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1 Paarbeziehungen im Dharma Lama Lhündrup, Juni 1998 Können Paarbeziehungen auf dem Weg zur Erleuchtung hilfreich sein? Ja, sie können sogar sehr hilfreich sein, es kommt allerdings darauf an, wie sie gelebt werden. Wenn jemand den Dharma in einer Paarbeziehung wirklich anwendet und sich dadurch allmählich aus seinen ichbezogenen Mustern befreit, dann tragen die vielfältigen Erfahrungen einer solchen Partnerschaft zum Dharmaweg bei. Auf dem Weg zur Erleuchtung geht es ja um nichts anderes, als mit allen unseren Anhaftungen zu arbeiten und sie nach und nach aufzulösen. Das ist das eigentliche Ziel der Dharmapraxis. Wenn sich Anhaftungen auflösen, entsteht neuer Raum, und die unserem Geist innewohnenden Qualitäten kommen zum Vorschein. Diese Sichtweise bringt einen ganz anderen Umgang mit den Herausforderungen einer Paarbeziehung mit sich, als es allgemein üblich ist. Normalerweise setzen sich Paare ja nicht als Ziel, ihre Anhaftungen aufzulösen, denn sie haben Angst, daß dies das Ende ihres Zusammenlebens bedeuten würde. Wir vergessen dabei, daß das Auflösen von Anhaftungen, sprich Ichbezogenheit, immer mit dem Hervortreten von Qualitäten wie Liebe, Weisheit, Mitgefühl, Humor, Mut, Freude, Geduld, Großzügigkeit usw. einhergeht. Aus Dharma-Sicht können wir eine Paarbeziehung als ein hervorragendes Übungsfeld für diese Qualitäten betrachten. Die Beziehung mit unserem Partner setzt viele Gefühle in uns frei, sie ist in jeder Hinsicht eine ziemliche Herausforderung. Den Weg zur Erleuchtung einzuschlagen bedeutet, daß wir nach Möglichkeit in jeder Situation mit unseren Gefühlen arbeiten, um so allmählich freier zu werden. Da kann die Paarbeziehung also offensichtlich eine große Hilfe sein, denn sie bietet viele Gelegenheiten dazu. Lassen sich allgemein gültige Aussagen über Paarbeziehungen im Dharma machen oder ist jedes Paar anders und braucht individuelle Beratung? Im Grunde sind die Probleme, denen Paare begegnen, immer wieder die gleichen, und auch die Lösungen erfordern meist die gleiche Grundhaltung: Entspannen und Sich Öffnen. Doch im Einzelfall ist jedes Paar und auch jeder Partner an einem anderen Punkt in seiner Entwicklung. So können Paare zwar viel aus den allgemeinen Dharma-Unterweisungen schöpfen, müssen aber dennoch stets ganz genau hinschauen, was für sie persönlich jetzt gerade ansteht. Was sind die typischen Paarprobleme aus der Sicht des Dharma? Der Dharma ist da sehr radikal. Er macht keinen Unterschied zwischen Paarproblemen und dem Problem des einzelnen Praktizierenden. Das eigentliche Problem ist unser Anhaften am „Ich“ und den daraus entstehenden Emotionen wie Begierde, Wut, Stolz und Eifersucht. Wer mit dem Dharma-Auge schaut, sieht, daß alles Anhaften Leid verursacht und daß sich Befreiung nur durch Auflösen aller Anhaftungen verwirklichen läßt. Dieses Auflösen von Anhaftungen ist ein innerer Prozeß, der sich sehr wohl innerhalb einer Paarbeziehung vollziehen läßt. Nicht in einer engeren Paarbeziehung zu leben stimuliert das Anhaften an andere zwar weniger, aber befreit noch keinesfalls davon. Anhaften an sich selbst und an andere sind grundsätzliche Probleme menschlicher Existenz. Aus diesem grundlegenden Haften an einem „Ich“ ergeben sich die vielen Schattierungen der Probleme, die in Paarbeziehungen eine Rolle spielen: Das beginnt mit der anfänglichen Idealisierung des Partners und einer unrealistischen Erwartungshaltung in Hinblick auf Beziehung und Partner, die zwangsläufig zu Enttäuschungen führen werden. Wir können dem

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Paarbeziehungen im Dharma

Lama Lhündrup, Juni 1998 Können Paarbeziehungen auf dem Weg zur Erleuchtung hilfreich sein?

Ja, sie können sogar sehr hilfreich sein, es kommt allerdings darauf an, wie sie gelebt werden. Wenn jemand den Dharma in einer Paarbeziehung wirklich anwendet und sich dadurch allmählich aus seinen ichbezogenen Mustern befreit, dann tragen die vielfältigen Erfahrungen einer solchen Partnerschaft zum Dharmaweg bei. Auf dem Weg zur Erleuchtung geht es ja um nichts anderes, als mit allen unseren Anhaftungen zu arbeiten und sie nach und nach aufzulösen. Das ist das eigentliche Ziel der Dharmapraxis. Wenn sich Anhaftungen auflösen, entsteht neuer Raum, und die unserem Geist innewohnenden Qualitäten kommen zum Vorschein.

Diese Sichtweise bringt einen ganz anderen Umgang mit den Herausforderungen einer Paarbeziehung mit sich, als es allgemein üblich ist. Normalerweise setzen sich Paare ja nicht als Ziel, ihre Anhaftungen aufzulösen, denn sie haben Angst, daß dies das Ende ihres Zusammenlebens bedeuten würde. Wir vergessen dabei, daß das Auflösen von Anhaftungen, sprich Ichbezogenheit, immer mit dem Hervortreten von Qualitäten wie Liebe, Weisheit, Mitgefühl, Humor, Mut, Freude, Geduld, Großzügigkeit usw. einhergeht. Aus Dharma-Sicht können wir eine Paarbeziehung als ein hervorragendes Übungsfeld für diese Qualitäten betrachten. Die Beziehung mit unserem Partner setzt viele Gefühle in uns frei, sie ist in jeder Hinsicht eine ziemliche Herausforderung. Den Weg zur Erleuchtung einzuschlagen bedeutet, daß wir nach Möglichkeit in jeder Situation mit unseren Gefühlen arbeiten, um so allmählich freier zu werden. Da kann die Paarbeziehung also offensichtlich eine große Hilfe sein, denn sie bietet viele Gelegenheiten dazu.

Lassen sich allgemein gültige Aussagen über Paarbeziehungen im Dharma machen oder ist jedes Paar anders und braucht individuelle Beratung?

Im Grunde sind die Probleme, denen Paare begegnen, immer wieder die gleichen, und auch die Lösungen erfordern meist die gleiche Grundhaltung: Entspannen und Sich Öffnen. Doch im Einzelfall ist jedes Paar und auch jeder Partner an einem anderen Punkt in seiner Entwicklung. So können Paare zwar viel aus den allgemeinen Dharma-Unterweisungen schöpfen, müssen aber dennoch stets ganz genau hinschauen, was für sie persönlich jetzt gerade ansteht.

Was sind die typischen Paarprobleme aus der Sicht des Dharma?

Der Dharma ist da sehr radikal. Er macht keinen Unterschied zwischen Paarproblemen und dem Problem des einzelnen Praktizierenden. Das eigentliche Problem ist unser Anhaften am „Ich“ und den daraus entstehenden Emotionen wie Begierde, Wut, Stolz und Eifersucht. Wer mit dem Dharma-Auge schaut, sieht, daß alles Anhaften Leid verursacht und daß sich Befreiung nur durch Auflösen aller Anhaftungen verwirklichen läßt. Dieses Auflösen von Anhaftungen ist ein innerer Prozeß, der sich sehr wohl innerhalb einer Paarbeziehung vollziehen läßt. Nicht in einer engeren Paarbeziehung zu leben stimuliert das Anhaften an andere zwar weniger, aber befreit noch keinesfalls davon. Anhaften an sich selbst und an andere sind grundsätzliche Probleme menschlicher Existenz.

Aus diesem grundlegenden Haften an einem „Ich“ ergeben sich die vielen Schattierungen der Probleme, die in Paarbeziehungen eine Rolle spielen: Das beginnt mit der anfänglichen Idealisierung des Partners und einer unrealistischen Erwartungshaltung in Hinblick auf Beziehung und Partner, die zwangsläufig zu Enttäuschungen führen werden. Wir können dem

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Partner nicht alles sein, und der Partner kann uns nicht alles sein. Es ist nicht möglich, daß ein Mensch alle unsere Hoffnungen und Wünsche erfüllt. Doch wir haben nicht nur übertriebene Hoffnungen, sondern auch übertriebene Ängste.

Aus Anhaftungen, Wünschen und Ängsten heraus beginnen wir dann meist, unseren Partner ändern zu wollen. Wir wollen, daß sie oder er unseren Wünschen entspricht und nicht an unsere Ängste rührt. Wir können den anderen nicht einfach so lassen, wie er ist. Dieses Nicht-Voll-Akzeptierenkönnen des anderen führt zu subtilen Manipulationen. Wir möchten ihn unseren Vorstellungen anpassen. Diesen Manipulationsversuchen versucht sich der Partner zu entziehen, er wehrt sich, und so kommt es so zu subtilen oder auch ganz offensichtlichen Machtkämpfen im Paar.

