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P. b. b., Erscheinungsort Linz Verlagspostamt 4020 Linz Einzelpreis S 2.50 Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) Folge 22 Wien-Linz, 25. November 1967 13. Jahrgang Im Vordergrund: Artikel V Gemeinsame Tagung der Volksdeutschen Landsmannschaften in Klagenfurf Die Volksdeutschen Landsmannschaften in dsferreich Sudetendeutsche, Donau- schwaben, Siebenbürger Sachsen, Gott- sdieer, Untersteirer und Miefjtaler hielten am Wochenende in Klagenfurt eine Beratung ab, um sich mit weiteren Fragen der Entschädigung zu befassen. In der sehr gründlichen Auseinander- setzung wurde nach einem Referat von Rechtsanwalt Dr. Emil Schembera unter dem Vorsitz von Ing. Valentin Reimann (der Vorsitzende der VLÖ, Major a. D. Michel, weilte bei einer wichtigen Ver- handlung in München) von den weiteren Möglichkeiten für eine Entschädigung zu- nächst der Artikel V des Bad-Kreuznacher Abkommens ins Auge gefaxt, der eine neue Beitragsleistung der Bundesrepublik vorsieht, falls sich Österreich zu neuen Leistungen für die Vertriebenen ent- schließt. Es ist daher bei der österreichi- schen Regierung anzustreben, die Initia- tive zu ergreifen, um eine Erweiterung der Entschädigung zu erreichen und Verhand- lungen mit der Bonner Regierung über einen neuen Beitrag in die Wege zu leiten. In der Sitzung in Klagenfurt kam auch der Wunsch nach der Bildung eines erweiterten Vertretungskörpers der Volksdeutschen in Oesterreich zum Ausdruck. Eine Art „Volks- deutscher Rat", soll den Bestrebungen mehr Nachdruck verleihen und zugleich den Kontakt zwischen VLÖ-Führung und den Mitgliedern der einzelnen Landsmannschaften vertiefen. Die Versammlung in Klagenfurt brachte auch den Appell, sich nicht auf die Entschädi- gungsfragen allein zu konzentrieren, sondern den heimatpolitischen Aufgaben erhöhtes Augenmerk zuzuwenden und damit die Ar- beit fortzusetzen, welche die Volksdeutschen für das alte Oesterreich geleistet haben. Zu der gemeinsamen heimatpolitischen Ar- beit bekannte sich auch die Sudetendeutsche Landsmannschaft in einer Bundesvorstands- sitzung, die der VLÖ-Beratung vorausging. Auch in dieser Sitzung, die unter Leitung des 3. Bundesobmannes Ing. Hiebel stand und vom Landesobmann in Körnten, Prok. Tschirch, herz- lich begrübt wurde, wurden die Aussichten für eine Entschädigung durch Dr. Schembera nüchtern und ausführlich dargestellt und von den Bundesvorstandsmitgliedern mit vielen Detailaufklärungen beleuchtet. Der Bundesvorstand der SLÖ wandte sich in dieser Sitzung einhellig mit Empörung ge- gen die Veröffentlichung eines die Vertrei- bung indirekt billigenden Artikels in der Zeit- schrift „Sparefroh" und beschloß, bei den zuständigen Stellen dagegen Verwahrung einzulegen. (Damit beschäftigt sich der ne- benstehende Leitartikel). JVeue Anmeldefrist erst 19ßS Nach den letzten Mitteilungen aus Wien ist im laufenden Jahr mit der schon lange an- gekündigten Novellierung des Anmeldege- setzes nicht mehr zu rechnen. Es wird aber versichert, dafj diese Novelle sofort am Be- ginn des Jahres 1968 dem Parlament zugehen wird. Der Grund der Verzögerung ist in der Inanspruchnahme des Nationalrates durch die Budgetberatung und die damit in Zusammen- hang stehende Gesetzgebung zu suchen. Der Nationalrat hat heuer seine Herbstsession mit Rücksicht auf die Wahlen in Oberöster- reich und in einigen Landeshauptstädten spä- ter begonnen, so daß der Zeitraum vor der Budgetberatung nicht genützt werden konnte. Die Novellierung des Anmeldegesetzes wird jenen, die seinerzeit die Anmeldung versäumt haben, die Gelegenheit geben, ihre Anmeldung zu vollziehen. Rund 800 Personen hatten damals die Anmeldung zu spät ab- gegeben. Eine große Zahl von Anspruchs- berechtigten ist durch die Verwaltungsge- richtsbarkeit in der Bundesrepublik zwischen zwei Stühle gekommen, weil die österreichi- schen Stellen erklärten, sie seien lastenaus- gleichsberechtigt, was von Deutschland be- stritten wurde. Ueber den Anspruch hat nun die Novelle zum Lastenausgleichsgesetz Klar- heit geschaffen. Wer nicht in Deutschland an- tragsberechtigt ist, soll nun in Oesterreich sei- nen Schaden anmelden können. Von zuständiger Stelle wird mit Verwun- derung festgestellt, daß in einer nicht gerin- gen Zahl von Fällen von den Finanzbehörden schon Angebote an Anspruchsberechtigte ge- stellt worden sind, die aber unbeantwortet geblieben sind. Es handelt sich teils um an- sehnliche Beträge in einer Gesamtsumme von 3 Millionen Schilling. Nationaler Verfall der Tschechen Die nichttschechischen Völker nehmen zu, die Tschechen ab In einer Studie über die Bevölkerungsent- wicklung in der Tschechoslowakei haben An- gehörige der Slowakischen Akademie der Wissenschaften festgestellt, daß das tschechi- sche Volk seit einer Reihe von Jahren mit den niedrigsten Geburtenziffern der Welt auf- wartet, während das slowakische Volk und damit die nichttschechische Bevölkerung von Jahr zu Jahr wächst. Der Präsident des Pra- ger Statistischen Amtes sagt im Vorwort, die Neues Reparationsschädengesetz im Parlament Abgeltung von Vertreibungsschäden ist nicht mehr vorgesehen Das Bundeskabinett in Bonn hat den Entwurf eines Reparationsschädengesetzes verabschiedet und den gesetzgebenden Kör- perschaften zugeleitet. Der Entwurf regelt die Abgeltung von Reparations-, Restitutions-, Zerstörungs- und Rückerstattungsschäden. Ein solcher Entwurf war schon dem früheren Bundes- tag vorgelegen, kam aber nicht mehr zur abschließenden Beratung. Er hatte auch die Abgeltung von Vertreibungsschäden vorge- sehen, die nicht im Lastenausgleichsgesetz geregelt sind. In der neuen Fassung fehlen — nach den ersten Pressemeldungen diese Verbesserungen größtenteils. Die „Sudetenpost" wird nach Vorliegen des Entwurfes näher berichten. Nach einer Be- kanntmachung des Bundesfinanzministe- riums ist der Entwurf an die Novellen des Lastenausgleichsgesetzes angeglichen wor- den. Es werden aber keine Hausratsent- schädigungen und auch keine Kriegsscha- denrenten vorgesehen und auch nicht An- teilseigner an Familienkapitalsgesellschaf- ten berücksichtigt, wie es der Lastenaus- gleichsausschuß bei der Beratung des er- sten Entwurfes vorgesehen hatte. Ein End- zeitpunkt für die Erfüllung der Ansprüche ist im neuen Entwurf nicht bestimmt, die Erfüllung soll sich nach den jeweiligen Haushaltsmitteln richten. Der jährliche Aufwand wird auf 50 Millionen DM ge- schätzt. seit 1950 immer ungünstiger verlaufende Be- völkerungsentwicklung in Böhmen habe eine tragische Situation ergeben. Eine solche Frage könne nur entstehen „aus einer Mentalität totalen Verfalles, mit dem sich das Volk be- reits abfindet". Mit dieser Mentalität machen zahlreiche Besucher der Tschechoslowakei Bekannt- schaft, wenn sie ihre Verwunderung aus- drücken, daß es in der CSSR nicht vorwärts geht und daß die einzelnen Bewohner nicht das natürliche Bestreben zeigen, sich einen besseren Standard zu verschaffen. „Wozu sol- len wir uns anstrengen", kann man als Ant- wort hören, „eines Tages werden die Sudeten- deutschen wiederkommen und uns wieder al- les wegnehmen, was einmal ihnen gehört hat." Durch diese Mentalität ensteht der Eindruck, daß die Tschechen ein faules Volk seien, eine Eigenschaft, die man ihnen früher nicht nach- gesagt hat. Sie fühlen eben, daß sie in einem unrechtmäßig erworbenen Eigentum leben. Daraus erklärt sich auch der Unterschied in der Bevölkerungsbewegung zwischen Tsche- chen und Slowaken. Die Slowaken haben im- mer ein besseres Verhältnis zu den Deutschen in ihrem Land gehabt — hätten sie 1945 frei entscheiden können, wäre es bei ihnen nicht zu der rohen Vertreibung der Deutschen ge- kommen. Ihr eigener Nationalismus ist heute unterdrückt, und das bewirkt ein Aufbäumen des nationalen Bewußtseins, das sich in der Zunahme der Bevölkerung äußert. Jugoslawen betreiben Menschenraub Exilkroatischer Priester aus Wien, österreichischer Staatsbürger, bei Triest entführt Am 10. September war der kroatische Prie- ster Mons. Professor Dr. Krunoslav Dragano- vic, der in Preßbaum bei Wien wirkte, in der Gegend von Triest spurlos verschwunden. Er hatte angeblich eine Dokumentation bei sich, die das jugoslawische kommunistische Regime wegen seiner Verbrechen gegen die Mensch- lichkeit schwer belastete. Nach einiger Zeit erfuhr die Oeffentlichkeit, daß Mons. Draga- novic in Jugoslawien verhaftet, aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden sei und einem Gerichtsverfahren wegen seiner Taten als Ge- folgsmann des kroatischen Führers Pavelic entgegensehe. Die jugoslawischen Behörden behaupteten, der Priester sei freiwillig in sein Heimat- land zurückgekehrt und habe sich den Be- hörden gestellt. Man veranstaltete am 16. No- vember mit ihm in der Nähe von Sarajewo eine Pressekonferenz mit in- und ausländi- schen Journalisten, wobei Draganovic die offi- zielle Behauptung über seine freiwillige Rückkehr bestätigte. Er begründete sie damit, um seine Staatsbürgerschaft bei den Gerich- ten zu klären. Indes aber ist in Wien ein Schriftstück be- kanntgeworden, das Mons. Draganovic schon im Jahr 1965 abgefaßt und in je einer Aus- fertigung einem Priester und einem Rechts- anwalt übergeben hat. In diesem Dokument schreibt der Priester, was immer er im Falle einer Entführung erklären, schreiben oder unterschreiben werde, dies als gegen seinen Willen und gegen seine Ueberzeugung be- trachtet werden müsse. Die Tatsache, daß sich die Jugoslawen zwei Monate Zeit gelassen haben, um Draganovic der Oeffentlichkeit vorzustellen, deutet dar- auf, daß man ihn so wie die Ungarn seiner- zeit Kardinal Mindszenty — für dieses Auf- treten „präpariert" hat. Mons. Draganovic besitzt außer der jugo- slawischen Staatsbürgerschaft, die ihm nie ab- erkannt wurde und die er nie abgelegt hat, auch die österreichische. Dies gab den öster- reichischen Behörden die Möglichkeit, in Bel- grad auf Aufklärung über das geheimnisvolle Verschwinden des Geistlichen zu dringen. Zu- nächst sicherten die jugoslawischen Behörden dem österreichischen Botschafter auch zu, daß der österreichische Presseattache mit Draga- novic sprechen könne. Der Bundesanwalt ver- hinderte aber eine Zusammenkunft mit dem Hinweis, der Kontakt mit ausländischen di- plomatischen Stellen könne einen Eingriff in das schwebende Verfahren darstellen. Das Wiener Außenministerium hatte den Bot- schafter in Belgrad angewiesen, mit aller ge- botenen Schärfe ein baldiges Zusammentref- fen mit dem Geistlichen zu verlangen. Die österreichischen Sicherheitsstellen stehen der Behauptung von der freiwilligen Rückkehr des Geistlichen sehr skeptisch gegenüber. Ihre Zweifel gründen sich darauf, daß es zwei Monate gedauert hat, bis die Jugoslawen den Aufenthalt Draganovics bekanntgegeben ha- ben. Auffallend ist auch die Tatsache, daß der Geistliche in ein Militärspital bei Sara- jewo eingeliefert worden ist. Er hatte noch am 5. September von Rom aus seine Rück- kehr nach Preßbaum angekündigt, dürfte also zu diesem Zeitpunkt nicht krank gewesen sein. Man hat den Verdacht, daß er so zuge- richtet wurde, daß er der Spitalspflege bedarf. Bei der Pressekonferenz allerdings machte er keinen kranken Eindruck. Inzwischen wurde ein Treffen mit einem österreichischen Diplo- maten erlaubt. Schleißiger Geschichtsunterricht VON GUSTAV PUTZ Bei den österreichischen Sparkassen regt sich in diesen Wochen manches. Kunden su- detendeutscher Herkunft halten den Verant- wortlichen ihre Sparbücher vor und drohen, ihre Cuthaben abzurufen und den Geschäfts- verkehr mit der Sparkasse abzubrechen. Sie haben zwar ihr Vertrauen in die Sparkassen nicht verloren, aber sind zutiefst verärgert über einen Artikel, den sie in der September- folge der Zeitschrift „Sparefroh" gelesen ha- ben. Diese Zeitschrift, herausgegeben vom Hauptverband der österreichischen Sparkas- sen, hat einem gewissen Dr. Franz Hubálek die Gelegenheit gegeben, Geschichtsunter- richt zu halten. Er hielt ihn, indem er über die Tschecho- slowakei schrieb: „Die CSSR ist ein junger Staat. 1918, nach dem ersten Weltkrieg gegründet, ist er aus der großen österreichisch-ungarischen Mo- narchie hervorgegangen. In diesem großen Reich waren viele Völkerschaften Mittel- und Osteuropas vereint. 1939 hat Hitler das Land besetzt. Es war nicht zu wundern, dafj 1945 alle Deutschen aus dem Land gewiesen wurden." Das ist ein provokanter Geschichtsunter- richt, über den die Sudetendeutschen mit Recht empört sind. Es entzieht sich unserer Kenntnis, ob Herr Dr. Hubálek sein Doktorat von einer juristischen oder philosophischen Fakultät erhalten hat. Ist er Jurist, muí) man ihm seine unpräzise Ausdrucksweise und mangelnde Logik vorwerfen, gehört er aber gar dem Lehrstand an, so mufj man befürch- ten, dafj er seinen Schülern einen sehr ober- flächlichen Unterricht erteilt. Denn zum ersten unterschlägt er, dafj nach dem ersten Weltkrieg die gewählten Ver- treter der Deutschen in den Ländern der böhmischen Krone den Zusammenschluß mit den Deutschen der Donau- und Alpenländer zum neuen Österreich beschlossen haben. Dieser Anspruch wurde von den Politikern der neuen Republik Deutschösterreich in St. Germain vertreten, aber der Diktatfriede von St. Germain setzte sich darüber hinweg. Die CSSR ist in der Gestalt, die sie nach 1918 annahm, nicht einfach aus der alten Monar- chie „hervorgegangen", sie hat diese Form unter Mißachtung des Willens der Deutschen angenommen. Zum zweiten war es wiederum eine Mißachtung des Willens und des Rechtes der Deutschen, daß ihnen im Jahre 1945 ein- fach das Recht zum Bleiben aberkannt wurde, ohne Rücksicht darauf, wieweit sie sich mit dem Hitler-Regime eingelassen hatten oder nicht. Es ist eine historische Tatsache, daß sich im Jahre 1938 die Tschechoslowakei da- zu bereit erklärte, die sudetendeutschen Ge- biete wieder herauszugeben, und es ist eine zweite historische Tatsache, daß die Deut- schen der Sudetengebiete auf den Entschluß Hitlers, 1939 auch die tschechoslowakischen Gebiete zu besetzen, keinen Einfluß nahmen. Es ist drittens eine Tatsache, daß sich die Slowaken 1939 entschlossen, sich von der CSR loszusagen und sich die Selbständigkeit zu nehmen, die ihnen von tschechischen Ver- tretern im Pittsburger Vertrag zugesichert, aber dann verweigert wurde. Dr. Hubálek hat es nicht verstanden, diese geschichtlichen Tatsachen klar herauszuar- beiten, er hat es bei dem Eindruck bewenden lassen, als ob die Deutschen selbst an ihrer Vertreibung schuld wären. ober seinen Artikel könnte man aber den- noch als eine der üblichen oberflächlichen Leistungen hinweggehen, die bei der Behandlung der sudetendeutschen Frage so häufig sind, käme nicht der Umstand dazu, daß die Zeitschrift „Sparefroh" als Unter- richtsbehelf an den Schulen zugelassen ist. Das Machwerk kommt also an Lehrer und Schüler heran, die dadurch ein verzerrtes Ge- schichtsbild erhalten. Man muß es der zu- ständigen Abteilung im Bundesministerium für Unterricht ankreiden, daß es diese Zulassung offenbar ohne Prüfung des Inhaltes gegeben hat. Das ist umso verwunderlicher und be- dauerlicher, als die Zweite Republik Öster- reich sonst darum bemüht ist, ihre eigene Entstehungsgeschichte von den Verzerrungen des Jahres 1918 zu befreien. Im kommenden Jahr wird Österreich seinen 50jährigen Be- stand feiern können und sich dabei gewiß daran erinnern, wie viel Unrecht ihm 1918 und 1919 angetan wurde. Österreich wird klar- In dieser Festtag der VLÖ in Körnten Seite 2 Droht Inflation in der CSSR? Seite 3 Egerer Gaststätten von Pleite bedroht Seite 3

