OKV-Protestveranstaltung als Auftakt zu öffentlichem Tribunal

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Monatszeitung der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. akzente 10/2011 157. Ausgabe F 48734 Unkostenbeitrag 0,75 Euro (Für Mitglieder kostenlos) Egon Krenz schreibt an den Bundespräsidenten Seite 2 NATO raus aus Afghanistan! Seite 4 Mit Künstlern solidarisch Seite 5 „Sozialgrenze“ markiert Seite 7 Der Vorstand tagte D er Vorstand der GBM befasste sich in seiner Sitzung vom 27. Septem- ber unter anderem mit dem Brief, mit dem sich Egon Krenz nach dem 13. August an Bundespräsident Wulff ge- wandt hatte (siehe S. 2). Dieses Schrei- ben drückt aus, was viele Mitglieder unserer Organisation und zahlreiche weitere ostdeutsche Bürger im Blick auf die Einheit unseres Landes emp- finden. Im Mittelpunkt der Sitzung standen Vorbereitungen für die Protestver- anstaltung des Ostdeutschen Kurato- riums von Verbänden am 3. Oktober in Berlin und für die Veranstaltung „Er- innerungen an ein verschwundenes Land“. Mit ihr ruft die GBM die kul- turelle Substanz der DDR ins Gedächt- nis, deren Erhaltung im Einigungsver- trag garantiert worden war – eine der nicht eingehaltenen Zusagen aus die- sem Vertrag. Weiter beschloss der Vorstand auf Vor- schlag seines Arbeitskreises „Frieden“ Maßnahmen zur Unterstützung der Aktivitäten, mit denen die Friedens- bewegung den 10. Jahrestag des Be- ginns des NATO-Krieges in Afghanis- tan zum Anlass nimmt, seine schnelle Beendigung zu fordern (siehe S. 4). Ferner wurde entsprechend einem Auf- ruf von Dr. Hans Modrow und RA Hans Bauer, dem Vorsitzenden der GRH, festgelegt, im Verfahren Dr. Hans Rei- chelt wegen Strafrente vor dem Euro- päischen Gerichtshof für Menschen- rechte tätige Solidarität zu üben. Beraten wurde ein Vorschlag für die diesjährige Verleihung des GBM-Men- schenrechtspreises. Vorhaben des Ar- beitskreises „Kultur“ und des Freun- deskreises „Kunst aus der DDR“ für das IV. Quartal 2011 und für 2012 wur- den zustimmend zu Kenntnis genom- men. Vor Eintritt in die Tagesordnung hatte GBM-Vorsitzender Prof. Dr. Wolf- gang Richter seinem Stellvertreter Gerd Buddin – zugleich im Namen des Vorstands – herzlich zum 65. Geburts- tag gratuliert und ihn mit Pla-kette und Ehrenurkunde der Organisation ausge- zeichnet. G. F. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – dieser Satz, mit dem das bundesrepublikanische Grundgesetz an- hebt, begleitete am diesjährigen „Tag der deutschen Einheit“ die nach Hunderten zählenden Teilnehmer der Ber- liner Protestveranstaltung des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV). Er leuchtete nämlich auf der Großleinwand des UCI-Kinos in der Landsberger Allee immer dann auf, wenn gleichzeitig Bilder aus dem täg- lichen Leben gezeigt wurden, die das genaue Gegenteil jener hehren Aussage bezeugten. Damit wurde bekun- det, wie häufig Anspruch und Wirklichkeit – namenlich in ostdeutschen Landen – auseinanderklaffen. Der Vorsitzende der GBM, Prof. Dr. Wolfgang Richter, bezog sich in seiner Ansprache auf der Veranstaltung vor allem auf die „harsche Kritik“, die der UNO-Wirtschafts- und Sozialrat durch seinen Ausschuss für wirtschaft- liche, soziale und kulturelle Rechte im Mai dieses Jahres an der Menschenrechtslage in der Bundesrepublik ge- übt hatte. Die abschließenden Bemerkungen dieses Ausschusses zum Staatenbericht der Bundesregierung, die großenteils auf Hinweise aus einem Parallelbericht der „wsk-Allianz“ von Nichtregierungsorganisationen in der BRD und aus einem zusätzlichen Bericht der GBM zurückgehen, lassen - so Wolfgang Richter - „gravie- rende Defizite im System“ der Bundespolitik erkennen., Dass dieses Thema auf die Tagesordnung der öffentlichen Meinungsbildung gesetzt wurde, bezeichnete der Redner als einen „großen Erfolg“ nicht nur der GBM, sondern auch „fast zwanzigjähriger Arbeit des OKV, der wir viele Anregungen verdanken“. Nun gelte es, die Ergebnisse der UNO-Beratung gemeinsam aufzugrei- fen und im nächsten Jahr ein öffentliches Tribunal über Menschenrechtsverletzungen in Deutschland durchzu- führen. M it dem Ende des sozialistischen Lagers in Europa und nach an- fänglichem Freudentaumel über den Sieg der USA und ihrer Verbündeten, insbesondere in der Bundesregie- rung und der NATO, habe sich „ein Paradigmenwechsel in der Weltpo- litik vollzogen“, führte Prof. Richter aus. Das habe sich nachteilig auf die Durchsetzung von Menschenrechten ausgewirkt. Die in der UNO-Charta verheißene „Freiheit von Furcht und Not“ sei noch einmal mit den Zielen des UNO-Millenniums aufgeblitzt, jedoch heute der resignierenden Fest- stellung gewichen, dass es mit den da- rin ehrgeizig proklamierten Anliegen, so mit der weltweiten Halbierung der Armut bis 2015 „nichts werden wird“. Aber ohne dass die sozialen Men- schenrechte gewährt würden, ließen sich auch die politischen Freiheits- rechte nicht wahrnehmen. Im Blick auf die Ost- West-Situation in Deutsch- land verwies der Re- ferent auf die „fort- Gegen Verletzung der Menschenrechte OKV-Protestveranstaltung als Auftakt zu öffentlichem Tribunal (Fortsetzung auf Seite 3) W ieder einmal reichten im Saal der GBM-Geschäftsstelle in Berlin-Lichtenberg die Stühle nicht, um den Teilnehmern einer Veranstal- tung eine Sitzgelegenheit zu bieten: Ein Nachmittag mit „Erinnerungen an ein verschwundenes Lnd“ lockte sie in großer Zahl am 7. Oktober an, an dem vor 62 Jahren die DDR gegründet wurde. Einige Dutzend weitere Inte- ressenten hatten sich vor dem Berliner Karl-Liebknecht-Haus eingefunden, wo im Jahr zuvor aus gleichem Anlass eine GBM-Veranstaltung im Rosa- Luxemburg-Saal stattgefunden hatte; er blieb ihnen aber verschlossen, weil diesmal politische Vorbehalte die Durchführung an dem ursprünglich wieder geplanten Ort verhinderten. Umso herzlicher begrüßte Prof. Dr. Wolfgang Richter, der GBM-Vorsit- zende, die Besucher in den Räumlich- keiten unserer Gesellschaft an diesem – wie er sagte – „geschichtsträchtigen Datum“. Als Kennzeichen der DDR wertete er die „errungene Gleichheit von Lebenschancen“. In dem derzeit gesamtgesellschaftlich vorherrschen- Kein vergessenes Land den Klima gelte die unvoreingenom- mene Würdigung von Leistungen der DDR als Verbrechen. Dagegen gelte es, dieses Erbe in dem bekannten drei- fachen Hegelschen Sinne „aufzuhe- ben“. Unvergessen sei der Beitrag der DDR zu einer progressiven Weltkul- tur. Alles in allem bleibe die DDR ein Land, das aus dem Nachdenken über den Sinn unseres Lebens und unserer Kämpfe nicht wegzudenken ist. Dann unternahm Barbara Ehwald, Sängerin und Rezitatorin, begleitet von Roman Lemberg (Klavier), einen musikalischen und literarischen Spa- ziergang durch die DDR. Eberhard Pa- nitz trug, moderiert von Hanka Gör- lich, zwei seiner „Frauengeschichten“ aus der DDR vor. Abschließend wurde, vorgestellt von unserem Vorstandsmit- glied Dr. Peter Michel, ein 1993 unter der Leitung von Reiner E. Moritz ent- standener Fernsehfilm „Die Wut der Bilder“ über den 2011 verstorbenen Maler und Grafiker Bernhard Heisig gezeigt. Eine eindruckvolle, rundum gelungene Veranstaltung1 G. F. Heidrun Hegewald und Eberhard Panitz in der GBM-Veranstaltung am 7. Oktober Foto: Jens Schulze

Transcript of OKV-Protestveranstaltung als Auftakt zu öffentlichem Tribunal

Monatszeitung der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V.

akzente10/2011 157. Ausgabe F 48734 Unkostenbeitrag 0,75 Euro (Für Mitglieder kostenlos)

