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D ie Zusammenarbeit zwischen National- rat und Bundesrat werde künftig inten- siviert werden, betonte Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol im Rahmen einer Presse- konferenz am Mittwoch (15. 01.), die er ge- meinsam mit dem Präsidenten des Bundes- rates Herwig Hösele zum Thema „Öster- reich-Konvent“ abhielt. Als Zeichen dieser engeren Kooperation werde es künftig des öfteren gemeinsame Presseauftritte der Prä- sidenten der beiden gesetzgebenden Körper- schaften des Parlaments geben. Khol und Hösele bekräftigten auch ihr Ziel, die Kon- takte mit den Landtagen enger zu gestalten, wobei der Nationalratspräsident die Länder- parlamente als „unersetzliche Orte der Demo- kratie“ bezeichnete, die jedoch „nicht unver- änderlich“ seien. Die Zeit für eine umfassende Verfassungs- reform sei günstig, sagte Khol, da sowohl in der Bevölkerung als auch in allen politischen Parteien eine breite Diskussion darüber ge- führt werde. Man müsse das Eisen schmie- den so lange es heiß sei, und deshalb unter- stütze er die „Privatinitiative“ von Präsident Hösele, den Vorschlag eines Österreich-Kon- vents voranzutreiben und ihn jetzt und heute ins Leben zu rufen. Man wolle dies im Kon- sens mit allen durch eine politische Verein- barung zwischen Nationalrat, Bundesrat, den Landtagen, der Bundesregierung, der Landes- hauptleutekonferenz, dem Gemeindebund und dem Städtebund tun. Eine Frontstellung soll damit von vornherein vermieden wer- den, führte Präsident Hösele aus. Khol zeig- te sich überzeugt, daß unabhängig von der Zusammensetzung der künftigen Regierung ein politischer Konsens über den Konvent zustande gebracht wird. Daß es zu einem „echten“ Österreich-Kon- vent kommt, soll auch durch dessen Zusam- mensetzung sichergestellt werden. Insge- samt soll er 80 Mitglieder umfassen, wobei die Länder und Gemeinden sehr gut reprä- sentiert sind. Als Mandat des Konvents ver- stehen Khol und Hösele die Erarbeitung einer erneuerten Bundesverfassung, die an die Stel- le des Bundesverfassungsgesetzes 1920, der verfassungsgesetzlichen Nebengesetze und der Verfassungsbestimmungen tritt. Beide un- terstrichen jedoch, daß diese Reform auf der Basis der bisher tragenden Prinzipien erfol- gen sollte, da sich diese bewährt hätten. Darunter sei die auf die Volkssouveränität gegründete Republik, die parlamentarische repräsentative Demokratie mit plebiszitärem Einschlag, der soziale Rechtsstaat, das bun- desstaatliche Prinzip sowie die Gemeinde- autonomie zu verstehen. Insgesamt soll es zu einer Bundesverfas- sungs-Rechtsbereinigung kommen. Darüber hinaus soll der gesamte Behördenaufbau und die Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden überprüft werden. Gedacht ist auch an eine neue Verfassungsautonomie der Länder, eine klare Vollzugsverantwortung, eine Neuordnung der Verwaltungsgerichtsbar- keit, eine Neuordnung des Finanzausgleichs und eine Neuordnung der ordentlichen Ge- richtsbarkeit. Auch wenn es wahrscheinlich zu keiner Gesamtänderung des Bundes-Verfassungsge- setzes kommt, sprachen sich sowohl Khol als auch Hösele für eine fakultative Volksab- stimmung aus. Diese sei deshalb sinnvoll, da eine derart umfassende Reform auch von einer möglichst breiten Zustimmung in der Bevölkerung getragen sein müsse. Der Er- folg hänge, so Khol, von den Persönlich- keiten und der Qualität der ausgearbeiteten Vorschläge ab. Mehrheitsbeschlüsse im Öster- reich-Konvent hält Khol nicht für zielfüh- rend. Für ihn ist die Arbeitsweise im EU- Konvent Vorbild, da dort die Papiere im Konsens erstellt werden. Sein Optimismus gründe sich daher auch auf die jetzt bereits absehbare erfolgreiche Arbeit im EU-Kon- vent. Am Schluß sollte der Vorsitzende im Präsidium einen Vorschlag vorlegen, der einen kernmäßigen Konsens wiedergibt. Ausg. Nr. 4 17. Jänner 2003 Unparteiisches, unabhängiges und – derzeit noch – kostenloses Magazin speziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in zwei pdf- Formaten • http://www.oe-journal.at Khol und Hösele für einen »echten Österreich-Konvent« Nationalrat und Bundesrat wollen Zusammenarbeit intensivieren – Positionen von SPÖ, Wirtschaftskammer Aus dem Inhalt Tirol-Schwerpunkt: Grußworte von LH DDr. Herwig van Staa 3 EU zählt 378,5 Millionenen Einwohner zum 1. 1. 03 5 205 Mio für Wr. Wirtschaft 5 Meine Arbeit in Armenien Ein österr. Hilfsprojekt 8 Der neue Wr. West-Bhf 11 Chronik 13 Wissenschaft & Technik 14 Swarovski Wattens: Crystal Success 16 Graz 2003: Kulturhauptstadt Europas 18 Kultur-Meldungen 20 ÖJ-Reisetip: Die Zillertal Arena 20 Impressum 22 Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol: »Die Zeit für eine umfassende Verfassungsreform sei günstig« Foto: ÖVP

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Die Zusammenarbeit zwischen National-rat und Bundesrat werde künftig inten-

siviert werden, betonte NationalratspräsidentDr. Andreas Khol im Rahmen einer Presse-konferenz am Mittwoch (15. 01.), die er ge-meinsam mit dem Präsidenten des Bundes-rates Herwig Hösele zum Thema „Öster-reich-Konvent“ abhielt. Als Zeichen dieserengeren Kooperation werde es künftig desöfteren gemeinsame Presseauftritte der Prä-sidenten der beiden gesetzgebenden Körper-schaften des Parlaments geben. Khol undHösele bekräftigten auch ihr Ziel, die Kon-takte mit den Landtagen enger zu gestalten,wobei der Nationalratspräsident die Länder-parlamente als „unersetzliche Orte der Demo-kratie“ bezeichnete, die jedoch „nicht unver-änderlich“ seien.

Die Zeit für eine umfassende Verfassungs-reform sei günstig, sagte Khol, da sowohl inder Bevölkerung als auch in allen politischenParteien eine breite Diskussion darüber ge-führt werde. Man müsse das Eisen schmie-den so lange es heiß sei, und deshalb unter-stütze er die „Privatinitiative“ von PräsidentHösele, den Vorschlag eines Österreich-Kon-vents voranzutreiben und ihn jetzt und heuteins Leben zu rufen. Man wolle dies im Kon-sens mit allen durch eine politische Verein-barung zwischen Nationalrat, Bundesrat, denLandtagen, der Bundesregierung, der Landes-hauptleutekonferenz, dem Gemeindebundund dem Städtebund tun. Eine Frontstellungsoll damit von vornherein vermieden wer-den, führte Präsident Hösele aus. Khol zeig-te sich überzeugt, daß unabhängig von derZusammensetzung der künftigen Regierungein politischer Konsens über den Konventzustande gebracht wird.

Daß es zu einem „echten“ Österreich-Kon-vent kommt, soll auch durch dessen Zusam-mensetzung sichergestellt werden. Insge-samt soll er 80 Mitglieder umfassen, wobeidie Länder und Gemeinden sehr gut reprä-sentiert sind. Als Mandat des Konvents ver-

stehen Khol und Hösele die Erarbeitung einererneuerten Bundesverfassung, die an die Stel-le des Bundesverfassungsgesetzes 1920, derverfassungsgesetzlichen Nebengesetze undder Verfassungsbestimmungen tritt. Beide un-terstrichen jedoch, daß diese Reform auf derBasis der bisher tragenden Prinzipien erfol-gen sollte, da sich diese bewährt hätten.Darunter sei die auf die Volkssouveränitätgegründete Republik, die parlamentarischerepräsentative Demokratie mit plebiszitäremEinschlag, der soziale Rechtsstaat, das bun-desstaatliche Prinzip sowie die Gemeinde-autonomie zu verstehen.

Insgesamt soll es zu einer Bundesverfas-sungs-Rechtsbereinigung kommen. Darüberhinaus soll der gesamte Behördenaufbau unddie Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländernund Gemeinden überprüft werden. Gedachtist auch an eine neue Verfassungsautonomieder Länder, eine klare Vollzugsverantwortung,eine Neuordnung der Verwaltungsgerichtsbar-keit, eine Neuordnung des Finanzausgleichsund eine Neuordnung der ordentlichen Ge-richtsbarkeit.

Auch wenn es wahrscheinlich zu keinerGesamtänderung des Bundes-Verfassungsge-setzes kommt, sprachen sich sowohl Kholals auch Hösele für eine fakultative Volksab-stimmung aus. Diese sei deshalb sinnvoll, daeine derart umfassende Reform auch voneiner möglichst breiten Zustimmung in derBevölkerung getragen sein müsse. Der Er-folg hänge, so Khol, von den Persönlich-keiten und der Qualität der ausgearbeitetenVorschläge ab. Mehrheitsbeschlüsse im Öster-reich-Konvent hält Khol nicht für zielfüh-rend. Für ihn ist die Arbeitsweise im EU-Konvent Vorbild, da dort die Papiere imKonsens erstellt werden. Sein Optimismusgründe sich daher auch auf die jetzt bereitsabsehbare erfolgreiche Arbeit im EU-Kon-vent. Am Schluß sollte der Vorsitzende imPräsidium einen Vorschlag vorlegen, der einenkernmäßigen Konsens wiedergibt.

Ausg. Nr. 4 • 17. Jänner 2003Unparteiisches, unabhängiges und –derzeit noch – kostenloses Magazinspeziell für Österreicherinnen und Österreicher in aller Welt in zwei pdf-Formaten • http://www.oe-journal.at

Khol und Hösele für einen»echten Österreich-Konvent«

Nationalrat und Bundesrat wollen Zusammenarbeit intensivieren –Positionen von SPÖ, Wirtschaftskammer

Aus dem InhaltTirol-Schwerpunkt:Grußworte von LHDDr. Herwig van Staa 3EU zählt 378,5 MillionenenEinwohner zum 1. 1. 03 5205 Mio für Wr. Wirtschaft 5Meine Arbeit in ArmenienEin österr. Hilfsprojekt 8Der neue Wr. West-Bhf 11Chronik 13Wissenschaft & Technik 14Swarovski Wattens:Crystal Success 16Graz 2003:Kulturhauptstadt Europas 18Kultur-Meldungen 20ÖJ-Reisetip:Die Zillertal Arena 20

Impressum 22

Nationalratspräsident Dr. AndreasKhol: »Die Zeit für eine umfassendeVerfassungsreform sei günstig«

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Geleitet sollte der Konvent von einemVorsitzenden werden, der sich dieser Arbeithauptberuflich widmen kann. Man beabsich-tigt, den Österreich-Konvent im Kleid einerEnquete-Kommission formell beim National-rat anzusiedeln. Für die Arbeiten ist ein Zeit-rahmen von zwei Jahren geplant, womit derAbschluß mit dem 60-jährigen Bestehen derZweiten Republik zusammenfiele.

Angesprochen auf die Möglichkeit, in derGeschäftsordnung des Nationalrats die Ein-setzung von Untersuchungsausschüssen alsMinderheitenrecht zu verankern, meinteKhol, daß diese Frage zurzeit noch offen sei.Ein solches Minderheitenrecht gebe es nur inDeutschland. Dort habe aber das Verfas-sungsgericht die Möglichkeit einer Organkla-ge, wodurch sichergestellt sei, daß im Unter-suchungsausschuß Grundrechte gewahrt wer-den. Eine solche Organklage einzuführen, da-zu gebe es derzeit keine Bereitschaft.

Fischer: Staatsreform-Konvent wird kommen

Als eine der großen Reformnotwendigkei-ten, die von einer künftigen Regierung um-zusetzen sei, bezeichnete der stv. SPÖ-Vor-sitzende Heinz Fischer die Staatsreform.„Da liegen wirkliche Chancen vor uns. DieStaatsreform ist viel komplexer als bloßKompetenzen hin- und herzuschieben.“ Alsein Vehikel, um diese Reform umsetzen zukönnen, sieht Fischer einen Konvent, derhochqualifiziert und kompetent besetzt wer-den müsse. Der Konvent soll seine Arbeit bisNovember 2004 erledigen, die restliche Le-gislaturperiode sei zur Umsetzung der Maß-nahmen notwendig. „Die SPÖ ist im höch-sten Maße zu Gesprächen mit den anderenParlamentsparteien über dieses Thema be-reit“, unterstrich der stv. SPÖ-Vorsitzende.

Um eine möglichst hohe Effizienz des Kon-vents zu erreichen, müsse ein Team aus Per-sönlichkeiten gebildet werden, die mit Sach-kenntnis, Ernsthaftigkeit und Engagementan der Weiterentwicklung des Staatsaufbausarbeiten sollen. Der Konvent solle aber nichtzu groß sein, da er sonst zu schwerfällig wird.Es sollen alle Parteien durch kompetente Per-sönlichkeiten vertreten sein, weiters sollennach Vorstellung Fischers hochqualifizierteVertreter der Wissenschaft, der Bundesregie-rung, der Länder, Städte und Gemeinden unddie Präsidenten der Höchstgerichte am Kon-vent teilnehmen. Fischer plädierte auch fürVertreter der Sozialpartner und für drei odervier Persönlichkeiten, die ad personam teil-nehmen sollen, da man auf ihren Rat nicht

verzichten könne. Der Konvent soll nebendem Plenum einen hochqualifizierten und all-gemein anerkannten Vorsitzenden haben, einPräsidium aus ca. zehn Personen und einBüro. Für Fischer bilden folgende Themen dieSchwerpunkte der Aufgaben des Konvents:die Aufgabendefinition des Staates, die Kom-petenzverteilung, die Institutionenreform, dieVerkürzung der Instanzenzüge, die Zusam-menführung von Einnahmen- und Ausgaben-verantwortung, die Neuregelung der Verwal-tungsgerichtsbarkeit und der Ausbau der Kon-trollbefugnisse, die Vermeidung von Verfas-sungssplitterung durch Inkorporationsgebot,das zeitgemäße Legalitätsprinzip und dasWiederverlautbarungsprojekt als Schlußstein.

Als Ergebnis des Konvents müsse, lautFischer, nicht zwingend eine Gesamtänderungder Verfassung herauskommen. Er möchteam demokratischen Prinzip nichts ändern,nichts am Bundesstaatsprinzip, es sollen dieBundesländer nicht abgeschafft werden, essoll auch nichts am republikanischen Prinzipund nichts am Rechtsstaatsprinzip geändertwerden. Sollte der Konvent trotzdem so weitgehen, wäre eine Volksabstimmung zwin-gend. Es könne natürlich auch sein, daß sichein hohes Bedürfnis im Konvent bildet, dieBevölkerung über die Legitimation der Ar-beit des Konvents zu befragen. Jetzt sei manallerdings erst in der Phase, sich an einenKonvent heran zu tasten.

Der Konvent sei selbstverständlich nichtnur ein Projekt für die SPÖ, wenn sie in derRegierung ist, versicherte Fischer. Ein Staats-reformkonvent habe auch Sinn, wenn dieSPÖ in der Opposition ist. Eine Oppositions-partei werde die Arbeit des Konvents nochkritischer und sorgfältiger beurteilen als eineRegierungspartei. Fischer konnte jedochnicht beurteilen, welche Dynamik es für dieArbeit im Konvent nehmen würde, falls dieSPÖ Oppositionspartei bleibe. Die Diskus-sion zum Konvent sei aber bereits so weitgediehen, daß er auf jeden Fall kommen wer-de. Es stehe nur nicht fest, in welcher Form.

Leitl: Modernste Ver-waltung Europas schaffen

„Die Wirtschaft ist davon überzeugt, daßbei der öffentlichen Verwaltung bis 2010drei Milliarden Euro eingespart werdenkönnen“, unterstützt Wirtschaftskammerprä-sident Dr. Christoph Leitl die Bemühungender Regierung und insbesondere von Wirt-schaftsminister Martin Bartenstein um einegrundlegende Staats- und Verwaltungsre-form: „Wir müssen eine klare Vision über die

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 2

Politik

Der Präsident des BundesratesHerwig Hösele

Foto: ÖVP

Der Zweite Nationalratspräsident Dr. Heinz Fischer

Foto: SPÖ/Petra Spiola

Der Präsident der WirtschaftskammerÖsterreich, Dr. Christoph Leitl

Foto: WKÖ

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zukünftige Rolle des Staates verbunden miteiner grundlegenden Aufgabenbereinigungunter den einzelnen Gebietskörperschaftenentwickeln. Daher ist im Vorfeld des neuenFinanzausgleichs zwischen Bund, Ländernund Gemeinden noch heuer im Rahmeneines Verfassungskonvents die Bundesstaats-reform voranzutreiben, wo es zu einer klarenNeuverteilung der Kompetenzen kommt.“

Insgesamt, skizziert Leitl die Eckpunkteeiner Staats- und Verwaltungsreform, sollesich der Gesamtstaat auf seine Kernaufgabenbeschränken sowie eine Kostenrechnung fürmarktfähige öffentliche Leistungen einfüh-ren. Dazu komme die Einführung von Ge-samtbudgets, der forcierte Einsatz von moder-nen Informations- und Kommunikationstech-nologien in der öffentlichen Verwaltung, dieEinbeziehung des privaten Sektors durch Con-tracting out-Modelle und eine Modernisie-rung des Beamtendienstrechts sowie desPersonalmanagements. Mit all diesen Maß-nahmen werde zugleich die Servicequalitätdes Dienstleisters öffentliche Verwaltung ge-genüber den Bürgern in keiner Weise ge-schmälert.

