Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf ·...

104
ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHE ARBEITSMARKTKONFERENZ 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely ARBEITSMARKT- UND BILDUNGSPOLITISCHE ANSäTZE ZUR BEKäMPFUNG VON JUGENDARBEITSLOSIGKEIT

Transcript of Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf ·...

Page 1: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz

22.-24. Mai 2013Stadtschlaining; Szombathely

arBeitsMarKt- und Bildungspolitische ansätze zur BeKäMpfung von

JugendarBeitslosigKeit

Page 2: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely
Page 3: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz

22.-24. Mai 2013Stadtschlaining; Szombathely

arBeitsMarKt- und Bildungspolitische ansätze zur BeKäMpfung von

JugendarBeitslosigKeit

SchirmherrschaftMihály Varga

Minister für Nationale WirtschaftUngarn

Rudolf HundstorferBundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Republik Österreich

VeranstalterL&R Sozialforschung, Wien

Verein zur Verbreitung Wissenschaftlicher Kenntnisse des Komitates VasArbeitsamt des Regierungsamtes des Komitates Vas

FördergeberEuropäischer Fonds für regionale Entwicklung, Europäische UnionBundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz,

Republik ÖsterreichNationale Entwicklungsagentur, Ungarn

Stadt Szombathely mit Komitatsrecht

Page 4: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

RedaktionTrender-Com Bt.

Übersetzung und LektorarbeitenL&R SozialforschungPIROSPONT 2000 Kft.

(dr. Gyöngyi Mátyás, József Szatmári)

ISBN 978-615-5288-03-6

Herausgeber Direktor Zoltán Péter Simon

Verein zur Verbreitung Wissenschaftlicher Kenntnisse des Komitates VasSzombathely

Gestaltung und DruckvorbereitungYellow Design GmbH

DruckYeloprint GmbH

Page 5: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

ABLAUF DER KONFERENZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

BEGRÜSSUNGSANSPRACHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Walter Reiter, L&R Sozialforschung, Wien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Roland Hanak, Leiter der Stabsstelle VI/A/ST, Bilaterale arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Sándor Czomba, Staatssekretär für Beschäftigungspolitik,Ministerium für Nationale Wirtschaft, Ungarn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Doris Prohaska, Landtagsabgeordnete des Burgenländischen Landtages. . . . 22Bertalan Harangozó, Regierungsbeauftragter, Regierungsamtdes Komitates Vas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Helene Sengstbratl, Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Burgenland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Tamás Rodler, Direktor, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas . . . . 28Videobotschaft von EU-Sozialkommissar László Andor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Marc Fähndrich, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung und Europäisches Semester, EU-Kommission, Vertretung in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . 31Ferenc Kovács, Präsident der Vollversammlung des Komitates Vas. . . . . . . . . . . . . . . 32Mária Takátsné Tenki, Stadträtin der Stadt Szombathely mit Komitatsrecht. . . . . 34Roland Hanak, Leiter der Stabsstelle VI/A/ST, Bilaterale arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Page 6: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

István Fodor, Schulbezirk Szombathely des Zentralen Schulverwaltungsinstitutes Kunó Klebelsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Sandra Steiner, Landesschulratsdirektorin, Landesschulrat für Burgenland . . 37

FACHREFERATE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Helene Sengstbratl, Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Burgenland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Tamás Rodler, Direktor, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas . . . . 44Marc Fähndrich, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung und Europäisches Semester, EU-Kommission, Vertretung in Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . 47Hannes Edlinger, Leiter der Abt. VI/A/4, Bundesministerium für Arbeit,Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58Judit Adler, Wissenschaftlerin, GKI Wirtschaftsforschung AG, Budapest . . . . . . . . 61Roland Löffler, Österreichisches Institut fürBerufsbildungsforschung (ÖIBF), Wien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65Noémi Danajka, Hauptabteilungsleiterin Beschäftigungsprogramme, Ministerium für Nationale Wirtschaft, Ungarn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

EXPERTINNEN IM GESPRÄCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77Jürgen Grandits, BFI BurgenlandIstván Fodor, Schulbezirk Szombathely des Zentralen Schulverwaltungsinstitutes Kunó KlebelsbergMarkus Martincevic, Jugend am Werk Berufsausbildung für Jugendliche GmbHAntal Pócza, Geschäftsführer, UNIRIV GmbHRoland Dancsecs, Projektmanager, Pannon Novum Nonprofit GmbH

ZUSAMMENFASSUNG UND ABSCHLUSS DER KONFERENZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Tamás Rodler, Direktor, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas Walter Reiter, L&R Sozialforschung, Wien

TEILNEHMER/INNENLISTE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Page 7: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

7

VORWORT

WERTE LESERINNEN UND LESER!

Dies ist der Konferenzband der 19. Österreichisch-Ungarischen Arbeitsmarktkonfe-renz. Die Arbeitsmarktkonferenzen haben einen Beitrag zur Weiterentwicklung des ungarischen nationalen Beschäftigungsdienstes und dessen Instrumenten sowie Verfahren geleistet. Sie waren dabei behilflich, dass die Integration des ungarischen Arbeitsmarktes in den Europäischen nach unserem EU-Beitritt im Jahre 2004 be-schleunigt und im Rahmen der Europäischen Beschäftigungsstrategie mit neuen Instrumenten und Ressourcen bereichert werden konnte. Für Ungarn sind die ös-terreichisch-ungarischen arbeitsmarktbezogenen und institutionellen Beziehungen von besonderer Bedeutung.Die Österreichisch-Ungarische Arbeitsmarktkonferenz 2013 ging auf das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, von dem ganz Europa betroffen ist, ein. Eines der Schwer-punktthemen der Konferenz war die Dynamik der Jugendarbeitslosigkeit im öster-reichisch-ungarischen Grenzraum, mit besonderem Fokus auf die diesbezüglichen Auswirkungen der Arbeitsmarktöffnung. Das zweite Schwerpunktthema bildeten die auf die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit abzielenden arbeitsmarkt- und bildungspolitischen Initiativen. Im Vordergrund standen dabei Best Practice Beispiele aus Österreich, Ungarn und anderen EU-Mitgliedstaaten. Es wurde aber auch die ge-samteuropäische Initiative „Beschäftigungsgarantie für Jugendliche” vorgestellt. Die beschäftigungspolitische Bedeutung des Themas wurde durch die Diskussion zur ungarischen und österreichischen Praxis der dualen Ausbildung belegt.In den beiden Staaten bestehenden gravierende Unterschiede im Hinblick auf das Problem der Jugendarbeitslosigkeit, was sich auch in den Maßnahmen widerspie-gelt, da der Hauptakzent der arbeitsmarktbezogenen Initiativen von abweichenden Ansätzen zeugt.

Page 8: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

8

Die österreichischen Beispiele einer von der Wirtschaft gesteuerten, praxisorien-tierten Berufsausbildung stellen eine ausgereifte Praxis dar. In Ungarn wird die duale Ausbildung gerade implementiert, d.h. die Beispiele sind gewissermaßen Vorläufer. Die KonferenzteilnehmerInnen haben hierzu Stellung genommen. Sie sind auf das Thema und auf die bisherigen Initiativen eingegangen, da ja die Frage der Jugendbe-schäftigung nicht nur in Anbetracht der demographischen Herausforderungen eine zukünftige Herausforderung darstellt, sondern eine Praxis ist, die den Alltag bestimmt. Die Beschäftigung wird durch staatliche und EU-Mittel gefördert, die zwar nicht aus-reichend zu sein scheinen, aber zugänglich und sind und verwendet werden. Wir hoffen, dass die Leserinnen und Leser den Konferenzband interessant und nütz-lich finden werden. Es geht aus dem Band hervor, dass es sich um ein bedeutendes Problem handelt. Die dargelegten Themen können EntscheidungsträgerInnenn Hilfe zu einer schellen und fundierten Arbeit leisten.Wir möchten uns an dieser Stelle auch bei allen unseren Förderern bedanken, dass sie die Veranstaltung der Konferenz ermöglichten und bei allen Mitwirkenden für die Umsetzung

Szombathely, Oktober 2013Tamás Rodler

Page 9: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

9

ABLAUF DER KONFERENZ

PROGRAMM MITTWOCH, 22. MAI 2013

12:00–13:00 Registrierung in Szombathely, Hotel Claudius 13:00 Uhr Abfahrt in Szombathely mit dem Autobus nach Stadtschlaining und/oder

13:00–14:00 Registrierung in der Burg Schlaining

14:00–15:30 Begrüßung und Eröffnung der Konferenz Moderation: Walter Reiter, L&R Sozialforschung, Wien Roland Hanak, Leiter der Stabsstelle VI/A/ST, Bilaterale arbeitsmarkt-

politische Zusammenarbeit, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich

Sándor Czomba, Staatssekretär für Beschäftigungspolitik, Ministeri-um für Nationale Wirtschaft, Ungarn

Doris Prohaska, Landtagsabgeordnete des Burgenländischen Landtages Bertalan Harangozó, Regierungsbeauftragter, Regierungsamt des

Komitates Vas Helene Sengstbratl, Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktser-

vice Burgenland Tamás Rodler, Direktor, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas 15:30–16:00 Kaffeepause 16:00–17:00 Jugendarbeitslosigkeit im österreich-ungarischen Grenzraum

Page 10: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

10

zwei Jahre nach der Öffnung des Arbeitsmarktes Eures T-Pannonia PR-Film: „Ein Blickwinkel für mehr Weitblick“ Helene Sengstbratl, AMS Burgenland Tamás Rodler, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas Anschließend Fragen und Statements 17:00 Abfahrt nach Szombathely 18:30 Abendessen im Hotel Claudius20:00 Abendprogramm: Abfahrt mit dem Autobus zur Besichtigung des

Gothard Observatoriums und des Multidisziplinären Forschungs-zentrums für Astrophysik der ELTE Universität in Szombathely

PROGRAMM DONNERSTAG, 23. MAI 2013

08:00–09:00 Registrierung in Hotel Claudius 09:00–09:30 Begrüßung der KonferenzteilnehmerInnen Moderation: Tamás Rodler, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas Videobotschaft von EU-Sozialkommissar László Andor Marc Fähndrich, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung und

Europäisches Semester, EU-Kommission, Vertretung in Österreich Ferenc Kovács, Präsident der Vollversammlung des Komitates Vas Mária Takátsné Tenki, Stadträtin der Stadt Szombathely mit Komitatsrecht Roland Hanak, Leiter der Stabsstelle VI/A/ST, Bilaterale arbeitsmarkt-

politische Zusammenarbeit, Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich

István Fodor, Schulbezirk Szombathely des Zentralen Schulverwal-tungsinstitutes Kunó Klebelsberg

Sandra Steiner, Landesschulratsdirektorin, Landesschulrat für Burgenland

09:30–10:20 Die europaweite Jugendgarantie für Beschäftigung und Ausbildung Marc Fähndrich, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung und

Europäisches Semester, EU-Kommission, Vertretung in Österreich Anschließend Fragen und Statements

Page 11: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

11

10:20–10:50 Kaffeepause 10:50–11:25 Jugendarbeitslosigkeit – Probleme und Trends: Aktuelles aus Österreich Hannes Edlinger, Leiter der Abt. VI/A/4, Bundesministerium für Arbeit,

Soziales und Konsumentenschutz, Republik Österreich Anschließend Fragen und Statements

11:25–12:00 Situation der Jugendlichen auf dem ungarischen Arbeitsmarkt Judit Adler, Wissenschaftlerin, GKI Wirtschaftsforschung AG, Budapest Anschließend Fragen und Statements 12:00–13:30 Mittagessen im Hotel Claudius

Moderation: Zsolt Németh, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas 13:30–14:10 Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation der Ju-

gendlichen im Burgenland (Burgenländische Ausbildungsgarantie) Roland Löffler, Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung

(ÖIBF), Wien Anschließend Fragen und Statements

14:10–14:50 Lösungsansätze zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation der Jugendlichen in Ungarn

Noémi Danajka, Hauptabteilungsleiterin Beschäftigungsprogramme, Ministerium für Nationale Wirtschaft, Ungarn

Anschließend Fragen und Statements 14:50–15:20 Kaffeepause

15:20–16:50 ExpertInnen im Gespräch: Jugendliche in Berufsausbildung - Bei-spiele aus Österreich und Ungarn

Moderation: Zsolt Németh, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas Jürgen Grandits, BFI Burgenland, AT István Fodor, Schulbezirk Szombathely des Zentralen Schulverwal-

tungsinstitutes Kunó Klebelsberg, HU Markus Martincevic, Jugend am Werk Berufsausbildung für Jugendli-

che GmbH., AT Antal Pócza, Geschäftsführer, UNIRIV GmbH., HU

Page 12: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

12

Roland Dancsecs, Projektmanager, Pannon Novum Nonprofit GmbH., HU 16:50–17:00 Zusammenfassung und Abschluss der Konferenz Tamás Rodler, Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas Walter Reiter, L&R Sozialforschung, Wien 19:00 Feierlicher Empfang mit Abendessen im Hotel Claudius

PROGRAMM FREITAG, 24. MAI 2013

08:30–13:00 Fakultatives Programm: Fachexkursionen

Exkursion für ungarische KonferenzteilnehmerInnen nach Österreich: Besichtigung des JAW Lehrbetriebes mit den Schwerpunkten in

den Berufsfeldern Metall und Elektro und des BFI Metallausbil-dungszentrums im Großpetersdorf

Herbert Preinsperger, Leiter des JAW Lehrbetriebes Großpetersdorf

Präsentation über die Vergangenheit und Gegenwart des JAW Lehrbe-triebes Großpetersdorf und Führung durch die Lehrwerkstätten

Adresse: Fabriksgasse 3, 7503 Großpetersdorf

Christian Pelzmann, Leiter des BFI Metallausbildungszentrums Präsentation und Führung Adresse: Fabriksgasse 3a, 7503 Großpetersdorf

Exkursion für österreichische KonferenzteilnehmerInnen in Ungarn: Besichtigung der LuK Savaria Kupplungherstellung GmbH und

BPW Hun gá ria GmbHs (Großbetriebe der Automobilindustrie) in Szombat hely

Attila Gáspár, Geschäftsführer von LuK Savaria Kupplungherstellung GmbH Norbert Nagy, Gruppenleiter von LuK Savaria Kupplungherstellung GmbH Csaba Hergovics, Leiter der Lehrwerkstätten von LuK Savaria Kupp-

lungherstellung GmbH Vorstellung des Betriebes

Page 13: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

13

Präsentation über die duale Ausbildung im Betrieb und Führung durch die Lehrwerkstätten

Adresse: Zanati Straße 31., 9700 Szombathely

Tibor Novák, HR Manager, BPW-Hungária GmbH Gábor Németh, Leiter des Bildungszentrums des Betriebes, BPW

Hungária GmbH Präsentation des Berufsausbildungsprogrammes und Führung durch

die Lehrwerkstätten Adresse: Körmendi Straße 98., 9700 Szombathely

13:00 Mittagessen im Hotel Claudius

Page 14: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely
Page 15: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

15

BEGRÜSSUNGSANSPRACHEN

WALTER REITER

Ich begrüße sie ganz herzlich bei der diesjährigen Österreichisch-Ungarischen Ar-beitsmarktkonferenz zum Thema „Arbeitsmarkt- und bildungspolitische Ansätze zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit“.Bedenkt man die Tatsache, dass wir uns nun bereits zum 19. Mal treffen, um aktuelle arbeitsmarktpolitische Themen zu diskutieren, könnte die Frage auftauchen: Was gibt es hier so lange zu diskutieren?“. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass sich die Rahmenbedingungen kontinuierlich verändern und eine der zentralen Veränderungen der letzten Jahre war die Öffnung der Arbeitsmärkte. Die Auswir-kungen sind derzeit noch nicht klar abzulesen, aber es war ein weiterer Schritt zum Zusammenwachsen Europas, auch was die Arbeitsmärkte anbelangt. Die Aufgabe der Arbeitsmarktpolitik in den Grenzregionen wird auch in Zukunft sein, Schwierigkeiten und Hindernisse für eine gemeinsame Entwicklung zu erkennen, zu benennen und in weiterer Folge versuchen, diese gemeinsam abzubauen.In diesem Sinne soll auch das diesjährige Thema „Jugendarbeitslosigkeit“ diskutiert wer-den. Dieses Thema hat in beiden Ländern Brisanz, wenn auch in Österreich das Problem statistisch gesehen geringer ist. Wir haben im Vergleich zur Europäischen Union immer noch eine sehr niedrige Jugendarbeitslosigkeit, wie generell eine niedrige Arbeitslosig-keit. Aber es gibt auch das Wort Problemgruppen oder anders gesagt benachteiligte Gruppen, die es immer schwerer haben am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und die immer mehr von einer langzeitigen Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt bedroht sind. Das ist nicht nur ein arbeitsmarktpolitisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem.Auch auf ungarischer Seite ist meines Wissens das Thema Jugendarbeitslosigkeit und die Frage der Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt eine ganz wichtige Aufgabe der Arbeitsmarktservices und der Arbeitsmarktpolitik.

Page 16: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

16

Es ist uns also gelungen, auch bei der 19. Konferenz ein höchst aktuelles gemein-sames Thema zu finden und ich denke, dies wird auch in Zukunft so sein. Wir treffen uns hier immer wieder, um aktuelle Entwicklungen, innovative Modelle aus dem anderen Land kennenzulernen und sich auszutauschen und auch auf europäischer Ebene Modelle zu diskutieren, die für unsere Arbeitsmarktpolitiken interessant sind.Die Veranstalter der Konferenz sind der Verein zur Verbreitung wissenschaftlicher

Erkenntnisse TIT, das Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas und L&R So-zialforschung. Gefördert wird die Konferenz aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) im Rahmen des ETZ, des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, der Nationalen Entwicklungsagentur in Ungarn und der Stadt Szombathely.Ich möchte nun kurz unsere EröffnungsrednerInnen vorstellen: Ich bedanke mich bei Herrn Mag. Roland Hanak, der Bundesminister Hundstorfer vertritt, der leider kurzfristig absagen musste. Roland Hanak ist Leiter der Stabsstelle für bilaterale ar-beitsmarktpolitische Zusammenarbeit. Ich möchte mich auch bei Herrn Dr. Czomba Sándor für sein Kommen bedanken. Er ist Staatssekretär für Beschäftigungspolitik im Ministerium für nationale Wirtschaft in Ungarn. Frau Doris Prohaska ist Landtagsab-geordnete des burgenländischen Landtages. Herr Harangozó Bertalan, Regierungs-

Eröffnung des ersten Konferenztages: Walter Reiter, Rodler Tamás, Helene Sengstbratl, Harangozó Bertalan, Doris Prohaska, Czomba Sándor, Roland Hanak (v.l.n.r.)

Page 17: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

17

beauftragter des Regierungsamtes des Komitates Vas, begleitet die EXPAK AT.HU schon seit Jahren. Weiters begrüße ich am Podium Mag.a Helene Sengstbratl, die Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice Burgenland und Rodler Tamas, Di-rektor des Arbeitsamtes des Regierungsamtes im Komitat Vas.

ROLAND HANAK

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN

Ich darf zuerst Herrn Bundesminister Hundstorfer entschuldigen, der einen wich-tigen Termin zu Fragen der Arbeitsmigration im Parlament wahrnehmen muss. Mei-ne Zuständigkeit im Bundesministerium für Arbeit, Sozial und Konsumentenschutz in Wien ist die bilaterale Zusammenarbeit mit Ungarn und anderen Nachbarstaaten. Ich freue mich, dass wir hier in der Burg Schlaining sind, die ja nicht als Kriegs- oder Verteidigungsburg bekannt ist, sondern als Friedensburg, als Burg, in der Friedens-forschung stattfindet. Ich finde das ist ein gutes Symbol für unsere jahrelange Zu-sammenarbeit, unser gutes Einvernehmen und unsere Verbundenheit hier in Mittel-europa, insbesondere zwischen Ungarn und Österreich. Wie bereits angesprochen wurde, findet diese Konferenz zum 19. Mal statt, bald eine jahrzehntelange Tradition. Seit mehreren Jahren finden diese Konferenzen im Rahmen der Österreichisch-Unga-rischen ExpertInnenakademie „EXPAK AT.HU“; dem Forum für arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit, statt. Was tut diese ExpertInnenakademie, außer diese Konferenz zu organisieren? Es gibt eine Vielzahl an Seminaren, Konferenzen, Workshops. Wir arbeiten auch mit dem Chancengleichheitszentrum der Roma Minderheitenselbst-verwaltung in Nagykanizsa zusammen und es werden zahlreiche andere Aktivitäten der sogenannten kleinregionalen Vernetzung und überhaupt der Vernetzung hier im Grenzraum umgesetzt.Ich hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr zur 20. Konferenz wieder sehen und diese wird dann noch im Programm der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit (ETZ) durchgeführt. Danach läuft die Förderperiode 2007 bis 2013 aus und ich möchte Sie daran erinnern, dass es dann andere gemeinsame Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen gilt. Ich möchte Sie dazu einladen, im Rahmen der Donauraumstrategie bzw. des neuen Donauraumprogramms DANUBE, das 2014 starten soll, ein Projekt einzureichen, vielleicht ein multilaterales, in dem wir weiter Arbeitsmarktpolitik über verschiedene Grenzen hinweg austauschen können. In diesem Programm spielt ja Ungarn eine besondere Rolle. In Budapest befindet sich derzeit die Verwaltungs-

Page 18: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

18

behörde für das South-East-Europe-Programm und diese bildet gemeinsam mit anderen Staaten die Task Force, die an der Entwicklung des neuen Donauraumpro-gramms DANUBE arbeitet, das aus dem jetzigen South-East-Programm hervorgehen soll. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um gemeinsam an den Eckpunkten für die neue Programmierung und möglichen Projekten zu arbeiten.Lassen Sie mich nun auf das wichtige Thema der heutigen Veranstaltung einge-hen: Jugendarbeitslosigkeit. Sogar die UNO hat kürzlich deklariert, dass die Ent-wicklung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa problematisch ist. Die Europäische Union hat die Jugendinitiative auf österreichischen Vorschlag hin angenommen

und begonnen. Frankreich hat sich letzte Woche von Herrn Bundesminister Hunds torfer gemeinsam mit anderen Staaten beraten lassen und unser Herr Bun-desminister hat in Paris über die österreichischen Erfolge auf diesem Gebiet be-richten können. Ich denke, dass das Problem in seiner Ernsthaftigkeit inzwischen hinreichend bekannt ist. Ich denke es ist wichtig, dass jetzt gehandelt wird, ins-besondere auch in Südeuropa, wo das Problem eklatant ist. Wir werden auf die-ser Konferenz zahlreiche Beiträge zur Problemanalyse und zu Maßnahmen- und Handlungsvorschlägen hören. Ich wünsche Ihnen eine interessante und konstruk-tive Konferenz. Köszönöm szépen!

Roland Hanak, Leiter der Stabsstelle VI/A/ST, Bilaterale arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit, Bundes-ministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, begrüßt die Konferenzteilnehmer

Page 19: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

19

SÁNDOR CZOMBA

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich begrüße Sie recht herzlich und danke für die Einladung, der ich gerne gefolgt bin. Der Standort für die heutige Konferenz ist äußerst beeindruckend.Auf der Tagesordnung der Konferenz ist ein sehr wichtiges Thema. Ich war letzte Woche in Krakau, wo ein Treffen der Arbeitsminister der V4 (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) stattgefunden hat. Es wurden zwei wichtige Themen angesprochen: Einerseits ging es um Fragen der arbeitsrechtlichen Regelungen, also über die an das Arbeitsge-setzbuch anknüpfenden Erfahrungen und Vorhaben, andererseits um die an Jugend-beschäftigung anknüpfenden Probleme. Das war kein Zufall, da dies praktisch in ganz Europa eine der schwierigsten Herausforderungen darstellt. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in acht Mitgliedstaaten über 30% und die ungarische Kennzahl lag im Vorjahr bei 28,2%, d.h. die Lage ist äußerst ungünstig. Diesbezüglich betrachte ich Österreich mit einem gewissen Neid und mit Bewunderung, da die Raten wesentlich niedriger liegen und auch im europäischen Vergleich Österreich zu den Besten zählt. Unter anderem sind Foren und Anlässe wie die heutige Konferenz dazu geeignet die Möglichkeiten von einander zu lernen und aus den wechselseitigen Erfahrungen zu schöpfen.Ein weiteres schwerwiegendes Problem stellt das Ausmaß und die regionale Vertei-lung der Arbeitslosigkeit dar. Die Arbeitslosenrate liegt derzeit bei ca. 12,2 bis 12,3%. Ungarn ist zwar kein großes Land, trotzdem bestehen gravierende Unterschiede zwischen der östlichen, der westlichen und der mittleren Region. In der Westregion weist das Komitat Komárom-Esztergom eine Arbeitslosigkeit von 4 bis 6% auf, was den österreichischen Zahlen nahe kommt, also äußerst positiv ist. In der Ostregion, z.B. entlang der ukrainischen Grenze beträgt die Arbeitslosigkeit 20 bis 22%. Die Jugendbeschäftigung liegt bei etwa 18 bis 19%, d.h. etwa 200.000 bis 220.000 Jugendliche sind in Ungarn derzeit berufstätig. Das Land hat rund 10 Millionen Ein-wohner, wovon aktuell rund 3,8 Millionen in Beschäftigung sind. Diese Zahl liegt seit 20 Jahren zwischen 3,7 und 4 Millionen, wir erzielen hier keinen Fortschritt und somit gestaltet es sich schwierig, sonstige Probleme – z.B. in den Bereichen Gesundheitswe-sen, Bildung, Pensionsleistungen – stabil und langfristig zu lösen. Bezüglich der Lage der Jugendlichen in Ungarn (Personen unter 25 Jahren) ist die Situation von Hoch-schulabsolventInnen viel besser als jene von niedrig Qualifizierten oder Personen ohne Abschluss. Dieses Bild stellt sich etwas anders dar, wenn man erhebt, ob der ausgeübte Job der Qualifikation entspricht, weil das häufig nicht der Fall ist. Trotzdem liegt die Arbeitslosenrate der HochschulabsolventInnen nur bei 4 bis 5%, was als aus-gesprochen gut bezeichnet werden kann.

Page 20: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

20

Bei Personen ohne Berufsausbildung bestehen jedoch gravierende Probleme. Wie versuchen wir dieses Problem in den Griff zu bekommen? Heute referiert eine Kol-legin von mir über die Programme, die wir in den letzten Jahren gestartet haben. Ich möchte lediglich auf einige Bereiche hinweisen, wo es sichtlich sehr gut funk-tioniert. Interessanterweise liegt das Beschäftigungsniveau der 35- bis 45-jährigen Frauen über dem EU-Durchschnitt. Die Beschäftigungsraten der Frauen unter 35 und über 45 liegen jedoch unter dem EU-Durchschnitt und es gibt schwerwiegende Pro-bleme mit den unter 25 Jährigen, den über 50 Jährigen sowie den Unqualifizierten zwischen 25 und 54 Jahren.Da es vermieden werden soll, dass in diesem Segment auch noch die bereits vorhan-denen Jobs gefährdet werden, hat die ungarische Regierung ab 1.1. dieses Jahres einen „Aktionsplan Arbeitsplatzschutz“ gestartet. Diese Maßnahme ist darauf gerich-tet ArbeitgeberInnen, die Personen aus diesen Gruppen beschäftigen, bedeutende Steuerbegünstigungen einzuräumen. Hiervon sind rund eine Million Menschen in Ungarn betroffen, die auch heute Arbeit haben. In Anbetracht der 3,8 Millionen Be-schäftigten ist diese Zahl nicht unbedeutend. In der Zielgruppe der Jugendliche be-trifft dies rund 200.000 bis 220.000 Personen.Ein weiteres wichtiges Ziel liegt in der Vermeidung von Arbeitslosigkeit. Zu diesem Zweck wurde das gesamte Bildungssystem – von der Grundstufe über die Berufsbil-dung bis hin zum Hochschulwesen – umstrukturiert. In der Berufsbildung bedeutet dies die Implementierung des dualen Bildungssystems, wo wir das österreichische und das deutsche Beispiel als maßgeblich betrachtet haben. Im Kern werden dabei die Unternehmen bereits während der Ausbildung integriert und dadurch erwerben Jugendliche nicht nur einen Abschluss, sondern sie werden dazu befähigt, so schnell wie möglich auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen.Natürlich möchten wir auch die Lage der Arbeitslosen bzw. der registrierten Stel-lensuchenden verbessern. Von September bis Dezember 2012 setzten wir daher das Programm „Garantie für den ersten Arbeitsplatz“ um, bei dem ArbeitgeberInnen, die Jugendliche unter 25 in ihrem gelernten Beruf oder unqualifizierte Jugendliche als angelernte ArbeiterInnen beschäftigen, über vier Monate hindurch eine 100 pro-zentige Lohn- und Lohnnebenkostenförderung erhielten. Was haben wir davon? Bei den Jugendlichen stellt die fehlende Arbeitserfahrung ein großes Hindernis für den Einstieg in den Arbeitsmarkt dar. Wie soll aber einer Erfahrungen sammeln, wenn er keine Chance bekommt? Daher haben wir diese Chance ermöglicht. Vier Monate sind natürlich nicht all zu lang, trotzdem kann man eine gewisse Arbeitserfahrung gewinnen. Durchschnittlich gibt es in Ungarn rund 70.000 registrierte jugendliche BerufseinsteigerInnen. Mithilfe dieses Programms haben wir voriges Jahr rund 7.300 Jugendlichen erreicht, also bei mehr als 10% der registrierten Stellensuchenden

Page 21: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

21

einen Beitrag zur Arbeitsaufnahme geleistet. Eine Eigenheit des Programms be-stand darin, dass wir von den ArbeitgeberInnen keine Weiterbeschäftigung erwar-teten und trotzdem waren Ende März noch 3.400 Personen aus diesem Programm beschäftigt. Dieses Jahr haben wir das Programm unter etwas strengeren Bedin-gungen erneut gestartet. Diesmal gibt es eine Weiterbeschäftigungsverpflichtung ohne Förderung, deren Länge die Hälfte der Förderdauer beträgt. Das diesjährige Programm ist im Februar angelaufen und bisher haben bereits 2.000 Jugendliche daran teilgenommen.Ein weiteres Erfolgsprogramm ist die Wohnförderung für Personen aus der Ostregion, die nach Mittel- oder Westungarn umziehen, um einen Arbeitsplatz zu finden. Wenn der Arbeitsplatz weiter als 100 km vom Wohnort entfernt ist, wird über 1,5 Jahre eine Unterstützung gewährt, die die Kosten der Untermiete und der Betriebskosten deckt. Es ist kein Zufall, dass fast die Hälfte der TeilnehmerInnen dieses Programmes unter 25 ist. Das Programm ist natürlich nicht nur auf sie gerichtet, sie stellen aber die mobilste Gruppe auf dem Arbeitsmarkt dar und viele nutzen diese Möglichkeit. Ich bin der Ansicht, dass das gegenseitige Kennen lernen von diesen und ähnlichen gu-ten Erfahrungen und Best Practices zur Lösung der Probleme, die nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch grenzüberschreitend auftreten, beitragen kann.Vorhin war die Rede von Migration und in Ungarn haben 2% aller Beschäftigten bzw. der Personen im Erwerbsalter einen Migrationshintergrund. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was die Öffentlichkeit glaubt. Wir haben oft den Eindruck, in den kritischen Fragen der Migrationspolitik sehr vorsichtig denken zu müssen. Wie ich zu sagen pflege: Wird die Migrationspolitik in Europa nicht ganzheitlich betrachtet, können wir vielleicht eine Schlacht gewinnen, den Krieg werden wir aber verlieren. Es geht aus der Statistik hervor, dass in äußerst vielen Industrieländern ein gravierender Ar-beitskräftemangel eintreten wird. Für uns stellen die Arbeitskräfte eine potentielle Möglichkeit dar. Wir stehen bereits heute im Wettbewerb, was Fachkräfte angeht. Ich denke, dass wir hier nicht gegen einander, sondern miteinander Fortschritte erzielen können. Ich glaube nicht so sehr daran, dass der eine Staat erfolgreich ist, während der Nachbarstaat zum Scheitern verurteilt ist. Ich denke hinsichtlich der Migration existieren – bei langfristigen und konzeptmäßigen Überlegungen - viel mehr Ge-meinsamkeiten, die Möglichkeiten und Chancen in sich tragen, als trennende Fak-toren. Die Statistik zeigt übrigens, dass die wichtigsten Zieldestinationen für Unga-rInnen – und das ist kein Zufall – Deutschland, Österreich und Großbritannien sind. Alles in allem bin ich der Meinung, dass wir ein Problem dann lösen können, wenn wir es offenlegen und gemeinsam nach der Lösung suchen. Dabei stellt es sich wo-möglich heraus, dass dies kein Problem ist, sondern eine Möglichkeit bietet, gemein-sam über die Beantwortung der Fragen nachzudenken.