Egon Krenz schreibt an denBundespräsidenten Seite 2

NATO raus aus Afghanistan! Seite 4

Mit Künstlern solidarisch Seite 5

„Sozialgrenze“ markiert Seite 7

Der Vorstand tagteDer Vorstand der GBM befasste sich

in seiner Sitzung vom 27. Septem-ber unter anderem mit dem Brief, mit dem sich Egon Krenz nach dem 13. August an Bundespräsident Wulff ge-wandt hatte (siehe S. 2). Dieses Schrei-ben drückt aus, was viele Mitglieder unserer Organisation und zahlreiche weitere ostdeutsche Bürger im Blick auf die Einheit unseres Landes emp-finden.Im Mittelpunkt der Sitzung standen Vorbereitungen für die Protestver-anstaltung des Ostdeutschen Kurato- riums von Verbänden am 3. Oktober in Berlin und für die Veranstaltung „Er-innerungen an ein verschwundenes Land“. Mit ihr ruft die GBM die kul-turelle Substanz der DDR ins Gedächt-nis, deren Erhaltung im Einigungsver-trag garantiert worden war – eine der nicht eingehaltenen Zusagen aus die-sem Vertrag.Weiter beschloss der Vorstand auf Vor-schlag seines Arbeitskreises „Frieden“ Maßnahmen zur Unterstützung der Aktivitäten, mit denen die Friedens-bewegung den 10. Jahrestag des Be-ginns des NATO-Krieges in Afghanis- tan zum Anlass nimmt, seine schnelle Beendigung zu fordern (siehe S. 4).Ferner wurde entsprechend einem Auf-

ruf von Dr. Hans Modrow und RA Hans Bauer, dem Vorsitzenden der GRH, festgelegt, im Verfahren Dr. Hans Rei-chelt wegen Strafrente vor dem Euro-päischen Gerichtshof für Menschen-rechte tätige Solidarität zu üben.Beraten wurde ein Vorschlag für die diesjährige Verleihung des GBM-Men-schenrechtspreises. Vorhaben des Ar-beitskreises „Kultur“ und des Freun-deskreises „Kunst aus der DDR“ für das IV. Quartal 2011 und für 2012 wur-den zustimmend zu Kenntnis genom-men.Vor Eintritt in die Tagesordnung hatte GBM-Vorsitzender Prof. Dr. Wolf-gang Richter seinem Stellvertreter Gerd Buddin – zugleich im Namen des Vorstands – herzlich zum 65. Geburts-tag gratuliert und ihn mit Pla-kette und Ehrenurkunde der Organisation ausge-zeichnet. G. F.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ – dieser Satz, mit dem das bundesrepublikanische Grundgesetz an-hebt, begleitete am diesjährigen „Tag der deutschen Einheit“ die nach Hunderten zählenden Teilnehmer der Ber-liner Protestveranstaltung des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV). Er leuchtete nämlich auf der Großleinwand des UCI-Kinos in der Landsberger Allee immer dann auf, wenn gleichzeitig Bilder aus dem täg-lichen Leben gezeigt wurden, die das genaue Gegenteil jener hehren Aussage bezeugten. Damit wurde bekun-det, wie häufig Anspruch und Wirklichkeit – namenlich in ostdeutschen Landen – auseinanderklaffen.Der Vorsitzende der GBM, Prof. Dr. Wolfgang Richter, bezog sich in seiner Ansprache auf der Veranstaltung vor allem auf die „harsche Kritik“, die der UNO-Wirtschafts- und Sozialrat durch seinen Ausschuss für wirtschaft-liche, soziale und kulturelle Rechte im Mai dieses Jahres an der Menschenrechtslage in der Bundesrepublik ge-übt hatte. Die abschließenden Bemerkungen dieses Ausschusses zum Staatenbericht der Bundesregierung, die großenteils auf Hinweise aus einem Parallelbericht der „wsk-Allianz“ von Nichtregierungsorganisationen in der BRD und aus einem zusätzlichen Bericht der GBM zurückgehen, lassen - so Wolfgang Richter - „gravie-rende Defizite im System“ der Bundespolitik erkennen.,Dass dieses Thema auf die Tagesordnung der öffentlichen Meinungsbildung gesetzt wurde, bezeichnete der Redner als einen „großen Erfolg“ nicht nur der GBM, sondern auch „fast zwanzigjähriger Arbeit des OKV, der wir viele Anregungen verdanken“. Nun gelte es, die Ergebnisse der UNO-Beratung gemeinsam aufzugrei-fen und im nächsten Jahr ein öffentliches Tribunal über Menschenrechtsverletzungen in Deutschland durchzu- führen.

Mit dem Ende des sozialistischen Lagers in Europa und nach an-

fänglichem Freudentaumel über den Sieg der USA und ihrer Verbündeten, insbesondere in der Bundesregie-rung und der NATO, habe sich „ein Paradigmenwechsel in der Weltpo-litik vollzogen“, führte Prof. Richter aus. Das habe sich nachteilig auf die Durchsetzung von Menschenrechten ausgewirkt. Die in der UNO-Charta

verheißene „Freiheit von Furcht und Not“ sei noch einmal mit den Zielen des UNO-Millenniums aufgeblitzt, jedoch heute der resignierenden Fest-stellung gewichen, dass es mit den da-rin ehrgeizig proklamierten Anliegen, so mit der weltweiten Halbierung der Armut bis 2015 „nichts werden wird“. Aber ohne dass die sozialen Men-schenrechte gewährt würden, ließen sich auch die politischen Freiheits-

rechte nicht wahrnehmen.Im Blick auf die Ost- West-Situation in Deutsch-land verwies der Re-ferent auf die „fort-

Gegen Verletzung der MenschenrechteOKV-Protestveranstaltung als Auftakt zu öffentlichem Tribunal

(Fortsetzung auf Seite 3)

Wieder einmal reichten im Saal der GBM-Geschäftsstelle in

Berlin-Lichtenberg die Stühle nicht, um den Teilnehmern einer Veranstal-tung eine Sitzgelegenheit zu bieten: Ein Nachmittag mit „Erinnerungen an ein verschwundenes Lnd“ lockte sie in großer Zahl am 7. Oktober an, an dem vor 62 Jahren die DDR gegründet wurde. Einige Dutzend weitere Inte-ressenten hatten sich vor dem Berliner Karl-Liebknecht-Haus eingefunden, wo im Jahr zuvor aus gleichem Anlass eine GBM-Veranstaltung im Rosa-Luxemburg-Saal stattgefunden hatte; er blieb ihnen aber verschlossen, weil diesmal politische Vorbehalte die Durchführung an dem ursprünglich wieder geplanten Ort verhinderten.Umso herzlicher begrüßte Prof. Dr. Wolfgang Richter, der GBM-Vorsit-zende, die Besucher in den Räumlich-keiten unserer Gesellschaft an diesem – wie er sagte – „geschichtsträchtigen Datum“. Als Kennzeichen der DDR wertete er die „errungene Gleichheit von Lebenschancen“. In dem derzeit gesamtgesellschaftlich vorherrschen-

Kein vergessenes Landden Klima gelte die unvoreingenom-mene Würdigung von Leistungen der DDR als Verbrechen. Dagegen gelte es, dieses Erbe in dem bekannten drei-fachen Hegelschen Sinne „aufzuhe-ben“. Unvergessen sei der Beitrag der DDR zu einer progressiven Weltkul-tur. Alles in allem bleibe die DDR ein Land, das aus dem Nachdenken über den Sinn unseres Lebens und unserer Kämpfe nicht wegzudenken ist.Dann unternahm Barbara Ehwald, Sängerin und Rezitatorin, begleitet von Roman Lemberg (Klavier), einen musikalischen und literarischen Spa-ziergang durch die DDR. Eberhard Pa-nitz trug, moderiert von Hanka Gör-lich, zwei seiner „Frauengeschichten“ aus der DDR vor. Abschließend wurde, vorgestellt von unserem Vorstandsmit-glied Dr. Peter Michel, ein 1993 unter der Leitung von Reiner E. Moritz ent-standener Fernsehfilm „Die Wut der Bilder“ über den 2011 verstorbenen Maler und Grafiker Bernhard Heisig gezeigt. Eine eindruckvolle, rundum gelungene Veranstaltung1

G. F.

Heidrun Hegewald und Eberhard Panitz in der GBM-Veranstaltung am 7. Oktober

Foto: Jens Schulze

2 akzente dokumentiert

Am 23. August wandte sich Egon Krenz an den Bundespräsidenten Christian Wulff mit folgendem Schreiben, das u.W. bis zum Redak-tionsschluss dieser Ausgabe unbe-antwortet blieb:

Sehr geehrter Herr Bundespräsi-dent, nachdem Ihr Vorgänger

im Amt 2009 wahrheitswidrig be-hauptete, die DDR-Führung habe im Oktober 1989 in Leipzig Pan-zer auffahren lassen und Schieß-befehl erteilt, nennen Sie in Ihrer Rede zum 13. August die Politik der DDR „verbrecherisch“. Dass Sie als Staatsoberhaupt der Bun-desrepublik der ostdeutschen Be-völkerung bescheinigen möchten, in einem Verbrecherstaat gelebt zu haben, mag Ihnen aus manchen Richtungen Beifall bringen. Ob Sie auf diese Art die noch unvollendete innere deutsche Einheit voran-bringen, wage ich zu bezweifeln. Mich beunruhigt, dass in den drei zurückliegenden sogenannten Er-innerungsjahren von 2009 bis 2011 Worte wie „Versöhnung“ und „Aus-söhnung“ die Ausnahme waren. Die offiziellen Erinnerungen waren eher politisch einseitig und rückwärtsge-wandt, nicht dazu angetan, die kom-plizierten Probleme der Gegenwart und Zukunft zu lösen. Seit 1990 erklären Personen, die nie in der DDR gelebt haben, den Ost-deutschen permanent, wie ihr Le-ben in der DDR gewesen sein soll. Das empfinden immer mehr von ihnen nicht nur als Hochmut, son-dern auch als bedrückend und belei-digend. Es verletzt zweifellos das Selbstwertgefühl all derer, für die die DDR Heimat war. Wenn – wie soziologische Untersuchungen be-legen – noch immer fast zwei Drit-tel der Ostdeutschen sich als Bür-ger zweiter Klasse fühlen, hat dies natürlich viel damit zu tun, dass es für sie in der Bundesrepublik we-der gleichen Lohn für gleiche Ar-beit noch gleiche Renten für gleiche Lebensleistungen gibt. Der Unmut wird aber gleichzeitig genährt durch den Umgang der Bundesrepublik Deutschland mit der Geschichte der DDR und den Biografien vieler ih-rer Bürger. Sie empfinden die Art und Weise der Propaganda über die DDR-Vergangenheit demütigend und zunehmend auch als ein Ge-misch aus Wahrheit, Halbwahrheit

und Lüge. Ich frage mich, wären in einer so komplexen Angelegenheit wie der Beurteilung der Geschich-te des 20. Jahrhunderts nicht größe-re politische Souveränität, Objekti-vität und Sensibilität auch des Bun-despräsidenten angebracht? Sensibilität vermisst man auch an einem anderen Punkt: Wenige Wo-chen vor dem 13. August jährte sich zum 70. Mal der Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion. Meines Wissens hat die Bundesre-publik an dieses Ereignis nur sehr bescheiden erinnert. Das ist bedau-erlich, weil es zwischen dem 22. Juni 1941 und dem 13. August 1961 einen geschichtlichen Zusammen-hang gibt. Weil die Westmächte und die Bundesregierung 1952 die so-genannte Stalinnote für freie Wah- len in ganz Deutschland ablehnten, verlegte die sowjetische Regierung die erste Verteidigungslinie ihrer Streitkräfte an Elbe und Werra. Ihre Überlegung war: Nie wieder sollten deutsche Truppen so dicht an sowje-tischen Grenzen stehen wie in je-nem Kriegsjuni 1941. Das gehörte zu dem Preis, den wir für den verlo-renen Krieg an das Land zahlten, das durch deutsche Schuld 28 Millionen Tote zu beklagen hatte. Nicht uner-wähnt soll bleiben, dass die ökono-mischen Lasten, die damit verbun-den waren, auf deutschem Boden allein die DDR getragen hat. Damals hieß es in dem Staat, aus dem Sie kommen: Die DDR sei der