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  • P. b. b., Erscheinungsort LinzVerlagspostamt 4020 LinzEinzelpreis S 2.50 Offizielles Organ der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ)

    Folge 22 Wien-Linz, 25. November 1967 13. Jahrgang

    Im Vordergrund: Artikel VGemeinsame Tagung der Volksdeutschen Landsmannschaften in Klagenfurf

    Die Volksdeutschen Landsmannschaftenin dsferreich — Sudetendeutsche, Donau-schwaben, Siebenbürger Sachsen, Gott-sdieer, Untersteirer und Miefjtaler —hielten am Wochenende in Klagenfurteine Beratung ab, um sich mit weiterenFragen der Entschädigung zu befassen.In der sehr gründlichen Auseinander-setzung wurde nach einem Referat vonRechtsanwalt Dr. Emil Schembera unterdem Vorsitz von Ing. Valentin Reimann(der Vorsitzende der VLÖ, Major a. D.Michel, weilte bei einer wichtigen Ver-handlung in München) von den weiterenMöglichkeiten für eine Entschädigung zu-nächst der Artikel V des Bad-KreuznacherAbkommens ins Auge gefaxt, der eineneue Beitragsleistung der Bundesrepublikvorsieht, falls sich Österreich zu neuenLeistungen für die Vertriebenen ent-schließt. Es ist daher bei der österreichi-schen Regierung anzustreben, die Initia-tive zu ergreifen, um eine Erweiterung derEntschädigung zu erreichen und Verhand-lungen mit der Bonner Regierung übereinen neuen Beitrag in die Wege zuleiten.

    In der Sitzung in Klagenfurt kam auch derWunsch nach der Bildung eines erweitertenVertretungskörpers der Volksdeutschen inOesterreich zum Ausdruck. Eine Art „Volks-deutscher Rat", soll den Bestrebungen mehrNachdruck verleihen und zugleich den Kontaktzwischen VLÖ-Führung und den Mitgliedernder einzelnen Landsmannschaften vertiefen.

    Die Versammlung in Klagenfurt brachteauch den Appell, sich nicht auf die Entschädi-gungsfragen allein zu konzentrieren, sondernden heimatpolitischen Aufgaben erhöhtesAugenmerk zuzuwenden und damit die Ar-beit fortzusetzen, welche die Volksdeutschenfür das alte Oesterreich geleistet haben.

    Zu der gemeinsamen heimatpolitischen Ar-beit bekannte sich auch die SudetendeutscheLandsmannschaft in einer Bundesvorstands-sitzung, die der VLÖ-Beratung vorausging.Auch in dieser Sitzung, die unter Leitung des3. Bundesobmannes Ing. Hiebel stand und vomLandesobmann in Körnten, Prok. Tschirch, herz-lich begrübt wurde, wurden die Aussichten füreine Entschädigung durch Dr. Schemberanüchtern und ausführlich dargestellt und vonden Bundesvorstandsmitgliedern mit vielenDetailaufklärungen beleuchtet.

    Der Bundesvorstand der SLÖ wandte sichin dieser Sitzung einhellig mit Empörung ge-gen die Veröffentlichung eines die Vertrei-bung indirekt billigenden Artikels in der Zeit-schrift „Sparefroh" und beschloß, bei denzuständigen Stellen dagegen Verwahrungeinzulegen. (Damit beschäftigt sich der ne-benstehende Leitartikel).

    JVeue Anmeldefrist erst 19ßSNach den letzten Mitteilungen aus Wien

    ist im laufenden Jahr mit der schon lange an-gekündigten Novellierung des Anmeldege-setzes nicht mehr zu rechnen. Es wird aberversichert, dafj diese Novelle sofort am Be-ginn des Jahres 1968 dem Parlament zugehenwird.

    Der Grund der Verzögerung ist in derInanspruchnahme des Nationalrates durch die

    Budgetberatung und die damit in Zusammen-hang stehende Gesetzgebung zu suchen.Der Nationalrat hat heuer seine Herbstsessionmit Rücksicht auf die Wahlen in Oberöster-reich und in einigen Landeshauptstädten spä-ter begonnen, so daß der Zeitraum vor derBudgetberatung nicht genützt werden konnte.

    Die Novellierung des Anmeldegesetzeswird jenen, die seinerzeit die Anmeldungversäumt haben, die Gelegenheit geben, ihreAnmeldung zu vollziehen. Rund 800 Personenhatten damals die Anmeldung zu spät ab-gegeben. Eine große Zahl von Anspruchs-berechtigten ist durch die Verwaltungsge-richtsbarkeit in der Bundesrepublik zwischenzwei Stühle gekommen, weil die österreichi-schen Stellen erklärten, sie seien lastenaus-gleichsberechtigt, was von Deutschland be-stritten wurde. Ueber den Anspruch hat nundie Novelle zum Lastenausgleichsgesetz Klar-heit geschaffen. Wer nicht in Deutschland an-tragsberechtigt ist, soll nun in Oesterreich sei-nen Schaden anmelden können.

    Von zuständiger Stelle wird mit Verwun-derung festgestellt, daß in einer nicht gerin-gen Zahl von Fällen von den Finanzbehördenschon Angebote an Anspruchsberechtigte ge-stellt worden sind, die aber unbeantwortetgeblieben sind. Es handelt sich teils um an-sehnliche Beträge in einer Gesamtsumme von3 Millionen Schilling.

    Nationaler Verfall der TschechenDie nichttschechischen Völker nehmen zu, die Tschechen ab

    In einer Studie über die Bevölkerungsent-wicklung in der Tschechoslowakei haben An-gehörige der Slowakischen Akademie derWissenschaften festgestellt, daß das tschechi-sche Volk seit einer Reihe von Jahren mit denniedrigsten Geburtenziffern der Welt auf-wartet, während das slowakische Volk unddamit die nichttschechische Bevölkerung vonJahr zu Jahr wächst. Der Präsident des Pra-ger Statistischen Amtes sagt im Vorwort, die

    Neues Reparationsschädengesetz im ParlamentAbgeltung von Vertreibungsschäden ist nicht mehr vorgesehen

    Das Bundeskabinett in Bonn hat denEntwurf eines Reparationsschädengesetzesverabschiedet und den gesetzgebenden Kör-perschaften zugeleitet.

    Der Entwurf regelt die Abgeltung vonReparations-, Restitutions-, Zerstörungs-und Rückerstattungsschäden. Ein solcherEntwurf war schon dem früheren Bundes-tag vorgelegen, kam aber nicht mehr zurabschließenden Beratung. Er hatte auch dieAbgeltung von Vertreibungsschäden vorge-sehen, die nicht im Lastenausgleichsgesetzgeregelt sind. In der neuen Fassung fehlen— nach den ersten Pressemeldungen —diese Verbesserungen größtenteils. Die„Sudetenpost" wird nach Vorliegen des

    Entwurfes näher berichten. Nach einer Be-kanntmachung des Bundesfinanzministe-riums ist der Entwurf an die Novellen desLastenausgleichsgesetzes angeglichen wor-den. Es werden aber keine Hausratsent-schädigungen und auch keine Kriegsscha-denrenten vorgesehen und auch nicht An-teilseigner an Familienkapitalsgesellschaf-ten berücksichtigt, wie es der Lastenaus-gleichsausschuß bei der Beratung des er-sten Entwurfes vorgesehen hatte. Ein End-zeitpunkt für die Erfüllung der Ansprücheist im neuen Entwurf nicht bestimmt, dieErfüllung soll sich nach den jeweiligenHaushaltsmitteln richten. Der jährlicheAufwand wird auf 50 Millionen DM ge-schätzt.

    seit 1950 immer ungünstiger verlaufende Be-völkerungsentwicklung in Böhmen habe einetragische Situation ergeben. Eine solche Fragekönne nur entstehen „aus einer Mentalitättotalen Verfalles, mit dem sich das Volk be-reits abfindet".

    Mit dieser Mentalität machen zahlreicheBesucher der Tschechoslowakei Bekannt-schaft, wenn sie ihre Verwunderung aus-drücken, daß es in der CSSR nicht vorwärtsgeht und daß die einzelnen Bewohner nichtdas natürliche Bestreben zeigen, sich einenbesseren Standard zu verschaffen. „Wozu sol-len wir uns anstrengen", kann man als Ant-wort hören, „eines Tages werden die Sudeten-deutschen wiederkommen und uns wieder al-les wegnehmen, was einmal ihnen gehörthat."

    Durch diese Mentalität ensteht der Eindruck,daß die Tschechen ein faules Volk seien, eineEigenschaft, die man ihnen früher nicht nach-gesagt hat. Sie fühlen eben, daß sie in einemunrechtmäßig erworbenen Eigentum leben.Daraus erklärt sich auch der Unterschied inder Bevölkerungsbewegung zwischen Tsche-chen und Slowaken. Die Slowaken haben im-mer ein besseres Verhältnis zu den Deutschenin ihrem Land gehabt — hätten sie 1945 freientscheiden können, wäre es bei ihnen nichtzu der rohen Vertreibung der Deutschen ge-kommen. Ihr eigener Nationalismus ist heuteunterdrückt, und das bewirkt ein Aufbäumendes nationalen Bewußtseins, das sich in derZunahme der Bevölkerung äußert.

    Jugoslawen betreiben MenschenraubExilkroatischer Priester aus Wien, österreichischer Staatsbürger, bei Triest entführt

    Am 10. September war der kroatische Prie-ster Mons. Professor Dr. Krunoslav Dragano-vic, der in Preßbaum bei Wien wirkte, in derGegend von Triest spurlos verschwunden. Erhatte angeblich eine Dokumentation bei sich,die das jugoslawische kommunistische Regimewegen seiner Verbrechen gegen die Mensch-lichkeit schwer belastete. Nach einiger Zeiterfuhr die Oeffentlichkeit, daß Mons. Draga-novic in Jugoslawien verhaftet, aber wiederauf freien Fuß gesetzt worden sei und einemGerichtsverfahren wegen seiner Taten als Ge-folgsmann des kroatischen Führers Pavelicentgegensehe.

    Die jugoslawischen Behörden behaupteten,der Priester sei freiwillig in sein Heimat-land zurückgekehrt und habe sich den Be-hörden gestellt. Man veranstaltete am 16. No-vember mit ihm in der Nähe von Sarajewoeine Pressekonferenz mit in- und ausländi-schen Journalisten, wobei Draganovic die offi-zielle Behauptung über seine freiwilligeRückkehr bestätigte. Er begründete sie damit,um seine Staatsbürgerschaft bei den Gerich-ten zu klären.

    Indes aber ist in Wien ein Schriftstück be-

    kanntgeworden, das Mons. Draganovic schonim Jahr 1965 abgefaßt und in je einer Aus-fertigung einem Priester und einem Rechts-anwalt übergeben hat. In diesem Dokumentschreibt der Priester, was immer er im Falleeiner Entführung erklären, schreiben oderunterschreiben werde, dies als gegen seinenWillen und gegen seine Ueberzeugung be-trachtet werden müsse.

    Die Tatsache, daß sich die Jugoslawen zweiMonate Zeit gelassen haben, um Draganovicder Oeffentlichkeit vorzustellen, deutet dar-auf, daß man ihn — so wie die Ungarn seiner-zeit Kardinal Mindszenty — für dieses Auf-treten „präpariert" hat.

    Mons. Draganovic besitzt außer der jugo-slawischen Staatsbürgerschaft, die ihm nie ab-erkannt wurde und die er nie abgelegt hat,auch die österreichische. Dies gab den öster-reichischen Behörden die Möglichkeit, in Bel-grad auf Aufklärung über das geheimnisvolleVerschwinden des Geistlichen zu dringen. Zu-nächst sicherten die jugoslawischen Behördendem österreichischen Botschafter auch zu, daßder österreichische Presseattache mit Draga-novic sprechen könne. Der Bundesanwalt ver-

    hinderte aber eine Zusammenkunft mit demHinweis, der Kontakt mit ausländischen di-plomatischen Stellen könne einen Eingriff indas schwebende Verfahren darstellen. DasWiener Außenministerium hatte den Bot-schafter in Belgrad angewiesen, mit aller ge-botenen Schärfe ein baldiges Zusammentref-fen mit dem Geistlichen zu verlangen. Dieösterreichischen Sicherheitsstellen stehen derBehauptung von der freiwilligen Rückkehrdes Geistlichen sehr skeptisch gegenüber. IhreZweifel gründen sich darauf, daß es zweiMonate gedauert hat, bis die Jugoslawen denAufenthalt Draganovics bekanntgegeben ha-ben. Auffallend ist auch die Tatsache, daßder Geistliche in ein Militärspital bei Sara-jewo eingeliefert worden ist. Er hatte nocham 5. September von Rom aus seine Rück-kehr nach Preßbaum angekündigt, dürfte alsozu diesem Zeitpunkt nicht krank gewesensein. Man hat den Verdacht, daß er so zuge-richtet wurde, daß er der Spitalspflege bedarf.Bei der Pressekonferenz allerdings machte erkeinen kranken Eindruck. Inzwischen wurdeein Treffen mit einem österreichischen Diplo-maten erlaubt.

