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    November 2003: Fahrt nach Ombili:

    Whrend meiner Reise nach Namibia im November 2003 besuchte ich auch Ombili, nach-dem ich von der GTZ einen positiven Bescheid fr die Mglichkeit einer Finanzierung desHuserbaus fr die San aus dem GTZ-Kleinprojektefonds erhalten hatte. Jetzt wollte ich mitReinhard Friedrich gemeinsam auf Ombili mit den Besprechungen fr die Formulierung einesProjektantrags beginnen. Dort war eine Sitzung des Stiftungsvorstands geplant, bei der ichdas Projektkonzept vortragen sollte.

    21.11.:Windhoek Otjiwarongo Muramba Bushman Trails (Friedrichs): Um 5 Uhr aufge-standen und um 6 Uhr gefrhstckt. Den Wagen bepackt und gegen 6.45 Uhr von meinerUnterkunft auf Ondekaremba abgefahren. In Windhoek war der Verkehr am frhen Morgenschon sehr dicht. Die Stadt wchst rapide! Bis Okahandja war die Pad hervorragend. BisOtjiwarongo gab es nur noch 3 Detours wegen der Straenbaustellen Es ging zgig vo-ran, an den Omatako Bergen vorber und dann am Waterberg vorbei, der weit in der Ferne,aber gut sichtbar im Osten auftauchte. Um 10.30 im Clayhouse Projekt in Otjiwarongo an-gekommen. Da Reinhard Friedrich, mit dem ich mich dort verabredet hatte, noch nicht einge-

    troffen war, fuhr ich alleine zum Neubauprojekt im Township Oroveni. Dort werden, unterEinbeziehung der zuknftigen Bewohner 50 Huser gebaut aus Lehmsteinen mit Dachabde-ckungen aus Leichtbetondachziegeln, die auf Winkeleisenpfetten und Latten verlegt sind. DieFundamente der Huser bestehen aus 50 x 50 cm Stampflehmstreifen. Die Fenster- undTrrahmen sind aus Winkeleisen. Verputzt werden die Wnde mit dem gleichen Lehm, ausdem auch die Wandbauziegel hergestellt werden in dnnerer Konsistenz. Nach meiner In-spektion der Huser konnte ich einige, fr den Lehmbau typische, jedoch vermeidbare Bau-fehler erkennen. Von hervorragender Qualitt waren die Dachziegel. Das Clayhouse Projekthat die zur Herstellung bentigten Rtteltische und Plastikformen mit Holzrahmen aus Ni-caragua und Cuba importiert. Die knnte man aber mit Sicherheit auch in Namibia in gutausgersteten Werksttten herstellen.

    Im Clayhouse Projekt in Otjiwarongo

    Irgendwie habe ich bei dem vielen Hin und Hergehen durch die Huser Reinhard Friedrichverpasst, der erst gegen 12.30 Uhr auf der Baustelle im Township angekommen war. Wirhaben uns aber nicht mehr getroffen. So fuhr ich allein los. Ich musste vor meiner Weiterfahrtzur Farm von Reinhard Friedrich noch dringend in die Stadt zu einem Optiker, da ich michmorgens beim Einsteigen in das Auto auf meine Sonnenbrille gesetzt hatte das war sehrclever! Glcklicherweise war der Rahmen nur verbogen und konnte schnell bei einem altein-gesessenen, deutschstmmigen Optiker gerichtet werden. Und das mit einem Lcheln kos-tenlos. Bless you Namibia! Dann ging es noch zum Kameldorn, eigentlich nur eine Bistro,

    aber mit superleckerem Speiseangebot. So gestrkt begab ich mich dann gegen 14.30 aufdie Pad in Richtung Otavi (dort Stopp zum Tanken) und Tsumeb. Der Himmel vor mir warpechschwarz geworden. Blitze zuckten, und es begann zu regnen. Hinter Tsumeb (dort

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    nochmals sicherheitshalber den Wagen voll getankt) war auf der Tsintsabis Pad eine langeStraenbaustelle. Der Regen hatte aufgehrt, aber die Strae war vllig aufgeweicht. Es gabeine schwierige Rutscherei wie auf Eis, also Fu vom Gas, ausrollen lassen an kritischenStellen und vorsichtiges Gegensteuern. Hinter mir fuhr ein Toyota 4x4 immer in gleichemAbstand von mir und dann an einer trockeneren Stelle an mir vorber - Reinhard und YvonneFriedrich saen drin. Prima! Von hier aus ging es nun im Konvoi erst bis zum Bro vom Mu-ramba Bushman Trails (Faxe abholen), danach bis zur Farm von Friedrichs mit dem NamenChoantas (Elefantenbad). Welche Wohltat war das erste khle Bier nach dem Auspacken!