Das heißt übrigens nicht, daß wir alles und jedes an unserem Partner akzeptieren sollten. Es gibt durchaus inakzeptables Verhalten. Doch wir können dann einfach klar sagen, was uns gegen den Strich geht, und es dem Partner selbst überlassen, ob er sich ändern möchte. Wir können ausdrücken, womit wir uns unwohl fühlen. Dies ist in einer offenen Aussprache möglich. Dabei ist es nicht einmal unbedingt nötig, Streit zu vermeiden. Die Hauptsache ist, daß die Gefühle klar ausgedrückt werden und wir uns nicht voller Enttäuschung und Groll in einem Untergrundkrieg verfangen. Die Paarbeziehung darf in solch einer klaren Aussprache durchaus auch Belastungen ausgesetzt werden. Das braucht etwas Mut und auch das Vertrauen, daß die Beziehung nicht gleich auseinanderbricht. Durch solche klaren Aussprachen finden wir in eine dynamische Beziehung hinein, die sich stets weiterentwickeln kann.

Wenn wir hingegen unsere Gefühle verstecken und uns in Vorwürfen dem anderen gegenüber verfangen, beginnen wir, den Partner immer kritischer zu sehen und entdecken mehr und mehr vermeintlich negative Seiten an ihm. Wir rutschen von der anfänglichen Idealisierung in eine dunkle Negativvision mit starken negativen Projektionen. Die rosarote Brille unserer Verliebtheits-Projektionen zerbricht, Anhaften verwandelt sich in Ablehnung. Wir finden immer seltener in wirklicher Offenheit zueinander. Wir grenzen uns ab und führen Kämpfe um unser Ego-Territorium. Unsere Beziehung verkrustet. Wir fühlen uns allein. Doch all dies passiert nur, wenn wir die Liebe nicht leben, unsere Gefühle nicht klar ausdrücken, wenig Vertrauen in uns und in den Partner und verkehrte Prioritäten in der Beziehung haben.

Was sind denn die Prioritäten einer Paarbeziehung im Dharma?

Der Dharma, also die Entwicklung aller Beteiligten auf dem Weg zur Erleuchtung, sollte wichtiger als die Paarbeziehung an sich sein. Jede zwischenmenschliche Beziehung steht eigentlich im Dienst dieses langfristigen, höchsten Ziels und findet so ihren Rahmen in der Ausrichtung auf die Erleuchtung aller Wesen. Eine Paarbeziehung ist aus Dharma-Sicht also kein Selbstzweck sondern eine Hilfe auf dem Erleuchtungsweg, der sich auch in zukünftige Leben erstreckt. Dharmapraxis führt jeden zu sich und dann über sich hinaus in wahre, ungeteilte Liebe und Offenheit. Dazu kann eine Paarbeziehung viel beitragen.

Was ist wahre Liebe? Bleibt die Liebe in einem Paar zueinander nicht stärker als zu anderen Menschen?

Liebe ist völlige Offenheit und Präsenz. Sie ist die Fähigkeit zu völliger Kommunikation. Sie ist ein lebendiger Prozeß, stets neu. Sie läßt sich nicht besitzen, denn sie ist kein Etwas, das man haben könnte. Sie verschwindet, wenn wir sie halten wollen, aber läßt sich entdecken, sobald wir uns öffnen. Wahre Liebe ist uneigennützig. Sie will nichts für sich. Sie gibt, ohne etwas zurück zu erwarten. In diesem Sinne könnten wir sagen, daß Liebe viel mit Dienen zu tun hat. Liebe dient anderen in völliger Freiheit. Liebe ist wie eine ausgestreckte, tragende und gebende Hand. Sie wird auch nicht zurückgezogen, wenn der andere nicht so ist, wie wir es vielleicht erhoffen, und uns nicht das gibt, was wir erwarten.

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Liebe transformiert uns. Sie hilft uns, uns unseren Schmerzen und unserer Verwirrung zu öffnen. Liebe braucht Mut und Ausdauer. Sie läßt uns aushalten, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie läßt uns unser Territorium aufgeben und von unseren Erwartungen loslassen. Liebe hat auch etwas Neugieriges. Sie interessiert sich für den anderen, für seine Innenwelt. Sie ist bereit, sich ganz auf den anderen einzulassen. Liebe ist kreativ, sie findet Wege, wo es keine zu geben scheint. Liebe kann als die Mutter der Weisheit betrachtet werden, denn sie ist höchste Intelligenz, deren einziges Ziel es ist, anderen zu helfen. Liebe ist humorvoll. Und sie ist wie ein Magnet jeder fühlt sich angezogen.

Wahre Liebe bleibt nicht auf einen Menschen beschränkt. Sie hat die Tendenz, sich überallhin auszubreiten, wie die Sonne, die überallhin strahlt. Die Intensität der liebevollen Öffnung einem vertrauten Partner gegenüber ist eine Hilfe, mehr und mehr Öffnung auch anderen Menschen gegenüber zuzulassen. Wenn wir diese Öffnung nicht einengen, wird sie stets weiter zunehmen, bis es schlußendlich keine Bevorzugung einzelner Personen mehr gibt. Die Liebe erfaßt alle gleichermaßen und löst auch die Vorstellung eines „Ichs“ auf, das „andere“ liebt.

Dies ist eine große Herausforderung an dharmapraktizierende Paare: Liebe läßt sich nicht besitzen und nur auf mich und dich als geliebte Partner lenken. Wir müssen ihr die Erlaubnis geben, sich auf unser gesamtes Umfeld auszudehnen. Solche Liebe gibt allen, die mit uns in Kontakt kommen, Kraft und Inspiration. Das ist die eigentliche Aufgabe eines Paares: über sich selbst hinauszuwachsen. Wir müssen lernen, den Partner mit anderen zu teilen.

Was hält denn dann ein dharmapraktizierendes Paar zusammen?

Das sind vor allem die gemeinsame Ausrichtung und gemeinsamen Aufgaben, sowie Dankbarkeit und Verantwortung füreinander, und die Möglichkeit zu tiefem Austausch mit einem Menschen, der uns zuhört und versteht. Wir beginnen, die Partnerschaft sehr zu schätzen, da wir spüren, welch große Hilfe der andere auf dem Weg ist. Er ist uns ein guter Spiegel und Lehrer, eine Hilfe im Entwickeln von Achtsamkeit. Natürlich gibt uns die Paarbeziehung auch eine Identität, ein Zuhause, einen geschützten Rahmen. Eine tiefe Paarbeziehung wirkt stabilisierend auf den inneren Entwicklungsprozeß. Partner, die längere Zeit zusammenleben, haben oft den Wunsch, gemeinsam alt zu werden und sich auch im Alter umeinander zu kümmern. Sie wissen, daß sie mit anderen Partnern keine wesentlich neuen Erfahrungen machen würden und keineswegs darum herum kämen, an denselben Punkten wie in der bestehenden Paarbeziehung weiterzuarbeiten. Wenn wir wirklich eine lebendige, engagierte Partnerschaft leben, dann gibt es keinen Grund, woanders zu suchen.

Welche Rolle spielt die Sexualität in solch einer Beziehung?

Sexualität ist nicht vorrangig. Sie ist eines der Mittel von Kommunikation und tiefer Öffnung. Diese Öffnung wird in der Dharmapraxis wichtiger als die sexuelle Vereinigung selbst. Wir sollten auch nicht denken, Schwierigkeiten in der sexuellen Begegnung seien unbedingt Anzeichen mangelnder Liebe worauf es ankommt, ist die Herzensöffnung und echte Kommunikation. Und dafür sollten wir uns allen Raum und alle Zeit lassen.

Gibt es bleibende Unterschiede zwischen Mann und Frau? Brauchen sie sich gegenseitig, um „rund“ zu werden oder zur Erleuchtung zu kommen?

Ja, die Art und Weise, wie Männer und Frauen Situationen erleben und angehen, bleibt offenbar für lange Zeit verschieden. Wir könnten darüber spekulieren, ob Mann und Frau auch in der Erleuchtung noch verschieden sind. Vermutlich ja, denn kein hoch Verwirklichter ist genau wie der andere. Auch die hoch verwirklichten Meister haben, neben allen Gemeinsamkeiten, weiterhin individuelle Merkmale. Ihre Verwirklichung ist identisch, aber in ihrem Ausdruck manifestieren sie eine unendliche Vielfalt. Die Unterschiede aufgrund von gesellschaftlichen Prägungen und persönlichen Anhaftungen und Abneigungen schwinden,

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weil die innere Freiheit zunimmt. Das hat aber nicht zur Folge, daß sich alle Menschen gleich werden, sondern daß sehr viel Raum für Vielfalt entsteht, ohne daß dies in irgendeiner Weise problematisch wäre. Vielleicht kann sich erst, wenn wir uns aus unseren Konditionierungen gelöst haben, deutlicher zeigen, was eigentlich typisch weiblich und männlich ist?

Die tantrischen Unterweisungen besagen, daß Frauen den Mann in sich tragen und daß Männer die Frau in sich tragen. Wir finden durch die Praxis innerer Öffnung Zugang zu diesem jeweils anderen Teil in uns. Der Mann entdeckt das Weibliche und Mütterliche in sich, und die Frau entdeckt das Männliche und Väterliche in sich. Jeder kann vollkommen „rund“ werden, ob mit oder ohne Paarbeziehung. Beziehungen können diesen Prozeß erleichtern aber auch verzögern. Das ist individuell verschieden.