„Ziel aller Reformmaßnahmen muß sein,Österreichs Verwaltung zur modernsten undleistungsfähigsten in ganz Europa zu machen.Um dieses überaus ambitionierte Ziel zu er-reichen, müssen sich noch heuer alle Ge-bietskörperschaften, die Vertreter der öffent-lich Bediensteten, Sozialpartner und Expertenan einen Tisch setzen und gemeinsam Maß-nahmen entwickeln“, so Leitl.

Eine tiefgehende Bundesstaats- und Ver-waltungsreform werde nicht nur Sachkosteneinsparen, sondern auch mit einer Reduzie-rung von Dienstposten verbunden sein. Un-ter Verweis auf entsprechende Aussagen vonMinister Bartenstein ist Leitl aber der Ansicht,daß dies sozialverträglich zum Großteil überdie natürliche Fluktuation und die Nicht-Nachbesetzung von Dienstposten bis 2010erreichbar ist: „Eine Reform wird nur dannerfolgreich sein, wenn alle Beteiligten aneinem Strang ziehen. Mir geht es hier vorallem darum, daß vor allem die öffentlichBediensteten eingebunden werden und ihrexzellentes Know how in alle Reformüberle-gungen einbringen können.“

Grundsätzlich sei das Erreichen einerSteuer- und Abgabenquote von 40 Prozentbis 2010 nur möglich, wenn alle Einsparungs-potentiale in der öffentlichen Verwaltung ge-hoben und die existierenden Doppelgleisig-keiten beseitigt werden – kurz, wenn eine Ver-waltungsreform, die diesen Namen auch ver-dient, gelingt.

NÖ LandtagspräsidentFreibauer: Landtage sind unverzichtbar

Bundesratspräsident Herwig Hösele stat-tete am 17. Jänner dem Präsidenten des NÖLandtages, Mag. Edmund Freibauer, in derLandeshauptstadt St. Pölten einen Antritts-besuch ab.

Gegenstand der Beratungen der beidenPräsidenten waren naturgemäß Fragen einerStaatsreform. Auch der NÖ Landtagspräsi-dent sprach sich für die Einsetzung einesKonvents zur Erarbeitung einer solchen Ver-fassungsreform aus. In diesem Konventmüßten sowohl die Landtage als auch dieLandesregierungen mit stimmberechtigtenMitgliedern vertreten sein, um einen breiten,tragfähigen Konsens zu erzielen.

Die beiden Präsidenten stimmten darinüberein, daß Landtage als allgemeiner, de-mokratisch gewählter Vertretungskörper derhistorisch gewachsenen österreichischen Län-der unverzichtbar seien. Präsident Freibauerwies darauf hin, daß schließlich auch nie-mand den Gemeinderat als Vertretung einerGemeinde in Frage stelle. Über Reformender Landtage und ihrer Aufgaben müsse manaber gesprächsbereit sein.

Insbesondere sei die noch immer aus denZwanziger Jahren des vergangenen Jahrhun-derts stammende Aufgabenverteilung zwi-schen dem Bund und den Ländern gründ-lichst zu reformieren. Auch eine Reform des

Bundesrates sei erforderlich, so Freibauer,um einerseits unnötigen Verwaltungsaufwandzu sparen und andererseits das Mitwirkungs-recht an der Bundesgesetzgebung in sparsa-mer und dennoch effizienter Weise sicherzu-stellen. Es sei erfreulich, daß die lange ge-forderte Verfassungsreform nun endlich inGang zu kommen scheint.

LH Sausgruber: Gute,zukunftsgerichtete

Staatsreform vorbereitenVorarlbergs Landeshauptmann Dr. Herbert

Sausgruber sieht die wesentlichen Arbeits-bereiche der Landeshauptleute-Konferenz(den Vorsitz führt derzeit die Steiermark) indiesem Jahr in den Bemühungen, eine „gute,zukunftsgerichtete Staatsreform vorzuberei-ten, die einerseits über eine systematischeDurchforstung der Staatsaufgaben eine klareAufgaben- und Kompetenzverteilung zwi-schen Bund, Ländern und Gemeinden, undandererseits eine Vereinfachung und Rück-nahme der gesetzlichen Regelungen bringensoll“.

Die Änderung der Bundesverfassung, daßdie Führungskompetenz in Krisensituatio-nen bei den Landeshauptleuten liegt und da-mit ein rasches und effektives Handeln fürMenschen in Notsituationen im Lande mög-lich ist, ist ein weiterer Arbeitsbereich derkommenden LH-Konferenz.

(Quellen: pk, sk, pwk, nlk, vlk)

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 3

Politik

Grußworte zum Tirol-Schwerpunkt

Liebe AuslandsösterreicherInnen!

Tirol zählt zu den schönsten Ländern der Welt. Mil-lionen Gäste verbringen in unserem Land im Sommerwie auch im Winter ihren Urlaub. Es ist großartig, daßSie, die Österreich verlassen haben und sich irgendwo inder Welt befinden, sich immer noch mit Ihrer Heimatverbunden fühlen und sich für Ihre Heimat interessieren.

Es ist auch gut, daß Sie über das „Österreich Journal“regelmäßig mit Nachrichten aus Ihrer Heimat versorgtwerden.

Weil es mir als Landeshauptmann von Tirol ein An-liegen ist, daß die Auslandstirolerinnen und Tiroler mitunserer gemeinsamen Heimat Tirol in Verbindung blei-ben, haben wir gerne die Patronanz für den MonatJänner 2003 übernommen.

Alles Gute wünschtDDr. Herwig van StaaLandeshauptman von Tirol

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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 4

Österreich & Europa

Brüssel (eurostat) – Nach den ersten Be-völkerungsschätzungen für 2002, die amFreitag (10. 01.) von Eurostat, dem Statisti-schen Amt der Europäischen Gemeinschaf-ten in Luxemburg, veröffentlicht wurden1,dürfte die EU am 1. Januar 2003 378,5 Mil-lionen Einwohner zählen.

Die Einwohnerzahl der Eurozone3 wird auf305,1 Millionen geschätzt und die der zehnBeitretenden Länder4 auf 74,5 Millionen.Während die Einwohnerzahl der EU im Jahr2002 um 3,6 ‰ zunahm, ging sie in den Bei-tretenden Ländern um 1,8 ‰ zurück. Dabeiwaren sowohl beim natürlichen Bevölke-rungswachstum (EU: +0,8 ‰, BL10: -1,1 ‰), als auch beim Wanderungssaldo(EU: +2,7 ‰, BL10: -0,7 ‰) unterschiedli-che Tendenzen zu verzeichnen. Das natürli-che Bevölkerungswachstum in der EU2

(Lebendgeburten abzüglich Sterbefälle)dürfte im Jahr 2002 bei +310 000 Personenliegen und bleibt damit unter dem Wert von2001 (+370 000). Der Wanderungssaldowird voraussichtlich leicht rückläufig sein,er sinkt von +1 150 000 im Jahr 2001 auf+1 030 000 im Jahr 2002. Insgesamt nimmtdamit die Bevölkerung in der EU im Jahr2002 um 1 340 000 Personen zu. DieseWachstumsrate entspricht den Zunahmender letzten Jahre, bleibt aber verglichen mitder Entwicklung in den 50er und 60er Jahrenbescheiden.

Geburten rückläufig,Sterbefälle steigend,natürliches Wachstum

daher rückläufigIn der EU waren im Jahr 2002 weniger

Geburten, aber mehr Sterbefälle zu verzeich-nen. Die Zahl der Lebendgeburten erreichtein der EU im Jahr 2002 mit 3,99 Millionen(das sind 0,3 % weniger als 2001) einenneuen Nachkriegstiefststand. Die höchstenGeburtenraten waren in Irland (14,8 Lebend-geburten je 1 000 Einwohner), Frankreich(12,9 ‰) und den Niederlanden (12,5 ‰) zuverzeichnen. Die niedrigsten Geburtenratenverbuchten Deutschland (8,8 ‰), Griechen-land (9,0 ‰), Italien und Österreich (jeweils9,6 ‰). Von den Beitretenden Ländern hatteZypern mit 10,8 ‰ die höchste Geburtenrateund die einzige über dem EU-Durchschnitt

vorzuweisen, während sie in Lettland (8,5 ‰)am niedrigsten war. In der EU sind im Jahr2002 schätzungsweise 3,68 Millionen Men-schen gestorben und somit etwa 60 000 mehrals 2001. Erstmals überwogen die Auswir-kungen der zunehmenden Zahl alter Men-schen den Rückgang der Sterbeziffern. Diehöchsten Sterbeziffern waren in 2002 inDänemark (10,9 Sterbefälle je 1 000 Ein-wohner) und Schweden (10,6 ‰) zu ver-zeichnen, die niedrigsten in Irland (7,7 ‰)und Luxemburg (8,3 ‰). In den Beitreten-den Ländern4 war die höchste Sterbeziffer inLettland (13,8 ‰) festzustellen und die nie-drigste in Zypern (6,4 ‰).

Mit dem größten natürlichen Bevölke-rungswachstum wird in Irland (7,1 je 1 000Einwohner, Frankreich (4,0 ‰) und denNiederlanden (3,8 ‰) gerechnet. In drei Mit-gliedstaaten war ein Rückgang zu verzeich-nen: Deutschland (-1,4 ‰), Griechenland (-0,4 ‰) und Italien (-0,3 ‰). Von denBeitretenden Ländern verbuchten lediglichZypern (4,4 ‰) und Malta (1,9 ‰) einnatürliches Bevölkerungswachstum. Derstärkste Rückgang lag in Lettland (-5,3 ‰)vor.

Mehr als drei Viertel desBevölkerungswachstumsgeht auf Wanderungs-

saldo zurückMehr als drei Viertel des Bevölkerungs-

wachstums in der EU waren im Jahr 2002auf die Auswirkungen der internationalenWanderungsströme zurückzuführen. Dabeientfielen auf Deutschland und Spanien einAnteil von jeweils 22 % am Wanderungs-saldo der EU, auf Italien 15 % und auf dasVereinigte Königreich 10 %.

Die relativ höchsten Wanderungssaldihatten Luxemburg und Portugal (jeweils+6,7 je 1 000 Einwohner) sowie Spanien(+5,6 ‰) und Irland (+5,1 ‰) zu verzeich-nen, während die Wanderungssaldi in Frank-reich (+1,0 ‰), Finnland (+1,1 ‰), denNiederlanden und dem Vereinigten König-reich (jeweils +1,8 ‰) relativ am niedrig-sten waren. Ohne Nettozuwanderung hättenDeutschland, Griechenland und Italien einenBevölkerungsrückgang zu verzeichnen ge-habt.

Fünf Beitretende Länder zählten im Jahr2002 mehr Abwanderer als Zuwanderer, diesgilt vor allem für die Tschechische Republik(-4,7 ‰) und Lettland (-2,0 ‰). In der Slo-wakei war der Wanderungssaldo sehr gering,während die höchsten Wanderungssalden inZypern (+4,9 ‰) und Malta (+2,3 ‰) vorla-gen.

Insgesamt verlief die Bevölkerungsent-wicklung im Jahr 2002 in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich, wenn-gleich die Bevölkerung in allen Länderngestiegen ist. Das stärkste Wachstum wurdein Irland (+12,2 ‰) und Luxemburg(+10,3 ‰) verzeichnet und das geringste inDeutschland (+1,4 ‰) und Italien (+2,3 ‰).

Sieben der zehn Beitretenden Länder, dar-unter vor allem Lettland (-7,3 ‰) und dieTschechische Republik (-6,1 ‰), hatten imJahr 2002 einen Bevölkerungsrückgang zuverzeichnen, während lediglich in Zypern(+9,3 ‰), Malta (+4,2 ‰) und Slowenien(+1,1 ‰) ein Bevölkerungswachstum fest-zustellen war.

1 Eurostat, Statistik kurz gefaßt, Bevölkerungund soziale Bedingungen, Nr. 25/2002: „ErsteSchätzungen der Bevölkerungsentwicklung für2002“. Außerdem veröffentlicht Eurostat indiesem Monat: „Europäische Sozialstatistik -Bevölkerung - Ausgabe 2002“, 170 Seiten,ISBN 92-894-4323-5, 50 Euro (ohne MwSt.). Indieser ausführlichen Veröffentlichung, die eineCDROM beinhaltet, wird die Bevölkerungnach Geschlecht und Altersgruppen unterglie-dert. Die Publikation enthält Angaben überGeburten, Sterbefälle, Wanderungen, Ehe-schließungen, Scheidungen, Fruchtbarkeit,Lebenserwartung und Bevölkerungsvoraus-schätzungen. Darüber hinaus umfaßt sie zahl-reiche Zeitreihen seit 1960.

2 In den meisten EU-Mitgliedstaaten fand in denJahren 2000 und 2001 eine Volkszählung statt.Im Ergebnis wurden insbesondere in Italienund im Vereinigten Königreich am 1. Januar2001 und 2002 weniger Menschen gezählt alserwartet.

3 Eurozone: Belgien, Deutschland, Griechen-land, Spanien, Frankreich, Irland, Italien,Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugalund Finnland.

4 Beitretende Länder: Zypern, TschechischeRepublik, Estland, Ungarn, Lettland, Litauen,Malta, Polen, Slowakei und Slowenien.

Erste Bevölkerungsschätzungen zum 1. Jänner 2003:

EU zählt 378,5 Millionen Einwohner

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Straßburg (evp-pd) – „Einen Meilensteinim Kampf gegen Tierversuche hat dasEuropäische Parlament in 3. Lesung mit demvollständigen Verbot von Tierversuchen fürKosmetika ab 2009 gesetzt“, freut sich dieÖVP-Europaparlamentarierin Dr. MariliesFlemming nach der Abstimmung in Straßburgüber ihren Erfolg im jahrelangen Einsatz ge-gen Tierleid.

Im Jahr 2009, also sechs Jahre nach In-krafttreten der Richtlinie, werde es ein voll-ständiges Verbot von Tests an Tieren sowieein Vermarktungsverbot für die meisten Test-methoden geben. Für jene drei Testmethoden,für die es momentan noch keine Alternativegebe, wird es ein Vermarktungsverbot ab 2013,also zehn Jahren nach Inkrafttreten derRichtlinie, geben. Über eine eventuelle Hin-ausschiebung dieses Datums müssen Ratund Parlament im Mitentscheidungsverfah-ren entscheiden, womit das Parlament auchim weiteren Entscheidungsprozeß das letzteWort behält. „Darüber hinaus wird es ein Ver-bot von Substanzen geben, die als krebserzeu-gend, erbgutverändernd oder fortpflanzungs-gefährdend eingestuft werden“, ist Flemminghochzufrieden.

Qualitative und quantitative Zusammenset-zung von kosmetischen Produkten ebenso wieInformationen über ungewollte Effekte fürdie menschliche Gesundheit müssen der Öf-fentlichkeit einfach zugänglich sein, Inhalts-stoffe, die allergische Reaktionen hervorru-fen können, müssen verstärkt gekennzeich-net werden. „Alternative Testmethoden müs-sen unter Berücksichtigung der Entwicklun-gen innerhalb der OECD auf EU-Ebenebewertet und angenommen werden“, fordertFlemming. Die Europaabgeordnete wies inihrer Rede vor dem Plenum auch zusätzlichdarauf hin, daß auch viele berühmte undschöne Frauen wie z.B. Julia Roberts ihreKosmetika von europäischen Firmen bezie-hen, die garantiert keine Tierversuche durch-führten.

„In Europa werden ökologisch korrekteCremes und Lotionen, auf Natur getrimmteWimperntusche und Lippenstifte immerbeliebter. Der Anteil der Naturkosmetik amgesamten Markt für Körperpflege ist mitunter fünf Prozent zwar noch bescheiden,doch er nimmt zu. Während der Gesamtmarkt2001 nur um rund ein Prozent auf 11,14 Mrd.Euro zulegte, wuchsen die Umsätze bei denNaturkosmetika zweistellig.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 5

Österreich & Europa

Im Rahmen einer Pressekonferenz derÖsterreichischen Gesellschaft für Europa-

politik (ÖGfE) am Donnerstag (09. 01.) imPresseclub Concordia präsentierten Prof. Her-bert Krejci (Präsident), Dr. Heinz Kienzl (Vi-zepräsident), Dr. Gerhard H. Bauer (Gene-ralsekretär der ÖGfE) und Sektionschef Hon.-Prof. DDr. Erich Reiter (Beauftragter für Stra-tegische Studien und Leiter des Büros fürSicherheitspolitik im Bundesministerium fürLandesverteidigung) die Ergebnisse einerösterreichweiten Telefonumfrage (N 1000),die im Oktober 2002 durchgeführt wurde.Aufgrund des Nationalratswahlkampfes wur-de die Studie erst jetzt vorgestellt. Thema derUmfrage: „Die Einstellung der Österreicherzu einer gemeinsamen Europäischen Armee“.

