.900 / Stück Blusen

    2.976.690 / Stück Hosen

    1.328.090 / Stück Mäntel

    3.948.060 / Paar Schuhe, Stiefel, Halbstiefel

    6.237.700 / Garnituren Wäsche

    134.220 / Stück Patronentaschen446.848 / Stück Rucksäcke

    665.400 / Stück Zeltblätter[30]

    125.250 / Stück Spaten

    Allerdings wurde Quantität über Qualität gesetzt, wasdann die „Normtragedauer“ erheblich verminderte: Mon-turstücke mussten alsbald repariert oder durch neue er-setzt werden.

    Eine kontinuierliche Versorgung der Truppe erfolgte erstnach dem Erstarren der Frontlinien, als die Armeekör-

    per begannen, selbstständig Monturdepots anzulegen undReserven zu schaffen. Daraus resultierte ein sehr unter-schiedlicher Bekleidungsstand. Während bei der einen

    https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Arz_von_Strau%C3%9Fenburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_%C3%96sterreich-Teschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._(%C3%96sterreich-Ungarn)https://de.wikipedia.org/wiki/Oberbefehlshaberhttps://de.wikipedia.org/wiki/Bukaresthttps://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BCrstentum_Walacheihttps://de.wikipedia.org/wiki/Dobrudschahttps://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Arz_von_Strau%C3%9Fenburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Arz_von_Strau%C3%9Fenburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Siebenb%C3%BCrgenhttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Ungarn

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    12/24

    12   6 KRIEGSJAHR 1917 

    Truppendivision sogar spezielle Arbeitskleidung ausge-geben werden konnte, hatten andere noch nicht einmaldie benötigte Grundausstattung.[31]

    6 Kriegsjahr 1917Das Jahr 1917 begann mit strukturellen Änderungen inder Armee. Im Februar wurde der bisherige General-stabschef Conrad von Hötzendorf abgelöst und (ähnlichwie sein deutscher Pendant Falkenhayn) wieder als Trup-penführer eingesetzt. Man übertrug ihm das Komman-do über eine Heeresgruppe an der Südwestfront. Nach-folger wurde General der Infanterie Arz von Straußen-burg. Conrad hatte vor seiner Ablösung die Marschrich-tung für das Jahr 1917 festgelegt, in der ein Befreiungs-schlag gegen die Italiener am Isonzo gefordert wurde, umdie Bedrohung von Triest und Laibach abzuwenden. Einemarkante Änderung des äußeren Erscheinungsbildes wardie Einführung des Stahlhelms. Nachdem die am Ison-zo eingesetzten Truppenteile wegen der eminenten Ge-fährdung durch Steinsplitter immer dringender einen ef-fektiven Kopfschutz gefordert hatten, lief die Maschine-rie langsam an. Da eine entsprechende Produktionslinienicht vorhanden war, wurden zunächst in DeutschlandStahlhelme bestellt und bis zur Aufnahme der Eigenpro-duktion im Mai 1917 auch 124.000 Stück geliefert. DieLieferungen aus Deutschland – insgesamt 416.000 Stück– dauerten bis Jänner 1918.

    Infanterie mit dem neuen Stahlhelm, links deutsche, rechts öster-reichische Fertigung

    6.1 Konzeptänderung der Infanterie

    Inzwischen hatte sich das Wesen des Krieges grund-sätzlich geändert. Die Infanterieangriffe im Stil desJahres 1914 waren bei den ausgebauten Stellungssys-temen und der Artilleriemassierung nicht mehr mög-lich. Die Deutsche Armee hatte diese Problematik er-

    kannt und 1915/16 an der  Westfront   mit der Taktikder Stoßtrupps bzw. Sturmtrupps begonnen die erstenEinheiten diesbezüglich auszubilden. Die österreichisch-

    ungarische Armee übernahm diese Taktik ebenfalls undstellte Sturmbataillone zunächst auf Armeeebene, späterauch auf Truppendivisionsebene auf.

