Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

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Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz OSSBIG.11 - Open Source Software als Wirtschaftsfaktor 31. Mai 2011, Tech Gate Wien

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Open Source Software ist längst in der Mainstream-IT angelangt und wird damit bereits heute in den meisten Unternehmen und öffentlichen Institutionen in geschäftskritischen Bereichen eingesetzt. Noch aber regeln erst die wenigsten Organisationen den systematischen Umgang mit Open Source Software. Damit wird oft das volle Potential von Open Source Technologien nicht ausgenutzt und Risiken ungenügend adressiert. Um die aktive Auseinandersetzung mit Open Source zu fördern und einen Beitrag zur praxisgerechten Beurteilung zu leisten, hat Ernst & Young die umfassende Publikation „Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz“ erarbeitet. Sie zeigt Vorteile, Risiken und Good Practices rund um Open Source Software auf, legt Varianten des professionellen Einsatzes von Open Source dar, gibt einen vertieften Einblick in die Lizenzthematik und bietet einen generellen einen Überblick zu Open Source Projekten und Communities.

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Open Source Softwareim geschäftskritischen Einsatz

OSSBIG.11 - Open Source Software als Wirtschaftsfaktor31. Mai 2011, Tech Gate Wien

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31. Mai 2011 | 1Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

CV Matthias Stürmer

Background• Senior, Advisory, EMEIA Financial Services

• Matthias Stürmer joined Ernst & Young in 2010and is based in Bern, Switzerland

• lic.rer.pol. in studies of business administration and computer science at University of Bern

• Dr. sc. ETH Zürich with doctoral dissertation at the Chair of Strategic Management and Innovation of ETH Zürich

• Research on innovation strategies, knowledge theory, technology management and software development focusing on open source communities and firm involvement

• Founder and secretary of the Swiss National Parliamentarian Group for Digital Sustainability

• Member of the Board of Swiss Open Systems User Group /ch/open

• Languages: German (native), English (fluent), Spanish (working knowledge), French (working knowledge)

Phone: +41 58 286 61 97

Mobile: +41 58 289 61 97

Email: [email protected]

Skills• Advisory on open source project

management, open source community building and governance, open source licenses, open source software and technologies

• Advisory on software development methodologies, software architecture assessments, software development project management, vendor lock-in analysis

• Advisory on Internet standards and formats, web technologies and frameworks, content management systems

• Advisory on Open Government Data initiatives, technologies, and policies

• Advisory on social media governance, social media strategies, social media platforms, tools, and technologies

Ernst & Young Ltd.

Belpstrasse 23

3001 Bern, Switzerland

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31. Mai 2011 | 2Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Agenda

1. Executive Summary

2. Vorteile, Risiken und Good Practices

3. Professioneller Einsatz von Open Source Software

4. Rechtliche Aspekte von Open Source

5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

6. Fazit

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31. Mai 2011 | 3Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Editorial

Wir gehen davon aus, dass bis in den nächsten Jahren nahezu alle der weltweit grössten Unternehmen Open Source Technologien in missionskritischem Umfeld einsetzen werden. Die Frage ist somit nicht ob, sondern wie Unternehmen und öffentliche Institutionen künftig mit Open Source Software umgehen.

Wie bei anderen Grundsatzentscheiden zu Softwareplattformen oder Geräten sind Unterneh-men auch bei der Frage des Einsatzes von Open Source Software gut beraten, die Auswirkun-gen betreffend Chance und Risiko zu analysieren und zu beurteilen. Zum Thema Open Source gibt es heute zu beiden Sichtweisen praxisnahe Grundlagen, welche den kontrollierten Einsatz auch in geschäftskritischen Anwendungen unterstützen und zu einer prüfenswerten Option machen.

Ernst & Young hat diese Publikation erarbeitet, um Vorteile, Risiken und Good Practices rund um Open Source Software vorzustellen, die Varianten des professionellen Einsatzes darzule-gen, einen Einblick in die Lizenzthematik zu geben und sich generell einen Überblick zu Open Source zu verschaffen. Wir möchten damit die aktive Auseinandersetzung mit dieser Thematik fördern und einen Beitrag zu einer praxisgerechten Beurteilung leisten.

