Ostvision - Januar 2015

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512 | JANUAR 2015 Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission JETZT BRAUCHEN SIE UNS ERST RECHT Notfall Ukraine Kriegsvertriebene benötigen Hilfe | Afghanistan Jetzt brauchen sie uns erst recht | Aktion Weihnachtspäckli 91 100 Weihnachtspäckli gesammelt

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512 | JANUAR 2015 Monatszeitschrift der Christlichen Ostmission

JETZT BRAUCHENSIE UNS ERST RECHT

Notfall Ukraine Kriegsvertriebene benötigen Hilfe | Afghanistan Jetzt brauchen sie uns erst recht | Aktion Weihnachtspäckli 91 100 Weihnachtspäckli gesammelt

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wird monatlich herausgegeben von der CHRISTLICHEN OSTMISSION (COM), Worb

Nr. 512: Januar 2015Jahresabonnement: CHF 15.–

Redaktion: Georges Dubi

Adresse: Christliche Ostmission Bodengasse 14 3076 Worb BETelefon: 031 838 12 12Fax: 031 839 63 44E-Mail: [email protected]: www.ostmission.ch

Postkonto: 30-6880-4Bankkonto: Spar + Leihkasse Münsingen, 16 0.264.720.06

Kontrolle der Bücher: Unico Treuhand AG, Burgdorf

Spenden sind in allen Kantonen steuer-abzugsberechtigt. Nähere Auskünfte er teilt unser Sekretariat. Gehen für ein Projekt mehr Spenden als benötigt ein, werden diese für ähnliche Zwecke ein gesetzt.

Bildquelle: COM, Hagar internationalWenn nicht anders vermerkt, haben die abgebildeten Personen keinen Zusam-menhang mit den erwähnten Beispielen.

Gestaltung: Thomas Martin

Druck: Stämpfli AG, Bern

Papier: Das Magazin ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.

Geschäftsleitung:Georges Dubi, MissionsleiterGallus TannheimerStephan Schär

Stiftungsrat:Mario Brühlmann, Orpund, PräsidentPfr. Thomas Hurni, Leutwil, VizepräsidentChristian Bock, Seedorf Thomas Haller, LangenthalPfr. Jürg Maurer, Hirschthal

Beauftragter des Stiftungsrates:Günther Baumann

Die Christliche Ostmission hat den Ehrenkodex unter-zeichnet. Das Gütesiegel verpflichtet die Unterzeichner zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende.

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editorial

ostvision januar 2015

Georges Dubi Missionsleiter

Liebe Missionsfreunde

Wir freuen uns, mit Ihnen ein neues Jahr zu beginnen. Was es bringen wird, wissen wir nicht. Was wir aber wissen: Der alles verändernde und alles möglich machende Jesus Christus wird der Mittelpunkt dieses Jahres sein.

Als Mission wollen wir die Menschen in un-seren Projektländern nicht belehren und ihnen nicht sagen, was sie zu tun haben. Stattdessen wollen wir Nachfolger und Vorbild sein. Wir wollen vorleben, dass es etwas anderes gibt als das hoffnungslose Leben, das viele kennen. Und wir wollen zeigen, dass eine andere Welt möglich ist als diejenige, unter der viele leiden.

Jesus hat verachteten Menschen Ach-tung und Gerechtigkeit zukommen lassen. Nicht soziale Gerechtigkeit, sondern gött-liche Gerechtigkeit. Er hat die Menschen geliebt, sich für sie geopfert und die Türen zum Leben geöffnet. Der Glaube an Gott macht nicht abhängig, sondern frei.

In der Leitung der Christlichen Ostmission gibt es erfreuliche Neuigkeiten. Der Stif-tungsrat hat Gallus Tannheimer, Projekt-leiter Gewerbeförderung, und Stephan Schär, Leiter Finanzen und Administration, in die Geschäftsleitung der Christlichen Ostmission befördert. Ich freue mich sehr, dass die beiden ihre Gaben nun auch auf dieser Ebene einbringen. Der Stiftungsrat und die Mitarbeitenden wünschen ihnen dabei viel Segen, Weisheit und Freude.

Günther Baumann verlässt die Geschäfts-leitung. Über 17 Jahre hat er sich in dieser Funktion für die Mission eingesetzt und diese mitgeprägt. Als Beauftragter des Stif-tungsrates wird er weiterhin für die Mission tätig sein. Der Stiftungsrat und die Mitarbei-tenden danken ihm für seinen wertvollen, geschätzten Dienst und freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit.

