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Master-Thesis Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen Ein Beitrag zur Identifikation semantischer Zielressourcen und zum Mapping existierender Quellattribute Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts Humboldt-Universität zu Berlin Philosophische Fakultät I Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft Vorgelegt von: Frau Franziska Diehr Gutachter: 1. Prof. Dr. Stefan Gradmann 2. Dr. Cornelia Weber Eingereicht am: 7. Mai 2013

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Master-Thesis

Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung wissenschaftlicher

Sammlungen

Ein Beitrag zur Identifikation semantischer Zielressourcen

und zum Mapping existierender Quellattribute

Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts

Humboldt-Universität zu Berlin

Philosophische Fakultät I

Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Vorgelegt von:

Frau Franziska Diehr

Gutachter: 1. Prof. Dr. Stefan Gradmann

2. Dr. Cornelia Weber

Eingereicht am: 7. Mai 2013

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Danksagung

Für ihre Unterstützung, Beratung und Inspiration möchte ich mich vor allem bei Herrn Prof.

Dr. Stefan Gradmann und Frau Dr. Cornelia Weber, die mich für die Themen Semantic Web,

Wissensrepräsentation und das Feld der Universitätssammlungen begeisterten, bedanken.

Weiterhin danke ich meinen Kollegen des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kultur-

technik und insbesondere Herrn Martin Stricker M.A. und Herrn Oliver Zauzig M.A. für ihre

zahlreichen Denkanstöße und kritischen Anregungen.

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Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Master-Thesis war es, Wissen über den Gegenstandbereich der wis-

senschaftlichen Sammlungen in einem formal strukturierten, semantischen Datenmodell zu

repräsentieren, das mit anderen Anwendungen aus dem Linked Data Kontext interoperabel

ist. Für die Entwicklung des Datenmodells wurden Standards aus dem Kontext des Semantic

Web beziehungsweise Web of Data und im Besonderen das Europeana Data Model nachge-

nutzt. Dafür wurden die relevanten Schemata zur Beschreibung von kulturellem Erbe im

Web of Data betrachtet, wobei Ansätze der Collection-level Description besondere Berück-

sichtigung fanden. Weiterhin setzt sich die Arbeit mit dem repräsentierten Gegenstandbe-

reich der wissenschaftlichen Universitätssammlungen auseinander und geht dabei besonders

auf deren Einsatz in Forschung, Lehre und Bildung ein. Vor diesem Hintergrund wurde das

Datenmodell zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen (SCDM) geschaffen, dessen

Spezifikation den Fokus dieser Arbeit bildet.

Schlagwörter:

Semantic Web, Web of Data, Linked Data, Collection-level Description, kulturelles Erbe,

wissenschaftliche Sammlungen, Universitätssammlungen

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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................ 1

2. Stand der Forschung .......................................................................................................... 4

2.1 Kulturelles Erbe im Web of Data ................................................................................... 4

2.2 Vokabulare und Ontologien zur Beschreibung kulturellen Erbes .................................. 6

2.3 Beschreibung von Sammlungen mittels Collection-level Description ........................... 8

3. Wissenschaftliche Universitätssammlungen .................................................................. 11

3.1 Wissenschaftliche Universitätssammlungen – Eine Begriffsbestimmung ................... 11

3.2 Zur Entstehung von Universitätssammlungen ............................................................. 13

3.3 Funktionen universitärer Sammlungen ........................................................................ 14

3.3.1 Funktion für die Forschung ................................................................................... 15

3.3.2 Funktion für die Lehre ........................................................................................... 17

3.3.3 Funktion für die außeruniversitäre Bildung .......................................................... 17

3.3.4 Identitätsstiftender Charakter und repräsentative Funktion .................................. 19

3.3.5 Archiv- und Bewahrungsfunktion ......................................................................... 19

3.4 Derzeitige Situation wissenschaftlicher Universitätssammlungen ............................... 20

3.5 Organisatorische Entwicklung und aktueller Stand wissenschaftlicher

Universitätssammlungen .................................................................................................... 21

4. Spezifikation des ontologisch basierten Datenmodells zur Beschreibung

wissenschaftlicher Sammlungen ......................................................................................... 26

4.1 Einführung .................................................................................................................... 26

4.1.1 Anwendungsbereich .............................................................................................. 27

4.1.2 Prozess und Methodik zur Entwicklung des SCDM ............................................. 27

4.1.3 Das Europeana Data Model als Ausgangsmodell ................................................. 28

4.1.4 Weitere verwendete Standards .............................................................................. 29

4.2 Modelldefinition ........................................................................................................... 31

4.2.1 Benennungsregeln ................................................................................................. 31

4.2.2 Verbindlichkeit und Kardinalität von Eigenschaften ............................................ 31

4.2.3 Darstellung der Klassen und Eigenschaften .......................................................... 31

4.3 Spezifikation der Klassen (Class Declaration) ............................................................. 33

4.3.1 Relevante Klassen aus anderen Namensräumen ................................................... 33

4.3.1.1 EDM Information Resource ........................................................................... 33

4.3.1.2 EDM Non-Information Resource ................................................................... 34

4.3.1.3 EDM Agent .................................................................................................... 34

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4.3.1.4 EDM Event ..................................................................................................... 35

4.3.1.5 EDM Physical Thing ...................................................................................... 35

4.3.1.6 EDM Place ..................................................................................................... 36

4.3.1.7 EDM Time Span ............................................................................................. 36

4.3.2 SCDM Klassen ...................................................................................................... 37

4.3.2.1 Collection ....................................................................................................... 37

4.3.2.2 Collection Based Activity .............................................................................. 38

4.3.2.3 Actor ............................................................................................................... 39

4.3.2.4 Collection Document ...................................................................................... 40

4.3.2.5 Facilities ......................................................................................................... 41

4.4 Spezifikation der Eigenschaften (Property Declaration) .............................................. 43

4.4.1 Eigenschaften aus anderen Namensräumen .......................................................... 43

4.4.1.1 CIDOC CRM.................................................................................................. 43

4.4.1.2 DCMI Metadata Terms .................................................................................. 45

4.4.1.3 Dublin Core Collections Application Profile ................................................. 49

4.4.1.4 Europeana Data Model ................................................................................... 51

4.4.2 Eigenschaften des SCDM ...................................................................................... 52

4.4.2.1 collectionSubject ............................................................................................ 53

4.4.2.2 collectionType ................................................................................................ 54

4.4.2.3 extentOfDocumentation ................................................................................. 55

4.4.2.4 extentOfDigitisation ....................................................................................... 55

4.4.2.5 hasContact (isContactFor) .............................................................................. 56

4.4.2.6 hasFacilities (facilitiesFor) ............................................................................. 57

4.4.2.7 hasResult (isResultOf) .................................................................................... 58

4.4.2.8 loanRegulations .............................................................................................. 58

4.4.2.9 objectHandlingRegulations ............................................................................ 59

4.4.2.10 relevance....................................................................................................... 60

4.4.2.11 usedIn (used) ................................................................................................ 60

5. Fazit ................................................................................................................................... 62

Literaturverzeichnis

Internetquellenverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

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Abkürzungsverzeichnis BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung

CIDOC Comité International pour la Documentation

CRM Conceptual Reference Model

DCCAP Dublin Core Collections Application Profile

DCMI Dublin Core Metadata Initiative

DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft

EDM Europeana Data Model

HZK Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik

SCDM Scientific Collection Description Model

SKOS Simple Knowledge Organization System

W3C World Wide Web Consortium

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Klassenhierarchie mit den Klassen des EDM und des SCDM………….……32

Abbildung 2: Wesentlichste Verbindungen zwischen den Klassen des SCDM…………….32

(Beide Abbildungen wurden von der Autorin erstellt.)

Editorische Notiz Zur Verwendung von Zeichen und Schriftauszeichnungsarten:

Zitate werden durch Anführungszeichen gekennzeichnet.

Aus Gründen der Lesbarkeit des Textes werden für bestimmte Eigennamen ebenfalls

Anführungszeichen verwendet. Dies gilt zum Beispiel für Namen von Projekten:

„Universitätssammlungen in Deutschland: Untersuchungen zu Bestand und Ge-

schichte“.

Hervorzuhebende und zu betonende Worte werden kursiv dargestellt.

In Kapitel 4 sind Klassen- und Eigenschaftsnamen ebenfalls kursiv dargestellt, damit

sie sich besser vom Text abheben.

Zur Verwendung geschlechtsspezifischer Begriffsformen:

Die Verwendung von männlichen Begriffsformen, zum Beispiel Wissenschaftler, geschieht

aus Gründen der besseren Lesbarkeit des Textes und schließt die weibliche Form ein.

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1. Einleitung

Dass Museen, Bibliotheken und Archive ihre Bestände virtuell im Internet zugänglich ma-

chen, ist fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden. Darüber hinaus beherbergt das an

den Universitäten gesammelte academic heritage einen immensen Wissensquell, den es gilt,

im World Wide Web sichtbar und auch nutzbar zu machen.

Universitätssammlungen zeichnen sich durch ihre umfassende Objektvielfalt aus von ar-

chäologischen Artefakten über mathematische Modelle bis hin zu zoologischen Lebend-

sammlungen. Als wissenschaftlich genutzte Sammlungen sind sie fester Bestandteil universi-

tätsinterner Forschung und Lehre sowie außeruniversitärer Bildung.

Der Wissenschaftsrat stellte 2011 in seinen Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlun-

gen als Forschungsinfrastrukturen fest, dass „sich jedoch insbesondere an Universitäten zahl-

reiche Sammlungen [befinden], deren Potenzial aus unterschiedlichen Gründen – wie unzu-

reichende Erschließung, Sichtbarkeit, Betreuung, Pflege oder Unterbringung – nicht ange-

messen ausgeschöpft werden kann. Das Potenzial wissenschaftlicher Sammlungen für die

Forschung sollte im Interesse des Wissenschaftssystems besser nutzbar gemacht werden

[…].“1

Im Zuge dessen fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Mai

2012 die Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutsch-

land, die die bundesweit agierenden Bemühungen zur Sichtbarkeit und Nutzbarkeit von uni-

versitären Sammlungen abstimmt. Es wird ein zentrales Informations- und Dokumentations-

portal aufgebaut, das die wissenschaftlichen Universitätssammlungen virtuell erfasst. Ziel

dabei ist es, die Sammlungen sichtbar zu machen, um sie ihrem Einsatz in Wissenschaft und

Bildung zuzuführen. Künftig soll das System Wissenschaftlern und Interessierten die Re-

cherche von Sammlungsbeständen und deren Einbindung in Forschungs-, Lehr- und Bil-

dungsaktivitäten ermöglichen, so dass zum Beispiel Sammlungen für potenzielle For-

schungsprojekte identifiziert werden können.

Dabei stellt die Repräsentation der Sammlungsbestände oder auch generell des kulturellen

Erbes im virtuellen Raum eine besondere Herausforderung dar. Es gilt, physische Objekte

mit materiellen Eigenschaften und auch immaterielle Konzepte mit komplexem Kontext aus

der realen Welt in einer digitalen Umgebung abzubilden. Doch wie kann das gelingen, so

dass auch Maschinen die Bedeutung der Informationen verstehen?

1 Wissenschaftsrat 2011, S. 7

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Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-

ne Wissen im Web maschinenlesbar zu machen, indem Informationsressourcen kontextuali-

siert werden. Dazu muss dieser Kontext expliziert werden, was durch die Anreicherung mit

Metadaten und die Verknüpfung mit sogenannten ‚Ontologien‘ erreicht wird.“ 2 Somit kön-

nen benutzerspezifische Suchanfragen differenzierter aufbereitet und verteilte Datenbestände

systemübergreifend ohne Bedeutungsverlust verknüpft werden.3

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich wissenschaftliche Sammlungen und

deren Kontext formal in einem Datenmodell abbilden lassen, das auch systemübergreifend

ohne Bedeutungsverlust mit anderen Anwendungen agieren kann. Ziel der vorliegenden

Arbeit ist es, ein Datenmodell vorzustellen, das dies ermöglicht.

Im zweiten Kapitel dieser Arbeit wird der Forschungsstand in Bezug auf das vorgestellte

Datenmodell geschildert. Einführend werden die bisherigen Entwicklungen im Kontext der

Repräsentation von kulturellem Erbe im Web of Data aufgezeigt. An dieser Stelle wird auf

Herausforderungen eingegangen, die es bei der Schaffung eines Semantischen Webs zu be-

wältigen gilt. Hier wird insbesondere das Problem der semantischen Interoperabilität thema-

tisiert. Für die Schaffung semantischer Interoperabilität des entwickelten Datenmodells wur-

den Metadatenschemata und Ontologien aus dem Bereich des kulturellen Erbes verwendet,

die im zweiten Teil des zweiten Kapitels kurz vorgestellt werden.

Da das Datenmodell auch als domänenspezifische Sammlungsbeschreibung fungiert, erfolgt

im dritten Teil des Kapitels die Darstellung relevanter Ansätze zur Collection-level Descrip-

tion.

Eine genaue Betrachtung des im Datenmodell dargestellten Gegenstandsbereichs der wissen-

schaftlichen Universitätssammlungen erfolgt in Kapitel 3. Das Kapitel wird mit der Definiti-

on der Begriffe Universitätssammlung und wissenschaftliche Universitätssammlung eingelei-

tet. Anschließend erfolgt ein kurzer Abriss zur Entstehung von Universitätssammlungen, in

dem die Frage aufgegriffen wird, wie und warum Sammlungen an Universitäten entstanden

sind. Die Entstehungszusammenhänge geben erste Anhaltspunkte für die Verwendung uni-

versitärer Sammlungen im akademischen Raum. So liegt der Fokus des Kapitels auf der

Beschreibung von Funktionen, die Universitätssammlungen für Forschung, Lehre, außeruni-

versitäre Bildung, Repräsentation und Bewahrung erfüllen beziehungsweise potenziell erfül-

len können.

2 Gradmann et al. 2012, S. 18 3 Ebd.

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Anschließend erfolgt die Beschreibung des Zustands wissenschaftlicher Sammlungen an

Universitäten wobei Schwierigkeiten hinsichtlich der Organisation, der Betreuung und wei-

terer Aspekte (Unterbringung, Aufbewahrung, Dokumentation etc.) aufgegriffen werden.

Zum Ende dieses Kapitels wird die organisatorische Entwicklung der Universitätssammlun-

gen umrissen und der aktuelle Stand in Deutschland geschildert. An dieser Stelle wird die

Rolle der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutsch-

land erläutert und die Bedeutung des geplanten Informations- und Dokumentationsportals für

die Sichtbarkeit und Nutzbarkeit der Sammlungen herausgestellt.

In Kapitel 4 erfolgt die Spezifikation des Datenmodells für die Beschreibung wissenschaftli-

cher Sammlungen. In der Einführung wird die Spezifik des Datenmodells herausgearbeitet

und die Relevanz für die Entwicklung eines Beschreibungsmodells für wissenschaftliche

Sammlungen aufgezeigt. Weiterhin wird die Anwendung des Datenmodells im Rahmen des

Informations- und Dokumentationsportals der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche

Sammlungen in Deutschland geschildert. Anschließend erfolgt die genaue Beschreibung der

Methodik und des Prozesses zur Entwicklung des Datenmodells. An dieser Stelle wird auf

das Europeana Data Model (EDM) als Ausgangsmodell für das vorgestellte Datenmodell

eingegangen und auf weitere nachgenutzte Standards verwiesen. Darauffolgend wird die

eigentliche Modelldefinition vorgestellt. Nach den Regelungen für die Benennung der Klas-

sen und Eigenschaften folgt eine kurze Erläuterung zu Verbindlichkeit und Kardinalität der

Eigenschaften. Anhand von Abbildungen werden die Klassen und ausgewählte Eigenschaf-

ten des Datenmodells gezeigt. Den Hauptteil der Modelldefinition nimmt die Spezifikation

der nachgenutzten und selbstentwickelten Klassen und Eigenschaften ein.

Die vorliegende Arbeit beschreibt somit umfassend sämtliche Faktoren, die für die Schaf-

fung eines Datenmodells in dieser Spezifikation notwendig waren. Neben aktuellen Entwick-

lungen des Web of Data war hierbei der Kontext der Domäne der wissenschaftlichen Samm-

lungen zu beachten, da beide Bereiche gleichermaßen den Rahmen für die Konzeption des

Datenmodells vorgaben. Unter Berücksichtigung der Gegebenheiten entstand ein Datenmo-

dell zur Repräsentation von Wissen über die Domäne der wissenschaftlichen Sammlungen.

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2. Stand der Forschung

Im folgenden Kapitel werden die bisherigen Entwicklungen zur Veröffentlichung von Daten

über das kulturelle Erbe im Web of Data im Kontext des in dieser Arbeit thematisierten Da-

tenmodells zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen aufgezeigt und das Datenmo-

dell im Zuge einer Reihe von Schemata zur Beschreibung von kulturellem Erbe eingeordnet.

Dazu wird zunächst die Grundidee des Web of Data erläutert und dies in Bezug zur Präsenta-

tion des kulturellen Erbes im virtuellen Raum gesetzt. Im Folgenden werden Schwierigkeiten

bei der Schaffung eines semantischen Internets aufgezeigt. Abschließend gilt es relevante

Standards und Schemata sowie verschiedene Ansätze zur Beschreibung von Sammlungen

mittels Collection-level Description vorzustellen und mit dem Datenmodell zur Beschrei-

bung wissenschaftlicher Sammlungen zu kontextualisieren.

2.1 Kulturelles Erbe im Web of Data

Ein großer Teil der Informationen, die das Internet zur Verfügung stellt, kann maschinell nur

sehr begrenzt verarbeitet werden, ihre Bedeutung erschließt sich nur menschlichen Nutzern.

Wenn man diese Informationen so aufbereitete, dass auch Maschinen ihre Semantik verste-

hen können, stünden auch für den menschlichen Nutzer verbesserte Ergebnisse zur Verfü-

gung. Die Idee ist, in einem Semantic Web, einem Web of Data, Informationen so zu kontex-

tualisieren, dass deren Bedeutung auch der Maschine verständlich ist.4

Das Publizieren von kulturellem Erbe im Internet in Form von virtuellen Objekten und

Sammlungen hat sich zu einem erfolgreichen Anwendungsbereich im Rahmen des Web of

Data entwickelt. Nach einer technischen Forschungs- und Entwicklungsphase haben seit

Beginn des 21. Jahrhunderts mehr und mehr regionale und auch überregionale

Kulturerbeeinrichtungen begonnen, Daten über die von ihnen gesammelten Kulturgüter mit

Hilfe von sogenannten Linked-Data-Technologien virtuell im Internet zu veröffentlichen.5

Doch was bedeutet kulturelles Erbe im Web of Data? Kulturelles Erbe bezeichnet das Erbe

vergangener Gesellschaften für Gegenwart und Zukunft, das sich in Form von Kulturgut

manifestiert. Kulturgut sind sowohl materielle, natürliche und von Menschenhand geschaffe-

ne Objekte als auch immaterielle Konzepte wie zum Beispiel Gebräuche, Sprachen und Wis-

sensbereiche, die für die Gesellschaft eine kulturellen Wert haben und als erhaltenswert er-

4 Gradmann et al. 2012, S. 18 5 Hyvönen 2012 S. xi

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achtet werden.6 Aus der Begriffsbestimmung wird deutlich, dass es sich bei Kulturgut in

seinen vielfältigen Formen, wie Bildende Kunst, Musik, Literatur, Volkstum, sowie auch

Naturafakte, nicht um genuin digitale Ressourcen, sondern um real existierende Objekte und

abstrakte Konzepte handelt.