Jürg BrunPartnerAdvisory Services

Ferdinand KobeltPartnerAdvisory Services

Reto AeberhardtSenior ManagerAdvisory Services

Matthias StürmerSeniorAdvisory Services

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Executive Summary1.

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Executive Summary

1. Executive Summary

Open Source ist keine Glaubensfrage• Klare Definition von Open Source: eine Software-Lizenz mit Freiheiten

• Objektive Vor- und Nachteile von Open Source Software

• Bei gleicher Produkte-Qualität ist Open Source Software von Vorteil

Open Source Software muss gesteuert werden• Open Source Software ist allgegenwärtig

• Beschaffung und Einsatz von Open Source Software geschieht oft unkontrolliert

• Open Source Strategien und Policies zur Verbesserung der IT Governance

Volles Potential mittels Open Source Strategie nutzen• Vorteile für die eigene Organisation mittels Open Source Strategie nutzen

• Risiken frühzeitig erkennen und adressieren

• Umsetzungsmassnahmen festlegen und durchführen

Wissen aus erster Hand ist gefragt• Herausforderung: Vielfalt von Open Source Lösungen und Projekten

• Wissen und Erfahrung selber beschaffen oder Experten kontaktieren

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31. Mai 2011 | 6Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Vorteile, Risiken und Good Practices2.

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2. Vorteile, Risiken und Good Practices

Vorteile von Open Source Software Risiken von Open Source Software

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31. Mai 2011 | 8Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Ausnützen der Vorteile: Good Practices

• Keine Verpflichtung bei der Anbieterwahl

• Skalierbarkeit der Lizenzen in einer Cloud-Umgebung

• Migration wichtig realistisch zu rechnen

Kosteneinsparungen Kontrolle über Software und Daten

• Source Code öffentlich einsehbar

• Keine Backdoors, keine Aktivierung, keine Registrierung

• Daten jederzeit zugänglich Dank offenen Standards

• Software-Anpassungen können direkt ausgeführt werden

• Abhängigkeiten zu Software-Anbietern nicht auszuschliessen

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31. Mai 2011 | 9Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Ausnützen der Vorteile: Good Practices

Reputationsgewinn Rasche Verbreitung

• Positive Medienpräsenz bei Engagement für Open Source

• Vorbildliches «Digital Citizenship»

• Öffentliche Institutionen betreiben Innovationsförderung

• Gewinn an Arbeitgeberattraktivität für gute Informatiker

• Rasche und ungehinderte Verbreitung von Open Source

• Etablierung in gesättigtem Markt möglich

• Basis für Geschäftsmodell mit Services und Erweiterungen

• Community Management generiert externe Beiträge

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31. Mai 2011 | 10Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Risikominimierung: Good Practices

Verletzung der Open Source Lizenzbestimmungen

Unkontrollierter Einsatz von Open Source Software

• Einhaltung aller Lizenzregelungen eine Herausforderung

• Lizenz kann Veröffentlichung des Source Codes erzwingen

• Kennen der Open Source Lizenzen wichtig

• Rechtliche Risiken beim Open Source Einsatz abwägen

• Systematische Evaluation von Open Source notwenig

• Open Source Charakteristiken berücksichtigen

• IT Architekturvorgaben können umgangen werden

• Wildwuchs an eingesetzten Produkten und Komponenten

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31. Mai 2011 | 11Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Risikominimierung: Good Practices

Support nicht gesichert Migration auf Open Source misslingt

• Unterscheidung von Open Source Koordination

• Organisations-geleitete vs. Community-getriebene Projekte

• Entweder Service Level Agreements abschliessen…

• …oder mit Community und Entwickler zusammenarbeiten

• Klassische Migrations-Herausforderungen plus einige weitere

• Schwierige Integration wegen proprietären Umsystemen

• Endanwender oft kritisch eingestellt wegen fehlenden Brands

• Hybride Architektur und Power User Integration zu empfehlen

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31. Mai 2011 | 12Ernst & Young – Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz

Good Practice: Open Source Strategie

Eine integrierteOpen Source

Strategie unterstützt

nachhaltigen Erfolg in der IT.