    6.2 Situation in Russland

    In Russland hatte sich die Situation aufgrund der im-mer schlechter werdenden Versorgungslage dramatischverändert. Unruhen der Bevölkerung im Hinterland soll-ten von der Armee niedergeschlagen werden. Die Wei-gerung verschiedener Regimenter auf wehrlose Zivilis-ten zu schießen führte am 12. März zur   Meuterei   inSt. Petersburg, zum Ausbruch der russischen Revolutionund zur Abdankung des Zaren. Die Auswirkungen aufdie Fronttruppen waren desaströs: Auflösungserschei-nungen wurden immer offensichtlicher, ganze Einheitenliefen geschlossen zu den deutschen oder österreichisch-ungarischen Linien über. Die Revolutionsregierung un-ter Kerenski versuchte ihrer Bündnispflicht gegenüber derEntente dennoch weiterhin nachzukommen und setzte am29. Juni die sogenannte  Kerenski-Offensive  gegen dieMittelmächte in Gang.

    Die Kerenski-Offensive

    Mit den zur Verfügung stehenden Truppen und Ma-terial (teilweise bereits aus britischen Hilfslieferun-

    gen) sollte gegenüber der österreichisch-ungarischen2. und 3. Armee ein Durchbruch nach Lembergversucht werden. Dies auch unter dem Aspekt, da-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kerenski-Offensivehttps://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Fjodorowitsch_Kerenskihttps://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Revolutionhttps://de.wikipedia.org/wiki/Sankt_Petersburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Meutereihttps://de.wikipedia.org/wiki/Sturmbataillonhttps://de.wikipedia.org/wiki/Sto%C3%9Ftrupphttps://de.wikipedia.org/wiki/Westfront_(Erster_Weltkrieg)https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Heer_(Deutsches_Kaiserreich)https://de.wikipedia.org/wiki/Stahlhelmhttps://de.wikipedia.org/wiki/Ljubljanahttps://de.wikipedia.org/wiki/Arz_von_Strau%C3%9Fenburghttps://de.wikipedia.org/wiki/Arz_von_Strau%C3%9Fenburg

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    13/24

    6.4 Die 12. Isonzoschlacht    13

    durch die innenpolitischen Schwierigkeiten zu neutra-lisieren. Bei   Zborow   wurde russischerseits eine, ausFahnenflüchtigen und Kriegsgefangenen gebildete tsche-chische Infanterie-Brigade eingesetzt, die hier auf zweiböhmische Infanterie-Regimenter traf, die wenig Anstal-ten machten auf ihre Landsleute zu schießen. Hier began-

    nen sich erstmals die Anzeichen der schwindenden Loya-lität mit dem Kaiserreich abzuzeichnen.

    Die russische Offensive brach an der 3. Reservestel-lung der Österreicher zusammen, wobei im Nachhin-ein Kerenski, der die Führung selbst übernommen hatte,hochgradiger Dilettantismus bescheinigt wurde, was auchein Grund für den Fehlschlag war. Am 19. Juli beganndie Gegenoffensive, denen die demoralisierten russischenTruppen nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Bis MitteAugust waren Ostgalizien und die Bukowina zurücker-obert, die Reichsgrenze war wieder erreicht. Die Kämpfegingen wieder in einen Stellungskrieg über.

    Der italienische Stabschef General Cadorna

    6.3 Die 10. und 11. Isonzoschlacht

    An der Südwestfront dauerte es bis Mitte Mai, umdie italienische Armee wieder kampf- und angriffsbe-reit zu machen. General Cadorna begann am 12. Maidie  Zehnte Isonzoschlacht , die bis zum 5. Juni andau-erte. Nach einem 2½-tägigen, in dieser Intensität bis-

    her noch nicht gekannten Trommelfeuer auf dem gan-zen Frontabschnitt vonTolmein bis zur Adria erfolgte derHauptangriff südlich von Görz, wiederum mit dem Ziel

    des Durchbruchs nach Triest. Obwohl die Österreichisch-Ungarischen Truppen zähen Widerstand leisteten, gelan-gen den Italienern zahlreiche Einbrüche und der Kom-mandant der 5. Armee, Generaloberst  Boroevic  muss-te frühzeitig Reserven heranführen. Am 23. Mai führteCadorna einen zweiten schweren Schlag, sodass sich die

    österreichisch-ungarische Führung veranlasst sah, Trup-pen zur Verstärkung aus der Nordostfront abzuziehen.Des Weiteren wurden Verbände aus Tirol und Kärntenherangeführt. In Gegenangriffen gelang es den k.u.k.Kräften, am 4. Juni die sogenannte Flondarstellung zu-rückzuerobern. Damit beschränkten sich die italienischenGeländegewinne lediglich auf den Gipfel der Kuk-Höhe,die Bildung eines Brückenkopfes auf dem linken Ufer desIsonzo und dessen Behauptung.

