Oper Pur 03

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OPER PUR SEELE & CO. 3 Das Magazin der Oper Köln 2010 › MÄRZ, APRIL, MAI Premieren: »La Voix humaine« / »Herzog Blaubarts Burg« und »Love and Other Demons« Ballettgastspiel »Aterballetto« Im Interview: René Kollo Über Seelenharmonie & Abschalten Der Sesamstraßenbeat des Ingfried Hoffmann Mit Seiten des Gürzenich-Orchesters Köln OPER / pur \ KÖLN 03 SEELE & CO.

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Das Magazin der Oper Köln. Ausgabe 03 › Seele & Co.

Transcript of Oper Pur 03

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03

Das Magazin der oper Köln2010 › März, April, MAi

Premieren: »la Voix humaine« / »Herzog Blaubarts Burg« und »love and other Demons« › Ballettgastspiel »Aterballetto« › Im Interview: René Kollo › Über seelenharmonie & Abschalten › Der sesamstraßenbeat des Ingfried Hoffmann › Mit seiten des Gürzenich-orchesters Köln

oper / pur \ köln

03 seele & Co.

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› Ein kurzes Lexikon der Seelenkomposita der deutschen Sprache:

AllerseelenKrämerseeleSeelchenSeelsorgerSeelenachseSeelenamtSeelenarztSeelenbräutigamSeelenfängerSeelenfriedenSeelengrößeSeelengüteSeelenheilSeelenhirteSeelenklempnerSeelenkrankheitSeelenkundeSeelenlageSeelenlebenSeelenlosigkeitSeelenruheSeelenschmerzSeelenstörung

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Editorialtext Uwe Eric laufenberg

auftakt

1auftakt EDITORIAL

wir dürfen auf eine sehr erfolgreiche erste Spielzeit-hälfte zurückblicken – mit den umjubelten Premieren »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Orfeo ed Euri-dice«, »La Traviata« und »Kiss me, Kate« und ebenso groß akklamierten Wiederaufnahmen von »Carmen«, »L’italiana in Algeri«, »Hoffmanns Erzählungen«, dem »Schlauen Füchslein« und einer galawürdigen »La Bohème« mit Anja Harteros, Massimo Giordano, Miljenko Turk und Claudia Rohrbach, die mit so viel Beifall aufgenommen wurde, dass man wirklich Angst haben musste, ob unser armes unrenoviertes Opern-haus das noch aushält. Nach einer gewissen Sorge zu Beginn der Spielzeit, ob Sie, verehrtes Publikum, un-serer Oper noch treu bleiben, haben Sie im Dezember mit einer 92 % Platzausnutzung geantwortet, für die Vorstellungen im Januar war dann die Traumnote von 100 erreicht.Sie haben also gezeigt: Köln braucht eine Oper.Dieser Satz, den viele eigentlich für eine Selbstver-ständlichkeit halten, scheint in den letzten Wochen, in den Diskussionen um die mögliche Bürgerbefra-gung, bei der das für uns so wichtige Sanierungs- und Neubauprojekt in Frage gestellt werden soll, anschei-nend nicht mehr als selbstverständlich zu gelten. Denn nicht weniger als die konkrete Zukunft unseres Instituts steht auf dem Spiel. Leider verdecken diese Diskussionen im Moment unsere Erfolge.Umso mehr möchte ich Sie hinweisen auf unsere nächsten Projekte: Zwei Premieren von drei Neuin-szenierungen aus dem Bereich der musiktheatrali-schen Moderne: Francis Poulencs »La Voix humaine« (»Die menschliche Stimme«), Béla Bartóks »Herzog Blaubarts Burg« und »Love and Other Demons« von Peter Eötvös: Während Bartók mit seinem »Blaubart« wirklich Tore in eine neue Welt aufmachte, die doch – um mit Sigmund Freud zu sprechen – die Welt in unserem Inneren ist, ist Poulencs Einakter der wirkli-che Ausdruck eines leidenden Menschen, der nur noch ein technisches Hilfsmittel, hier: das Telefon, zum Kommunizieren hat, und trotzdem lässt Pou-lenc mit »Melodie« singen. Peter Eötvös spricht im Zusammenhang mit seiner Oper »Love and Other Demons«, die auf einer Novelle von Gabriel García

Márquez basiert und als Produktion des Glynde-bourne-Festivals in Köln gezeigt wird, sogar von »seiner« Belcantooper !Und Belcanto heißt, dass man große Sänger braucht, die wir Ihnen mit Nicola Beller Carbone (»La Voix humaine«), Takesha Meshé Kizart und Johannes Martin Kränzle (»Herzog Blaubarts Burg«) sowie Anna Palimina und Miljenko Turk (»Love and Other Demons«) auch versprechen dürfen. Auch auf das Wiedererscheinen von René Kollo in »Love and Other Demons« sei verwiesen.Kölner Regiedebüts werden Bernd Mottl und Silviu Purcarete geben, Dirigentendebüts Patrik Ringborg, Ivan Anguélov und Oleg Caetani.Und damit sei natürlich auf unsere Wiederaufnah-men verwiesen: auf Puccinis »Madama Butterfly« in der gefeierten Inszenierung von Patrick Kin-month sowie auf die Verdi-Oper »Don Carlo«. »Macbeth« war wieder in der gefeierten Inszenierung von Robert Carsen zu sehen und wird in der über-nächsten Spielzeit an der Deutschen Oper Berlin ge-zeigt werden. Bei »Don Carlo« gibt es in unserer Aufführung nach 26 Jahren Abwesenheit von Köln ein Wiedersehen mit dem großen Bass und einstigen Ensemblemitglied Matti Salminen in der Partie des König Philipp.Und wir richten unseren Blick auf die Wiederaufnah-me der Richard-Strauss-Oper »Der Rosenkavalier« – und dabei auch auf die beiden Abende im April, an denen Dame Kiri Te Kanawa in ihrer Rolle als Feld-marschallin noch einmal singend über Abschiede nachdenken wird.

Mit einem herzlichen Gruß,Ihr

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Opernfreunde,

am rande 400 dollar. Soviel ist eine Seele

unter Kennern heutzutage wert. Ein 20-Jähriger aus Seattle verkaufte 2001 seine Seele in

fast tadellosen Zustand (»Sie weist nur ein paar kleine

Kratzer auf«) über die internethandelsplattform Ebay. Eine Ex-Freundin bot anfangs

zwar nur teuflische 6,66 US-dollar, aber einer unbe-

kannten Seelenconnaisseurin aus iowa war sie dann doch 400

US-dollar wert. Ein Wermuts-tropfen blieb: aufgrund der

Schwierigkeiten, die Seele zu entfernen, müsse der Gewinner

der auktion sich entweder mit einem gemeinsamen thai-

ländischen abendessen zufrieden geben oder warten,

bis er gestorben sei.

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2 Seele & Co. LEIDENSCHAFT

aNtriEB

Fundstücke › Ein Potemkinscher Mond

oper für Kinder & Jugendliche › Kinderoper

› Spielplatz Opernhaus / › Schulprojekt Herzog Blaubarts Burg

› Vom Fischer und seiner Fau: Ingfried Hoffmanns Jazzoper für Kinder

› Alles Ende ist neu – Dornröschen

Gürzenich-orchester

Service

› Spielplanüberblick

› Sängerportraits: Claudio Nicolai / › Sonderveranstaltung: Elke Heidenreich

› Vor der Premiere: Love and Other Demons

› Der Intendant hört …

aPPlaUS

Stand der Dinge › Eine Chronologie des Sanierungs- und Neubauprojekts Offenbachplatz

In der Garderobe mit … Miljenko Turk

Hinterbühne › Die Rüstkammer

aUFtaKt

Editorial › Uwe Eric laufenberg

iNhalt › ausgabe 03. 2010

imPrESSUm

»Oper Pur« 03.2010 herausgeber Oper der Stadt Köln, Offenbachplatz, 50667 Köln intendant Uwe Eric Laufenberg (V. i. S. d. P.) geschäftsführender direktor Patrick Wasserbauer redaktionsleitung Georg Kehren (gk) autoren Tanja Fasching (tf ), Hanna Koller ( hk), Birgit Meyer ( bm), Frank Rohde, Till Schröder (ts), Elena Tzavara (et), Gastautoren siehe jeweilige Beiträge anzeigen & druck Köllen Druck und Verlag GmbH, Bonn gestaltung & konzept formdusche, Berlin In einigen Fällen konnten Bildrechte nicht ausfindig gemacht werden. Wir bitten, sich bei bestehenden Ansprüchen an uns zu wenden. Stand: 9. März 2010, Änderungen vorbehalten

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lEidENSChaFt › SEElE & Co.

Der Seelenweltempfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Was stört den Seelenfrieden?

Seelenlast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Was wiegt unser Gemüt?

Auf Seelenwanderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein seelenruhiger Fotoessay

Premieren & Wiederaufnahmen

› La Voix humaine / Herzog Blaubarts Burg . . . . . › Zweimal in den Kern des Privaten

› Falsch verbunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein telefonanruf und Jean Cocteau

› Verborgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein Blick in Béla Bartóks opernwelt

› Liederabend: Dame Kiri Te Kanawa . . . . . . . . . . . › die Grand dame aus Neuseeland wieder in Köln

› Ballettgastspiel: Aterballetto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › der tanz um Johann Sebastian Bach

› Don Carlo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Verdi und die Staatsräson

› Madama Butterfly . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Kinmonth inszeniert Puccini

› Love and Other Demons . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › dämonen zwischen Bogotà und Budapest

› Peter Eötvös . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › Ein Ungar auf García márquez’ Spuren

› Kammersänger René Kollo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . › 45 phantastische Jahre

IMO-COC-029380

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3Seele & Co. LEIDENSCHAFT

SEElE iSt EiN ErEiGNiS, EiN GESChEhEN, KEiN diNG!

oswald Spengler

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Innen, irgendwo hinter dem Lymphknoten oder im kleinen Zeh, da schlummert das Geheimnis des Lebens. Die Seele. Geheimrat Goethe konnte sich glücklich schätzen, wohnten in seiner Brust doch gleich zwei dieser Exemplare. Der Rest der Bevölkerung aber ist schon zu-frieden, wenn er eine besitzt. Und sie auch finden kann.Denn kein Begriff ist uns so geläufig, wird so sofortig als wahr akzep-tiert, ist aber gleichzeitig so unglaublich flüchtig, nicht fassbar, einfach nur Theorie. Niemand hat eine Seele je gesehen, auch nicht unterm Elektronenmikroskop, das uns die Existenz der Atome bewies. Aber dass sie zu existieren scheint, davon zeugt nicht nur die traditionell ausgeprägte Geschäftigkeit auf dem Feld der Religion, sondern auch eine Heerschar Psychologen, Neurologen und Verhaltenstherapeuten. Irgendetwas ist da in uns. Beschäftigt, peinigt, treibt uns. Geist, Seele, Psyche, Gemüt, Charakter, Bewusstsein, Hirnschmalz: Nenne man es, wie man will. Ein lebensspendendes Prinzip, eine den Leib gestal-tende und bewegende Kraft existiert, davon sind Philosophen, Pries-ter und Psychoanalytiker seit Jahrtausenden überzeugt. Nur allein den Beweis blieb man schuldig. Sie ringen seit Äonen um dieses »Leib-Seele-Problem«, der rätselhaf-ten Verbindung zwischen Körper und Geist. Das eine Extrem, die Ide-alisten, predigen, dass allein das Geistige wirkt und Materie nur in unserer Vorstellung existiert. Asketen, Meister asiatischer Kampfsport-arten und Diät-Berater zählen zu ihren Jüngern. Das andere Extrem, die Behavioristen, sehen uns als Apparat, der alleinig auf äußere Reize reagiert. Psychiater, Politiker und Werbetexter leben ganz gut von dieser Theorie. Dumm nur für die Seele. Mal Top, mal Flop. Mal me-taphysische Verbindung zu einem höheren Wesen. Gott sei dank. Mal funktionale Organisation eines informationsverarbeitenden Sys-tems, das kontinuierlich Input, Output und interne Zustände ab-gleicht. Luhmann sei dank. Interessanterweise sind es die kalten, leblosen Maschinen, die Compu-ter, die unseren Körper wieder in Einklang mit dessen Geist bringen.

text till Schröder fotos a h / photocase.com (Seite 5) › Sandra hermannsen (Seite 6)

dEr SEElEN-WEltEmPFäNGEr

seele & co.

Früher fürchtete unsere Seele niemanden mehr als den

Teufel. Heute droht ihr Gefahr durch zu viel Gequatsche.

Sie verkümmert angesichts des Dauerfeuers der Kommuni-

kationskanäle. Ein Plädoyer für mehr Schweigen. Des lieben

Seelenfriedens willen.

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dEr SEElEN-WEltEmPFäNGEr

ImmER Am DRAHT: UNSERE STäNDIGE ERREICHbARKEIT STELLT UNS EIN bEIN IN SACHEN SEELENRUHE.

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6 Seele & Co. LEIDENSCHAFT

till schröder ist Jahrgang 1974, er lebt und arbeitet in Berlin als freier

Journalist. Er sucht sein Seelenheil in

themen aus Kultur und Zeitgeschehen.

Zuletzt arbeitete er für die magazine

»liebling«, »intersection« und »Zitty«.

Auf der Suche nach künstlicher Intelligenz entdeckten die Kybernetiker ein neues Zauberwort: Emergenz. Wenn ein System Eigenschaften zeigt, die seine Bestand-teile selbst nicht besitzen, dann sprechen Wissenschaftler von emergenten Eigenschaften. Wasser ist flüssig, ob-wohl deren Atome es nicht sind. Eine Nervenzelle ist nicht klug, aber das kombinierte Verhalten vieler Neuro-nen veranlasst Knochen, Muskeln und Sehnen, den Knopf auf der Fernbedienung zu drücken, der uns als klassisches Fluchttier die Werbeblöcke vermeiden lässt. Die Seele als »emergente Eigenschaft«: Immer wieder erstaunlich, wie es die Wissenschaft vermag, wahrlich poetisch zu definie-ren, was uns im Innersten zusammenhält.Warum also ist uns etwas, deren Existenz wir nicht be-weisen können, von deren Anwesenheit wir aber über-zeugt sind, so schützenswert? Der Seelenfrieden ist uns ein hohes Gut. Denn genauso alt wie die Annahme der Existenz der Seele ist das Lamentieren, dass wir selbige verlieren, verkaufen, vernachlässigen. Heilsbringer und Seelsorger, Seelenfänger und Seelenklempner sind immer wieder besorgt um sie. Die Suche nach dem »seelischen Gleichgewicht« befeuert Motivationstrainer und Well-nessanbieter, Sektenchefs und Selbsthilfegruppen. Sie alle wollen uns etwas Gutes tun. Sie versprechen »Balsam für die Seele« oder »streicheln« die selbige. Sie bieten »Soul Food« und kneten einem bei der Shiatsu-Massage die »Seele aus dem Leib«. Kurzum, wir ertrinken im seeli-schen Pflegeüberangebot.Im Gegensatz zum unwissenden Mittelalter sind wir dies-mal aber selbst schuld, dass uns die Wellness-Rattenfän-ger ans Portemonnaie wollen. Früher verkauften wir un-sere Seelen an den Teufel und im Großen Exorzismus stand ganz genau, wie wir die wieder bekommen. Heutzu-tage verkaufen wir unsere Seelen ans Reality - tv, an Nachmittags-Talkshows und den Hype ums Internet. Um

hier seelisch gefestigt zu bleiben, bedarf es mehr als latei-nischer Beschwörungsformeln und Weihwasser. Es be-darf wirklicher innerer Stärke, nein zu sagen. Die Intimsphäre ist nämlich eine aussterbende Art. Sie wird gnadenlos erjagt von Boulevardmedien, und wir ge-ben sie im Internet gedankenlos zum Abschuss frei. Das Mobiltelefon macht uns überall erreichbar, wir twittern in 140 Zeichen belanglose Wasserstandsmeldungen unse-rer Existenz. Wir verdaddeln halbe Tage in Chatrooms im Internet. Und wir geben in sozialen Netzwerken unse-re intimsten Geheimnisse preis, unter der trügerischen Annahme, nur unsere Freunde würden dies registrieren. Wir widmen uns fieberhaft dem Datenschutz, merken aber gar nicht, wie uns das Private durch die Finger rinnt. Das Rückzugsgebiet einer abgeschlossenen Welt, die ei-gentlich nur uns und äußerst sorgsam ausgesuchten Men-schen offen ist. Die Welt, die uns Schutz und Ruhe bietet vor dem Bombardement aus Information und menschli-chem Gewimmel.Stattdessen leben wir nach den Gesetzen der Aufmerk-samkeitsökonomie. News, News, News. Vor lauter reiz-vollen Informationshäppchen verlernen wir es, auszu-wählen. Verlernen, nicht alles auf uns einprasseln zu lassen. In der Ruhe liegt die Kraft. Diesem Sprichwort ist nicht gedient, wenn wir das Mobiltelefon auf Vibration stellen und uns damit einreden, wir hätten dem Stress schon ein Schnippchen geschlagen. Man sehe sich nur die vielen Kommunikationszombies in der U-Bahn an, die mit stierem Blick das Handy umklammern, obwohl sie gar nicht telefonieren. Es könnte ja jemand anrufen.Die klassische Gegenstrategie war immer die des Ausstei-gers. Diogenes in seiner Tonne. Thoreau in seiner Hütte am Waldensee. Die Hippies am Strand von Goa. Beson-ders Thoreau mit seinem emphatischen »Sich selbst genü-gen« ist ein erfolgversprechender Ansatz. Er schreibt:

DIE WISSENSCHAFT SAGT: EINFACH mAL DIE »EmERGENTE EIGENSCHAFT« bAUmELN LASSEN.

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Woran die Seele zu tragen hat, weiß Duncan MacDougall ganz ge-nau: 21 Gramm Eigengewicht. Kein Zweifel. Sechs Personen starben auf seiner selbstgebauten Präzisionswaage im Jahre 1907. Und jede einzelne verlor im Moment des Todes jene rätselhaften 21 Gramm. Es kann nur die Seele sein, ist er überzeugt. Der Arzt aus Massachusetts reiht sich dabei ein in die lange Reihe von Priestern, Ärzten und Wissenschaftlern, die seit Jahrtausenden das Gewicht der Seele zu ergründen suchten. Und sie taten es derart eifrig, dass sie ein Wort dafür erfanden: Psychostasie. Erfunden haben es die alten Ägypter. Nach deren Glauben wiegen die Götter Thot und Anubis die Herzen der Toten. Denn das Herz ist das Heim der Seele. Ist es zu leicht, und damit minderwertig, werfen sie es der Totenfresserin Ammut vor. Auch wenn bei den Christen dann später der Erzengel Gabriel die Seelenwägung am Jüngsten Ge-richt ohne den Umweg über das Herz leitet, lebt die Tradition der Psychostasie fort. Noch bis in Mittelalter entnehmen die Christen ih-ren Toten das organische Herz und ersetzen es mit etwas Schwerem. Die Armen mit Steinen, die Reichen mit Gold. »Ein Herz aus Gold« steht eben nicht nur für Güte, sondern auch für die gelöste Fahrkarte ins Paradies.Dass der Mensch beim Sterben Flüssigkeit und damit Gewicht ver-liert, ist längst bewiesen. Doch solch einer banalen Erklärung fehlt jegliche Spiritualität. Der professionelle Seelenvermesser sucht Trost in einer Gewissheit: Die Seele ist zwar nicht fassbar, aber wenigstens messbar.

quergeschaut

SEElENlaSt

text till Schröder

»Gesellschaft ist gewöhnlich zu billig zu haben. Wir tref-fen uns nach zu kurzen Zeiträumen, als dass wir Zeit ge-nug gehabt hätten, neuen Wert für einander zu erlangen. Wir kommen dreimal täglich bei den Mahlzeiten zusam-men und lassen den andern immer wieder von dem schimmligen alten Käse kosten, der wir sind. Wir mussten übereinkommen, eine Reihe gewisser Regeln zu beobach-ten, die wir Etikette und Höflichkeit nennen, um diese häufigen Zusammenkünfte erträglich zu machen und nicht zu offenem Kriege zu kommen. Wir treffen einander auf der Post, bei ›gesellschaftlichen Anlässen‹ und am Kamin jeden Abend; wir wohnen dicht zusammengepfercht, sind einander im Weg, stolpern übereinander und verlieren, meine ich, einigermaßen den Respekt voreinander. Es wäre besser, es gäbe auf der Welt immer nur einen Ein-wohner per Quadratmeile, wie dort, wo ich lebe! Der Wert eines Menschen steckt nicht in seiner Haut, so dass wir ihn anrühren müssten. Keine Anstrengung der Füße hat zwei Seelen je näher gebracht.« Leider nur gibt es auf der Welt nicht mehr so viele einsame Orte. Das Flugzeug hat den gesamten Erdball zum Wo-chenendtrip zusammengeschrumpft. Der wahre Rebell heutzutage verweigert sich deshalb dem Terror der Kom-munikation: Er hat kein Mobiltelefon, kein Facebook-Pro-fil und kein zwanghaftes Verlangen nach den 15 Minuten Ruhm, die die Medien heute inflationär bieten können. Er beschützt sein Seelenheil durch Kontaktabstinenz. Durch das Bewahren des eigenen Ichs, das nicht mit all den ande-ren hyperaktiven Ichs da draußen um die Wette plärrt. Wenn wir also das Bedürfnis verspüren, einfach mal wie-der unsere »emergente Eigenschaft« baumeln zu lassen, dann, bitte bitte, befolgen wir doch endlich Peter Lustigs Rat am Ende jeder »Löwenzahn«-Folge: abschalten.