In unserer Übertragungslinie, wie wir sie von Gendün Rinpotsche erhalten haben, wird ganz deutlich gemacht, daß es keine sexuelle Beziehung oder Paarbeziehung braucht, um erleuchtet zu werden. Was es braucht, ist Mahamudra, die Praxis zunehmender innerer Gelöstheit, die zu einem Verständnis der Natur des Geistes und aller Phänomene führt. Dafür ist Karmamudra, die sexuelle Vereinigung mit einem Partner im Rahmen fortgeschrittener tantrischer Praxis, nicht notwendig. Es herrscht viel Verwirrung auf diesem Gebiet, ausgelöst durch persönliche Anhaftungen und so manches, was auf dem esoterischen Büchermarkt über tantrische Beziehungen zu finden ist. Im Grunde ist es ganz einfach: Wir sollten bei allem, also auch in der sexuellen Beziehung, der Liebe und der Praxis innerer Gelöstheit folgen. Dadurch nutzen wir alle Situationen im Sinne des Mahamudra. Mahamudra-Praxis bedeutet, sich das Leben nicht noch weiter durch Theorien zu komplizieren, sondern bei allem möglichst einfach und offen zu sein. Die Erfahrung zeigt, daß Paarbeziehungen dafür sehr hilfreich sein können, aber nicht unentbehrlich sind. Viele der hilfreichen Funktionen einer Paarbeziehung können auch von einer Gemeinschaft zusammenlebender Dharmapraktizierender übernommen werden.

Geht der Dharmaweg mit oder ohne Paarbeziehung schneller?

Das kommt darauf an, wie stark die Fixierungen in einer Beziehung sind. Wenn die Beziehung dazu führt, daß wir uns in der „Ich“-Position verbarrikadieren, dann kann sie sehr blockieren. Wenn sie aber zum Auflösen dieses Ichanhaftens beiträgt, zum vermehrten Anschauen unserer Emotionen und tieferen Loslassen, dann kann sie sehr beschleunigen.

Was sind denn die möglichen Vorteile einer Paarbeziehung im Vergleich zum Leben alleine?

Ein wichtiger Vorteil ist, im Partner einen starken Spiegel für unsere Emotionen zu haben, sowie viele Gelegenheiten zu tiefem Austausch, wo wir gezwungen sind, über unsere Grenzen hinauszugehen. Wir kommen an unsere Gefühle und Grenzen heran und lernen uns dadurch besser kennen. Wir können uns in einer Partnerschaft unaufhörlich im Geben und Annehmen üben; es gibt ständig herausfordernde Situationen, die uns ermöglichen, Qualitäten zu entwickeln. Auch kann eine Partnerschaft hilfreich im Ausbalancieren emotional schwieriger Zustände sein. Darüber hinaus gibt uns eine liebevolle Beziehung die für eine harmonische Entwicklung notwendige menschliche Wärme und Zuneigung. Sie gibt Sicherheit und Stabilität und läßt uns Vertrauen in uns selbst und andere entwickeln. Ein Partner kann uns helfen, in schwierigen Momenten zu entspannen und loszulassen. Wir können die Welt eines anderen Menschen kennenlernen und uns darin üben, uns jemandem anzuvertrauen und unsere Welt mit einem anderen zu teilen. Unser Verständnis für andere wächst und wir werden realistischer.

Und was sind die möglichen Nachteile?

Eine Paarbeziehung kann unsere Anhaftungen nähren. Statt unsere Fixierungen aufzulösen, kann sie die Ich-und-Du-Fixierung noch verstärken. Ein Partner kann leicht benutzt werden, um vor sich selbst davon zu laufen und sich abzulenken. Dies kann verhindern, daß wir zu uns

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selbst finden. Wenn wir unseren Bezugspunkt ständig im außen suchen, wird Partnerschaft Unselbständigkeit fördern. Auch können sich emotionale Blockaden, die schon von früher bestehen, in einer Beziehung weiter festfahren. Wenn eine Beziehung sehr schwierig ist und es häufig zu Streit kommt, führt dies zudem zum Ansammeln von viel negativem Karma.

Rein praktisch betrachtet, wird es in den meisten Beziehungen so sein, daß die Partner weniger Zeit für andere Menschen, für Dharmaaktivitäten und für die formelle Praxis haben, denn eine Beziehung muß gepflegt werden, und das braucht Zeit. Wir müssen willens sein, diese Zeit einzusetzen. Wenn die Partner sich gegenseitig jedoch sehr viel Raum geben und ihr Leben einfach gestalten, bleibt genug Zeit für die formelle Praxis und für andere.

Kann Dharmapraxis alle Schwierigkeiten und Nachteile einer Paarbeziehung auflösen?

Im Prinzip ja, doch mangelt es häufig an der notwendigen Entschlossenheit, den Dharma wirklich voll und ganz zu praktizieren und im Alltag anzuwenden.

Brauchen Paare andere Dharma-Ratschläge als Alleinstehende?

Eigentlich nicht, der Dharma ist gleich für alle. Aber Paare haben oft Mühe zu sehen, wie sie den Dharma in der Paarbeziehung fruchtbar anwenden können, da Dharma-Unterweisungen nicht gezielt für Paare gegeben werden. Im Dharma finden wir eine Fülle von Hilfen für alle Lebenssituationen, aber es ist keineswegs leicht zu wissen, welche Haltung und welche Methode jetzt gerade angemessen sind. Das erfordert das Entwickeln von viel Übung und Feingespür. Wir werden vieles ausprobieren und manches davon als wertvoll erkennen. Das geht nur bei einer gewissen Experimentierfreudigkeit. Es gibt zudem nicht nur Dharma-Ratschläge, sondern auch eine Fülle von gutgemeinten Ratschlägen, die einem Paar in Schwierigkeiten von außen gegeben werden. Manche davon widersprechen dem Dharma, andere sind durchaus hilfreich. Da ist es gut, sich mit spirituellen Freunden oder einem Lehrer besprechen zu können.

Müssen beide Partner den Dharma praktizieren?

Das ist nicht unbedingt notwendig, doch irgendwie muß das Paar harmonieren. Da ist enorme Toleranz gefragt, falls die Partner nicht das gleiche Lebensziel haben. Das ist eine große Herausforderung, der wir nur gewachsen sind, wenn wir diese Frage nicht überbewerten. Eigentlich kann ein Dharmapraktizierender unter egal welchen äußeren Umständen seinen Weg weitergehen und anderen auf ihrem Weg helfen. Unser Partner muß nicht unbedingt ebenfalls äußerlich den Dharma praktizieren. Wichtiger als äußere Dharmapraxis ist innere Herzensöffnung dann ist der Dharma spontan da. Aber langfristig ist es schon viel leichter, wenn beide Partner in dieselbe Richtung gehen.

Was ändert sich für ein Paar, wenn Kinder hinzukommen?

Die Verpflichtung zur Stabilität der Beziehung wird dann äußerst wichtig. Kinder brauchen nach Möglichkeit beide Eltern, und das über einen langen Zeitraum. Sobald Kinder kommen, taucht die Frage nach der Ehe auf, weil Kinder einfach einen möglichst stabilen Beziehungsrahmen brauchen.

Ist denn sonst Stabilität nicht so wichtig?

Nicht so wie mit Kindern. Aber stabile Beziehungen fördern die Praxis sehr. Ein Paar, das lange zusammen bleibt, übt sich darin, durch Schwierigkeiten hindurch zu gehen, und entdeckt neue Räume der Liebe, die einem bei häufiger wechselnden Beziehungen verborgen bleiben. Zusammenbleiben ist oft die weisere Entscheidung, aber keineswegs immer. Es geht darum, kein zusätzliches Leid zu schaffen und Befreiung aus festgefahrenen Mustern zu finden. Da ist es manchmal besser, eine Beziehung zu beenden. Aber Muster lösen sich nicht

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durch Partnerwechsel auf nie. Ein Partnerwechsel kann allenfalls einen Neuanfang unter besseren Bedingungen ermöglichen.

Worum geht es in einer Partnerbeziehung?

In einer Dharma-Partnerbeziehung geht es um nichts Geringeres als um Erleuchtung zum Wohle aller Wesen, also um das Auflösen aller Ichanhaftung, allen Festhaltens an vermeintlicher Wirklichkeit, und um das Hervorbringen aller dem Geist innewohnenden Qualitäten. Eine Beziehung von dharmapraktizierenden Partnern gestaltet sich in Hinblick auf dieses Ziel.

Ist das nicht ein etwas hohes Ideal, außerhalb des uns jetzt Möglichen?

Ja sicher. Zunächst geht es einfach um ein Leben in grundlegender Achtsamkeit, um das Entwickeln von mehr Offenheit und Toleranz, ums Zuhörenlernen, Austauschen, um das Entdecken von Liebe, Entspannung usw. Es geht auch darum, inmitten der Partnerschaft das Alleinsein zu akzeptieren, die gelegentliche Langeweile nicht zuzudecken und Mut zur Ehrlichkeit zu entwickeln. Da ist eine Menge Arbeit zu leisten, die einen allmählichen Abbau von Ichbezogenheit bewirkt. Doch wenn wir genau hinschauen, so leiten sich alle diese Ziele aus der Ausrichtung auf die Erleuchtung ab, weshalb dieses höchste, uns so weit entfernt scheinende Ideal von großer praktischer Relevanz für das Gestalten der Beziehung ist.