Zusammenfassung der ErgebnisseEuropa braucht zur Wahrung seiner In-teressen militärische Stärke wie die USA(47 % „ja“).Es soll eine gemeinsame EuropäischeArmee geben (73 % „ja“).Österreich soll sich daran beteiligen(64 % „ja“).Österreich soll einen Beitrag leisten: wirmachen das, was wir gut können –

Gebirgstruppen (69 %), Pioniertruppen(66 %). Solidarität ist für die Österrei-cher keine Lippenbekenntnis. Österreichsollte Sanitätseinheiten 96 %), Zivil-schutzeinheiten (90 %) bereitstellen,aber nur 46 % sind für Bodentruppen.Daraus läßt sich erkennen, daß dieÖsterreicher keine Trittbrettfahrer oderSchmarotzer in der europäischen Sicher-heitspolitik sein wollen. Sie wollen sichauch nicht freikaufen: lediglich 16 %wollen nur einen finanziellen Beitragleisten. Die Österreicher wollen Friedenbewahren und sichern, also aktiv an derFriedenserhaltung und Kriegsverhinde-rung mitwirken. Aber die Österreicherwollen nicht als Kriegsteilnehmer inKampfeinsätze, die von den USA ent-schieden und geführt werden.Die künftige Europa-Armee soll einBerufsheer aus Freiwilligen sein (82 %),die den Frieden bewahren soll (77 %)und völlig selbständig sein (59 %). Nur34 % wollen eine Kooperation mit denUSA im Rahmen der NATO. 6. Aus denbisherigen Ergebnissen ist die Ableh-nung der Aufgabe der Neutralität (69 %)leichter verständlich.

25 Armeen oder eine?Umfrage zur Einstellung der Österreicher zu einergemeinsamen Europäischen Armee

Flemming: Julia RobertsGesichtscreme kommt aus Europa

Europäisches Parlament beschließt vollständigesVerbot von Tierversuchen für Kosmetika ab 2009

Gastschüler aus GuatemalaIn der Landwirtschaftlichen Fachschule

Edelhof war bis Ende Dezember ein Schüleraus Guatemala zu Gast. Der 18-jährige LuizCortez ist ein Schützling der Lehrer in derÖsterreichischen Schule in Guatemala, diefür einheimische Kinder mittels Spenden eineinfaches Internat führt. Diese Maya-Kinderhätten sonst nie Gelegenheit, eine höhereSchulbildung zu erhalten, die Voraussetzungist, um später einmal in ihrem Land eine füh-rende Stellung einzunehmen.

Es ist dies einer der Kontakte, die zwi-schen Niederösterreichern und Auslands-Niederösterreichern durch das jährlicheAuslandsNiederösterreicher-Treffen zustan-de gekommen.

Eine Delegation der Prager Stadtverwaltungmit Bürgermeister Dr. Pavel Bem an der Spit-ze kam am 09. Jänner zu einem Besuch insWiener Rathaus. Neben einem Treffen mitBürgermeister Dr. Michael Häupl stand ein

Workshop mit Magistratsdirektor Dr. ErnstTheimer und Spitzenbeamten des Wiener Ma-gistrats auf dem Programm: Thema: Weiter-entwicklung des Magistrats zu einem kunden-orientierten Dienstleistungskonzern

Europäischer BürgerbeauftragterNachdem Giuseppe Fortunato, Pierre-YvesMonette und Hermann Wuyts ihre Kandida-tur zurückgezogen hatten, wurde NikiforosDiamandouros am Mittwoch (15. 01.) zumEuropäischen Bürgerbeauftragten gewählt.

Prager Bürgermeister zu Besuch im Wiener Rathaus

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Doppelt so rasch wie im österreichischenDurchschnitt wächst die Wirtschaft in

Wien; die österreichische Hauptstadt schnei-det bei den Wirtschaftsdaten bundesweit ambesten ab, sagen Wirtschaftsforscher. Für denWirtschaftsstandort Wien stellt die Stadt auchentsprechende Förderungsmittel bereit – für2003 mit fast 205 Millionen Euro sogardoppelt so viel Geld wie im Vorjahr. Auchsonst punktet Wien mit imposanten Zahlen,berichtet wien.at, die Zeitschrift der StadtWien, in der aktuellen Jänner-Ausgabe: Mitüber 6.500 Unternehmensgründungen im Jahr2002 ist die Stadt Österreichs Spitzenreiter.Mehr als die Hälfte der österreichischen Be-triebsansiedlungen findet in Wien statt. DieKaufkraft ist um 15 Prozent höher als imösterreichischen Durchschnitt. Drei Viertel derBiotech-Firmen in unserem Land haben ihrenStandort in der Hauptstadt. Und mit überzwei Milliarden Euro sorgt die Stadtverwal-tung heuer für Rekordinvestitionen – gekop-pelt mit Schuldenabbau. Für diese Politik –durchschnittlicher jährlicher Schuldenabbauvon 145 Millionen Euro – gab's sogar Lobvom Rechnungshof. Besonders wichtig, vorallem angesichts der kommenden EU-Er-weiterung, sind außerdem die gemeinsamenwirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bun-desländer Burgenland, Niederösterreich undWien unter dem Begriff „Vienna Region“und wiennovation, die Technologieoffensivedes Wirtschaftsförderungsfonds.

Mit wiennovation fördert der Wirtschafts-förderungsfonds Firmengründungen im High-Tech-Bereich und forschungsintensive Unter-nehmen und gab dafür 2002 27,5 MillionenEuro her. Dabei werden auch Wettbewerbeausgeschrieben und mit insgesamt 6,5 Mil-lionen Euro prämiiert. Nennt sich Call undbedeutet, daß die Stadt mit einer internatio-nalen Jury die besten Projekte in verschiede-nen Bereichen der Wirtschaft ermittelt undfördert. Bei Life Science etwa erhielten Fir-men der Zukunftsbranche Biotechnologie3 Millionen Euro, bei Creative Industries wa-ren es 1,5 Millionen Euro. „60.000 Menschenarbeiten in Wien in diesem Bereich, allein dieFörderungen der Stadt im Rahmen des Callslösten Gesamtinvestitionen von 44 Millio-nen Euro aus, vor allem bei kleinen und mitt-

leren Unternehmen“, betont BürgermeisterMichael Häupl dazu. Als nächstes kommt„Informations- und Kommunikationstech-nologie“ dran. Infos über den Wiener Wirt-schaftsförderungsfonds im Internet unter

http://www.wwff.gv.at/, mehr zu den Callsunter http://www.wiennovation.at/ .

Zum Thema Ausbau des Wirtschafts-standortes meinen PolitikerInnen der vier imWiener Landtag vertretenen Parteien:

Rieder: Wandel in derWirtschaft nutzen

Wiens Wirtschaft ist einem Wandel wegvon Produktionsbetrieben und hin zu Dienst-leistungen unterworfen. Dieser Wandel seizu nutzen. Wien soll zu einem der Dienstlei-stungszentren des neu entstehenden Wirt-schaftsraumes in Mittel-Osteuropa gemachtwerden, unterstreicht Finanzstadtrat SeppRieder (SPÖ). Daher würden Arbeitsschwer-punkte in den Bereichen Ausbildung, Tech-nologie & Innovation und Wirtschaftsförde-rung gesetzt.

„Entscheidend dabei ist vernetztes Han-deln mit unseren Partnern, den Bundeslän-dern Niederösterreich und Burgenland, inder ,Vienna Region‘. Denn nur gemeinsamkönnen wir im internationalen Wettbewerbbestehen“, weist Rieder auf die Bedeutung

der Vienna Region hin. „Wien ist bereitsheute einer der beliebtesten Standorte für in-ternationale Konzerne in ganz Europa. DieseStärke wollen wir ausbauen und gemeinsammit den innovativen Wiener Betrieben Jobsmit Zukunft schaffen“.

Kabas: WeiteresAbrutschen verhindern!

Wien müsse sich mittlerweile weniger dieFrage stellen, wie seine Position als Wirt-schaftsstandort weiter auszubauen ist, son-dern vielmehr, wie ein weiteres Abrutschenverhindert werden könne, meint Klubob-mann Hilmar Kabas (FPÖ). „Im internatio-nalen Vergleich sind wir bereits hinter Praggerutscht und drohen schon bald vonBudapest überholt zu werden! Wenn die mitabsoluter Mehrheit regierende SPÖ in Wiendiese Fakten ignoriert und nicht gegensteu-ert, geht es weiter bergab“, befürchtet derMandatar noch mehr Arbeitslose und Kon-kurse.

Daher verlange seine Partei, daß Bürger-meister Michael Häupl endlich einen Wirt-schaftsgipfel mit Experten im Rathaus ab-halte. Es gebe reihenweise gute Vorschläge,die Wirtschaft wieder anzukurbeln; die SPÖmüsse sie nur aufgreifen.

Rothauer: Innovations-kraft wichtig

„Der Wirtschaftsstandort Wien gehört zuden Top-Standorten in der EuropäischenUnion. Der Erfolg des Standortes wird vonder Qualität und der Innovationsfähigkeit derWiener Unternehmen geprägt. Von dieser In-novationsfähigkeit hängen die zukünftigeWiener Wettbewerbsfähigkeit, die Ertrags-kraft, der Lebensstandard und die Beschäfti-gung ab“, sagt Stadträtin Herlinde Rothauer(ÖVP). Die Politik sei daher zu größtmög-licher Unterstützung der Wiener Wirtschaftaufgefordert. Zu Maßnahmen zum Ausbauder Innovationskraft zählt die Politikerinu. a. verstärkte Kooperationen zwischen Wis-senschaft und Wirtschaft sowie die Erhö-hung der Leistungsfähigkeit des Bildungs-systems im innovativen Bereich.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 6

Wirtschaft

205 Millionen Euro WirtschaftsförderungWien stellt der Wirtschaft doppelt so viel Förderungsmittel bereit wie im Vorjahr.Entscheidend dabei ist vernetztes Handeln mit den Partnern Niederösterreich undBurgenland in der »Vienna Region«.

Der Zweite Nationalratspräsident Dr. Heinz Fischer

Foto: Peter Rigaud

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Margulies: Lebens-qualität absichern

Ein hohes Bildungsniveau, ein weltoffenesKlima, sozialer Friede sowie ein intaktesÖkosystem seien für die Attraktivität einesWirtschaftsstandortes entscheidender alsWirtschaftsförderung und Lohnnebenkosten,meint Gemeinderat Martin Margulies (G).„Statt sich daher im so genannten Stand-ortwettbewerb finanziell auszubluten gilt es,die Lebensqualität in Wien durch einen wei-teren Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel,niedrige Mieten, verstärkte Investitionen inBildung und kulturelle Angebote abzusi-chern“, verlangt der Mandatar.

Gleichzeitig müßten die Arbeitslosigkeitgesenkt und die Konsumnachfrage gestärktwerden. Im Bereich der Gemeinde Wien wür-den jährlich rund 20 Millionen Überstundengeleistet. Durch eine Reduzierung um einDrittel könnten bis zu 3.500 Arbeitsplätzegeschaffen werden.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 7

Wirtschaft

Der europäische Öl- und ErdgaskonzernOMV hat einen 45%-Anteil an Konzessio-nen in Bayern von Forest Oil Germany GmbHerworben. Die Konzessionsgebiete Südbayernund Oberallgäu im bayerischen Alpenvorlandumfassen eine Gesamtfläche von 3.695 km².In den nächsten drei Jahren wird OMV dasGebiet auf Erdgasvorkommen untersuchen.Dabei ergeben sich aus den Erfahrungen derOMV mit ihrer erfolgreichen Explorations-tätigkeit in Österreich wesentliche Synergie-effekte. Die Prospektivität des Gebiets wirdvon OMV als gut eingeschätzt.

Das bayerische Staatsministerium fürWirtschaft, Verkehr und Technologie hat derBeteiligung sowie der Übernahme der Be-triebsführerschaft bereits zugestimmt. Hel-mut Langanger, OMV Vorstand für Explo-ration und Produktion: „Wir werden in denbayerischen Konzessionsgebieten unser hochentwickeltes technologisches Know-how inder 3D Seismik einsetzen.“ Da die österrei-chischen Aufsuchungsgebiete der OMV ähn-liche geologische Strukturen wie die bayeri-schen Gebiete aufweisen, erwartet sich Lan-ganger erhebliche Synergieeffekte.

Aufsuchungsrechte für drei JahreBei den auf drei Jahre verliehenen Aufsu-

chungsrechten handelt es sich um eine soge-nannte Seismik-Option. Wenn erste Untersu-chungen die erwartete Attraktivität des Ge-biets bestätigen, werden in den Folgejahrenseismische 3D-Messungen und Probebohrun-gen durchgeführt. Für das erste Explorations-jahr rechnet OMV mit Ausgaben von rund 2Mio Euro. Hoffnungen bestehen vor allem aufErdgasfunde, wobei in den Konzessionsgebie-ten durch Voruntersuchungen mehrere Struk-turen vermutet werden. Erste konkrete Ergeb-nisse erwartet der Konzern für Ende 2004.

Fortschritte in 3D SeismikAusschlaggebende Faktoren für die neue

Akquisition sind Fortschritte in der seismi-schen Technologie, die eine Interpretationvon bislang nicht erkannten Strukturen imUntergrund ermöglichen. Neue geologischeKonzepte erlauben überdies ein besseresVerständnis des komplexen Übergangsbe-reichs Ostalpen – Molassebecken. Im Ver-gleich zum Wiener Becken gilt das bayeri-sche Alpenvorland nach modernen Gesichts-punkten als relativ wenig erforscht.

AnmerkungenBeteiligungen an den KonzessionsgebietenSüdbayern und Oberallgäu: 45% OMVBayern Exploration GmbH (Betriebsführer),55% Forest Oil Germany GmbH.

Zur operativen Durchführung der Explo-rationstätigkeit wurde OMV Bayern Ex-ploration GmbH als 100%-Tochter der OMVAktiengesellschaft gegründet.

Öl- und Erdgasvorkommen in Bayern: Das Alpenvorland – geologisch als Mo-

lasse Zone bekannt – ist in seinem gesamtenVerlauf von Niederösterreich bis in dieSchweiz für Erdgas prospektiv. OMV för-dert aus einer größeren Anzahl von Gas-feldern in Niederösterreich. In Südbayernbegann das „Erdölzeitalter“ bereits 1883 mitder Förderung aus dem Feld Tegernsee, wo-bei eine wirtschaftlich bedeutsame Förde-rung erst ab 1954 einsetzte. Insgesamt wur-den 58 Erdgas- und Erdöllagerstätten ent-deckt; die gesamte bisherige GasproduktionBayerns beläuft sich auf rund 18,2 Mrd m³.In Österreich wurden im Vergleich dazu bis-her insgesamt über 78 Mrd m³ Gas gefördert(davon 59 Mrd m³ von OMV). OMV Exploration und Produktion (E&P)2001 förderte OMV rund 20 Mio BarrelRohöl und NGL (natural gas liquids) sowierund 52 Mrd Kubikfuß (zirka 1,5 Mrd m³)Erdgas. Bis 2008 plant das Unternehmenseine tägliche Fördermenge des Jahres 2001(80.000 boe) auf 160.000 boe zu verdoppeln.OMV begann 1985 mit Beteiligungen inLibyen das internationale E&P-Geschäft zuentwickeln. Derzeit verfügt der Konzernüber ein ausgewogenes internationales E&P-Portfolio in 13 Ländern. Kernregionen desE&P-Bereichs sind Österreich, Libyen undGroßbritannien. Mit der für 2003 zu erwar-tenden Produktionssteigerung in Pakistanund Australien/Neuseeland sollten sich dieseLänder 2003 ebenfalls zu Kernregionen miteiner Produktion von je mindestens 15.000boe/d entwickeln. Per Jahresende 2002 hat dasUnternehmen seine tägliche Produktions-menge bereits auf 100.000 boe/d gesteigert.Forest Oil Corporationist im Bereich Exploration und Produktionsowie Verkauf von Erdöl- und Gas in Nord-amerika und anderen ausgewählten Gebietentätig. Schwerpunktmäßig liegen die Reser-ven von Forest Oil in den USA.

OMV erwirbt Explorations-konzessionen in Bayern

Straßengüterverkehr inTirol steigt wieder

Der Straßengüterverkehr ist in Tirol imvergangenen Jahr um rund fünf Prozent aufknapp 1,6 Millionen Lkw-Fahrten angewach-sen. Nach starken Steigerungen in den Jah-ren 1999 und 2000 wurde 2001 noch einRückgang von 1,6 Prozent verzeichnet.

