Outdoor: Dokumentation

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Outdoor

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140 x 202 mm Fedra Mono, Memoriam

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Outdoor

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Kerstin BauerSommersemester 2011Freies Gestalten | Prof. Arndt

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Mindmap 01Mainz 03

Nischen 07Knetraum 09

Skulptur: Marshmallowbrüste 11Aktion: Gratisgespräch 21

Index

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Outdoor - der öf-fentliche Raum. Was assoziiere ich mit dem Begriff? Die Mindmap ist eine erste inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik.

Dabei haben sich die Begriffsgruppen Pri-vater Raum (als Ge-gensatz zur Öffent-lichkeit), soziale Normen, Stadt und Natur heraus kris-tallisiert.

Für mich ist der Kontrast zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum und dem damit verbundenen unter-schiedlichen Verhal-ten am interessan-testen.

Während man sich in seinem privaten Freiraum zeigen kann wie man möchte, un-terliegt man in der Öffentlichkeit immer bestimmten unaus-gesprochenen Geset-zen, die das eigene Verhalten regulieren und an die allgemein anerkannte Norm an-passen um nicht auf-fällig zu werden und aus der Gemeinschaft herauszutreten. Das soziale Gefüge bie-tet Sicherheit so lange man ein Teil dieser Gemeinschaft und entsprechend angepasst ist. Geht das eigene Verhal-ten aber über die Norm hinaus, läuft man Gefahr, von der Gemeinschaft versto-ßen zu werden. Ein stark ausgeprägter Individualismus oder eine exzentrische Ader machen also angreifbar. Dieser

Gefahr der sozia-len Abstoßung wollen die meisten Menschen aus Angst vor ihrer eigenen Verletzlich-keit entgegenwirken. Hinter einem gro-ßen Schutzbedürfnis durch ein soziales Gefüge steht dann also eine große Ver-wundbarkeit.

Mindmap01

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ÖFFENTLICHER RAUM

PRIVATER RAUM

SOZIALE NORMEN

STADTNATUR

Freiraum so sein können wie man will

Anpassung

unauffällig sein

verstecken

uniform

Einhaltung

gefangenunfrei

AbweichenGefahr

Verletzbarkeit

Schutzbedürfnis

Vorschriften Gesetze

viele Menschen

belebt

Verkehr

laut

gedrängt

Autos

VerschleißStraßen

Bebauung

Architektur

Abfall

unbeachtet

unnötig

überflüssig

fremdunbemerkte Plätze

Wetter

TierePflanzenwenig Menschen

belebt ohne Menschen

Naturgesetze

menschliches Rechtssystem

Ordnungsamt

Wer gestaltet den öffentlichen Raum?

Mitwirken von Allenfür Alle?

Gemeinschaft

soziales Gefüge

Geborgenheit

Sicherheit

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Mainz03

Eine erste Begehung der eigenen Stadt.

Wo sind interessan-te, ungewöhnliche Orte, die Möglich-keiten für Interven-tionen ergeben?

Kapellenplatz Mainz Gonsenheim

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leerstehende GarageMainz Weisenau

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verlassene HäuserMainz Zwerchallee

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freier PlatzMünsterplatz

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Unter zwei Meter große, unbemerkte Zwischenräume. Auf der Suche nach frem-dem, überschaubar begrenztem Raum.

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Nischen

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Was kommt dir in den Kopf, wenn du an den öffentlichen Raum denkst? Wie fühlt sich dieser Raum an? Welche Gestalt kann man ihm geben?

Der Knetraum ist mein Versuch, dem abstrakten Begriff des öffentlichen Raums durch Knete eine Form zu geben.

Um einen Raum darzu-stellen braucht das Objekt eine Begren-zung nach Außen hin. Gleichzeitig soll dieser Raum auch öf-fentlich zugänglich sein, weshalb das Objekt zum größten Teil offen und nur nach Hinten und zu den Seiten hin be-grenzt ist.

Mein erster Impuls für eine Formfin-dung war eine hohle Rundform. Aus dieser offenen Höhle treten Kugeln vom inneren, geschützen Teil nach Außen in den frei-liegenden Teil hin-ter der Begrenzung, bzw. Formen dringen von Außen nach Innen herein. Im inne-ren, geschützteren Teil sind die Kugeln kleiner, also schwä-cher, was sie sich durch die gegebe-ne schützende Be-grenzung des Raumes leisten können.

Durch die Form habe ich versucht den Kontrast zwischen dem privaten und dem öffentlichen Raum darzustellen.

Interessanterweise hat mich das End-ergebnis der Form an eine weibliche Brust erinnert, was mich wieder auf die Themen Verletzlich-keit und Schutzbe-dürfnis hat stoßen lassen. Durch diese Form konnte ich den Themenbereich für mich um Geborgen-heit, Wärme, Weich-heit, Weiblichkeit und Mütterlichkeit erweitern.