Page 22: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

22

Ich möchte Ihnen für die kommenden Tage eine sehr erfolgreiche Konferenz wün-schen. Ich hoffe, dass wir wechselseitig nützliche Informationen von einander ge-winnen können. Ich hoffe, dass wir im Bereich der Beschäftigungspolitik auf beiden Seiten der Grenze erfolgreich sein werden. Eine der größten Herausforderung, der größten Aufgaben und auch der größten Möglichkeiten besteht ja darin, jenen Men-schen bei der Integration am Arbeitsmarkt zu unterstützen, die arbeiten können und wollen. Das ist die wichtigste Botschaft.Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche gute Arbeit!

DORIS PROHASKA

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich darf ihnen die besten Grüße und Wünsche unseres Herrn Landeshauptmannes Hans Niessl ausrichten, der sich entschuldigen lässt, weil er leider einen anderen Termin wahrnehmen muss.Die Arbeitslosigkeit und besonders die Jugendarbeitslosigkeit beschäftigen alle Län-der in und außerhalb Europas. Wir alle wissen, dass dies langfristig gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen mit sich bringt. Die immer wieder erfolglose Jobsuche von vielen jungen Menschen erzeugt das Gefühl von sozialer Ausgrenzung und von Nutzlosigkeit, deshalb muss eine aktive Beschäftigungspolitik für Jugendliche die höchste Priorität haben. Ohne energische Gegenmaßnahmen von Seiten der Politik und der Wirtschaft wird sich daran nichts ändern und ich bin stolz darauf, dass wir im Burgenland schon vor einigen Jahren Maßnahmen und Initiativen gesetzt haben, um dem entgegenzuwirken. Wir haben heute schon vielfach von den Gründen für die Jugendarbeitslosigkeit gehört. Einer ist natürlich die Finanz- und Wirtschaftskri-se, generell zeigt sich, dass gerade Personen mit einer schlechten Ausbildung eher von Arbeitslosigkeit betroffen. Mehr als 40% aller Arbeitslosen haben lediglich einen Pflichtschulabschluss. Daher ist es für uns besonders wichtig, bei jungen Menschen auf Qualifizierung und Ausbildung zu setzen.Im Burgenland haben wir im Sommer 2012 erstmalig die Grenze von 100.000 Be-schäftigten überschritten, das ist ein Plus von 2,2% oder 2.300 Personen. Das ist das höchste Beschäftigungswachstum aller neun Bundesländer. Allerdings ging dieses Beschäftigungsplus vollständig zu Gunsten ausländischer Arbeitskräfte. Im Vergleich zu 2011 gab es einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 6,3%. Negativ ist auch zu erwähnen, dass die Zahl der Lehrlinge stetig sinkt und 2011 sank auch

Page 23: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

23

die Zahl der Lehrbetriebe erstmalig unter einen Rekordwert von weniger als 1.000. Es gab nur 985 Betriebe, die Lehrlinge ausbildeten, gleichzeitig allerdings ist die gesamte Anzahl der Unternehmen im Burgenland wieder auf Rekordhöhe ange-stiegen. Im März 2012 lag die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich bei 8,2% und im Burgenland bei 11%. Ein Grund für diese prekäre Arbeitsmarktsituation von Ju-gendlichen liegt auch in der Öffnung des Arbeitsmarktes mit dem 1. Mai 2011, was viele Menschen aus den Nachbarstaaten auf den burgenländischen Arbeitsmarkt führte. Durch diese Dienstleistungsfreiheit ist es zu einer größeren Konkurrenz unter den ArbeitnehmerInnen und den KMUs gekommen und dadurch auch zu einem Verdrängungswettbewerb. Insbesondere geht es bei dieser Tatsache darum, dass Gesetze eingehalten werden, etwa das Lohn- und Sozialdumping Bekämpfungsge-setz, arbeitsrechtliche Bestimmungen oder sozialpartnerschaftlich vereinbarte Kol-lektivverträge. Im Burgenland wurde im Jahr 2012 das Arbeitsmarkt-Schutzschild installiert, wodurch Betriebe bestimmte Vorzüge erhalten, wenn sie inländische ArbeitnehmerInnen einstellen.Bildungspolitisch haben wir im Burgenland in den letzten Jahren besondere Schwer-punkte auf die Lehre und die Schule gelegt. Wir haben uns im Burgenland inner-halb der letzten 40 Jahre vom Land der Bildungsschande innerhalb Österreichs zu einer Vorbildregion entwickelt. Wir haben zum Beispiel die beste Kinderbetreuung der Drei- bis Fünfjährigen innerhalb Österreichs und den Gratis-Kindergarten. Wir bezahlen pro Kopf für ein Volksschulkind € 2.700, was in Österreich am höchsten ist. Wir haben uns das Ziel gesetzt, Pflichtschulen in Wohnortnähe zu erhalten. Vor allem im ländlichen Raum haben wir zum Teil Grundschulen mit 10 SchülerInnen – un-ter 10 SchülerInnen wird die Schule geschlossen. Wir haben neue Mittelschulen mit 90 SchülerInnen, das ist die unterste Grenze an SchülerInnen. Das kostet dem Land zusätzlich 70 Lehrerdienstposten, die aus dem eigenen Landesbudget zu bezahlen sind. Wir haben auch die höchste MaturantInnenquote innerhalb Österreichs (46% an MaturantInnen innerhalb eines Jahrgangs). Wir haben zu Zeiten als es in Österrei-ch Studiengebühren gab, an unseren Fachhochschulen und an der Pädagogischen Hochschule keine Studiengebühren eingeführt. Wir haben flächendeckend die neue Mittelschule eingeführt, wir haben mit 5,2% die höchste Quote von Fachhochschul-absolventInnen und eine große Vielfalt an Fachschulen.In Österreich gibt es nun eine Ausbildungsgarantie für Jugendliche bis zum 19. Lebensjahr. Das heißt jedem Jugendlichen steht bis zum 19. Lebensjahr ein Aus-bildungsplatz zur Verfügung, egal ob in der Schule, Lehre oder in einer überbe-trieblichen Ausbildungsstätte. Die überbetriebliche Lehrausbildung wird von der öffentlichen Hand finanziert und im Burgenland werden rund 500 der insgesamt 2.800 Lehrlinge in überbetrieblichen Lehrwerkstätten ausgebildet. Damit ist das die

Page 24: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

24

zweitgrößte Ausbildungsbranche im Burgenland und die Zahl ist innerhalb der letz-ten sieben Jahre von 4 auf 13 Lehrwerkstätten gestiegen.Ein anderes Projekt ist „Aktion Zukunft Jugend“, d.h. eine Ausbildungsgarantie für Ju-gendliche zwischen 19 und 24 Jahren. Für diese Zielgruppe wurden im Burgenland mehrere Ausbildungszweige angeboten und im Rahmen der Initiative „Reif für den Job“ wurde 50 BurgenländerInnen mit abgeschlossener Lehrausbildung angeboten, die Matura nachzuholen.Jugendlichen mit abgebrochener Schul- und Berufsausbildung wird im Rahmen des Projektes Joptimismus eine zweite Chance gegeben. Sie können eine 18 Monate dauernde FacharbeiterInnen-Intensivausbildung absolvieren. Ein weiterer Fortschritt ist auch, dass die Durchlässigkeit im System eine größerer geworden ist, d.h. es ist einfacher vom Beruf noch einmal auf die Schulbank zu wechseln oder umgekehrt. Wir haben das Projekt „Lehre mit Matura“ und umgekehrt auch „Matura mit Lehre“.Wir unterstützen natürlich auch sozial schwache Familien und es gibt finanzielle Un-terstützung als Lehrlingsförderung oder als Wohnkostenzuschuss. Seit dem Vorjahr gibt es auch das Top Jugendticket für SchülerInnen und Lehrlinge im Verkehrsver-bund Ostregion um 60 Euro.Wichtig ist aber auch, dass Jugendlichen bereits vor dem Eintritt in das Arbeitsle-ben gut informiert und beraten sind. Wir haben den Verein Koordinationsstelle für Bildungs- und Berufsorientierung ins Leben gerufen. Hier soll geholfen werden in der Übergangsphase von der Schule ins Berufsleben, sich entsprechend den Nei-gungen und Fähigkeiten zu orientieren, um dann eine geeignete Berufslaufbahn zu starten.Die Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds waren in der Phasing Out Phase für uns unverzichtbar und sind natürlich auch in Zukunft für uns von großer Bedeutung. Im wirtschaftlichen Bereich gilt: je mehr Arbeitsplätze geschaffen werden desto mehr profitiert natürlich auch die Jugend von diesen Maßnahmen. Das Burgenland setzt große Kraftanstrengungen in den Ausbau von Forschung und Technologie und wir sind dabei unsere sozialen Einrichtungen weiter auszubauen. Wir haben 64 Alten-, Wohn- und Pflegeheime mit 2.096 Betten und sichern unsere fünf Krankenanstalten. Wie bereits erwähnt, haben wir eine gute Kinderbetreuung, was für Frauen am Ar-beitsmarkt wichtig ist, um Beruf und Familie vereinbaren zu können.Der Ausbau des Wirtschaftsstandortes Burgenland und eine gute Betriebsansied-lungspolitik ist dementsprechend sehr wichtig. Wir sind auch im Bereich der erneu-erbaren Energie auf gutem Wege. Wir sind dabei den Tourismus weiter auszubau-en und investieren viel in den Straßenbau. Wir müssen für die Zukunft und für die kommenden Herausforderungen ganz einfach gewappnet sein und es ist besonders wichtig, dass wir unser Wissen in jedem Bereich pflegen und steigern. Wir wissen

Page 25: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

25

natürlich, dass wir sparen müssen, denn alle Maßnahmen sind große finanzielle An-strengungen und wir werden das auch in der Verwaltung tun, aber nicht bei der Bil-dung! Ich möchte meine Rede mit einem Zitat von John F. Kennedy beenden: „Es gibt nur eins was auf Dauer teurer ist als Bildung, nämlich keine Bildung.“ Ich wünsche der Konferenz einen guten Verlauf und viel Erfolg.

BERTALAN HARANGOZÓ

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Was die grenzüberschreitende Kooperation anbelangt, waren das Burgenland und das Komitat Vas stets Spitzenreiter. Ich könnte auch sagen, dass bereits in den Jah-ren vor der politischen Wende nicht nur die Keime der Kooperation zwischen den BürgerInnen der beiden Staaten, sondern auch der institutionellen Zusammenarbeit entstanden sind, und es ist kein Zufall, dass diese Konferenzserie als Resultat der genannten Initiativen entstanden ist, und zwar zum ersten Mal im Jahr 1995. Infol-ge der aktiven und effizienten Tätigkeit der Veranstalter und der Mitwirkenden naht mittlerweile das 20. Jubiläum der Konferenz.Meine VorrednerInnen haben bereits darauf hingewiesen, dass die Lage des Jugend-arbeitsmarktes nicht nur im Kontext des Burgenlandes und des Komitates Vas von Interesse ist, sondern auch die Warschauer 4 bzw. die Mitgliedstaaten der Europäi-schen Union mit dem Problem konfrontiert sind und sich sogar die UNO mit dem Thema auseinandersetzt.Wenn die Möglichkeiten eines Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt erhoben werden, ist die Frage nach der Ausbildungs- und Berufswahl die wichtigste. Ideal ist natürlich, wenn die Ausbildung mit den Fähigkeiten und den Vorstellungen des Einzelnen har-moniert, und auch am Arbeitsmarkt nachgefragt wird. Es ist uns jedoch hinreichend bekannt, dass die Möglichkeiten und die Wünsche – wie auch von meinen Vorred-nerInnen erwähnt - nicht immer aufeinandertreffen.Herr Staatssekretär Czomba hat auf die Umstrukturierung in Ungarn hingewiesen. Auch ich möchte mit Nachdruck unterstreichen, dass die Veränderungen sowohl im öffentlichen Unterrichtswesen als auch im Hochschulwesen und in der Berufs-bildung gravierend sind. Wir möchten Jugendlichen Qualifizierungen im Rahmen der dualen Ausbildung und im Hochschulwesen ermöglichen, die gute Chancen am Arbeitsmarkt bieten. In Ungarn bestehen seit einigen Jahren Tendenzen, dass Jugendlichen suggeriert wird, dass nur ein Hochschuldiplom die Möglichkeit zur

Page 26: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

26

erfolgreichen Jobsuche bietet. Zugleich ist allgemein bekannt ist, dass die Wirtschaft auf gute HandwerkerInnen und FacharbeiterInnen angewiesen ist und hier ein Fach-kräftemangel besteht. Ein Resultat der Umstrukturierungen soll eine gesteigerte At-traktivität dieser Berufe für Jugendliche sein und somit auch die Chance, dass sich die Kluft zwischen den arbeitsmarktbezogenen Möglichkeiten und Wünschen der Jugendlichen verringert.Bitte erlauben Sie mir einige Zahlen vorzustellen: Im Jahr 2011 gab es in Ungarn eine Volkszählung, die einige lehrreiche aber nicht unbedingt erfreuliche Daten darlegt. Einige meiner VorrednerInnen haben bereits auf die demographische Lage hingewie-sen, ich denke jedoch, dass wir uns im kommenden Zeitraum immer stärker mit den bevölkerungspolitischen Problemen auseinandersetzen werden müssen. Es herrscht eine demographische Katastrophensituation, wobei diese Aussage nicht nur für Un-garn, sondern für die gesamte europäische Union gilt und diese Frage hängt eng mit den Themen Migration und Beschäftigungspolitik zusammen.Laut Angaben aus der Volkszählung 2011 zählten im Komitat Vas 12% der Bevölke-rung, d.h. nahe zu 30.000 Personen zur Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen. Im Ver-gleich zur Volkszählung 2001 hat die Zahl dieser Altersklasse stärker abgenommen als in der Gesamtbevölkerung (um 21%) und auch ihr Anteil an der Bevölkerung ist zurückgegangen. Auch bei der wirtschaftlichen Aktivität der 15- bis 24-jäh-rigen Bevölkerung sind im Laufe der letzten 10 Jahre gravierende Änderungen eingetreten. Die Anzahl der Beschäftigten in dieser Altersklasse ist im Vergleich zu 2001 wesentlich stärker zurückgegangen als die Gesamtanzahl der Jugendlichen, nämlich um 48%. Im Jahr 2011 waren im Komitat Vas von Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren 10.000 Personen aktiv am Arbeitsmarkt. Dies sind 32,4% der jungen Bevölkerung. Herr Staatssekretär Czomba hat darauf hingewiesen, dass die Regierung große Anstrengungen zur Förderung der Beschaffung von Arbeit für junge Stellensuchende unternommen hat. Im Komitat Vas wurden im Rahmen des Programms „Garantie für einen ersten Arbeitsplatz” Förderungen in der Höhe von 100 Millionen HUF an ArbeitgeberInnen ausgezahlt, die bereit waren Berufsanfän-gerInnen zu beschäftigen. Im Jahr 2013 werden im Rahmen dieses Programmes weitere Schritte folgen, bzw. von der in Rahmen des Regierungsamtes wirkenden Arbeitsmarktverwaltung unternommen, um Mithilfe dieses Instrumentes die Ar-beitsfindung der Jugendlichen zu unterstützen. Die Höhe der Fördermittel hat sich im Komitat Vas im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, es stehen uns also 200 Milli-onen HUF zur Verfügung.Es wurde auch schon angesprochen, dass ab dem 1.1.2013 von Regierungsebe-ne der Aktionsplan Arbeitsplatzschutz verkündet wurde, der ArbeitgeberInnen bedeutende Steuerbegünstigungen einräumt und sie zur Beschäftigung von

Page 27: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

27

Jugendlichen motiviert. Das Programm soll ungarnweit 200.000 bis 220.000 Per-sonen erreichen. Wir hoffen, dass sich auch im Komitat Vas günstige Auswirkungen zeigen werden.Ich denke, dass es für uns hier im Grenzraum entscheidend ist, arbeitsmarktbezo-gene Erfahrungen unseres Nachbarn Österreich, das eine bessere Arbeitsmarktlage aufweist, zu nutzen und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen sowie des gesamten Arbeitsmarktes zu reagieren. Die Kooperation darf nicht darauf beschränkt werden, dass aus ungarischen Steuergeldern ausgebildete ungarische Arbeitskräfte, ausge-zeichnet qualifiziert sind, nach Österreich gehen und dort bleiben. Diese Frage ist viel komplexer und es müssen alle Zusammenhänge erhoben werden, damit sich für die Zukunft Lösungen herauskristallisieren, die für beide Seiten von Vorteil sind und nicht nur die Interessen des einzelnen Jugendlichen, sondern die Interessen beider Partner zur Geltung kommen.Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Konferenz und bedanke mich für Ihre Auf-merksamkeit!

HELENE SENGSTBRATL

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Herzlich willkommen im Burgenland. Ich als Vertreterin des AMS Burgenland darf Sie hier herzlich willkommen heißen. Die 19. Österreichisch-Ungarische Arbeitsmarkt-konferenz wird heute eröffnet. Ein Beleg dafür, dass Arbeitsmarktpolitik nicht lang-weilig wird, wichtig ist und viele Facetten hat. In der österreichischen Innenpolitik ist Arbeitsmarktpolitik seit 10 Jahren das Thema. Eine niedrige Arbeitslosigkeit, neue Ar-beitsplätze, niedrige Jugendarbeitslosigkeit sind zentrale Themen. Jugendliche - das ist ein Thema, das mir persönlich sehr wichtig ist und zwar aus mehreren Gründen. Österreich gehört im europaweiten Vergleich der Arbeitslosenzahlen zu den besten. Ich werde bei meinem anschließenden Referat noch darauf eingehen. Wir freuen uns immer und sagen: irgendwas machen wir richtig und bei der Jugendarbeitslosigkeit sind wir mit Deutschland auch ein Beispiel für Europa. Wir freuen uns natürlich auch in so einem Forum berichten zu dürfen, wie das gelingt. Wiewohl ich in Klammern schon jetzt sagen muss: ein kräftiges Wirtschaftswachstum hilft dabei, sich erfolg-reich darstellen zu können.8% der Jugendlichen zählen zu den NEETs, ein englischer Begriffe für Not in Educa-tion, Employment or Training, das heißt Jugendliche, die nicht in den Systemen sind,

Page 28: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

28

die zuhause sitzen und die gar nicht partizipieren. Das ist eine österreichische Zahl. Auch diese Zahl ist international niedrig, aber für unseren Geschmack noch immer viel zu hoch. Das heißt, auch Österreich hat ein breites Feld an Aktivitäten, an neuen Ideen und hier würden wir uns gerne mit Ihnen austauschen. Wie kann es gelingen, dass Jugendliche sich wichtig fühlen, Lust haben teilzuhaben, Bildung zu genießen oder am Arbeitsmarkt zu partizipieren. Ich wünsche Ihnen interessante Tage, gefüllt mit interessanten Inputs und natürlich jede Menge Networking, auch dafür steht die Österreichisch-Ungarische Konferenz. Basis unseres gemeinsamen Erfolges, der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind nicht nur die Fachvorträge, sondern auch die persönlichen Beziehungen, die bei Arbeitsthemen dann immer sehr hilf-reich sind. Ich darf Sie noch einmal ganz herzlich hier im Burgenland begrüßen und wünsche der Tagung viel Erfolg.

TAMÁS RODLER

LIEBE GÄSTE UND KOLLEGINNEN!

Ich begrüße alle Anwesenden recht herzlich bei unserer diesjährigen Konferenz. Vorweg möchte ich mich bedanken, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und wir gemeinsam über dieses äußerst wichtige Thema, auf das ich jetzt nicht näher eingehen möchte, nachdenken werden. Es soll vielleicht nur kurz erwähnt werden, dass nicht nur die aktuellen Zahlen ungünstig sind, sondern von den einschlägigen Organisationen auch für die kommenden fünf Jahre europaweit keine wesentliche Verbesserung prognostiziert wird. Dadurch wird meiner Ansicht nach, unsere The-menwahl bestätigt.Von dem bisher Gehörten möchte ich die Aussage der Frau Abgeordneten Doris Pro-haska herausgreifen – und dies sei an die ungarischen KollegInnen gerichtet –, dass die duale Berufsausbildung nur neben dem Ausbau und der Umsetzung von staat-lichen Lehrwerkstätten aufrechterhalten werden kann, weil sich die Möglichkeiten des seit langem funktionierenden unternehmensbasierten Bildungssystems stark eingeengt haben. Dies stimmt uns nachdenklich, da wir ja das ungarische Berufs-bildungssystem gerade in die entgegengesetzte Richtung hin verändert möchten. Diese Gefahr sollten wir vor Augen führen.Ich möchte nun die Möglichkeit ergreifen, auf einen wesentlichen Unterschied in der Lage und in der statistischen Klassifizierung der österreichischen und der un-garischen Jugendlichen hinzuweisen. In Österreich gilt ein junger Mensch, der sich

Page 29: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

29

in dualer Berufsbildung befindet, als ArbeitnehmerIn. Es wäre sinnvoll das duale Bildungssystem auch bei uns derart auszugestalten, dass diese Frage nicht in der traditionellen Art und Weise, vom schulischen Ansatz her angegangen wird, son-dern von der Wirtschaftsseite. Die betroffenen Jugendlichen werden ja arbeiten und sich in zeitlich reduziertem Ausmaß Theorie aneignen. Würden wir dieses System zumindest auf die BerufsschülerInnen bezogen anwenden, so würden sich die auf wirtschaftliche Aktivität bezogenen Zahlen auf Basis der Angaben der Volkszählung 2011 in den drei westlichen Komitaten um mehr als 10% verbessern. Ich denke, das wäre ein bedeutender Schritt.Ich schließe mich der Meinung von Herrn Reiter an, dass die Jugendarbeitslosig-keit ein gesellschaftliches Problem ist. Ich pflege dies als Frage der Sozialisation zu bezeichnen. Man muss sich jung an die Arbeit gewöhnen, denn diejenigen, die das in jungen Jahren nicht tun, werden es sich meiner Ansicht nach, später nicht mehr aneignen.Von dieser Konferenz erwarte ich einen Überblick über die Arbeitsmarktlage von Jugendlichen in den beiden Staaten und die Präsentation der staatlichen Interven-tionen. Ich wünsche mir, dass diese Inputs Möglichkeiten zur Problemlösung sowie zu direkten Umsetzungen in unser allen Köpfe anregen.Ich wünsche uns allen eine erfolgreiche Konferenz!

VIDEOBOTSCHAFT DES EU-KOMMISSARS LÁSZLÓ ANDOR

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich möchte der Österreichisch-Ungarischen ExpertInnenakademie meinen herz-lichen Glückwunsch zur Veranstaltung dieses wichtigen Treffens für ExpertInnen der Bereiche Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik aussprechen. Im Hinblick auf die Jugendarbeitslosigkeit ist zu sagen, dass alle Betroffenen dringend zusammen arbeiten müssen, um für die Jugend Arbeitsplätze zu schaffen. Von den Verände-rungen auf dem Arbeitsmarkt im Laufe der letzten 4 Jahre waren alle betroffen, am schwersten jedoch Jugendliche. Das Risiko junger EU-BürgerInnen hinsichtlich Ar-beitslosigkeit ist doppelt so hoch wie jenes von Erwachsenen. Bei den unter 25-Jäh-rigen ist rund ein Viertel ohne Arbeit, zudem besuchen 7,5 Millionen europäische Ju-gendliche weder eine Schule noch haben sie einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Es zeigen sich gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten und das Gefälle wächst. Österreich nimmt mit seinen 7,6% bei der Jugendarbeitslo-

Page 30: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

30

sigkeit einen der vordersten Ränge ein, wobei der gleiche Wert in Ungarn im letzten Quartal 2012 bei 28,8% lag. Die Kommission handhabt die Bekämpfung der Jugend-arbeitslosigkeit mit höchster Priorität.Bitte erlauben Sie mir, dass ich auf vier wichtige Initiativen eingehe:Die erste Initiative ist die Empfehlung des Europarates zur Jugendgarantie, die von den Mitgliedstaaten akzeptiert wurde, laut der alle BürgerInnen unter 25 – binnen 4 Monaten nachdem sie arbeitslos geworden sind oder ihre Ausbildung abgeschlos-sen haben – ein Angebot für eine Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsstelle oder für eine Weiterbildung erhalten sollen.Diesbezüglich muss nun die Umsetzung folgen, denn durch diese wichtige Struk-turreform investieren wir gleichzeitig in die Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit der Jugend.Die Jugendbeschäftigungsinitiative bildet mit einem Budget von 6 Milliarden Euro einen stabilen Hintergrund zur Umsetzung der Jugendgarantie in den durch Ju-gendarbeitslosigkeit am stärksten betroffenen Regionen. Konferenzen wie die heu-tige spielen eine wichtige Rolle in der Förderung des Dialogs zur bewährten Praxis der diversen Staaten und Regionen.Zweitens, müssen wir die Lehre hinsichtlich Qualität und Angebot verbessern. Zu diesem Zweck wird die Kommission im Juli die Europäische Ausbildungsallianz ein-führen.Es gibt überzeugende Befunde, dass Jugendliche, die ihren Beruf im Rahmen eines dualen Berufsausbildungssystems erwerben – wie zum Beispiel in Österreich – in späterer Folge generell bessere Arbeitsmarktpositionen haben als Jugendliche an-derer EU-Länder.Ein attraktives und modernes Berufsausbildungssystem trägt ebenfalls zur effizi-enteren Nutzung der Fähigkeiten und zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft bei.Drittens, werden wir eine Empfehlung zur Implementierung des Qualitätsrahmens für Praktika unterbreiten. Dadurch soll gewährtleistet werden, dass Berufspraktika nicht einfach nur Arbeit bedeuten, sondern Jugendlichen unter guten Arbeitsbe-dingungen wertvolle Arbeitserfahrungen verschaffen.Zuletzt, ergeben sich durch die Förderung der Arbeitskräftemobilität sowohl hinsichtlich Arbeit als auch Berufspraktika und Praktikantenstellen EU-weit mehr Möglichkeiten für Jugendliche. Wir testen im Projekt „Mein erster EURES-Arbeits-platz“ Möglichkeiten, eines mit finanzieller Unterstützung verknüpften, maßge-schneiderten Arbeitskräfte-Mobilitätssystems, durch das wir Jugendlichen be-hilflich sein können, in einem anderen Mitgliedstaat Arbeit oder eine Lehrstelle zu finden.

Page 31: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

31

Sehr geehrte Damen und Herren, im Interesse einer besseren Zukunft stellt es unsere gemeinsame Verantwortung dar, der Jugend entsprechende Möglichkeiten einzu-räumen. Ich hoffe, dass die Konferenz neue Partnerschaften anregen wird, die dann später auf europäischer Ebene als Beispiel dienen können!Vielen Dank!

MARC FÄHNDRICH

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich habe die Ehre Kommissar Andor seitens der Europäischen Kommission zu ver-treten. Meine Funktion ist die eines wirtschaftspolitischen Beraters der Europäischen Kommission in Österreich.Der Europäischen Kommission wird vielfach vorgeworfen, dass wir einseitig den Fokus auf Sparmaßnahmen legen. Das ist nicht richtig, denn die Kommission verfolgt Wachstum, Beschäftigung, gesellschaftliche und soziale Entwicklung. Notwendig ist es, in Bereichen, die nachweislich keine Wertschöpfung für unsere

Eröffnung des zweiten Konferenztages: Fodor István, Sandra Steiner, Roland Hanak, Kovács Ferenc, Dr. Takátsné dr. Tenki Mária, Marc Fähndrich, Rodler Tamás (v.l.n.r.)

Page 32: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

32

Gesellschaften bringen, zu sparen, um diese freigewordenen Gelder in anderen Bereichen zu nutzen, wie etwa Bildung, Forschung, nachhaltige Entwicklung, das Verbinden der Menschen der Regionen in Europa. Wir legen den Fokus natürlich darauf, dass dort Einsparungen vorgenommen werden, wo Systeme ineffizient sind. Ich spreche hier nur z.B. die Gesundheitssysteme in vielen Ländern Europas an, die im Vergleich zu Best Practice Systemen wesentlich mehr Geld kosten, aber mit schlechteren Resultaten. Das ist auch eine Idee der Europäischen Union, dass man von den Besten lernen kann.Beschäftigung ist der wichtigste Bereich für Investitionen. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, schnell in Beschäftigung zu kommen, denn sie sind zu Beginn ihres Berufslebens noch voller Energie. Diese Energie kann in etwas Negatives umschlagen, wenn sie nicht genutzt wird. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass junge Men-schen so schnell wie möglich in Beschäftigung kommen. Vielen Dank!