    SchleißigerGeschichtsunterricht

    VON GUSTAV PUTZ

    Bei den österreichischen Sparkassen regtsich in diesen Wochen manches. Kunden su-detendeutscher Herkunft halten den Verant-wortlichen ihre Sparbücher vor und drohen,ihre Cuthaben abzurufen und den Geschäfts-verkehr mit der Sparkasse abzubrechen. Siehaben zwar ihr Vertrauen in die Sparkassennicht verloren, aber sind zutiefst verärgertüber einen Artikel, den sie in der September-folge der Zeitschrift „Sparefroh" gelesen ha-ben. Diese Zeitschrift, herausgegeben vomHauptverband der österreichischen Sparkas-sen, hat einem gewissen Dr. Franz Hubálekdie Gelegenheit gegeben, Geschichtsunter-richt zu halten.

    Er hielt ihn, indem er über die Tschecho-slowakei schrieb:

    „Die CSSR ist ein junger Staat. 1918, nachdem ersten Weltkrieg gegründet, ist er ausder großen österreichisch-ungarischen Mo-narchie hervorgegangen. In diesem großenReich waren viele Völkerschaften Mittel-und Osteuropas vereint. 1939 hat Hitlerdas Land besetzt. Es war nicht zu wundern,dafj 1945 alle Deutschen aus dem Landgewiesen wurden."

    Das ist ein provokanter Geschichtsunter-richt, über den die Sudetendeutschen mitRecht empört sind. Es entzieht sich unsererKenntnis, ob Herr Dr. Hubálek sein Doktoratvon einer juristischen oder philosophischenFakultät erhalten hat. Ist er Jurist, muí) manihm seine unpräzise Ausdrucksweise undmangelnde Logik vorwerfen, gehört er abergar dem Lehrstand an, so mufj man befürch-ten, dafj er seinen Schülern einen sehr ober-flächlichen Unterricht erteilt.

    Denn zum ersten unterschlägt er, dafj nachdem ersten Weltkrieg die gewählten Ver-treter der Deutschen in den Ländern derböhmischen Krone den Zusammenschluß mitden Deutschen der Donau- und Alpenländerzum neuen Österreich beschlossen haben.Dieser Anspruch wurde von den Politikernder neuen Republik Deutschösterreich in St.Germain vertreten, aber der Diktatfriede vonSt. Germain setzte sich darüber hinweg. DieCSSR ist in der Gestalt, die sie nach 1918annahm, nicht einfach aus der alten Monar-chie „hervorgegangen", sie hat diese Formunter Mißachtung des Willens der Deutschenangenommen. Zum zweiten war es wiederumeine Mißachtung des Willens und des Rechtesder Deutschen, daß ihnen im Jahre 1945 ein-fach das Recht zum Bleiben aberkannt wurde,ohne Rücksicht darauf, wieweit sie sich mitdem Hitler-Regime eingelassen hatten odernicht. Es ist eine historische Tatsache, daßsich im Jahre 1938 die Tschechoslowakei da-zu bereit erklärte, die sudetendeutschen Ge-biete wieder herauszugeben, und es ist einezweite historische Tatsache, daß die Deut-schen der Sudetengebiete auf den EntschlußHitlers, 1939 auch die tschechoslowakischenGebiete zu besetzen, keinen Einfluß nahmen.Es ist drittens eine Tatsache, daß sich dieSlowaken 1939 entschlossen, sich von derCSR loszusagen und sich die Selbständigkeitzu nehmen, die ihnen von tschechischen Ver-tretern im Pittsburger Vertrag zugesichert,aber dann verweigert wurde.

    Dr. Hubálek hat es nicht verstanden, diesegeschichtlichen Tatsachen klar herauszuar-beiten, er hat es bei dem Eindruck bewendenlassen, als ob die Deutschen selbst an ihrerVertreibung schuld wären.

    ober seinen Artikel könnte man aber den-noch als eine der üblichen oberflächlichenLeistungen hinweggehen, die bei derBehandlung der sudetendeutschen Frage sohäufig sind, käme nicht der Umstand dazu,daß die Zeitschrift „Sparefroh" als Unter-richtsbehelf an den Schulen zugelassen ist.Das Machwerk kommt also an Lehrer undSchüler heran, die dadurch ein verzerrtes Ge-schichtsbild erhalten. Man muß es der zu-ständigen Abteilung im Bundesministerium fürUnterricht ankreiden, daß es diese Zulassungoffenbar ohne Prüfung des Inhaltes gegebenhat. Das ist umso verwunderlicher und be-dauerlicher, als die Zweite Republik Öster-reich sonst darum bemüht ist, ihre eigeneEntstehungsgeschichte von den Verzerrungendes Jahres 1918 zu befreien. Im kommendenJahr wird Österreich seinen 50jährigen Be-stand feiern können und sich dabei gewißdaran erinnern, wie viel Unrecht ihm 1918und 1919 angetan wurde. Österreich wird klar-

    In dieser

    Festtag der VLÖin Körnten Seite 2

    Droht Inflation in derCSSR? Seite 3

    Egerer Gaststätten vonPleite bedroht Seite 3

  • H E I M A T - U N D V E R T R I E B E N E N - P O L I T I K

    legen können, dalj sich die Geschichte Euro-pas friedlicher entwickelt hätte, wären nicht1918 unhaltbare Zustände geschaffen wor-den. Wir nehmen an, dalj man dies auch imUnterrichtsministerium wissen könnte. Es istdaher eine kaum verzeihliche Nachlässigkeit,dal; man die Darstellung Dr. Hubáleks ein-fach passieren liefj.

    Man wird in der Redaktion des „Sparefroh"und im Unterrichtsministerium künftig mehrSorgfalt walten lassen müssen. Nicht die Su-detendeutschen allein haben ein Recht, überden Hubalek-Artikel empört zu sein, auch alleanderen Österreicher können es nicht einfachhinnehmen, dai; man über eine grundlegendePhase ihrer Geschichte so schleifjig schreibt.

    Im übrigen sind wir überzeugt, dai} manim Sparkassenverband den Artikel bedauertund sich die Hubáleks, wenn sie über öster-reichische Geschichte schreiben, in Hinkunftgenauer ansehen wird. Es gibt leider mehrvon dieser Sorte in Österreich.

    Wir, unser Recht und EuropaWas können die Sudetendeutschen für die Einigung Europas tun!

    Von Dr. Franz Böhm, Vorsitzender des Bundesvorstandes der Sudetendeutsdien Landsmannschaft

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    Im Zeitalter der — scheinbar und tatsäch-lich — in Bewegung und Umorientierung ge-ratenen Ordnungen und Scheinordnungen istes zwingend geworden, daß wir uns die Fragestellen: Kann der wesentlichste satzungs-gemäße Zweck der Sudetendeutschen Lands-mannschaft, an einer gerechten Völkerord-nung Europas mitzuwirken, den Rechts-anspruch auf die Heimat, deren Wieder-gewinnung und dasSelbstbestimmungsrecht

    damit verbundeneder Volksgruppe

    VLOVerband der Volksdeutschen Landsmann-

    schaften ÖsterreichsDie am 14. November durchgeführte Lei-

    tungssitzung betraf in der Hauptsache dasJubiläumsfest dieses Verbandes in Klagen-furt. Weiters gab Obmann Michel einen Be-richt über den Stand der Entschädigungsfra-gen und Verhandlungen in München undBonn. Im Anschluß erfolgte eine lebhafte Dis-kussion über die Stellung der Landsmann-schaften zu den Entschädigungsfragen undder Wiedergutmachung, beteiligten sichlebhaft die Landsmannschaften der Donau-schwaben, der Siebenbürger, der Deutschenaus der Slowakei und die Gottscheer, natür-lich auch die Sudetendeutschen.

    Kiesinger will mit Stoph sprechenDer parlamentarische Staatssekretär im

    Bonner Außenamt erklärte in einem Rund-funkinterview, die deutsche Bundesregierungsei damit einverstanden, daß BundeskanzlerKiesinger sieb mit dem Ministerpräsidentender „DDR" treffe. Die Vorbereitung könneden Staatssekretären der beiden Regierungs-chefs überlassen werden, deren Treffen Kie-singer in seinem letzten Brief an Stoph vor-geschlagen hat. Jahn zitierte diese Bereit-schaft als Beweis dafür, daß die Bundesregie-rung die „DDR" nicht in Europa isolieren,sondern sie vielmehr in ihre Entspannungs-bemühungen einbeziehen wolle. Er lehntees allerdings ab, den anderen Teil Deutsch-lands als Ausland anzuerkennen. Dieser letzteSatz kann allerdings nicht darüber hinweg-täuschen, daß die Bundesregierung nunmehrbeginnt, das Regime der „DDR" als eine Tat-sache anzuerkennen.

    20. LAG-NovelleAm 10. November hat im Bundestag die

    erste Lesung des Entwurfs einer 20. Novellezum LAG stattgefunden.

    Bundesvertriebenenminister von Hassel er-klärte, daß die Bundesregierung das Ziel ver-folge, die Kriegsfolgengesetzgebung zum Ab-schluß zu bringen, daß aber nach diesem sototal verlorenen Krieg auch 22 Jahre nachKriegsende noch nicht die Rede von einer Hei-lung aller Wunden und von einem Abschlußder materiellen und sozialen Eingliederung derVertriebenen die Rede sein könne.

    Die 20. Novelle soll nach Meinung der Bun-desregierung die letzte vor einem endgültigenAbschluß sein. Nach Darstellungen des Mini-sters ist mit der LAG-Schlußgesetzgebung et-wa in den Jahren 1972/73 zu rechnen.

    Explosion bei PragPRAG (APA). In der Blanické Strojirny-

    Munitionsfabrik bei Prag kam es aus unbe-kannter Ursache zu einer Explosion undeinem anschließenden Brand, wobei siebenPersonen den Tod fanden und 22 verletztwurden. Das Unglück ereignete sich in derProduktionsabteilung für Jagdmunition.

    durchzusetzen, noch verwirklicht werden?Ist er im Sinne der Erreichung einer euro-päischen Friedensordnung überhaupt nochwünschenswert?

    Wir sind seit je der Meinung, daß dieseFriedensordnung nur durch Sicherung desRechtes, des Menschen- und Völkerrechteszu erreichen, wie ja jede Ordnung nur durchSicherung fester Regeln der Gemeinschaftfür ihren Bestand möglich ist. Anders trittAnarchie, ein Kampf aller gegen alle ein, dasGegenteil des Friedens.

    Für alle Staaten Europas, ob sie nun aufder Seite der Sieger oder der Besiegten desJahres 1945 standen, gibt es für die Zukunftzwei Möglichkeiten: Entweder Handelsobjektzwischen den bestehenden Machtblöcken zuwerden. Hier ist es für uns Europäer sehrwahrscheinlich, daß wir dabei unter die Bot-mäßigkeit des östlichen Machtblockes fallen,der näher am Zuge und wesentlich aktiverals der westliche ist. Wir sollten uns dabeivon der heute unter der Majorität der Publi-zisten und Politiker üblichen Vogel-Strauß-Technik „es wird schon nicht so schlimmwerden, von den Sowjets droht doch keineGefahr" nicht trösten lassen.

    Die andere Möglichkeit ist, endlich ziel-strebiger den Weg der politischen Vereini-gung Europas als primäre Aufgabe zu be-schreiten. Er allein birgt die Chance desUeberlebens unseres Volkes in Freiheit zu-sammen mit den anderen europäischen Völ-kern, für die weder vorbehaltlos die USAnoch erst recht die UdSSR Garanten einermenschenwürdigen Zukunft im europäischenSinn sein können.

    Ist aber dieser europäische Weg der rich-tige, dann ergibt sich für die Haltung unsererVolksgruppe in der ost- und europäischenFriedenspolitik mit zwingender Logik fol-gende Konsequenz: Vordringlich ist der aktiveEinsatz für Europa, auch wenn dieses Europanicht gleich perfekt begonnen werden kann.Hier sollten wir uns eine Aktion der tätigenMithilfe an dem Europabau einfallen lassen.

    Was können wir Sudetendeutschen für dieEinigung" Eüf opas tun? Wir müssen'vor al-lem am Recht festhalten,. Es ist die alleinigeVoraussetzung für Ordnung, Frieden undFreiheit und damit Ziel der Sehnsucht nichtnur der Menschen in der sogenannten freienWelt, sondern erst recht derer, die ihre Er-fahrung mit der menschenverachtenden, allesbeherrschenden Welt der Macht bereits hin-ter sich haben oder noch erleiden. Konkretergeben sich damit unsere Aufgaben:

    1. Zelle des patriotischen Widerstandes ge-gen die immer noch drohenden Auflösungs-tendenzen in unserem Vaterland im Sinneunseres verewigten Landsmannes Jaksch zubleiben.

    2. Der „Anerkennungspartei" den Kampfanzusagen und fortlaufend zu liefern. Da-zu sollten sich alle Landsleute aufgerufenfühlen. Es wird, wie ich glaube, bald derZeitpunkt kommen, wo auch die übrige Be-völkerung der Bundesrepublik es satt be-kommen wird, für die illusionären Entspan-nungsbemühungen nur Ohrfeigen einzu-stecken.

    3. Magnet für die unterdrückten VölkerEuropas für den Zeitpunkt zu bleiben, zudem sie sich einem vereinten Europa werdenanschließen können, indem wir in den Ver-handlungen mit ihren Unterdrückern zeigen,daß wir ihre Zukunftshoffnungen nicht ver-raten wollen.

    Bei aller Bereitschaft zu einem partner-schaftlichen Ausgleich mit dem tschechischenVolk müssen wir deshalb verhindern, daßdurch Verzichte und die Anerkennung desStatus quo Zukunftschancen eines echtenAusgleichs des Gebens und Nehmens zwi-schen unseren Völkern verbaut werden.

    1. die Ostpolitik der Bundesrepublik dieObhutserklärung von 1950 ernst nimmt undder tschechoslowakischen Seite bei einerNormalisierung der Beziehungen klar undeindeutig bekanntgibt, daß ein deutsch-tschechoslowakischer Friedensschluß einesAusgleichs in der Frage der Sudetendeut-schen bedarf und voraussetzt, daß beide Sei-ten von dem Unrecht, das sie einander in der

    Vergangenheit zugefügt haben, durch eineGrundsatzerklärung abrücken;

    2. die sudetendeutsche Politik sich bereitfindet, die Lösung ihrer Frage im Rahmeneines bisher nicht verwirklichten „böhmi-schen Ausgleichs" zu suchen.

    Von unserer Seite sind die Voraussetzun-gen dazu gegeben. Die Partner sind nun amZuge.