Mögliche Elemente einer Open Source Strategie

Vorteile und Risiken von Open Source Software bezogen auf die Organisation

Generelle Richtlinien und Ziele zu Open Source Software

Vorgaben zur Reduktion von Abhängigkeiten zu proprietärer Software

Berücksichtigung von Open Source Lösungen bei Software-Beschaffungen

Vorgaben bezüglich Open Source Lizenzen, beispielsweise Pure Open Source oder auch Open Core

Kriterien zur Evaluation von Open Source Software

Regelung betreffend Freigabe von Open Source Software

Aus- und Weiterbildung bezüglich Open Source Technologien, Organisation, Lizenzen etc.

Umsetzungsmassnahmen der Strategieziele wie Studie, Pilotprojekte, Kompetenzstelle etc.

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Professioneller Einsatz von Open Source3.

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3. Professioneller Einsatz von Open Source

1. Einsatz ohne professionellen Support

2. Einsatz mit internem Support

3. Einsatz durch externen Anbieter

Szenario Open Source Software gratis aus dem Internet laden und so wie sie ist einsetzen

Interner Aufbau von Knowhow und Ressourcen zu bestimmten Open Source Lösungen, um diese intensiv und langfristig einzusetzen

Unterstützung durch einen externen Open Source Anbieter, um Open Source Software rasch zu integrieren und anzupassen

Einsatzbereich Nicht geschäftskritische Bereiche

Geschäftskritische Bereiche und wettbewerbsdifferenzierende Technologien

Geschäftskritische Bereiche, in denen unmittelbar vertieftes Knowhow der Software verfügbar sein muss

Zielgruppe Private, kleine und mittlere Unternehmen, kleine Schulen, Non-Profit Organisationen

Grossunternehmen, öffentliche Verwaltungen, grosse Institutionen

Grossunternehmen, öffentliche Verwaltungen, grosse Institutionen

Vorteile • Niedrige Kosten

• Rasche Umsetzung

• Hohe Flexibilität dank internem Knowhow

• Keine Anbieterabhängigkeiten

• Direkter Zugang zum Knowhow der Open Source Entwickler

• Korrekturen und Weiterentwicklung auf Auftragsbasis

• Auswahl verschiedener Open Source Anbieter

• Weitere Vorteile gemäss Service Level Agreement

Nachteile • Kein garantierter Support

• Keine Haftungsansprüche

• Hohe Investitionen und grosser Zeitaufwand durch Knowhow-Aufbau

• Höhere interne Fixkosten durch mehr Mitarbeitende

• Keine Zertifizierungen für

Hardware und Software

• Externe Kosten durch Open Source Anbieter

• Knowhow-Abhängigkeit zum Open Source

Anbieter

Risiko und Absicherung Hohes Risiko: Es bestehen keinerlei Support-Verträge oder Garantien

Mittleres Risiko: Der Support hängt von Knowhow und Verfügbarkeit der internen IT ab

Niedriges Risiko: Gewährleistung geschieht gemäss Auftragsbeschreibung oder Service Level Agreement

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3. Professioneller Einsatz von Open Source

Über Open Source Anbieter

• Unternehmen, die selber eine Open Source Lösung lanciert haben oder zumindest massgeblich an deren Weiterenwicklung beteiligt sind

• Mitarbeitende des Unternehmens haben «Committer»-Status im Open Source Projekt

• Unternehmen verfügt über notwendiges Knowhow, die Open Source Lösung mit regelmässigen Sicherheitsaktualisierungen und Upgrades zu warten und auf neue Bedürfnisse anzupassen

• Unternehmen bieten Beratung für ihre Produkte an, realisieren Software-Einführungen und Migrationen, entwickeln Verbesserungen und Erweiterungen und führen Mitarbeiterschulungen durch

• Unternehmen bieten mittels Support-Verträgen während verbindlich deklarierter Zeitspanne Unterstützung für bestimmte Software-Version an