Das Web of Data zielt folglich darauf ab, reale Dinge wie Menschen, Orte, Objekte, Ereig-

nisse und auch abstrakte Konzepte sowie deren Beziehung zueinander abzubilden.7 Die Ver-

bindung dieser Informationen schafft ein Wissensnetz, das die reale Welt im virtuellen Raum

abbildet. Auf diese Weise werden auch Informationen über das kulturelle Erbe im Web of

Data miteinander verbunden und für alle Nutzer zugänglich gemacht.

Bei der angestrebten Schaffung eines globalen Wissensnetzes ergeben sich viele Herausfor-

derungen. Die Objekte des kulturellen Erbes zeichnen sich vor allem durch ihre Verschie-

denartigkeit aus. Die nachfolgende Auflistung nach Hyvönen, zeigt, dass die Daten, die das

Kulturgut im virtuellen Raum widerspiegeln, durch verschiedene Charakteristika geprägt

sind:

„Multi-format: The contents are presented in various forms, such as text documents,

images, audio tracks, videos, collection items, and learning objects.

Multi-topical: The contents concern various topics, such as art, history, artifacts, and

traditions.

Multi-lingual: The content is available in different languages.

Multi-cultural: The content is related and interpreted in terms of different cultures,

such as religions or national traditions in the West and East.

Multi-targeted: The contents are often targeted to both laymen and experts, young

and old. “8

Diese Eigenschaften verweisen darauf, welche Herausforderungen bei der Vernetzung der

Daten zu bewältigen sind: Um die Daten anwendungsübergreifend durchsuchen, verlinken,

präsentieren und abgleichen zu können, müssen Daten nicht nur auf der syntaktischen, son-

dern auch auf der semantischen Ebene austauschbar sein. Beim Datenaustausch könnten

Schwierigkeiten auftreten: Metadatenformate werden von System zu System unterschiedlich

interpretiert, die Erschließungstiefe der kodierten Daten variiert stark, für die Beschreibung

des Inhalts sind verschiedene Vokabulare verwendet worden und so weiter.9 Dies hätte zur

Folge, dass die Repräsentation eines Inhalts in verschiedenen Systemen eine unterschiedliche

Semantik einnehmen würde. Eines der Hauptprobleme bei der Herstellung semantischer

6 Vgl. http://www.kulturgueterschutz.wordpress.de/was-sind-kulturguter/ 7 Gradmann et al. 2012, S. 19 8 Hyvönen 2012, S. 4 - 5 9 Ebd. S. 5

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Interoperabilität ist, dass die Daten über das kulturelle Erbe in verschiedenen

Kulturerbeeinrichtungen gesammelt, gepflegt und publiziert werden. Museen, Bibliotheken

und Archive haben unterschiedliche Traditionen und Herangehensweisen an die Katalogisie-

rung und Inventarisierung ihres Kulturguts, das sich bei der Zusammenführung der Daten im

Internet niederschlägt. Um semantische Interoperabilität herzustellen, gilt es zunächst, tech-

nologische Standards einzuhalten. Hier ist insbesondere auf die vom W3C empfohlenen

Standards des Semantic Web (RDF10, OWL11, SKOS12, SPARQL13 etc.) hinzuweisen, die die

Basis für ein interoperables Internet bilden.14 Doch sind nicht nur standardisierte Webtechno-

logien ausreichend, um die Bedeutung des Inhalts anwendungsübergreifend übermitteln zu

können, sondern auch die verstärkte koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Kulturgut-

Daten publizierenden Kulturerbeeinrichtungen und der Community der Web-Entwickler.15

Einen vorbildhaften Charakter für die Zusammenarbeit von Kulturerbeeinrichtungen und

technischen Entwicklern weist das seit 2007 von der Europäischen Kommission geförderte

Projekt Europeana16 auf, das in vielen Formen Grundlagenforschung in dem Bereich der

Vernetzung des kulturellen Erbes auf überregionaler Ebene betreibt und die inhaltliche An-

reicherung und die Weiterentwicklung von Linked-Data-Technologien vorantreibt. Das On-

line-Portal der Europeana vernetzt die Daten vieler europäischer Kulturerbeeinrichtungen

miteinander und macht es im Internet frei verfügbar. Die Objekte decken ein breites Spekt-

rum von textbasierten Dokumenten über audiovisuelle Medien bis hin zu dreidimensionalen

Museumsobjekten ab. Die Nutzer haben inzwischen die Möglichkeit, Europas Kulturgut in

über 20 Millionen Datensätzen zu entdecken.

2.2 Vokabulare und Ontologien zur Beschreibung kulturellen Erbes

Eine Komponente zur Schaffung semantischer Interoperabilität sind sogenannte Knowledge

Organisation Systems (KOS) wie Thesauri, Klassifikationen und Ontologien. Im Kontext des

Web of Data werden insbesondere die Begriffe Vokabular und Ontologie verwendet. Das

W3C definiert Vokabular folgendermaßen:

10 Resource Description Framework: http://www.w3.org/RDF/ 11 Web Ontology Language: http://www.w3.org/OWL/ 12 Simple Knowledge Organisation System: http://www.w3.org/2004/02/skos/ 13 SPARQL Protocol and RDF Query Language: http://www.w3.org/TR/sparql11-query/ 14 http://www.w3.org/standards/semanticweb/ 15 Hyvönen 2012, S. 5 16 http://www.europeana.eu

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„On the Semantic Web, vocabularies define the concepts and relationships used to

describe and represent an area of concern. Vocabularies are used to classify the

terms that can be used in a particular application, characterize possible relationships,

and define possible constraints on using those terms. In practice, vocabularies can be

very complex or very simple.“17

Wie das W3C feststellt, tendiert die Community dazu, komplexe Systeme zur Wissensorga-

nisation im Kontext des Web of Data als Ontologie zu bezeichnen. Jedoch gibt es keine klare

Unterscheidung zwischen dem Begriff Vokabular und Ontologie.18 In der vorliegenden Ar-

beit werden, dem Trend folgend, komplexe KOS als Ontologie und weniger komplexe KOS

wie Thesauri und Schlagwortlisten als Vokabular bezeichnet.

Im Rahmen dieser Arbeit werden Metadatenschemata und Datenmodelle als spezifische

Formen zur Strukturierung von Daten thematisiert. Metadatenschemata strukturieren in ei-

nem formalen Schema Daten, die Informationen über Merkmale anderer Daten enthalten.19

Datenmodelle bilden Konzepte und deren Beziehungen zueinander in einem Modell ab, das

zur Anwendung in einem spezifischen System, zum Beispiel in einer Datenbank, dient.20

KOS dienen der gemeinsamen Verständigung auf die richtige Bedeutung des Inhalts. Domä-

nenspezifische Ontologien versuchen die Realität eines abgegrenzten Gegenstandsbereichs

abzubilden, indem sie Konzepte und deren Beziehungen zueinander definieren. Das in der

Ontologie enkodierte und repräsentierte Wissen kann von verschiedenen Anwendungen wie-

derverwendet werden.21 Somit wird gewährleistet, dass die Bedeutung des Inhalts erhalten

bleibt. Die Verwendung von KOS für die Modellierung eines systemspezifischen Datenmo-

dells gewährleistet die Verwendung von allgemein anerkannten Konzepten und kann somit

semantische Interoperabilität schaffen.

Es gibt eine Vielzahl von KOS für die Beschreibung kulturellen Erbes; im Nachfolgenden

werden jene diskutiert, die für die Modellierung des im Rahmen dieser Arbeit geschaffenen

Datenmodells relevant waren.

Als Domänenontologie und Referenzmodell stellt das CIDOC Conceptual Reference Model

(CIDOC CRM)22 die benötigten Definitionen und die formale Struktur zur Beschreibung von

Konzepten des kulturellen Erbes bereit. Das CIDOC CRM bietet eine Vielzahl logischer

Konzepte, die zur Modellierung von Datenmodellen dienlich sind. So hat beispielsweise

17 http://www.w3.org/standards/semanticweb/ontology 18 http://www.w3.org/standards/semanticweb/ontology 19 http://en.wikipedia.org/wiki/Metadata#Metadata_structures 20 http://en.wikipedia.org/wiki/Conceptual_schema 21 Spyns et al. 2002, S. 12 22 ICOM/CIDOC 2012

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Europeana für die Konzeption des Europeana Data Model (EDM) einige Entitäten aus dem

CIDOC CRM verwendet.

Das EDM verbindet sowohl technische Webstandards als auch Konzepte aus gängigen Onto-

logien und Metadatenschemata zu einem anwendungsorientierten Datenmodell für das Euro-

peana-Portal, das die Beschreibung und den Austausch von Daten über das kulturelle Erbe

ermöglicht. Die Besonderheit des EDM liegt in der Unterscheidung des real existierenden

kulturellen Objekts und dessen digitaler Repräsentation. Durch die Kombination bereits vor-

handener Standards hat das EDM einen Vorbildcharakter für ähnliche Portalkonzeptionen.

Ursprünglich als Metadatenschema für webbasierte Dokumente und Objekte wird der von

der Dublin Core Metadata Initiative (DCMI) entwickelte Dublin Core (DC) inzwischen von

Bibliotheken, Museen und Archiven als Metadatenstandard für die Beschreibung einer Viel-

zahl von Objekttypen wie Büchern, Fotografien, audiovisuellen Medien, Internetseiten und

auch Kunstwerken angewendet. Für die Entwicklung anderer Schemata und Datenmodelle

dient DC als geeignete Grundlage. Das Schema enthält 15 Kernbeschreibungselemente, die

durch das erweiterte Metadatenset DCMI Metadata Terms noch tiefere Beschreibungsebenen

anbietet.

2.3 Beschreibung von Sammlungen mittels Collection-level Description

Um den Nutzern einen kontrollierten und erweiterten Zugriff auf Informationsressourcen zu

bieten, ist es von Bedeutung, Aggregationen von Einzelobjekten (digitaler wie realer Natur)

als ein Ganzes beschreiben zu können.23 Die Collection-level Description ermöglicht eine

solche Beschreibung auf Sammlungsebene und macht so die Zusammenstellung mehrerer

einzelner Objekte als eine Einheit beschreibbar.

Aus der Sicht der Kulturerbeeinrichtungen sind Beschreibungen auf Sammlungsebene be-

deutend, da sie einen übergeordneten Blick auf die Bestände ermöglichen und nicht nur das

Einzelobjekt betrachten. Doch was unter einer Sammlung verstanden wird, ist je nach Art der

Kulturerbeeinrichtungen verschieden: Archive sehen in einer Sammlung eine Gruppe von

Dokumenten, die derselben Quelle zugehörig sind und als ein Ganzes erworben wurden. In

einer Bibliothek bildet eine Sammlung den gesamten Umfang des gesammelten bibliotheka-

rischen Materials (Bücher, Manuskripte, Mikrofilme, Kataloge etc.). Im Museum wird eine

Sammlung wiederum durch Kriterien definiert, die sich aus verschiedenen inhaltlichen Kon-

texten und Sammlungskonzepten ergibt: So können Epochen eine Zugehörigkeit eines Ob-

jekts zu einer Sammlung definieren, aber auch die Zusammenstellung eines Sammlers, das

23 Powell et al. 2000, S. 1

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9

Vorkommen in demselben Lebensraum etc.24 Doch auch wenn sich diese Definitionen von-

einander unterscheiden, so kann dieser übergeordnete Sammlungszusammenhang dem Nut-

zer einen anderen Sucheinstieg bieten. Er erfährt dann nicht nur etwas über das Objekt

selbst, sondern mehr über dessen Kontext. Darüber hinaus sind auf Ebene der Collection-

level Description Institutionen miteinander vernetzbar: Ein Kunstmuseum bewahrt eine

Sammlung mit impressionistischen Gemälden, eine Bibliothek besitzt verschiedene Publika-

tionen über die Kunstrichtung Impressionismus und ein Archiv enthält Dokumente über

Künstler dieser Epoche. So ist die Thematik einer Sammlung in ein Wissensnetz eingebettet,

das es dem Nutzer erlaubt, übergreifende Informationen zu einem Konzept zu recherchie-

ren.25

Zusammengefasst bietet eine strukturierte, standardisierte, maschinenlesbare Collection-

level Description folgende Möglichkeiten: Nutzer können durch den übergeordneten Kontext

nicht nur Objekte sondern ganze Sammlungen, die zu ihrem Interesse passen, entdecken. Sie

können Suchanfragen ausführen, die sie in kontrollierter Form zu vielen thematisch relevan-

ten Sammlungen leiten. Basierend auf der Charakteristik der beschriebenen Sammlungen

können die Suchanfragen verfeinert werden. Basierend auf gespeicherten Nutzerbedürfnissen

kann die Software selbstständig Anfragen optimieren.26

Im Kontext des im Rahmen dieser Arbeit betrachteten Gegenstandsbereichs der wissen-

schaftlichen Sammlungen erfüllt die Collection-level Description darüber hinaus den Zweck,

eine erste Nutzbarkeit der Sammlungen im Kontext von Forschung, Lehre und Bildung zu

erreichen. Im Gegensatz zu den Museen, Bibliotheken und Archiven sind wissenschaftliche

Sammlungen an Universitäten eher selten vollständig erschlossen (siehe dazu Kapitel 3.4).

Hier bietet die Collection-level Description die Möglichkeit, vor der Erschließung der ein-

zelnen Objekte bereits mit den Sammlungen zu arbeiten und sie in einem aktiven For-

schungs-, Lehr- und Bildungskontext abzubilden.

Die vorliegende Arbeit thematisiert folglich die Modellierung einer domänenspezifischen

Collection-level Description für den Gegenstandbereich der wissenschaftlichen Sammlun-

gen. Aufgrund dessen wird darauf verzichtet, alle existierenden Collection-level Description-

Schemata zu diskutieren. Im Nachfolgenden gilt es, jene zu erläutern, die im Bereich des

kulturellen Erbes von Bedeutung sind und für die Modellierung des vorliegenden Datenmo-

dells dienten.

24 Lourdi et al. 2009, S. 2 25 Vgl. Dunn 2000, S. 2 26 Powell et al. 2000, S. 1

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Erste Schritte zur Entwicklung einer standardisierten Collection-level Description wurde von

dem Projekt „RSLP Collection Description“27 unternommen. Das 2001 von den Autoren

Powell, Heaney und Dempsey veröffentlichte Schema ermöglicht die Beschreibung ver-

schiedener Arten von digitalen und auch physisch vorhandenen Sammlungen. Das Modell

liefert Konzepte zur Beschreibung der Sammlung selbst und dem digitalen und auch physi-

schen Zugang zu ihr. Dies schließt mit der Sammlung verbundene Orte und Akteure mit ein.

Auch externe Sammlungen und andere Ressourcen, die mit der beschriebenen Sammlung

zusammenhängen, sind mit diesem Schema darstellbar. Die Autoren verwendeten bei der

Modellierung des Schemas das Dublin Core Metadata Element Set.28

Die Dublin Core Gruppe strengte ebenfalls eine Entwicklung einer Collection-level Descrip-

tion an. Die DCMI Collection Description Community29 entwickelte von 2001 bis 200730 das

Dublin Core Collection Application Profile (DCCAP).31 Das Modell ermöglicht die Be-

schreibung von Sammlungen verschiedenster Art (zum Beispiel aus Museum, Bibliothek,

Archiv und Internet) und darüber hinaus auch deren Kataloge beziehungsweise Indizes.

Die Forderung nach semantischer Interoperabilität und einheitlichem Zugang zu Informatio-

nen über Kulturgut im Internet motivierte 2009 die Autorengruppe Lourdi, Papatheodorou

und Doerr, das DCCAP Metadatenschema auf die komplexe CIDOC CRM Ontologie zu

mappen, also beide Modelle interoperabel zu machen. Die Autoren wählten dazu eine pfad-

orientierte Methode, die in jedem Schema den Lebenszyklus einer Kulturgutsammlung

nachbildet. Ein Pfad ist dabei eine Sequenz, die die Beziehung von Domain – Property –

Range wiedergibt. Die identifizierten Pfade des CIDOC CRM wurden dann auf die identifi-

zierten Pfade des DCCAP gemappt und umgekehrt. Das daraus resultierende Modell zeigt

explizit alle Konzepte und Aktivitäten im Zusammenhang mit Sammlungen des kulturellen

Erbes und bildet damit die Grundlage für ähnliche Vorhaben. Darüber hinaus schlussfolger-

ten die Autoren, dass Ontologien eher als eine Art Vermittler zwischen verschiedenen Sche-

mata agieren sollten, da sie eine reiche Semantik bieten und deswegen von komplexerer

Struktur als anwendungsorientierte Datenmodelle sind.32

27 Siehe: http://www.ukoln.ac.uk/metadata/rslp/ 28 Vgl. Powell et al. 2000 29 Siehe: http://dublincore.org/groups/collections/ 30 Die letzte Aktualisierung des DCCAP erfolgte am 9. März 2007, die Gruppe selbst wurde im De-zember 2010 geschlossen. 31 Dublin Core Collection Description Task Group 2007 32 Lourdi et al. 2009, S. 1, 9, 14

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3. Wissenschaftliche Universitätssammlungen

Im folgenden Kapitel gilt es, den Gegenstandsbereich für das im Rahmen dieser Arbeit ent-

wickelte Datenmodell zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen zu charakterisieren.

Hierfür wird zunächst eine Begriffsbestimmung unternommen, wozu bestehende Definitio-

nen analysiert und eine im Rahmen dieser Arbeit gültige Definition erarbeitet wird. Es folgt

ein kurzer Abriss zur Entstehung wissenschaftlicher Universitätssammlungen, welcher erläu-

tert, wie Sammlungen an Universitäten entstanden beziehungsweise gelangt sind. Anschlie-

ßend werden die sich aus der Entstehung ableitenden Funktionen universitärer Sammlungen

genauer betrachtet und ihre Bedeutung für die Universität und Wissenschaft herausgestellt.

Darauf folgt die Darstellung der Situation in der sich Universitätssammlungen derzeit befin-

den und aufgrund derer sich manche Sammlungsfunktion nicht ausführen lässt. Abschlie-

ßend wird die sich in der Entwicklung befindliche Organisation der universitären Sammlun-

gen bis hin zur aktuellen Lage, die die übergreifende Koordinierung von wissenschaftlichen

Universitätssammlungen in Deutschland beinhaltet, geschildert. Damit einhergehend erfolgt

ein kurzer Hinweis auf das System, in dem das hier thematisierte Datenmodell zur Beschrei-

bung wissenschaftlicher Sammlungen Anwendung finden soll.