„Kettenhund Moskaus“, der „verlän-gerte Arm des Kreml“ oder einfach die „Sowjetzone“. Heute hört man solches offiziell nicht mehr. Jetzt soll die DDR das Böse, das Verbre-cherische schlechthin gewesen sein. Ihr wird sogar unterschoben, Stalin und Chruschtschow gedrängt, über-redet und verführt zu haben, gegen den eigenen Willen die Grenze quer durch Deutschland gezogen und ei-ne Mauer gebaut zu haben. Nach dieser Theorie hätte sich die So-wjetunion ohne Ulbricht natürlich ganz anders entschieden. Sie hätte freiwillig die Resultate des Zweiten Weltkrieges, zu denen auch die DDR gehörte, zu Gunsten des Westens korrigiert. Welch ein irrsinniges Geschichtsbild! Wer aber heutzu-tage von diesem abweicht und auch nur vage versucht, das Verhalten der DDR in historische Zusammenhän-ge zu stellen, wird als „Ewiggestri-

ger“, als „Verklärer“, als „Nostal-giker“, als „Stalinist“, als „Schän-der des Andenkens der Opfer“ oder als „Täter“ diffamiert, der nichts ge-lernt habe. Was ist das nur für eine Gesprächskultur, die sich in diesem Lande entwickelt hat? Es ist doch widersinnig, so zu tun, als wäre die alte Bundesrepublik der Hort alles Guten und Schönen der deutschen Geschichte und die DDR das Werk von Verbrechern. Ich will nur daran erinnern, dass sich in die-sem Monat zum 55. Mal jener Tag jährt, an dem 1956 in der Bundes-republik die KPD verboten wurde. Gegen mehr als 250 000 Anders-denkende wurden Ermittlungsver-fahren eingeleitet. Über 10 000 von ihnen erhielten erhebliche Zucht-haus- und Gefängnisstrafen. Reha-bilitiert ist bis heute niemand. Auch die vielen Berufsverbote sind Men-schenrechtsverletzungen. Mir liegt es fern, Unrecht gegeneinander auf-zurechnen. Aber: Dass es Unrecht nur in der DDR gegeben haben soll, ist doch ein Schönreden der alten und der neuen Bundesrepublik. Ehr-liche Geschichtsschreibung kommt zwangsläufig zu dem Schluss, dass das Unglücksdatum der Deutschen nicht der 13. August 1961, sondern der Machtantritt Hitlers am 30. Ja-nuar 1933 war. Ohne ihn hätte es keinen Krieg, keine Besatzungszo-nen, keine zwei Währungen, keine zwei deutschen Staaten und folglich auch keine Grenze zwischen ihnen gegeben. Auf diesen Zusammen-hang hat übrigens der in Ost und West geachtete Altbundespräsident Richard von Weizsäcker schon vor Jahren hingewiesen. „Keine sehr schöne Lösung, aber tausendmal besser als Krieg“ soll bekanntlich US-Präsident Kennedy den Mauerbau kommentiert ha-ben. Und genau das ist der Punkt, an dem sich noch heute die Geis-ter scheiden: Akzeptiere ich, dass es 1961 eine reale Kriegsgefahr gab oder unterstelle ich bösartig, dass die Führungen in Moskau und in der DDR-Hauptstadt kriminelle Vereinigungen waren, die sich nur damit beschäftigten, ihren Völ-kern Ungemach zu bereiten? Dass man 1961 in Moskau und Ber-lin mit einem möglichen Krieg ge-rechnet hat, belegen nicht nur Do-kumente aus DDR- und UdSSR-Ar-chiven, sondern auch Zeitzeugnisse westlicher Politiker. Franz-Josef Strauß, damals Bundesverteidi-gungsminister, zum Beispiel er-innerte sich: „Für den Fall, dass der von den Amerikanern ge-plante Vorstoß zu Lande nach Ber-lin von der Sowjetunion aufgrund ihrer Überlegenheit aufgehalten werde, hätten die USA die Absicht, bevor es zum großen Schlag ge-

Aussöhnung statt ideologischer Konfrontation!Egon Krenz mahnt bei Christian Wulff „innere deutsche Einheit“ an

gen die Sowjetunion komme, eine Atombombe zu werfen und zwar im Gebiet der DDR...“ („Erinne-rungen“, Seite 388). Dass die Gren-ze zwischen zwei gesellschaft-lichen Weltsystemen und zwei sich feindlich gegenüberstehenden Mi-litärblöcken, an der auch sowje-tische Atomwaffen stationiert wa-ren, heutzutage als „innerdeutsch“ verharmlost wird, sei nur der Kor-rektheit wegen erwähnt. Dass es an dieser Grenze zivile und militäri- sche Opfer gab, ist bedauerlich. Ich kenne keinen Verantwortlichen aus der DDR- Führung, für den nicht je-der Tote und Verletzte an der Gren-ze einer zu viel war. In Anwesenheit von Angehörigen von Opfern habe ich schon 1997 in meiner Erklärung vor dem Berliner Landgericht aus-führlich darüber gesprochen. Sie, Herr Bundespräsident, haben den Anspruch, Präsident aller Deut-schen zu sein. Man kann die DDR-Gesellschaft nicht nur in „Täter und Opfer“ teilen. Es gab nicht nur Op-positionelle. Viel mehr Menschen haben sich aus Überzeugung für die DDR eingesetzt und gern in ihr ge-lebt. Man kann den Staat DDR nicht willkürlich von den Menschen tren-nen, die ihn getragen haben. Viele von ihnen wollen es nicht mehr hin-nehmen, dass ihr einstiges Land auf

„Mauer, Stacheldraht und Staats- sicherheit“ reduziert wird. Sie wis-sen wie ich: Recht und Rache sind gleichzeitig nicht zu haben. Wer, wenn nicht der Bundespräsident, sollte damit beginnen, zu einen statt auszugrenzen? Einen „Schluss-strich“ unter die Geschichte will auch ich nicht. Eine sachliche, his-torisch wahrheitsgetreue Aufarbei- tung der Nachkriegsgeschichte beider deutscher Staaten steht erst noch aus. Die DDR-Geschichte kann nur im Kontext mit der bun-desdeutschen Geschichte bewertet werden. Nicht im Vergleich oder gar im Gleichsetzen mit dem verbreche-rischen Naziregime. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen Ihre Mitarbeiter diesen Brief vor-legen und Sie ihn lesen. Wenn ich dennoch schreibe, hängt dies damit zusammen, dass ich kürzlich die kleine Schrift des über 90jährigen Franzosen Stéphane Hessel „Em-pört Euch!“ gelesen habe. Er erin-nert an die Botschaft von Nelson Mandela, der auf Aussöhnung statt auf ideologische Konfrontation setzte. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dies auch in Deutschland gelingen könnte. Sie, Herr Bun-despräsident, haben es in der Hand, dies zu befördern. HochachtungsvollEgon Krenz

Nach Redaktionsschluss erreichte uns die traurige Nachricht, dass in der Nacht vom 7. zum 8. Oktober 2011 die langjährige stellvertre-tende Vorsitzende der GBM

Dr. Ursula Schönfelderim 82. Lebensjahr nach schwerer Krankheit verstorben ist.Wir werden sie, eine der Mitbegründerinnen unserer Organisation, als unermüdliche Streiterin für die von Renten- und anderem Un-recht Betroffenen stets in ehrendem Gedenken behalten.

3akzente aktuell

(Fortsetzung von Seite 1)

Menschenrechtsverletzungen wirk-sam zu wehren.“ In diesem Zusam-menhang schlug er unter Hinweis auf den Titel der Broschüre „Empört euch!“ des französischen Publizisten Stéphane Hessel vor, „ein Netzwerk des Widerstandes von Kap Arkona bis zum Fichtelberg, von Sylt bis zum Schwarzwald zu knüpfen“, mit dem das öffentliche Tribunal vorbe-reitet wird.Prof. Richter erinnerte daran, dass sich die GBM wegen der UNO-Kri-tik an den Bundestagspräsidenten und an die Fraktionsvorsitzenden gewandt hat, und teilte mit, dass die Linke antwortete und dass die Grü-nen durch Jürgen Trittin wissen lie-ßen, „dass auch sie diese UNO-Kritik

sehr ernst nehmen“. Der Entschluss zu einem Tribunal sei „eine Kampf-ansage an eine weitere Aushöhlung der Menschenrechtskonventionen auf nationalem wie internationa-lem Gebiet. Das sollte uns Kraft ge-ben, diese Aufgabe zu meistern. Wir freuen uns auf eine Zusammenarbeit mit vielen gleichgesinnten Organi-sationen in einem bald entstehenden Vorbereitungskomitee.“Der OKV-Präsident, Prof. Dr. Sieg-fried Mechler, hatte in seiner Begrü-ßungsansprache nachdrücklich ge-gen die fortwährenden Bestrebungen der herrschenden Kreise protestiert, die DDR zu delegitimieren und ihre Bürger zu diskreditieren. Dann tra-ten Prof. Dr. Manfred Wekwerth und

