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Open Government Data Studie Gemeinsame empirische Studie der MATERNA GmbH Information & Communications und der Hochschule Harz (FH) Fachbereich Verwaltungswissenschaften 6. November 2012

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Open Government Data Studie

Gemeinsame empirische Studie der

MATERNA GmbH Information & Communications

und der

Hochschule Harz (FH)Fachbereich Verwaltungswissenschaften

6. November 2012

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Management Summary

Mit den neuen Möglichkeiten des Internets steht die öffentliche Verwaltung vor im-mer größeren Herausforderungen. Ein Trend, der sich dabei zeigt, sind offene Daten aus den Verwaltungen, die ohne Einschränkung zur Nutzung frei zugänglich gemacht werden sollen. Im Rahmen der vorliegenden Studie sollten der allgemeine Status quo von „Open Government Data“, die möglichen Hemmnisse sowie auch die Potenziale untersucht werden. Inzwischen wird Open Government Data von mehr als der Hälfte der befragten Verwaltungen als bedeutend eingeschätzt. Generell ist jedoch die Re-levanz im Vergleich zu anderen aktuellen Verwaltungsthemen niedriger.

Ähnliches gilt in puncto des Umsetzungsstandes: Deutlich mehr als die Hälfte der Be-fragten haben bisher Open Government Data-Angebote realisiert bzw. planen diese. Einer der zentralen Beweggründe für offene Verwaltungsdaten ist dabei die Erhöhung der Transparenz. Dadurch, dass die Aspekte Innovation, Effizienzsteigerung und Wirtschaftsförderung noch eine eher untergeordnete Rolle spielen, zeigen sich die bisherigen Aktivitäten noch relativ weit vom eigentlichen Grundgedanken der „offenen Daten“ entfernt. Sowohl die Konzeptionen als auch die operativen Umsetzungen sind folglich noch stark ausbau- und entwicklungsfähig. Eigenschaften, wie beispielsweise Maschinenlesbarkeit, erfüllen die wenigsten Angebote. Als Hauptprobleme bei der Planung und Umsetzung werden aber nicht ganz überraschend vor allem fehlende Personalkapazitäten und hohe Kosten gesehen.

Nichtsdestotrotz lassen sich aus den Ergebnissen der Studie positive Tendenzen ab-leiten. So werden die Hemmnisse von den „Praktikern“ überwiegend geringer be-wertet als von den „Nicht-Anwendern“. Ebenfalls erfreulich sind die zukünftigen Ent-wicklungstendenzen und Planungen. Hierbei sollen vor allem bestehende Angebote ausgebaut und mit erweiterten Möglichkeiten verknüpft werden. So planen unter den „Nicht-Anwendern“ immerhin knapp die Hälfte zukünftig ein Angebot, rund ein Drittel davon sogar mit erweiterten Möglichkeiten – ein Befund, der die zukünftig mögliche Dynamik am besten beschreibt.

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Kurzprofil Herausgeber

MATERNA GmbH Information & Communications

Als führender IT-Dienstleister beschäftigt MATERNA europaweit rund 1.300 Mitar-beiter und erzielte 2011 einen Umsatz von 155 Millionen Euro. Das Portfolio be-steht aus Prozess- und Technologie-Beratung, der zugehörigen Implementierung von IT-Lösungen bis hin zu Dienstleistungen für Wartung, Betrieb und Schulungen. MATERNA begleitet ihre Kunden von der ersten Idee über Konzeption und Umset-zung bis zum Betrieb. Zielgruppen sind IT-Abteilungen sowie Fachabteilungen in gro-ßen und mittelständischen Unternehmen sowie Behörden.

Mitwirkende: Andreas Schulz-Dieterich, Johannes Heistermann, Andrea Siwek-Schmidt, Jürgen Pünter

Webseite: http://www.materna.de

Hochschule Harz (FH) Fachbereich Verwaltungswissenschaften

Der Fachbereich Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz (FH) in Halber-stadt (Sachsen-Anhalt) bildet seit 1998 für den gehobenen, nicht-technischen Ver-waltungsdienst aus. Hierfür werden seit 2008 vier akkreditierte Bachelor-Studien-gänge und ein berufsbegleitender Masterstudiengang angeboten, mit derzeit über 1.030 Studierenden. Die Hochschule Harz beschäftigt sich darüber hinaus intensiv mit der angewandten und praktischen Forschung, z. B. seit 2005 fortwährend mit For-schungsprojekten zur Standortentwicklung und Wirtschaftsförderung.

Mitwirkende: Prof. Dr. Jürgen Stember, Emanuel Hesse, Nadine Reichert, Christin Klähn (studentische Hilfskraft)

Webseite: http://egov.hs-harz.de

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Vorwort Prof. Dr. Jürgen Stember und Emanuel Hesse

Liebe Leserinnen und Leser,

mehr Transparenz und Offenheit der Verwaltung ist nicht nur in den Medien ein viel-fach diskutiertes Thema. Beim „Open Government“ geht es deshalb im Kern um die Offenlegung von Entscheidungswegen, (Genehmigungs-)Verfahren, aber auch ein-fach nur um Daten, die die Verwaltung sammelt und speichert.

Insbesondere der neue Begriff „Open Data“ beschreibt dabei diesen aktuellen und wichtigen Aspekt von offenen Daten, die im Interesse der Allgemeinheit von den Ver-waltungen zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Idee von „offenen Daten“ geht aber viel weiter. Mit den neuen technologischen Möglichkeiten lassen sich die frei ver-fügbaren Daten weiterverarbeiten und verknüpfen. Aus dieser Vernetzung und Integ-ration kann ein deutlicher Mehrwert entstehen, sei es in Form von neuen Geschäfts-modellen, Dienstleistungen oder auch Anwendungen. Zudem sind frei zugängliche Daten oftmals die Grundvoraussetzung für die stärkere Beteiligung von Bürgern.

Fest steht, dass die öffentliche Verwaltung bei der Umsetzung von Open Govern-ment Data vor neue Herausforderungen gestellt wird. Organisatorische, rechtliche und technische Fragen für die Bereitstellung von offenen Daten erwarten immer noch eine abschließende Klärung.

Die vorliegende Studie untersucht den Status quo von Open Government Data in der öffentlichen Verwaltung. Mit diesen aktuellen Ergebnissen hoffen wir daher, einen Beitrag zur breiten Diskussion zu leisten und wünschen einen aufschlussreichen Ein-blick in die Auswertung der empirischen Analyse.

Prof. Dr. Jürgen Stember Dekan & Leiter der Studie

Emanuel Hesse Koordinator der Studie

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Vorwort Dr. Winfried Materna

Liebe Leserinnen und Leser,

der vermeintlichen Politikverdrossenheit zum Trotz hat der Zukunftsdialog der Kanz-lerin die Bevölkerung zu einem intensiven Diskurs über drei zentrale Herausforde-rungen angeregt: Wie wollen wir zusammenleben, wovon wollen wir leben und wie wollen wir lernen. Nur gemeinsam mit den Betroffenen können Politik und Verwaltung realistische Antworten auf diese Fragen unserer Zeit finden.

Neue Technologien wie das Web 2.0 eröffnen Verwaltung und Politik die Chance, mehr Vertrauen durch zeitgemäße Partizipation, Transparenz und Kooperation zu schaffen. Zu Open Government gehört auch die Bereitstellung offener Verwaltungs-daten – sei es zu Informationszwecken oder zur Weiterverwendung durch Dritte.

Diese Öffnung birgt ein hohes ökonomisches Potenzial für die Wirtschaft. So können Unternehmen diese Daten z. B. durch eigenes Zutun weiter veredeln und bedarfsge-recht potenziellen Abnehmern als kostenpflichtigen Service verkaufen.

Wie Open Data auch heute schon in der Praxis funktioniert, zeigen die Verwaltungs-bereiche Geodaten und Statistik, die zahlreiche Zugänge zu ihren Daten geschaffen haben. Unsere Studie gibt hierzu weitere Einblicke und zeigt auch die Herausforde-rungen bei der Bereitstellung von Open Government Data-Angeboten auf.

Ich wünsche uns eine weiter zügige Umsetzung der Open-Data-Vorhaben, um nach-haltig mehr Partizipation, Transparenz und Kooperation zu erreichen und nicht zuletzt neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.

Dr. Winfried Materna Geschäftsführer MATERNA GmbH

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Inhaltsverzeichnis

Management Summary 2

Kurzprofil Herausgeber 3

Vorwort Prof. Dr. Jürgen Stember und Emanuel Hesse 4

Vorwort Dr. Winfried Materna 5

Inhaltsverzeichnis 6

Abbildungsverzeichnis 8

1 Thematischer Hintergrund 9

1.1 Einführung – Open Government Data als Herausforderung und Zukunftsoption 9

1.2 Zukünftige Entwicklungen – Open Government Data 12

2 Studiendesign 14

2.1 Zielsetzung 14

2.2 Methodik 14

2.3 Beteiligung und Repräsentativität 15

2.4 Aufbau und Überblick 17

3 Befragungsergebnisse im Detail 18

3.1 Aktuelle Situation 18

3.1.1 Strategische Ausrichtung 18

3.1.2 Elemente von Open Government Data 19

3.1.3 Einschätzung der Bedeutung offener Verwaltungsdaten 20

3.1.4 Umsetzungsstand des Datenangebots 21

3.2 Bestandsanalyse 23

3.2.1 Organisation der Open Government Data-Aktivitäten 23

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3.2.2 Motivation zur Umsetzung 24

3.2.3 Themenbereiche offener Verwaltungsdaten 25

3.2.4 Eigenschaften der Datenangebote 27

3.2.5 Nutzungskosten 28

3.2.6 Eingesetzte Datenformate 29

3.2.7 Mobile Anwendungen 30

3.2.8 Zielgruppen der Datenangebote 31

3.2.9 Information über das Datenangebot 32

3.2.10 Erfolg von Open Government Data 33

3.3 Hemmnisse und Potenziale 34

3.3.1 Hemmnisse in der Realisierung 34

3.3.2 Potenziale von Open Government Data 37

3.4 Perspektive 38

3.4.1 Datenpublikation 38

3.4.2 Kooperationsbereitschaft 39

3.4.3 Künftige Datenangebote 40

3.4.4 Bereitstellungsstufen der Datenangebote 41

3.4.5 Erfolgschancen von Open Government Data 43

4 Konsequenzen und Empfehlungen 44

Impressum 48

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Übersicht der befragten Verwaltungsebenen 16