3.1 Wissenschaftliche Universitätssammlungen – Eine Be-griffsbestimmung

Zunächst gilt es Universitätssammlungen33 gegenüber Sammlungen an Museen, Bibliothe-

ken und Archiven abzugrenzen. Dazu sind zunächst die gängigen Begriffsbestimmungen und

Charakterisierungsmerkmale heranzuziehen, um schließlich den Begriff der wissenschaftli-

chen Universitätssammlungen für den Gegenstandsbereich dieser Arbeit zu bestimmen.

Eine Definition wurde in dem Projekt „Universitätssammlungen in Deutschland: Untersu-

chungen zu Bestand und Geschichte“ des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtech-

nik (HZK) entwickelt:

„Als Universitätssammlungen gelten […] alle aktuell oder ehemals zu einer wissen-

schaftlichen, theologischen und künstlerischen Hochschule gehörenden Sammlungen

mit gegenständlichen und audio-visuellen Objekten. Auch Orte, an denen lebende

Organismen aufbewahrt werden (zum Beispiel Botanische Gärten oder Aquarien),

33 Es werden im Rahmen dieses Kapitels nur Sammlungen an Universitäten berücksichtigt, da keine Untersuchungen zum Sammlungsbestand an Fachhochulen vorliegen.

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sowie mit der Universitätsgeschichte verbundene Memorialeinrichtungen, die in

Lehre und Forschung genutzt werden und/oder museale Funktionen erfüllen […].“34

Ebenfalls Teil der Infrastruktur für Forschung, Lehre und Bildung sind Sammlungen an Uni-

versitätsbibliotheken und -archiven. Dennoch werden sie bei der Betrachtung von Universi-

tätssammlungen ausgenommen, da sie durch geregelte Prozesse bereits erfasst und erschlos-

sen sind und für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Desgleichen

werden Diatheken nicht berücksichtigt, da es sich hierbei vorwiegend um sekundäres Quel-

lenmaterial handelt.35

Eine weitere Definition von Anke te Heesen beschreibt den Begriff der Universitätssamm-

lung folgendermaßen:

„Unter einer Universitätssammlung versteht man im engeren Sinne eine Sammlung

oder eine permanente Ausstellung der Insignien einer Hochschule, […] und andere

wertvolle, institutionengebundene Objekte. Im weiteren und heute üblicheren Sinne

wird damit neben den oben genannten Objekten vor allem der forschungs- und lehr-

relevante Objektfundus der Geistes- und Naturwissenschaften einer Universität be-

zeichnet, also das, was in früheren Zeiten zumeist unter dem Begriff der ‚Lehrmittel-

sammlung‘ firmirte.“36

Während die erste Definition Sammlungen durch ihre institutionelle Anbindung charakteri-

siert, legt die zweite den Fokus auf ihren funktionellen Aspekt und ermöglicht somit eine

Spezifizierung der Universitätssammlungen selbst. Bei der Unterscheidung der Universitäts-

sammlungen nach ihrer Funktion wird deutlich, dass es Sammlungen gibt, die mehr für die

universitäre Forschung und Lehre relevant sind als andere, welche einen identitätsstiftenden

Charakter für das universitäre Selbstverständnis haben. Universitätssammlungen mit Lehr-

und Forschungsbezug spielen eine zentrale Rolle im wissenschaftlichen Hochschulalltag und

unterscheiden sich grundlegend von den identitätsstiftenden Universitätssammlungen. Daher

ist es sinnvoll, sie voneinander abzugrenzen. Im Zuge dieser Arbeit wird der Begriff der

wissenschaftlichen Sammlungen an Universitäten wie folgt definiert:

Eine wissenschaftliche Universitätssammlung ist die Gesamtheit mehrerer physisch

existierender, materieller Einzelobjekte, die von einer oder mehreren Personen zu ei-

nem bestimmten Zweck angelegt wurde beziehungsweise wird, einer Universität zu-

gehörig ist und in unterschiedlicher Weise in Forschung, Lehre und/oder Bildung

eingesetzt wird.37

34 Weber 2012b, S. 1 35 Ebd. S. 2 36 Heesen 2008, S. 486 37 Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Datenmodell ist für alle wissenschaftlichen Sammlungen anwendbar, also auch für diejenigen, die sich nicht an Universitäten befinden. Eine entsprechende Begriffsbestimmung erfolgt im Rahmen der Spezifikation des Datenmodells (siehe Kapitel 4.1).

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3.2 Zur Entstehung von Universitätssammlungen

Die meisten Universitäten Deutschlands beherbergen Sammlungen, die für die Entstehung

und Ausdifferenzierung von Disziplinen, die universitäre Traditionsbildung und vor allem

für den aktiven Einsatz in Forschung und Lehre von großer Bedeutung waren und sind. Dies

gilt auch für viele europäische Universitäten.38

Eine detailgenaue Geschichte der Universitätssammlung im Rahmen dieser Arbeit darzustel-

len, ist nicht möglich. Einerseits steht für die Beschreibung nur wenig Material zur Verfü-

gung39, dennoch würde andererseits der Umfang einer solchen Analyse den Rahmen dieser

Arbeit sprengen. Zu verschieden sind die Geschichten der einzelnen Sammlungen, die teil-

weise stark mit deren disziplinären Kontexten aber auch mit der Geschichte einzelner Perso-

nen verwoben sind. Zusätzlich sind diese einzelnen Sammlungen von äußeren Faktoren wie

veränderten Besitzverhältnissen geprägt.40

Jedoch soll das folgende Kapitel verdeutlichen, wie Sammlungen an Universitäten gelangt

beziehungsweise entstanden sind und welche Bedeutung sie für die Universitäten haben.

Der an Universitäten vorherrschende Reichtum an Sammlungsbeständen ist, je nach Alter

der Hochschule, teilweise über Jahrhunderte hinweg, zusammengetragen worden. Das Ob-

jektspektrum in diesen Sammlungen reicht von aus von Menschenhand geschaffenen Arte-

fakten aller Art bis hin zu natürlichen Objekten verschiedenster Gattungen. Sowohl diese als

auch jene dienten und dienen als Grundlage von Forschungsarbeiten oder sind das Ergebnis

von akademischen Forschungstätigkeiten.41 Auf Grund der Entstehungsgeschichte der

Sammlungen, ihrer Bedeutung als Hort schwer verfügbarer, seltener, sogar einzigartiger

Objekte, als auch ihres Einsatzes zu Forschungs- und Lehrzwecken wegen, sind und waren

Universitätssammlungen eng mit der jeweiligen Hochschule verwoben.42

Am Beginn der akademischen Sammlungstätigkeit stehen die Lehrenden der jeweiligen

Hochschulen. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten sie die Ausstattung für

Wissenschaft und Lehre in der Regel selbst zu beschaffen, zu unterhalten und zu pflegen und

ihre Sammlungen blieben so in deren Privatbesitz.43 Erst die Einrichtung des Akademischen

Museums durch die Göttinger Universität Georgia Augusta im Jahre 1773, mit der Aufgabe

Mittel für Forschung und Lehre bereitzustellen sowie den darauffolgenden Ankauf von

Sammlungen, die Professoren mit privaten Mitteln angelegt hatten, durchzuführen, änderten

38 Weber 2012b, Abs. 1 39 Ebd. Abs. 10 40 Ebd. Abs. 11 41 Ebd. Abs. 2 42 Ebd. Abs. 7 43 Ebd. Abs. 18

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diese Praxis. Durch die Schaffung öffentlicher Sammlungen machten sich die Universitäten

nun unabhängig von den Interessen und Sammlungsaktivitäten ihrer Professoren.44

Im Übergang von der privaten zur institutionellen Sammlungspraxis, stellte sich mehr und

mehr die Frage des konzeptionellen Umgangs mit dem Sammlungsgut. Meist sehr unter-

schiedliche Kollektionen, häufig auch durch Schenkungen an die Universitäten gelangt,

mussten in ein wissenschaftliches Ordnungskonzept übertragen werden, das eine planmäßige

Sammlungsstrategie erst ermöglichte.45 „Die planmäßige Bereitstellung von institutioneller

und materieller Infrastruktur“ durch die Hochschulen ließ dies nun möglich werden. 46

Aus der privaten Sammlungstätigkeit von Professoren, zur Bereitstellung von Lehrmaterial

und zur Erlangung eigenen Forschungsmaterials, über den Ankauf dieser Kollektionen durch

Hochschulen und durch Schenkungen, gelangten Forschungsanstalten nach und nach in den

Besitz von wissenschaftlichen Sammlungen. Die Erschließung, Ordnung und Nutzbar-

machung dieser Sammlungen dauert bis heute an.

Die überaus wichtige Bedeutung dieser Sammlungen in Forschung, Lehre und außeruniversi-

tärer Bildung, ihr identitätsstiftender Charakter und ihre repräsentative Funktion sowie ihre

Archiv- und Bewahrungsfunktion sollen im Weiteren genauer dargestellt werden.

3.3 Funktionen universitärer Sammlungen

Die Intention mit materiellen Objekten zu forschen und zu lehren zeigt die primäre Funktion

der Sammlungen im hochschulalltäglichen Einsatz sowie deren enge Verbundenheit zu ihrer

Universität.47 An der festen Einbindung der universitären Sammlung in das Curriculum und

die Forschung der Hochschule, lässt sich auch deren Unterschied in Entstehung, Funktion

und Bedeutung im Gegensatz zu Sammlungen in Museen ablesen:

Nach den Ethischen Richtlinien für Museen des International Council of Museums (ICOM)

„bewahren, zeigen, vermitteln und fördern Museen das Verständnis für das Natur- und Kul-

turerbe der Menschheit“.48 Die genuinen Aufgaben der Universitäten, die sich auch aus dem

Humboldt’schen Bildungsideal, der Einheit von Forschung und Lehre, begründen, sind nach

deutschem Hochschulrahmengesetz die „Pflege und Entwicklung der Wissenschaften und

der Künste durch Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung […].“49 Anhand dessen

44 Weber 2011, S. 101 - 102 45 Ebd. S. 112 46 Müller 2006, S. 146 nach Weber 2011, S. 101 – 102 47 Weber 2012b, Abs. 7 48 ICOM 2010, S. 9 49 Bundesregierung Deutschland 1976

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lässt sich auch die Verwendung der Universitätssammlungen für die Forschung und Lehre zu

Studien- und Bildungszwecken ableiten. Während die Museen vornehmlich darauf konzen-

triert sind, das kulturelle und natürliche Erbe der Öffentlichkeit zu präsentieren und für die

Gesellschaft zu bewahren, sind die Sammlungen der Universitäten meist nur einem internen

Kreis von Personen im Rahmen inneruniversitärer Forschung und Lehre zugänglich und

können hier ihre Qualitäten als Demonstrations- und Forschungsmaterial entfalten.

Doch erfüllen Universitätssammlungen, neben den genannten Hauptaufgaben, auch noch

weitere Funktionen, die teilweise denen der Museen ähneln. So stellt Dr. Cornelia Weber

fest, dass „Universitätssammlungen nicht nur die Basis für Forschung und Lehre bilden,

sondern oftmals auch als wirksames Instrument bei der Vermittlung von Wissenschaft an

eine breitere Öffentlichkeit genutzt werden. Als sichtbares Bindeglied zwischen Universität

und Gesellschaft können sie erheblich zur Aufwertung von Lehre und Forschung beitra-

gen.“50

Die folgenden Teilkapitel zeigen diese vielfältigen, teilweise miteinander verwobenen, aber

auch untereinander konkurrierenden Funktionen von Universitätssammlungen auf und erläu-

tern ihre Bedeutung für die Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie für die Universität selbst.

3.3.1 Funktion für die Forschung

Viele Disziplinen arbeiteten und arbeiten häufiger mit textbasierten Quellen als mit materiel-

len Objekten. Doch gerade in jüngerer Zeit wenden sich viele Wissenschaften wieder, oder

erstmalig, Objekten und Sammlungen zu. Sie entdecken, dass die Materialität der Objekte

einzigartige Möglichkeiten bietet, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. So kann, durch die

Entwicklung neuer Untersuchungsmethoden, ein und dasselbe Sammlungsobjekt verschie-

dene Fragestellungen aus unterschiedlichen disziplinären Zusammenhängen beantworten und

so wissenschaftliche Fortschritte ermöglichen.51 Ebenso sind viele Disziplinen ohne Samm-

lungen gar nicht vorstellbar, teilweise sind sie erst auf Grundlage von Sammlungen entstan-

den, wie etwa Archäologie, Botanik, Zoologie und Kunstgeschichte, die ihre Sammlungen

als Quellengrundlage und Belegmaterial nutzen. Ein eindrückliches Beispiel hierfür gibt die

Archäologie. Die durch Ausgrabungen erworbenen Artefakte bilden jene Sammlungen, die

erst die Grundlage für die Forschung der Archäologie bilden.52

Naturkundliche Sammlungen sind z. B. für die biologische Forschung vor allem als Beleg-

material unentbehrlich. Insbesondere im Zuge der Biodiversitätsforschung erlangen diese

Sammlungen entscheidende Bedeutung: Sie belegen die Verbreitung von Tier- und Pflan-

50 Weber 2007, S. 397 51 Wissenschaftsrat 2011, S. 11 52 Ebd. S. 12

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zenarten oder aber deren Aussterben. Ein bedeutendes Beispiel gibt hier das internationale

Projekt „Census of Marine Life“53, das sowohl die vorhandenen Organismen der Weltmeere

erfasst, als auch einen Abgleich mit Referenzexemplaren zur (Neu-)Zuordnung von Arten

durchführt. Ohne den Rückgriff auf bereits vorhandene Sammlungen wäre hier keine For-

schung möglich.54

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz wissenschaftlicher Sammlungen in der Forschung sind

Bohrkernlager, die Aufschluss über vergangene klimatische und ökologische Umweltbedin-

gungen geben und eine Grundlage für die Klimaforschung bilden.55

In den bisher beschriebenen Fällen dienten die Sammlungen eher als Hilfsmittel für die For-

schung. Doch insbesondere für wissenschaftshistorische Fragestellungen werden manche

Sammlungen erst selbst zum eigentlichen Gegenstand der Forschung: Als Zeugnisse vergan-

gener Zeiten ermöglichen sie es, unter anderem, Rückschlüsse auf die Entwicklung von Dis-

ziplinen im wissenschaftsgeschichtlichen Kontext ziehen zu können.56 Ein Beispiel gibt hier

die Sammlung physikalischer Geräte der Universität Göttingen, deren Objekte zu Demonst-

rationen in den experimentalphysikalischen Vorlesungen von Georg Christoph Lichtenberg

eingesetzt wurden. Anhand derer lässt sich die historische Entwicklung des Faches bele-

gen.57

Die Forschung mit wissenschaftlichen Sammlungen kann darüber hinaus auch Impulse für

Innovationen geben, insbesondere für interdisziplinäre Forschung: Beispielsweise sind durch

die DNS-Analyse völlig neue Untersuchungen zu unterschiedlichen Fragestellungen durch-

führbar. So werden erstmalig Einblicke in die Evolutionsbiologie durch die DNS-

Untersuchungen vorzeitlicher Knochen aus paläontologischen Sammlungen gewonnen.

Auch an archäologischen Objekten werden mit Hilfe der modernen Untersuchungsmethoden

Verwandtschaftsforschung und Materialanalysen durchgeführt.58

Zweifelsohne ist festzustellen, dass wissenschaftliche Sammlungen für die Forschung eine

grundlegende und darüber hinaus innovative Bedeutung haben, da sie durch unterschiedliche

Bearbeitungsweisen die Beantwortung für eine Vielzahl von Forschungsfragen aus einer

Disziplin oder auch in interdisziplinären Kontexten ermöglichen.59 So sind sie zugleich Ob-

jekt, Werkzeug und Produkt der Wissenschaft und bilden eine bedeutende Infrastruktur für

die wissenschaftliche Forschung.60

53 Siehe: http://www.coml.org 54 Wissenschaftsrat 2011, S. 12, 14 55 Weber 2012b, Abs. 28 56 Wissenschaftsrat 2011, S. 12 - 13 57 Weber 2012b, Abs. 33 58 Wissenschaftsrat 2011, S. 13 59 Ebd. S. 12 60 Ebd. S. 11

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3.3.2 Funktion für die Lehre

Viele Sammlungen an Universitäten sind aus Lehrzwecken, zur Anschauung und Demonst-

ration, angelegt worden. Noch heute werden neue Sammlungen für den Unterricht mit Stu-

denten aufgebaut.

Ein Beispiel für innovative Konzepte der sammlungsbezogenen Lehre gibt der Medienar-

chäologische Fundus61 des Instituts für Musik- und Medienwissenschaft der Humboldt-

Universität zu Berlin. Die privat angelegte Sammlung enthält medienwissenschaftlich rele-

vante Artefakte aus verschiedenen Generationen elektromechanischer und mechanischer

Entwicklungen wie Fernseher, Radios, Messmedien und Rechner. Die Sammlungsobjekte

können vor Ort untersucht werden. Dabei ist auch das Auseinanderbauen der Apparate unbe-

dingt erwünscht. Dieser praktische Umgang mit den Objekten ermöglicht den Studenten die

Erforschung der engen Verknüpfung des Mediums mit dessen medialen Träger.

Das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité verfolgt einen Ansatz, der sowohl

inner- als auch außeruniversitäre Bildung miteinander vereint. Die Studenten planen selbst-

ständig oder unter wissenschaftlicher Anleitung (Sonder-)Ausstellungen, von der Recherche

bis hin zur Ausführung. Sie werden so einerseits thematisch-inhaltlich als auch organisato-

risch geschult. Die Chance, aber auch die damit einhergehende Verantwortung der Präsenta-

tion der Projektergebnisse in der Öffentlichkeit, ermöglicht den Studenten, einen sensiblen

Umgang mit Objekten und Texten zu entwickeln.62 In Zusammenarbeit mit dem HZK ent-

stand die aktuellste studentische Sonderausstellung „Wohlsein! Gesund werden- gesund

bleiben. Einblicke in die Integrative Medizin“, die von November 2012 bis März 2013 für

die Besucher zugänglich war.

Ein solcher Ansatz verdeutlicht die Bedeutung von wissenschaftlichen Universitätssamm-

lungen über die Hochschule hinaus: Sie sind sowohl zu Lehr- und Forschungszwecken in-

nerhalb der Universität als auch zur Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit

nutzbar.

