P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4...

9
P. J. SIJPESTEIJN L ATEINISCHE G RABINSCHRIFTEN IV aus: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 111 (1996) 283–288 © Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Transcript of P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4...

Page 1: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

P. J. SIJPESTEIJN

LATEINISCHE GRABINSCHRIFTEN IV

aus: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 111 (1996) 283–288

© Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Page 2: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)
Page 3: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

283

LATEINISCHE GRABINSCHRIFTEN IV*

Die hier veröffentlichten Steine sind im Besitz desselben holländischen Sammlers, aus dessen Samm-lung ich bereits mehrere Grabinschriften veröffentlicht habe (vgl. ZPE 70, 1987, 147ff. und Anm. 2 aufS. 147).

Mit Ausnahme von Text Nr. 8, der im Pariser Antiquitätenhandel erworben wurde und angeblichaus Karthago kommt, stammen die anderen Texte, die vor einigen Jahrzehnten in Holland und Londonerworben wurden, laut Angaben aus Ostia und Umgebung.

Text Nr. 8 muß auf das IV. nachchristliche Jahrhundert datiert werden; die anderen Inschriftenwerden im II. oder III. Jahrhundert n. Chr. aufgestellt worden sein.

Ich benutze dieselben Siglen, die ich auch in meinen vorhergehenden Aufsätzen verwendet habe.

1) Marmorplatte. H(öhe) 19,5 cm; B(reite) 29,5 cm; D(icke) 3,5 cm. Der Stein ist in zwei Stückezerbrochen. Die Trennungszeichen sind einer hedera ähnlich. Tafel VIII,1.

D M 2,5SERGIO . ELLANICO 2VIXIT . M . VIII . D . V . 2

4 ELLANICUS . COLONORUN 1,8ET . SERGIA . HYGIA 1,7 PARENTES . FECER . 1,8

„Den Totengöttern. Für Sergius Hellanicus – er hat 8 Monate, 5 Tage gelebt – haben Hellanicus,(Sklave) der Koloniebürger, und Sergia Hygia, seine Eltern, (das Grab) errichtet.“

2 Es ist auffallend, daß das praenomen des Sohnes fehlt. Der Vater (Z. 4) wird nur mit seinemcognomen verzeichnet. (H)Ellanicus ist ein nur ganz selten belegtes cognomen (Solin I 45 verzeichnetnur drei Beispiele).

3 Lies m(enses)/m(ensibus) VIII d(ies)/d(iebus) V.4 ELLANICUS: NI der Stein. – colonorun = colonorum. Hellanicus, der Vater, ist Sklave von coloni,

d. h. von Bürgern einer colonia. In diesem Fall wohl der Bürger der Colonia Ostiensis. Auf dem Stein,den ich in ZPE 80, 1990, 204 veröffentlicht habe, ist colonus in Z. 3 wohl als Bürger einer colonia (d. h.von Ostia) aufzufassen und nicht als Bauer oder Pächter.

6 Lies fecer(unt).

2) Marmorplatte. H. 31 cm; B. 42,5 cm; D. 2 cm. Der Stein ist in vier Stücke zerbrochen. Rechts untenfehlt (ohne wesenlichen Textverlust) ein Stück des Steines. Tafel VIII,2.

MEMORIAE 3,3OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5

4 EUMACHIU[S] 3,5

„Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat) Eumachius (das Grab errich-tet).“

* Fortsetzung von ZPE 90, 1992, 193ff. Ich danke meinem Kollegen W. Eck für nützliche Hinweise und Bemerkungen.

Page 4: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

284 P. J. Sijpesteijn

1 Für memoriae, manchmal mit d(is) m(anibus) kombiniert, vgl. z. B. CIL VI 12664, 26977. Vgl.M. Chelotti et alii, Le Epigrafi Romane di Canosa I, Bari 1990, Nr. 131.

2 Das cognomen Benenata (lies hier Benenatae) wird oft von Frauen geführt. Vgl. I. Kajanto, TheLatin Cognomina, Helsinki 1965, 350.

3 Lies coniungi dulcissimae. Vgl. Zilliacus 16.4 Solin I 62 verzeichnet nur ein Beispiel des Namens Eumachus. Den Namen Eumachius verzeich-

net er überhaupt nicht.

3) Marmorplatte. H. 46,5 cm; B. 62 cm; D. 9 cm. Der Stein ist (mit Textverlust) links abgebrochen. Aufeinem separaten Fragment (H. 15,5 cm; B. 8,5 cm; D. 4,5 cm) ist nur der Anfang der 1. Zeile erhalten.Zwischen den Zeilen 5 und 6 sind 11,5 cm freigelassen. Die Trennungszeichen sind einer hederaähnlich. Tafel VIII,3.