Eigentlich ist in einer Paarbeziehung die exakt gleiche Arbeit zu leisten wie in der Meditation. Deshalb ist es auch so hilfreich für eine Partnerschaft, wenn beide meditieren. Meditation hilft uns, zu entspannen und durch Alleinsein und Langeweile hindurch zu finden. Sie eröffnet uns neue Räume des Verständnisses und einen anderen Zugang zu uns selbst und anderen. Wir sind dafür nicht ständig auf den anderen angewiesen, was die Partnerschaft sehr entlastet. Beide Partner werden autonomer durch die Meditation. Sie suchen nicht mehr im Außen, was man nur innen finden kann.

Gibt es einen Punkt, wo die Paarbeziehung notwendigerweise zum Hindernis auf dem Weg wird?

Nein, solange in der Beziehung alles im Fluß bleibt und sich alles verändern darf, frei von Hoffnung und Furcht. Es gibt eine Menge Überraschungen auf dem Weg, deswegen sollten wir keine fixen Vorstellungen darüber entwickeln, wie eine „dharmische Beziehung“ auszusehen hat. Sonst sind wir nur wieder dabei, uns einem Ideal angleichen zu wollen, statt zu entspannen und das natürliche Sein kennenzulernen, wie es ist.

Wenn ein Paar lange den Dharma praktiziert, dann stellt es seine Kräfte mehr und mehr in den Dienst anderer. Die Beziehung ist dann nicht mehr im gleichen Maße wie früher für das eigene Wohlbefinden und die eigene Entwicklung notwendig. Sie dient der Aktivität zum Nutzen aller Wesen.

Wann sollte ein Paar zusammenbleiben, wann auseinandergehen?

Alle solchen Fragen zur Paarbeziehung beantworten sich mit Hilfe folgender Überlegung: Wie entsteht langfristig für alle Betroffenen am wenigsten Leid? Wie können alle Beteiligten am ehesten den Weg zum wahren Glück der Erleuchtung finden? Aus dieser Überlegung werden sich konkrete, der Situation angemessene Lösungen ergeben.

Um zusammen zu bleiben, muß ein Paar noch ein gewisses Maß an gegenseitigem Vertrauen haben, die Verletzungen sollten nicht zu tief sein, weitere Verletzungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Bevor eine neue Beziehung eingegangen wird, sollte die alte abgeschlossen werden, sonst gibt es viel Schmerz und Chaos. Auch müssen Alter und Reife der Kinder berücksichtigt werden.

Was kann ein Paar tun, um harmonisch zusammenzuleben?

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Wie ich schon sagte, muß eine solche Beziehung gepflegt werden, am besten täglich. Das braucht einiges an Zeit, echte „Qualitätszeit“ also nicht nur einfach gemeinsam am Tisch sitzen, sondern tiefer Austausch. Dazu gehören Gespräche, Anteilnahme am Innenleben des Partners, gemeinsame Interessen oder Unternehmungen, auch mal ohne Kinder und Freunde. Ein Paar braucht zudem anregende, belebende Außenkontakte. Das sind Ratschläge, die auch ein Psychologe geben würde.

Gleichzeitig sollten beide Partner ihre Autonomie, ihre innere Selbständigkeit pflegen. Viele Konflikte entstehen einfach dadurch, daß wir unselbständig und abhängig geworden sind und uns, ohne dies zu merken, abstrampeln, innere Autonomie zu finden. Wer tatsächlich innere Selbständigkeit gefunden hat, verliert seine Angst, von anderen ausgenutzt und manipuliert oder unterdrückt zu werden. Er verliert die Angst, seine Gefühle auszudrücken, weil er nicht von der Angst geplagt wird, den anderen zu verlieren. Vielleicht könnten wir sagen, daß es ein gerütteltes Maß an Autonomie braucht, um wirklich lieben zu können.

Vom Dharma-Standpunkt aus ist das beste Mittel für ein harmonisches Zusammenleben die Praxis des Geistestrainings (Lodjong), oder überhaupt jede Praxis, die den Erleuchtungsgeist in uns hervorruft und stärkt. Wenn beide Partner Lodjong praktizieren, kann eine Beziehung nicht schiefgehen. Doch sollten beide die Praxis richtig verstehen, um nicht in den Fallen sentimentalen Mitgefühls und falsch verstandener Liebe zu landen. Beide Partner brauchen eine persönliche spirituelle Praxis unter Anleitung eines vertrauenswürdigen Lehrers. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt. Letzten Endes ist es die persönliche Praxis des Einzelnen, die seine Erfahrungen und seinen Weg ausmacht. Da können wir uns nicht auf dem Partner abstützen oder ihn als Ausrede benutzen.

Wir sollten uns darin üben, den Partner immer wieder herzuschenken, ihn den Drei Juwelen anzuvertrauen, und ihn nicht als unseren Besitz betrachten. Wir müssen lernen, uns selbst und andere anzunehmen und Raum zu geben. Je weiter wir in die Praxis des Entspannens und Loslassens hineinfinden, desto einfacher werden unsere Beziehungen. Wir sollten daran arbeiten, echtes Interesse für den anderen zu entwickeln und uns selbst weniger wichtig zu nehmen. Interesse bedeutet, wirklich hinzuschauen und hinzuhören. Echtes Interesse öffnet uns. Gleichzeitig braucht es eine Qualität der Verbindlichkeit: Wir müssen lernen, uns an miteinander getroffene Abmachungen zu halten. Dadurch wächst Vertrauen und entsteht größere Öffnung.

Unsere Haltung gegenüber Emotionen wird mit der sich vertiefenden Praxis allmählich freier werden. Wir können Emotionen zulassen, ohne sie zu nähren und ohne uns von ihnen verleiten zu lassen. Eine Paarbeziehung braucht den Mut beider Partner, Schwierigkeiten unverzüglich anzugehen, am besten noch am selben Tag, damit sich kein Groll einschleicht. Wenn wir mit Schwierigkeiten nicht alleine klar kommen, sollten wir uns nicht scheuen, bald Hilfe zu suchen, zum Beispiel bei guten Freunden oder auch bei einem Therapeuten. Da sollte uns der Stolz nicht im Wege stehen.

Können Therapeuten für ein dharmapraktizierendes Paar denn überhaupt eine Hilfe sein?

Ja durchaus. Wenn man natürlich in der Lage ist, den Dharma wirklich in der Beziehung anzuwenden, dann braucht man keine weitere Hilfe. Aber wie es heißt: Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre... Selten kommt ein Paar langfristig ohne äußere Hilfe aus, sei es durch enge Freunde, durch einen Lama oder eben durch einen Therapeuten. Therapie, und schon gar nicht Paartherapie, bedeutet keineswegs, sich den Kopf mit allerlei Konzepten vollzustopfen. In unserer heutigen Gesellschaft sind Therapeuten im Ersatz für weise Lehrer zum Teil so etwas wie Hüter des gesunden Menschenverstandes geworden, der leider immer mehr verloren geht. Im Laufe ihrer Ausbildung beschäftigen sie sich intensiv damit, wie sie sich selbst und anderen helfen können. Natürlich entwickeln sie auch eine Menge von Theorien, die im Vergleich mit den Erfahrungen der Dharmapraxis noch verbessert werden könnten. Doch sie

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können uns durchaus helfen, etwas Abstand zu unseren Problemen, ein besseres Verständnis und eine neue Herangehensweise zu finden. Das ist ihre Aufgabe, für die sie bezahlt werden. Ein spiritueller Lehrer oder eine Lehrerin sind meist eher dazu da, die langfristige Richtung der Entwicklung aufzuzeigen. Sie werden für gewöhnlich keine Paartherapie machen, obwohl ihre gelegentlichen Hilfestellungen durchaus so empfunden werden können. Spirituellen Lehrern geht es in erster Linie um den Weg zur Erleuchtung. Sie werden uns stets eine umfassende Sicht unserer Situation und der darin wirkenden Tendenzen aufzeigen. Und sie werden die Motivation in uns wecken, uns den Problemen zu stellen und sie als Lernsituation zu begreifen. Die Kleinarbeit muß dann jeder selbst in seiner täglichen Praxis machen, wobei Therapeuten hilfreich sein können. Dharma ist, so könnte man vielleicht sagen, die Spitze des „gesunden Menschenverstandes“, aber dieser ist keineswegs von Dharmapraktizierenden gepachtet.

Was hält im Dharma eigentlich ein Paar zusammen? Gibt es da etwas Ähnliches wie die Ehe?

Die Frage stellt sich fast noch allgemeiner: Was hält heutzutage überhaupt noch ein Paar zusammen? Besitz, Kinder, Moral, Gesellschaft, elterlicher Druck, sexuelle Bindung alle diese Faktoren haben immer weniger Einfluß. Die Ehe als Institution ist ins Wanken geraten und wird von vielen heute eher als eine vorübergehende, widerrufbare Verpflichtung empfunden. Von der buddhistischen Lehre aus betrachtet, ist Heiraten eine persönliche, weltliche Angelegenheit des Paares und wird einfach entsprechend den Gebräuchen des Landes vollzogen. Es gibt an sich keine Trauungszeremonie durch einen buddhistischen Priester. Ehe ist kein Sakrament wie in der katholischen Kirche.