3.3.3 Funktion für die außeruniversitäre Bildung

Wie bereits das vorangegangene Teilkapitel verdeutlichte, sind wissenschaftliche Sammlun-

gen auch zu außeruniversitären Bildungszwecken einsetzbar, woraus sich die Relevanz der

Sammlungen über den Wissenschaftskontext hinaus ablesen lässt. Die bekannteste Form von

Universitätssammlungen, die nicht ausschließlich einem Fachpublikum zugänglich gemacht

werden, sind sicherlich die Botanischen Gärten. Darüber hinaus werden durch Großveran-

staltungen wie die „Lange Nacht der Wissenschaften“ oder auch die „Lange Nacht der Mu-

61 http://www.medienwissenschaft.hu-berlin.de/medientheorien/fundus 62 Schnalke 2011, S. 98

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seen“ Universitätssammlungen, die sonst keine oder nur unregelmäßige Öffnungszeiten ha-

ben, temporär für eine allgemeine Öffentlichkeit zugänglich gemacht und so zu Publikums-

magneten. Dies trägt zur positiven Außendarstellung und zur regionalen Vernetzung der

Wissenschaft bei. Wissenschaftliche Sammlungen haben ein hohes Potenzial für die außer-

universitäre Wissensvermittlung, das in jüngerer Zeit gerade durch die Schaffung von Uni-

versitätsmuseen und Themenausstellungen ausgeschöpft wird.63

Seit Ende der 1980er Jahre wurden Universitätssammlungen in großen Themenausstellungen

mit transdisziplinärem Ansatz gezeigt. Das Zusammenführen verschiedener disziplinärer

Ansätze brachte eine neuartige Präsentation der Objektarrangements hervor und rückte die

Universitätssammlungen mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein.64 Vor allem die im

Jahre 2000 in Berlin gezeigte Ausstellung „Theatrum Naturae et Artis“, organisiert von Prof.

Dr. Horst Bredekamp, Prof. Dr. Jochen Brüning und Dr. Cornelia Weber, weckte im

deutschsprachigen Raum das Interesse der Öffentlichkeit und der Wissenschaft an Universi-

tätssammlungen. In der Ausstellung wurden die disparaten Sammlungen diverser Fachberei-

che der Humboldt-Universität zu Berlin sowohl inhaltlich als auch darstellend in Bezug ge-

setzt.65

Ein weiteres Beispiel zeigt, dass auch kleinere universitäre Ausstellungen durch ein innova-

tives, transdisziplinäres Konzept mit spielerischer Herangehensweise einen bedeutenden

Beitrag zur Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit leisten können. Für die

Ausstellung „CICADAS – Ein elektromechanisches Klangkunstwerk zur Evolution“, die

2012 im Naturkundlichen Universitätsmuseum Halle-Wittenberg zu besichtigen war, schuf

der Künstler Edgardo Rudnitzky künstliche, elektromechanische Zikaden, deren Mechanik

sich am wirklichen Prinzip der Klangerzeugung der Insekten orientiert.66 Anhand physikali-

scher Kunstwerke wurden hier den Ausstellungsbesuchern Forschungsergebnisse der Biolo-

gie verständlich gemacht.

Diese Beispiele zeigen, dass universitäre Sammlungen neben der Forschungs- und Lehrfunk-

tion, auch außeruniversitäre Bildungs- und sogar Unterhaltungsfunktionen erfüllen und sie

dahingehend durchaus mit musealen Ausstellungen konkurrieren können. Akademische

Sammlungen haben die außerordentliche Möglichkeit, die Ergebnisse wissenschaftlicher

Forschung direkt aus den Universitäten an ihre Ausstellungsbesucher weitergeben zu können

und schaffen so einen direkten Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.

63 Wissenschaftsrat 2011, S. 33 64 Heesen 2008, S. 487 65 Ebd. S. 487 - 488 66 http://www.cicadas.de

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3.3.4 Identitätsstiftender Charakter und repräsentative Funktion

Neben Sammlungen mit Forschungs- und Lehrfunktion existieren auch solche Sammlungen,

die durch ihren identitätsstiftenden Charakter das Selbstverständnis der Universitäten reprä-

sentieren. Sie enthalten Objekte wie Universitätszepter, Rektorketten, Pokale, Talare, Dok-

torhüte und Matrikelbücher und stellen gleichzeitig auch einen Beleg für die Geschichte der

Universität dar.67 Auch Gelehrtenporträts als visuelles Gedächtnis der Hochschulgeschichte

finden sich an vielen Universitäten und bilden gleichzeitig eine repräsentative Kunstsamm-

lung.68 Solche Universitätssammlungen sind kein aktiver Bestandteil des universitären For-

schungs- und Lehrbetriebs, doch ist ihr Einsatz als Repräsentant für die Geschichte der Insti-

tution im Rahmen einer Ausstellung durchaus vorstellbar.

3.3.5 Archiv- und Bewahrungsfunktion

Auch wenn eine universitäre Sammlung für den aktiven Einsatz in Forschung und Lehre mit

der Zeit an Bedeutung verloren hat, kann sie dennoch als eine Art Archiv dienen. Dies gilt

insbesondere für jene Sammlungen, die Belegmaterial enthalten.69

Naturkundliche Sammlungen enthalten unter anderem auch Typusexemplare, die notwendi-

gerweise bei neu endeckten Arten zum Vergleich herangezogen werden müssen. Für die

Untersuchung früherer Krankheiten mittels DNS-Analyse werden historische Präparate-

sammlungen der Medizin genutzt.70 Die Archivfunktion gilt auch für solche Sammlungen,

deren Objekte einen veralteten Wissensstand repräsentieren, da sie weiterhin für die wissen-

schaftsgeschichtliche Forschung relevant sind. Beispielsweise kann die Arbeit mit einer his-

torischen physikalischen Instrumentensammlung Aufschluss über vergangene Forschungs-

methoden und Denkprozesse geben.71

Dies zeigt, dass, obwohl die Bestände universitärer Sammlungen für einige Zeit an Bedeu-

tung einbüßen können, es durch neue Forschungsfragen und -methoden sowie auch durch

innovative didaktische Konzepte gelingen kann, aus ihnen unerwartete Erkenntnisse zu ge-

winnen.72

Historische Sammlungen als Archiv können durchaus für zukünftige Forschungs- und Lehr-

zugriffe an Bedeutung gewinnen. Die Bewahrung des academic heritage der Universitäten

sollte daher nicht nur des Forschungsinteresses wegen, sondern auch zur Bewahrung des

Gedächtnisses der Wissenschaft verpflichtende Aufgabe der Universitäten sein.73

67 Heesen 2008, S. 486 68 Weber 2012b, Abs. 24 69 Ebd. Abs. 28 70 Ebd. Abs. 28 71 Vgl. Ebd. Abs. 33 72 Ebd. Abs. 35 73 Vgl. Ebd. Abs. 35

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Jedoch kann die Bewahrung einer Universitätssammlung auch in Konkurrenz mit anderen

Funktionen stehen: Während auf der einen Seite die Bewahrung universitärer Sammlungen

als materielle Zeugnisse der Wissenschaftsgeschichte und als Forschungsarchiv bedeutsam

ist, so sind diese auf der anderen Seite auch zur Anwendung bestimmt und können durch

Abnutzungs- und Gebrauchsspuren gekennzeichnet sein. Ebenso ist bewusst gesteuerte Sub-

stanzreduzierung von Objekten, wie etwa die Entnahme von Proben bei Bohrkernen für For-

schungszwecke, beabsichtigt. Hierbei ist die bewahrende Funktion teilweise zurückgestellt,

beziehungsweise nur eingeschränkt umsetzbar. Auch kann die Funktion einer Sammlung

umgewidmet werden. Sammlungen, die ursprünglich für Lehrzwecke angelegt wurden, wie

anatomische Präparate oder Herbarien, können zunehmend als Forschungsgrundlage die-

nen.74

Jedoch ist die Bewahrung der Universitätssammlungen vielerorts auch aufgrund mangelnder

finanzieller Mittel nicht erfüllbar und bedroht dadurch deren Existenz.75

3.4 Derzeitige Situation wissenschaftlicher Universitäts-sammlungen

Oft sind die vielseitigen Funktionen der Sammlungen für Forschung, Lehre und Bildung

nicht voll ausschöpfbar, da sich viele wissenschaftliche Universitätssammlungen aufgrund

unzureichender organisatorischer, struktureller, technischer, personeller und finanzieller

Voraussetzungen in einer prekären, oftmals existenzbedrohenden Lage befinden.76

Universitätssammlungen sind meist strukturell den Fachbereichen oder Instituten zugeord-

net. Dies ist begründet durch unterschiedliche Entstehungs- und Provenienzzusammenhänge

sowie auch der Einbindung in die Forschung und Lehre in dem betreffenden Studiengang

geschuldet. Das Wissen über das Vorhandensein sowie den Inhalt der Sammlungen ist daher

meist nur einigen Institutsmitarbeitern bekannt. Da keine verbindlichen Regelungen existie-

ren, die den Umgang mit Sammlungen klären, sind diese von den Entscheidungen einzelner

Lehrstuhlinhaber oder den übergeordneten Einrichtungen abhängig.77

Die Universitäten sind selten in der Lage, eine vollständige Übersicht ihrer Sammlungen zu

geben. Viele Sammlungen sind auch inhaltlich nicht erschlossen, wodurch ihr Potenzial für

die wissenschaftliche Nutzung oft nicht erkannt wird. Dies führt häufig dazu, dass die

Sammlungen als unwichtig eingestuft und bei Sparmaßnahmen schlicht ausgesondert wer-

den. Selbst wenn eine Sammlung erschlossen wurde, ist das dazugehörige Material nicht in

74 Wissenschaftsrat 2011, S. 34 75 Heesen 2008, S. 485 76 Weber 2012a 77 Ebd.

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zeitgemäßer Form aufbereitet: Die Daten sind nur vor Ort zugänglich, da sie nur auf Kartei-

karten verzeichnet oder in einer lokalen Datenbank gespeichert sind. Eine wissenschaftliche

Nutzung über das Institut oder die Universität hinaus kann somit nicht stattfinden.78

Sammlungsobjekte sind oft unsachgemäß in viel zu kleinen Räumen mit schlechten klimati-

schen Bedingungen untergebracht oder in ungesicherten Schaukästen in den Fluren und Un-

terrichtsräumen aufgestellt. Dies kann sowohl zu konservatorischen Schäden an den Objek-

ten, als auch zu Sicherheitsproblemen führen. Eine wissenschaftliche Nutzung der Samm-

lung ist in diesen Fällen meist nur schwer möglich: Die aufgrund der unzureichenden kon-

servatorischen Bedingungen entstanden Schäden müssten durch restauratorische Maßnah-

men ausgebessert werden, doch fehlen dazu häufig sowohl fachkundiges Personal, als auch

die notwendigen finanziellen Mittel.79

Weiterhin ist ein Mangel an sachgerechter Sammlungsbetreuung zu beobachten. Selbst wenn

engagierte Wissenschaftler die Sammlung betreuen, bringen sie häufig nicht das museologi-

sche Fachwissen für eine fachgerechte Sammlungsbetreuung mit.80

3.5 Organisatorische Entwicklung und aktueller Stand wis-senschaftlicher Universitätssammlungen

Der prekären Situation der Universitätssammlungen wurde in den letzten Jahren mehr und

mehr Beachtung geschenkt. Durch das starke Interesse der historischen Forschung an mate-

riellem Kulturgut sind auch vermehrt Forschungs-, Lehr- und Bildungsaktivitäten mit uni-

versitären Sammlungen zu beobachten. Das Interesse an den Sammlungen führte zu Beginn

des 21. Jahrhunderts zu der Bildung mehrerer auch überregionaler Netzwerke, die sich mit

akademischen Sammlungen auseinandersetzen.81

Im Jahre 2000 wurde das europäische Netzwerk „Universeum“ gegründet und verfolgt seit-

dem das Ziel universitäre Sammlungen, Museen, Archive, Bibliotheken, Botanische Gärten,

Sternwarten usw. zu erhalten, zu erforschen, zugänglich und bekannt zu machen.82

Als Zweig von ICOM wurde 2001 das internationale Netzwerk „University Museums and

Collections“ (UMAC)83 gegründet. UMAC veranstaltet regelmäßig Konferenzen zu aktuel-

len Themen des Sammlungsgeschehens an den Universitäten und sammelt seither Daten über

78 Weber 2012a 79 Ebd. 80 Ebd. 81 Weber 2012b, Abs. 36 82 Siehe: http://www.universeum.it/ 83 Siehe: http://publicus.culture.hu-berlin.de/umac/

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22

die weltweit vorhandenen Universitätssammlungen und –museen in einer frei verfügbaren

Online-Datenbank.84

In Deutschland erfolgte ein erster Schritt in Richtung Erfassung und Dokumentation univer-

sitärer Sammlungen mit der Durchführung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft

(DFG) geförderten Projekts „Universitätssammlungen in Deutschland: Untersuchungen zu

Bestand und Geschichte“. Mit dem Ziel, die vorhandenen sowie auch verlorenen Sammlun-

gen an deutschen Universitäten erstmalig zu erfassen und die Geschichte der Bestände zu

erforschen, wurde das Projekt von 2004 bis 2009 am HZK durchgeführt. Die Erfassung der

deutschen Universitätsmuseen und -sammlungen und ihrer Geschichte erfolgte in einer frei

zugänglichen Online-Datenbank, die auch nach Projektabschluss gepflegt und aktualisiert

wird. 85

Das Projekt stellte einen Meilenstein für die Wahrnehmung der Universitätssammlungen in

Deutschland dar. So bezieht sich auch der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zu wis-

senschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen86 auf das Projekt.

Auch die Wahrnehmung der Universitätssammlungen in der Community selbst hat sich seit

dem Projekt erhöht: Auf den seit 2010 jährlich stattfindenden Sammlungstagungen werden

die vielseitigen Probleme der Sammlungen thematisiert und entsprechende Konzepte zur

Lösung vorgestellt sowie der Ausbau des Sammlungsnetzwerks weiter vorangetrieben.

Das Projekt gab auch Impulse für die Erschließung konkreter Objektgattungen in wissen-

schaftlichen Sammlungen. So wurde von 2010 bis 2012 am HZK das DFG-geförderte Pro-

jekt „Materielle Modelle in Forschung und Lehre“ mit dem Ziel der Erfassung, Dokumenta-

tion und Untersuchung dreidimensionaler Modelle in einer dezentral nutzbaren, multimedia-

len Online-Objektdatenbank, durchgeführt.87 Auch der Aufruf der DFG im Februar 2013 zur

„Standardbildung für die Erschließung und/oder Digitalisierung von Objektgattungen in

wissenschaftlichen Sammlungen“88 verdeutlicht das verstärkte Interesse an Professionalisie-

rungsmaßnahmen und insbesondere Standardisierungsmaßnahmen zum Umgang mit wissen-

schaftlichen Sammlungen.

Ein willkommener Schritt in Richtung Förderung und vor allem gemeinsamer Vertretung der

Interessen universitärer Sammlungen, unternahm die Sammlungs-Community mit der Grün-

dung des Vereins „Gesellschaft für Universitätssammlungen e. V.“ auf der Sammlungsta-

gung im Oktober 2012 in Göttingen.89

84 Heesen 2008, S. 486 85 Siehe: http://www.universitaetssammlungen.de 86 Wissenschaftsrat 2011 87 Weber 2012a, S. 1 88 Deutsche Forschungsgemeinschaft 2013 89 Siehe: http://www.wissenschaftlichesammlungen.de/gesellschaft

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23

Auch die verstärkte Schaffung von Arbeitskreisen, zum Beispiel des Arbeitskreises Samm-

lungen der Universität Hamburg seit 201190 und zentralen Einrichtungen für Sammlungen an

den Universitäten, beispielsweise die Kustodie der TU Dresden91, sind ein Zeichen für das

gemeinsame Ziel der Sammlungs-Community, die Situation der Sammlungen zu verbessern

und ihre Position zu stärken. Ein Beispiel für den Vorteil einer universitätszentralen Samm-

lungsverwaltung ist die Schaffung universitätsweit geltender, einheitlicher Sammlungsord-

nungen, die die Zuständigkeit für die Sammlungen eindeutig klären und diese vor der Will-

kür einzelner Instituts- beziehungsweise Fakultätsverantwortlichen schützen.92 Solche

Sammlungsordnungen sind ebenfalls Bestandteil musealer Standards und werden von Orga-

nisationen wie dem Deutschen Museumsbund für den professionellen Sammlungsumgang

empfohlen.93

Auch ist die Bestimmung von Sammlungsbeauftragten für einzelne Sammlungen und uni-

versitätsweit agierenden Sammlungskoordinatoren ein Weg, die professionelle Organisation

von Sammlungen voranzutreiben.

Um die Sichtbarkeit und Nutzbarkeit der akademischen Sammlungen für wissenschaftliche

Forschung, Lehre und Bildung voranzutreiben, sollten die Bemühungen individuell agieren-

der Sammlungsbetreuer und -koordinatoren zentral gebündelt und koordiniert werden. Eine

fächer- und standortübergreifende Einrichtung, die wissenschaftliche Sammlungen auf ver-

schiedenen Ebenen organisiert und miteinander vernetzt, ermöglicht ein abgestimmtes Han-

deln der Universitätssammlungen untereinander.94

Entsprechend der Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu wissenschaftlichen Sammlungen

als Forschungsinfrastrukturen95 wurde im Mai 2012 das vom BMBF geförderte Projekt

„Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland“96, mit

dem Ziel, universitäre Sammlungen als dezentrale Forschungsinfrastruktur weiterzuentwi-

ckeln und eine dauerhafte Vernetzung zu etablieren, gestartet.97 Im akademischen Bereich

stellt das Projekt ein Pioniervorhaben dar, denn weder innerhalb Deutschlands noch interna-

tional existiert bisher etwas Vergleichbares.98 Das Vorhaben zielt darauf ab, den Stellenwert

wissenschaftlicher Sammlungen in Forschung, Lehre und Bildung zu erhöhen, so dass die

90 Siehe: http://www.uni-hamburg.de/einrichtungen/zentrale-einrichtungen/museen/arbeitskreis-sammlungen.html 91 Siehe: http://www.tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/kustodie/ 92 Weber 2012a 93 Deutscher Museumsbund e. V. 2006 94 Weber 2012a 95 Wissenschaftsrat 2011 96 Siehe: http://wissenschaftlichesammlungen.de/ 97 Weber 2012a 98 Link 2013, S. 16

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24

Vielfalt des academic heritage sowohl dem Fachpublikum als auch der interessierten Öffent-

lichkeit zugänglich ist.99

Die Koordinierungsstelle nützt zur Etablierung der Sammlungen als Infrastruktur für Wis-

senschaft und Bildung verschiedene Mittel der Kommunikation, Koordination sowie der

Informationsverteilung und -vernetzung. In Zusammenarbeit mit Experten, Sammlungsbe-

auftragten und -koordinatoren veranstaltet die Koordinierungsstelle Workshops und Tagun-

gen, auf denen konkrete Konzepte für den Umgang mit wissenschaftlichen Sammlungen

erarbeitet werden. Die erarbeiteten Standards, Empfehlungen und Kriterien für Sammlungen

als Infrastrukturen für die Wissenschaft werden in Form von Handreichungen, Material-

sammlungen und Leitfäden publiziert und kommuniziert und dienen so den Sammlungsko-

ordinatoren vor Ort als Arbeitsinstrument.100

Um die Vernetzung der Sammlungen zu fördern, betreibt die Koordinierungsstelle eine Mai-

lingliste und gibt monatlich einen Newsletter mit Aktivitäten sowie aktuellen Hinweisen zu

Veranstaltungen, Publikationen und Fördermöglichkeiten heraus.101 Des Weiteren ist eine

Kommunikationsplattform mit umfangreichen Funktionen für die Sammlungs-Community in

Arbeit, die im Sommer 2013 gestartet wird.