FERENC KOVÁCS

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Es ist eine große Freude für mich, dass die Beziehungen und Kooperationen mit dem Burgenland im Komitat Vas bereits auf eine so lange Tradition zurückblicken. Im Lau-fe der mehr als 19 Jahre wurden von unseren ArbeitsmarktspezialistInnen im Rah-men der bisherigen 18 Arbeitsmarktkonferenzen zahlreiche Fachbelange diskutiert. Es wurden viele nützliche Empfehlungen formuliert, um es zu ermöglichen, dass die Arbeitsmarktpolitik der Dynamik des Arbeitsmarktes folgt und auf die Herausforde-rungen Antworten liefern kann.Für Ungarn beginnt am 1.1.2014 die zweite EU-Programmperiode, die nächste sie-benjährige Periode, bei der die Erhaltung bzw. Erhöhung der Beschäftigtenzahlen den wichtigsten Aufgabenbereich und womöglich auch den schwierigsten darstellt. Ich denke, dass hierbei Jugendliche, ihre Ausbildung, ihre Arbeitsplatzsuche und stabile Ortsbindung Priorität genießen müssen. Ich meine damit die Bindung an einen Ort, wo sie eine sichere Lebensgrundlage und seriöse Existenz für sich und ihre Familie finden können. Dies stellt die größte Herausforderung des Europas der Zukunft dar.Seit 2008 kann man wirtschaftliche Berg- und Talfahrten mitverfolgen, von denen fast alle EU-Mitgliedstaaten bzw. die Mehrheit der Länder der Welt betroffen sind. Wir interessieren uns für diesen Prozess in erster Linie im europäischen Kontext.

Page 33: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

33

Es liegen Lösungsvorschläge vor, die Mehrheit dieser Lösungen hat sich aber of-fensichtlich als Scheinlösung entpuppt. Wir müssen alles neu überdenken, sowohl aus ökonomischer als auch aus beschäftigungspolitischer Sicht. Mittlerweile ist es klar, dass die Verlagerung des Großteils der Produktion großer westlicher Konzerne

nach Fernost eine Fehlentscheidung war. Man sieht schon eine Kehrtwende bei diesem Trend und innerhalb der Europäischen Union und somit auch innerhalb Ungarns läuft bereits der Prozess der Wiederansiedelung der Maschinenindustrie, der Schwerindustrie und der Elektronikindustrie, bzw. versuchen Betriebe wieder vor Ort Arbeitsmöglichkeiten zu gewähren. Der Grund dafür sind natürlich voll-kommen rationelle Argumente, und zwar in erster Linie die starke Verteuerung der Transportkosten. Im Zeitraum von 2014 bis 2020 lautet die wichtigste wirtschaftliche Zielsetzung der Europäischen Union Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen. Es wurde die Ab-sicht deklariert, dass 60% der Fördergelder für diesen Zweck aufzuwenden sind.Ich denke, dass Ihre aktuelle Konferenz viel dazu beitragen kann, dass wir, die wir uns auf der politischen Ebene bewegen, entsprechende Wege bestimmen und Pri-oritäten formulieren können, die zur Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen in unserer Region, dies und jenseits der Grenze, beitragen können.

Kovács Ferenc, Vorsitzender der Vollversammlung des Komitates Vas, begrüßt die Konferenzteilnehmer

Page 34: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

34

Zu Ihrer Arbeit wünsche ich viel Erfolg und ich bitte darum mir den Konferenzband, der den gesamten fachlichen Inhalt umfasst, ins Komitatshaus zukommen zu lassen, damit wir diesen im Arbeitsprozess zur Planung der kommenden Jahre nutzen und verwenden können.Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

MÁRIA TAKÁTSNÉ TENKI

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich möchte im Namen der Stadtgemeinde Szombathely alle Teilnehmer und Teilneh-merinnen der Österreichisch-Ungarischen Arbeitsmarktkonferenz recht herzlich be-grüßen. Bitte erlauben Sie mir, dass ich den persönlichen Gruß von Dr. Puskás Tivadar, Bürgermeister der Stadt Szombathely, übermittle, der leider wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht an der Konferenz teilnehmen kann.Es ist wunderbar an der Konferenz, die mittlerweile seit fast zwei Jahrzehnten ver-anstaltet wird und dessen OrganisatorInnen diesmal „Jugendliche auf dem Arbeits-markt – Initiativen zur Verbesserung der Arbeitsmarktlage der Jugendlichen“ als thematischen Schwerpunkt gesetzt haben, teilzunehmen. Die dreitägige Fachkon-ferenz geht auf den in ganz Europa existenten Problembereich der Jugendarbeits-losigkeit ein, wobei die Tendenzen im österreichisch-ungarischen Grenzraum und entsprechende Initiativen im Bereich der Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik vorge-stellt werden.Ich möchte mich bedanken, dass die Konferenz im Rahmen der grenzüberschrei-tenden Österreichisch-Ungarischen Expertinnenakademie veranstaltet wird. Der Verein TIT, das Arbeitsamt des Regierungsamtes im Komitat Vas sowie L&R Sozial-forschung sind seit nahezu zwei Jahrzehnten Veranstalter dieser äußerst wichtigen Veranstaltung.Die grenzüberschreitende Konferenz stellt ein gutes Beispiel der österreichisch-un-garischen Kooperation dar. Während der zwei Tage werden – in Stadtschlaining und in Szombathely – ExpertInnen die Möglichkeit haben ihre Meinung im Rahmen von Referaten und Diskussionsrunden darzulegen. Es ist eine besondere Freude für mich, dass als Destinationen der Fachexkursionen – über den Standort in Großpetersdorf hinausgehend – zwei Szombathelyer Betriebe, nämlich die Firma LuK Savaria Kupp-lungwerke und die Firma BPW-Hungária ausgewählt wurden. Diese beiden Fabriken sind Mitglieder des Westpannonischen Fahrzeugindustriezentrums.

Page 35: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

35

An dieser Stelle sollen auch die Aktivitäten der Stadtgemeinde Szombathely erwähnt werden, die auf die Verbesserung der Arbeitsmarktlage der Jugendlichen abzielen. Die Stadt hat das Programm „Szombathely erwartet dich zurück” gestartet, das die Arbeitsplatzfindung von BerufseinsteigerInnen fördert. Die Stadtversammlung hat im April ein Stipendienprogramm verabschiedet, das Hochschulstudien in Mangelberu-fen unterstützt, etwa Studien zu Diplom-IngenieurInnen oder Kindergartenpädago-gInnen, VolksschullehrerInnen und HausärztInnen, wenn sich die Jugendlichen bereit erklären, nach Erwerb ihres Abschlusses in Szombathely tätig zu werden.Letzte Woche fand in unserer Stadt eine wichtige Konferenz statt, bei der das neue Pro-gramm zur Integration von benachteiligten BerufseinsteigerInnen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft vorgestellt wurde. Der Titel des Programmes lautet „ Kauf dir ein Ticket fürs Leben“ und es fördert sowohl Ausbildungen als auch Beschäftigung. Die Firma Savaria Rehab Team und ihre zwei Konsortialpartner, der Gebietsfachdienst für Kinder-schutz und die Sozialzentrale Pálos Károly erhalten eine Förderung von rund hundert Millionen Forint zur Umsetzung dieses Programmes. Die TeilnehmerInnen absolvieren diverse Kurse oder haben auch die Möglichkeit den Führerschein zu erwerben. Mein persönliches Anliegen ist es, dass freiwilliges Engagement gefördert wird. Zu diesem Zweck werden in Institutionen eigene Programme umgesetzt, die Jugend-lichen dabei unterstützen die Gemeindesituationen und hier tätige Firmen kennen zu lernen, und somit Lust bekommen sich für Berufe zu entscheiden, die einen Ver-bleib in der Stadt ermöglichen, bzw. für Berufe, durch die sie sich besser entfalten können, egal ob dies im Rahmen von Jobs im österreichischen Grenzraum oder auf Arbeitsplätzen in Szombathely erfolgt.Ich wünsche Ihnen, dass sich dieses dreitägige Programm in Ihre Erinnerung ein-prägt, und dass alle KonferenzteilnehmerInnen um wertvolle Erfahrungen reicher werden. Ich wünsche Ihnen gute Arbeit!Danke für die Aufmerksamkeit!

ROLAND HANAK

GUTEN MORGEN!

Ich freue mich, dass ich heute noch einmal hier bei Ihnen sein darf. Die Grußbotschaft vom Kommissar Andor hat mich heute besonders gefreut. Ihr ungarischer Kommis-sar ist ja, wie Sie wissen, für Arbeitsmarkt, soziale Fragen und Chancengleichheit zu-ständig. Unser österreichischer Kommissar kann auch zum Thema beitragen, da er

Page 36: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

36

für Regionalförderung zuständig ist, somit auch für den EFRE und das Programm der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit, in dessen Rahmen die Österreichisch-Ungarische ExpertInnenakademie gefördert wird. Unsere beiden Kommissare sind also beide für unser Thema hier relevant.Ebenso wie der Herr Komitatspräsident möchte ich Sie an die neue Förderperiode er-innern. Wir müssen wirklich jetzt mit der gemeinsamen Planung neuer Projekte und möglicher Finanzierungsquellen in der neuen Strukturfondsperiode beginnen.Ich möchte auch noch zwei Punkte in Hinblick auf Qualifikation und Bildung fest-halten: Mein Minister sagt immer, es gibt drei wichtige Dinge in Bezug auf den Erfolg am Arbeitsmarkt: Das ist erstens Qualifikation, zweitens Qualifikation und drittens Qualifikation. - Und es ist nicht nur eine humanitäre oder soziale Ver-pflichtung, dass wir junge Leute ausbilden, sondern auch ganz stark eine öko-nomische. So wie Frau Landtagsabgeordnete Prohaska gestern John F. Kennedy zitiert hat: Es gibt nur noch etwas, was teurer ist als Bildung, das ist nämlich - keine Bildung. Und in diesem Sinn möchte ich Ihnen auch weiterhin eine interessante Konferenz wünschen.Vielen Dank!

ISTVÁN FODOR

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Es ist eine große Freude und Ehre für mich im Rahmen der Konferenz den Bildungs-bereich vertreten zu dürfen. Die Lage der Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt wird grundsätzlich von zwei Faktoren bestimmt. Es ist notwendig, dass entsprechende Arbeitsplätze vorhanden sind und dafür ist eine gute Wirtschaftslage Voraussetzung. Noch wichtiger ist es jedoch, dass auf dem Arbeitsmarkt qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.Das ist der Bereich, wo wir sowohl Betroffene als auch Adressaten sind. Wie Ihnen si-cherlich geläufig ist, sind im ungarischen Bildungssystem ab 1. Januar 2013 wichtige, grundsätzliche Veränderungen vollzogen worden. Der Staat hat damit praktisch die Trägerschaft der Institutionen von den Gemeinden übernommen. Die Gründe dafür sind äußerst weitläufig: Der Erhalt eines allgemein zugänglichen Bildungssystems stellt eine obligatorische staatliche Aufgabe dar, die man nicht ohne die Gewährlei-stung der notwendigen Voraussetzungen auf die Gemeinden übertragen kann. Im Laufe der letzten Jahre wurde die Berufsausbildung sehr stark zersplittert und viele

Page 37: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

37

Bildungsformen sind entstanden. In Folge dessen wurde in Ungarn das Sprengel-system – dies entspricht praktisch den Bezirken – eingeführt. Die Koordination der Berufsausbildung erfolgt dabei in den Komitatssitzen. Dieses System gewährleistet, dass auf Komitatsebene harmonisierte Ausbildungsmöglichkeiten angeboten wer-den, was seit langem notwendig ist. Somit ist es nunmehr möglich, Ausbildungen entsprechend den lokalen wirtschaftlichen Bedürfnissen anzubieten. Ich bin sehr erfreut, dass Frau Stadträtin Takátsné Tenki das Westpannonische Fahr-zeugindustriezentrum erwähnte, da wir aktiv daran teilnehmen und dies auch ein gutes Beispiel für wirtschaftliche Kooperationen und entsprechende Fortschritte so-wie Verbesserungen ist. So freut es mich berichten zu können, dass wir beispielsweise letztes Jahr erstmals eine breite Auswahlmöglichkeiten an Fachkräften im Beruf des Zerspaners hatten. Der Grund dafür liegt darin, dass mittlerweile SchülerInnen und Eltern erkennen, dass sich die Wahl einer Berufsausbildung in Bereichen mit guten Jobchancen lohnt. In diesen Bereichen bestehen auch konkrete Firmenangebote. Dafür arbeiten wir und versuchen auch mit unseren Partnern einen gemeinsamen Weg zu finden, um Jugendlichen ein Einstieg am Arbeitsmarkt zu erleichtern und entsprechende Aus-bildungen anzubieten. Ein weiterer wichtiger Faktor wird selten angesprochen und zwar die Denkweise der Eltern und entsprechende gesellschaftliche Prozesse. Ich haben den Eindruck, dass mittlerweile ein langsamer Prozess in Richtung der Befürwortung von Berufsausbil-dungen startet. Unser Interesse ist, dass dieser Prozess verstärkt wird und sich tat-sächlich immer mehr junge Leute für Berufsausbildungen entscheiden. Als Resultat können die SchülerInnen, Lehrlinge und StudentInnen unserer Region die entspre-chenden Voraussetzungen und einen sicheren Arbeitsplatz finden. Ich möchte mich für die Möglichkeit zur Teilnahme an dieser Veranstaltung bedan-ken und wünsche Ihnen eine anregende Konferenz!Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

SANDRA STEINER

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Ich darf Sie seitens des Landesschulrates für Burgenland recht herzlich begrüßen. Zu-erst möchte auch ich die besten Grüße des amtsführenden Präsidenten Dr. Gerhard Resch überbringen, den ich hier vertreten darf.

Page 38: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

38

Österreich und Ungarn verbindet ein historisches Naheverhältnis. Gerade deswe-gen haben diese beiden Staaten auch die Verpflichtung die arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit als eine einmalige, ich will schon sagen, als historische Chance zu betrachten. Eine arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit ist das Fundament einer funktionierenden Beziehung zwischen diesen beiden Staaten, die noch vor zwei Jahrzehnten getrennt waren. So konsequent getrennt, dass ein Stacheldraht mit Minenfeldern eine Grenze geschaffen hat, die undurchdringlich war. Aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich Ungarn in eine Marktwirt-schaft entwickelt. Entwickeln bedeutet, sich zu verändern. Das ist unsere Chance und diesen Auftrag müssen wir sehen. Die Schule ist eine Institution in der tragfähige Fun-damente geschaffen werden müssen. Und je mehr die Kooperation in und außerhalb der Schulen nicht zum Schlagwort mutiert desto besser erfüllen wir unseren Auftrag. Ich wünschte Ihnen als ExpertInnen ein gutes Vorankommen.Danke schön!

Page 39: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

39

FACHREFERATE

HELENE SENGSTBRATL

JUGENDARBEITSLOSIGKEIT IM ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN GRENZ-RAUM ZWEI JAHRE NACH DER ÖFFNUNG DES ARBEITSMARKTES

Arbeitslosigkeit und JugendarbeitslosigkeitLassen Sie uns zuerst einen Blick auf die internationalen Zahlen werfen: Im Februar 2013 konnte Österreich eine Arbeitslosenquote von 4,8% aufweisen und war damit europaweit Bestperformer. Ungarn liegt mit 11,1% Arbeitslosen in etwa im euro-päischen Schnitt. Bei der Jugendarbeitslosigkeit besetzt Österreich gemeinsam mit Deutschland die Spitzenpositionen, wobei das Faktum, dass diese beiden Länder duale Ausbildungen anbieten eine wesentliche Rolle spielen dürfte. Österreich hat eine Jugendarbeitslosenrate von 8,9% (Februar 2013).Das AMS Österreich unterscheidet zwei Altersgruppen:• 15- bis 20-jährige Jugendliche, für die eine Vielzahl an Strategien und Ausbil-

dungen, vor allem in Richtung Lehre zur Verfügung steht, und• 19- bis 25-Jährige. Für diese Altersgruppe wurde seitens des AMS Burgenland nun ein

Forschungsauftrag vergeben, weil es für sie wenig spezielle Angebote gibt. 19- bis 25-Jährige werden wie Erwachsene aller Altersgruppen behandelt und betreut.

Ungarn hat eine Jugendarbeitslosenquote von 30%, was vergleichsweise hoch ist. Generell stehen alle Länder Europas unter starkem Druck, das Problem der Jugend-arbeitslosigkeit zu bewältigen. In Österreich ist die Jugendarbeitslosenquote im Ver-gleich zu 2011 nur um 0,2 Prozentpunkte gestiegen, in Ungarn jedoch um 2,3 Prozent-punkte (von 26,7% auf 29%), in Spanien sogar von 44% auf 55% und in Griechenland von 36% auf 58%. Länder mit ausgeprägten Staatsschuldenkrisen können wenig inve-stieren und stehen sehr stark unter Einsparungsdruck. Sie weisen daher wenig Wachs-

Page 40: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

40

tum auf und eine zunehmende Arbeitslosigkeit, insbesondere Jugendarbeitslosigkeit. Neben Jugendlichen beim Ersteinstieg haben auch Wiedereinsteigerinnen nach einer mehrjährigen Babypause, eine schwere Ausgangslage am Arbeitsmarkt.Blickt man ein wenig in die Vergangenheit, so ist die Arbeitslosenquote im Burgen-land von 2010 auf 2011 gesunken, jedoch von 2011 auf 2012 wieder gestiegen. Auch

Österreich war natürlich im Jahr 2009 von der Weltwirtschaftskrise betroffen, konnte sich aber dank eines kräftigen Wirtschaftswachstums im Jahr 2011 wieder erholen. 2012 erreichten die Quoten wieder das Niveau von 2011. In Österreich ist es ge-lungen, das Arbeitsmarktbudget in Krisenzeiten nicht zu reduzieren. Das Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik liegt jetzt schon mehrere Jahre auf einem Niveau von zirka 1 Milliarde Euro pro Jahr. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Arbeitsmarktpolitik ein sehr wichtiges Feld für die österreichische Regierung darstellt.Die letzten aktuellen Zahlen vom März 2013 zeigen, dass die Arbeitslosigkeit im Bur-genland bei 9,6% liegt. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass der Arbeitsmarkt im Burgenland stark von der Saisonalität geprägt ist. Zu den dominie-renden Branchen zählen die Bauwirtschaft und der Tourismus. Im Jahresverlauf zeigt sich daher eine hohe Beschäftigung im Sommer mit geringerer Arbeitslosigkeit und vice versa im Winter eine hohe Arbeitslosigkeit mit niedrigerer Beschäftigung. Die Arbeitslosigkeit im Winter steigt fast um das Doppelte an, von rund 6.000 auf 12.000 arbeitslose Personen. Im März 2013 waren 94.000 unselbstständig Beschäftige, da-von 11.000 UngarInnen.

Teilnehmer der Konferenz

Page 41: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

41

Hinsichtlich Arbeitslosigkeit von Jugendlichen im Burgenland zeigt der Vergleich, dass 2011 1.092 Jugendliche arbeitslos gemeldet waren und im Jahr 2012 lediglich 25 Jugendliche mehr. Zudem befanden sich 2011 854 Jugendliche in Schulungen, 2012 lag die Zahl mit 833 jugendlichen SchulungsteilnehmerInnen etwas niedriger. Die Arbeitslosenquote lag 2011 bei den Jugendlichen bei 9,1% und 2012 mit 9,2% nur geringfügig höher.

Jugendbeschäftigung und LehrstellenmarktDie Zahl der beschäftigten Jugendlichen im Burgenland ist von 2011 auf 2012 um 46 Personen gestiegen. Im Vergleich dazu ist die Zahl der im Burgenland beschäftigten UngarInnen im gleichen Zeitraum um 151 Personen gestiegen. Vom überdurch-schnittlichen Wachstum der Beschäftigten im Burgenland im letzten Jahr haben überproportional ausländische Arbeitskräfte - vorwiegend UngarInnen - profitiert. Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist leicht gesunken, und zwar von 158 im Jahr 2011 auf 150 im Jahr 2012. Hinsichtlich der offenen Lehrstellen zeigt sich der Trend, dass rund die Hälfte der Lehrstellensuchenden eine Lehrstelle am ersten Arbeits-markt findet. Von den rund 6.000 arbeitslosen Jugendlichen, konnten 3.000 eine Ar-beit finden und etwa 1.500 erhielten Förderungen.

BranchenZu jenen Branchen, die meisten Jugendlichen beschäftigen, zählen der Handel und die Reparatur von Kraftfahrzeugen, wobei hier eine starke geschlechtsspezifische Segmentierung zu beobachten ist. D.h. junge Frauen arbeiten vor allem im Handel (1.200) und junge Männer im Bereich Reparaturen von Kraftfahrzeugen (1.100). In der Herstellung von Waren (1.450) und im Bau (1.400) sind überwiegend junge Männer beschäftigt, während das Gesundheits- und Sozialwesen (500) und die Beherber-gung/Gastronomie (560) eher von jungen Frauen dominiert wird.Im Jahr 2012 war der Bereich Büroberufe jener mit den meisten jugendlichen Arbeits-losen. Die vorgemerkten 218 Jugendlichen sind vorwiegend weiblich. Für das Büro qualifizieren in Österreich exzellente Schulen, z.B. Handelsakademien. Die Absolven-tInnen dieser Schulen sprechen mehreren Sprachen, beherrschen die Buchhaltung etc. und trotzdem sind viele von ihnen arbeitslos. Dasselbe gilt für viele junge Frauen im Bereich der Dienstleistungsberufe. Weitere Branchen mit einer vergleichsweisen hohen Zahl an arbeitslosen Jugendlichen – vor allem jungen Männern - sind Berg-bau, Industrie, Gewerbe und Hilfsberufe in Industrie und Gewerbe. Die Arbeitslosig-keit und die Beschäftigung von Jugendlichen spiegeln natürlich auch generell die bestehenden Branchen im Burgenland wider, beispielsweise gestaltet sich das Bild in Oberösterreich, einem stark industriell geprägtem Bundesland, ganz anders.

Page 42: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

42

LehrlingeWie hat sich nun die Zahl der Lehrlinge seit 1990 entwickelt? Im Burgenland waren im Jahr 1990 rund 4.000 Lehrlinge beschäftigt. Bis zum Jahr 2011 hat sich diese Zahl auf 2.900 Lehr-linge reduziert. In den 2.900 Lehrlingen sind auch die TeilnehmerInnen des sogenannten Auffangnetzes subsumiert, das sind rund 500 Jugendliche, die eine Ausbildung in Lehr-gängen und Lehrwerkstätten des Arbeitsmarktservice absolvieren. Während sich im Bur-genland die Zahl der Lehrlinge seit dem Jahr 2000 zwischen 3.100 und 2.900 bewegt, ist in Wien seit 2005 wieder eine Steigerung der Lehrlingszahlen zu beobachten. Hier hat der sogenannte Blum-Bonus, eine Förderung von Betrieben bei der Einstellung von Lehrlingen, einen starken positiven Mengeneffekt verursacht. Zudem wurde in Wien das Angebot der Lehrwerkstätten stark ausgebaut. Auch in Niederösterreich war hier eine leichte Steigerung der Zahlen zu beobachten.Im Beobachtungszeitraum hat auch die Zahl der Lehrbetriebe abgenommen. Früher war die österreichische Wirtschaft stärker von Gewerbebetrieben und von kleineren Betrieben sowie Werkstätten geprägt. Es hat ein Strukturwandel stattgefunden: der Handel ist nun-mehr von Ketten dominiert und generell nimmt die Zahl der Beschäftigten im Produktions-bereich ab, während der Dienstleistungssektor zunimmt. Daraus resultiert ein Sinken der Anzahl der Lehrbetriebe: Im Burgenland in einem Zeitraum von rund 20 Jahren von 1500 auf 1023, d.h. um 30%, und in Niederösterreich von 7.800 auf 5.000. Leider bedeutet dies einen doch recht kräftigen Rückgang des Erfolgsmodells der betrieblichen Lehre.In der kurzfristigen Analyse zeigt sich bei der Entwicklung der Lehrlingszahlen im Burgen-land 2012 im Vergleich zu 2011 ein Rückgang um 4,4%. In Österreich liegt dieser Rückgang im Vergleich dazu nur bei 2,2%. Das AMS errechnet nun eine prognostizierte Lehrstellen-lücke für den Herbst 2013, um die Zahl der Lehrwerkstättenplätze zu planen. Wir werden in etwa 60 bis 140 Lehrwerkstättenplätze für Jugendliche brauchen, die am Arbeitsmarkt keine Lehrstelle finden können.

Programme für JugendlicheIm Hinblick auf die Arbeitsmarktförderung für Jugendliche hat das AMS Burgen-land im Jahr 2012 für jugendliche Frauen 5,8 Millionen und für jugendliche Männer 7,8 Millionen Euro ausgegeben. Das entspricht in Summe in etwa 30 bis 40% des Budgets des Arbeitsmarktservice Burgenland. Wir investieren somit überproporti-onal viel in Jugendliche.Überbetriebliche Lehrausbildungen werden in Form verschiedener Modelle an-geboten:• In Lehrwerkstätten bieten wir 216 Plätze für Jugendliche an, wo sie in der regu-

lären Lehrzeit von zumeist 3 bis 3,5 Jahren einen Beruf erlernen und die Lehrab-schlussprüfung absolvieren können.

Page 43: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

43

• Das zweite Modell sind Lehrgänge. Hier werden schulische Defizite abgebaut und Jugendliche ein Jahr lang inkl. Berufsschulbesuch ausgebildet. Ziel ist es, Jugendliche aus den Lehrgängen auf betriebliche Lehrstellen zu vermitteln. Das heißt das BFI, das WIFI und das BUZ Neutal haben den Auftrag bei der Lehr-stellensuche zu unterstützen und die Lehrlinge auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Das gelingt auch in 60 bis 70% der Fälle. Für die weiteren 30 bis 40% besteht die Möglichkeit in eine Lehrwerkstätte zu wechseln und die Ausbildung dort zu komplettieren.

• Das dritte Modell ist die integrative Berufsausbildung. Wir haben beobachtet, dass immer mehr Jugendliche schulische Defizite aufweisen und aufgrund ko-gnitiver Lernschwächen oder leichter Formen der Behinderung keine Regellehr-ausbildung schaffen. Für diese Jugendlichen bieten wir eine Teilqualifizierung an, d.h. Jugendliche lernen einen Teil eines Lehrberufes oder sie haben die Mög-lichkeit die Lehrzeit auf vier bis fünf Jahre auszudehnen.

In Lehrwerkstätten werden im Burgenland innovative Berufe ausgebildet oder Be-rufe für Wirtschaftszweige, in denen im dem Burgenland kaum betriebliche Lehr-stellen angeboten werden, zum Beispiel Chemielabortechnik, Chemieverfahrens-technik oder Gebäudeinstallationstechnik mit Schwerpunkt Öko-Energietechnik. Bei den Lehrgängen wird die Strategie einer breiten Basisqualifizierung im ersten Lehrjahr verfolgt, um Jugendlichen eine Vielzahl an Möglichkeiten für den Übertritt in eine Regellehrausbildung zu bieten, zum Beispiel Produktion, Verkauf oder Bau/Baunebengewerbe. Mit dieser breiten Qualifizierung steigen die Chancen, einen Lehrplatz in einem Betrieb zu finden. Eine weitere Form der Intervention des Ar-beitsmarktservice ist natürlich auch der Lohnkostenzuschuss. Im Bereich der Lehr-lingsförderung wurden 2012 940.000 Euro investiert.Ich möchte abschließend noch kurz auf ein Angebot des Bundessozialamtes zum Schwerpunkt Schnittstelle Schule-Beruf eingehen. Seit 2012 bietet das Bundes-sozialamt das sogenannte Jugendcoaching an. PflichtschülerInnen im Alter von 13 und 14 Jahren, aber auch SchülerInnen an höheren Schulen, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, die Schule abzubrechen, erhalten hier professionelles Einzelcoa-ching. Das Angebot wird sehr gut angenommen - im Burgenland sind derzeit 350 Jugendliche im Jugendcoaching. Die Problemlagen reichen von Magersucht über Liebesprobleme bis zu schulischen und familiären Problemen. Durch das Jugend-coaching soll die Zahl der Drop Outs reduziert werden und Jugendliche im Ausbil-dungssystem gehalten werden.

Page 44: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

44

TAMÁS RODLER

JUGENDARBEITSLOSIGKEIT IM ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN GRENZRAUM ZWEI JAHRE NACH DER ÖFFNUNG DES ARBEITSMARKTES

Wirtschaftsmerkmale von West-TransdanubienVor der Bewertung der Lage der Jugendlichen erscheint es sinnvoll die wichtigsten Kennzahlen der Region kurz zu beschreiben. Der Entwicklungsgrad einer Wirtschaft wird üblicher Weise mit Hilfe des BIP ausgedrückt. Im Jahr 2010 betrug das BIP pro Kopf in West-Transdanubien HUF 2.261.000. Die in der Region bestehenden Unter-schiede werden durch folgende Zahlen verdeutlicht: Das Komitat Vas liegt um 14,2% und das Komitat Zala um 17,1% unter dem nationalen Schnitt, wohingegen das BIP des Komitates Győr-Moson-Sopron um 19,2% über dem Durchschnitt liegt.Im Vergleich der Regionen liegt das BIP pro Kopf nach Mittelungarn in West-Transdanu-bien am höchsten, gleichzeitig aber lediglich bei 64,2% des Durchschnitts der EU-27. Die unterschiedlichen Entwicklungsgrade innerhalb der Region lassen sich auch anhand der Reihenfolge im nationalen Vergleich ablesen: Das Komitate Győr-Moson-Sopron nimmt den 2. Platz, das Komitat Vas den 6. und das Komita Zala den 7. Platz ein.