Abb. 2: Prozentuale Beteiligung nach Kommunengröße 16

Abb. 3: Strategische Einbindung des E-Government 19

Abb. 4: Kernelemente des Open Government Data-Ansatzes 20

Abb. 5: Einschätzung der Bedeutung 21

Abb. 6: Aktueller Umsetzungsstand 22

Abb. 7: Zuständigkeit der Open Government Data-Aktivitäten 23

Abb. 8: Beweggründe für die Umsetzung 24

Abb. 9: Aktuelle Themenbereiche der Datenangebote 26

Abb. 10: Merkmale der Datenangebote 28

Abb. 11: Nutzungskosten 29

Abb. 12: Bereitgestellte Datenformate 30

Abb. 13: Mobile Anwendungen 31

Abb. 14: Zielgruppen der Datenangebote 32

Abb. 15: Publikationskanäle 33

Abb. 16: Subjektiver Erfolg bisheriger Datenangebote 34

Abb. 17: Aktuelle Hemmnisse bei der Umsetzung 35

Abb. 18: Darstellung der Hemmnisse nach Umsetzungsstand 36

Abb. 19: Potenziale offener Verwaltungsdaten 38

Abb. 20: Künftige Datenpublikation 39

Abb. 21: Kooperationsbereitschaft 40

Abb. 22: Wichtigkeit der Themenbereiche 41

Abb. 23: Angestrebte Bereitstellungsstufen 42

Abb. 24: Erfolgschancen von Open Government Data 43

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1 Thematischer Hintergrund

1.1 Einführung – Open Government Data als Herausforderung und ZukunftsoptionOpen Government Data (OGD) ist ein interessantes und vielschichtiges, wichtiges, zugleich aber auch sehr komplexes Themengebiet für öffentliche Verwaltungen. Die Thematik reiht sich ein in eine Fülle von neuen Akzenten im Zusammenhang mit der Entwicklung des E-Governments, aber auch im Kontext des New Public Manage-ments generell. Besonders der relativ neue und im Zuge der Web 2.0-Technologien entstandene Begriff des umfassenderen „Open Government“ (offenes, transparentes Regieren) steht als Dachbegriff für eine Vielzahl von Aktivitäten und Trends, die von der Öffnung des Staates, der besseren Zusammenarbeit bis hin zu mehr Beteiligung der Bürger und sonstiger Rezipienten staatlicher Leistungen reichen.

In einer aktuellen Studie von AMT24 e.V. wird OGD definiert als „Daten von öffentli-chen Institutionen – mit Ausnahme personenbezogener Daten –, welche vollständig und für jeden frei zugänglich, verbreitbar sowie für alle Einsatzzwecke weiterver-wendbar sind (Modifikationen, Derivate). Es darf niemand bei der Nutzung diskrimi-niert werden.“1 In Ergänzung zu früheren Aktivitäten der Datenbereitstellung, die es ja durchaus zum Beispiel schon durch Web-GIS gab und gibt, wird darüber hinaus mit dem Linked Open Data-Ansatz eine Vernetzung oder „Verlinkung“ der bestehenden Daten angestrebt, wodurch insgesamt ein spürbarer Mehrwert erzeugt werden soll.2

Das Themengebiet ist interessant und vielschichtig, weil sich zum Teil ganz neue Wege des Staatsverständnisses und staatlicher Daten entwickeln, die nunmehr nicht mehr verborgen in den Ämtern und Abteilungen verbleiben, sondern transparent den Bürgern und den Unternehmen zur Verfügung stehen. Darüber hin-aus entsteht schon jetzt eine Vielschichtigkeit, die sowohl alle Ebenen des adminis-trativen Handelns als auch zahlreiche inhaltliche Daten und formale Ausprägungen 1 Vgl. AMT24 (Hrsg.): Chancen und Risiken der kommerziellen Nutzung von Linked Open Data. Berlin 2011, S. 5.2 Vgl. BUNDESMINISTERIUM DES INNERN (Hrsg.): Open Government Data Deutschland. Berlin 2012, S. 433.

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betrifft. Und nicht zuletzt werden die Bürger mitunter selbst (Ko-)Produzenten von öffentlichen Daten, indem Sie beispielsweise in ihrer Stadt Daten zu behinderten-freundlichen Straßenüberquerungen sammeln und veröffentlichen.3

Das Themengebiet ist wichtig, weil Bürger und Unternehmen, aber auch zahl-reiche Vertreter der Verwaltung selbst die Verwaltung auf allen Ebenen transparenter und bürgernäher gestalten wollen. Dabei stellen „Offene Daten“ keinen Selbstzweck dar, sondern sind integraler Bestandteil einer unter dem Namen „Open Government“ bekannten Entwicklung, die für mehr Transparenz und Beteiligung im politischen und Verwaltungshandeln steht. In Deutschland ist das Thema „Open Government“ bun-desweit durch das am 18. August 2010 beschlossene Regierungsprogramm „Vernetz-te und transparente Verwaltung“ aufgegriffen worden. Das Programm ist die Strategie für die weitere Modernisierung der Bundesverwaltung in der 17. Legislaturperiode. Open Government wurde als ein zentrales Modernisierungsprojekt des Regierungs-programms aufgenommen.4 Darin heißt es:

„Verwaltung braucht Vernetzung und Transparenz. Transparenz stärkt das Pflicht-bewusstsein und liefert den Bürgern Informationen darüber, was Verwaltung leistet. Sie ermöglicht auf diese Weise Partizipations- und Kollaborationsformen und bindet das weit verstreute Wissen der Gesellschaft in Entscheidungsprozesse ein. Durch den Austausch mit gesellschaftlichen Gruppen können die Herausforderungen an den modernen Staat bewältigt werden. Durch enge Zusammenarbeit, Erhöhung der Effizienz und größere Bürgerorientierung werden die Leistungen der Verwaltung opti-miert. […] Zur Erreichung dieses Ziels veröffentlicht die Verwaltung - soweit rechtlich möglich und zweckmäßig - umfassende Informationen zu ihren Leistungen, vorgese-henen Zielen oder Daten, die sie erhebt oder aufbereitet. Ein einfaches und einheit-liches Gebührensystem erleichtert die kommerzielle Nutzbarmachung der Informa-tionen. Forschungsdatenzentren und Servicezentren erleichtern den Austausch mit Wirtschaft und Wissenschaften.“5

3 Zum Beispiel die Plattform „Wheelmap“: http://wheelmap.org/. 4 Vgl. BUNDESREGIERUNG (Hrsg.): Regierungsprogramm Vernetzte und transparente Verwaltung. Berlin 2010.5 BUNDESREGIERUNG (Hrsg.): Regierungsprogramm Vernetzte und transparente Verwaltung. Berlin 2010, S. 24.

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VON LUCKE sieht die Vorteile und vorteilhaften Möglichkeiten von Open Data Govern-ment vor allem in folgenden Aspekten:6

▪ mehr Transparenz,

▪ mehr Teilhabe,

▪ intensivere Zusammenarbeit,

▪ Stärkung gemeinschaftlicher Belange sowie nicht zuletzt

▪ Innovationsschübe für den gesamten öffentlichen Sektor.

Doch sind es nicht nur besondere Idealvorstellungen, die OGD begünstigen, sondern vor allem auch wirtschaftliche Aspekte.7 Auch EU-Kommissarin Neelie Kroes betont vor allem diesen materiellen Aspekt und schätzt den wirtschaftlichen Nutzen für die EU-Mitgliedsstaaten, wenn die Daten der öffentlichen Verwaltung frei zugänglich wä-ren, auf beachtliche 40 Mrd. Euro.8 Auch die aktuelle Studie des Bundesministeriums des Innern zeigt eine ganze Reihe von immateriellen und materiellen Vorteilen auf, z. B. in Bezug auf die Wirtschaftsförderung und die Innovationsentwicklung.9

Das Themengebiet ist aber auch und vor allem komplex, weil eine ganze Reihe an traditionellen, kulturellen und rechtlichen Vorstellungen in den Verwaltungen tangiert sind und bis heute eigentlich in einem ganz anderen Kontext gesehen werden. So ist die Verwaltung bis heute mit der Heraus- oder Freigabe von Daten sehr vorsichtig und zurückhaltend. Bei der Umsetzung von E-Government Projekten spielen Faktoren wie Datenschutz aber auch die rechtlichen Gegebenheiten eine sehr wichtige Rolle. Aber auch von traditionellen Vorstellungen innerhalb der Verwaltung muss Abschied ge-nommen werden, wenn die Vision der offenen Verwaltung mit frei verfügbaren Daten tatsächlich Realität werden soll. Zu realitätsfern ist aber auch die einfache Forderung

6 Vgl. VON LUCKE, Jörn: Innovationsschübe durch eine Öffnung von Staat und Verwaltung, frei zugängliche Da-ten, Datenportale und Umsetzungswettbewerbe. In: EIXELSBERGER, Wolfgang und Jürgen STEMBER (Hrsg.): E-Government – Zwischen Partizipation und Kooperation. Wien, New York 2012, S. 229-242, hier S. 229.

7 Vgl. dazu u. a. PARYCEK, Peter und Judith SCHOSSBÖCK: Pen Data Government und Open Innovation. In: EIXELSBERGER, Wolfgang und Jürgen STEMBER (Hrsg.): E-Government – Zwischen Partizipation und Koope-ration. Wien, New York 2012, S. 213-228, hier S. 217 oder auch Vgl. AMT24 (Hrsg.): Chancen und Risiken der kommerziellen Nutzung von Linked Open Data. Berlin 2011, S. 9 ff.