Neben der Vernetzung von Sammlungen durch vielfältige Kommunikationsstrukturen wird

auch eine virtuelle Vernetzung der Sammlungsbestände selbst angestrebt, um die Nutzbar-

keit dieser für Forschung, Lehre und Bildung zu verbessern. Dies soll im Rahmen eines frei

zugänglichen zentralen Informations- und Dokumentationsportals, das akademische Samm-

lungen und deren Objekte als wissenschaftliche Infrastrukturen erfasst, realisiert werden.

In einer ersten Ausbaustufe wird das Portal die dezentrale Erfassung der universitären

Sammlungsbestände ermöglichen. Nach und nach sollen auch die Sammlungsobjekte zu-

gänglich gemacht werden, doch dies erfordert zunächst umfangreiche Erschließungs- und

Digitalisierungsmaßnahmen vor Ort. Das Sammlungsnetzwerk engagiert sich dahingehend

für eine verstärkte finanzielle und personelle Förderung der Universitätssammlungen.

Das Portal wird sich nicht nur durch seine Funktonalität, sondern vor allem durch seine in-

haltliche Ausrichtung stark vom bereits existierenden Informationssystem „Universitäts-

sammlungen in Deutschland“102 unterscheiden. Das genannte System ermöglicht eine Re-

cherche zu Bestand und Geschichte deutscher Universitätssammlungen und ist vor allem ein

Instrument, um Quellen der wissenschaftsgeschichtlichen Forschung zugänglich zu machen.

Das geplante Informations- und Dokumentationsportal der Koordinierungsstelle hingegen

99 Weber 2012a 100 Link 2013 S. 16 101 Ebd. 102 Siehe: http://www.universitaetssammlungen.de/

Page 32: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

25

macht aktuell bestehende Sammlungen für verschiedene Aktivitäten in Forschung, Lehre und

Bildung recherchierbar. Der Fokus liegt auf dem Einsatz universitärer Sammlungen als Inf-

rastruktur für die Wissenschaft. Das zugrunde liegende, im Rahmen dieser Arbeit erstellte,

Datenmodell ermöglicht nicht nur eine Beschreibung der Sammlung selbst, sondern auch

eine Verknüpfung der (Teil-)Bestände mit sammlungsbezogenen Aktivitäten, wie For-

schungsprojekten, Lehrveranstaltungen und Ausstellungen sowie deren Produkten (zum Bei-

spiel Forschungsberichte, studentische Arbeiten, Ausstellungskataloge, Inventardatenbanken

u.v.m.). Das Informations- und Dokumentationsportal der Koordinierungsstelle verbessert

somit die wissenschaftliche Nutzung der Sammlungen.

Page 33: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

26

4. Spezifikation des ontologisch basierten Datenmo-dells zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlun-gen

4.1 Einführung

Das Datenmodell zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen, nachfolgend Scientific

Collection Description Model (SCDM) genannt, ermöglicht die formale Strukturierung der

Domäne als Infrastruktur für wissenschaftliche Forschung, Lehre und Bildung.

Eine wissenschaftliche Sammlung ist in dieser Perspektive die Gesamtheit mehrerer phy-

sisch existierender, materieller Einzelobjekte, die von einer oder mehreren Personen zu ei-

nem bestimmten Zweck angelegt wurde, beziehungsweise wird, und in unterschiedlicher

Weise in Forschung, Lehre und/oder Bildung eingesetzt wird. Dabei ist sie mehr als die blo-

ße Zusammenstellung ihrer Objekte: Durch ihre spezifische Systematik vermag sie, noch

mehr als ein einzelnes Objekt es könnte, den Einblick in einen Wissensbestand zu geben und

die Gewinnung neuer Erkenntnisse zu ermöglichen.103 Das Modell versucht die Dynamik

wissenschaftlicher Sammlungen als Infrastruktur abzubilden, in dem es nicht nur die Samm-

lung selbst (als Gesamtzusammenhang) beschreibt, sondern auch ihre Nutzung für For-

schung, Lehre und Bildung sowie damit verknüpfte Ressourcen darstellt. Diese übergreifen-

de Sicht auf die Sammlung unterscheidet das vorgestellte Modell von anderen Schemata zur

Sammlungsbeschreibung, wie zum Beispiel das DCCAP. Nichtsdestotrotz dienen dieser und

weitere Standards als Basis für das SCDM und sind somit mit ihm kompatibel.

Eine aktuelle Relevanz für die Entwicklung eines Beschreibungsmodells für wissenschaftli-

che Sammlungen lässt sich unter anderem aus der Ausschreibung „Standardbildung für die

Erschließung und/oder Digitalisierung von Objektgattungen in wissenschaftlichen Samm-

lungen“ der DFG vom 6. Februar 2013 ablesen. Diese fordert die Antragssteller auf, „auf die

notwendige Kontextualisierung von Sammlungen über die sogenannte Collection-level Des-

cription einzugehen“.104 Das SCDM ist ein Beschreibungsschema auf Sammlungsebene und

ermöglicht daher die Anforderungen der DFG zu erfüllen. Weiterhin schließt das Modell an

die Forderungen der DFG nach „Entwicklung von Standards auf Ebene der Objektgattungen

in wissenschaftlichen Sammlungen“105 an und ermöglicht auf Ebene der Collection-level

Description eine erste Identifizierung von Objektgattungen in wissenschaftlichen Sammlun-

gen. (Siehe dazu Kapitel 4.4.1.3: cld:itemType.)

103 Wissenschaftsrat 2011 S. 11 104 Deutsche Forschungsgemeinschaft 2013, S. 3 105 Ebd.

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4.1.1 Anwendungsbereich

Das Modell ist stark an die zeitnahe Implementierung in das sich derzeit in Entwicklung

befindliche Informationssystem der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitäts-

sammlungen gebunden. Dieses Informationssystem soll zum einen speziell auf die Bedürf-

nisse der Community zugeschnitten sein, soll aber auch innerhalb des Web of Data den Aus-

tausch von Informationen mit anderen interoperablen Systemen, wie beispielsweise Euro-

peana, erlauben. Das SCDM zielt darauf ab, domänenspezifische semantische Begriffsbe-

stimmungen bereit zu stellen, um disparate, lokale Informationsquellen in eine semantisch

zusammenhängende globale Ressource zu verwandeln. Durch die Orientierung an Standards

wie EDM, CIDOC CRM und DCMI Metadata Terms, ist eine ständige Erweiterbarkeit des

Modells sowie seine Nachnutzung im Linked Open Data, durch das Einfügen entsprechender

Schnittstellen (zum Beispiel OAI-PMH), gegeben.

Dennoch erhebt das SCDM keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, noch an einen übergrei-

fenden Einsatz. Es ist speziell für die Domäne der wissenschaftlichen Sammlungen geschaf-

fen worden. Aufgrund der Begrenzung des Themas innerhalb einer Master-Thesis und der

zeitnahen Implementierung des Modells in das Informationssystem der Koordinierungsstelle

für wissenschaftliche Universitätssammlungen, wurde bei der Modellierung ein praxisorien-

tierter Ansatz verfolgt.

4.1.2 Prozess und Methodik zur Entwicklung des SCDM

Für die Modellierung des SCDM wurde ein iteratives Verfahren gewählt. Zunächst wurde

durch eine explorativ-hermeneutische Methode eruiert, welche domänenspezifischen Be-

dürfnisse an ein Modell zur Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen als Forschungs-

infrastrukturen gestellt werden. Dazu wurden als wichtigste Quellen das auf einem relationa-

len Datenmodell basierenden Informationssystem „Universitätssammlungen in Deutsch-

land“106, sowie die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu wissenschaftlichen Sammlungen

als Forschungsinfrastrukturen107 genutzt. Weiterhin wurde auch auf Erfahrungswerte der

Mitarbeiter der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Sammlungen in Deutschland

zurückgegriffen. Diese Informationen wurden ausgewertet und für die Modellierung aufbe-

reitet. Es wurde entschieden, kein neues Modell zu entwickeln, sondern auf der Basis bereits

bestehender Standards aufzubauen. Vorteile dieser Vorgehensweise sind neben dem geringe-

ren Aufwand durch die Übernahme bereits definierter Konzepte im Gegensatz zu einer voll-

ständigen Neukonzipierung, vor allem die Ausschöpfung des Potenzials vorhandener Meta-

datenstandards hinsichtlich Interoperabilität und Nachnutzungschancen: Die Integration be-

stehender Wissensorganisationssysteme verbessert die Auffindbarkeit von Ontologien und

106 Siehe: http://www.universitaetssammlungen.de/ 107 Wissenschaftsrat 2011

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erhöht sowohl deren Qualität, als auch die der darauf zugreifenden Anwendungen, da die

Wissensbasis kontinuierlich angereichert wird.108

Die Nachnutzung von Ontologien für die Modellierung des SCDM erfolgte nach dem von

Simperl109 beschriebenen Ansatz:

1. Recherche nach nachnutzbaren Ontologien

2. Integrationsorientierte Evaluation

3. Integration der Ontologien in das eigene Modell

Als Ausgangsmodell für die Anpassung an den Gegenstandsbereich der wissenschaftlichen

Sammlungen wurde das Europeana Data Model gewählt.

4.1.3 Das Europeana Data Model als Ausgangsmodell

Das EDM ist ein übergreifendes Modell, das verschiedene Standards, wie DCMI Metadata

Terms und CIDOC CRM, bewusst auf einige wenige generische Konzepte abstrahiert.110 So

ist die Anpassung des EDM für einen speziellen Gegenstandsbereich nicht nur möglich, son-

dern auch ausdrücklich gewünscht. Für die Modellierung des SCDM wurde entschieden, das

EDM als Dachmodell zu nutzen, da es sehr gut an die domänenspezifischen Bedürfnisse der

wissenschaftlichen Sammlungen angepasst werden kann. Das EDM empfiehlt sich aus den

folgenden modelltheoretischen (Punkt 1) und praxisrelevanten (Punkte 2 und 3) Gründen:

(1) Das EDM ist ein konzeptionelles Modell für die Beschreibung des kulturellen Erbes.

Wissenschaftliche Sammlungen können als Teil des kulturellen Erbes bezeichnet

werden. Sie sind Teil des academic heritage und des Wissenschaftsgedächtnisses.

(2) Die geplante Einspeisung der Daten in Europeana und ähnlichen Systemen wird er-

leichtert.

(3) Das zukünftige Informationssystem der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche

Universitätssammlungen wird, vor allem auf Objekt- und Bestandseben, die Rolle

eines Aggregators für Europeana und ähnliche Systeme übernehmen: Viele ver-

schiedene Datenlieferanten geben die Beschreibungen zu ihren wissenschaftlichen

Sammlungen an das Informationssystem weiter. Die Gesamtheit der Metadaten zu

einer Sammlung entspricht der Konstruktion eines „Provided Cultural Heritage

Object“ (CHO) in EDM, enthält also sowohl Metadaten über den Datenlieferanten,

als auch über das eigentliche CHO, in diesem Falle eine wissenschaftliche Samm-

lung.

Die Anpassung erfolgt in der Weise, dass das EDM im Wesentlichen übernommen und für

die Domäne der wissenschaftlichen Sammlungen entsprechend erweitert wird. Dazu werden

108 Gradmann et al. 2013, S. 275 - 276 109 Simperl 2010, S. 246 110 Gradmann et al. 2013, S. 274

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Klassen (Classes) und Eigenschaften (Properties) zum EDM über Subklassierung hinzuge-

fügt. Das SCDM kann so als eine Spezialisierung des EDM für die Domäne der wissen-

schaftlichen Sammlungen verstanden werden. Das Hinzufügen von Klassen und Eigenschaf-

ten wurde so vorgenommen, dass diese möglichst aus bereits vorhandenen Namensräumen

entnommen wurden. Nur in den Fällen, in denen sich keine ausdrucksfähigen Konzepte fan-

den, wurden neue entworfen.

Diese Vorgehensweise erfordert an einigen Stellen auch Kompromisse und praxisorientierte

Modellierungsentscheidungen. Ein Beispiel: Eine wissenschaftliche Sammlung ist eine Zu-

sammenstellung mehrerer physischer Einzelobjekte. Zur Beschreibung genau dieser Eigen-

schaften findet sich keine ideale Entsprechung im EDM. Das EDM enthält die Klasse

dcmitype:Collection und deren Subklasse ore:Aggregation, die die Beschreibung von ver-

bundenen Ressourcen als eine einzelne ermöglichen und im EDM zur Aggregation der

übermittelten CHO des Datenlieferanten dienen.111 In diesem Zusammenhang dient

dcmitype:Collection also zur Beschreibung von Aggregationen von immateriellen Informati-

onsressourcen. Bei wissenschaftlichen Sammlungen handelt es sich jedoch um physisch

vorhandene Objekte. Die EDM-Klasse edm:PhysicalThing ermöglicht die Beschreibung

einzelner physischer Objekte.112 Aus der Perspektive des SCDM kann eine wissenschaftliche

Sammlung als eine Spezialisierung von edm:PhysicalThing angesehen werden, da sie als

Sammlungseinheit Eigenschaften eines Objektes aufweist. Da es sich dennoch bei einer wis-

senschaftlichen Sammlung nicht um ein Einzelobjekt handelt, wurde für die Spezialisierung

des EDM für wissenschaftliche Sammlungen die Klasse scdm:Collection modelliert und

diese als Unterklasse von edm:PhysicalThing definiert.

4.1.4 Weitere verwendete Standards

Für die Entwicklung des SCDM wurden weitere Standards nachgenutzt. Aufgrund der gro-

ßen Verbreitung und der häufigen Verwendung der DCMI Metadata Terms eignet sich die-

ses Metadatenschema sehr gut für die modellspezifischen Erweiterungen des SCDM. Da

auch das EDM viele Eigenschaften aus dem DCMI-Namensraum nutzt, ist eine hohe Kom-

patibilität der Schemata gewährleistet. Auf der Ebene der Collection-level Description dient

das DCCAP als weitere wichtige Quelle für das SCDM. Es ermöglicht eine substanzielle

Sammlungsbeschreibung und dient somit als idealer Ausgangspunkt zur ausführlichen Be-

schreibung von wissenschaftlichen Sammlungen als Infrastruktur für wissenschaftliche For-

schung, Lehre und Bildung. Dennoch wurden nicht alle Eigenschaften dieses Namensraumes

übernommen, da einige für die Beschreibung wissenschaftlicher Sammlungen nicht relevant

sind. Als Referenzmodell zur Beschreibung kulturellen Erbes stellt das CIDOC CRM pas-

111 Europeana 2012, S. 7 - 8 112 Ebd. S. 13

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sende Konzepte zur Übernahme und Aufbereitung in eigene Modelle bereit. So wurden für

das SCDM einige Eigenschaften integriert und Parallelen zu ähnlichen Klassen identifiziert.

Page 38: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

31

4.2 Modelldefinition

Das SCDM verwendet das Europeana Data Model als Dachmodell und passt es an die do-

mänenspezifischen Bedürfnisse der wissenschaftlichen Sammlungen an. Die nachfolgende

Beschreibung des SCDM konzentriert sich nur auf den Bereich des EDM in dem Anpassun-

gen vorgenommen wurden (edm:NonInformationResource und edm:Information sowie deren

Unterklassen). Alle anderen Klassen und Eigenschaften des EDM bleiben für die Nutzung

des SCDM bestehen.

4.2.1 Benennungsregeln Für die Modellierung des SCDM wurden folgende Regeln betreffend der Benennung formu-

liert:

Entsprechend des W3C-Standards über die Referenzierung von Namensräumen in RDF be-

ziehungsweise XML113 werden die Entitäten der verschiedenen Namensräume mit dem ent-

sprechenden Präfix versehen. Der nachfolgende Klassenname beginnt immer mit einem

Großbuchstaben und der Name der Eigenschaft mit einem Kleinbuchstaben. Die Entitäten

des SCDM erhalten das Namensraum-Präfix „scdm:“.

z. B.: edm:Event

crm:P12.occured_in_the_presence_of

scdm:Collection

scdm:loanRegulations

4.2.2 Verbindlichkeit und Kardinalität von Eigenschaften Die Kardinalität wird nur für Eigenschaften aus dem SCDM und nur in Sonderfällen ange-

geben. Sonst gilt für alle Eigenschaften aus dem SCDM die Kardinalität: 0 – n. Die Verbind-

lichkeit wird nur im Falle von obligatorischen und empfohlenen Eigenschaften angegeben.

Sonst gilt Verbindlichkeit: Optional.

4.2.3 Darstellung der Klassen und Eigenschaften

Klassenhierarchie

Abbildung 1 zeigt die Darstellung der Klassenhierarchie mit den Klassen des EDM (weiß)

und den hinzugefügten Subklassen des SCDM (hellgrau).

113 W3C 2009a

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32

Abb. 1

Klassen und Eigenschaften

Abbildung 2 stellt am Beispiel der Papyrus- und Ostraka Sammlung der Universitätsbiblio-

thek Leipzig und der mit ihr verbundenen Ressourcen, die wesentlichsten Verbindungen

zwischen den Klassen des SCDM dar, die zur Beschreibung einer wissenschaftlichen Samm-

lung als Infrastruktur für Forschung, Lehre und Bildung benötigt werden.

Abb. 2

Page 40: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

33

4.3 Spezifikation der Klassen (Class Declaration)

4.3.1 Relevante Klassen aus anderen Namensräumen

Die Definitionen der verwendeten Klassen aus anderen Namensräumen wurden bereits von

deren Entwicklern ausführlich beschrieben. Daher werden sie hier nicht noch einmal erläu-

tert. Nachfolgend werden jene Klassen, die aus anderen Namensräumen stammen und rele-

vant für das SCDM sind, aufgeführt und mit einer kurzen Erläuterung zur Anwendung im

Modell versehen. Ausgenommen ist die Klasse skos:Concept aus dem Namensraum

SKOS114, da deren Verwendung im SCDM durch die Spezifikation der Eigenschaften (siehe

Kapitel 4.4) deutlich wird: Wenn bei einer Eigenschaft als Range skos:Concept angeben ist,

so ist die Einbindung dieser Klasse und allen damit zusammenhängenden Eigenschaften aus

dem SKOS-Namensraum logisch. Diese Erläuterung wird im Rahmen dieser Arbeit als aus-

reichend erachtet.

Die Klassen aus anderen Namensräumen werden wie folgt beschrieben:

Name: Der Klassenname erhält als Präfix das Kürzel des jeweiligen Namensraumes.

Namensraum: Angabe des Namensraumes, aus dem die Klasse entstammt.

URI: Angabe des Uniform Resource Identifiers, der die Klasse eindeutig referenziert.

Unterklasse von: Es wird die Oberklasse der beschriebenen Klasse angegeben, von der die

beschriebene Klasse alle Eigenschaften erbt.