Demografische ProzesseLaut den Ergebnissen der Volkszählung 2011 liegt der Anteil der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen in West-Transdanubien bei 11,6% der Bevölkerung, d.h. 114.210 Personen. Die Anzahl der jungen Bevölkerung hat im Vergleich zur vorigen Volkszäh-lung (2001) um 31.955 Personen abgenommen, dies entspricht einem Rückgang von 21,9%, was wesentlich über dem Rückgang der Gesamtbevölkerung liegt.Auch die demografischen Prozesse unterscheiden sich nach Komitaten: Die Anzahl der 15- bis 24-Jährigen hat in allen drei Komitaten abgenommen, jedoch in abwei-chendem Maße. Im Komitat Győr-Moson-Sopron betrug der Rückgang in dieser Altersgruppe 19,5%, wobei die Gesamtbevölkerung um 2,1% zunahm. Dies weist auf die günstige Lage des Komitates hin, da nur in diesem Komitat und im Komitat Pest eine Zunahme der Bevölkerung zu beobachten war. Das Bevölkerungswachs-tum dieser Komitate resultierte ausschließlich aus (Binnen)Migration, da der Raum aufgrund des höheren wirtschaftlichen Entwicklungsgrad und der Arbeitsmarktlage eine Hauptdestination für Wanderungen innerhalb Ungarns darstellt. Das Komitat Vas weist eine Abnahme des Anteils der Jugendlichen um 20,9% auf, allerdings ist hier auch die Gesamtbevölkerung um 4,3% zurückgegangen. Besonders ungünstig ist die Entwicklung im Komitat Zala, wo die Gesamtbevölkerung um 5,1%, und die Anzahl der 15- bis 24-Jährigen um 26,6% abgenommen hat.

Page 45: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

45

Wirtschaftliche AktivitätDie wirtschaftliche Aktivität der 15- bis 24-Jährigen hat sich in den letzten Jahren wesentlich verändert. Vor der Wirtschaftskrise waren mehr als 26% von ihnen beschäftigt, aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung ist hier jedoch ein Rückgang auf unter 20% im Jahr 2010 zu verzeichnen. Nach dem Tiefpunkt 2010 hat sich der Anteil zwar Jahr für Jahr erhöht, erreichte jedoch 2012 noch nicht das Niveau vor der Wirtschaftskrise.Gleichzeitig ist die Jugendarbeitslosigkeit von 10,4% im Jahr 2008 auf 24,3 % im Jahr 2010 angestiegen. Auch hier hat sich die Quote in den letzten Jahren verbessert, liegt aber weiterhin höher als früher, nämlich bei etwa 19 bis 20% und das ist doppelt so hoch wie vor der Wirtschaftskrise.Die Jugendarbeitslosigkeit verursacht in ganz Europa immer gravierendere Probleme. In einigen EU-Mitgliedstaaten liegt die Arbeitslosenrate sogar über 30% und die hohe Arbeitslosigkeit stellt auch in Ungarn eine große Herausforderung dar. Demgegenüber wies das benachbarte Österreich mit knapp 10% – nach Deutschland – den zweitnied-rigsten Wert in Europa aus. Die niedrige Aktivitätsrate von Jugendlichen am ungarischen Arbeitsmarkt begründet sich unter anderem durch die hohen Anteil an Jugendlichen an Ausbildungen (rund 60%). In West-Transdanubien befanden sich im Schuljahr 2011/12 53.610 SchülerInnen und Lehrlinge in der Sekundärstufe, das sind um 8,7% weniger als vor 3 Jahren, was auf demografische Gründe zurückzuführen ist. Ca. 25% davon absol-vieren eine FacharbeiterInnenausbildung, 45% besuchen einer berufsbildende höhere Schule (inkl. HTL und Akademien) und 30% ein Gymnasium. In den letzten Jahren hat die Anzahl der SchülerInnen in allen drei Schultypen abgenommen. Der Rückgang liegt bei den berufsbildenden höheren und mittleren Schulen sowie der Lehre unter 10%, wogegen die Zahl der AHS-SchülerInnen um mehr als 10% abgenommen hat.Dieser hohe Anteil von 60% an Jugendlichen in Ausbildungen resultiert auch aus der Tendenz, länger im Bildungssystem zu verbleiben und immer mehr SchülerInnen entscheiden sich für ein Hochschulstudium. Dadurch steigen viele von ihnen erst später am Arbeitsmarkt ein und suchen aufgrund ihrer höheren Abschlüsse auch nach entsprechend höher qualifizierten Beschäftigungen.Laut einer im Jahr 2013 durchgeführten AbsolventInnenbefragung der Sekundär-stufe in Schulen des Komitats Vas (inkl. Facharbeiterausbildung) planen nur 34% von ihnen nach dem Schulabschluss arbeiten zu gehen (6% ins Ausland), die anderen möchten ein Studium anschließen (34% an Hochschulen - 1% im Ausland).Das Absolvieren eines Hochschulstudiums ist in den letzten Jahren zu einem Mas-senphänomen geworden: So absolvieren mittlerweile 20.000 Jugendliche aus West-transdanubien Bachelor- oder Master-Studiengänge. Erst seit kurzem ist hier eine sinkende Tendenz zu beobachten, die sich 2012 verstärkt hat: Es ist ein Rückgang von 3,8% an HochschülerInnen zu verzeichnen und erstmals lag die Zahl wieder unter

Page 46: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

46

20.000. Dies begründet sich durch die demografische Entwicklung, aber auch durch Umstrukturierungen im Bildungswesen.

Ungarische ArbeitnehmerInnen in ÖsterreichDie Freizügigkeit ungarischer Arbeitskräfte konnte nach dem EU-Beitritt am 1. Mai 2004 im Sinne des Beitrittsvertrages für sieben Jahre lang eingeschränkt werden. Österreich hat von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, wobei jedoch in immer mehr Mangelbe-rufen Arbeitsbewilligungen im Rahmen eines vereinfachten Verfahrens erteilt wurden.Von österreichischer Seite wurde bis zur Aufhebung der Übergangsregelungen im Jahr 2011 eine schrittweise Öffnung angestrebt. So waren beispielsweise bereits 2009 mehr als 23.000 UngarInnen in Österreich tätig waren, davon 78,4% in den grenzna-hen Bundesländern. Im Jahr 2010 ist die Zahl der ungarischen ArbeitnehmerInnen um 12,3% weiter gestiegen und lag bei 26.000 In diesen Jahren lag der Anteil der jugendlichen ungarischen ArbeitnehmerInnen in Österreich kaum über 6%.Seit der Aufhebung der Übergangsregelungen im Mai 2011 ist die Zahl der unga-rischen Beschäftigten in Österreich stark angestiegen: 2011 arbeiteten um 33% mehr Ungarn als im Vorjahr in Österreich, 2012 bereits um 38,7%. Diese Wachstumsrate liegt bei den jungen ArbeitnehmerInnen noch höher: Nach einem Zuwachs von 13,7 % im Jahr 2010 hat sich die Zahl 2011 um 52,9%, und ein Jahr später um 59,5% er-höht. Im Jahr 2012 waren schon mehr als 4.000 ungarische Jugendliche in Österreich beschäftigt. Der Anteil hat sich somit bis zum Jahr 2012 auf 8,5% erhöht.Dieser Faktor weist auf die hohe Mobilitätsbereitschaft der ungarischen Jugendlichen im Vergleich zu den Älteren hin. Zudem sind ungarische Jugendliche auch bereit, größere Entfernungen in Kauf zu nehmen: So ist ihre Präsenz in den westlichen Bun-desländern (Tirol, Salzburg, Vorarlberg) am höchsten: Sie lag 2012 zwischen 12 und 15%. Im Vergleich dazu ist der Anteil der jungen ArbeitnehmerInnen in den östlichen Gebieten (Burgenland, Niederösterreich) niedriger (ca. 5 bis 7%), wohl weil die grenz-nahen Bundesländer auch für die ältere Generation eine Zieldestination darstellen, da man die hier gelegenen Arbeitsplätze – in erster Linie aus den grenznahen Komitaten (Győr-Moson-Sopron, Vas) - auch als GrenzgängerIn erreichen kann.

UngarInnen mit vorübergehendem Aufenthalt im AuslandAus den Grenzkomitaten befanden sich im Jahr 2011 5.828 Personen vorübergehend im Ausland, wobei der Grund des Aufenthaltes unbekannt ist, d.h. wir wissen nicht, ob diese Personen arbeiten, eine Ausbildung absolvieren oder sonstiges. Ein wesent-licher Teil der Personen, die sich im Ausland aufhalten (35,7%), zählt zur Altersgrup-pe der 15- bis 29-Jährigen und ebenso viele zu den 30- bis 39-Jährigen. Mit zuneh-menden Alter sinken hier die Anteile.

Page 47: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

47

Die Mehrheit der Betroffenen (36,1%) verfügt über FacharbeiterInnenabschlüsse oder habt die Matura absolviert (35,4%). JedeR Vierte bis Fünfte besitzt ein Hochschuldiplom, wogegen Niedrigqualifizierte mit 6,3% einen vergleichsweise geringen Anteil stellen.

Sprachkenntnisse der Bevölkerung im GrenzraumDie erfolgreiche Arbeitsaufnahme und die Mobilität der ungarischen Arbeitneh-merInnen hängen wesentlich von den Sprachkenntnissen ab. Aufgrund der räum-lichen Nähe zu Österreich überwiegt in Westungarn die deutsche Sprache als Fremd-sprache. 2011 gaben in West-Transdanubien 184.679 Personen an, über deutsche Sprachkenntnisse zu verfügen, das sind rund 25 bis 30% mehr als vor 10 Jahren. Rund 15 bis 20% der Bevölkerung in der Region sprechen Deutsch.Demgegenüber verfügen weniger Personen über englische Sprachkenntnisse, die Zahl liegt bei 115.799, auch wenn sich hier die Zahl in den letzten zehn Jahren bei-nahe verdoppelt hat. Rund 10 bis 13% der Bevölkerung beherrscht demnach die englische Sprache, dieser Anteil lag früher bei 5 bis 7%. Demnach sind mit einem höheren Schulabschluss auch bessere Sprachkenntnisse verknüpft.Die Sprachkenntnisse der Bevölkerung haben sich im Laufe der letzten Jahre we-sentlich verbessert. Infolge der höheren Wertigkeit von Fremdsprachenkenntnissen steigt auch die Zahl der EinwohnerInnen mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Auch auf dem ungarischen Arbeitsmarkt sind Fremdsprachen oft erwünscht und im Ausland sowieso ein Muss.

MARC FÄHNDRICH

DIE EUROPAWEITE JUGENDGARANTIE FÜR BESCHÄFTIGUNG UND AUSBILDUNG

Jugendbeschäftigung – Stand Juli 2013 Aktualisierte Hintergrundinformation von der Generaldirektion für Beschäftigung, Soziales und Integration zum Referat von Marc Fähndrich

WORUM GEHT ES?

Die Lage der Jugendbeschäftigung in der Europäischen Union In der EU sind derzeit 5,5 Millionen Jugendliche (zwischen 15 und 24 Jahren) ohne Arbeit.

Page 48: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

48

• Die Jugendarbeitslosigkeit ist fast doppelt so hoch wie die Arbeitslosenrate bei den Erwachsenen (23,5% im Gegensatz zu 9,5% – Angaben aus dem Q1/2013) und ist in den letzten 4 Jahren dramatisch angestiegen. Die Rate liegt in einzel-nen Staaten (EL, ES) sogar über 50%.

• Einzelne Gruppen der Jugendlichen (Frauen, Behinderte, MigrantInnen) sind der Gefahr der Arbeitslosigkeit, der Langzeitarbeitslosigkeit, des vorzeitigem Schul- bzw. Bildungsabgangs und der Erwerbslosigkeit viel stärker als andere ausgesetzt.

• In der Altersklasse 15-24 beträgt die Zahl derer, die sich weder in Arbeit, noch in Aus- oder Fortbildung befinden 7,5 Millionen (NEETs). Ihre Zahl steigt per-manent: 2012 gehörten 13,2% der Jugendliche zu dieser Gruppe (provisorische Angabe), was um 2,3 Prozent höher als vor 4 Jahren ist.

• Die Langzeitarbeitslosigkeit steigt: 2012 hatten mehr als 32 % der Arbeitslosen unter 25 seit mehr als einem Jahr keinen Job.

• Die Jugendlichen sind bei Zeitarbeit und Teilzeitarbeit überrepräsen-tiert. Dies weist auf eine Segmentierung hin, wo die Jugendkuchen beson-ders stark Gefahr laufen im ungünstigeren Teil des Arbeitsmarktes hängen zu bleiben, gekennzeichnet von weniger Arbeitspraxis, einem niedrigerem Lohnniveau und schlechteren Chancen auf ein langfristiges Arbeitsverhältnis und auf Karriere.

• Seit 2010 ist die hohe Arbeitslosigkeit mit der steigenden Schwierigkeit der Be-setzung der vorhandenen offenen Stellen verknüpft. Dies weist darauf hin, dass wegen den vom Bedarf abweichenden Fähigkeiten, der beschränkten geogra-phischen Mobilität und den nicht entsprechenden Entlohnungsbedingungen das Missverhältnis zwischen Arbeitskräfteangebot und Nachfrage zwi-schen den einzelnen Branchen und Regionen in ganz Europa zunimmt. Laut den Prognosen werden bis 2020 73 Millionen Stellen wegen Pensionierungen frei, die mit entsprechend qualifizierten Personen zu besetzten sind, was auch für Jugendliche neue Chancen eröffnet.

• Der Anteil der vorzeitigen Schul- und AusbildungsabgängerInnen liegt im Kreise der 18- bis 24-Jährigen 2011 bei 13,5% (dies ist die jüngste, zur Verfügung stehende Zahl). Zwar liegt dieser Wert über den von der EU für 2020 vorgese-henen 10 %, trotzdem ist ein Fortschritt im Vergleich zu den Anfang der Nuller-jahre kennzeichnenden 17% zu verzeichnen. Laut Schätzung der OECD bildet die Findung eines fixen Arbeitsplatzes für 30 bis 40% der vorzeitigen Schul- bzw. AusbildungsabgängerInnen ein permanentes Problem, was sie mit der Zeit aus der Gesellschaft ausgrenzen kann.

Page 49: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

49

WAS TUN WIR?

Die umfassende Initiative „Jugend in Bewegung“ (YoM)1 - Teil der im Dezember 2010 veröffentlichten Strategie Europa 2020 -, ist der erste Versuch zur Ausgestal-tung eines Rahmensystems zur Förderung der Jugendbeschäftigung. Die Initiative “Chancen für jungen Menschen” (YOI)2 vom Dezember 2011 plädiert für eine gesteigerte Kooperation mit den Mitgliedsstaaten zur Bekämpfung der Ju-gendarbeitslosigkeit. Im Rahmen dieser Initiative wurden in den von der höchsten Jugendarbeitslosigkeit betroffenen acht Mitgliedstaaten Aktionsgruppentreffen3

veranstaltet. Es gelang eine EU-Finanzierung in der Höhe von 16 Milliarden EU zur Beschleunigung der Umsetzung bzw. zur Umschichtung zur Verfügung zu stellen (mit 1.1.2013). Dieser Betrag dient zum Vorteil von rund 780.000 Jugendlichen und 55.000 KMUs, ferner für sonstige Maßnahmen der Wachstumsförderung.4 Die Kommission fordert im Rahmen der von ihr im Juni dieses Jahres verabschie-deten Länderspezifischen Empfehlungen 2013 die meisten Mitgliedstaaten zu unverzüglichen Schritten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf, und zwar unter anderem durch aktive Arbeitsmarktpolitik, durch die Stärkung der Ar-beitsverwaltungen sowie durch die Förderung des Berufsbildungs- und Praktikan-tensystems. Außerdem ist der Vermeidung von schulischen Misserfolgen und der Segmentation des Arbeitsmarktes vermehrte Aufmerksamkeit zu widmen. All dies wird zur Umsetzung der Jugendgarantie beitragen. 12 Mitgliedstaaten haben län-derspezifische Empfehlungen in Verbindung mit der Jugendgarantie und weitere 16 hinsichtlich der Berufsbildungsreformen erhalten (von letzteren beziehen sich 10 auf die Lehre).Das Maßnahmenpaket zur Jugendbeschäftigung5 (YEP) vom Dezember 2012 be-steht aus diversen Elementen: Es enthält einen Vorschlag, laut dem die Kommission eine Empfehlung zur Einrichtung der Jugendgarantie herausgeben soll; es soll eine zweite Konsultation mit den europäischen Sozialpartnern stattfinden; ferner werden ein Qualitätsrahmen für Praktika und die Europäische Ausbildungsallianz angekündi-gt; außerdem werden auch Maßnahmen zur Verringerung der Mobilitätshindernisse der Jugendlichen ins Auge gefasst.

1 COM (2010) 477 final of 15.09.20122 COM (2011) 933 final of 20.12.20113 EL, ES, IE, IT, LV, LT, PT, SK4 Das Maßnahmenpaket zur Jugendbeschäftigung stellt mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens, den die Länder

Ende Juli erhalten haben, die aktuellen Ergebnisse der einzelnen Mitgliedstaaten vor. 5 COM (2012) 727-728-729 of 05.12.2012

Page 50: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

50

Der Europarat hat Ende April 2013 die Empfehlung zur Einführung der Jugendgaran-tie6 in Rekordzeit bestätigt. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert dafür zu sorgen, dass alle Jugendliche unter 25 Jahren innerhalb von vier Monaten nach Abschluss ihrer formalen Ausbildung oder nach Verlust ihres Arbeitsplatzes ein niveauvolles Angebot für eine Ar-beits-, Ausbildungs- oder Praktikumsstelle bzw. für eine Weiterbildung erhalten.Bei der Jugendgarantie handelt es sich um eine äußerst wichtige Strukturreform, die unter anderem eine bessere Kooperation der diversen Institutionen fördern soll, um konkrete Resultate für die Jugendlichen herbeizuführen. Die Zielsetzung der Jugend-garantie ist sehr klar (= jeder Jugendliche unter 25 bekommt binnen vier Monaten ein niveauvolles Angebot auf eine der oben genannten Alternativen). Die Jugend-garantie ist ein aus diversen gezielten jugendspezifischen Maßnahmen bestehendes System, welche Maßnahmen zum oben genannten Ergebnis führen. In der Empfehlung der Kommission sind die Richtlinien zur Ausgestaltung derar-tiger Systeme enthalten. Es wird gesondert auf die Wichtigkeit von engeren Partner-schaften zwischen den Betroffenen, der Notwendigkeit der frühen Intervention und Aktivierung sowie der bestmöglichen Inanspruchnahme der EU-Ressourcen hinge-wiesen. Im Interesse der schnellstmöglichen praktischen Umsetzung der Jugendga-rantie werden Mitgliedstaaten mit Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit über 25% aufgefordert, ihren Plan zur Implementierung der Jugendgarantie bis Herbst 2013 zu erstellen. Dieser Plan hat sich darauf zu erstrecken, in welcher Art und Weise die Jugendgarantie auf nationaler Ebene umgesetzt wird, welche Rolle die diversen Behörden und andere Organisationen dabei spielen, wie der Fortschritt nachvoll-zogen wird, ferner ist auch ein Zeitplan nötig. Den anderen Mitgliedstaaten wird es nahe gelegt, ihre Pläne bis zum Frühjahr 2014 fertigzustellen. Die Mitgliedstaaten haben es bei der Ausgestaltung ihres Jugendgarantiesystems in Betracht zu ziehen, dass die Jugendlichen keine aus einem identischen gesellschaft-lichen Umfeld kommende homogene Gruppe darstellen (es sind das Geschlecht und die sonstige Vielfältigkeit der Zielgruppe in Betracht zu ziehen) und dement-sprechend maßgeschneiderte Lösungen anzubieten; es sind die Prinzipien der ge-genseitigen Verpflichtung vor Augen zu führen und auf die Gefahren der beschäf-tigungslosen Zeiträume hinzuweisen. Die Grundlage der Berechnung der Frist zur Inanspruchnahme der Jugendgarantie seitens der Jugendlichen ist ihre Meldung bei der Arbeitsverwaltung; bei den NEETs, die nicht arbeitslos gemeldet sind, haben die Mitgliedstaaten einen ähnlichen Basiszeitpunkt zu bestimmen, ab dem binnen 4 Mo-naten die Jugendgarantie zu gewährleisten ist.

6 http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2013:120:0001:0006:EN:PDF

Page 51: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

51

Jugendgarantiesysteme haben die Abweichungen zwischen den einzelnen Mit-gliedstaaten, die jeweilige Ausgangslage, wie zum Beispiel das Ausmaß der Jugend-arbeitslosigkeit sowie die Organisationsstruktur und Kapazität der diversen Arbeits-marktakteure in Betracht zu ziehen. Der Plan ist auch an die nationalen, regionalen und lokalen Umstände anzupassen. Die Pläne zur Umsetzung der Jugendgarantie enthalten auch die Art und Weise der Finanzierung der nationalen Jugendgarantiesysteme. Hierbei werden zwar die na-tionalen Ressourcen die Schlüsselrolle spielen, aber auch der Strukturfonds der EU, insbesondere die Ressourcen des ESF und des YEI (siehe unten) sind sinnvoll zur Beschleunigung der Implementierung des Systems sowie zu dessen Stärkung und permanente Verbesserung zu verwenden. Weitere Details zur Jugendgarantie und zu den Kosten und Vorteilen enthält inklu-sive bereits funktionierender Beispiele und Elemente das an die Empfehlungen der Europäischen Kommission angeschlossene Staff Working Document7, das in allen Sprachen der EU zugänglich ist. Dessen Anlagen skizzieren die in den Mitglied-staaten zur Förderung der Jugendbeschäftigung bereits laufende Maßnahmen und Best Practice Beispiele für Aktivitäten und Interventionen, für die Förderungen aus dem ESF in Anspruch genommen werden können. Eine anspruchsvolle PraktikantInnen- und Lehrlingsausbildung kann einen Beitrag zum Erfolg der Jugendgarantie leisten. Die auf den Arbeitsmarkt bezogenen Kennzahlen schauen in den Ländern besser aus, wo ein höherer Prozentsatz der Jugendlichen im Rahmen der Basisausbildung an guten PraktikantInnen- oder Lehrlingsausbildungen teilnehmen, bzw. wo es ein etabliertes betriebliches Ausbildungssystem gibt. Was den Qualitätsrahmen für Praktika (QFT) angeht, ist dabei der wichtigste Be-weggrund, dass die Jugendlichen im Rahmen von einzelnen Praktika nichts Nütz-liches lernen oder einfach als billige Arbeitskräfte verwendet werden. Daher dient der Qualitätsrahmen für Praktika mit Richtlinien für alle Berufspraktika um dadurch hoch-wertige Inhalte und faire Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, damit die Praktika den Übergang aus der Ausbildung auf den Arbeitsmarkt tatsächlich erleichtern und auch die Einsatzfähigkeit der PraktikantInnen erhöht wird. Da die Sozialpartner keine Verhandlungen über eine anknüpfende Vereinbarung aufnehmen wollten, wird die Kommission im Dezember 2013 ihre einschlägige Empfehlung veröffentlichen. Die Europäische Ausbildungsallianz8 wurde am 2. Juli 2013 im Rahmen des WorldSkills Wettbewerbes in Leipzig gestartet. Ziel der Initiative ist die Verbesserung des Niveaus und

7 http://ec.europa.eu/social/BlobServlet?docId=9222&langId=en8 http://ec.europa.eu/apprenticeships-alliance

Page 52: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

52

des Zuganges zur betrieblichen Berufsausbildung in ganz Europa, ferner die Änderung der an diese Art von Ausbildung anknüpfenden Vorurteile. Die Allianz bildet dabei eine Plattform, die die Verwaltungsorgane, die Wirtschaftsakteure, die Sozialpartner, die Aus-bildungsträger, die Interessenvertretungen der Jugendlichen und die anderen Schlüssel-akteure, wie zum Beispiel die Kammern zusammenführt, um die diversen Initiativen, die dem Erfolg der auf betrieblicher Ausbildung basierenden Systeme verschrieben sind, zu koordinieren und aufzuwerten, ferner um die nationalen Partnerschaften in Richtung des

dualen Ausbildungssystem zu entwickeln. Die Aktivitäten der Allianz erstrecken sich auf folgende Bereiche: (1) Reform der Berufsausbildungssysteme; (2) Vorteile der Berufsaus-bildungen ; ferner (3) sinnvolle Verwendung der EU-Förderungen.Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung haben die europäischen Sozialpartner, der litauische Vorsitz des Rates der Europäischen Union und die Europäische Kommission im Rahmen einer einzigartigen gemeinsamen Erklärung ihr Engagement hinsichtlich der betrieblichen Berufsbildung zum Ausdruck gebracht. Darüber hinausgehend sind 19 Organisationen (unter anderem Kammern, Unternehmen, Bildungseinrich-

Marc Fähndrich, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung und Europäisches Semester bei der öster-reichischen Kommissionsvertretung, referierte über die Jugendgarantie der EU

Page 53: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

53

tungen) die Verpflichtung eingegangen, im Laufe der kommenden Monate kon-krete Aktionen umzusetzen, unter anderem die gegenseitige Präsentation von Best Practices, eine stärkere Sensibilisierung hinsichtlich der Probleme sowie Schritte zur Steigerung des Niveaus und der Zugangsmöglichkeiten zur betrieblichen Berufsaus-bildung. Aktuell wird auf Initiative des Europäischen Runden Tisches der Industriellen gerade ein Pool aus ‘GeschäftsbotschafterInnen’ aufgestellt.EURES und das Programm „Dein erster EURES-Arbeitsplatz” (YfEj) sind Instru-mente, die den Mitgliedstaaten zur Förderung der Mobilität bzw. dem Anbieten von Stellen dienen. Der Vorschlag, laut dem EURES in ein wahres europäisches Jobvermittlungs- und Recruitment-Netzwerk umzugestalten ist, befindet sich derzeit in der Gesetzge-bungsphase. Daran anknüpfend hat die Kommission im November 2012 einen Durchführungsbeschluss gefasst, der den Weg für einen europäischen Arbeitsmarkt ebnen soll. Die Kommission hat eine EURES-Reform eingeleitet, deren Ziel die Wei-terentwicklung des Netzwerkes und die Erleichterung der Mobilität ist. Die Reformen sind insbesondere darauf gerichtet, den Stellensuchenden die Kontaktaufnahme mit ArbeitgeberInnen zu erleichtern, die MitarbeiterInnen mit besonderen Fertigkeiten suchen, ferner Branchen, die von Mangelberufen gekennzeichnet sind, sowie schwer besetzbaren Stellen vermehrte Aufmerksamkeit zu widmen sowie die gezielten Sys-teme zur Förderung der Mobilität der Jugend zu unterstützen. Ziel des neuen „Dein erster EURES-Arbeitsplatz“-Systems ist es, den Jugendlichen bei der Findung ihres ersten Arbeitsplatzes in einem der 28 Mitgliedstaaten behilflich zu sein und dahin zu wirken, dass die Firmen nicht nur aus ihren eigenen sondern auch aus anderen Staaten MitarbeiterInnen anwerben. Bei YfEj handelt es sich um eine kleine Initiative, deren Budgetrahmen für 3 Jahre 12 Millionen Euro ausmacht. Ziel ist es, die Effizienz der für jun-ge (18-30 Jahre), mobile Stellensuchende angebotenen, maßgeschneiderten Leistungen, die mit finanzieller Unterstützung kombiniert sind, zu prüfen. Im Rahmen des neuen EU-Programms für Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) werden das YfEj und auch andere, auf die Steigerung der Mobilität der Arbeitskräfte gerichtete Systeme verstärkt. Es werden Kleininitiativen entwickelt, um mithilfe von maßgeschneiderten Akquisitions-kampagnen zur Jobfindung innerhalb der EU einen Beitrag zur leichteren Besetzung von offene Stellen in bestimmten Berufen, Branchen und Mitgliedstaaten zu leisten.Die Kommission veröffentlichte am 19. Juni 2013 das für die Tagung des Europarates am 27. und 28. Juni vorgesehene Dokument unter dem Titel “Ein Appell zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit”9. In diesem Papier werden dringende Maßnahmen zur Bekämp-

9 COM (2013) 447 final of 19.6.2013

Page 54: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

54

fung der Jugendarbeitslosigkeit gefordert, unter anderem durch Umsetzung der Jugend-garantie, die Inanspruchnahme der Ressourcen des Europäischen Sozialfonds, das zeitliche Vorziehen der Förderung der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen, die Förderung der Arbeitskräftemobilität in der EU mithilfe von EURES, die Förderung der KMUs, Maßnah-men zur Erleichterung des Übergangs von Schule und Ausbildung ins Erwerbsleben durch Erweiterung des Angebots an Ausbildungsplätzen und Praktika hoher Qualität.Der Aufruf wurde vom Europarat im Rahmen der Tagung im Juni 2013 weitgehend un-terstützt und die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit als dringende Aufgabe defi-niert. Es wurde betont, dass sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene An-strengungen zu tätigen sind, um die jugendlichen NEETs im Sinne der Jugendgarantie auf den Arbeitsmarkt, in eine Allgemein- oder Berufsbildung zu integrieren. Konkrete Maßnahmen wurden wie folgt formuliert: Der Beschäftigung ist im Rahmen der Ver-wendung des Strukturfonds eine besondere Bedeutung beizumessen, inklusive auch der Programmierung der noch nicht verwendeten Ressourcen; es ist zu gewährleisten, dass die Jugendbeschäftigungsinitiative (YEI) bis Januar 2014 voll funktionstüchtig ist, die am stärksten betroffenen Mitgliedstaaten ihre Pläne zur Umsetzung der Jugend-garantie bis Ende 2013 erstellen und dass die Auszahlung der für die Jugendbeschäf-tigungsinitiative bereit gestellten Mittel in Höhe von 6 Milliarden Euro in den ersten beiden Jahren der Förderperiode erfolgt. Darüber hinaus werden die nicht in Anspruch genommenen MFF-Fonds im Zeitraum 2014-2017 eine „umfassende Verpflichtungs-reserve” bilden (höchstens rund 2 Milliarden Euro). Die Europäische Investitionsbank hat unverzüglich zwei Zielprogramme zu starten. Es sind weitere Anstrengung zur Steigerung der Mobilität der jungen Stellensuchenden notwendig. Die Europäische Ausbildungsallianz und der Qualitätsrahmen für Praktika fördern eine niveauvolle prak-tische Ausbildung und das arbeitsbasierte Lernen. Es wurde die Notwendigkeit der Ein-bindung der Sozialpartner betont und das durch letztere jüngst verabschiedete, auf Beschäftigung bezogene Maßnahmenpaket begrüßt. Die Mitgliedstaaten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit haben ihre aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen zu steigern und zu überlegen, wie die Steuerlast von der Arbeit weg bewegt werden könnte. Letztlich ermutigte der Europarat zum stärkeren Präsentieren der nationalen Best Practices und begrüßte die daran anknüpfend in Kürze stattfindende Berliner Konferenz.

PROBLEME UND HERAUSFORDERUNGEN

Kosten und Vorteile der JugendgarantieJugendgarantie bedeutet für die Mitgliedstaaten einen Aufwand an öffentlichen Mitteln, Nichtstun würde aber noch viel mehr kosten.