Gegen Verletzung der Menschenrechte

Weil die Fahrtzeit von Berlin nach Frankfurt an der Oder

relativ kurz ist, blieb viel Zeit für Kunstgenuss und andere Erlebnisse bei der letzten Exkursion des Freun-deskreises „Kunst aus der DDR“ im Jahr 2011.Ziel war in Frankfurt zunächst das Museum Junge Kunst, am Markt-platz direkt neben dem Rathaus ge-legen. Zu besichtigen war die ein-drucksvolle, weil vielseitige Ausstel-lung „Blicke und Gesten“ - noch bis zum 24. Oktober zu sehen. Gezeigt werden Porträts aus dem 20. Jahrhun-dert, alle aus dem Bestand des Mu-seums. Ausgewählt wurden 100 Ar-beiten – Malerei, Plastik und Grafik – von 44 Künstlern. In ihrer Gesamt-heit geben sie einen Einblick in die vielfachen Möglichkeiten der Por-trätkunst, auf die Dr. Peter Michel die 40 Teilnehmer der Exkursion schon während der Busfahrt aufmerksam gemacht hatte. Zu den bekanntesten Autoren zählen Norbert Bisky, Fritz Cremer, Otto Dix, Wieland Förs-ter, Hans Grundig, Bernhard und Jo-hannes Heisig, Willi Neubert, Wolf-gang Peuker, Curt Querner, Willi Sitte, Volker Stelzmann, Werner

Tübke. Ein Kleinod dürfte das Ori-ginal des wohl berühmtesten Selbst-bildnisses von Käthe Kollwitz sein. Insgesamt umfasst die Aus-stellung den Zeitraum von 1918 bis in die Gegenwart. Die meis- ten Arbeiten wurden in der zwei-ten Hälfte des vorigen Jahrhun-derts erworben, unter tätiger Mit- hilfe des Kunstwissenschaftlers und Gründers des Museums Karl-Heinz Maetzke. Die auch architektonisch schönen Räume bieten Platz für die Arbeiten, was nicht nur ihrer Wirkung zugute kommt, sondern auch Muße zum Verweilen lässt. So erhielten die Teilnehmer der Exkursion auch einen emotional berührenden Eindruck von der Blüte der Porträtkunst in der DDR. Begrüßt wurden sie vom Ku-rator der Ausstellung, Armin Hauer.

Ziel am Nachmittag war Waldsie-versdorf in der Märkischen Schweiz mit seinen Gedenkstätten für John Heartfield. Zunächst ging es zum Kultur-, Ausstellungs- und Tou-ristenzentrum mit dem Heartfield-

Kurztrip zu Kunst an der OderMuseum, in dem zur Zeit Reproduk-tionen von 20 der bekanntesten Fo-tomontagen des Künstlers zu sehen sind, zur Verfügung gestellt von der Akademie der Künste. Im gleichen Gebäude befindet sich ein Schul-museum mit einem originalen Klas-senzimmer und vielen Unterrichts- utensilien.Anschließend konnte das Heartfield-Haus am Schwarzen Weg besich- tigt werden. Es ist ein Sommerhaus, das 1983 mit dem gesamten Nach-lass in den Besitz der Akademie der Künste überging. Erst 2008 konnte das Haus, das stark vom Verfall be-droht war, von der Gemeinde über-nommen werden. In mühevoller und aufwändiger Sanierungsarbeit wur-de es von Einwohnern, vor allem vom Freundeskreis John Heartfield, in seinem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt. Heute kann es mit dem Wohn- und dem Kaminzimmer besichtigt werden; es dient auch als Kulturzentrum. Gegenwärtig sind Fotomontagen und Archivalien aus Heartfields Emigrationszeit in Eng-

Renate Richter auf, die mitreißend Bertolt Brechts „Legende vom toten Soldaten“ vortrug.Anschließend kam in einer Tonband-aufnahme eine 49jährige Mutter zu Wort, die anonym bleiben wollte, weil sie Repressalien des Job-Cen-ters in Berlin-Lichtenberg fürch- tete. Dort war ihr Antrag auf Arbeits-losengeld II über ein halbes Jahr un-beantwortet liegen geblieben und ihr dadurch die Existenzgrundlage entzogen worden. Marion Drögsler, Bundes- und Berliner Landesvor-sitzende des Arbeitslosenverbandes Deutschland, ergänzte in ihren Aus-führungen über Menschenrechtsver-letzungen bei Erwerbslosen, dass in Deutschland real 8,2 Millionen Menschen ohne Arbeit sind, und ver-langte, dass in das Grundgesetz das Recht auf Arbeit aufgenommen wird.Dr. Arnold Schölzel, Chefredakteur der „jungen Welt“, geißelte den Mei-nungs- und Medienterror in der Bun-desrepublik. In den Medienkonzer-nen verkörpere sich wirtschaftliche Macht auf höchster Konzentrations-stufe. Er schilderte Techniken und Ziele der Meinungsmanipulation; al-lein für Anti-DDR-Propaganda gebe die Bundesregierung jährlich 70 bis 80 Millionen Euro aus.Den bewegenden Abschluss der Ver-anstaltung bildeten musikalische Darbietungen des Kinder- und Ju-gendensembles „Sadako“, geleitet von Michael Letz. - isc -

land zu sehen, die mit Hilfe der Aka-demie der Künste in den kleinen Ort kamen. Die Freunde der Kunst der DDR waren tief beeindruckt vom nimmermüden Enthusiasmus des Waldsieversdorfer Freundeskreises John Heartfield; sie beglückwünsch-ten und dankten dazu dessen Leiter Manfred Werner, der den Besuchern ein sachkundiger Führer war, zu den Leistungen, die der Erinnerung und dem Erhalt eines wesentlichen Mo-ments der Kultur- und Kunstge-schichte des 20. Jahrhunderts dienen. Das ehrenamtliche Engagement da-für ist nicht hoch genug einzuschät-zen, war die einhellige Meinung der Besucher.Die Kulturzentren in beiden Orten boten nachhaltige Erlebnisse. Dass sie haften bleiben, ist auch Irene Schmidt und dem Ehepaar Ulbricht zu danken – für eine gründliche Vorbereitung und einen zügig orga-nisierten Ablauf, wozu auch die Mit-tagspause in der alten Bergarbeiter-gaststätte „Glückauf“ gehörte.

Dr. Werner Krecek

Im Vorraum des Kinosaals hatten die GBM und andere Organisationen ihre Informationsstände, Autoren signierten ihre Bücher Foto: Jens Schulze

dauernde und diskriminie-rende Unterschiedlichkeit der Lebensverhältnisse“ und wandte sich entschieden gegen die „Schmä-hungen von gelebter Geschichte in einem Friedensstaat, von Biogra-phien und Lebensinhalten“.Im weiteren Verlauf seiner Rede ver-urteilte Wolfgang Richter die Re- militarisierung der internationalen Politik. „Faustrecht statt Völker-recht, USA und NATO statt UNO, Neokolonialismus statt Souveräni-tät der Staaten – das ist eine unselige Politik“, erklärte er. Der „Krieg ge-gen den Terror“ habe „die Welt nicht friedlicher werden lassen, sondern Rechtstendenzen und Neofaschis-mus gefördert, Demokratie beschnit-ten“.Ökonomisch habe der Finanzimperia- lismus neue Dimensionen erreicht. Sowohl der Unterschied zwischen armen und reichen Staaten als auch die Diskrepanz zwischen Arm und Reich in den entwickelten Ländern seien gestiegen, „und je mehr die Ungleichkeit wächst, desto weniger wollen die Reichen sich am Gemein-wohl beteiligen“. Unverfroren wer-de die Losung „Unten nehmen, oben geben“ zur Devise der Sozialpolitik,

„besser noch: des galopppierenden Sozialraubs“.

„Wir müssen das Bewusstsein der Be-troffenen fördern und entwickeln“, forderte der GBM-Vorsitzende. „Das ist die Voraussetzung, sich gegen

4 akzente international

In der vorangegangenen Ausgabe be-richteten wir über Veranstaltungen, die in Brest (Bjelorussische Republik) zum 70. Jahrestag des faschistischen Überfalls auf die UdSSR stattfanden und an denen Vertreter von Mitglieds-organisationen des Ostdeutschen Ku-ratoriums von Verbänden (OKV) teil-nahmen, darunter Bruno M a h l o w für die GBM. Auf einer wissenschaft-lichen Konferenz aus gleichem An-lass in Brest führte er in seinem Bei-trag unter anderem aus:

Es gibt kaum einen traurigeren und tragischeren Tag für die Völker

Europas, ja der Welt als den 22. Juni 1941. An dem Tag begann der Über-fall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion. Der erste Schlag traf die Bevölkerung von Belarus. Die Brester Festung wurde zum ersten Symbol des Heldentums der Völker der Sowjetunion im Großen Vaterlän-dischen Krieg.

„1941 – Tragödie, Heldentum, Erinne-rung“ – das Thema unserer Konferenz ist zugleich ein Aufruf an die heutige und an künftige Generationen. Die er-forderlichen Lehren aus diesem Krieg, seinen Ursachen, Hintergründen, Zie-len und Folgen zu ziehen, ist unerläss-lich für die Gegenwart und Zukunft, für die Erfüllung des Vermächtnisses

“Nichts ist vergessen, niemand ist ver-gesssen“.Um geschichtliche Vorgänge und Er-eignisse findet heute ein regelrechter ideologischer und politischer Krieg statt. Geschichtsfälschung, skrupel-lose Verdrehung der Tatsachen, Re-vanchismus, Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs und der Nach-kriegsentwicklung, Rache und Sie-gerjustiz sind die Hauptinstrumente des Geschichtsrevisionismus. Das be-schwört große Gefahren herauf. Pro-gressive, friedliebende Kräfte haben keine Zeit zu verlieren, um die Völker zur Wachsamkeit aufzurufen.