Knetraum09

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Skulptur11

Wie bereits durch den Knetraum heraus-gefunden, mangelt es im öffentlichen Raum an „weichen“ Quali-täten. Die Öffent-lichkeit erfordert angepasstes Verhal-ten, das Einhalten sozialer Normen um Sicherheit durch die Zugehörigkeit zu einer Menschen-gruppe zu erlangen. Der öffentliche Raum steht im Gegen-satz zum bekannten, privaten Raum und bietet daher immer wieder das Fremde, Unbekannte und das Unerwartete. Hier lauern also um jede unbekannte Ecke po-tenzielle Gefahren. Aus dieser Angst heraus sucht das Individuum Schutz in der Gemeinschaft, um

durch viele Menschen schwerer angreif-bar zu sein. Der öffentliche Raum ist also kein Raum, in dem per se Ver-trauen herrscht. Vielmehr fehlt es dort an einer fami-liären, häuslichen Atmosphäre. Man wird dort mit dem Frem-den konfrontiert, liefert sich poten-ziellen Gefahren aus und muss daher die eigene weiche Seite gut vor der Außen-welt verstecken.

Mit meiner Skulptur möchte ich daher dem Weichen und Verletz-lichen einen Raum in der Öffentlich-keit geben, weil die genannten Attribute dort so selten auf-zufinden sind.

Weichheit, Fürsorge und Wärme - all das gibt uns im priva-ten Raum die Mutter. Wo ist die versor-gende Mutter in der Öffentlichkeit, die sich unserer Un-zulänglichkeiten annimmt? Dort exis-tiert dieses Prinzip nicht.

Deshalb hat mei-ne Skulptur die Form der weiblichen Brust, die symbo-lisch für das Näh-rende und Schützende steht.Bei der Materialwahl habe ich mir über-legt, womit sich die Weichheit am besten umsetzen lässt und bin letztendlich bei Marshmallows gelan-det. Sie fühlen sich knautschig-weich an,

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man muss vorsichtig mit ihnen bzw. dem Endprodukt umgehen. Dazu sind sie noch milchig-weiß, was die Assoziation zu dem Nährenden nahe-legt.

Diese demzufolge ver-letzlichen, weichen Objekte habe ich an religiöse Orte ge-setzt. Wenn man sich das Stadtbild von Mainz betrachtet, wird die Dominanz

der christlichen Institutionen deut-lich. Kirchen prägen die „Skyline“. Die eigentlich ebenfalls „weiche“ Thematik von Religiosität und Glaube bekommt dabei aber eine Form, die Macht ausstrahlt: hoch in den Himmel ragende, nach oben hin spitz zulaufende Kirchtürme. Selbst hier wird das Weib-liche und Weiche nicht gewürdigt.

Als Gegenentwurf für die allgegen-wärtigen, dominant-männlichen Formen habe ich also diese weiche, verletzliche Form in diesen Kon-text gebracht.

Marshmallowbrüste sind also eine klei-ne Erinnerung an in Vergessenheit ge-ratene Attribute in der Öffentlichkeit.

Marshmallowbrüste Marshmallows und Mehl, ca. 15 cm groß

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Herstellungsprozess

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AltmünsterkircheMünsterstraßeVorplatz

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St. Christoph RuineHintere Christofs-gasseInnenpfeiler

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Kapuzinerkirche WeintorstraßeAußen-Einbuchtung

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In der Öffentlich-keit treffen viele meist fremde Men-schen aufeinander. Jeder benutzt und durchquert die-sen Raum um seinen eigenen Interessen nachzugehen. Zum Austausch kommt es dabei jedoch sel-ten. Das finden wir bedauerlich. Deshalb haben wir das Gra-tisgespräch einge-führt: eine einfa-che Aktion, bei der unsere Mitmenschen konstenlos mit uns in Kontakt treten können, indem sie einen Zettel ziehen

und zu der darauf abgebildeten Frage etwas sagen.

Die Fragen im Ein-zelnen:„Wo gehst du zum Re-den hin?“„Mit wem redest du am liebsten?“„Wie wichtig ist dir Kommunikation?“„Gibt es zu viel / zu wenig Kommunika-tion im öffentlichen Raum?“„Was wolltest du einen Fremden schon immer mal fragen?“„Worüber würdest du nicht mit Fremden reden wollen?“

„Wie kommunizieren Stubenfliegen mitei-nander?“„Du bist eine See-gurke. Du hast keinen Mund. Wie beschreibst du uns deinen Verteidi-gungsmechanismus?“

Bei unseren anfäng-lichen Versuchen, die noch unter „kos-tenlose Sprechstun-de“ stattgefunden haben, haben wir die Gesprächsthemen zunächst noch offen gelassen. Kommuni-kation an sich hat sich dabei aber als häufig angesproche-

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GratisGespräch

Gratismit Carina Kammerer und Kerstin Bauer

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nes Thema heraus-gestellt, weshalb wir dieses Thema im Gratisgespräch auch für die Fragen aus-gewählt haben.Wir wollten Fragen auf Zetteln stel-len, weil wir dach-ten, es würde den Leuten das Gefühl geben wirklich etwas „gratis“ zu bekommen und einfacher ein Gespräch einfädeln. Herausgestellt hat sich jedoch, dass die meisten die Fra-gen nur recht kurz beantwortet haben, sodass es nicht mehr zu so einem regen Austausch gekommen ist wie bei der of-fenen Variante.

Insgesamt war die offene Variante vom Anfang interessan-ter, da wir dabei das Gefühl hatten, dass die Leute wirk-lich angefangen ha-ben etwas miteinan-der zu teilen. Leute haben uns angespro-chen, dann sind andere neugierig geworden und sind ins Gespräch einge-stiegen. So sind wir auf die Offenheit gestoßen, die wir uns erwünscht haben.

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Kerstin BauerSommersemester 2011

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