    Am 17. August griff Cadorna in der Elften Isonzoschlacht die ausgelaugten Verbände der österreichischen 5. Ar-mee erneut an. Mit seiner bisher stärksten Truppenmas-

    sierung schaffte er es, an mehreren Stellen den Isonzo zuüberqueren und das Hochplateau Bainsizza zu erobern.Gleichzeitige Angriffe der italienischen 3. Armee aufdie Anhöhe Hermada scheiterten trotz Geländegewinns.Wie so oft zögerten die italienischen Befehlshaber beider konsequenten Ausnutzung der erzielten Teilerfolge.Der österreichische Oberbefehlshaber Boroević konnteseine Truppen daher in der zweiten Verteidigungsliniesammeln und sich eingraben lassen. Die neue Frontlinieverlief im Gebiet der italienischen 2. Armee nach derSchlacht auf der Linie: Monte Santo (Kote 682) – Vo-dice (Kote 652) – Kobilek (Kote 627) – Jelenik (Kote

    788) – Levpa. Im Abschnitt der 3. italienischen Armeeverlief sie auf der Linie: Log – Hoje – Zagorje – SanGabriele.[32]

    6.4 Die 12. Isonzoschlacht

    → Hauptartikel:  Zwölfte Isonzoschlacht 

    Im österreichisch-ungarischen   Hauptquartier   in   Badenbei Wien hatte man erkannt, dass ein weiterer derartigerAngriff von den eigenen Truppen nicht mehr abgewehrt

    werden konnte. Um nicht überrannt zu werden, muss-te man selbst die Initiative ergreifen. Nach Absprachemit dem deutschen Bündnispartner, der sieben Divisio-nen, zahlreiche Artillerie-, Minen- und Gaswerferverbän-de als 14. Armee unter General der Infanterie von Belowzur Verfügung stellte, zog man die bisherige 1. und 2.Isonzoarmee zur Heeresgruppe Boroevic zusammen, umin der als Zwölfte Isonzoschlacht  bekannten Kampfhand-lung gegen die italienische Isonzofront anzugreifen.

    In der zwölften Isonzoschlacht (auch Schlacht von Kar-freit, italienisch  Battaglia di Caporetto) fanden sich dieitalienischen Truppen plötzlich in der ungewohnten Rolle

    des Angegriffenen wieder. Obwohl der Angriffszeitpunktvon übergelaufenen tschechischen und ruthenischen Offi-zieren verraten worden war, zögerte man auf italienischer

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Karfreithttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Karfreithttps://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Belowhttps://de.wikipedia.org/wiki/14._Armee_(Deutsches_Kaiserreich)https://de.wikipedia.org/wiki/Baden_bei_Wienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Baden_bei_Wienhttps://de.wikipedia.org/wiki/Hauptquartierhttps://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lfte_Isonzoschlachthttps://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4rntenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Svetozar_Boro%C3%ABvi%C4%87_von_Bojnahttps://de.wikipedia.org/wiki/Adriatisches_Meerhttps://de.wikipedia.org/wiki/Tolminhttps://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6hmenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Fahnenfluchthttps://de.wikipedia.org/wiki/Zboriv

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    14/24

    14   7 KRIEGSJAHR 1918 

    Ausgangslage der 12. Isonzoschlacht und Lageentwicklung bis  zum 12. November 1917 

    Seite wiederum, geeignete Gegenmaßnahmen anzuord-nen. Am 24. Oktober begann die Artillerievorbereitungder verbündeten Truppen, das in ungewöhnlich starkemMaße aus Gasbeschuss bestand. Dadurch waren bereitsam Morgen im Raum Flitsch und Tolmein tiefe Einbrü-che erzielt und unzählige Gefangenen gemacht worden.Trotz der immer noch zahlenmäßigen Überlegenheit deritalienischen Truppen ermöglichten die viel zu dicht be-setzten vorderen Gräben und der falsche Einsatz der Re-serven den operativen Durchbruch.

    Am 27. Oktober brach die italienische 2. Armee komplettzusammen. Am 28. Oktober konnte Udine  eingenom-

    men werden, das Hauptquartier des General Cadorna, dermit seinem Stab erst einige Stunden zuvor geflüchtet war.Auch die italienische 3. Armee musste sich zurückziehen,da sie sonst Gefahr lief, eingekesselt zu werden. Görz fielohneWiderstand an die österreichisch-ungarischen Trup-pen.