Auch die Statistik Austria registrierte imJahr 2001 einen Rückgang. Die Menge dervon österreichischen Unternehmen transpor-tierten Güter, die in Tirol eingeladen wurden,sank um 7,7 Prozent, die dort ausgeladenenGüter um 7,9 Prozent. Der Hauptgrund dafürscheint in der verminderten Bautätigkeit zuliegen, für die besonders schwere Materialientransportiert werden. Interessantes Detail: Vonden 20,4 Millionen Tonnen, die 2001 in Tiroleingeladen wurden, wurden 17,9 MillionenTonnen auch wieder in Tirol ausgeladen.

Legt man die Tonnage zu Grunde, sindetwa zwei Drittel des Lkw-Verkehrs in TirolZiel- oder Quellverkehr und damit hausge-macht. Etwas mehr als ein Drittel ist Tran-sitverkehr. Nimmt man die Anzahl derFahrten an verschiedenen Autobahnabschnit-ten zur Grundlage, zeigt sich freilich einanderes Bild: Laut Ludwig Schmutzhard vonder Landesregierung beträgt der Transitan-teil am Brenner 90 Prozent, im Tiroler Unter-land zwischen Innsbruck und Schwaz 55 bis60 Prozent und im Raum Kufstein mehr als60 Prozent. (um)Quelle: Tiroler Wirtschaftspressedienst twp.at

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Ich hatte im März 2001 gerade meine Ge-schäfte als Kaufmännischer Direktor des

Krankenhauses Scheibbs an meinen Nachfol-ger übergeben, um auf Urlaub und anschlies-send in Pension zu gehen. Gerade zu diesemZeitpunkt wurde ich vom gemeinnützigen„Verein zur Förderung des ÖsterreichischenKinderspitals in Gjumri“ gebeten, als ehren-amtlicher Konsulent an der Neuorganisationeines Kinderspitals (ÖKS) in Armenien mit-zuwirken.

Mein erster Besuch

Im Mai 2001 besuchte ich zum ersten Maldas ÖKS in Gjumri im Norden Armeniens.Dieses Krankenhaus wurde nach dem schwe-ren Erdbeben von österreichischen Organisa-tionen errichtet und finanziert (Bundesinnungdes Baugewerbes, Fachverband der Bauin-dustrie, Gewerkschaft der Bau- und Holzar-beiter, Österreichische Caritas, Armenisch-Apostolische Kirchengemeinde). Die nahezuausweglose Situation des ÖKS und die mate-rielle Not der Menschen in diesem Land be-eindruckten mich sehr. Ich hatte das Gefühl,nicht wegschauen zu dürfen, sondern helfenzu müssen. Seither bin ich drei bis vier Malpro Jahr (jeweils knapp zwei Wochen) in Ar-menien.

Das Land

Der junge Armenische Staat kämpft umsÜberleben: außenpolitische Probleme (vorallem mit Aserbaidschan), sehr hohe Arbeits-losigkeit, Auswanderung (vor allem bei denAngehörigen qualifizierter Berufe), enormefinanzielle Schwierigkeiten, die Folgen desschweren Erdbebens im Norden Armeniens.

Massive Mängel bei der Infrastruktur, über-wiegend sehr schlechte Straßen, Problemebei der Energieversorgung (deshalb keineStraßenbeleuchtung), materielle Not im Bil-dungswesen (teilweise Schichtbetrieb inContainerschulen), zum Teil schlechte ge-sundheitliche Versorgung und noch vielesmehr. Im Norden Armeniens extrem rückläu-fige Geburtenrate (1995 gab es noch 2,5 Ge-burten pro Familie, derzeit nur mehr 1 Ge-burt).

Das Kinderspital

Die Situation im Kinderspital stellte sichetwa wie folgt dar: Schlechter optischer Zu-stand des Kinderspitals (das erst im Jahre1992 eröffnet worden war). Sehr schlechteAuslastung (nur 30 der insgesamt 130 Bettensind belegt!). Keine Medikamente, die Kücheist geschlossen, weil es kein Geld für Lebens-mittel gibt. Mangelhafte Beheizung, weil dieEnergie zu teuer ist.

Medizinische Geräte sind außer Betrieb,weil Ersatzteile oder die notwendigen Ver-

brauchsgüter fehlen. Die Mitarbeiter werdensehr schlecht bezahlt (15 bis 20 Euro Monats-lohn). Der karge Lohn wird mit dreijährigerVerspätung ausbezahlt. Keine Weiterbildung.Schlecht motivierte Mitarbeiter. Es gibt eineeinzige Schreibmaschine und keinen Kopie-rer. Die Ärzte schreiben die Krankengeschich-te mit Kugelschreiber. Die (historisch beding-ten) autoritären Denkstrukturen behindernweitgehend jede Eigeninitiative der Mitar-beiter.

Es gibt keine Krankenkasse, und der Staatbezahlte (von einigen Ausnahmen abgesehen)die Krankenhausbehandlung nur für Kinder,die nicht älter als drei 3 Jahre sind. Finanziellwar das Krankenhaus praktisch konkursreif.

Der psychologischeHintergrund

Wichtig war am Anfang, zwischen den(eher mißtrauischen) Mitarbeitern des Kinder-spitals und mir Vertrauen zu schaffen. Wirmußten bereit sein, voneinander zu lernen.Ich mußte begreifen, daß ich in einer ganzanderen Welt bin als der, die ich kannte. Ichmußte berücksichtigen, daß die Menschen inArmenien einen anderen kulturellen und po-litischen Erfahrungshintergrund haben. Ichmußte mir auch bewußt sein, daß noch vieleMenschen vom Erdbeben im Jahre 1988 stig-matisiert sind. Zu traumatisch waren die Er-eignisse: Es gab 40.000 Tote (unter den da-mals etwa 200.000 Einwohnern) und doppelt

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Österreichische Hilfe im Ausland

»Meine Arbeit in Armenien«Prof. Günter Peter aus dem niederösterreichischen Scheibbs arbeitetehrenamtlich an der Neuorganisation des Österreichischen Kinderspitals inGjumri (Armenien). Hier berichtet er über Fortschritt und Pläne.

Österreichisches Kinderspital, errichtet und finanziert von österr. OrganisationenAlle Fotos: Prof. Günter Peter

Andranik, ein Bub im Heim für elternlo-se Straßenkinder (»Haus der Hoffnung«)in Gjumri

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so viele Verletzte. Der Großteil der Wohnhäu-ser und öffentlichen Gebäude wurde zerstört.

Was bisher geschah

Zunächst habe ich gemeinsam mit den Mit-arbeitern des ÖKS versucht, die Schwach-stellen und Probleme zu erfassen und zu ana-lysieren. In der Folge habe ich eine Projekt-gruppe mit der Aufgabe gegründet, Verbesse-rungsvorschläge zu erarbeiten und Lösungs-ansätze für die Umsetzung zu entwickeln.Entscheidend ist auch, daß sich die Mitarbei-ter immer mehr in einem kritisch-konstrukti-ven Dialog mit den Problemen im Spital aus-einandersetzen.

Bei den verantwortlichen Politikern derRegion Shirak (Gouverneur, Chef der Ge-sundheitsbehörde) konnte erreicht werden,daß nunmehr auch erwachsene Patienten imÖKS behandelt werden dürfen. Dadurch istes möglich, die vorhandenen Krankenbettenbesser auszulasten.

Im Wesentlichen konnten bisher folgendeVorhaben verwirklicht beziehungsweise be-gonnen werden:

Positionierung des Kinderspitals als pä-diatrisches Zentrum der Region Shirak.Verbesserung des Betriebsklimas (Ent-wicklung von Visionen, mehr Bespre-chungen, Bildung von Arbeitsgruppen,offenere Gesprächskultur etc.).Aufbau eines Berichtswesens (Monats-statistiken über Finanzen, Auslastung,medizinische Leistungen, Energiever-brauch etc.).Verstärkte Kooperation mit anderenKrankenhäusern in Gjumri und Yerevan Mehr Öffentlichkeitsarbeit (Interviewsim armenischen Fernsehen und Radio,Berichte in Printmedien, Informations-veranstaltungen).Schulung von Mitarbeitern (Projektar-beit, moderne Betriebsorganisation,Marketing, EDV etc.).Weiterbildung der Mitarbeiter sowohlbetriebsintern, als auch extern (in Arme-nien und auch in Österreich).Verbesserung der Führungsstrukturen(klarere Festlegung der Zuständigkeiten,konkretere Aufgabenabgrenzung).

Mit Spenden finanzierteProjekte

Auch mit Hilfe der Spenden, die ich beimeinen Dia-Vorträgen und auch sonst erhal-te, konnten einige zusätzliche Projekte imKinderspital realisiert werden:

Die Krankenhausküche wurde nach dreiJahren wieder in Betrieb genommen, weiles möglich war, Lebensmittel anzukaufen.An Patienten und Mitarbeiter des Kran-kenhauses konnte ich im Vorjahr kurzvor Weihnachten Lebensmittelgutschei-ne verteilen.Wichtige Medikamente wurden ange-kauft, um die dringende Behandlung vonKindern zu ermöglichen.Sträucher und Pflanzen sowie Sitzgrup-pen für den neu angelegten Patientengar-ten wurden finanziert.Ein EDV-Arbeitsplatz mit Internetan-schluß wurde eingerichtet, um die Infor-mations- und Kommunikationsmöglich-keiten zu verbessern.

Darüber hinaus konnte ich mit Spenden auchaußerhalb des Kinderspitals in einigen Fäl-len helfen, und zwar:

Mitfinanzierung einer überlebensnotwen-digen Herzoperation für einen BubenAnkauf von Lehrbehelfen für einigeSchulenFinanzierung von Kleidung, Schuhen,Spielsachen und dringend benötigten Ge-brauchsgegenständen für das staatlicheWaisenhaus und das „Haus der Hoff-nung“ (ein Heim für elternlose Straßen-kinder).Unterstützung der Projektgruppe der Pä-dagogischen Hochschule (Germanistik)

zur Gründung des DeutschsprachigenZentrums ÖKS.Dadurch Intensivierung des Deutschun-terrichtes für KH-Mitarbeiter und damitbessere Weiterbildungsmöglichkeiten imdeutschsprachigen Ausland.Finanzielle Unterstützung von Einzel-personen (zum Beispiel Ankauf vonSchuhen für die drei Kinder einer Witwe).Verteilung von gebrauchten Kleidern undSpielsachen, die ich aus Österreich mit-gebracht hatte (Kinderspital, Kinderhei-me und Schulen)

Wie geht es weiter?

Auch in Zukunft sollen mit Hilfe von Spen-den bereits begonnene Vorhaben weiterge-führt und neue ermöglicht werden. Dazuzählen unter anderem:

Weiterbetrieb der Küche im ÖKS.Ankauf von dringenden medizinischenVerbrauchsgütern (vor allem Medikamen-te).Anschaffung von Spielgeräten für denPatientengarten des Kinderspitals.Unterstützung von einzelnen Weiterbil-dungsmaßnahmen für Mitarbeiter desKinderspitals.Gesundheitsfördernde Maßnahmen (eineeigene Arbeitsgruppe im Kinderspital be-faßt sich mit diesem Thema und erarbei-tet Vorschläge dazu).

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Österreichische Hilfe im Ausland

Auch Kirchen blieben von dem schweren Erdbeben im Jahre 1988 nicht verschont

Straße in der Stadt Gjumri im Norden Armeniens

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Psychologische Betreuung von Patienten(zum Beispiel bei Tod oder Krebserkran-kung eines Kindes) und Mitarbeitern desKinderspitals.Psychologische Schulung und Betreuung(Supervision) der Mitarbeiter von Wai-senhäusern. Sie sind zum Teil noch immervon den traumatischen Erlebnissen desErdbebens stigmatisiert und von den tri-sten Lebensumständen demotiviert.Weitere Unterstützung der Waisenhäuser(Kleider, Lebensmittel, Spielzeug, Ein-richtung für Therapiewerkstätten etc.).Unterstützung des DeutschsprachigenZentrums am Kinderspital (Lehrmittel).Unterstützung von Schulen (Ankauf vonUnterrichtsbehelfen).Unterstützung von besonders bedürfti-gen Einzelpersonen (Medizinische Be-handlungskosten, Ankauf von Schuhenund der gleichen).Mitfinanzierung von plastischen Opera-tionen von Waisenkindern mit Mißbildun-gen (Operationskosten, Beistellung vonwichtigen Medikamenten).

Öffentlichkeitsarbeit

Seit einem Jahr habe ich etwa 20 Diavor-träge gehalten. Der Bogen reicht von Pflicht-schule und Gymnasium über Krankenhaus,Gemeinde und Pfarre bis hin zu Lionsclubund Seniorenheim. Weitere Vorträge sind ingeplant, wobei sogar schon für November2003 konkrete Termine vereinbart wurden.

Der Großteil meiner Vorträge verteilt sichauf die Bezirke Scheibbs, Amstetten, Melkund Waidhofen an der Ybbs, aber auch aufOberösterreich (Linz, Wels, Gmunden etc.),Steiermark (Graz, Kapfenberg) und Tirol(Innsbruck, Reutte). Auch in Deutschlandsind einige Vorträge geplant.

Informationsbroschüre

Ich habe in einer kleinen Informationsbro-schüre mit Text und einigen Bildern versucht,in kurzer Form über mein Projekt zu infor-mieren. Diese Broschüre verteile ich beimeinen Vorträgen. Ich habe einige hundertStück mit einem Begleitbrief an verschiede-ne Personen mit der Bitte um Unterstützungversandt. Darüber hinaus liegt die Broschüreauch bei einigen Institutionen auf.

Presseberichte

Durch einige Berichte in den Printmedienist mein Armenienprojekt auch einem breiten

Publikum bekannt geworden. Das hat sich po-sitiv auf die Spendenbereitschaft ausgewirkt.

Abrechnung der Spenden

Alle Spenden werden auf das dafür einge-richtete Spendenkonto (Sparkasse Scheibbs,0000-0040899) eingezahlt. Das gilt auch fürdie Spenden, die ich bei Vorträgen bekom-me. Die Hälfte aller Spenden stammt vonmeinen Dia-Vorträgen, der Rest aus sonsti-gen Spenden.

Die Spenden werden von mir zur Gänzefür Projekte Armenien selbst ausgegeben(bisher etwa 11.000 Euro). Alle Nebenko-sten (Bürokosten, Telefon, Fahrtkosten fürVorträge etc.) finanziere ich ausschließlichprivat.

Die Abrechnung der Spenden wird voneinem beeideten Buchprüfer kontrolliert.

Persönliche Gedanken

Mein Aufenthalt in Armenien ist auch ge-prägt von ganz persönlichen Eindrücken.

Vor allem die Begegnung mit den Men-schen ist es, die mich oft sehr berührt.

Wie immer ist die An- und Rückreisegleichermaßen beeindruckend und anstren-gend: Nachtflug, Fahrt durch das unbeleuch-tete Yerevan, zahlreiche Polizeikontrollen,allein nachts mit dem Fahrer und dessenklapprigen Auto über eine 2200 Meter hohePaßstraße in den Norden des Landes und dieZeitverschiebung.

An der Situation der Menschen in Arme-nien hat sich im Allgemeinen kaum etwasverändert. Das gilt vor allem für den Norden.Die Armut ist allgegenwärtig und für einenFremden sehr bedrückend.

Da sind nach wie vor die vielen Häuser,die seit dem schweren Erdbeben im Jahre1988 zerstört, beschädigt, unbewohnt undverfallen sind. Da ist der Friedhof außerhalbder Stadt, den man angelegt hat, um die Tau-senden von Erdbebenopfern begraben zu kön-nen. Da sind die vielen Menschen, die auchjetzt noch in Notquartieren (Containern,Blechhütten) leben, die schlecht beheizt undmeist ohne Wasser sind.

Da sind die vielen Menschen ohne Arbeit,da sind die Jungen ohne Visionen, da sinddie Bettler auf der Straße und da sind auchdie tiefgläubigen Menschen in der Kirche,die um Hilfe zu Gott beten.

Da ist der katastrophale Zustand mancherKrankenhäuser, da sind die Patienten, diefrieren, weil man kein Geld für die Heizunghat. Da ist die Krankenschwester, die fürihren kargen Monatslohn nur 4 kg Schweine-fleisch kaufen kann. Und da ist das kleineMädchen, das sterben muß, weil es zu wenigGeld für Medikamente gibt.

Da ist die triste Situation an der Universi-tät und an den Schulen, wo im Schichtbe-trieb unterrichtet wird und wo es zuwenigGeld für Lehrbehelfe und Heizung gibt.

Da ist die sehr bedrückende Situation inden Waisenhäusern. Da ist der neunjährigeAndranik im „Haus der Hoffnung“, dessenMutter Prostituierte und dessen Vater Alko-holiker ist. Da sind die relativ vielen Kindermit Mißbildungen. Da ist die Witwe mitihren drei kleinen Kindern, die die Schulenicht besuchen können, weil sie keineSchuhe haben.

Da ist auch die Gastfreundschaft und Lie-benswürdigkeit der Armenier. Da sind dieausdrucksvollen Kinderaugen. Und da sindauch die Menschen, denen ich mit Spendenhelfen kann und denen ich auch ein wenigHoffnung zu geben vermag.