    15 Jahre Volksdeutsche LandsmannschaftenEindrucksvolle Feierstunde in Klagenfurt

    Das[Fachgeschäft

    mitderßgroßen

    Auswahl

    WIEN 6IMARIAHILFERSTR.71

    13. Jahrgang/ Folge 22Vom 25. NOT. 1M7

    4. Unser Rechtsstandpunkt muß auch fürdie weiteren Verhandlungen unserer Lands-mannschaftsführung mit unserer Regierungund den Führungen unserer politischen Par-teien richtungweisend sein.

    Der Ausgangspunkt solcher Verhandlungenist die offensichtliche Notwendigkeit, gegen-über der Tschechoslowakei von der Bundes-republik her nur mit e i n e r Zunge zu spre-chen. Da Ostberlin und die innertschechischePropaganda ohnehin versuchen, die deut-schen Motive und Zielsetzungen falsch zuinterpretieren, kann eine offenkundige Diskre-panz zwischen der Politik der Bundesregie-rung und der der sudetendeutschen Volks-gruppe nur von nachteiliger Wirkung auf dastschechische und das slowakische Volk, aufderen Sehnsucht nach echter Freiheit sein.

    Das Problem solcher Verhandlungen bestehtdarin, eine Abstimmung zwischen der Ost-politik der Bundesrepublik Deutschland undder politischen Auffassung der sudetendeut-schen Volksgruppe zu erzielen, die den Wegzur Normalisierung der deutsch-tschecho-slowakischen Beziehungen nicht verbaut, da-bei gleichzeitig den Sudetendeutschen realeGarantien gibt, daß ihre Rechte durch dieseNormalisierung nicht in einem ungünstigenSinne präjudiziert werden.

    Eine solche Abstimmung wird möglich sein,wenn

    Die Landsmannschaften der Donauschwa-ben, der Sudetendeutschen, der Untersteirerund Mießtaler, der Gottscheer (Deutsch-Krai-ner) und der Siebenbürger Sachsen in Kärntenfeiern in diesem Jahre ihren fünfzehnjährigenBestand. Aus diesem Anlaß fand am vergan-genen Sonntag im Stadttheater Klagenfurt eineFeierstunde statt, welcher Hunderte von ehe-maligen Vertriebenen aus ganz Kärnten bei-gewohnt haben.

    Der derzeitige Vorsitzende der LandesstelleKärnten der Volksdeutschen Landsmannschaf-ten Oesterreichs, Regierungsrat Walter Sa-mide, konnte u. a. begrüßen: BundesministerDr. Schleinzer, in Vertretung des Diözesan-bischofs Dr. Köstner Prälat Dr. Bugeinig, Lan-deshauptmann-Stellvertreter Dr. Weißmann,die Landesräte Herbert Bacher und Dr. Hu-bert Knaus, Präsident der Handelskammer inKärnten Dipl.-Ing. Werner Pfrüner mit Ge-mahlin, Landesgerichtspräsident Dr. Pichler,LAbg. Friedrich Hirn, Vizebürgermeister Wal-ter Flucher, Stadtrat Vallon, Dr. Ebner alsVertreter des Bürgermeisters von VillachGottfried Timmerer, für die Kärntner Lands-mannschaft Dir. Jordan, Regierungsrat Jaritzvon der Gesellschaft zur Erhaltung der Ge-dächtnisstätte am Kreuzbergl, Carl Prandner,Obmann des Bundes der Südtiroler in Kärn-ten, den Vorsitzenden der DonauschwäbischenArbeitsgemeinschaft in Oesterreich Ing. Rei-mann aus Wien und die Vertreter der Donau-schwaben aus den Bundesländern, die Ver-treter der Sudetendeutschen Landsmannschaftin Oesterreich unter Führung von Ing. Hiebel,die Gottscheer Landsmannschaft und dieLandsmannschaft der Deutsch-Untersteirer.Nach der musikalischen Einleitung eines Blä-serchores und eines Liedvortrages bildeten denMittelpunkt der Veranstaltung die Beiträgeeinzelner Landsmannschaften „aus der altenHeimat".

    Während die Trachten aus dem gesamtenehemaligen sudeterideutschen SiedlungsraumAufstellung nahmen, erklangen alte Volks-weisen aus diesem Gebiet, und die Lichtbilderder Städte sowie der Landschaft im Sudeten-raum veranschaulichten noch einmal die alteHeimat. Der Sprecher der Untersteirer undMießtaler erinnerte daran, daß einst durchJahrhunderte die Deutschen sowie die Wendenin friedlicher Symbiose gemeinsam Werkeschufen, die heute noch im ehemaligen stei-rischen Unterland davon die Zeugenschaft ab-legen. Er zitierte die unters teirischen DichterMax Meli, Ernst Goll, Margarethe Weinhandlund Ottokar Kernstock. Als dritte Gruppestellten sich die Donauschwaben mit ihremMännerchor und drei Sprechern vor. Nachder Intonierung des Prinz-Eugen-Liedeswurde über die Siedlungsgeschichte derDonauschwaben gesprochen. Vor zweihundertJahren haben sie den Donauraum besiedelt.Das Sprichwort: „Für den ersten den Tod,dem zweiten die Not und dem dritten dasBrot" hat die damalige Siedlungszeit geprägt.Aber die Donauschwaben, obwohl sie ihrBrauchtum pflegen und bewahren, werdenimmer mehr zu Kärntnern, indem ihr Män-nerchor besonders die Kärntner Lieder pflege,versicherte der Sprecher.

    Eine Gottscheer Trachtengruppe trug inihrer Mundart Lieder vor. Eine wechselvolleGeschichte des kleinen Gottscheer Völkleinswurde erzählt. Ihre Vorfahren zogen aus dem

    tirolisch-kärntnerischen Raum vor mehr als650 Jahren als Siedler nach dem Süden.

    Als letzte stellten sich die SiebenbürgerSachsen mit einer Volkstanzgruppe vor, diebesonders durch ihre schöne Tracht auffiel.

    Im Anschluß an die landsmannschaftlichenBilder hielt der Obmann der Donauschwäbi-schen Landsmannschaft in Kärnten, Dr. Till-ger, die Festrede. Er sagte u. a.: Heute nach22 Jahren unserer Flucht und Vertreibungsind wir in eine Wohlfahrtsgesellschaft mithineingewachsen, daß wir uns das Chaos, denJammer und das Elend des Zusammenbruch-jahres 1945 gar nicht mehr vorstellen können.In jenen Jahren unseres Barackendaseins, derElendsquartiere und Lebensmittelkarten, derUngewißheit und Rechtlosigkeit, waren wirdankbar schon für jedes mitfühlende Wort. Dieerste Aufgabe unserer Vereine bestand darin,die Landsleute nach Herkunftsländern undStammeszugehörigkeit zu erfassen, Zusammen-künfte abzuhalten, um aufzuklären und mit-zuhelfen, ärgste Not zu lindern. Leider konntein Kärnten, im Gegensatz zu anderen Bundes-ländern, eine Zentralberatungsstelle nicht er-richtet werden. Die Eingliederungsarbeit inKärnten mußte durch die Landsmannschaftengetragen werden. Er dankte den Landesbe-hörden für die Unterstützung und Förderungund erwähnte die durch den Kärntner Landtagbeschlossene Kreditaktion für die Heimatver-triebenen. Er erwähnte aber auch in aner-kennender Weise die Unterstützungsaktiondes Kärntner Caritasverbandes. Dr. Tillgerschloß seine Festrede mit den Worten: „Indieser Feierstunde bitten wir daher Sie, unsereLandsleute aus der alten Heimat, um Ihre

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    Unterstützung, und Sie, unsere KärntnerFreunde in der neuen Heimat, um Ihre Mit-arbeit. Wenn Sie, Kärntner Freunde, unsereAnliegen so zu den Ihrigen machen, wie wirehemaligen Heimatvertriebenen und nunmeh-rigen Neubürger dieses Landes bereit sind,wenn die neue Heimat ruft, dann können wirmiteinander schwören: ,Wir wollen sein eineinig Volk von Brüdern, in keiner Not unstrennen und Gefahr.' " Durch das Absingendes Kärntner Heimatliedes als treues Be-kenntnis zur neuen Heimat wurde die gut-gelungene und eindrucksvolle Veranstaltungabgeschlossen. Besonderer Dank gilt hier aus-gesprochen den Verantwortlichen und Gestal-tern: Dr. Wawra, Dipl.-Ing. Wegschaider undLeonide Tschirch für die Sudetendeutschen,HOL Liendl und Josef Schäffer für die Donau-schwaben, Hermann Rakusch für die Unter-steirer und Mießtaler, Fachlehrer Kren für dieGottscheer und Rudolf Weiß für die Sieben-bürger Sachsen.

    Wirkungsloser Appell an PolenHassel bekräftigt den Wunsch nach Aussöhnung

    Den Wunsch der Bundesregierung nacheiner Aussöhnung mit Polen hat Bundesver-triebenenminister von Hassel in Kopenhagenbekräftigt. Als stellvertretender Bundesvorsit-zender der CDU nahm von Hassel gemeinsammit dem CDU-Abgeordneten von Wrangelam Parteitag der Konservativen VolksparteiDänemarks teil. Vor Delegationen aus Finn-land, Norwegen, Schweden, England undÖsterreich appellierte von Hassel an die pol-nische Regierung, die Bereitschaft der Bun-desregierung zu einem vernünftigen Aus-gleich zwischen Deutschen und Polen ernstzu nehmen. Die Bundesregierung bedaure dieständigen an die Adresse der Deutschen imfreien Teil Deutschlands gerichteten Vorwurf eWarschaus, deren Haltlosigkeit man in War-schau sehr genau kenne und die durch dieseit 1949 von der Bundesregierung praktiziertePolitik widerlegt würden.

    Das Fortdauern der starren Konfrontationin Europa könne der notwendigen dauerhaf-ten Befriedung Europas nicht dienlich sein.Die Aussöhnung zwischen beiden Völkern seideshalb eine unerläßliche Voraussetzung füreine europäische Friedensordnung.

    Der Spielraum bis zur Entstehung des Ver-handlungsmandats einer aus freien Wahlenhervorgegangenen gesamtdeutschen Regierungmüsse von beiden Seiten vernünftig genutztwerden. Die Bundesregierung sei bereit dazu.

    Für die Überwindung der Teilung Europassei die deutsch-polnische Verständigung einentscheidender Eckpfeiler und insoweit ver-gleichbar der deutsch-französischen Aussöh-nung, ohne die westliche Bündnisse undenk-bar gewesen wären.

    Im übrigen habe die von ihm 1955 mitge-staltete Volksgruppenregelung diesseits undjenseits der deutsch-dänischen Grenze bewie-sen, daß der Frieden organisierbar sei und mitSpannungselementen belastete Grenzproblemezu überwinden seien. Hassel bezeichnete dieseVolksgruppenregelung als ein überzeugendesDenkmodell, das gewiß auch eine Rolle imdeutsch-polnischen Ausgleich spielen könne.Ebenso sanktioniere das Andauern der deut-schen Teilung zugleich die Teilung Europas.Sie sei ein gefährlicher Spannungsherd, des-sen Überwindung im Interesse aller VölkerEuropas liege, weil sonst ein geordneter euro-päischer Frieden undenkbar sei.

    Im sowjetischen Parteiorgan „Prawda" ver-trat Gomulka die Meinung, daß eine TeilungDeutschlands für die friedliebenden Völkervon Vorteil sei, solange Westdeutschland diebisherige Politik fortsetze. Damit dürfte —wie die britische Nachrichtenagentur „Reu-ter" urteilt, endgültig das Tor zu einer Ver-söhnung mit der Bundesrepublik geschlossensein.

  • M E L D U N G E N A U S D E R A L T E N H E I M A T 3

    Lücken im tschechisch-deutschen GegensatzEin beachtenswerter tschechischer Artikel — Zahlreiche gegenseitige HilfsStellungen

    Unter der Ueberschrift „Aberglaube undWirklichkeit" bringen die in München er-scheinenden „Ceské Ljsty" Erwägungenüber mitteleuropäische Probleme. Der Ar-tikel dürfte auch für uns Sudetendeutschenicht uninteressant sein.

    Die Beziehungen zwischen den Nationenwerden nicht bloß durch die Geschichte, diegeographische Lage, aber auch gar oft durchden Aberglauben geformt. So bildete sich auchder Aberglaube, daß Tschechen und Deutschedazu auserkoren sind, daß sie sich gegenseitignicht gerne sehen. Dieser gegenseitige Neidwar im Mittelalter und in den ersten Jahr-hunderten der Neuzeit nicht festzustellen,da das Denken der damaligen Menschen sichmit religiösen Fragen beschäftigte und überalles Denken und Geschehen die universelleAutorität der Kirche entscheidend gewesen ist.Wenn der Aberglaube über den tschechisch-deutschen Antagonismus nicht eben ein Aber-glaube gewesen wäre, wie könnten wir unserklären, daß der Führer der tschechischenEmigranten nach der Schlacht am WeißenBerg, Graf Matthias Thun, ein Deutscher ge-wesen ist? Gerade dieser war einer der aktiv-sten und standhaftesten Gegner des damali-gen österreichischen Absolutismus, der nachder Schlacht am Weißen Berge zur Macht ge-langte. Es wäre gleichfalls unbegreiflich, war-um die tschechischen Brüder, die aus religiö-sen Gründen ihr Vaterland verließen, geradein Norddeutschland so herzlich aufgenommenworden sind. Der Brennpunkt jener Zeit lagauf religiöser Ebene. Zwischen Deutschen undTschechen bestanden keine wie immer gear-teten nationalen Gegensätze. Gegensätze undWidersprüche traten erst in Erscheinung, alsdie Romantik den Nationalismus über religiöseAngelegenheiten stellte. Kaiser Josef II., ob-gleich ein Zentralist, war auch in den Ländernder tschechischen Krone beliebt, weil er dasToleranzpatent erlassen hatte und dadurchdie Gleichstellung des Augsburger Bekennt-nisses mit der katholischen Kirche veranlaßte.Alte Wunden vernarbten, neue wurdenkünstlich geschafft. Lange aber nahm die Weltdie verhängnisvolle Ursache dieser Wundennicht zur Kenntnis. Der deutsche KlassikerHerder machte als erster auf die tschechischevolkstümliche Poesie aufmerksam und über-setzte sie ins Deutsche. Selbst Goethe warvon der tschechischen völkischen Lyrik be-geistert und übersetzte sie ins Deutsche. Un-ser Smetana, den gewiß niemand des Volks-verrates bezichtigen kann, komponierte seinebeiden wertvollsten Opern „Dalibor" und „Li-buscha" auf Grundlage deutscher Libretti, dieihm der Deutsche Wej&zing zur JTerfü^ungs t e l l t e . .'*••'. . ' . . • ' ' . ; % . . ;

    1871 starb in Prag der Gründer der moder-nen Malerei, Josef Manes, ein Schüler derMünchner Kunstakademie für Malerei. Wieviele tschechische Maler vor und nach ihm ha-ben an dieser Akademie in München studiert!Und doch gehören sie alle zu den lauterstentschechischen Künstlern. Es gibt keine tsche-chische Muse, die sich gegenüber der deut-schen in den Sudetenländern ablehnend ver-halten hätte. Karl Hynek Macha, der Dichterder tschechischen Landschaft, der tschechi-schen Volksseele, begann sein dichterisches

    Schon jetzt ans Schenken denken

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    Das Schuhgeschäft mit der großen Leistung

    Schaffen zuerst in deutscher Sprache, undseine „Versuche des Ignaz Macha" sind alseine beachtenswerte Sammlung deutscherPoesie zu werten. Außerdem und gerade ebendeshalb ist er der Dichter der klassischentschechischen Poesie.