    Die Jakarandas blhten bei Friedrichs und auch die Bougainvillea

    Es gab viel zu erzhlen. Reinhard berichtetet von den unterschiedlichen Soiltests (Korn-grenbestimmung, usw.) und von den Druckfestigkeits- und Bruchtests, die er von der Fir-ma Africon fr Ombili durchfhren lie. Deren Ergebnisse sind fr den 24.11. zugesagt. Erhatte verschiedene Lehmsteine und auch Kalksteine mit einer einfachen sdafrikanischenSteinpresse (Simplex Klapp-Presse) hergestellt bei sich auf der Farm und auf Ombili. DieBden, die er untersucht hatte, seien vielversprechend.

    Yvonne prparierte in dieser Zeit ein sehr gut schmeckendes Abendbrot. Danach habe ichnoch am Bericht gearbeitet und bin todmde ins Bett gefallen.

    22.11.:Bei Friedrichs: Um 7.30 Uhr haben wir gemtlich zusammen gefrhstckt. Danachviel erzhlt und die bisherigen Ombili Projekt Stationen besprochen. Dann haben wir uns beieiner Farmfahrt Kalksteinvorkommen im Veld angesehen und aus einem riesigen, nicht mehrbewohnten Termitenhgel Erde entnommen fr weitere Untersuchungen und Tests. Dannging es zurck zur Farm zum Mittagessen und ausfhrlicher Siesta.

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    Im Garten stehen am Haus riesig groe Jakaranda Bume in voller Blte, die ReinhardFriedrich vor ca. 50 Jahren gepflanzt hat. Ein ebenfalls recht groer Frangipani Busch ver-breitete seinen sen Duft.

    Am Nachmittag haben Reinhard und ich den Besuch bei Ombili vorbereitet. Teepause warauf der berdachten Terrasse, denn es begann zu regnen. Abends haben wir auch dort ge-sessen und die Buschbabys (Galago moholi) beobachtete, wie sie von der groen MakalaniPalme im Garten auf die Jakaranda Bume springen nach Sonnenuntergang, der nach demRegen in wunderschnen Farben den Tag verabschiedete. Wir sind dann aber vor den M-cken ins Haus geflchtet. Die Fenster des Farmhauses haben alle Mckendraht, so wurdenwir (kaum) gestochen. Nach einem Stullenabendbrot ging es frh ins Bett.

    23.11., Sonntag: Bei Friedrichs: Nach dem Frhstck sind wir zur Farm von ReinhardsCousin Gnther (Farm Tsutsab bersetzt Schlechter Badeplatz) gefahren und haben dortdie Ruinen eines alten Cattle Posts inspiziert. Die Huser waren aus Steinen gebaut, die auseinem Lehm-Kalkgemisch hergestellt wurden und stehen auf einem Fundament aus Natur-steinen. Seit ber 18 Jahren verwittern die Huser und kehren im natrlichen Kreislauf wie-der zurck zum Rohmaterialzustand. Die gesamte Farm, auch die von Reinhard Friedrichverfgt ber solche Gesteinsvorkommen in den Bden.

    Alte Hausruine aus Kalkehmsteinen und eine Blutwanze, die nach dem Regen hervorkommt

    Auf dem Rckweg kamen wir an einem groen Termitenhgel vorber, aus dem die belieb-ten Omajova Pilze nach den ersten Regen wuchsen. Wir pflckten einige. Gebraten schme-

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    cken sie vorzglich (siehe auch www.az.com.na/tourismus/branche/omajova-ein-pilz-der-es-in-sich-hat/). Wir fuhren dann noch auf Reinhards Farm zu einem vollen Vlei und zurck zumHaus zum Mittagessen und ausfhrlicher Siesta. Abends gepackt und um 23 Uhr ins Bett.Schwl.