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Österreichische Hilfe im Ausland

Prof. Günter PeterSchmelzergasse 19A-3270 ScheibbsTelefon: ++43 / (0)664 / 3378065

++43 / (0)7482 / 42202Telefax: ++43 / (0)7482 / 43976E-Mail: [email protected]: http://www.gpeter.atSpenden»Armenienprojekt von Prof. G. Peter«Spenden-Konto-Nr. 0000-0040899Sparkasse Scheibbs, BLZ 20257

Einer meiner vielen Besuche in einemder staatlichen Waisenhäuser

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Wien (rk) – Der internationale städtebauli-che Wettbewerb Wien West ist abgeschlos-sen. Die neunköpfige Expertenjury aus Ver-tretern der ÖBB, der Stadt Wien und unab-hängigen Architekten hat aus den 51 Bewer-bern den Vorschlag des ArchitektenteamsDI Heinz Neumann & DI Eric Steiner ein-stimmig als Sieger nominiert. Neben einer

architektonisch herausfordernden Erschlies-sung der ÖBB-eigenen Liegenschaften imBereich Europaplatz werden auch die ÖBB-Flächen entlang der Felberstraße einer hoch-wertigen Nutzung zugeführt. Insgesamt gehtes um ein Areal in der Größe von rund130.000 m². ÖBB-Generaldirektor Dipl.-Bw.Rüdiger vorm Walde und Wiens Stadtrat fürStadtentwicklung und Verkehr, DI RudolfSchicker, stellten am 10. Jänner das Projekt„Wien West“ in einer gemeinsamen Presse-konferenz vor.

Konzept für Städtebau-liches Leitbild liegt vor

Im August 2002 haben die ÖBB als Aus-lober mit finanzieller Förderung durch dieStadt Wien den Planungswettbewerb WienWest gestartet, der mit der Jury-Entschei-dung vom 10. Dezember 2002 beendet wur-de und mit dem Städtebaulichen Leitbild derArchitekten Neumann & Steiner die Grund-lage für die Entwicklung der 130.000 m²nicht-betriebsnotwendiger ÖBB-Liegenschaf-ten im Bereich des Wiener Westbahnhofesbrachte. Der Vorschlag ist nun die Basis für

die Erarbeitung eines Strukturplanes seitensder ÖBB in Abstimmung mit Experten derStadt, der letztendlich die Grundlage für dienotwendigen Beschlüsse der Stadt und inweiterer Folge für die Flächenwidmungs- undBebauungspläne darstellt. Der Strukturplansoll Ende 2003 / Anfang 2004 dem Gemeinde-rat vorgelegt werden, sodaß erste Widmungen2004 / 2005 erfolgen können. Parallel dazu be-ginnen die ÖBB jetzt schon mit der Inter-essentensuche um Nutzer und Investoren.

Der neue Europaplatz

Ein zentrales Element des StädtebaulichenLeitbildes ist die Entwicklung des BereichesEuropaplatz mit zwei Büro- und Geschäfts-gebäuden, die das Bahnhofsgebäude flankie-ren. Verzichtet wurde dabei auf die Errich-tung von Hochhäusern, um dem bestehenden

Stadtbild und der denkmalgeschützten Bahn-hofshalle Rechnung zu tragen.

Durch die Ausgestaltung und Anordnungder beiden neuen Baukörper entstehen zweineue Räume des öffentlichen Lebens: der Eu-ropaplatz mit Schwerpunkt auf das bestehen-de Bahnhofsgebäude und der neue definierteEingangsbereich in die Äußere MariahilferStraße.

Bahnhof und MariahilferStraße werden integriert

Das künftige Atrium-Gebäude links derBahnhofshalle ist für Shopping und Bürokonzipiert, rückt räumlich näher an dieInnere Mariahilfer Straße und erfüllt die ge-forderte Magnetfunktion zur Verbindung bis-lang getrennter Straßenräume. Der gegenwär-tige Baumbestand wird in das neue Atrium in-

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Chronik

Der neue Wiener WestbahnhofDer internationale Wettbewerb ist abgeschlossen, das Siegerprojekt wurdeeinstimmig nominiert – die ÖBB beginnen bereits mit der Suche nachInvestoren und Nutzern für das 130.000 m2 große Areal inmitten Wiens.

StR. DI Rudolf Schicker und Dipl.-Bw.Rüdiger vorm Walde präsentieren dasProjekt Wien West

Foto: Pressefoto Votava

Die Montage in eine Flugaufnahme zeigt das Projekt Wien West aus der Sicht inRichtung stadteinwärts visualisierung ©www.beyer.co.at

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tegriert. Zusätzlich sorgen Zugänge zur Bahn-hofshalle (Ebene 0) und zur neuen ShoppingMall unter der Bahnhofshalle (Ebene -1) füreine verbesserte Erreichbarkeit des Bahnho-fes von der Mariahilfer Straße. Das beste-hende ÖBB Gebäude („Blaues Haus“) wirdabgetragen. „Das Siegerprojekt bietet diegroße Chance, die Einkaufsstraße Mariahil-fer Straße und den Bahnhof näher aneinan-der zu bringen und damit keine isolierteShopping Mall zu schaffen, sondern Alt undNeu zu vernetzen. Vor allem die äußere Maria-hilfer Straße wird dadurch wichtige Impulseerhalten“, betonte dazu PlanungsstadtratSchicker.

Rechts der Bahnhofshalle wird das beste-hende Parkhaus durch ein modernes Büroge-bäude ersetzt, wodurch die Liegenschaft einedeutliche Aufwertung erfährt. Tiefgaragen indrei Geschossen sorgen für ausreichendeStellplatzkapazitäten für Bahn- und Ge-schäftsbetrieb. Die Bauhöhe beider Gebäudewird auf die Bauklasse V beschränkt. Da-durch wird erreicht, daß der Bahnhof nicht

zum Nebenthema des künftigen Stadtbildeswird, sondern zum Hauptdarsteller des neuenEuropaplatzes avanciert.

Neue Lebensqualität inder Felberstraße

Im Bereich Felberstraße bis zur Johnstraßedefinieren die Vorschläge der Architekten diezentralen Rahmenbedingungen entsprechendden Anforderungen und gegenwärtigen Defi-ziten des 15. Wiener Gemeindebezirks. Wich-tig sind hierbei die Realisierung von öffent-lichen Grünflächen (Parkanlagen), die überdrei in Tieflage zu errichtenden Sammelga-ragen platziert sind, sowie räumlich wirksa-me, mehrmalige Querungsmöglichkeitenüber die Bahntrasse zur Verbindung bislanggetrennter Bezirksteile, für die die Grünzo-nen als Brückenkopf dienen. Zudem sindFreihaltezonen vorzusehen, um eine mögli-cherweise zu einem späteren Zeitpunkt

gewünschte Überplattung und Überbauungder Gleisanlagen nicht zu behindern. ZurSicherung der längerfristigen Entwicklungs-perspektiven in diesem Gebiet empfiehlt derArchitektenvorschlag den Stadtplanern, ent-sprechende Zieldefinitionen in die Widmungs-arbeit aufzunehmen.

„Spezielle Querungen der Bahnanlagenwerden ,getrennte‘ Bezirksteile vereinen, da-mit wird ein lang gehegter Bezirks-Wunscherfüllbar. Ein ebenso erfüllbarer Wunsch istdie Entlastung der Felberstraße und der Ave-dikstraße durch eine Tieferlegung“, unter-strich Schicker.

Auswirkungen auf dieÖBB-Bahnhofsoffensive

Die Ergebnisse des Städtebaulichen Wett-bewerbs sind die Grundlage sowohl für dieBebauung als auch für die Vermarktung desGeländes in Abstimmung mit der Attraktivie-rung und Modernisierung des bestehendenBahnhofsgebäudes im Rahmen der ÖBB-Bahnhofsoffensive. Von zentraler Bedeutungist für die ÖBB hier die Optimierung derAnbindung aller Verkehrsträger und -wege(U-Bahn, Busse, Kiss &Ride, Radfahrer, Fuß-gänger, Autoreisezüge, Kurzparker und Taxi)

sowie die Neuordnung der Bahnhofshalle. Hierzu sind sowohl die Geschäftsstruktur

als auch die Anordnung der Bahneinrichtun-gen (ÖBB-Reisezentrum etc.) neu zu organi-sieren und barrierefreie, leicht findbare Wegeherzustellen. Eine neu zu errichtende Ebeneunterhalb des Bahnhofes (Ebene MariahilferStraße) kann dabei zu einer deutlichen Stand-ortaufwertung im Shopping-Bereich dienen.Ingesamt könnten so rund 20.000 m² Flächen,verteilt auf die Ebenen Mariahilfer Strasse(Ebene -1), Neubaugürtel (Ebene 0) und Gleis-ebene (Ebene +1), für Reisezentrum und Ge-schäfte allein im Bahnhof entwickelt werden.

Die Projektentwicklung zur Bahnhofsoffen-sive Wien West auf Basis der Wettbewerbs-ergebnisse soll nach aktuellen Plänen bisHerbst 2003 abgeschlossen werden. Nach derDetailplanung und Sicherung der notwendi-gen finanziellen Mittel im Wege einer Über-tragungsverordnung (2004) sollen die be-hördlichen Genehmigungsverfahren und vor-bereitenden Maßnahmen im Jahr 2005 abge-schlossen werden. Die Umbauzeit könnte soauf die Jahre 2006 und 2007 beschränkt wer-den. Die Arbeiten für die raschest möglicheUmsetzung der Bahnhofsoffensive WienWest können nun auf Hochdruck forciertwerden.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 12

Europaplatz, von der Mariahilfer Straße aus visualisierung ©www.beyer.co.at

Projekt-Studie aus der Sicht vom Gürtel stadtauswärtsvisualisierung ©www.beyer.co.at

Gürtelkreuzung zu Felberstraßevisualisierung ©www.beyer.co.at

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Der 10. Ischgler Schneeskulpturenwett-bewerb ist entschieden: Sieger der eisi-

gen Starparade in der Silvretta Arena wurde„Diana Ross“.

Große Stars sind für Ischgl nichts Unge-wöhnliches. Allein die berühmten IschglerOpenings oder das „Top of the MountainConcert“ bei den Frühlingsschneefesten sindTreffpunkte der internationalen Prominenz.

Jetzt bietet der Tiroler Wintersportort einStaraufgebot der ganz besonderen Art: DasThema des 10. Ischgler Schneeskulpturen-Wettbewerbs vom 6. bis 10. Januar 2003 warnämlich „Stars in Ischgl“: Musiklegendenwie Jon Bon Jovi, Tina Turner und viele mehrwarten ab sofort auf ihren Auftritt in der Sil-vretta-Arena. Alle überdimensional groß undmeisterlich aus Schnee geformt.

Internationale Künstler, meist professionel-le Bildhauer, wurden dazu aufgerufen, ihreIdeen, wie sie die Stars im Eis „verewigen“möchten, einzureichen. Die besten zehn Vor-schläge wurden für den „Formen in Weiß“-

Wettbewerb ausgewählt. Das Thema „Starsin Ischgl“ forderte das ganze Können derKünstler.

Gewonnen hat den Schneeskulpturenwett-bewerb nun „Diana Ross“ vom ItalienischenTeam mit Ivo Piazza und Simon Demetz.Zweiter wurde „Sir Elton John“ von JustinScott und Frances Smith aus Großbritannien.Auf den dritten Platz wurde die Skulptur„Jon Bon Jovi“ von Ivan Holzknecht undArmin Rifesser aus Südtirol, gewählt.

Die Prämierung der besten Werke miteinem Gesamt-Preisgeld von 3.634 Euro,fand am Freitag, den 10. Januar 2003 statt.Die handgefertigten Kunstwerke sind mittenim Skigebiet als überdimensionale Formenin Weiß für jeden Pistenfan zu sehen. Wenndann die Frühjahrssonne die Skulpturen zumSchmelzen bringt, muss keiner wirklichtraurig sein. Denn spätestens zu dem „Top ofthe Mountain Concert“ am 3. Mai 2002kommt mit Udo Jürgens der nächste Star„live“ nach Ischgl.

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 13

Chronik

»Diana Ross« als Siegerin

Tourismusverband IschglTelefon: ++43 / (0)5444 / 5266-0Telefax: ++43 / (0)5444 / 5636E-Mail: [email protected]://www.ischgl.com

1. Platz - »Diana Ross« von Ivo Piazzaund Simon Demetz ITA

2. Platz - »Elton John« von Justin Scottund Frances Smith GB

3. Platz - »Bon Jovi« von IvanHolzknecht und Armin Rifesser, Südtirol

NÖ Bierkönig gesucht19 Brauunternehmen in NÖ tragen erstmaligden Wettbewerb um den „NÖ Bierkönig“aus: unter niederösterreichischen Wirte, dieniederösterreichisches Faßbier führen.

Hochzeitsinsel Maria LorettoDie Halbinsel Maria Loretto und das daraufbefindliche Schloß sollen künftig ein Hoch-zeitsparadies werden. Das wurde vom Kla-genfurter Stadtsenat beschlossen.

Verein der »Freunde vonWilli Dungl« beschließtBudget und Arbeitsplan

Wien (orf) - ORF-Generaldirektorin Dr. Mo-nika Lindner lud gestern, am Donnerstag(09. 01.) in ihrer Funktion als Präsidentindes Vereins der „Freunde von Willi Dungl“zur Vorstandssitzung und Generalversamm-lung ins Biotrainings-Zentrum nach Gars amKamp. Erklärtes Ziel des im Oktober 2002gegründeten Vereins ist es, das Lebenswerkvon Professor Willi Dungl, der am 1. Mai2002 verstarb, aufrecht zu erhalten und zuvertiefen sowie allen Menschen in Österr-reich die Grundpfeiler der Lehre von Profes-sor Willi Dungl lebendig zu erhalten: richti-ge Bewegung, gesunde Ernährung, Stressab-bau. Dr. Andrea Zauner-Dungl und Mag.Claudia Krist-Dungl meinten, daß trotz derdurch die Hochwasserkatastrophe verur-sachten Schäden im Sommer 2002 ein rei-bungsloser Betrieb der Dungl-Einrichtungengewährleistet ist.

Neues Projekt »Freizeit und Erholung

im Alpenrheintal«Bregenz (vlk) – Gemeinsam mit den bei-

den Schweizer Kantonen St. Gallen undGraubünden sowie dem Fürstentum Liechten-stein startet das Land Vorarlberg ein neuesInterreg IIIa-Projekt, kündigt LandesratManfred Rein an: „Dabei soll die zu erwar-tende Vielfalt des Angebotes als besondereregionale Stärke dargestellt werden“. Durchdie verstärkte, grenzüberschreitende Zusam-menarbeit erwartet sich Rein auch Synergienim Freizeit- und Erholungsbereich.

Das Alpenrheintal – von Chur bis zumBodensee – zählt rund 450.000 Einwohnerund kann deshalb mit Städten wie Innsbruck,Linz oder Graz durchaus konkurrenzieren.„Im Rahmen einer Vorstudie konnte festge-stellt werden, daß einerseits zwar nur wenigüber die Bedürfnisse und Angebote im Be-reich Freizeit und Erholung bekannt ist, daßaber andererseits bei grenzüberschreitenderBetrachtung eine ausgesprochene Vielfalt anAngeboten und Synergien zu erwarten ist“,betont Landesrat Rein. Im Rahmen des Pro-jektes sollen auch gemeinsame, grenzüber-schreitende Strategien entwickelt werden,wie mit zunehmenden raumbeanspruchenenErholungsansprüchen umgegangen werdenkann. Die Projektdauer erstreckt sich auf dieJahre 2003 und 2004. Der Gesamtkostenrah-men des Projektes beträgt 300.000 Euro.

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Leoben (idw) - Die an der österreichischenMontanuniversität Leoben entwickelten För-dersysteme werden der weltweiten Forderungnach billiger, effizienter und wartungsarmerFördertechnik gerecht. Die Überwindung vonFlüssen, Bergen oder auch Gebäuden stelltdamit für den Bergbau keinen Mehraufwandmehr dar.

Massenschüttgüter bilden die Basis unserertechnisierten Gesellschaft. Es handelt sichdabei um Erze und mineralische Rohstoffeunterschiedlichster Art, die zur Produktionvon industriell eingesetzten Werkstoffen be-nötigt werden. Die in den Bergbauen gewon-nenen Massenschüttgüter müssen vom Ge-winnungsort zu den Aufbereitungsanlagenund weiter zu den Produktionsstätten beför-dert werden.

Transport ist entscheiden-der Kostenfaktor

Aufgrund des spezifisch geringen Wertesdieser Güter ist daher der Kostenanteil derFörderung eine entscheidende Einflußgrößeauf den Gesamtpreis des Produktes. DieseTatsache führt in allen Betrieben der Weltzur Forderung nach billigen, effizienten undwartungsarmen Fördersystemen. Am Institut

für Fördertechnik und Konstruktionslehreder österreichischen Montanuniversität Leo-ben wurden unter der Leitung von ProfessorDr. Franz Kessler Fördersysteme entwickelt,die dieser Forderung der Industrie gerechtwerden.