8 Vgl. Open Data in Germany: Alles kann, nichts muss. In: eGovernment, Nr. 9, 2012, S. 1.9 Vgl. BUNDESMINISTER DES INNERN (Hrsg.): Open Data Government Deutschland. Berlin 2012.

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nach Freigabe von Daten durch die Verwaltung, sofern sie einen selbst nicht betreffen und gleichzeitig wiederum die Forderung nach Daten- und Vertrauensschutz, wenn es um die Freigabe eigener Daten oder eigener datentechnischer Bezüge geht (z. B. indirekter Personenbezug bei Flächendarstellungen). Um dieser Problematik gerecht zu werden, geht es auch und vor allem im Entwurf des neuen E-Government-Gesetzes darum, einheitliche technische und rechtliche Rahmenbedingungen zu definieren, un-ter denen Daten aus der öffentlichen Verwaltung zur Verfügung gestellt werden können.

Es gibt bereits einige Beispiele im Internet, allen voran das Open-Data-Portal der Stadt Berlin10, das eine ganze Reihe Daten in unterschiedlichster Aufbereitung an-bietet. Ein anderes schon sehr auf Gestaltung und Partizipation ausgerichtetes Bei-spiel ist die Initiative „Frankfurt gestalten. Bürger machen Stadt“11, wo viele Daten für die Beteiligung an der Diskussion von stadtrelevanten Themen aufgelistet und mit örtlichen bzw. geographischen Daten verknüpft sind. Aber auch die zahlreichen Bür-gerhaushalte auf kommunaler Ebene, z. B. der Bürgerhaushalt der Stadt Köln12 oder der Bundeshaushalt13, sind weitere Beispiele für diese beteiligungsorientierten Open Government Data-Ansätze.

1.2 Zukünftige Entwicklungen – Open Government DataDerzeit erscheint das allgemeine Verständnis von OGD noch relativ unprofiliert, gleich-wohl sich einige Studien schon intensiv mit der Klärung offener Fragen beschäftigen. So ist aus Sicht vieler Verwaltungen unklar, was OGD denn tatsächlich ist und was OGD zum Beispiel von aktuellen Aktivitäten im Bereich des Web-GIS unterscheidet und abgrenzt. Wie und an welchen Orten kann die Bereitstellung der Daten erfolgen? In welchen Formaten können diese genutzt oder verwertet werden? Und wie entwi-ckelt sich die Nachfrage? – ein Aspekt, der immer wieder an die Frage der Wirtschaft-lichkeit von E-Government-Projekten anknüpft. So ergeben sich auf der anderen Sei-

10 Bereich „Datensätze – offene Daten“ im Datenportal der Stadt Berlin: http://daten.berlin.de/datensaetze/.11 http://www.frankfurt-gestalten.de/.12 https://buergerhaushalt.stadt-koeln.de/2012/.13 http://bund.offenerhaushalt.de/.

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te im Hinblick auf E-Government-Projekte immer wieder auch Gegenbewegungen oder ernüchternde Neubewertungen. Das gilt nicht nur für die teils überschaubaren Erfolge in den Verwaltungen, sondern auch für die gesellschaftlichen Entwicklungen, die im Herbst 2011 Gegenstand einer umfangreichen, repräsentativen Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet in Deutschland durch das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet durchgeführt worden ist.14 Darin wurde einmal mehr deutlich, dass die Entwicklungen scheinbar schneller wahrgenommen werden, als sie tatsächlich sind. Immerhin sind es nach dieser Studie 39 % der bei uns leben-den Bevölkerung, die das Internet kaum oder gar nicht bzw. bewusst oder unbewusst nicht nutzen. Diese Ergebnisse haben zumindest bei einigen Fachleuten ein Um-denken beim E-Government ausgelöst. Die oft zitierte digitale Spaltung ist schein-bar größer, als viele Fachleute gedacht haben. Und selbst die Geschäftsführerin von VITAKO, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kommunalen IT-Dienstleister, Marian-ne Wulff, wünscht und erhofft sich eine Neu-Justierung des E-Governments in Form einer deutlich stärkeren Orientierung an den Wünschen und Zielen der Adressaten.15

14 Vgl. DIVSI (Hrsg.): Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet. Bonn 2012.15 Vgl. WULFF, Marianne: Das haben wir daraus gelernt. In: DIVSI-Magazin, Heft, 2, 2012, S. 8.

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2 Studiendesign

2.1 ZielsetzungDie dargestellte Situation und die sich ergebenden offenen Fragen waren der Anlass, in der vorliegenden empirischen Studie die Fragestellung aufzuwerfen, wie der Status quo von Open Government Data (OGD) über die gesamte föderale Verwaltungsstruk-tur in Deutschland tatsächlich aussieht und welche Hemmnisse und Potenziale gese-hen werden. Die zentralen Fragen der Studie bezogen sich auf die Bereiche:

▪ Grundverständnis und Einschätzung der Bedeutung von OGD,

▪ Abbildung des Umsetzungsstandes und Vorschau auf zukünftige Planungen,

▪ Organisation und Motivation der Open Government Data-Aktivitäten,

▪ Themenbereiche der angebotenen und/oder geplanten Verwaltungsdaten,

▪ Eigenschaften der Datenangebote,

▪ Zielgruppen und die wahrgenommene Akzeptanz der bisherigen Angebote,

▪ Hemmnisse bei der Planung/Umsetzung und

▪ eine Gesamteinschätzung der künftigen Entwicklung des Themenfeldes.

2.2 MethodikDie vorliegende Studie wurde als gemeinsames Projekt der MATERNA GmbH und des Fachbereichs Verwaltungswissenschaften der Hochschule Harz unter der wis-senschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Jürgen Stember im Jahr 2012 durchgeführt. Die Koordinierung und Auswertung der Studienergebnisse verantwortete das For-schungsprojekt für optimierte Unternehmensförderung und Standortentwicklung (OptimUSE)16 an der Hochschule Harz.

Die Durchführung der Studie erfolgte als teilstandardisierte Online-Befragung (CAWI)

16 Das Forschungsprojekt für „optimierte Unternehmensförderung und Standortentwicklung“ (OptimUSE) ist Teil des KAT-Kompetenzzentrums der Hochschule Harz und wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt sowie durch den europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE, Proj.-Nr. 1211 08 0007).

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mit der Befragungsplattform „Enterprise Feedback Suite 8.0“ von der QuestBack AG. Zusätzlich bekamen Probanden die Möglichkeit der Teilnahme per interaktivem PDF-Fragebogen. Für die Einladung zur Online-Befragung wurde ein Kontaktverteiler mit allen Bundes- und Landesverwaltungen sowie den 300 größten Städten genutzt. Die eingeladenen Behörden hatten im Zeitraum vom 11. Juni bis 31. Juli 2012 die Mög-lichkeit, an der Befragung teilzunehmen. Bereits im Vorfeld wurden die Teilnehmer in einer Vorankündigung über die Studie informiert und konnten sich aus der Befragung austragen oder einen Vertreter benennen. Zum Befragungsbeginn erhielten die Be-hörden per E-Mail die Einladung mit codiertem Zugangslink, sodass eine Mehrfach-beteiligung ausgeschlossen war. Nach den ersten zwei Wochen sowie eine Woche vor Befragungsende wurden Teilnehmer ohne abgeschlossenen Fragebogen an die laufende Befragung erinnert.

Das bei der Datengewinnung eingesetzte technische System von der QuestBack AG entspricht den Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes. Rückschlüsse auf einzelne Behörden sind nicht möglich, da die Datenerfassung und Auswertung ano-nymisiert wurden.

2.3 Beteiligung und RepräsentativitätVon den 507 angeschriebenen Behörden waren lediglich drei technisch nicht erreich-bar, weitere 15 Teilnehmer wünschten explizit keine Nachrichten zur Studie. Somit er-reichte der Einladungsverteiler ein bereinigtes Gesamtsample von 489 Teilnehmern. Die Ausschöpfungsquote durch Behörden, die den Fragebogen nicht abgeschlossen haben, beträgt 26,2 % (n=128). Davon haben 72 Behörden den Fragebogen vollstän-dig beantwortet, das entspricht einer Rücklaufquote von 14,7 %.

Die Gesamtbeteiligung nach Verwaltungsebene stellt sich wie folgt dar: ▪ Teilnehmer der 300 größten Kommunen n=50,

▪ Teilnehmer der Landesministerien n=18 und

▪ Teilnehmer der Bundesministerien n=4.

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50

18

4

Zu welcher Verwaltungsebene gehört Ihre Institution?

Kommunen

Land

Bund

* n=72

Zu welcher Verwaltungsebene gehört Ihre Institution?

Abb. 1: Übersicht der befragten Verwaltungsebenen

Mit 50 befragten Institutionen, d. h. rund 70 %, haben die deutschen Kommunalver-waltungen ein deutliches Übergewicht gegenüber den Bundes- und Landesbehörden. Dies entspricht einer Beteiligungsquote auf kommunaler Ebene von rund 17 %. Die Verteilung nach Größe der Kommunen zeigt, dass der Großteil (62 %) auf Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern fällt. Dabei sind Städte mit einer Einwohnerzahl unter 50.000 und Städte zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner in etwa gleich verteilt. Unter den restlichen 40 % fanden sich deutsche Großstädte wieder. Hiervon beteiligten sich Kommunen zwischen 100.000 und 200.000 Einwohner bzw. 200.000 und 500.000 Einwohner mit jeweils 16 %. Großstädte mit mehr als 500.000 Einwoh-nern sind mit 6 % vertreten. Die folgende Darstellung zeigt die Verteilungen in der Studie in Abhängigkeit zur realen Verteilung je Einwohnerkategorie der Kommunen.