A . C[O]RNELIUS . DIONYSIUS 4,5 FECIT . SIBI . ET 3,8 ]TORIAE . LEDAE 3,4

4 CONIUGI . SUAE . ET 3,0 ]TORIO . SECUNDO . VERNAE 2,5

[LIBER]TIS . LIBERTABUS . POSTERISQUE . EORUM 2,0[IN . ] FRONTE . P . XX . IN . AGRO . P XX 2,7

„Aulus Cornelius Dionysius hat (das Grab) errichtet für sich selbst und für - -]toria Leda, seineEhefrau, und für - -]torius Secundus, der im Hause geboren ist, (und) für seine männlichen und weib-lichen Freigelassenen und ihre Nachkommen. (Es mißt) in der Breite 20 Fuß, in der Tiefe 20 Fuß.“

3 Ergänze (in Zeile 5 in der männlichen Form) z. B. [Os]toriae/ [Pis]toriae/ [Vic]toriae. Leda ist einnur relativ selten belegtes cognomen (vgl. Solin I 553f.).

4 Lies coniungi.5 Für verna vgl. ZPE 70, 1987, 150.

4) Marmorplatte. H. 18,5 cm; B. 18,5 cm; D. 5,5 cm. Es handelt sich um eine Platte, auf die mit sehrungelenker Hand die Inschrift eingemeißelt worden ist. Tafel VIII,4.

D M 1,3VITALIONI ALUM 0,7 – 1,5NO . L . ANNI CALLISTI 1,0 – 1,7

4 ET LONGE{E}IAE OP 1,2 – 1,5TATE E{E}IUS (ancora, hasta) 0,9 – 1,1

„Den Totengöttern. Für Vitalio, den alumnus des Lucius Annius Callistus und seiner Frau LongeiaOptata.“

2–3 Für alumnus vgl. H. S. Nielsen, „Alumnus: A Term of Relation Denoting Quasi-Adoption“,Class. et Mediaev. 38, 1987, 141ff.; J. Bellemore – B. M. Rawson, „Alumni: The Italian Evidence“,ZPE 83, 1990, 1ff.

3 Lies Annii. Vgl. Zilliacus 10.4 Für das nomen Longeia vgl. Schulze 359.4–5 Lies Optatae.5 Der Anker (vgl. P. Bruun, Sylloge inscriptionum christianarum veterum Musaei Vaticani II, Acta

Instituti Romani Finlandiae vol. I.2, Helsinki 1963, 83) braucht nicht unbedingt auf eine christliche

Page 5: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

Lateinische Grabinschriften IV 285

Umgebung hinzuweisen. Für die hasta vgl. Der Kleine Pauly II, Kolumne 955, wo auf BJ 157, 1957,165 Nr. 4 hingewiesen wird.

5) Marmorplatte. H. 15 cm; B. 36 cm; D. 3,8 cm. Die Inschrift ist von einem Rahmen umgeben. ImRahmen und in den Buchstaben sind noch vage Reste roter Farbe erhalten geblieben. Die Trennungszei-chen sind einer hedera ähnlich. Tafel VIII,5.

T . STATILIUS . TAURI . L . 3,1 – 2,7 ANTIOCHUS FAB . TIG 3,2 – 2,4

„Titus Statilius Antiochus, Freigelassener von Taurus, Zimmermann.“1 Obwohl Taurus im Geschlecht der Statilii als cognomen und als praenomen begegnet (vgl. O.

Salomies, Die römischen Vornamen. Studien zur römischen Namengebung, Helsinki 1987, 329f., 334),ist das ausgeschriebene Tauri an dieser Stelle cognomen. Daß das cognomen des Patrons ausgeschriebenist, ist ein sehr typisches Phänomen für Grabinschriften Roms in der Zeit zwischen Augustus und ca.Claudius, vor allem bei großen senatorischen Familien. Titus Statilius Antiochus betont, daß er nichtFreigelassener eines beliebigen Titus war, sondern eines Statilius Taurus.