Der Buddha hat allerdings betont, daß Treue und das Respektieren bestehender Paarbeziehungen wesentliche Elemente eines ethisch verantwortungsbewußten Verhaltens sind. Dies ist das vierte der fünf buddhistischen Grundgelübde. So nehmen manche Paare, die sich entschließen, gemeinsam den Dharma zu praktizieren, in einer kleinen Zeremonie nochmals die Zuflucht und die fünf Gelübde: nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht zu lügen, angemessenes sexuelles Verhalten zu üben (d.h. nicht untreu zu werden und nicht in bestehende Beziehungen einzudringen) und keine Rauschmittel zu nehmen. Dabei gibt es aber keinen Passus „bis daß der Tod uns scheide“. Jeder hält diese Gelübde für die bei der Zeremonie vereinbarte Zeitspanne, meist lebenslang, wobei die Paarbeziehung aber im Einvernehmen beider Partner auch wieder gelöst werden kann. Unser Partner ist nicht für immer an uns gebunden, wodurch vermieden wird, daß wir ihn oder sie als unseren Besitz betrachten. Das Auseinandergehen zweier Partner beendet keineswegs die Gelübde, denn diese sind nicht an eine andere Person gebunden, sondern wirken auch nach dem Auflösen einer Partnerschaft weiter, unabhängig davon, ob die Partner nun alleine weiterleben oder eine neue Beziehung eingehen. Im Dharma verpflichten wir uns nicht einer einzelnen Person sondern dem Handeln zum Wohle aller Wesen, wie dies auch im Bodhisattva-Gelübde zum Ausdruck kommt.

Schon seit Buddhas Zeiten gibt es buddhistische Laienpraktizierende, die als Paare zusammenleben, gemeinsam Kinder großziehen, den Arbeiten in Beruf und Familie nachgehen und bei all diesen Aktivitäten sowie in ihrer Freizeit den Dharma praktizieren. Für die Stabilität einer solchen Praxissituation sind klare Vereinbarungen unbedingt notwendig. Dazu gehören die oben genannten fünf Grundgelübde, aber eventuell auch zusätzliche Vereinbarungen, welche die Partner miteinander treffen. Das Paar steckt sich seinen Rahmen selbst. Wichtig dabei ist, die eingegangenen Verpflichtungen zu halten und sie wenn nötig gemeinsam der sich wandelnden Situation anzupassen. Es ist dabei besser, mit kleinen, relativ leicht einzuhaltenden, realistischen Verpflichtungen zu beginnen, statt sich gleich auf Lebenszeit festzulegen. Es geht nicht um das Eingehen heroischer Verpflichtungen, die wir bald nicht mehr halten können, sondern um das allmähliche Entwickeln von gesundem

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Durchhaltevermögen. So kann das Paar in eine Form der Beziehung hineinwachsen, die wir vielleicht „engagierte Paarbeziehung“ nennen können, die eheähnlich aber auch anders aussehen kann.

Wie sieht denn die vorher erwähnte Praxis des Geistestrainings (Lodjong) in solch einer engagierten Paarbeziehung aus?

Zuerst einmal muß klar gestellt werden, daß es nicht das Paar ist, das Lodjong praktiziert, sondern der Einzelne. Es braucht dafür immer nur eine Person, nämlich uns selbst. Die Haltung ist nicht, gemeinsam Lodjong zu praktizieren, sondern „Ich wende Lodjong an, komme was wolle“, ohne auf andere zu warten, daß sie es auch tun. Wir können mit der Dharmapraxis nicht auf andere warten.

Als nächstes muß noch einmal deutlich erwähnt werden, daß sich die Lodjong-Praxis nicht unterscheidet für einen Alleinstehenden und für jemanden in einer Paarbeziehung, denn jeder kennt und begegnet Menschen. Jeder von uns findet sich in unterschiedlichsten Situationen wieder, in denen Ichanhaften deutlich wird. Also haben wir alle ausreichend Gelegenheit zur Lodjong-Praxis.

Doch Menschen in einer Paarbeziehung sind auf Lodjong geradezu als Überlebenselixier angewiesen. Ohne Momente von Lodjong, das heißt hier Momente des Nachgebens, Aufsichnehmens, Annehmens und Gebens, funktioniert gar nichts in einer Partnerschaft. Eigentlich ist alle Dharmapraxis auch Lodjong-Praxis. Wenn immer wir Dharma praktizieren, üben wir das Geistestraining. Wir üben unseren Geist in den beiden Arten von Erleuchtungsgeist (Bodhicitta), dem relativen und dem letztendlichen. Relatives Bodhicitta bedeutet, andere lieben zu lernen, und auch uns selbst. Wir denken in jeder Situation daran, daß wir hier auf dem Planeten sind, um zum Wohle aller Wesen Erleuchtung zu erlangen und üben uns deshalb sowohl in der Ausführung aller Arten von Handlungen, die unser Ichanhaften auflösen und wahres Glück bringen. Letztendliches Bodhicitta ist die Praxis, die uns die wahre Natur des Geistes verwirklichen läßt. Dafür müssen wir meditieren. Lodjong beinhaltet all das.

Lodjong besteht nicht nur aus der den meisten wohlbekannten Praxis des Gebens und Annehmens (Tonglen), sondern umfaßt viele detaillierte Unterweisungen zum Umgang mit den wichtigsten ichbezogenen Tendenzen unseres Geistes. Diese Unterweisungen finden sich in kondensierter Form in den Merksprüchen des Geistestrainings.1 Um wirklich Lodjong in einer Paarbeziehung oder auch allein zu praktizieren, sollten wir uns bemühen, eine komplette Übertragung dieser Praxis von einem Lehrer zu erhalten und diese Übertragung dann Punkt für Punkt unser ganzes Leben lang zur Anwendung bringen. Das ist wirklich eine lebensfüllende Aufgabe. Uns dieser Aufgabe zu stellen wird uns radikal verändern und zutiefst befreien. Aber zunächst wartet da eine Menge Arbeit.

1 Näheres zur Praxis des Geistestrainings im Großen Pfad des Erwachens von Jamgon Kongtrul (Norbu Verlag) und in Beginne, wo du bist von Pema Chödrön (Aurum Verlag), sowie in Mind Training von Chögyam Trungpa (Shambala Publications).

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Dharma und Paarbeziehungen --- Austausche Mittwoch 11.08.2010 Lama Lhundrup Lama Lhundrup: Lasst uns also fortfahren mit unserem Austausch über Dharma und das Leben in der Paarbeziehung. Also gibt es nun das Paar, oder gibt es es nicht? … Sie sagt, es ist ein Treffen von zwei Personen, ein Zusammenkommen von zwei Personen. Gibt es das Paar auch, wenn die beiden sich gerade nicht treffen? … Sie sagt: Möglicherweise. Das ist keine Antwort. Alexander. Teilnehmer: Du meinst, wenn die Körper nicht zusammen sind. Lama Lhundrup: Ja. Wenn sie nicht miteinander sprechen oder nicht im selben Raum sind. Teilnehmer: Aber im Geist kann man doch immer … Lama Lhundrup: Also im Geist, ne? Also im Geist gibt es dann das Paar. ??: … Lama Lhundrup: Also Jean-Claude sagte, dass die Paarbeziehung wirklich existiert. Seine Paarbeziehung existiert, da gibt’s Gefühle, da gibt’s Gedanken, da gibt es auch Kinder, da gibt es auch Scheidung, okay. Aber er weiß nicht, ja, man kann natürlich auch aus der letztendlichen Sicht über die Paarbeziehung sprechen. Wenn du die höchste Sichtweise nimmst: Existiert auf der Ebene das Paar? Teilnehmer: … Lama Lhundrup: Er will jetzt gar nicht drauf antworten, weil das wäre dann vielleicht nur Theorie, aber natürlich könnte man sagen, es sind zwei Seinsströme, zwei Geistesströme, die sich begegnen, und wo es weder beim einen noch beim anderen eine wirkliche Existenz gibt, also müsste man eigentlich auch sagen, „nein“ für die Paarbeziehung. Aber es stimmt, man muss vielleicht mal drauf hinweisen, dass die Paarbeziehung im Erleben existiert, so ist, was er dann sagt, und nicht als etwas tatsächlich Existierendes. Teilnehmer: … Lama Lhundrup: Wenn es im letztendlichen Keim keine Paarbeziehung gibt, weil man jenseits aller Konzepte ist, wann kommt es zum Entstehen der Paarbeziehung? Teilnehmer: … Lama Lhundrup: Also wenn ich das zusammenfasse, ist, wenn man aus dem Letztendlichen, im Moment des völligen Loslassens gibt es keine Paarbeziehung. Da ist nichts, da gibt’s auch kein Selbst, kein Ich, da gibt’s nicht diese Bezugspunkte. Aber wenn wir wieder eintreten in die Welt der Begriffe, des Empfindens, da kommen wieder die Spuren der bereits gemachten Begegnungen zum Vorschein. Da gibt’s das Vertrauen, da gibt es … Da gibt es das, was du die Beziehungsgestalt nennen würdest. Da gibt es all das, was dich da so gestaltet hat. Wenn