Einwohnerkategorie Real* Studie** <50T EW 37,7 % 30,0 % 50T – 100T EW 35,7 % 32,0 % 100T – 200T EW 14,0 % 16,0 % 200T – 500T EW 8,0 % 16,0 % >500T EW 4,7 % 6,0 % * Basis: n=300 Angaben lt. Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Stand: 31. Dezember 2010 ** Basis: n=50

Abb. 2: Prozentuale Beteiligung nach Kommunengröße

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Angesichts der real entsprechenden Verteilung der Stichprobe und geringen Abwei-chungen des Samples von der Grundgesamtheit ergibt sich ein repräsentatives Bild für die deutschen Kommunalverwaltungen. Für die öffentliche Verwaltung insgesamt sind die Studienergebnisse nicht auf die Grundgesamtheit übertragbar. Die Studie erhebt daher keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, es können innerhalb der Erhe-bung lediglich Tendenzaussagen getroffen werden.

2.4 Aufbau und ÜberblickDer Aufbau des Studienberichts zur gemeinsamen empirischen Studie „Open Govern-ment Data in der öffentlichen Verwaltung“ ist unterteilt in

▪ Thematischer Hintergrund,

▪ Studiendesign,

▪ Befragungsergebnisse im Detail,

▪ Konsequenzen und Empfehlungen.

Aus Gründen der statistischen Anonymisierung werden die Teilnehmer der Bundes-ministerien nicht als einzelne Gruppe betrachtet, sondern – wenn dies sinnvoll er-scheint – mit der Gruppe der Landesministerien gemeinsam ausgewertet. Bei unver-tretbaren Abweichungen zwischen den Ergebnissen auf Bundes- und Länderebene wird auf die Auswertung der Teilnehmer auf Bundesebene zur Wahrung der Anonymi-tät verzichtet.

Im Weiteren folgt die Darstellung der Befragungsergebnisse der Studie auf Basis aller Angaben aus beendeten Fragebögen (14,7 %; n=72).

Hinweis:

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wurden im Text lediglich Prozentangaben gemacht. Die erstellten Grafiken beziehen sich jedoch auf absolute Zahlenwerte.

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3 Befragungsergebnisse im Detail

3.1 Aktuelle SituationZur Einschätzung der aktuellen Situation wurden die Behördenvertreter gebeten, Fra-gestellungen aus unterschiedlichen Bereichen zu beantworten. Neben dem tatsäch-lichen Umsetzungsstand und dem Grundverständnis von Open Government Data (OGD) spielt in diesem Fragenabschnitt auch die strategische Ausrichtung eine wich-tige Rolle.

3.1.1 Strategische Ausrichtung

Mit der einleitenden Frage zur strategischen E-Government Ausrichtung wurde die Thematisierung der aktuellen Situation in den Behörden erhoben. Weniger als die Hälf-te (42 %) der befragten Behörden verfolgen bereits eine E-Government Gesamtstra-tegie. Demgegenüber gaben jedoch 51 % der Befragten an, dass sie über keine Gesamtstrategie zum E-Government verfügen. Alle anderen Teilnehmer machten zu dieser Frage keine Angabe. Ein deutliches Ungleichgewicht besteht im Vergleich zwi-schen Kommunen und staatlichen Institutionen. So weisen in dieser Befragung fast zwei Drittel der Kommunen darauf hin, keine E-Government Strategie als Grundlage zu haben. Auf staatlicher Ebene ist dieses Verhältnis genau umgekehrt: Dort sind es nur ein Drittel der befragten Institutionen, die keine E-Government Gesamtstrategie haben. Diese Ergebnisse spiegeln das auf kommunaler Ebene häufig anzutreffende „Strategiedefizit“ wider, das sich aktuell auch z. B. in PRIETZ 2011 nachlesen lässt: „Kernproblem der traditionellen Kommunalverwaltung ist jedoch eine mangelnde stra-tegische Ausrichtung und ein damit einhergehendes Steuerungsdefizit.“17

17 PRIETZ, Marco: Kontraktmanagement in der kommunalen Praxis. Steuerung über Zielvereinbarungen im Landkreis Osterholz. Hamburg 2011, S. 24.

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37

5

Ja

Nein

Keine Angabe

* n=72

Gibt es in Ihrer Institution eine Gesamtstrategie zum E-Government?

Abb. 3: Strategische Einbindung des E-Government

3.1.2 Elemente von Open Government Data

Die Behördenvertreter wurden in diesem Themenbereich nach ihrem Grundverständ-nis von OGD befragt. Deutlich sind bei der Auswertung drei Argumentationsstufen zu erkennen: Auf der ersten Stufe stehen mit deutlichem Abstand die Transparenz (90 %) und Öffnung der Verwaltung (76 %) als Kernelemente. Das Verständnis der befragten Verwaltungsvertreter für OGD fokussiert sich damit deutlich auf die aktuell immer wieder als Kritik vorgebrachte „Black-Box“ Verwaltung, in der nicht nur die Vorgänge, sondern auch die dort vorhandenen Daten kaum ersichtlich und schon gar nicht transparent sind. Signifikant niedrigere Werte erhalten dabei die konkreten Ausführungen von OGD auf der zweiten Stufe, in der Form der Bereitstellung über die eigene Webseite (57 %) als auch Rohdaten zur elektronischen Nutzung (53 %). Insbesondere der letzte Aspekt zeigt, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Befrag-ten den engeren Kern von OGD in der Bereitstellung von Rohdaten sehen. Auf der dritten Stufe folgen mit einigem Abstand weitere Nennungen, wie die umfassende Veröffentlichung von Daten öffentlicher Einrichtungen (29 %) oder die Umsetzung eines Reformkonzeptes (13 %).

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0% 20% 40% 60% 80% 100%

Sonstiges

Umsetzung eines Reformkonzepts

Umfassende Veröffentlichung von Daten öffentlicherEinrichtungen

Bereitstellung von Rohdaten zur elektronischen Nutzung

Veröffentlichung von Daten auf der Webseite

Öffnung der Verwaltung

Transparenz der Verwaltung

* n=72 ** Mehrfachnennung möglich

Was sind für Sie die wesentlichen Elemente von Open Government Data?

Abb. 4: Kernelemente des Open Government Data-Ansatzes

In der Zusammenfassung konzentriert sich das Verständnis von OGD sowohl inner-halb der Kommunalverwaltung als auch in der staatlichen Verwaltung im Wesentli-chen auf die allgemeine und abstrakte Öffnung und Transparenz der Verwal-tung für den Bürger und für die Unternehmen.

3.1.3 Einschätzung der Bedeutung offener VerwaltungsdatenDarüber hinaus wurden die Behördenvertreter um eine Einschätzung der Bedeutung von OGD im Allgemeinen sowie bezogen auf ihre eigene Institution gebeten. Dabei fiel auf, dass die Relevanz im Vergleich zu anderen aktuellen Verwaltungsthemen (siehe E-Partizipation Studie)18 insgesamt niedriger eingeschätzt wird. Wie in der nachfol-genden Abbildung 5 zu sehen, bewertet mehr als die Hälfte der Befragten OGD im Allgemeinen als sehr bedeutend oder bedeutend. Weitere 36 % der Befragten mes-18 HOCHSCHULE HARZ; MATERNA GmbH (Hrsg.): E-Partizipation in der Öffentlichen Verwaltung. Gemeinsame em-

pirische Studie der Hochschule Harz, FB Verwaltungswissenschaften und der MATERNA GmbH. Halberstadt 2011, S. 19.

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Seite 21

sen der Thematik zumindest teilweise eine Bedeutung bei. Auch die Einschätzung für die eigene Institution wird wie schon in der Studie E-Partizipation deutlich niedriger bewertet. Nur ein Drittel der Befragten bewertet das Thema für die eigene Institution als sehr bedeutend oder bedeutend. Fast die Hälfte der Befragten bewertet das The-mengebiet OGD zum Teil als bedeutend – ein Ergebnis, welches die Einschätzung zulässt, dass die Bedeutung von OGD für die eigene Institution teilweise noch zu gering bewertet wird. Hier ergibt sich für die Zukunft noch Entwicklungspotenzial für das Thema. Markante Unterschiede zeigen sich auch zwischen staatlichen und kom-munalen Verwaltungen, wobei in den Kommunen augenscheinlich noch die Skepsis, insbesondere für die eigene Verwaltung, überwiegt.

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5

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Für die eigeneInstitution

Im Allgemeinen

sehr bedeutend bedeutend teils/teils weniger bedeutend unbedeutend k. A.

* n=72

Wie schätzen Sie die Bedeutung von Open Government Data ein?

Abb. 5: Einschätzung der Bedeutung

3.1.4 Umsetzungsstand des Datenangebots

Um den aktuellen Status quo zu erfassen, wurden die Behörden gebeten, ihren je-weiligen Umsetzungsstand zu benennen. Die Mehrheit (57 %) der Befragten gibt an, Open Government Data-Angebote zu haben und/oder (weitere) zu planen (Mehr-fachnennung). Davon stellen 36 % der Teilnehmer Open Government Data Angebote direkt zur Verfügung. Der Großteil (46 %) befindet sich in Planung von (weiteren) Angeboten.

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Keine Angabe/unbekannt (13)

Nicht geplant (18)

In Anwendung (26)

In Planung (weiterer Angebote) (33)

Andere (41)

(Meh

rfac

hnen

nung

mög

lich)

* n=72

Auf welchem Stand befinden sich Ihre Open Governemnt Data-Angebote derzeit?

Abb. 6: Aktueller Umsetzungsstand

Demgegenüber werden derzeit von einem Viertel der Behörden keine Angebote be-reitgestellt und weitere 18 % machten zu dieser Frage keine Angabe. Die Ergebnis-se machen deutlich, dass momentan ein verhaltenes Aktivitätsniveau vorliegt und die Thematik OGD noch deutlich an Dynamik gewinnen muss, um spürbare Wir-kungen zu erzielen.

Entsprechend der Bedeutungseinschätzung zeigen sich auch die Unterschiede zwi-schen staatlichen und kommunalen Verwaltungen in der aktuellen Beschreibung des Status quo: Mehr als zwei Drittel aller staatlichen Institutionen verweisen bereits auf Open Government Data-Angebote bzw. planen deren Umsetzung, während dies auf kommunaler Ebene nur rund die Hälfte bestätigen. Die Kommunen haben derzeit of-fensichtlich noch keine breite Initiative zum Themenbereich OGD gezeigt, die aktuelle Situation wie auch die Planungsaktivitäten zeigen sich sehr gespalten. Ein Vergleich des Umsetzungsstandes mit der angegebenen Einwohnerzahl der Kommunen brach-te keine signifikanten Unterschiede.