Page 55: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

55

Die Größenordnung der Kosten hängt von den Umständen des besagten Staates ab. Die Kosten werden in den Mitgliedstaaten höher sein, wo 1) die Fördermaßnahmen nicht ent-sprechend hoch entwickelt sind (z.B. Ausbildung der MitarbeiterInnen der Arbeitsmarkt-verwaltungen hinsichtlich der entsprechenden Handhabung der Bedürfnisse der Jugend-lichen, 2) das eingerichtete System oder dessen Umsetzung verbesserungsbedürftig sind, ferner 3) wenn die Anzahl der NEET bzw. die Jugendarbeitslosigkeit hoch sind.Die ILO hat im Juli 2012 die Gesamtkosten der Implementierung der Jugendgarantie ge-schätzt. Als Resultat ergaben sich 0,22% des BIP der Euro-Zone oder anders ausgedrückt 21 Milliarden Euro. Die auf Grundlage des schwedischen spezifischen Arbeitssuche-Modells vorgenommene Analyse hat je arbeitslosem Jugendlichen jährliche Kosten in der Höhe von 6.000 Euro zuzüglich 600 Euro Verwaltungskosten je TeilnehmerIn angenommen (an die PES-Ressourcen anknüpfend, ist wegen den Programmvorgaben notwendig).Diese Kosten sind aber in Anbetracht der Arbeitslosigkeit, der Erwerbslosigkeit und des Verlustes an Produktivität zu beurteilen. Die Höhe der an die arbeitslosen Jugendlichen gezahlten Zuwendungen, der entgangenen Einkommen und Steuern wurden von Eu-rofound auf 1,21% des BIP geschätzt, was für die EU einen jährlichen Verlust in der Höhe von rund 153 Milliarden Euro bedeutet. Darüber hinaus kann sich die Arbeitslosigkeit auf die betroffenen Jugendlichen langfristig negativ auswirken, da nicht nur das Risiko der zukünftigen Arbeitslosigkeit in ihrem Kreise höher ist, sondern auch das Risiko der Ausgrenzung, der Armut und der gesundheitlichen Probleme.An die Kosten und Nutzen der Jugendgarantie anknüpfende weitere Informationen enthält das an die Empfehlung der Kommission beigefügte Staff Working Document [SWD (2012) 409 final].

Finanzieller Hintergrund der JugendgarantieErstens sollte festgehalten werden, dass der Staatskasse nicht alle Maßnahmen viel Abverlangen. Die Ausgestaltung eines auf Partnerschaft basierenden Ansatzes bedarf zum Beispiel keiner extremer Ressourcen, wobei dies aber einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Jugendgarantie leisten kann. Zweitens ist die Jugend in den Nationalbudgets zwecks Prävention von zukünftigen hohen Kosten als prioritäre Zielgruppe zu definieren. Es wird in der Wachstumsstudie 2013 betont, dass Investitionen in Bildung, wo nur möglich prioritär zu handhaben sind, der Umfang und die Effizienz der Leistungen der Arbeitsverwaltungen zu steigern und die aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen zu erhalten bzw. zu stärken sind.Drittens ist die Jugendgarantie aus den EU-Strukturfonds förderbar, und zwar in erster Linie aus dem Europäischen Sozialfonds. Es wurde vom Rat im Rahmen der Beratung im Juni 2013 vorgeschrieben, dass dem Thema Jugendbeschäftigung im Rahmen der Umsetzung der Zielsetzungen der Strukturfonds besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist. In der neu-

Page 56: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

56

en Förderperiode 2014 bis 2020 enthält der auf die ESF-Regelung bezogene Vorschlag die Festlegung der nachhaltigen Arbeitsmarktintegration der NEETs als prioritäres Förderziel. Die Mitgliedstaaten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit haben die jungen Arbeitslosen und auch die NEETs als spezifische Zielgruppe der ESF-Förderungen zu definieren.Die von der Kommission am 12.3.2013 genehmigte Beschäftigungsinitiative für Jugend-liche (YEI) ist mit einem Rahmenvertrag vom 6 Milliarden Euro eine weitere Unterstützung der Fördermaßnahmen, die im Maßnahmenpaket zur Jugendbeschäftigung definiert worden sind, darunter insbesondere der Jugendgarantie. Dies basiert auf bereits aktuell sehr bedeutenden vorgesehenen Förderungen aus den Europäischen Strukturfonds, d.h. 3 Milliarden aus dem ESF, außerdem zweckgebundene Mittel für Fördermaßnahmen für Jugendliche (zwischen 15 und 24 Jahren) in der Höhe von 3 Milliarden Euro, insbesondere im Dienste der Umsetzung der Jugendgarantie. Diese Förderung kann von allen Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 25% in Anspruch genommen werden.Die Kommission hat im Interesse der Schaffung der zur dringenden Umsetzung der Jugendbeschäftigungsinitiative notwendigen Voraussetzungen die erwarteten Hauptparameter veröffentlicht, und auch ihre Empfehlungen zur Novellierung der gemeinsamen Verfügungen über die Europäischen Struktur- und Investitionsfonds ferner zur Novellierung der Verordnung über den Europäischen Sozialfonds, die der-zeit vom Europaparlament und dem Rat verhandelt werden.

Die nächsten SchritteDie Europäische Kommission• wird die Mitgliedstaaten bei der schnellen Umsetzung ihrer auf Jugendgarantie be-

zogenen Empfehlungen und der schnellstmöglichen Implementierung ihrer Jugend-garantiesysteme unterstützen. Dabei handelt es sich unter anderem um technische Hilfeleistung, eine partnerschaftliche Beziehung der Mitgliedstaaten und das Gegen-seitige lernen. Zwar können auch die seitens der EU in der nächsten Förderperiode (2014-2020) im Rahmen der Strukturfonds zur Verfügung gestellten Finanzressourcen und auch die Initiative Jugendgarantie helfen, es ist aber wichtig, dass auch die Mit-gliedstaaten dieses Thema in ihren Nationalbudgets prioritär handhaben;

• wird die Mitgliedstaaten dabei unterstützen über die Europäische Ausbildungsallianz das Niveau, die Zugänglichkeit und die Attraktivität der Berufspraktika zu erhöhen, unter anderem durch Unterstützung der Mitgliedstaaten und der Sozialpartnern in folgenden Belangen: technische Hilfeleistung bei der Erarbeitung der PraktikantInnen-programme10, weitgehende Ausschöpfung der ESF-Ressourcen, Unterstützung des

10 http://ec.europa.eu/social/youthtraining

Page 57: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

57

Austausches der Best Practices, Erstellen von weiteren Analysen, die den Kostenvorteil von Lehrlingssystemen belegen und die Erhebung dessen, wie die duale Berufsbil-dung und die Praktika in das EURES-System involviert werden können;

• die Kommission wird im Dezember 2013 eine an den Qualitätsrahmen für Prak-tika anknüpfende Empfehlung veröffentlichen, deren Ziel die Förderung dessen ist, dass die Berufspraktika den Jugendlichen unter sicheren Arbeitsbedingungen erworbene, niveauvolle Arbeitserfahrung gewähren.

WER IST FÜR ALL DIES VERANT WORTLICH?

Leitende Abteilung in der Generaldirektion für Beschäftigung: C.2Weitere betroffene Generaldirektionen: GD für Bildung und Kultur (Europäische Ausbildungsallianz)

NÜTZLICHE LINKS

Jugendbeschäftigunghttp://ec.europa.eu/social/youthemployment

An die Implementierung der Jugendgarantie anknüpfende Empfehlung der Kom-mission

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2013:120:0001:0006:EN:PDF

Maßnahmenpaket Jugendbeschäftigunghttp://ec.europa.eu/social/main.jsp?langId=en&catId=89&newsId=1731&furtherNews=yes

An betriebliche Berufsbildung und Berufspraktika anknüpfende Konsultationhttp://ec.europa.eu/social/main.jsp?catId=1045&langId=en

Europäische Ausbildungsallianzhttp://ec.europa.eu/apprenticeships-alliance

Page 58: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

58

HANNES EDLINGER

JUGENDARBEITSLOSIGKEIT – PROBLEME UND TRENDS: AKTUELLES AUS ÖSTERREICH

In der Europäischen Union waren 2012 laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) durchschnittlich rund 5,55 Millionen junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 22,8 %. Die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen war bereits vor der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote. Maßnahmen um die Jugendarbeitslosigkeit auf internationalem Niveau einzudämmen haben ihre volle Wirksamkeit noch nicht entfaltet. Durchgreifende Erfolge im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit werden in strukturverbessernden Programmen und Projekten verortet. Die Europäische Union setzte sich in den letzten Jahren vehement für eine Job-Garantie für Jugendliche ein, die im Rahmen eines EU-Beschlusses 2013 als Jugendgarantie verankert wurde.In Österreich wurden durch die seit 2008 bestehende Ausbildungsgarantie und die seit 2009 lancierte Aktion Zukunft Jugend programmatische Schwerpunkte gesetzt, die sowohl für junge Menschen bis 19 als auch für die 20- bis 24-Jährigen spezifische und anforderungsgerechte Angebote bereithalten. Durch den Aufbau eines engmaschigen Netzes soll zunehmend sichergestellt werden, dass für jede und für jeden das passende Angebot bereitsteht. Dieser besondere Schwerpunkt auf Ju-gendarbeitsmarktpolitik im Kontext der gesamten Arbeitslosigkeit spiegelt sich auch in dem damit verbundenen Mitteleinsatz wider: Die Aufwendungen für die Jugend-arbeitsmarktpolitik und die betriebliche Lehrstellenförderung beliefen sich 2012 auf 613 Millionen Euro. 2013 sind zielguppenspezifische Mittelaufwendungen von über 640 Millionen Euro vorgesehen. Die Zielgruppe Jugendliche war somit die arbeits-marktpolitisch am intensivsten geförderte Personengruppe.Angebote um Jugendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren, im Bildungssystem zu halten oder in dieses zu reintegrieren finden sich auf zahlreichen Ebenen: Dropout-Vermeidung und der Beratung am Übergang zwischen Schule und Beruf werden besondere Berücksichtigung eingeräumt.Ziel der Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren ist es, dass durch eine kohärente und trägerübergreifende Abstimmung der Bildungs- und Ausbil-dungssysteme sowie einer Verzahnung der Förderangebote immer weniger Jugendli-che aus dem System fallen bzw. Jugendliche immer gezielter unterstützt werden. Insbe-sondere durch eine bessere Koordination und Kooperation zwischen Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik werden wichtige Schritte in Richtung verstärkter interdisziplinärer Zu-sammenarbeit gesetzt. Diese durchgängige Konzeption einer „österreichischen (Aus-)

Page 59: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

59

Bildungsstrategie mündet in eine breit aufgestellte Angebotspalette, die den unter-schiedlichsten Bedürfnissen der Jugendlichen zunehmend gerecht wird.Mit der Ausbildungsgarantie der Jugendlichen wird jedem Jugendlichen ein Ausbil-dungsplatz garantiert. Um dies gewährleisten zu können, wurden bereits seit 1998 überbetriebliche Ausbildungsplätze eingerichtet als subsidiäres System von Er-satzlehrplätzen in Ergänzung zum rückläufigen Angebot des betrieblichen Lehrstel-lenmarkts. Es erlaubt Jugendlichen, die an einer Lehrausbildung interessiert sind und die am betrieblichen Lehrstellenmarkt keine passenden Ausbildungsstellen finden, auf die überbetriebliche Lehrausbildung in einer Ausbildungseinrichtung zurückzu-greifen. Ziel ist der zeitnahe Übertritt in ein betriebliches Ausbildungsverhältnis. Die in diesem Rahmen absolvierte Lehre ist der betrieblichen Lehre gleichgestellt und mündet ebenfalls in einer staatlich anerkannten Lehrabschlussprüfung. Für einige benachteiligte Jugendliche sind Angebote wie z.B. die Überbetriebliche Lehrausbil-dung oft zu ambitioniert; sie benötigen andersartige Unterstützungsangebote, die eine individuell abgestimmte Nachreifung sowie eine bedarfsgerechte (Wieder-)He-ranführung an das Ausbildungs- und Arbeitsmarktsystem ermöglichen. Aus diesem Grund wurden in Österreich ab 2010 in verstärktem Ausmaß Produktionsschulen eingerichtet, in denen Jugendliche Erfahrungen über die Abläufe und Anforde-rungen in der Arbeitswelt sammeln und üben können, wie „das Berufsleben funktio-niert“. Die gegenwärtig 20 Produktionsschulen in Österreich bieten somit nicht nur einen breiten Zugang bei der Vermittlung einer Basis- und fachlichen Grundqualifi-zierung, sondern geben auch Orientierung in der Berufswelt.In schwierigen Entscheidungsphasen benötigen Jugendliche oft professionelle Beratung und Hilfestellungen gerade was die Zukunftsplanung und die passende Berufswahl anbelangt. Daher entstand die Idee, Jugendliche bereits am Ende ihrer Schulpflicht und das direkt vor Ort in den Schulen persönlich anzusprechen und ih-nen eine Person an die Seite zu stellen: Jugendcoaching ist ein kostenloses und un-kompliziertes Angebot, das die Jugendlichen bei schulischen, beruflichen und auch persönlichen Problemlagen berät und unterstützt. Die Zusammenarbeit erfolgt auf freiwilliger Basis, damit in einer vertrauensvollen Atmosphäre auch solche Themen angesprochen werden können, bei denen Jugendliche nicht wissen, an wen sie sich ansonsten mit ihren Anliegen wenden können.Aufgrund des hohen Anteils von abgebrochenen Lehrausbildungen, nicht bestan-denen Lehrabschlussprüfungen und einer rückläufigen Anzahl von Lehrlingen und Betrieben in gewissen Bereichen kam es 2011 zu einer Novellierung des Berufsaus-bildungsgesetzes (BAG) und somit zur Einführung von Lehrlingscoaching. Im Zuge dieser Novellierung wurden neue Unterstützungsleistungen für Ausbildungsbetriebe und Lehrlinge zur Verfügung gestellt: Ausbildungsleitfäden für zentrale Lehrberufe

Page 60: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

60

wurden erstellt, zur Sicherung der Qualität von Prüfungsbeispielen wurde die „Clea-ringstelle LAP“ errichtet und Unterstützungsangebote für Auslandspraktika von Lehr-lingen wurden etabliert, etc. Das Kernstück dieser Reform bildet ein Beratungs- und Betreuungsangebot für Betriebe und Lehrlinge: das Lehrlingscoaching. Ziel ist die Vermeidung von Drop-Outs und die Sicherstellung des Ausbildungserfolgs.Junge Erwachsene zwischen 20 und 24 Jahren bilden die zweite Zielgruppe der ös-terreichischen Jugendarbeitsmarktpolitik. Fehlende Qualifikationen gelten als zentrale Einstellungshindernisse. Das hohe Arbeitslosigkeitsrisiko für Niedrigqualifizierte aller Altersgruppen spiegelt sich auch statistisch wider: für Personen mit dem Pflichtschul-abschluss als höchste abgeschlossene Schulausbildung beträgt das Risiko arbeitslos zu werden 19,4%, für Uni- und FachhochschulabsolventInnen 2,4%. Die Unterstützung bei Berufsausbildungen und das Nachholen von Berufsausbildungen für ältere Ju-gendliche, insbesondere auch die Absolvierung einer außerordentlichen Lehrab-schlussprüfung werden daher als besondere Schwerpunkte definiert.Ziel der österreichischen Jugendpolitik ist die Vermeidung von Bildungsabbrüchen und die Sicherung von Ausbildungsabschlüssen. Konjunkturelle Faktoren, Fachkräf-temangel und das zunehmend dysfunktionale Problem der Bildungsbenachteili-gung stellen die Herausforderungen dar, denen begegnet werden muss, um eine weiterhin günstige Lage des Jugendarbeitsmarkts zu gewährleisten.Early School Leavers sind Jugendliche, die frühzeitig das Schulsystem verlassen. Frühzeitiger Schulabbruch ist sowohl ein individuell als auch ein gesellschaftlich relevantes Problem. Durch eine stärkere Verankerung von präventiven Maßnah-men zur Unterstützung der Integration von benachteiligten SchülerInnen und Ver-meidung von Ausbildungsabbrüchen innerhalb des Schulsystems und durch eine stärkere Verzahnung und Zusammenführung mit derzeit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen im Bereich des nachfolgenden Übergangsmanagements (siehe Ju-gendcoaching) werden wichtige Maßnahmen ergriffen, um so dem frühzeitigen Schulabbruch entgegen zu wirken.NEET (Not in Education, Employment or Training) bezeichnet die Gruppe jener Ju-gendlichen, die keine Schule besuchen, keiner Arbeit nachgehen und sich auch in keiner beruflicher Fortbildung befinden. Laut einer noch nicht veröffentlichten Studie im Auftrag des BMASK gibt es in Österreich 78.000 NEET-Jugendliche. Diese systemfernen Jugendliche sollen durch niederschwellige Kontaktmöglichkeiten er-reicht werden: organisierte Abstimmungen mit passenden Angeboten außerhalb der Schule sind die Basis für eine passende Angebotslandschaft.„AusbildungsFit“ ist ein flächendeckendes, entsprechend niederschwelliges und standardisiertes Angebot für benachteiligte Jugendliche, das konsequent darauf ab-zielt, den Jugendlichen durch individuelle Förderung in eine Berufsausbildung oder

Page 61: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

61

in den Arbeitsmarkt zu integrieren. 2013 wird es als flächendeckendes, standardisier-tes Programm zur Erlangung der Ausbildungsreife konzipiert, 2014 pilotiert und ab 2015 in ganz Österreich umgesetzt.

JUDIT ADLER

SITUATION DER JUGENDLICHEN AUF DEM UNGARISCHEN ARBEITSMARKT

Die Arbeitslosenrate der Jugendlichen weist in der Europäischen Union allgemein, aber auch in Ungarn hohe Werte und eine steigende Tendenz auf. Diese Altersklasse ist einer der großen Verlierer der Wirtschaftskrise der letzten Jahre.In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich der Saldo aus den aufgelösten und neu ent-standenen Arbeitsplätzen und somit die Gesamtzahl der Arbeitsplätze kaum erhöht. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Struktur der vorhandenen Arbeitsplätze auch an-knüpfend an die Lissabon-Strategie verändert. Vor allem atypische Beschäftigungs-verhältnisse – insbesondere Teilzeitarbeit, Job-Sharing und befristete Verträge – er-möglichen mehr Menschen am Arbeitsmarkt teilzuhaben, und auch statistisch hat dadurch die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse zugenommen. Die im Jahr 2008 beginnende und bis heute andauernde Wirtschaftskrise hat jedoch einen Großteil dieser positiven Entwicklungen zunichte gemacht und insbesondere die Chancen der Jugendlichen für einen Einstieg am Arbeitsmarkt stark verschlechtert.Die EU-Mitgliedstaaten sind gleichzeitig mit verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen konfrontiert. Die Mehrheit der Staaten hat mehr oder weniger mit einer Überalterung der Bevölkerung und der daraus resultierenden dra-stischen Erhöhung der Pensionslasten zu kämpfen. Ein Instrument zur Bewältigung der - durch die nationalen Pensionssysteme generierten - hohen Kosten ist die An-hebung des Pensionsalters und die Verhinderung eines vorzeitigen Pensionsantritts, was auch für Ungarn gilt. Daraus resultiert eine permanente Steigerung der Beschäf-tigungsrate, aber auch der Arbeitslosenrate der älteren Generationen. Als indirekte Wirkung tritt ein Verdrängungswettbewerb zulasten der Jugendlichen auf, die da-durch auf dem Arbeitsmarkt noch schwerer Fuß fassen können.In Ungarn nimmt die Bevölkerung in den jüngeren Altersklassen aus demografischen Gründen kontinuierlich ab, in den letzten zehn Jahren um rund 15%. Demnach be-steht auf dem Arbeitsmarkt von Seiten der Jugendlichen kein demografischer Druck. Auch die verlängerte Ausbildungsdauer verringert das Arbeitskräfteangebot. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren sind die niedrige und weiter sinkende Beschäfti-

Page 62: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

62

gungsrate der Jugendlichen und die gleichzeitig steigende hohe Arbeitslosigkeit als besonders ungünstige Tendenzen einzuschätzen.Die Beschäftigungsrate ist in Ungarn generell niedrig – bei den 15- bis 64-Jährigen 2011 nicht höher als 2001 – und im EU-Vergleich eine der niedrigsten. Bei der Ana-lyse der Beschäftigungsrate nach Altersgruppen fällt auf, dass bei den mittleren Jahrgängen nur ein geringer Rückstand – ca. 5 Prozentpunkte – zum Schnitt der EU-27 besteht, während bei den jüngeren und älteren Altersklassen ein größerer Unterschied zu beobachten ist. Bei den Jüngeren wird der EU-Durchschnitt um 10 Prozentpunkte unterschritten und bei den 20- bis 24-Jährigen liegt dieser Wert be-reits bei über 15 Prozentpunkten. Ähnlich das Bild bei den Älteren: Der Wert liegt bei den 55- bis 59-Jährigen um 10 Prozentpunkte niedriger, bei den 60- bis 64-Jährigen bereits um 15 Prozentpunkte.Diese Fakten belegen klar, dass sich die Beschäftigungsrate in Ungarn nur dann dem Schnitt der EU-27 annähern wird, wenn das Problem der Beschäftigung von Jugend-lichen und Älteren gelöst wird. Bei der Beschäftigung von Älteren ist als Konsequenz der Verschärfungen im Pensionssystem im Laufe der letzten Jahre ein langsamer Anstieg der Beschäftigung zu verzeichnen, wobei gleichzeitig auch die Arbeitslosigkeit zunahm, da nicht alle bis zum Pensionsalter in den Unternehmen beschäftigt werden.Auch für Jugendliche wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen und Anfang dieses Jahres wurden weitere implementiert, deren positive Auswirkungen im Laufe dieses Jahres spürbar werden.Eine Erhöhung der Beschäftigungsrate wird durch zahlreiche Faktoren erschwert. Meiner Ansicht nach sind die Folgenden am wichtigsten:• geringes Wirtschaftswachstum,• niedrige Investitionsrate,• ungleiche Einkommensverteilung,• negative Auswirkungen der technischen Entwicklung auf den Personalbedarf,• Veränderungen in der internationalen Allokation der Arbeit.Es ist nicht durch Forschungen belegt, dass ein hohes Wirtschaftswachstum auto-matisch zu einer Erhöhung der Beschäftigungsrate führt, vielmehr scheint dessen intensiver oder extensiver Charakter von Bedeutung zu sein. Der Rückgang des Wirt-schaftswachstums bzw. dessen langfristige Stagnation ist aber hinsichtlich der Lö-sung der Beschäftigungsprobleme sicherlich nicht förderlich.Die Investitionsrate ist jener Index, der am ehesten mit der Beschäftigungsentwicklung in Verbindung gebracht werden kann, wobei natürlich auch die Art der Investitionen einen wichtigen Einflussfaktor darstellt. Die ungarische Investitionsrate ist äußerst niedrig und deckt nicht einmal den Ersatz der abgeschriebenen Produktionsmittel, was sich ebenfalls negativ auf die Beschäftigungsentwicklung auswirkt.

Page 63: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

63

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Einkommensverteilung zu Gunsten des Kapi-tals bewegt. Die sinkenden Löhne und Gehälter bremsen den Konsum und verringern dadurch die zusätzliche Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, was sich letztendlich negativ auf die Beschäftigungsentwicklung auswirkt.Die eher negativen Auswirkungen der technischen Entwicklung auf den Personalbe-darf sind ein altbekanntes und seit langem auftretendes Phänomen. Arbeitgebe-

rInnen bevorzugen automatisierte Prozesse, da die Produktivität und die Wettbe-werbsfähigkeit steigen, aber auch Spannungen, die unter MitarbeiterInnen auftreten können, abnehmen, d.h. keine „zwischenmenschlichen Probleme“ auftreten und zu lösen sind. Das führt dazu, dass immer weniger, aber immer qualifizierteres Personal am Arbeitsmarkt gesucht wird.Zur Verringerung der Produktionskosten verlagern Unternehmen einen Teil ihrer Ak-tivitäten – primär die Massenproduktion – in weniger entwickelte Länder. Dadurch schaffen sie dort zwar neue Arbeitsplätze, aber gerade diese Jobs fehlen in den Län-dern der EU. Zu Beginn der Nullerjahre profitierte Ungarn noch vom Hereinströmen des Working Kapitals, dieser Prozess ist mittlerweile aber praktisch zum Stillstand ge-

Adler Judit, Forschungsleiterin bei der Wirtschaftsforschungsgesellschaft GKI, ging auf die Arbeitsmarkt-lage der Jugendlichen in Ungarn ein

Page 64: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

64

kommen. Dabei spielte der Anstieg der Löhne und Lohnnebenkosten eine gewisse Rolle, aber zu den wichtigsten Hinderungsgründen zählen das innenpolitische Klima und das Fehlen der Rechtssicherheit.Aufgrund der beschriebenen Faktoren ist die Beschäftigungsrate der Jugendlichen in den letzten 15 Jahren in absoluten Zahlen um rund 300.000 Personen (60%) gesunken. In der Altersklasse der 15- bis 19-Jährigen war ein Rückgang von 90% zu verzeichnen, nicht einmal 10.000 von ihnen arbeiten. Dies ist primär auf die Umstrukturierungen im Bildungssystem zurückzuführen, etwa die Anhebung der Schulpflicht bis zum Alter von 18 Jahren, aber ebenso auf den fehlenden Bedarf an unqualifizierten ArbeiterInnen. Auch im Kreise der 20- bis 24-Jährigen war ein Rückgang der Beschäftigung von über 50% zu verzeichnen, wovon Männer stärker als Frauen betroffen waren.Mehr als 90% der Jugendlichen arbeiten unselbstständig, nur ein ganz geringer Teil ist als Einzel- oder GemeinschaftsunternehmerIn tätig. Dies überrascht nicht wirklich, da Jugendlichen zumeist die notwendigen Finanzressourcen und Netzwerke sowie die entsprechenden Arbeitserfahrungen für eine Unternehmensgründung fehlen. Aber auch jene wenigen Jugendlichen, die legal unselbstständig beschäftigt sind, sind größtenteils prekär beschäftigt, z.B. arbeitet rund ein Viertel von ihnen im Rah-men von befristeten Dienstverträgen.Der erfolgreichste Weg der Arbeitsplatzsuche ist bei Jugendlichen - ähnlich wie bei Äl-teren - der Weg über persönliche Beziehungen: mehr als die Hälfte findet mit Hilfe der Familie oder von FreundInnen einen Job. Vor allem bei Jugendlichen mit niedrigen Qua-lifikationen trifft dies in hohem Maße zu. An zweiter Stelle stehen bei der erfolgreichen Arbeitsplatzsuche Inserate oder das Internet (20%). Häufig werden Jugendliche nicht ihrer Ausbildung gemäß eingestellt, sondern übernehmen anfallende Jobs zu oft unwürdigen Entlohnungen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt versuchen Jugendliche dann einen Job zu finden, der ihrer Ausbildung entspricht. Jugendlichen zählen trotz der Tatsache, dass sie über höhere Ausbildungen als die älteren Generationen verfügen, zu den großen Verlie-rern des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels des letzten Jahrzehnts.In meinem Referat gehe ich auch auf die Auswirkung der Umstrukturierung des Bil-dungssystems auf die Beschäftigung ein. ExpertInnen und PolitikerInnen schätzen die Rolle des Bildungssystems zur Erhöhung der Chancen am Arbeitsmarkt hoch ein. Dies trifft in vielen Punkten auch zu, allerdings ist es schwierig, die Nachfrage am Ar-beitsmarkt und etwaige strukturelle Veränderungen zu prognostizieren, um entspre-chend der Nachfrage am Arbeitsmarkt auszubilden. Dies trifft für Hochschulstudien noch stärker zu als für niedrigere Ausbildungen. Allgemein besteht in Ungarn derzeit jedoch ein Mangel an Arbeitsplätzen. Ein derartiger Mangel ist natürlich immer re-lativ, da es immer offene Stellen gibt. Dennoch sind es vor allem qualitative Gründe, die eine Lücke zwischen der Nachfrage und dem Angebot am Arbeitsmarkt ergeben.

Page 65: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

65

Zur Bewältigung dieses Problems müssten wahrscheinlich sowohl ArbeitgeberInnen als auch ArbeitnehmerInnen mehr Anstrengungen unternehmen.Zusammenfassend sehe ich die Gründe für die niedrige und weiter abnehmende Beschäftigung von Jugendlichen in den folgenden Faktoren:• niedrige Nachfrage am Arbeitsmarkt,• Wettbewerb um die vorhandenen Jobs mit älteren ArbeitnehmerInnen,• vollkommener Mangel des Interessenschutzes, Ohnmacht, Diskriminierung,• Mangel an Arbeitserfahrung und die Schwierigkeit diese zu erwerben,• Diskrepanz zwischen dem Schulsystem und den Bedürfnissen der Wirtschaft,• zeitweise irreale Erwartungen der ArbeitgeberInnen und niedrige Entlohnung,• Änderung in den Bedürfnissen der Jugendlichen.Hoffentlich wird das Jugendbeschäftigungspaket der Europäischen Kommission nach 2014 zumindest einen Teil dieser Probleme mildern. Die an das Paket anknüpfenden Finanzressourcen sowie eine eventuell verbesserte Konjunkturlage werden vielleicht die Beschäftigungsprobleme der Jugendlichen etwas dämpfen können.

ROLAND LÖFFLER

LÖSUNGSANSÄTZE ZUR VERBESSERUNG DER ARBEITSMARKTSITUATION DER JUGENDLICHEN IM BURGENLAND (BURGENLÄNDISCHE AUSBILDUNGSGA-RANTIE)

Der vorliegende Beitrag beschreibt jene Aktionsfelder, die der burgenländischen Arbeits-markt- und Bildungspolitik zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation Jugendlicher zur Verfügung stehen. Eingangs werden kurz die Charakteristika des burgenländischen Ar-beitsmarktes im Allgemeinen, seine relative Position im Großraum Pannonien und die Besonderheiten in Bezug auf Jugendliche Erwerbssuchende dargestellt. Anhand der kri-tischen Übergänge innerhalb des Bildungssystems und dem Übergang von Ausbildung in Erwerbstätigkeit werden mögliche Aktionsfelder für eine präventive und kompensa-tive Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche skizziert. Dabei wird vor allem auf bereits beste-hende Interventionsebenen und Maßnahmenbereiche Bezug genommen.