Flexibles Fördersystem

Das Problem, mit dem sich die LeobenerExperten hauptsächlich konfrontiert sahen,war die Tatsache, daß in der sehr verbreitetenGurtfördertechnik der Streckenverlauf norma-lerweise gerade ist. Das bringt große Nach-teile wenn Hindernisse, wie Flüsse, Seen,Berge oder auch Gebäude einer geraden För-dertrasse im Wege stehen. In diesen Fällenmüssen mehrere geradlinige Förderer mitden erforderlichen Übergabestellen hinter-einander angeordnet werden. Neben betrieb-lichen Problemen treten an den Übergabendann auch hohe Lärm- und Staubentwick-lungen auf. Ebenso sind Energieversor-gungsleitungen zu allen Zwischenantriebssta-tionen zu verlegen. „Unsere Aufgabe war esnun, Möglichkeiten zu finden, den Strecken-verlauf der Gurtförderer den Geländegege-benheiten anzupassen“, erläutert ProfessorKessler.

Gelungen ist das dem Forscherteam mitHilfe von sogenannten Vertikal- und Hori-zontalkurven. Die Förderstrecke kann so ineinem Stück ohne Übergabestellen ausge-führt werden. „Die Führung des Gurtes durchdie Horizontalkurven war dabei aber diebesondere Herausforderung“, stellt der Ex-perte fest.

Weltweit im Einsatz

Die Neuentwicklungen des Institutes be-zogen sich daher auf die den Gurt unterstüt-zenden Tragrollenstühle, die sich den auftre-tenden Gurtzugkräften und vorgegebenenKurvenradien selbsttätig anpassen und sowohlden beladenen als auch den unbeladenenGurt optimal durch die Horizontalkurve len-ken. Da diese Tragrollenstuhlsysteme selbst-einstellend sind, muß bei der Montage keingroßer Aufwand mehr betrieben werden.„Unsere entwickelten Gurtlenksysteme kom-men nun weltweit zum Einsatz und stellenfür die Betreiber eine äußerst kostengünstigeund umweltfreundliche Lösung zur Schütt-gutförderung dar“, so Professor Kessler.

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Wissenschaft und Technik

Neue Fördertechnikim weltweiten Einsatz

Horizontalkurven sind mit dem neu entwickelten Gurtförderer kein Problem mehrFotos: Montanuniversität Leoben

Innovative Tragrollenstühle passen sichden Kurvenradien optimal an

Institut für Fördertechnikund KonstruktionslehreMontanuniversität LeobenFranz Josef Straße 18A-8700 LEOBENTelefon: ++43 / (0)3842 / 402-251Telefax: ++43 / (0)3842 / 402-254Email: [email protected]://www.unileoben.ac.at/~foetwww/

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Bei Schilddrüsenoperationen und Eingrif-fen im Bereich des Halses oder Brust-

korbs, selten auch nach Infekten oder Tu-moren, kann es zu einer Nervenschädigungkommen, in deren Folge eine bleibendeStimmlippenlähmung auftritt. Die Folgen fürdie Stimme sind individuell verschieden. Siereichen von nahezu völliger Beschwerdefrei-heit bis hin zu stark verhauchter, schwacher,gering heiserer Stimme. Die Therapie bestehtzunächst in einer logopädischen Behand-lung, so o. Univ.-Prof. Dr. med. P. Zorowka,Leiter der Kinik für Hör-, Stimm- undSprachstörungen der Uni Innsbruck. Wenndie Lähmung sich nicht erholt und der Pa-tient mit seiner Stimme nicht zufrieden ist,wurde bislang der Versuch unternommen, inVollnarkose einen nichtresorbierbaren, kör-perverträglichen Kunststoff neben die ge-lähmte Stimmlippe einzuspritzen und damitdie Stimmlippe etwas in die Mitte zu drük-ken, um besseren Kontakt zur nichtgelähm-ten Seite zu ermöglichen. Dieses Verfahrenist in seinen Möglichkeiten eingeschränktund kann vielen Patienten nur eine ungenü-gende Stimmverbesserung anbieten.

Die nunmehr bei bereits 6 Patienten inInnsbruck erfolgreich durchgeführte Thyreo-plastik wird auch international nur an weni-gen HNO-Kliniken, in Österreich auch an derAbteilung für Phoniatrie der Universitätskli-nik in Graz angewendet.

Bei der Operation wird in örtlicher Betäu-bung auf Höhe des Kehlkopfes ein kleinerHautschnitt in einer Hautfalte angelegt undan einer bestimmten Stelle des Kehlkopfesein Fenster im Knorpel angelegt. Über die-ses Fenster wird dann unter Sichtkontrolleüber eine feine biegsame Glasfaseroptik, dieüber die Nase geführt wird, der Kehlkopfvon innen kontrolliert. Von außen wird einindividueller kleiner Block aus Silikon mo-delliert und in das Fenster eingesetzt. Sokönnen Patient und Operateure das genaueAusmaß der für die Stimmbildung nötigenStimmlippenbeschaffenheit anhand der Stim-me und des Bildes berurteilen und direktkorrigierend eingreifen. Die Größe des Sili-konblocks ist damit individuell verschieden,vom Ausmaß her sind es Millimeter, dieüber das funktionelle Resultat entscheiden.Es ist auch für den Patienten ein ganz uner-

warteter und schöner Moment, wenn er aufeinmal während der Operation wieder seineStimme hören kann, die ihm verloren gegan-gen ist, so berichtet Dr. M. Koester, der dieseOperationstechnik in Amsterdam erlernt und

die erste Operation in Innsbruck durchge-führt hat. Dr. Isabell Zimmermann, diezusammen mit Prof. Zorowka zum festenOperationsteam gehört, erläutert weiter, daßnach der Operation dann zunächst für eineWoche die Stimme geschont werden muß,damit alles gut abheilen kann, aber der Pa-tient 2 Tage nach der Operation schon wie-der nach Hause gehen darf. Für alle Fällewird die Operation zwar in örtlicher Betäu-bung, aber in Anästhesiebereitschaft durch-geführt, wobei der assistierende Narkosearztauch die Einstellung einer allgemeinen me-dikamentösen Beruhigung und Schmerzmit-telgabe neben der Überwachung der wichti-gen Vitalparameter übernimmt. Einzig dasruhige Liegen für circa eineinhalb bis zweiStunden kann somit als unangenehm emp-funden werden.

Bei einem Patienten konnte aufgrund seinerVorerkrankungen und Schwierigkeiten derintraoperativen Überwachung und Führungdurch den Narkosearzt der Eingriff erst nachumfangreicher Vordiagnostik und Planungmit Bildgebung durch Computertomographieund präoperativen Berechnungen der Größedes Silikonblocks der Eingriff nur in Voll-narkose durchgeführt werden. Auch wenn

sich das stimmliche Resultat durchaus mitdem Ergebnis von Patienten nach Operationin örtlicher Betäubung vergleichen läßt, istdieses operative Vorgehen in Vollnarkosetrotz einer guten Planung nur die zweitbesteLösung, vor allen Dingen deshalb, weil derTherapieerfolg erst nach der Operation fest-stellbar ist.

In dieser Art wurde der Eingriff interna-tional nach Angaben der Klinik für Hör-Stimm- und Sprachstörungen aus Innsbrucknur sehr selten durchgeführt. Die Klinik plantnunmehr bei den anderen Patienten, die bis-lang nicht für eine Operation in örtlicherBetäubung in Frage kamen, die Möglichkeitdieser Operationsplanung und Durchführungin Vollnarkose individuell zu prüfen und ge-gebenenfalls den Patienten anzubieten. Einewissenschaftliche Arbeit zu diesem Themawird in Kürze in einem medizinischen Fach-journal veröffentlicht werden.

„Durch die Einführung der Thyreoplastikan der Klinik für Hör-, Stimm- und Sprach-störungen der Universitätsklinik Innsbruckkönnen wir unseren Patienten mit Stimmlip-penlähmungen ein umfassendes therapeuti-sches Konzept von konservativer bis subtilerphonochirurgischer Feinarbeit anbieten“,schließt Prof. Dr. med. Zorowka und freutsich darüber, vielen Patienten die Stimmewiedergeben zu können.

Patienten mit einseitigen Stimmlippen-lähmungen, auch wenn diese schon lan-ge bestehen, können sich, sofern die

Stimmbildung als schlecht empfunden wird,für die Abschätzung einer operativen Behand-lung (z. B. Einspritzmethode in Vollnarkosemit körpereigenem Fett, Kollagen oder Ma-croplastique (verkapseltes Silikon) oder einerThyreoplastik als Methode der Wahl bei gros-sen Schlußdefekten sowie als Methode derWahl beim Anspruch eines Feintunings beider Phonochirurgie) versus einer konservati-ven Behandlung (Stimmtraining) einen ambu-lanten Vorstellungstermin in der Abteilungfür Hör- Stimm- und Sprachstörungen derUniversität Innsbruck von Montag bis Frei-tag zwischen 10:00 und 12:00 vereinbarenbei Dr. Koester/Dr. Zimmermann: ++43 /(0)512 / 504-3220. Sonderpatienten bitte unter++43 / (0)512 / 504-3218 Sekretariat Prof.Zorowka.

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Wissenschaft und Technik / Medizin

Thyreoplastik an der Uni InnsbruckDie Klinik für Hör-, Stimm- und Sprachstörungen der Universität Innsbruckhat höchst erfolgreich eine neue Operationstechnik eingeführt.

Computertomographie des Kehlkopfesin der Ebene der Stimmlippen mit si-mulierter Größe des benötigten Silikon-blocks (linke Seite, man erkennt auchden Anteil des Fensters, welcher in denKnorpel geschnitzt wird).

Foto: Universität Innsbruck

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Swarovski ist der weltweit führende Her-steller von geschliffenem Kristall. Das

1895 in Wattens, Österreich, gegründete Fa-milienunternehmen wird in der vierten undfünften Generation von Nachkommen desGründers Daniel Swarovski geführt. Zumkonsolidierten Konzernumsatz in Höhe von1,74 Milliarden Euro trugen 2001 13.400 Mit-arbeiter bei. Das Ausgangsprodukt – Kristall-schmucksteine – kommt in den BereichenMode, Schmuck, Beleuchtung und Kosmetikzum Einsatz. Seit den siebziger Jahren eta-blierten sich Geschenk-, Sammler- und Deko-rationsobjekte sowie Schmuck als Kristall-Markenartikel. Der Vorstoß in den Luxus-markt gelang mit Kristalldesign, exklusivemSchmuck und Accessoires. Zum Angebotgehören darüber hinaus optische Präzisions-instrumente, Schleifmittel und andere Indu-striegüter. Anläßlich seines 100jährigen Be-stehens eröffnete Swarovski 1995 in Wattensdie Swarovski Kristallwelten, eine vom Wie-ner Künstler André Heller gestaltete Multi-media-Erlebniswelt, in der die facettenreicheSchönheit von Kristall auf phantastische Wei-se dargestellt wird.

Firmengründer revolu-tioniert die Modebranche

Mit seiner Erfindung revolutionierte derUnternehmensgründer Daniel Swarovski dieSchmuck- und Modebranche: Bereits 1891erfand er eine Maschine zum industriellenSchleifen von Kristallschmucksteinen. Üb-licherweise wurden damals die Kristall-schmucksteine noch in mühseliger Arbeit vonHand geschliffen, so auch in der Heimat desjungen Daniel Swarovski, einem Zentrum derGlasproduktion auf dem Gebiet der heutigenTschechischen Republik. Um seine Erfindungzu schützen, verließ der gebürtige Böhmeseine Heimat und gründete 1895 sein eigenesUnternehmen in Wattens/Tirol.

Das Streben nach Perfektion, der Glaubean die Kraft der Innovation und eine Füh-rungskultur, die Verantwortungsbewußtseinfür die Mitarbeiter und Umwelt in den Mittel-punkt stellt, waren Grundsätze, mit denen Da-niel Swarovski sein Unternehmen aufbauteund die auch heute noch den Erfolg des welt-weit größten Kristallherstellers bestimmen.

UnübertroffeneKristall-Präzision

Neue Produktideen bedeuten für Swarovskistets eine Herausforderung. Technologie undFertigungsmethoden entsprechen dem letztenStand der Technik. Fast alle Produktionsan-lagen sind Eigenentwicklungen. Mehr als600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbei-ten im Bereich Forschung und Entwicklung.

Seine einzigartige Leistungsfähigkeit be-wies Swarovski anläßlich des hundertjäh-rigen Jubiläums mit der Präsentation desgrößten Kristallschmucksteins der Welt. Der„Swarovski Centenar“ weist 100 Facettenauf und eroberte mit seinen Maßen (Durch-messer 40 Zentimeter, Gewicht 62 Kilo-gramm/310 000 Karat) 1996 einen Platz imGuinness Buch der Rekorde.

Ihm gegenüber steht der kleinste Kristall-schmuckstein der Welt mit einem Durch-messer von 0,8 Millimetern und dennoch 17exakt geschliffenen Facetten. Beide sind inden Swarovski Kristallwelten zu besichtigen.

Kristall-Kreativität

Kreative Nachwuchsförderung wird mitDesign-Wettbewerben an international re-nommierten Hochschulen und Akademien

betrieben. So werden die Designer von mor-gen heute schon mit dem facettenreichenMaterial vertraut gemacht und können ersteErfahrungen mit den verschiedenen Verarbei-tungstechniken sammeln.

Seit 1994 intensiviert das Creative ServiceCenter in Wattens den Ideenaustausch zwi-schen dem Unternehmen und internationaltätigen Designern. Hier werden „vorort“ denKreativen die vielfältigen Verwendungsmög-lichkeiten von geschliffenem Kristall de-monstriert. Das erfolgreiche Konzept wurdeseither auf internationaler Ebene fortentwik-kelt und weitere Creative Service Center ent-standen in Paris, New York, Mailand, SaoPaolo, Dubai oder Neu-Delhi und London.Eine weitere wichtige Servicezentrale am Fir-menstammsitz in Wattens ist das ApplicationSupport Center. Hier wird den Unternehmentechnischer Support auf höchstem Niveaufür die Weiterverarbeitung der Swarovski-Kristallkomponenten geboten.

Grenzenlose Vielfalt derKristallschmucksteine

Bereits Elsa Schiaparelli und Coco Chanelverliehen zu Beginn des letzten Jahrhundertsihren Kreationen zusätzlichen Glanz mitSwarovski-Kristallschmucksteinen. Die Zu-sammenarbeit mit berühmten Modedesignernwie Christian Dior, Yves Saint Laurent undGianni Versace folgte.

Doch wurden in der Vergangenheit nur ver-einzelt modische Highlights mit Swarovski-Kristall gesetzt, so ist das glanzvolle Mate-rial in der aktuellen Mode überall präsent. Esfunkelt und glitzert auf allen Laufstegen inParis, Mailand, London und New York.

Weit über 100.000 verschiedene Formen,Farben, Größen und Facetten an Kristall-schmucksteinen hat das Unternehmen bereitsproduziert. Mehr als 50.000 unterschiedlicheArtikel befinden sich in der aktuellenKollektion.

Zu den losen Kristallschmucksteinen ka-men bereits in den dreißiger Jahren aufnäh-bare kristallbesetzte Bänder und Bortendazu. Diese sogenannten Trimmings ermög-lichten einfachere Verarbeitungsmethoden.

Eine weitere Vereinfachung wurde mit derErfindung der Hot-Fix-Technologie in den

ÖSTERREICH JOURNAL NR. 4 / 17. 01. 2003 16

Österreichische Unternehmen

Crystal SuccessSeit mehr als hundert Jahren ist Swarovski, das Familienunternehmen inWattens, Tirol, weltweit führender Hersteller von geschliffenem Kristall.

Erfand 1891 eine Maschine zum indu-striellen Schleifen von Kristallschmuck-steinen: Daniel Swarovski.

Alle Fotos: Swarovski

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70er Jahren geboten. Mit diesen Transferserweiterte Swarovski die Anwendbarkeitseiner Kristallschmucksteine um ein Viel-faches. Diese Applikationsmethode macht esmöglich, Kristallschmucksteine auf ver-schiedene Stoffe aufzubügeln.

1994 folgte mit dem kristallbesetztenReißverschluß eine weitere Innovation.

Mit Crystal Mesh wurde 1995 eine inno-vative Verarbeitungsform geboren: Geschmei-diges Metallgeflecht besetzt mit Kristall-schmucksteinen läßt ein erstaunlich bewegli-ches Gewebe entstehen, das sowohl in derSchmuck- als auch der Bekleidungsindustrieneue Impulse gesetzt hat.