    Der Deutsche Stifter wählte für seinen Ro-man „Witiko" einen rein tschechischen Stoff.Er wirkte dadurch so befruchtend auf denTschechen Trebizky, der in engster Anlehnungan Stifters Witiko seinen Roman „Im Schat-ten der fünfblättrigen Rose" niederschrieb.Die gleichen Begebenheiten befruchteten zweiMedien, und so bereicherten sie zwei geistigeWelten, die tschechische wie die deutsche, diein Böhmen miteinander durch einen gemein-samen geistigen Horizont verbunden gewesensind. Wenn unserem Smetana nicht der Deut-sche magyarischer Abstammung Franz Liszthelfend unter die Arme gegriffen hätte, wäreSmetana den Hungertod gestorben. In seinemSchreiben an Liszt vom Jahre 1857 schriebSmetana: „Ich gehöre nicht zu jenen Glück-

    lichen, die sich direkt als Ihre Schüler bezeich-nen können. Dennoch aber sind Sie mein Mei-ster, Ihnen verdanke ich alles!" Seine „Skiz-zen" widmete Smetana Klara Schumann, derdeutschen gefeierten Pianistin, der Gattindes Komponisten Schumann. Wenn nicht derdeutsche Verleger Simrock die Werke AntoninDvoraks in seinem Verlag herausgegebenhätte, wäre Dvorak in der Welt heute unbe-kannt. Zu Simrock fand Dvorak wieder durchdie Vermittlung des deutschen KomponistenBrahms. Wenn Janacek nicht ein Deutscher inPrag geholfen hätte, wäre seine „Pastorkyne-Stieftochter" wohl kaum auf eine deutscheBühne gekommen und so zum Weltruhm ge-langt. Unsere Nemcova wußte Herders Huma-nität zu schätzen, weil sie selbst zutiefstmenschlich fühlte. In ihrer Babicka — Groß-mütterchen — schildert sie den deutschen

    Förster im Forsthaus der Herrschaft als einendurch und durch charaktervollen und stetshilfsbereiten Menschen.

    Nur die künstliche Uebertreibung der Ge-gensätze verschuldete leider die deutsch-tschechische Entfremdung. Beide Nationenwaren dazu auserkoren, miteinander inFreundschaft zu leben, und solange dies derFall gewesen ist, waren beide in den Ländernder böhmischen Krone zufrieden. Sammeln wirdoch die Perlen der kulturellen Zusammen-arbeit beider Völker, formen wir aus ihnenaufs neue das Band der Liebe und Verstän-digung, jenes Band, das niemals hätte durchvulgäre politische Gegensätze und Gewalt-tätigkeiten auf der einen und Rachsucht aufder anderen Seite zerrissen werden sollenzum Unglück beider kulturell doch so hoch-stehenden Völker. Jan Jeseda

    Egerländer Gaststätten von der Pleite bedrohtKein Geld für Instandsetzung — Mangel an Fachpersonal

    Im vergangenen Jahr haben die Gaststät-tenbetriebe Eger als Gebietszentrale aus demStaatsbudget einen Zuschuß von über dreiMillionen Kronen erhalten, Anfang diesesJahres mußte ihnen von ihren Abgaben nocheine ganze Million Kronen nachgelassen wer-den, damit sie nicht Pleite machten. Im gan-zen Bezirk wurden sie als „höchst unrentabel"bezeichnet. Jetzt geht es ihnen endlich wie-der gut, und man könnte meinen, daß es dar-auf zurückzuführen ist, weil sie „nach demneuen Leistungsprinzip" arbeiten. Aus einemPressegespräch mit dem Betriebsdirektor er-fährt man allerdings — nachdem auch er dasneue Leistungsprinzip hervorgehoben hat —,daß die schnelle Umwandlung der Verlustein Gewinne auf ganz andere Weise erfolgte.

    Des Pudels Kern wird aus folgenden Aus-führungen des Direktors sichtbar: „Viel halfuns auch die Abtretung der unrentablen Be-triebe ,RübezahP, ,Gemse' und ,Sonne' in Ma-rienbad, ,See' in Franzensbad und ,Freiheit' inEger an andere Institutionen (die sich jetztkümmern können). .Rübezahl' allein war jähr-lich mit 700.000 Kcs passiv." Vorher sprach erdavon, daß jetzt regelmäßig in Eger eine Wer-tung aller Betriebe vorgenommen werde, indenen Mängel zu beseitigen waren. Die Ange-stellten werden an den Ergebnissen ihrer Ar-beit materiell interessiert, und das wirke sichgünstig aus. Die neue innerbetriebliche Buch-haltung ermögliche außerdem eine bessereKontrolle. Das schöne Sommerwetter habeeinen größeren Touristenzustrom gebrachtund größere Einnahmen zur Folge gehabt...

    Aber: ohne die Abtretung der unrentablenBetriebe wären die Bruttoeinnahmen diesesJahres nicht um 1,6 Millionen Kronen über-schritten worden und man hätte kaum einenReservefonds geschaffen. Und: nach den An-gaben des Direktors besteht ein ständigerMangel an qualifizierten Arbeitskräften, vorallem fehlen Betriebsleiter. Bewerber vonauswärts kämen nicht in Frage, weil nicht ge-nügend Wohnungen zur Verfügung stehen. Be-sonders in der Kursaison lasse die Bedienung(wohl in Marienbad) zu wünschen übrig, dadann viele unqualifizierte Kräfte eingestelltwerden müßten.

    Auch die Instandhaltung der Objekte seiein Problem, denn die Geldmittel seien imHinblick auf den Zustand unzureichend, indem einige von ihnen im Jahre 1960 über-nommen worden seien — man hat demnachseither für die Objekte nichts mehr tun kön-nen. Neubauten sollen im nächsten Jahr aufdas Mindestmaß reduziert werden, weil dieZahl der Gaststätten ausreiche, nur in Aschreiche sie nicht.

    Tschechische Kellner nach ÖsterreichIn diesem Jahr ist die Zahl der Übernach-

    tungen von Tschechen in Österreich auf 12.000gestiegen. Sie haben allerdings je Person nureine Valutasumme von je S 150.— mit, die siezu Käufen in Warenhäusern verwenden. DieHotelausgaben werden durch Buchungen imHeimatland abgedeckt. Tschechische Köcheund Kellner wollen im Jahre 1969 zur Frem-denverkehrsmesse nach Wels kommen undsich an einem Lehrlingswettbewerb beteiligen.Interessant ist, daß sich tschechische Kellnerund Köche für eine Beschäftigung in Öster-reich interessieren.

    Fluchtversuch im LufttaxiSchreckensminuten hatten zwei Piloten

    eines tschechoslowakischen Lufttaxis zu über-stehen, als sie während des Fluges plötzlichvon einem Passagier mit vorgehaltener Pistolegezwungen wurden, den Kurs zu ändern.

    Der 32jährige J. G. und dessen Gattin hattendas Lufttaxi für den Flug von Prag nach

    3 0 0 0 Wohnungssuchende in ReichenbergAn die 3000 Gesuche um Wohnungszuteilung

    liegen beim Städtischen Wohnungsreferat inReichenberg vor, außerdem noch 500 Fälle, indenen Gerichts- oder Behördenbescheide dieBeschaffung von Ersatzwohnungen für freizu-machende Häuser oder Gebäudeteile vor-schreiben.

    Das attraktivste Bauprojekt ist die Sied-lung Ruprechtitz, die im StraßengeviertVrchlického — Ruprechtická — Kvëtnové re-voluce — Hronovská entsteht. Das Ingenieur-netz ist bereits gelegt. 1968 wird die Verbin-dung der Wasserzuflüsse aus dem Isergebirgeund aus Ruprechtitz beendet. Bis 1970 sollen

    650 Wohnungen fertig werden. Zwischendurchbeginnt 1969 die zweite Etappe mit dem Baueines zehnstöckigen Wohngiganten mit 609Wohnungen, der die Szenerie der Stadt archi-tektonisch abschließt. Davor ist das bisherhöchste Wohnhaus in der Republik, ein20-Stock-Gebäude, geplant.

    Die Siedlung Königsbusch wird in der3. Etappe um eine Kinderkrippe und 200 Woh-nungen auf der Aloisienhöhe, in RichtungKunratice, erweitert. Unter dem Bahnhofsind 5 Hoch- und 5 Reihenhäuser mit 717Wohneinheiten teilweise bewohnt oder imEndstadium des Baus.

    Marienbad bestellt. Während des Fluges zogder Mann plötzlich eine Pistole und versuchteden Piloten zu einer Kursänderung zu zwin-gen. Der Fluchtversuch schlug jedoch fehl.Als J. G. Schwierigkeiten bei der Handhabungder Waffe hatte, zog einer der Piloten denDienstrevolver und schoß auf den Passagier,ohne ihn jedoch zu treffen. Zur gleichen Zeitließ der andere Pilot das Lufttaxi plötzlichabsacken, so daß dem Passagier die Waffe ausder Hand glitt. Bis Karlsbad hielten die Pilo-ten das Ehepaar in Schach. Am Flugplatzwartete bereits die Polizei.

    StudentenunruhenIn der tschechoslowakischen Hauptstadt hat

    es seit längerem wieder eine größere Stu-dentendemonstration gegeben, an der sichselbst nach Berichten tschechischer Zeitungenmehrere tausend Personen beteiligt haben.

    Diesmal war es allerdings eine völlig un-politische Demonstration, denn den Studen-ten ging es einzig und allein darum, daß dieStromleitungen, die Heizung und die Warm-wasserversorgung in ihren Wohnheimenrepariert werden, die schon seit langer Zeitdefekt sind. Mit angezündeten Kerzen in derHand demonstrierten sie zuerst zwischen denWohnblocks, dann unterhalb der Burg in derNeruda-Gasse mit Transparenten, auf denenzu lesen stand: „Wir wollen Licht! Wir wol-len studieren!"

    In der Neruda-Gasse kam es dann zueinem Zusammenstoß mit den Sicherheits-organen, in dessen Verlauf mehrere Schülerfestgenommen, kurz darauf aber wieder frei-gelassen wurden.

    Mehrere tausend Hochschüler wohnen inden Häuserblocks neben dem Strahover Sta-dion in Prag. Ueber ein Jahr wird der Stromjede Weile unterbrochen. Heizung und Warm-wasserleitung funktionieren entweder nichtoder nur mangelhaft. Die Verwaltung desStudentenheimes hatte sich schon lange be-müht, den verantwortlichen Betrieb Arma-beton und andere Unternehmen z. B. zueiner Reparatur der Kabel zu bewegen.

    Umbau der PapierfabrikenIn Wettern bei Krummau wurde die erste

    Etappe des Umbaus und der Modernisierungder südböhmischen Papierfabriken beendet.An den Arbeiten waren auch österreichischeFirmen neben schwedischen, finnischen, eng-lichen und tschechischen beteiligt. Sie erfor-derten einen Aufwand von mehr als 300 Mil-lionen Kronen. Das Wasser der Moldau wirdnun weniger verunreinigt, obwohl die Erzeu-gung gestiegen ist.

    Droht Inflation!Von der Gefahr einer Inflation sprach ein

    Sekretär der KP, der sich über das Anstei-gen der Großhandelspreise bis zu 30 Prozentsehr besorgt zeigte. Die Reformen, so sagteer, seien nodi weit vom angestrebten freienSpiel der Kräfte von Angebot und Nach-frage entfernt. Die Wirtschaftsreformen seien

    Wenn Bodenbelag — dann von

    ~f4 orsKunststoffe, Linoleum, Teppiche

    1060 Wien, Lehargasse 17, Telephon 57 65 43

    einerseits durch Inflation bedroht, anderer-seits auch durch die Auseinandersetzung zwi-schen orthodoxen Parteiführern und liberalenWirtschaftsleuten gefährdet. Dadurch könnedie Unausgeglichenheit der Wirtschafts-situation verewigt werden.

    Prag wächstDie Einwohnerzahl der tschechoslowakischen

    Hauptstadt Prag wird am 1. Jänner 1968sprunghaft anwachsen. Dieses Anwachsen istjedoch nicht auf eine Massenzuwanderung zu-rückzuführen, sondern auf einen Gesetzent-wurf, der noch vor Jahresende verabschiedetund in Kraft gesetzt werden soll. Das neueGesetz sieht nämlich vor, daß 30 Gemeindenmit einer Fläche von 10.500 ha und 67.000 Ein-wohnern der tschechoslowakischen Hauptstadteingemeindet werden sollen. Die Einwohner-zahl Prags wird dann rund 1,1 Millionen be-tragen.

    Neues WahlrechtAuf dem Zentralkomitee der Tschechischen

    KP legte Stefan Sadovsky die Grundzügeeines neuen Wahlsystems vor, das auf allenStufen der Volksvertretungsorgane einge-führt werden soll. Vorgesehen ist, in sämt-lichen Stufen Wahlbezirke zu schaffen, in de-nen mehr als ein Mandat vergeben wird, dieAuswahl auf eine größere Kandidatenzahl zuerweitern und dadurch den Wählern eineAlternative zwischen Personen zu ermögli-chen, die direkten Wahlen der Richter derBezirksgerichte von den Wahlen in die Volks-vertretungen zu trennen und die Wahlen indie Nationalausschüsse von den Wahlen indie Nationalversammlung und in den Slowa-kischen Nationalrat zu trennen. In den Ge-meinden, Städten, Bezirken und Kreisen sol-len die Kandidaten mit positiven Wahlpro-grammen auftreten. Dies deshalb, weil das In-teresse der Wähler an den Wahlen anschei-nend auf den Nullpunkt gesunken ist. DieMandatszahl wird, sich zwischen vier und achtje Wahlkreis bewegen. Mehrere Bezirke sol-len zu Wahlkreisen zusammengefaßt werden*wobei die Grenzen der Bezirke nicht verletztwerden. Das neue Wahlgesetz sieht auch Er-satzleute vor, so daß keine Ergänzungswah-len mehr vorgenommen werden müssen. DerErsatzmann soll während der ganzen Wahl-periode an der Arbeit des Vertretungsorganesals Mitglied einer Kommission teilnehmenund die Aufklärungsarbeit unter den Wäh-lern leisten.