Es gibt keine Gegenwart und Zukunft ohne Vergangenheit. Es kann auch heute keine Sicherheit in Europa ge-ben ohne Beachtung der Erfahrungen beim Ringen um kollektive Sicherheit im Europa der dreißiger Jahre, für die gerade die Sowjetunion zahlreiche In-itiativen entwickelt hatte. Da damals ein kollektives Sicherheitssystem in Europa nicht zustande kam, gelang es nicht, den faschistischen Aggressoren rechtzeitig in den Arm zu fallen, ge-riet die menschliche Zivilisation an den Rand des Abgrunds. Es waren vor allem die Völker der Sowjetunion und ihre Rote Armee, die unter größ-ten Opfern den entscheidenden Bei-trag zur Rettung der menschlichen Zi-vilisation vom Faschismus leisteten.Die Zerstörung der UdSSR ist eine geostrategische Katastrophe. Es muss deutlich gesagt werden, dass dadurch nicht nur die progressiven, um eine antikapitalistische Alternative rin-genden Kräfte einen zivilisatorischen Rückschlag erlitten haben, sondern die ganze Menschheit.Und all dies erfolgt in einer Zeit, da die Weltwirtschaftskrise zunehmend alle Lebensbereiche erfasst. Sie wird begleitet von einem Rechtsruck in Europa, von Demokratie- und Sozial-abbau, Gefahren faschistischer Ten-denzen in alten und neuen Formen und massiver demagogischer Anpas-sung. Auch die heutigen nazistischen Ideen sind in ihrem Wesen faschis- toider Natur.Besonders gefährlich und für viele Bürger irreführend ist es jedoch im-mer, wenn an tatsächliche Probleme, die es gibt und die einer vernünf-tigen konstruktiven Lösung harren, an Halbwahrheiten angeknüpft wird. Denn sobald man sich an solche Po-sitionen anpasst, wird das Wesen der Auseinandersetzung um diese Pro-bleme verkannt, kommt es zu solchen Folgen wie Ausländerfeindlichkeit, Hetze und Verfolgungsmaßnahmen gegen alle progressiven Kräfte so-wie zum Verzicht auf eine notwen-dige Auseinandersetzung mit dem- agogischen Angriffen.Es gehört zu den Erfahrungen der Geschichte, dass kriegerischen Kon-flikten in der Regel eine ideologische Vorbereitung und aktive Bearbeitung der öffentlichen Meinung im In- und Ausland vorangeht. Dies gilt heute angesichts der Informationsrevolu-tion, der Möglichkeiten der Massen-manipulierung über Internet und an-dere Medien umso mehr. Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen sind dafür treffende Beweise.Es gilt somit deutlich zu machen, dass keine aktuelle Frage richtig zu beant-worten ist, keine vernünftigen politi-schen Entscheidungen getroffen wer-den können, wenn man die Wahrheit, die nackten Fakten, die Geschich-te, ihren tatsächlichen Verlauf nicht ernst nimmt und keine Lehren aus ge-schichtlichen Ereignissen zieht.

Unter dieser Losung organisiert die Friedensbewegung bundesweite Pro-teste gegen die Konferenz der Kriegs-allianz, die als „PETERSBERG II“ in Bonn vom 3. bis 5. Dezember statt-finden soll.

Zehn Jahre nach Kriegsbeginn soll eine neue Etappe des völkerrechts-

widrigen, gegen alle Menschen- rechte gerichteten Krieges eingeläutet werden. Bei (minimalem) Truppenabzug und Verlagerung des Krieges auf die af-ghanische Armee soll bei Verstärkung der zivil-militärischen Elemente und der Drohneneinsätze der Krieg wei-tergeführt werden. Von Waffenstillstand ist keine Rede. Verhandlungen zwischen den Kriegs-parteien sind nach wie vor umstritten. Die Regierungen der NATO – Staaten wollen den Krieg in Afghanistan wei-terführen und nun über das Wie bera-ten – die Antikriegs- und Friedensbe-wegung will den Krieg beenden! Die Bundesregierung ist mit ihrer Politik und dem ständig erweiterten Einsatz der Bundeswehr eine wich-

tige Säule in dieser Kriegsallianz.Die Friedensbewegung fordert die umgehende Einstellung aller Kampf-handlungen und den Abzug aller Be-satzungstruppen aus Afghanistan! Die frei werdenden Gelder (im Jahr 2011 sind allein im Bundeshaushalt rund 1,1 Milliarde Euro für den Krieg vorgesehen) müssen ab sofort für den Wiederaufbau und die Verbesserung der Lebensbedingungen der afgha-nischen Bevölkerung nach deren Be-dürfnissen eingesetzt werden. Für diese Forderung gilt es die Men-schen aufzuklären und zu mobili- sieren. Politischer Druck auf die Regie-renden ist erforderlich, um diesen Krieg zu beenden.Die Friedensbewegung bereitet für den 3. Dezember eine bundesweite Demonstration mit internationaler Beteiligung, für den 4. Dezember eine Gegenkonferenz und für den 5. Dezember vielfältige, bunte und ideen- reiche Proteste und Öffentlichkeits-aktionen um den Petersberg und in der Stadt Bonn vor.

Arbeitskreis Frieden der GBM

Der Arbeitskreis „Kultur- und Bildungsreisen“ der GBM kann

auf ein bisher sehr erfolgreiches 2011 zurückschauen. Einen Höhepunkt in diesem Jahr bildete die Kur- und Er-holungsreise nach Bükfürdö in West-ungarn nahe der Grenze zu Österreich mit seinem Kurzentrum. Seine 27 mit Thermalwasser von 20° bis 38°C ge-füllten Becken bedecken eine Wasser-fläche von etwa 5000 Quadratmetern. Damit ist es nach Heviz das zweit-größte Thermalbad Ungarns. Das Wasser ist reich an Mineralien wie Al-kali-Wasserstoff-Karbonat, Kalzium, Magnesium und Fluor. Wir waren wie in den Vorjahren zu Gast im Vier-Sterne-Hotel „Repce Gold“ und erfreuten uns wieder der sprichwörtlichen ungarischen Gast-freundschaft. Wir erlebten Gastrono-mie auf höchstem Niveau und auch die persönlichen Wünsche unserer Reisegruppe wurden prompt erfüllt.Mit einer gründlichen ärztlichen Un-tersuchung begann unsere zweiwö-chige Heilkur. Sie fand ihre Fort-setzung in der guten medizinischen Betreuung, so einer Laser- und Ma-gnetfeldtherapie (für den Bewegungs-apparat) oder Arteriographie (gegen Herzinfarkt, Schlaganfall, Verschleiß-krankheiten, z.B. Bluthochdruck, Zu-ckerkrankheit). Auch nutzten wir die umfangreichen Sport- und Fitneß-möglichkeiten im hoteleigenen Well-ness-Zentrum mit Schwimmbecken, Sauna, Massagen, Wassergymnastik, Frühsport usw.

Aus der Geschichte lernen Truppen raus aus Afghanistan!Sie reden von Frieden. Sie führen Krieg

Ungarische GastfreundschaftFür uns bleibt der Kuraufenthalt in Ungarn eines der schönsten Reise- erlebnisse unseres Arbeitskreises, auch in der Gewissheit, etwas für un-sere Gesundheit getan zu haben, um besser für die kommende Zeit gerüs-tet zu sein.Andererseits veranlasste uns die-ser Aufenthalt in Ungarn auch, über europäische Politik unter den dras-tisch veränderten Bedingungen wei-ter nachzudenken. Der gegenwärtige Rechtsruck der ungarischen Regie-rung machte uns doch alle sehr be-sorgt.Wir nahmen uns aber Zeit für die tau-sendjährige ungarische Geschich-te und Kultur. Wir besichtigten Se-henswürdigkeiten ganz besonders im Komitat (Bezirk) Vas, in Städten und Orten wie Köszög, Sopron und Szombathely. Schon bei dem von der Hotel-Mannschaft gestalteten Finale reifte bei vielen von uns der Ent-schluss, diesen Kuraufenthalt auch im nächsten Jahr ins Programm des Ar-beitskreises aufzunehmen. Viszonlo-tasra! „Schorsch“

EhrungMit der jährlich verliehenen Bür-germedaille des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick wurde jetzt un-ser 86jähriges Mitglied Karl-Heinz Gromoll ausgezeichnet, der lan-ge Zeit als Vorsitzender der Trep-tower Seniorenvertretung, dann als stellvertretender Vorsitzender dieses Gremiums für Treptow-Kö-penick und als Mitglied des Berli-ner Landesseniorenbeirats wirkte.

Konferenz„Fortschritt, Wissenschaft und Technik im Dienst des Menschen?“ war das Thema einer Konferenz, die der Deutsche Freidenker-Ver-band in Zusammenarbeit mit der GBM und anderen Trägern am 8. Oktober in Dresden veranstaltete.

17 Mitgliederüberwiesen von Mitte August bis Ende September Spenden an die GBM. Der Vorstand be-dankt sich herzlich.Spenden können auf das Konto der GBM 0013192736 bei der Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00, gezahlt werden.

5GBM in Aktion

Kürzlich führte uns eine Tages-fahrt in die Lausitzer Seenland-

schaft. Auf der Autobahn Richtung Dresden fuhren wir bis zur Abfahrt Großräschen, wo unser kompetenter Reiseführer Herr Kalliske zustieg und uns zunächst zum Besucherzen-trum IBA-Terrassen geleitete (IBA = Internationale Bauaustellung). Auf einer Terrasse vermittelte ein 19 mal 9 Meter großes Seenmodell eine Vor-stellung, wie künftig 13 von ehemals 23 Tagebauen eine mit schiffbaren Kanälen und Schleusen verbundene Wasserwelt mit etwa 7000 Hektar Wasserfläche bilden werden. Es ent-steht damit die größte von Menschen-hand geschaffene Seenlandschaft in Europa.Das Besucherzentrum gibt interes-sante Einblicke in die ehemalige Ta-gebaulandschaft sowie in den tiefgrei-fenden Wandel der Niederlausitz. An-schaulich wurde diese Umgestaltung, als wir in Welzow-Süd am Aussichts-punkt West den noch aktiven Tagebau mit den imposanten Bergbaugroßge-räten besichtigten. 50 Jahre Bergbau-geschichte wurden hier geschrieben.