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wir diese Gestalt uns anschauen, dann können wir jetzt sofort die Brücke schlagen zu den morgendlichen Unterweisungen: Was die Gestalt ausmacht ist das, was geformt wurde, an Spuren in den vielen Begegnungen und natürlich den Gedanken auch danach. Das Geformte, diese Gestaltungskräfte führen zu einem inneren Abbild, einem sehr vielseitigen Bild in uns, von dem, was unsere Beziehung ist. Das ist die Gestalt, die sich aus den vielen Gestaltungen ergibt, die Auswirkung von dem, mit dem wir unsere Beziehung erlebt haben. Die beiden Gestalten, die der eine und die andere erleben, sind unterschiedlich. Das Paar ist unterschiedlich in der Wahrnehmung des einen und der Wahrnehmung des anderen. Dann haben wir nicht ein Paar, sondern zwei Paare. Wisst ihr, dass ihr Doppelbeziehungen lebt? Teilnehmerin: Es gibt sogar mehr als zwei Paare. Lama Lhundrup: Ja, gut. Es gibt die Sicht der Kinder auf das Paar, der Eltern, der Sicht der eigenen Eltern auf unsere …. Es gibt das Paar in so vielen Ausgestaltungen wie es Menschen gibt, die diese Beziehung miterleben und betrachten. Was machen wir denn mit all diesen Paaren, die da rumschwirren? Das sind ja … Wisst ihr jetzt, warum ich zu Anfang gesagt habe, dass es nicht drum geht, die Paarbeziehung zu kurieren? Hab ich doch zu Anfang relativ früh gesagt, es geht nicht drum, am Paar zu arbeiten, sondern am eigenen Geist. Dharma und Paarbeziehung Donnerstag 12.08.2010 Lama Irene Dorje Drölma Lama Irene: Ihr könnt jetzt eine freundliche Achtsamkeit zu eurem Atemfluss wenden, bei euch selber ankommen auf eurem Sitz. Und wenn ihr Geräusche hört, ist das ganz normal. Ihr braucht denen keine große Bedeutung beizumessen. Es haben jetzt also alle ihre Wünsche mitgebracht für sich selber. Wenn jemand die nicht mit dabei hat, könnte man die jetzt auch noch nachschreiben. Und dann beginnen wir uns alle auf uns selber zu konzentrieren, lenken eine freundliche Achtsamkeit auf den Atemfluss, den natürlichen Atemfluss. Das sind ein paar kostbare Momente, die wir gerade miteinander teilen. Es gibt nichts Bestimmtes zu tun. Wir brauchen noch nicht mal zu meditieren, können einfach da sein, so wie wir jetzt gerade sind. Es ist ganz was Einfaches, es ist nichts Spezielles. Wir hören Geräusche, ohne dass wir ihnen eine große Bedeutung beimessen. Wir bemerken einige vielleicht angenehme Körperempfindungen, wenn wir jetzt so dasitzen und vielleicht auch da und dort eher ein paar unangenehme Körperempfindungen, das ist völlig normal. Wir bemerken es und messen diesen Bewertungen unserer Körperempfindungen keine große Bedeutung bei. Es ist sehr hilfreich und nützlich, jeden Tag ein paar Momente so zu verbringen, mit sich selber, ohne dass wir irgendeinem vorgeschriebenen Programm folgen müssten. Wo wir einfach sozusagen still da sein können mit dem, wie die Situation gerade ist in uns drin und um uns herum. Es ist eine wichtige Botschaft, die wir dadurch uns selber geben, dass wir uns nicht ständig irgendwie verbessern oder verändern müssten. Es bildet eine Grundlage der Natürlichkeit, der Einfachheit, aus der heraus wir eine echte, authentische Praxis erst entwickeln können, Dharma-Praxis, und eben auch authentische Kommunikation in unserer Partnerschaft.

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Jetzt möchte ich euch die Zuflucht vorlesen auf Französisch und auf Deutsch, und danach werden wir sie rezitieren, diejenigen, die sie auswendig kennen, auf Tibetisch: Bis zur Erleuchtung nehme ich Zuflucht zu Buddha, zum Dharma und zur höchsten Gemeinschaft. Möge ich durch die Verdienste der Praxis von Freigebigkeit und der anderen befreienden Qualitäten zum Wohle der Wesen Buddhaschaft verwirklichen. Mögen alle Wesen glücklich sein und die Ursachen des Glücks besitzen. Mögen sie frei von Leid und dessen Ursachen sein. Mögen sie nie von der wahren, leidfreien Freude getrennt sein. Mögen sie bei nah und fern, frei von Anhaften und Ablehnen in großem Gleichmut verweilen. Jetzt möchte ich vorschlagen, dass einige von euch einen oder zwei ihrer Wünsche vorlesen, so dass wir überprüfen können, ob diese Wünsche in Übereinstimmung sind mit dem Dharma, so dass wir verstehen, was es mit diesen Wünschen so auf sich hat. Gibt es … ich werde das Mikrophon vielleicht in die Mitte tun, und dann kann man sich das da einfach holen, wer denn da bereit ist. Jemand aus dem Kreis: Flexibilität. [Weitere Personen: Äußern ihre Wünsche auf Französisch, es wurde nicht übersetzt] Lama Irene: Wir schreiben die Wünsche also so für uns, aber so wie wenn jemand anders sie uns sagen würde. Es ist vielleicht nochmals klarer jetzt. Teilnehmerin: Mögest du Gleichmut entwickeln und die Ursachen des Gleichmutes besitzen. Mögest du die Fähigkeit entwickeln, den Lebewesen wirklich helfen zu können und mögest du die Ursachen dafür haben. Mögest du voller Vertrauen sein und die Ursachen des Vertrauens haben. Mögest du frei von Hass und den Ursachen von Hass sein. Lama Irene: Ich glaube, jetzt ist es ziemlich klar, wie das gemeint ist mit diesen Wünschen. Dann können wir jetzt mit der Übung beginnen. [Weitere Person: Äußert ihre Wünsche auf Französisch, es wurde nicht übersetzt] Lama Irene: Für die Übung jetzt, die wir machen werden, werdet ihr wieder zu zweit euch zusammen begeben, und diejenigen, die als Paar hier sind, können es sehr gerne dann als Paar machen. Und der Partner würde uns dann die Wünsche lesen, die wir für uns aufgeschrieben haben. Es ist gut, den einen Wunsch auch zwei-, dreimal zu lesen. Wir selber stellen uns vor, wenn wir diese Wünsche jetzt leben in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren, eben fünf bis zehn Jahren die anwenden und verwirklichen, wie es uns dann in fünf oder zehn Jahren gehen wird, wer wir dann sind, wie wir dann leben. Ist das verständlich? Jetzt könnt ihr euch zu zweit also zusammen begeben und euch gegenüber sitzen. Und dann werden wir wiederum mit einer kleinen, kurzen Meditation beginnen. Ihr setzt euch also von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Wir beginnen also wieder damit, dass wir einen kurzen Moment uns in uns selber hinein entspannen, uns an diese neue Situation gewöhnen. Und dann kann das jetzt losgehen mit diesen Wünschen. Die eine Person beginnt, die andere hört zu und stellt sich vor, dass diese Wünsche eben bis fünf oder zehn Jahre in die Zukunft wirken. Ihr könnt jetzt beginnen.

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… Wenn ihr fertig seid im Austauschen dieser Wünsche könnt ihr einfach in die Stille zurückkehren. Diejenigen, die noch nicht ausgetauscht haben, können das gerne tun, und die anderen bleiben in Kontakt mit ihrem Atemfluss. … Vielen Dank euch allen, dass ihr euch auf diese Übung eingelassen habt, und ihr könnt in dieser Sitzordnung, in der ihr euch gerade befindet, zu zweit, bleiben. Ich werde euch jetzt den Friedensvertrag geben, auf Französisch oder eben auf Deutsch. Ich werde also den Friedensvertrag euch verteilen, und dann möchte ich euch bitten, euch auszutauschen über den Friedensvertrag. Ihr lest ihn gemeinsam, und dann tauscht ihr euch darüber aus, was euch gefällt da dran, was ihr vielleicht schwierig findet. Ihr beschäftigt euch einfach in einem Dialog miteinander mit diesem Vertrag und schaut, was da für euch passiert. Ist euch das klar, wie das gemeint ist, oder habt ihr dazu noch Fragen? … Ihr habt etwa eine Viertelstunde, zwanzig Minuten dafür und ihr schaut da drauf in diesem Austausch, dass beide Personen in etwa gleich viel Zeit zum Sprechen haben, zum Ausdrücken, wie sie das empfinden. … Ihr könnt jetzt einen Abschluss finden zu eurem Austausch und dann euch in den Kreis zurückdrehen. Wir können uns noch ein paar Momente nehmen, um im Kreis auszutauschen, was wir gefunden haben. Also wir haben zum Beispiel gefunden, dass es günstig sein könnte, hier bei dem zweiten Satz zu sagen „und meine Wut nicht zu verdrängen und mich mit Achtsamkeit meiner Wut zuzuwenden“. Dann haben wir noch gefunden dass … hier wird ja immer von der Person gesprochen, dass es eigentlich lebendiger ist, wenn wir die andere Person wie ansprechen als ein Du. … Also beim vierten zum Beispiel: „Ich werde dir, der du meinen Ärger ausgelöst hast, innerhalb von 24 Stunden möglichst ruhig“ etc. Also überall, wo diese Person vorkommt, dass wir da Du sagen, dann wird diese ganze Abfolge auch noch ein bisschen lebendiger. Teilnehmer: … Lama Irene: Louis sagt, dass es ihm in Gruppentreffen öfter passiert, dass die Fragen, die er stellt, dass ihm vermittelt wird dazu, zu dem, was er sagt, oder die Fragen, die er stellt, dass die nicht so richtig da hinein passen. Das wäre zu persönlich, es würde nicht wirklich da an den Ort passen. Also hier bei diesem Vertrag jetzt, würde es da drum gehen, so ein Vertrag kann dann sinnvoll sein, wenn man eben sehr nahe zusammenlebt. ??: … Lama Irene: Also sie haben auch noch kleine Veränderungen vorgeschlagen im Text, und das ist auch die Idee, eben weil man so einen Friedensvertrag integrieren möchte in eine Beziehung, entweder, wo man nahe zusammenlebt oder einfach eine Intensität an Beziehung mit jemandem hat, dann ist es durchaus möglich, das einfach als Grundlage zu nehmen und