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3.2 BestandsanalyseUm das bestehende und/oder geplante Datenangebot weiter zu spezifizieren, wurden die teilnehmenden Behörden zu den Bereichen Organisation, Motivation, Dateninhalt, Eigenschaften, eingesetzte Publikationskanäle sowie Zielgruppen und dem bisheri-gen Erfolg des Open Government Data-Angebots befragt.

3.2.1 Organisation der Open Government Data-Aktivitäten

Das Ergebnis zeigt, dass die Organisation eines entsprechend innovativen und neu-en Themengebiets keiner Verwaltungsabteilung explizit zugeordnet ist. Einzig das Hauptamt bzw. die Abteilung „Zentrale Dienste“ mit 39 % und die Abteilungen für E-Government (sofern vorhanden) mit 29 % sind mehrfach genannte Bereiche, in denen diese Aktivitäten schwerpunktmäßig für die Gesamtverwaltung bearbeitet wer-den. Die geringe Anzahl der Nennungen von Statistik-Abteilungen zeigt, dass sich diese Thematik nicht auf diese Organisationseinheiten mit „vielen Daten“ fokussiert. Dies scheint allenfalls eine Randerscheinung zu sein.

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0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45%

Keine Angabe (exklusiv)

Sonstige

Verwaltungsleitung

Statistikabteilung

eGovernment-Abteilung

Zentrale Dienste/Hauptamt

* n=41 ** Mehrfachnennung möglich

Wer ist in Ihrer Verwaltung für die Organisation von Open Government Data-Aktivitäten zuständig?

Abb. 7: Zuständigkeit der Open Government Data-Aktivitäten

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Auf der anderen Seite spielen zahlreiche andere, dispers verteilte Abteilungseinheiten noch eine gewichtige Rolle. Eine zentrale Koordinierung des Themengebiets OGD in den Verwaltungen steht in den meisten Fällen augenscheinlich noch aus (z. B. Wirt-schaftsverwaltung, Organisationsabteilung, etc.).

3.2.2 Motivation zur Umsetzung

Befragt nach der Motivation zur Umsetzung von OGD korrespondiert dieses Ergeb-nis mit den Befunden in Punkt 3.1.2, in dem nach dem Grundverständnis zum OGD gefragt wurde.

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5

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29

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80%

Keine Angabe (exklusiv)

Sonstiges

Kostenersparnis

Vertrauensgewinn

Effizienzsteigerung

Wirtschaftsförderung

Anstoß von außen (Bürger undUnternehmen)

Innovationsförderung

Imageverbesserung

Transparenzerhöhung

* n=41 ** Mehrfachnennung möglich

Was hat Sie dazu motiviert, Open Government Data aktiv zu betreiben?

Abb. 8: Beweggründe für die Umsetzung

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Sowohl Kommunen als auch staatliche Verwaltungen sehen in der Erhöhung der Transparenz (71 %) einen der zentralen Beweggründe, um OGD aktiv zu betrei-ben. Von mehr als der Hälfte der Probanden genannt, fiel die Imageverbesserung auf Platz zwei des Motivationsrankings, was insbesondere den Kommunen geschuldet ist. Denn während die kommunalen Vertreter dies zu fast zwei Dritteln unterstrichen, spielte diese Motivation gerade nur für jeden dritten staatlichen Vertreter eine Rolle. Augenscheinlich scheinen die Kommunen sich hier mehr unter einem Innovations- und Modernisierungsdruck zu sehen. Erstaunlicherweise landet der Aspekt Anstoß von außen (22 %) gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung (22 %) nur auf den Plät-zen drei und vier, wobei der „Anstoß-Effekt“ von außen mit 40 % besonders stark von den Vertretern der staatlichen Verwaltungen als Argument angeführt wird. Effizi-enzsteigerungen (12 %), Vertrauensgewinne (12 %) sowie Kostenersparnisse (7 %) spielen eine untergeordnete Rolle und dienen nur bei sehr wenigen Verwaltungen als Argumentationsgrundlage.

3.2.3 Themenbereiche offener Verwaltungsdaten

Des Weiteren wurden die Teilnehmer mit aktivem Umsetzungsstand befragt, zu wel-chen Themenbereichen ein Open Government Data-Angebot vorhanden oder geplant ist. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede in den einzelnen Bereichen, wobei drei Gruppen herauszunehmen sind, die sehr positiv miteinander korrelieren: Hohe Einsatzgrade mit ebenfalls hohen Planungspotenzialen, mittlere Einsatzgrade mit mittleren Planungspotenzialen und niedrigere Einsatzgrade mit niedrigen Planungs-potenzialen.

Daten zu Geographische Informationssystemen (GIS), Finanzen/Haushalt sowie Sta-tistik stellen die größte Einsatzgruppe dar. GIS nehmen nicht unerwartet einen vor-deren Rangplatz bei den Open Government Data-Angeboten ein, da hier schon seit Jahren Vorarbeit geleistet worden ist. Ein wichtiges Beispiel für diese Aktivitäten sind WEB-GIS-Anwendungen, die auch schon sehr früh (seit 2005) extern, d. h. nach au-ßen, gerichtet worden sind. Auch in den beiden anderen Bereichen Haushalt und Sta-

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tistik gilt Ähnliches wie beim GIS-Bereich. Auch hier können die Verwaltungen auf zum Teil umfangreiche Vorarbeiten und Vorstrukturierungen hinweisen. Open Government Data-Angebote zum Thema Verkehr und Infrastruktur, Kultur, Wetter und Umwelt, Bildung sowie Soziales und Rechtsinformationen weisen einen mittleren Einsatzgrad auf. Das Angebot und das Planungspotenzial sind in dieser Gruppe weitgehend iden-tisch. Einzige Ausnahme stellen die Rechtsinformationen dar, die ein sehr geringes Planungspotenzial aufweisen. Datenangebote zu den Bereichen Gesundheit und Kri-minalität spielen bislang noch eine untergeordnete Rolle.

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Kriminalität und Sicherheit

Gesundheit

Rechtsinformationen

Soziales

Bildung

Wetter und Umwelt

Kultur

Verkehr und Infrastruktur

Finanzen/Haushalt

Statistik

Geographische Informationssysteme

vorhanden geplant nicht geplant/keine Angabe* n=41

Zu welchen Themenbereichen ist ein Open Government Data-Angebot vorhanden oder geplant?

Abb. 9: Aktuelle Themenbereiche der Datenangebote

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Die Ergebnisse lassen sich auf eine einfache Formel bringen: Wo bislang schon viel geleistet worden ist, wird auch noch mehr geplant. Andererseits hat der Bereich „nicht geplant“ bzw. „keine Angabe“ mit durchschnittlich der Hälfte der Antworten ein hohes Aktivierungspotenzial für den zukünftigen Ausbau der Datenangebote.

3.2.4 Eigenschaften der Datenangebote

Um einen Überblick zu erhalten, welche Eigenschaften auf das vorhandene oder ge-plante Open Government Data-Angebot zutreffen, wurden alle Behörden gebeten, ihr Angebot nach verschiedenen Kriterien zu bewerten.19 Die Kriterien sind als Maxi-malanforderungen aufgestellt, eine rechtliche Verpflichtung gibt es dafür nicht.20

Bei diesen Ergebnissen ist gleichermaßen interessant und auffallend, dass allein die Einfachheit des Zugangs (71 %) mit einigem Abstand vor den anderen Kriterien herausragt. Hier wurde also mit Recht die „Brille des Users“ bzw. des Nutzers in den Vordergrund gestellt. Durchschnittlich die Hälfte der Befragten sieht bei den Kriterien dauerhafte Verfügbarkeit, offene Standards, aufbereitetes Datenmaterial, Diskrimi-nierungsfreiheit sowie Primärquelle und Lizenzfreiheit die Anforderungen erfüllt. We-niger wichtig sind jedoch offensichtlich die Maschinenlesbarkeit21 und die Vollstän-digkeit – ein Hinweis, der zumindest hinsichtlich der Vollständigkeit auf den frühen Status der Bemühungen in den Verwaltungen hinweist. Auch eine aktuelle Studie des Bundesministerium des Innern sieht insbesondere bei der Maschinenlesbarkeit noch großen Nachholbedarf.22

19 Kriterien in Anlehnung an Sunlight Foundation (Hrsg.): Ten Principles for Opening Up Government Information. Washington, DC 2010, S. 1-3.

20 Vgl. BUNDESMINISTERIUM DES INNERN (Hrsg.): Open Government Data Deutschland. Berlin 2012, S. 146.21 Zur Maschinenlesbarkeit siehe auch Abschnitt 3.2.6, S. 29. 22 Vgl. BUNDESMINISTERIUM DES INNERN (Hrsg.): Open Government Data Deutschland. Berlin 2012, S. 396.

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Keine Angabe (exklusiv)

Vollständigkeit

Maschinenlesbarkeit

Lizenzfreiheit

Primärquelle/Rohdaten

Diskriminierungsfreiheit

Aufbereitetes Datenmaterial

Offene Standards/Offene Formate

Dauerhafte Verfügbarkeit

Zeitnahe Bereitstellung/Echtzeit

Einfachheit des Zugangs

* n=41 ** Mehrfachnennung möglich

Welche Eigenschaften sind für das vorhandene oder geplante Open Government Data-Angebot zutreffend?

Abb. 10: Merkmale der Datenangebote

Die Bewertung der Kriterien im Vergleich von kommunalen und staatlichen Ins-titutionen zeigt zum Teil deutliche Unterschiede. Während auf kommunaler Ebene durchschnittlich 43 % der Anforderungen erfüllt werden, sind es auf Bundes- und Landesebene im Durchschnitt bereits 56 %. Hervorzuheben sind dabei die Kriteri-en Maschinenlesbarkeit, Verarbeitung von Rohdaten sowie Diskriminierungsfreiheit. Diese sind bei den staatlichen Institutionen deutlich stärker ausgeprägt.