1959 begann die Entwässerung, 1962 die erste Aufschlussbaggerung und 1966 schließlich die Kohleförderung.Die Flutung der Seen wird noch Jah-re dauern. Als erste Seen sollen ab 2013 zwischen dem Senftenberger See und dem benachbarten Geiers-

„Wir reisen gern mit GBM,das macht uns allen Spaß,von Bük (Ungarn) bis Andalusienführt Gisbert ganz nach Maß“ –diese Ode widmete der GBM-Arbeits-kreis „Kultur- und Bildungsreisen“ vor kurzem seinem Leiter Gisbert Graff als Dank für fröhliche Wiedersehens-treffen mit packenden Erlebnissen, ni-veauvollen Gesprächsrunden, der Be-gegnung mit geschichtsträchtigen Stätten, aber auch zauberhaften Land-schaften in unserer Heimat wie in an-deren Ländern.So besichtigten wir unlängst ein ein-zigartiges Zeugnis der Bauhaus- architektur, das „Baudenkmal Bun-desschule Bernau“, um uns dort mit dem Bauen gemäß damals moder-nen Ansprüchen an Gemeinschaftsle-ben, Freizeitgestaltung, Naturverbun-denheit und Wohnen näher bekannt zu machen.Dazu hatten wir uns mit dem Vorsit-zenden des Vereins „baudenkmal bun-deschule bernau e.V.“, Herrn Peter Steinigger, verabredet und trafen auf einen Fachmann, der vor Ort mit der frühen Gewerkschaftsschule Bernau seit 1977 befasst ist.Wir erfuhren, dass der Architekt Hannes Meyer, der später als Nachfol-ger von Bauhaus-Direktor Walter Gro-pius tätig war, bereits 1928 vom Bun-desvorstand des Allgemeinen Deut-schen Gewerkschaftsbundes (ADGB) nach Ausschreibung beauftragt wurde,

einen der größten Bauten des ADGB aus Gewerkschaftsmitteln und Spen-den zu projektieren und zu errichten.Mit dem Bauprojekt strebte Hanns Meyer u.a. eine radikal funktionale Architektur mit sozialem Engagement an. So unterstützte er die Gewerk- schaften in ihren politisch-sozialen Bestrebungen. Nach dem Richtfest am 16. Mai 1929 nahmen bereits am 4. Mai 1930 die ersten 120 Teilnehmer den Schulbetrieb auf.Mit der Machtergreifung der Nazis be-gann 1933 auch die Zerschlagung der Gewerkschaften mit all ihren Organen und Einrichtungen. Anfang Mai 1933 besetzte die SA die Bundesschule, um sie dann am 2. Mai 1933 vollständig aufzulösen. Die SA übergab sie am 16. Juni 1933 als Reichsführerschule an die NSDAP und die Deutsche Ar-beitsfront (DAF).Nach der Befreiung vom Faschismus und der Rückgabe des Gewerkschafts-eigentums durch die Sowjetische Mili-täradministration an den im Juni 1945 gegründeten FDGB und nach notwen-digen Instandsetzungen eröffnete der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund in Bernau seine Gewerkschaftsschule. Fortan konzentrierte sich die Ausbil-dungsarbeit auf die Anforderungen des Aufbaus einer völlig neuen Gesell-schaftsordnung. Prof. Dr. Hermann Duncker wurde 1949 als neuer Direk-tor der Gewerkschaftsschule berufen.

Mit der GBM in die Lausitzwalder See Bootstouren für Touristen möglich sein: Der nördlich angren-zende Partwitzer See sowie der west-lich gelegene Sedlitzer See werden ihren Endwasserstand erst 2015 er-reichen. Dann können Touristen auch von Großräschen aus durch den Ilse-See und den knapp 1200 Meter lan-gen, künftigen Ilse-Kanal bis zum 20 Kilometer entfernten Senftenberger See fahren.Nach dem Mittagessen ging es auf Alleen, deren Bäume einst im Ab-stand von 3 preußischen Ruten (1 Ru-te = 3,77 Meter) gepflanzt wurden, vorbei am Welzower Ortsteil Sibirien zum Sabrodter See, wo ein „schwim-mendes Hotel“ (ins Wasser gebaut) entstand, nach Bluno mit seiner schö-nen Fachwerkkirche und weiter vor-bei am Partwitzer und Geierswalder See (mit zwei futuristischen Maiso-nettehäusern mit Dachterrasse in den See gebaut) zum Sornoer Kanal, wo seit 2008 ein Wahrzeichen des Lau-sitzer Seenlandes steht, ein 30 Me-ter hoher Aussichtsturm aus Corten-stahl, im Volksmund „Rostiger Na-gel“ genannt. Viele der Mitreisenden

kraxelten die über 150 Stufen hoch zur Plattform und genossen bei herr-lichem Wetter die schöne Aussicht.Zum Schluss hielt das Programm noch ein weiteres Highlight bereit: eine einstündige Floßfahrt auf dem Sedlitzer See mit Kaffee und Ku-chen im Angebot. Der Sedlitzer See soll übrigens mit 1.300 Hektar Was-serfläche der größte der Lausitzer Seen werden. Seine Tiefe wird dann 70 Meter betragen. Hier ist sogar ein Wasserflugzeug-Landeplatz, der vierte in Deutschland, geplant. Wenn alle Kanäle fertig sind, können Tou-risten per Boot eine rund 30 km lan-ge, künstliche Wasserlandschaft zwi-schen dem Senftenberger See im We-sten (Land Brandenburg) und dem sächsischen Spreetaler See im Osten erkunden.Es war ein überaus interessanter, in-formativer und wettermäßig herr-licher Tag.

Dr. Lothar Brückner

Der „Rostige Nagel“ inmitten der Lausitzer Seenlandschaft

Foto: M. u. L. Brückner

Zeugnis der Bauhaus-ArchitekturGBM-Exkursion zur ehemaligen

Gewerkschafts-HochschuleMehr als 50 Mitglieder und Sympa-thisanten des Freundeskreises »Kunst aus der DDR« trafen sich am 10. Sep-tember 2011 anlässlich der Tage des offenen Denkmals in Berlin-Altglie-nicke, um einen Blick in das Werk-statt-Atelier des Metallgestalters Achim Kühn zu werfen. Der Künstler und seine Frau Helgard begrüßten uns im Skulpturenhof, machten uns mit der Geschichte dieser Künstler-familie bekannt, führten uns in die Schmiede, in eine umfangreiche Aus-stellung und beantworteten unsere Fragen. Das musste wegen der hohen Teilnehmerzahl in zwei Gruppen ge-schehen. Erst kürzlich, am 24. Mai, war in Ber-lin-Lichtenberg ein Denkmal für die von den Nazis ermordeten Mitglieder der Widerstandsgruppe »Rote Kapel-le« eingeweiht worden. Sein Schöpfer Achim Kühn hatte 1967 nach dem frü-hen Tod seines Vaters Fritz Kühn des-sen Werkstatt übernommen und führt sie bis heute als Schmied und Metall-bildhauer weiter. Bedeutende Kunst-am-Bau-Werke konnten beide in vie-len Städten und Gemeinden in ganz Deutschland realisieren. Von Fritz Kühn stammen in Berlin u. a. die Eingangsportale der Polnischen Botschaft (Unter den Linden) und der Stadtbibliothek (Breite Straße) sowie der Brunnen auf dem Strausberger Platz. Für die Gedenkstätten Buchen-wald, Dachau, Sachsenhausen, Schwe-rin und Ravensbrück gestaltete er be-deutende Beiträge, z.B. die Bekrönung des Glockenturms in Buchenwald. Achim Kühn schuf u. a. die Haupt- und

Nebeneingänge für den abgerissenen Palast der Republik, das klingende Windspiel im Treptower Park und sie-ben Brunnen für Berlin.Zahlreiche Werke beider Metallgestal-ter wurden vor allem ach 1989 ver-stümmelt, gestohlen oder vernichtet. Eine Fotodokumentation in der Aus-stellung wies auf fast 60 derartige Werke hin und machte deutlich, wie wichtig unser Protest gegen den Van-dalismus im Umgang mit diesem kul-turellen Erbe ist. Viele Mitglieder und Freunde der GBM forderten bereits mit ihrer Unterschrift die Errichtung eines Museums für Fritz Kühn, um seinen Nachlass dauerhaft zu sichern. Dieser Atelierbesuch war einer der Höhepunkte unserer Arbeit.

Peter Michel

Mit Künstlern solidarisch

Fortsetzung auf Seite 6

Achim Kühn während der Führung durch seine Atelier-Werkstatt

Foto: Peter Michel

6 akzente Kultur

Bei der Eröffnung der Womacka-Ausstellung in Leuna

Eigentlich hatte der Arbeitskreis Kultur der GBM im Ferienmo-

nat August keine Kunstexkursion geplant. Als uns im Frühjahr die Nachricht von der Eröffnung einer Womacka-Ausstellung im August in Leuna erreichte, entstand die Idee eines zusätzlichen Ausstel-lungsbesuchs – in Verbindung mit dem Besuch der Willi-Sitte- Galerie.Angedacht war zunächst gemeinsam mit dem Freundeskreis Walter Wo- macka e. V. eine Fahrt mit einem Kleinbus. Die Resonanz auf die-sen Reisevorschlag war jedoch über Erwarten groß, so dass wir uns am 18. August mit einem Bus von Wör-litz-Tourist mit 50 Kunstfreunden in Bewegung setzten.Erstes Reiseziel war die Sitte-Gale- rie in Merseburg mit der Ausstel-lung „Lidice und die Freiheit der Malerei“. Gezeigt werden anläss-lich des 90. Geburtstages des Künst-lers Historienbilder aus dem Zeit-raum 1942 bis 1967. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht paradoxerweise ein nicht vor-handenes Werk Willi Sittes. Das 1959 entstandene Dreifachbild „Lidice“ setzte den von den deut-schen Faschisten Ermordeten die-ser tschechischen Gemeinde ein Denkmal und sollte als Geschenk der DDR 1962 zum 20. Jahrestag des Massakers dem wieder aufge-bauten Ort übergeben werden. Vor der Übergabe verschwand das Mo-numentalwerk jedoch spurlos. Bis heute konnte nicht geklärt wer-den, ob dogmatische Kulturfunktio-näre der DDR, die Sittes modernis- tische Gestaltungsweise ablehnten, das Bild verschwinden ließen oder ob das große Bild eines Sudeten-deutschen nicht das Museum in Li-dice dominieren sollte. In Merseburg konnten wir nur ein großformatiges Schwarz-weiß-Foto von „Lidice“ besichtigen zusam-men mit zahlreichen zum Teil erst-malig gezeigten Skizzen, Zeich-nungen, Aquarellen. Wir waren beeindruckt vom erregenden Ent-wicklungsverlauf des Werkes bis zur endgültigen Bildlösung. Glei-ches gilt für die weiteren ausgestell-ten Historienbilder, wie das Wand-bild „Schlacht bei Liegnitz“, die Bil-der zu den Hochwasserkatastrophen