Oberklasse von: Es werden alle Klassen angeben, die der beschriebenen Klasse untergeord-

net sind und ihre Eigenschaften erben.

SCDM Anmerkung: Eine Erläuterung zur Anwendung der Klasse im SCDM.

Eigenschaften: Aufzählung aller der Klasse zugehörigen Eigenschaften. Die Verbindlichkeit

einiger Eigenschaften wird angegeben, wenn diese obligatorisch ist.

4.3.1.1 EDM Information Resource Name: edm:InformationResource

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/InformationResource

Unterklasse von: rdfs:Resource

Oberklasse von: edm:WebResource

scdm:CollectionDocument

114 W3C 2009c

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34

4.3.1.2 EDM Non-Information Resource Name: edm:NonInformationResource

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/NonInformationResource

Unterklasse von: rdfs:Resource

Oberklasse von: edm:Agent

edm:Event

edm:PhysicalThing

edm:Place

edm:Time Span

skos:Concept

4.3.1.3 EDM Agent Name: edm:Agent

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/Agent

Unterklasse von: edm:NonInformationResource

Oberklasse von: scdm:Actor

SCDM Anmer-

kung:

In SCDM dient diese Klasse dazu, Personen und Körperschaften

beschreibbar zu machen. Die Unterklasse scdm:Actor spezialisiert

edm:Agent und passt das Modell an die domänenspezifischen Be-

dürfnisse an.

Eigenschaften:

- dc:date

- dc:identifier (obligatorisch in SCDM)

- edm:hasMet

- edm:isRelatedTo

- edm:wasPresentAt

- foaf:name

- owl:sameAs

- rdaGr2:biographicalInformation

- rdaGr2:dateOfBirth

- rdaGr2:dateOfDeath

- rdaGr2:dateOfEstablishment

- rdaGr2:dateOfTermination

- rdaGr2:gender

- rdaGr2:professionOrOccupation

- skos:prefLabel

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35

- skos:altLabel, skos:hiddenLabel

- skos:note

4.3.1.4 EDM Event Name: edm:Event

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/Event

Unterklasse von: edm:NonInformationResource

Oberklasse von: scdm:CollectionBasedActivity

Eigenschaften:

- crm:P120.occurs_before (crm:P120i.occurs_after)

- dc:identifier (obligatorisch in SCDM)

- dcterms:hasPart

- dcterms:isPartOf

- edm:happenedAt

- edm:hasType

- edm:isRelatedTo

- edm:occuredAt

- owl:sameAs

- skos:prefLabel

- skos:altLabel, skos:hiddenLabel

- skos:note

4.3.1.5 EDM Physical Thing Name: edm:PhysicalThing

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/PhysicalThing

Unterklasse von: edm:NonInformationResource

SCDM Anmer-

kung:

Diese Klasse beschreibt physisch vorhandene, künstlich (von Men-

schenhand) erzeugte oder natürlich vorkommenden, Dinge.

Für die Spezifizierung des EDM für die Domäne der wissenschaftli-

chen Sammlungen sind einige der in edm:PhysicalThing enthaltenen

Eigenschaften nicht relevant, daher werden sie im Weiteren nicht

berücksichtig.

Eigenschaften:

- dc:contributor

- dc:description

- dc:identifier (obligatorisch in SCDM)

- dc:language

Page 43: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

36

- dc:relation

- dc:rights

- dc:subject

- dc:title (obligatorisch in SCDM)

- dc:type

- dcterms:alternative

- dcterms:extent

- dcterms:hasPart

- dcterms:isPartOf

- dcterms:isReferencedBy

- dcterms:provenance

- dcterms:references

- edm:currentLocation

- edm:hasMet

- edm:hasType

- edm:isRelatedTo

- edm:realizes

- edm:wasPresentAt

4.3.1.6 EDM Place Name: edm:Place

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/Place

Unterklasse von: edm:NonInformationResource

Eigenschaften:

- dcterms:hasPart

- dcterms:isPartOf

- owl:sameAs

- skos:prefLabel

- skos:altLabel, skos:hiddenLabel

- skos:note

- wgs84_pos:lat

- wgs84_pos:long

- wgs84_pos:alt

- wgs84_pos:lat_long

4.3.1.7 EDM Time Span Name: edm:TimeSpan

Page 44: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

37

Namensraum: Europeana

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/TimeSpan

Unterklasse von: edm:NonInformationResource

Eigenschaften:

- crm:P79F.beginning_is_qualified_by

- crm:P80F.end_is_qualified_by

- dcterms:hasPart

- dcterms:isPartOf

- edm:begin

- edm:end

- owl:sameAs

- skos:prefLabel

- skos:altLabel, skos:hiddenLabel

- skos:note

4.3.2 SCDM Klassen

Die Klassen des SCDM werden in folgender Weise beschrieben:

Name: Der Klassenname beginnt immer mit einem Großbuchstaben und erhält als Präfix

„scdm:“.

Unterklasse von: Es wird die Oberklasse der beschriebenen Klasse angegeben, von der die

beschriebene Klasse alle Eigenschaften erbt.

Ähnliche Klasse: Die Angabe einer ähnlichen Klasse erfolgt nur in den Fällen, in der eine

Klasse aus einem anderen Namensraum die gleiche intentionale Bedeutung aufweist.

Definition: Angabe der intentionalen Bedeutung der Klasse.

SCDM Anmerkung: Unterstützend zur Definition ist noch eine Erläuterung hinzugefügt,

die die Erklärung verdeutlicht und auch auf die Domänenspezifik des Modells eingeht.

Beispiele: Zur Verdeutlichung werden konkrete Beispiele angegeben, die mögliche Instan-

zen der Klasse aufzeigen.

Eigenschaften: Aufzählung aller der Klasse zugehörigen Eigenschaften. Die Verbindlichkeit

einiger Eigenschaften wird angegeben, wenn diese obligatorisch ist.

4.3.2.1 Collection Name: scdm:Collection

Unterklasse von: edm:PhysicalThing

ähnliche Klasse: CIDOC CRM: E78 Collection115, dcmitype:Collection116

115 ICOM/CIDOC 2012

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38

Definition: Eine Sammlung (Instanz aus scdm:Collection) ist die Gesamtheit

mehrerer physisch existierender, materieller Einzelobjekte. Eine

Sammlung wird oder wurde von einer oder mehrerer Personen zu

einem bestimmten Zweck angelegt. Einzelobjekte können der

Sammlung hinzugefügt oder ausgesondert werden, die Sammlung als

Einheit bleibt dennoch erhalten.

SCDM Anmer-

kung:

scdm:Collection bildet im SCDM die zentrale Klasse, die die Be-

schreibung wissenschaftlicher Sammlungen ermöglicht.

Beispiele:

- „Augenmoulagensammlung der Charité-Augenklinik“

- „Blumenbachsche Schädelsammlung“

Eigenschaften:

- crm:P50.has_current_keeper

- crm:P52.has_current_owner

- dcterms:accessRights

- dcterms:accrualPolicy

- cld:associatedCollection

- cld:isAccessedVia

- cld:isLocatedAt

- cld:itemType

- scdm:collectionSubject

- scdm:collectionType

- scdm:extentOfDocumentation

- scdm:exentOfDigitisation

- scdm:hasContact (obligatorisch in SCDM)

- scdm:hasFacilities

- scdm:loanRegulations

- scdm:objectHandlingRegulations

- scdm:relevance

- scdm:usedIn

4.3.2.2 Collection Based Activity Name: scdm:CollectionBasedActivity

Unterklasse von: edm:Event

ähnliche Klasse: CIDOC CRM:E7_Activity117

Definition: Diese Klasse beschreibt Aktivitäten, die bewusst von einer Instanz

116 Dublin Core Collection Description Task Group 2007 117 ICOM/CIDOC 2012

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aus edm:Agent beziehungsweise scdm:Actor ausgeführt werden und

mit einer Instanz aus scdm:Collection verbunden sind. Die Samm-

lung ist hierbei von zentraler Bedeutung für die Aktivität, dass ohne

sie diese Aktivität nicht ausführbar ist. Diese Ereignisse werden als

sammlungsbezogene Aktivitäten bezeichnet.

SCDM Anmer-

kung:

Sammlungsbezogene Aktivitäten zeigen, dass wissenschaftliche

Sammlungen Teil der Forschungsinfrastruktur sind: Mit den Samm-

lungen werden Aktivitäten ausgeführt, die wiederum Produkte wie

Forschungsberichte und Lehrveranstaltungen hervorbringen.

Beispiele:

- Seminar „Apparate und Maschinen der Psychiatrie“

(scdm:CollectionBasedActivity) scdm:used „Medizinhistorische

Sammlung“ (scdm:Collection)

- Forschungsprojekt „Materielle Modelle in Forschung und Lehre“

(scdm:CollectionBasedActivity) crm:P14.carried_out_by Hermann

von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik (scdm:Actor)

Eigenschaften:

- crm:P14.carried_out_by

- edm:hasType

- scdm:hasResult

- scdm:used

4.3.2.3 Actor Name: scdm:Actor

Unterklasse von: edm:Agent

ähnliche Klasse: CIDOC CRM:E39_Actor118

Definition: Diese Klasse beschreibt Personen beziehungsweise Körperschaften,

die bewusst an einer oder mehreren Instanzen aus

scdm:CollectionBasedActivity beteiligt waren und/oder mit einer

oder mehreren Instanzen aus scdm:Collection verbunden sind.

SCDM Anmer-

kung:

Diese Klasse spezialisiert edm:Agent dahingehend, dass hier Perso-

nen und Körperschaften beschrieben werden, die mit einer oder meh-

reren konkreten Sammlungen oder sammlungsbezogenen Aktivitäten

verbunden sind und in dieser Rolle mehr Eigenschaften aufweisen

als edm:Agent zur Verfügung stellt. Die wichtigste dieser speziellen

Eigenschaften ist scdm:isContactFor (scdm:hasContact), siehe Ka-

pitel 4.4.2.5. Sie ermöglicht die Identifizierung eines Ansprechpart-

118 ICOM/CIDOC 2012

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40

ners (scdm:Actor) für eine Sammlung (scdm:Collection). Da diese

Eigenschaft eine Eigenentwicklung des SCDM ist, wurde es not-

wendig die Klasse edm:Agent für die Beschreibung von wissen-

schaftlichen Sammlungen als Infrastruktur für Forschung, Lehre und

Bildung zu spezialisieren und die Unterklasse scdm:Actor zu bilden.

Beispiele:

- „Max Mustermann“ (scdm:Actor) scdm:isContactFor „Anatomi-

sche Sammlung“ (scdm:Collection)

- „Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik“

(scdm:Actor) crm:P14i.performed „Materielle Modelle in Forschung

und Lehre“ (scdm:CollectionBasedActivity)

Eigenschaften:

- crm:P14i.performed

- crm:P50i.is_current_keeper_of (obligatorisch in SCDM)

- crm:P52i.is current_owner_of

- crm:P76.has_contact_point

- scdm:isContactFor

4.3.2.4 Collection Document Name: scdm:CollectionDocument

Unterklasse von: edm:InformationResource

ähnliche Klasse: CIDOC CRM:E31_Document119

Definition: Die Klasse beschreibt identifizierbare immaterielle Objekte, die

Aussagen über eine Instanz aus scdm:Collection treffen und sowohl

in digitaler als auch physischer Form vorliegen können. Diese kön-

nen sowohl einzelne Informationsobjekte sein, als auch eine kom-

plexere Zusammenstellung aus diesen bilden.

SCDM Anmer-

kung:

Die Informationsobjekte können sowohl Formate wie Text-, Bild-,

Audio- und Videodateien, als auch komplexere Zusammenstellungen

aus diesen sein. Solch eine Zusammenstellung könnte beispielsweise

eine Inventardatenbank sein.

Die Erweiterung dieser Klasse durch Unterklassen und Eigenschaf-

ten für die Spezifizierung der Informationsobjekte, zum Beispiel

bibliografische Informationen nach FRBR120, ist denkbar und wird

auch empfohlen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde dies aufgrund des

Aufwands nicht ausgeführt.

Beispiele: - „Papyrusportal“ (scdm:CollectionDocument) dcterms:references

119 ICOM/CIDOC 2012 120 Siehe: http://www.ifla.org/publications/functional-requirements-for-bibliographic-records

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41

„Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig“

(scdm:Collection)

- „Materielle Modelle Objektdatenbank“

(scdm:CollectionDocument) scdm:isResultOf „Materielle Modellen

in Forschung und Lehre“ (scdm:CollectionBasedActivity)

- „Stefanie Knöll (Hg.): Lebenslust und Todesfurcht. Druckgraphik

aus der Zeit des Barock“ (scdm:CollectionDocument)

dcterms:references „Graphiksammlung "Mensch und Tod" der Hein-

rich-Heine-Universität Düsseldorf“ (scdm:Collection)

Eigenschaften:

- dc:identifier (obligatorisch in SCDM)

- dc:title (obligatorisch in SCDM)

- dc:language

- dc:type

- dc:rights

- dc:publisher

- dcterms:accessRights

- dcterms:dateCopyrighted

- dcterms:format

- dcterms:references

- cld:isAccessedVia

- edm:currentLocation

- edm:isShownAt

- edm:isRelatedTo

- scdm:isResultOf

4.3.2.5 Facilities Name: scdm:Facilities

Unterklasse von: edm:PhysicalThing

Definition: Diese Klasse beschreibt technische Hilfsmittel, die die direkte physi-

sche Interaktion mit einer Instanz aus scdm:Collection ermöglichen.

SCDM Anmer-

kung:

Diese Hilfsmittel können auch nicht direkt sammlungsbezogene

Dinge wie Arbeitsräume, Labor(-Einheiten), Messgeräte oder auch

fotografische Ausrüstung sein. Bei bestimmten Sammlungen kann

das Vorhandensein von Hilfsmitteln eine Voraussetzung für die In-

teraktion mit der Sammlung sein. Daher ist die Angabe von zur Ver-

fügung stehenden Hilfsmitteln für Akteure eine wichtige Auskunft

über die Arbeitsmöglichkeiten vor Ort.

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42

Beispiele:

- „Bohrkernscanner“ (scdm:Facilities) ) scdm:facilitiesFor

„IODP/ODP - Kernlager / Bremen Core Repository“

(SCDM:Collection)

Eigenschaften:

- cld:isAccessedVia

- scdm:facilitiesFor

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43

4.4 Spezifikation der Eigenschaften (Property Declaration)

4.4.1 Eigenschaften aus anderen Namensräumen

Die Definitionen für die verwendeten Eigenschaften aus anderen Namensräumen wurden

bereits von deren Entwicklern ausführlich beschrieben. Daher werden sie hier nicht noch

einmal erläutert. Nachfolgend werden jene Eigenschaften, die aus anderen Namensräumen

stammen und relevant für das SCDM sind, aufgeführt und teilweise mit einer kurzen Erläute-

rung zur Anwendung im Modell versehen. Ausgenommen sind Beziehungen aus den Na-

mensräumen SKOS121, WGS84 basic ontology122 und RDA Group 2 Elements123, da deren

Verwendung im SCDM bereits in den Kapiteln 4.3.1.2 – 4.3.1.5 deutlich wird und dies im

Rahmen dieser Arbeit als ausreichend erachtet wird.

Die Eigenschaften aus anderen Namensräumen werden wie folgt beschrieben:

Die Kapitelüberschrift gibt gleichzeitig den Namensraum an, aus dem die darauffolgenden

Eigenschaften stammen.

Name: Der Name der Eigenschaft erhält als Präfix das Kürzel des jeweiligen Namensraumes

URI: Angabe, falls vorhanden, des Uniform Resource Identifiers, der die Eigenschaft ein-

deutig referenziert.

SCDM Anmerkung: Erläuterung zur Anwendung der Eigenschaft im SCDM.

4.4.1.1 CIDOC CRM124

Name: crm:P14.carried_out_by (crm:P14i.performed)

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionBasedActivity

Range: scdm:Actor

Um die aktive Rolle der Sammlungen in der Forschungsinfrastruktur auf-

zuzeigen, ist es erforderlich ausdrücken zu können, welche Akteure (In-

stanz aus scdm:Actor) an welchen Aktivitäten (Instanz aus

scdm:CollectionBasedActivity) in Forschung, Lehre, Bildung teilgenom-

men haben.

Name: crm:P50.has_current_keeper (crm:P50i.is_current_keeper_of)

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:Actor

121 W3C 2009c 122 W3C 2009b 123 Metadata Management Associates 2011 124 ICOM/CIDOC 2012

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44

Verbindlichkeit und Kardinalität in SCDM: empfohlen.

Es ist unbedingt erforderlich den Besitzer der Sammlung anzugeben. Ge-

rade im Falle von Universitätssammlungen unterscheidet sich dieser häu-

fig vom Eigentümer der Sammlung. Die besitzende Institution ist häufig

die Universität, der Eigentümer oftmals ein Professor, der eine Sammlung

selbst angelegt hat.125

Name: crm:P52.has_current_owner (crm:P52i.is current_owner_of)

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:Actor

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Es ist erwünscht den Eigentümer einer Sammlung anzugeben. Gerade im

Falle von Universitätssammlungen unterscheidet sich dieser häufig vom

Besitzer der Sammlung. Die besitzende Institution ist häufig die Universi-

tät, der Eigentümer oftmals ein Professor, der eine Sammlung selbst ange-

legt hat.126 Eine Sammlung kann auch mehrere Eigentümer haben, zum

Beispiel kann ein Teil der Sammlung eine Dauerleihgabe sein. Jedoch ist

der Eigentümer einer Sammlung, zum Beispiel durch nichtdokumentierte

Übergaben, oft nicht bekannt. Daher ist die Angabe dieser Eigenschaft

zwar empfohlen, aber nicht obligatorisch.

Name: crm:P76.has_contact_point

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Actor

Range: literal

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe von Kontaktdaten eines Akteurs

wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummer.

Name: crm:P79.beginning_is_qualified_by

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:TimeSpan

Range: literal

Name: crm:P80F.end_is_qualified_by

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:TimeSpan

Range: literal

125 Weber 2012b, Abs. 11 126 Ebd.

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45

Name: crm:P120.occurs_before (crm:P120i.occurs_after)

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event

Range: edm:Event

Verknüpfung zu einen anderen Ereignis, das dem beschriebenen Ereignis

vorausgeht.

4.4.1.2 DCMI Metadata Terms127

Name: dc:contributor

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/contributor

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: edm:Agent

Name: dc:date

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/date

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Agent

Range: literal or reference

Name: dc:description

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/description

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: literal or reference

Name: dc:identifier

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/identifier

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Agent, edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

Range: literal

Verbindlichkeit in SCDM: obligatorisch, 1 – 1. Jeder Instanz aus

edm:Agent, edm:PhysicalThing und scdm:CollectionDocument muss exakt

eine Identifikationsnummer haben.

„Angabe einer eindeutigen Identifikationsnummer, die bestenfalls einem

formalen Identifikationssystem entstammen sollte.“128

Im Falle der eindeutigen Identifikation von Personen und Körperschaften

(edm:Agent) wird die Verwendung der GND-Nummer der Deutschen Nati-

onalbibliothek129 empfohlen.