3.2.5 Nutzungskosten

Auch die Nutzungskosten bzw. die Kostenfreiheit sind ein wesentlicher Bestandteil der Kriterien für offene Daten. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen zeigen die

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Ergebnisse, dass die Mehrheit (61 %) der befragten Verwaltungen das Datenangebot kostenfrei zur Nutzung bereitstellt. Ein kleinerer Teil (27 %) der befragten Ver-waltungen verweist auf unterschiedliche Angebotstypen, die offensichtlich manchmal zu Kostenbeteiligungen der Zielgruppe führen. Dies ist bei Bund und Land häufiger der Fall. Allgemein ist aber ein deutlicher Trend zu erkennen, der sich fernab kosten-pflichtiger Angebote aufhält und Lizenzmodelle noch in weite Ferne gerückt sieht. Mit einer stärkeren Nutzung des Datenangebots und Stimulierung der Volkswirtschaft ist dabei zu rechnen.23

25

11

0 5

Titel

Kostenfrei

Teils/teils

Kostenpflichtig

Keine Angabe

* n=41

Wie stellen Sie die vorhandenen oder geplanten Open Government Data-Angebote zur Verfügung?

Abb. 11: Nutzungskosten

3.2.6 Eingesetzte Datenformate

Neben den Eigenschaften der Datenangebote sind auch die eingesetzten Datenfor-mate bei der Bestandsanalyse von Bedeutung. Mit Abstand dominieren hierbei un-strukturierte, proprietäre Formate in Form von PDF- und JPG-Dateien, die traditionell auch von den „normalen“ Usern gelesen, verarbeitet und damit genutzt werden können. Mit einem weiteren Abstand rangieren strukturierte, offene Forma-te, die schon speziellen Zielgruppen entsprechend angeboten und offeriert werden können. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich auch in anderen Studien, z. B. in der Stu-

23 Vgl. BUNDESMINISTERIUM DES INNERN (Hrsg.): Open Government Data Deutschland. Berlin 2012, S. 280.

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die des Bundesministerium des Innern24. Auch hier sind die nicht maschinenlesbaren PDF-Dateien das dominierende Dateiformat in der öffentlichen Verwaltung, sodass insgesamt auch hier feststellbar ist, dass der Grundphilosophie des OGD im Sinne einer Weiterverarbeitung und Verknüpfung von Daten nur selten entsprochen wird.

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6

15

22

32

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Keine Angabe (exklusiv)

Unstrukturiertes offenes Format (z.B. ODT, ODI, RDF)

Strukturiertes proprietäres Format (z.B. XLS)

Strukturiertes offenes Format (z.B. XML, ODS, CSV)

Unstrukturiertes proprietäres Format (z.B. PDF, JPG)

* n=41 ** Mehrfachnennung möglich

In welchen Datenformaten wird das vorhandene oder geplante Open Government Data-Angebot bereitgestellt?

Abb. 12: Bereitgestellte Datenformate

3.2.7 Mobile Anwendungen

Im Weiteren wurden alle Institutionen mit einer aktiven Umsetzung befragt, ob auf Ba-sis der bereitgestellten Verwaltungsdaten mobile Anwendungen (Apps) realisiert wur-den oder diese geplant sind. Erkennbar ist hier, dass mobile Open Government Data-Angebote derzeit noch einen „Exotenstatus“ haben. Bei nur durchschnittlich 11 % der öffentlichen Verwaltungen sind mobile Angebote zu den offenen Verwaltungsdaten vorhanden. Immerhin plant fast die gleiche Größenordnung (durchschnittlich 14 %) in Zukunft ein entsprechendes Angebot. Erwartungsgemäß steht Apple iOS im Fokus der Bemühungen, allerdings sehr dicht gefolgt von den Android-Systemen, während Windows Mobile (noch) keine Rolle zu spielen scheint.

24 BUNDESMINISTERIUM DES INNERN (Hrsg.): Open Government Data Deutschland. Berlin 2012, S. 402-406.

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Windows Mobile

Android

Apple iOS

vorhanden geplant nicht geplant/keine Angabe* n=41

Sind mobile Open Government Data-Angebote (Apps) vorhanden oder geplant?

Abb. 13: Mobile Anwendungen

3.2.8 Zielgruppen der Datenangebote

Ein weiterer Untersuchungsgegenstand war die Frage, an welche Zielgruppen sich die Open Government Data-Angebote richten. Klar im Fokus liegt hierbei der Bürger (73 %), erst an zweiter Stelle werden die Unternehmen (56 %) genannt. Deutlich abgeschlagen sind die Beziehungen zu den Verbänden (41 %) oder zu den anderen Verwaltungen (32 %). „Government to Government“ scheint im Sinne dieser Modernisierungsstrategie kaum eine Rolle zu spielen, da die erforderlichen Daten entweder noch über andere Kanäle ausgetauscht werden oder ein Datentransfer hier nicht von Interesse ist. Hier zeigt sich in jedem Fall ein großes Feld für Effizienz-steigerungen. Allerdings gilt diese Aussage nur für die kommunale Ebene. Bei den staatlichen Verwaltungen sind beispielsweise andere Verwaltungen deutlich stärker im Bewusstsein verankert. Interessant ist des Weiteren auch, dass 39 % der Kommu-nen keine spezielle Zielgruppe benennen. Demgegenüber sind es bei den staatlichen Institutionen nur 7 %.

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Keine spezielle Zielgruppe (exklusiv)

Sonstige

Mitarbeiter

Andere Verwaltungen

Vereine

Verbände

Unternehmen

Bürger

Welches sind die Zielgruppen Ihrer Open Government Data-Angebote?

* n=41 ** Mehrfachnennung möglich

Abb. 14: Zielgruppen der Datenangebote

3.2.9 Information über das Datenangebot

Für die Nutzung der Daten sind auch die eingesetzten Publikationskanäle zur Ange-botsinformation von Bedeutung. Wie zu erwarten, sind Webseiten (88 %) und Print-medien/Pressemitteilungen (69 %) die dominierenden Medien, über die Informationen zu den Daten erfolgen. Deutlich niedrigere Nutzungsfrequenzen weisen die weiteren Publikationsmöglichkeiten, wie beispielsweise Soziale Netzwerke etc., auf.

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Keine Angabe (exklusiv)

Broschüren/Faltblätter

Veranstaltungen

Newsletter

Soziale Netzwerke

Printmedien/Pressemitteilung

Webseiten

* n=26 ** Mehrfachnennung möglich

Welche Publikationskanäle nutzen Sie, um über Ihre Open Government Data-Angebote zu informieren?

Abb. 15: Publikationskanäle

3.2.10 Erfolg von Open Government Data

Bei der Bewertung des Erfolgs der Datenangebote scheint es bislang keine euphori-sche Stimmung zu geben. Nur ein Drittel der antwortenden Vertreter beurteilen den bisherigen Erfolg ihrer Angebote mit sehr gut oder gut. Ein weiteres Drittel urteilt mit einer „Sowohl-als-auch“ Einschätzung eher skeptisch. Das letzte Drittel konnte zu dieser Frage gar keine Angaben machen. Erfreulich ist aber, dass keiner der Befrag-ten bisher schlechte Erfahrungen mit offenen Verwaltungsdaten gemacht hat.

Im Ergebnis dieser zurückhaltenden Aussagen müssen wohl in der Zukunft motivie-rende Aspekte aus anderen Bereichen bezogen werden. Augenscheinlich gibt es aber auch Verbesserungsbedarf an den bestehenden Angeboten, aber auch an den vorhandenen Rahmenbedingungen.

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Sehr gut

Gut

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* n=26

Wie beurteilen Sie den bisherigen Erfolg Ihrer Open Government Data-Angebote?

Abb. 16: Subjektiver Erfolg bisheriger Datenangebote

3.3 Hemmnisse und PotenzialeDie weitere Entwicklung des Themenbereichs OGD wird im Wesentlichen von Hemm-nissen und Potenzialen bestimmt. Diese sollen im folgenden Abschnitt näher identifi-ziert werden.

3.3.1 Hemmnisse in der Realisierung

Die bisherigen Ergebnisse haben gezeigt, dass OGD zwar von der Mehrheit der Be-fragten aktiv umgesetzt wird, aber noch deutliches Entwicklungspotenzial vorliegt.

Deshalb wurde im Rahmen der Studie auch nach den Hemmnissen bei der Bereitstel-lung von offenen Verwaltungsdaten gefragt. Hierbei stehen nicht ganz ohne Erwar-tung die materiellen Ressourcen im Vordergrund. Personalkapazitäten (71 %) und Kosten (56 %) sind dabei die dominierenden Hemmnisse für die Bereitstellung der Angebote. Analog zu anderen Innovationen (siehe E-Partizipation Studie)25 und in Anbetracht der angespannten Haushaltslage sind sicherlich hier verwaltungsüber-greifend die größten Schwierigkeiten diagnostizierbar. Die zweite große Gruppe rankt

25 HOCHSCHULE HARZ; MATERNA GmbH (Hrsg.): E-Partizipation in der Öffentlichen Verwaltung. Gemeinsame em-pirische Studie der Hochschule Harz, FB Verwaltungswissenschaften und der MATERNA GmbH. Halberstadt 2011, S. 31.

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sich um den Umgang mit den Daten, nämlich Datenschutz und Sicherheit (61 %), Missbrauch (47 %) sowie nicht zuletzt Urheberrechtsverletzungen (35 %), die eben-falls wichtige Hindernisse für die Verwaltungen darstellen.

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Sonstiges

Ungerechtfertigte Kritik

Diskriminierung/Barrierefreier Zugang

Informationsflut für die Nutzer

Kommerzielle Nutzung eines kostenfreien Angebotes

Standardisierungsprozesse

Mangelnde Datenqualität

Urheberrechtsverletzungen

Geringer Nutzungsgrad

Missbrauch/Missdeutungen/Fehlinterpretationen

Kosten

Datenschutz/Sicherheitsbeschränkungen

Personalkapazitäten

* n=72 ** Mehrfachnennung möglich

Wo sehen Sie Hemmnisse bei der Bereitstellung von Verwaltungsdaten?