Der Burgenländische Arbeitsmarkt im ÜberblickDer Burgenländische Arbeitsmarkt weist gegenüber den angrenzenden Bundeslän-dern, aber auch gegenüber den benachbarten Komitaten Westungarns eine Reihe von Charakteristika auf: Die Regionen Burgenlands sind nach wie vor stark agrarisch

Page 66: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

66

strukturiert, hinsichtlich der Branchenstruktur, der Ausrichtung auf benachbarte Zen-tralräume und der Bildungs- und Berufsstruktur der Bevölkerung ist eine deutliche regionale Differenzierung Nord-, Mittel- und Südburgenlands zu beobachten. Wäh-rend der Norden starke Verflechtungen im dem Großraum Wien aufweist, ist das Süd-burgenland stärker an den Großraum Graz ausgerichtet. Der Dienstleistungsbereich konzentriert sich (nicht zuletzt durch den Sitz der Verwaltungsbehörden) auf den Raum Eisenstadt. Industriebetriebe sind im österreichweiten Vergleich unterreprä-sentiert, es gibt kaum Großbetriebe mit mehr als 250 Beschäftigten.Ein nicht unbeträchtlicher Teil der burgenländischen Erwerbspersonen übt seine Erwerbstätigkeit außerhalb des Bundesland aus: 37,1% pendeln aus (Österreich: 13,2%), die EinpendlerInnenquote liegt mit 12,1% unter jener des österreichweiten Durchschnitts. Gleichzeitig ist das Burgenland zunehmend ein Zielland grenzüber-schreitenden Arbeitskräfteangebotes, der Anteil der ausländischen Beschäftigten beträgt 6,5%, die überwiegende Mehrheit davon sind UngarInnen.Das Burgenland, das nach wie vor ein negatives natürliches Bevölkerungswachs-tum aufweist, ist gleichzeitig eine Region, die ein deutlich positives Wanderungs-saldo aufweist (vor allem in der Region Nordburgenland). Die im Vergleich zu den benachbarten Komitaten Westungarns deutlich höhere Beschäftigungsquote macht das Burgenland zu einem attraktiven Zielland sowohl für Binnenzuwande-rung aus Österreich als auch für die grenzüberschreitende Migration. Der Großteil des grenzüberschreitenden Arbeitskräfteangebotes sind jedoch nach wie vor Ta-gespendlerInnen.International gesehen weist das Burgenland nicht nur eine niedrige Arbeitslosenquote auf, auch die Jugenderwerbslosenquote liegt deutlich unter jener der östlichen Nach-barregionen. Zwar ist die Jugendarbeitslosenquote mit 13,7% (Jahresdurchschnitt 2012) deutlich über jener aller Altersgruppen, sie hat jedoch in den letzten Jahren kon-tinuierlich abgenommen (2009: 15,2%, 2010: 14,8%, 2011, 14,3%).Dies ist zum einen auf den hohen Anteil Jugendlicher in weiterführenden Schulen zurückzuführen. Im Schuljahr 2011/12 waren im Burgenland 68,1% der SchülerInnen der 9.Schulstufe in einer höheren Schule (BMHS oder AHS), österreichweit dagegen nur 60,1%. Mit knapp 49% weist das Burgenland unter den 18- bis 19-Jährigen die höchste Reifeprüfungsquote aller österreichischen Bundesländer auf. Die Erstim-matrikulationsquote burgenländischer Jugendlicher an Universitäten liegt etwa im österreichischen Durchschnitt, jene an Fachhochschulen dagegen deutlich darüber (2011/12: 18,6% gegenüber 14,6% im Österreichdurchschnitt).Trotz der insgesamt guten Positionierung des Burgenlandes im Bereich der Arbeits-markt- und Bildungsintegration Jugendlicher steht die Region vor einer Reihe von Herausforderungen:

Page 67: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

67

• Der demografische Wandel hat auch das Burgenland erfasst. Der Rückgang der Zahl der Jugendlichen, die vom Bildungs- in das Erwerbsleben übertreten, birgt auch die Gefahr eines mittelfristigen Fachkräftemangels

• Als Zielland für grenzüberschreitende Arbeitskräfte v.a. aus Ungarn ist das Burgen-land damit konfrontiert, dass der Großteil des Beschäftigungszuwachses auf aus-ländische Arbeitskräfte entfällt.

• Die regionalen Disparitäten in Bezug auf die Verfügbarkeit von Lehrstellen und Arbeitsplätzen bleiben weiter aufrecht.

• Auch im Burgenland sehen sich die Erwerbstätigen mit steigenden Qualifi ka tions-anforderun gen konfrontiert, während ein nicht vernachlässigbarer Anteil der Ju-gendlichen, die das Bildungssystem verlassen, über schulische Defizite verfügen, die einen Einstieg in das Erwerbsleben erschweren.

Kritische Phasen und ÜbergängeDie Bildungs- und Erwerbsverläufe Jugendlicher weisen eine Reihe von kritischen Phasen bzw. Übergängen auf. Abgesehen von der Weichenstellung, die bereits im Übergang von der Primarstufe in die Sekundarstufe I erfolgt, die wesentliche Auswir-kungen auf die weitere Bildungs- und Erwerbskarriere hat, sind es der Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II (entweder in die duale Ausbildung, eine vollschulische Berufsausbildung oder in die Oberstufe der AHS), der Eintritt in post-sekundäre oder tertiäre Ausbildungen, der Übergang in das Erwerbssystem und die frühen Erwerbsphasen Jugendlicher, die eine Reihe von Problemfeldern aufweisen, auf die eine auf Verhinderung von Erwerbslosigkeit ausgerichtete Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik reagieren muss:• Im Bereich der Sekundarstufe I stellen die vorzeitigen Schulabbrüche, die Been-

digung der Schulpflicht ohne Pflichtschulabschluss, die Berufsorientierung und Berufswahl am Ende der Sekundarstufe I, die Formen der Nutzung des 9. Pflicht-schuljahres und die Lehrstellensuche Herausforderungen dar.

• In der dualen Ausbildung gilt es, den vorzeitigen Ausstieg aus der Lehre zu verhin-dern, die Zahl der negativen Abschlüsse bei der Lehrabschlussprüfung zu redu-zieren, die Beendigung der Lehrausbildung ohne Lehrabschlussprüfung (auch bei „erfüllter Lehrzeit) zu vermeiden sowie eine hohe Qualität der Lehrlingsausbildung und die Durchlässigkeit des dualen Systems in Richtung tertiärer Ausbildungen sicherzustellen.

• Beim Übergang in das Erwerbssystem stellen der erstmalige Dienstgeberwech-sel nach Lehrabschluss, der Berufseinstieg nach der vollschulischen Ausbildung und die prekären Berufseinstiege nach tertiären Ausbildung (in Form unter- oder unbezahlter Praktika) wichtige Handlungsfelder dar. Darüber hinaus sehen sich

Page 68: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

68

AbsolventInnen beruflicher Ausbildungen verstärkt mit dem Auseinanderklaffen von Ausbildungsinhalten und Qualifikations anforderungen von Betrieben sowie einem regionalen qualifikatorischen Mismatch konfrontiert.

Interventionsebenen und MaßnahmenbereicheUm den vorzeitigen Schulausstieg verhindern zu können, bedarf es frühzeitiger Diagnose und In tervention. Seit 2012 läuft das Jugendcoaching als Pilotprojekt in mehreren Bundesländern und bietet ausgrenzungsgefährdeten Jugendlichen einen niederschwelligen Zugang zu Information und Beratung. Das Verfahren ist dreistufig aufgebaut (von allgemeiner Information bis zum Case Management) und bietet in allen drei Stufen Vernetzungen zu Förderangeboten der Schule, den Berufsinforma-tionszentren und externen Beratungs- und Betreuungseinrichtungen.Ein wichtiger Bereich im Übergang von der Sekundarstufe I in eine Berufsausbil-dung stellt die Berufsorientierung dar. Derzeit ist Berufsorientierung entweder in Form eines eigenen Unter richtsgegenstandes (vor allem in Hauptschulen) oder als fächerübergreifendes Unterrichtsprinzip (in der AHS) verankert und auf die 7./8. Schulstufe konzentriert. Idealerweise sollte Bildungs- und Berufsorientierung je-doch als langfristiger Prozess verstanden und um gesetzt werden, der bereits in der vorschulischen Erziehung beginnt und die SchülerInnen kontinuierlich begleitet. Vor allem vor dem Hintergrund, dass in Österreich im Vergleich zu anderen euro-päischen Ländern die Berufswahlentscheidung sehr früh erfolgen muss, bedarf es eines breiten Spektrums an Informations-, Beratungs- und Begleitungsangeboten und Realbegegnungen und der Komplementarität von schulischen und außer-schulischen Angeboten, die alle relevanten Zielgruppen (SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen) ansprechen. Im Burgenland wurde 2012 eine Koordinierungsstelle für Bildungs- und Berufsorientierung ins Leben gerufen, die als Drehscheibe zwischen Angeboten, Anbietern, institutionellen AkteurInnen und NutzerInnen dienen soll und die Koordinierung der Bereitstellung von Information, den Austausch zwischen und die Vernetzung von Schulen, Anbietern und institutionellen Akteuren, die Ab-stimmung der BBO-Aktivitäten im Burgenland und die Kooperation mit anderen Bundesländern gewährleisten soll.Jugendcoaching und Koordinierung von Bildungs- und Berufsorientierung sind zwei Bereiche eines umfassend gedachten Übergangsmanagements, das vom BMASK als ein Politikschwerpunkt aufgefasst wird. Dieses Übergangsmanagement, das als Case Management konzipiert ist, soll Jugendlichen den Übergang von der Pflichtschule in weiterführende Systeme der allgemeinen und berufsbezogenen Ausbildung er-leichtern und umfasst daher neben Information und Beratung auch die Begleitung (etwa in Form der Arbeitsassistenz), Maßnahmen der Orientierung, Heranführung

Page 69: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

69

und Nachreifung wie Produktionsschulen bis hin zur überbetrieblichen Berufsausbil-dung (in Form von Lehrgängen, Lehrwerkstätten, der integrativen Berufsausbildung, der FacharbeiterInnen-Intensivausbildung oder der teilqualifizierenden Lehre). Auch das derzeit in vier Bundesländern als Pilotprojekt durchgeführte Lehrlingscoaching, das Coachingangebote für Lehrlinge und Betriebe bei ausbildungs-, arbeitsbezo-

genen oder persönlichen Problemlagen bietet und den Lehrabbruch oder vorzei-tigen Lehrstellenwechsel verhindern soll, versteht sich als eine der Maßnahmen des Übergangsmanagements.Die überbetriebliche Berufsausbildung hat im Burgenland bereits eine lange Tra-dition. Im Zeitraum 2004 bis 2011 wurden 217 Maßnahmen mit über 3.500 Maß-nahmenteilnahmen von nahezu 2.000 Personen vom AMS und dem Land geför-dert. Diese Maßnahmen sind eine notwendiges Instrument zur Verhinderung von nachhaltigen Systemausstiegen. Zwei Jahre nach Beendigung der Maßnahmen sind mehr als die Hälfte der TeilnehmerInnen in Beschäftigung oder Lehre. Aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen Trägereinrichtungen und AMS konnte die Zahl der „Dropouts“ sehr gering gehalten werden. Die Betriebspraktika im Rahmen von ÜBA und IBA sind dabei ein wesentliches Ausbildungselement und eine wichtige Vermitt-lungsdrehscheibe. Auch wenn die demografische Basis rückläufig ist, wird mittelfris-tig für 20% der Jugendlichen ein derartiges Angebot notwendig sein.Um das duale Ausbildungssystem zu stärken, wurden in den letzten Jahren komple-mentäre Angebote ins Leben gerufen. Die „Lehre mit Matura“ ist im Burgenland ein

Teilnehmer der Konferenz

Page 70: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

70

Erfolgsmodell, das auch zunehmend in Anspruch genommen wird, weil es die Mög-lichkeit bietet, parallel eine Berufsausbildung und einen Maturaabschluss zu erwer-ben, was die Durchlässigkeit in Richtung tertiärer Ausbildung erleichtert. Ähnliche Möglichkeiten bietet die Berufsreifeprüfung, die begleitend zu einer Lehrausbildung oder einer Berufstätigkeit in Modulen absolviert werden kann. Derzeit wird die Be-rufsreifeprüfung von mehr als 10% der Lehrlinge in Anspruch genommen, wobei dieser Anteil stark steigt.Neben den genannten Maßnahmen benötigt der Übergang Jugendlicher vom Ausbildungs- in das Erwerbssystem umfassender Information und Beratung durch institutionelle AkteurInnen (AMS, Interessenvertretungen) sowie der Bereitstellung von Vermittlungs- und Weiterbildungsangebote seitens des AMS, der Bildungsträger und der Förderung durch die öffentliche Hand. Für die nachhaltige Sicherung der Erwerbschancen im Burgenland bedarf es darüber hinaus eines arbeitsmarktpoli-tischen Regionalmanagements, das für die Schaffung bzw. Erhaltung differenzierter Branchenstrukturen, die Unterstützung von Betriebsansiedlungen und Unterneh-mensclustern und einen Arbeitsmarkt der „kurzen Wege“ Sorge trägt.

NOÉMI DANAJKA

LÖSUNGSANSÄTZE ZUR VERBESSERUNG DER ARBEITSMARKTSITUATION DER JUGENDLICHEN IN UNGARN

Im Ungarn wird die Institutionen der Beschäftigungspolitik momentan von drei Fachministerien gesteuert. Was den Aspekt öffentliche Verwaltung angeht, wird die Arbeitsverwaltung vom Ministerium für Öffentliche Verwaltung und Justiz als Teil der Komitats-Regierungsämter gesteuert. Das Ministerium für Nationalwirtschaft, das in erster Linie für Wirtschaftsentwicklung verantwortlich ist, lenkt die Arbeitsverwal-tung und deren mittlere Management-Organisation, das Nationale Arbeitsamt im Hinblick auf aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, Berufsfindung und Erwach-senenbildung, wobei das Innenministerium bei der gemeinnützigen Beschäftigung eine Rolle in der Steuerung übernimmt.Bitte erlauben Sie mir kurz auf unsere demographische Lage und die Arbeitsmarktla-ge einzugehen. Die dramatischen demographischen Daten, die von meinen Vorred-nerInnen bereits angesprochen wurden, lassen auf jeden Fall erkennen, dass Arbeits-marktprognosen, Prognosen zur Bildungsstruktur sowie generell Prognosen jetzt und auch zukünftig eine prominente Rolle bei der Steuerung der arbeitsmarktbezogenen

Page 71: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

71

Leistungen spielen werden. In Ungarn wurde vor kurzem der Ausbau eines langfristigen Arbeitsmarkt-Prognosesystems abgeschlossen, das sich momentan in der Testphase befindet. In weiterer Folge werden das Finetuning der Bildungsprognosen und die gemeinsame Nutzung der Prognosesysteme mit regionalen Organisationen im Fokus stehen. Durch die demographische Lage ist der frühzeitigen Intervention und der Be-rufsorientierung in Zukunft viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken und diese zusam-men mit den sonstigen arbeitsmarktbezogenen Instrumenten integriert anzuwenden. In Ungarn läuft aktuell ein groß angelegtes Projekt im Bereich Berufsorientierung, das die an Berufsorientierung anknüpfenden Aktivitäten in einen einheitlichen nationalen institutionellen Rahmen fassen und der Arbeitsverwaltung untergeordnet werden soll. Außerdem soll der Arbeitsverwaltung ein neues Instrumentarium zur Verfügung ge-stellt werden, das den Bedürfnissen der Wirtschaft und den an die Umstrukturierung des Berufsbildungssystems anknüpfenden Herausforderungen entspricht.Nun einige Zahlen und Gedanken zur Arbeitsmarktlage der Jugendlichen. Die Be-schäftigungsrate der Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren (18,6%) liegt in Ungarn weit unter dem EU-Durchschnitt (32,9%), ist aber auch im Vergleich zu den Warschauer-Vier niedriger (Tschechien 25,2%; Slowakei 20,1%; Polen 24,7%). In den EU-27 Ländern liegt die Beschäftigungsrate der Jugendlichen mit Hochschulab-schluss bei 56%, in Ungarn sind es 56,3%. Mit Abschluss der Sekundarstufe 2 liegt die Beschäftigungsrate in den EU-Mitgliedstaaten bei 44,4%, in Ungarn jedoch bei 28,6%. Mit Pflichtschulabschluss sind in der Altersklasse 15 bis 24 Jahre EU-weit 19,4% beschäftigt, in Ungarn nur 4,9%. Aus diesen Kennzahlen geht klar hervor, dass die Arbeitsmarktchancen nicht nur bei Niedrigqualifizierten sondern auch bei Absolven-tInnen höherer Schulen unter dem EU Durchschnitt liegen. Besonders Besorgnis er-regend ist der bedeutende Rückgang der absoluten Zahl der jungen Beschäftigten. Im Jahr 2002 lag die Anzahl der Beschäftigten in der Altersklasse 15 bis 24 Jahre bei 391.000, Ende 2012 nur leicht über 200.000.Die Arbeitslosenrate der Jugendlichen beträgt in Ungarn 28,1% (EU: 22,8%). Es ist inte-ressant, dass bei den Warschauer-Vier in einem ähnlichen Wirtschaftsumfeld vollkom-men abweichende Arbeitslosenzahlen vorherrschen, die Anteile der Jugendlichen, die eine Stelle suchen, gestalten sich folgendermaßen: Polen 26,5%, Tschechien 19,5% und die Slowakei 34%. Die ungarische NEET-Rate entsprach bis zum Vorjahr in etwa dem Durchschnitt der EU-27. Zum Ende des Jahres ist dieser Index gestiegen (14,7%). Was die NEETs angeht, bewegt sich Ungarn grundsätzlich immer noch im Mittelfeld (EU: 13,2%). Bei der ungarischen Arbeitsverwaltung waren im März 2013 73.900 stellensu-chende BerufseinsteigerInnen registriert, das sind rund 13% aller Registrierten.Wir reden auch in Ungarn – und nicht nur seit der Arbeitsmarktöffnung Österreichs im Jahr 2011 – oft darüber, wie hoch denn im Kreise der Jugendlichen die Migrationsbe-

Page 72: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

72

reitschaft ist. Es ist auf jeden Fall zu betonen, dass das Migrationspotenzial in Ungarn nach der Wende im Vergleich zu den benachbarten Mitgliedstaaten – entgegen der verbreiteten Annahme – stets relativ niedrig war. Es ist auch wichtig festzuhalten, dass Migration bei Jugendlichen grundsätzlich als ein ganz natürliches und positives Phänomen aufgefasst werden kann. Wir erwarten von den Jugendlichen, dass sie auf dem globalen Arbeitsmarkt bestehen, qualifiziert sind und Arbeitserfahrung haben. Das Problem liegt nicht darin, dass Jugendlichen eine gewisse Zeit im Ausland ver-bringen, sondern langfristig im Ausland tätig sind. Deshalb hat die Regierung alles da-ran zu setzen, dass eine Arbeitsaufnahme im Ausland für die Jugendlichen kein Muss sondern eine Möglichkeit ist. Es regt ferner zum Nachdenken an, dass in Ungarn der Anteil der Jugendlichen mit Hochschulabschluss, die im Ausland arbeiten, viel höher ist als bei anderen Mitgliedstaaten, wo eher junge Menschen mit einer niedrigeren oder mittleren Qualifikation einer Arbeit im Ausland nachgehen.Die auf die Verbesserung der Arbeitsmarktlage der Jugendlichen gerichteten Maßnah-men von Ungarn sind auf jeden Fall im europäischen Kontext zu beurteilen und dies nicht nur, weil 63% der aktiven Arbeitsmarktinstrumente aus Ressourcen der Europäischen Union finanziert werden. In den Jahren 2011 und 2012 war in allen Mitgliedstaaten die wichtigste Aufgabe die Auslegung und Übersetzung der an die Jugendarbeitslosigkeit anknüpfenden fachpolitischen Dokumente gewesen. Das Beschäftigungspaket für Ju-gendliche, das von der Kommission im Dezember angekündigt wurde, skizziert bereits äußerst konkrete Möglichkeiten für die kommende Programmperiode sowie Empfeh-lungen mit Finanzierungsmöglichkeiten. In Ungarn wird der breitere fachpolitische Rahmen zur Jugendarbeitslosigkeit von der Nationalen Jugendstrategie und dem Programm „Förderung der Zukunft der neuen Generationen“ gewährleistet. Das Regie-rungspaket enthält grundsätzlich arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und ist überwie-gend auf die Förderung der Arbeitskräftenachfrage gerichtet, und zwar in erster Linie im Rahmen des Aktionsplanes Arbeitsplatzschutz und in Form von Steuerbegünstigungen zur Erleichterung des Ersteintritts in den Arbeitsmarkt. Es laufen in zahlreichen Staaten Europas Diskussionen darüber, welche konkreten Wirkungen durch die Reduzierung der Lohnnebenkosten erzielt werden können und welche Auswirkungen diese Steuerbegünstigungen kurz- oder langfristig haben. Nun hat Ungarn – in Sinne der länderspezifischen Empfehlungen der EU – einen wesentlichen Fortschritt in der Förderung der BerufseinsteigerInnen unter 25 Jahren erzielt: Der Sozialbeitrag wurde bei Personen unter 25 auf die Hälfte verringert und die Beschäftigung von BerufseinsteigerInnen mit weniger als 180 Tagen an Beschäf-tigungszeiten ist 2 Jahre lang steuerbefreit. Ein anderer Teil des Maßnahmenpaketes zielt auf Personen ab, die sich in beruflicher Ausbildung befinden, und ein weiterer Bereich fördert die Selbstständigkeit. Der vierte Bereich mit entsprechend hoher

Page 73: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

73

Mittelausstattung hat die Stärkung der aktiven arbeitsmarktpolitischen Instrumente zum Ziel. Es gibt noch weitere neue Maßnahmen, wie zum Beispiel das Programm zur Förderung der Mobilität.Der Aktionsplan Arbeitsplatzschutz betrifft ungefähr 200.000 Jugendliche, wobei sich die Steuerbegünstigung sogar auf Arbeitnehmerinnen über 55 und auf Niedrig-qualifizierte erstreckt. Die Regierung spricht insgesamt von einer Million Betroffenen. Laut den ersten Monitoring-Angaben sind dies derzeit 650.000 Personen, diese Zahl wird sich jedoch im Laufe des Jahres voraussichtlich noch erhöhen.Ungarn verwendet die Ressourcen aus dem Europäischen Sozialfonds im Rahmen der Finanzierung der aktiven arbeitsmarktpolitischen Instrumente intensiv. Eine Ausnah-me bildet die gemeinnützige Beschäftigung, der Großteil der sonstigen Maßnahmen wird jedoch aus EU-Mitteln umgesetzt. Im Sinne der Empfehlungen der Kommission hat Ungarn die restlichen ESF-Ressourcen aus dem letzten Jahr zu Gunsten der Ju-gendlichen umgeschichtet. Hierbei ist auf das durch die Arbeitsverwaltung umge-setzte und von der Europäischen Union geförderte Programm zur Stärkung der de-zentralisierten aktiven arbeitsmarktpolitischen Instrumente gesondert hinzuweisen. Der Budgetrahmen wurde um rund 22 Milliarden HUF aufgestockt. Bis Ende 2013 wird dieses Programm 22.000, bis Ende 2015 37.000 Jugendliche erreichen und insgesamt 117.000 Stellensuchende mit Vermittlungshindernissen unterstützen.Im größten Programm der aktiven Arbeitsmarktinstrumente erreicht der Anteil der Jugendlichen bzw. der BerufseinsteigerInnen 32%. Weitere Zielgruppen des Pro-gramms bilden Niedrigqualifizierte, über 50-Jährige, WiedereinsteigerInnen, Per-sonen, die eine sogenannte Beschäftigungsersatzleistung beziehen, und Personen, die von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht sind. Sicherlich trifft dies auch auf viele Ju-gendliche zu, vor allem niedrig Qualifizierte. Welche Förderungen gewährleisten wir im Rahmen dieser Programme?• Wir unterstützen das Nachholen fehlender Fertigkeiten und Berufsqualifikationen,

samt aller Nebenkosten der einschlägigen Ausbildung.• Förderung der Beschäftigung: Unterstützung der Gewinnung von Arbeitserfah-

rungen, Lohnkostenförderung, Lohnförderung, Fahrtkostenförderung.• Ein neues Instrument ist die Wohnförderung.• Die Programme fördern die Bereitstellung von arbeitsmarktbezogenen Informationen,

und zwar primär die Verbesserung der zur Stellensuche notwendigen Kompetenzen.• Ein neues Element, das ebenfalls auf die Notwendigkeit der frühzeitigen Interven-

tion hinweist: die Programme erstrecken sich auch auf nicht registrierte Jugend-liche, und sollen mit dem Ziel der Prävention Einzel- und Gruppenleistungen im Bereich Berufsorientierung fördern.

• Berufsberatung

Page 74: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

74

Voriges Jahr wurde vom Ministerium für Nationalwirtschaft aus Mitteln des Natio-nalen Beschäftigungsfonds eine neue Maßnahme implementiert. Zielgruppe dieses so genannten „Garantieprogrammes Erster Arbeitsplatz“ waren primär niedrig quali-fizierte BerufseinsteigerInnen, vor allem Unqualifizierte und Langzeitarbeitslose. Das Programm gewährte DienstgeberInnen eine Lohnförderung für vier Monate, ohne Weiterbeschäftigungsverpflichtung. Es wurden 100% des Lohnes und der Sozialbei-träge sowie die Fahrtkosten gefördert. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen wur-den von den Komitats- Arbeitsämtern ausgeschöpft, denen es gelungen ist, binnen kürzester Zeit mehr als 7.200 Personen in dieses Programm zu integrieren.Das derzeitige Programm zielt auf eine längere Beschäftigungsförderung ab, Dienst-geberInnen erhalten nunmehr eine sechsmonatige Förderung für Lohn- und Lohnne-benkosten. Bei der Finanzierung dieses Programms haben wir auf den Europäischen Sozialfonds zurückgegriffen. Im Laufe der Umsetzung wird erhoben, wie eine schnel-le Abwicklung, gute Ergebnisse und eine langfristige Beschäftigung erreicht werden können. Dieses Programm wird in der Programmperiode 2014 bis 2020 eine der Maß-nahmen zur Implementierung der Jugendgarantie in Ungarn sein.In letzter Zeit hat sich dank der Förderinstrumente auch die Binnenmigration erhöht. Es herrscht großes Interesse an der neuen Wohnförderung, deren Inanspruchnahme aber nicht so einfach ist. Grundsätzlich muss man seit mindestens drei Monaten ar-beitsuchend gemeldet sein. Beträgt das Stundenausmaß im neuen Arbeitsverhältnis mindestens 20 Wochenstunden und ist der Arbeitsplatz mindestens 100 km vom Wohnort oder 5 Reisestunden pro Tag vom Wohnort entfernt, kann man eine Förde-rung zur Untermiete erhalten. Die Förderdauer beträgt 18 Monate, der Betrag verän-dert sich jedes halbe Jahr degressiv. Die Ressourcen stammen in erster Linie aus dem Europäischen Sozialfonds. Bisher gab es mehr als 15.000 InteressentInnen, wobei jedoch nur knapp 1.000 Verträge abgeschlossen wurden. Im kommenden Zeitraum rechnen wir mit rund 2.000 Förderverträgen.Jugendliche können ihre berufliche Laufbahn nicht nur als unselbstständig Beschäf-tigte, sondern mit etwas Erfahrung und entsprechenden Förderungen auch als Selbstständige starten. Dazu haben wir ein Programm implementiert, das auf Ju-gendliche im Alter von 18 bis 35 Jahren und im Falle von WiedereinsteigerInnen bis 40 Jahre abzielt. Das Programm besteht aus zwei Phasen: In der ersten Phase werden Jugendlichen von regional ausgewählten Bildungskonsortien akquiriert und anschließend in erster Linie in Betriebswirtschaft und der Erstellung von Geschäfts-plänen qualifiziert werden. Zukunftsträchtige Geschäftsideen werden herausgefil-tert und Einzel- und Gruppenmentoring sowie Beratung angeboten. In der zweiten Phase erhalten die Jugendlichen, deren Geschäftsplan bewilligt wurde, eine Start-kapitalförderung für ein Kleinstunternehmen bis zum Höchstbetrag von 3 bzw. 6

Page 75: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

75

Millionen Forint, wobei das Mentoring von den Konsortien während des Startups des Geschäftes fortgesetzt wird. Derzeit ist die Akquisition im Gange. Die Schulungen werden im August anlaufen und die Anträge auf Startkapitalförderungen wird man voraussichtlich im November einreichen können. Für diesen Zweck stehen nahezu 7 Milliarden Forint zur Verfügung. Diesbezüglich ist anzumerken, dass im Rahmen des Europäischen Sozialfonds keine rückzahlbaren Förderungen gewährt werden kön-nen, in der neuen Förderperiode wollen wir diese Förderung jedoch für Zielgruppen mit spezifischen Handicaps mit ESF-Mitteln kombinieren. Ein weiteres neues Instrument, das eng an das Beschäftigungspaket für Jugendlichen anknüpft, ist das PraktikantInnenprogramm, das ebenfalls aus EU-Mitteln gefördert wird. Ziel ist es, AbsolventInnen der Sekundarstufe 2 beim Erhalt von Arbeitserfah-rungen zu fördern, indem Unternehmen, die PraktikantInnen beschäftigen und prak-tisch ausbilden, Lohnförderungen erhalten. Wir rechnen damit, dass durch das Pro-gramm die für Berufsbildung aufgewendeten Mittel in der Praxis effizienter wirken können. Darüber hinaus werden die Berufsbildungsstätten dazu motiviert an der du-alen Ausbildung teilzunehmen, da ja nicht nur der Lohn der PraktikantInnen, sondern auch das Mentoring innerhalb des Arbeitsplatzes bzw. die zum Einrichten des Prak-tikantenjobs notwendigen Investitions- und Anschaffungskosten förderbar sind. Im Rahmen des Programmes kooperieren wir – ebenso wie bei der dualen Ausbildung – eng mit der Ungarischen Industrie- und Handelskammer. Als PraktikantInnen kommen Jugendliche unter 25 in Frage, die entweder einen Lehrlingsvertrag hatten oder an einer schulischen Ausbildung teilnahmen. Die Lohnförderung kann über 9 Monate ge-währt werden, wobei die Unternehmen zu einer Weiterbeschäftigung entsprechend der halben Länge des geförderten Zeitraumes verpflichtet sind.Voriges Jahr wurde ein Programm für Nonprofit-Organisationen zur Förderung der Beschäftigung von jungen BerufseinsteigerInnen gewährt. Hierbei ist die Weiterbe-schäftigungsverpflichtung niedrig. Im Rahmen des Programmes kann die Beschäfti-gung von arbeitslosen Jugendlichen unter 25, sowie bei Hochschulabschluss unter 30 gefördert werden, die entweder keinen Abschluss der Sekundärstufe 2 erworben haben oder – falls sie einen solchen oder einen Hochschulabschluss besitzen – im Laufe der letzten 6 Monate keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen sind. Der Förder-rahmen beträgt 5 Milliarden Forint. Seitens der NGOs gingen binnen weniger Tage Anträge in Höhe des Vielfachen des Förderbetrages ein. Wir werden analysieren inwie-weit Jugendliche nach der Weiterbeschäftigungspflicht im Unternehmen verbleiben können und wie sich die Jobchancen der Jugendlichen in den PraktikantInnenpro-grammen in weiterer Folge gestalten. Da wir in Ungarn stark mit der relativ bürokra-tisch geregelten Verwendung von Förderungen kämpfen, gewährten wir im Rahmen dieses Programmes den NGOs vereinfachte Abrechnungsmodalitäten.