127 DCMI Usage Board 2012 128 Ebd. 129 Siehe: http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/GND/gnd_node.html

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46

Im Falle der eindeutigen Identifikation von Sammlungen (scdm:Collection)

wird die Verwendung des ISCI- Standards130 empfohlen. Dies ist ein inter-

nationaler ISO-Standard zur Identifikation von Sammlungen und ist zur

Anwendung bei informationsbezogenen Organisationen wie Bibliotheken,

Museen und Archive vorgesehen.

Name: dc:language

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/language

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

Range: literal

Name: dc:rights

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/rights

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

Range: literal or reference

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Name: dc:title

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/title

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

Range: literal

Verbindlichkeit und Kardinalität in SCDM: obligatorisch, 1 – 1. Ein phy-

sisches Objekt (edm:PhysicalThing) beziehungsweise ein sammlungsbezo-

genes Informationsobjekt (scdm:CollectionDocument) muss exakt einen

Titel haben.

Name: dc:type

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/type

SCDM An- Domain: edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

130 International Standard Collection Identifier (ISO/WD 27730:2012)

Name: dc:publisher

URI: http://purl.org/dc/elements/1.1/publisher

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: edm:Agent

Dient zur Angabe des Herausgebers eines sammlungsbezogenen Informati-

onsobjekts (scdm:CollectionDocument).

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47

merkung: Range: skos:Concept

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Angabe des Typs eines physischen Objekts (edm:PhysicalThing) bezie-

hungsweise der Art eines sammlungsbezogenen Informationsobjekts

(scdm:CollectionDocument). Die DCMI schlägt die Verwendung des

DCMI Type Vocabulary vor.131

Name: dcterms:accessRights

URI: http://purl.org/dc/terms/accessRights

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection, scdm:CollectionDocument

Range: literal or reference

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Angabe von Bestimmungen (zum Beispiel Sicherheitsregelungen, Öff-

nungszeiten), den Zugang zu einer Sammlung (scdm:Collection) bezie-

hungsweise eines sammlungsbezogenen Informationsobjekts

(scdm:CollectionDocument) betreffend.

Name: dcterms:accrualPolicy

URI: http://purl.org/dc/terms/accrualPolicy

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection

Range: literal or reference

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Angabe des Sammlungskonzepts einer Sammlung (scdm:Collection).

Insbesondere für wissenschaftliche Sammlung hat das Sammlungskonzept

eine wichtige Bedeutung, da es den Umgang mit Sammlung für wissen-

schaftliche Nutzung in Forschung, Lehre und Bildung aufzeigt.

Name: dcterms:alternative

URI: http://purl.org/dc/terms/alternative

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: literal

Name: dcterms:dateCopyrighted

URI: http://purl.org/dc/terms/dateCopyrighted

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: literal or reference

131 DCMI Usage Board 2012

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48

Name: dcterms:extent

URI: http://purl.org/dc/terms/extent

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: literal

Name: dcterms:format

URI: http://purl.org/dc/terms/format

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: skos:Concept

Name: dcterms:hasPart

URI: http://purl.org/dc/terms/hasPart

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event, edm:PhysicalThing, edm:Place, edm:TimeSpan

Range: literal or reference, [scdm:SubCollection]132

Die Anwendung dieser Eigenschaft in der Klasse scdm:Collection (Unter-

klasse von edm:PhysicalThing) ermöglicht die Angabe von Teilsammlun-

gen. Im Falle von Universitätssammlungen ist es keine Seltenheit, das eine

Sammlung aus vielen Teilsammlungen besteht, die einst nicht zwangsläufig

zusammengehörten. Um jene Teilsammlungen genauer beschreiben zu

können, könnte dem Modell SCDM die Klasse scdm:SubCollection hinzu-

gefügt werden. Dies ist jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht ausführbar

und wird daher nur vorgeschlagen.

Name: dcterms:isPartOf

URI: http://purl.org/dc/terms/isPartOf

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event, edm:Place, edm:TimeSpan, [scdm:SubCollection]133

Range: edm:Event, edm:PhysicalThing, edm:Place, edm:TimeSpan

Name: dcterms:isReferencedBy

URI: http://purl.org/dc/terms/isReferencedBy

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: scdm:CollectionDocument

Zur Verbindung eines physischen Objekts (edm:PhysicalThing) und insbe-

sondere einer Sammlung (scdm:Collection) mit dem dazugehörigen samm-

132 scdm:SubCollection als Domain nur im Falle, wenn diese Klasse dem Modell hinzugefügt würde. 133 S.o.

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49

lungsrelevanten Informationsobjekts (scdm:CollectionDocument).

Name: dcterms:provenance

URI: http://purl.org/dc/terms/provenance

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: literal or reference

Name: dcterms:references

URI: http://purl.org/dc/terms/references

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: edm:PhysicalThing

Zur Verbindung eines sammlungsrelevanten Informationsobjekts

(scdm:CollectionDocument) mit einem dazugehörigen physischen Objekt

(edm:PhysicalThing) und insbesondere einer Sammlung (scdm:Collection).

4.4.1.3 Dublin Core Collections Application Profile134

Name: cld:associatedCollection

URI: http://purl.org/cld/terms/associatedCollection

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:Collection

“Angabe einer anderen Sammlung [scdm:Collection], die mit der beschrie-

benen Sammlung assoziiert wird. Die Art und Weise dieser Beziehung ist

nicht weiter spezifiziert.“135

Name: cld:isAccessedVia

URI: http://purl.org/cld/terms/isAccessedVia

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:Collection, scdm:CollectionDocument, scdm:Facilities

Range: edm:Agent

Zu einer Sammlung (scdm:Collection) beziehungsweise eines Informati-

onsobjekts (scdm:CollectionDocument) beziehungsweise technischen

Hilfsmittels (scdm:Facilities) wird der Zugang durch den Service einer

Person oder einer Einrichtung (edm:Agent) ermöglicht. Dieser Service kann

zum Beispiel das Institutssekretariat, die Universitätsbibliothek oder auch

das Universitätsmuseum sein.

134 Dublin Core Collection Description Task Group 2007 135 Ebd.

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50

Name: cld:isLocatedAt

URI: http://purl.org/cld/terms/isLocatedAt

SCDM An-

merkung

Domain: scdm:Collection

Range: edm:Place

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Angabe des Standorts, an dem sich die Sammlung befindet. Falls sich Teil-

bestände der Sammlung an verschiedenen Orten befinden, ist die Angabe

mehrerer Standorte möglich.

Name: cld:itemType

URI: http://purl.org/cld/terms/itemType

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: skos:Concept

Verbindlichkeit in SCDM: empfohlen.

Um Sammlungen optimal für Forschung, Lehre und Bildung nutzen zu

können, ist es wichtig zu wissen, welche Objektgattungen in einer entspre-

chenden Sammlung enthalten sind. Die Eigenschaft cld:itemType ist so

definiert, dass „The nature or genre of one or more items within the collec-

tion” angegeben werden soll. Dazu empfiehlt sich die Verwendung eines

kontrollierten Vokabulars136. Im Falle der Anwendung dieser Eigenschaft

in SCDM wird die Verwendung des „Objektgruppen-Index“, einer Ent-

wicklung des Projektes „Universitätssammlungen in Deutschland: Untersu-

chungen zu Bestand und Geschichte“ des HZK, empfohlen. Dieser Index

ermöglicht die Erfassung der für die jeweiligen Sammlungen relevanten

Objektgruppen. Um die Objektgruppen mit minimalem Informationsverlust

erschließen zu können, wurde das Erfassungsprinzip so konzipiert, dass

einerseits die Beschreibungselemente in möglichst großen Einheiten zu-

sammengefasst werden, andererseits die Anzahl dieser Elemente selbst

ausreichend ist.137

Der Ausbau des Konzepts Objektgattungen ist wünschenswert. Aufgrund

des Aufwands kann dies im Rahmen dieser Arbeit nicht geschehen, aber es

werden bereits Bemühungen in dieser Richtung angestrebt, siehe Einfüh-

rung (Kapitel 4.1). Mit der Ausschreibung der DFG wird zur Bildung von

136 Im Falle des „Dublin Core Collections Application Profile” wird das Vocabulary Encoding Scheme „DCMIType“ empfohlen. 137 Weber 2012b, S. 7

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51

Standards zur Erschließung von Objektgattungen in wissenschaftlichen

Sammlungen aufgerufen. Das SCDM ermöglicht dennoch bereits auf Ebe-

ne der Collection-level Description eine erste Identifizierung von Objekt-

gattungen in wissenschaftlichen Sammlungen.

4.4.1.4 Europeana Data Model138

Name: edm:currentLocation

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/currentLocation

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing, scdm:CollectionDocument

Range: edm:Place

Mit dieser Eigenschaft kann ein physisches Objekt (edm:PhysicalThing)

beziehungsweise ein sammlungsbezogenes Informationsobjekt

(scdm:CollectionDocument) mit einem Standort verbunden werden. Eine

Angabe eines Standorts für Instanzen aus scdm:CollectionDocument ist nur

dann sinnvoll, wenn es sich um ein physisch vorhandenes sammlungsbezo-

genes Informationsobjekt handelt. Für die Angabe digitaler sammlungsbe-

zogener Informationsobjekte empfiehlt sich die Verwendung der Eigen-

schaft edm:isShownAt (siehe Kapitel 4.4.1.4 edm:isShownAt sowie Kapitel

4.3.2.4 Collection Document).

Name: edm:happendAt

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/happenedAt

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event

Range: edm:Place

Name: edm:hasMet

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/hasMet

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Agent, edm:PhysicalThing

Range: reference

Name: edm:hasType

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/hasType

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event, edm:PhysicalThing

Range: skos:Concept

138 Europeana 2012

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52

Name: edm:isRelatedTo

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/isRelatedTo

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event, edm:PhysicalThing, edm:Agent,

scdm:CollectionDocument

Range: reference

Name: edm:isShownAt

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/isShownAt

SCDM An-

merkung:

Domain: scdm:CollectionDocument

Range: edm:WebResource

Name: edm:occuredAt

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/occurredAt

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Event

Range: edm:TimeSpan

Name: edm:realizes

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/realizes

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:PhysicalThing

Range: edm:InformationResource

Name: edm:wasPresentAt

URI: http://www.europeana.eu/schemas/edm/wasPresentAt

SCDM An-

merkung:

Domain: edm:Agent, edm:PhysicalThing

Range: edm:Event

Diese Eigenschaft verbindet ein Akteur (edm:Agent) beziehungsweise ein

physisches Objekt (edm:PhysicalThing) mit einem Ereignis (edm:Event) an

dem sie in irgendeiner Form präsent waren.

4.4.2 Eigenschaften des SCDM

Nachfolgend erfolgen die Definitionen der Eigenschaften, die für das SCDM entwickelt

wurden.

Name: Der Name der Eigenschaft beginnt immer mit einem Kleinbuchstaben und erhält als

Präfix „scdm:“.

Domain: Angabe der Klasse, in der die Eigenschaft Anwendung findet.

Range: Angabe der Klasse auf die sich die Eigenschaft erstreckt beziehungsweise des Wer-

tes, den die Eigenschaft annimmt.

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Subeigenschaft von: Angabe der übergeordneten Eigenschaft, der die beschriebene Eigen-

schaft untergeordnet wird.

Verbindlichkeit und Kardinalität: siehe Kapitel 4.2.2.

Definition: Angabe der Bedeutung der Eigenschaft.

SCDM Anmerkung: Unterstützend zur Definition ist noch eine Erläuterung hinzugefügt,

die die Erklärung verdeutlicht und auch auf die Domänenspezifik des Modells eingeht.

Beispiele: Angabe von konkreten Beispielen für die Verwendung der Eigenschaft im

SCDM.

4.4.2.1 collectionSubject Name: scdm:collectionSubject

Domain: scdm:Collection

Range: skos:Concept

Subeigenschaft von: dc:subject

Verbindlichkeit: Empfohlen

Definition: Diese Beziehung ermöglicht die Angabe eines Sammlungs-

schwerpunkts für eine Sammlung (scdm:Collection). Der

Sammlungsschwerpunkt gibt Auskunft über die thematische und

inhaltliche Ausrichtung der Sammlung. Die Auswahl eines

Sammlungsschwerpunkts erfolgt aus einem kontrollierten Voka-

bular.

SCDM Anmerkung: Als Sammlungsschwerpunkt wird eine entsprechende wissen-

schaftliche Disziplin zugrunde gelegt.

Empfohlen wird die Nutzung des kontrollierten Vokabulars

„Sammlungsschwerpunkte“. In diesem Thesaurus werden nur

diejenigen Disziplinen berücksichtigt, die für die erfassten uni-

versitären Sammlungen relevant sind.139 Das Vokabular ist eine

Entwicklung des Projekts „Universitätssammlungen in Deutsch-

land: Untersuchungen zu Bestand und Geschichte“ des HZK.

Der Thesaurus fand bereits bei jenem Datenmodell, das dem

Informationssystem „Universitätssammlungen in Deutsch-

land“140 zugrunde liegt, Anwendung.

Beispiele:

- „Blumenbachsche Schädelsammlung“ (scdm:Collection) hat

scdm:collectionSubject Anthropologie, Medi-

zin,·Medizingeschichte und Osteologie (skos:Concept)

139 Weber 2012b S. 6 140 Siehe: http://www.universitaetssammlungen.de/

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54

4.4.2.2 collectionType Name: scdm:collectionType

Domain: scdm:Collection

Range: skos:Concept

Subeigenschaft von: edm:hasType

Verbindlichkeit und

Kardinalität:

Empfohlen, 0 – 1. Eine Sammlung (scdm:Collection) kann min-

destens keine bis maximal eine Sammlungsart haben.

Definition: Diese Beziehung ermöglicht die Angabe einer Sammlungsart für

eine Sammlung (scdm:Collection). Die Sammlungsart charakte-

risiert den Bestand der Sammlung (scdm:Collection) und den

inhaltlichen Schwerpunkt. Die Auswahl einer Sammlungsart

erfolgt aus einem kontrollierten Vokabular.

SCDM Anmerkung: Die Zuordnung der Sammlung zu einer Sammlungsart ist ein

weiteres wichtiges Kriterium bei der Beschreibung von wissen-

schaftlichen Sammlungen. Empfohlen wird die Nutzung des

kontrollierten Vokabulars „Sammlungsarten“, einer Eigenent-

wicklung des Projekts „Universitätssammlungen in Deutschland:

Untersuchungen zu Bestand und Geschichte“ des HZK und fand

bereits bei jenem Datenmodell Anwendung, das dem Informati-

onssystem „Universitätssammlungen in Deutschland“141 zugrun-

de liegt. Das Vokabular ermöglicht die Einordnung der wissen-

schaftlichen Universitätssammlungen in eine von sechs grundle-

genden Kategorien142. Diese Kategorisierung der wissenschaftli-

chen Universitätssammlungen durch das Vokabular ist in der

Community des Netzwerks Universitätssammlungen anerkannt

und findet auch beim Wissenschaftsrat Anwendung143.

Beispiele:

- „Blumenbachsche Schädelsammlung“ (scdm:Collection) hat

scdm:collectionType Medizin (skos:Concept)

- „Sammlungen des Winckelmann-Instituts“ (scdm:Collection)

hat scdm:collectionType Geschichte und Archäologie

(skos:Concept)

141 Siehe: http://www.universitaetssammlungen.de/ 142 Die sechs Kategorien sind: Ethnologie & Kulturanthropologie, Geschichte und Archäologie, Medi-zin, Naturgeschichte/Naturkunde, Naturwissenschaft & Technik 143 Wissenschaftsrat 2011, S. 23

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4.4.2.3 extentOfDocumentation Name: scdm:extentOfDocumentation

Domain: scdm:Collection

Range: literal

Subeigenschaft von: dcterms:extent

Verbindlichkeit und

Kardinalität:

Optional, 0 – 1. Eine Sammlung (scdm:Collection) kann keinen

bis genau einen Umfang der Bestandsdokumentation aufweisen.

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe über den Umfang einer

durchgeführten Bestandsdokumentation, -erschließung.

SCDM Anmerkung: Die Auskunft über den Dokumentationsumfang der Sammlung

ist besonders im Hinblick auf ihre Forschungsinfrastruktur be-

deutend. Nur mit einer erfassten beziehungsweise erschlossenen

Sammlung lassen sich Forschungsprojekte, Lehrveranstaltungen

etc. durchführen. Anhand dieses Beschreibungsaspekts lassen

sich aber auch Potenziale für die Sammlung ablesen: Wenn kei-

ne Erfassung der Sammlung erfolgt ist, kann dies auch zu mögli-

chen Erschließungsprojekten führen.

Beispiele:

Beschreibung in Form eines Freitextes:

- “Der Sammlungsbestand wurde (seit 1885) sowohl in Inventar-

büchern, als auch auf Karteikarten vollständig erfasst. Ein Drittel

der Objektangaben ist inzwischen in eine interne Datenbank

übertragen worden, die voraussichtlich 2010 fertiggestellt sein

wird.“144

4.4.2.4 extentOfDigitisation Name: scdm:exentOfDigitisation

Domain: scdm:Collection

Range: literal

Subeigenschaft von: dcterms:extent

Verbindlichkeit und

Kardinalität:

Optional, 0 – 1. Eine Sammlung (scdm:Collection) kann keinen

bis genau einen Umfang der Bestandsdigitalisierung aufweisen.

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe über den Umfang einer

durchgeführten Bestandsdigitalisierung.

SCDM Anmerkung: Die Auskunft über den Digitalisierungsumfang der Sammlung ist

besonders im Hinblick auf ihre Forschungsinfrastruktur bedeu-

144 http://www.universitaetssammlungen.de/sammlung/54

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tend. Eine digitalisierte Sammlung ermöglicht Akteuren einen

erweiterten Zugriff auf die Sammlung: Digitalisate können

schnell und einfach ausgetauscht werden; ein häufiger und evtl.

konservatorisch schädlicher Zugriff auf das Original kann ver-

mieden werden; Arbeitswege werden eingespart etc.

Anhand dieses Beschreibungsaspekts lassen sich aber auch Po-

tenziale für die Sammlung ablesen: Wenn keine Digitalisierung

der Sammlung erfolgt ist, kann dies auch zu möglichen

Digitalisierungssprojekten führen.

Beispiele:

Beschreibung in Form eines Freitextes:

- 25% der Sammlung wurden digitalisiert.

4.4.2.5 hasContact (isContactFor) Name: scdm:hasContact (scdm:isContactFor)

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:Actor

Subeigenschaft von: crm:P109_has current or former curator (is current or former

curator of)

ähnliche Eigenschaft: esg:hasContact145

Verbindlichkeit und

Kardinalität:

obligatorisch, 1 – n. Eine Sammlung (scdm:Collection) muss

einen oder mehrere Akteure (scdm:Actor) als Kontaktperson

haben.