• Ermöglicht Unternehmen grundlegende Weiterentwicklung der Open Source Software und sichert damit nachhaltiges Bestehen des Open Source Projekts

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3. Professioneller Einsatz von Open Source

Service Level Agreements für Open Source Lösungen

Mögliche Leistungen von Open Source Anbietern

Direkter Zugang zum Knowhow der Kernentwickler der Open Source Software

Definierte Antwortzeiten für Support-Anfragen

Support über verschiedene Kanäle (Web, VPN, Email, Chat, Telefon, Remote-Desktop, vor Ort)

Angebot von professionellen Dokumentationen, Schulungen und Zertifizierungskursen

Zeitnahe, pro-aktive und kundenfreundliche Auslieferung von Security Patches

Zugesicherte, regelmässige Software Releases und Updates

Garantie für Kompatibilität mit anderen Software-Lösungen

Zertifizierungen für bestimmte Hardware und proprietäre Software-Systeme

Integration von Korrekturen und Erweiterungen in die Hauptentwicklungsversion

Absicherung gegen Rechtsansprüche am geistigen Eigentum (Copyright, Patente)

Haftung bei Unterbrüchen und Fehlfunktionen

Bereitstellung zusätzlicher proprietärer Erweiterungen und Hilfswerkzeuge

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3. Professioneller Einsatz von Open Source

Open Source vs. Open Core

• Open Core: Proprietäre Software mit «Beimischung» von Open Source Software

• Bei Open Source wird die gesamte Software freigegeben

• Der Open Source Anbieter kann beliebig gewechselt werden, damit wird der Vendor Lock-In minimiert

• Bei Open Core wird nur ein Teil der Software unter einer Open Source Lizenz freigegeben

• Wesentliche Software-Bereiche werden unter proprietärer Lizenz verkauft

• Open Core verschliesst die wesentlichen Vorteile von Open Source wie Unabhängigkeit und Offenheit

Open Source Modell Open Core Modell

Community Version der Software-Lösung

Der vollständige Software-Quellcode ist unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht und externe Beiträge können ungehindert integriert werden.

Der Kern der Software ist unter einer offiziellen Open Source Lizenz ver-öffentlicht, es fehlen jedoch kritische Funktionen und Erweiterungen.

Enterprise Version der Software-Lösung

Für diese kommerzielle Open Source Software wird ein kostenpflichtiges Service Level Agreement mit einem Hersteller abgeschlossen, aber der vollständige Software-Quellcode ist unter einer Open Source Lizenz erhältlich.

Die Software wird kostenpflichtig unter einer proprietären Lizenz ohne Zugang zum Quellcode und den mit Open Source Software verbundenen Rechten erworben.

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Rechtliche Aspekte von Open Source4.

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

Verbreitung von Open Source Lizenzen

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

Open Source und Urheberrecht

• Begriff «Open Source» im Gesetz nicht erwähnt

• Aber Open Source Software unterliegt uneingeschränkt dem Urheberrecht

• Weit verbreitete Annahme ist falsch, dass Hersteller von Open Source Software Urheberrecht aufgeben

• Urheberrecht räumt Software-Inhaber ausschliessliches Nutzungsrecht ein

• Damit auch das Recht, Dritten die Nutzung zu verbieten oder zu erlauben

• Vertragliche Erlaubnis zur Nutzung einer urheberrechtlich geschützten Software heisst «Lizenz»

• Lizenz beinhaltet Rechte und Pflichten

• Bei proprietärer Software besteht meist Pflicht zur Bezahlung einer Lizenzgebühr

• Urheberrechtsinhaber ist frei, Lizenz von anderen Bedingungen abhängig zu machen

• Open Source Lizenzen enthalten meist Auflagen zu den Themenkreisen

• Veränderungen am Quellcode

• Einbettung des Quellcodes in fremde Software

• Pflicht zur Offenlegung des veränderten Quellcodes

• Weiterverbreitung des veränderten Quellcodes

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

GNU General Public License (GPL)