    Klagen aus WeipertDie Stadt Weipert, die 1937 mehr als 10.000

    Einwohner gezählt hat, hat sich zwar indu-striell nach der Austreibung der Deutschenbis heute wieder etwas erholt, aber die Ver-sorgung ist kläglich geblieben. Die einzigeFleischverkaufsstelle mußte einige Zeit ge-schlossen bleiben, weil die staatliche Fleisch-verteilungsstelle Masna keinen Filialleiterauftreiben konnte. Das Angebot von Obst undGemüse ist unzulänglich. Das einzige Friseur-geschäft leidet unter ständigem Wechsel desPersonals. Für manche Waren müssen die Be-wohner die beschwerliche Reise bis nach

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    Komotau unternehmen, was alle Einkäufeverteuert. Die Generalüberholung der städti-schen Badeanstalt zieht sich seit 1966 hin. Von500 Meterzentnern Zement wurden nur 150geliefert. Die Bewohner müssen also bis zumnächsten Jahr auf die Eröffnung des Badeswarten. Kein Wunder, wenn mancher lieberaus Weipert fortzieht.

    Neu-Preßburg am rechten DonauuferIn einem Städtebauwettbewerb zur Errich-

    tung einer 100.000-Einwohner-Stadt erhieltder Wiener Architekt Roland Rainer einender ersten Preise. Das Projekt bezieht sichauf die Erweiterung Preßburgs bzw. die Er-richtung einer neuen Stadt am gegenüber-liegenden Donauufer.

    Die Altstadt Preßburgs befindet sich amlinken Donauufer. Daher ergab sich die For-derung, durch die Bebauung des rechten einstädtebauliches Gesamtbild zu schaffen. Ro-land Rainer ist dabei, wie die österreichische„Kleine Zeitung" schreibt, von der Über-legung ausgegangen, die Universität etwa inden Mittelpunkt der Stadt zusammen mitallen übergeordneten Gemeinschaftseinrich-tungen zu rücken. Er will sie direkt an derDonau errichten. Näher herangeschoben andie Wohnzellen hat Rainer die Verwaltungs-bauten der neuen Stadt. Diese selbst besteht

    aus 15 kreisrunden Wohnkomplexen für je6500 Einwohner. Je fünf sind zu einer Einheitzusammengefaßt und werden um Gemein-schaftseinrichtungen, wie Schulen, Kultur-haus, Läden usw. gruppiert, die auf kurzenFußwegen erreichbar sind. Die übergeordne-ten Gemeinschaftseinrichtungen sollen eineausdrucksvolle, lebendig gegliederte Über-bauung bilden, deren optische Wirkung durchdie Spiegelung im Wasser verstärkt wird.Dadurch könne der Eindruck einer einheit-lichen Stadt beiderseits der Donau erwecktwerden, heißt es in der Projektbeschreibung.— Ob dieses Projekt jemals verwirklicht wird,ist freilich eine andere Frage.

    13. Jahrgang/Folge 22Vom 25. Nov. 1H7

  • H E I M A T K U N D E U N D U N T E R H A L T U N G

    Laudatio auf Gablonz Von Rudolf Günther(BK 1945 Stadtbaudirektor in Gablonz a. N.)Die sudetendeutsche Stadt Gablonz a. N., die

    Metropole der weltbekannten Schmuck- undGlaswarenerzeugung und des Exportes im Iser-gebirge, konnte im Jahre 1966 auf die vor hun-dert Jahren erfolgte Stadterhebung zurückblicken.

    Durch eine im nachfolgenden Wortlaut wieder-gegebene Entschließung vom 28. März 1866 wur-de der Markt Gablonz an der Neisse zur Stadterhoben:

    „Wir, Franz Joseph der Erste, von GottesGnaden Kaiser von Oesterreich; Apostoli-scher König von Ungarn, König von Böh-men, von Dalmatien, Croatien, Skivonien,Galizien, Lodomerien und Illirien; Erzherzogvon Oesterreich; Großherzog von Krakau;Herzog von Lothringen, Salzburg, Steier,Körnten, Krain, Bukowina, Ober- und Nie-derschlesien; Großfürst von Siebenbürgen;Markgraf von Mähren; gefürsteter Graf vonHabsburg und Tirol, etc. etc.Haben Uns in Unser kaiserlichen und könig-lichen Machtvollkommenheit bewogen ge-funden, mit Unserer

    Entschließung vom 28. März 1866Unsere getreue Marktgemeinde Gablonz ander Neisse in Unserem Königreiche Böhmenin huldvollster Würdigung ihres geregeltenGemeindewesens und ihres gedeihlichenAufschwunges zu einer Stadt zu erheben."

    Franz Joseph m. p.Im Jahre 1808 wurde das Dorf Gablonz in

    „Ansehung seiner Bedeutung sowohl in Hinsichtauf Lokal und Volksmenge als auf den Komerzin den Stand und Grad eines Marktfleckens" er-hoben.

    Im Jahre 1356 wird der Ort „Das neueGablonz" genannt, doch ist er vermutlich in denNachwehen der Hussifenstürme 1469 niederge-brannt worden und erscheint später in den Ur-kunden als „Das wüste Gablonz". Die Neu-besiedlung um die Mitte des 16. Jahrhundertshängt mit der Einführung der Glasindustrie zu-sammen.

    Gablonz a. N. ist eine verhältnismäßig jungeStadt. Sie besitzt nicht die Merkmale einer mittel-alterlichen Stadtgründung, ihr fehlen Burgen,Schlösser und Dome, sie besitzt bis 1808 dreiGlashütten. Die Glashütfenmeisfer gaben denAnstoß zur Industrialisierung. Kunstfertigkeit undGewerbefleiß sind das Volksvermögen. Die bo-denständige Glas- und Schmuckindustrie hatschon im 18. Jahrhundert die Weltmärkte erobertund seither behauptet, der Export umspannt dieErde.

    Gustav Leutelt, der Dichter des Isergebirges,schreibt im Jahre 1930 über Lage und Landschaft:„Die Höhen des Stadtgebietes gehören den Aus-läufern des Iser- und Schwarzbrunngebirges an.In Vorzeiten gruben beide Neissebäche dieBrandlschlucht und das Hölleloch aus, wo dasRauschen der über Felsblöcke stürzenden Was-ser mit dem Pusten der Lokomotive und dem

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    *ekerkaKLAGENFURT, lO.-Okfober-Strafje 23

    Surren der Fabriken wetteifert, während die sanftabwärts führenden Talrinnen der „NeudorferNeisse" und des „Seidenschwanzer Baches" Ruheund Stille atmen.

    Gablonz besitzt eine reizvolle Umgebung.Wenn auch der Wald fast überall an die Grenzedes Stadtgebietes zurückgedrängt ist und sichnur noch gelegentlich da und dort zwischen dieHäuser schiebt, so spielt sein Atem doch um dieGemarkungen. Wer einmal auf den Warfen derhohen Iserkämme stand und den Blick vomHäusermeer der Stadt neben der Silberflächeseines Talsperrensees zu den blauen BergkegelnInnerböhmens, den wuchtigen Kolossen des Rie-sengebirges und den schwermütig schönen Iser-kämmen schweifen liefj, den zieht es immer wie-der an diese Stätte zurück, zwischen die mit derUrschrift der Jahrtausende bedeckten Felsblöcke,die wipfelüberschwankt unter Blauhimmel undzartem Gewölk ruhen, mitten im Waldfrieden."

    Was ist nun das Lobenswerte an dieser Stadt?Bürgermeister Karl R. Fischer schreibt in einem

    Vorwort zu einem Buch „Gablonz a. N. im Jahre1930": „Um 1550 als eine Siedlung deutscherGlasmacher entstanden, war ihr Wachstum undihre Entwicklung im Jahrhundert der Technik echtamerikanisch. Im Jahre 1866 umfaßte die jungeStadt Gablonz noch keine 5000, heute hat siefast 40.000 Einwohner. Das Industriegebiet, des-sen Mittelpunkt Gablonz geworden ist, reichtweif über die Grenzen des Bezirkes hinaus, ge-gen 200.000 Menschen sind mit einer Industriebeschäftigt, bei der es weniger auf die Bändi-gung des Rohstoffes durch die Riesenkräfte sau-sender Maschinen ankommt als auf die Kunst-fertigkeit der Hände. Fast in jedem Hause ist eineBetriebsstätte vorhanden; dennoch fehlen dieSchlote, fehlt der Maschinenlärm und die ganzeGegend macht den Eindruck eines waldreichenromantischen Berglandes, einer freundlichen undgern besuchten Sommerfrische mit rauschendenBächen und schönen Aussichtspunkten. Werimmer die Stadt Gablonz besucht, ist entzücktüber ihre landschaftlich hervorragende Lage,über Fleifj und Tüchtigkeit, die sich hier auf Schriftund Tritt offenbaren, ist entzückt über die freu-dige Gastfreiheit der Bewohner. Der Gablonzerist durch Industrie und Handel mit der Welt ver-bunden, er ist Weltbürger im besten Sinne desWortes, jedoch sein Herz gehört der schönenHeimat, die er über alles liebt. Daß der rasch

    13. Jahrgang /Folge 22Vom 25. Nov. 19C7

    wachsenden Stadt, die mit ihren kommunaleEinrichtungen einem modernen Geiste zu entsprechen sucht, große, oft auch schwere Aufgaben erwachsen, ist selbstverständlich. Was sie bis-her schaffen konnte, ist aus eigener Kraft geschaf-fen worden, damit es dem Wohle der gesamtenBevölkerung diene."

    Die Geschichte einer Stadt setzt sich aus vie-len Faktoren zusammen, die im Laufe vielerJahre in verschiedenen Formen wirksam werdenDas Wesen der Geschichte ist die Wandlung.Fragt man sich, was gerade Gablonz a. N. imeinzelnen vollbracht hat, so braucht man nur andie rasche Entwicklung denken, die von 1866 an-gefangen bis 1945, also nur rund 80 Jahre gedauert hat. Mittelalterliche Städte brauchten zurErreichung dieses Zieles durchschnittlich 1000Jahre.

    Ein Bild der Stadt zu beschwören, heißt von ehund je, die Vergangenheit wieder herauhuholen, die frohen und die leidvollen Tage. Abedie Stadt hatte ein so einmalig geprägteGesicht, daß sie nimmermehr Vergangenheiund Geschichte, sondern umflorte Gegenwarsein wird. Es war der Zauber der Stadt, daß ¡hRaum eingebettet lag in die herrliche Landschafdes Isergebirges. Atmosphärische Ausstrahlung,ihre optische Vision. Nur hier konnte entstehenund bestehen, was allgemein als typisch gablon-zerisch gerühmt wurde. Es ist immer wieder einWunderbares, den Spuren nachzugehen, wie sichin dieser Stadt die industriellen, geistigen undkulturellen Strömungen organisch zusammenfan-den.

    Heute scheint es, als sei das ein versunkenerTraum, aber die Leuditkraft konnte nur auf Zeigetrübt, niemals auf die Dauer gelöscht werdenEr fand seine Fortsetzung nach 1945 in den Neu-ansiedlungen der vertriebenen Gablonzer anversdiiedenen Stellen, auf der Basis der glei-chen Industrie und der gleichen Menschen.

    Wenn das Wachstum und die Entwicklung alsecht amerikanisch bezeichnet wird, dann ist da-mit nicht die hinlänglich bekannte amerikanischeMonotonie in der baulichen und seelischen Hei-matlosigkeit gemeint, sondern lediglich der in-dustrielle Aufschwung mit all seiner Wachsam-keit für Wirklichkeit gewordene und noch in derLuft liegende Konjunkturen und Krisen für dieMode der Welt.

    Alle Entwicklungen in einem Gemeinwesenbrauchen die geistige Führung durch das Stadt-oberhaupt und sein Parlament. Seit der Sfadt-erhebung 1866 hatte Gablonz fünf Bürgermei-ster, von denen zwei Persönlichkeiten wegen derDauer ihrer Amtszeit und überdurchschnittlichenVerdienste hervorzuheben sind. BürgermeisterA. H. Posselt mit 38jähriger, und BürgermeisterDr. h. c. Karl R. Fischer mit 16jähriger Amtszeit.Die Dauer der Amtszeit des zweitgenannten lagin der politischen Entwicklung begründet. Es mußerwähnt -werden, daß Gablenz, a. N. die staat-liche Zugehörigkeit wiederholt wechselte. Bis1918 gehörte die Stadi zur OéSfferreicrtîsch-Un-garischen Monarchie, von 1918 bis 1938 zur er-sten Tschechoslowakischen Republik, bis 1945 zumDeutschen Reich und ab 1945 zur zweiten Tsche-choslowakischen Republik.

    Bürgermeister A. H. Posselt, der Ehrenbürgerwar und der Gablonzer Exportbranche ent-stammte, erhielt zu seinem 75. Geburtstagedurch Beschluß der Bürgermeister, Räte und Ver-ordnete einen Ehrenbrief überreicht, dem zu ent-nehmen ist, daß Gablonz sich unter seiner Lei-tung zu einer ansehnlichen IndustriestadtDeutschböhmens, zu einem der Hauptsitze desdeutschböhmischen Glashandels entwickelt hat.Bei seinem Amtsantritt im Jahre 1881 zählteGablonz 770 Häuser und 9032 Einwohner, vorKriegsausbruch betrug die Häuserzahl 2263 mit32.472 Einwohnern. Es entstanden viele kommu-nale Einrichtungen auf dem volkswirtschaftlichen— baulichen — kulturellen — und humanitärenSektor. Die wenigen Zahlen beweisen die gigan-tische Entwicklung der Stadt schlechthin und um-schließen Vieles und hier nicht Ausgesprochenes.Im Jahre 1869 wurde ein eigenes Rathaus erbaut.

    1888 erfolgte die Eröffnung der Eisenbahn-linie Reichenberg—Gablonz a. N. 1900 die In-betriebnahme der Elektrischen Straßenbahn und1909 wurde mit dem Bau der Talsperre begonnen,eines der bedeutsamsten wasserwirtschaftlichenProjekte.

    Abgesehen von kaiserlichen Auszeichnungen,die dem Bürgermeister und Landtagsabgeordne-ten verliehen wurden, hat ihm die Bevölkerungaußer der ständigen Wiederberufung zu seinemAmte den Dank für sein weitblickendes Schaffen imDienste seiner Vaterstadt, für seine Gerechtigkeitund für die aufopfernde Hingabe an seinen öf-fentlichen Beruf wiederholt zum Ausdrucke ge-bracht. Nach 37jähriger Tätigkeit schied er 1918freiwillig aus dem Amte und starb im Jahre 1926.

    Das Ende des ersten Weltkrieges 1918 mitdem Zusammenbruch der Monarchie und derGründung der ersten Tschechoslowakischen Re-publik, die auch u. a. das deutschsprachige Su-detenland und somit die Stadt Gablonz, mit nurzehn Prozent tschechischer Minderheit, einschloß,traten blitzartig und noch nie dagewesene kom-munalpolitische und nationale Probleme auf, dieauf Grund des Draufgängertums der Tschechenoft eine schnelle Lösung im deutschnationalenSinne forderten. Die Rettung und Erhaltung dernoch möglichen deutschen Eigenständigkeit aufwirtschaftlichem, volksbildnerischem und kultu-rellem Gebiete erlangte Vorrang, wobei gleich-zeitig kommunalpolitische Aufgaben, wie zumBeispiel der Wohnungsbau, ohne Aufschub eineLösung forderten.