Die alten ägypter wogen sie bereits. Und auch die Christen

legen sie am Jüngsten Gericht auf die Waage. Die Seele hat

Gewicht. bis aufs Gramm genau.

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fotos Kristin loschert

aUF SEElEN-WaNdErUNG

seele & co.

In aller Seelenruhe: eine fotografische Suche.

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aUF SEElEN-WaNdErUNG

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11Seele & Co. LEIDENSCHAFT

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daS dENKEN iSt daS SElBStGESPräCh dEr SEElE. — Platon

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13Seele & Co. LEIDENSCHAFT

› FOTO Sandra Hermannsen

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14 la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

» allE türEN Will iCh öFFNEN ! «

judith, »herzog blaubarts burg«

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15la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

musikalische leitung oleg Caetani

inszenierung Bernd mottl

bühne & kostüme Friedrich Eggert

licht Wolfgang Göbbel

dramaturgie Georg Kehren

la Voix hUmaiNE eine frau Nicola Beller Carbone

hErZoG BlaUBartS BUrG blaubart Johannes martin Kränzle

judith takesha meshé Kizart

Gürzenich-orchester Köln

hErZoG BlaUBartS BUrG

judith hat ihre Familie und ihren Verlobten verlassen, um herzog blaubart zu folgen. In seiner finsteren Burg bittet sie ihn, die sieben ver-schlossenen Türen, die sie dort vorfindet, zu öff-nen. Sie möchte Licht und Liebe in das Haus brin-gen. Unter Warnungen, bei denen er auf Gerüchte um seine Person hinweist, überreicht blaubart ihr den ersten Schlüssel. Hinter der ersten Tür er-blickt sie eine blutige Folterkammer. Als sie die nächsten Türen öffnet, offenbaren sich ihr eine Waffenkammer, eine Schatzkammer und ein Blu-mengarten. Überall aber entdeckt sie Spuren von Blut. Hinter der fünften Tür eröffnet sich ihr blaubarts großes Reich, verdunkelt durch eine blutige Wolke. judith verwirft blaubarts War-nungen und besteht darauf, auch die beiden letzten Türen zu öffnen. Hinter der sechsten Tür fällt ihr Blick auf einen Tränensee. Als sie die letzte Tür öffnet, trifft sie dahinter auf die drei früheren Frauen blaubarts, in deren Kreis sie nun einge-reiht wird. Die Burg ist wieder dunkel.

› oper in einem akt › text von Béla Balázs › musik von Béla Bartók › in ungarischer Sprache mit deutschen übertiteln

doppelpremiere 12. mär. 2010 Weitere Vorstellungen 14., 19., 21., 26. mär. 2010

eine frau telefoniert mit ihrem Geliebten. Seit zwei Tagen weiß sie, dass er sich nach fünf-jähriger Beziehung von ihr trennen wird, um eine andere zu heiraten. Bei dem Gespräch lassen sich die Äußerungen des Mannes nur den jeweiligen Reaktionen der frau entnehmen. Sie berichtet von einem Selbstmordversuch, den sie am Abend zuvor unternommen habe. Immer wieder ist die telefonische Verbindung Störungen ausgesetzt.Das Gespräch endet mit den Worten »Ich liebe dich«.

› tragédie-lyrique in einem akt › text von Jean Cocteau › musik von Francis Poulenc › in französischer Sprache mit deutschen übertiteln

la Voix hUmaiNE

oPErNBaromEtEr======== liEBE 80%========= tod 94%=== tEUFEl 25%

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16 la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

Zum Zeitpunkt, als Jean Cocteau seinen Theatermonolog »Die menschliche Stimme« verfasste, hatte er eine schwere Phase seines Le-bens hinter sich. Von Dezember 1928 bis April 1929 hatte er sich in ei-ner Klinik in Saint-Cloud bei Paris wegen seiner Opiumsucht einer Entziehungskur unterzogen. Seine Suchterfahrungen inklusive der Visionen, die ihm sein Opiumkonsum vermittelt hatte, waren in sein Werk »Opium. Tagebuch einer Entziehungskur« eingeflossen. Als er nach seiner Heilung sein Leben in Paris wieder aufnahm, lernte er Jean Desbordes, den Autor des skandalösen Werks »J’adore« kennen, das detaillierte und für die damalige Zeit schockierend offenherzige Schilderungen verschiedenster sexueller Phantasien enthielt. Jean Cocteau verfasste ein Vorwort dazu und nahm dabei in Kauf, sich die entschiedene Ablehnung nicht nur der konservativen Schichten, son-dern auch aus dem Kreise seiner bisherigen künstlerischen Wegbeglei-ter zuzuziehen. Dieser Schritt bedeutete für ihn zugleich eine Befrei-ung, die ihm ermöglichte, seine literarische Tätigkeit von nun an unabhängig vom Urteil anderer fortzuführen. Seine sich anschließen-de Liebesaffäre mit Jean Desbordes bildete für Cocteau zugleich eine wichtige Inspirationsquelle bei der Niederschrift des Monologstücks »La Voix humaine« (»Die menschliche Stimme«). Die Verhaltenswei-sen der Frau spiegeln in dichterischer Form die Haltung Cocteaus zu dem von ihm angeschwärmten Geliebten Jean Desbordes. Als »Die menschliche Stimme« von der ehrwürdigen Comédie-Francaise in Pa-ris zur Uraufführung angenommen wurde, bedeutete es so etwas wie die Rückkehr in traditionelle Zusammenhänge. Die bevorstehende Premiere war ein beherrschendes Thema in der Kulturszene von Pa-ris. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass sich für Cocteau mit dieser renommierten Bühne die wichtigsten Theatererlebnisse seiner Kindheit und Jugend verbanden, und dass sich mit der Aufführung sei-nes neuen Stücks an diesem Haus zugleich ein Kreis schloss. Die Ur-aufführung an der Comédie-Francaise fand am 17. Februar 1930 statt. Die Schauspielerin, der Cocteau den Part der telefonierenden Frau auf den Leib geschrieben hatte, war Berthe Bovy.

Achtzehn Jahre später, 1948, bediente sich der Filmregisseur Roberto Rossellini des Textes. Der Monolog bildete, mit Anna Magnani als Protagonistin, die erste Episode des Films »Amore«. Die Uraufführung des musikalischen Monodramas »La Voix humaine« (»Die menschliche Stimme«) von Francis Poulenc fand am 6. Februar 1959 in der Pariser Opéra Comique statt. Poulenc, zu dieser Zeit einer der angesehensten Komponisten Frankreichs, hatte mit der Urauffüh-rung von »Dialogues des Carmélites« (»Dialoge der Karmeliterinnen«) zwei Jahre zuvor einen Erfolg erzielt, der zahlreiche Aufführungen des Werks rund um die Welt nach sich zog. Insofern war das Interesse an weiteren Musiktheaterwerken des Komponisten groß. Cocteaus »Die geliebte Stimme« war Poulenc durch Hervé Dugardin von der Pa-riser Vertretung des Verlags Ricordi ans Herz gelegt worden. Man versprach sich davon ein Vehikel für den Sopranstar Maria Callas, wozu es nicht kam, da die Diva sich letztlich dagegen aussprechen soll-te, in einer anderen Sprache als der italienischen zu singen. So ergab es sich, dass er sein Werk »La Voix humaine« schließlich für Denise Du-val komponierte – eine seiner engsten Freundinnen, die zuvor bereits die Thérèse / Tirésias in Poulencs »Les Mamelles de Tirésias« (»Die Brüste des Teiresias«) sowie die Blanche de la Force in der Pariser Erstaufführung von »Dialogues des Carmélites« (»Dialoge der Karme-literinnen«) im Juni 1957 verkörpert hatte. Regie und Bühnenbild bei der Uraufführung von »La Voix humaine« verantwortete Jean Cocteau höchstselbst. Francis Poulenc war zu diesem Zeitpunkt, vier Jahre vor seinem Tod, in zermürbende urheberrechtliche Auseinan-dersetzungen um »Dialogues des Carmélites« verstrickt, die ihn sehr in Anspruch nahmen. Im Gegensatz zu Arnold Schönbergs Musikthea-terwerk für einen Sopran, »Erwartung«, ist Poulencs »La Voix hu-maine« weniger expressionistisch, eher lyrisch angelegt. Er verzichte-te völlig auf ariose Teile, wobei der Abschnitt, in dem die frau von ihrem Selbstmordversuch berichtet, insofern eine Sonderstellung ein-nimmt, als das Orchester an dieser Stelle einen Rhythmus anstimmt, den Poulenc als »’Valse triste’ im Sibelius-Stil« bezeichnete. Poulencs

text Georg Kehren

premiere

Wie ein Telefonat die Seele auslotet. Jean Cocteaus Schilderung

des verzweifelten Versuchs einer letzten Kontaktaufnahme

mit dem Geliebten.

FalSCh VErBUNdEN

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17la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

nicola beller carbone › eine frau › die in deutschland geborene und in Spanien aufgewachsene Sopranistin ist – nach Festengagements am Gärtnerplatztheater münchen und am Nationaltheater mannheim, wo sie alle Partien des lyrischen Fachs sang – seit einigen Jahren freischaffend tätig, wobei sie sich immer verstärkt und mit großem Erfolg dramatischeren Sopranpartien zuwendet. als salome in richard Strauss’ oper feierte sie unter anderem in Weimar, in turin (regie robert Carsen), Genf (regie Nicolas Brieger) und Santa Cruz de tenerife (regie Pier luigi Pizzi) große Erfolge, in Weimar wurde sie außerdem als sieglinde in »die Walküre« (regie michael Schulz), im aalto theater Essen als marie in alban Bergs »Wozzeck« gefeiert. Gastspiele führten sie unter anderem auch an die deutsche oper Berlin, wo sie als jenny in »aufstieg und Fall der Stadt mahagonny« sowie als santuzza in »Cavalleria rusticana« zu erleben war. an der Canadian opera Company toronto verkörperte sie die katerina ismailova in »lady macbeth von mzensk« (regie Paul Curran). Weitere debüts umfassten die opernhäuser in Nizza, Nantes, athen, montréal (»tosca«), Bregenzer Festspiele (»Karl V.« von Krenek), Palermo (»die tote Stadt« von Korngold) und Venedig (»Götterdämmerung«).

takesha meshé kizart › judith › die in Chicago geborene Sopranistin ist Preisträgerin zahlreicher bedeutender Gesangswettbewerbe, z. b. des »Concorso internazionale Voci Verdiane« in Busseto. ihre laufbahn führte sie unter anderem an die dallas opera, an die oper Frankfurt, die opera de oviedo, zum orchestra della Fondazione arturo toscanini sowie zum swr-Sinfonieorchester. an der deutschen oper Berlin war sie als mimì in »la Bohème« sowie in der titelrolle von ottorino respighis »marie Victoire« zu erleben. auf ihrem terminplan stehen außerdem auftritte in tokyo (»tosca«) und an der Bayerischen Staatsoper münchen (»il trovatore«).

johannes martin kränzle › blaubart › Seit 1998 ist der mit vielen Preisen ausgezeichnete Bariton der oper Frankfurt als festes Ensemblemitglied verbunden. Gastspiele führten ihn unter anderem zu den Salzburger Festspielen, an die Bayerische Staatsoper münchen, an die Volksoper Wien sowie nach Genf und San Francisco. als alberich in richard Wagners »ring des Nibelungen« wird er in mailand und Berlin auftreten. an der oper Köln feierte er in dieser Spielzeit bereits große Erfolge als beckmesser in »die meistersinger von Nürnberg« sowie als förster in »das schlaue Füchslein«.

musikalische Findung lehnt sich eng an die Sprachmelodie der textli-chen Vorgabe an, und der Sängerin wird in weiten Teilen die Funktion einer »Co-Komponistin« zuteil, etwa was die Verwendung von Pausen und Fragen des Tempos angeht. Sowohl Francis Poulenc als auch Jean Cocteau waren homosexuell und dabei zugleich genaue Beobachter der weiblichen Psyche. Diese Kons-tellation führte zeitweilig dazu, dass in Kommentaren zu Poulencs Werk dem Monolog der frau die Situation eines älteren Mannes, der von seinem Geliebten verlassen wird, unterlegt wurde. Doch selbst wenn man davon ausgehen darf, dass sich sowohl Cocteau als auch Poulenc aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich heraus mit der Situation der frau in diesem Monolog identifiziert haben werden, ist es doch ein spezifisch »weibliches« Ich, das sie hier geschaffen haben. Poulenc war ein intimer Kenner des bewegten Liebeslebens seiner Freundin De-nise Duval, und dieses Wissen schlug sich in vielen Nuancen seiner Komposition für sie nieder. Poulenc beschrieb seine Komposition von »La Voix humaine« gegenüber Hervé Dugardin vom Verlag Ricordi folgendermaßen: »Es ist ein Geheimnis, aber ich habe (hier) alle meine Themen gefunden. Zwei davon sind unglaublich erotisch ... Sie rie-chen nach Sperma ... Blanche (Anm.: in »Dialogues des Carmelites«) war ich, und die Frau ist ebenfalls ich – und, in Vorwegnahme, auch Louis. Das Leben wird ihn mir notwendigerweise auf die eine oder an-dere Weise wieder wegnehmen, diesen Engel. Er ist exquisit zu mir, und er ist ein sanfter und höflicher Sohn (außer in gewissen Momen-ten!).« Poulencs Furcht, seinen Geliebten Louis zu verlieren, war ihm zugleich hilfreich bei der kompositorischen Entwicklung der von Hys-terie geschwängerten Atmosphäre der »Voix humaine«. Seine Furcht vor diesem Verlust sollte sich letztlich als unbegründet herausstellen, da der Lebensgefährte bis zu Poulencs Tod am 30. Januar 1963 an sei-ner Seite blieb.

Page 20: Oper Pur 03

18 la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

In »Herzog Blaubarts Burg« bemüht sich eine Frau, in das Seelenleben des von ihr geliebten Mannes einzudringen, sein Inneres und seine Ver-gangenheit zu ergründen, und scheitert dabei auf der ganzen Linie. Am Ende wird sie als Mensch im Leben dieses Mannes ausgelöscht. Sie fin-det sich eingereiht in die Galerie der Frauen seiner Vergangenheit. Ist judith mit ihrem Wissensdrang zu weit gegangen? Hätte sie nicht fragen und die Türen der »Burg« ihres Mannes nicht öffnen sollen? Oder ist ein solches »Frageverbot« nicht eher als unmenschlich zu be-zeichnen? In Béla Bartóks Oper nach dem Libretto von Béla Balázs wird für keine der beiden Positionen, für die judith und blaubart stehen, Partei ergriffen. Es wird – unter Verwendung von Symbolen und nach Motiven eines alten Volksmärchens – das Scheitern einer menschlichen Beziehung gezeigt. Für das Öffnen der sieben Türen, als das Eindringen in die verschiedenen Bereiche von blaubarts Seele, fand der Komponist Bartók musikalische Bilder von ungeheurer Wir-kung. Zugleich beherrscht ein tief pessimistischer Grundton das ge-samte Werk.Béla Bartók (1881 – 1945) komponierte die Oper »Herzog Blaubarts Burg« im Jahr 1911 auf einen Text von Béla Balázs (1884 – 1949). Den Text hatte Balázs weitgehend auf Basis der 1907 komponierten Oper »Ariane et Barbe-Bleu« (»Blaubart und Ariane«) von Paul Dukas, nach einem Drama von Maurice Maeterlinck aus dem Jahr 1902, entwickelt. Es war eine Variation des Märchens »Le Barbe-Bleue« von Charles Perrault (1628 – 1703). Die Komposition »Herzog Blaubarts Burg« war als Beitrag zu einem Wettbewerb der Budapester Oper gedacht, wurde von der Jury jedoch als ungeeignet abgelehnt. »Das größte Hindernis für ihre Auffüh-rung«, äußerte Bartók hinsichtlich dieser Enttäuschung später, »war, dass die Handlung bloß aus dem Seelenkonflikt zweier Personen be-steht. Die Musik beschränkte sich auch nur auf die abstrakte, einfache Darstellung dieses Konfliktes. Auf der Bühne geschieht sonst nichts.« Sieben Jahre sollten bis zur Uraufführung dieser einaktigen Oper ver-gehen. Diese Uraufführung, am 24. Mai 1918 an der Budapester Oper, wurde für Bartók zu einem großen Erfolg. Sein Librettist Béla Balázs hingegen musste reichlich Schelte einstecken; seine symbolhaltige, psychoanalytisch unterlegte Vorlage stieß auf wenig Verständnis.In den Jahren vor der Komposition von »Herzog Blaubarts Burg«, etwa

seit 1904, hatte sich Bartók intensiv der Sammlung und Untersuchung von Volksmusik gewidmet – was auch für die weiteren Jahre einen der wichtigsten Bereiche seiner Tätigkeit markierte. Davon abgesehen war die Zeit bis 1911 eine Phase des Suchens – nach einem persönlichen Stil und einer spezifischen musikalischen Sprache, die auf den von Bartók vorgenommenen Studien fußen sollte. Eine besondere Bedeutung nahm für ihn auf diesem Weg die Begegnung mit der Musik des Kom-ponisten Claude Debussy (1862 – 1918) ein. Die Aufführungen der Werke Bartóks stießen in dieser Zeit auch in seiner ungarischen Hei-mat auf wenig Resonanz – schon gar nicht bei musikalisch unerfahre-nen Hörern. Der neue, dissonante Stil dieses einst als »große Bega-bung« gehandelten Musikers wirkte auf die Zuhörer überwiegend befremdlich. Bartók war von diesen Reaktionen einerseits nicht über-rascht, andererseits bestärkten sie ihn in seinem allgemeinen Pessimis-mus. Gleichwohl initiierte er, um der neuen Musik ein adäquates Fo-rum zu verschaffen, gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Zoltán Kodály die Gründung des Waldbauer-Quartetts sowie des umze (Neuer ungarischer Musikverein), der sich der Pflege moderner Kompositionen verschrieb. Bartók war sich seines Wertes als Kompo-nist sehr wohl bewusst; insofern war er bei seiner Kompositionstätig-keit weder zu Kompromissen bereit noch in irgendeiner anderen Wei-se darauf angelegt, andere für sich einzunehmen. Auch in privater Hinsicht war die Rollenverteilung klar festgeschrieben: 1909 hatte der 28-jährige Bartók seine 16-jährige Klavierschülerin Márta Ziegler ge-heiratet, im Jahr darauf wurde Sohn Béla jr. geboren. Ob die Heirat mit Márta einen Reflex auf die gescheiterte Verbindung mit der Geigerin Stefi Geyer, seiner großen Passion der vorangegangenen Jahre, dar-stellte, muss dahingestellt bleiben. Seine junge Frau Márta jedenfalls unterwarf sich seiner Autorität und ließ sich von ihm leiten. Sie machte sich mit den Besonderheiten des Sammelns von Volksliedern vertraut, um ihrem Mann auf diesem Feld assistieren zu können, und lernte in diesem Zusammenhang eigens die rumänische Sprache. Zugleich er-trug sie demütig Bartóks Eigenheiten, seinen Jähzorn und seine schwermütigen Phasen. Márta war dem Genie, als das sie ihren Mann sah, immer ergeben; als Bartók sich 1923 von ihr trennte, um eine Jün-gere – und erneut eine seiner Klavierschülerinnen – zu heiraten, stellte das einen schmerzhaften Verlust für sie dar.

text Georg Kehren

premiere

VErBorGEN

Zu viel Nähe tötet jede Liebe. Jeder Verhaltenstherapeut

würde zustimmend nicken. béla bartóks Oper seziert das

Geheimnis des Ichs und die daraus resultierenden Konse-

quenzen für das geliebte Gegenüber.