Die GNU General Public License (GPL) stellt die verbreitetste Open Source Lizenz dar. Sie wurde erstmals im Jahr 1989 von der Free Software Foundation herausgegeben und 1991 beziehungsweise 2007 in den Versionen 2 beziehungsweise 3 erneuert. Die GPL gewährt vier Freiheiten: Erlaubt sind explizit die uneingeschränkte Nutzung der Software und deren kostenlose Vervielfältigung, der freie Zugang zum Quellcode und dessen veränderte Weiterverbreitung. Einzigartig an der GPL ist ihr sogenannter viraler Effekt. Er bewirkt, dass veränderte GPL-Komponenten nur dann weitergegeben werden dürfen, wenn ihr Quellcode verfügbar gemacht und ebenfalls der GPL unterstellt wird. Diese erzwungene Veröffen-tlichung stellt

einerseits einen so genannten «starken Schutz» der Freiheit dar, der Weiterentwicklungen von einmal veröffentlichter GPL-Software für immer frei verfügbar hält. Andererseits stellt dieser auch als «Copyleft» bezeichnete Mechanismus ein rechtliches Risiko für Unternehmen dar, da mit GPL-Code kombinierte Eigenentwicklungen mitsamt Quellcode unter der GPL veröffentlicht werden müssen. In dieser Hinsicht unterschei-det sich die GPL von andern Lizenzen dadurch, dass die gesamte Software und nicht nur einzelne Komponenten in Betracht gezogen werden. Die Betrachtung bezieht sowohl funktionale wie auch einige wirtschaftliche Aspekte mit ein. Dies macht die GPL «strenger» und den durch die GPL bewirkten Schutz der Freiheiten «stärker».

GNU Library or Lesser General Public License (LGPL)

Die GNU Library oder Lesser General Public License(LGPL) wurde ebenfalls 1991 von der Free Software Foundation parallel zur GPL als Version 2 herausgegeben. 1999 wurde sie in der Version 2.1 leicht überarbeitet und anschliessend 2007 gleichzeitig zur GPL als Version 3 veröffentlicht. Die LGPL wurde im Hinblick auf die in der Software-Entwicklung stark verbreitete Nutzung von Programmbibliotheken entworfen. Solche Software-Komponenten, so genannte

Libraries, sind explizit für die Wiederverwendung in Software-Applikationen konzipiert. Um dabei nicht wie die GPL eine Veröffentlichung des gesamten Quellcodes der «Mantel»-Applikation zu erzwingen, dürfen nun unter der LGPL lizenzierte Komponenten auch weiterhin von proprietärer Software angewendet werden. Allerdings müssen Veränderungen an der LGPL-Bibliothek selber, identisch zur GPL, wiederum unter der LGPL veröffentlicht werden. So wird bei der LGPL von einem «schwachen Schutz» der Freiheit gesprochen.

Überblick der wichtigsten Open Source Lizenzen

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

GNU Affero General Public License (AGPL)

Die GNU Affero General Public License (AGPL) wurde zuletzt 2007 von der Free Software Foundation in Zusammenarbeit mit der Firma Affero in der Version 3 veröffentlicht. Die Lizenz basiert auf der GPL Version 3 und hat zum Ziel, eine Art «Schlupfloch der Freiheit» bei Application Service Providern (ASP) zu schliessen. Denn wird GPL lizenzierte Software auf einem Webserver betrieben, erhalten die Anwender Zugang zur Applikationsausgabe, nicht aber zu den

ausführbaren Dateien. Deshalb ist der ASP nicht verpflichtet, seine Weiterentwicklungen an der GPL-Software zu veröffentlichen, denn sie wird physisch nicht an die Kunden verteilt. Anders ist dies bei AGPL lizenzierter Software, die auch bei Nutzung über Netzwerkverbindungen als Quellcode freigegeben werden muss. Mit Blick auf diese Eigenschaft könnte die AGPL in Zukunft für Konzepte wie Cloud Computing und Software as a Service immer wichtiger werden.