Mit den besten Segenswünschen grüsse ich Sie herzlich aus Worb, danke Ihnen für Ihr Vertrauen und freue mich auf ein ge-meinsames spannendes Missionsjahr.

Code d'honneurEhrenkodex

«An Jesus Christus glauben heisst nicht eine Lehre verbreiten, sondern Jesus nachfolgen. Jesus muss wieder als Vorbild ans Licht gerückt werden, um deutlich zu machen, was es heisst, ein Christ zu sein. Unser Herr Jesus hat nie doziert, sondern als Vorbild Nachfolge gefordert.» Sören Kierkegaard

Georges DubiMissionsleiter

Gallus TannheimerProjektleiter Gewerbeförderung

Stephan SchärLeiter Finanzen und Administration

Geschäftsleitung Christliche Ostmission

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persönlich

MENSCHEN unterwegs mit uns

Männer zu heiraten. Ich war zutiefst scho-ckiert! Warum stand niemand auf gegen die himmelschreiende Ausbeutung von Kin-dern? Warum kämpfte niemand gegen die Gewalt an Frauen?

2007 heiratete ich und zog nach Australien. Mit World Vision setzte ich mich dort gegen den Menschenhandel ein. Während dieser Zeit erkannte ich, dass es nicht genügt, den Handel zu stoppen. Überlebende brauchen Hilfe, um ihr Trauma aufarbeiten zu kön-nen! Dieses Anliegen bewog mich und mei-nen Mann, nach Kabul zu ziehen. Eine ein-zige Organisation engagierte sich dort gegen den Menschenhandel, und bei ihr fing ich an zu arbeiten. Wir setzten uns für afghanische Frauen ein, um die sich niemand kümmerte. Ihre Vergangenheit war tragisch, doch ihr Mut und ihre Kraft liessen mich hoffen. Ich lernte, dass traumatisierte Menschen ihre Vergangenheit aufarbeiten und gesund wer-den können. So eröffneten wir ein Schutz-haus, wo solche Frauen Hilfe finden.

«Wie kannst du nur in Afghanistan arbei-ten?», werde ich oft gefragt. Ich sage immer: Wenn ausgebeutete Frauen und Kinder um Hilfe bitten, gibt es nur eine Antwort: JA! Ja, wir können dir helfen und Hoffnung geben, wir können für dein Recht einstehen, wir können dich auf dem langen, harten Weg be-gleiten. Ja sagen zu können, ist ein grosses Privileg.

Ich bin im amerikanischen Staat Nebraska aufgewachsen. Meine Kindheit war nichts Besonderes, dachte ich damals. Heute sehe ich das anders: Ich hatte das Privileg, in ei-nem sicheren Daheim aufzuwachsen! Meine Eltern waren sehr fürsorglich und versuch-ten, mich vor Negativem zu bewahren. Als ich 15 Jahre alt war, besuchte ich Russland. Dort wurde mir bewusst, dass viele Men-schen kein sicheres Zuhause haben. Von da an wollte ich das, was mir selbst geschenkt war, anderen weitergeben: Sicherheit! Schutz vor Ausbeutung! Würde! Ich konnte und wollte die Ungleichheit und Ungerechtigkeit nicht mehr ignorieren. Ich wollte etwas ver-ändern.

Diese Überzeugung hat mich 2002 nach Afghanistan geführt. Die Bombardierungen hatten aufgehört, die Taliban-Herrschaft war am Ende. Ich war konfrontiert mit einer traumatisierten Nation voller Armut und Un-gerechtigkeit: Frauen wurden ausgebeutet, Buben für sexuelle Vergnügen missbraucht. Mädchen verkauft, um Familienschulden zu bezahlen, Frauen gezwungen, gewalttätige

«Ich konnte und wollte die Ungerechtigkeit nicht mehr ignorieren.»

Laura*

*Aus Schutzgründen wurde der Name geändert und auf die Veröffentlichung eines Bildes verzichtet.

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NOTFALL

Ruth Thomann Projekt leiterin

Valentin Sandu nimmt seine neuen Kühe in Empfang.

Im April 2014 baten wir um Spen­den für drei Milchkühe für Valentin Sandu, einen Bauern und Gemeinde­leiter in Moldawien. Das Echo war überwältigend: Nicht drei, sondern sechs Kühe konnten wir kaufen.

Herzlichen Dank für Ihre Hilfe! Valentin Sandu und seine Angehörigen freuen sich sehr, nun gute Milch produzieren zu kön-nen. Milch und Milchprodukte sind Mangel-ware in Moldawien, mehr als 20% des Be-darfs wird importiert.