    Bis dahin hatte die italienische Armee etwa 200.000 Ge-fangene und eine erhebliche Menge an Kriegsgerät ver-loren. Von diesem Erfolg selbst überrascht, befahl dasKommando der Südwestfront die Verfolgung zunächst bisan den Tagliamento, der bereits am 31. Oktober problem-los überschritten werden konnte.

    Zurückgelassene italienische Langrohrgeschütze

    Als weitere Auswirkung auf die italienischen Truppen ander Front der Karnischen Alpen und der Dolomiten, diehier jetzt plötzlich in der Luft hingen, musste die 4. Ar-mee (General Giardino) alle eroberten und behauptetenStellungen schnellstens aufgegeben und damit den Öster-reichern überlassen.

    Die nachdrängende k.u.k. 10. Armee unterFeldzeugmeister von Krobatin   und 11. Armee un-ter Generaloberst Conrad von Hötzendorf durchbrachendie italienischen Sperrriegel bei Pieve di Cadore, Bellunound im Valsugana; sie kamen über die Linie   Asiago–  Monte Grappa  aber nicht hinaus. Am 1. Novemberkonnte der Piave überschritten und auf dem westlichenUfer Brückenköpfe eingerichtet werden. Die italienischeRegierung erwog bereits eine Umsiedlung in den Südendes Landes, da sich westlich des Piave ein militärischesVakuum aufgetan hatte. Am Piave jedoch kam derVormarsch zum Stillstand. Die Gründe dafür sind

    unklar; es dürfte an der Erschöpfung der Truppe, denüberdehnten Nachschubwegen und/oder der schlechtenVersorgungslage generell gelegen haben. Obwohl dieitalienische Armee völlig demoralisiert und am Endewar, konnte Österreich-Ungarn den Krieg hier nichtgewinnen, da die Alliierten unverzüglich begannen,Truppen nach Norditalien zu verlegen, um den Stoßaufzufangen. Am 10. November mussten man die westli-chen Brückenköpfe am Piave wieder aufgeben. Mit Hilfeder USA konnten die existenzbedrohenden italienischenMaterialverluste schnell wieder ausgeglichen werden.Am Korsett der französischen Unterstützungsdivisionen

    richtete man die Armee wieder auf.

    Gefangene Italiener bei Cividale

    7 Kriegsjahr 1918

    Zu Jahresbeginn waren noch 4.410.000 Mann im Dienst

    befindlich, 2.850.000 davon an der Front und 1.560.000bei den Einsatzkörpern, militärischen Behörden, Kom-mandos und Anstalten in der Heimat.[33]

    https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Staatenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Grappahttps://de.wikipedia.org/wiki/Asiago_(Venetien)https://de.wikipedia.org/wiki/Bellunohttps://de.wikipedia.org/wiki/Pieve_di_Cadorehttps://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Krobatinhttps://de.wikipedia.org/wiki/Feldzeugmeisterhttps://de.wikipedia.org/wiki/Dolomitenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Karnische_Alpenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Tagliamentohttps://de.wikipedia.org/wiki/Udinehttps://de.wikipedia.org/wiki/Bovechttps://de.wikipedia.org/wiki/Kampfgas

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    15/24

    7.3 Piavefront    15

    7.1 Versorgung

    Auch die in der Zwölften Isonzoschlacht erbeutete Mas-se an Material konnte über die immer schwieriger wer-dende Versorgungslage nicht hinwegtäuschen. Das Landblutete mehr und mehr aus; viele Ressourcen gingen

    zur Neige. Militärische Nachschubgüter hatten Vorrang;von der Rüstungsgüterindustrie wurden Höchstleistungenverlangt (siehe auch Kriegswirtschaft); der zivile Sektorkam zu kurz. Durch die Handelsblockade der Alliier-ten bedingt (siehe auch Seeblockaden im Ersten Welt-krieg, Seekrieg im Ersten Weltkrieg), bekam die Trup-pe mehr und mehr minderwertiges Material (auch als„Gelumpe“ (= Plunder) bezeichnet), was Kampfkraft undKampfmoral nicht förderlich war.