    24.11.: Bei herrlichem Wetter (strahlender Sonnenschein) um 8.30 Uhr Abfahrt nach Ombili.Wir mussten allerdings nochmals zurckfahren, Reinhard hatte seinen Koffer vergessen!Gegen 10.30 sind wir auf Ombili angekommen. Dort erhielten wir die von Africon geschicktenErgebnisse der verschiedenen Soiltests. Whrend Reinhard eine Besprechung mit BeateMais-Rische hatte (zu der Zeit noch Managerin von Ombili), testete ich mit einem San zu-sammen die Lehmsteinpresse. Die Herstellung einer einfachen Cinva Ram in Namibia (z.B.in der Werkstatt der Berufsschule der Rssing Mine) wre eine Alternative. GemeinsamesMittagessen bei Frau Mais-Rische mit kurzer Siesta danach. Reinhard und ich waren in denGstezimmern bei einer der Kindergrtnerinnen untergebracht. Es wurde am Nachmittagsehr schwl, und ein Gewitter zog auf. Allerdings fiel nur wenig Regen. Wir fuhren nachmit-

    tags ins Veld zur Entnahme von Bodenproben (Kalkbden und Tonerde). Abendessen wie-der bei Frau Mais-Rische. Nachts schlecht geschlafen, von Mcken zerstochen. Wir konntenuns erst am nchsten Tag Spray besorgen. Ihn mitzunehmen, daran hatten wir nicht ge-dacht! Das in der Nacht grummelnde Gewitter lie seinen Regen ber Tsumeb nieder.

    Feuerlilie im Veld und Erprobung der sdafrikanischen Lehmsteinpresse auf Ombili

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    25.11.: Ombili: Um 7 Uhr Frhstck. Danach das Gelnde fr die Ziegelproduktionshalleausgemessen und einen neuen Lageplan mit allen Ombili Gebuden gezeichnet. Mittagsim-biss und danach kurze Siesta. Um 15 Uhr ins San Dorf und mit den Frauen den Bau ihrerHuser besprochen. Die Frauen haben beim Hausbau das Sagen erklrte man uns! Die Dis-kussion war ein sehr interessanter Vorgang. Der Grundriss eines Hauses wurde aus Stck-chen abgesteckt und die Huser ebenfalls aus Stckern zusammengebaut mit flachen D-chern. Reinhard sprach mit den Buschleuten in Heikum (ihrer Klicksprache), ein anderer Sanbersetzte das Gesagte in noch einen anderen San-Dialekt. Jede Menge Klicken und Kla-cken! Und dann noch eine bersetzung ins Englische und Afrikaans.

    Abendessen wieder bei Frau Mais-Rische. Diesmal gut und mckenlos geschlafen.

    26.11.:Ombili: Morgens war es schn khl. Frhstck bei Frau Daniela Meinefeld. Reinhardbereitete die Lehmsteinpresse zur Vorfhrung vor. Dabei haben wir verschiedene Mischun-gen ausprobiert und Probesteine gepresst. Mittags nur einen Imbiss eingenommen. Denganzen Tag ber gab es keine Elektrizitt auf Ombili. Das erinnerte mich sehr an Ghana!

    Um 14 Uhr fand dann die Besprechung mit den Vorstandsmitgliedern der Ombili Stiftungstatt. Ich erluterte ihnen die Hausbauplne. Danach wurde diskutiert, wie es weiter gehensoll. Die Mehrheit des Stiftungsvorstands scheint dem Huserbau keine Prioritt zuzuspre-chen. Auerdem haben die meisten Mitglieder keine Ahnung vom Lehmbau und wollen un-bedingt Betonsteine verwenden, sie sind auch nicht interessiert an Befhigungsinstrumentenfr die San und Beteiligung der betroffenen San am Huserbau mir schwammen schon alleFelle weg. Auch bei Reinhard Friedrich sank die Stimmung unter Null. Abendessen wiederbei Frau Mais-Rische.