Page 76: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

76

Der primäre Anwendungsbereich der aktiven arbeitsmarktpolitischen Instrumente ist natürlich der erste Arbeitsmarkt, das für Beschäftigung verantwortliche Ministe-rium fördert aber seit Mitte der Neunzigerjahre auch auf Beschäftigung gerichtete NGOs, um in Kooperation mit Profit-Partnern sowie institutionellen Partnern transitar-tige, innovative Beschäftigungsprogramme umzusetzen, die auf lokale Bedürfnisse reagieren. Auch heuer laufen innovative Beschäftigungsprogramme an, deren prio-ritäre Zielgruppe jugendliche BerufseinsteigerInnen sind. Auch die Umsetzung von Beschäftigungsprojekten wird möglich, da im Rahmen dieser Programme nicht nur Beschäftigung und Bildung, sondern die zu einem nachhaltigen Geschäftsmodell notwendigen Infrastrukturinvestitionen gefördert werden können.Soviel kurz zu unseren arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Natürlich gibt es weitere ungarische Initiativen, und zwar in erster Linie an die Umstrukturierung des Berufsbil-dungssystems anknüpfend, die sowohl vom Europäischen Sozialfonds als auch von der ungarischen Regierung stark gefördert werden.

Page 77: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

77

EXPERTINNEN IM GESPRÄCH

ZSOLT NÉMETH

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN!

Erlauben Sie mir, Ihnen die Teilnehmer der Expertenrunde vorzustellen. Herr Pócza Antal ist Geschäftsführer der Firma UNIRIV, Herr Fodor István Direktor des Sprengels am Komi-tatssitz der in diesem Jahr eingerichteten Institutionenzentrale Klebelsberg Kunó, Herr Jür-gen Grandits ist stellvertretender Direktor des Bildungsträgers BFI Burgenland, Herr Mar-kus Martincevic Leiter des Wiener Projektes „Jugend am Werk” und Herr Dancsecs Roland ist Projektmanager bei der Nonprofit GmbH Pannon Novum.Unser heutiges Gespräch ist auf die Themen Erwachsenenbildung und Berufsausbildung fokussiert. Ich möchte auf das Referat von Herrn Löffler hinweisen, der u.a. über bestehen-de Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendliche am Arbeitsmarkt berichtete. Ein erfolg-reicher Eintritt in den Arbeitsmarkt hängt im Wesentlichen von folgenden Fragestellungen ab: Wie verläuft die Berufsausbildung? Wie gut war die Berufsorientierung im Vorfeld? Wie qualitativ ist die Ausbildung? Werden die Ausbildungen am Arbeitsmarkt nachgefragt? Wie gelingt der Übertritt von der Ausbildung in den Arbeitsmarkt? Die Teilnehmer der Runde decken ein relativ breites Spektrum dieser Fragen ab. Ich bitte Sie kurz darauf einzugehen, in welcher Form Ihre Einrichtung mit der Berufsausbildung von Jugendlichen beschäftigt ist.

ANTAL PÓCZA

Ich halte mich mit der Antwort kurz, da wir nicht allzu viel Bildungserfahrung ha-ben. Das ist darauf zurückzuführen, dass die von mir vertretene Firma, deren In-

Page 78: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

78

haber ich bin, erst letztes Jahr in die Ausbildung eingestiegen ist und zwar in die Berufsausbildung für WerkzeugbauerInnen, ein Mangelberuf. Derzeit bilden wir 30 Lehrlinge aus.Der Beruf WerkzeugbauerIn wird häufig als König des Berufsbereiches Maschinen-bau bezeichnet. Die Lehrlinge müssen sich komplexe Fachkenntnisse aneignen, da die breit gefächerte berufliche Grundlage ohne praktische Ausbildung und Erfah-rung nur sehr schwer oder überhaupt nicht aufgenommen werden kann. Unsere Firma nimmt also an der dualen Ausbildung von Lehrlingen teil.

ISTVÁN FODOR

Ich bin Direktor am Komitatssitz der unlängst gegründeten Institutionenzentra-le Klebelsberg. Dieses Detail ist deshalb zu erwähnen, weil es in Ungarn 176 Be-zirkssprengel gibt, wobei aber die Berufsausbildung in den Kompetenzbereich des Sprengels am Komitatssitz fällt. Es knüpfen praktisch alle Berufsausbildungsinsti-tute des Komitates Vas an unseren Sprengel an.Ich habe 22 Jahre lang – nebst meiner Erstausbildung als Diplomingenieur - in einer Schule alle Ebenen der schulischen Berufsausbildung kennengelernt. Ich kam als Fachlehrer an die Schule, war später stellvertretender Direktor für tech-nische Belange und bevor ich die Schule letztlich wegen einer höheren Position verlassen habe, war ich Schulleiter. Ich besitze also über 25 Jahre diesbezügliche Erfahrungen.Die Berufsausbildung in Ungarn kennzeichnet seit 20 Jahren eine stetige Suche nach Erneuerung. Das Problem, das auch von den österreichischen Partnern auf-gezeigt wurde, dass Bereiche, wie Arbeitsmarkt, Berufsausbildung, Bildungswesen in die Zuständigkeit von unterschiedlichen Ministerien fallen, ist auch bei uns be-kannt. Die Vorreiter dieses Erneuerungsprozesses begannen bereits in der letzten Regierungsperiode und nunmehr hat mittels der Steuerung über Sprengel eine markante, neue Änderung begonnen. Die Wurzeln der neuen Berufsausbildungs-struktur gehen auf die Einführung des TISZK1-Systems in den Jahren 2005 bis 2006 zurück. Momentan befinden wir uns an einem Punkt dieses Prozesses, wo – auf-grund einer gestern getroffenen Entscheidung – die Berufsausbildungsintegration um ein Jahr verschoben wurde.

1 Territoriale Integrierte Berufsbildungszentrale

Page 79: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

79

JÜRGEN GRANDITS

Mein Name ist Jürgen Grandits und ich bin stellvertretender Geschäftsführer des BFI Burgenland. Das BFI ist eine der größten Erwachsenenbildungseinrichtungen in Österreich. Unsere Mitglieder und Trägereinrichtungen sind die Kammern für Arbei-terInnen und Angestellte und der Österreichische Gewerkschaftsbund.Die Jugendarbeitslosigkeit ist ein wichtiges Thema. Wir sind diesbezüglich seit eini-gen Jahren sehr aktiv und orientieren uns sozialpartnerschaftlich stark an den Vorga-ben der Politik. So werden von 10.000 Jugendlichen in überbetrieblichen Lehrwerk-stätten 6.000 an den BFIs ausgebildet. Auch bei den Berufslehrgängen absolviert ein Großteil die Ausbildung bei uns. Jugendliche sind also ein Schwerpunkt des BFI und hier sind wir auch Marktführer.Wir arbeiten aber auch seit vielen Jahren gemeinsam mit unseren ungarischen Part-nern und mittlerweile in weiteren Ländern, wie Kroatien, Serbien oder der Slowakei, wo wir versuchen, österreichische Best Practice Modelle der Arbeitsmarktpolitik zu exportieren. Diese Modelle gilt es natürlich entsprechend der Rahmenbedingungen vor Ort zu adaptieren. Das Modell der überbetrieblichen Lehrwerkstätten eignet sich dafür sehr gut, und wir versuchen dies mittlerweile in Serbien, Kroatien, Bosnien oder auch in Moldawien sowie Russland umzusetzen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass hier Train-the-Trainer Ausbildungen sehr gut funktionieren. In den letzten 15 Jahren haben wir rund 20 grenzüberschreitende Projekte im Bereich der beruflichen Ausbil-dung umgesetzt, auch mit ungarischen Partnern. Derzeit läuft ein Projekt zur dualen Ausbildung mit TISZK Savaria. Hier geht es beispielsweise um folgende Fragen: Was sind die Erfahrungen in Österreich? Wie gestalten sich die Ausbildungen der Traine-rInnen in Ungarn und Österreich? Es ist geplant, in einem Folgeprojekt eine praxisori-entierte duale Ausbildung in Ungarn zu implementieren.

MARKUS MARTINCEVIC

Mein Name ist Markus Martincevic, ich bin Leiter eines Lehrbetriebes von Jugend am Werk in Wien. Jugend am Werk betreibt in Wien sechs Lehrbetriebe, aber beispielsweise auch einen in Großpetersdorf, der morgen im Rahmen der Exkursionen besucht werden kann.Jugend am Werk ist eine der größeren Ausbildungsgeber im Bereich der überbetrieb-lichen Lehrausbildung in Wien. Wir bilden im Moment 1.400 Jugendliche in bis zu 20 unterschiedlichen Lehrberufen aus. Wir arbeiten hier eng mit dem AMS und dem Wie-ner ArbeitnehmerInnenförderungfonds (waff ) zusammen.

Page 80: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

80

ROLAND DANCSECS

Unsere Firma befasst sich primär mit der Förderung der Markteinführung von neuen Produkten und Dienstleistungen in der Region West-Transdanubien. Einer unserer Schwerpunkte, nämlich die Berufsorientierung, befindet sich derzeit noch im Aufbau.Manche von Ihnen haben vielleicht vom „Theater der Berufe“ im Komitat Vas ge-hört, einer Initiative der Industrie- und Handelskammer des Komitats Vas, der Unternehmenszentrale und des Nationalverbandes der Industriellen. Das Theater Weöres Sándor hat die damaligen fünf Mangelberufe als Teil einer interaktiven Vorstellungsserie inszeniert, die SchülerInnen vor der Berufswahl neue emotio-nale Impulse vermittelte.Auf dieser Basis hat unsere Organisation eine ähnliche Theaterinitiative gestartet und zwar das „Ingenieurtheater“. Unser Ziel ist die Förderung der naturwissenschaftlichen Ausbildung, die Steigerung des Anteils der Jugendlichen mit Ingenieurs-Diplom und dadurch die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit unserer Region.

ZSOLT NÉMETH

Gestern und heute haben wir viel darüber gehört, wie in Österreich das duale Aus-bildungssystem funktioniert. Dieses System wird ja derzeit in Ungarn eingeführt. Ich möchte Herrn Fodor fragen, wie es um die Sache steht und was dieses System für Ungarn bedeutet.

ISTVÁN FODOR

Es besteht ein grundlegender Unterschied zwischen dem dualen System in Ungarn und in Österreich: In Österreich wird die praktische Ausbildung voll von Firmen ge-währleistet. Es werden praktisch alle Kosten von den Unternehmen getragen, wobei für den fachlichen Inhalt die Wirtschaftskammer haftet, das heißt, die Kammer be-stimmt die Ausbildungsinhalte der einzelnen Berufsbilder. Dieser Prozess ist auch in Ungarn angelaufen, derzeit ist aber nur ein relativ geringer Prozentsatz der Firmen bereit, an der Ausbildung von Lehrlingen mitzuwirken. Im Rahmen des neuen Be-rufsausbildungsgesetzes wird ein Modell einer dreijährigen Berufsausbildung imple-

Page 81: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

81

mentiert, bei dem Lehrlinge im ersten Jahr die Grundfertigkeiten in einer schulischen Lehrwerkstatt vermittelt werden und im zweiten sowie dritten Ausbildungsjahr in Unternehmen. Das Berufsausbildungsgesetz bietet natürlich Firmen mit eigenen Lehrwerkstätten und BerufstrainerInnen, die Möglichkeit, Lehrlinge bereits ab dem ersten Lehrjahr auszubilden.In Ungarn werden diese Firmen staatlich gefördert. Es freut micht, dass in letzter Zeit immer mehr Firmen bereit sind, eine Lehrwerkstätte einzurichten und die ei-genen Ausbildungsprogramme an die zentral herausgegebenen Berufslehrpläne anpassen. Hierbei meine ich primär die Großunternehmen der automotiven Bran-che, die relativ schnell die Implementierung des Berufsbildes des/der AutobauerIn in Ungarn erwirkten. Szombathely, Zalaegerszeg und Szentgotthárd haben nun die Absicht, gemeinsam das dritte automotive Zentrum Ungarns auf die Beine zu stellen, da gerade in diesen Städten Firmen bei der Herstellung von Autoteilen eine maßgebliche Rolle spielen. Eines ihrer zentralen Interessen ist natürlich die Verfügbarkeit von entsprechend qualifizierten Arbeitskräften. Zu diesem Zweck haben sowohl BPW Hungaria als auch LuK Savaria in den letzten Jahren Lehrwerkstätten eingerichtet.In Szombathely besteht von SchülerInnen mittlerweile ein derart reges Interesse an diesen Berufen, dass die Firmen auswählen können. Leider trifft dies noch nicht auf das gesamte Spektrum zu, da es für Firmen im Baugewerbe oder in der Leichtindu-strie viel schwieriger ist, eine größere Anzahl an Lehrlingen zu beschäftigen. Der In-dustrie- und Handelskammer, die für die Koordination zwischen Schulen und Firmen zuständig ist, bereitet die Bereitstellung einer entsprechenden Anzahl an Lehrplät-zen Probleme. Daher spielten die schulischen Lehrwerkstätten in den letzten Jahren weiterhin eine wichtige Rolle.Die Berufsausbildungsinstitutionen wurden in Ungarn bisher grundsätzlich von den Gemeinden getragen. Daraus resultierten zahlreiche Doppelgleisigkeiten. Häufig wurde ein Beruf im Umkreis von 30 bis 40 km von unterschiedlichen Institutionen ausgebildet, wodurch mangels entsprechender SchülerInnenzahlen unnötige Res-sourcen notwendig waren. Dieses Problem sollte durch das System der TISZK, das in Ungarn Im Laufe der letzten Jahre implementiert wurde, gelöst werden. Aus diversen Gründen konnte aber das gesetzte Ziel nicht erreicht werden. In der jetzigen Struk-tur wird die Berufsausbildung von den Sprengeln der Komitatszentralen koordiniert. Dies gewährt die Möglichkeit, dass die Ausbildungen innerhalb einer Region bzw. in-nerhalb eines Komitates abgestimmt, die Doppelgleisigkeiten langfristig vermieden und die Ressourcen effizienter an die Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst werden. Wir versuchen diesen Weg – auch wenn es kein leichter ist - zusammen mit den Wirtschaftsakteuren in einem gegenseitigen Lernprozess zu ebnen.

Page 82: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

82

ZSOLT NÉMETH

Die Firma UNIRIV ist eines jener Unternehmen, das unlängst als praktische Ausbil-dungsstätte diesem System beigetreten ist. Meine Frage an Herrn Pócza lautet, was Sie zu diesem Schritt bewegt hat und welche Erfahrungen Sie bisher sammelten?

ANTAL PÓCZA

Die Frage der Beweggründe ist leicht zu beantworten. Der aus dem Wachstum der Firma und aus der natürlichen Fluktuation resultierende Arbeitskräftebedarf konnte in der Region einfach nicht gedeckt werden. Es gibt zwar Berufsausbildungsinstitute und Schulen in der Region, die Jugendliche in ähnlichen Berufsrichtungen ausbilden, allerdings will ein Teil der AbsolventInnen nicht in diesem Beruf arbeiten oder aber es mangelt an Know How und Erfahrung für eine sofortige Arbeitsaufnahme. Daher haben wir uns entschlossen, Jugendliche, die wir später anstellen möchten, selber auszubilden. Glücklicherweise wurde das Bildungsgesetz letztes Jahr novel-liert und dadurch ermöglicht, dass dreijährige duale Ausbildungen angeboten wer-den können. So gab es keine juristischen Hindernisse für unser Vorhaben. Zum Glück gibt es an unserem Standort in Csepreg eine AHS und eine BHS, deren Lehrkörper und Direktion die Möglichkeit der Berufsausbildung erkannt hat und die notwen-digen Genehmigungen für die Schule eingeholt hat. Die sonstigen Voraussetzungen haben wir gewährt. Es wurde von uns eine Lehrwerk-statt eingerichtet und wir haben an diversen Foren teilgenommen, wo wir Hauptschul-abgängerInnen über unsere Möglichkeiten informierten. Wir haben ihnen und ihren Eltern geschildert, was wir bieten und versucht, sie davon zu überzeugen, sich bei uns zur Berufsausbildung anzumelden. Als Resultat der Informationsveranstaltungen haben sich im ersten Jahr gleich 30 Lehrlinge bei uns angemeldet. Interessant ist, dass 20 von ihnen nach der achten Schulstufe zu uns kamen, 10 aber schon im Besitz eines Maturazeugnisses sind. Ich denke, dass es durch die Entscheidung der letzteren zehn jungen Männer am stärksten belegt wird, wie wichtig ein Berufsabschluss ist.

ZSOLT NÉMETH

Es wurde schon gesagt, dass die Übernahme und die Implementierung des dualen Bildungssystems eines langen Prozesses bedarf. Zwar handelt es sich beim BFI um keine Fachinstitution, die einen vollkommenen Überblick über diesen Prozess ha-

Page 83: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

83

ben könnte, sicherlich haben sie aber darauf bezogene Erfahrungen gesammelt, wie lebensnah und wie fachgerecht die Teilnahme der Firmen an der praktischen Ausbildung in Österreich ist. Leidet denn bei der betrieblichen Ausbildung nicht der Unterricht sagen wir mal zu Gunsten der Beschäftigung und der Arbeitsausübung?

JÜRGEN GRANDITS

Hier ist zwischen der reinen dualen Ausbildung in Betrieben und den überbetrieblichen Lehrwerkstätten oder JASG-Lehrgängen zu unterscheiden. Bei den Lehrwerkstätten, die wir als BFI auch umsetzen, wird sehr eng mit der Wirtschaft kooperiert und ver-sucht, TeilnehmerInnen nach einem oder zwei Jahren in ein echtes Lehrverhältnis am ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Das heißt, Jugendliche sind zwar bei uns in einem Lehrverhältnis mit Lehrvertrag und voll sozialversichert, dennoch ist es unser Ziel, sie so schnell wie möglich am ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Überbetriebliche Ausbil-dungsplätze haben zur Zeit einen Anteil von 7 bis 8%. Seitens der Wirtschaft bestehen teilweise Ängste, dass dadurch die „echte“ duale Ausbildung verdrängt wird. Wir seitens der ArbeitnehmerInnenvertretung sehen jedoch auch, dass in den überbetrieblichen Angeboten vor allem lernschwache Jugendliche vertreten sind, die für den Lehrstel-lenmarkt nicht fit genug sind. Gerade bei den betrieblichen Lehrplätzen haben die AusbildnerInnen immer weniger Zeit, um sich um Jugendliche vor Ort zu kümmern und die Ausbildungsinhalte zu vermitteln. Dies ist auch ein Nachteil der betrieblichen Ausbildung, wo aufgrund der Globalisierung und des wirtschaftlichen Drucks versucht wird, die Arbeitskosten zu senken. Es ist schade, dass immer weniger Betriebe Lehrlinge ausbilden und vor allem auch Großbetriebe Lehrwerkstätten kreieren und sich Klein- und Mittelbetriebe aus der dualen Ausbildung zurückziehen. Zudem wurden Erleichte-rungen geschaffen, etwa den Ausbildungsvertrag während der Lehrzeit zu kündigen. Jetzt hat der Jugendliche nach der Lehrzeit die Möglichkeit, den Betrieb zu wechseln und kann dann in die Industrie gehen und wesentlich mehr verdienen als im Klein- und Mittelbetrieb. Wir stehen aber zu diesem dualen System, weil es wirklich praxisorientiert ist. Dennoch zeigt sich, dass etwa Betriebe aufgrund des Spezialisierungsgrades nicht mehr das Spektrum eines Lehrberufs abdecken können und hier versuchen wir, über Ausbildungsverbünde sowie auch Angebote in der Erwachsenenbildung diese Defizite zu beseitigen. In der Baubranche gibt es beispielsweise das triale System, wo Jugend-liche in den Wintermonaten ohne zeitlichen Druck auf Lehrbauhöfen praktische Skills mit FacharbeiterInnen aus der Wirtschaft nachholen und stärken können. Dies ist ein Erfolgsmodell, das über Jahre gewachsen ist. Es ist so, dass sehr viele Anstrengungen passieren und es gibt nicht ein Rezept, sondern Maßnahmenbündel für die erfolgreiche

Page 84: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

84

Integration in den Lehrstellenmarkt. Das System wird jetzt auch durchlässiger, man kann etwa die Matura machen und später studieren. So wird auch von ExpertInnen immer wieder bestätigt: Die besten UnternehmerInnen haben eine duale Ausbildung absol-viert und kennen so die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen ganz genau.

ZSOLT NÉMETH

Auch ihre Institution funktioniert als überbetriebliche Ausbildungsstätte. Was mei-nen Sie, haben Ihre AbsolventInnen eine schlechtere Ausgangsposition als Lehrlinge aus einer dualen Ausbildung? Können die überbetrieblichen Lehrbetriebe mit der dualen Ausbildung mithalten oder haben Sie mittlerweile so enge Kontakte mit den Firmen, dass die Gleichwertigkeit letztendlich garantiert ist?

MARKUS MARTINCEVIC

Aus meiner Sicht besteht eine absolute Gleichwertigkeit. Es kommt natürlich auf den Lehrberuf an, wobei in vielen Unternehmen die Zeit fehlt, sich um die Lehrlinge zu

Die Teilnehmer der Expertenrunde: Dancsecs Roland, Markus Martincevic, Jürgen Grandits, Fodor István, Pócza Antal, Németh Zsolt (v.l.n.r.)

Page 85: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

85

kümmern und ihnen wirklich die einzelnen Ausbildungsinhalte beizubringen. In den überbetrieblichen Lehrausbildungen habe ich die Zeit dafür. Zum Beispiel lernen MaurerInnen bei uns im ersten Lehrjahr Ziegelverbände unterschiedlicher Art. Zu uns kommen immer wieder Firmen, die TeilnehmerInnen aus der Lehrwerkstätte nach dem ersten Lehrjahr übernehmen wollen, da diese schon einsetzbar sind. In Österrei-ch besteht auch die Möglichkeit der Ausbildungsverbünde, d.h. wenn ein Lehrbetrieb nicht alle Berufsinhalte ausbilden kann, können Kurse von Institutionen wie Jugend am Werk übernommen werden, um das Lehrbild abzudecken.Unsere Erfahrungen zeigen, dass wir sehr gute Vermittlungswerte haben. Wie Herr Grandits schon gesagt hat: Wir sind während der Lehrausbildung laufend dazu auf-gefordert in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Das passiert größtenteils über Berufspraktika, bei denen Betriebe potentielle Lehrlinge über einen längeren Zeit-raum beobachten und sich dann aufgrund der Motivation, des Könnens und der Teamfähigkeit für oder gegen eine Einstellung im Betrieb entscheiden. Wir haben sehr gute Vermittlungszahlen, nicht nur beim Übertritt in Regellehrverhältnisse, sondern auch bei jenen Jugendlichen, die bei uns eine Lehrabschlussprüfung ab-solviert haben.

ZSOLT NÉMETH

In Ungarn läuft im Bildungssystem derzeit ein Aufbauprozess und erste Ergebnisse sind bereits zu erkennen. Es gibt immer mehr Firmen, die an der betrieblichen Aus-bildung teilnehmen, das Spektrum ist jedoch sehr breit. Wie sehen die Erfahrungen in der Baubranche aus, wo es sowohl größere als auch kleinere Firmen gibt? Oder im Gastgewerbe, wo die Betriebe eher klein sind? Wird es in naher Zukunft eine entspre-chende Zahl an praktischen Ausbildungsstätten auf dem Markt geben?

ISTVÁN FODOR

Das hoffen wir und wir unternehmen diesbezüglich viel, etwa über Unternehmens-kontakte. Grundsätzlich erkenne ich drei Probleme, die zu lösen sind: Die erste Frage, die heute schon mehrfach angesprochen wurde, ist die der Berufsori-entierung. Es ist ja von besonderer Wichtigkeit, dass sich Jugendliche für eine Berufs-ausbildung entscheiden. Diese Entscheidung kann gegebenenfalls auch nach der

Page 86: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

86

Matura erfolgen, wie gute Beispiele zeigen. Die Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der SchülerInnen sich nicht für die Berufsausbildung entscheidet, verursacht jedoch nach wie vor viel Kopfzerbrechen, weil dadurch das Niveau niedriger ist. Dabei er-wartet ein großer Teil der Unternehmen, dass ihre Lehrlinge über das entsprechende Basiswissen sowie die notwendigen Kompetenzen verfügen. An dieser Situation kann sich meiner Ansicht nach inhaltlich nur etwas ändern, wenn ArbeitgeberInnen infolge des Wirtschaftswachstums die entsprechenden Voraussetzungen gewähren und dadurch die Lehre attraktiver wird. Dann würden sich auch mehr SchülerInnen mit besseren Fähigkeiten für eine Berufsausbildung entscheiden.Das andere Problem besteht meiner Ansicht darin, dass im Moment die schulische Seite der Berufsausbildung nicht befriedigend gelöst ist. Die derzeitigen Berufstraine-rInnen gehen bald in Pension und wir finden einfach keinen Ersatz. In der Technischen Fachschule in Szombathely gibt es derzeit neun offene, jedoch nicht besetzbare Stel-len, da es aufgrund der niedrigen Gehälter an InteressentInnen mangelt. Das Pool an BerufstrainerInnn ist überaltert und in den kommenden Jahren werden viele pensio-niert, was in der Berufsausbildung ernsthafte Probleme verursachen wird.Der dritte Bereich ist, dass das Interesse von Firmen an der Berufsausbildung geweckt werden muss. Es ist erfreulich, dass es mittlerweile gute Beispiele gibt, da ja viele Fir-men aktiv mitwirkten, eine Lehrwerkstatt einrichteten oder eben in Kooperation mit einer Schule eine Berufsausbildung gestartet haben. Leider wird die Formulierung der unternehmerischen Absichten in Ungarn durch das schnell wechselnde finanzielle, juristische und wirtschaftliche Umfeld nicht erleichtert. Es ist schwer von einem klei-nen oder mittelständischen Unternehmen zu erwarten, den Fachkräftebedarf für die nächsten fünf Jahre zu prognostizieren. Gleichzeitig müssen sich die Betriebe dessen bewusst sein, dass im Bildungssystem vier bis fünf Jahre vergehen, bis das Schulsy-stem eine entsprechende Zahl an Fachleuten bereitstellen kann. Daher versuchen wir, über die Kammer oder direkte Kontakte mit den Unternehmen zumindest die wichtigsten Punkte der möglichen Kooperationen zu finden.

ZSOLT NÉMETH

Es ist ein ewiges Problem, dass der Arbeitskräftebedarf und die Ausbildungen nie perfekt abgestimmt sind. Das gilt heutzutage umso mehr, als sich die Wirtschaft schneller und stärker verändert. Die Wirtschaftskrise hat klar gezeigt, wie schnell sich die Tätigkeiten der diversen Firmen verändern können und das dem die Berufsaus-bildung nicht immer folgen kann.

Page 87: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

87

Ich möchte auf ein Problem, das von Herrn Fodor angesprochen wurde, näher einge-hen. Der Anteil der BerufstrainerInnen, die über 50 sind, liegt im Komitat Vas bei über 50%, die Zahl der über 55-Jährigen macht 25% aus. Dies bedeutet praktisch, dass die Schulen, die Fachkräfte für den Markt ausbilden, in Kürze über keine TrainerInnen mehr verfügen. Ich denke, dass die Lösung dieser Probleme unbedingt Maßnahmen seitens der Regierung bedarf. Man kann nämlich von einer hoch qualifizierten Fachkraft nur schwer erwarten, für das LehrerInnengehalt in einer Schule zu unterrichten, während man in einem Unternehmen das Vielfache verdienen kann.Es wurde bereits die Berufsorientierung angesprochen, die die Grundlage der Be-rufsausbildung darstellt. Die Berufsorientierung gehört in gewissem Maße in den Aufgabenbereich und in die Verantwortung der staatlichen Organisationen. Ich denke aber, dass Firmen hier zumindest teilnehmen könnten. Kann und will eine Firma wie zum Beispiel UNIRIV an der Berufsorientierung teilnehmen und wenn ja, in welcher Art und Weise?