    7.2 Salonikifront

    Siehe auch:  Salonikifront 

    Da die Amerikaner noch nicht im vollen Umfang die ih-nen zur Verfügung stehen Kräfte einsetzen konnten, stell-ten die Mittelmächte im Frühjahr 1918 militärisch im-mer noch eine nicht zu unterschätzende Kraft dar. Jedochbegann die deutsche Oberste Heeresleitung jetzt Truppenvon allen Fronten für die geplante Durchbruchsschlachtin Frankreich zusammenzuziehen. Hiervon betroffen warin erster Linie die Mazedonienfront, in der die bereitsgeschwächten bulgarischen Truppen den Angriffen der

    Orientarmee der Entente nur noch bis September stand-halten konnten. Danach erfolgte der militärische Zusam-menbruch und die Kapitulation Bulgariens.

    7.3 Piavefront

    An der Piavefront hat sich die Situation trotz der Front-verkürzung und der damit verbundenen Truppenverstär-kungen nicht merklich verbessert. Die Italiener hatten diepersonellen und materiellen Verluste aus der 12. Isonzo-schlacht ausgeglichen und mit dem neuen Stabschef Ge-neral Armando Diaz, der den glücklosen General Cador-

    na nach dem Isonzo-Desaster abgelöst hatte, wehte einfrischer Wind durch die italienische Armee.

    Die deutsche Heeresleitung verlangte nunmehr vondem jetzigen österreichisch-ungarischen Generalstabs-chef Generaloberst Arz von Straußenburg die Bindungalliierter Truppen, um eine Verlegung an die Westfrontzu verhindern. Da Arz von Straußenburg den Deutschenbedeutend freundlicher gegenüberstand als sein Vorgän-ger, wurde dieses Ersuchen sofort wohlwollend in Erwä-gung gezogen und eine begrenzte Offensive im RaumMonte Grappa mit einem Stoß zur Brenta in die Planunggenommen. Der Kommandant der Heeresgruppe Tirol,

    Conrad von Hötzendorf, war jedoch der Meinung, mansolle weiter nördlich zwischen Piave und Astico angrei-fen. Generaloberst von Boroevic hingegen sah die größ-

    General Armando Diaz

    ten Erfolgsmöglichkeiten an der südlichen Piave. Arz vonStraußberg konnte sich gegenüber seinen beiden Trup-penführern nicht durchsetzen und befahl einen Kompro-miss, dergestalt Boroevic in einer Zangenbewegung Rich-tung Venedig angreifen, die 3. Italienische Armee des

    General Herzog von Aosta vernichten und dann nachNorden auf Padua zu einschwenken sollte. Conrad vonHötzendorf sollte mit der 11. Armee nach Süden an-greifen die 1. italienische Armee des General Brusatiausschalten und über Vicenza ebenfalls nach Padua vor-stoßen. Damit wäre die Zange geschlossen und die 4. ita-lienische Armee eingekesselt worden. Nicht bedacht hat-te man jedoch die um Padua versammelte 2. italienischeArmee (General Capello) und die um Mantua versam-melte alliierte Armee des Marschall Foch.

    Für eine solche Kraftanstrengung reichten dieösterreichisch-ungarischen Truppen nicht mehr aus.

    Die vom 20. Mai auf den 15. Juni verschobene Offensiveerlitt ostwärts der Brenta auf der Hochfläche von Asiagoschon am ersten Tag dermaßen hohe Verluste, dassdie Angriffe bereits am 16. Juni hier wieder eingestelltwerden mussten. Am unteren Piave erzwang die ArmeeBoroevic an mehreren Stellen den Übergang über denFluss. Da jedoch wegen des starken Hochwassers undauch der Beschießung durch die italienische Artilleriedie Kriegsbrücken nicht im notwendigen Betriebszustandgehalten werden konnten, gab man die Brückenköpfewieder auf und brach die Offensive am 20. Juni ab.