Page 21: Oper Pur 03

19la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

oleg caetani › dirigent › der italienische dirigent ist seit 2005 Chefdirigent und Künstlerischer leiter des Sinfonieor-chesters melbourne. in den Jahren zuvor war er unter anderem als Chefdirigent des deutschen Nationaltheaters Weimar, Erster Kapellmeister an der Frankfurter oper sowie als Generalmusikdirektor – zunächst am Staatstheater Wiesbaden und später an der oper Chemnitz – tätig. Er konzertierte mit so renommierten orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen rundfunks, dem Gewandhausorchester leipzig, den Wiener Symphonikern, dem Yomiuri orchester in tokyo, dem orchestre National de France. Eine ganz besondere Beziehung hat er zur Staatska-pelle dresden, die er über 30 Jahre hinweg – das erste mal im alter von 20 Jahren – immer wieder dirigierte, zu den münchner Philharmonikern und dem Giuseppe Verdi orchester mailand, mit dem er auf einer großen Südamerika-tournee war. operndirigate führten und führen ihn unter anderem an die mailänder Scala, nach Berlin, dresden, rom, Florenz, triest, helsinki, San Francisco, Seattle, melbourne, Straßburg, an die English National opera sowie zu vielen weiteren Zentren der internationalen opernszene.

bernd mottl › regisseur › der deutsche regisseur ist als opern- und Schauspielregisseur gleichermaßen gefragt. Unter den musikalischen Werken, die er in Berlin, Kiel, Braun-schweig, Kassel, Schwerin, Cottbus, Brandenburg (Urauffüh-rung »Kleist«) oder Baden-Baden auf die Bühne brachte, waren Puccinis »madama Butterfly« und »tosca«, Verdis »la traviata«, mozarts »die Entführung aus dem Serail« und Flotows »martha«, aber auch selten gespielte Werke wie othmar Schoecks »Penthesilea« oder Boris Blachers »die Nachtschwalbe«. an der oper leipzig inszenierte er eine Neu-fassung der operette »Schwarzwaldmädel«, an der Staatsoper hannover turnages »Greek« und »my Fair lady«, am theater Bern die operette »die Fledermaus« und zuletzt Francis Poulencs »dialogues des Carmélites«.

friedrich eggert › bühnen- und kostümbildner › der gebürtige Schleswig-holsteiner ist als freier Bühnen- und Kostümbildner für oper und Schauspiel tätig. Engagements führten ihn unter anderem an die oper Kiel, das Staatstheater Cottus, das hans otto theater Potsdam, das Saarländische Staatstheater und das Nationaltheater Brno. auch bei der Uraufführung der Elektro-oper »after hours« von Klaus Janek im Club »Berghain« in Berlin entwarf er Bühne und Kostüme. mit regisseur Bernd mottl arbeitete er zuletzt für »Greek« (Bühne und Kostüme) im Ballhof der Staatsoper hannover, für »die Fledermaus« (Bühne) am Stadttheater Bern, für »Schwarzwaldmädel« (Bühne und Kostüme) an der musikalischen Komödie der oper leipzig und für »my Fair lady« (Bühne) am Staatstheater hannover zusammen.

Page 22: Oper Pur 03

la Voix hUmaiNE

foto Bernd Uhlig

preview

› Nicola beller Carbone

20 la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

Page 23: Oper Pur 03

la Voix hUmaiNE

hErZoG BlaUBartS BUrG

foto Bernd Uhlig

preview

› Johannes martin Kränzle, Takesha meshé Kizart

21la Voix humaine › herzog Blaubarts Burg LEIDENSCHAFT

Page 24: Oper Pur 03

22 dame Kiri te Kanawa LEIDENSCHAFT

Die neuseeländische Sopranistin Dame Kiri Te Kanawa darf mit Fug und Recht als Legende bezeichnet werden. Ihre einzigar-tige Karriere spielte sich an den großen Opernhäusern der Welt ab – allen voran die Royal Opera Covent Garden in London und die Metropolitan Opera New York. Unter der Regie von Joseph Losey verewigte sie sich als leidenschaftliche, überaus leinwandtaugliche donna elvira in der Verfilmung des »Don Giovanni«, ihre maria in Leonard Bernsteins »West Side Story« unter der musikalischen Leitung des Komponisten schrieb Musical-Geschichte. Auch die Oper Köln spielte in der schillernden Laufbahn dieser Künstlerin eine nicht unwesentliche Rolle. Von ihren Auftritten im Kölner Mozart-Zyklus der 80er-Jahre und ihrer besonderen »Love Affair« mit dem Kölner Publikum schwärmt die hiesige Fan-Gemeinde noch heute. Insofern freuen wir uns besonders, dass sich Dame Kiri Te Kanawa von ihrer Opernkarriere nun gerade hier, an der Oper Köln, mit der Partie der Marschallin in »Der Ro-senkavalier« verabschieden wird.In ihrem klassischen Liederabend wird sie an diesem Haus darüber hinaus eine persönliche, von Abschied und Aufbruch bestimmte Visitenkarte abliefern. In diesem Sinne: Farewell, Dame Kiri! And: Da capo!

programm:

wolfgang a. mozart › »ridente la calma« (kv 152) › »an Chloë« (kv 524) › »abendempfindung« (kv 523) › »Un moto di gioia« (kv 579) richard strauss › »die Nacht« (op. 10 Nr. 3) › »all meine Gedanken« (op. 21 Nr. 1) › »morgen« (op. 27 Nr. 4) › »das rosenband« (op. 36 Nr. 1) › »Ständchen« (op. 17 Nr. 2) › »allerseelen« (op. 10 Nr. 8) › »malven« (aV 304) › »Cäcilie« (op. 27 Nr. 2) joseph canteloube › »Bailero« › »lo Fiolaire« › »la delaissado« › »malurous qu’o uno fenno« carlos guastavino › »la rosa y el Sauce« › »Que linda, la madreselva!« › »El clavel del aire blanco« alberto ginastera › »Cancion al arbol del olvido« giacomo puccini › »Sole e amore« (mattinata) › »morire«

VorstellungSamStag, 24. apr. 2010 › 19:30 Uhr

liederabend

› am Klavier: Julian reynolds

damE Kiri tE KaNaWa

Page 25: Oper Pur 03

23dame Kiri te Kanawa LEIDENSCHAFT

› FOTO John Swannell› Dame Kiri Te Kanawa

Page 26: Oper Pur 03

24 aterballetto LEIDENSCHAFT

› FOTO Alfredo Anceschi

Page 27: Oper Pur 03

25aterballetto LEIDENSCHAFT

omaGGio a BaCh choreografie mauro Bigonzetti

musik Johann Sebastian Bach

bühne Claudio Parmiggiani

lichtdesign Carlo Cerri

PrESSioN choreografie mauro Bigonzetti

musik helmut lachenmann Franz Schubert

bühne & kostüme Claudio Parmiggiani

CaNtata choreografie mauro Bigonzetti

musik originale und traditionelle musik aus Süditalien, arrangiert und live aufgeführt von Gruppo musicale assurd

kostüme helena medeiros

lichtdesign Carlo Cerri

Die Ballettkompanie Aterballetto, die 2009 ihr 30 -jähriges Bestehen fei-erte, ist zurzeit das profilierteste Tanzensemble Italiens und das einzige, das ohne Anbindung an ein Opernhaus arbeitet. Das Besondere an Ater-balletto ist freilich die Zusammensetzung des Ensembles: Anders als in anderen Kompanien besteht Aterballetto fast nur aus Solotänzern. Mau-ro Bigonzetti, von 1997 bis 2008 Künstlerischer Leiter der Kompanie, hat Aterballetto zu internationalem Ruhm geführt, und er selbst gilt als Italiens Ballettbotschafter Nummer eins. Seit 2008 hat Cristina Bozzoli-ni die Leitung inne, die eine der großen Ballerinen Italiens war. In Köln sehen wir einen dreiteiligen Abend mit drei sehr unterschiedli-chen Choreografien von Bigonzetti. »Omaggio a Bach«, »Pression« und »Cantata« gehören mit ihrer Intensität, Leichtigkeit, Sinnlichkeit, ihrer Lebensfreude und ihrem Witz zu den Glanzlichtern des Repertoires von Aterballetto.

omaGGio a BaChAnlässlich des 250. Todestages von Johann Sebastian Bach choreogra-fierte Mauro Bigonzetti das erste Ballett des Abends – eine ganz per-sönliche und eigenwillige Hommage an den berühmten Komponisten.

PrESSioN Das zweite Ballett wurde 1994 vom »Festival der zeitgenössischen Musik« in Auftrag gegeben und entstand durch die Verknüpfung von Klassik und Moderne. Die Choreografie besteht aus dem Solo für Cello von Helmut Lachenmann (»Pression«) und den Variationen aus »Der Tod und das Mädchen« von Franz Schubert. Getanzt wird es von vier Frauen und vier Männern.

CaNtata Der letzte Teil des Abends, der von Aterballetto und der Gruppo Mu-sicale Assurd gemeinsam gestaltet wird, führt uns mitten hinein ins einfache, laute, pralle Leben des italienischen Südens mit den beschei-denen Freuden und lärmenden Festen seiner ländlichen Bevölkerung. Die vier ausgezeichnet aufeinander abgestimmten Musikerinnen sor-gen mit Tammorra, Harmonika, Tamburello und Kastagnetten, mit sprechender Körpersprache und gutturalen Stimmen für originale, tra-ditionelle Musik, wie sie bis heute in Umbrien, Kalabrien oder in der Basilika zu hören ist. ( hk)

»Ein Spektaculum par excellence! Ein Gesamtkunstwerk von überbor-dender, atemberaubender Vitalität und Spannung, wie man es auf einer Bühne lange nicht zu sehen bekam …« › frankfurter allgemeine zeitung

› Gastspiel

atErBallEtto

Vorstellung 15. mär. 2010, 19:30 Uhr › Oper Köln

Page 28: Oper Pur 03

26 don Carlo LEIDENSCHAFT

› oper in vier akten (mailänder Fassung)› text von Camille du locle› musik von Giuseppe Verdi

Staatsräson in vier Akten.

Nach der für Verdi ungewöhnlich kurzen Entstehungszeit von nur einem Jahr fand die Uraufführung von »Don Carlo« am 11. März 1867 am Vorabend der Eröffnung der Pariser Weltausstellung an der Pariser Opéra statt. Seit der Urauf-führung der »Sizilianischen Vesper« 1855 war Giuseppe Verdi eine feste Größe im kulturellen Leben der französi-schen Hauptstadt. Nur zwei Jahre später komponierte er die französische Fassung von »Il Trovatore«, 1865 gefolgt von der Neufassung des »Macbeth«. Doch mit der Urauf-führung von »Don Carlo« war für den Komponisten die Ar-beit an dem Werk nicht abgeschlossen. Fast zwanzig Jahre lang bearbeitete er Libretto und Musik. Heute lassen sich sieben Fassungen der Partitur nachweisen, wobei sich die Überarbeitung im Zuge der Mailänder Aufführung 1884 am weitesten von der Pariser Fassung entfernt, denn mehr als die Hälfte der ursprünglichen Partitur wurden entwe-der komplett eliminiert oder neu komponiert. Die Oper Köln zeigt die vieraktige Mailänder Fassung.Die handelnden Personen zerbrechen an den gesellschaft-lichen Verhältnissen, menschliche Empfindungen zu le-ben ist nicht möglich und werden durch die Staatsräson ebenso korrumpiert wie durch die Macht der Kirche. In Giuseppe Verdis tragischer Oper »Don Carlo« bestimmen absolutistische Herrschaft und die Inquisition den Gang der Geschichte, und sie beeinflussen das Denken und Handeln der Menschen.Unwillkürlich in die politischen Verhältnisse verstrickt sind Männer wie Frauen: massimo giordano und gian-carlo monsalve kämpfen als don carlo alternierend einerseits um elisabetta (Catherine Naglestad), die aus Staatsräson sein vater filippo ii. (Matti Salminen singt nach 26 Jahren wieder an der Oper Köln!) zur Frau nahm, andererseits um die Freiheit Flanderns. Markus Brück (Rollendebüt) als marchese di posa muss für seine Un-terstützung don carlos mit dem Leben bezahlen. prin-zessin eboli (Ursula Hesse von den Steinen) setzt aus Eifersucht eine Intrige in Gang, die sich schließlich gegen sie selbst wendet. Nur die Macht des grossinquisitors (Nikolai Didenko alternierend mit Ante Jerkunica) bleibt bestehen. ( tf )

doN Carlo

› in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln

musikalische leitung oleg Caetani

inszenierung nach torsten Fischer

bühne & kostüme andreas reinhardt

licht manfred Voss

chor andrew ollivant

filippo ii matti Salminen › 20. Mär., 1., 4., 16. Apr.

Nikolai didenko › 25., 28. Mär., 23. Apr.

don carlo massimo Giordano Giancarlo monsalve › 16., 23. Apr.

rodrigo, marchese di posa thomas J. mayer › 20. Mär., 16., 23. Apr. markus Brück › 25., 28. Mär., 1., 4. Apr.

der grossinquisitor Nikolai didenko › 20. Mär., 1., 4., 16. Apr. ante Jerkunica › 25., 28. Mär., 23. Apr.

ein mönch dennis Wilgenhof

elisabetta di valois Catherine Naglestad

la principessa d’ eboli Ursula hesse von den Steinen

tebaldo, page elisabettas Csilla Csövári

la contessa d’aremberg & stimme von oben anna Palimina

il conte di lerma raphael Wittmer › 20., 25., 28. Mär. alexander Fedin

ein königlicher herold alexander Fedin › 20., 25., 28. Mär. Jeongki Cho

Chor der oper Köln Gürzenich-orchester Köln

Wiederaufnahme 20. mär. 2010 Weitere Vorstellungen 25., 28. mär. 2010, 1., 4., 16., 23. apr. 2010

oPErNBaromEtEr=== liEBE 33%====== tod 66%====== tEUFEl 66%

Page 29: Oper Pur 03

27don Carlo LEIDENSCHAFT

› FOTO Klaus Lefebvre

Page 30: Oper Pur 03

28 madama Butterfly LEIDENSCHAFT

› FOTO Klaus Lefebvre

Page 31: Oper Pur 03

oPErNBaromEtEr======== liEBE 80%= tod 10%== tEUFEl 20%

29madama Butterfly LEIDENSCHAFT

› Japanische tragödie› text von Giuseppe Giacosa und luigi illica› musik von Giacomo Puccini

madama BUttErFlY

Wiederaufnahme 11. apr. 2010 Weitere Vorstellungen 15., 18., 22. apr. 2010 15., 30. mai 2010, 20. jUn. 2010, 3. jUl. 2010

› in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln

musikalische leitung michael helmrath

inszenierung Patrick Kinmonth

bühne & kostüme Patrick Kinmonth und darko Petrovic

licht hans toelstede

chor andrew ollivant

cio-cio-san, genannt butterfly Ermonela Jaho › Apr. rossella ragatzu › MAi, Jun., Jul.

suzuki Katrin Wundsam

kate pinkerton adriana Bastidas Gamboa

benjamin franklin pinkerton héctor Sandoval

konsul sharpless miljenko turk

goro martin Koch

yamadori Jeongki Cho

onkel bonzo Wilfried Staber

yakuside daniele macciantelli

kaiserlicher kommissar Charlie Kedmenec

ein standesbeamter Christoph Westerkamp

mutter (butterflys vertraute) andrea andonian

Chor der oper Köln Gürzenich-orchester Köln

Selbstaufopferung à la Puccini.

pinkerton, amerikanischer Marineoffizier auf Landur-laub in Nagasaki, mietet für 99 Jahre ein japanisches Haus samt Dienerschaft – und kauft sich seine exotische Braut gleich dazu: cio-cio-san, genannt »butterfly«. pinker-ton sieht in dieser Ehe nur ein Abenteuer. cio-cio-san da-gegen mehr: Erfüllt von der Hoffnung, pinkerton werde sie von Armut und Prostitution erlösen, konvertiert sie zum Christentum. Ihre eigene Familie verstößt sie. – pinker-ton ist bald nach der Hochzeit abgereist, und butterfly glaubt fest daran, dass er wie versprochen zurückkommt. konsul sharpless versucht ihr zu erklären, dass pinker-ton inzwischen eine amerikanische Frau hat. Vergeblich. Er verspricht butterfly, pinkerton von der Existenz seines Kindes in Kenntnis zu setzen. – Das Schiff pinker-tons ankert. butterfly schmückt sich wie bei der Hoch-zeit, um ihren Mann zu empfangen. Als pinkerton er-kennt, wie unerschütterlich butterflys Liebe ist, läuft er, unfähig, sich der Verantwortung zu stellen, davon. Die amerikanische Frau will das Kind mitnehmen. butterfly erklärt sich dazu bereit, aber nur, wenn pinkerton selbst zu ihr kommt …Selten war Giacomo Puccini vom Erfolg eines Werkes so überzeugt wie bei der »Butterfly«. Er hatte es als sein liebstes Werk bezeichnet. Und selten wurde er in seinen Hoffnungen so getäuscht wie hier. Die Uraufführung am 17. Februar 1904 an der Mailänder Scala wurde scho-nungslos ausgepfiffen. Es scheint heute so gut wie sicher, dass dieses Debakel organisiert war. Puccini sah sich aller-dings gezwungen, »Madama Butterfly« mehrmals zu über-arbeiten, bevor die Oper ihren Siegeszug antreten konnte.Die Inszenierung von Patrick Kinmonth war bei ihrer Pre-miere in der vergangenen Spielzeit ein großer Erfolg. In der Titelrolle alternieren nun die albanische Sopranistin Er-monela Jaho, regelmäßiger Gast an der Metropolitan Ope-ra New York, der Covent Garden Opera London und der Staatsoper Unter den Linden – und Rossella Ragatzu, eben-so an internationalen Opernhäusern wie Paris, Madrid, Wien, Mailänder Scala gefragt. Héctor Sandoval, mexika-nischer Tenor, wird sich nach Stationen in Europa und Amerika, als pinkerton an der Oper Köln vorstellen. (tf )

Page 32: Oper Pur 03

30 love and other demons LEIDENSCHAFT

» doN’t trY to SEll YoUr SoUl«

delaura, »love and other demons«, 2. akt

Page 33: Oper Pur 03

31love and other demons LEIDENSCHAFT

» doN’t trY to SEll YoUr SoUl«

text Gabriel García márquez / Birgit meyer

premiere

dämoNEN ZWiSChEN BoGotà UNd BUdaPESt

Ein kolumbianischer Literaturnobelpreisträger auf den Spuren

alter Knochen und eine ungarische Komponistenlegende im

bann dämonischer Liebe. Peter Eötvös machte aus Gabriel

García márquez’ Romanvorlage eine der interessantesten Opern

der letzten Jahre.