ANTAL PÓCZA

Ich möchte zuerst die Beiträge meiner Diskussionspartner ergänzen. Am ehesten würde ich die Aussage infrage stellen, laut der die Lehrlinge bei kleinen und mit-telständischen Unternehmen keine komplexe Ausbildung erfahren und daher eine schulische Ausbildung vielleicht besser wäre.Unsere Erfahrungen zeigen etwas anderes. Im ungarischen Bildungssystem, in den Lehrwerkstätten der Fachschulen sieht der Alltag so aus, dass 25 bis 30 SchülerInnen einer Klasse 45 Minuten hindurch von einer/einem BerufstrainerIn angeleitet werden. Man kann sich ausrechnen wie viel Sekunden davon auf die einzelnen Berufsschüle-rInnen fallen. Bei unserer Firma werden Lehrlinge nicht nur von den jeweiligen Klas-senlehrerInnen oder BerufslehrerInnen unterrichtet, sondern von allen im Betrieb be-schäftigten MeisterInnen, die die notwendige Ausbildung und die entsprechenden Fachkenntnisse besitzen. Das ist, glaube ich, ein großer Vorteil der Kleinunternehmen. Das bedeutet nämlich, dass bei uns auf einen Erwachsenen zwei bis drei Lehrlinge fallen und es leuchtet somit ein, dass die Jugendlichen im Laufe ihrer Ausbildung viel mehr Aufmerksamkeit genießen. Außerdem produzieren die bei kleinen und mittel-ständischen Unternehmen in Ausbildung befindlichen Lehrlinge nicht „Demo-Teile“, wie es in der Schule der Fall ist, wo SchülerInnen Jahr für Jahr die gleichen Arbeits-stücke herstellen. Der Lehrplan wurde von uns so zusammengestellt, dass jedes ein-zelne Teil, das von Lehrlingen hergestellt wird, irgendwo in der Produktion eingebaut

Page 88: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

88

werden kann. Unser Interesse besteht nämlich darin, dass die Lehrlinge Produkte herstellen, die wir später verwenden können. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Lehrlinge oft ihre Teile gerne beschriften würden, um später zu überprüfen, ob diese noch funktionieren. All das bedeutet für sie ein Erfolgserlebnis.Ein weiterer Vorteil der kleinen und mittelständischen Unternehmen besteht darin, dass in den Fachschulen am Ende des ersten Lehrjahres eine sogenannte Niveauprü-fung abzulegen ist, im Rahmen dessen ein Werkstück zu fertigen ist. Ich denke, dass die technische Komplexität dieser Aufgabe und der zum Herstellen des Produktes notwendige Kenntnisstand doch relativ niedrig angesetzt wurden. Die SchülerInnen müssen ein ganz einfaches Werkstück herstellen, wozu ihnen vier Stunden zur Ver-fügung stehen. Unsere Lehrlinge haben es in ungefähr zwei Stunden geschafft. Wir hatten jedoch Probleme bei der Notenverteilung, da von den 30 nur einer ein befrie-digend bekam, alle anderen ein gut oder sehr gut. Ich habe mich am meisten auf-geregt als ich so viele Benotungen mit „sehr gut“ sah, ich war nämlich derjenige, der sich am Folgetag vor die SchülerInnen stellen und ihnen klarmachen musste, dass sie sich trotz der hervorragenden Ergebnisse nicht als fertige WerkzeugbauerInnen betrachten sollen.Im ungarischen Bildungssystems sind noch viele Verbesserungen notwendig, sicher ist aber, dass die Novelle des Bildungsgesetzes in die richtige Richtung weist. Wir ha-ben über Jahre hinweg in allen Interessenvertretungen dafür gekämpft. Hätten wir damit nicht erst in der 24. Stunde begonnen, wären wir heute weiter.Hinsichtlich der Berufsorientierung zeigt sich, dass Jugendliche und auch ihre Eltern am Ende der achten Schulstufe nicht wirklich wissen, für welchen Beruf sie sich ent-scheiden sollen. Die Wahl zu treffen ist nicht einfach, die Verantwortung umso größer, da eine falsche Entscheidung die Karriere der Betroffenen ein ganzes Leben lang be-hindern kann. Eben deshalb ist es für uns wichtig, den Eltern im Laufe unseres Erstge-spräches mitzuteilen, dass wir einen Beruf anbieten bei dem die Arbeitsausübung nicht vor dem PC und nicht über ein Handy erfolgt, man keinen Dienstwagen bekommt und die Hände schmutzig werden. Gleichzeitig haben wir auch vermittelt, dass dieser Beruf sowohl in Ungarn als auch im Ausland sicherlich nachgefragt wird.Im Komitat Vas und in der Region kämpfen außer uns noch zahlreiche weitere Firmen mit dem Problem des Mangels an jungen FacharbeiterInnen. Ich bin mir sicher, dass andere Unternehmen alle unsere AbsolventInnen sofort abwerben würden, denn es herrscht ein großer Mangel an diesen Fachkräften. Wir wissen, dass ein Teil der bei uns ausgebildeten FacharbeiterInnen versuchen wird, in Österreich einen Job zu finden, da man dort besser verdienen kann. Daher haben wir zusammen mit ei-nigen anderen Firmen aus dem Komitat Vas eine Stiftung eingerichtet. Die Stiftung gewährt eine Sonderförderung für begabte Lehrlinge, die bereit sind später in der

Page 89: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

89

Region, bei einer Firma in der Nähe ihres Wohnortes zu arbeiten. Die Förderung ge-währt eine Möglichkeit zum Kauf von Mitteln, die der Ausbildung dienen, zur Teil-nahme an Messen, aber auch zur Zahlung einer höheren Entschädigung. Die Berufs-orientierung, die auch den Anstoß in eine gewisse fachliche Richtung bedeutet, ist meiner Ansicht nach dann umfassend, wenn SchülerInnen und Eltern ein gewisses Lebensbahn-Modell skizziert wird. Die Entscheidung der Berufswahl muss ja von ih-nen gemeinsam getragen werden.

ZSOLT NÉMETH

Berufsorientierung ist ein recht breiter Begriff, der sich auf die richtige Berufswahl be-zieht, aber auch darüber hinaus geht. Es wurde von den österreichischen Kollegen mehrfach angemerkt, dass bereits ein Fachkräftemangel herrscht, und auch in Ungarn trotz der relativ hohen Arbeitslosigkeit in gewissen Segmenten, wie zum Beispiel in der Metallindustrie, ein Fachkräftemangel besteht. Meines Wissen geht eines der Projekte der Firma Pannon Novum einen Sonderweg zur Lösung dieses Problems.

ROLAND DANCSECS

Wir nehmen an in einem grenzüberschreitenden österreichisch-ungarischen Koo-perationsprojekt teil, im Rahmen dessen übrigens auch das BFI als Partner mitwirkt. Wir versuchen 13- bis 15-jährige Mädchen für Metallberufe und Elektrotechnik an-zuwerben und zwar durch die Veranstaltung von Firmenbesuchen im Rahmen von Pilotprojekten und es wird ihnen durch Wahlfächer am Nachmittag ermöglicht, erste Handgriffe zu probieren und zu erlernen. Wir versuchen sie also in die Produktion einzubinden, damit sie ein Erfolgserlebnis haben und sich aufgrund dessen für einen technischen Beruf entscheiden.

ZSOLT NÉMETH

Diese Initiative gilt bei uns wirklich noch als etwas ganz besonderes. Ich kann mich an die Exkursion im Rahmen einer der ersten Konferenzen in eine burgenländische

Page 90: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

90

Ausbildungsstätte erinnern, wo weibliche Schlosserinnen und Maurerinnen ausge-bildet wurden. Das haben wir damals als eigenartig empfunden. Ich sage ganz ehr-lich, dass ich es auch heute nicht unbedingt als angebracht empfinde, zum Beispiel Maurerinnen auszubilden. Es ist aber Tatsache, dass in manchen Metallberufen in Ungarn nur ganz wenig oder keine einzige Frau arbeitet. Dabei ist die technolo-gische Entwicklung von einer Dynamik gekennzeichnet, dass diese Arbeiten heute keine so große körperliche Belastung darstellen, um nicht von Frauen ausgeübt werden zu können.Ich wende mich an Herrn Grandits mit der Frage, in welcher organisatorischen Zu-sammenarbeit bei Ihnen die Berufsorientierung abgewickelt wird? Existiert eine Koordination oder sind die Organisationen selbstständig tätig? Inwieweit können Jugendliche im Rahmen der Berufsorientierung effizient gelenkt werden?

JÜRGEN GRANDITS

Das BFI arbeitet vorwiegend mit Jugendlichen, die beim Arbeitsmarktservice als ar-beits- oder lehrstellensuchend gemeldet sind. Den Lehrwerkstätten sind zehnwö-chige Berufsorientierungsmaßnahmen vorgeschaltet, bei denen Jugendliche über die beruflichen Möglichkeiten im Burgenland und die bestehenden Lehrwerkstätten informiert werden. Derzeit gibt es 13 Lehrwerkstätten in Berufen mit guten Jobchan-cen. Darüber hinaus gibt es auch die Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer, die Ju-gendliche berät. Berufsorientierung wird in Österreich aber bereits ab der siebten Schulstufe in der Schule - teilweise auch als eigenes Unterrichtsfach - angeboten, wo beispielsweise UnternehmerInnen versuchen, Jugendliche für Lehrberufe zu be-geistern. Immer mehr Betriebe nutzen diese Möglichkeit und versuchen potentielle Lehrlinge direkt in der Schule anzuwerben.In der Baubranche zeigen unsere Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Un-ternehmen, wie der STRABAG oder PORR, dass diese Jugendliche aus der ersten Leistungsgruppe suchen und auch für sich gewinnen. So legen diese Unterneh-men beispielsweise Karrierepläne vor, die den Jugendlichen die Möglichkeiten im Unternehmen aufzeigen, vom Lehrling bis zum Baumeister. Auch seitens der Wirtschaftskammer wird versucht, Jugendliche für eine Lehrausbildung zu gewin-nen, etwa durch Fernsehwerbung. Vor einigen Jahren wurden auch die Bezeich-nungen der Lehrberufe geändert, z.B. von KellnerIn auf Restaurantfachkraft. Dies sind Marketinginstrumente, um diese Berufe aufzuwerten. Außerdem besteht nunmehr eben die Möglichkeit der Lehre mit Matura. Lehrberufe werden damit

Page 91: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

91

immer attraktiver und hätte es beispielsweise die Möglichkeit Lehre mit Matura früher gegeben, hätten meine Eltern meinem Wunsch nach einer Lehre wahr-scheinlich zugestimmt. So gibt es viele Beispiele, wie man Jugendliche für eine Lehre gewinnen kann.

MARKUS MARTINCEVIC

Auch in Wien waren ursprünglich achtwöchige Berufsorientierungen den überbe-trieblichen Lehrausbildungen vorgeschaltet. Von diesem System ist Wien mittler-weile abgerückt und Berufsorientierung wird derzeit für beim AMS als lehrstellensu-chende vorgemerkte Jugendliche in Form von Kurzpraktika in den überbetrieblichen Lehrwerkstätten umgesetzt. Jugendliche können bis zu zwei Wochen einen Beruf in einer Lehrwerkstätte probieren und testen, ob es der Richtige für sie ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Vorstellungen der Jugendlichen zu einem Beruf nicht der Realität entsprechen und dies stellt ein sehr großes Problem dar. Zum an-deren scheitert es oft an Unwissen bezüglich der Voraussetzungen, beispielsweise Schwindelfreiheit bei Malerarbeiten auf einer Leiter.Generell ist die Berufswahl ein sehr schwieriges Thema und es gibt wenig Jugend-liche, die im Alter von 15 oder 16 Jahren bereits genau wissen, welche berufliche Laufbahn sie einschlagen und was ihr Traumberuf ist. Andererseits haben manche Jugendliche einen Traumberuf und trotz dreimonatiger Berufsorientierung wollen sie dann von einen Tag auf den anderen einen anderen Beruf ergreifen. Hier spie-len viele Faktoren mit hinein, beispielsweise (neue) FreundInnen oder Verwandte. Meiner Erfahrung nach, nehmen hier auch die Unternehmen eine relevante Rolle ein, beispielsweise ob das Unternehmen einen guten Ruf hat, eine gute Ausbildung oder eine Weiterbeschäftigung nach der Lehrzeit anbietet. Dies sind Faktoren, die Jugendliche beeinflussen und auch seitens der PersonalentwicklerInnen in den Un-ternehmen berücksichtigt werden sollten.

ZSOLT NÉMETH

Berufsausbildung ist ein äußerst breiter Themenbereich, den wir hier nur angeschnit-ten haben. Ich möchte sie abschließend bitten, noch nicht angesprochende Punkte und Ideen mitzuteilen, um dies zu diskutieren.

Page 92: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

92

ROLAND DANCSECS

Wir haben im Rahmen der Podiumsdiskussion viele wichtige Fragen angesprochen. An unser vorhin erwähntes Projekt anknüpfend, möchte ich darauf hinweisen, dass wir Fir-men suchen, die diesen 13- bis 15-jährigen Mädchen, einen Firmenbesuch oder noch besser die Herstellung kleiner Gegenstände für Demonstrationszwecke ermöglichen.

MARKUS MARTINCEVIC

Abschließend noch ein Gedanke zum Thema Ausbildungen entsprechend des Bedarfs am Arbeitsmarkt: Gestern in den Referaten wurde präsentiert, dass in Österreich 50% der LehrabsolventInnen nicht im ursprünglich erlernten Beruf verbleiben. Natürlich wird auch in Österreich versucht, den Bedarf am Arbeitsmarkt zu prognostizieren und entsprechend auszubilden. Dennoch darf nicht vergessen werden, wir arbeiten mit der Zielgruppe Jugendliche, die mitten in der Pubertät stecken und einen zusätzlichen Rucksack an Problemen mitschleppen. Es ist daher eine große Aufgabe, wirklich jene Berufsausbildungen anzubieten, die den Interessen und Fähigkeiten dieser Jugend-lichen entsprechen und auch am Arbeitsmarkt nachgefragt werden.

JÜRGEN GRANDITS

Zum Abschluss möchte ich Sie bei Interesse herzlich einladen, gemeinsam mit uns Projekte in diesem Umfeld umzusetzen. Beispielsweise haben wir vor zwei Wochen bei einer Exkursion zu Audi Győr interessante Aspekte der Ausbildung kennenge-lernt. Es gilt nun auch dem Aspekt nachzugehen, wie kann eine praxisorientierte Ausbildung nicht nur in Großbetrieben sondern auch in KMUs umgesetzt werden. Diese Frage könnte im Rahmen von Projekten bearbeitet werden.In Österreich erfolgt die Ausbildung in Betrieben sehr praxisorientiert und in den be-rufsbildenden Schulen sowie in den Lehrwerkstätten sind die AusbildnerInnen größ-tenteils Fachleute aus der Wirtschaft, die zusätzlich unterrichtet haben. Durch das So-zialversicherungsgesetz ist dies nun nicht mehr möglich und wir müssen TrainerInnen jetzt anstellen. Nur die wenigsten der TrainerInnen entscheiden sich hier für eine zu-sätzliche Anstellung im Rahmen der Lehrwerkstätte, d.h. es ist zumeist eine Entweder-Oder-Entscheidung. Hier sehen wir großen Handlungsbedarf, da so die praxisnahe

Page 93: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

93

Ausbildung leidet und die Gefahr einer Ausbildung in einem rein schulischen System besteht. Es wäre daher wichtig, dass die Anstellung von TrainerInnen und Ausbildung flexibel bleibt, um hier möglichst praxisnahe Ausbildungen zu garantieren.

ISTVÁN FODOR

Ich möchte auf das Statement von Herrn Pócza zu Lehrwerkstätten und SchülerIn-nenzahlen von bis zu 35 reagieren. Im Rahmen der praktischen Ausbildung dauert eine Unterrichtsstunde nicht 45 Minuten und die höchstzulässige SchülerInnenzahl pro Gruppe liegt laut Gesetz bei zwölf. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir Lehrlinge in Ungarn in praktischen Ausbildungsstätten, wie zum Beispiel bei der Firma UNI-RIV, ausbilden könnten, wo nützliche Produkte erzeugt und die Jugendlichen von entsprechenden Fachleuten unterrichtet werden. Gleichzeitig muss ich hinzufügen, dass in Ungarn nur 2% der Firmen sich mit Berufsausbildung auseinandersetzen, das heißt, dass diese Aufgabe somit an den Schulen hängen bleibt, die sich zahlreichen Problemen stellen müssen. Meiner Ansicht nach, kann man dies nur gemeinsam mit allen betroffenen AkteurInnen lösen.Ich hoffe, dass der Staat seine Interessen erkennt und der Berufsausbildung jene Res-sourcen zur Verfügung stellt, die zur Bewältigung der Probleme, die aus der demo-grafischen Situation resultieren, notwendig sind. Hierzu sind eine funktionstüchtige Wirtschaft und starke Wirtschaftsakteure nötig. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Forint und jeder Euro, der für die Berufsbildung aufgewendet wird, eine Investition in die Zukunft darstellt.

ANTAL PÓCZA

Letztes Jahr, als wir uns zur Berufsausbildung bereit erklärten, hatte ich schon etwas Bauweh, da wir ja überhaupt keine Praxis hatten. Ich wusste nicht, was die Kolle-gInnen dazu sagen werden und inwiefern sich die Meister als Partner bewähren. Heute kann ich sagen, dass meine Erfahrungen äußerst positiv sind. Die Fachleute übermitteln das Knowhow, das sie im Laufe der Jahre gewonnen haben, gerne an die interessierten Jugendlichen. Heutzutage wird viel Negatives über Jugendliche berichtet. Ich habe im Laufe der Ausbildung unserer 30 Lehrlinge bisher äußerst positive Erfahrungen gewonnen.

Page 94: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

94

Entweder hatten wir großes Glück oder aber im betrieblichen Umfeld wurde ihnen vermittelt, dass in der Produktion keine Spiele angebracht sind, da dies mit entspre-chender Unfallgefahr verbunden ist. Meine KollegInnen haben meine Erwartungen ebenfalls übertroffen, sie stehen nämlich voll hinter den ihnen anvertrauten Lehrlingen, sie behüten, begleiten und unterstützen sie und es sind sogar in ihrem Verhalten gewisse Änderungen einge-treten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich früher den einen oder anderen Kollegen ohne Schutzausrüstung an der Schleifmaschine arbeiten sah. Natürlich habe ich die Betroffenen in solchen Fällen sofort gewarnt und aufgefordert die Schutzbrille auf-zusetzen. Seit Lehrlinge in der Werkstatt sind, kommen solche Fälle nicht vor, da es meinen Kollegen klar ist, dass das, was sie tun, Vorbildwirkung hat. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die eingetretenen Veränderungen äußerst po-sitiv einschätze und darüber erfreut bin, Teil derer sein zu dürfen. Ich freue mich auch die Möglichkeit gehabt zu haben, all die positiven Erfahrungen mit Ihnen teilen zu dürfen.

ZSOLT NÉMETH

Ich bedanke mich bei allen Gesprächspartnern für die Teilnahme und für die Beiträge. Ich möchte dies jetzt nicht zusammenfassen, da ich mich nur wiederholen könnte. Leider steht Ungarn erst am Anfang der Implementiertung der dualen Ausbildung. Ich bin der Ansicht, dass es wichtig wäre, jetzt auf dem eingeschlagenen Weg zu bleiben und keine weiteren grundlegenden Richtungswechsel. Die Aussage der österreichischen Kollegen ist zutreffend: Die Implementierung eines Systems dauert Jahre und dies gilt umso mehr, wenn die Veränderungen von dieser Größenordnung sind.Der Prozess hat und wird positive und negative Auswirkungen haben. Es kann als positiv bezeichnet werden, dass die Unternehmen, die bisher eher nur ihre Bedürfnisse und Er-wartungen formulierten, nunmehr zu aktiven Teilnehmern des Prozesses werden und in diese Arbeit viel mehr Energie als bisher investieren müssen. Man muss akzeptieren, dass es bei jeder Veränderung Gewinner und Verlierer gibt, sicher ist aber, dass ein Fortschritt durch eine Kooperation aller Akteure erzielt werden kann.Dieser Prozess scheint auf der österreichischen Seite nun etwas ins Stocken geraten zu sein, und wir sind gut beraten, die dortigen Erfahrungen zu berücksichtigen. Ich denke, dass bei der bei uns beginnenden Prozessgestaltung diese Erfahrungen ein-zubauen sind, da uns entscheidende Schritte bevorstehen.Ich danke für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

Page 95: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

95

ZUSAMMENFASSUNG UND ABSCHLUSS DER KONFERENZ

TAMÁS RODLER

SEHR GEEHRTE KONFERENZTEILNEHMERINNEN, WERTE KOLLEGEN UND KOLLEGINNEN

Es ist eine Freude festhalten zu können, dass wir im Rahmen unserer Konferenz breitge-fächerte Informationen über die Arbeitsmarktlage der Jugendlichen in Österreich und in Ungarn erhalten haben, wobei auch ein Ausblick auf Europa erfolgte. In beiden Staaten bestehen gravierende Abweichungen hinsichtlich der Problemstellung der Jugendar-beitslosigkeit, was sich auch in den einschlägigen fachpolitischen Maßnahmen widerspie-gelt. Als ungarischer Teilnehmer möchte ich auf zwei Feststellungen eingehen:Die erste Feststellung lautet, dass die Implementation des dualen Bildungssystems nicht nur eine Frage der Gesetzgebung darstellt, sondern es sich hier um einen lan-gen Prozess mit zahlreichen Akteuren handelt.Die andere Feststellung ist, dass hinter identisch aufscheinenden statistischen Anga-ben wesentliche inhaltliche Unterschiede vorliegen können.Was aus meinen im Rahmen der Eröffnung formulierten Erwartungen sicherlich umgesetzt wurde, ist das gemeinsame Nachdenken, die Suche nach neuen Wegen – das weiß ich aus Hintergrundgesprächen –, und ich hoffe, dass all dies auch zu Ergebnissen führen wird.Ich bedanke mich bei den ReferentInnen und den Teilnehmern der Expertenrunde und bei Ihnen für das interessierte Zuhören!

WALTER REITER

Zum Abschluss möchte ich noch kurz darauf eingehen, was ich an dieser Konferenz po-sitiv empfunden habe: Diesmal ist es sehr gut gelungen, dass die Referate aufeinander aufgebaut haben, d.h. von allgemeinen Programmen hin zu konkreten Projekten. Im

Page 96: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

96

Rahmen der Europäischen Jugendgarantie werden in Zukunft Fördermöglichkeiten an-geboten, wenn auch die Summe von 6 Milliarden noch erhöht werden könnte, um eine entsprechend höhere symbolische Wirkung zu erzielen. Aber dies stellt zumindest einen Beginn dar und zudem wird das Thema der Jugendbeschäftigung sicherlich auch im Europäischen Sozialfonds ein zentrales darstellen. Wir werden versuchen, die Inputs aus der Konferenz aufzunehmen und gemeinsam mit den KollegInnen aus dem AMS und den Ministerien schon im Rahmen der Programmierungsarbeit entsprechende Impulse zu setzen. Ich glaube, dass die Referate dieser Konferenz und auch das Podium wirklich interessante neue Inputs geliefert haben und nur wenige Überschneidungen zu beob-achten waren. Dies hat natürlich die Intensität dieses Tages erhöht, aber ich denke, dass die gewonnenen Erkenntnisse als Belohnung betrachtet werden können.Abschließend möchte ich noch den ReferentInnen, den DolmetscherInnen, den Or-ganisatorInnen und Zolt Nemeth sowie Tamas Rodler, die uns durch den Tag geführt haben, meinen Dank aussprechen. Ich möchte Sie alle herzlich dazu einladen, nächstes Jahr wiederzukommen. Wir haben ja gesehen, es ist zwar bereits die 19. Konferenz, aber es wird nicht langweilig, da sich die Rahmenbedingungen schnell ändern und wir ver-suchen müssen, Schritt zu halten. Dabei unterstützen uns diese Konferenzen, um ein Stück mehr Orientierung, Wissen und praktische Inputs zu erhalten, um zu brisanten Themen des Arbeitsmarktes Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.Und abschließend sollten wir das Zitat von John F. Kennedy mit nach Hause nehmen: Bildung kostet weniger als nicht Bildung!Danke nochmals für Ihre Aufmerksamkeit!

Walter Reiter schloss die Konferenz ab

Page 97: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

97

TEILNEHMER/INNENLISTE

Titel / Titulus Name / Név Institution / Intézmény

Dr.in Auckenthaler Anita Bildungsberatung Burgenland

Mag. Bencsics Peter AMS Landesgeschäftstelle Burgenland

Mag. a Csecsinovits Dorothea BFI Burgenland

Mag. Edlinger Hannes Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Dipl.Kaufm. Fähndrich Marc Europäische Kommission Vertretung in Österreich

Franz Horst AMS Burgenland

Dr. Gaubitsch Reinhold AMS/ Bundesgeschäftstelle/ABI

Grandits Jürgen BFI Burgenland

Greiner Christoph BFI Burgenland

Grundtner Gerhard AMS Landesgeschäftstelle Wien

Gugler Gernot L&R Sozialforschung

Hacker Daniela BFI Burgenland

MR Mag. MAS Hanak Roland Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Mag. a (FH) Kiss Ildikó BFI Burgenland

Mag. Kollar Gerald BFI Burgenland

MA Lambauer Elke Team Styria Werkstätten GmbH

BA Löffler Roland Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung

Mag. a Major Andrea L&R Sozialforschung

Page 98: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

98

Titel / Titulus Name / Név Institution / Intézmény

Maier Peter BFI Burgenland

MSc Martincevic Markus Jugend am Werk Berufsausbildung für Jugendliche GmbH

Pelzmann Christian BFI Metallausbildungszentrum

Preinsperger Herbert JAW Lehrbetrieb Großpetersdorf

LAbg. Prohaska Doris Landesregierung Burgenland

Dr.in Puschautz-Meindl Ingrid Industriellenvereinigung Burgenland

Dr. Reiter Walter L&R Sozialforschung

Ruskó Krisztián AMS Burgenland, Landesgeschäftstelle

Sacherer Irene Bundessozialamt, Landesstelle Steiermark

MR MAG.a Salinger Renate Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Schneemann Anna BFI Burgenland

Mag. a Sengstbratl Helene AMS Burgenland, Landesgeschäftstelle

MBA Steinbichl Martin Land Oberösterreich

Mag. a Steiner Sandra Landesschulrat für Burgenland

Mag. Stiglitz Josef Wirtschaftskammer Burgenland

Ing. Traindt Ernst Berufspädagogisches Institut und Österreichische Jungarbeiterbewegung

Vogrin Katharina Bundessozialamt, Landesstelle Steiermark

Mag. a Willsberger Barbara L&R Sozialforschung

Page 99: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

99

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Dr. Adler Judit GKI Gazdaságkutató Zrt.

Andrasek Beáta Nagykanizsa MJV Roma Nemzetiségi Önkormányzat

Angyalosy Edina Veszprém Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Antal Nóra Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Bakos László Attila Csongrád Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Baloghné Csontos Gizella Komárom-Esztergom Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr. Banga Lajos Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Baranyainé Herterlendy Szilvia

Bíró Ágnes SchmidTeam Kft.

Bodorkós Ferencné Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Borsos József Zala Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Bruckner László Nemzeti Munkaügyi Hivatal

Buday Attila Fejér Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr. Czomba Sándor Nemzetgazdasági Minisztérium, Foglalkoztatáspolitikáért Felelős Államtitkárság

Csanádi Csaba Jász-Nagykun-Szolnok Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Csizmár Péter EURES-T Pannónia

Csonka István Nemzetgazdasági Minisztérium, Foglalkoztatáspolitikáért Felelős Államtitkárság

Csuka Imréné Prenor Kertészeti és Parképítő Kft.

Page 100: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

100

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Danajka Noémi Nemzetgazdasági Minisztérium, Foglalkoztatási Programok Főosztály

Dancsecs Roland Pannon Novum Nyugat-dunántúli Regionális Innovációs Nonprofit Kft.

Dominek Judit Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr.Gálné Dr.Schulcz Erika Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Éder Géza Pannon Gazdasági Hálózat Egyesület

Farkas Péter Nemzeti Munkaügyi Hivatal Szak- és Felnőttképzési Igazgatóság

Farsang Zoltán Nyugat-dunántúli Regionális Fejlesztési Ügynökség NP Kft.

Fenyves Péter Heves Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Fodor István Klebelsberg Kunó Intézményfenntartó Központ

Földesi Endréné Rába Járműipari Alkatrészgyártó Kft.

Ing. Franz Haider CONTACT Software GmbH

Gombás József

Görcz Gyula Vas Megyei Kormányhivatal Szombathelyi Járási Hivatal

Györe Zoltán

Györe Zoltánné

Hágen Tímea Pest Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Harangozó Bertalan Vas Megyei Kormányhivatal

Harangozóné Vigh Ilona Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Hegedüs Judit Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Hervay Judit Nemzeti Munkaügyi Hivatal Foglalkoztatási Igazgatóság

Page 101: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

101

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Horváth Csaba MSZOSZ Nyugat-Dunántúli Regionális Képviselete

Horváth Dóra

Horváth Eszter Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Dr. Íróczki Lénárd Pest Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Jegenyési Hajnalka Regionális Szociális Forrásközpont Nonprofit Kft

Kámán István Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Kardos Bernadett Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Kelemen Attila

Kenedli Erzsébet Vas Megyei Kormányhivatal Szombathelyi Járási Hivatal Járási Munkaügyi Kirendeltsége

Kiss Ambrus

Kiss Gabriella Változó Világért Alapítvány

Kiss Gyula Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Kovács Andrea Galambos Logistic Kft.

Dr. Kovács Bernadett MSZOSZ Nyugat-Dunántúli Regionális Képviselete

Kovács Ferenc Vas Megyei Közgyűlés

Kovács Gábor Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Kovácsné Csákvári Beatrix

Lackner Dóra SAVARIA REHAB-TEAM Nonprofit Kft.

Lakner Tamásné Regionális Szociális Forrásközpont Nonprofit Kft

Major Ernő Győr-Moson-Sopron Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Page 102: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

102

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Mátyás Gyöngyi

Mester Anikó Regionális Szociális Forrásközpont Nonprofit Kft

Mizda Krisztina Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Molnárné dr. Nagy Ágnes Nemzeti Munkaügyi Hivatal Foglalkoztatási Igazgatóság

Nagy Andrea Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Nagy Erika Vas Megyei Kormányhivatal Szombathelyi Járási Hivatal Járási Munkaügyi Kirendeltsége

B.A. M.A. Nagy Klára

Németh Szilvia Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Némethné Orliczki Judit Regionális Szociális Forrásközpont Nonprofit Kft.

Novák Tibor BPW-Hungária Kft.

Pálfy József

Pántya Erika Regionális Szociális Forrásközpont Nonprofit Kft.

Parais Simon Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Pátzelt Andrea Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr. Péter Nóra MSZOSZ Nyugat-Dunántúli Regionális Képviselete

Pócza Antal UNIRIV Kft.

Pölöskei János Zalaerdő Zrt.

Prácser Tamás Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Rajos Péter Nemzeti Munkaügyi Hivatal Munkavédelmi és Munkaügyi Igazgatóság

Page 103: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

103

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Dr. Rezsőfi István Szabolcs-Szatmár-Bereg Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Rodler Tamás Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Ruff Andrea Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Schmidt József SchmidTeam Kft.

Serman Lajosné Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Simon Józsefné Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Simon Zoltán Péter Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület

Sipos Mária Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Soós Zoltán Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Szabó-Varga Krisztina MSZOSZ Nyugat-Dunántúli Regionális Képviselete

Szépné Kiss Tünde Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr. Szikra László Somogy Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Szűcsné dr. Füredi Szilvia Tolna Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Takács Erzsébet Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Dr. Takátsné dr. Tenki Mária Szombathely Megyei Jogú Város Önkormányzata

Tamási Ildikó Nógrád Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Teleki László Nagykanizsa MJV Roma Nemzetiségi Önkormányzat

Page 104: Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenzexpak-at.hu/expak/img/uploads/expak4217.pdf · Österreichisch-ungarische arBeitsMarKtKonferenz 22.-24. Mai 2013 Stadtschlaining; Szombathely

104

Titulus / Titel Név/Name Intézmény / Institution

Dr. Tigelmann Éva Baranya Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Török Kinga Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Török Zoltán Győr-Moson-Sopron Megyei Kormányhívatal Munkaügyi Központja

Varga Gábor Fejér Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

Varga Péter Vas Megyei Kormányhivatal Munkaügyi Központja

PhD Velics Gabriella Nyugat-magyarországi Egyetem, Bölcsészettudományi Kar, Kommunikáció és Médiatudományi Tanszék

Wiktora Antal Vas Megyei Tudományos Ismeretterjesztő Egyesület