Abb. 17: Aktuelle Hemmnisse bei der Umsetzung

Auch die Beurteilung der Nutzung spielt eine wichtige Rolle bei den Hemmnissen. 38 % der Behörden geben an, dass sie in der geringen Nutzung einen Hemmnisfaktor sehen. Mangelnde Datenqualität (29 %), Standardisierungsprozesse (26 %), kom-

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merzielle Nutzung eines kostenfreien Angebots (25 %) und Informationsflut für die Nutzer (21 %) liegen in etwa gleich auf und rufen nur vereinzelt Probleme hervor. Na-hezu keine Hemmnisse sehen die Befragten in der Diskriminierung und ungerechtfer-tigter Kritik. Erhebliche Unterschiede in der Bewertung der Verwaltungsebenen sind bei dieser Fragestellung nicht festzustellen.

Interessante Aufschlüsse ergeben sich, wenn man die Beurteilung der Hemmnisse in Beziehung mit dem unterschiedlichen Umsetzungsstand bzw. Wissensstand setzt und somit die „Praktiker“ mit den „Theoretikern“ vergleicht. Die Abbildung 18 ver-deutlicht dieses korrelierte Ergebnis. Demnach beurteilen Verwaltungen, die sich in Anwendung/Planung (1. Balken) befinden, die Hemmnisse grundsätzlich geringer als diejenigen, die noch keine Erfahrungen (2. Balken) haben. Aus Sicht der Praktiker lassen sich damit die Hemmnisse abschwächen – mit einer Ausnahme: der Kosten. Offensichtlich haben die praktischen Erfahrungen in den Verwaltungen gezeigt, dass die Bereitstellung von Daten doch ein erheblicher Aufwand ist.

12 28

11 10

17 17

22 22

0% 20% 40% 60% 80%

Vergleich Hemmnisse mit Umsetzungsstand

Mangelnde Datenqualität

Missbrauch/Missdeutungen/Fehlinterpretationen

Datenschutz/Sicherheitsbeschränkungen

*1. Balken (grün): in Anwendung & in Planung (n=41; Mehrfachnennung möglich) 2. Balken (blau): nicht geplant & keine Angabe/unbekannt (n=31)

Kosten

Abb. 18: Darstellung der Hemmnisse nach Umsetzungsstand

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3.3.2 Potenziale von Open Government Data

Die Potenzialbewertung weist nachfolgend auf die bisher schon vorgebrachten Er-gebnisse hin. Zugleich zeigen sich auch hier Ähnlichkeiten zu anderen Studien, z. B. zur E-Partizipation Studie26 aus dem Jahr 2011.

Die wichtigsten Potenziale von OGD werden vornehmlich in der Transparenzstei-gerung (83 %) und der dadurch besser möglichen Bürgerbeteiligung (76 %) gesehen. Der zentrale Nutzen von Open Government Data-Ansätzen entsteht daher durch die bessere Nachvollziehbarkeit und Einschätzung der Verwaltung. Vor allem durch die bessere strukturelle „Sichtbarkeit“ von Daten, Entwicklungen und Informa-tionen innerhalb der Verwaltungen ist auch die Möglichkeit der besseren und umfas-senderen Bürgerbeteiligung gegeben. Denn erst bessere Informationen als Grund-voraussetzung ermöglichen auch mehr Beteiligung der Bürger.

Open Government Data-Ansätze können hier gleichermaßen motivierende und aktivierende Wirkungen für die Bürger und Unternehmen entfalten. Dabei wirkt die institutionelle Öffnung der Verwaltungen (in diesem Fall durch Datenfreigaben) immer auch als ein Zeichen für ein verstärktes Vertrauen untereinander und vor allem zu den Bürgern – ein nicht zu unterschätzender Modernitäts- und Imageaspekt in einem teils angespannten Verhältnis zwischen Bürgern und Verwaltungen. In einer zweiten Gruppe folgen deshalb folgerichtig Modernitäts- bzw. Imageeffekte (56 %) so-wie Vertrauensbildung (53 %) gegenüber den Bürgern. Nur eine geringe Rolle spielen augenscheinlich Innovationen (32 %) und Effizienzsteigerungen (28 %). Dies scheint im leichten Widerspruch zu den Intentionen der Bundesregierung und den Planungen zur Kostenreduktion durch Bürokratieabbau von 2006 zu stehen, die sich mit „Open Government“-Ansätzen gar aus der Kostenfalle verabschieden möchte.27

26 HOCHSCHULE HARZ; MATERNA GmbH (Hrsg.): E-Partizipation in der Öffentlichen Verwaltung. Gemeinsame em-pirische Studie der Hochschule Harz, FB Verwaltungswissenschaften und der MATERNA GmbH. Halberstadt 2011, S. 33.

27 Vgl. Leitartikel eGovernment-Computing, Nr. 10, vom 17.09.12 „Mit Open Government aus der Kostenfalle“.

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Keine Angabe (exklusiv)

Sonstiges

Effizienzsteigerung

Innovationen

Vertrauensbildung

Modernität/Image

Bürgerbeteiligung

Transparenz

Wo sehen Sie für die Verwaltung Potenziale bei der Bereitstellung von Open Government Data?

* n=72 ** Mehrfachnennung möglich

Abb. 19: Potenziale offener Verwaltungsdaten

Besonders auffällig und interessant ist wiederum die Bewertung der „Praktiker“, die bereits Erfahrungen gesammelt haben. Sie sehen die Potenziale von OGD durch-weg besser und stärker ausgeprägt als diejenigen, die bislang noch keinerlei Projekte durchgeführt oder praktische Erfahrungen gesammelt haben.

3.4 Perspektive

3.4.1 Datenpublikation

Die eigene Webseite spielt in Zukunft bei der Bereitstellung von Daten die zentrale Rolle. Knapp zwei Drittel der befragten Behörden bevorzugen die Datenveröffentli-chung auf ihrer Webseite, insbesondere die Kommunen. Eigene und gemeinschaft-

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liche Datenportale haben bislang noch eine untergeordnete Rolle. Im Gegensatz zu den Kommunen können sich aber die staatlichen Verwaltungen die Umsetzung auf einem gemeinschaftlichen Portal deutlich häufiger vorstellen. Hier scheinen die Ko-operationsbestrebungen der Kommunen noch deutliches Potenzial für die zukünftige Intensivierung aufzuweisen.

3

1

4

12

12

21

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%

Keine Angabe (exklusiv)

Sonstiges

Webseite Dritter

Eigenes Portal

Gemeinschaftliches Portal

Eigene Webseite

Wo sollen weitere Angebote zukünftig publiziert werden?

* n=33 ** Mehrfachnennung möglich

Abb. 20: Künftige Datenpublikation

3.4.2 Kooperationsbereitschaft

Auch bei dieser Frage wird deutlich, dass die Kooperationsbereitschaft nicht unerheb-lich gesteigert werden könnte. Zukünftige Datenangebote, die in eigener Verantwor-tung (39 %) geplant werden, dominieren klar. Ein Viertel der Befragten ist zumindest bereit, Kooperationen mit weiteren Anbietern einzugehen. Nur ein sehr geringer Teil von durchschnittlich 7 % kann sich die Kooperationen mit Bürgern und/oder der (regi-onalen) Wirtschaft vorstellen.

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9

13

1

2

9

0% 10% 20% 30% 40% 50%

Keine Angabe (exklusiv)

In eigener Verantwortung (exklusiv)

Kooperation mit der Wirtschaft

Kooperation mit den Bürgern

Kooperation mit weiteren Anbietern

Werden Sie zukünftige Angebote allein oder in Kooperation mit Partnern bereitstellen?

* n=33 ** Mehrfachnennung möglich

Abb. 21: Kooperationsbereitschaft

3.4.3 Künftige Datenangebote

In ähnlicher Weise, wie Behörden mit bereits bestehenden oder geplanten Daten-angeboten unter Abschnitt 3.2.3 auf Seite 25 zu den Themenbereichen befragt wur-den, gaben nachfolgend alle Behördenvertreter eine Auskunft zu den aus ihrer Sicht sinnvollen zukünftigen Themenbereichen. Dabei korrespondieren die Angaben für die bestehenden Verwaltungsdaten sehr stark mit den zukünftig für sinnvoll gehaltenen Datenangeboten. Auch hier zeigt sich deutlich, dass es keine neuen „Renner“ gibt, sondern dass zukünftig diejenigen Angebote für wichtig erachtet werden, in denen schon zahlreiche Vorarbeiten bzw. Vorleistungen erbracht worden sind. Beispielhaft sei hier auf GIS und auf Finanzdaten verwiesen. Auch hier lautet die Kurzformel: Vor-handene Datenangebote haben auch in Zukunft ein erhebliches Aktivierungspotenzial und demnach besteht auch hier ein hohes Entwicklungspotenzial für Anwendungen.

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6

3

13

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24

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25

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37

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48

56

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

Keine Angabe (exklusiv)

Sonstiges

Kriminalität und Sicherheit

Gesundheit

Kultur

Rechtsinformationen

Wetter und Umwelt

Soziales

Bildung

Statistik

Verkehr und Infrastruktur

Finanzen/Haushalt

GeographischeInformationssysteme

* n=72 ** Mehrfachnennung möglich

Zu welchen Themenbereichen erachten Sie ein Open Government Data-Angebot grundsätzlich für wichtig?