»Der 26. Oktober 1949 war kein Tag großer Nachrichten. Der Ma-estro Clemente Manuel Zabala, Chefredakteur der Zeitung, bei der ich meine ersten Schreibversuche als Reporter machte, beendete die morgendliche Konferenz mit zwei oder drei routinemäßigen Vorschlä-gen. Er übertrug keinem der Redakteure eine konkrete Aufgabe. Mi-nuten später erfuhr er am Telefon, daß gerade die Grabkammern des ehemaligen Klosters von Santa Clara ausgeräumt wurden, und er gab mir ohne große Erwartungen den Auftrag: »Geh da doch mal vorbei und schau, was dir dazu einfällt.«Das historische Kloster der Klarissinnen, seit einem Jahrhundert als Hospital genutzt, sollte verkauft werden, um an seiner Stelle ein Fünf-Sterne-Hotel zu errichten. Die kostbare Kapelle stand fast ungeschützt da, weil nach und nach das Ziegeldach eingebrochen war, in den Kryp-ten jedoch lagen immer noch drei Generationen von Bischöfen und Äb-tissinnen und anderen vornehmen Leuten begraben. Der erste Schritt war, die Grabkammern zu leeren, die sterblichen Reste denen, die da-rauf Anspruch erhoben, auszuhändigen, um sodann das übrige in ei-nem Gemeinschaftsgrab zu bestatten.Mich überraschte das primitive Vorgehen. Die Arbeiter öffneten die Gräber mit Hacke und Meißel, hoben die vermoderten Särge heraus, die, sobald man sie bewegte, auseinanderfielen, und trennten die Kno-chen von der staubigen Masse aus Kleidern und welken Haaren. Je vor-nehmer der Tote, desto härter war die Arbeit, denn man mußte in den Überbleibseln der Körper graben und sie sehr fein durchkämmen, um Edelsteine und Goldschmuck zu bergen.Der Maurermeister trug die Daten des jeweiligen Grabsteins in ein Schulheft ein, ordnete die Knochen zu einzelnen Haufen und legte auf jeden ein Blatt mit dem Namen, damit man sie nicht verwechselte. So bot sich mir bei Betreten der Kirche als erstes der Anblick einer langen Reihe von Knochenhäufchen, wiedererwärmt von der barbarischen Oktobersonne, die durch die Löcher im Dach hineinstürzte, und bar jeder Identität außer des mit Bleistift auf ein Stück Papier geschriebe-nen Namens. Fast ein halbes Jahrhundert später spüre ich noch den Schock, den dies schauerliche Zeugnis von dem verheerenden Gang der Zeit in mir auslöste.Dort lagen, unter vielen anderen, ein Vizekönig von Peru und seine heimliche Geliebte; Don Toribio de Cáceres y Virtudes, Bischof dieser

Diözese; mehrere Äbtissinnen, darunter Mutter Josefa Miranda, und der Bakkalaureus der Künste Don Cristóbal de Eraso, der sein halbes Leben der Gestaltung der Kassettendecken gewidmet hatte. Es gab eine Gruft, die mit dem Grabstein des zweiten Marqués von Casaldu-ero, Don Ygnacio de Alfaro y Dueñas, verschlossen war, aber als man sie öffnete, stellte sich heraus, daß sie leer und nie benutzt war. Die Überreste seiner Marquesa hingegen, Doña Olalla de Mendoza, lagen mit eigenem Grabstein in der Nachbargruft. Der Maurermeister maß dem keine Bedeutung zu: Es war nicht ungewöhnlich, daß ein adliger Kreole sich das eigene Grab hatte anlegen lassen und dann in einem an-deren begraben worden war.In der dritten Nische des Hauptaltars, auf der Seite des Evangeliars, lag die Nachricht. Der Grabstein sprang beim ersten Schlag mit der Hacke in Stücke, und aus der Öffnung ergoß sich, leuchtend kupferfar-ben, eine lebendige Haarflut. Der Maurermeister wollte sie mit Hilfe seiner Arbeiter unbeschädigt bergen, und je mehr sie zogen, desto län-ger und fülliger erwies sie sich, bis die letzten Haare, die noch an ei-nem Kinderschädel hafteten, herauskamen. In der Nische blieben nur ein paar kleine und verstreute Knöchelchen zurück, und auf dem ein-gemauerten, vom Salpeter zerfressenen Gedenkstein war nur ein Name ohne Nachnamen lesbar: Sierva María de Todos los Ángeles. Auf dem Boden ausgebreitet maß die herrliche Haarmähne zweiund-zwanzig Meter und elf Zentimeter.Der Maurermeister erklärte mir unbeeindruckt, daß menschliches Haar einen Zentimeter im Monat wächst; auch noch nach dem Tod, und zweiundzwanzig Meter erschienen ihm ein guter Schnitt für zwei-hundert Jahre. Mir hingegen erschien das nicht so gewöhnlich, denn meine Großmutter hatte mir als Kind die Legende von einer zwölfjäh-rigen Marquesita erzählt, die ihre Haarmähne wie eine bräutliche Schleppe hinter sich hergezogen hatte, an der Tollwut gestorben war und in den Dörfern der Karibik wegen ihrer vielen Wunder verehrt wurde. Die Idee, daß dieses Grab das ihre sein könnte, war an jenem Tag für mich die Nachricht und der Ursprung dieses Buches.«

Vorwort zu »Von der liebe und anderen dämonen« › Gabriel García márquez, Cartagena de indias, 1994

Page 34: Oper Pur 03

32 love and other demons LEIDENSCHAFT

BioGraFiENmarkus stenz › gürzenich-kapellmeister und generalmusik-direktor der oper köln › gastiert an den wichtigen internationalen opernhäusern und Festivals wie in mailand, Brüssel, San Francisco, Salzburg, Stuttgart, münchen und Berlin. in dieser Spielzeit dirigierte er bereits mit großem Erfolg »die meistersinger von Nürnberg«.

silviu purcarete › inszenierung › der rumänische regisseur gehörte von 1989 – 1996 dem Ensemble des Nationaltheaters Craiova an, mit dem er zahlreiche aufführungen erarbeitete, die auch bei weltweiten Gastspielen aufmerksamkeit erweckten. Seit anfang der 1990er Jahre arbeitet er im ausland, u. a. an der Wiener Staatsoper, der oper Bonn sowie bei der Biennale Bonn. 1996 wurde ihm die Künstlerische leitung des »Centre dramatique National« in limoges übertragen. am aalto-theater Essen war seine »la Bohème« zu sehen, an der Scottish opera sein »Parsifal«.

helmut stürmer › bühne, kostüme & licht › schloss seine ausbil-dung an der »Nicolae Grigorescu«-hochschule in Bukarest ab. Von 1968 bis 1977 war er Bühnenbildner am Staatstheater in Sibiu und am Bulandra theater in Bukarest. Seit 1977 wohnhaft in deutschland, arbeitet er seitdem international an zahlreichen Bühnen, u. a. am deutschen Schauspielhaus hamburg, am Schauspiel leipzig, am théâtre de l’Union in limoges, am Ungarischen theater in Cluj, am Burgtheater Wien, am la mama theatre in New York sowie in oslo und am Kleinen theater landshut.

anna palimina › sierva maría › die Sopranistin schloss ihre Studien an der Staatlichen Kunstschule ihrer heimatstadt Chisinau, moldawien ab. Seit 2001 lebt sie in deutschland, wo sie zunächst an der hochschule für musik »Carl maria von Weber« in dresden studierte. ihr erstes Engage-ment führte sie an das Staatstheater am Gärtnerplatz münchen, wo sie mittlerweile u. a. als olympia in »hoffmanns Erzählungen«, königin der nacht in »die Zauberflöte« und als blonde in »die Entführung aus dem Serail« zu erleben war. Konzertauftritte führten sie zu den dresdner musiktagen, in die Philharmonie dresden, zum haydn-Festival nach Brühl (musikalische leitung: andreas Spering) sowie nach Frankreich und Spanien. Seit dieser Spielzeit Ensemblemitglied der Kölner oper, war sie hier bereits als amore in Christoph Willibald Glucks »orfeo ed Euridice« und als olympia in »hoffmanns Erzählungen« zu erleben.

ks rené kollo › don ygnazio › ausführliches Portrait siehe Seite 36

jovita vaskeviciute › dominga de adviento › die litauische mezzosopranistin schloss ihr Gesangsstudium an der litauischen akademie für musik und theater ab. Ein zweijähriger ausbildungsvertrag an der lithuanian National opera schloss sich an. an der lithuanian National opera debütierte sie als ulrica in Verdis »Un ballo in maschera«. Zu ihrem gesungenen repertoire zählen außerdem suzuki in »madama Butterfly«, mirta in »Pilenai« von Vyautas Klova, die amme in »Eugen onegin« und amneris in »aida«. im Jahr 2006 war sie Preisträgerin des »operos Svyturiai«-Preises als Nachwuchskünstlerin des Jahres.

miljenko turk › father cayetano delaura › siehe Seite 62

dennis wilgenhof › don toribio › der niederländische Bass studierte am Konservatorium in maastricht. Zu seinen Partien gehören so unter-schiedliche rollen wie pangloss (Bernsteins »Candide«), calchas (»la belle hélène«), colas (»Bastien & Bastienne«) sowie rodolfo

(»la sonnambula«). der Künstler wirkte in der Uraufführung von Julius röntgens oper »aus Goethes Faust« als mephistopheles mit. Zu seinen jüngsten Engagements gehören u. a. die Partie des 2. geharnischten (»die Zauberflöte«, unter der leitung von Sebastian Weigle) und qin shi i huangd in der Uraufführung von »hotel de Pékin« an der National reisopera Enschede. Seit Beginn der Spielzeit 2009/2010 dem Ensemble der oper Köln zugehörig, ist er in »die meistersinger von Nürnberg«, »Carmen«, »hoffmanns Erzählungen«, »macbeth« und »don Carlo« zu sehen.

dalia schaechter › josefa miranda › die in israel geborene Sängerin lebt und arbeitet seit 1995 in Köln. Nach ihrem Studium an der musik-hochschule in münchen wurde sie an das Studio der Wiener Staatsoper (1988 – 90) engagiert. Schon als junge Sängerin arbeitete sie mit namhaften dirigenten wie lorin mazel, daniel Barenboim, Georg Solti und James levine. dalia Schaechter trat u. a. an der Wiener Staatsoper, Staatsoper Berlin, deutsche oper Berlin, am théâtre de Châtelet in Paris und am teatro Comunale di Bologna sowie bei den Salzburger und den Bayreuther Festspielen auf. an der Kölner oper war sie in vielen rollen des dramati-schen Fachs zu erleben, in der laufenden Saison steht sie als magdalene in »die meistersinger von Nürnberg«, als großartige lady macbeth in »macbeth« sowie als fricka und waltraute im »ring des Nibelungen« auf der Bühne. Sowohl in Bologna als auch an der münchner Staatsoper wird die Künstlerin 2010 die rolle der herodias (»Salome«) gestalten.

adriana bastidas gamboa › martina laborde › studierte am Konservatorium ihrer heimatstadt Cali, Kolumbien Gesang und schloss 2001 mit dem künstlerischen diplom ab. Nach weiteren Studien bei Justino diaz (Konservatorium San Juan/Puerto rico) ging sie zum aufbaustudi-um an die Kölner musikhochschule. 2005 / 2006 war sie am theater aachen im rahmen eines Praktikantenjahres als Gesangssolistin beschäftigt. in der Spielzeit 2007 / 2008 war sie mitglied des internationalen opernstudios der oper Köln und u. a. in »lohengrin«, »Giulio Cesare in Egitto«, »Jenufa« und »l’italiana in algeri« zu sehen. in dieser Saison steht sie als flora (»la traviata«), kate pinkerton (»madama Butterfly«), rossweisse (»die Walküre«) und mércèdes (»Carmen«) auf der Bühne.

john heuzenroeder › abrenuncio › der in australien geborene tenor studierte u. a. am Victorian College of the arts in melbourne. Einen wichtigen Schwerpunkt seiner laufbahn bilden mozart-Partien, darunter ferrando (»Così fan tutte«) und marzio (»mitridate, rè di Ponto«), don ottavio (»don Giovanni«), aber auch Partien wie die titelpartie des werther (massenet) und candide (Bernstein), rodolfo (»la Bohème«), graf almaviva (»il barbiere di Siviglia«), rinuccio (»Gianni Schicchi«), quint (Britten, »the turn of the Screw«), fenton (»Falstaff«), beppo (»i Pagliacci«), jüngling (»die Frau ohne Schatten«), alfred (»die Fledermaus«), pedrillo (»die Entführung aus dem Serail«), tom rakewell (»the rake’s Progress«) gehören zu seinem repertoire. Seit 2009/2010 festes Ensemblemitglied der oper Köln, gab er sein debüt als ulrich eisslinger in »die meistersinger von Nürnberg«. Weitere Partien sind gastone in »la traviata«, gastwirt/dackel in »das schlaue Füchslein«, malcolm in »macbeth« sowie ein sänger in »der rosenkavalier«.

Page 35: Oper Pur 03

33love and other demons LEIDENSCHAFT

oPErNBaromEtEr===== liEBE 50%========== tod 100%===== tEUFEl 50%

loVE aNd othEr dEmoNS

»Love and Other Demons« ist die Geschichte einer verbotenen Liebe. Sie spielt in der tropisch-magischen Welt Kolumbiens des 18. Jahrhunderts, basierend auf dem Roman »Del amor y otros demonios« des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez. Das Libretto schrieb der bekannte ungarische Autor Kornél Hamvai.An einem Sonntag wird sierva maría, die zwölfjährige Tochter des marquis don ygnacio, auf dem Sklavenmarkt in Cartagena de Indias von einem offensicht-lich tollwütigen Hund gebissen: »Zwei Tage nach dem Fest und fast versehentlich erzählte die Magd Bernarda, daß Sierva María von einem Hund gebissen worden sei. Vor dem Zubettgehen, wäh-rend ihres sechsten heißen Bades mit Duftseifen, dachte Bernarda darüber nach und hatte es schon vergessen, als sie in ihr Schlafzimmer zurückkehrte. Erst in der folgenden Nacht fiel es ihr wieder ein, weil die Wachhunde grundlos bis zum Mor-gengrauen bellten, und sie befürchtete, sie könnten tollwütig sein. Daraufhin ging sie mit dem Handleuchter zu den Baracken im Patio und fand Sierva María, die in der von Dominga de Adviento geerbten indianischen Hängematte schlief. Da die Magd Bernarda nicht gesagt hatte, wo der Biß gewesen war, zog sie Sierva María das Hemd hoch und untersuchte sie von oben bis unten, mit dem Licht dem Bü-ßerzopf folgend, der wie ein Löwenschwanz um den Körper gerollt war. Endlich fand sie den Biß: ein Kratzer am linken Knöchel, schon mit einer Kruste aus ge-trocknetem Blut, und einige kaum sichtbare Abschürfungen an der Ferse.« Sie scheint unverletzt; aber in der Atmosphäre von Aberglaube und religiösem Wahn, die in der Stadt herrscht, ist sehr bald nicht nur von Tollwut die Rede, son-dern davon, dass sierva, von deren geradezu animalischer Wildheit sich viele schon lange unangenehm berührt fühlen, seit diesem Vorfall besessen sei. cayetano delaura, der Exorzist des Bischofs, wird mit der Austreibung der Dä-monen beauftragt. Bald jedoch ist es delaura, der besessen ist – und zwar vom »schrecklichsten aller Dämonen«, von einer überwältigenden Liebe zu sierva. Im gleichen Maße, in dem seine Liebe wächst, wächst auch der Drang seitens der kirchlichen und städtischen Autorität, diese »Krankheit« radikal auszumerzen.Eine Besonderheit von »Love and Other Demons« ist die konsequente Mehrsprachig-keit: Englisch ist die Alltagssprache der Adligen, Latein die Sprache der kirchlichen Riten, delaura wechselt ins Spanische, sobald seine Gespräche mit sierva persön-liche Empfindungen berühren, und Yoruba ist die Geheimsprache der Sklaven.Der ungarische Komponist Peter Eötvös hat eigens für René Kollo die Rolle des don ygnazio adaptiert. Die Rolle der sierva singt die junge Anna Palimina, Miljenko Turk gibt den Exorzisten delaura, dessen Mission so ganz anders en-det als geplant. ( bm)

premiere

»DIE LIEbE – SCHRECKLICHSTE ALLER DämONEN«

› »liebe und andere dämonen« › oper in zwei akten › text von Kornél hamvai › nach der Erzählung von Gabriel García márquez › musik von Peter Eötvös

› in englischer Sprache mit deutschen übertiteln

musikalische leitung markus Stenz

inszenierung Silviu Purcarete

bühne, kostüme & licht helmut Stürmer

video andu dumitrescu

chor andrew ollivant

dramaturgie Edward Kemp / Birgit meyer

sierva maría anna Palimina

don ygnazio rené Kollo

dominga de adviento Jovita Vaskeviciute

father cayetano delaura miljenko turk

don toribio dennis Wilgenhof

josefa miranda dalia Schaechter

martina laborde adriana Bastidas Gamboa

abrenuncio John heuzenroeder

Chor der oper Köln Gürzenich-orchester Köln

die Produktion »love and other demons« entstand 2008 als Ko- produktion zwischen Glyndebourne Festival opera und der litauischen Nationaloper und Ballett theater.

premiere 29. apr. 2010 Weitere Vorstellungen 6., 8., 12., 16., 24. mai 2010

Page 36: Oper Pur 03

34 love and other demons LEIDENSCHAFT

› Peter Eötvös › FOTO Kálmán Garas

Page 37: Oper Pur 03

35love and other demons LEIDENSCHAFT

PEtEr EötVöS

Dirigent, Komponist, Kölnfan: Der ungarische musiker pflegt

seine Wurzeln am Rhein.

werkverzeichnis (auszug) von peter eötvös

opern

angels in america basierend auf tony Kushners drama Premiere: November 2004, Paris, Châtelet

as i crossed a bridge of dreams basierend auf dem tagebuch der lady Sarashina Premiere: oktober 1999, donaueschingen

lady sarashina Premiere: märz 2008, opera National de lyon

le balcon basierend auf Jean Genets drama Premiere: Juli 2002, aix-en-Provence

love and other demons basierend auf Gabriel García márquez’ roman Premiere: 10. august 2008, Festival opera Glyndebourne

radames Erstaufführung: märz 1976, wdr musik-theater Festival Köln

three sisters nach anton tschechows drama Premiere: märz 1998, opera de lyon

die tragödie des teufels Premiere: Februar 2010, Bayrische Staatsoper münchen

Chorwerke

unter anderem »drei madrigalkomödien«, »atlantis«, »CaP-Ko« (Béla Bartók gewidmet), »Chinese opera«, »ima«, »Jet Stream«, »levitation«, »Psychokosmos«, »replica«, »Seven« (memorial for the Columbia astronauts), »Shadows«, »triangel«, »two monologues«, »zeroPoints«

sowie Ensemblemusik, Elektronische musik, theater- und Filmmusik und musik für dokumentarfilme

Peter Eötvös, am 2. Januar 1944 in Székelyudvarhely im damals un-garischen Teil Transsylvaniens geboren, hat Theater in seiner Jugend inhaliert. Mit 14 Jahren begann er an der Budapester Musikakademie Komposition zu studieren, mit 16 war er schon ein gefragter Theater-musiker: »Ich war schnell, ich war professionell, ich wusste, wie man Atmosphäre schafft.« Daneben komponierte er Filmmusiken, studier-te bei Zoltán Kodály, schrieb Kindermusicals. Viel Zeit verbrachte er am Theater – »wenn man auf einer Probe zwanzigmal hintereinander denselben Auftritt sieht, lernt man, wie man das organisieren muss«. Dann lief die allerletzte Diplomverlängerung ab, und die Einberufung zum Militär ließ sich nicht mehr umgehen. Er war 21. Und ging nicht zum Militär, sondern zu Stockhausen nach Köln. »Ohne das Militär wäre ich in Budapest geblieben und heute kein Dirigent.«Heute ist Eötvös ein sehr gefragter Dirigent, gerade wenn es sich um Musik des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart handelt, und außer-dem ein erfolgreicher Komponist. »Die Tragödie des Teufels«, die ge-rade an der Bayerischen Staatsoper ihre Uraufführung erlebte, ist seine siebte abendfüllende Oper. Dazu kommen Kammeropern, Sze-nen, Skizzen. Seine Opern werden nachgespielt, im Metier der Ge-genwartsmusik keine Selbstverständlichkeit. Die erste große Oper, »Drei Schwestern« nach Tschechow, hat in zwölf Jahren immerhin elf verschiedene Produktionen in 22 Städten erlebt. Allein in diesem Jahr werden europaweit sechs verschiedene Eötvös-Opern inszeniert.Eötvös hat im Stockhausen-Ensemble gespielt (Klavier) und am Stu-dio für elektronische Musik des WDR in Köln gearbeitet. Pierre Boulez lud ihn ein, das Eröffnungskonzert des von ihm in Paris ge-gründeten Instituts für elektroakustische Forschung (Ircam) zu diri-gieren. Eötvös hatte jahrelang die Leitung des Ensemble Intercon-temporain inne, er entwarf elektronische Musik für Spezialensembles, große Werke für Symphonieorchester und Solokonzerte für verschie-dene Instrumentalisten. Und in keiner seiner Opern spielt Elektronik eine entscheidende Rolle. (…)»Mein Ideal ist bis heute Monteverdi.« Damit meint Peter Eötvös nicht, dass seit der Geburt der Gattung in der Oper nichts mehr pas-siert ist. Damit meint er die ideale Kombination von Musik und Theater. (…)› auszüge aus: Egbert tholl, Süddeutsche Zeitung, 22. Februar 2010 2/2

Vor der premiere › 18. apr. 2010 › 11:00 Uhr › OpernhaUS Weitere infOrmatiOnen › Seite 55

Page 38: Oper Pur 03

Welche Erinnerungen verknüpfen Sie mit der Oper Köln?Es gibt zwei sehr schöne Erinnerungen, die ich mit der Oper Köln ver-binde: Zum einen die »Pique Dame« in der Regie von Rudolf Noelte – diese Produktion ist mittlerweile auf dvd erhältlich – zum anderen Harry Kupfers »Jenu°fa«.

Wo liegen die Herausforderungen Ihrer Partie in »Love and Other Demons«?Die Partie des Don Ygnacio ist nicht ganz leicht geschrieben, an man-chen Stellen fast schon extrem schwierig, denn manches ist sehr hoch! Aber absolut machbar. »Love and Other Demons« ist eine anspruchs-volle Oper, mit interessanter Musik, und auch meine Rolle ist ein in-tensiver Charakter.

Gefällt Ihnen die Musik?Ja, die gefällt mir. Ich bin nicht mit allem Zwölfton-Werken, mit allem Modernen einverstanden. Peter Eötvös’ Oper aber ist eine Musik, die auch zwölftönig einen romantischen Touch hat, das macht sie unge-wöhnlich. Sie ist eine dramaturgische Oper, das heißt eine musikali-sche Erweiterung des Stoffes, der dargestellt wird. Es geht nicht nur um die Töne an sich.

Möchten Sie uns zwei oder drei schöne und für Sie bedeutende Erin-nerungen Ihrer Karriere nennen?Ich hatte 45 phantastische Jahre – alles, was ein Sängerleben bieten kann! Karajan, die Met, Bayreuth … Es fällt mir schwer, etwas hervor-zuheben.