    Die bei den beiden Angriffsoperationen entstandenen

    Personalverluste von nahezu 150.000 Mann konntennicht mehr ersetzt werden. Auch das verloren gegange-ne Kriegsgerät war nicht so ohne weiteres wieder zu be-

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Fochhttps://de.wikipedia.org/wiki/Paduahttps://de.wikipedia.org/wiki/Vicenzahttps://de.wikipedia.org/wiki/Asticohttps://de.wikipedia.org/wiki/Brenta_(Fluss)https://de.wikipedia.org/wiki/Armando_Diazhttps://de.wikipedia.org/wiki/Salonikifronthttps://de.wikipedia.org/wiki/Kampfmoralhttps://de.wikipedia.org/wiki/Seekrieg_im_Ersten_Weltkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Seeblockade#Wichtige_Seeblockaden_im_Ersten_Weltkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Seeblockade#Wichtige_Seeblockaden_im_Ersten_Weltkrieghttps://de.wikipedia.org/wiki/Kriegswirtschaft

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    16/24

    16   8 DAS ENDE 

    schaffen. Erste Zersetzungserscheinungen machten sichbemerkbar. Insbesondere die nach dem Friedensvertragvon Brest-Litowsk vom 3. März aus Russland zurück-kehrenden ehemaligen Kriegsgefangenen waren unwilligund brachten teilweise bolschewistische Ideen mit. Trotz-dem wurden alle weiteren italienischen Angriffe vollstän-

    dig abgewehrt. Es war jedoch vorauszusehen, dass dieösterreichisch-ungarische Front unter der Menschen- undMaterialüberlegenheit der Alliierten zusammenbrechenwürde.

    Die am 13. Juni gestartete und als Entlastungsangriff ge-dachte Tonalepass-Offensive war ebenfalls zum Scheiternverurteilt und brach nahezu augenblicklich zusammen.

    7.3.1 Schlacht von Vittorio Veneto

    Karte der US-Bundesregierung

    Als letzte Schlacht wurde vom 24. Oktober 1918 biszum 3. bzw. 4. November 1918 die Schlacht von Vitto-rio Veneto oder Dritte Piaveschlacht ausgetragen. Haupt-schauplätze der Kriegshandlungen waren der Fluss Piaveund das   Grappa-Massiv. Mit 7.750 Geschützen und650 Flugzeugen ging Italien besser ausgerüstet in dieSchlacht als Österreich-Ungarn (6.800 Artilleriegeschüt-ze und 450 Flugzeuge). Die gut verpflegten, ausgeruh-ten und vorzüglich bewaffneten italienischen Verbändekonnten so mit Unterstützung der Entente-Mächte so-wie tschechischer Deserteure[34] eine erfolgreiche Offen-sive gegen die ausgemergelten und völlig demoralisier-ten österreichisch-ungarischen Truppen starten, denen esan allem mangelte. Der alliierten Übermacht war nichtsmehr entgegenzusetzen.[35] Bis zum 1. November hat-ten die Italiener zusammen mit ihren Verbündeten imWesten eine Linie etwa Asiago-Feltre-Belluno erreicht,und im Osten den Parallelfluss zur  Piave, die Livenza,überschritten.[36] Bis zum 4. November waren große Tei-le Friauls und des Trentinos in italienischer Hand.[36] AufSeite Italiens waren 5.800 Tote und 26.000 Verletzte

    zu verzeichnen. Auf österreich-ungarischer Seite wurden35.000 Tote, 100.000 Verletzte und 300.000 Gefangenegezählt.

    Mit der Schlacht am Piave „errang Italien einen unver-gleichlichen und grandiosen Sieg“ (Benito Mussolini[37]).Zur Feier des Sieges komponierte Ermete Giovanni Gae-ta das Piavelied (La Canzone del Piave), das in den Jahren1946–1948 sogar als Nationalhymne der jungen italieni-schen Republik fungierte.

    Andere schätzten das Ausmaß dieses italienischen Sie-ges kritischer ein. Der Publizist Giuseppe Prezzolini, derdie Schlacht als Augenzeuge erlebte, war der Meinung:„Vittorio Veneto ist kein militärischer Sieg gewesen, ausdem einfachen Grunde, weil es eine Schlacht geben muss,damit man einen Sieg erlangen kann, und damit es eineSchlacht gibt, muss ein Feind da sein, der sich schlägt.Nun gab es in Vittorio Veneto aber einen Feind, der sichzurückzog. Vittorio Veneto war ein Rückzug, den wirin Unordnung und Konfusion gestürzt haben; nicht eineSchlacht, die wir gewonnen haben.“[38]