Kristall-Licht

Als Lusterbehang funkelt Kristall vonSwarovski beispielsweise in der MetropolitanOpera in New York und im Schloß Ver-sailles. Doch Swarovski hat auch Lampen-elemente der moderneren Art zu bieten:Transparente STRASS® Dekorplatten, dieunterhalb von Downlights angebracht wer-den, reflektieren mit präzise geschliffenemund veredeltem Kristall einen Teil derLichtstrahlen und setzen durch Brechungund Spiegelung Akzente. Seit einiger Zeitsorgt die Verbindung von Kristall mit inno-vativen Beleuchtungstechnologien für unge-wöhnliche und dekorative Akzente in denBereichen Inneneinrichtung und Architektur.Die eindrucksvollen Kristall-Sternenhimmelvon Crystal Architecture, die Kristallpa-neele, Raumbeleuchtungslösungen sowieBild- und Vitrinenbeleuchtungen arbeitenmit dem von Swarovski entwickelten Glas-faser-Beleuchtungssystem Swarovski FibreOptic Lighting, das ohne objektschädigendeUV-Strahlung arbeitet und hohen Seh-komfort bietet.

Kristall-Markenartikel

Eine kleine Kristallmaus, das erste Tierder Swarovski Kristallmenagerie, leitete1976 eine neue Ära ein, den Eintritt in denKonsumentenmarkt. Schon bald leisteten ihrandere Kristalltiere, unter anderem ein Igel,eine Schildkröte und ein Schwan Gesell-schaft: die Debütanten der erfolgreichen LinieSwarovski Silver Crystal. Wer Kristall lieb-te, öffnete diesen kleinen Geschöpfen seinHerz und hatte oftmals den Wunsch, sie allezu besitzen. Als Swarovski die Sammelleiden-schaft seiner Kunden erkannte, rief das Un-ternehmen 1987 den Sammler-Club Swa-rovski (SCS) ins Leben. Exklusiv für seine

Mitglieder präsentiert der SCS zeitlich limi-tierte Jahresfiguren, die nach dem Ausgabe-jahr auf internationalen Sammlerbörsen oftgroße Wertsteigerungen erzielen. Heutezählt der Club stolze 450.000 Mitglieder inmehr als 35 Ländern. 1992 wurde die Pro-duktlinie Crystal Memories vorgestellt, dassind liebevolle Kristallobjekte und Acces-soires mit vergoldeten Akzenten: Als kleineAufmerksamkeiten für besondere Gelegen-heiten wurden sie geschaffen, um den glück-lichen Momenten im Leben bleibendenAusdruck zu verleihen. Neben diesen mehremotionalen Gestaltungsmöglichkeiten fürgeschliffenes Kristall zeigte Swarovski inder Zusammenarbeit mit international re-nommierten Künstlern auch eine moderneund zeitgerechte Facette. Bereits 1989 wur-den die Designer Alessandro Mendini,Ettore Sottsass und Stefano Ricci aufgefor-dert, ihre Formensprache in geschliffenem

Kristall umzusetzen. Es entstanden limitierteKristallobjekte, Schalen, Vasen, Kerzenleuch-ter und Kunstobjekte für die Linie DanielSwarovski Paris.

1992 folgte dann die Linie SwarovskiSelection, die ebenfalls aktuelle Designströ-mungen in geschliffenem Kristall, teilweiseunter Verwendung von weiteren Materialien,wie Holz und Metall, zeigt. Hier arbeitetSwarovski mit berühmten Designern wieBorek Sipek, Andreé Putman und KazumasaNagai zusammen.

Zu den vielfältigen Angeboten im Kristall-objektbereich kommt der modische Bereichhinzu:

Bereits 1977 stellte Swarovski eine eigeneModeschmuckkollektion vor. Heute präsen-tiert Swarovski Jewelry zweimal im Jahrmodische Neuheiten. Das Label hat sich inder konkurrenzreichen Modeschmuckbran-che aufgrund seiner hochwertigen Verarbei-tung und der Umsetzung von modischenTrends einen Namen gemacht. Seit 1999ticken auch die Uhren im Kristalldesign –Crystal Time stellt eine modische Uhren-kollektion vor. Doch das hippste Produkt inder großen Palette an Swarovski ConsumerGoods ist zweifellos Crystal Tattoo! Unterdem Slogan „Crystal gets closer to your bodythan ever before“ stellt das Unternehmenselbstklebende Kristallschmuckstein-Motivezum Applizieren auf die Haut vor.

Swarovski Shops

Mitte der 70er Jahre betrat das Familien-unternehmen Swarovski das weite Feld desKonsumentenmarktes und in der Folgezeitfächerte sich das Angebot in vielfältigeProduktlinien auf. Zum weiteren Ausbau derMarkenbekanntheit war der Aufbau eigenerSwarovski-Shops die logische Konsequenz.Während die ersten Swarovski-Shops inSingapur, USA, Hongkong und Deutschlandnoch verschiedene Ladenbausysteme auf-weisen, stellt das Unternehmen jetzt eininternational einheitliches Shop-Konzeptvor, das erstmalig bei Shoperöffnungen 1999in London, Paris, Amsterdam und BuenosAires eingesetzt wurde.

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Österreichische Unternehmen

Swarovski AustriaVertriebsges.m.b.H. & Co.KGPradler Straße 78A-6023 InnsbruckTelefon: ++43 / (0)512 / 33488Telefax: ++43 / (0)512 / 3348843E-Mail: [email protected]://www.swarovski.com

Swarovski-Firmensitz in Wattens/Tirol

Seit 1999 ticken auch Uhren im Kristall-design

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Die Idee zur Schaffung einer europäi-schen Kulturhauptstadt geht auf Melina

Mercouri zurück. Die damalige griechischeKulturministerin überzeugte den EG-Mini-sterrat von ihrer Vision, jedes Jahr eine ande-re Stadt zum Brennpunkt europäischer Kulturzu machen. Die Intention: die Völker der EU-Mitgliedsstaaten einander näher zu bringen,die kulturelle Zusammenarbeit zu verbessernund neben dem ökonomischen und politi-schen auch den kulturellen Einigungsprozeßzu fördern.

Seit Athen 1985 erste KulturhauptstadtEuropas wurde, hat sich einiges verändert.War die programmatische Ausrichtung zuBeginn weniger eindeutig definiert, „so han-delt es sich bei heutigen Kulturhauptstädtenum identitätsstiftende Ereignisse von loka-ler, regionaler, nationaler und internationa-ler, von großer künstlerischer, gesellschaft-licher, kulturpolitischer und wirtschaftlicherBedeutung. Eine Kulturhauptstadt nach derJahrtausendwende ist nicht einfach ein Ort,an dem ein Jahr lang Kunst stattfindet, son-dern ein Topos, aus dem heraus europäischerKulturmehrwert geschaffen werden soll“, soder Intendant von Graz 2003 Kulturhaupt-stadt Europas, Wolfgang Lorenz.

Bisherige und künftigeKulturhauptstädte

Die erste Kulturhauptstadt Europas war1985 Athen. Darauf folgten Florenz (1986),Amsterdam (1987), Berlin (1988), Paris(1989), Glasgow (1990), Dublin (1991),Madrid (1992), Antwerpen (1993), Lissabon(1994), Luxemburg (1995), Kopenhagen(1996), Thessaloniki (1997), Stockholm(1998), Weimar (1999), Avignon, Bergen,Bologna, Brüssel, Krakau, Helsinki, Prag,Reykjavik, Santiago de Compostela (2000),Rotterdam, Porto (2001), Brügge undSalamanca (2002).

In den kommenden Jahren folgen Genuaund Lille (2004), Cork (2005), eine Stadt inGriechenland (2006), in Luxemburg (2007),in Großbritanien (2008), in Österreich (2009),in Deutschland (2010), in Finnland (2011),in Portugal (2012), in Frankreich (2013), inSchweden (2014), in Belgien (2015), in Spa-

nien (2016), in Dänemark (2017), in denNiederlanden (2018) und in Italien (2019).Zusätzlich wird ab 2005 jährlich auch eineStadt außerhalb der EU ausgewählt.

Graz – wer hätte das gedacht?

Als damals noch junges Mitglied der EUbekam Österreich 1998 die Möglichkeit, eineseiner Städte für den Titel „KulturhauptstadtEuropas“ zu nominieren. Die ÖsterreichischeBundesregierung hatte Graz zu diesem Zeit-

punkt bereits zweimal für den Titel „Kultur-hauptstadt Europas“ nominiert. Beim erstenMal (1988) wurde Graz mit der Durchfüh-rung des „Kulturmonats“ 1993 beauftragt.Bei der Bewerbung für 1998 oder 1999 wur-den Stockholm bzw. Weimar vorgezogen.Ursprünglich hätte Graz im Jahr 2000 diezehnte Kulturhauptstadt werden können undsomit aber das gleiche Schicksal erlitten wieseine Mitstreiter – nämlich unbemerkt blei-ben. Deshalb wurde entschieden – auch aufdie Gefahr hin, daß das Unternehmen Kultur-hauptstadt aufgrund des 2000er Mißerfolgesabgeschafft werden könnte – Graz für dasJahr 2003 zu nominieren. Beim dritten Malwurde dann der Titel tatsächlich Graz zuge-sprochen.

Auch die diesjährige KulturmonatsstadtSt. Petersburg hatte sich gleichzeitig mit Grazbeworben. Da aber erst ab 2005 nicht-euro-päische Staaten Kulturhauptstädte nominie-ren dürfen, blieb Graz alleinige Kulturhaupt-stadt für das Jahr 2003.

St. Petersburg, das 2003 auch sein 300-jäh-riges Jubiläum feiert, tritt mit dem Programmvon Graz 2003 in vielen Projekten in einenintensiven Dialog.

Bemerkenswerterweise fiel die Wahl derBundesregierung nicht etwa auf Wien oderSalzburg, sondern auf Graz. Graz – wer hättedas gedacht? Bereits seit 1990 legten dieKulturminister der EU Wert darauf, nichtmehr die Metropolen zu Kulturhauptstädtenzu ernennen, sondern kleinere, nicht sobekannte Städte. Bekannt war auch, daß manin Brüssel von der Stadt Graz eine besonde-re Kompetenz betreffend Ost und Südost-europa erwartete. Auch der interreligiöse Dia-log fehlte nicht in der Geschichte von Grazund wird sich auch im Programm von Graz2003 niederschlagen.

Während des „Kalten Krieges“ war Grazals westeuropäische Stadt in unmittelbarerNähe des „Eisernen Vorhangs“ in keiner gün-stigen touristischen Position, fungierte aberals erster Brückenkopf für Künstler und Kul-turschaffende aus Osteuropa. Hier konntensich viele über neueste Strömungen derGegenwartskunst informieren und ihre eige-ne Arbeit „im Westen“ präsentieren. DieseVerbindungen zum Südosten Europas wur-

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Graz 2003

Graz als Kulturhauptstadt EuropasDie steirische Landeshauptstadt zeigt, was eine Stadtgemeinschaft unter größterKraftanstrengung zu leisten imstande ist.

Der New Yorker Stardesigner VitoAcconci gestaltet die "Murinsel"

Faszinierender Grazer Bahnhof

Das britische Architektenteam PeterCook/Colin Fournier erhielt in eineminternationalen Wettbewerb den Zu-schlag für ein spektakuläres Kunsthausam Murufer.

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den für Graz zu einer tragfähigen Basis fürneue Brückenschläge während der großenVeränderungen, die die europäische Gegen-wart prägen. Schon im Zuge der Durchfüh-rung des „Europäischen Kulturmonats“ 1993stand diese neue Rolle von Graz als Tor zumSüdosten des Kontinents im Zentrum desProgramms. 2003 positioniert sich Graz alsKulturhauptstadt inmitten eines neuen Euro-pas.

„Graz“, heißt es in der Bewerbung derStadt um den Titel „Kulturhauptstadt Euro-pas“, „liegt seit Jahrhunderten am Schnitt-punkt der europäischen Kulturen. Hier konn-ten sich romanische und slawische, auchmagyarische und germanisch-alpine Einflüs-se zu einem ganz spezifischen Charakterverbinden.“

Ein Charakter, dem eine ganz besondereLust an der Innovation wohl nachzuweisenist. Und das nicht nur in den BereichenWissenschaft und Wirtschaft. Im 20. Jahrhun-dert zählte Graz mit dem Forum Stadtparkals Keimzelle zeitgenössischer Kunst undbedeutender Literatur und mit dem interna-tionalen Festival „steirischer herbst“ zu denAusgangspunkten der internationalen Avant-garde. Was vermutlich eine gute Basis ist, sichden Herausforderungen des ständigen Wan-dels von Kultur und Gesellschaft im 21. Jahr-hundert zu stellen.

„Die multikulturelle Tradition, die denCharakter der Stadt seit Jahrhunderten prägt,wird in Graz heute als Fundament seiner kul-turellen und politischen Identität verstan-den.“ heißt es in der Bewerbung von 1996/97.Das Programm von Graz 2003 unterliegt kei-nem bestimmten Motto. Intendant WolfgangLorenz geht es darum, zu zeigen, „daß Kunstund Kultur Lebens- und Überlebensmittelaufgeklärter demokratischer Gesellschaftensind.“ Aus diesem Geist wurde ein Pro-gramm entwickelt, das sich auf den verschie-densten Ebenen an einem Leitsatz orientiert:„Kultur ist die wichtigste Nachhaltigkeit, diezu erzeugen Zivilisationen imstande sind,die markanteste Erinnerung an die Mensch-heit und ihre größte Überlebenschance.“

Keine beliebigeEinkaufspolitik betrieben

„Wir haben keine beliebige internationaleEinkaufspolitik betrieben“, betont Lorenz,„die überwiegende Anzahl unserer Projekteist original für Graz, meist mit Grazern undSteirern, entwickelt worden.“ Etwa 80 Pro-zent der Projekte haben ihre Wurzeln in Grazund der Steiermark.

Zur Erarbeitung und Durchführung desProgramms für Graz 2003 wurde WolfgangLorenz als Intendant mit Programmhoheitengagiert und eine Organisationsgesellschaftmit beschränkter Haftung gegründet. Diesewurde mit etwa 50 Millionen Euro an öffent-lichen Geldern ausgestattet, wobei 2/3 davonfür das Programm und 1/3 für das Marketingaufgewendet werden. Das Gesamtbudget desKulturhauptstadtjahres beträgt 57 Mio. Euro.Davon kommen je 18,2 Mio. von der StadtGraz und vom Land Steiermark, nur 14,5 Mio.vom Bund und 0,5 Mio. von der EU. An Ein-nahmen und Erlösen aus Kartenverkauf etc.erwartet sich Graz 2003 rund 1,1 Mio. Euro.Die Mittel der öffentlichen Hände sollen soweit wie irgend möglich für die Projekte,also die Kunst, und für das Marketing ver-wendet werden. Die Kosten des eigenen Be-triebs werden möglichst aus anderen Quellenfinanziert: Dies machte es so wichtig, dieWirtschaft in Form von Sponsoren zu ge-winnen. Die von Graz 2003 ermittelte reali-stische Höhe an Sponsoringeinnahmen sindmit 3,6 Mio. Euro festgelegt.

Zur Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit spielt für Graz 2003 einewesentliche Rolle. Schon durch die Vorberei-tungen auf das Jahr 2003 hat sich die Stadtwesentlich verändert und belebt. Graz 2003wurde auch zum entscheidenden Impuls fürdie Stadt, zahlreiche Projekte zu verwirk-lichen, die die Stadt weit über das Kultur-hauptstadtjahr hinaus verändern:

In der ganzen Stadt werden infrastruktu-relle Maßnahmen gesetzt. (unter anderemNeugestaltung von Hauptplatz und Haupt-bahnhof)

Die Insel in der Mur des StardesignersVito Acconci (Acconci Studio) basie-rend auf einer Idee und der kuratorischenEntwicklung des gebürtigen GrazersRobert Punkenhofer (Art & Idea) mitihrem Amphitheater, dem Café und demKinderspielplatz wird ab Jänner 2003 zurschwimmenden Kunst- und Kommuni-kationsplattform.Das Kunsthaus: Das britische Architek-tenteam Peter Cook/Colin Fournier er-hielt in einem internationalen Wettbe-werb den Zuschlag für ein spektakuläresKunsthaus am Murufer.Eine mehrere tausend Personen fassendeStadthalle des Grazer Architekten KlausKada wurde dieses Jahr fertiggestellt.Die Helmut List-Halle mit ihrer ausge-zeichneten Akustik wurd zu Beginn desKulturhauptstadtjahres eröffnet.Ein Literaturhaus entsteht und einKindermuseum ist in Vorbereitung.Eine Veranstaltungshalle („Dom imBerg“) im Inneren des Grazer Schloß-bergs von Reiner Schmid bietet bereitsjetzt Raum für Kunst und Kultur.Der Umbau des Forum Stadtpark wurdeim Sommer 2000 abgeschlossen.Der Neubau der 1938 zerstörten Syna-goge und weitere bauliche Maßnahmensind bereits vollzogen.

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Graz 2003

Graz 2003 TeamGRAZ 2003 Kulturhauptstadt EuropasOrganisations GmbHMariahilferplatz 2A-8020 Graz, AustriaTelefon: ++43 / (0)316 / 2003Telefax: ++43 / (0)316 / 2003-8830e-mail: [email protected]://www.graz03.at

Grazer Skyline am Eröffnungsabend: Schloßberg (links) und Uhrturm, darunterdie hellbeleuchtete „Murinsel“ Alle Fotos: Harry Schiffer

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Mit den über zwei Millionen histori-schen und zeitgenössischen Fotogra-

fien zählt die Sammlung heute zur größtenund bedeutendsten Sammlung Österreichsfür Fotografie. Die Ausstellung wirft einenBlick auf die über 150-jährige Entstehungsge-schichte der Fotografischen Sammlung, dieum 1850 aus privaten Beständen des HausesHabsburg gebildet und seit 1947 mit derGründung von Bildarchiv und Porträtsamm-lung als erste Bilddokumentationsstelle inÖsterreich fortgesetzt wurde.