Vielen Dank für das Gespräch.

interview Birgit meyer

premiere

ZWölFtöNiG mit romaNtiSChEm toUCh

René Kollo zweifelt an mancher Zwölftonmusik. Peter Eötvös

fasziniert ihn aber. Der Romantik wegen.

36 love and other demons LEIDENSCHAFT

Page 39: Oper Pur 03

› KS René Kollo › FOTO Agentur Sigrid Rostock

ZWölFtöNiG mit romaNtiSChEm toUCh

rené kollo › wurde in Berlin geboren, wo er auch Schauspielunterricht nahm. Seine Stimme schulte Elsa Varena, eine renommierte opernsängerin und Stimmpädagogin. Sie formte den künftigen heldentenor künstlerisch und technisch.

1965 trat rené Kollo im Staatstheater Braunschweig für zwei Jahre sein erstes Engagement an. Er debütierte in den Strawinsky-Einaktern »mavra«, »renard« und »oedipus rex« und baute sich schnell ein umfang-reiches repertoire auf. 1967 wechselte er an die deutsche oper am rhein düsseldorf. Er gastierte erfolgreich in münchen, Frankfurt, mailand und lissabon.

Seine Weltkarriere begann 1969 in Bayreuth mit richard Wagner. dort sang er zunächst den steuermann in »der fliegende holländer«, 1970 folgte erik in derselben oper, 1971 lohengrin, 1973 stolzing in »die meistersin-ger von Nürnberg«, 1975 der parsifal in Wolfgang Wagners Neuinszenie-rung. 1976 übernahm er die titelpartie im »Siegfried« in Patrice Chéreaus Jahrhundert-ring. 1981 sang er dort tristan in »tristan und isolde« unter daniel Barenboim. Er war der jüngste interpret dieser rollen in Bayreuth und wurde von Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert. Seinen ersten tannhäuser sang rené Kollo im Grand théatre in Genf.

im laufe der Jahre interpretierte er diese rollen richtungsweisend auf allen bedeutenden Bühnen der Welt – von der met in New York, über Covent Garden in london, von Wien bis tokyo. 1986 führte rené Kollo erstmals regie: am Staatstheater darmstadt bei »Parsifal«, 1991 folgte in Ulm »tiefland« von Eugen d’ albert.

1978 debütierte rené Kollo in Köln in der rolle des hermann in tschai-kowskys »Pique dame« unter der regie von rudolf Noelte, 1988 als otello in Frankfurt und 1990 an der Bayerischen Staatsoper als peter grimes in Brittens gleichnamiger oper. 1993 sang rené Kollo in Bonn erstmalig canio in leoncavallos »Bajazzo«.

Besonders enge Bindungen bestehen zur deutschen oper Berlin, wo er nach der legendären »ring«-aufführung, in der er beide siegfried-Partien mit größtem Erfolg gesungen hat, 1992 in der inszenierung von Götz Friedrich auch den tannhäuser übernahm und mit ovationen von Presse und Publikum bedacht wurde. So auch in tokyo anlässlich des Gastspiels der deutschen oper Berlin.

rené Kollo wurde mit zahlreichen auszeichnungen geehrt: 1979 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und mit dem Bayerischen Verdienstorden. Er ist Kammersänger der Bayerischen Staatsoper und der deutschen oper Berlin, deren Ehrenmit-glied er auch ist. rené Kollo erhielt die hermann-löns-medaille und den Paul-lincke-ring.

Neben den vielen aufnahmen aus dem Bereich der operette ist rené Kollos diskographie in der Klassik reich gefächert und dokumentiert die Zusam-menarbeit mit Persönlichkeiten wie leonard Bernstein, heinrich hollreiser, marek Janowski, herbert von Karajan, Carlos Kleiber, Erich leinsdorf, Wolfgang Sawallisch und Sir Georg Solti.

37love and other demons LEIDENSCHAFT

Page 40: Oper Pur 03

38 Fundstücke ANTRIEb

GläNZENdE aUSSiChtEN

text till Schröder foto matthias Baus

fundstücke

Das Detail erzählt die eigentliche Geschichte, sagt nicht nur der Kriminalist. Auf Streifzug durch die Ecken und Nischen der Oper Köln.

Es könnte glitzerndes Treibgut des letzten Karnevalstsunamis sein, der durch Köln flutete. Oder eine strassbesetzte Satelliten-schüssel im Innenhof. Irgendwie muss ein Fernsehtechniker ja sei-nem Nachbarn den erwirtschafteten Reichtum aus der Hilflosigkeit tumber Konsumenten angesichts praktisch unprogrammierbarer Decoder demonstrieren. Eben noch hohlspiegeliger Mond in Mo-zarts »Zauberflöte«, heute schon Astronomie von gestern. Richtig ausgeleuchtet erstrahlte diese Glitzerscheibe wie eine Kugel. Mal Sonne, mal Mond, unsere Scheibe war ein wahres Multitalent. Eine Illusion, die jedem Großinquisitor zur Ehre gereichen würde. Doch Illusionen haben ein kurzes Haltbarkeitsdatum. Irgendjemand lüftet immer den Schleier um den Trick dahinter. Und so glitzert der Amadeus-Hohlspiegel nun im Verborgenen. Bis es Zeit fürs Revival wird. Denn auch dies ist wahr: Illusionen sind sofort wieder welche, sobald das Publikum den Trick vergessen hat.

am rande die Seele ist beileibe nicht

nur unsere Psyche. Sie scheint ein multitasker

unter den Begriffen.

Eine keineswegs vollständige liste des

Einsatzgebietes von Seelen:

1. das innere eines Kabels, eines Seiles oder

eines ähnlichen Werkstückes in der

technik

2. die Pulverfüllung einer Zündlitze

innerhalb der mantelung

3. in der Elektrotechnik die Füllung des lötzinns

mit Flussmittel

4. ein innenbauteil von Streichinstrumenten zur übertragung des Klangs auf den unteren teil des

resonanzkörpers

5. die aus Natur- kautschuk bestehende

Gummiblase eines Fußballs

6. der hohlraum des Gewehrlaufs bei

Geschützen und anderen Schusswaffen

7. Schwäbische Seele, eine süddeutsche,

längliche Brotspezialität

8. der Freiraum in der Wendel der Korkenzieher

9. der elektrische leiter eines Kabels

10. mitglied einer (Kirchen)-Gemeinde

11. Bewohner kleiner ortschaften

(zum Beispiel 100-Seelen-dorf)

Page 41: Oper Pur 03

39Fundstücke ANTRIEb

GläNZENdE aUSSiChtEN

› Fundstück auf dem Hof der Oper: Sonne und mond der »Zauberflöte«

Page 42: Oper Pur 03

40 oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEb

oper / für Kinder & Jugendliche \ KöLN

SPiElPlatZ oPErNhaUS

text tanja Fasching

Eine Einführung in die Liebe: Diesmal rätseln sich die Kids durch La Traviata und workshoppen tüchtig rund um madama butterfly und Don Giovanni.

KiNdErrätSEl

Du kannst gut beobachten und genau hinhören? – Dann ist das Kinder-rätsel genau das richtige für Dich! Bei der Vorstellung von Giuseppe Verdis »La Traviata« am 14. Mai bekommst Du vor Vorstellungsbe-ginn eine für Dich gestaltete Handlung des Werkes sowie einen bunten Fragebogen zum Geschehen auf der Bühne. Kreuze die je-weils richtige Antwort an, füll Deine Anschrift ein und wirf den Fragebogen in die goldene Box im Parkettfoyer – so nimmst Du an einer Verlosung teil! Viel Vergnügen und viel Glück!

› KINDERRäTSEL »LA TRAVIATA«, FR., 14. mAI 2010

Page 43: Oper Pur 03

41oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEb

KiNdErWorKShoPS madama BUttErFlY & doN GioVaNNi

Nach den Workshops zu »Orfeo ed Euridice« und »Kiss me, Kate« stehen in dieser Spielzeit zwei weitere Kinderworkshops auf dem Programm.

› KINDERWORKSHOP »mADAmA bUTTERFLy« › SA., 10. APR. 2010 › 14 – 17 UHR › FüR KINDER VON 8 – 14 JAHREN › PREIS EURO 15,–/ KIND › KINDERWORKSHOP »DON GIOVANNI« › SA., 22. mAI 2010 › 14 – 17 UHR › FüR KINDER VON 8 – 14 JAHREN › PREIS EURO 15,–/ KIND

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich!Für einen Imbiss ist gesorgt.

anmeldung unter mail [email protected]

madama butterflyIn Giacomo Puccinis Oper wartet die junge Japanerin cio-cio-san, genannt butterfly, drei Jahre lang vergeblich auf ihren amerikani-schen »Ehemann« pinkerton. Schmerzlich muss sie erfahren, dass er sie aus einer Laune heraus geheiratet hatte und nie ernsthaft plante, zu ihr zurückzukehren. Im Gegenteil: pinkerton ehelichte eine ameri-kanische Frau, und die beiden kehren nur nach Japan zurück, um cio-cio-sans und pinkertons Sohn in die Fremde mitzunehmen …Im ersten Teil des Nachmittags führt Birgit Meyer gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses einfühlsam durch die Oper. Nach einer Pause werden die Workshopteilnehmer in die Geheimnisse von Maske und Kostüm eingeweiht!

don giovanniFast jeder kennt die Geschichte don giovannis: Der große Verführer verdreht jeder Frau den Kopf, weil er einfach alle Frauen liebt, und zwar in allen Ländern Europas! Doch bei seiner letzten Eroberung läuft sein Plan aus dem Ruder, und don giovanni muss die Konse-quenzen dafür ziehen, zahlreichen Frauen das Herz gebrochen zu haben.Auch in diesem Workshop werden die Kinder zunächst in das Werk Mozarts eingeführt, um nach der Pause selbst aktiv zu werden: So wie die »großen« Künstler es auch tun, sollen sich die »kleinen« Künstler singend, spielend und malend die Welt des Theaters erschließen.

1 › Kinderworkshop »Kiss me, Kate« 2 › birgit meyer, Julia Enzendorfer 3 › Die »Ganoven« Andreas Glaesmer, Rainer Wöss

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3

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Page 44: Oper Pur 03

42 oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEb

oper / für Kinder & Jugendliche \ KöLN

dEr BliCK üBEr diE SChUltEr

text Frank rohde / tanja Fasching

Wie entsteht eine Oper? Im Schulprojekt »Herzog blaubarts burg« pirschen die Schüler durch alle Winkel des Riphahnbaus.

Beim diesjährigen Schulprojekt begleiteten Schülerinnen und Schüler von Januar bis März die Entstehung von Béla Bartóks Oper »Herzog Blaubarts Burg«.Zuerst stand ein Besuch der Werkstätten der Bühnen Köln an. Hier erfuhren die Schüler, wie die Pläne und das Modell des Bühnenbild-ners in das fertige Bühnenbild umgesetzt wurden. Außerdem warfen sie einen Blick in den umfangreichen, historischen Kostümfundus der Bühnen und lernten bei einem Rundgang die Kölner Oper »backstage« kennen. Die Schüler näherten sich der Geschichte und den Figuren der Oper in einem szenischen Workshop: Sie bauten Standbilder (siehe gegenüber-liegende Seite), schrieben Rollenbiografien, probierten Gehhaltungen der beiden Protagonisten und erfanden eine Alternativhandlung.Dann begegneten die Schüler Künstlern und Mitarbeitern der Pro-duktion. Regisseur und Sänger standen Rede und Antwort und ließen sich bei mehreren Probenbesuchen über die Schulter schauen. Mitar-beiter aller Abteilungen der Kölner Oper gaben den Kindern einen Einblick in ihre Tätigkeit, ihren Berufsalltag und ihre Aufgaben bei der Entstehung der Neuproduktion. Die Ergebnisse wurden als Inter-views festgehalten.Den Abschluss des Projektes bildete der Besuch der Generalprobe von »Herzog Blaubarts Burg«. Ihre Eindrücke und Beobachtungen hielten die Kinder in Wort und Bild fest; eine Auswahl davon liegt dem Pro-grammheft bei und ist auch auf unserer Homepage www.operkoeln.com nachzulesen.Im Mittelpunkt des Projekts stand nicht, abfragbares Wissen zu pro-duzieren, sondern vielmehr die intensive, sinnliche und lustvolle Be-schäftigung mit der Welt des Theaters, der Musik und nicht zuletzt der Oper Köln.

konzeption & leitung Frank Rohde (Leiter Theaterpädagogik)mitarbeit Corinna Schulz (Assistentin Theaterpädagogik)

Page 45: Oper Pur 03

43oper für Kinder & Jugendliche ANTRIEb

SChUlProJEKt »hErZoG BlaUBartS BUrG«

Einen Programmpunkt des Schulprojektes zu »Herzog Blaubarts Burg« bildete der Workshop »Szenische Inter- pretation«. Die Aufgabe der SchülerInnen lautete:

»Lies zunächst den deutschen Text dessen, was Judith und Blaubart am Anfang des Stücks bei der Forderung Judiths nach den Schlüsseln für die sieben Räume sin-gen. Suche dir dann zwei Klassenkameraden und baue aus ihnen ein Standbild, eine Skulptur, aus der man er-kennen kann, welches Verhältnis die beiden zueinander im Moment der Schlüsselübergabe haben.«

Die beiden Fotos sollen verdeutlichen, welch unter-schiedliche Lösungen die Schülerinnen und Schüler für diese Aufgabenstellungen gefunden haben.

teilnehmende schulen Liebfrauenschule, Klasse 5 b Realschule am Rhein, Klasse 8 b

Page 46: Oper Pur 03

44 Kinderoper im alten Pfandhaus ANTRIEb

interview tanja Fasching foto matthias Baus

rhYthmUS iN dEr lüttEN hüttE

Sie sind als Jazzmusiker und als Komponist verschiedener Kinder-serien wie der »Sesamstraße«, oder auch vom »Phantom der Oper« be-kannt. Gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind oder worüber Sie sich besonders freuen?Wenn dir als Komponist eine besonders schöne Geschichte zur musi-kalischen Betreuung angeboten wird, bist du natürlich glücklich – und auch ein bisschen stolz. Spontan fallen mir zwei ungewöhnliche Pro-jekte ein, die mich wirklich begeistert haben: Für den Kunstfilm »Im-pressions of Upper Mongolei«, ein Film über und mit Salvador Dalì, durfte ich die Filmmusik komponieren – das war ein phantastischer und völlig verrückter Film. Und eine andere Sache war die einzige Revue Rainer Werner Fassbinders: »Wie ein Vogel auf dem Draht«.

Welches Instrument haben Sie gelernt? In welchem Alter?Ich war fünf oder sechs, als ich Klavierunterricht bekam, war aber ei-gentlich eher am Fußballspiel interessiert. Allerdings hörte ich durch meinen zehn Jahre älteren Bruder Ludwig, der sich auf seinen späteren Beruf als Konzertpianist vorbereitete, schon damals täglich die Meis-terwerke der Wiener Klassik. Und nach verschiedenen Umwegen, nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Musik, habe ich dann selbst den Musikerberuf ergriffen, es war wie ein innerer Trieb.

Was bedeutet Ihnen die Musik?Musik ist etwas so Herrliches! Musik wird ja durch jenes Medium transportiert, das wir zum Leben brauchen: die Luft, die uns das Atmen ermöglicht. Musik ist geistige Nahrung der Seele. Musik macht glücklich – sie ist für junge Menschen der schönste Kataly-sator zu inniger Kommunikation. »Klang ist Leben« heißt übrigens ein schönes Buch von Daniel Barenboim.

Wie sind Sie an die Komposition der Jazz-Oper »Vom Fischer und sei-ner Frau« herangegangen?Eines Tages ruft mich Elena Tzavara an und fragt: »Haben Sie Lust, eine Oper zu schreiben, eine Jazz-Oper für Kinder?« Ich war von der Anfrage völlig überrascht, aber ihre Begeisterung für ein so außerge-wöhnliches Projekt war ansteckend. »Eine Unternehmung ohne Vor-bilder, eine echte ›challenge‹ – eigentlich hochinteressant!« dachte ich und sagte zu. Die zentrale Idee war schnell formuliert: wesentliche

Er spielte mit Klaus Doldinger und komponierte die Titelmusik der »Sesamstraße«. Jetzt schrieb er die erste Jazzoper für Kinder. Ingfried Hoffmann im Gespräch.

Elemente der Jazzmusik sollten in das tradierte System des abendlän-dischen Musiktheaters eingefügt werden. Einige gut realisierbare Motive nahm ich als »Demo« im Studio auf, und ich hab’ dazu sogar gesungen (lacht)! Dann begann ich mit dem Schreiben der Partitur. Für jede Arie und jede Zwischennummer gab es umfangreiche Skiz-zen, aber bei der endgültigen Notation beginnt man trotzdem fast im-mer wieder von Neuem. Die ständige Beschäftigung mit dem Thema des Plots und den Themen des musikalischen Materials ist wichtig, man muss alles immer im Kopf haben. Mir passiert es oft, dass ich mir etwas überlegt und zu Papier gebracht habe, das Ergebnis am Klavier aber nicht mehr attraktiv genug finde und die Arbeit für den Moment zur Seite lege – aber eben nicht aus dem Kopf. Am nächsten Tag fällt mir ein: »So musst du das machen!«

Kannten Sie das Märchen »Vom Fischer und seiner Frau«?Ja, natürlich! In meiner Kindheit waren Märchen selbstverständlich. Ich denke, das Märchen »Vom Fischer« kennt jeder, wenn auch viel-leicht nicht die plattdeutsche Fassung. Aber in unserer Jazz-Oper haben wir einen Anklang daran, da sagt der Fischer: »Myne Fru, de Ilsebill, will nicht so as ik wol will.«

Hat die Geschichte eine Moral?Es geht ganz klar um die Gier des Menschen. Heute ein geradezu opti-maler Zeitpunkt, dieses Motiv auf der Bühne zu behandeln, denn wir haben ja auf der ganzen Welt gesehen, was Gier bewirken kann, wenn sie keine Grenzen mehr kennt. In der Maßlosigkeit steckt der Teufel!

Welche Eigenschaft verabscheuen oder schätzen Sie besonders?Mir ist dumm-dreistes Verhalten äußerst unangenehm. Ich schätze besonders Begeisterungsfähigkeit und Ehrlichkeit und Devotion vor dem Beruf, den man ausübt, vor allem bei Personen, die wichtige Po-sitionen inne haben.

Wie würden Sie einem Kind Jazz beschreiben?Da würde ich sofort … (schnippt mit den Fingern und klopft und klatscht) … sagen: Rhythmus & Timing! 1932 fand Duke Ellington mit dem Titel einer seiner Kompositionen die perfekte Formulierung für das Credo des Jazz: »It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing.«

Page 47: Oper Pur 03

45Kinderoper im alten Pfandhaus ANTRIEb

rhYthmUS iN dEr lüttEN hüttE

› Ingfried Hoffmann

uraufführung

Vom FiSChEr UNd SEiNEr FraU

› Jazzoper für Kinder › libretto von Barbara hass › nach dem märchen von Philipp otto runge › musik von ingfried hoffmann › auftragswerk der oper Köln

› musikalische leitung Samuel hogarth › regie Elena tzavara › bühne Conrad moritz reinhardt › kostüme Elisabeth Vogetseder › dramaturgie tanja Fasching › musik Jazz Ensemble »altes Pfandhaus«

empfohlen für kinder ab 4 Jahren aufführungsdauer ca. 60 minuten

prmiere: 16. mai 2010 Weitere Vorstellungen: 18., 19., 22., 25., 28., 31. mai 2010 1., 4., 5., 12., 21., 24., 25., 29. jUn. 2010

Die Faszination intensiv gefühlter Zeit integriert den Hörer auch körperlich in das musikalische Geschehen, lässt ihn mit den Fingern schnippen, mit den Füßen wippen, in die Hände klatschen oder er-mutigt ihn gar zu angedeuteten Tanzschritten. Der Körper schwingt mit. »Body and Soul«, das ist es wohl, was Jazz ausmacht!

Welche Gefühle oder Empfindungen setzt Jazz in Ihnen frei – musi-zierend und hörend?Ich hatte mich von frühester Jugend an mit Jazz identifiziert und emp-finde es heute als großes Glück, später mit vielen der bedeutendsten internationalen Jazzmusikern – den Heroen meiner Jugend – auf Kon-zerten und bei Schallplattenaufnahmen gespielt zu haben. Hörend – wenn ich junge begabte Musiker höre, die eine »message« haben und das Risiko der Berufswahl als Jazzer eingegangen sind, begeistert mich das außerordentlich.