2 Das cognomen Antiochus (und seine Nebenformen) sind sehr oft bezeugt. Vgl. Solin I 201ff.Lies fab(er) tig(narius). Vier andere Grabinschriften, die doch wohl denselben Mann erwähnen, sind

bereits bekannt: CIL VI 9412–9415. CIL VI 9412–9414 zeigen fast gleichlautende Inschriften (für vieridentische Inschriften, die offensichtlich zur Kennzeichnung ein und derselben Grabanlage an allen vierSeiten dienten, vgl. z. B. W. Eck, ZPE 90, 1992, 197f.). Aus diesen Inschriften geht hervor, daß seinGrab in der Breite und in der Tiefe nur 12 Fuß maß. CIL VI 9415 (ohne Angabe der Maße der Grab-anlage) nennt ihn zusammen mit einer anderen Person, einer Frau. Diese Inschrift wurde wahrscheinlichspäter derselben Grabanlage hinzugefügt, wenn diese (wahrscheinlich seine) Frau (ebenfalls eineFreigelassene desselben Geschlechtes) auch dort bestattet wurde (vgl. z. B. ZPE 68, 1987, 156f.).

6) Marmorplatte. H. 59 cm; B. 72,5 cm; D. 9,5 cm. Der Stein wurde abgearbeitet, um die neuen Texteanbringen zu können. Spuren eines vorhergehenden Textes sind in der Schreibfläche noch sehr vage zuerkennen (vgl. Anm. zu Z. 13). Als alle Texte angebracht waren, wurde oben und unten ein Teil desRahmens, der um die Inschrift läuft, und die Trennlinie zwischen den Inschriften a/b und c abgemeißelt.Zur selben Zeit wurde möglicherweise auch das Loch in der Mitte (8,7 x 6,6 cm) hergestellt. Die dreiTexte besagen wohl, daß das Grab unter drei Besitzern aufgeteilt war (vgl. z. B. H. Thylander,Inscriptions du Porte d’Ostie, Lund 1952, A 253, A 256), und zwar so, daß Gaius Julius Pothus undSextus Avilius Eutychus die eine Seite einnahmen, Ocia Procula die andere. Das beweist die Trennlinie,die ursprünglich auf der Tafel vorhanden war und jetzt noch in der Abarbeitung erkennbar ist. TafelVIII,6.

a) C . IULIUS 4,3POTHUS . SIBI . ET 3,0C . IULIO . CELERI 2,8

4 FILIO (hedera) SUO (hedera) ET 2,4VALERIAE . C . F 2,4PAULAE . CONIUGI 2,4

SUAE 2,2

b) 8 SEX . AVILIUS . EUTYCH 2,2US . ET . VALERIA (hedera) DR 2,4OSIS . SIBI . ET . SUIS . 2,2

Page 6: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

286 P. J. Sijpesteijn

LIBERTIS . LIBERTABUS 2,012 POSTERISQUE . EORUM 1,8

c) OCIAE . SP . F {VE} 3,5 PROCULAE 2,9EX . PECULIO . IPSIUS 2,7

16 SIBI . ET . OCIAE 2,6TROPHIME . MATRI . SUAE 2,1

LIBERTIS . LIBERTABUS 2,1POSTERISQUE . EORUM 1,9

20 IN . FR . P . XXV IN AGR . P . XXV 1,9

a) „Gaius Julius Pothus (hat das Grab) für sich selbst und für Gaius Julius Celer, seinen Sohn, undfür Valeria Paula, Tochter des Gaius, seine Ehefrau, (errichtet).“

b) „Sextus Avilius Eutychus und Valeria Drosis (haben das Grab) für sich selbst und für ihre männ-lichen und weiblichen Freigelassenen und ihre Nachkommen (errichtet).“

c) „Für Ocia Procula, Tochter des Spurius. Aus ihrem eigenen peculium (hat sie das Grab) für sichselbst und für ihre Mutter Ocia Trophime (und) für ihre männlichen und weiblichen Freigelassenen undihre Nachkommen (errichtet).“

„(Es mißt) in der Breite 25 Fuß, in der Tiefe 25 Fuß.“1–2 In CIL VI 20218 wird auch ein C. Iulius Pothus erwähnt.6 Lies coniungi.8 Das cognomen des Eutyc(h)us (und seine Nebenformen) sind sehr oft bezeugt. Vgl. Solin II 796ff.9–10 Auch in CIL VI 28177a wird eine Valeria Drosis erwähnt. Das cognomen Drosis wird von

Solin II 1130 nur auf Grund des CIL-Textes verzeichnet.13ff. Diese Inschrift steht rechts von den Inschriften a) und b) und war ursprünglich durch eine

senkrechte Linie von diesen getrennt. Zwischen den Zeilen 17 und 18 sind 14,2 cm freigelassen.13 Die etwas größer geschriebenen Buchstaben V `E (eine Lesung N `E ist nicht auszuschließen)

stehen außerhalb der Schreibfläche, auf dem Rahmen. An dieser Stelle könnte V `E nur die Tribus ange-ben. Ich halte es aber für unmöglich, daß die Frau Ocia Procula hier ihre tribus angibt. Ich nehmedeshalb an, daß diese zwei Buchstaben zum vorhergehenden, abgemeißelten Text gehören.