    8 Das Ende

    8.1 Auflösungserscheinungen

    Bereits ab dem 22. Oktober kam es zu massivenBefehlsverweigerungen ungarischer und kroatischer Ein-heiten, zu denen sich bald Tschechen und Bosniaken ge-sellten. Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn befandsich in Auflösung. Weder die Regierung in Wien nochdie in Budapest verfügte noch über Autorität in den Lan-desteilen, deren Bevölkerung einen eigenen Staat gründenwollte. Proklamationen der Vertretungen der Kroaten,Serben und  Slowenen am 6. Oktober, der Polen am 7.Oktober und der Tschechen (die in Paris bereits über ei-ne tschechoslowakischeRegierungverfügten)am 28.Ok-tober hatten dazu geführt, dass viele Soldaten dieser Na-tionalitäten keinen Sinn im weiteren Kampf sahen und sorasch wie möglich nach Hause zurückkehren wollten. Dieungarische Regierung, die die Realunion mit ÖsterreichMitte Oktober durch Reichstagsbeschluss per 31. Okto-ber 1918 (mit Zustimmung des Monarchen) als beendeterklärte, verlangte vom Armeeoberkommando Ende Ok-tober offiziell die sofortige, komplette Rückführung der

    ungarischen Regimenter von der italienischen Front.Erste Einheiten setzten dies unverzüglich in die Tat umund verließen ihre Kampfabschnitte, um sich auf denHeimweg zu begeben. Die so entstandenen Frontlückenmussten von den noch standhaltenden Verbänden zusätz-lich ausgefüllt werden. Eine nicht unerhebliche AnzahlTschechen lief jedoch zu den Italienern über und wur-de von diesen sofort ausgerüstet und in Kampfverbändenneu aufgestellt, hatte doch die neue Tschechoslowakeidurch die Arbeit ihrer Exilpolitiker bereits den Status ei-nes Verbündeten der Entente erreicht.[39] Eine kompletteDivision aus desertierten tschechischen Soldaten befand

    sich auf Seiten der Alliierten im Jahre 1918 an der Pia-vefront; sie waren mit italienischen Uniformen nach Artder Alpini ausgestattet.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Realunionhttps://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Tschechoslowakei#Erster_Weltkrieg:_Tschechoslowakischer_Staat_vorbereitethttps://de.wikipedia.org/wiki/Slowenenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Serbenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Kroatenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Befehlsverweigerunghttps://de.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Prezzolinihttps://de.wikipedia.org/wiki/Benito_Mussolinihttps://de.wikipedia.org/wiki/Trentinohttps://de.wikipedia.org/wiki/Friaulhttps://de.wikipedia.org/wiki/Livenzahttps://de.wikipedia.org/wiki/Piavehttps://de.wikipedia.org/wiki/Bellunohttps://de.wikipedia.org/wiki/Feltrehttps://de.wikipedia.org/wiki/Asiago_(Venetien)https://de.wikipedia.org/wiki/Monte_Grappahttps://de.wikipedia.org/wiki/Piavehttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Vittorio_Venetohttps://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Vittorio_Venetohttps://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Lawinehttps://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Brest-Litowskhttps://de.wikipedia.org/wiki/Friedensvertrag_von_Brest-Litowsk

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    17/24

  • 8/15/2019 Österreich-Ungarns Heer Im Ersten Weltkrieg

    18/24

    18   10 MUSEALE REZEPTION 

    die österreichisch-ungarische Waffenstillstandskommis-sion, die mit den Italienern den Waffenstillstand aushan-deln sollte. Die bereits Anfang Oktober gebildete Kom-mission bezog am 28. Oktober 1918 ihr Hauptquartier inTrient.

    Der folgende Waffenstillstand von Villa Giusti bei Padua,der am 3. November 1918 unterzeichnet wurde und am4. November in Kraft treten sollte, war aber auf Grunddes teilweisen Zerfalls der österreichisch-ungarischenGegenwehr nicht mehr Gegenstand von Verhandlun-gen, sondern wurde namens der Entente vom italieni-schen Delegationsleiter Pietro Badoglio  diktiert. Unteranderem wurden die Vertreter Österreichs und Ungarnsgezwungen, der Räumung Tirols bis an die   Brenner-und Reschenscheidecklinie  zuzustimmen, die komplet-te Kriegsflotte auszuliefern (die allerdings Ende Oktoberbereits dem neuen  südslawischen Staat überlassen wor-den war, da Deutschösterreich keinen Zugang zum Meer

    hatte) und den alliierten Truppen Bewegungsfreiheit imbesiegten Land zu geben. Die Ablehnung des Unterwer-fungsdiktats hätte weitaus schlimmere Folgen gehabt alsdie Annahme.