Abb. 22: Wichtigkeit der Themenbereiche

3.4.4 Bereitstellungsstufen der Datenangebote

Die Offenheit von Daten kann nach BERNERS-LEE28 in verschiedene Bereitstellungs-stufen unterteilt werden. Angefangen bei der bloßen Auffindbarkeit von Daten bis hin zu ihrer Vernetzung lässt sich damit die Verwaltung in verschiedene Entwicklungsstu-

28 In Anlehnung an BERNERS-LEE, Tim: Open, Linked Data for a Global Community. Gov 2.0 Expo 2010. Washington, DC 2010.

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fen einordnen. Die Ergebnisse für diese Frage zeigen, dass sich viele Verwaltungen über die Details des OGD noch kaum bzw. nur zu einem geringen Teil Gedanken gemacht haben. Dies zeigen eindeutig die großen Anteile an den Antworten „Da-ten zur Verfügung stellen“ und „keine Angabe“. Die erweiterten Möglichkeiten, z. B. in Form von quellenübergreifenden Standardformaten oder gar die Verlinkung von Daten, werden nur von wenigen Verwaltungen – egal ob staatlich oder kommunal – überhaupt angestrebt. Auch dieser Befund zeigt, dass das Thema noch nicht so recht bei den Verwaltungen angekommen zu sein scheint.

21

8

14

8

21 Auffindbarkeit: Daten zur Verfügung stellen

Standardschnittstellen: Daten in strukturiertem Format

Quellenübergreifende Standardformate: Daten in nicht proprietärem Format

Vernetzung: Verlinkung von Daten

Keine Angabe

Welche Bereitstellungsstufe würden Sie mit Ihrem Open Government Data-Angebot gerne innerhalb der nächsten 3 Jahre erreichen?

* n=72

Abb. 23: Angestrebte Bereitstellungsstufen

Nichtsdestotrotz lässt sich aus dem Vergleich zwischen Umsetzungsstand und Be-reitstellungsstufe (siehe Abschnitt 3.1.4) eine erfreuliche Tendenz für den Themen-bereich OGD ableiten: Die Hälfte der heutigen „Praktiker“ will innerhalb der nächsten drei Jahre die Daten nicht nur zur Verfügung stellen, sondern das bestehende Ange-bot mit erweiterten Möglichkeiten verknüpfen. Unter den „Nicht-Anwendern“ planen immerhin knapp die Hälfte zukünftig ein Angebot, rund ein Drittel davon sogar mit erweiterten Möglichkeiten – ein Befund, der sicherlich für die Zukunft optimistisch stimmen kann.

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3.4.5 Erfolgschancen von Open Government Data

Entsprechend der zurückhaltenden Erfolgsbewertung im Abschnitt 3.2.10 zeigt die abschließende Frage nach den Erfolgschancen ein ebenfalls sehr heterogenes, teils sogar gespaltenes Bild. Während im Allgemeinen gute Erfolgschancen und Skepsis sich die Waage halten, zeigt sich für viele der Befragten für die eigene Institution bzw. Einrichtung ein markant geringerer Wert für die Erfolgschancen. Hier sind es nur ein Viertel der Probanden, die die Entwicklungschancen von OGD in der Zukunft für gut oder gar sehr gut bewerten.

1

3

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31

40

30

9

6

2

1

2

1

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Für die eigeneInstitution

Im Allgemeinen

sehr gut gut teils/teils schlecht sehr schlecht k. A.

* n=72

Wie beurteilen Sie abschließend die Erfolgschancen von Open Government Data?

Abb. 24: Erfolgschancen von Open Government Data

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4 Konsequenzen und Empfehlungen

Erfahrungen und Kompetenzen sammeln

Wie in anderen Studien zuvor, so wurde auch in dieser Studie erneut nachgewie-sen, dass diejenigen Verwaltungen, die sich mit dem Thema Open Government Data (OGD) aktuell beschäftigen, deutlich positiver der Thematik gegenüber stehen als diejenigen, die noch keine Erfahrungen gesammelt haben. Letztere sind deutlich auf-geschlossener und sehen auch mehr Potenziale für OGD. Entsprechend stellen sie in ihrer institutionellen und persönlichen Abwägung auch eher die Vorteile und Chancen als mehr die Risiken und Probleme in den Vordergrund.

Durch praktische Versuche und konkrete Arbeiten werden Vorbehalte gegenüber neu-en Themen schnell reduziert und weichen nicht etwa einer gespielten Euphorie, son-dern einer realistischen und positiven Sichtweise, in der die Chancen für die Zukunft überwiegen. Dies wird besonders deutlich hinsichtlich der Einschätzung der Hemm-nisse und Potenziale. Auch für das Thema OGD gilt daher, sich mit kleinen Schritten in den Verwaltungen fortzuentwickeln, die in die bestehenden Strategien und Arbeiten passen, als große konzeptionelle oder theoretische Strategien zu erarbeiten.

Kooperation als wesentlicher Schlüssel

Nicht jede Verwaltung muss jedoch allein durch den rechtlichen, technologischen und wirtschaftlichen „Dschungel“ gehen. Wie z. B. auch im Bereich der E-Partizipation stellen sich Kooperationen mit anderen Verwaltungen (horizontal und/oder vertikal) als wichtiger Erfolgsfaktor und Schlüssel dar, um Ressourcen aber auch Know-how zu bündeln. Nicht zuletzt sind gerade aber auch Kooperationen mit den Bürgern und Unternehmen als zentrale Rezipienten der Open-Data-Aktivitäten zu nennen, deren Nachfrage ja am Ende über den Erfolg der Modelle entscheidet. Sie sollten frühzeitig in die konkreten Überlegungen einbezogen werden, um nicht am lokalen oder regio-nalen Bedarf vorbeizuplanen.

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Notwendige inhaltliche und materielle Unterstützung

Natürlich können gesammelte Erfahrungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Verwaltungen nachhaltiger Unterstützung in vielen neuen Themen bedürfen, so auch beim Thema OGD. Schwindende materielle Ressourcen, weniger Personal und de-fizitäre Wissensentwicklungen führen dazu, dass die Problemverarbeitungskapazi-tät, aber vor allem die Innovationsfähigkeit tendenziell nachlassen. Um Themen wie OGD nachhaltig zu fördern, sollten daher Verwaltungen auch externe Unterstützung einbeziehen, um innovations- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Unterstüt-zungsmaßnahmen richten sich in diesem Zusammenhang auf die Bearbeitung der technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Dimensionen von OGD. Ein verstärkter Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer mit Wissenschaft, Wirtschaft und Verwal-tung kann die Umsetzung vorantreiben, indem gemeinsam mit Verwaltungen Projekte initiiert und realisiert werden. Aber auch die aktuelle und bereits aufgeführte Studie des BMI gibt einige wertvolle konzeptionelle Hilfestellungen.

Standardisierungsaktivitäten

Im Hinblick auf die angespannte Ressourcenlage in den Verwaltungen sind auch die bislang noch weitgehend fehlenden Standardisierungsbemühungen als weitere aus-schöpfbare Quelle zu nennen. Standardisierte Modelle können dazu beitragen, den Integrations- und Implementierungsaufwand in den Verwaltungen erheblich zu sen-ken, um damit die Nutzungs- oder Zugangsschwelle einerseits und die Kosten ande-rerseits zu reduzieren. Eine breite Akzeptanz in den Verwaltungen könnte damit viel leichter hergestellt werden, wenn auf bewährte Tools und Vorlagen zurückgegriffen wird.

Transparenz als zentrale Orientierung und Motivation

Nicht zuletzt sind es die Bürger und Unternehmen, aber vor allem zunehmend auch die Verwaltungsmitarbeiter selbst, die die Verwaltung als öffentliche Institution trans-

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parenter, offener und für den Bürger verständlicher gestalten wollen. OGD ist damit nur ein Baustein neben vielen anderen Aktivitäten, der zu einem besseren Verständ-nis und zu einer besseren Außenwirkung der Verwaltung beiträgt. Die Bereitstellung offener, nachvollziehbarer Daten ist die zentrale Grundlage für Vertrauensbildung und eine umfassendere Bürgerbeteiligung, z. B. durch E-Partizipation.

Verstärkte Kundenorientierung - verstärkte Anlehnung an Kundenbedürf-nisse

Im Hinblick auf die Nutzung der „geöffneten Daten“ in den Verwaltungen ist eine deut-lich stärkere Kundenorientierung als in anderen Bereichen erforderlich. Was wollen die „Kunden“ der Verwaltung eigentlich? Wo liegen ihre datentechnischen Bedürfnis-se und welche Grundanforderungen sind vorhanden?

Mode- und Imagetrend vs. sinnvolle Integration

Darüber hinaus muss angemerkt werden, dass die Motivation zur Einführung von OGD nicht sein sollte, sich einem Modetrend zu unterwerfen, um dadurch die Ver-waltung nachhaltig zu modernisieren. Denn die Umsetzung von E-Government-Akti-vitäten sollte so in bestehende Aktivitäten integriert werden, dass sie authentisch und nachvollziehbar sind – und das vor allem für die Bürger und Unternehmen.

Möglichkeiten von Open Data besser kommunizieren

Und abschließend muss noch intensiver und konkreter als bisher über die erweiterten Möglichkeiten und Chancen von Open Data diskutiert werden. Denn die Chancen von Open Data im Hinblick auf die Wirtschaftsförderung einerseits und die Effizienzgewin-ne innerhalb der Verwaltungen andererseits wurden bis heute nur am Rande erkannt.

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Dieser Bericht ist kostenfrei verfügbar unter: http://www.open-data-studie.de

Ansprechpartnerin: Frau Andrea Siwek-Schmidt

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0231 5599-8292

Open Government Data Studie

Gemeinsame empirische Studie der

MATERNA GmbH Information & Communications

und der

Hochschule Harz (FH)Fachbereich Verwaltungswissenschaften

6. November 2012

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Impressum

Die Herausgeber

MATERNA GmbHInformation & CommunicationsVoßkuhle 37, 44141 DortmundTel.: 02 31 / 55 99-160Fax: 02 31 / 55 99-165E-Mail: [email protected]: http://www.materna.de

Hochschule Harz (FH), Fachbereich Verwaltungswissenschaften Forschungsprojekt „Optimierte Unternehmensförderung und Standortentwicklung (OptimUSE)“Domplatz 16, 38820 HalberstadtTel.: 0 39 43 / 659-400Fax: 0 39 43 / 659-499E-Mail: [email protected]: http://egov.hs.harz.de

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