Vgl. für das nomen Ocius (auch in Z. 16) Schulze 424a, add. 519.15 Ocia Procula weist durch die Verwendung des Wortes peculium mit Nachdruck darauf hin, daß

sie das Grab aus ihrem eigenen Vermögen errichtet hatte. peculium hat hier die Bedeutung „von ihremVater Ocia Procula zur Verfügung gestelltes Vermögen“. Im Corpus Iuris Civilis (z. B. Dig. 23,3,9,Paragr. 3) finden wir peculium auch mit der Bedeutung „Frauengut, worüber der Ehemann keine Verfü-gung hat“.

17 Lies Trophimae.20 Diese Zeile steht teilweise unterhalb Zeile 12, teilweise unterhalb Zeile 19 und bezieht sich auf

das ganze Grab. Lies in fr(onte) p(edes) XXV in agr(o) p(edes) XXV.

7) Marmorplatte. H. 43 cm; B. 80 cm; D. 7,3 cm. Die Inschrift ist von einem Rahmen umgeben. DerStein ist links oben und unten ohne Textverlust und rechts unten mit Textverlust abgebrochen. Die zweiInschriften, die nicht von demselben Steinmetzen eingemeißelt worden sind, werden durch eine Linie,die oben und unten eine eiförmige Verdickung aufzeigt, voneinander getrennt. Zwei Mitglieder dersel-ben Familie waren in diesem Grab bestattet (wahrscheinlich Vater und Sohn). Tafel VIII,7.

Page 7: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

Lateinische Grabinschriften IV 287

a) AULO AEGRILIO 2,7HELIADE SEVIRO 2,7AUGUSTALIS IDEM 2,7

4 QUINQUENNALI 2,7AEGRILIA STORGE 2,7 PATRI P 2,7

b) DIS . MANIBUS 2,98 A . EGRILI . A . F . PAL . MAGN[I] 3,2

DEC . DECR . PRAET 2,9 PRIMO . SACRIS . VOLK 2,4 FACIUNDIS 2,4

— — — —12 VIX . AN . VIII . M . V . D . VII . HOR . V[ - - ] 1,9

A . EGRILIUS . HELIAD[ES . ET] 2,4 EGRILIA . P[ - - - ] 2,3 FILIO . P[IISSIMO] 2,3

a) „Aegrilia Storge (hat das Grab) für Aulus Aegrilius Heliades, sevir augustalis und ebenfalls quin-quennalis, ihren sehr frommen Vater (errichtet).“

b) „Den Totengöttern von Aulus Egrilius Magnus, Sohn des Aulus, zur palatinischen Tribus gehö-rig, auf Grund einer Entscheidung der decuriones praetor primus, um Vulcanus Opfer darzubringen. Erhat 8 Jahre, 5 Monate, 7 Tage, 5(+) Stunden gelebt. Aulus Egrilius Heliades und Egrilia P[ - - - ] haben(das Grab) für ihren sehr frommen Sohn errichtet.“

1 Die übliche Schreibweise des nomen gentile (vgl. Schulze 454) ist Egrilius (vgl. Z. 8, 13, 14). Füre > ae (auch in Z. 5) vgl. Väänänen 23ff., Zilliacus 7ff. In Z. 2 steht Heliade für Heliadae.

2 Sowohl das cognomen Heliades (auch in Z. 13; vgl. Solin I 367) als auch das cognomen Storge(vgl. Solin III 1254) wird mit Sicherheit nur von Sklaven und Freigelassenen geführt.

2–4 Der Verstorbene war in Ostia nicht nur Mitglied der seviri Augustales, sondern war auch nochquinquennalis in diesem collegium. Er war ein Freigelassener und kann also nicht Munizipalmagistrat,d. h. duumvir quinquennalis, gewesen sein.

3 augustalis und idem: Der Steinmetz schwenkt zum Nominativ um. Vgl. Z. 9–10.6 Lies p(iissimo).7 Das i (3,6 cm) von dis ist wesentlich größer geschrieben als die anderen Buchstaben in dieser

Zeile.8 Lies A(uli) Egrilii A(uli) f(ilii) Pal(atina sc. tribu). Vgl. Zilliacus 10 für ii > i.Es ist nicht auszuschließen, daß N und I im sehr oft belegten cognomen MAGNI kombiniert sind.9 Lies dec(urionum) decr(eto) praet(ori).Oberhalb des e von praet, des zweiten i von faciundis (Z. 4), des i von vix (Z. 12), des o von hor (Z.