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einen eigenen auszuarbeiten. Weil so einen Vertrag oder Verpflichtungen einzugehen, das kann sehr hilfreich sein in Beziehungen. Also die Zeit vergeht, der Abend verfließt, aber ich hoffe und denke auch, dass das jetzt doch so ein paar Ideen gibt, wie man das so angehen könnte. ??: … Lama Irene: Sie sagte, sie hätten zuerst jeder einzeln leise diesen Text gelesen und erst nachher ihn dann sich gegenseitig noch vorgelesen, und das wäre ein großer Unterschied gewesen, als sie es dann tatsächlich vorgelesen hätten. Das wäre sehr viel persönlicher noch geworden dadurch und auch lebendiger und klarer. Und ich habe dann zugefügt, dass wenn man eben als Paar lebt, dass es sehr schön sein kann, sich gegenseitig auch Texte vorzulesen, Dharma-Texte vorzulesen. Zu der Zeit, wo Lhundrup und ich gemeinsam Retreat gemacht haben, da haben wir oft nach dem Mittagessen uns gegenseitig Texte vorgelesen und uns dann auch darüber ausgetauscht. Und das war die Art und Weise, wie wir eben auch unsere Entspannungszeit miteinander verbracht haben. Das war etwas sehr Wertvolles, was mir später dann wirklich auch gefehlt hat, als ich in der Gruppe gelebt habe, da war so etwas irgendwie nicht mehr möglich. Wie ging’s dir? Hast du es auch in guter Erinnerung? Also wenn man als Paar lebt, wünsche ich euch sehr, dass ihr eben Zeit mit Qualität wirklich miteinander verbringen könnt. Jetzt ist es also Zeit, dass wir das abschließen wirklich, diese Austausche im Zusammenhang mit dem Leben als Paar und wie wir da die Dharma-Hinweise, die wir erhalten, anwenden könnten. Vielleicht gibt es jetzt noch das eine oder andere, was jemand der ganzen Gruppe sagen möchte, um diese Zeit der Austausche abzuschließen. ??: … Lama Irene: Er sagt also, dass, was ihn vorhin sehr angerührt hat, ist, als ich sagte, dass es im Leben als Paar eben auch darum geht, Zeit mit Qualität gemeinsam zu verbringen. Und das ist etwas, was er jetzt wirklich mitnehmen wird und sich auch bemühen wird, eben dafür anderes wegzulassen. ??: … Lama Irene: Sie bedankt sich also ganz herzlich bei Lhundrup und mir für das Herz und den Geist, den wir in diese Austausche gelegt haben, und sie hat dadurch eine neue Ebene der Beziehung entdeckt, die vorher für sie noch nicht so zugänglich war. ??: … Lama Irene: Er hat jetzt noch beigefügt, dass sie also seit dreißig Jahren oder sogar mehr als Paar zusammenleben, aber eben erst seit drei Jahren mit dem Dharma. Und das hat wirklich auch ihre Beziehung als Paar jetzt sehr verändert, auch so, sie haben jetzt nämlich keinen Fernseher mehr. Also sie haben jetzt Dharma-Praxis, und jetzt auch durch diese Austausche bereichert das ihr Leben als Paar nochmals weiter. Teilnehmerin: Also ich lebe zwar nicht als Paar, aber habe auch so meine Beziehungen und fand jetzt diesen Friedensvertrag doch sehr hilfreich. Werde da noch ein bisschen rumbasteln, aber ich glaube, denn kann ich für Freundschaften gut verwerten. Vielen Dank dafür. Teilnehmerin: …

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Lama Irene: Sie möchte einfach sagen, dass sie ihr Wohlbefinden des Momentes mit allen teilen möchte. Teilnehmerin: … Lama Irene: Teilnehmerin sagt, sie wünscht sich sehr, dass wir durch die Wärme und die Freundlichkeit, die in dieser Gruppe ist, wir gemeinsam Louis das widmen können, also ihm das zukommen lassen können, das wäre ihr großer Wunsch. Ich habe jetzt also vorgeschlagen, dass wir einige Male das om mani peme hung singen und das dem… widmen und dann natürlich eben auch allen Wesen, uns selber mit eingeschlossen.

Aufzeichnungen vom Ersten Kurs zu

„Dharma (Lodjong) und Paarbeziehungen“

23. bis 26. Juli 1998

(als Vorbereitung für den Zweiten Kurs)

Erster Vormittag

a) Einführung von L. Lhündrub:

- Warum dieser Kurs? - Was ist Lodjong? - Welche Beziehung hat diese Praxis zum Leben als Paar, als Familie oder in einer Gemeinschaft? - Warum heisst diese Praxis Sieben Punkte Geistestraining?

b) Erklärungen und Kontemplationen zu den vier grundlegenden Gedanken mit den Drublas Samten und Tcheudreun

c) Kleingruppenarbeit zu den Fragen:

- Wo und wie hat mir der Dharma bereits deutlich in der Paarbeziehung geholfen? - Welche Fragen möchte ich im Kurs ansprechen?

Eine Person in jeder der acht Gruppen (je etwa sechs Teilnehmer) schrieb die Fragen auf und notierte auch wesentliche andere Punkte für die Diskussion mit den Lehrern.

Erster Nachmittag

a) In der Mittagspause begannen die Teilnehmer mit dem Lesen der Kursunterlagen:

- Skript „Dharma in der Paarbeziehung“ - Skript „Zweiter Teil des Roten Fadens“ mit Erläuterungen zur Lodjongmeditation - Skript „Die Merksprüche des Sieben Punkte Geistestrainings mit kurzen Erklärungen“

b) Unterricht von Lama Lhündrub zu den Merksprüchen 1, 2, 6 und 7 mit Fragen und Antworten zu relativem und letztendlichem Bodhicitta

- In welcher Weise sind alle Phänomene wie ein Traum? Wie ist das zu verstehen?

- Gibt es überhaupt wirkliche Probleme?

c) Sammeln der in der Kleingruppenarbeit aufgeworfenen Fragen und gemeinsames Beantworten durch die drei Lehrer unter anderem von folgenden Fragen:

- Wie gehe ich damit um, dass Freunde und Familienangehörige Schwierigkeiten damit haben, dass ich buddhistisch praktiziere?

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- Steht eine Paarbeziehung im Widerspruch zur Grundhaltung des Dharmas alle Anhaftungen aufzugeben? Ist das Projekt Croizet nicht geradezu Ausdruck dieses Widerspruchs?

- Welche Bedeutung hat Sexualität im Dharma? Führen sexuelle Beziehungen zu einem Vermehren der Anhaftungen? Kann Sexualität als Praxis der Hingabe aufgefasst werden? Müssen dabei beide Partner den Dharma praktizieren?

Zweiter Vormittag

a) Erklärungen der beiden Drublas mit Kontemplationen zu Zuflucht, Bodhicitta, den vier grenzenlosen Kontemplationen, kurze Meditation auf den Lama (Tschenresi) sowie das Annehmen von sich selbst (Merkspruch 10), begleitet von den entsprechenden Wunschgebeten

b) Kleingruppenarbeit zu den Fragen

- Wo und wie könnte ich mich selbst (und dadurch auch den Partner) tiefer annehmen? - Welche Punkte im Skript zur Paarbeziehung bedürfen der Diskussion?

Zweiter Nachmittag

a) Tonglen mit sich selbst, und dann mit einer geliebten Person

b) Weiteres Sammeln der Fragen aus der ersten Kleingruppenarbeit und Unterricht zu Merksprüchen 8 und 9, sowie Diskussion unter anderem der Fragen:

- Wie gehe ich mit Konflikten in der Paarbeziehung um? - Wann müssen schwierige Punkte angesprochen werden? - Wie kann ich zu meinen Emotionen stehen? - Was ist das Wertvolle an Emotionen? - Wann gebe ich nach und wann muss ich mich abgrenzen?

Dritter Vormittag

a) Tonglen mit dem Partner, mit der Mutter oder dem Vater, sowie mit einer schwierigen Person

b) Unterweisungen und Diskussion zu:

- Was bedeutet Treue? miteinander durch Schwierigkeiten hindurchgehen? - Was bedeuten die fünf Grundgelübde, speziell das Respektieren bestehender Beziehungen? - Wie mit meiner eigenen Anziehung umgehen? - Wann ist Trennung sinnvoll?

Dritter Nachmittag

a) Meditation, dann Unterricht zu Merksatz 12 „Gib einem alle Schuld“ mit Diskussion zu:

- Hat die Lodjong-Haltung Grenzen? energisches Mitgefühl? - Wieweit den anderen gewinnen lassen? - Bringt Lodjong mich in Gefahr, abhängig oder dumm zu werden? - Wie funktioniert der Mechanismus der Projektion? - Wie kann ich aus samsarischen Mustern aussteigen? - Was ist wirkliche Liebe? - Was bedeutet Autonomität im Gegensatz zu Abhängigkeit?

b) Reihum-Brainstorming zu der Frage:

- Was für konkrete Methoden helfen mir bei Wut, Begierde und anderen Emotionen? (siehe S.3)

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Vierter Vormittag

Tonglen mit bestimmten Emotionen, Tonglen mit für mich schwierigen Situationen, Tonglen mit mehr und mehr Lebewesen (Widmungsmeditation).