MIT-, BSD- und Apache Licenses

Sogenannte liberale Open Source Lizenzen wie die MIT License, die BSD License und die Apache Licensestammen zwar aus verschiedenen Open Source Communities, unterscheiden sich inhaltlich aber nur im Detail. Im Gegensatz zu den genannten Lizenzen der Free Software Foundation gewähren die liberalen Lizenzen die Möglichkeit, den Quellcode direkt in

proprietäre Software einzubinden. Einzige Bedingung ist oftmals die Angabe des Copyrights oder die Mitlieferung des Lizenztextes, sodass die Open Source Programmbibliotheken als eigenständige Komponenten in der proprietären Software namentlich aufgeführt werden müssen.

Mozilla Public License (MPL)

Die Mozilla Public License (MPL) stellt ähnlich zur LGPL eine Lizenz mit schwachem Schutz der Freiheiten dar. Die MPL ist am konsequentesten als File-basierte Lizenz ausgestaltet. Allerdings ist sie als eine der wenigen

liberaleren Lizenzen nicht kompatibel mit der GPL. Das heisst, dass MPL lizenzierter Code nicht in GPL-Software integriert werden darf.

Überblick der wichtigsten Open Source Lizenzen

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

Public Domain Software

Bei Public Domain Software bestehen keinerlei Auflagen oder Bedingungen im Zusammenhang mit der Nutzung. Darüber, ob der Quellcode der Software offen zugänglich ist, sagt der Begriff nichts aus. Dies kann, muss aber nicht der Fall sein.

Freeware

Freeware darf ohne oder gegen freiwillige Bezahlung genutzt werden. Die Nutzung kann aber mit anderen Auflagen und Bedingungen verknüpft sein. Darüber, ob der Quellcode der Software offen zugänglich ist, sagt der Begriff nichts aus. Dies kann, muss aber nicht der Fall sein.

Shareware

Shareware bezeichnet meist proprietäre Software, welche gratis und mit eingeschränkter Funktionalität zu Testzwecken genutzt werden darf. Der Quellcode von Shareware ist üblicherweise nicht offen zugänglich.

Abgrenzung von weiteren Software-Kategorien

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

Unterscheidung der wichtigsten Open Source Lizenzen

Starker Schutz der Freiheiten

Schwacher Schutz der Freiheiten

sog. Liberale Open Source Lizenzen

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Freier Zugang zum Quellcode ja ja ja ja Ja

Der Quellcode darf innerhalb der rechtlichen Einheit verändert und mit beliebiger anderer Software kombiniert werden.

ja ja ja ja Ja

Der Quellcode darf auf Webservern verschlossen bleiben: Wird die Software nicht physisch an Kunden oder Partner verteilt, sondern wird sie ausschliesslich beispielsweise auf einem Webserver den Benutzern zur Verfügung gestellt, muss der Quellcode nicht veröffentlicht werden.

nein ja ja ja Ja

Der Quellcode darf mit proprietärer Software verteilt werden: Solange LGPL lizenzierte Software ausschliesslich extern beispielsweise als Programmbibliothek aufgerufen wird, darf sie zusammen mit proprietärer Software verteilt werden.

nein Nein ja ja Ja

Veränderungen dürfen verschlossen bleiben: Als wesentlicher Unterschied zu den Lizenzen der Free Software Foundation (AGPL, GPL und LGPL) erlauben liberale Lizenzen, dass der Quellcode in proprietäre Software eng integriert werden darf. Verbesserungen und Erweiterungen des Quellcodes müssen somit nicht mehr frei gegeben werden, sondern dürfen verschlossen bleiben.

nein nein Nein ja Ja

Einzige Pflicht ist das Einfügen eines vorgegeben Copyright Vermerks und einer Haftungsausschlussklausel im Quellcode.

nein Nein nein nein ja

Lizenzkompatibilität (siehe dazu nächster Abschnitt)

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

Dual Licensing

• Urheber veröffentlicht identische Software unter zwei unterschiedlichen Lizenzen

• Typischerweise eine restriktive Open Source Lizenz (GPL) und eine proprietäre Lizenz

• Hersteller nutzt Vorteile beider Welten: Einerseits rasche Verbreitung der Open Source Software, andererseits Umsatz durch Verkauf der Software unter proprietärer Lizenz