Wie, glauben Sie, kann man Kinder am besten an Musik und an das Musiktheater heranführen?Es darf nicht langweilig sein! Ein emotional nachvollziehbarer Plot, eine temperamentvolle Inszenierung mit attraktiven visuellen Effek-ten, keine Elfenbeinturm-Musik. Bei »Vom Fischer und seiner Frau« habe ich darauf geachtet, dass die Kinder Melodien mitsingen kön-nen. Ich habe zum Beispiel für Ilsebill ein Motiv verwendet, das alle Kinder kennen, nämlich (singt): »nana nana na na.« [siehe Notenbei-spiel im Anschluss] Da will sie eine »lütte Hütte«. Das Thema kehrt wieder, aber mit jedem größeren Wunsch in einer ernsteren Weise. Aber auch lächerlich, wenn sie schon wieder kommt und nervt. Und am Ende der Jazz-Oper gibt es noch einen großer Bigband-Sound, bei dem die Kinder mitklatschen und mitmachen sollen!

In »Vom Fischer und seiner Frau« geht es darum, dass die Frau nie ge-nug bekommt. Kaum ist ein Wunsch erfüllt, äußert sie schon den nächsten. Gibt es bei Ihnen einen Wunsch, der noch offen ist?Ich hatte viel Glück, das Leben hat meine materiellen Wünsche er-füllt. Einen Flügel habe ich, ein Tonstudio auch. Was ich mir wünsche ist, möglichst lange bei geistigen Kräften zu bleiben und den Tod in ei-ner Form zu erleben, dass ich nicht an Kabel angeschlossen sein muss.Meine liebe Frau hat mir durch alle Zeiten geholfen. Was kann ich mir mehr wünschen? Meine Tochter ist glücklich verheiratet und hat zwei begabte Söhne. Allein kann man das Leben schwer bewältigen, glaube ich – das Schicksal hat es gut mit mir gemeint.

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46 Kinderoper im alten Pfandhaus ANTRIEb

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Gewinnergeschichten des 1. Preisausschreibens

Herzlichen Glückwunsch den vier ersten Gewinnerinnen des Preis-auschreibens der Kinderoper Köln! Die Aufgabe war, das Ende der Geschichte einer der vier Kinderopern, die diese Spielzeit gezeigt werden, zu Ende zu schreiben!Der Gewinn: Ein Gratis - Besuch in der Kinderoper Köln mit dem besten Freund / der besten Freundin; Einblick in den »backstage«-Bereich der Kölner Oper, zwei Kinderopern-T-Shirts und eine Überraschung! Gratulation zu den wunderbaren Geschichten!

1. gewinnerinELLA LüCK (6 JAHRE, KöLN) mIT »DORNRöSCHEN«2. gewinnerinJULIANE möDDER (8 JAHRE, bERGHEIm) mIT »DIE FEUERROTE FRIEDERIKE«3. gewinnerinFREDERIKE mUTZ (8 JAHRE, KöLN) mIT »DORNRöSCHEN«4. gewinnerinISAbELLE mOLLEN (11 JAHRE, bRüHL) mIT »DIE FEUERROTE FRIEDERIKE«

› Ella Lück (6 Jahre, Köln) / Auszug »Dornröschen«

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47Kinderoper im alten Pfandhaus ANTRIEb

WiE dorNröSChEN WEitErGiNG …

… die Prinzessin von ihrem Fluch befreien will. Als er aber das Ge-mach der Prinzessin betritt, verschlägt es ihm die Sprache. So ein hässliches Mädchen hatte er noch nie gesehen. Er konnte sich nicht vorstellen, dieses Mädchen je zu küssen. Also kehrte er ins Dorf zu-rück und flunkerte: »Ich habe es nicht geschafft, Dornröschen zu be-freien.« Die Leute im Dorf (was übrigens Entenstein hieß) waren ent-setzt. Nur der Schamane des Dorfes wusste, dass das, was der Prinz sagte, nicht stimmte. Er sagte aber nichts und schlich nach Hause. Dort heckte er einen Plan aus, und als ihm nichts einfiel, schaute er in seinem Magiebuch nach, wo nicht nur Zaubersprüche, sondern auch zum Beispiel Fabeln oder so etwas drin waren. Im Buch suchte er nach nützlichen Dingen. Auf einer Seite stand genau das, wonach Schama-ne Gnure gesucht hatte. Dieser Zauber konnte helfen, den Verzauber-ten zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und wenn man ihm etwas be-fahl, führte der Mensch es aus, egal was es ist. Und, was für ein Zufall, direkt am nächsten Tage trafen sie sich in einem Teeladen (also Scha-mane und Prinz). Aber Gnure wusste den Zauberspruch nicht aus-wendig. Was sollte er nur machen? Hmm!! Wie sollte er das bloß schaf-fen? Dann kriegte er es aber hin, doch einen listigen Plan zu richten. »Eure Hoheit, darf ich Sie zum Tee einladen?« fragte Gnure. Er wuss-te, dass der Prinz geradezu in Tee vernarrt war. Der Prinz konnte nicht nein dagen, denn er hatte schon großen Durst. Was für ein Glück, denn gerade wollte er sich eine Tasse Tee am Teeladen kaufen. So hatte er eine Goldmünze gespart. Als sie am Hause von Gnure an-kamen, stellte sich Gnure sofort an den Herd und machte den besten Tee, den die Welt je getrunken hat. Der Prinz war so begeistert von dem Tee, dass er aber trotzdem merkte, dass Gnure anfing, komische Worte zu murmeln. Er murmelte den Zauberspruch, der den Prinzen verzaubern sollte. Der Prinz, der Johann hieß, aber fragte: »Was mur-meln Sie da?« Gnure vergaß, dass der Prinz und nicht sein Drache Messerklinge vor ihm saß. Als der Prinz hörte, dass das der Zauber-spruch zum Verzaubern war, flippte er aus. »Du nichtsnutziges Hasen-schwein« rief er, und hatte für diesen Moment vergessen, dass er adlig war. »Ich werde die Prinzessin nie und nimmer wach küssen, das kön-nen Sie vergessen.« Und so ist es leider auch gekommen. Letztendlich hat sein Bruder die Prinzessin wach geküsst, wobei Johann ihm die Dornenhecke aufhalten musste …› Frederike mutz (8 Jahre, Köln) / Auszug aus »Dornröschen«

› Dornröschen

wiederaufnahme

dorNröSChEN

› musikmärchen in drei akten von Gian Bistolfi › nach einem märchen von Charles Perrault › deutsche übersetzung von Christian Schuller ›text-fassung und Zwischentexte von Elke heidenreich › orchesterbearbeitung von dirk lötfering › musik von ottorino respighi

Die Königsfamilie hat endlich Nachwuchs bekommen – eine Prin-zessin. Das muss gefeiert werden! So schickt der König seinen Bot-schafter aus, um alle zu einem großen Fest einzuladen. Nur die Böse Fee wird vergessen, und die wird darüber so zornig, dass sie das Kind verflucht: An ihrem 20. Geburtstag wird sich Dornröschen an einer Spindel stechen und mit dem ganzen Hofstaat für »viel hundert Jahre« in einen tiefen Schlaf fallen. Dann aber kommt ein junger Prinz …

› inszenierung nach einer idee von Christian Schuller › bühne Petra möhle › kostüme Ulrich Schulz

empfohlen für kinder ab 5 Jahren aufführungsdauer 65 minuten

mit maike raschke › Csilla Csövári › raphael Wittmer / Jeongki Cho › Charlie Kedmenec › Claudia denise Beck › hanna larissa Naujoks › alexandra thomas › Werner Sindemann › athol Farmer u. a. › hochschul-orchester › in Kooperation mit der

Wiederaufnahme: 13. mär. 2010 Weitere Vorstellungen: 14., 16., 19., 22., 23., 29., 30. mär. 6., 9., 12., 13., 19., 20., 24. apr. 2010

im aKtUEllEN SPiElPlaN dEr KiNdEroPEr im altEN PFaNdhaUS am Kartäuserwall 20, Nähe Chlodwigplatz

Page 50: Oper Pur 03

48 Gürzenich-orchester Köln ANTRIEb

Jeder kennt den berühmten Anfang aus Stanley Kubricks Filmklas-siker »2001 – Odyssee im Weltraum«: ein spektakulärer Sonnenauf-gang in den Weiten des Alls. Den Soundtrack dazu komponierte gut 70 Jahre zuvor Richard Strauss. Seine Tondichtung »Also sprach Zara-thustra«, bei der sich Stanley Kubrick bediente, ist im 8. Sinfoniekon-zert des Gürzenich-Orchesters unter Gürzenich-Kapellmeister Mar-kus Stenz zu erleben. Sie vertont eine berühmte Schrift von Friedrich Nietzsche. In hymnischen Versen verkündet der Wegberei-ter des modernen Atheismus und Neudeuter antiker Kulturen darin seine neuen Lebensziele, die auf Trieb, Instinkt und Machtstreben basieren. Strauss regte das Werk zu einer kolossalen Tondichtung an. Er selbst bezeichnete sie als das »Bedeutendste, Formvollendetste, Inhaltreichste, Eigentümlichste meiner Stücke«. Am 27. November 1896 fand die Uraufführung in Frankfurt statt, gerade einmal vier Tage später stand Richard Strauss persönlich vor dem Gürzenich-Orchester und dirigierte die Kölner Erstaufführung. Eine ebenso zu-künftige Musik entwarf Felix Mendelssohn Bartholdy mit seinen poetischen Konzertouvertüren. Sein »Märchen von der schönen Melusine«, ein mit Wagners »Lohengrin« verwandtes Sujet, bietet schwärmerische Romantik pur. Das Werk erzählt von einer zauber-hafte Nixe, die sich mit einem Ritter vermählt und diesem zehn Kin-der schenkt. Doch die verbotenen Fragen nach ihrer Herkunft füh-ren schließlich zu einem tragischen Ende.Das Gürzenich-Orchester Köln vereint viele großartige Solisten, und so ist es inzwischen gute Tradition, dass sich in jeder Saison einer der Stimmführer oder Solobläser mit einem Solokonzert vorstellt. Zwi-schen die dramatischen Eckpfeiler von Strauss und Mendelssohn stellt Egon Hellrung, Solo-Hornist des Orchesters, Mozarts drittes Horn-konzert kv 495. Und das ist noch nicht alles: Es wartet noch der 3. Akt, ein weiteres Stück, das die Ohren öffnen soll für Ungewohntes und Unbekanntes!Die jährliche Bach-Passion an Karfreitag ist gute Tradition des Gürze-nich-Orchesters. Doch dieses Jahr beschreitet gmd Markus Stenz

auch neue Wege. Er stellt vor die »Johannespassion« am Gründonners-tag Wolfgang Rihms »Deus passus – Passionsstücke nach Lukas«, eine neuzeitliche Passionsvertonung. Entstanden ist das Werk 2000 als Auftragskomposition der Internationalen Bach-Akademie Stuttgart. Es gipfelt in dem Gedicht »Tenebrae« (1957) des Dichters Paul Celan. Darin wird der leidende Gott mit dem Schicksal der Juden im Europa des 20. Jahrhunderts konfrontiert. Berührungsängste bei dieser Neuen Musik muss das Publikum nicht haben, Rihms Musiksprache vermittelt gekonnt zwischen Tradition und neuen Klängen. Über »Deus passus« schrieb Rihm selbst: »Das Blut der Einsetzungsformel der Eucharistie ›begegnet‹ also dem Blut geschlachteter Menschlichkeit. Der Versuch, derartiger Unaussprechlichkeit gestalterisch sich zu stellen, mag das ganze Werk kennzeichnen, dessen Grundzug Zurückhaltung sein könnte«.Im 9. Sinfoniekonzert am 11./12./13. April 2010 wird erstmals Fabio Luisi am Pult des Gürzenich-Orchesters zu erleben sein. Der außerge-wöhnlich erfahrene und charismatische Dirigent war zuletzt neben an-deren Chefpositionen gmd der Sächsischen Staatsoper Dresden und Chefdirigent der Staatskapelle Dresden. Auf dem Programm stehen die Ouvertüre zur Oper »Euryanthe« von Carl Maria von Weber und die 1. Sinfonie von Robert Schumann, statt der ursprünglich angekün-digten Sinfonien von Erwin Schulhoff und Antonín Dvorak. Solistin des 1. Violinkonzertes von Max Bruch ist wie vorgesehen Viviane Hagner. Die in München geborene Deutsch-Koreanerin genießt in der ganzen Welt einen großen Ruf. Die Fachpresse lobt ihre ausgereiften Interpretationen, Dirigenten wie Lothar Zagrosek betonen ihre »wun-derbare, natürliche Musikalität«. Max Bruchs erstes Violinkonzert, entstanden von 1864 bis 1868 in Köln, wurde mit seiner Mischung aus Sentiment und Virtuosität so schnell populär, dass es Bruch fast un-heimlich wurde. Er selbst bezeichnete es als »Allerwelts-Konzert« und wollte es polizeilich verbieten lassen – natürlich nur zum Spaß.

WWW.GUERZENICH-ORCHESTER.DE

text matthias Corvin / Johannes Wunderlich foto Fabian helmich

gürzenich-orchester

Vom GENiEStrEiCh ZUm »allErWEltSKoNZErt«

Page 51: Oper Pur 03

49Gürzenich-orchester Köln ANTRIEb

SiNFoNiEKoNZErtE

sinfoniekonzert 08Felix Mendelssohn Bartholdy › Das Märchen von der schönen Melusine F-Dur op. 32 (Ouvertüre)Wolfgang Amadeus Mozart › Hornkonzert Nr. 3 Es-Dur kv 495Richard Strauss › Tondichtung »Also sprach Zarathustra« op. 303. AktEgon Hellrung horn, Markus Stenz dirigent

› SO., 21. mär., 11 Uhr › mO., 22. mär., 20 Uhr › Di., 23. mär., 20 Uhr › Kölner philharmOnie

sinfoniekonzert 09 Carl Maria von Weber › Ouvertüre zu »Euryanthe«Max Bruch › Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll op. 26Robert Schumann › 1. Sinfonie B-Dur op. 38 (»Frühlingssinfonie«)Viviane Hagner Violine, Fabio Luisi dirigent, Gürzenich-Orchester Köln

› SO., 11. apr., 11 Uhr › mO., 12. apr., 20 Uhr › Di., 13. apr., 20 Uhr › Kölner philharmOnie

sinfoniekonzert 10Thomas Adès › Asyla op. 17Joseph Haydn › Sinfonie Nr. 101 D-Dur Hob I:101 »Die Uhr«Joseph Haydn › Sinfonie Nr. 45 fi s-Moll Hob I:45 »Abschied-Sinfonie«3. AktMarkus Stenz dirigent

› SO., 02. mai, 11 Uhr › mO., 03. mai, 20 Uhr › Di., 04. mai, 20 Uhr › Kölner philharmOnie

» dEUS PaSSUS«

Wolfgang Rihm › Deus passus – Passions-Stücke nach Lukas für Soli › gemischten Chor und OrchesterClaron McFadden Sopran › Stella Doufexis mezzosopran › Ingeborg Danz alt › Jan Kobow tenor › Stephan Genz Bariton › Vokalensemble Kölner Dom (Einstudierung: Eberhard Metternich) › Markus Stenz dirigent

› grünDOnnerStag, 01. apr., 20 Uhr › Kölner philharmOnie

JohaNNESPaSSioN

Johann Sebastian Bach › Johannespassion bwv 245Oratorium für Soli › Chor und OrchesterClaron McFadden Sopran › Ingeborg Danz alt › Daniel Behle tenor, Andreas Wolf Bass › Jan Kobow tenor (Evangelist) › Stephan Genz Bariton (Christus) › Vokalensemble Kölner Dom (Einstudierung: Eberhard Metternich) › Markus Stenz dirigent

› Karfreitag, 02. apr., 18 Uhr › Kölner philharmOnie

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Page 52: Oper Pur 03

50 Gürzenich-orchester Köln ANTRIEb

Heute würde er sicherlich nicht mehr heimlich, im Morgengrauen, die Flucht ergreifen. So wie damals vor 25 Jahren, als das renommier-te Orchester noch im Dienst der ddr stand. Regelmäßig durften die Musiker in den Westen fahren, die Kunst des Arbeiter- und Bauern-staates zu präsentieren, selbst wenn nach der Tournee oftmals eine etwas kleinere Besetzung vom »Klassenfeind« zurückkehrte. Im Herbst des Jahres 1985 war es das Solo-Horn, das dem Orchester nach einem Konzert in Stuttgart über Nacht abhanden kam.Egon Hellrung, Jahrgang 1959, wuchs mit der Mauer auf – und mit der Musik. Alle drei Geschwister lernten Klavier, und auch für ihn, den Jüngsten, ermittelten einen halben Tag lang diverse Musikpäda-gogen das ideale Instrument: Man musterte den Körperbau des Acht-jährigen, testete Gehör und Beweglichkeit der Hände, maß die Spannbreite seiner Finger, betrachtete die Form seiner Lippen und kam endlich zu dem Schluss: Horn oder Cello. – Die Mutter daheim verwechselte im Geiste das Cello mit dem Kontrabass, und war so-fort einverstanden, als sich der Junge für das zwar lautere, dafür aber wesentlich handlichere Horn entschloss. »An dieses Bier werden wir beide noch lange denken«, war die einzi-ge Andeutung, die Egon Hellrung am Abend vor seiner Flucht ge-genüber einem Kollegen machte. Ein paar Stunden später, in aller Frühe, verließ er das Hotel in Stuttgart, holte aus dem Bahnhofs-schließfach seine übrigen Sachen und flog zu seiner Schwester nach West-Berlin. Mit seinen 26 Jahren hatte er da schon fünf Jahre als Orchestermusiker und einige Tourneen in den Westen hinter sich. Egon Hellrung rief einen ehemaligen Kollegen an, der ebenfalls nach einer Reise im Westen geblieben war. Dieser wusste um den freien Posten beim Gürzenich-Orchester. Hellrung spielte vor – und bekam die Stelle. Mit den Musikern in Köln verstand er sich auf Anhieb. Große Unterschiede in der Arbeitsweise habe er nicht erlebt. Einzig mit seinem leicht rötlichen Instrument aus Sachsen sticht er aus dem

übrigen Hornistenensemble heraus. Sein Walter-Mönnig-Modell be-steht aus Goldmessing, hat dadurch einen höheren Kupferanteil als das hier verbreitete Messing-Modell von Alexander. Damit klingt es ein wenig wärmer und dunkler als das »West-Horn«. Ob er vor seinen Solo-Auftritten mit Mozarts Hornkonzert mit dem Gürzenich-Orchester Ende März in der Kölner Philharmonie Lampen-fieber haben werde, müsse er noch abwarten. Vor Bruckners 4. Sympho-nie, die er kürzlich im 6. Sinfoniekonzert spielte, hatte er es jeden-falls. Sie beginnt mit einem viermal wiederholten Horn-Ruf über Streichertremolo. Eine große Verantwortung für den Solisten. Hell-rung erinnert sich an einen Kritiker, der über das Spiel eines Kolle-gen unter Sergiu Celebidache geschrieben hatte: »Die Katastrophe des Abends begann mit dem Horn«. Das Instrument hat so seine Tücken: In den höheren Lagen liegen die Obertöne so eng beiein-ander, dass Lippen- und Zwerchfellspannungen exakt aufeinander abgestimmt sein müssen. Bereits leichteste Irritationen genügen, um die feine Balance zu stören und das Horn zum »Kieksen« zu bringen. Daher gehöre es unter kundigen Musikkritikern eigent-lich zum guten Ton, den einen oder anderen Ausrutscher geflissent-lich zu überhören. Aufregend? Hellrung winkt ab. Mit den Jahren haben Übung und Erfahrung ein sicheres Polster geschaffen. Längst kennt er die Stol-persteine, die der Alltag für einen Bläser bereithält: Nüsse oder Bröt-chen etwa, deren Brösel zu lange brauchen, bis sie den Mundraum wieder verlassen haben. Schokolade dagegen habe sich im Laufe der Zeit als ausgezeichnetes Hausmittel für einen guten Ansatz bewährt. Daher lasse man in seiner Stimmgruppe während der Proben gerne fachmännisch die ein oder andere Tafel kreisen. Kurz: Die Stimmung ist gut. An Flucht kein Gedanke mehr. Egon Hellrung liebt sein Köl-ner Hornisten-Dasein. Und wenn auch eines seiner acht Kinder ein-mal diesen Weg einschlagen würde – er hätte nichts dagegen.

Solo-horN aUF SoloPFadEN

text Sabine Fringes foto matthias Baus

gürzenich-orchester

Einst spielte Egon Hellrung Solo-Horn bei der Staats- kapelle berlin. bis zu einem Novembermorgen in Stuttgart, vor 25 Jahren.