Die Ausstellung <im blickpunkt> stelltanhand von ca. 240 Originalobjekten (vinta-ge prints) die thematischen Schwerpunkteder Fotografischen Sammlung vor, die zu-gleich wichtige Etappen der Entwicklungs-geschichte der Fotografie in Österreich dar-stellen. Porträtfotografien des Kaiserhausesrepräsentieren neben historischen Aufnahmenösterreichischer Expeditionen und abenteu-erlicher Reisen des Adels die Anfänge derSammlung. Bisher nie gezeigte Kriegsbilderaus dem Ersten Weltkrieg und Fotodokumen-te aus dem Warschauer Ghetto, die 1943heimlich aufgenommen wurden, stehen im be-klemmenden Gegensatz zu eleganten Künst-lerporträts nach der Jahrhundertwende ausdem Wiener Atelier d'Ora oder der heiterenÄsthetik Lothar Rübelts, einem Pionier der

modernen Sportfotografie der 30er Jahre. Alseiner der größten Schätze der Sammlung giltder Nachlaß der Farbfotografien von Hein-rich Kühn, die im Umfeld der Kunstideale derWiener Secession entstanden und heute welt-weit zu den Pionierleistungen früher Farb-fotografie zählen.

Die Ausstellung ist eine Zwischenbilanz.Sie präsentiert die Tätigkeitsbereiche einermodernen Fotosammlung, die eine aktiveSammelpolitik betreibt, aber zugleich auchwissenschaftliches Dokumentationszentrum,Archiv, Forschungseinrichtung und Repro-duktionsservice ist.

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Kultur

Prunksaal der ÖsterreichischenNationalbibliothek A-1010 Wien, Josefsplatz 1 http://www.onb.ac.atGeöffnet bis 16. Feber 2003täglich 10.00 - 14.00 Donnerstag 10.00 - 19.00

Das Buch zur Ausstellung im blickpunktDie Fotosammlung der ÖsterreichischenNationalbibliothek Hrsg. v. Uwe Schöglmit Beiträgen von Gerda Mraz, UweSchögl, Ulla Fischer-Westhauser, Moni-ka Faber, Anna Auer, Christa Hofmannund Gabriele Schatzl, Gabriele Hofer,Anton Holzer, Herbert Friedlmeier,Michaela und Robert Pfundner, AnnaM. Eifert-Körnig und Hans Petscharhaymon verlag, Innsbruck; Hardcovermit Schutzumschlag, 256 Seiten, 205Fotografien, alle in Farbe, 24 x 30 cm,ISBN 3-85218-402-9 – 49,80 Euro

im blickpunkt Die Ausstellung gibt erstmals Einblick in die Qualitätund vielschichtige Thematik der Fotosammlung derÖsterreichischen Nationalbibliothek. Bis 16. 2. 2003.

Unbekannter Daguerreotypist Erzherzog Ferdinand Maximilan vonHabsburg; Villa Lazarovich in Triest,1852 Daguerreotypie, 12 x 16 cm

Unbekannter Fotograf Detail der Straßenbrücke Czernowitz Silbergelatineabzug, 12 x 16,5 cm

Fotos: Österreichische Nationalbibliothek

Vorankündigung Tirol:

In freier Natur - VonCézanne bis Picasso.

Natur/Mensch im Spannungsfeldder europäischen Moderne

4. Juni bis 28. September 2003Täglich 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr

Anläßlich der Wiedereröffnung des er-weiterten und generalsanierten Hauses

in der Museumsstraße ist die erste große Son-derausstellung dem Thema „In freier Natur –Von Cézanne bis Picasso – Natur/Mensch imSpannungsfeld der europäischen Moderne“gewidmet. Etwa sechzig exemplarische Ge-mälde und Graphiken aus internationalenMuseen, Galerien und Privatsammlungen ver-mitteln die Verschränkung von Mensch/Na-tur/Landschaft als eines der prägendstenThemen der Kunstgeschichte.

Veranschaulichte die Landschaftsmalereibis um 1800 den kosmischen Zusammen-hang zwischen Mensch und Natur, so erlebtdas Verhältnis zur Natur im 19. Jahrhunderteinen deutlichen Bruch:

Das Bild von der Welt – und im gleichenMaße das des Menschen – verliert an Selbst-gewißheit und Eindeutigkeit, ebenso schwin-det das Vertrauen in die sinnliche Wahrneh-mung.

„Wir verstehen uns nicht mehr als Gegen-über der Natur, wir sind selbst Teil der Aus-einandersetzung zwischen Mensch und Na-tur“ sagt Paul Klee. Am Ende der humanisti-schen Tradition, welche die Landschaftsma-lerei bis dahin getragen hat, stehen als Sym-bolfiguren Vincent van Gogh, Paul Cézanneoder Claude Monet. Sie markieren den Be-ginn einer radikalen Änderung, die letztend-lich in die Kunst des Expressionismus,Kubismus, Dadaismus und Futurismus mün-dete.

Ausgehend von den „Vätern der Moderne“(Werner Hofmann) geht die Ausstellungdem Verhältnis von Mensch/Natur/Land-schaft im Spannungsfeld der europäischenModerne von ca. 1880 bis 1930 nach. Paral-lel dazu werden in den Schausammlungender „Modernen Galerie“ die Bezüge der öster-reichischen Kunst zu jenen der europäischenKlassischen Moderne vorgestellt.

Tiroler LandesmuseumFerdinandeum, Museumstraße 15A-6020 InnsbruckTelefon: ++43 / (0)512 / 59 4 89-93Telefax: ++43 / (0)512 / 59 4 89-88http://www.tiroler-landesmuseum.at/

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Zwanzig internationale KünstlerInnen prä-sentieren Fotoarbeiten, in denen sich der

urbane Raum über das von außen eingeführ-te Verfahren des Sightseeings in sich selbst,aber auch im virtuellen Raum sowie im Raumder Printmedien abbilden soll. Die künstleri-sche Fotografie wird an einem neuen essen-tiellen Bildtext jenseits illusionistischer Ober-flächen schreiben.

Der urbane Raum dient in einem immerweiter anwachsenden Ausmaß als Projek-tionsfläche für angewandte Fotografie. Sieverschreibt sich der Bewerbung von Produk-ten aller Art, wobei die einzelnen Bilddateienin Summe, neben den zeichen- und objekt-haften Logos, die zahlreichen Orte als illusio-nistisch konfigurierte ästhetische Oberflächenausbilden.

Unter dem Thema SIGHT.SEEING sollnun eine intensive schichtweise Erkundungdes nicht nur als Bildträger in Erscheinungtretenden städtischen Ambientes mit künst-lerischen fotografischen Mitteln erfolgen undzur Herstellung vergrößerter „Ansichtskar-ten“ eines Stadtkörpers – in diesen durch diePräsentation integriert – führen. Unter die-sen Gesichtspunkten fokussiert die Foto-Triennale zwei wesentliche, zeitrelevante The-men. Auf einer ersten Ebene die Beobach-tung eines komplexen Organismus, der sichaus architektonischen, sozio-(multi)kulturel-len, sozialen und ästhetischen Bauteilen zu-sammensetzt, die untereinander als mehr oder

weniger funktionierende Gelenke verbundensind: der urbane Raum soll sich über das„von außen“ eingeführte Verfahren des Sight-seeings in sich selbst, aber auch im Print-Medien- sowie im virtuellen Raum abbilden.

Als ebenso wesentliches Element ist aufder zweiten, in die erste unmittelbar integrier-ten Ebene das Dispositiv fotografischer Bil-der als künstlerische „Bilderschrift im Raum“angesprochen. Seit der Erfindung der Foto-grafie steht das Motiv vor dem Objektiv desApparates als mediale Grundkonstante imMittelpunkt unterschiedlicher Theorien überdie Bedingungen des fotografischen Produkts(etwa im Unterschied zur Malerei). Diesespezifischen „indexikalischen Voraussetzun-gen“ – die Bindung an einen Referenten, also

ein Motiv – und andere spezifische Charakte-ristika des künstlerischen Gestaltungs- wiedes alltäglichen Abbildungsmediums bildenheute das Zentrum eines engagiertenDiskurses. In der Kunst führt gegenwärtigsowohl im statisch fotografischen als auchim bewegten Video-Bild in erster Linie einverstärktes Engagement für die Vielschichtig-keit der Lebensräume und ihrer wirtschaft-lichen und politischen Bedingungen wiederzum Einsatz unterschiedlich erweiteter Me-thoden der Recherche, die damit die Bild-inszenierungen immer deutlicher in denHintergrund drängen.

Eine weitere, vor der übermächtigen Bil-derflut ernst zu nehmende Praxis „verweigert“das klassische Motiv: nahezu monochromeBildflächen, die Abfolge gegenstandsloser,beliebig reproduzierbarer Ordnungssystemeoder technischer „Form- und Farbproben“,die Anordnung von abstrakt konfigurierten,für das fotografische Abbild konzipierter„Raumteiler“ konterkarieren den scheinbargrundlegend nachweisbaren Index der Foto-grafie (auf ein Motiv und die damit verbun-dene Zeiteinheit des Augenblicks fixiert zusein).

Das Konzept der 4. Österreichischen Trien-nale zur Fotografie verfolgt jene Möglich-keiten des zeitgenössischen Foto-Bildes, diein der Lage sind, den Fokus auf die kompri-mierte Bilddatei einer anderen als der moti-visch fixierten Ansichtskarte zu richten.Globale und lokale, zentrale und peripherePhänomene, die den Stadtraum als komple-xes Gefüge auszeichnen, stehen in markier-ter Form im Mittelpunkt der Auseinander-setzung und deren ästhetischer „Fassung“. http://fototriennale.mur.at

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Kultur

Im Rahmen seines Schwerpunktes, qualita-tiv hochstehende künstlerische Initiativen

im Donauraum und dem östlichen Mitteleuro-pa zu fördern, kooperiert das Außenministe-rium im Bereich der Auslandskultur über die,,Plattform Kultur-Mitteleuropa“ seit demJahr 2002 verstärkt mit der InternationalenSommerakademie Prag-Wien-Budapest.

Die Plattform Kultur-Mitteleuropa, als ge-meinsame Initiative Tschechiens, der Slowa-kei, Ungarns, Polens, Sloweniens und Öster-reichs zur engeren Zusammenarbeit im Be-reich der Auslandskultur gegründet, fungiertdabei als Trägerorganisation zur gemeinsa-men Planung und Unterstützung von Projek-

ten in allen künstlerischen und wissenschaft-lichen Bereichen. Bei Wahrung der kulturell-len Vielfalt der einzelnen Länder soll durchdie Suche nach grenzüberschreitenden, histo-rischen und gegenwärtigen Zusammenhängendas große Kreativitätspotential des RaumesMitteleuropa gestärkt werden.

Die Universität für Musik und darstellen-de Kunst mit Ihrer ,,Internationalen Som-merakademie Prag-Wien-Budapest“ fördertseit dem Jahr 1991 gemeinsam mit Musik-universitäten der Länder Mittel- und Südost-europas den musikalischen Spitzennach-wuchs und leistet damit einen wertvollenBeitrag zur Schaffung eines neuen Be-

wußtseins des gemeinsamen kulturellenErbes.

Der hohe Stellenwert der Veranstaltung unddie Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaftund Kunst wird durch die im Ehrenkomiteevertretenen Persönlichkeiten unterstrichen,dem der Minister für Nationales Kulturerbeder Republik Ungarn, Gábor Görgey, derMinister für Bildung der Republik UngarnDr. Bálint Magyar, die Bundesministerin fürauswärtige Angelegenheiten der RepublikÖsterreich Dr. Benita Ferrero-Waldner, derOberbürgermeister der Stadt Budapest Dr. Gá-bor Demszky, der Landeshauptmann von Nie-derösterreich Dr. Erwin Pröll und der General-sekretär der Wirtschaftskammer ÖsterreichMag. Christian Domany angehören.Internet: http://www.bmaa.gv.at

SIGHT.SEEING4. Österreichische Triennale zur FotografieGraz_Austria 10_01 - 28_02_2003

Kristina Leko Sightseeing als ein von außen nach innenerweitertes Motiv in Form eines Perspekti-venwechsels. Foto: SIGH.SEEING

»Musikerlebnis Mitteleuropa«

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Die Zillertal Arena, das weitläufigste Ski-gebiet im Tiroler Zillertal, präsentiert

sich im Winter als Spaß- undGaudi-Arena. Denn auf den115 Pistenkilometern stehtvor allem die gute Laune imVordergrund. Dazu beitragenwerden wiederum zahlreicheVeranstaltungen, wie das mitt-lerweile bereits zum Kult-Event gewordene „Stroh Ju-chee“, das verrückte Horn-schlittenrennen. Hinzu kom-men Qualitätsverbesserun-gen im Skigebiet, die eben-falls den Fun-Faktor erhö-hen.

Als Skigebiet der Extra-klasse genießt die ZillertalArena nach nur drei Winternbereits europaweit einen her-vorragenden Ruf. Das zu dengrößten Skigebieten Europaszählende Areal, das durchden Zusammenschluß derdrei bekannten SkistationenZell im Zillertal, Gerlos undKönigsleiten entstanden ist,hat es stets verstanden, Ski-fahrern und Snowboardernjede Menge Spaß zu bieten.Dafür sorgt nicht zuletzt derArenafant, das überdimen-sionale Maskottchen deswohl fröhlichsten Skigebie-tes in Österreich. Der lustigeElefant ist überall anzutreff-fen, mal als kleines Stofftier und mal alsmannsgroße Gestalt, die mit den KindernSki fährt und als Fotomotiv heiß begehrt ist.

Zu den Veränderungen im Skigebiet, dasüber 44 Bahnen und Lifte, 30 Hütten undSchneebars, Skischulen, Zwergerlreiche undjede Menge Snowboard-Fun verfügt, zähltdie neue Piste Krumbach XXL. Die beliebte

Abfahrt im Gebiet von Gerlos wurde ver-breitert und kann somit mehr Sportler auf-

nehmen. Zu den Neuheiten der Arena gehörtein neu komponierter Arena-Song. Nachdemein erstes Arenalied im letzten Winter bereitszum Hit wurde, geht nun der zweite Song insRennen. Ihn kann man ebenso erwerben wieden alkoholfreien „Arenadrink“, der müdeSportler wieder munter macht. Großer Be-liebtheit erfreut sich auch das Arena m@il,

das man direkt von der Piste nach Hause,inklusive Live-Bild, verschicken kann.

Um ein Jahr verschobenwurden die schon im letztenWinter angekündigten Aus-baupläne – der Zusammen-schluß mit dem SkigebietHochkrimml/Gerlosplatte –der Zillertal Arena. Nach An-sicht des Umweltanwaltes be-drohe das mit einem Investi-tionsaufwand von rund neunMio. Euro geplante Projektdas Landschaftsschutzgebiet.

Nun hofft man, daß diesesgrenzüberschreitende Projektim Winter 2003/2004 reali-siert werden kann und dieZillertal Arena um 40 Pisten-kilometer vergrößern wird.

Die drei Arena-Orte Zell,Gerlos und Königsleiten bie-ten rund um den Pistenspaßein stimmiges Winter-Wohl-fühl-Angebot. Von der gemüt-lichen Pension bis zum Fünf-Sterne-Hotel reicht das Spek-trum. Langlaufloipen, zweibeleuchtete Naturrodelbah-nen, zwei Eislaufplätze, Ten-nis und Squashhallen und vie-les mehr ergeben eine rundumgelungene Mischung aus Son-ne, Schnee und Spaß. Beizahlreichen Veranstaltungenbeweisen die Arenamacher,daß der Gast in der Arena

immer Vorfahrt hat.

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ÖJ Reisetip

In der Zillertal Arena hatder Spaß immer Vorfahrt Das fröhlichste und weitläufigste Skigebiet Österreichs setzt aufKomfortverbesserung und gute Laune

Zillertal ArenaPostfach 11A-6280 Zell am ZillerTelefon: ++43 / (0)5282 / 7165Telefon: ++43 / (0)5282 / 7165-235E-Mail: [email protected]://www.zillertalarena.com

Impressum: Eigentümer und Verleger: Österreich Journal Verlag; Postanschrift: A-1090 Wien, Harmoniegasse 1; ISSN 1605-1130 Für den Inhalt verantwortlicher Her-ausgeber und Chefredakteur: Michael Mössmer; jede Art der Veröffentlichung bei Quellenangabe ausdrücklich erlaubt, um Übersendung eines Belegexemplars wird gebeten!

Das zu den größten Skigebieten Europas zählende Areal genießt nachnur drei Wintern bereits europaweit einen hervorragenden Ruf.

Fotos: Zillertal Arena