Wir prüfen die Möglichkeit, auch anderen geeigneten Bauern in Moldawien Milchkühe zu vermitteln.

NOTFALLPROJEKT APRIL 2014 | MOLDAWIEN

KÜHE IN MOLDAWIEN ANGEKOMMEN

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KRIEGSVERTRIEBENE IN DER UKRAINE BENÖTIGEN HILFE

Vertriebene erhalten bei Vladislav und seinem Team Hilfsgüter.

Dank dem neuen Bus sind Hilfsgütertransporte in die Ostukraine wieder möglich.

Das Geld für den Kauf eines Ersatz­autos ist zusammengekommen und seither laufen die Hilfsgütertrans­porte in die Kriegsgebiete der Ost­ukraine wieder. Herzlichen Dank für Ihre Solidarität und Hilfe.

Ende August stahlen Rebellen den Kleinbus, mit dem Christen aus der Stadt Saporoschje Lebensmittel und Hilfsgüter in die Kriegs-gebiete der Ostukraine transportierten. Vla-dislav, der Fahrer, wurde sechs Tage gefan-gen gehalten und gequält. Er kam schliess-lich frei, doch der Bus blieb verschwunden.

NOTFALLPROJEKT OKTOBER 2014 | UKRAINE

HILFSTRANSPORTE INS KRIEGSGEBIET LAUFEN WIEDER

In Saporoschje leben Tausende von Vertriebenen, täglich kommen neue dazu. Diese Menschen haben durch den Krieg alles verloren. Unsere Partner versorgen sie mit Lebensmitteln, Kleidern und Hy-gieneartikeln und helfen ihnen, sich in der schwierigen Situation zurechtzufinden.

Nach dieser Erfahrung wünschten sich Vla-dislav und das ganze Team der kleinen Or-ganisation, die Hilfsgütertransporte mög-lichst rasch wieder aufnehmen zu können. Sie wollten weiter Menschen in den Kriegs-gebieten mit dem Nötigsten versorgen und moralisch unterstützen.

Diesen Wunsch haben wir Ihnen weiterge-leitet, verbunden mit der Bitte um Spenden. Wir sind sehr dankbar, dass die benötigten 8000 Franken für den Ersatz des Kleinbusses rasch zusammengekommen sind! Der Dienst in der Ostukraine geht weiter – vielen Dank!

CHF 50.–Hilfspaket für eine Flüchtlingsfamilie

bestehend aus Lebensmitteln und Hygieneprodukten für einen Monat

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WIR SCHÜTZEN vor Frauen­ und Kinderhandel

Beatrice KäufelerProjektleiterin

Afghanistan – ein gefährliches Land für Frauen

JETZT BRAUCHEN SIE UNS ERST RECHT

AFGHANISTAN

Unsicherheit und Angst herrschen in Afghanistan, fast täglich gehen Bomben hoch. Viele fürchten, dass die Taliban wieder die Macht über­nehmen. Für die Frauen wäre dies das Ende jeglicher Hoffnung auf Schutz und Gerechtigkeit. Hilfe bie­ten ihnen nur die wenigen Schutz­häuser.

Unzählige Attentate erschütterten letztes Jahr Afghanistan. Ziel vieler Anschläge wa-ren Orte, wo sich Ausländer aufhalten: Res-taurants, Hotels und Spitäler. Zahlreiche Tote gab es auch an Sportanlässen und an-deren Orten, wo sich Menschen ansammeln. Nach der Wahl des neuen Präsidenten Asch-raf Ghani häuften sich die Attentate. Es ist zu befürchten, dass die Gewalt nochmals eskaliert, wenn der Abzug der internatio-nalen Kampftruppen abgeschlossen ist. Im Rahmen eines Folgeeinsatzes der Nato mit über 12 000 ausländischen Soldaten sollen immerhin die einheimischen Sicherheits-kräfte gestärkt und für die kommenden He-rausforderungen geschult werden.

Bedrückend ist auch die wirtschaftliche Situa-tion. Internationale Geber haben in den letz-ten Jahren Milliarden von Dollar in Sicher-heitskräfte, das Bildungswesen und den Ge-sundheitsbereich investiert. Zumindest im Bildungswesen sind einige Fortschritte er-zielt worden: Polizisten und Soldaten sind heute besser geschult und 48% der Mädchen sowie 64% der Buben können inzwischen le-sen und schreiben. Geld fliesst weiterhin, es

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WIR SCHÜTZEN vor Frauen­ und Kinderhandel

Es gibt nur wenige Schutzhäuser im Land.

soll dem Wiederaufbau des Landes dienen. Bis heute allerdings haben die Menschen ne-ben dem Opiumanbau kaum wirtschaftliche Perspektiven.