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51Gürzenich-orchester Köln ANTRIEb

› Egon Hellrung, Solo-Hornist des Gürzenich-Orchesters Köln

Page 54: Oper Pur 03

52 Service ANTRIEb

dEr roSENKaValiEr

› Komödie für musik in drei aufzügen › text von hugo von hofmannsthal › musik von richard Strauss › mit deutschen übertiteln

› musikalische leitung Patrik ringborg › inszenierung Günter Krämer › bühne Jürgen Bäckmann › kostüme Falk Bauer › licht manfred Voss › chor andrew ollivant › dramaturgie Christoph Schwandt

› mit Nancy Weißbach (mär.) / Kiri te Kanawa (Apr.) / Camilla Nylund (mai) › Bjarni thor Kristinsson › Claudia mahnke › Jan Buchwald / martin Kronthaler (mai) › Jutta Böhnert › machiko obata › martin Koch › Katrin Wundsam › Ulrich hielscher › Werner Sindemann › Jeongki Cho › alexander Fedin › mirko roschkowski (4. mär., 3. Apr., 13. mai) › Csilla Csövári › raphael Wittmer › maike raschke › hanna larissa Naujoks › heike Wagner › avram Sturz › Chor der oper Köln › Kinderchor Kölner domchor › Gürzenich-orchester Köln

Vorstellungen: 4., 7. mär. › 3., 17. apr. › 9., 13. mai 2010

KiSS mE, KatE

› musical Comedy in zwei akten › Buch von Samuel und Bella Spewack › nach der Komödie »the taming of the Shrew« von William Shakespeare › deutsche textfassung von Susanne Wolf › Gesangstexte und musik von Cole Porter › neue orchestration von don Sebesky (Broadway 1999) › Eine Produktion der Komischen oper Berlin

› musikalische leitung Koen Schoots › inszenierung Barrie Kosky › bühne Klaus Grünberg › kostüme alfred mayerhofer › choreografie otto Pichler › beleuchtung Franck Evin › dramaturgie ingo Gerlach

› mit dagmar manzel › Claudio otelli › Sigalit Feig › robin Poell › rainer Wöss › andreas Glaesmer › F. dion davis › Christian hante › Silvano marraffa › Ulrich hielscher › raphael Wittmer › andrea andonian › hans-Ulrich Schüler / Norbert hermanns › tanzensemble › Chor der oper Köln › Gürzenich-orchester Köln

Vorstellungen: 5., 13., 27. mär. › 10. apr. › 23., 29. mai 2010

diE mEiStErSiNGEr VoN NürNBErG

› oper in drei aufzügen › text und musik von richard Wagner › mit deutschen übertiteln

› musikalische leitung markus Stenz › inszenierung Uwe Eric laufenberg › bühne & kostüme tobias hoheisel › licht Wolfgang Göbbel › chor andrew ollivant › dramaturgie Georg Kehren

› mit robert holl › Bjarni thor Kristinsson › thorsten Scharnke › Wilfried Staber › Johannes martin Kränzle › martin Kronthaler › alexander Fedin › John heuzenroeder › Werner Sindemann, › Ulrich hielscher › Nico Wouterse › Greg ryerson › Klaus Florian Vogt (5. Apr.) / marco Jentzsch › Carsten Süß › astrid Weber › dalia Schaechter › dennis Wilgenhof › Chor der oper Köln › Gürzenich-orchester Köln

Vorstellungen: 5., 25. apr. 2010

la traViata

› melodramma in drei akten › text von Francesco maria Piave › nach dem drama »la dame aux camélias« von alexandre dumas d. J. › musik von Giuseppe Verdi › in italienischer Sprache mit deutschen übertiteln

› musikalische leitung markus Poschner › inszenierung dietrich hilsdorf › bühne dieter richter › kostüme renate Schmitzer › licht Wolfgang Göbbel › chor andrew ollivant › choreografie athol Farmer › dramaturgie Birgit meyer

› mit Evelina dobraceva › daniil Shtoda › mikael Babajanyan › adriana Bastidas Gamboa › John heuzenroeder › martin Kronthaler › Wolf matthias Friedrich › dennis Wilgenhof › raphael Wittmer › Charlie Kedmenec › daniele macciantelli › Chor der oper Köln › Gürzenich-orchester Köln

Vorstellungen: 30. apr. › 2., 7., 14. mai 2010

im aKtUEllEN SPiElPlaNoper / repertoire \ KöLN

Besuchen Sie unsere Einführungen, die eine halbe Stunde vor dem jeweiligen Vorstellungsbeginn im rechten rangfoyer der oper Köln stattfinden. Wir freuen uns auf Sie!

Page 55: Oper Pur 03

53Service ANTRIEb

kartenserviceTheaterkasse im Opernhaus › Offenbachplatz › 50667 KölnDie Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, für die Kinderoper 30 Minuten vorher. Bitte haben Sie Verständnis, dass der Abendkassen-Verkauf Vorrang hat gegenüber dem Vorverkauf.

öFFNUNGSZEITEN AbENDKASSE SPIELPLANANSAGEmo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28248 tel 0221.221 28460

kartenBesteLLUnGBühnen Köln / Kartenservice › Postfach 10 10 61 › 50450 Köln

öFFNUNGSZEITEN TICKETS ONLINEmo. – Fr. 10:00 – 19:30 Sa. 11:00 – 19:30

tel 0221.221 28400 fax 0221.221 28249

tickets @ buehnenkoeln.de

mÄrZ 2010

do., 04. › 18:30 › Der Rosenkavalier ii /b4fr., 05. › 20:00 › Kiss me, Kate ii /s1sa., 06. › 19:30 › Macbeth ii /s9so., 07. › 16:30 › Der Rosenkavalier ii /n1do., 11. › 19:30 › Macbeth ii /s3

fr., 12. › 19:30 › La Voix humaine/ › Herzog Blaubarts Burg › prem iii /p0

sa., 13. › 20:00 › Kiss me, Kate ii /e4so., 14. › 17:00 › La Voix humaine/Herzog Blaubarts Burg i /s+mo., 15. › 19:30 › Aterballetto › tanz ifr., 19. › 19:30 › La Voix humaine/Herzog Blaubarts Burg i /s2sa., 20. › 19:00 › Don Carlo › wa iii /s4so., 21. › 19:30 › La Voix humaine/Herzog Blaubarts Burg i /s10di., 23. › 20:00 › Sängerportraits Claudio Nicolai do., 25. › 19:00 › Don Carlo iii /s6fr., 26. › 19:30 › La Voix humaine/Herzog Blaubarts Burg i /s1sa ., 27. › 20:00 › Kiss me, Kate iiso., 28. › 19:00 › Don Carlo iii /d4

april 2010

do., 01. › 19:00 › Don Carlo iii /s3sa., 03. › 18:30 › Der Rosenkavalier iii /s9so., 04. › 19:00 › Don Carlo iiimo., 05. › 17:00 › Die Meistersinger von Nürnberg iii /f4sa., 10. › 20:00 › Kiss me, Kate ii /s6so., 11. › 19:30 › Madama Butterfl y › wa ii /s11do., 15. › 19:30 › Madama Butterfl y iifr., 16. › 19:00 › Don Carlo iii /s1sa., 17. › 18:30 › Der Rosenkavalier iii /s10so., 18. › 11:00 › Vor der Premiere: Love and Other Demons › 17:00 › Madama Butterfl y ii /c4do., 22. › 19:30 › Madama Butterfl y iifr., 23. › 19:00 › Don Carlo iii /s2sa., 24. › 19:30 › Liederabend Dame Kiri Te Kanawa iso., 25. › 16:00 › Die Meistersinger von Nürnberg iii /n2mo., 26. › 20:00 › Elke Heidenreich »Flieg, Gedanke …« do., 29. › 19:30 › Love and Other Demons › prem iii /p0fr., 30. › 19:30 › La Traviata ii /a4

mai 2010

so., 02. › 19:30 › La Traviata iido., 06. › 19:30 › Love and Other Demons i /s+fr., 07. › 19:30 › La Traviata ii /c4sa., 08. › 19:30 › Love and Other Demons i /e4so., 09. › 16:00 › Der Rosenkavalier ii /n2mi., 12. › 19:30 › Love and Other Demons i /s6do., 13. › 18:30 › Der Rosenkavalier ii /s3fr., 14. › 19:30 › La Traviata ii /s1sa., 15. › 19:30 › Madama Butterfl y ii /s4so., 16. › 19:30 › Love and Other Demons i /s10so., 23. › 20:00 › Kiss me, Kate ii /s11mo., 24. › 17:00 › Love and Other Demons i /n1sa., 29. › 20:00 › Kiss me, Kate ii /s2so., 30. › 19:30 › Madama Butterfl y ii /d4

Juni 2010

di., 01. › 19:30 › Das Rheingold › wa ii /r1mi., 02. › 17:00 › Die Walküre › wa iii /r1fr., 04. › 17:00 › Siegfried › wa iii /r1sa., 05. › 19:30 › Vor der Premiere: Don Giovanniso., 06. › 17:00 › Götterdämmerung › wa iii /r1di., 08. › 19:30 › Das Rheingold ii /r2mi., 09. › 17:00 › Die Walküre iii /r2do., 10. › 19:30 › Tannhäuser in 80 Minutenfr., 11. › 17:00 › Siegfried iii /r2so., 13. › 17:00 › Götterdämmerung iii /r2sa., 19. › 19:30 › Carmen ii / s4so., 20. › 18:00 › Madama Butterfl y ii / n2sa., 26. › 19:30 › Carmen ii / s9so., 27. › 19:00 › Don Giovanni › prem iii / p0di., 29. › 19:30 › Hubbard Street Dance Company › tanz imi., 30. › 19:00 › Don Giovanni iii /s+

Juli 2010

do., 01. › 19:30 › Carmen ii /s3fr., 02. › 19:00 › Don Giovanni iii /s1sa., 03. › 19:30 › Madama Butterfl y iiso., 04. › 18:00 › Don Giovanni iii /s11di., 06. › 19:30 › Sutra › tanz imi., 07. › 19:30 › Sutra › tanz ido., 08. › 19:00 › Don Giovanni iii /b4fr., 09. › 19:30 › Carmen iiso., 11. › 18:00 › Don Giovanni iii /n2 › 21:00 › Auszugsfest

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54 Service ANTRIEb

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veranstaltungsserie

SäNGErPortraitS

cLaUdio nicoLai

Um diesen »Kavaliersbariton« wurde die Oper Köln über Jahrzehnte von anderen Opernhäusern beneidet: Claudio Nicolai, von 1964 bis 1990 Ensemblemitglied an der Kölner Oper, war als Sängerdarsteller eine »feste Instanz« dieses Hauses. In der legendären Uraufführung der Oper »Die Soldaten« von Bernd Alois Zimmermann im Jahre 1965 verkörperte er den tuchhändler stolzius. Insbesondere die Mozart-Aufführungen – in dem legendären Zyklus von Jean Pierre Ponnelle, in dem er u. a. als graf almaviva in »Le nozze di Figaro«, guglielmo in »Così fan tutte« und papageno in »Die Zauber flöte« zu erleben war – sind unvergessen.Die Reihe »Sängerportraits« widmet sich der Erinnerung an die Lauf-bahn dieses großen Sängerdarstellers, der seinen Lebensmittelpunkt mittlerweile fernab von Köln im Ausland gefunden hat.

23. mär. 2010 › 20:00 Uhr › OpernfOYer › eintritt frei › mODeratiOn › UWe eric laUfenberg, geOrg Kehren

sonderveranstaltung

ElKE hEidENrEiCh: »FliEG, GEdaNKE …«

Giuseppe Verdis Opern sind aus den Opernhäusern der Welt nicht wegzudenken. Jeder, der die Oper liebt, kennt »Aida«, »La Traviata«, »Otello«, kennt »Nabucco«, dessen gewaltiger Gefangenenchor »Flieg, Gedanke, auf goldenen Flügeln« so etwas wie die heimliche Hymne der Italiener geworden ist. Aber was wissen wir über den Menschen Giuseppe Verdi, der Opernpremieren, Empfänge und Zylinder hasste und viel lieber Schweine züchtete, eigenen Schinken herstellte und Bäume pflanzte? Elke Heidenreich ist auf seinen Spuren durch Italien gereist und beschreibt, was sie da gefunden hat. Der Komponist und Pianist Marc-Aurel Floros spielt dazu auf dem Flügel Melodien aus Verdis Opern.

26. apr. 2010 › 20:00 Uhr › rangfOYer › eintritt 10 €

Wir sind überall da, wo was läuft.

A5querB_Wasserhahn.indd 1 02.12.09 15:02

Page 57: Oper Pur 03

55Service ANTRIEb

veranstaltungsserie

Vor dEr PrEmiErE loVE aNd othEr dEmoNS

»Peter eötvös – ZeitGenosse des 21. JahrhUnderts«

› mit Peter Eötvös, markus Stenz, rené Kollo, Sängerinnen und Sängern aus der Produktion › moderation Birgit meyer

In der Reihe »Vor der Premiere« waren bislang zu Gast Jürgen Kesting, Elke Heidenreich und Roger Willemsen. Durch ihr pro-fundes Wissen und ihre besondere Vortragskunst haben sie jede ein-zelne Veranstaltung zu einem Juwel für das Publikum werden lassen. Diesmal heißt der Gast Peter Eötvös.Der ungarische Komponist Peter Eötvös ist mit Köln eng verbunden. In den 60er Jahren studierte an der Kölner Musikhochschule Dirigie-ren. Zwischen 1968 und 1976 spielte er regelmäßig im Stockhausen-Ensemble und arbeitete im Studio für Elektronische Musik des wdr. Bis 2001 hatte Eötvös eine Professur an der Musikhochschule Köln inne. Mit Birgit Meyer spricht Peter Eötvös, mittlerweile einer der

erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart, über seine Oper »Love and Other Demons«. Zu Peter Eötvös werden sich im Laufe des Vormittags der gmd der Oper Köln, Markus Stenz, gleichzeitig auch musikalischer Leiter von »Love and Other Demons« gesellen sowie René Kollo, der die Partie des Don Ygnacio singen wird. Weitere Sängerinnen und Sän-ger aus der Produktion tragen zum musikalischen Programm an die-sem Vormittag bei. Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Der Eintritt für diese Veranstaltung ist – wie gehabt – frei! (bm)

SOnntag, 18. apr. 2010 › 11:00 Uhr › OpernhaUS › eintritt frei

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Roncalliplatz50667 Köln

PhilharmonieHotline

0221.280 280

in der Mayerschen Buchhandlung

Neumarkt-Galerie50667 Köln

koelner-philharmonie.de

Foto: Dominik Mentzos

Sasha Waltz & Guests Ostersonntag 4. April 2010 20:00Ostermontag 5. April 2010 20:00

Wolfgang Rihm Jagden und FormenSasha Waltz Konzept und Choreographie Juan Kruz Diaz de Garaio Esnaola Künstlerische ProjektleitungEnsemble Modern Franck Ollu Musikalische Leitung

Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.€ 25,– / zzgl. VVK-Gebühr

› birgit meyer

Page 58: Oper Pur 03

56 Service ANTRIEb

TAXI-RUF 2882eG

K O L N

Neumarkt I8–24 · 50667 Köln · Tel. 022I -227-2899/-2602www.kollwitz.de · [email protected]

Joseph Beuys EduardoChillida Anthony Cragg

Magdalena Jetelová Willemde Kooning Michael

Schoenholtz Emil SchumacherDaniel Spoerri Klaus Staeck

Antoni Tàpies RosemarieTrockel Günther Uecker

63 Mitglieder der Akademie der Künste, Berlin, u.a.:

Mi.24. März

SWEDISH CHAMBER ORCHESTRALeila Josefowicz ViolineHK Gruber DirigentGruber Adams Strawinsky

Fr.07. Mai

WIENER PHILHARMONIKERDaniele Gatti DirigentMahler

Mo.19. April

SOL GABETTA VioloncelloKAMERORCHESTER BASEL Paul McCreesh DirigentDelius Elgar Dvŏrák

Mo.17. Mai

BBC PHILHARMONIC ORCHESTRAGianandrea Noseda DirigentRudolf Buchbinder KlavierBrahms Rachmaninow

Di.20. April

KATIA u. MARIELLE LABÈQUE VioloncelloORQUESTA NACIONAL DE ESPANAJosep Pons DirigentPiazolla Amargós Debussy Ravel

Mi.09. Juni

ANNE-SOPIE MUTTER ViolineLambert Orkis KlavierDebussy Mendelssohn-Bartoldy Brahms Ravel

AUSVERKAUFT

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Page 59: Oper Pur 03

57Service ANTRIEb

dEr iNtENdaNt hört …text Uwe Eric laufenberg foto Wilfried Böing

empfehlungen des hauses

hErZoG BlaUBartS BUrGDie Referenzaufnahme ist wohl die unter dem ehemaligen Kölner gmd István Kertész von 1965 mit dem (damaligen) Ehepaar Walter Berry und Christa Ludwig.Auch zu empfehlen ist die erste Aufnahme von Pierre Boulez mit Tatiana Troyanos und Sigmund Nimsgern.

la Voix hUmaiNEObwohl Dame Felicity Lott makellos und traumhaft stimmschön singt (unter Armin Jordan), ist mein Favorit die Aufnahme mit Julia Migenes (unter Georges Prêtre). Migenes bringt alle Farben der Verzweiflung zum Ausdruck und macht die emotionale Spannbreite der Figur sichtbar und glaubhaft.

madama BUttErFlYEmpfohlen seien die beiden Karajan-Aufnahmen: mit Maria Callas und Nicolai Gedda die eine, mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti die andere. Dann durchaus die neue Aufnahme unter Antonio Pappano mit Angela Gheorgiu und Jonas Kaufmann, außerdem die späte »Butterfly«-Einspielung von Renata Scotto mit Placido Domingo

Uwe Eric Laufenberg gibt CD- und DVD-

Tipps zu den aktuellen Produktionen.

unter Lorin Maazel sowie die Aufnahme mit Victoria de los Angeles und Giuseppe di Stefano unter Gianandrea Gavazzeni.Als Video ein »Muss«: der Klassiker von Regisseur Jean Pierre Ponnelle, jahrelang auch auf dem Kölner Spielplan, wieder mit Mirella Freni und mit Placido Domingo als »bösem« Amerikaner (unter Herbert von Karajan).

doN CarloDie kompletteste Aufnahme mit annähernd der Musik der Uraufführung (und auf franzö-sisch) bietet Antonio Pappano mit Roberto Alagna, José van Dam, Thomas Hampson, Waltraud Meier, Karita Mattila u. a. Unter Karajans musikalischer Leitung (ohne ersten Akt, diese Fassung wird auch in Köln gespielt) singen und spielen Mirella Freni, Agnes Baltsa, José Carreras, Piero Capuccilli, Nicolai Ghiaurov und Ruggero Raimondi.Meine liebste Aufnahme momentan: Sir Georg Soltis Overdrive (auf italienisch, mit erstem Akt) mit Carlo Bergonzi, Renata Tebaldi, Grace Bumbry, Dietrich Fischer-Dieskau, Nicolai Ghiaurov und Martti Talvela. Auf dvd steht zur Verfügung: die Inszenie-rung von Luc Bondy unter Pappano auf französisch (s. o.).

la traViataDie wohl unübertroffene Gesamtaufnahme nach Toscaninis Aufnahme aus dem Jahre 1946 ist Carlos Kleibers Münchner Version mit Ileana Coturbas, Placido Domingo und Sherrill Milnes aus dem Jahre 1977. Die Phrasierung, die elementare Lebensfreude und der süße Schmerz des Todes sind wohl nicht perfekter in Orchesterfarben zu übersetzen, als Carlos Kleiber es getan hat. Für Callas-Fans gibt es leider keine Studio-aufnahme, sondern nur Live-Aufnahmen, von denen seien empfohlen: 1955 aus der Mailänder Scala, mit Giuseppe di Stefano

und Ettore Bastianini sowie aus Lissabon aus dem Jahre 1958 mit Alfredo Krauss.Als dvds seien empfohlen – wegen Teresa Stratas, die so glaubhaft stirbt wie keine vor ihr – die etwas schwülstige Verfilmung von Franco Zeffirelli sowie die weiß-rote »La Traviata« von Willy Decker mit Anna Netrebko und Rolando Villazón.

dEr roSENKaValiErBei den cd Aufnahmen haben die Familie Kleiber, Vater Erich, Sohn Carlos das Sagen. Erich Kleibers Studio-Aufnahme von 1954 mit Maria Reining und Sena Jurinac und Hilde Güden galt lange Zeit als unübertroffen. Von Sohn Carlos gibt es vor allen Dingen eine dvd aus München mit Gwyneth Jones, Brigitte Fassbaender und Lucia Popp.Und aus Wien mit Felicity Lott, Anne Sofie von Otter und Barbara Bonney, jeweils in der traditionellen Inszenierung von Otto Schenk.Auch Herbert von Karajans Salzburger Aufnahmen aus den 50er Jahren mit Elisabeth Schwarzkopf oder live mit Lisa Della Casa sind nicht zu verachten. Wer den »Rosenkavalier« ohne Striche hören will, sei auf Bernard Haitink mit der Sächsischen Staatskapelle mit Kiri Te Kanawa verwiesen. Vom Schreiber selbst ist eine Inszenierung auf dvd der Semperoper Dresden mit Anne Schwanewilms als Marschallin erhältlich, die auf einer Japan-tournee aufgezeichnet wurde.