• Kunden haben Interesse an proprietärer Lizenz, wenn sie Open Source Software innerhalb eigener proprietärer Software weiterverwenden wollen

• Erfolgreiche Beispiele im Datenbankbereich

• Hohe Anwenderzahl gut für Testen, Fehlersuche und letztlich Stabilität

• Für Datenbank-Integration von Business-Applikationen können Restriktionen der GPL umgangen werden

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4. Rechtliche Aspekte von Open Source

License Compliance beiOpen Source Software

Checkbox License Compliance bei Open Source Software

Wir wissen, ob in unserer Organisation Open Source Software eingesetzt wird

Wir wissen, unter welcher Lizenz die betreffende Open Source Software steht

Wir haben festgelegt, ob und wann bei uns GPL-Software in der Entwicklung verwendet werden darf

Unsere Programmierer sind sich bewusst, welche Folgen die Integrierung von GPL-lizenzierten Komponenten in unsere Software hat

Regelmässige Kontrollen stellen sicher, dass unsere internen Bestimmungen über den Umgang mit Open Source Software eingehalten werden

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Hintergrundwissen zuOpen Source Software5.

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5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

Überblick

• Einblick in die Software-Entwicklung

• Abhängigkeit von Herstellern proprietärer Software

• Definition von Open Source Software

• Open Source Projekte und Communities

• Community Building Prozess

• Erfolgreiches Community Management

• Open Source versus Free Software (Freie Software)

• Freie Software als Begriff für freies Wissen

• Open Source als Begriff für Offenheit

• Kurzer historischer Überblick

• Häufige Vorurteile

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5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

Open Source Projekte und Communities

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5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

Community Building Prozess

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5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

Erfolgreiches Community Management

Checkbox Erfolgreiches Community Management

Auf Transparenz und nachvollziehbare Entscheidungsprozesse wird geachtet

Wichtige Beitragende aus der Community werden in Entscheidungsfindungen einbezogen

Es wurde evaluiert, eine unabhängige Stiftung oder einen Verein (Foundation oder Association) zu schaffen, um alle wichtigen Stakeholder optimal ins Community Management einzubeziehen

Auch kritische Stimmen werden in der Community respektvoll behandelt

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5. Hintergrundwissen zu Open Source Software

Häufige Vorurteile

«Für Open Source Software gibt es keinen Support»

«Die rechtliche Situation rund um Open Source Software ist unklar»

«Open Source Software ist gratis»

«Open Source Software ist wenig verbreitet»

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Fazit6.

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6. Fazit

Open Source Software ist ein wichtiger Bestandteil der Informatik geworden. Richtig genutzt, erlauben Open Source Lösungen wesentliche kurzfristige und langfristige Kosteneinsparungen. Open Source hilft auch, strategische Vorteile wie Unabhängigkeit, Sicherheit und Transparenz zu schaffen. Die Investitionssicherheit steigt, die digitale Nachhaltigkeit wächst.

Allerdings setzt der Umgang mit Open Source Software Knowhow und Erfahrung voraus, um die vorhandenen Vorteile zu nutzen und Risiken erfolgreich zu meistern. Mit gezielten Massnahmen lassen sich die Herausforderungen beim Einsatz und der Verbreitung von Open Source Software bewältigen. Die in diesem Referat erläuterten Good Practices helfen dabei, vom bewährten Vorgehen anderer Unternehmen und öffentlicher Institutionen zu lernen und durch den kontrollierten Umgang mit Open Source Technologien das volle Potential zu entfalten.

Zur Unterstützung bei der Umsetzung von Good Practices, bei Lizenzfragen und weiteren Themen zu Open Source Software im geschäftskritischen Einsatz steht Ernst & Young mit einem kompetenten Open Source Advisory Team gerne zur Verfügung.

Jürg BrunPartnerAdvisory Services

Ferdinand KobeltPartnerAdvisory Services

Reto AeberhardtSenior ManagerAdvisory Services

Matthias StürmerSeniorAdvisory Services

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