Der Gewalt ausgeliefertIn dieser allgemeinen Hoffnungslosigkeit gibt es eine Gruppe Menschen, die noch hoff-nungsloser ist: Frauen und Mädchen, die Ge-walt und Ausbeutung erleben oder erlebt ha-ben. Die Gesetze, die Präsident Hamid Karzai noch vor seinem Abgang verabschiedet hat, begünstigen gewalttätige Männer auf Kosten der schutzbedürftigen Frauen. Damit ist es praktisch unmöglich, Peiniger zur Rechen-schaft zu ziehen. Ausserdem werden Ge-setze, die dem Schutz von Frauen und Kin-dern dienen sollen, kaum in die Praxis um-gesetzt. Denn über dem Gesetz steht die Ehre des Mannes und seiner Familie. Wenn sich das nicht ändert, wird die Gewalt und Unge-rechtigkeit an Frauen nie aufhören!

Fast keine SchutzhäuserIn der Hauptstadt Kabul mit über drei Mil-lionen Einwohnern gibt es nur vier Schutz-häuser für Frauen und Mädchen. Das ist er-bärmlich, wenn man bedenkt, dass die meis-ten Frauen im Land auf die eine oder andere Weise diskriminiert und ausgebeutet werden oder Gewalt erfahren!

Unsere Partner führen eines der Schutzhäu-ser. Die Frauen, die mit ihren Kindern dort Unterschlupf suchen, haben Schlimmes er-lebt und nie Gerechtigkeit erfahren. Sie sind an Leib und Seele bedroht, eine Rückkehr zum Ehemann ist selten möglich. Zu ihrem Schutz müssen einige sogar eine neue Identi-tät annehmen und das Land verlassen.

Immer öfter suchen auch Minderjährige Zu-flucht im Schutzhaus, z.B. Zarmina*. Sie er-zählt: «Ich war sechzehn, als ein Junge mich ständig anrief. Er machte mir viele Ver-sprechen und ich fühlte mich wie in einem Traum. Schliesslich trafen wir uns an einem geheimen Ort. Dort erwartete mich aber nicht Liebe, sondern ein Albtraum. Er be-

täubte mich. Die verschlossene Tür liess mich erkennen, dass ich eine Gefangene war. Er vergewaltigte mich und fügte mir Schmer-zen zu, während eine Videokamera alles auf-zeichnete. Ich schaffte es zu flüchten, doch der Albtraum ging weiter: Meine Familie wollte nichts mehr von mir wissen und die Polizei inhaftierte mich. Als Ehebrecherin.»

Die Opfer nicht alleine lassenWegen der unsicheren politischen Lage mussten unsere Partner letztes Jahr ihr Büro schliessen. Aus Sicherheitsgründen mussten die internationalen Mitarbeiterinnen des Schutzhauses zwei Mal das Land verlassen. Dank einheimischen Mitarbeiterinnen war die Betreuung der 12 Frauen und 25 Kinder aber auch in dieser Zeit gewährleistet.

Wir lassen die traumatisierten Frauen nicht im Stich. Zusammen mit unseren Partnern werden wir sie im Aufarbeiten ihrer Vergan-genheit weiter unterstützen und ihnen durch Schulbildung und Berufskurse einen Start in ein würdiges und hoffnungsvolles Leben er-möglichen.

Über dem Gesetz steht die Ehre des Mannes und seiner Familie.

*Name aus Schutzgründen geändert

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Riesiges Engagement, grossartiger und begeisterter Einsatz unzähli­ger Helferinnen, Helfer und Kirch­gemeinden haben es möglich ge­macht: 91 100 Weihnachtspäckli für Osteuropa sind zusammengekom­men!

91 100 wunderschön verpackte Weihnachts-päckli sind zu Bedürftigen und Benachteilig-ten, Kindern, Alleinstehenden und Familien gelangt. Sie haben grosse Freude und Dank-

HERZLICHEN DANK!

91 100WEIHNACHTSPÄCKLI

barkeit ausgelöst. Für die Beteiligten war es ein ganz besonderes und unvergessliches Weihnachtsfest.

Die Christliche Ostmission und die drei an-deren Missionen, mit denen wir die Aktion durchführen, danken allen ganz herzlich, die mitgeholfen und sich beteiligt haben. Herz lichen Dank für den grossen, engagier-ten, freudigen Einsatz und die vielen Spen-den, welche die Transporte der Päckli nach Osteuropa möglich gemacht haben.