Gelungene KunstexkursionFreundeskreise fuhren nach Leuna und Merseburg

an Po und Oder, das große Gemälde „Untergang der napoleonischen Ar-mee in der Völkerschlacht bei Leip-zig 1813“, „Höllensturz in Vietnam“ oder das „Warschauer Paar“.Die Kuratorin Gisela Schirmer aus Osnabrück hat es hervorragend ver-standen, die Entstehungsgeschichte von Sittes Historienbildern durch fundierte schriftliche Erläuterungen zu verdeutlichen. Ihre Forschungs-ergebnisse hat sie im Buch „Willi Sitte - Lidice. Historienbild und Kunstpolitik in der DDR“ (Dietrich Reimer Verlag Berlin, 2011) veröf-fentlicht.Leider konnte uns Willi Sitte aus ge-sundheitlichen Gründen nicht – wie zuletzt 2006 – persönlich begrüßen. Dafür stand uns seine Tochter Sara Rohrberg auf sehr sympathische Weise Rede und Antwort.Nach der Mittagspause führte die Fahrt weiter ins nahe gelegene Kul-turhaus Leuna, wo wir mit zahl-reichen anderen Gästen an der Er-öffnung der Ausstellung „Walter Womacka, Farbe bekannt“ teilnah-men.

Die rund 40 ausgestellten Arbeiten zeigen sehr anschaulich, dass und wie Walter Womacka mit seiner Kunst Farbe bekannt hat. Werner Popp, Vorsitzender des Förderver-eins Kulturhaus Leuna e. V., machte in seiner Begrüßungsrede zugleich darauf aufmerksam, dass man den Ausstellungstermin bewusst so ge-legt habe, damit die Exposition fast

genau auf den Tag endet, an dem sich Womackas Todestag zum ers-ten Mal jährt. Anschließend würdigte der Vorsit-zende des Freundeskreises Walter Womacka e. V., Dr. Fritz Böhme, an-hand der ausgestellten Bilder das Lebenswerk des Künstlers.Der Bogen spannt sich vom ältes-ten Ausstellungsstück aus dem Jahr 1943, einer Zeichnung mit dem Ant-

litz des Vaters, bis zum letzten Bild aus dem Jahr 2009, Blick auf das Märkische Museum in Berlin.Highlight der Ausstellung war wie-der das Gemälde „Am Strand“ aus dem Depot der Staatlichen Kunst-sammlungen Dresden, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, in de-ren Besitz sich das Bild heute befin-det. Es ist das meistreproduzierte

und am meisten diskutierte Ge- mälde der DDR. Es ist unzählige Male als Kunstdruck, Postkarte oder Kunstkalender abgebildet wor-den und diente sogar als Motiv für eine Briefmarke, die in einer Auf- lage von 12 Millionen Stück im Umlauf war. Für Dr. Böhme gehören auch die drei großen Berliner Bilder „Berlin 1945 - Die zerstörte Stadt“, „Berlin - Der Aufbau“ sowie „Berlin - Die Erbauer“ zu den bedeutendsten Werken des Malers und Grafikers.Eingeprägt haben sich Arbeiten wie das Selbstbildnis (1988) oder „Nachdenken“ I, II und III aus den 90er Jahren, drei Bilder, die sich mit neuen Themen nach dem Ende der DDR auseinandersetzen. Sehr inter- essant auch die Zeichnungen von Angehörigen Womackas.Im Anschluss an die Eröffnung übergaben wir der von der Ehrung ihres Mannes sichtlich gerührten Witwe Hanni Womacka als Dank einen Blumenstrauß.Zufrieden und kulturell bereichert kehrten wir von dieser „nicht ge-planten“ Kunstexkursion nach Ber-lin zurück – begleitet von dem guten Gefühl, zwei der wichtigsten Ver-treter der Kunst der DDR gewürdigt und zwei Galerien wegen der Art und Hingabe, wie sie mit der bil-denden Kunst umgehen, unterstützt zu haben. G. U.

Zu den Tiefpunkten der Gewerk-schaftsgeschichte gehört zweifelsfrei die Auflösung des FDGB und auch der Gewerkschaftshochschule. Im Sep-tember 1990 wurden 195 Lehrkräfte und 345 Arbeiter und Angestellte ent-lassen. Da der DGB kein Interesse zeigte, übernahm 1992 das Land

Brandenburg die Immobilie im Bern-auer Forst mit der Verpflichtung, „den Landschafts- und Denkmalschutz zu fördern, insbesondere durch die Er-haltung als Bau- und allgemein kultur- historisches Denkmal“.Einen gelungenen Abschluß unserer Exkursion bildete ein Aufenthalt in der

Durch Erweiterungsbauten konnte die Ausbildungskapazität auf rund 700 Studienplätze erweitert werden. 1956 erfolgte die staatliche Anerkennung als Hochschule mit Recht auf Vergabe von Diplomen, 1957 wurde das Fern- studium eingeführt, 1961 begann ein Sonderstudium für Frauen.

Zeugnis der Bauhaus-ArchitekturSchorfheide mit interessanten Einbli-cken in diesen Teil des von der UN-ESCO anerkannten Großschutzge-bietes „Biosphärenreservat Schorf-heide-Chorin“. Unser Dank gilt auch der „Naturwacht Schorfheide“, die uns durch Herrn Schneider viel Wissens-wertes vermittelt hat. G. N.

Fortsetzung von Seite 5

In der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg

7Leserpost / akzente gratuliert

Wir gratulieren!Wir beglückwünschen alle Geburtstagskinder der Monate Oktober und November. Besonders herzlich grüßen wir

zum 102. GeburtstagAlfred Kraneis, Berlin

zum 94. GeburtstagDr. Kurt Gossweiler, Berlin

zum 92. GeburtstagRuth Groth, BerlinHeinz Klopfer, Bernau

zum 91. GeburtstagKarl Aschenbach, DresdenWerner Franke, JenaHeinz Klotz, BerlinProf. Dr. Herbert Süß, Potsdam

zum 90. GeburtstagWerner Friedhold, SchleizIlse Hüttig, DresdenIlse Mehlhorn, BerlinGertrud Müller, GeraIsolde Richter, Berlin Kurt Stephan, Berlin

zum 89. GeburtstagJoachim Gahlke, Frankfurt (Oder)Georg Gersdorf, GeraSiegfried Winkler, Erkner

zum 88. GeburtstagHeinz Ehrhardt, AndislebenRuth Haas, BerlinDr. sc.Harald Mann, KlostermoorHans-Werner Mitschke, BautzenHeinz Moritz, BerlinHans Nieswand, PotsdamMargot Richter, BerlinFranz Rohde, BerlinChristine Schramm, ChemnitzErika Svojanovsky, Berlin

Anna Unger, Chemnitz

zum 87. GeburtstagFranz Becker, HalleKarl-Heinz Dietrich, HalleEdith Gornig, SchmiedebergHorst Hagemann, RostockGudrun Hirche, BerlinFred Nitzke, SchwerinGerda Noack, BerlinMiriam Pandor, BerlinDr. Gerda Sattler, RostockMartha Schäfer, WeißenfelsErika Schaknys, GeraWaldemar Siewert, OberwieraMartin Wilke, StrasburgGünther Wöllert, Rostock

zum 86. GeburtstagHorst Baumgarten, BerlinDr. Harald Bühl, BerlinJosef Fritsch, HalleGisela Glende, BerlinIngeborg Heber, KesselsdorfErnst Karsten, HalberstadtKurt Krause, ChemnitzHans Mende, DresdenRuth Müller, BerlinChristel Oppitz, JenaWerner Reißmüller, ChemnitzEdith Rütz, Teschendorf/GramelowMargarete Schröter, BerlinWerner Straube, ChemnitzOtto Weisser, Gera

zum 85. GeburtstagErika Albrecht, MagdeburgHelmut Böhm, BerlinGisela Breitenstein, BerlinGisela Fischer, Kleinmachnow

Ilse Götz, BerlinIrmgard Grützmacher, BerlinDr. Günter Gumpel, BerlinUrsula Hempel, DresdenAnnemarie Herrmann, NeubrandenburgGisela Jalaß, DresdenUrsula Jeschor, BerlinRuth Körner, BerlinEva Kulms, Dortmund-MengedeDr. Wolfgang Leupold, BerlinHerbert Ludwig, JenaDr. Hildegard Maier, SchöneicheKarla Möller, GüstrowRenate Otto, BerlinHarry Prill, BrandenburgHans Sacher, BerlinHanna Scharfenstein, BerlinSonja Schindler, BerlinGertrud Simon, SchwerinWolfgang Speer, WandlitzDietmar Stephan, DresdenMartin Stöhr, BerlinDr. sc. Fritz Welsch, Berlin

zum 80. GeburtstagEhrhardt Böhnke, BerlinJoachim Borchert, BerlinKurt Brauer, WeißwasserHorst Bremer, SchwerinHannelore Butters, EichwaldeHans Conradt, RostockDora Fohri, BerlinHelmut Göpel, CottbusProf. Dr. Helmut Hanke, PotsdamDieter Itzerott, TorgauHilmar Kellermann, ErfurtChrista Kroliczek, CoswigIlse Lüdecke, BerlinLieselotte Michaelis, Halle