12), des a von Heliad[es (Z. 13) und des o von filio (Z. 15) steht ein Apex.9–10 Statt mit dem Genitiv fährt der Steinmetz mit dem Dativ fort (vgl. z. B. CIL XIV 341).Für den praetor primus (secundus, tertius) sacris Volkani faciundis, vgl. L. Ross Taylor, The Cults

of Ostia, Baltimore 1913, 16ff.; R. Meiggs, Roman Ostia, Oxford 1960, 173. Wie im Falle des vierjäh-rigen pr(aetor) pr(imus) sacr(is) Volka(ni faciundis) (CIL XIV 306) und des Marcus Cornelius Valeria-nus Epagathianus (CIL XIV 341), der mit seinen zwölf Jahren neben vielen anderen Funktionen auchpraetor secundus sacra Volkani faciunda ist, wird es sich auch beim achtjährigen Aulus EgriliusMagnus um ein Ehrenamt handeln. Wir dürfen annehmen, daß seine Eltern, die selbst noch Freigelas-sene waren, sehr stolz auf ihren Sohn gewesen sind. Diese Grabinschrift zeigt den sozialen Aufstieginnerhalb einer Familie.

Page 8: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

288 P. J. Sijpesteijn

10 Lies Volk(ani). Für den Gott Vulcanus in Ostia vgl. R. Meiggs, op. cit., 337ff. Die SchreibweiseVolkanus (vgl. z. B. CIL XIV 341, 373; VI 32482) ist neben den Schreibweisen Volcanus (oft) undVulkanus/Vulcanus (selten) auf Inschriften geläufig. Beachte die Form des k.

12 Lies vix(it) an(nos)/an(nis) VIII m(enses)/m(ensibus) V d(ies)/d(iebus) VII hor(as)/ hor(is) V[.Weil der Zahlstrich am Ende dieser Zeile nicht unmittelbar oberhalb des V steht, müssen wir annehmen,daß der Verstorbene mehr als nur fünf Stunden gelebt hat.

14 In der Lücke am Ende der Zeile das cognomen der Mutter des Verstorbenen, das mit P beginnt,d. h. der Name, den sie vor ihrer Freilassung hatte.

8) Marmorplatte, die nur rechts und teilweise oben und unten vollständig ist. H. 20 cm; B. 26,5 cm; D. 7cm. Die Inschrift war von einem Rahmen in der Form einer tabula ansata (vgl. P. Bruun, loc. cit., 151)umgeben. An der oberen Seite ein Palmzweig (vgl. P. Bruun, loc. cit., 142f.) und eine Taube (vgl. P.Bruun, loc. cit., 86ff.). Die Buchstaben, der Rahmen, der Palmzweig und die Taube sind mit roter Farbeausgefüllt. Der Steinmetz war nicht sehr gewandt. Tafel VIII,8.

]LIA . FIDELIS IN PACE 1,2 – 2,2 ]IA . FIDELIS IN PACE 1,2 – 1,5F]IDELIS IN PACE 0,5 – 0,7

4 ].IA . FIDELIS IN PACE 1,1 – 1,5

Vier Personen sind in diesem Grab bestattet worden.Für die Bedeutung von fidelis vgl. F. Prévot, Recherches archéologiques franco-tunésiens à Mactar.

V. Les inscriptions chrétiennes, Rome 1984, 215ff. Die Toten waren also Christen.4) in: i ex p.

Anhang

Nur vollständigkeitshalber veröffentliche ich hier auch ein Fragment einer Inschrift, das mir vor kurzemgeschenkt worden ist. Wer den Rest dieser Inschrift besitzt, kann das Fragment von mir umsonstbekommen.

Marmorplatte. H. 10,3 cm; B. 8,3 cm; D. 3,1 cm. Die Inschrift war von einem Rahmen umgeben.Die Buchstaben stehen zwischen zwei Doppellinien. Es scheint sich um die rechte, obere Ecke derInschrift zu handeln.

]ALIS 2,7

Universität zu Amsterdam P. J. Sijpesteijn

Page 9: P. J. SIJPESTEIJN - uni-koeln.de · MEMORIAE 3,3 OCTAVIAE BENENATE 3,6 COIUGI DULCISSIME 3,5 4 EUMACHIU[S] 3,5 „Zur Erinnerung. Für Octavia Benenata, seine liebste Ehefrau, (hat)

TAFEL VIII

1) 2)

3) 4)

5) 6)

7) 8)

1)–8) Lateinische Grabinschriften