    Mitten in diese turbulente vielseitig bewegteZeit wurde Dr. h. c. Karl R. Fischer am 10. Sep-tember 1918 noch in der Monarchie auf der brei-ten Basis des Vertrauens der Bevölkerung zumBürgermeister gewählt, nachdem er schon achtJahre vorher als Stadtrat die Anliegen der Stadt-verwaltung gründlich kennengelernt hatte. Dok-tor h. c. Karl R. Fischer kam aus dem Lehrerstandund weil er ein anerkannter und geschätzterPädagoge war, brachte er, außer der theoreti-schen Kenntnis der Industrie, zusätzlich Eigen-schaften mit, di« ihn besonders prädestinierten,

    die Fragen der Stadt mit dem feinen wie sicherenGespür für das Echte und Wahre, gepaart mitToleranz und Eindeutigkeit, zu lösen. Er hat dievielfältigen Ueberschneidungen und Verknüp-fungen, Zuständigkeiten und Abhängigkeiten alseine gewohnheitsrechtlich vorgesehene Tatsachenicht hingenommen. Dieses Handeln wurde ihmzu einer persönlichen Last, die er gern zum Woh-le der Gesamtheit getragen hat. Vorstellungenund Initiativen mußten sich seinem Regierungs-Verwaltungsstil anpassen. Historische Remi-niszenzen bestanden nicht. Seine verantwor-tungsbewußte Tätigkeit führte zu den erstaun-lichsten Ausbrüchen menschlicher Schöpferfreude,trotz off unter ungünstigen Umständen aus poli-tischer Sicht gesehn. An dem Zustandekommenvieler Erfolge zum Wohle der Stadt und derenBevölkerung war Dr. h. c. Karl R. Fischer er-heblich beteiligt, viele waren seine ureigenstenpersönlichen Bemühungen. Seine Tätigkeit als

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    Konservator, Heimatforscher und Schriftstellerführte zu Ergebnissen, die die Heimat in histo-rischer Sicht glänzen, und weit über die Grenzenaufhorchen ließen. Zur Erholung von den Amts-geschäften und zur Erfüllung seiner Berufungpflegte er engen Kontakt und freundschaftlicheBande mit anerkannten gelehrten Persönlichkei-ten aus Kunst und Wissenschaff, mit denen er inseinem Hause, Gebirgsstraße 45, Zusammenkünf-te hatte, und prägte das geistige Antlitz derStadt, das ausstrahlte auf jede tätige Handlung.

    Zu seinem treuen Mitarbeiter- und Freundes-kreis gehörten u, a. Gerhart Hauptmann, Herr-mann Stehr, Wilhelm Bölsche, Anton Wildgans,Gustav Leutelt, Graf Dr. Nikolaus des FoursWalderode, Ernst Viktor Zenker, Prof. Carl Cori,Prof. Dr. August Naegle, Prof. Dr. Grohmann,Prof. Dr. Ernst Schwarz, Prof. Dr. Gustav Aubin,Prof. Dr. August Sauer, Hofraf Dr. Wilhelm Klein,Akademieprofessor Karl Krattner, Gymnasialdi-rektor Dr. Alois Bernt, Lehrer Meissner, Sfadt-bibliothekar Julius Streit, Dichter Adold Wildner.

    In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Ar-beiten erhielt er im Jahre 1931 die Würde einesEhrendoktors der philosophischen Fakultät derdeutschen Universität Prag verliehen. Eine wohl-verdiente Ehrung, die auch die Stadt Gablonzan der Neisse mit Stolz erfüllte. Die Vornahmeder Promotion in der Stadt Gablonz gab derFeier einen ganz besonderen Sinn. Es sollte un-terstrichen werden, daß die Doktorwürde einerPersönlichkeit verliehen wurde, deren Wirkungund Bedeutung besonders innig mit der heimat-lichen Landschaft verknüpft war.

    Obwohl die imposanten Wachstumszahlen derAmtszeit seines Vorgängers nicht erreicht wur-den und nicht erreicht werden konnten, weilKriegsende, Zusammenbruch, Wirtschaftskrisendie gleichbleibende Fortentwicklung hinderten,so blieb noch viel zu tun übrig, was zwar schonfrüher Wurzeln geschlagen hafte, aber erst jetztreif zur Ausführung wurde. Der Strukturwandelstellte neue Aufgaben, die Bürgermeister Doktorh. c. Karl R. Fischer infolge seiner besonderenBefähigung aufgriff und den neuen Verhältnis-sen angepaßt behutsam wie energisch in die Tatumsetzte. Die sich wieder belebende und denGablonzern besonders eigene Baulust wurdedurch außerordentliche Begünstigungen geför-dert. Besondere Bauvorschriften und Finanzie-rungsmaßnahmen und kostenlose Ueberlassungvon Bauplätzen ebneten den Weg. Seinem Aus-spruch: „Dem Wohnungsmangel kann nur durchBauen abgeholfen werden" wurde Rechnung ge-ragen.

    Während seiner Amtszeit erhöhte sich die Ein-wohnerzahl um 5000 und die der Häuser um 530.Als besonders hervorzuheben ist die Erbauung derNeuen Kafh. Kirche auf der Bastei im Jahre 1932mit der endgültigen Gestaltung des Platzes, derdurch die Aufstellung des Rüdigerstandbildes sei-ne Vollendung erhielt, und des Neuen Rat-hauses auf dem Alten Markt im Jahre 1931. Das904 von Franz Metzner geschaffene Rüdiger-

    standbild war als krönende Figur des für dieVotivkirche in Wien geplanten Nibelungenbrun-nens gedacht. Durch die persönlichen Bemühun-gen des Bürgermeisters kam auf Umwegen das

    unstwerk in den Besitz der Stadt und wurde zuihrem Symbol. Ferner wurden erbaut das Be-zirksvertretungsgebäude, das Bezirkssiechenhaus,das staatliche Aemtergebäude, das Wöchnerin-nen- und Säuglingsheim. Ein bedeutsamer Wett-bewerb zur Erlangung von Entwürfen für dieGestaltung des inneren Stadtkernes wurde in dieWege geleitet und abgeschlossen.

    Bürgermeister Dr. h. c. Karl R. Fischer, mit demEhrenbürgerbrief ausgezeichnet, starb im Jahre

    934. Zum dauernden Gedenken wurde der Ge-werbeplatz auf Karl-R.-Fischer-Platz umbenannt.

    In den Nachfolgejahren bis 1945, wovon sechsJahre der zweite Weltkrieg erfaßt hafte, wur-den die Maßnahmen zum größten Teil durchstädtebauliche Neuplanungen wirksam, die sichzusammengeballt aus den zum Teil erkanntenVorhaben vieler vorangegangener Jahre in denVordergrund schoben und als notwendig erach-tet wurden.

    Die 1938 eingetretene staatliche Neuordnungdurch die Eingliederung in das Deutsche Reich,die Bürgermeister Dr. h. c. Karl R. Fischer nicht

    rlebte, hat auf die wirtschaftliche und kulturellentwicklung eingewirkt und sie belebt und be-

    rechtigte Hoffnungen erweckt, auch die Fragender Stadt- und Landschaffsgestaltung neu undanders zu beleben. Die Verbundenheit mit derheimatlichen Scholle wurde immer mehr bestim-mend und wurde schließlich das tragende Fun-

    dament für jede Maßnahme in der Heimatge-staltung. Daraus war klar erkannt, daß nur «insinnvolles Nebeneinander aller Gestaltungsfor-men der Vielfalt des Stadtbildes gerecht wer-den kann und die städtebauliche Ordnung in derlebendigen Natürlichkeit zu liegen hat, wobeineue Ideen als geistig vorgestellte Bilder derZukunft die städtebaulichen Chancen zu um-lauern habe. An vielen Stellen im Stadtinnernund am Stadtrande wurde der Hebel für einestädtebauliche Um- und Neugestaltung ange-setzt, deren Ergebnisse in Plänen und ModellenNiederschlag und die Billigung gefunden hatten.Wäre uns die Heimat geblieben, so würde Gab-lonz a. N. zur modernsten Stadt weit und breitgeworden sein.

    Die Lobrede auf die Stadt Gablonz a. N. mußschließen mit der Feststellung, daß hier wie nir-gendwo anders Menschen, Industrie, Kultur undLandschaft aufs engste miteinander verzahntsind und fruchtbar wurden. Wenn von den „Ein-maligen Gablonzern" und von der besonderenStellung gesprochen wird, dann ist das nichtübertrieben. Die Sonderstellung wurde der Stadtschon in die Wiege gelegt. Sie liegt einzig undallein in der „Gablonzer Industrie" begründet.Es brodelt und siedet überall und ständig. Dastägliche Ersinnen neuer Ideen ¡st mit ins Blutübergegangene Veranlagung. So ¡st es selbst-verständlich, daß auch das Kunstgewerbe, Ma-lerei, Graphik und Plastik einen fruchtbaren Bo-den fanden und einen wie seifen wo anders zuverzeichnenden Aufschwung erlangten. Es gibtkeinen hermefischen Abschluß. Beide Partner,Industrie und Kultur haben sich im gegenseifi-gen Austausch der Gedanken um handwerklicheNotwendigkeiten und Fertigkeifen und um neueIdeen und Einfälle stets befruchtet.

    Landschaft und Bauwerk sind bestimmend fürden Charakter einer Stadt, sie bleiben auch ohneden Menschen; er aber ist ohne ihren Rahmennicht zu denken. Es sollte versucht werden, dasAntlitz zu skizzieren, das mit menschlichenMaßen gemessen das Dauernde ist.

    Aber so wie jedes Musikinstrument eineEigenschwingung hat und seine Klangfarbe erstdann voll entfaltet, wenn diese geweckt wird,so hat jeder Platz, jede Straße und jede Gasseeine eigene Grundstimmung, die selbst in ge-gensätzlichen Stimmungen noch fühlbar durch-klingt.

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  • H E I M A T K U N D E U N D U N T E R H A L T U N G 5

    iSchwarzbach war das größte Grapkitwerk derVon Hans Hölil

    Wenn wir von Friedberg nach Oberplan wan-derten, sahen wir vor der Bahnstafion Schwarz-bach-Stuben zur rechten Seite der Strahe einefabrikähnliche Anlage. Niemand dachte dabeidaran, dafj er an einem der gröfjten Werke derWelt vorbeizieht, und nur die einheimische Be-völkerung selbst denkt noch zurück an dieschönen Zeiten, wo ihnen dieses Werk allen Ar-beit und Brot gab. Es war das ehemalige Schwar-zenbergsche Graphitwerk.

    Zwischen den Orten Schwarzbach-Stuben-Honetschlag und Mugrou, im sogenanntenOlschtalkessel, fand sich der Graphit, dieseswertvolle Material.

    EinmalEinmal,Dann ist es zu spät.Da kann die LiebeNur nodi Gräber schmückenUnd leise weinen.Aber der Tag,Da wir einander begegnen dürfenIn Liebe,Ist dann nicht mehr.Nutzen wir ihn!Hell wird der Tag,Da wir den MorgenMit guten Gedanken beginnenUnd nicht zögernZu danken der MutterAll ihre Werke des Alltags,Die in der Stille sie wirkt.Fröhlich endet der Tag,Und die Kraft für den MorgenSchenkt der Mutter ein tiefer Schlaf,GeborgenIn der Hut unserer Liebe.

    H a n s B a h r s

    In meinem HeimatortIn meinem Heimatort so manch geruhsamesPlätzchen ich fand.Inmitten von Lerchengetriller und Vogelgesang,Ringsum Waldesgrün und blühende Flur,Oh du herrlich schöne, gesegnete NaturiDas Eichhörnchen sprang lustig von Ast zu Ast,In meiner Besinnlichkeit ein zutraulicher Gast,Ein murmelndes Bächlein fliefjt ewig in seinem

    Bett,Die Glocken läuten zum Abendgebet,Fromme Menschen in die Kirche eilen, 'Um in Andacht beim Heiland zu weilen.

    Josef Siaud, Wien.

    Mit Ende des 18. Jahrhunderts führten Maul-wurfshügel zur Entdeckung dieses Minerals, unddie Stubener Bauern fingen in den neunzigerJahren des 18. Jahrhunderts mit den Graphit-grabungen an, den sie als Schmiermittel fürPflug und Türgründel in Verwendung nahmen.„Eisendachel" oder „Eisentögel" wurde damalsdiese Masse genannt.

    Bis zum Jahre 1811 führten die SfubenerBauern allein und unregelmäßig die Grabungendurch. Alsbald gelangten sechs Grubenmahedurch Belehnung in den Besitz des FürstenSchwarzenberg. Es waren nun zwei Besitzer unddaher der beiderseitige Unternehmungsgeistgroh. Es kamen Erdfarbenhändler aus Tirol undBayern heran, die den Schwarzbacher Graphit zurBenutzung nahmen. Der Absatz war auf einmalda. 1813 bestanden bereits mehrere Taggruben,und 1814 wurden schon an 400 Zentner Jahres-

    produktion erreicht. Im gleichen Jahre wurde dieWiderstandsfähigkeit des Graphits gegen hoheTemperaturen entdeckt und 48 Zentner zurSchmelztiegelfabrikation verwendet. Schon 1815erkannte die damalige Bleistiftindustrie, die bisdahin nur überseeischen Graphit verwendet hatte,die vorzüglichen Eigenschaffen des Schwarz-bacher Graphits. Später wurde von der still-gelegten Goldenkroner Fabrik erstmals einhei-mischer Graphit gekauft. So stieg der Absatzund natürlich die Arbeit des Werkes. Im Jahre1824 waren schon 50 Mann beschäftigt. Die pri-mitive Arbeitsweise muhte mit dem Wachsen desAbsatzes und der Zunahme des Wassers durcheine bessere ersetzt werden. Zur Wasserhaltungwurden erstmals Goppel, die von Tieren gezo-gen wurden, verwendet. Doch das weitere Ein-dringen in die Tiefe führfe auch bald zur Dampf-maschine, die 1834 am damaligen 30 m tiefenSchwarzenberg-Schacht aufgestellt wurde. Eskonnte so der Hauptgegner des Graphits, dasWasser, schneller und wirksamer bekämpft wer-den.

    Den Aufstieg dieses Werkes sollen nachstehen-de Jahresprodukfionsergebnisse veranschaulichen:1812—1821 12.382 Zentner, 1822—1831 82.533Zentner, und 1832—1841 203.672 Zentner.

    Im Jahre 1842 setzte der Wasserandrang demStubener Werk sein Ziel. Die Bauern verkauftenihr Werk an die Ges. A. Eggert u. Co., diezahlreiche neue Grabungen vornahm. 1847 wa-ren die Schürfungen der Dorf-Mugrauer-Bauernvon Erfolg, und es begann nun ein drittes Unter-nehmen mit den bestehenden zu wetteifern.

    In späteren Jahren hatte der Graphit auchin die Glaserzeugung Eingang gefunden. Stahlund Eisen räumten dem Graphit eine wichtigeStelle ein. Es war ein grobes Aufblühen zu ver-zeichnen, bedingt durch ein solches vieler an-

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    derer Industrien, was auch an den steigendenAbsatzmengen ersehen werden kann.