Ingeborg Miehle, BerlinWolfgang Neupert, PlauenEva Normann, BerlinAnita Ott, BerlinAlfred Patzak, BerlinEva Reimann, DresdenPeter Rieck, RerikDr. Ralf Rohland, CottbusUrsula Ruch, BerlinDr. Helmut Schlotzhauer, BerlinFritz Seiffert, BerlinJoachim Stumpf, GeraHorst Unger, Rudolstadt/SchwarzaUrsula Voggenauer, BerlinRoland Weidemann, BerlinKarl-Heinz Weser, BerlinHans-Joachim Zietlow, Berlin

zum 75. GeburtstagDieter Bortloff, BerlinRobert Böttger, GreizDr. Klaus Emmerich, KasselJohannes Fiedler, GeraIlse Gutberlet, BerlinSiegfried Haase, BerlinHeidrun Hegewald, BerlinEva Hempel, MeyenburgErika Hiersche, BerlinHella Krötzmann, BerlinChrista Meusel, BerlinMargrit Rosenthal, BerlinDr. Dorothea Schottke, LeipzigBrigitte Tressel, HalleDr. Gottfried Ulbricht, Berlin

Am 12. August 2011 haben wir am Rest der Mauer neben der

Böse-Brücke in Berlin ein Plakat mit dem Text „Achtung! Hier be-ginnt das Lohn- und Rentenge-biet Ost“ angebracht. Was war der Grund dafür?Mindestens 16 Millionen Menschen sind in Deutschland davon betrof-fen, dass nach wie vor die Löhne im Osten den Westlöhnen in erheb-lichem Umfang hinterherhinken und die nach wie vor geringere Rente Ost nicht nur alle gegenwär-tigen Rentner in den neuen Bundes-ländern, sondern auch die nächs-ten Generationen, sofern sie am Stichtag 18. Mai 1990 in der DDR wohnten, betrifft.Im Einigungsvertrag wurde ver-sprochen, sowohl die Löhne und Gehälter im Beitrittsgebiet als auch die Renten an die der alten BRD anzugleichen. Das ist nicht erfolgt. Nur die Lebenshaltungskosten ha-ben sich längst denen im Westen angeglichen.Ein Vergleich der Jahreseinkom-men zeigt, dass kein ostdeutsches Bundesland den gesamtdeutschen Durchschnitt erreicht.Die Differenz bei den Löhnen und Gehältern beträgt 20 bis 30 Prozent, die bei den Renten noch immer 11,29 Prozent zu Lasten der Löhne und Renten Ost. Ein Vergleich der Alterseinkommen belegt, dass diese

im Osten zu 98, im Westen dagegen nur zu 75 Prozent aus der gesetz-lichen Rente gespeist werden.Eine Hochwertung der Löhne und Gehälter wurde als Bezugsbasis für die Berechnung der Entgeltpunkte gesetzlich festgelegt, bis die Löh-ne und Gehälter im Beitrittsgebiet an jene in den alten Ländern an-geglichen sind. Dies muss auch so bleiben.Mit dem »Aufruf für eine gerechte Rentenangleichung in den neuen Bundesländern« wurde diese For-derung vom Bündnis für Renten-angleichung (Einzelgewerkschaf-ten und Sozialverbände unter Füh-rung von ver.di) im vergangenen Jahr der Regierung übergeben. We-der Rentner noch Beitragszahler wären mit der Verwirklichung die-ses Vorschlages zusätzlich belastet. Bisher hat die Bundesregierung da-rauf keine Antwort gegeben.Knapp 27 Prozent aller Versiche-rungspflichtigen, die heute Beiträge zur gesetzlichen Rentenversiche-rung zahlen müssen, sind »Bei-trittsbürger«. Ihr Anteil an den Ren-tenbeiträgen beträgt etwa 28 Pro-zent aller Rentenbeiträge. Die in Ostdeutschland gesetzlich zu ver-sorgenden Rentner machen dem-gegenüber jedoch nur rund 21 Pro-zent aller Bezieher von Altersein-kommen der BRD aus.Die Angleichung der Ostlöhne und

-Renten an das Westniveau und eine unserem reichen Lande angemes-sene Reaktion auf die im Mai die-ses Jahres vom UNO-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kul-turelle Menschenrechte ausgespro-chene deutliche Kritik an der fort-währenden Diskriminierung ost- deutscher Bürger durch die Bundes-regierung wären in der Tat wich-tige Schritte zur Herstellung der so-zialen Einheit in Deutschland.

„Sozialgrenze“ markiert

Am 15. September wurde die Sozialbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Heide-marie Lüth (vorn rechts), in den Ruhestand verabschiedet. Dieter Siegert (vorn links), Vorsitzender unseres Ortsverbandes Chemnitz und Umgebung, über-reichte ihr das GBM-Ehrenabzeichen „Für Verdienste um Frieden, Solidarität und Menschenrechte“ Foto: M. Zellmer

20 Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin besteht diese soziale Spal-tung fort. Wir hielten es daher für sinnvoll, darauf einen deutlich sichtbaren Hinweis an einer mar-kanten Stelle in der Nähe des ehe-maligen Grenzüberganges anzu-bringen.

Eberhard Rehling, Sprecher im Sozialen Arbeitskreis

Treptow-Köpenick

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Rentensprechstunden: am ersten Mittwoch des Mo-nats nach telefonischer An-meldung in der Geschäfts- stelle; auf gleichem Wege kön-nen auch andere Termine ver-einbart werden.

V. i. S. d. P.:Prof. Dr. Gerhard FischerLayout: Helmut W. Busch

Erscheint monatlich im GNN-Verlag, Badeweg 1, 04435 Schkeuditz

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Redaktionschluss: 06.10.2011 Redaktionsschluss der nächs - ten Ausgabe: 17. 11.2011

Wir trauern um unsere verstorbenen MitgliederBombal, Gerhard BerlinLindemann, Siegfried BerggießhübelLücke, Alois SchwerinSchuldt, Hildegard NeubrandenburgTimmel, Horst BerlinWerner, Erhard AltenburgWiehagen, Roland Berlin

Wir werden ihr Andenken in Ehren halten.

Zum Nachdenken für unsere EnkelHabt ihr euch mal überlegt,warum die Erde sich bewegt?Sich um eine Achse dreht.Eine Bahn noch um die Sonne zieht,um einen Stern, der mächtig glüht?

Habt ihr schon mal nachgedacht,dass es den Tag gibt und die Nacht,ein Mond sein fahles Licht entfacht,dass es Pole gibt in Eis gelegen,und Länder mit ganz heißen Wegen?

Habt ihr auf Karten schon gesehen,dass es viele Flüsse gibt und Seenund Ozeane, wo mächtig Stürme wehn,dass das Waser auf der Erde überwiegt,ein warmer Strom durch viele Meere zieht?

Habt ihr es auch schon mal erfahren,wie viele Kriege es gab in den Jahren,in denen Menschen starben in allzu großen Scharen,geführt von Herrschern nur für Raub und Geld,von den Völkern aber keineswegs bestellt?

Kein Allmächtiger hatte jemals wohl das Sagen,nur die Natur ist selbst zu fragen,die durch Gesetze ist getragen.Sie zu erkennen und zu meistern,das kann als Menschen uns begeistern.

Rudolf Dix

Chemnitz und UmgebungDie Mitgliederversammlung findet am Montag, dem 24. Oktober 2011 um 14.00 Uhr im „Stadtteiltreff Clauß-straße“ der Volkssolidari-tät, Claußstraße 27, 09126 Chemnitz statt. Folgende Ta-gesordnung ist vorgesehen:1.Beitrag zur Sozialpolitik Dr. Dietmar Pellmann (MdL), Stellvertretender Fraktions-vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, Sprecher für Sozial- politik2. Bericht des Sprecher-rates über die Arbeit im Jahr 2010/11 und zu den Aufga-ben im nächsten Jahr3. Finanzbericht zum Haus-halt im Jahr 20104. Bericht der Kassenprüfer5. Aussprache und Beschluss-fassung6. Wahl des Sprecherrates des Ortsverbandes, der Kas-senprüfer und der Delegier-ten für die Delegiertenkonfe-renz 20127. Schlussbemerkungen

Berlin-MitteDer Ortsverband lädt zu einer Veranstaltung am 25. Oktober um 15.00 Uhr in den „Club Spittelkolonnaden“, Leipzi- ger Str. 47 (Eingang Jeru-salemer Str.) ein. Dr. Klaus Blessing, Buchautor und Vize- präsident des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden, spricht zum Thema: „War

die DDR pleite, oder geht die BRD bankrott?“

BarnimEine Buchlesung „Militär-spionage – Die DDR-Auf-klärung in NATO und Bun-deswehr“ findet am Mitt-woch, dem 2. November 2011, um 14.00 Uhr im „Club 23“, Breitscheidstraße 43a in Bernau bei Berlin statt. Die Autoren Rainer Rupp, Karl Rehbaum und Klaus Eichner schildern die Aufklärungs-arbeit aus eigenem Erleben. Das Buch kann an diesem Tag erworben und signiert werden.

HohenschönhausenAm 30. November 2011 fin-det im neuen Nachbarschafts-haus in der Ribnitzer Str. 1 (direkt am S-Bhf. Wartenberg) um 15.00 Uhr unsere vor-weihnachtliche Mitglieder- versammlung statt. Unsere Themen unter anderem: 1. Berlin nach der Wahl2. Wie weiter mit der GBM?Der Sprecherrat lädt herzlich ein und bittet um rege Teil-nahme.

Noch einmal: Reise nach Kuba

Der Zeitraum der Reise nach Kuba, die wir in der vorangegangenen Ausgabe an dieser Stelle ankündigten, ist natürlich der 4. bis 6. Februar 2012.Leider blieb die falsche Jahresangabe beim Korrekturlesen unbemerkt. Wir bitten um Entschuldigung. Die Redaktion