Definition: Diese Eigenschaft definiert einen Ansprechpartner (scdm:Actor)

für eine Sammlung (scdm:Collection). Ein Ansprechpartner ist

eine Person, die Auskunft über die beschriebene Sammlung ge-

ben kann. Diese Person kann, muss aber nicht, gleichzeitig der

Sammlungsbetreuer sein.

SCDM Anmerkung: Nach Durchsuchen geeigneter Namensräume wurde keine ent-

sprechende Eigenschaft für das auszudrückende Konzept gefun-

den. Das einzig ähnliche Konzept stammt aus der ESG-

Ontology.146 Dies definiert aber keine inverse Beziehung. Da die

ESG-Ontology eine Ontologie aus dem Bereich der Geografie ist

und keinen Zusammenhang mit dem Bereich des kulturellen

Erbe auf weist, wurde in diesem Fall eine eigene Eigenschaft

145 http://dataportal.ucar.edu/schemas/esg.owl#hasContact 146 Pouchard 2003

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definiert. Auch die als übergeordnete Eigenschaft angegebene

Eigenschaft P109_has_current_or_former_curator aus dem

CIDOC-CRM entspricht nicht dem, was das Konzept

scdm:hasContact aussagt. In der Domäne der wissenschaftlichen

Sammlungen gibt es eher selten einen Kurator beziehungsweise

ständigen Sammlungsbetreuer im Sinne der Definition des

CIDOC-CRM147:

„This property [P109_has_current_or_former_curator] identifies

the E39 Actor or Actors who assume or have assumed overall

curatorial responsibility for an E78 Collection“. Aufgrund der

Lage der wissenschaftlichen Sammlungen sind oft nur An-

sprechpartner vorhanden, die die Sammlung nicht im Sinne einer

kuratierenden Tätigkeit betreuen, sondern nur minimale Aus-

künfte erteilen können.

Beispiele:

- „Anatomische Sammlung“ (scdm:Collection) scdm:hasContact

„Max Mustermann“ (scdm:Actor)

4.4.2.6 hasFacilities (facilitiesFor) Name: scdm:hasFacilities (scdm:facilitiesFor)

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:Facilities

Subeigenschaft von: edm:isRelatedTo

Definition: Diese Beziehung ermöglicht die Verbindung einer Sammlung

(scdm:Collection) mit einem technischen Hilfsmittel

(scdm:Facilities), das die direkte physische Interaktion mit der

Sammlung unterstützt. Technische Hilfsmittel können sowohl

einzelne Geräte, komplette Laboreinheiten als auch Arbeitsräu-

me sein.

SCDM Anmerkung: Die Angabe von zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln gibt Ak-

teuren Auskunft über die Arbeitsmöglichkeiten, die sie vor Ort

vorfinden. Bei bestimmten Sammlungen kann das Vorhanden-

sein von Hilfsmitteln eine Voraussetzung für die Interaktion mit

der Sammlung sein.

Beispiele:

- „IODP/ODP - Kernlager / Bremen Core Repository”

(scdm:Collection) scdm:hasFacilities Bohrkernscanner

147 ICOM/CIDOC 2012, S. 65

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(scdm:Facilities)

- „Sammlung Hofmann am Brahms-Institut” (scdm:Collection)

scdm:hasFacilities Lesesaal (scdm:Facilities)

4.4.2.7 hasResult (isResultOf) Name: scdm:hasResult (scdm:isResultOf)

Domain: scdm:CollectionBasedActivity

Range: scdm:CollectionDocument

Subeigenschaft von: edm:isRelatedTo

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Identifizierung eines Produktes

(scdm:CollectionDocument), das aus einer Aktivität

(scdm:CollectionBasedActivity) entstanden ist. Aktivitätsproduk-

te selbst können nur Entitäten sein, die mit einer Sammlung

(scdm:Collection) verbunden sind. Dies beschränkt die Angabe

auf sammlungsbezogene Aktivitätsprodukte.

SCDM Anmerkung: Durch die Erfassung von sammlungsbezogenen Aktivitätspro-

dukten ermöglicht das SCDM die Darstellung der Sammlung als

aktiven Teil der Forschungsinfrastruktur. Wissenschaftliche

Sammlungen existieren nicht losgelöst von Forschungs-, Lehr-

und Bildungsaktivitäten.148 Aus diesen Aktivitäten gehen Ergeb-

nisse hervor, die selbst wieder zu einem Teil der Forschungsum-

gebung werden und Anregungen für neue Aktivitäten geben.

Beispiele:

- Erschließungsprojekt (scdm:CollectionBasedActivity)

scdm:hasResult Inventardatenbank (scdm:CollectionDocument)

- Ausstellung (scdm:CollectionBasedActivity) scdm:hasResult

Ausstellungskatalog (scdm:CollectionDocument)

4.4.2.8 loanRegulations Name: scdm:loanRegulations

Domain: scdm:Collection

Range: literal or reference

Subeigenschaft von: dc:rights

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe von Bestimmungen, die

die Ausleihe der Sammlung (scdm:Collection).

148 Wissenschaftsrat 2011, S. 33

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SCDM Anmerkung: Um Sammlungsobjekte ihrem aktiven Einsatz in Forschung,

Lehre und Bildung zuzuführen, kann es notwendig sein, die ge-

samte Sammlung, oder wahrscheinlicher Sammlungsteile bezie-

hungsweise einzelne Objekte, auszuleihen. Akteure müssen da-

her wissen, ob eine Ausleihe überhaupt möglich ist beziehungs-

weise welchen Bedingungen diese unterliegt.

Beispiele:

Beschreibung in Form eines Freitextes:

- „Getriebemodellsammlung“ (scdm:Collection) hat

scdm:loanRegulations Die Ausleihe von Sammlungsobjekten ist

nur für Forschungszwecke unter folgenden Bedingungen mög-

lich: …

- „Moulagensammlung“ (scdm:Collection) hat

scdm:loanRegulations: Aus konservatorischen Gründen zurzeit

nicht ausleihbar.

4.4.2.9 objectHandlingRegulations Name: scdm:objectHandlingRegulations

Domain: scdm:Collection

Range: literal or reference

Subeigenschaft von: dc:rights

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe der Bestimmungen zum

Umgang mit den Objekten in einer Sammlung

(scdm:Collection). Die Objektumgangsbestimmungen können

verschiedene Aspekte wie konservatorische Bedingungen, (Un-)

Empfindlichkeit von Objekten, (un-)erlaubte Umgangsmethoden

etc. umfassen.

SCDM Anmerkung: Auch wenn Sammlungsobjekte aktiv in Forschung, Lehre und

Bildung eingesetzt werden, müssen sie dennoch vor Schäden

geschützt werden. Für Akteure ist es von Bedeutung zu wissen,

ob zum Beispiel eine Substanzreduzierung erlaubt ist, oder ob

das Objekt speziellen konservatorischen Bedingungen unterliegt.

Auch wenn die Objekttypen bei allen wissenschaftlichen Samm-

lungen sehr heterogen sind, so sind die Objekttypen oft einer

einzelnen wissenschaftlichen Sammlung eher homogen (Tro-

cken- beziehungsweise Feuchtpräparate in botanischen, zoologi-

schen und anatomischen Sammlungen). So ist es durchaus realis-

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60

tisch, dass Objektumgangsbestimmungen für eine gesamte

Sammlung definiert werden können.

Beispiele:

Beschreibung in Form eines Freitextes:

- „IODP/ODP Kernlager / Bremen Core Repository“

(scdm:Collection) scdm:objectHandlingRegulations: Probenent-

nahme vom Personal, oder von den Wissenschaftlern selbst.

4.4.2.10 relevance Name: scdm:relevance

Domain: scdm:Collection

Range: skos:Concept

Subeigenschaft von: edm:hasType

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Angabe der Relevanz der Samm-

lung (scdm:Collection) für Forschung, Lehre und Bildung. Eine

Sammlung ist dann relevant, wenn die Material besitzt, das

unikal und exemplarisch ist und sich so von anderem Material

unterscheidet. Die Begriffsauswahl erfolgt aus einem kontrollier-

ten Vokabular.

SCDM Anmerkung: Die Angabe der Relevanz ist insbesondere für naturwissenschaft-

liche Sammlungen wichtig.149 Gerade hier haben Typus- und

Referenzmaterialien eine besondere Bedeutung für die For-

schung.

Beispiele:

- „Paläontologische Sammlung“ (scdm:Collection) hat

scdm:relevance Typusmaterial (skos:Concept)

- „Forstzoologische und Wildbiologische Sammlungen“

(scdm:Collection) hat scdm:relevance Referenzmaterial

(skos:Concept)

4.4.2.11 usedIn (used) Name: scdm:usedIn (scdm:used)

Domain: scdm:Collection

Range: scdm:CollectionBasedActivity

Subeigenschaft von: edm:wasPresentAt

Definition: Die Eigenschaft ermöglicht die Verknüpfung einer Sammlung

149 Weber 2012b, S. 12

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(scdm:Collection) mit einer oder mehreren Aktivitäten

(scdm:CollectionBasedActivity) in denen dieser Sammlung eine

zentrale Bedeutung zukommt.

SCDM Anmerkung: Die Eigenschaft unterscheidet sich von ihrer übergeordneten

Eigenschaft edm:wasPresentAt dahingehend, dass die Sammlung

nicht nur an einem Ereignis in irgendeiner nicht näher bestimm-

ten Form gegenwärtig, present, war, sondern sie stand im Zent-

rum einer Aktivität, welche ohne die Einbindung der Sammlung

nicht stattfinden kann. Daher ist diese Spezialisierung für die

Darstellung des Einsatzes von Sammlungen in Forschung, Lehre

und Bildung notwendig.

Beispiele:

- „Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek

Leipzig“ (scdm:Collection) scdm:usedIn Digitalisierungsprojekt

„Papyrus und Ostraka Projekt“ (scdm:CollectionBasedActivity)

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62

5. Fazit

Als domänenspezifisches Beschreibungsschema und als anwendungsorientiertes Datenmo-

dell ermöglicht das SCDM die Abbildung von Wissen über den Gegenstandsbereich der

wissenschaftlichen Sammlungen in formal strukturierter Form.

Das SCDM wurde auf Grundlage von Standards aus dem Kontext des Semantic Web bezie-

hungsweise Web of Data (u.a. SKOS, DCMI Metadata Terms, CIDOC CRM) modelliert.

Als Basis-Modell für die Entwicklung des SCDM diente das Europeana Data Model (EDM).

Das EDM eignet sich besonders, da es erweiterbar konzipiert wurde und so an spezifische

Bedürfnisse angepasst werden kann. Außerdem ermöglicht das EDM als Datenmodell des

Europeana-Portals die Abbildung von Wissen über das kulturelle Erbe. Dadurch kann das

SCDM auch inhaltlich an das EDM angeknüpft werden.

Durch die maximale Nachnutzung von Standards ist das SCDM mit anderen Linked Data-

Anwendungen interoperabel und ermöglicht so die Einbindung des Wissens in einen größe-

ren Kontext, beziehungsweise auch in andere domänenübergreifende Kontexte. Damit leistet

das SCDM einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Web of Data in einem domänenspezifi-

schen Kontext.

Als Collection-level Description ist das SCDM auch anwendungsunabhängig einsetzbar und

kann als Grundlage für die Beschreibung von wissenschaftlichen Sammlungen und den mit

ihnen verbundenen Aktivitäten, Dokumenten und weiteren Ressourcen dienen. Das SCDM

ist dabei speziell auf die Bedürfnisse der Universitätssammlungs-Community ausgerichtet.

Dennoch ist es so konzipiert, dass es durch das Hinzufügen von Klassen und Eigenschaften

an die Bedürfnisse anderer Communities angepasst werden kann.

Als semantisch interoperables Datenmodell dient das SCDM als eine Grundlage für das vir-

tuelle Informations- und Dokumentationsportal der Koordinierungsstelle für wissenschaftli-

che Universitätssammlungen in Deutschland. Durch die Implementierung entsprechender

Schnittstellen ist die Interaktion mit anderen Anwendungen der Linked (Open) Data Cloud

gewährleistet. So ist die Einspeisung der Daten in andere überregionale Zielsysteme wie die

DDB und Europeana geplant. Eine Datenintegration ist auch vice versa möglich: So wird die

Einbindung von Daten aus externen Systemen, zum Beispiel aus der DBpedia150, angestrebt.

150 Siehe: http://www.dbpedia.org

Page 70: Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung ... · Das sogenannte Semantic Web beziehungsweise Web of Data ermöglicht es, „das vorhande-ne Wissen im Web maschinenlesbar

63

Ziel des Informationsportals ist es, die Bestände der wissenschaftlichen Sammlungen

Deutschlands und ihren Kontext für die Sammlungs-Community aber auch darüber hinaus

sichtbar und durchsuchbar zu machen: Wissenschaftlern wird die Recherche in den facetten-

reichen Beständen der Universitätssammlungen für potenzielle Forschungsfragen ermög-

licht; Dozenten können Bestände für universitäts- und fächerübergreifende Lehrprojekte

ermitteln oder auch Anregungen für die Lehre mit Sammlungen gewinnen; Ausstellungsma-

cher können im Formenreichtum der Objektgattungen geeignete Exponate wählen oder inte-

ressante Zusammenhänge für interdisziplinäre Ausstellungen erfahren; Studenten können für

Haus- und Abschlussarbeiten recherchieren; und schließlich können Interessierte den unend-

lichen Variationsreichtum der wissenschaftlichen Sammlungen für sich enddecken und aktu-

elle Aktivitäten der Forschung, Lehre und Bildung nachvollziehen.

Perspektivisch soll das Informationsportal der Koordinierungsstelle Daten auf Objektebene

recherchierbar machen. Dazu ist eine Erweiterung des Datenmodells notwendig. Dies wird

Gegenstand weiterer Arbeiten im Rahmen des Ausbaus des Informationsportals der Koordi-

nierungsstelle sein.

Die Forderung des Wissenschaftsrats lautete: „Das Potenzial wissenschaftlicher Sammlun-

gen für die Forschung sollte im Interesse des Wissenschaftssystems besser nutzbar gemacht

werden“.151 Durch die Implementierung des SCDM in das Portal der Koordinierungsstelle

werden die Sammlungsbestände im World Wide Web veröffentlicht und ihre Daten können

mit anderen Anwendungen verknüpft werden. Dadurch erfahren die wissenschaftlichen

Sammlungen eine erhöhte Sichtbarkeit und es ist zu hoffen, dass dadurch auch das Potenzial

der Sammlungen für die Nutzung in Forschungs-, Lehr- und Bildungsaktivitäten bekannter

wird.

151 Wissenschaftsrat 2011, S. 7

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Weber, Cornelia (2012a): Dokumentation zum Projekt „Materielle Modelle in Forschung und Lehre. Erfassung, Dokumentation und Untersuchung von universitären Samm-lungen“. Online verfügbar unter http://www.universitaetssammlungen.de/download/MaterielleModelle.pdf, zuletzt aktualisiert am 26.04.2012, zuletzt geprüft am 01.04.2013.

Weber, Cornelia (2012b): Dokumentation zum Projekt „Universitätssammlungen in Deutschland: Untersuchungen zu Bestand und Geschichte". Online verfügbar unter http://www.universitaetssammlungen.de/download/Projektdokumentation.pdf, zu-letzt aktualisiert am 25.04.2012, zuletzt geprüft am 20.04.2013.

Wissenschaftsrat (Hg.) (2011): Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als For-schungsinfrastrukturen. Online verfügbar unter http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10464-11.pdf.

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Internetquellenverzeichnis Alle Internetquellen wurden zuletzt am 05.05.2013 aufgerufen.

Census of Marine Life: http://www.coml.org CICADAS – Sonderausstellung des Naturkundlichen Universitätsmuseums Halle (Saale): http://www.cicadas.de DCMI Collection Description Community: http://dublincore.org/groups/collections/ DBpedia: http://www.dbpedia.org Europeana: http://www.europeana.eu Functional Requirements For Bibliographic Records: http://www.ifla.org/publications/functional-requirements-for-bibliographic-records Gesellschaft für Universitätssammlungen e. V.: http://www.wissenschaftlichesammlungen.de/gesellschaft GND der Deutschen National Bibliothek: http://www.dnb.de/DE/Standardisierung/GND/gnd_node.html Informationssystem zu Universitätssammlungen vom Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin: http://www.universitaetssammlungen.de Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland: http://wissenschaftlichesammlungen.de/ Kulturgüterschutz: http://www.kulturgueterschutz.wordpress.de/was-sind-kulturguter/ Kustodie der Technischen Universitäts Dresden: http://www.tu-dresden.de/die_tu_dresden/zentrale_einrichtungen/kustodie/ Medienarchäologischer Fundus des Instituts für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin: http://www.medienwissenschaft.hu-berlin.de/medientheorien/fundus Resource Description Framework: http://www.w3.org/RDF/ RSLP Collection Description: http://www.ukoln.ac.uk/metadata/rslp/

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Arbeitskreis Sammlungen der Universität Hamburg: http://www.uni-hamburg.de/einrichtungen/zentrale-einrichtungen/museen/arbeitskreis-sammlungen.html Simple Knowledge Organization System: http://www.w3.org/2004/02/skos/ SPARQL Protocol and RDF Query Language: http://www.w3.org/TR/sparql11-query/ Universeum – European Academic Heritage Network: http://www.universeum.it/ University Museums And Collections: http://publicus.culture.hu-berlin.de/umac/ W3C – Semantic Web Standards: http://www.w3.org/standards/semanticweb/ W3C – Semantic Web Standards, Vokabularies: http://www.w3.org/standards/semanticweb/ontology Web Ontology Language: http://www.w3.org/OWL/ Wikipedia – Conceptual Schema: http://en.wikipedia.org/wiki/Conceptual_schema Wikipedia – Metadata: http://en.wikipedia.org/wiki/Metadata#Metadata_structures

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Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre ausdrücklich, dass es sich bei der von mir eingereichten schriftlichen Arbeit mit

dem Titel „Ontologisch basiertes Datenmodell für die Beschreibung wissenschaftlicher

Sammlungen“ um eine von mir erstmalig, selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasste

Arbeit handelt.

Ich erkläre ausdrücklich, dass ich sämtliche in der oben genannten Arbeit verwendeten frem-

den Quellen, auch aus dem Internet (einschließlich Tabellen, Grafiken u. Ä.) als solche

kenntlich gemacht habe. Insbesondere bestätige ich, dass ich ausnahmslos sowohl bei wört-

lich übernommenen Aussagen bzw. unverändert übernommenen Tabellen, Grafiken u. Ä.

(Zitaten) als auch bei in eigenen Worten wiedergegebenen Aussagen bzw. von mir abgewan-

delten Tabellen, Grafiken u. Ä. anderer Autorinnen und Autoren (Paraphrasen) die Quelle

angegeben habe.

Mir ist bewusst, dass Verstöße gegen die Grundsätze der Selbstständigkeit als Täuschung

betrachtet und entsprechend der Prüfungsordnung und/oder der Allgemeinen Satzung für

Studien- und Prüfungsangelegenheiten der HU (ASSP) geahndet werden.

Berlin, 06. Mai 2013