    27.11.:Ombili: Um 7 Uhr Frhstck bei Daniela Meinefeld. Den Bau der Produktionswerk-statt fr die Herstellung der Lehmsteine besprochen und die weiteren Schritte festgelegt fr

    einen Antrag bei der GTZ auf Finanzierung des Vorhabens aus dem Kleinprojektefonds. Ge-gen 10.30 Uhr sind wir dann zurck gefahren zu Reinhard Friedrichs Farm. Den ganzen Tagber Gesprche mit Reinhard gefhrt ber das weitere Vorgehen. Wir wollen vorschlagen,dass nach der Produktion von gengend Lehmsteinen zunchst ein Demonstrationshausgebaut wird. Erst danach soll festgelegt werden inwieweit sich die Mosbacher Lions an derFinanzierung des Hausbauprojektes beteiligen wollen. Das war so geplant, und sie hattenauch schon ihre Bereitschaft fr eine Beteiligung an dem Hausbauprojekt geuert. Nachdem Verlauf der Vorstandssitzung der Stiftung war ich mir jedoch nicht mehr so sicher.

    28.11.: Bei Friedrichs: Ein neuer Tag mit neuen Gedanken. Die GTZ-Finanzierung ist alsAnsto gedacht. Jede weitere Untersttzung fr ein Hausbauprogramm muss zeigen, dassdas Projekt nachhaltig geplant wird, d.h. es sollte unbedingt eine Ausbildungskomponente fr

    die San mit eingebracht werden. Die San sollten befhigt werden, die Baustoffe fr den Hu-serbau selbst herzustellen und die Huser unter Anleitung auch selber zu bauen. Insgesamtwar die Fahrt nach Ombili aber enttuschend. Die Stiftung scheint wenig interessiert zu seinam Bau fester Huser fr die San in Eigenregie und nach dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe.

    Whrend Reinhard seinen Leuten ihren Lohn auszahlte, machte ich Teepause mit Yvonne.Wir saen dann gemeinsam abends bei einem Bier im Garten, bis die Mcken einfielen. Le-ckeres Abendessen. Dann gepackt und gegen 21 Uhr ins Bett.

    29.11., Samstag:Frhstck um 7.30 Uhr. Danach von Reinhard und Yvonne verabschiedetund um 9 Uhr abgefahren. Nochmals umgedreht und zurck gefahren. Diesmal hatte ichmeinen Hut vergessen! Dann ging es los ber Tsumeb bis nach Otavi. Um 11.45 bin ich inder Khorab Lodgeangekommen und habe mich eingecheckt, Haare gewaschen und ein kh-les Bier genossen. Dann einen kleinen Mittagsimbiss eingenommen mit Siesta danach. Um

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    17 Uhr trafen Henner und Wiebke Volkmann ein, die ich zum Abendessen in der Lodge ein-geladen hatte. Waltraud Volkmann war krank und konnte nicht mitkommen.

    Wir haben uns sehr lange unterhalten ber die Entwicklungen in Namibia seit der Unabhn-gigkeit und dann vor allem ber die Hausbauplne bei Ombili gesprochen, an denen sie sehrinteressiert waren. Dann genossen wir ein herrliches Abendessen (Strauenmedallions mitBuren Rotwein). Es wurde ein sehr schner Abend mit Wetterleuchten und Blitzen am Ho-rizont, Blessbcken auf dem Rasen, die dort vllig ungeniert in aller Ruhe sten. Alle Elands,einschlielich des (fast) zahmen Charly, einem groen Mnnchen, das einen immer amFarmzaun begrt, waren an der Trnke. Wir konnten sie so gut beobachten. Es sind stattli-che, herrliche Tiere.

    Gegen 21 Uhr sind die beiden Volkmanns abgefahren. Das war das letzte Mal, dass ichHenner getroffen habe, der im Jahr darauf ganz pltzlich gestorben ist. Heute beim Schrei-ben muss ich intensiv an ihn und auch an Waltraud, seine Frau denken, die 2009 von einemEinbrecher umgebracht wurde. Sie lebte noch allein auf der Volkmann Farm. Diese hattensie nach dem Tod von Henner verpachtet. Es tut immer sehr weh, wenn man gute Freunde

    verliert. Und die beiden Volkmanns waren 1992 die ersten Deutschstmmigen in vierter Ge-neration in Namibia, die mich zu sich auf ihre Farm eingeladen haben und durch die ich vielber die Geschichte ihres Landes erfahren konnte.