Unterweisungen zu den Merksprüchen 19, 20, 21 und 22 (über die Anzeichen des Fortschrittes in der Lodjongpraxis). Zusammenfassung und Abschluss des Kurses.

Gruppengespräch mit Sammeln von Bitten und Vorschlägen für weitere Kurse in Croizet.

Vierter Nachmittag

Grosse Milarepa Tsog Puja in der Scheune von Croizet

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Anregungen für den Umgang mit schwierigen Situationen (von Kursteilnehmern)

Streit unterbrechen, sofortiger Rückzug beider Partner für eine Viertelstunde auf das Meditationskissen oder Spaziergang machen

vor dem Antworten dreimal tief in den Bauch atmen

schweigen solange nicht klar ist, was ich wirklich sagen möchte

bewusst Atmen und die Emotion in sich anschauen

die Beine fest auf dem Boden verankern, tief in den Bauch atmen, die Zunge siebenmal im Mund drehen und zuhören

erst sprechen, wenn ich mich etwas beruhigt habe, dann aber alles sagen, was mich beschäftigt

an den Lama denken „Was würde er tun?“, sich an den Dharma erinnern

den Gegenüber als Lama wahrnehmen

warme Badewanne einlaufen lassen, beide rein, erst einmal entspannen, dann Austausch

bewusst die Emotion übertreiben bis man lachen muss

Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, z.B. im Gesicht des anderen etwas suchen, was mir noch nie aufgefallen ist

Foto von Gendün Rinpotsche, Karmapa oder einem anderen Lama intensiv anschauen

Tonglen üben, ohne dass der andere etwas merkt; ihn und die Situation annehmen

Zuflucht nehmen, zum Lehrer beten (SOS), inneres Zwiegespräch mit Lehrer führen

denken, der Lama schaue gerade zu (wäre im Raum)

Tschenresi Mantras rezitieren

sich selbst als Diener der Situation betrachten

den anderen nicht verändern wollen!

achtsam sein, auch bevor es bereits kracht

den anderen ausreden lassen, ohne ihm ins Wort zu fallen, z.B.: nur der redet, der die Blume in der Hand hat (oder einen anderen Gegenstand)

Redezeit vereinbaren, z.B. jeder fünfzehn Minuten

auch mal platzen, schreien und Tasse an die Wand werfen (Rat eher für gehemmte Menschen), aber nachher miteinander sprechen

zumindest wissen, dass man - egal was man aus Wut anstellt - immer Unrecht hat; dann nimmt sich selbst nicht mehr so ernst

bei länger anhaltenden Konflikten unbedingt Hilfe suchen

„Karotte fürs Monster“ bringen oder einen ähnlichen Scherz konkret ausführen

schlicht und einfach nachgeben und den anderen recht haben lassen

Riegel vorschieben, sich disziplinieren und auf keinen Fall schädliche Handlungen ausführen

nur über sich selbst und die eigenen Emotionen sprechen

an Vergänglichkeit denken

Wünsche für den anderen machen

den anderen (das Objekt der Begierde) voll und ganz und immer wieder den drei Juwelen opfern

daran denken, wie dankbar ich dem anderen sein kann

daran denken, dass alle Schwierigkeiten in mir ihre Ursache haben

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wenn wir unserem Partner gerade nicht das geben können, was er/sie sich wünscht, gemeinsam etwas anderes Schönes machen

bei emotionalem Stau neue, kreative Ausdrucksmöglichkeiten suchen (Malen, Singen...)

Humor!

Gendün Rinpotsche: Die vielen Methoden, die uns zur Verfügung stehen, sind wie ein Raum mit vielen Stühlen: Wir suchen uns einfach den aus, der uns gerade am passendsten erscheint.

Ein Dichter: „Das Leid des anderen zu umarmen bedeutet, das eigene Leid zu umarmen.“

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Gewünschte Themen für zukünftige Kurse:

Kinder: Wie die Kinder erziehen? Wie kann eine Mutter ihre Kinder freigeben? Kinder haben wollen gleich Anhaftung? Wie Kinder in der Arbeit mit ihren Emotionen begleiten? Wie ihnen helfen, ihre Probleme zu lösen? eigene Wege gehen lassen? Selber den Dharma praktizieren, ohne ihn den Kindern aufzuzwingen? Wie soll man sich selbst sein, wenn man doch den Kindern ein gutes Vorbild sein sollte?

Eltern und Grosseltern: Zusammenleben und Ablösungsprozesse. Wie können wir die Beziehung zu unseren Eltern klären und tiefere Dankbarkeit entwickeln? Wie harmonisch zusammenleben, auch wenn sie den Dharma nicht kennen? Missioniertendenzen. Anhaftungen, Abneigungen und Liebe? Wie nicht mehr in die alten Muster hinein fallen? Auf gute Art alt werden? Angst vor dem Tod?

An sich selbst arbeiten: Warum halte ich am Leid fest? Wieso überhaupt loslassen? Und wie? Wie sich weiter öffnen dort, wo es schwierig wird? Wie mit den eigenen Schwächen umgehen? Wo kann ich Kraft finden? Wie die eigenen Triebe annehmen? Wie alle Handlungen mit aufrichtiger Motivation verknüpfen? Wie sich im Alltag immer wieder ausrichten, damit ich die Praxis nicht verliere? Wie kann ich anderen helfen, wenn ich noch nicht erleuchtet bin? Wenn ich Probleme habe - soll ich sie analysieren oder direkt loslassen? Wie Achtsamkeit/Aufmerksamkeit entwickeln, dass ich mich nicht in alten Tendenzen verstricke? Wie die eigenen Fehler erkennen? Was tun, wenn sich andere von meiner Entwicklung bedroht fühlen? Wie kann ich mit Menschen zusammenleben, die nicht den Dharma praktizieren?

Paarseminar (Fortsetzung): Ablösungsprozesse in der Partnerschaft bis hin zum Tod, gemeinsam alt werden. Was ist Liebe? Was ist Anhaftung? Geben und Annehmen, die Praxis der „offenen Hand“? Wie äussert sich Unterstützung des anderen im Alltag? Wechselwirkung Mann und Frau? Wie sind sie gleich und wie verschieden? Autonomie und völlige Hingabe/Dienen? Wie kann ich aus Verletzungen herausfinden, die mich blockieren? Wann hole ich Hilfe? Einsamkeit in der Beziehung? Sexualität als Flucht vor sich selbst oder um sich selbst besser kennenzulernen? Beziehungsstrukturen: Macht, Dominanz, verbale Überlegenheit; wie die Beziehung im Fluss halten, stets neue Harmonie/Gleichgewicht finden? Wie die richtige Distanz finden? Scheidung als Chance, wann? Wie erkenne ich, dass die Beziehung am Ende ist? Wie mit Fremdgehen/Untreue umgehen? mit Trennungsängsten? Sexuelle Enthaltsamkeit? Keuschheit gleich Reinheit? Wie am besten mit den sexuellen Energien umgehen? Wie sieht eine Paarbeziehung aus, wenn sich die Anhaftungen auflösen? Was hält zusammen? Was ist Freundschaft, was ist Liebe? Fortfahren mit den Merksprüchen (z.B. 13, 15 a/b, 16, 24, 25, 26, 27, 28, 30, 31, 33, 35, 45, 46, 51 und 54). „Das Hohelied der Liebe“ (nach Jörg Zink). Der Partner als Spiegel meiner selbst. Gibt es Dharmapraktiken zu zweit, als Paar? Manche Menschen haben die Tendenz, sich ohne Rücksicht zu verausgaben. Sollten sie ihren Raum und ihre persönliche Zeit mehr schützen? Was bedeutet, sich selbst zu vergessen und die anderen stets für wichtiger zu nehmen als sich selbst?

Lodjong für Fortgeschrittene: Komplette Erklärungen zur Arbeit mit allen Merksprüchen, vollständige Übertragung der Erklärungen Gendün Rinpotsches zum „Grossen Pfad des Erwachens“

Das Arbeiten mit Emotionen: Genaue Betrachtung der Mechanismen einer jeden Emotion und die entsprechend zu verwendenden Mittel. Einen Tag für jede Emotion: Begierde - Wut - Eifersucht - Stolz - Unwissenheit - Angst - Schuldgefühle.

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Lodjong für Psychotherapeuten: Wie kann der Dharma Therapeuten bei ihrer Arbeit helfen? Müssen wir Angst, dass von den Schwierigkeiten anderer etwas bei uns hängen bleibt?

Die vier grundlegenden Gedanken im Alltag: Kontemplation der kostbaren menschlichen Existenz und das Entwickeln von Dankbarkeit als Heilmittel für Depression; Kontemplation von Vergänglichkeit und Tod als Hilfe beim Loslassen und Ablösungsprozessen; Kontemplation von Karma als Hilfe für konkretes Handeln im Alltag, die Verantwortung voll übernehmen, die Freiheit nutzen; die Kontemplation der drei Arten von Leid als Hilfe im energischen Umgang mit Emotionen

Mündliche Unterweisungen von Gendün Rinpotsche (Fortsetzung): Die letzten beiden Kapitel aus Lama Rinchens Unterweisungen, sowie Passagen aus Tendrel, etc.

Schulung in Achtsamkeit: Einführung in die stille Meditation mit vielen Übungen für den Alltag