    Auf Grund der Entscheidungsschwäche von Kaiser KarlI. (der den deutschösterreichischen Staatsrat unbedingtin die Entscheidung einbinden wollte, von diesem abernach langem Warten nur eine kommentarlose Kenntnis-nahme des Vorgangs erreichte) entstanden in der Be-fehlskette Unklarheiten darüber, ob der Waffenstillstandbereits abgeschlossen sei und wann er in Kraft tretenwürde. (Längst kampfunwillige Truppenteile mochten

    auch der Meinung sein, der Vertrag würde bei Abschlusssofort wirksam.) Jedenfalls wurde den österreichischenTruppen teilweise bis zu 36 Stunden vor dem offiziel-len Termin erlaubt, die Waffen niederzulegen, was da-zu führte, dass die Italiener rund 350.000 überraschteösterreichisch-ungarische Soldaten ohne Gegenwehr ge-fangennehmen konnten. Die katastrophalen Zustände inden Kriegsgefangenenlagern kosteten viele Menschenle-ben; dieitalienische Armee war nicht aufdieseMasse vonGefangenen eingerichtet und schaffte es nicht, sie gemäßder Haager Landkriegsordnung zu versorgen.

    Waffenstillstand und späterer Friedensschluss kamen zu-

    stande zwischen einem als Staat nahezu handlungsun-fähigen Restösterreich und einer übermächtig geworde-nen Allianz (mit Italien an der Spitze, das aus Kalkül(Londoner Vertrag) in diesen Krieg hineinmanövriertworden war und nunmehr seine versprochenen Gebiets-gewinne rigoros einforderte; Tirol wurde bis zur festge-legten Demarkationslinie unverzüglich besetzt). Italieni-sche Truppen stießen noch bis Innsbruck vor, von wo sieerst 1924 abzogen, und entsandten eine Militärmissionnach Wien, um Kunstwerke zu requirieren.

    Nur die Isonzo-Armee und Teile der Hochgebirgstruppenkonnten sich erfolgreich zurückziehen und dadurch zum

    größten Teil der Gefangennahme entgehen.Der Rückzug der Besiegten erfolgte teils in noch ge-

    ordneten Verbänden, teils individuell. Einheiten, diedeutschösterreichisches  Gebiet noch in guter Ordnungerreicht hatten, lösten sich hier aber zumeist dadurchauf, dass viele deutschösterreichische Soldaten die Heim-kehrerzüge einfach verließen, sobald sie die weitereHeimreise an ihren Wohnort allein schneller zu bewäl-

    tigen glaubten. Anders verhielten sich durch Deutschös-terreich transferierte ungarische und tschechische Einhei-ten; sie wussten, dass sie zu Hause als Soldaten erwar-tet wurden. Auf dem Heimweg fühlten sich besondersdie Tschechen als zu den Siegern gehörig und ließen dasdie Deutschösterreicher spüren, unter anderem bei einerSchießerei mit deutschösterreichischen Truppen auf demWiener Westbahnhof. In der Heimat wurden diese Trup-pen sofort zur Aufstellung eigener nationaler Verbändeverwendet und teilweise, wie im Grenzgebiet zwischenKärnten und Slowenien, unverzüglich gegen Deutschös-terreich eingesetzt, um Gebietsansprüche zu sichern.

    9 Verluste

    Bei einem Gesamtmobilstand von etwa 8.000.000 Mannsind 1.016.200 Mann gefallen oder umgekommen (einge-schlossen etwa 30.000 Mann die Lawinenunglücken odersonstigen widrigen Witterungsverhältnissen des Hochge-birges zum Opfer gefallen sind), 1.943.000 Mann wur-den verwundet und 1.691.000 gerieten in Gefangen-schaft. Die prozentualen Verluste betrugen beim Offi-zierskorps 13,5 %, bei den Mannschaften und Unterof-

    fizieren 9,8 %. Schätzungsweise 30.000 ehemalige Sol-daten sind nach 1918 als Zivilpersonen an den im Kriegerlittenen Verwundungen oder Strapazen gestorben.[44]

    10 Museale Rezeption

    Die Geschichte der k.u.k. Armee im Ersten Welt-krieg ist im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum (SaalVI) im Detail dargestellt. Uniformen, Bewaffnung undAusrüstung[45] aller kriegsteilnehmenden Mächte, wiedie österreichische Infanterie und der Kavallerie; an-

    schließend u. a.   Deutsches Reich, �