    Der Kampf mit dem Wasser führte zur An-schaffung immer größerer Maschinen, wie auchdem Aufbereitungswesen besonderes Augenmerkzugewendet wurde. Da mit dem erweitertenVerwendungsgebiete immer mehr Sorten entstan-den, waren auch die Qualitätsabstufungen vongroßer Wichtigkeit. Dem Raffinierungsprozefj derhärteren Graphite wurde darum besondere Auf-merksamkeit geschenkt. Es wurden Kollergängegeschaffen, Setz- und Mischkästen eingeführtund maschinell bediente Pressen für das Ab-dampfverfahren eingestellt.

    Durch die Erwerbung der Eggertschen Graphit-werke im Jahre 1866 und dem Ankauf à&szweiten Nachbarwerkes, des Bauernwerkes inMugrau im Jahre 1892, wurde die ganze Gra-phitgewinnung in einer Hand vereinigt. Vor demWeltkrieg erstreckte sich der Besitzstand über14 Gemeinden.

    Durch die Schaffung von Wasserhaltungsmaschi-nen, Anlegung neuer Schächte, Erbauung dermodernsten Raffinerien, Herstellung einer 12 Ki-lometer langen Lokomotivwerkbahn, Schaffungvon Werkbädern, Erschließung der Torfau beiFleißheim wurde das Werk zum größten Graphit-werk der Welt.

    Wegen des größer werdenden Dampfverbrau-ches mußte auch an betriebssichere Brennstoff-beschaffung gedacht werden. Schon 1875 beganndie Holzfeuerung für Dampfkessel der Verwer-tung des billigeren Torfes Platz zu machen, derdamals von den Bauern der Umgebung angekauftwurde. Erst später wurde zu dem Zwecke dieTorfau mit einer Fläche von ca. 200 ha angekauft.In der Saison wurden in den neunziger Jahren desvergangenen Jahrhunderts über 400 Arbeiter nur

    Von fronen Festen in alten XagenAls Wilhelm von Rosenberg 1578 die Prinzes-

    sin Anna von Baden als dritte Gemahlin ehe-lichte, entfaltete er auf seinen Herrschaften einedaselbst noch nie gesehene Pracht. Hiezu magihn weniger das Verlangen nach einem Leibes-erben, als vielmehr das nach einer vermögendenBraut veranlaßt haben. Galt es doch, den ver-blassenden Glanz seines ehedem zu den be-deutendsten böhmischen Adelsgeschlechtern zäh-lenden Hauses zu erhalten oder doch wenigstensdoch noch für die Zeit seines Lebens aufleuchtenzu lassen.

    Während des fünf Tage dauernden Hochzeits-festes herrschte besonders zu Krummem regesLeben, an dem nicht bloß die ritterlichen Gäste,sondern auch die gesamte Bewohnerschaft derStadt und deren Umgebung, ohne Unterschieddes Standes, regen Anteil nahmen. Die zu dieserHochzeit geladenen Gäste, die von diesen ver-zehrten Unmengen, und die an den Tafeln undbei den Gelagen herrschende Üppigkeit solltender reichen Braut und ihrer wohlhabenden Sippeeinen unversiegbaren Reichtum des Bräutigamsvortäuschen.

    Auf dem ganzen Herrschaftsgebiet wurden dieuntertänigen Waidmänner aufgeboten und inden Forsten begann ein ebenso lustiges wie an-strengendes und erfolgreiches Jagen. 40 Hirsche,50 Rehe, 50 Wildschweine, 2050 Rebhühner, 2130Hasen, 250 Fasane, 4 Drapper, 30 Auerhühner,20.688 Wildtauben und Wacholderdrosseln bi l -deten die Beute, die in die Schloßküche nachKrummau gebracht wurde.

    Die herrschaftlichen Meiereien lieferten 350Tauben, 450 Truthühner, 2650 Kapaune, 20 ein-jährige Kälber, 526 sechs Wochen alte Kälber,395 Lämmer und 504 Frischlinge; eigens für dieHochzeitstafel waren gemästet worden: 5135Gänse, 50 Ochsen, 15 Kühe, 150 Schweine und450 Schöpsen. Außerdem wurden 20 Ochsen und

    40 Schöpsen geräuchert und — hauptsächlich fürdie Pferdeknechte und Stalljungen — 1526 Blut-würste, 456 Leberwürste und 326 Bratwürste zu-bereitet. An Fischen und anderen aus den rosen-bergischen Teichen stammenden Tieren gingenauf: 18.120 Karpfen, 10.209 Hechte, 95 Barben,6380 Forellen und 3400 verschiedene andereFische, weiters 5200 Schock Krebse, 200 Äsche,300 Seidel Grundein und 4 Hausen. An geräu-cherten Fischen wurden 2309 Forellen, 1072Karpfen und 450 Hechte, und an eingesalzenenFischen 350 Stockfische und 4 Tonnen Heringeverzehrt.

    Zur Bereitung der Speisen waren 30.947 Eier,35 Ztr. Butter, 28 Ztr. Schweinefett, 50 Ztr. Un-schlitt, 50 Ztr. Honig, 13 Ztr. Wachs und 2 Ztr.Käse nötig.

    Das Hochzeifsgelage, bei dem die aufgezähl-ten Mengen restlos verzehrt wurden, währte Tagund Nacht. Zur Beleuchtung der Festräume undso weiter benötigte man 547 Schock Kerzen.

    Bei den Gelagen wurden 1100 Eimer Weinaus Ungarn, Oesterreich und Tirol, 40 TonnenWein aus Spanien und 903 Faß Bier getrunken.

    Die Rosse der Gäste verzehrten 3703 StrichHafer.

    Da die vielen, meist mit zahlreichem Gefolgeund großer Dienerschaft erschienenen Gäste imSchlosse nicht Platz fanden, mußten sie — soweitsie nicht von den Vornehmen der Stadt zur Näch-tigung geladen waren — in den Gaststättenuntergebracht werden, was die herrschaftlicheKasse mit 7354 Gulden 4 Kreuzer belastete.

    Die Menge der aufgezählten Dinge ist für unsnüchterne Gegenwartsmenschen unvorstellbar,wie wir auch deren Wert nicht abzuschätzen ver-mögen. Immerhin können wir aber behaupten,daß damals schon Liebe, Ansehen und Freund-schaft — wie heute noch — durch den Magengingen. Fritz Huemer-Kreiner

    beim Torfstich beschäftigt. Es wurden eine eigen«Ziegelei und ein selbständiges Sägewerk ge-schaffen. Die Verbindung zwischen diesen entferntliegenden Betriebsstätten stellte die 12 km lange,schmalspurige Lokomotivbahn her. Die im Jahre1891 erbaute Budweis-Salnauer Lokalbahn warfür das Bergwerk von besonderer Wichtigkeit.1895 wurde sie dem Verkehrsnetze angeschlossen.

    Die Zahl der Sorten betrug in der Zeit desbesten Geschäftsganges gegen 60, und der Koh-lenstoffgehalt erstreckte sich von 50 bis 90 Pro-zent. Ende 1897 umfaßte das Hauptwerk bereitszehn Schächte, der tiefste maß 110 Meter. DieGesamtzahl der Arbeiter betrug damals rund650.

    Das Werk zählte in den letzten Jahren an100 Gebäude, die als Wohn- und Betriebshilfs-gebäude, Trockenanlagen, Maschinen- und Kes-selhäuser, Aufbereitungs- und SchachtgebäudeVerwendung fanden. An weiteren Hilfseinrichtun-gen befanden sich noch je eine Schmiedewerk-stätte, Schlosserei, elektrotechnische Werkstätte,Tischlerei, Zimmerei und Faßbinderei, die allemit den modernsten Maschinen eingerichtet wa-ren. Das Hauptwerk war außerdem mit einer1470 m und das Mugrauer Werk mit einer1740 m langen Trinkwasseranlage versorgt.

    Die Schwarzbacher Graphitmarken besaßeneinen bestbewährten Ruf und wurden von allen

    in- und ausländischen Gießereien stets bevor-zugt. So ging dieser Graphit außer Deutschlandals Hauptabnahmsgebiet nach dem damaligenOesterreich-Ungarn, dem Balkan und Italien,nach Schweden, Schweiz, wie auch England undRußland. Einer der größten Konsumenten wardie Firma Krupp in Essen.

    SuDetcnDcittfctje

    Heinr. Rimanek (früher Mähr.-Ostrau)1070 Wien, Kaiserstraße 6, Tel. 02 22/93 38 764

    Wir liefern sämtliches sudetendeutsches Schrift-tum sowie alle übrigen im Handel erhältlichenBücher.Erstmalig: Zusammenfassung von sudetendeut-schem und ostdeutschem Schrifttum (Doku-mente, Romane, Bildbände usw.). Verlangen Siebitte kostenlos und unverbindlich diesen Kata-log.

    In den letzten Jahren vor dem zweiten Welt-krieg hat sich allerdings der Absatz verringertund war das Werk nicht mehr so voll beschäftigtwie in früheren Jahrzehnten. Seit dem Jahre 1958ist das Werk im Moldaustausee verschwunden.

    TRIBÜNE DER MEINUNGENViel Verständnis, aber nicht für DeutscheIm September-Heft 1967 der Jugendzeit-

    schrift „Sparefroh" sind in einem Aufsatz überdie Tschechoslowakei folgende merkwürdigeSätze enthalten: „Dieses Wort (Sudetendeut-sche) hören Politiker der CSSR nicht gem.Das kann ich verstehen." Vor allem fallenaber folgende Sätze auf: „1939 hat Hitler dasLand besetzt, und es ist nicht zu verwundern,daß 1945 alle Deutschen aus dem Land gewie-sen wurden."

    Welch zarte Ausdrücke und wieviel Ver-ständnis bringt hier der ungenannte Schreiberfür eine Handlungsweise auf, die in der Ge-schichte vor dieser Zeit zumindest zahlen-mäßig keinen Vergleich findet. Wenn überdrei Millionen Sudetendeutsche, also etwa dieHälfte der damaligen Bevölkerung- von Oester-reich unter grausigen Begleitumständen mitHinterlassung von über 260.000 Toten ausihrer Heimat vertrieben werden, ihre Häuserund ihr ganzes Vermögen bis zu den Kleidernund anderer persönlichster Habe, darunterauch die „froh gesparten" Gelder im Wertvon mehreren Milliarden Schilling ohne Ent-schädigung den Tschechen hinterlassen muß-ten, so verwundert dies den „Sparefroh" nicht.Schließlich wurde ja auch Oesterreich 1938von Hitler besetzt. Es würde aber wohl selbstden „Sparefroh" einigermaßen verwundern,wenn daraufhin alle Deutschen 1945 untergleichen Begleitumständen aus dem Landgewiesen worden wären wie die Sudetendeut-schen. Wenn dies auch nur alle ursprünglichmit Hitler „Sympathisierenden" getroffenhätte, wären nicht übermäßig viel im Landegeblieben.

    Man könnte den betreffenden Aufsatz alskindliches Machwerk für Kinder abtun, aberdie Broschüre ist laut Aufdruck mit Erlaß desBundesministeriums vom 27. Juli 1967 zumUnterricht in allen Schulen mit Ausnahmeder höheren Stufen zugelassen! Identifiziertsich also das Unterrichtsministerium mit dendarin geäußerten Ansichten und hält es es fürrichtig, wenn künftige Generationen in Oester-reich in diesem Geist informiert werden undüber geschichtliche Tatsachen ein derart ver-färbtes Bild erhalten sollen?

    Dr. W. D., Linz

    Eine beachtenswerte UeberlegungDer „Sudetenpost" konnte kürzlich, natür-

    lich mit großem Bedauern, die Beantwortungeiner Anfrage des Abgeordneten zum Natio-nalrat, Dr. Scrinzi, an den BundeskanzlerDr. Klaus entnommen werden, daß nach denvölkerrechtlichen Grundsätzen für die Repu-blik Oesterreich kein Interventionsrecht fürdie als Neubürger geltenden Staatsbürger (dassollen wir Sudetendeutschen sein) besteht.Wohl bestünde ein moralischer Anspruch derNeubürger auf eine Vermögensentschädigung,doch kann dieser in den Vermögensverhand-lungen gegenüber der Tschechoslowakei nichtverwendet werden.

    Nun schön, vielmehr nicht schön, aber wirmüßten uns damit abfinden, daß die öster-reichische Hoheitsverwaltung für uns Sude-tendeutsche, die wir zum Großteil zur Zeitder österreichisch-ungarischen Monarchie ge-boren wurden und nur durch ein Diktat dergegnerischen Mächte losgetrennt und, entge-gen den Zusicherungen des Selbstbestim-mungsrechtes, entgegen unseren Einsprüchenund Erklärungen, der Tschechoslowakei zu-geeignet wurden, als Geschenk oder Lohn füreinen Verrat nach damaligen Begriffen, nichtsfür uns tun kann, nicht einmal moralisch, janicht einmal der Form halber tun wird.

    Allerdings sind wir hier in Oesterreich derweitaus kleinere Teil der Beraubten und Ge-schändeten und lebt die überwiegende Mehr-heit unserer Volksgruppenangehörigen in derBundesrepublik Deutschland. Nun kann dieseBundesrepublik völkerrechtlich und rechts-wirksam sowohl auf Teile seines Staatsgebie-tes und auch auf das Eigentum der dort seß-haft gewesenen Staatsbürger verzichten.Ebenso völkerrechtlich müßten diese Staats-bürger, also unsere Volksgenossen, von ihremStaat, der Bundesrepublik Deutschland, ent-sprechend entschädigt werden, was sie erwar-tungsgemäß auch tun wird.

    Wie schaut es aber nun wirklich mit uns inOesterreich aus? Angenommen, daß Deutsch-land sowohl auf seine Gebiete östlich derOder-Neiße und auch auf das Sudetenlandverzichtet, so kann es aber immer nur auf das

    Vermögen seiner Staatsbürger verzichten,keinesfalls auf unser Vermögen, da wir dochösterreichische Staatsbürger sind. Oesterreichhat, wie eingangs durch den höchsten Politikerklipp und klar ausgedrückt, keinerlei Mög-lichkeit, auf unser Vermögen einzuwirken.Also kann und darf es auch keinesfalls aufunser heimatliches Vermögen in unserem Na-men verzichten. Wir österreichischen Sude-tendeutschen bleiben somit vollkommen völ-kerrechtlich im Besitz unseres Vermögens.

    Was sagen unsere Juristen dazu?Ich glaube, daß uns nur die internationalen

    Einrichtungen (Den Haag) zur Verfügung ste-hen, um zu unserem Recht zu kommen. Gewißweiß auch ich, daß dieser Weg lang und dor-nenvoll ist, je früher er aber beschritten wird,desto früher ist er auch beendet — ob so oderso! Alfred Fischer, Wien

    Tschechische FälschungenImmer wieder muß festgestellt werden, daß

    sich die Tschechen mit fremden Federnschmücken, sie Sudetendeutsche, die mit ihrenLeistungen weit über die Grenzen des einsti-gen Böhmens hinausragten, als Angehörigeder tschechischen Nation bezeichnen und diesmit Beharrlichkeit verbreiten. So benenntwieder ein Bericht über ein Festival für alteMusik