› Uwe Eric Laufenberg

Page 60: Oper Pur 03

58 Stand der dinge APPLAUS

› Ungewiss in die Unterwegs-Zeit › FOTO matthias baus

Page 61: Oper Pur 03

59Stand der dinge APPLAUS

mUt ZUr KUltUr?

text von ira Scheibe abdruck mit freundlicher Genehmigung der redaktion www.koelnarchitektur.de

Verkehrte Welt, wird sich manch nicht-Kölner Feuilletonleser in den letzten Wochen gedacht haben: Der Stadtrat greift kurz vor Weih-nachten in die klammen Taschen, um mit einem neuen Schauspielhaus in Reputation und Standing der Bühnen zu investieren, und die halbe Kulturszene ruft, um Gottes Willen, nur das nicht. Und reklamiert für sich auch noch den eigentlichen »Mut zur Kultur.« Mit dem Argument der kreativen Bescheidenheit – lieber tolle Stücke als teure Architektur – und der Verbeugung vor dem historischen Erbe und einer ideellen Heimat haben die Initiatoren in den Medien und bei der Bevölkerung viel Sympathie erfahren.Und einen Nerv getroffen, denn der »Verdruss von Jahren« – so der treffende Titel des KStAs vom 05. 02. – eint Bürger und Kulturschaf-fende. Was sie machen, machen sie falsch, die Kölner Kulturpolitiker. Zuerst schnüren sie ein ziemlich großes Wunschpaket, für das aber die veranschlagten 234 Mio. Euro nicht reichen. Ergo schrauben sie ihre Vorstellungen herunter, erhöhen die Investition auf 300 Mio. Euro und kriegen nun einen teuren Neubau, der gar nicht viel besser funkti-oniert als ein sanierter Altbau. Und der würde zusammen mit dem Um-bau der Oper nur 180 Mio. Euro kosten – glauben die Initiatoren des Bürgerbegehrens.

SYmBol Für allES, WaS iN KölN NiCht FUNKtioNiErtOder kriegt die Stadt diesmal doch unverdient Schimpfe? Die Ratsent-scheidung vom Dezember fußt schließlich auf einem jahrelangen de-mokratischen Prozess und ist die Konsequenz aus vorher erfolgten Weichenstellungen. Der ursprüngliche Plan wurde abgespeckt um ein paar Luftschlösser (Ballett), sperrige Gegenstände (Schmiede und Schlosserei im Werkstattgraben) und andere »nice to haves« (zweiter Lastenaufzug) und wird immer noch deutlich funktionalere Spielorte bieten als ein sanierter Altbau das zu leisten in der Lage wäre.Die im Raume stehenden Kostenschätzungen sind alles Rechnungen mit vielen Unbekannten, und Sanierungen sind noch schwieriger zu beziffern als Neubauprojekte. Sowohl die Stadt als auch jswd Archi-tekten / Chaix & Morel veranschlagen allein für die Sanierung der Oper 160 Mio. Euro. Der Schauspielhaus-Neubau soll 120 Mio. Euro kosten. Demgegenüber steht das städtische Gutachten von 60 Mio. Euro Sanierungskosten für das Schauspiel und weiteren 40 Mio. für

ein kleineres Ergänzungsgebäude. Bei dieser Rechnung stünde am Ende eine Einsparung von 20 Mio. Euro. Hinzu kämen aber neue Ko-sten für ein neues vof-Verfahren, einen Neubau-Wettbewerb und ei-ner Neuplanung für das Opernhaus.Bleibt die Frage, wofür Köln wirklich den Mut aufbringen will: für den Erhalt eines liebgewonnenen 60er Jahre Schauspielhauses, bei dem man sich am Ende wahrscheinlich zugestehen muss, dass es trotz enormer Finanzmittel doch nur mehr schlecht als recht funktioniert, oder für eine komfortable und funktionale Neulösung, die städtebau-lich das Potenzial hat, ein anziehendes Innenstadtquartier zu schaffen. So mutlos war der Stadtrat vielleicht diesmal gar nicht.

»Nicht immer sind es mut und Keuschheit, die die

männer mutig machen und die Weiber keusch.« –

François de La Rochefoucauld, Reflexionen

stand der dinge

Page 62: Oper Pur 03

60 Stand der dinge APPLAUS

dEr PlaNUNGSStaNd ZUm oPErNQUartiEr

zusammengetragen von ira Scheibe

Ob Karin Beier eher im Neu- oder Altbau zum Bleiben zu bewegen ist, wie hoch die Kosten explodieren, weil möglicherweise römische Schätze im Erdreich liegen oder bei der Sanierung Mauern einfallen, ob das Schauspiel an einer zu langen Interimsphase sterben wird und die Oper-Abonnenten kündigen, das alles kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden, wohl aber einige sachliche Fragen zum architek-tonischen Bestand und zur Neuplanung:

WiE WUrdE dEr WEttBEWErBS-ENtWUrF rEdUZiErt? Die circa 60 Mio. Euro Einsparung werden vor allem durch eine Ver-kleinerung der Gebäudekubatur des Schauspielhauses und den Ver-zicht auf das Produktionszentrum erzielt. Anstatt zweier Bühnenauf-züge wird nur einer gebaut, die Fluchtwege können durch den Wegfall des Restaurants auf der Ebene 8 deutlich schmaler ausfallen. Dadurch wird das Gebäude um 3,90 m kürzer und 1,20 m schmaler, eine Reduk-tion der Überbauung der Nord-Südfahrt und ein Abrücken des neuen Schauspielhauses von der Oper werden erreicht. Für die ursprünglich angestrebte Zusammenführung von Produk-tions- und Spielbetrieb am Offenbachplatz war für Betriebskosten ein Einsparpotenzial von 750.000 Euro p. a. errechnet worden. Einen ein-heitlichen Werkstattbetrieb in einem zweiten und dritten Unterge-schoß und eine Unterkellerung des Bestands wie im Anfangsentwurf von jswd / Chaix & Morel wird es nicht geben, auch der Lichthof ent-fällt. Die heute hier vorhandenen Werkstätten erhalten jedoch ihr Pen-dant im Neubau. Die Einbeziehung auch der größeren Werkstätten, heute in der Oskar-Jäger-Straße, war für die Innenstadtlage aber auch als problematisch beurteilt worden (Lärmbelästigung, Logistik, Platz-bedarf).

WElChE VErBESSErUNGEN dEr BEtriEBStEChNiSChEN aBläUFE SiNd VorGESEhEN? Während im Altbau nur circa die Hälfte der dortigen Bühnenfläche als Nebenfläche vorhanden ist, bietet der Neubau ein Dreifaches der

Hauptbühnenfläche an Nebenbühnen bzw. Montageraum. Diese drei Ausweichflächen ermöglichen einen raschen Bühnenumbau und damit den Verzicht auf Schließtage und eine hohe Flexibilität im Spielplan. Diese Option wird ein sanierter Altbau nicht annähernd erfüllen kön-nen. Die Bühne des Riphahn-Baus ist zwar zu groß, aber auch bei einer Verkleinerung ergäbe sich nicht der notwendige Raumbedarf für das Rangieren eines zusätzlichen Bühnenwagens. Eine Sanierung könnte ja die Raumnutzung höchstens optimieren, nicht aber zusätzlichen Raum schaffen. Hinzu kommt die schwierige Zulieferung des Schau-spielhauses: benutzt wird derzeit lediglich ein Aufzug der Oper, der über einen schmalen, verwinkelten Gang mit der Theaterbühne ver-bunden ist. Die gesamte Haustechnik des Schauspiels ist bisher aus Platzmangel im eigenen Haus in der Oper untergebracht. Die neuen technischen Anlagen würden zudem weitaus mehr Platz brauchen als die jetzigen in ihrem veralteten Zustand. Beim derzeitigen Sanierungsplan für die Oper sind hierfür keine Flächen vorgesehen, so dass dieses Vorhaben in seiner momentanen Form nicht zusammen mit einer Sanierung des Schauspielhauses durchgeführt werden könnte. Die Oper müsste durch eine Sanierung deutliche Einschränkungen in der Realisierung ihres Raumprogramms hinnehmen.

WaS iSt aN WEitErEN BühNEN UNd aN GaStroNomiE GEPlaNt? Eine Kinderoper an der Südwestecke des Opernhauses mit eigenem Eingang ist Planbestand, ebenso wie eine als Ersatz für die Schlosserei geforderte Studiobühne. In der Ausschreibung wurde verlangt, »die für das Ballett benötigten Trainings- und Probenräume sollen neu kon-zipiert werden.« Auf Balletträume wird nun verzichtet, allerdings hat die Stadt Köln auch noch kein Ballettensemble. Ein neuer Orchester-probenraum wird nicht erstellt. Im Bestand gibt es bisher insgesamt drei Probebühnen, nach Umbau wird jedes Haus über drei eigene ver-fügen, die im Gegensatz zu den bisherigen ausreichende Raumhöhen haben werden. Ein gemeinsames Kasino an der Südflanke des Opern-hauses ist geplant.

Ein blick in die Planungseele der Stadt Köln.

stand der dinge

Page 63: Oper Pur 03

61Stand der dinge APPLAUS

WElChE StädtEBaUliChEN FUNK-tioNEN ErFüllt diE NEUordNUNG dES oPErNQUartiErS? Zu berücksichtigen ist der Denkmalwert des von Riphahn geschaf-fenen Ensembles auf dem Offenbachplatz. Derzeit allerdings funktio-niert das Ensemble nicht, die später veränderten Opernterrassen ste-hen zu fragil an der Kante der Nord-Süd-Fahrt, das Quartier hat insgesamt wenig Aufenthaltsqualität. Städtebaulich unbefriedigend ist die jetzige »Hinterhofsituation« für das Schauspielhaus und sein nied-riger Baukörper, der sich als Annex zur Oper verhält und keine eigene architektonische Aussage entwickelt. Ursprünglich stand die Riphahn- Oper als Solitär, durch den Anbau des bewusst zurückhaltend gestal-teten Schauspielhauses kam jedoch die besondere architektonische Form der Südflanke der Oper nicht mehr zur Geltung. Der Neubau stellt als kubischer Einzelbau die Oper frei. Seine entschie-dene Höhenentwicklung definiert die Quartierkante, die Südseite des Opernvorplatzes. An der Stelle des heutigen Schauspiels entsteht hier ein neuer Stadtraum, der zur Aufwertung der umliegenden Häuserkan-te führen kann. Durch das Kasino im Erdgeschoß der Oper, der freige-setzten Opernflanke und den Neubau im Osten erhält dieser Platz ein eigenes Gesicht, auch ohne den vormals geplanten Werkstattgraben. Quartiersübergreifend wird eine Verbindung vom neuen Rauten-strauch-Joest-Museum und dem Neumarkt über den Offenbach-Platz zu St. Kolumba hergestellt. Vervollständigt werden könnten diese Zu-sammenhänge und Sichtachsen durch das »Opernfenster« mit Blick auf das Weltstadthaus.

WElChE KoStENSChätZUNGEN liEGEN Vor? Die Architekten schätzen die Bruttogesamtbaukosten auf 289 Mio. Euro. Noch einmal 11,3 Mio. Euro sind für die Sanierungen der exter-nen Werkstätten und Proberäume zu veranschlagen und 1,6 Mio. Euro Wettbewerbs- und Planungskosten, insgesamt also 302 Mio. Euro. Rund 160 Mio. Euro entfallen auf die Sanierung der Oper, rund 120 Mio. Euro auf den Neubau des Schauspielhauses.

Für die Sanierung der Häuser werden sehr unterschiedliche Zahlen genannt. Die Kulturverwaltung spricht von 258,5 Mio. Euro, die Initi-atoren des Bürgerbegehrens von höchstens 180 Mio. Euro. Letzten Sommer hat die Verwaltung von externen Fachplanern die Sanierungs-kosten schätzen lassen: die Opernsanierung – ohne Werkstätten, Or-chesterprobensaal und Balletträume – beläuft sich danach auf rund 160 Mio. Euro, die des Schauspiels auf rund 60 Mio. Euro, und weitere 37 Mio. würden fällig für ein »Kleines Haus« an der Stelle der jetzigen Opernterrassen mit Kinderoper, Studiobühne, zwei Probebühnen und Lagerräumen. Die Machbarkeitsstudie des Planungsbüros Gerling und Arendt von 2003 liefert die konträren Zahlen der Neubaugegner: sie nannten eine Summe von 142 Mio. Euro für beide Häuser, die vom Kölner Immobi-lienexperte Klaus Feinen mittlerweile auf 180 Mio. Euro nach oben korrigiert wurde, ohne konkrete Angabe, worauf seine Berechnungen fußen.

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62 in der Garderobe mit APPLAUS

› miljenko Turk

Page 65: Oper Pur 03

63in der Garderobe mit APPLAUS

Wie halten Sie sich zwischen den Vorstellungen fit?Ich jogge, so oft ich kann, und besuche auch eine Salzgrotte in Köln.

Schonen Sie an Vorstellungstagen Ihre Stimme?Ja, unbedingt!

Sie gelten als Sprachentalent: Welche Sprachen be-herrschen Sie?Kroatisch schon bald weniger gut als Deutsch, Italie-nisch, Englisch, Japanisch, Französisch – und Rus-sisch kann ich ein wenig.

Sprechen Sie wirklich auch Japanisch?»Watashino kodomo Mia kanodschono okaasanto Osakani sundeimasu!« Meine Tochter lebt in Osaka mit ihrer Mutter, und ich kann mich mit ihr sehr gut unterhalten!

Wo haben Sie das Gefühl, »zuhause« zu sein?Köln, Köln, nur du allein …

Würden Sie sich eher als spontanen Menschen be-zeichnen oder als vorsichtig-abwartend?Privat definitiv spontan, beruflich bin ich vorsich-tig-abwartend, was sich in meiner Karriere sehr po-sitiv bewährt hat.

Schätzen Sie manchmal die Einsamkeit?Ich bin eher ein geselliger Typ, aber jeder Mensch braucht manchmal seine Ruhe.

Was glauben Sie: Welche Eigenschaften schätzen Ihre Freunde besonders an Ihnen?Den Sinn für Humor und meinen Wissensdrang !!!!

Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen besonders?Sie müssen natürlich auch humorvoll sein, verläss-lich und unanstrengend.

Finden Sie, es wird auf dem Bildschirm und auf der Bühne zuviel Sex gezeigt? Nein! So lange ich mich auf der Bühne nicht auszie-hen muss ...

Welche der von Ihnen gesungenen Opernpartien ist Ihnen als Mensch besonders fremd?papageno, wolfram von eschenbach, billy budd, marcello, luna – wie könnten mir diese Rollen fremd sein? Das sind einige der bewegends-ten Figuren, die ein lyrischer Bariton singen und darstellen darf.

Wie würden Sie den von Ihnen dargestellten Geistlichen in »Love and Other Demons« in kur-zen Worten charakterisieren?Ein Mensch, der am Zwiespalt zwischen der autori-tären Gehorsamkeit und dem Ausleben des eigenen Gefühls zugrunde geht.

Welche Traumpartien steht Ihnen noch bevor?onegin, don giovanni, pelléas, orfeo (Monte- verdi ), valentin in Gounods »Faust« …

Schauen Sie sich in Ihrer Freizeit Opernvorstellun-gen an?Ich besuche gerne die Vorstellungen, in denen meine Kollegen singen – überall auf der Welt!

Kein Ort am Theater ist intimer als die Künstlergarderobe. Opernstars eilen, glänzen und entschwinden: stets beschäftigt, stets kreativ, stets im Rampenlicht. Nur in der Garderobe, ihrem Refugium auf Zeit, können sie ein wenig Atem holen – bis zum nächsten Auftritt. Für Oper pur öffnen sie einen moment lang die Tür. Einen Spalt breit nur, aber genug, um die Welt hinter den Kulissen kurz erahnen zu dürfen. Diesmal: bariton miljenko Turk.

miljenko turk studierte in Graz und an der hochschule für musik Köln. Seit 2001 fest im Ensemble der oper Köln an, war er unter anderem in »tannhäuser«, »i Pagliacci«, »Jonny spielt auf«, »die Gärtnerin aus liebe«, »turandot«, »Così fan tutte«, »Capriccio«, »der Wild-schütz« sowie als billy budd und als wolfram von eschenbach in »tannhäuser« zu erleben. in dieser Spielzeit ist er als father caetano delaura in »love and other demons«, marcello in »la Bohème«, haly in »l’italiana in algeri«, sharpless in »madama Butterfly« und als donner in »das rheingold« zu hören. 2006 sang er im mozart-Zyklus bei den Salzburger Festspielen, in den Jahren 2004, 2005 und 2007 gastierte er bei den Bayreuther Festspielen in den opern »Parsifal« und »lohengrin«. der Volksoper Wien ist er durch regelmäßige Engagements verbunden.

milJENKo tUrK

interview Georg Kehren foto Klaus lefebvre

in der garderobe mit …

am rande Es gab eine Frau, da wusste man schon anhand des Namens seine Kinder in guten händen: ida Seele. die erste Kinder-gärtnerin der Welt wurde von Friedrich Fröbel, dem Erfinder des Kindergartens, ausgebildet. 1825 in Nord-hausen geboren und dort auch 1901 gestorben, leitete sie zeit- lebens in ganz deutschland Kindergärten, mädchen-schulen und den Frauenverein zur Beförderung Fröbel’scher Kindergärten.

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64 hinterbühne APPLAUS

Robert Stadler, Leiter der »Rüstkammer«, und seine drei Kolle-gen sind nicht nur – wie der Abteilungsname nahelegt – für Rüstun-gen, Lanzen, Degen, Ketten, Armbrüste und Schilde zuständig. Nein, sie sind auch die Experten der Action. Fallen auf der Bühne Schüsse, fließt Blut aus Dolchen und Messern, brennen Häuser, ex-plodieren Gegenstände, geht irgendwo Rauch auf, beginnen Kleider zu leuchten oder steigen Figuren mit riesengroßen Flügeln vom Bühnenhimmel herab, dann sind sie gefordert.»Rüstkammerist« ist kein Lehrberuf. Ins Herz der Rüstkammer füh-ren einzig große handwerkliche Geschicklichkeit, Ideenreichtum und Kreativität, umfangreiche Matrialkenntnisse und Verständnis für Dinge wie Elektrik und Hydraulik. Und: viel Erfahrung und Ge-duld. Nur solchen Menschen ist es gegeben, die stets ausgefallenen Wünsche eines Produktionsteams zu erfüllen. Immer natürlich unter strikter Beachtung der strengen deutschen Sicherheitsvorschriften und Waffengesetze. In regelmäßigen Abständen absolvieren die

Männer der Rüstkammer Fortbildungen. Zum einen um die vorhan-denen Kenntnisse aufzufrischen, zum anderen um sich auf den aktuel-len Stand der Vorschriften und Technik zu bringen.»Unsere größte Freude ist es, wenn bei jeder Vorstellung alles funktio-niert«, sagen Robert Stadler und Kollege Alexander Hergert. Das Be-sondere an ihrem Beruf seien die abwechslungsreichen und vielfälti-gen Anforderungen. Die »Unberechenbarkeit« der Herausforder- ungen. Denn mit jeder Produktion kommen völlig andere Aufgaben auf sie zu. »Wir arbeiten ja für alle Bühnen in Köln und entwickeln da-bei individuelle Lösungen, die wir selbst konstruieren, entwickeln, bauen und umsetzen.« Und wenn das künstlerische Team dann noch Freude an ihren Lösungen hat, dann seien sie froh. Köln kann sich also glücklich schätzen. Auch aus einem weiteren Grund: Neben der Rüstkammer an der Semperoper Dresden ist die Kölner Rüstkammer die im europäischen Raum größte verbliebene Rüstkammer mit einem derart weitgefächerten Aufgabengebiet.

text tanja Fasching foto Klaus lefebvre

GUt GErüStEt

hinterbühne

»bretter, die die Welt bedeuten« – doch wer zimmert, putzt und bewegt sie eigentlich? Ein besuch hinter den Kulissen

› Robert Stadler mit Hieb- und Stichwaffen der Rüstkammer

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› Ein kurzes Lexikon der Seelenkomposita der deutschen Sprache:

die Seele baumeln lassenseelenvergnügt

SeelenverkäuferSeelenverwandtschaft

seelenvollSeelenwanderung

die gute Seeleeine treue Seele

eine verwandte Seeledann hat die liebe Seele Ruh’

auf der Seele brennenein Spiegel der Seele

aus tiefster Seelejemanden aus der Seele sprecheneine Last von der Seele nehmen

sich etwas von der Seele redenein Herz und eine Seele

mit Herz und Seelemit Leib und Seele

Balsam für die Seeleaus tiefster Seele

seelische BelastungSeelentrost

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